Generalaudienzen 2005-2013 17056

Mittwoch, 17. Mai 2006

17056

Liebe Brüder und Schwestern!

In der neuen Katechesereihe haben wir zunächst versucht, besser zu verstehen, was die Kirche ist, welche Vorstellung der Herr hinsichtlich dieser seiner neuen Familie hat. Dann haben wir gesagt, daß die Kirche in den Personen existiert. Und wir haben gesehen, daß der Herr diese neue Wirklichkeit, die Kirche, den zwölf Aposteln anvertraut hat. Nun wollen wir diese einzeln, einen nach dem anderen betrachten, um anhand der Personen zu verstehen, was es heißt, Kirche zu leben, was es heißt, Jesus nachzufolgen. Wir beginnen mit dem hl. Petrus.

Nach Jesus ist Petrus die bekannteste und meistgenannte Person in den Schriften des Neuen Testaments: Er wird 154 mal mit dem Beinamen »Pétros«, »Stein«, »Fels«, erwähnt: Das ist die griechische Übersetzung des aramäischen »Kefa«, jenes Namens, der ihm direkt von Jesus gegeben wurde und der neunmal, vor allem in den Paulusbriefen, belegt ist; dann ist noch der häufig angeführte Name »Simon« hinzuzufügen (75 mal), die gräzisierte Form seines ursprünglichen hebräischen Namens »Simeon« (zweimal:
Ac 15,14 2P 1,1). Simon, der Sohn des Johannes (vgl. Jn 1,42) oder, in der aramäischen Form, »Barjona«, Sohn des Jonas (vgl. Mt 16,17), stammt aus Betsaida (vgl. Jn 1,44), einer kleinen Stadt östlich des Sees von Galiläa, aus der auch Philippus und natürlich Andreas, der Bruder des Simon, kamen. Seine Aussprache verriet den galiläischen Akzent. Auch er war, wie sein Bruder, Fischer: Zusammen mit der Familie des Zebedäus, des Vaters von Jakobus und Johannes, führte er einen kleinen Fischereibetrieb am See Gennesaret (vgl. Lc 5,10). Deshalb dürfte er einen gewissen wirtschaftlichen Wohlstand genossen haben, und er war von einem aufrichtigen religiösen Interesse beseelt, von einem Verlangen nach Gott - er wünschte sich, daß Gott in der Welt eingreife -, ein Verlangen, das ihn dazu veranlaßte, sich zusammen mit seinem Bruder bis nach Judäa zu begeben, um der Verkündigung Johannes des Täufers zu folgen (vgl. Jn 1,35-42).

Er war ein strenggläubiger Jude, vertraute auf die wirksame Gegenwart Gottes in der Geschichte seines Volkes, und es schmerzte ihn, daß er Gottes mächtiges Wirken in den Begebenheiten, deren Zeuge er jetzt war, nicht zu sehen vermochte. Er war verheiratet, und seine Schwiegermutter, die eines Tages von Jesus geheilt wurde, lebte in der Stadt Kafarnaum in dem Haus, in dem auch Simon wohnte, wenn er sich in jener Stadt aufhielt (vgl. Mt 8,14f.; Mc 1,29ff.; Lc 4,38f.). Durch kürzlich erfolgte archäologische Ausgrabungen ist es gelungen, unter dem achteckigen Mosaikfußboden einer kleinen byzantinischen Kirche die Spuren einer älteren Kirche zutage zu fördern, die in jenem Haus eingerichtet worden war, wie die Graffiti mit Anrufungen an Petrus bezeugen. Die Evangelien berichten uns, daß Petrus unter den ersten vier Jüngern des Nazareners war (vgl. Lc 5,1-11), denen sich ein fünfter anschloß, entsprechend dem Brauch jedes Rabbiners, fünf Schüler zu haben (vgl. Lc 5,27, Berufung des Levi). Als dann Jesus von fünf zu zwölf Jüngern übergeht (vgl. Lc 9,1-6), wird die Neuheit seiner Sendung klar: Er ist nicht ein Rabbiner unter vielen, sondern er ist gekommen, das endzeitliche Israel zusammenzuführen, das durch die Zahl Zwölf, die Zahl der Stämme Israels, symbolisiert wird.

