ANSPRACHE 2008 Januar 2008 16


Februar 2008




AN DIE GRIECHISCH-KATHOLISCHEN BISCHÖFE DER UKRAINE ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Freitag, 1. Februar 2008

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Seligkeit,
verehrte Mitbrüder im Bischofsamt!

Ich freue mich sehr, euch heute zum Abschluß eures Besuches »ad limina Apostolorum« zu empfangen. Schwerwiegende und objektive Gründe haben euch daran gehindert, gemeinsam diese Pilgerfahrt zum Stuhl Petri zu unternehmen. Der letzte »Ad-limina«-Besuch der griechisch- katholischen Bischöfe geht auf das Jahr 1937 zurück. Jetzt, nachdem eure jeweiligen Kirchen die volle Freiheit wiedererlangt haben, seid ihr hier, um erneuerte und lebendige Gemeinschaften im Glauben vorzustellen, die nie aufgehört haben, sich in voller Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri zu fühlen. Seid willkommen, liebe Mitbrüder, in diesem Haus, in dem seit jeher intensiv und unablässig für die geliebte griechisch- katholische Kirche in der Ukraine gebetet wird. Durch den verehrten Kardinal Lubomyr Husar, Großerzbischof von Kyiv-Halyc - dem ich für die bewegenden Grußworte danke, die er in eurem Namen an mich gerichtet hat -, durch den Apostolischen Administrator der Eparchie Mukachevo des byzantinischen Ritus und durch euch alle grüße ich gerne eure Gemeinschaften, die unermüdlichen Priester, die geweihten Personen und alle, die das Hirtenamt im Dienst des Volkes Gottes hingebungsvoll ausüben.

Dem Bericht über die Lage eurer Eparchien und Exarchate konnte ich entnehmen, wie sehr ihr euch dafür einsetzt, die Einheit und Zusammenarbeit innerhalb eurer Gemeinschaften ständig zu fördern, zu festigen und zu prüfen, um gemeinsam den Herausforderungen zu begegnen, vor die ihr als Hirten gestellt seid und die Gegenstand eurer Sorgen und eurer Pastoralpläne sind. Ich bewundere deshalb das großherzige Werk und das unermüdliche Zeugnis, das ihr eurem Volk und der Kirche bietet. Bei diesem pastoralen und missionarischen Einsatz braucht ihr notwendigerweise die Hilfe der Priester, die der Gute Hirte euch als Mitarbeiter zur Seite gestellt hat. Ich nutze gern die Gelegenheit, um ihnen meine Wertschätzung für ihre tägliche apostolische Tätigkeit auszusprechen. Verehrte Mitbrüder, ermutigt sie bei den verschiedenen Initiativen der Erneuerung, damit sie nicht den Neuheiten der Welt folgen, sondern der Gesellschaft jene Antworten anbieten, die nur Christus auf die Erwartungen des Menschenherzens nach Gerechtigkeit und Frieden geben kann. Dazu ist eine angemessene intellektuelle und geistliche Vorbereitung nötig, die einen ständigen Bildungsweg voraussetzt, der in den Priesterseminaren beginnt, wo die Disziplin und das geistliche Leben immer gut zu pflegen sind, und der dann im Laufe der Jahre des Dienstes weiterzuführen ist. In den Pflanzstätten der Berufungen, das heißt in den Priesterseminaren, sind Lehrer und Ausbilder vonnöten, die im menschlichen, wissenschaftlichen, theologischen, asketischen und pastoralen Bereich qualifiziert und kompetent sind, damit sie den zukünftigen Priestern helfen, in ihrer persönlichen Beziehung zu Christus zu wachsen, dank einer fortschreitenden Identifizierung mit ihm. Nur so werden sie die pastoralen Verantwortlichkeiten, die ihnen der Bischof anvertrauen wird, im Geist eines echten kirchlichen Dienstes übernehmen.

Vor diesem Hintergrund rufe ich euch auf, für eure Priester die Kurse geistlicher Übungen, der Bildung und theologischen und pastoralen Erneuerung zu vermehren, wenn möglich auch unter Mitarbeit des lateinischen Episkopats, wobei jeder die jeweiligen Traditionen respektieren soll. Es ist nicht zu leugnen, daß eine solche Zusammenarbeit der beiden Riten zu einem tieferen Einklang der Herzen unter denen führen kann, die der einen Kirche dienen. Ich bin sicher, daß durch eine solche innere Bereitschaft bestehende Mißverständnisse leichter ausgeräumt werden können in dem Bewußtsein, daß beide Riten zur einen katholischen Gemeinschaft gehören und beide das volle und gleiche Bürgerrecht in dem einen ukrainischen Volk haben. In diesem Licht betrachtet, wäre es nützlich, verehrte Mitbrüder, daß ihr mit den lateinischen Bischöfen regelmäßig zusammenkommt, zum Beispiel einmal im Jahr.

