(Contra Haereses) 317

17. Kapitel: Was auf Jesus herabstieg, war der Hl. Geist

317 1.

Selbstverständlich hätten die Apostel sagen können, Christus sei auf Jesus hinabgestiegen, oder jener obere Erlöser auf den von der Heilsordnung, oder jener unsichtbare in den von dem Demiurgen — aber sie haben nichts Derartiges weder gewußt noch gesagt. Hätten sie es aber gewußt, dann hätten sie es gewiß auch gesagt, und was war, das sagten sie auch, daß nämlich der Geist Gottes wie eine Taube auf ihn herabgestiegen sei, jener Geist, von dem Isaias gesagt hat: „Und auf ihm wird ruhen der Geist Gottes“ (
Is 11,2), wie wir bereits erwähnt haben. Und wiederum: „Der Geist des Herrn ist über mir, weil er mich gesalbt hat“ (Ebd. 61,1); jener Geist, von welchem der Herr sagt: „Denn nicht ihr seid es, die ihr redet, sondern der Geist eures Vaters, der in euch redet“ (Mt 10,20). Und indem er wiederum seinen Jüngern die Macht der Wiedergeburt für Gott verleiht, sagte er ihnen: „Gehet und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Ebd. 28,19). Denn diesen in den jüngsten Tagen über seine Knechte und Mägde auszugießen, damit sie prophezeien sollten, das hatte er durch die Propheten versprochen. Daher stieg dieser auch auf den Sohn Gottes, der zum Menschensohn geworden war, hinab und gewöhnte sich bei ihm, im Menschengeschlechte zu wohnen und in den Menschen zu ruhen und Wohnung zu nehmen im Geschöpfe Gottes, indem er in ihnen den Willen des Vaters vollzog und sie aus dem Alten zur Neuheit Christi erneuerte.



2.

Diesen Geist erbat David für das menschliche Geschlecht, indem er sprach: „Und mit Deinem Urgeiste befestige mich!“ (Ps 50,14) Daß dieser nach der Himmelfahrt des Herrn auf die Jünger am Pfingstfeste herabgestiegen sei (Ac 2,3) und allen Völkern den Eintritt zum Leben eröffnete und das Neue Testament erschloß, berichtet Lukas. Deshalb lobpriesen sie auch in dem Zusammenwehen aller Sprachen Gott, indem der Geist die auseinanderwohnenden Stämme zur Einheit zurückführte und die Erstlinge aller Völker dem Vater darbot. Deshalb versprach der Herr auch, den Tröster zu senden (Jn 16,7) , der uns an Gott anpassen sollte. Wie nämlich aus dem trockenen Weizen ein Teig nicht werden kann ohne Feuchtigkeit, noch ein Brot, so konnten wir viele nicht eins werden in Christo Jesu ohne das Wasser, das vom Himmel kommt. Und wie die trockene Erde, wenn sie keine Feuchtigkeit empfängt, auch keine Frucht bringt, so würden auch wir, die wir von Haus aus trockenes Holz sind, niemals das Leben ohne den „Gnadenregen“ (Ps 67,10)von oben als Frucht bringen. Denn unsere Leiber haben durch jenes Bad, das zur Unvergänglichkeit dient, die Einheit empfangen, unsere Seelen aber durch den Geist. Daher ist auch beides nötig, da beides hinführt zum Leben in Gott. Erbarmte sich doch der Herr über jenes ehrvergessene samaritanische Weib, das bei einem Manne nicht blieb, sondern mit vielen herumbuhlte, und zeigte und versprach ihr das lebendige Wasser, damit sie fürder nicht dürste und trachte nach Anfeuchtung mit dem Mühewasser, wenn sie in sich habe den Trank, der da quillt zum ewigen Leben (Jn 4,7 ff.) . Dieses Geschenk, das der Herr von seinem Vater empfing, gab er auch denen, die an ihm Anteil haben, indem er auf die gesamte Erde den Heiligen Geist sandte.



3.

