Generalaudienzen 2005-2013 13067

Mittwoch, 13. Juni 2007: Eusebius von Cäsarea

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Liebe Brüder und Schwestern!

Grundlegend ist in der Geschichte des alten Christentums die Unterscheidung zwischen den ersten drei und jenen Jahrhunderten, die auf das Konzil von Nizäa von 325, das erste ökumenische Konzil, folgen. Gleichsam als »Scharnier« zwischen den beiden Perioden liegen die sogenannte »Konstantinische Wende« und der Kirchenfriede, wie auch die Gestalt des Eusebius, Bischof von Cäsarea in Palästina. Er war der am besten qualifizierte Vertreter der christlichen Kultur seiner Zeit auf sehr verschiedenen Gebieten, von der Theologie bis zur Exegese, von der Geschichte bis zur Gelehrsamkeit. Eusebius ist vor allem als der erste Historiker des Christentums bekannt, er war aber auch der größte Philologe der alten Kirche.

Nach Cäsarea, wo wahrscheinlich die Geburt des Eusebius um das Jahr 260 anzusetzen ist, war Origenes, von Alexandrien kommend, geflohen und hatte dort eine Schule und eine beachtliche Bibliothek gegründet. Gerade über diesen Büchern soll sich einige Jahrzehnte später der junge Eusebius gebildet haben. Im Jahr 325 nahm er als Bischof von Cäsarea in einer herausragenden Rolle am Konzil von Nizäa teil. Er unterzeichnete das Glaubensbekenntnis des Konzils und die Aussage über die volle Göttlichkeit des Sohnes Gottes, der damit als »wesensgleich« mit dem Vater (homooúsios tõ Patrí) definiert wurde. Es ist praktisch dasselbe Glaubensbekenntnis, das wir jeden Sonntag in der Heiligen Liturgie sprechen. Als aufrichtiger Bewunderer Konstantins, der der Kirche den Frieden gegeben hatte, genoß Eusebius seinerseits dessen Wertschätzung und Achtung. Er rühmte den Kaiser außer in seinen Werken auch mit offiziellen Ansprachen, die er zum 20. und 30. Jahrestag seiner Thronbesteigung und nach dem Tod des Kaisers im Jahr 337 hielt. Zwei oder drei Jahre später starb auch Eusebius.

Eusebius ist ein unermüdlicher Gelehrter; in seinen zahlreichen Schriften nimmt er sich vor, über drei Jahrhunderte Christentum nachzudenken und den Stand der Dinge darzulegen, drei unter Verfolgung gelebte Jahrhunderte. Er schöpft dazu reichlich aus den christlichen und heidnischen Quellen, die vor allem in der großen Bibliothek von Cäsarea aufbewahrt sind. So bleibt trotz der objektiven Bedeutung seiner apologetischen und exegetischen Werke und seiner Lehrschriften der unvergängliche Ruhm des Eusebius vor allem an die zehn Bücher seiner Kirchengeschichte gebunden. Er ist der erste, der eine Geschichte der Kirche geschrieben hat, die dank der von Eusebius uns für immer zur Verfügung gestellten Quellen grundlegend bleibt. Mit dieser Geschichte gelang es ihm, zahlreiche Ereignisse, Persönlichkeiten und literarische Werke der alten Kirche vor dem sicheren Vergessen zu retten. Es handelt sich also um eine Primärquelle für die Kenntnis der ersten Jahrhunderte des Christentums.

Wir können uns fragen, wie er dieses neue Werk aufgebaut und mit welchen Zielsetzungen er es verfaßt hat. Zu Beginn des ersten Buches zählt der Historiker genau die Themen auf, die er in seinem Werk zu behandeln beabsichtigt: »Ich habe mir vorgenommen, die Sukzessionen der heiligen Apostel und die von unserem Heiland an bis zu uns herauf verflossenen Zeiten schriftlich niederzulegen; alle großen Dinge, die, wie man sagt, in der Geschichte der Kirche vollbracht worden sind; alle diejenigen, die die angesehensten Diözesen vortrefflich geleitet und geführt haben; und jene, die während jeder Generation mündlich oder schriftlich Boten des göttlichen Wortes waren; und wer immer jene waren und wie viele und in welcher Zeit, die aus dem Wunsch nach Neuheit, nachdem sie möglichst weit in den Irrtum vorgestoßen waren, zu Interpreten und Förderern einer falschen Lehre wurden und grausamen Wölfen gleich die Herde Christi erbarmungslos verwüsteten; … und mit wie vielen und mit welchen Mitteln und zu welchen Zeiten das göttliche Wort von seiten der Heiden bekämpft wurde; und die großen Menschen, die, um es zu verteidigen, durch harte Prüfungen des Blutes und der Folter gegangen sind; und schließlich die Zeugnisse unserer Zeit und das Erbarmen und Wohlwollen unseres Heilands uns allen gegenüber « (1,1,1-2). Auf diese Weise umspannt Eusebius verschiedene Bereiche: die Sukzession der Apostel als Gerüst der Kirche, die Verbreitung der Botschaft, die Irrtümer, dann die Verfolgungen seitens der Heiden und die großen Zeugnisse, die das Licht in dieser Geschichte sind. In all dem scheinen für ihn das Erbarmen und das Wohlwollen des Heilands hindurch. Eusebius eröffnet so die kirchliche Geschichtsschreibung und bringt seine Erzählung bis zum Jahr 324 voran, in dem Konstantin nach der Niederlage des Licinius zum alleinigen Kaiser Roms ausgerufen wurde. Es ist das dem großen Konzil von Nizäa vorhergehende Jahr, das dann die »Summe« all dessen bietet, was die Kirche - lehrmäßig, sittlich und auch juristisch - in diesen dreihundert Jahren gelernt hatte.

