Generalaudienzen 2005-2013 18012

Mittwoch, 18. Januar 2012: Gebetswoche für die Einheit der Christen

18012
Liebe Brüder und Schwestern!

Heute beginnt die Gebetswoche für die Einheit der Christen, die seit über einem Jahrhundert jedes Jahr von Christen aller Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften gefeiert wird, um das außerordentliche Geschenk zu erbitten, für das Jesus, der Herr, selbst beim Letzten Abendmahl vor seinem Leiden gebetet hat: »Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast« (
Jn 17,21). Der Brauch der Gebetswoche für die Einheit der Christen wurde 1908 von P. Paul Wattson eingeführt, dem Gründer einer anglikanischen Ordensgemeinschaft, die später in die katholische Kirche eingetreten ist. Die Initiative empfing den Segen des heiligen Papstes Pius X. und wurde dann von Papst Benedikt XV. gefördert, der durch das Breve Romanorum Pontificum vom 25. Februar 1916 ihre Feier in der ganzen katholischen Kirche ermutigte.

Die Gebetsoktav wurde in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Abbé Paul Couturier aus Lyon entwickelt und vervollkommnet. Er unterstützte das Gebet »für die Einheit der Kirche nach dem Willen Christi und mit den Mitteln, die er will«. In seinen letzten Schriften betrachtet Abbé Couturier diese Woche als ein Mittel, das es dem fürbittenden Gebet Christi ermöglicht, »in den ganzen christlichen Leib einzutreten und ihn zu durchdringen«; es muß wachsen und zu »einem gewaltigen einstimmigen Ruf des ganzen Gottesvolkes« werden, das Gott um dieses große Geschenk bittet. Und eben in der Gebetswoche für die Einheit der Christen findet der Impuls, den das Zweite Vatikanische Konzil der Suche nach der vollen Einheit aller Jünger Christi gegeben hat, jedes Jahr eine seiner wirksamsten Ausdrucksformen. Dieses geistliche Ereignis, das Christen aller Traditionen vereint, stärkt unser Bewußtsein um die Tatsache, daß die Einheit, nach der wir streben, nicht allein durch unsere Bemühungen erwirkt werden kann. Vielmehr wird sie ein von oben empfangenes Geschenk sein, um das wir stets beten müssen.

In jedem Jahr werden die Hilfsmittel für die Gebetswoche von einer ökumenischen Gruppe aus einer anderen Region der Welt vorbereitet. Ich möchte etwas zu diesem Punkt sagen. Dieses Jahr wurden die Texte von einer gemischten Gruppe von Vertretern der katholischen Kirche und des Polnischen Ökumenischen Rats vorgelegt, der verschiedene Kirchen und kirchliche Gemeinschaften des Landes umfaßt. Die Dokumentation wurde dann von einem Komitee überarbeitet, das aus Mitgliedern des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen sowie der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rats der Kirchen besteht. Auch diese gemeinsam in zwei Schritten durchgeführte Arbeit ist ein Zeichen des Wunsches nach Einheit, der die Christen beseelt, sowie des Bewußtseins, daß das Gebet der Königsweg ist, um die volle Einheit zu erlangen, denn zum Herrn hin vereint gehen wir auf die Einheit zu. Das Thema der diesjährigen Woche ist – wie wir gehört haben – dem Ersten Brief an die Korinther entnommen: »Wir werden alle verwandelt werden durch den Sieg Jesu Christi, unseres Herrn« (vgl. 1 Kor 15,51–58), sein Sieg wird uns verwandeln. Und dieses Thema wurde von der eben erwähnten großen polnischen ökumenischen Gruppe vorgeschlagen, die durch die Reflexion über die eigene Erfahrung als Nation hervorheben wollte, daß der christliche Glaube inmitten von Prüfungen und Umwälzungen wie jenen, die die Geschichte Polens geprägt haben, einen starken Halt darstellt. Nach ausgiebigen Gesprächen wurde ein Thema gewählt, in dessen Mittelpunkt die verwandelnde Kraft des Glaubens an Christus steht, besonders im Licht der Bedeutung, die er für unser Gebet um die sichtbare Einheit der Kirche, des Leibes Christi, hat.