Dieses Gnadengeschenk sah Gedeon voraus, jener Israelit, den Gott auserwählte, um das Volk Israel aus der Macht der Fremden zu befreien (Vgl. Jg 6,37 ff.) . Er änderte seine Bitte und sagte voraus, daß das Wollfell, auf dem zuerst Tau gewesen war, weil es ein Vorbild des Volkes war, trocken bleiben werde, d. h. schon nicht mehr von Gott den Heiligen Geist haben werde, wie Isaias sagte: „Und ich werde den Wolken befehlen, nicht mehr zu regnen über sie“ (Is 5 Is 6). Auf der ganzen Erde aber war Tau, der den Geist Gottes bedeutet, der auf den Herrn herabstieg, „den Geist der Weisheit und des Verstandes, den Geist des Rates und der Stärke, den Geist der Wissenschaft und Frömmigkeit, den Geist der Furcht des Herrn Gottes“ (Ebd. 11,21). Ebendenselben gab er wiederum der Kirche, indem er auf die ganze Erde vom Himmel herab den Tröster sandte, von wo auch der Teufel nach den Worten des Herrn einst „wie ein Blitz herabgestürzt war“ (Lc 10,18). Daher tut uns der Tau Gottes not, damit wir nicht verbrannt werden und unfruchtbar bleiben, damit wir auch dort einen Fürsprecher haben, wo wir einen Ankläger haben. So empfahl der Herr dem Heiligen Geiste seinen Menschen. Dieser war unter die Räuber gefallen, und er erbarmte sich seiner, verband seine Wunden und gab zwei königliche Zehner (Ebd. 10,35 ff.) , damit wir, das Bild und die Inschrift des Vaters und des Sohnes durch den Geist empfangend, mit dem uns anvertrauten Zehner (Mt 25,16 ff.) Frucht brächten und vervielfacht ihn dem Herrn gutschrieben.



4.

Da also der Geist nach der vorbezeichneten Heilsordnung herabgestiegen war und der eingeborene Sohn Gottes, der auch das Wort des Vaters ist, in der Fülle der Zeit gekommen und Fleisch geworden war in dem Menschen und die gesamte Heilsordnung hinsichtlich des Menschen erfüllt hatte, und dieser ein und derselbe ist wie unser Herr Jesus Christus, wie der Herr selbst bezeugt und die Apostel bekennen und die Propheten verkünden, so sind offenbar erlogen alle die Lehren derer, die die Achtheiten und Vierheiten und Scheingebilde erfunden und Unterabteilungen erdacht haben. Sie heben den Geist auf, unterscheiden zwischen Christus und Jesus, lehren, daß es nicht einen, sondern mehrere Christusse gegeben habe, und wenn sie auch diese vereinigen, so sagen sie wiederum, daß der eine an dem Leiden beteiligt gewesen, der andere aber leidensunfähig geblieben sei, daß dieser in das Pleroma hinaufgestiegen, jener in dem Ort der Mitte zurückgeblieben sei, daß dieser in den unsichtbaren und unnennbaren Regionen schmause und sich vergnüge, jener aber bei dem Demiurgen sitze und seine Kraft aufzehre. Daher darfst Du und alle, welche sich mit dieser Schrift befassen und um ihr Heil besorgt sind, wenn solche Reden Euer Ohr treffen, ihnen nicht Glauben schenken. Obwohl sie nämlich, wie wir gesagt haben, Ähnliches wie die Gläubigen sprechen, verstehen sie darunter nicht nur Unähnliches, sondern sogar Entgegengesetztes und durchaus Gotteslästerliches, und töten dadurch die, welche durch den Gleichlaut der Worte das Gift ihrer ungleichen Gesinnung in sich aufnehmen. Sie reichen Gipswasser für Milch und täuschen durch die Ähnlichkeit der Farbe, wie ein Besserer als wir mit Bezug auf alle gesagt hat, welche auf irgend eine Weise die göttlichen Dinge fälschen und die Wahrheit vergewaltigen: „In Gottes Milch wird Gips böslich gemischt.“





18. Kapitel: Kein anderer als das Wort Gottes starb am Kreuze

318 1.

Wir haben somit klar bewiesen, daß das Wort, welches im Anfang bei Gott war, und durch welches alles gemacht worden ist, und das immer bei dem menschlichen Geschlechte weilte, jetzt in den letzten Zeiten gemäß der vom Vater bestimmten Zeit mit seinem Geschöpfe sich vereinte und zum leidensfähigen. Menschen geworden ist. Dadurch ist die Widerrede jener zurückgewiesen, die da behaupten, daß Christus vorher nicht gewesen ist, wenn er in der Zeit geboren ist. Wir haben nämlich gezeigt, daß der Sohn Gottes, der immer bei dem Vater gewesen ist, damals nicht seinen Anfang nahm. Vielmehr faßte er die lange Entwicklung der Menschen in sich zusammen, indem er durch die Inkarnation Mensch wurde, und gab uns in dieser Zusammenfassung das Heil, damit wir unser Sein nach, dem Bild und Gleichnis Gottes, das wir in Adam verloren hatten, in Christo Jesu wiedererlangen möchten.



2.