Simon tritt uns in den Evangelien mit einem entschiedenen und impulsiven Charakter entgegen; er ist bereit, seine Überzeugungen auch mit Gewalt durchzusetzen (man denke an den Gebrauch des Schwertes im Garten am Fuß des Ölbergs, vgl. Jn 18,10f.). Gleichzeitig ist er manchmal naiv und ängstlich und dennoch ehrlich, bis hin zur aufrichtigsten Reue (vgl. Mt 26,75). Die Evangelien erlauben es, seinen geistlichen Weg Schritt für Schritt zu verfolgen. Der Ausgangspunkt ist die Berufung durch Jesus. Sie ereignet sich an einem gewöhnlichen Tag, während Petrus seiner Arbeit als Fischer nachgeht. Jesus befindet sich am See Gennesaret, und um ihn drängt sich die Menge, weil sie ihn hören will. Die Zahl der Zuhörer bereitet einige Schwierigkeiten. Der Meister sieht zwei Boote, die am Ufer liegen; die Fischer sind ausgestiegen und waschen die Netze. Da fragt er, ob er in das Boot, das Boot des Simon, einsteigen dürfe, und bittet ihn, vom Land wegzufahren. Er nimmt auf jenem improvisierten Lehrstuhl Platz und beginnt, das Volk vom Boot aus zu lehren (vgl. Lc 5,1-3). Und auf diese Weise wird das Boot des Petrus zum Lehrstuhl Jesu, zur »Kathedra«. Als er seine Rede beendet hat, sagt er zu Simon: »Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus!« Simon antwortet ihm: »Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen« (Lc 5,4-5). Jesus war Zimmermann und kein Experte im Fischfang: Dennoch vertraut der Fischer Petrus diesem Rabbi, der ihm keine Antworten gibt, sondern ihn dazu aufruft, ihm zu vertrauen. Seine Reaktion angesichts des wunderbaren Fischfangs ist Staunen und Schrecken: »Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder« (Lc 5,8). Jesus antwortet ihm, indem er ihn auffordert, zu vertrauen und sich einem Plan zu öffnen, der alle seine Perspektiven übersteigt: »Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen« (Lc 5,10). Petrus konnte sich noch nicht vorstellen, daß er eines Tages nach Rom kommen und hier »Menschenfischer« für den Herrn sein würde. Er nimmt die überraschende Berufung an, sich in dieses große Abenteuer hineinziehen zu lassen: Er ist großmütig, er erkennt, daß er Grenzen hat, aber er glaubt an denjenigen, der ihn ruft, und folgt dem Traum seines Herzens. Er sagt Ja - ein mutiges und hochherziges Ja - und wird Jünger Jesu.

Einen anderen bedeutsamen Augenblick seines geistlichen Weges wird Petrus in der Nähe von Cäsarea Philippi erleben, als Jesus den Jüngern eine präzise Frage stellt: »Für wen halten mich die Menschen?« (Mc 8,27). Jesus genügt jedoch die aus dem Hörensagen stammende Antwort nicht. Von jemandem, der sich darauf eingelassen hat, in persönliche Beziehung zu ihm zu treten, möchte er eine persönliche Stellungnahme. Deshalb fragt er weiter: »Ihr aber, für wen haltet ihr mich?« (Mc 8,29). Es ist Petrus, der auch für die anderen antwortet: »Du bist der Christus«, das heißt der Messias (vgl. ebd.). Diese Antwort des Petrus, die nicht aus seinem »Fleisch und Blut« kam, sondern ihm vom Vater im Himmel geschenkt wurde (vgl. Mt 16,17), trägt gleichsam im Keim das künftige Glaubensbekenntnis der Kirche in sich. Dennoch hatte Petrus noch nicht den tiefen Gehalt der messianischen Sendung Jesu, den neuen Sinn dieses Wortes »Messias « verstanden. Das zeigt er wenig später, als er zu verstehen gibt, daß der Messias, den er in seinen Träumen ersehnt, sich sehr vom tatsächlichen Plan Gottes unterscheidet. Angesichts der Ankündigung der Passion entrüstet er sich und protestiert, womit er die heftige Reaktion Jesu hervorruft (vgl. Mc 8,32-33). Petrus will einen Messias, der als »göttlicher Mensch« die Erwartungen des Volkes erfüllt, indem er allen seine Macht auferlegt: Es ist auch unser Wunsch, daß der Herr seine Macht durchsetzt und die Welt sofort verwandelt; Jesus zeigt sich als »menschlicher Gott«, als Gottesknecht, der die Menge in ihren Erwartungen erschüttert, als er einen Weg der Demut und des Leidens einschlägt. Das ist die entscheidende Alternative, die auch wir immer wieder neu lernen müssen: Unter Zurückweisung Jesu den eigenen Erwartungen den Vorzug zu geben oder aber Jesus in der Wahrheit seiner Sendung anzunehmen und die allzu menschlichen Erwartungen zurückzustellen. Petrus - impulsiv, wie er ist - zögert nicht, Jesus beiseite zu nehmen und ihn zu tadeln. Die Antwort Jesu läßt alle seine falschen Erwartungen zusammenbrechen, als dieser ihn zu Bekehrung und Nachfolge aufruft: »Weiche hinter mich, Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen« (Mc 8,33). Nicht du sollst mir den Weg weisen: Ich schlage meinen Weg ein, und du sollst wieder hinter mir hergehen.