Das soeben wiedergegebene Zitat aus dem ersten Buch der Kirchengeschichte enthält eine gewiß beabsichtigte Wiederholung. Dreimal kehrt innerhalb weniger Zeilen der christologische Titel »Heiland« wieder, und es wird ausdrücklich auf »sein Erbarmen« und »sein Wohlwollen« Bezug genommen. Wir können so die grundlegende Perspektive der Geschichtsschreibung des Eusebius erfassen: Seine Geschichte ist eine »christozentrische« Geschichte, in der sich nach und nach das Geheimnis der Liebe Gottes zu den Menschen offenbart. Mit echtem Staunen erkennt Eusebius, »daß bei allen Menschen der ganzen Welt allein Jesus als Christus [das heißt als Messias und Heiland der Welt] genannt, bekannt und anerkannt wird, daß er mit diesem Namen sowohl von den Griechen als auch von den Barbaren erwähnt wird, daß er noch heute von seinen über die ganze Welt verstreuten Jüngern als König geehrt, mehr als ein Prophet bewundert, als wahrer und einziger Priester Gottes verherrlicht wird; und außer all dem hat er als präexistierender und vor aller Zeit ins Sein getretener Logos Gottes vom Vater der Verehrung würdige Ehre erhalten und wird angebetet als Gott. Aber das außerordentlichste von allem ist, daß wir, die wir ihm geweiht sind, ihn nicht nur mit den Stimmen und mit dem Klang der Worte feiern, sondern mit unserer ganzen Gemütsverfassung, so daß wir das Zeugnis für ihn noch vor unser eigenes Leben stellen« (1,3,19-20). Damit tritt ein weiteres Merkmal in den Vordergrund, das eine Konstante in der alten kirchlichen Geschichtsschreibung bleiben wird: die »moralische Absicht«, von der sich die Erzählung leiten läßt. Die historische Analyse ist niemals Selbstzweck; sie wird nicht nur dazu vorgenommen, um die Vergangenheit kennenzulernen; sie zielt vielmehr entschieden auf die Umkehr und auf ein echtes Zeugnis christlichen Lebens von seiten der Gläubigen. Sie ist ein Leitbild für uns selbst.

Auf diese Weise wendet sich Eusebius lebhaft fragend an die Gläubigen aller Zeiten hinsichtlich der Art und Weise, wie sie sich den Ereignissen der Geschichte und der Kirche im besonderen annähern. Er fragt auch uns: Was ist unsere Haltung gegenüber den Geschehnissen der Kirche? Ist es die Haltung dessen, der sich dafür aus einer bloßen Neugier heraus interessiert, während er vielleicht auf der Suche nach dem Sensationellen und Skandalösen um jeden Preis ist? Oder ist es die Haltung, die voller Liebe und offen für das Geheimnis ist, die Haltung dessen, der - durch den Glauben - weiß, daß er in der Geschichte der Kirche die Zeichen der Liebe Gottes und die großen von ihm vollbrachten Heilswerke aufspüren kann? Wenn das unsere Haltung ist, können wir nicht anders, als uns zu einer kohärenteren und großherzigeren Antwort, zu einem christlicheren Lebenszeugnis angeregt fühlen, um die Zeichen der Liebe Gottes auch den künftigen Generationen zu hinterlassen.

»Es gibt ein Geheimnis« - das zu wiederholen, wurde Kardinal Jean Daniélou, jener herausragende Gelehrte der Kirchenväter, nicht müde: »Es gibt einen verborgenen Gehalt der Geschichte… Das Geheimnis ist das der Werke Gottes, die in der Zeit die echte, hinter den Erscheinungen verborgene Wirklichkeit bilden… Aber diese Geschichte, die Gott für den Menschen verwirklicht, verwirklicht er nicht ohne ihn. Bei der Betrachtung der ›großen Dinge‹ Gottes stehenzubleiben hieße, nur einen Aspekt der Dinge zu sehen. Vor ihnen steht die Antwort der Menschen« (Essai sur le mystère de l’histoire, Paris 1953). Im Abstand von so vielen Jahrhunderten lädt Eusebius von Cäsarea auch heute die Gläubigen ein, er lädt uns ein zu staunen, in der Geschichte die großen Werke Gottes für das Heil der Menschen zu betrachten. Und mit gleicher Kraft lädt er uns zur Umkehr im Leben ein. In der Tat: Gegenüber einem Gott, der uns so sehr geliebt hat, dürfen wir nicht untätig bleiben. Der der Liebe eigene Anspruch besagt, daß das ganze Leben auf die Nachahmung des Geliebten ausgerichtet ist. Tun wir also alles, um in unserem Leben eine Spur zu hinterlassen, aus der Gottes Liebe durchscheint.