Es war nämlich unmöglich, den einmal besiegten und durch seinen Ungehorsam gefallenen Menschen neu zu schaffen und den Siegespreis ihm zu verleihen, aber ebenso unmöglich konnte der in die Sünde gefallene Mensch das Heil erlangen. Deshalb bewirkte beides der Sohn, der das Wort Gottes war, indem er vom Vater herunterstieg, Fleisch annahm und bis zum Tode ging. So erwirkte er uns unsere Erlösung. Mit Bezug hierauf sagt Paulus wiederum: „Sage nicht in deinem Herzen: Wer steigt zum Himmel herauf, um Christus nämlich herabzuholen? Oder wer wird in den Abgrund hinabsteigen, um Christus von den Toten zu befreien?“ (Röm. 10,6f.) Und bald darauf: „Wenn du wohl mit deinem Mund den Herrn Jesus bekennst und in deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn auferweckt hat von den Toten, so wirst du selig sein“ (Ebd. 10,9). Ferner gab er auch den Grund an, weswegen das Wort Gottes dieses getan hat, indem er sagt: „Dazu nämlich hat Christus gelebt und ist gestorben und auferstanden, damit er über die Lebenden und Toten herrsche“ (Ebd. 14,9). Und wiederum sagt er, indem er an die Korinther schreibt: „Wir aber verkündigen Christum Jesum, den gekreuzigten“ (
1Co 1,23). Und später: „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Teilnahme an dem Blute Christi?“ (Ebd, 10, 16)



3.

Wer ist es aber, der uns von den Speisen mitgeteilt hat? Der von ihnen erdichtete obere Christus, der sich über den Horos, d. i. Grenze, ausdehnte und ihre Mutter bildete, oder vielmehr der aus der Jungfrau geborene Emmanuel, der Butter und Honig nicht aß (Is 7,14 f.) und von dem der Prophet sagt: „Ein Mensch ist es, und wer wird ihn erkennen?“ (Jr 17,9) Derselbe wurde von Paulus mit den Worten verkündet: „Ich habe euch nämlich vor allem überliefert, daß Christus gestorben ist für unsere Sünden gemäß den Schriften, und daß er begraben ist und auferstanden ist am dritten Tage gemäß den: Schriften“ (1Co 15,3 f.). Es ist also offenbar, daß Paulus einen andern Christus nicht kennt als den allein, der gelitten hat, begraben worden ist und auferstanden ist, der auch geboren wurde, und den er Mensch genannt hat. Denn als er sagte: „So aber Christus verkündet wird, daß er von den Toten auferstanden ist“ (Ebd. 15,12), fügt er als Grund für seine Menschwerdung bei: „Denn durch einen Menschen ist der Tod und durch einen Menschen die Auferstehung von den Toten“ (1Co 15,21). Und überall, wenn er von dem Leiden des Herrn oder seiner Menschheit und seinem Tode redet, gebraucht er den Namen Christus, wie z. B.: „Verdirb nicht durch deine Speise jenen, für den Christus gestorben ist“ (Rm 14,15). Und wiederum: „Jetzt aber in Christus seid ihr, die ihr einst ferne waret, die nächsten geworden in dem Blute Christi“ (Ep 2,18). Und wiederum: „Christus hat uns erlöst von dem Fluche des Gesetzes, indem er für uns zum Fluche wurde, wie geschrieben steht: Verflucht ein jeder, der am Holze hängt“ (Ga 3,13). Und wiederum: „Und umkommen wird der Schwache an deinem Wissen, dein Bruder, für den Christus gestorben ist“ (1Co 8,11). Damit zeigt er an, daß nicht ein leidensunfähiger Christus auf Jesus hinabgestiegen ist, sondern daß gerade ein und derselbe Jesus Christus für uns gelitten hat, begraben wurde und auferstand, zu den Toten hinabstieg und auffuhr als der Sohn Gottes, der zum Menschensohn geworden ist, wie auch sein Name anzeigt. Denn der Name Christus bedeutet den, der salbt, und der gesalbt worden ist, und die Salbung selbst, in der er gesalbt wurde. Es salbte aber der Vater, gesalbt wurde der Sohn in dem Geiste, der die Salbung ist, gemäß dem Worte des Isaias, der da spricht: „Der Geist des Herrn ist über mir, deswegen hat er mich gesalbt“ (Is 61,1). Damit weist er hin auf den Vater, der salbt, den Sohn, der gesalbt wurde und den Geist, welcher die Salbung ist.



4.

Auch der Herr selbst tat den kund, der gelitten hat. Denn als er seine Schüler fragte: „Für wen halten die Menschen mich, den Menschensohn?“ (Mt 16,1) und als Petrus antwortete: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“, und von ihm gelobt wurde, daß Fleisch und Blut ihm das nicht geoffenbart hat, sondern der Vater, der im Himmel ist, da tat er kund, daß des Menschen Sohn kein anderer ist als Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. „Denn sogleich“, heißt es, „fing er an, zu zeigen den Lernenden, daß jener nach Jerusalem gehen muß und vieles dulden von den Priestern und verworfen und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen“ (Mt 16,21 f.). Der also von Petrus als der Christus bekannt war, der ihn selig gepriesen hatte, daß der Vater ihm den Sohn des lebendigen Gottes geoffenbart hatte, sagte, daß er vieles leiden müsse und gekreuzigt werden, und darauf schalt er den Petrus, der ihn nach dem Sinne der Menschen für Christus hielt und demnach seinem Leiden sich widersetzte, indem er zu den Jüngern sprach: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir! Wer nämlich seine Seele retten will, wird sie verlieren, und wer sie für mich verlieren wird, wird sie retten“ (Ebd. 16,24 f). So sprach nämlich Jesus offenbar als der Erlöser derjenigen, die für seinen Namen zum Tode geschleppt werden und ihre Seelen verlieren würden.