Inspiriert wurde diese Reflexion durch die Worte des hl. Paulus, der zur Kirche in Korinth über die Vergänglichkeit dessen spricht, was unserem gegenwärtigen Leben angehört, das auch von der Erfahrung der »Niederlage« der Sünde und des Todes geprägt ist, im Gegensatz zu dem, was der »Sieg« Christi über Sünde und Tod in seinem Ostergeheimnis uns bringt. Die besondere Geschichte der polnischen Nation, die Zeiten des demokratischen Zusammenlebens und der Religionsfreiheit gekannt hat, wie im 17. Jahrhundert, war in den letzten Jahrhunderten von Invasionen und Niederlagen geprägt, aber auch vom ständigen Kampf gegen die Unterdrückung und vom Verlangen nach Freiheit. All das hat die ökumenische Gruppe veranlaßt, vertieft über die wahre Bedeutung von »Sieg« – was ist der Sieg – und »Niederlage« nachzudenken. Gegenüber dem triumphalistisch verstandenen »Sieg« schlägt Christus uns einen ganz anderen Weg vor, der nicht durch Macht und Gewalt hindurchführt. Er sagt nämlich: »Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein« (Mc 9,35).

Christus spricht von einem Sieg durch die leidende Liebe, durch den gegenseitigen Dienst, die Hilfe, die neue Hoffnung und den konkreten Trost, der den Geringsten, den Vergessenen, den Ausgegrenzten geschenkt wird. Für alle Christen ist der höchste Ausdruck dieses demütigen Dienstes Jesus Christus selbst, seine völlige Selbsthingabe, der Sieg seiner Liebe über den Tod am Kreuz, der im Licht des Ostermorgens aufleuchtet. Wir können an diesem verwandelnden »Sieg« teilhaben, wenn wir uns von Gott verwandeln lassen und nur wenn wir eine Umkehr unseres Lebens vornehmen und die Verwandlung in Form der Bekehrung stattfindet. Aus diesem Grund erachtete die polnische ökumenische Gruppe für das Thema ihrer Betrachtung die Worte des hl. Paulus als besonders geeignet: »Wir werden alle verwandelt werden« durch den Sieg Christi, unseres Herrn (vgl. 1 Kor 15,51–58).

Die volle und sichtbare Einheit der Christen, nach der wir streben, erfordert, daß wir uns verwandeln lassen und immer vollkommener dem Bild Christi ähnlich werden. Die Einheit, um die wir bitten, verlangt eine innere, sowohl gemeinschaftliche als auch persönliche Bekehrung. Es geht nicht nur um Nettigkeit oder Zusammenarbeit: Es ist vor allem notwendig, unseren Glauben an Gott zu stärken, an den Gott Jesu Christi, der zu uns gesprochen hat und einer von uns geworden ist; es ist notwendig, in das neue Leben in Christus einzutreten, das unser wahrer und endgültiger Sieg ist; es ist notwendig, sich einander zu öffnen und alle Elemente der Einheit aufzugreifen, die Gott uns bewahrt hat und die er uns immer wieder schenkt; es ist notwendig, die Dringlichkeit zu spüren, dem Menschen unserer Zeit den lebendigen Gott zu bezeugen, der sich in Christus offenbart hat.

Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Suche nach der Ökumene in den Mittelpunkt des Lebens und des Wirkens der Kirche gestellt: »Daher mahnt dieses Heilige Konzil alle katholischen Gläubigen, daß sie, die Zeichen der Zeit erkennend, mit Eifer an dem ökumenischen Werk teilnehmen« (Unitatis redintegratio UR 4). Der sel. Johannes Paul II. hat die grundlegende Natur dieser Bemühungen hervorgehoben, indem er sagte: »Diese Einheit, die der Herr seiner Kirche geschenkt hat und in der er alle umfangen wollte, ist nicht etwas Nebensächliches, sondern steht im Zentrum seines Wirkens. Und sie ist auch nicht gleichbedeutend mit einem zweitrangigen Attribut der Gemeinschaft seiner Jünger. Sie gehört vielmehr zum Wesen dieser Gemeinschaft selbst« (Enzyklika Ut unum sint UUS 9). Die ökumenische Aufgabe ist also eine Verantwortung der ganzen Kirche und aller Getauften, die die unter den Christen bereits bestehende teilweise Gemeinschaft bis hin zur vollen Gemeinschaft in der Wahrheit und in der Liebe wachsen lassen müssen. Das Gebet um die Einheit ist daher nicht auf diese Gebetswoche beschränkt, sondern muß zum festen Bestandteil unseres Betens werden, des Gebetslebens aller Christen, an jedem Ort und zu jeder Zeit, vor allem wenn Personen verschiedener Traditionen einander begegnen und sich gemeinsam einsetzen für den Sieg – in Christus – über alles, was Sünde, Übel, Unrecht, Verletzung der Würde des Menschen ist.