In der Geschichte der Alten Kirche unterscheidet man die ersten drei Jahrhunderte von der Epoche, die auf das erste ökumenische Konzil von Nizäa folgt. Zwischen beiden Perioden liegt die sogenannte „Konstantinische Wende“. Ein Zeitgenosse dieses Übergangs war Eusebius von Cäsarea, der „Vater der Kirchengeschichtsschreibung“, über den ich heute sprechen möchte.

Eusebius wuchs in Cäsarea in Palästina auf, wo er die von Origenes gegründete Schule und Bibliothek besuchen und eine breit angelegte Ausbildung genießen konnte. Als Bischof von Cäsarea und Freund Kaiser Konstantins des Großen nahm er auf dem Konzil von Nizäa im Jahre 325 eine wichtige Rolle ein. Eusebius starb zwei oder drei Jahre nach Kaiser Konstantin. Unter seinen zahlreichen apologetischen, exegetischen und theologischen Werken ragt die „Kirchengeschichte“ in zehn Büchern hervor. Wie Eusebius im Vorwort dazu schreibt, will er Auskunft über die Apostel und ihre Nachfolger, über kirchliche Lehrer und Schriftsteller, über Irrlehrer und über die Verfolgung der Kirche geben. Dabei hat Eusebius eine christozentrische Sicht der Geschichte: Christus, das Wort Gottes, der Logos, wirkt in seiner Kirche und in der Geschichte und enthüllt das Geheimnis der Liebe Gottes zu den Menschen. Zugleich will Eusebius mit seiner „Kirchengeschichte“ die Gläubigen zur Umkehr einladen, damit sie das Zeugnis eines echten christlichen Lebens geben.
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Von Herzen grüße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher, die zur heutigen Audienz gekommen sind. Einen besonderen Gruß richte ich an eine Delegation von Abgeordneten zum National- und Bundesrat der Republik Österreich. Liebe Freunde, in der Geschichte der Kirche sehen wir Gottes große Taten zum Heil der Menschen. Dankbar dem Herrn für sein gütiges Wirken wollen wir als gläubige Christen die Gegenwart mitgestalten und mithelfen, daß Gottes Liebe in ihr zu den Menschen kommt und daß in unserer Geschichte nicht nur das Böse des Menschen, sondern vor allen Dingen Gottes Liebe sichtbar wird. Der Herr helfe uns dazu und segne euch alle.




Mittwoch, 20. Juni 2007: Der Hl. Athanasius von Alexandrien

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Liebe Brüder und Schwestern!

Wir setzen unsere Betrachtung über die großen Lehrmeister der Alten Kirche fort und wollen unsere Aufmerksamkeit heute auf den hl. Athanasius von Alexandrien richten. Diese echte Hauptgestalt der christlichen Tradition wurde bereits wenige Jahre nach seinem Tod von dem großen Theologen und Bischof von Konstantinopel Gregor von Nazianz als »die Säule der Kirche« gefeiert (Reden 21,26) und galt immer als ein Vorbild der Rechtgläubigkeit, sowohl im Osten als auch im Westen. Es ist also kein Zufall, daß Gian Lorenzo Bernini seine Statue - zusammen mit Ambrosius, Johannes Chrysostomus und Augustinus - unter jenen vier heiligen Lehrern der östlichen und der westlichen Kirche aufstellte, die in der wunderbaren Apsis der vatikanischen Basilika die Kathedra des hl. Petrus umgeben.

Athanasius ist zweifellos einer der bedeutendsten und am meisten verehrten Väter der Alten Kirche gewesen. Vor allem aber ist dieser große Heilige der leidenschaftliche Theologe der Menschwerdung des Logos, des Wortes Gottes, das - wie es im Prolog des vierten Evangeliums heißt - »Fleisch geworden [ist] und unter uns gewohnt [hat]« (
Jn 1,14). Eben aus diesem Grund war Athanasius auch der bedeutendste und hartnäckigste Gegner der arianischen Irrlehre, die damals den Glauben an Christus bedrohte, den sie auf ein »Mittelwesen« zwischen Gott und dem Menschen herabminderte - wie es einer in der Geschichte immer wiederkehrenden Tendenz entspricht, die wir auch heute in verschiedener Weise am Werk sehen können. Athanasius, der wahrscheinlich um das Jahr 300 in Alexandrien in Ägypten geboren wurde, erhielt eine gute Erziehung, ehe er Diakon und Sekretär Alexanders, des Bischofs der ägyptischen Metropole, wurde. Als enger Mitarbeiter seines Bischofs nahm der junge Geistliche mit diesem zusammen am Konzil von Nizäa teil, dem ersten Konzil, das einen ökumenischen Charakter hatte und von Kaiser Konstantin im Mai des Jahres 325 einberufen worden war, um die Einheit der Kirche sicherzustellen. Die Konzilsväter von Nizäa konnten sich so mit verschiedenen Fragen auseinandersetzen, vornehmlich mit dem schwerwiegenden Problem, das einige Jahre zuvor durch die Predigt des alexandrinischen Priesters Arius verursacht worden war.