So lernt Petrus, was es heißt, Jesus wirklich nachzufolgen. Es ist seine zweite Berufung, ähnlich jener Abrahams in Genesis 22, die auf die von Genesis 12 folgt: »Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten« (Mc 8,34-35). Das ist das anspruchsvolle Gesetz der Nachfolge: Man muß, wenn es notwendig ist, auf die ganze Welt verzichten können, um die wahren Werte zu retten, die Seele zu retten, die Gegenwart Gottes in der Welt zu retten (vgl. Mc 8,36-37). Petrus nimmt, wenn auch mit Mühe, die Einladung Jesu an und setzt seinen Weg auf den Spuren des Meisters fort.

Mir scheint, daß diese verschiedenen Bekehrungen des hl. Petrus und seine ganze Gestalt ein großer Trost und eine großartige Lehre für uns sind: Auch wir haben Verlangen nach Gott, auch wir wollen großmütig sein, aber auch wir erwarten, daß Gott sich in der Welt als stark erweist und die Welt gemäß unseren Vorstellungen und gemäß den Bedürfnissen, die wir sehen, sofort verwandelt. Gott wählt einen anderen Weg. Gott wählt den Weg der Verwandlung der Herzen im Leiden und in der Demut. Und wie Petrus müssen auch wir uns immer wieder bekehren. Wir müssen Jesus nachfolgen und ihm nicht vorausgehen: Er ist es, der uns den Weg weist. So sagt uns Petrus: Du glaubst, die richtige Formel zu besitzen und das Christentum verändern zu müssen, aber es ist der Herr, der den Weg kennt. Es ist der Herr, der zu mir sagt, der zu dir sagt: Folge mir nach! Und wir müssen den Mut und die Demut haben, Jesus nachzufolgen, weil er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.

In den Katechesen zum apostolischen Amt habe ich mich bisher theologischen Aspekten zugewandt, vornehmlich der Bedeutung des apostolischen Dienstes für die Gemeinschaft der Kirche. Nun in den folgenden Katechesen möchte ich gern die einzelnen Apostel etwas betrachten.

Nach Jesus Christus ist im Neuen Testament der Apostel Petrus die meistgenannte Person. Simon Petrus stammte aus Betsaida, war Fischer wie sein Bruder Andreas und gehörte zu den ersten vier Jüngern Jesu. Im Anschluß an den wunderbaren Fischfang ruft Jesus den Fischer Simon zu einer Aufgabe, die all seine Vorstellungen übersteigt: „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“ (Lc 5,10). Petrus vertraut dem Herrn und wird sein Jünger. Ein weiterer bedeutender Moment ist dann das Bekenntnis des Petrus in Cäsarea Philippi: „Du bist der Messias!“ (Mc 8,29). Diese Antwort, die ihm der Vater im Himmel eingegeben hat, ist gewissermaßen der Keim des zukünftigen Bekenntnisses und des Glaubens der Kirche. Zu diesem Zeitpunkt hatte Petrus aber noch nicht die wahre Bedeutung der Sendung Christi, die Umformung der messianischen Idee verstanden; zu sehr war er noch menschlichem Denken und menschlichen Erwartungen verhaftet. So ruft Jesus ihn zur Umkehr und in die Nachfolge, die das Kreuz miteinschließt: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mc 8,34).
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Mit Freude heiße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache willkommen, vor allem euch, liebe Jugendliche! Jesus Christus tritt auch heute in die Lebenswelt der Menschen und ruft uns heute zur Nachfolge. Der Herr zeigt einem jeden von uns, wo er als sein Jünger wirken soll und das kann auch wie bei Petrus oft ein überraschender Ruf sein. Aber wie er ihm vertraut hat, so rufe ich euch auf: Vertraut ihm; seid offen und bereit für seinen Anruf! Gottes Gnade begleite Euch alle Tage!
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Ich grüße die hier anwesenden polnischen Pilger und freue mich, in Kürze Polen einen Besuch abstatten zu können. Das Motto des Besuches lautet: ›Steht fest im Glauben‹. Bereits heute bitte ich euch sowie die ganze Kirche von Polen zu beten, auf daß wir uns mit der Hilfe der Gnade Gottes gegenseitig in der Bezeugung des Glaubens stärken. Der Diener Gottes Johannes Paul II. begleite uns. Gelobt sei Jesus Christus!



Mittwoch, 24. Mai 2006

24056

Liebe Brüder und Schwestern!

In diesen Katechesen denken wir über die Kirche nach. Wir haben gesagt, daß die Kirche in den Personen lebt, und deshalb haben wir in der letzten Katechese begonnen, über die Gestalten der einzelnen Apostel nachzudenken, angefangen beim hl. Petrus. Wir haben zwei entscheidende Abschnitte seines Lebens betrachtet: die Berufung am See von Galiläa und dann das Glaubensbekenntnis: »Du bist der Christus, der Messias«. Ein Bekenntnis, so haben wir gesagt, das noch unzureichend ist, in den Anfängen steht, und das dennoch offen ist. Der hl. Petrus stellt sich in den Weg der Nachfolge. Und so trägt dieses anfängliche Bekenntnis gleichsam im Keim bereits den künftigen Glauben der Kirche in sich. Heute wollen wir zwei weitere wichtige Ereignisse im Leben des hl. Petrus betrachten: die Brotvermehrung - wir haben in dem soeben gelesenen Abschnitt die Frage des Herrn und die Antwort des Petrus gehört - und danach den Herrn, der Petrus dazu beruft, Hirt der universalen Kirche zu sein.