5.

Wenn er aber selber nicht gelitten hätte, sondern von dem Jesus fortgeflogen wäre, wie hätte er seine Jünger ermahnen können, das Kreuz auf sich zu nehmen und ihm nachzufolgen, wenn er, wie sie sagen, das Kreuz nicht selber auf sich nahm und sich dem für ihn bestimmten Leiden entzog? Daß er dies aber nicht, wie einige zu erklären wagen, von der Erkenntnis des oberen Kreuzes sagte, sondern von dem Leiden, das er auf sich nehmen mußte und seine Jünger erdulden sollten, zeigen seine Worte: „Wer immer nämlich seine Seele retten wird, wird sie verlieren, und wer sie verlieren wird, wird sie finden.“ Daß aber die Jünger seinetwegen leiden würden, sagte er den Juden mit den Worten: „Siehe, ich schicke zu euch die Propheten und Weise und Lehrer, und aus diesen werdet ihr töten und kreuzigen“ (Mt 23,34). Und seinen Jüngern sagte er: „Vor den Fürsten und Königen werdet ihr stehen um meinetwegen, und aus euch werden sie geißeln und töten und verfolgen von Stadt zu Stadt“ (Mt 10,18 f.). Er kannte also die, welche Leiden erdulden sollten, und die, welche gegeißelt und getötet werden sollten um seinetwegen. Also war nicht von einem anderen Kreuze, sondern von dem Leiden die Rede, das er selbst zuerst und dann seine Jünger erdulden sollten, indem er sie noch ermahnt: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet mehr denjenigen, der die Gewalt hat, Leib und Seele in die Hölle zu schicken“ (Mt 10,28)und die zu retten, die ihn bekennen werden! Versprach er doch selber, daß er die vor seinem Vater bekennen werde, die seinen Namen vor den Menschen bekennen würden; daß er aber die verleugnen werde, die ihn verleugneten (Ebd. 10,32) , und verstoßen, die sein Bekenntnis verstoßen würden (Mc 8,38) . Trotzdem haben sich einige zu solcher Kühnheit verstiegen, daß sie sogar die Märtyrer verachten und sie tadeln, weil sie sich für das Bekenntnis des Herrn töten lassen und alles ertragen, was von dem Herrn vorausgesagt worden ist, und demgemäß wagen, in die Fußstapfen der Passion des Herrn zu treten, indem sie Märtyrer[76] des leidensfähigen Christus geworden sind. Doch diese überlassen wir den Märtyrern selbst. Wann nämlich ihr Blut gefordert werden wird und diese dann Ruhm erlangen, dann werden von Christus verwirrt werden alle, die ihr Martyrium verunehrt haben. Aus des Herrn Wort am Kreuze: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lc 23,34)ergibt sich die Langmut und Geduld und Barmherzigkeit und Güte Christi, Selbst leidend, entschuldigte er noch die, welche ihn mißhandelt hatten. Denn das Wort Gottes, das zu uns sprach: „Liebet eure Feinde und betet für die, welche euch hassen“ (Mt 5,44), hat dies am Kreuze getan, und so weit ging seine Liebe zu dem menschlichen Geschlecht, daß er selbst für die, welche ihn töteten, betete. Wollte aber jemand einen Vergleich zwischen diesen beiden anstellen, so wird er finden, daß dieser viel besser und geduldiger und wahrhaft gut ist, der noch in den Wunden und Schmerzen und den Beleidigungen, die sie ihm zufügten, wohltätig ist und das gegen ihn verübte Unrecht vergißt, als der, welcher fortflog und keine Unbilde noch Schmach erdulden wollte.



6.

Genau dasselbe ist auch denen entgegenzuhalten, die da sagen, er habe nur scheinbar gelitten. Wenn er nämlich nicht in Wahrheit gelitten hat, dann hat auch kein Verdienst, der kein Leiden hat. Er täuscht uns offenbar, wenn er uns zu Beginn des Leidens empfiehlt, uns schlagen zu lassen und die andere Backe darzureichen (Mt 5,39) , wo er nicht zuvor selbst dieses in Wahrheit gelitten hat. Und wie er jene getäuscht hat, um von ihnen für das gehalten zu werden, was er nicht war, so täuscht er auch uns, wenn er uns ermahnt, das zu ertragen, was er selbst nicht ertragen hat. So werden wir über dem Lehrer sein, wenn wir leiden und aushalten, was der Lehrer weder gelitten noch ausgehalten hat. Aber allein Lehrer ist unser Herr, und in Wahrheit gut der Sohn Gottes, und geduldig, da das Wort Gottes des Vaters Sohn des Menschen geworden ist. Er kämpfte nämlich und siegte; denn er war der Mensch, der für seine Väter focht und durch seinen Gehorsam den Ungehorsam aufhob, der den Starken band (Ebd. 12,29) und die Schwachen löste und seinem Geschöpf Erlösung brachte, indem er die Sünde vernichtete. Denn überaus mild und barmherzig ist der Herr, und er liebt das Geschlecht der Menschen.