Dieser bedrohte mit seiner Theorie den wahren Glauben an Christus dadurch, daß er erklärte, der Logos wäre nicht der wahre Gott, sondern ein geschaffener Gott, ein »Mittelwesen« zwischen Gott und dem Menschen, und so blieb der wahre Gott stets unzugänglich für uns. Die in Nizäa versammelten Bischöfe antworteten mit der Formulierung und Festlegung des »Symbolon des Glaubens«, das später vom Ersten Konzil von Konstantinopel vervollständigt wurde und in der Tradition der verschiedenen christlichen Konfessionen und in der Liturgie als das »Nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis« geblieben ist. In diesem grundlegenden Text - der den Glauben der ungeteilten Kirche ausdrückt und den wir auch heute jeden Sonntag bei der Eucharistiefeier sprechen - kommt der griechische Ausdruck homooúsios, lateinisch consubstantialis, vor: Er will darauf hinweisen, daß der Sohn, der Logos, wesensgleich mit dem Vater ist, daß er Gott von Gott ist, daß er sein Wesen ist. Und so wird die volle Göttlichkeit des Sohnes ins Licht gesetzt, welche die Arianer geleugnet hatten.

Nach dem Tod von Bischof Alexander wurde Athanasius im Jahr 328 dessen Nachfolger als Bischof von Alexandrien und zeigte sich sofort entschlossen, jeden Kompromiß gegenüber den vom Konzil von Nizäa verurteilten arianischen Theorien zurückzuweisen. Seine beharrliche und manchmal sehr harte, wenngleich notwendige Unnachgiebigkeit gegenüber allen, die sich seiner Wahl zum Bischof widersetzt hatten, und vor allem gegen die Widersacher des Glaubensbekenntnisses von Nizäa, brachte ihm die unerbittliche Feindschaft der Arianer und ihrer Anhänger ein. Ungeachtet des eindeutigen Ergebnisses des Konzils, das mit aller Klarheit ausgesagt hatte, daß der Sohn eines Wesens mit dem Vater ist, gewannen kurz darauf wieder diese falschen Ideen die Oberhand - in dieser Situation wurde sogar Arius rehabilitiert - und wurden aus politischen Gründen von Kaiser Konstantin selbst und dann von seinem Sohn Constantius II. vertreten. Er, der sich allerdings nicht so sehr für die theologische Wahrheit als vielmehr für die Einheit des Reiches und seine politischen Probleme interessierte, wollte den Glauben politisieren, indem er ihn - nach seinem Dafürhalten - allen seinen Untertanen im Reich zugänglicher machte.

Die arianische Krise, die man in Nizäa gelöst zu haben glaubte, dauerte so Jahrzehnte fort, mit schwierigen Vorkommnissen und schmerzlichen Spaltungen in der Kirche. Fünfmal - während der dreißig Jahre zwischen 336 und 366 - war Athanasius gezwungen, seine Stadt zu verlassen, und verbrachte 17 Jahre im Exil und litt für den Glauben. Während seiner erzwungenen Abwesenheit von Alexandrien aber hatte der Bischof Gelegenheit, im Westen, zuerst in Trier und dann in Rom, den nizänischen Glauben und auch die Ideale des Mönchtums zu vertreten und zu verbreiten; diesen Idealen hatte sich in Ägypten der große Eremit Antonius mit einer Lebensentscheidung angeschlossen, der Athanasius immer nahestand. Der hl. Antonius war mit seiner geistlichen Kraft die wichtigste Person, die den Glauben des Athanasius stützte. Nach seiner endgültigen Rückkehr zu seinem Sitz konnte sich der Bischof von Alexandrien der religiösen Befriedung und Neuorganisierung der christlichen Gemeinden widmen. Er starb im Jahre 373 am 2. Mai, der Tag, an dem wir sein liturgisches Gedächtnis feiern.

Das berühmteste Lehrwerk des heiligen Bischofs von Alexandrien ist die Abhandlung »Über die Menschwerdung des Wortes«, des göttlichen Logos, der Fleisch angenommen hat und so geworden ist wie wir, zu unserem Heil. In diesem Werk sagt Athanasius mit einem zu Recht berühmt gewordenen Satz, daß das Wort Gottes »Mensch wurde, damit wir vergöttlicht würden; er offenbarte sich im Leibe, damit wir zur Erkenntnis des unsichtbaren Vaters gelangten, und er selbst hat die Gewalt der Menschen ertragen, damit wir die Unsterblichkeit erbten« (54,3). Denn mit seiner Auferstehung hat der Herr den Tod verschwinden lassen, als wäre er »Stroh im Feuer« (8,4). Die grundlegende Idee des gesamten theologischen Kampfes des hl. Athanasius war eben die, daß Gott zugänglich ist. Er ist kein zweitrangiger Gott, er ist der wahre Gott, und durch unsere Gemeinschaft mit Christus können wir uns wirklich mit Gott vereinen. Er ist wirklich »Gott mit uns« geworden.