Wir beginnen mit dem Ereignis der Brotvermehrung. Ihr wißt, daß das Volk dem Herrn stundenlang zugehört hatte. Am Ende sagt Jesus: Sie sind müde, sie haben Hunger, wir müssen diesen Menschen zu essen geben. Die Apostel fragen: Aber wie? Und Andreas, der Bruder des Petrus, lenkt die Aufmerksamkeit Jesu auf einen Jungen, der fünf Brote und zwei Fische bei sich hat. Doch was ist das für so viele Menschen, fragen sich die Apostel. Doch der Herr läßt die Menschen sich setzen und diese fünf Brote und zwei Fische verteilen. Und alle werden satt. Ja, der Herr beauftragt sogar die Apostel, unter ihnen auch Petrus, die reichlichen Reste einzusammeln: zwölf Körbe voll Brot (vgl.
Jn 6,12-13). Daraufhin wollen die Menschen, als sie dieses Wunder sehen - das die so sehr erwartete Erneuerung eines neuen »Manna«, Geschenk des Brotes vom Himmel, zu sein scheint -, Jesus zu ihrem König machen. Aber Jesus nimmt das nicht an und zieht sich auf den Berg zurück, um ganz allein zu beten. Am nächsten Tag, am anderen Ufer des Sees, in der Synagoge von Kafarnaum, legte Jesus das Wunder aus - nicht im Sinne einer Königsherrschaft über Israel mit Macht von dieser Welt in der Art, wie die Menge sie erhoffte, sondern im Sinne der Gabe seiner selbst: »Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt« (Jn 6,51). Jesus kündigt das Kreuz an und mit dem Kreuz die wahre Brotvermehrung, das eucharistische Brot - seine vollkommen neue Weise, König zu sein, eine Weise, die in völligem Gegensatz zu den Erwartungen der Menschen steht.

Wir können verstehen, daß diese Worte des Meisters - der nicht jeden Tag eine Brotvermehrung vollbringen will, der Israel keine Macht von dieser Welt anbieten will - den Menschen wirklich Schwierigkeiten bereiteten, ja daß sie für sie sogar unannehmbar waren. »Er gibt sein Fleisch«: Was soll das heißen? Und auch den Jüngern erscheint das, was Jesus in diesem Augenblick sagt, unannehmbar zu sein. Es war und ist für unser Herz, für unsere Mentalität, eine »unerträgliche« Rede, die den Glauben auf die Probe stellt (vgl. Jn 6,60). Viele Jünger zogen sich zurück. Sie wollten jemanden, der wirklich den Staat Israels, seines Volkes, erneuert, und nicht jemanden, der sagt: »Ich gebe mein Fleisch.« Wir können uns vorstellen, daß die Worte Jesu auch für Petrus, der sich in Cäsarea Philippi der Prophezeiung des Kreuzes entgegengestellt hatte, schwierig waren. Und dennoch, als Jesus die Zwölf fragte: »Wollt auch ihr weggehen?«, reagierte Petrus, vom Heiligen Geist geleitet, mit dem Schwung seines großzügigen Herzens. Im Namen aller antwortete er mit unvergänglichen Worten, die auch unsere Worte sind: »Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes« (vgl. Jn 6,66-69).

Hier gibt Petrus wie in Cäsarea mit seinen Worten dem christologischen Glaubensbekenntnis der Kirche seinen Anfang und wird zum Sprachrohr auch der anderen Apostel und von uns Gläubigen aller Zeiten. Das will nicht heißen, daß er das Geheimnis Christi schon in seiner ganzen Tiefe verstanden hätte. Sein Glaube war noch ein Glaube, der in den Anfängen stand, ein Glaube auf dem Weg; zur wahren Fülle sollte er erst durch die Erfahrung des Ostergeschehens gelangen. Aber trotzdem war es schon Glaube, ein für die größere Wirklichkeit offener Glaube - offen vor allem deshalb, weil er kein Glaube an etwas, sondern Glaube an jemanden war: an Ihn, Christus. So ist auch unser Glaube immer ein Glaube, der in den Anfängen steht, und wir müssen noch einen langen Weg zurücklegen. Aber es ist wesentlich, daß es ein offener Glaube ist und daß wir uns von Jesus führen lassen, weil er den Weg nicht nur kennt, sondern der Weg ist.