7.

So näherte und vereinte er, wie wir gesagt haben, den Menschen mit Gott. Wenn nämlich der Mensch nicht den Feind des Menschen besiegt hätte, so wäre nicht gerechterweise der Feind besiegt worden. Und wiederum hätte nicht Gott dem Menschen das Heil verliehen, so würden wir dessen nicht gewiß sein. Und wäre der Mensch nicht mit Gott verbunden worden, so hätte er keinen Anteil an der Unvergänglichkeit erlangen können. Es mußte nämlich der Mittler zwischen Gott und den Menschen kraft seines Verhältnisses zu beiden in Freundschaft und Eintracht beide zusammenführen und die Menschen Gott nahe bringen und die Menschen mit Gott bekannt machen. Aus welchem Grunde könnten wir denn teilhaftig sein der Annahme an Kindesstatt, wenn wir nicht durch den Sohn diese verwandtschaftliche Beziehung zu ihm empfangen hätten; wenn nicht sein Wort, Fleisch geworden, sie uns mitgeteilt hätte? Deshalb machte er auch jede Altersstufe durch, um für alle die Gemeinschaft mit Gott wiederherzustellen. Die also sagen, daß er nur scheinbar sich geoffenbart habe, nicht im Fleische geboren und nicht in Wahrheit Mensch geworden sei, die sind noch in der alten Verdammnis und stehen noch unter dem Fluch der Sünde, da nach ihnen der Tod nicht besiegt ist, „der von Adam bis auf Moses herrschte auch über die, welche nicht gesündigt haben nach Art der Übertretung Adams“ (Rm 5,14). Als aber das Gesetz kam und Zeugnis ablegte von der Sünde, daß er ein Sünder ist, da nahm es ihm zwar sein Reich und offenbarte, daß er ein Räuber, aber kein König ist; und zeigte ihn als Menschenmörder, es belastete den Menschen, der die Sünde in sich hatte, und zeigte ihm, daß er des Todes schuldig war. Da nämlich „das Gesetz geistig war“ (Ebd. 7,14), so offenbarte es nur die Sünde, hob sie aber nicht auf, weil die Sünde nicht über den Geist, sondern über den Menschen herrschte. Wer also die Sünde vernichten und den Menschen von seiner Todesschuld erlösen wollte, der mußte das werden, was jener war, nämlich Mensch. Denn der Mensch war von der Sünde in die Knechtschaft geschleppt und wurde von dem Tode festgehalten. Daher mußte die Sünde von einem Menschen überwunden werden, damit der Mensch des Todes ledig würde. Wie nämlich durch den Ungehorsam des einen Menschen, der zuerst von der jungen Erde gebildet war, die vielen Sünder wurden und das Leben verloren, so mußten auch durch den Gehorsam eines Menschen, der zuerst von einer Jungfrau geboren wurde, viele gerechtfertigt werden und ihr Heil erlangen. So wurde also das Wort Gottes Mensch, wie auch Moses sagt: „Gott, wahrhaft sind seine Werke“ (Dt 32,4). Wäre er aber nicht Fleisch geworden, sondern nur als solches erschienen, so wäre sein Werk nicht wahr gewesen. Was er schien, das war er also auch: Gott faßte in sich das alte Menschengebilde zusammen, um die Sünde zu vernichten, den Tod niederzuwerfen und den Menschen lebendig zu machen. Deswegen sind auch „wahrhaft seine Werke“.





19. Kapitel: Jesus Christus im eigentlichsten Sinne Sohn Gottes

319 1.