Unter den anderen Werken dieses großen Kirchenvaters - die großenteils mit der Angelegenheit der arianischen Krise verbunden sind - erwähnen wir sodann die vier Briefe, die er an den Freund Serapion, Bischof von Thmuis, über die Göttlichkeit des Heiligen Geistes richtete, die mit aller Deutlichkeit bekräftigt wird, und an die dreißig »Festbriefe«, die er zu Beginn jedes Jahres an die Kirchen und Klöster Ägyptens richtete, um das Datum des Osterfestes anzugeben, vor allem aber um die Bande unter den Gläubigen sicherzustellen und so ihren Glauben zu festigen und sie auf dieses große Hochfest vorzubereiten.

Schließlich ist Athanasius auch Verfasser von Betrachtungstexten über die Psalmen, die dann weite Verbreitung fanden, und vor allem eines Werkes, das den »Bestseller« der alten christlichen Literatur darstellt: das Leben des heiligen Antonius, das heißt die Biographie des heiligen Abtes Antonius, geschrieben kurz nach dem Tod dieses Heiligen, während der verbannte Bischof von Alexandrien gerade mit den Mönchen der ägyptischen Wüste zusammenlebte. Athanasius war ein Freund des großen Eremiten, so daß er eines der beiden Schafsfelle erhielt, die von Antonius als sein Erbe hinterlassen worden waren, zusammen mit dem Mantel, den der Bischof von Alexandrien selbst ihm geschenkt hatte. Die beispielhafte Biographie dieser der christlichen Tradition teuren Gestalt wurde bald sehr populär, fast umgehend wurde sie zweimal ins Lateinische und dann in verschiedene orientalische Sprachen übersetzt und hat viel zur Verbreitung des Mönchtums im Osten wie im Westen beigetragen. Nicht zufällig steht die Lektüre dieses Textes in Trier im Mittelpunkt eines bewegenden Bekehrungsberichtes von zwei kaiserlichen Beamten, den Augustinus in den Bekenntnissen als Ausgangspunkt seiner eigenen Bekehrung setzt (VIII 6,15).

Im übrigen zeigt Athanasius selbst, daß er sich klar des Einflusses bewußt ist, den die beispielhafte Gestalt des Antonius auf das Christenvolk haben konnte. Er schreibt nämlich am Schluß dieses Werkes: »Ein Kennzeichen seiner Tugend und seiner mit Gott befreundeten Seele ist, daß er überall berühmt war, von allen bewundert wurde und daß sich auch jene nach ihm sehnten, die ihn nicht gesehen hatten. Denn Antonius ist nicht durch seine Schriften noch durch weltliche Weisheit oder durch irgendeine Fähigkeit bekannt, sondern allein durch seine Frömmigkeit gegenüber Gott. Und niemand könnte leugnen, daß dies eine Gabe Gottes ist. Denn wie hätte man sonst in Spanien und in Gallien, in Rom und in Afrika von diesem Mann reden hören können, der zurückgezogen in den Bergen lebte, wenn nicht Gott selber ihn überall bekannt gemacht hätte, wie er es mit denen tut, die ihm angehören, und wie er es dem Antonius von Anfang an verkündet hatte? Und auch wenn diese im Verborgenen wirken und verborgen bleiben wollen, so zeigt sie der Herr allen als eine Leuchte, damit alle, die von ihnen reden hören, wissen, daß es möglich ist, den Geboten zu folgen, und damit sie Mut schöpfen, den Weg der Tugend einzuschlagen« (Leben des Antonius 93,5-6).

Ja, Brüder und Schwestern! Wir haben viele Gründe zur Dankbarkeit gegenüber dem hl. Athanasius. Sein Leben wie jenes des Antonius und unzähliger anderer Heiliger zeigt uns: »Wer zu Gott geht, geht nicht weg von den Menschen, sondern wird ihnen erst wirklich nahe« (Deus caritas est ).

In der Reihe unserer Mittwochskatechesen über die großen Lehrer der Kirche der Antike wenden wir uns heute dem heiligen Athanasius zu. Schon die christliche Kunst macht die hohe Verehrung gegenüber diesem Kirchenvater deutlich. So finden wir Athanasius auch unter den Kirchenvätern des Kathedra-Altars im Petersdom, die die Kathedra Petri, ein Sinnbild der Lehrautorität des Petrusamtes, umgeben.

Athanasius hat sich als leidenschaftlicher Theologe intensiv mit dem Geheimnis der Menschwerdung des Logos, des Göttlichen Wortes, befaßt. Er geriet dadurch in Gegnerschaft zur Irrlehre des Arius, der die Person Christi vor allem auf ihre menschlichen Züge beschränken wollte. Nach seiner Weihe zum Bischof von Alexandrien im Jahr 328 geriet er in Konflikt mit den Arianern und mußte sogar fünfmal ins Exil gehen, unter anderem nach Trier und auch nach Rom. In den letzten sieben Jahren bis zu seinem Tod im Jahr 373 konnte er die alexandrinische Gemeinde zu Versöhnung und Frieden führen. Neben verschiedenen Briefen und einer Biographie über den Mönchsvater Antonius, die auch im Westen eine große Wirkung auf die Frömmigkeit entfaltete, kennen wir vor allem das Werk „Über die Menschwerdung des Wortes“, das den Kern seiner Inkarnationslehre beschreibt: Christus, das Göttliche Wort, „wurde Mensch, damit wir vergöttlicht würden; er offenbarte sich im Leibe, damit wir zur Erkenntnis des unsichtbaren Vaters gelangten“ (54, 3).