Seitdem die moderne ökumenische Bewegung vor über einem Jahrhundert entstanden ist, war man sich immer deutlich der Tatsache bewußt, daß die fehlende Einheit unter den Christen ein Hindernis ist für eine wirksamere Verkündigung des Evangeliums, da sie unsere Glaubwürdigkeit in Gefahr bringt. Wie können wir ein überzeugendes Zeugnis ablegen, wenn wir gespalten sind? Was die grundlegenden Glaubenswahrheiten betrifft, so eint uns gewiß viel mehr als das, was uns spaltet. Aber die Spaltungen bleiben und betreffen auch verschiedene praktische und ethische Fragen, rufen Verwirrung und Mißtrauen hervor und schwächen unsere Fähigkeit, das Heilswort Christi weiterzugeben. In diesem Sinne müssen wir an die Worte des sel. Johannes Paul II. denken, der in seiner Enzyklika Ut unum sint über den Schaden spricht, der durch das Fehlen der Einheit dem christlichen Zeugnis und der Verkündigung des Evangeliums zugefügt wird (vgl. UUS 98 UUS 99). Dies ist eine große Herausforderung für die Neuevangelisierung, die fruchtbarer sein kann, wenn alle Christen gemeinsam die Wahrheit des Evangeliums Jesu Christi verkündigen und eine gemeinsame Antwort geben auf den geistlichen Durst unserer Zeit. Der Weg der Kirche, ebenso wie der der Völker, liegt in den Händen des auferstandenen Christus, des Siegers über den Tod und über das Unrecht, das er im Namen aller ertragen und erlitten hat. Er läßt uns teilhaben an seinem Sieg. Er allein ist in der Lage, uns zu verwandeln und uns, die wir schwach und zaghaft sind, stark und mutig zu machen, um Gutes zu tun. Er allein kann uns aus den negativen Folgen unserer Spaltungen retten.

Liebe Brüder und Schwestern, ich lade alle ein, sich in dieser Woche für die Einheit tiefer im Gebet zu vereinen, damit das gemeinsame Zeugnis, die Solidarität und die Zusammenarbeit unter den Christen wachsen mögen, in Erwartung des herrlichen Tages, an dem wir gemeinsam den von den Aposteln überlieferten Glauben bekennen und gemeinsam die Sakramente unserer Verwandlung in Christus feiern können. Danke.

* * *

Von Herzen grüße ich alle deutschsprachigen Pilger, heute besonders eine Delegation von österreichischen Pfarrgemeinderatsmitgliedern in Begleitung von Bischof Alois Schwarz sowie eine Delegation der Mainzer Ranzengarde. Herzlich willkommen! Beten wir in dieser Woche um die Einheit aller Christen, damit das gemeinsame Zeugnis, die Solidarität und die Zusammenarbeit wachse und wir dann wirklich dem Tag entgegengehen dürfen, an dem wir miteinander den von den Aposteln überlieferten Glauben bekennen und die Sakramente der Umgestaltung in Christus feiern dürfen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.



Audienzhalle

Mittwoch, 25. Januar 2012

25012


Liebe Brüder und Schwestern!

In der heutigen Katechese richten wir unsere Aufmerksamkeit auf das Gebet, das Jesus in der »Stunde« seiner Erhöhung und seiner Verherrlichung an den Vater richtet (vgl. ). Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es: »Die christliche Überlieferung nennt es mit Recht das ›hohepriesterliche‹ Gebet Jesu. Es ist das Gebet unseres Hohenpriesters; es läßt sich nicht von seinem Opfer trennen, von seinem ›Gehen zum Vater‹ [Pascha], durch das er dem Vater ganz ›geweiht‹ wird« (
CEC 2747).

Dieses Gebet Jesu wird in seinem ganzen Reichtum vor allem dann verständlich, wenn wir es vor dem Hintergrund des jüdischen Versöhnungsfestes, des Jom Kippur, betrachten. An diesem Tag bringt der Hohepriester das Sühneopfer dar, erst für sich, dann für den Priesterstand und am Ende für die gesamte Gemeinschaft des Volkes. Das Ziel ist, dem Volk Israel nach den Gesetzesübertretungen eines Jahres das Bewußtsein der Versöhnung mit Gott zurückzugeben, das Bewußtsein, auserwähltes Volk zu sein, »heiliges Volk« inmitten der anderen Völker. Das Gebet Jesu, das im 17. Kapitel des Johannesevangeliums wiedergegeben wird, greift die Struktur dieses Festes auf. In jener Nacht wendet Jesus sich an den Vater in dem Augenblick, in dem er sich selbst hingibt. Er, Priester und Opfer, betet für sich, für die Apostel und für alle, die an ihn glauben werden, für die Kirche aller Zeiten (vgl. Jn 17,20).