Ebenso verharren auch die in der Knechtschaft des alten Ungehorsams und sterben, die da sagen, er stamme als bloßer Mensch von Joseph ab. Da sie mit dem Worte Gottes des Vaters noch nicht vereint sind, empfangen sie durch den Sohn auch nicht die Freiheit, wie er selbst sagt: „Wenn der Sohn euch wird aus der Knechtschaft befreit haben, werdet ihr wahrhaft frei sein“ (
Jn 8,36). Kennen sie nicht den Emmanuel aus der Jungfrau, so berauben sie sich seines Geschenkes, welches das ewige Leben ist, und empfangen nicht das Wort der Unverweslichkeit, sondern verharren in dem sterblichen Fleische und sind Schuldner des Todes, weil sie die Arznei des Lebens nicht nehmen. Zu ihnen spricht das Wort, indem es auf sein Gnadengeschenk hinweist: „Ich habe gesagt, Götter seid ihr und Söhne des Allerhöchsten alle; ihr aber werdet wie Menschen sterben“ (Ps 81,6 f.). So spricht er zweifellos zu denen, die das Geschenk der Kindschaft nicht annehmen, sondern die Fleischwerdung der reinen Erzeugung des göttlichen Wortes verachten, indem sie den Menschen um die Erhebung zu Gott betrügen und undankbar gegen das Wort Gottes werden, das um ihretwillen Fleisch geworden ist. Dazu nämlich ist das Wort Gottes Mensch geworden und der Sohn Gottes zum Menschensohne, damit der Mensch das Wort in sich aufnehme und, an Kindesstatt angenommen, zum Sohn Gottes werde. Denn anders konnten wir nicht die Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit empfangen, als indem wir mit der Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit vereint würden. Wie hätten wir aber mit der Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit vereint werden können, wenn nicht die Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit vorher das geworden wäre, was wir sind, damit das Vergängliche von dem Unvergänglichen und das Sterbliche von dem Unsterblichen verschlungen werde (Vgl. 1Co 15,53) und wir die Annahme an Kindesstatt empfingen?



2.

Wer wird daher seine Geburt erzählen (Ps 53,8) , da er ein Mensch ist, und wer wird ihn erkennen? (Is 17,9) Der erkennt ihn, dem der Vater im Himmel es offenbart hat (Vgl Mt 16,17) , damit er einsehe, daß der, welcher nicht aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes (Jn 1,13) als Menschensohn geboren wurde, Christus, der Sohn des lebendigen Gottes ist (Mt 16,16) . Denn daß überhaupt keiner aus den Söhnen Adams schlechthin Gott genannt oder Herr geheißen wird, das haben wir aus den Schriften nachgewiesen. Alle aber, die nur ein wenig um die Wahrheit sich kümmern, können sehen, daß er allein von allen Menschen, die jemals gewesen sind, im eigentlichen Sinne als Gott und Herr und ewiger König und Eingeborener und fleischgewordenes Wort von allen Propheten und Aposteln und dem Geiste selber bekannt wird. Dies Zeugnis über ihn würden die Schriften nicht ausstellen, wenn er ähnlich wie alle ein bloßer Mensch gewesen wäre. Beide göttlichen Schriften bezeugen aber seine vor allem einzige glorreiche Geburt aus dem ewigen Vater und ebenso seine glorreiche Geburt aus der Jungfrau, und daß er als Mensch ohne Schönheit (Is 53,2) sein und leiden werde, daß er sitzen werde auf dem Füllen der Eselin (Za 9,9) , daß er mit Essig getränkt werden (Ps 68,22) ;?und im Volke verspottet werden würde (Ps 21,7) und in den Tod hinabsteigen, und daß er zugleich der heilige Herr und wunderbare Ratgeber (Is 9,6) und schön von Gestalt und der starke Geist sein werde, über den Wolken kommend als erster Richter des Weltalls (Mt 24,30) , dies alles haben von ihm die Schriften verkündet.



3.

Wie er nämlich Mensch war, um versucht zu werden, so war er auch das Wort, um verherrlicht zu werden. Das Wort ruhte, damit er versucht, verunehrt, gekreuzigt werden und sterben konnte; es tat sich aber mit dem Menschen zusammen, damit er siegen, ausharren, sich liebreich erweisen, auferstehen und in den Himmel auffahren konnte. Dieser Sohn Gottes also ist unser Herr und das Wort des Vaters und der Sohn des Menschen. Denn insofern er aus Maria, die von Menschen abstammte und daher selbst ein Mensch war, sein Dasein empfing, ist er der Sohn des Menschen geworden. Deswegen gab auch der Herr selbst uns das Zeichen in der Tiefe und in der Höhe oben (Is 7,11) , das der Mensch nicht verlangt hatte, weil er gar nicht hoffte, daß eine Jungfrau, die wirklich Jungfrau war, schwanger werden und einen Sohn gebären könne. Und dieser ihr Sohn war der „Gott mit uns“, stieg herunter auf die Erde (Ep 4,9) und suchte das verlorene Schaf (Lc 15,4) , das doch sein eigenes Geschöpf war, und stieg hinauf in die Höhe, um seinem Vater den Menschen, den er gefunden hatte, anzubieten und zu empfehlen, und stand selber als erster von den Toten auf, damit, wie das Haupt, so auch der ganze übrige Leib des Menschen, der das Leben empfangen hatte, nach der für seinen Ungehorsam festgesetzten Zeit der Verdammnis auferstehe, durch die innigste Verbindung erstarkend und gekräftigt (Ep 4,16) durch das Zutun Gottes, indem jedes Glied seinen eigenen und passenden Platz am Körper hat. Denn viele Wohnungen sind bei dem Vater (Jn 14,2) , wie auch viele Glieder am Körper.