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Petersdom


Liebe Pilger und Besucher deutscher Sprache!

Ich freue mich über diese Begegnung mit euch allen hier im Petersdom. Und jedem von euch sage ich ein herzliches „Grüß Gott!“ Zugleich möchte ich meiner Hoffnung Ausdruck geben, daß euer Besuch an den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus euren Glauben an Christus und eure Verbundenheit mit der Kirche festigen wird. Die Kirche gründet ja auf dem Lebenszeugnis und dem Martyrium dieser Apostel.

Gerne versichere ich euch meines Gebets für euch, für eure Familien und in allen euren Anliegen. Euch alle anempfehle ich der mütterlichen Fürsprache der seligen Jungfrau Maria!

Audienzenhalle


Liebe Brüder und Schwestern!

Einen frohen Gruß richte ich an die Pilger und Besucher deutscher Sprache. Nehmt euch die Heiligen zum Vorbild! Sie zeigen uns, wie wir in unserem Leben dem Willen Gottes folgen können, daß es möglich ist, auf dem Weg Gottes zu gehen und den Willen Gottes zu leben. Der Herr begleite euch auf euren Wegen und segne euren Aufenthalt in der Ewigen Stadt!

APPELL


Heute wird der Weltflüchtlingstag begangen, der von den Vereinten Nationen eingerichtet wurde, damit es in der öffentlichen Meinung nicht an Aufmerksamkeit fehlt für die Menschen, die infolge von wirklicher Lebensgefahr gezwungen sind, aus ihren Ländern zu fliehen. Die Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen Gastfreundschaft zu gewähren ist für alle eine Pflicht menschlicher Solidarität, damit diese sich aufgrund von Intoleranz und Desinteresse nicht isoliert fühlen. Für die Christen ist dies außerdem ein konkretes Zeichen der evangeliumsgemäßen Liebe. Ich wünsche von Herzen, daß diesen unseren schwer von Leid geprüften Brüdern und Schwestern Asyl und die Anerkennung ihrer Rechte garantiert werden. Die Verantwortlichen der verschiedenen Länder fordere ich auf, denjenigen, die sich in so heiklen Notsituationen befinden, Schutz zu gewähren.



Mittwoch, 27. Juni 2007: Der Hl. Cyrill von Jerusalem

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Liebe Brüder und Schwestern!

Unsere Aufmerksamkeit konzentriert sich heute auf den hl. Cyrill von Jerusalem. Sein Leben stellt ein Geflecht aus zwei Dimensionen dar: einerseits die pastorale Sorge und andererseits - gegen seinen Willen - die Verwicklung in die hitzigen Auseinandersetzungen, unter denen damals die Kirche des Ostens litt. Cyrill, der um das Jahr 315 in Jerusalem oder Umgebung geboren wurde, erhielt eine ausgezeichnete literarische Ausbildung; sie bildete die Grundlage für seine kirchliche Kultur, die auf das Studium der Bibel ausgerichtet war. Von Bischof Maximus zum Priester geweiht, empfing er nach dessen Tod oder Absetzung im Jahr 348 die Bischofsweihe durch Acacius, den einflußreichen Metropoliten von Caesarea in Palästina, der Anhänger des Arius und davon überzeugt war, in ihm einen Verbündeten zu haben. Deshalb wurde Cyrill verdächtigt, die Ernennung zum Bischof durch Zugeständnisse an den Arianismus erlangt zu haben.

In Wirklichkeit kam es sehr bald zum Streit zwischen Cyrill und Acacius nicht nur auf dem Gebiet der Lehre, sondern auch dem der Jurisdiktion, weil Cyrill die Autonomie seines Bischofssitzes gegenüber dem Metropolitansitz Caesarea beanspruchte. Im Laufe von 20 Jahren wurde Cyrill dreimal verbannt: das erste Mal im Jahr 357 nach vorheriger Absetzung durch eine Synode in Jerusalem; darauf folgte 360 eine zweite Verbannung auf Betreiben des Acacius und schließlich eine dritte, die längste - sie dauerte elf Jahre - im Jahr 367 auf Veranlassung des arianisch gesinnten Kaisers Valerian. Erst nach dem Tod des Kaisers im Jahr 378 konnte Cyrill endgültig seinen Bischofssitz in Besitz nehmen und unter den Gläubigen Einheit und Frieden wiederherstellen.