Große Bedeutung hat in den euch anvertrauten Eparchien und Exarchaten das geweihte Leben, und dafür möchte ich zusammen mit euch Gott danken. Ich habt mir aber berichtet, daß es einige Schwierigkeiten gibt, besonders im Bildungsbereich, im Bezug auf den verantwortlichen Gehorsam der Ordensleute und ihre Mitarbeit für die Bedürfnisse der Kirche. Mit der Großherzigkeit eines Hirten und der Geduld eines Vaters sollt ihr diese Brüder und Schwestern ermahnen, das »weltentsagende« Wesen ihrer besonderen Berufung zu schützen. Helft ihnen, den Geist der Seligpreisungen zu pflegen und die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams in Treue gegenüber dem Evangelium zu bewahren, damit sie in der Kirche jenes typische Zeugnis ablegen können, das von ihnen verlangt wird.

Ein weiteres Herzensanliegen ist für euch der ökumenische Einsatz. Man muß demütig anerkennen, daß auf diesem Gebiet konkrete und objektive Hindernisse bestehen. Aber man darf den Mut nicht verlieren angesichts der Schwierigkeiten, sondern wir müssen den eingeschlagenen Weg durch Gebet und geduldige Liebe fortsetzen. Anderseits versuchen Orthodoxe und Katholiken schon seit Jahrhunderten, einen täglichen, demütigen und friedvollen Dialog zu pflegen, der viele Lebensaspekte einbezieht. Die Mißerfolge, mit denen immer zu rechnen ist, dürfen den Enthusiasmus nicht verringern auf dem Weg zu dem vom Herrn gewollten Ziel: »Daß alle eins seien« (
Jn 17,20). Vor einiger Zeit, als ich mit den Vätern der Vollversammlung des Dikasteriums für die Förderung der Einheit der Christen zusammentraf, merkte ich an: »Was aber vor allem gefördert werden muß, ist der Ökumenismus der Liebe, der direkt aus dem neuen Gebot entsteht, das Jesus seinen Jüngern hinterlassen hat. Die von den entsprechenden Taten begleitete Liebe schafft Vertrauen, öffnet die Herzen und die Augen. Der Dialog der Liebe fördert und erhellt von seinem Wesen her den Dialog der Wahrheit: Die endgültige Begegnung, zu der der Geist Christi führt, wird nämlich in der vollen Wahrheit stattfinden« (O.R. dt., Nr. 48, 1.12.2006, S. 11). Wertvolle Unterstützung in der ökumenischen Tätigkeit kann sicher die ukrainische katholische Universität geben.

Wichtig ist auch, immer mehr gläubige Laien in das Leben der Kirche einzubeziehen, damit sie ihren besonderen Beitrag zum Gemeinwohl der ukrainischen Gesellschaft leisten. Das erfordert von euch eine ständige Pflege ihrer Bildung durch Initiativen, die ihrer Berufung als Laien entsprechen. So werden sie an der Sendung der Kirche teilhaben und in den verschiedenen Gesellschaftsbereichen »Sauerteig« des Evangeliums sein können.

Verehrte Mitbrüder, die heutige Begegnung, die nach siebzig Jahren stattfindet, erlaubt mir, Gott gemeinsam und bewegt Dank zu sagen für die Wiedergeburt eurer Kirche nach der traurigen Zeit der Verfolgung. Aus diesem Anlaß drängt es mich, euch zu versichern, daß der Papst euch alle in seinem Herzen bewahrt und euch in eurem nicht leichten Sendungsauftrag mit Liebe begleitet und stützt. Ich bitte euch, euren ersten Mitarbeitern, den Priestern, sowie den Ordensleuten und dem ganzen christlichen Volk meinen herzlichen Gruß zu überbringen, insbesondere den Kindern, den jungen Menschen, den Familien, den Kranken und allen, die in Not sind. Ich verspreche jedem ein Gedenken im Gebet, während ich auf alle den ständigen Schutz der himmlischen Gottesmutter und eurer heiligen Patrone herabrufe. Mit Liebe erteile ich euch, euren Gemeinschaften und der ganzen Bevölkerung in der Ukraine einen besonderen Apostolischen Segen.