20. Kapitel: Der Erlöser ist Gott und Mensch zugleich

320 1.

Langmütig also war Gott, als der Mensch fehlte, und sah jenen Sieg voraus, den das Wort für ihn davontragen würde. Denn da die Kraft in der Schwachheit vollendet wurde (
2Co 12,9) , zeigte es die Güte Gottes und seine allgewaltige Kraft. Wie er nämlich geduldig hinnahm, daß Jonas von dem Walfisch verschlungen wurde, nicht um verschlungen zu werden und gänzlich zugrunde zu gehen, sondern damit er ausgespieen wurde und Gott besser gehorchte (Jon 2,1 ff.) und den mehr verherrlichte, der ihm das unerwartete Heil geschenkt hatte, und zu rechter Buße die Niniviten führte, damit sie sich zu Gott, der sie vom Tode errettet hatte, bekehrten, da sie durch das Zeichen erschreckt worden waren, das er an Jonas getan hatte, gemäß dem Worte der Schrift: „Und sie bekehrten sich ein jeder von seinem bösen Wege und von der Ungerechtigkeit, die an ihren Händen war, indem sie sagten: Wer weiß, ob Gott nicht Mitleid haben und seinen Zorn von uns abwenden wird, und wir nicht untergehen werden“ (Ebd. 3,8 f.): so ließ Gott auch im Anfang zu, daß der Mensch von dem großen Walfisch, welcher der Urheber der Übertretung war, verschlungen wurde, aber nicht um verschlungen zu werden und gänzlich unterzugehen. Vielmehr bereitete Gott die Annahme des Heils sorgfältig vor, die durch das Wort in dem Zeichen des Jonas geschehen sollte für die, welche dieselbe Gesinnung wie Jonas in Betreff Gottes haben und wie jener bekennen and sprechen würden: „Ein Knecht des Herrn bin ich und ich verehre den Herrgott des Himmels, der das Meer und die Erde geschaffen hat“ (Ebd. 1,9). Denn indem der Mensch wider alle Hoffnung von Gott das Heil empfing, sollte er von den Toten auferstehen und Gott preisen und mit dem Propheten Jonas bekennen: „Ich habe gerufen zu dem Herrn, meinem Gott, in meiner Betrübnis, und er hat mich erhört aus dem Bauche der Unterwelt“ (Ebd. 2,3). Und immer sollte er verharren in der Lobpreisung Gottes und ohne Unterlaß Dank sagen für das Heil, das er von ihm erlangt hatte, damit kein Fleisch vor dem Herrn sich rühme (1Co 1,2) , noch jemals von Gott die irrige Meinung erhalte, daß eine Unsterblichkeit ihm von Natur aus zukomme, oder von der Wahrheit abweichend, sich in eitlem Stolze brüste, als ob er von Natur Gott gleich wäre. Das wäre ein noch größerer Undank gegen den Schöpfer und würde die Liebe Gottes zu den Menschen verdunkeln und den Sinn des Menschen verblenden, daß er nicht mehr fühlte, was Gottes würdig ist, wenn er sich mit Gott vergliche und sich ihm gleich hielte.



2.

Das war also die Langmut Gottes, daß der Mensch, durch alles hindurchgehend und seine sittliche Aufgabe erkennend, schließlich zur Auferstehung von den Toten gelangte und aus Erfahrung lernte, woher er erlöst wurde, und immer dankbar gegen Gott war, weil er von ihm das Geschenk der Unvergänglichkeit erlangt hatte und ihn deswegen mehr liebte — wem nämlich viel vergeben wird, der liebt mehr (Lc 7,43) —, sich selbst aber als sterblich und schwach erkannt hatte. Auch sollte er verstehen, daß Gottes Unsterblichkeit und Macht sich so weit erstreckt, daß er auch dem Sterblichen Unsterblichkeit und dem Zeitlichen Ewigkeit verleiht, und alle übrigen Gnadenerweise Gottes begreifen, die sich an ihm offenbarten, und daraus lernen und fühlen, wie groß Gott ist. Denn des Menschen Ruhm ist Gott, das Werk Gottes und das Gefäß seiner Weisheit und Kraft ist der Mensch. Wie der Arzt an den Kranken sich als tüchtig erweist, so offenbart sich Gott an den Menschen. Deswegen sagt auch Paulus: „Es verschloß aber Gott alles im Unglauben, um sich aller zu erbarmen“ (Rm 11,32). Das sagte er nicht von den geistigen Äonen, sondern von dem Menschen, der gegen Gott ungehorsam gewesen und von der Unsterblichkeit ausgeschlossen war, dann aber Barmherzigkeit erlangte, indem er durch den Sohn Gottes allein an Kindesstatt angenommen wurde. Wer nämlich ohne Prahlerei und Aufgeblasenheit die wahre Ehre der Geschöpfe und des Schöpfers, d. h. des allmächtigen Gottes, der allen das Dasein verleiht, im Auge behält, und in der Liebe, Demut und Dankbarkeit verharrt, der wird noch größere Herrlichkeit von ihm empfangen und fortfahrend dem ganz ähnlich werden, der für ihn gestorben ist. Nahm doch auch er die Ähnlichkeit des sündigen Fleisches an (Vgl. Röm. Rm 8,3) , um die Sünde zu verurteilen und sie gleichsam aus dem Leibe zu verbannen, den Menschen aber zu seiner Nachfolge aufzurufen, indem er ihn zur Nachahmung Gottes bestimmte und ihm Gott als Richtschnur vorhielt, damit er ihn schaue. So machte das Wort Gottes, das im Menschen wohnte, den Menschen fähig, den Vater zu begreifen, und wurde zum Menschensohne, damit der Mensch sich gewöhne, Gott aufzunehmen, und Gott sich gewöhne, im Menschen zu wohnen nach dem Wohlgefallen des Vaters.