Seine ungestüme Großherzigkeit bewahrt Petrus freilich nicht vor den Gefahren, die mit der menschlichen Schwäche verbunden sind. Das können wir im übrigen auf der Grundlage unseres eigenen Lebens bestätigen. Petrus ist Jesus mit Eifer gefolgt, er hat die Glaubensprüfung bestanden, indem er sich ihm ganz hingab. Trotzdem kommt der Augenblick, in dem er der Angst nachgibt und fällt: Er verrät den Meister (vgl. Mc 14,66-72). Die Schule des Glaubens ist kein Triumphmarsch, sondern ein Weg, der mit Leiden und Liebe bedeckt ist, mit Prüfungen und einer Treue, die jeden Tag erneuert werden muß. Petrus, der vollkommene Treue versprochen hatte, kennt die Bitternis und die Demütigung der Verleugnung: Der Übermütige lernt auf eigene Kosten die Demut. Auch Petrus muß lernen, schwach zu sein und der Vergebung zu bedürfen. Als ihm endlich die Maske abfällt und er die Wahrheit seines schwachen Herzens, das das Herz eines gläubigen Sünders ist, begreift, bricht er in befreiende Tränen der Reue aus. Nach diesen Tränen ist er bereit für seine Sendung.

An einem Frühlingsmorgen wird ihm diese Sendung vom auferstandenen Jesus anvertraut werden. Die Begegnung wird sich am Ufer des Sees von Tiberias zutragen. Es ist der Evangelist Johannes, der uns das Gespräch überliefert, das bei dieser Gelegenheit zwischen Jesus und Petrus stattfindet. Hier tritt uns in den Verben ein sehr bedeutsames Wortspiel entgegen. Im Griechischen drückt das Verb »philéo« die freundschaftliche Liebe aus, die zwar zärtlich, aber nicht allumfassend ist, während das Verb »agapáo« die vorbehaltlose, allumfassende und bedingungslose Liebe bedeutet. Jesus fragt Petrus beim ersten Mal: »Simon…, liebst du mich (agapâs-me)« mit dieser allumfassenden und bedingungslosen Liebe (vgl. Jn 21,15)? Vor der Erfahrung des Verrates hätte der Apostel sicherlich gesagt: »Ich liebe dich (agapô-se)bedingungslos«. Jetzt, da er die bittere Traurigkeit der Untreue, das Drama der eigenen Schwäche kennengelernt hat, sagt er voll Demut: »Herr, ich habe dich lieb (philô-se)«, das heißt: »Ich liebe dich mit meiner armseligen menschlichen Liebe«. Christus fragt noch einmal: »Simon, liebst du mich mit dieser allumfassenden Liebe, die ich will?« Und Petrus wiederholt die Antwort seiner demütigen menschlichen Liebe: »Kyrie, philô-se«, »Herr, ich habe dich lieb, so wie ich liebzuhaben vermag«. Beim dritten Mal sagt Jesus zu Simon nur: »Phileîs-me?«, »Hast du mich lieb?«. Simon versteht, daß Jesus seine armselige Liebe genügt, die einzige, zu der er fähig ist, und trotzdem ist er traurig darüber, daß der Herr so zu ihm sprechen mußte. Deshalb antwortet er ihm: »Herr, du weißt alles; du weißt, daß ich dich lieb habe (philô-se)«. Man möchte fast sagen, daß Jesus sich eher an Petrus angepaßt hat als Petrus an Jesus! Gerade dieses göttliche Anpassen schenkt dem Jünger, der das Leid der Untreue kennengelernt hat, Hoffnung. Daraus erwächst das Vertrauen, das ihn zur Nachfolge bis ans Ende fähig macht: »Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!« (Jn 21,19).

Von jenem Tag an »folgte« Petrus dem Meister mit dem klaren Bewußtsein der eigenen Schwäche; aber dieses Bewußtsein hat ihn nicht entmutigt. Er wußte nämlich, daß er auf die Gegenwart des Auferstandenen an seiner Seite zählen konnte. Vom naiven Enthusiasmus der anfänglichen Zustimmung über die schmerzhafte Erfahrung der Verleugnung und die Tränen der Bekehrung ist Petrus dahin gelangt, sich jenem Jesus anzuvertrauen, der sich seiner armseligen Liebesfähigkeit angepaßt hat. Und so zeigt er auch uns den Weg, ungeachtet all unserer Schwäche. Wir wissen, daß Jesus sich unserer Schwäche anpaßt. Wir folgen ihm mit unserer armseligen Liebesfähigkeit und wissen, daß Jesus gut ist und uns annimmt. Es war für Petrus ein langer Weg, der ihn zu einem zuverlässigen Zeugen gemacht hat, zum »Felsen« der Kirche, weil er ständig für das Wirken des Geistes Jesu offen war. Petrus selbst wird sich als »Zeuge der Leiden Christi« bezeichnen, der »auch an der Herrlichkeit teilhaben soll, die sich offenbaren wird« (1P 5,1). Wenn er diese Worte schreiben wird, wird er schon alt sein und auf das Ende seines Lebens zugehen, das er mit dem Martyrium beschließen wird. Dann wird er in der Lage sein, die wahre Freude zu beschreiben und zu zeigen, wo man sie schöpfen kann: Die Quelle ist Christus, den wir mit unserem schwachen, aber aufrichtigen Glauben lieben und an den wir glauben, trotz unserer Schwäche. Deshalb wird er an die Christen seiner Gemeinde schreiben und sagt auch uns: »Ihn habt ihr nicht gesehen, und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklärter Freude, da ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet: euer Heil« (1P 1,8-9).