BESUCH DES RÖMISCHEN PRIESTERSEMINARS ANLÄSSLICH DES FESTES DER "MUTTERGOTTES VOM VERTRAUEN"

Römisches Priesterseminar - Freitag, 1. Februar 2008

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Ich möchte eurem Sprecher für die freundlichen Worte danken, und ich bin dankbar, daß ich die Gelegenheit hatte, bei euch zu sein. Ich fühle mich hier wirklich zu Hause, wo sich so viele junge Männer darauf vorbereiten, Boten Christi und Künder des Evangeliums in dieser unserer Welt zu sein.

Bei der heutigen Vesper haben mich besonders die Worte des Psalms berührt, in dem Israel Gott dankt für das Geschenk des Wortes, das er »wie Wolle« zur Erde herabsendet. Es heißt dort: an keinem andern Volk hast du so gehandelt, nur uns hast du die Gnade gewährt, deinen Willen und deine Pläne zu erkennen.

Die Israeliten haben die Kenntnis der Gebote Gottes nicht als Last, als Joch auf ihren Schultern angesehen, sondern als großes Geschenk: in der Nacht der Welt wissen sie, wer Gott ist, wo sie hingehen müssen und was der Weg des Lebens ist.

Im Hinblick auf dieses Wort ist es für uns Christen noch viel bedeutender zu wissen, daß das Wort Gottes nicht mehr nur bloßes Gebot ist, sondern Geschenk jener Liebe, die in Christus Mensch geworden ist. Wir können wahrhaft ausrufen: Danke Herr, daß du uns das Geschenk gemacht hast, dich zu kennen; wer dich in Christus kennt, lernt auf diese Weise das lebendige Wort kennen, und er erkennt im Dunklen, inmitten der vielen Rätsel dieser Welt und inmitten der vielen unlösbaren Probleme den Weg, den er beschreiten muß: woher wir kommen, was das Leben ist, wozu wir berufen sind.

Ich denke, daß uns zusammen mit dem Dank für diese Erkenntnis und dieses Geschenk - die Erkenntnis des menschgewordenen Gottes - auch unmittelbar der Gedanke kommen muß: Das muß ich den anderen mitteilen, denn auch sie sind auf der Suche, auch sie wollen ein gutes Leben führen, auch sie dürsten danach, den rechten Weg zu finden, und sie finden ihn nicht. Eine um so größere Gnade und auch Verpflichtung ist es, Jesus zu kennen und die Gnade zu haben, von ihm berufen zu sein, um den anderen zu helfen, daß auch sie Gott voll Freude danken können und daß ihnen die Gnade der Erkenntnis zuteil wird: Wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich?

Die Muttergottes von der Gnade, die Muttergottes vom Vertrauen hat großen Mut bewiesen und sich ganz und gar Gott anvertraut. Das Priestertum ist, wie ich in der Predigt hervorgehoben habe, ein Abenteuer in der Welt von heute, in der es so viele Gegensätze und Verneinungen des Glaubens gibt. Es ist ein Abenteuer, aber ein sehr schönes Abenteuer, denn im Innersten unseres Herzens tragen wir diesen Durst nach Gott.

In diesen Tagen haben mir die griechisch-katholischen Bischöfe der Ukraine ihren »Ad-limina«-Besuch abgestattet. Vor allem im östlichen Landesteil ist aufgrund der früheren Sowjetherrschaft mehr als die Hälfte der Bevölkerung agnostisch, religionslos. Ich habe ihnen die Frage gestellt: Was tut ihr, wie verhalten sich diese Menschen, was wollen sie? Und alle Bischöfe geben zur Antwort: Sie haben großen Durst nach Gott und sie wollen ihn kennenlernen; sie sehen, daß sie so nicht leben können.

Trotz aller Widersprüche, Widerstände und Oppositionen gibt es diesen Durst nach Gott, und uns ist die schöne Berufung zuteil geworden, zu helfen und Licht zu bringen. Darin besteht unser Abenteuer. Gewiß, es gibt viel Unvorhersehbares, viele Komplikationen, Leiden und viele andere Probleme. Aber auch die Muttergottes wußte im Moment der Verkündigung, daß ein unbekannter Weg vor ihr lag und, da sie die Prophezeiungen vom Gottesknecht und die Heilige Schrift kannte, konnte sie erahnen, daß es viel Leid auf diesem Weg geben würde. Sie aber hat dem Wort des Engels geglaubt: Fürchte dich nicht, denn am Ende ist Gott stärker, fürchte dich auch nicht vor dem Kreuz und all dem Leid, denn letztendlich führt uns Gott, und auch diese Leiden helfen uns dabei, zur Fülle des Lichts zu gelangen.

Die Muttergottes vom Vertrauen schenke auch uns dieses tiefe Vertrauen, diesen Mut, diese Freude, Diener Christi, der Wahrheit und des Lebens zu sein.