3.

Demgemäß ist der Herr selbst jener als Zeichen unseres Heils aus der Jungfrau verheißene Emmanuel. Er war es, der da die erlöste, die aus sich selbst nicht erlöst werden konnten. Auf diese Schwäche des Menschen weist Paulus hin, wenn er sagt: „Ich weiß ja, dass in meinem Fleische nicht das Gute wohnt“ (Rm 7,18). Oder mit anderen Worten: Nicht aus uns, sondern aus Gott ist das Gut unseres Heils. Und wiederum spricht er: “Ich armer Mensch, wer wird mich erlösen von dem Körper dieses Todes?“ (Ebd. 7,24) Dann nennt er als Erlöser: “Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi“ (Ebd. 7,25). Dasselbe lehrt auch Isaias: „Werdet stark, ihr müden Hände und ihr schwankenden Knie, ermuntert euch, ihr Kleinmütigen, werdet stark und fürchtet euch nicht: Siehe, unser Gott wird Gericht abhalten und vergelten, er selbst wird kommen und uns erlösen“ (Is 35,3 f.). Also nicht aus uns, sondern durch Gottes Hilfe sollen wir gerettet werden.



4.

Ferner sollte der Erlöser weder bloßer Mensch, noch ohne Leib wie die Engel sein. Denn ausdrücklich sagt Isaias: „Weder ein Älterer noch ein Engel, sondern der Herr selbst wird sie erlösen, denn er liebt sie und schonet ihrer; er selbst wird sie erlösen“ (Ebd. 63,9). Auch sagt Isaias weiter, daß er ein wahrer, sichtbarer Mensch sein sollte, obwohl er das Wort der Erlösung ist, indem er spricht: „Siehe, du Stadt Sion, unser Heil werden deine Augen sehen“ (Ebd. 33,20). Ferner zeigt Isaias an, daß der, welcher für uns sterben sollte, nicht bloßer Mensch sein würde, mit den Worten: „Und es gedachte der Herr, der Heilige Israels, seiner Toten, die vorher geschlafen hatten im Lande des Begrabens; und er stieg herab zu ihnen, zu verkündigen sein Heil, um sie zu retten“[77] . Ebendasselbe sagt auch der Apostel Amos: „Er selbst wird sich umkehren und sich unser erbarmen, aufheben wird er unsere Ungerechtigkeit und versenken wird er in die Tiefe des Meeres unsere Sünden“[78] . Und indem er den Ort seiner Ankunft bezeichnet, sagt er: „Der Herr sprach aus Sion, und aus Jerusalem ließ er seine Stimme erschallen“ (Am 1,2). Daß aber aus dem Teile des Erbteils Juda, der nach Süden liegt, der Sohn Gottes kommen werde, der Gott ist, und daß, der aus Bethlehem war, wo der Herr geboren wurde, in alle Lande aussenden werde sein Lob, hat der Prophet Habakuk mit den Worten verkündet: „Gott wird aus Süden kommen und der Heilige von dem Berge Effrem. Es bedeckt den Himmel seine Kraft, und von seinem Lobe ist voll die Erde. Vor seinem Angesicht wird einhergehen das Wort, und auf den Feldern werden schreiten seine Füße“ (Ha 3,3 f.). Damit sagt er deutlich, daß er Gott ist, daß in Bethlehem und vom Berge Effrem, der nach Süden liegt, seine Ankunft sein wird, und daß er Mensch ist. „Es werden daherschreiten auf den Feldern seine Füße“ — das kennzeichnet recht eigentlich den Menschen.






(Contra Haereses) 317