An der Person des Apostels Petrus können wir sehen, wie ein Mensch den Ruf zur Nachfolge Christi aufnimmt. Petrus hört die Worte des Meisters und wird Zeuge seiner Wunder. Aber er versteht nur allmählich, was die „Königsherrschaft Jesu“ bedeutet. Dem Herrn geht es nicht um ein irdisches Reich, sondern um den wahren Frieden und die rechte Ordnung, die aus der Hingabe seiner selbst an den Willen des Vaters erwachsen. „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“ (Jn 6,51).

Vielen Hörern bleibt diese Botschaft unverständlich. Sie stellt ihren Glauben auf die Probe. Petrus gibt uns hier ein Vorbild des Vertrauens und des Großmutes, die dem Wirken Gottes die Herzen öffnen: „Herr, du hast Worte des ewigen Lebens“ (V. 68). Doch auch Petrus muß immer wieder die Erfahrung von Schwäche und Versagen machen. Als der auferstandene Christus den Apostel fragt: „Liebst du mich?“, meint er eine vorbehaltlose und totale Liebe. Die Antwort des Petrus ist zaghaft und unsicher. Nach dreimaligem Fragen nimmt Jesus die schwache und der göttlichen Stütze bedürftige Liebe des Menschen an. Der Herr kommt uns nahe, und wir dürfen ganz auf die heiligende Gegenwart des Auferstandenen vertrauen: Christus ist der „Heilige Gottes“, die Quelle wahrer Freude.
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Frohen Herzens grüße ich alle deutschsprachigen Pilger. Heute heiße ich besonders die Domkantorei Paderborn mit Erzbischof Hans-Josef Becker, die Stadtjugendkapelle Speyer sowie eine Gruppe aus der Abtei Metten willkommen. Vertraut euch in allen Entscheidungen der Führung des Heiligen Geistes an und erweist Gott die Ehre! Euer Großmut sei unübertrefflich! Der Herr geleite euch auf euren Wegen!


Mittwoch, 31. Mai 2006 - Apostolische Reise nach Polen

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Liebe Brüder und Schwestern!

Heute möchte ich zusammen mit euch noch einmal Rückblick halten auf die Stationen der Apostolischen Reise, die ich in den vergangenen Tagen in Polen durchführen durfte. Ich danke dem polnischen Episkopat, insbesondere den Metropolitan-Erzbischöfen von Warschau und Krakau, für den Eifer und die Sorgfalt, mit der sie diesen Besuch vorbereitet haben. Dem Präsidenten der Republik und den verschiedenen Autoritäten des Landes sowie all denen, die zum Gelingen dieses Ereignisses beigetragen haben, möchte ich nochmals meine Dankbarkeit aussprechen. Ein herzliches »Danke« möchte ich vor allem den Katholiken und dem ganzen polnischen Volk aussprechen. Ich habe gespürt, daß es mir mit einer Herzlichkeit voll menschlicher und geistlicher Wärme nahe war. Und viele von euch haben dies im Fernsehen gesehen. Es war ein echter Ausdruck der Katholizität, der Liebe zur Kirche, die in der Liebe zum Nachfolger Petri zum Ausdruck kommt.

Nach der Ankunft auf dem Warschauer Flughafen war die Kathedrale dieser bedeutenden Metropole der Ort meiner ersten Begegnung, die den Priestern vorbehalten war, an dem Tag, an dem Kardinal Józef Glemp, Hirte dieser Erzdiözese, sein 50jähriges Priesterjubiläum feierte. So begann also meine Pilgerreise im Zeichen des Priestertums und wurde dann mit einem Zeugnis des Strebens nach ökumenischer Einheit in der lutherischen Dreifaltigkeitskirche fortgesetzt. Bei dieser Gelegenheit habe ich zusammen mit den Vertretern der verschiedenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die in Polen leben, die feste Absicht betont, das Bemühen um die Wiederherstellung der vollen und sichtbaren Einheit unter den Christen als eine echte Priorität meines Amtes zu betrachten. Dann gab es die festliche Eucharistiefeier auf dem von Menschen überfüllten Pilsudski-Platz im Zentrum von Warschau. Dieser Platz, wo wir festlich und mit Freude die Eucharistie gefeiert haben, hat bereits Symbolkraft erlangt, da hier historische Ereignisse stattgefunden haben, wie etwa die von Johannes Paul II. zelebrierten heiligen Messen und die Trauerfeier für Kardinalprimas Stefan Wyszynski sowie einige Gedenkgottesdienste in den Tagen nach dem Tod meines geliebten Vorgängers, zu denen die Menschen in Massen zusammenströmten.