Euch allen gilt mein Dank. Der Herr segne euch alle!



FEST DER DARSTELLUNG DES HERRN XII. TAG DES GEWEIHTEN LEBENS

Petersdom

Samstag, 2. Februar 2008

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Liebe Brüder und Schwestern!


Ich freue mich, aus Anlaß des Tages des geweihten Lebens mit euch zusammenzutreffen, jener traditionellen Begegnung, die durch den liturgischen Rahmen des Festes der Darstellung des Herrn noch an Bedeutung gewinnt. Ich danke Herrn Kardinal Franc Rodé, der für euch die Eucharistie gefeiert hat, und mit ihm dem Sekretär und den anderen Mitarbeitern der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens. Ganz herzlich begrüße ich die anwesenden Generaloberen und Generaloberinnen und euch alle, die ihr diese einzigartige Versammlung - Ausdruck des vielfältigen Reichtums des geweihten Lebens in der Kirche - bildet.

Im Bericht über die Darstellung Jesu im Tempel betont der Evangelist Lukas dreimal, daß Maria und Josef »gemäß dem Gesetz des Herrn« handelten (vgl.
Lc 2,22 Lc 2,23 Lc 2,39), und im übrigen scheinen sie immer aufmerksam auf das Wort Gottes zu hören. Diese ihre Haltung ist ein beredtes Vorbild für euch, Ordensmänner und Ordensfrauen; für euch, Mitglieder der Säkularinstitute und anderer Formen des geweihten Lebens. Die nächste Ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode wird dem Wort Gottes im Leben der Kirche gewidmet sein: Ich bitte euch, liebe Brüder und Schwestern, euren Beitrag zu dieser kirchlichen Aufgabe zu leisten, indem ihr davon Zeugnis gebt, wie wichtig es ist, in den Mittelpunkt von allem das Wort Gottes zu stellen; das gilt besonders für alle, die der Herr so wie euch in seine engste Nachfolge beruft. Das geweihte Leben ist nämlich im Evangelium verwurzelt; es hat sich die Jahrhunderte hindurch immer an ihm als seiner obersten Regel inspiriert und ist gerufen, ständig zu ihm zurückzukehren, um lebendig und fruchtbar zu bleiben, indem es Frucht bringt für das Heil der Seelen.

Am Anfang der verschiedenen Ausdrucksformen des geweihten Lebens steht immer eine starke Eingebung durch das Evangelium. Ich denke an den heiligen Mönchsvater Antonius, der sich bewegen ließ, als er die Worte Christi hörte: »Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach« (Mt 19,21) (vgl. Vita Antonii, 2,4). Antonius hat diese Worte so gehört, als hätte der Herr sie persönlich an ihn gerichtet. Der hl. Franz von Assisi seinerseits versichert, Gott habe ihm offenbart, daß er nach Art und Weise des Evangeliums leben sollte (Testamento, 17: FF 116). Tommaso da Celano schreibt: »Als Franziskus hörte, daß die Jünger Christi weder Gold noch Silber noch Geld besitzen sollen, keine Vorratstasche, kein Brot, keinen Wanderstab, kein zweites Hemd mit auf den Weg nehmen sollen…, da rief er, vom Heiligen Geist erfaßt, jubelnd aus: Das mit ganzem Herzen zu tun - das ist mein Wille, mein Verlangen, meine Sehnsucht!« (Celano, 83: FF 670, 672).

»Es war der Heilige Geist« - erinnert die Instruktion Neubeginn in Christus -, »der die Gründer und Gründerinnen das Wort Gottes in einem neuen Licht sehen ließ. Diesem Wort entspringt jedes Charisma, und jede Ordensregel will sein Ausdruck sein« (Nr. 24). Und tatsächlich regt der Heilige Geist einige Menschen dazu an, das Evangelium auf radikale Weise zu leben und es in einem Stil besonders großherziger Nachfolge umzusetzen. So entsteht daraus ein Werk, eine Ordensfamilie, die eben durch ihre Präsenz dann ihrerseits zur lebendigen »Exegese« des Wortes Gottes wird. Die ständige Aufeinanderfolge der Charismen des geweihten Lebens kann also, wie das II. Vatikanische Konzil sagt, verstanden werden als ein Sich-Entfalten Christi im Laufe der Jahrhunderte, als ein lebendiges Evangelium, das sich in immer neuen Formen aktualisiert (vgl. Konstitution Lumen gentium LG 46). In den Werken der Gründerinnen und Gründer spiegelt sich ein Geheimnis Christi, ein Wort von ihm wider, bricht sich ein Strahl des Lichts, das von seinem Antlitz ausstrahlt, die Herrlichkeit des Vaters (vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita consecrata VC 16).