Das Gebet Jesu für sich selbst ist die Bitte um die eigene Verherrlichung, die eigene »Erhöhung« in seiner »Stunde«. In Wirklichkeit ist es mehr als eine Bitte und die Erklärung der vollen Bereitschaft, frei und großherzig in den Plan Gottes, des Vaters, einzutreten, der durch seine Auslieferung, seinen Tod und seine Auferstehung erfüllt wird. Diese »Stunde« hat mit dem Verrat des Judas begonnen (vgl. Jn 13,31) und findet ihren Höhepunkt, als der auferstandene Jesus zum Vater hinaufgeht (vgl. 20,17). Als Judas den Abendmahlssaal verläßt, kommentiert Jesus dies mit den Worten: »Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht« (Jn 13,31). Nicht zufällig beginnt er das hohepriesterliche Gebet, indem er sagt: »Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht« (Jn 17,1). Die Verherrlichung, die Jesus als Hoherpriester für sich selbst erbittet, ist der Eintritt in den vollen Gehorsam gegenüber dem Vater, einen Gehorsam, der ihn zu seiner vollen Sohnschaft führt: »Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war« (Jn 17,5). Diese Bereitschaft und diese Bitte sind der erste Moment des neuen Priestertums Jesu: Es ist die völlige Selbsthingabe am Kreuz, und gerade am Kreuz – dem Akt der höchsten Liebe – wird er verherrlicht, denn die Liebe ist die wahre Herrlichkeit, die göttliche Herrlichkeit.

Der zweite Moment dieses Gebets ist die Fürsprache Jesu für die Jünger, die bei ihm gewesen sind. Sie sind jene, über die Jesus zum Vater sagen kann: »Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir, und du hast sie mir gegeben, und sie haben an deinem Wort festgehalten« (Jn 17,6). »Gottes Namen den Menschen offenbaren« ist die Verwirklichung einer neuen Gegenwart des Vaters inmitten des Volkes, der Menschheit. Dieses »Offenbaren« ist nicht nur ein Wort, sondern es ist in Jesus Wirklichkeit; Gott ist bei uns, und so ist der Name – seine Gegenwart bei uns, als einer von uns – »verwirklicht«. Diese Offenbarung wird also in der Fleischwerdung des Wortes verwirklicht. In Jesus tritt Gott ein in das menschliche Fleisch, kommt er in einzigartiger und neuer Weise zu uns. Und diese Gegenwart hat ihren Höhepunkt im Opfer, das Jesus im Pascha seines Todes und seiner Auferstehung verwirklicht.

Im Mittelpunkt dieses Gebets der Fürsprache und der Sühne für die Jünger steht die Bitte um Heiligung. Jesus sagt zum Vater: »Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind« (). Ich frage: Was bedeutet »heiligen« in diesem Fall? Zunächst einmal muß gesagt werden, daß eigentlich nur Gott »heilig« ist. Heiligen heißt also, eine Wirklichkeit – eine Person oder eine Sache – in Gottes Besitz zu übergeben. Und darin finden sich zwei einander ergänzende Aspekte: auf der einen Seite, von den gewöhnlichen Dingen wegnehmen, absondern, aus dem persönlichen Lebensbereich des Menschen »beiseite nehmen«, um vollkommen Gott hingeschenkt zu sein. Auf der anderen Seite hat diese Absonderung, diese Übergabe in die Sphäre Gottes die Bedeutung von »Sendung«, Mission: Gerade weil sie Gott hingeschenkt ist, existiert die geheiligte Wirklichkeit, die geheiligte Person »für« die anderen, ist sie den anderen geschenkt. Gott hinschenken bedeutet, nicht mehr für sich selbst dazusein, sondern für alle. Geheiligt ist derjenige, der im Hinblick auf eine Aufgabe wie Jesus von der Welt abgesondert und für Gott beiseite genommen ist und gerade deshalb allen vollkommen zur Verfügung steht. Für die Jünger wird es die Fortsetzung der Sendung Jesu sein: Gott hingeschenkt sein, um so für alle gesandt zu sein. Am Osterabend erscheint Jesus seinen Jüngern und sagt zu ihnen: »Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch« (Jn 20,21).