Für seine Rechtgläubigkeit, die von einigen zeitgenössischen Quellen angezweifelt wurde, sprechen sich andere gleichfalls antike Quellen nachdrücklich aus. Die maßgeblichste dieser Quellen ist der Brief der Synode von 382 nach dem Zweiten Ökumenischen Konzil von Konstantinopel (381), an dem Cyrill in einer qualifizierten Rolle teilgenommen hatte. In diesem Brief, der dem römischen Papst übersandt wurde, anerkennen die Bischöfe des Ostens offiziell die absolute Rechtgläubigkeit Cyrills, die Rechtmäßigkeit seiner Bischofsweihe und die Verdienste seines Hirtendienstes, den der Tod im Jahr 387 beenden wird.

Von ihm sind uns 24 berühmte Katechesen erhalten, die er als Bischof um das Jahr 350 gehalten hat. Die ersten 18 von ihnen werden von einer einführenden »Prokatechese« eingeleitet und sind an die Katechumenen oder die zu Erleuchtenden (»photizomenoi«) gerichtet; sie wurden in der Basilika des Heiligen Grabes gehalten. Die ersten Katechesen (1-5) handeln von den der Taufe vorausgehenden Anweisungen, von der Abkehr von den heidnischen Bräuchen, vom Sakrament der Taufe, von den zehn im »Symbolon« enthaltenen dogmatischen Wahrheiten. Die folgenden Katechesen (6-18) bilden eine »fortlaufende Katechese« über das Symbolon von Jerusalem unter antiarianischem Aspekt. Von den letzten fünf, den sogenannten »mystagogischen« Katechesen (19-23) entfalten die ersten beiden einen Kommentar zu den Taufriten, die letzten drei handeln vom Chrisamöl, vom Leib und Blut Christi und von der eucharistischen Liturgie. Darin enthalten ist die Erklärung des Vaterunsers (»Oratio dominica«): Sie begründet einen Weg der Initiation zum Gebet, der sich parallel zur Inititiation zu den drei Sakramenten der Taufe, der Salbung (Firmung) und der Eucharistie entwickelt.

Die Grundlage der Unterweisung im christlichen Glauben wurde auch mit einer polemischen Absicht gegen Heiden, Judenchristen und Manichäer vollzogen. Die Argumentation war in einer bilderreichen Sprache auf die Verwirklichung der Verheißungen des Alten Testaments gegründet. Die Katechese war ein wichtiger Moment, der in den weiten Zusammenhang des ganzen, besonders des liturgischen Lebens der christlichen Gemeinde eingegliedert war, in deren mütterlichem Schoß die Vorbereitung des künftigen Gläubigen erfolgte, begleitet vom Gebet und vom Zeugnis der Brüder. In ihrer Gesamtheit bilden die Homilien des Cyrill eine systematische Katechese über die Neugeburt des Christen durch die Taufe. Dem Katechumenen sagt er: »Du bist in die Netze der Kirche gefallen (vgl.
Mt 13,47). Laß dich also lebendig fassen; flieh nicht, denn es ist Jesus, der dich an seinen Angelhaken nimmt, nicht um dir den Tod, sondern die Auferstehung nach dem Tod zu geben. Denn du mußt sterben und auferstehen (vgl. Rm 6,11 Rm 6,14) … Du stirbst für die Sünde und lebst von heute an für die Gerechtigkeit« (Prokatechese 5).

Unter dem Gesichtspunkt der Lehre kommentiert Cyrill das Jerusalemer Glaubensbekenntnis, wobei er auf die Typologie der Heiligen Schrift in einer »symphonischen« Beziehung zwischen den beiden Testamenten zurückgreift und bei Christus ankommt, dem Mittelpunkt des Universums. Die Typologie wird von Augustinus von Hippo einprägsam beschrieben werden: »Das Alte Testament ist die Verhüllung des Neuen Testaments, und im Neuen Testament offenbart sich das Alte« (De catechizandis rudibus, 4,8). Was die sittliche Katechese betrifft, so ist sie in tiefer Einheit in der lehrmäßigen Katechese verankert: Das Dogma wird allmählich in die Seelen eingesenkt, die so dazu angeregt werden, die heidnischen Verhaltensweisen auf der Grundlage des neuen Lebens in Christus, das Geschenk der Taufe ist, zu ändern. Die »mystagogische« Katechese schließlich bedeutete den Höhepunkt der Unterweisung, die Cyrill nicht mehr den Katechumenen, sondern den Neugetauften oder Neophyten während der Osterwoche erteilte. Sie bildete für sie eine Einführung, um unter den Taufriten der Osternacht die in ihnen enthaltenen und noch nicht enthüllten Geheimnisse zu entdecken. Erleuchtet vom Licht eines kraft der Taufe tieferen Glaubens waren die Neophyten endlich in der Lage, sie besser zu verstehen, da sie nun deren Riten gefeiert hatten.