Die kompromißlose Nachfolge Christi, wie sie im Evangelium nahegelegt wird, war daher jahrhundertelang die letzte und oberste Norm des Ordenslebens (vgl. Perfectae caritatis PC 2). Der hl. Benedikt verweist in seiner Ordensregel auf die Heilige Schrift als »verläßliche Wegweisung für das menschliche Leben« (Regula, RB 73,2-5). Der hl. Dominikus »erwies sich überall, in den Worten wie in den Werken, als ein Mann des Evangeliums« (Libellus, 104: in P. Lippini, San Domenico visto dai suoi contemporanei, Ed. Studio Dom., Bologna, 1982, S. 110) und wollte, daß auch seine Predigerbrüder »Männer des Evangeliums« wären (Erste Konstitutionen oder Consuetudines, 31). Die hl. Klara von Assisi greift voll und ganz die Erfahrung des hl. Franziskus auf, wenn sie schreibt: »Dies ist die Lebensform der armen Schwestern: Befolgung des Heiligen Evangeliums unseres Herrn Jesus Christus« (Regel, I,1-2: FF 2750). Der hl. Vinzenz Pallotti bestimmt: »Die Grundregel unserer sehr kleinen Kongregation ist das Leben unseres Herrn Jesus Christus, das möglichst vollkommen nachgeahmt werden soll« (vgl. Opere complete, II, 541-546; VIII, 63,67, 253,254,466). Und der hl. Luigi Orione schreibt: »Unsere erste Regel und unser Leben soll sein, das Heilige Evangelium in großer Demut und inniger, glühender Gottesliebe zu befolgen« (Lettere di Don Orione , Rom Rm 1969, Bd. II, 278).

Diese so reiche Tradition zeugt davon, daß das geweihte Leben »tief im Beispiel und in der Lehre Christi, des Herrn, verwurzelt ist« (Vita consecrata VC 1) und »wie ein Baum mit vielen Zweigen erscheint, dessen Wurzeln tief in das Evangelium hineinreichen, und der in jeder Epoche der Kirche üppige Früchte hervorbringt« (ebd., VC 5). Ihre Aufgabe ist es, daran zu erinnern, daß alle Christen vom Wort zusammengerufen werden, um vom Wort zu leben und unter seiner Herrschaft zu bleiben. Es ist daher die besondere Aufgabe der Ordensmänner und Ordensfrauen, »in den Getauften das Bewußtsein für die wesentlichen Werte des Evangeliums lebendig zu erhalten« (ebd., VC 33). Dadurch verleiht ihr Zeugnis der Kirche »einen wertvollen Impuls zu einer immer konsequenteren Verwirklichung des Evangeliums« (ebd., VC 3), ja, wir könnten sagen, es ist eine »beredte, wenn auch oft schweigende Verkündigung des Evangeliums« (ebd., VC 25). Deshalb habe ich es in meinen beiden Enzykliken sowie bei anderen Gelegenheiten nicht versäumt, auf das Beispiel von Heiligen und Seligen hinzuweisen, die Instituten des geweihten Lebens angehören.

Liebe Brüder und Schwestern, bereichert euren Tag durch Gebet, Meditation und Hören des Gotteswortes. Ihr, die ihr mit der altehrwürdigen Praxis der »lectio divina« vertraut seid, sollt auch den Gläubigen helfen, diese in ihrem Alltagsleben aufzuwerten. Und ihr sollt dazu fähig sein, alles, was das Wort empfiehlt, in Zeugnis umzusetzen, indem ihr euch von diesem Wort - das wie der Same, der auf guten Boden fiel, reiche Frucht bringt - formen laßt. So werdet ihr immer für den Geist offen sein und in der Verbundenheit mit Gott wachsen; ihr werdet die brüderliche Gemeinschaft unter euch pflegen und werdet bereit sein, den Brüdern, vor allem jenen, die sich in Not befinden, hochherzig zu dienen. Mögen die Menschen eure guten Werke, Frucht des Wortes Gottes, das in euch lebt, sehen können und euren Vater im Himmel preisen (vgl. Mt 5,16)! Indem ich euch diese Gedanken anvertraue, danke ich euch für den wertvollen Dienst, den ihr für die Kirche leistet. Während ich den Schutz Mariens und der heiligen und seligen Gründer eurer Institute herabrufe, erteile ich euch und euren Ordensfamilien von Herzen den Apostolischen Segen; ganz besonders denke ich dabei an die jungen Männer und Frauen in der Ausbildung und an eure Mitbrüder und Mitschwestern, die krank oder alt oder in Schwierigkeiten sind. Alle versichere ich eines Gedenkens in meinem Gebet.