Im driIm dritten Moment des hohepriesterlichen Gebets weitet sich der Blick bis zum Ende der Zeiten. In ihm wendet sich Jesus an den Vater, um Fürsprache zu halten für alle, die durch die von den Aposteln begonnene und in der Geschichte fortgesetzte Sendung zum Glauben geführt werden: »Ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben.« Jesus betet für die Kirche aller Zeiten, er betet auch für uns (Jn 17,20). Der Katechismus der Katholischen Kirche kommentiert: »Jesus hat das Werk des Vaters ganz erfüllt, und wie sein Opfer währt auch sein Gebet bis zum Ende der Zeit. Das Gebet der Stunde erfüllt die letzten Zeiten und bringt sie ihrer Vollendung entgegen« (CEC 2749).

Die zentrale Bitte des hohepriesterlichen Gebets Jesu, das seinen Jüngern aller Zeiten gewidmet ist, ist die Bitte um die zukünftige Einheit derer, die an ihn glauben werden. Diese Einheit ist kein weltliches Produkt. Sie entspringt ausschließlich der göttlichen Einheit und gelangt zu uns vom Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist. Jesus bittet um ein Geschenk, das vom Himmel kommt und das seine – wirkliche und wahrnehmbare – Auswirkung auf Erden hat. Er betet: »Alle sollen eins sein. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast« (Jn 17,21). Die Einheit der Christen ist einerseits eine verborgene Wirklichkeit, die im Herzen der gläubigen Menschen liegt. Gleichzeitig jedoch muß sie in aller Deutlichkeit in der Geschichte sichtbar werden. Sie muß sichtbar werden, damit die Welt glaubt. Sie hat einen sehr praktischen und konkreten Zweck: Sie muß sichtbar werden, damit alle wirklich eins sind. Die Einheit der zukünftigen Jünger ist Einheit mit Jesus – den der Vater in die Welt gesandt hat –, und so ist sie auch der Urquell der Wirkkraft der christlichen Sendung in der Welt.

Wir dürfen sagen, daß im hohepriesterlichen Gebet Jesu sich die Stiftung der Kirche vollzieht. »Denn was ist Kirche anderes als die Gemeinschaft der Jünger, die durch den Glauben an Jesus Christus als den Gesandten des Vaters ihre Einheit empfängt und hineingehalten ist in die Sendung Jesu, die Welt zur Erkenntnis Gottes zu führen und sie so zu retten?« Hier finden wir wirklich eine wahre Definition der Kirche. »Die Kirche entspringt dem Gebet Jesu. Dieses Gebet aber ist nicht nur Wort, es ist der Akt, in dem er sich selbst ›heiligt‹, das heißt sich ›opfert‹ für das Leben der Welt« (Jesus von Nazareth, II, S. 119). Jesus betet, daß seine Jünger eins sein sollen. Kraft dieser Einheit, die empfangen und gewahrt werden muß, kann die Kirche »in der Welt« wandeln, ohne »von der Welt« zu sein (vgl. Jn 17,16), und die ihr anvertraute Sendung leben, damit die Welt an den Sohn glaubt und an den Vater, der ihn gesandt hat. Die Kirche wird somit zu dem Ort, an dem die Sendung Christi fortgesetzt wird: die »Welt« aus der Entfremdung des Menschen von Gott und von sich selbst herauszuführen, aus der Sünde heraus, damit sie wieder Welt Gottes werde.

Liebe Brüder und Schwestern, wir haben einige Elemente aus dem großen Reichtum des hohepriesterlichen Gebets Jesu aufgegriffen. Ich lade euch ein, es zu lesen und darüber nachzudenken, damit es uns leiten möge im Gespräch mit dem Herrn und uns beten lehre. Auch wir wollen daher in unserem Gebet Gott bitten, daß er uns helfen möge, in größerer Fülle in den Plan einzutreten, den er für einen jeden von uns hat; wir wollen ihn bitten, für ihn »geheiligt« zu sein, ihm immer mehr anzugehören, um die anderen, die Nahen, die Fernen immer mehr lieben zu können; wir wollen ihn bitten, stets in der Lage zu sein, unser Gebet auf die Dimensionen der Welt hin zu öffnen, es nicht in der Bitte um Hilfe für unsere Probleme zu verschließen, sondern unseres Nächsten vor dem Herrn zu gedenken, die Schönheit zu erfassen, für andere Fürsprache zu halten; wir wollen ihn bitten um das Geschenk der sichtbaren Einheit aller, die an Christus glauben – darum haben wir mit Nachdruck in dieser Gebetswoche für die Einheit der Christen gebetet. Wir wollen bitten, stets bereit zu sein, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt (vgl. 1P 3,15). Danke.