Nicht fehlen durfte in dem Programm der Besuch der Heiligtümer, die das Leben des Priesters und Bischofs Karol Wojtyla geprägt haben; das sind vor allem drei Heiligtümer: Tschenstochau, Kalwaria Zebrzydowska und das Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit. Den Aufenthalt in dem berühmten Marienheiligtum von Jasna Góra werde ich nicht vergessen können. Auf jenem »Hellen Berg«, dem Herzen der polnischen Nation, haben sich wie in einem Abendmahlssaal zahlreiche Gläubige und besonders Ordensmänner, Ordensfrauen, Seminaristen und Vertreter der kirchlichen Bewegungen um den Nachfolger Petri versammelt, um zusammen mit mir auf Maria zu hören. Angeregt von der wunderbaren marianischen Meditation, die Johannes Paul II. der Kirche in der Enzyklika Redemptoris Mater geschenkt hat, wollte ich den Glauben wieder als grundlegende Geisteshaltung vor Augen stellen, die nicht eine rein intellektuelle oder gefühlsmäßige Angelegenheit ist. Denn der wahre Glaube bezieht die ganze Person mit ein: Gedanken, Gefühle, Absichten, Beziehungen, Leiblichkeit, Tätigkeit, tägliche Arbeit. Als ich danach das wunderbare Heiligtum von Kalwaria Zebrzydowska in der Nähe von Krakau besuchte, habe ich zur Schmerzhaften Jungfrau die Bitte erhoben, daß sie den Glauben der kirchlichen Gemeinschaft in den Augenblicken der Schwierigkeiten und Prüfungen stützen möge. Die nächste Station - im Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit in Lagiewniki - hat mir die Möglichkeit gegeben hervorzuheben, daß allein die Göttliche Barmherzigkeit das Geheimnis des Menschen erleuchtet. In dem an dieses Heiligtum angrenzenden Kloster empfing Schwester Faustyna Kowalska bei der Betrachtung der leuchtenden Wunden des auferstandenen Christus für die Menschheit eine Botschaft des Vertrauens, die Botschaft der Göttlichen Barmherzigkeit, zu deren Echo und Sprachrohr sich Johannes Paul II. gemacht hat, und die wirklich eine zentrale Botschaft gerade für unsere Zeit ist: die Barmherzigkeit als Kraft Gottes, als göttliche Grenze gegen das Böse der Welt.

Dann habe ich weitere symbolische »Heiligtümer« besucht: Ich beziehe mich hier auf Wadowice, den Ort, der berühmt geworden ist, weil dort Karol Wojtyla geboren und getauft wurde. Der Besuch gab mir Gelegenheit, dem Herrn zu danken für das Geschenk dieses unermüdlichen Dieners des Evangeliums. Sein fester Glaube, seine so einfühlsame und offene Menschlichkeit, seine Liebe zur Schönheit und Wahrheit, seine Verehrung für die Muttergottes, seine Liebe zur Kirche und vor allem seine Berufung zur Heiligkeit haben in diesem Städtchen, wo er die erste Erziehung und Ausbildung erhalten hat, ihre Wurzeln. Ein anderer Ort, den Johannes Paul II. liebte, ist die Kathedrale auf dem Wawel in Krakau, einem für die polnische Nation symbolträchtigen Ort: In der Krypta jener Kathedrale hat Karol Wojtyla seine Primiz gefeiert.

Ein weiteres sehr schönes Erlebnis war die Begegnung mit den Jugendlichen, die in dem großen Blonie-Park in Krakau stattfand. Den jungen Menschen, die in großer Zahl gekommen waren, habe ich symbolisch die »Flamme der Barmherzigkeit« überreicht, damit sie in der Welt Boten der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit seien. Mit ihnen habe ich über das Wort von dem auf dem Fels gebauten Haus aus dem Evangelium (vgl.
Mt 7,24-27) nachgedacht, das auch heute zu Beginn dieser Audienz verlesen wurde. Dem Wort Gottes galt auch meine Reflexion am Sonntagvormittag, dem Hochfest Christi Himmelfahrt, bei der Abschlußmesse meines Besuches. Es war eine liturgische Begegnung, die durch die außerordentlich starke Beteiligung der Gläubigen beseelt wurde - in demselben Park, wo am Vorabend die Begegnung mit den Jugendlichen stattgefunden hatte. Ich nahm die Gelegenheit wahr, inmitten des polnischen Volkes erneut die herrliche Botschaft der christlichen Wahrheit über den Menschen, der in Christus erschaffen und erlöst ist, zu verkünden; jene Wahrheit, die Johannes Paul II. so oft kraftvoll verkündet hat, um alle anzuspornen, im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe stark zu sein. Steht fest im Glauben! Das ist der Auftrag, den ich den Söhnen und Töchtern des geliebten Polen hinterlassen habe, indem ich sie ermutigte, in der Treue zu Christus und zur Kirche fest zu bleiben, damit Europa und der Welt der Beitrag ihres Zeugnisses für das Evangelium nicht fehle. Alle Christen müssen sich dazu verpflichtet fühlen, dieses Zeugnis zu geben, um zu vermeiden, daß die Menschheit des dritten Jahrtausends noch einmal ähnliche Greuel kennenlernt wie jene, die auf so tragische Weise vom Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ins Gedächtnis gerufen werden.