BEGEGNUNG MIT DEM KLERUS DER DIÖZESE ROM

Donnerstag, 7. Februar 2008

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Giuseppe Corona, Diakon

Heiliger Vater, zunächst möchte ich meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen - und auch die der anderen Diakone, meiner Mitbrüder - für den Dienst, den die Kirche nach dem Willen der Vorsehung durch das Konzil wiederhergestellt hat, einen Dienst, der es uns erlaubt, unsere Berufung vollkommen zum Ausdruck kommen zu lassen. Wir sind eingebunden in eine Vielzahl von Aufgaben, denen wir in sehr unterschiedlichen Bereichen nachkommen: im Bereich der Familie, der Arbeit, der Pfarrei, der Gesellschaft und auch der Missionen in Afrika und Lateinamerika. Diese Bereiche haben Sie bereits in der Audienz, die Sie uns aus Anlaß der 25-Jahrfeier des römischen Diakonats gewährt haben, erwähnt. Jetzt ist unsere Zahl gestiegen, wir sind 108. Und wir würden uns freuen, wenn Sie, Eure Heiligkeit, uns auf eine pastorale Initiative hinweisen könnten, die Zeichen einer deutlicheren Anwesenheit des ständigen Diakonats in der Stadt Rom werden kann, wie dies in den ersten Jahrhunderten der römischen Kirche der Fall war. Ein bedeutsames gemeinsames Ziel würde nämlich einerseits den brüderlichen Zusammenhalt unter den Diakonen fördern und andererseits unseren Dienst in dieser Stadt sichtbarer machen. Wir bringen Ihnen, Eure Heiligkeit, diesen Wunsch entgegen: uns eine Initiative aufzuzeigen, der wir gemeinsam nachkommen können in der Weise und Form, die Sie uns zeigen. Im Namen aller Diakone grüße ich Sie, Eure Heiligkeit, mit der Liebe eines Sohnes.

Danke für dieses Zeugnis von einem der über 100 Diakone von Rom. Auch ich möchte dem Konzil meine Freude und meine Dankbarkeit ausdrücken, weil es diesen wichtigen Dienst in der Universalkirche wiederhergestellt hat. Ich muß sagen, daß ich zu meiner Zeit als Erzbischof von München nicht mehr als vielleicht drei oder vier Diakone vorgefunden habe, und ich habe diesen Dienst sehr gefördert, weil mir scheint, daß er zum Reichtum des sakramentalen Dienstes in der Kirche gehört. Gleichzeitig kann er auch eine Verbindung herstellen zwischen der Welt der Laien, der Welt der Berufstätigen und der Welt des priesterlichen Dienstes. Denn viele Diakone gehen auch weiterhin ihren Berufen nach und bleiben in ihren Positionen - in wichtigen oder auch einfachen Positionen -, während sie am Samstag und Sonntag in der Kirche arbeiten. So bezeugen sie in der heutigen Welt, auch in der Welt der Arbeit, die Gegenwart des Glaubens, den sakramentalen Dienst und die diakonale Dimension des Weihesakraments. Das erscheint mir sehr wichtig: die Sichtbarkeit der diakonalen Dimension.

Natürlich bleibt auch jeder Priester Diakon und muß sich dieser Dimension stets bewußt sein, weil der Herr selbst sich zu unserem Diener, unserem Diakon, gemacht hat. Denken wir an die Geste der Fußwaschung, durch die ausdrücklich gezeigt wird, daß der Meister, der Herr, als Diakon handelt und will, daß diejenigen, die ihm nachfolgen, Diakone seien, daß sie diesen Dienst an der Menschheit tun und sogar helfen sollen, die schmutzigen Füße der uns anvertrauten Menschen zu waschen. Diese Dimension erscheint mir sehr wichtig.