***

Ganz herzlich grüße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache. Nehmen wir Christus als unseren Herrn und Bruder an, von dem wir unsere Einheit empfangen und der uns hinausführt, um der Welt die Liebe und die Treue Gottes zu bezeugen. Der Herr schenke euch gesegnete Tage hier in Rom.





Audienzhalle

Mittwoch, 1. Februar 2012

10212


Liebe Brüder und Schwestern!

Heute möchte ich zu euch über das Gebet Jesu in Getsemani, im Ölgarten, sprechen. Der Schauplatz des Evangeliumsberichtes über dieses Gebet ist besonders bedeutsam. Jesus begibt sich nach dem Letzten Abendmahl zusammen mit seinen Jüngern betend zum Ölberg. Der Evangelist Markus berichtet: »Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus« (14,26). Gemeint ist wohl der Gesang einiger Psalmen des »Hallel«, mit denen man Gott für die Befreiung des Volkes aus der Knechtschaft dankt und um seine Hilfe in den immer neuen Schwierigkeiten und Bedrohungen der Gegenwart bittet. Der Weg nach Getsemani ist von Worten Jesu erfüllt, die spüren lassen, daß sein Tod herannaht, und die die unmittelbar bevorstehende Zerstreuung der Jünger ankündigen.

Im Garten am Ölberg angekommen bereitet sich Jesus auch in jener Nacht auf das persönliche Gebet vor. Diesmal jedoch geschieht etwas Neues: Es scheint, daß er nicht allein bleiben will. Oft zog Jesus sich von der Menge und auch von den Jüngern »an einen einsamen Ort« (
Mc 1,35) oder »auf einen Berg« (Mc 6,46) zurück, sagt der hl. Markus. In Getsemani dagegen fordert er Petrus, Jakobus und Johannes auf, in der Nähe zu bleiben. Es sind die Jünger, die er gerufen hat, auf dem Berg der Verklärung bei ihm zu sein (vgl. ). Die Nähe der drei beim Gebet in Getsemani ist bedeutsam. Auch in jener Nacht wird Jesus »allein« zum Vater beten, denn er steht zu ihm in einer ganz einzigartigen Beziehung: der Beziehung des eingeborenen Sohnes. Man könnte sogar sagen, daß sich vor allem in jener Nacht niemand wirklich dem Sohn nähern kann, der sich dem Vater in seiner absolut einzigartigen, ausschließlichen Identität darbringt. Zwar gelangt Jesus »allein« an den Punkt, an dem er innehalten wird, um zu beten, aber er will, daß wenigstens drei Jünger nicht fern, in engerer Beziehung zu ihm bleiben. Es handelt sich um eine räumliche Nähe, eine Bitte um Solidarität in dem Augenblick, in dem er den Tod herannahen spürt, aber vor allem ist es eine Nähe im Gebet, gewissermaßen um den Einklang mit ihm zum Ausdruck zu bringen, in dem Augenblick, indem er sich anschickt, den Willen des Vaters bis zum Äußersten zu erfüllen, und es ist eine Aufforderung an jeden Jünger, ihm auf dem Weg des Kreuzes nachzufolgen.

Der Evangelist Markus berichtet: »Er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Da ergriff ihn Furcht und Angst, und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht!« (). In dem Wort, das er an die drei richtet, drückt Jesus sich wieder in der Sprache der Psalmen aus: »Meine Seele ist betrübt«, ein Ausdruck aus Psalm 43 (vgl. 43,5). Das feste Entschlossensein – »zu Tode« – ruft außerdem eine Situation in Erinnerung, die viele der Gesandten Gottes im Alten Testament erlebt haben und die in ihrem Beten zum Ausdruck kommt. Denn die ihnen anvertraute Sendung zu erfüllen, bedeutet nicht selten, Feindseligkeit, Ablehnung, Verfolgung zu begegnen. Mose spürt in dramatischer Weise die Prüfung, die er erfährt, als er das Volk durch die Wüste führt, und sagt zu Gott: »Ich kann dieses ganze Volk nicht allein tragen, es ist mir zu schwer. Wenn du mich so behandelst, dann bring mich lieber gleich um, wenn ich überhaupt deine Gnade gefunden habe« (). Auch für den Propheten Elija ist es nicht leicht, den Dienst an Gott und an seinem Volk auszuführen. Im Ersten Buch der Könige wird berichtet: »Er selbst ging eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter« (19,4). Die Worte Jesu an die drei Jünger, die er beim Gebet in Getsemani in der Nähe haben will, offenbaren, daß er in jener »Stunde« Furcht und Angst empfindet und die letzte, tiefe Einsamkeit gerade dann erfährt, als der Plan Gottes umgesetzt wird. Und in jener Furcht und Angst Jesu ist das ganze Grauen des Menschen vor dem eigenen Tod zusammengefaßt, die Gewißheit über seine Unabwendbarkeit und die Wahrnehmung der Last des Bösen, das unser Leben berührt.