Besonders bei den Neophyten griechischer Herkunft setzte Cyrill auf das ihrem Wesen entsprechende Sehvermögen. Es war der Übergang vom Ritus zum Geheimnis, der die psychologische Wirkung der Überraschung und die in der Osternacht gemachte Erfahrung aufwertete. Hier ein Text, der das Geheimnis der Taufe erklärt: »Dreimal seid ihr ins Wasser getaucht worden und nach jedem der drei Male seid ihr wieder aufgetaucht, um das dreitägige Begräbnis Christi sinnbildlich anzudeuten, das heißt ihr habt mit diesem Ritus unseren Heiland nachgeahmt, der drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde verbrachte (vgl. Mt 12,40). Mit dem ersten Auftauchen aus dem Wasser habt ihr das Gedenken an den ersten Tag gefeiert, den Christus im Grab verbrachte, so wie ihr mit dem ersten Eintauchen die erste im Grab verbrachte Nacht bekannt habt: wie der, der in der Nacht ist, nicht sieht, und der hingegen, der im Tag ist, das Licht genießt, so auch ihr. Während ihr zuerst in die Nacht eingetaucht ward und nichts saht, so habt ihr euch hingegen, als ihr wieder auftauchtet, im vollen Tag vorgefunden. Geheimnis des Todes und der Geburt, dieses Wasser des Heils ist für euch Grab und Mutter gewesen… Für euch… fiel die Zeit des Sterbens mit der Zeit des Geborenwerdens zusammen: ein und dieselbe Zeit hat beide Ereignisse verwirklicht« (Zweite Mystagogische Katechese, 4).

Das Geheimnis, das es zu erfassen gilt, ist der Plan Gottes, der sich durch die Heilshandlungen Christi in der Kirche verwirklicht. Die mystagogische Dimension wird ihrerseits von der Dimension der Symbole begleitet, die das geistliche Erlebnis zum Ausdruck bringen, das sie »explodieren « lassen. So erweist sich die Katechese des Cyrill auf der Grundlage der drei beschriebenen Bestandteile - lehrmäßig, sittlich und schließlich mystagogisch - als eine umfassende Katechese im Geist. Die mystagogische Dimension vollbringt die Synthese der ersten beiden, indem sie sie auf die sakramentale Feier ausrichtet, in der sich das Heil des ganzen Menschen verwirklicht.

Es handelt sich schließlich um eine ganzheitliche Katechese, die - durch die Einbeziehung von Leib, Seele und Geist - ein Sinnbild auch für die katechetische Bildung der Christen von heute bleibt.

Unsere heutige Katechese gilt dem heiligen Cyrill von Jerusalem. Er war von 348 bis 387 Bischof von Jerusalem, und sein Leben war geprägt von der pastoralen Sorge für die Gläubigen, aber auch von den damaligen theologischen Auseinandersetzungen innerhalb der Kirche im Osten des Römischen Reiches. So wurde er dreimal in die Verbannung geschickt, zuletzt vom arianisch gesinnten Kaiser Valens. Weil Cyrill von Bischof Acacius von Cäsarea, einem Anhänger des Arianismus, die Bischofsweihe empfangen hatte, wurde auch er selbst zuweilen dieser Irrlehre verdächtigt. Cyrills Wirken und seine wichtige Rolle auf dem Konzil von Konstantinopel sind aber ein Beweis seiner Rechtgläubigkeit.

Berühmt sind die 24 Katechesen, die von Cyrill überliefert sind. In der einführenden Ansprache und den ersten 18 Katechesen, die an die Taufbewerber gerichtet sind, spricht der Jerusalemer Bischof über die rechte Vorbereitung auf die Taufe, über Umkehr und Buße und über den Glauben. Zugleich bietet er eine fortlaufende Erklärung der Artikel des Jerusalemer Glaubensbekenntnisses. Die letzten fünf sogenannten „Mystagogischen Katechesen“ an die Neugetauften behandeln die Sakramente der Taufe, der Salbung (Firmung) und der Eucharistie sowie die Feier der Liturgie und das Vaterunser. Diese Homilien Cyrills sind eine wunderbare Katechese über das in der Taufe empfangene Geschenk des neuen Lebens in Christus und über das von Gott gewirkte Heil, das uns durch die Sakramente der Kirche zuteil wird.

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Petersdom


Sehr herzlich grüße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher, die hier im Petersdom an der heutigen Generalaudienz teilnehmen. Ich freue mich über euer zahlreiches Kommen. Euer Besuch in Rom mit den Zeugnissen vieler Märtyrer und Heiliger wie auch die Erfahrung der Weltkirche, die wir hier machen dürfen, stärke euch im Glauben und in der Gemeinschaft mit Christus und untereinander. Auf die Fürsprache der heiligen Apostel Petrus und Paulus, deren hohes Fest wir in wenigen Tagen feiern, segne ich euch alle und auch eure Lieben.
Audienzenhalle


Liebe Brüder und Schwestern! Mit Freude heiße ich die Audienzbesucher aus den Ländern deutscher Sprache willkommen. Besonders grüße ich die Kirchenchöre und Freunde der Kirchenmusik aus dem Bistum Trier sowie die vielen Jugendlichen von Schulen usw., die heute mitten unter uns sind. Nach dem Beispiel des heiligen Cyrill wollen wir die Geheimnisse des Glaubens, die wir in der Liturgie feiern, in uns wirksam werden lassen und durch ein christliches Leben in der Welt von heute bezeugen. Der Herr schenke uns dazu seine Gnade. Euch allen wünsche ich eine schöne und gesegnete Zeit in Rom!




Generalaudienzen 2005-2013 13067