Bei dieser Gelegenheit kommt mir eine kleine Begebenheit in den Sinn - auch wenn sie vielleicht nicht unmittelbar zum Thema gehört -, die Paul VI. vermerkt hat. Während des Konzils wurde jeden Tag das Evangelium inthronisiert. Und der Papst sagte zu den Zeremoniären, daß er einmal selbst diese Inthronisierung des Evangeliums vornehmen wolle. Sie antworteten ihm: Nein, das ist Aufgabe der Diakone und nicht des Papstes, des Obersten Pontifex, der Bischöfe. Er schrieb in sein Tagebuch: Aber ich bin auch Diakon und bleibe Diakon, und ich möchte auch diesen Dienst des Diakons ausüben und das Wort Gottes inthronisieren. Das betrifft also uns alle. Die Priester bleiben Diakone, und die Diakone machen in der Kirche und in der Welt die diakonale Dimension unseres Dienstes deutlich. Die tägliche liturgische Inthronisierung des Wortes Gottes während des Konzils war für uns immer eine Geste von großer Bedeutung: Sie sagte uns, wer der wahre Herr jener Versammlung war; sie sagte uns, daß sich auf dem Thron das Wort Gottes befindet und daß es unser Dienst ist, auf dieses Wort zu hören und es auszulegen, es den anderen anzubieten. Das ist sehr bedeutsam für alles, was wir tun: in der Welt das Wort Gottes inthronisieren, das lebendige Wort, Christus. Möge wirklich er es sein, der unser persönliches Leben und unser Leben in den Pfarreien beherrscht.

Dann stellen Sie mir eine Frage, die, so muß ich sagen, meine Kräfte etwas übersteigt: die Frage nach den besonderen Aufgaben der Diakone in Rom. Ich weiß, daß der Kardinalvikar die konkreten Verhältnisse der Stadt, der Diözesangemeinschaft von Rom viel besser kennt als ich. Ich denke, daß ein Merkmal des Dienstes der Diakone gerade die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten des Diakonats ist. In der Internationalen Theologenkommission haben wir vor einigen Jahren den Diakonat in der Geschichte und auch in der Gegenwart der Kirche lange untersucht. Und wir haben gerade das herausgefunden: Es gibt kein einheitliches Profil. Was zu tun ist, unterscheidet sich je nach der Ausbildung der Personen und nach den Situationen, in denen sie sich befinden. Die konkreten Formen des Einsatzes können sehr unterschiedlich sein, natürlich stets in Gemeinschaft mit dem Bischof und mit der Pfarrei. Unterschiedliche Situationen bieten unterschiedliche Möglichkeiten, die auch von der eventuellen beruflichen Ausbildung der Diakone abhängig sind: Sie können zum Beispiel im kulturellen Bereich eingesetzt werden, der heute so wichtig ist, oder sie können im Bereich der Erziehung eine Stimme und eine bedeutende Stellung haben. In diesem Jahr denken wir besonders über das Problem der Erziehung als zentrale Frage für unsere Zukunft, für die Zukunft der Menschheit nach.

Gewiß, das Gebiet der Nächstenliebe war in Rom der ursprüngliche Einsatzbereich, denn die Titelkirchen und die Diakonien waren Zentren der christlichen Nächstenliebe. Das war von Anfang an in der Stadt Rom ein grundlegender Bereich. In meiner Enzyklika Deus caritas est habe ich gezeigt, daß für die Kirche und für den Dienst der Kirche nicht nur die Predigt und die Liturgie wesentlich sind, sondern ebenso das Dasein für die Armen und Notleidenden, der Dienst der »caritas« in seinen vielfältigen Dimensionen. Ich hoffe daher, daß dies zu allen Zeiten, in jeder Diözese, wenn auch unter unterschiedlichen Bedingungen, eine grundlegende und vorrangige Dimension der Tätigkeit der Diakone bleibt. Es ist jedoch nicht die einzige, wie uns auch die Urkirche zeigt, wo die sieben Diakone gewählt worden waren, gerade damit die Apostel sich dem Gebet, der Liturgie und der Predigt widmen konnten - auch wenn Stephanus dann vor der Situation steht, daß er den Hellenisten, den griechischsprachigen Juden, predigen muß, und so erweitert sich der Bereich der Predigt. Sein Handeln ist sozusagen von den kulturellen Umständen bestimmt, in denen er die Stimme hat, um in diesem Bereich das Wort Gottes gegenwärtig machen und so auch die Universalität des christlichen Zeugnisses in größerem Umfang zu ermöglichen. So öffnet er dem hl. Paulus die Türen, der Zeuge seiner Steinigung war und dann gewissermaßen sein Nachfolger im Einsatz für die Verbreitung des Wortes Gottes in der ganzen Welt. Ich weiß nicht, ob der Kardinalvikar ein Wort hinzufügen möchte; ich bin den konkreten Verhältnissen nicht so nahe.