Nach der Aufforderung an die drei, zu bleiben und im Gebet zu wachen, wendet Jesus sich »allein« an den Vater. Der Evangelist Markus berichtet: »Er ging ein Stück weiter, warf sich auf die Erde nieder und betete, daß die Stunde, wenn möglich, an ihm vorübergehe« (Mc 14,35). Jesus wirft sich mit dem Gesicht zur Erde nieder: eine Gebetshaltung, die den Gehorsam gegenüber dem Willen des Vaters zum Ausdruck bringt, die vertrauensvolle Hingabe an ihn. Es ist eine Geste, die zu Beginn der Feier vom Leiden und Sterben Christi, am Karfreitag, wiederholt wird, ebenso wie in der monastischen Profeß und in der Diakon-, Priester- und Bischofsweihe, um im Gebet die eigene Ganzhingabe an Gott, das Vertrauen auf ihn auch körperlich zum Ausdruck zu bringen. Dann bittet Jesus den Vater, daß diese Stunde, wenn möglich, an ihm vorübergehe. Es ist nicht nur die Furcht und Angst des Menschen vor dem Tod, sondern es ist die Erschütterung des Sohnes Gottes, der die schreckliche Menge des Bösen sieht, das er auf sich nehmen muß, um es zu überwinden, um ihm die Macht zu entreißen. Liebe Freunde, auch wir müssen im Gebet fähig sein, unsere Mühsal vor Gott zu bringen, das Leiden gewisser Situationen, gewisser Tage, das tägliche Bemühen, ihm nachzufolgen, Christen zu sein, und auch die Last des Bösen, das wir in uns und um uns herum sehen, auf daß er uns Hoffnung gebe, uns seine Nähe spüren lasse, uns auf dem Weg des Lebens etwas Licht schenke.

Jesus setzt sein Gebet fort: »Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst (soll geschehen)« (Mc 14,36). In diesem Gebet gibt es drei erhellende Passagen. Am Anfang haben wir die Verdopplung des Ausdrucks, mit dem Jesus sich an Gott wendet: »Abba, Vater« (Mc 14,36a). Wir wissen, daß Kinder sich mit dem aramäischen Wort »Abba« an ihren Papa wandten und es daher die Beziehung Jesu zu Gott, dem Vater, zum Ausdruck bringt: eine Beziehung voll Zärtlichkeit, Liebe, Vertrauen, Hingabe. Im Mittelteil des Gebets befindet sich als zweites Element das Wissen um die Allmacht des Vaters: »Alles ist dir möglich.« Es leitet eine Bitte ein, in der noch einmal das Drama des menschlichen Willens Jesu angesichts des Todes und des Bösen erscheint: »Nimm diesen Kelch von mir!« Aber dann ist da der dritte Ausdruck des Gebets Jesu, und das ist der Entscheidende, in dem der menschliche Wille dem göttlichen Willen vollkommen zustimmt. Denn Jesus sagt ab - schließend mit Nachdruck: »Aber nicht, was ich will, sondern was du willst (soll geschehen)« (). In der Einheit der göttlichen Person des Sohnes findet der menschliche Wille seine volle Verwirklichung in der Ganzhingabe des »Ich« an das »Du« des Vaters, der »Abba« genannt wird. Der hl. Maximus der Bekenner sagt, daß vom Augenblick der Schöpfung des Mannes und der Frau an der menschliche auf den göttlichen Willen ausgerichtet ist. Und gerade im »Ja« zu Gott ist der menschliche Wille völlig frei und findet seine Verwirklichung. Leider hat sich aufgrund der Sünde dieses »Ja« zu Gott in Ungehorsam verwandelt: Adam und Eva haben gedacht, daß das »Nein« zu Gott der Höhepunkt der Freiheit, die völlige Selbstverwirklichung sei. Am Ölberg bringt Jesus den menschlichen Willen zum vollkommenen »Ja« zu Gott zurück; in ihm ist der natürliche Wille vollkommen eingebunden in die Ausrichtung, die die göttliche Person ihr gibt. Jesus lebt seine Existenz dem Mittelpunkt seiner Person, seiner göttlichen Sohnschaft, entsprechend. Sein menschlicher Wille ist in das Ich des Sohnes hineingezogen, der sich dem Vater vollkommen hinschenkt. So sagt Jesus uns, daß der Mensch nur in der Angleichung des eigenen Willens an den göttlichen Willen zu seiner wahren Größe gelangt, »göttlich« wird. Nur wenn man aus sich herauskommt, nur im »Ja« zu Gott wird Adams und unser aller Verlangen erfüllt: das Verlangen, gänzlich frei zu sein. Das ist es, was Jesus in Getsemani vollbringt: Durch das Hineinnehmen des menschlichen Willens in den göttlichen Willen wird der wahre Mensch geboren und sind wir erlöst.