Eben an jenem Ort, der in der ganzen Welt traurige Berühmtheit erlangt hat, habe ich vor meiner Rückkehr nach Rom Halt machen wollen. Im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ließ Hitler, wie in anderen ähnlichen Lagern, mehr als sechs Millionen Juden umbringen. In Auschwitz- Birkenau starben außerdem an die 150.000 Polen und Zehntausende Männer und Frauen anderer Nationen. Angesichts des Grauens von Auschwitz gibt es keine andere Antwort als das Kreuz Christi: die Liebe, die bis in den tiefsten Abgrund des Bösen hinabgestiegen ist, um den Menschen an seiner Wurzel zu retten, wo seine Freiheit sich gegen Gott auflehnen kann. Möge die heutige Menschheit Auschwitz und die anderen »Todesfabriken« nicht vergessen, in denen das nationalsozialistische Regime versucht hat, Gott zu beseitigen, um seinen Platz einzunehmen! Möge sie nicht der Versuchung des Rassenhasses nachgeben, der am Anfang der schlimmsten Formen des Antisemitismus steht! Mögen die Menschen wieder erkennen, daß Gott der Vater aller ist und uns alle in Christus dazu beruft, zusammen eine Welt der Gerechtigkeit, der Wahrheit und des Friedens aufzubauen! Darum wollen wir den Herrn bitten, durch die Fürsprache Marias, die wir heute, zum Abschluß des Monats Mai, betrachten, wie sie aufmerksam und liebevoll ihre betagte Verwandte Elisabet besucht.

Heute möchte ich mit euch Rückblick auf meine Apostolische Reise nach Polen halten. Der Besuch der Heimat meines verehrten Vorgängers Papst Johannes Pauls II. und der Stätten, die in besonderer Weise mit ihm verbunden sind, ist für mich eine unvergeßliche Erfahrung. Ich danke dem polnischen Volk für die herzliche Aufnahme sowie allen, die zum Gelingen dieser Reise beigetragen haben.

Mein Weg führte mich nach Warschau und Krakau, zu den Heiligtümern, die den Priester und Bischof Karol Wojtyla geprägt haben, schließlich zu den persönlichen Lebensstationen und zum Geburtsort dieses großen Papstes. Bewegende Höhepunkte waren die Begegnung mit den Jugendlichen und die Eucharistiefeier in Krakau. Die jungen Christen habe ich eingeladen, Boten der göttlichen Liebe zu sein und auf Jesus Christus zu bauen. Er ist der Fels, der uns Halt gibt. In ihm können wir stark sein im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe. Denn die Welt braucht unser Zeugnis für das Evangelium und für die göttliche Liebe. Dagegen darf es Orte des Grauens wie das Konzentrationslager in Auschwitz-Birkenau, der letzten Station meiner Reise, an der ich aller Opfer im Gebet gedachte, nie wieder geben.
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Mit diesen Gedanken und Erinnerungen heiße ich alle Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache willkommen. Besonders grüße ich die vielen jungen Freunde, die heute da sind. Laßt euch von Jesus Christus anrühren. Die Begegnung mit ihm befreit uns von der Macht des Bösen und vom Übel. Der Heilige Geist, den wir in diesen Tagen vor Pfingsten erbitten, gebe euch Kraft und zeige euch heute und allezeit den rechten Weg!
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Meine Gedanken gehen nun zur lieben Nation von Osttimor, die in diesen Tagen Spannungen und Gewalttaten preisgegeben ist, welche Opfer gefordert und Zerstörung hervorgerufen haben. Indem ich die Ortskirche und die katholischen Organisationen ermutige, sich weiterhin gemeinsam mit den anderen internationalen Organisationen um Hilfsleistungen für die Vertriebenen zu bemühen, rufe ich euch auf, die allerseligste Jungfrau zu bitten, auf daß sie mit ihrem mütterlichen Schutz die Bemühungen jener unterstütze, die zur Versöhnung und Wiederherstellung der Normalität beitragen.





Generalaudienzen 2005-2013 17056