Das Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche lehrt zusammenfassend: »Das Gebet Jesu während seiner Todesangst im Garten von Getsemani und seine letzten Worte am Kreuz offenbaren die Tiefe seines Betens als Sohn: Jesus erfüllt den Ratschluß der Liebe des Vaters und nimmt alle Ängste der Menschen, alles Flehen und Bitten der Heilsgeschichte auf sich. Er bringt sie zum Vater, der sie annimmt und über alle menschliche Hoffnung hinaus erhört, indem er ihn von den Toten auferweckt« (Nr. 543). Denn »nirgends sonst in der Heiligen Schrift schauen wir so tief in das innere Geheimnis Jesu hinein wie im Ölberggebet« (Jesus von Nazareth, II, 179).

Liebe Brüder und Schwestern, jeden Tag bitten wir im Gebet des Vaterunser den Herrn: »Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden « (vgl. Mt 6,10). Das heißt, wir erkennen, daß es einen Willen Gottes mit uns und für uns gibt, einen Willen Gottes für unser Leben, der jeden Tag immer mehr zum Bezugspunkt unseres Willens und unseres Seins werden muß. Außerdem erkennen wir, daß der Wille Gottes im »Himmel« geschieht und daß die »Erde« nur dann zum »Himmel« – zum Ort der Gegenwart der Liebe, der Güte, der Wahrheit, der göttlichen Schönheit – wird, wenn auf ihr der Wille Gottes geschieht. Im Beten Jesu zum Vater in jener schrecklichen und wunderbaren Nacht in Getsemani ist die »Erde« zum »Himmel« geworden; die »Erde« seines menschlichen Willens, der von Furcht und Angst erschüttert war, ist in seinen göttlichen Willen hineingenommen worden, so daß der Wille Gottes sich auf der Erde erfüllt hat. Und das ist auch in unserem Beten wichtig: Wir müssen lernen, uns der göttlichen Vorsehung stärker anzuvertrauen, müssen Gott um die Kraft bitten, aus uns selbst herauszukommen, um ihm gegenüber unser »Ja« zu erneuern, um ihm immer wieder zu sagen: »Dein Wille geschehe«, um unseren Willen dem seinen anzugleichen. Darum müssen wir täglich beten, denn es ist nicht immer leicht, uns dem Willen Gottes anzuvertrauen, das »Ja« Jesu, das »Ja« Marias zu wiederholen. Die Evangeliumsberichte von Getsemani zeigen schmerzhaft, daß die drei Jünger, die Jesus dazu auserwählt hat, in seiner Nähe zu sein, nicht in der Lage waren, mit ihm zu wachen, an seinem Gebet, an seiner Zustimmung zum Vater teilzuhaben, und vom Schlaf übermannt wurden.

Liebe Freunde, bitten wir den Herrn, in der Lage zu sein, mit ihm im Gebet zu wachen, dem Willen Gottes jeden Tag zu folgen, auch wenn er vom Kreuz spricht, in immer größerer Vertrautheit mit dem Herrn zu leben, um auf diese »Erde« ein wenig von Gottes »Himmel« zu bringen. Danke.


* * *

Mit Freude grüße ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher. Wollen wir immer wieder Zeiten der Stille und des persönlichen Gebetes suchen und gerade in Stunden der Not vertrauensvoll unsere Sorgen dem himmlischen Vater übergeben. Wir wissen: ihm ist alles möglich und er kann auch das Schwere zum Guten führen. Gott segne euch alle!



Audienzhalle

Mittwoch, 8 Februar 2012


Generalaudienzen 2005-2013 18012