Kardinal Ruini

Heiliger Vater, ich kann nur bestätigen, was Sie sagen: Auch in Rom sind die Diakone konkret in vielen Bereichen tätig, überwiegend in den Pfarreien, wo sie sich um den Dienst der Nächstenliebe, aber zum Beispiel auch um die Familienpastoral kümmern. Fast alle Diakone sind verheiratet, und so bereiten sie andere auf die Ehe vor, begleiten die jungen Paare und so weiter. Außerdem leisten sich auch einen wichtigen Beitrag zur Krankenseelsorge und ebenso im Vikariat - einige von ihnen arbeiten im Vikariat - und, wie Sie vorhin gehört haben, in den Missionen. Einige Diakone sind missionarisch tätig. Ich glaube, daß zahlenmäßig betrachtet der weitaus größte Einsatz natürlich in den Pfarreien stattfindet, aber es öffnen sich auch andere Bereiche, und gerade deshalb haben wir bereits über 100 ständige Diakone.

Pater Graziano Bonfitto, Kaplan der Pfarrgemeinde »Ognissanti«

Heiliger Vater, ich komme ursprünglich aus einem Ort in der Provinz von Foggia, San Marco in Lamis. Ich bin Ordensmann der Kongregation von »Don Orione« und seit etwa eineinhalb Jahren Priester. Zur Zeit bin ich Kaplan in der Pfarrei von »Ognissanti« im Stadtviertel »Appio«. Ich verberge Ihnen nicht, daß ich aufgeregt bin, aber auch unglaubliche Freude empfinde in diesem für mich so besonderen Augenblick. Sie sind der Bischof und Hirte unserer Diözesankirche, aber Sie sind auch der Papst und daher der Hirte der Universalkirche. Dadurch steigert sich meine Aufregung natürlich noch. Ich möchte Ihnen vor allem meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen für all das, was Sie Tag für Tag tun - nicht nur für unsere Diözese Rom, sondern für die ganze Kirche. Ihre Worte und Ihre Taten, Ihre Aufmerksamkeit gegenüber uns, dem Gottesvolk, sind ein Zeichen der Liebe und der Nähe, die Sie allen und einem jeden entgegenbringen. Ich übe mein Apostolat als Priester besonders unter den Jugendlichen aus. Und im Namen der Jugendlichen möchte ich Ihnen heute danken. Der hl. Luigi Orione, der Gründer meiner Kongregation, hat gesagt, daß die Jugendlichen der Sonnenschein oder das Unwetter von morgen sind. Ich glaube, daß in diesem Augenblick der Geschichte, in dem wir leben, die Jugendlichen sowohl der Sonnenschein als auch das Unwetter sind - nicht von morgen, sondern von heute, von jetzt. Wir jungen Menschen verspüren heute stärker denn je das Bedürfnis, Gewißheiten zu haben. Wir haben den Wunsch nach Aufrichtigkeit, Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden. Wir möchten Menschen bei uns haben, die mit uns gehen und die uns zuhören - genau wie Jesus mit den Jüngern von Emmaus. Die Jugend wünscht sich Menschen, die in der Lage sind, den Weg der Freiheit, der Verantwortung, der Liebe und der Wahrheit zu weisen. Mit anderen Worten, die Jugendlichen haben heute einen unerschöpflichen Durst nach Christus. Sie dürsten nach freudigen Zeugen, die Jesus begegnet sind und ihre ganze Existenz auf ihn gesetzt haben. Die Jugendlichen wollen eine Kirche, die stets präsent ist und ihren Bedürfnissen immer näher kommt. Sie möchten, daß die Kirche in ihren Lebensentscheidungen anwesend ist, auch wenn sie stets eine gewisse Distanz gegenüber der Kirche selbst verspüren. Der Jugendliche sucht eine verläßliche Hoffnung - wie Sie im letzten Brief an uns Gläubige von Rom geschrieben haben -, um nicht ohne Gott zu leben. Heiliger Vater - erlauben Sie mir, Sie »Papa« zu nennen - wie schwer ist es doch, in Gott, mit Gott und für Gott zu leben. Die Jugend fühlt sich von vielen Seiten bedroht. Es gibt viele falsche Propheten und viele, die mit Illusionen handeln. Es gibt zu viele, die falsche Wahrheiten und verwerfliche Ideale anpreisen. Obwohl sich die Jugend, die heute glaubt, in die Enge getrieben fühlt, ist sie dennoch davon überzeugt, daß Gott die durch alle Enttäuschungen hindurch tragende Hoffnung ist, daß nur seine Liebe nicht durch den Tod zerstört werden kann, auch wenn es meist nicht einfach ist, den Raum und den Mut zu finden, Zeugen zu sein. Was sollen wir also tun? Wie sollen wir uns verhalten? Lohnt es sich wirklich, auch weiterhin sein Leben auf Christus zu setzen? Sind das Leben, die Familie, die Liebe, die Freude, die Gerechtigkeit, die Achtung der Meinungen anderer, die Freiheit, das Gebet und die Nächstenliebe noch Werte, die es zu verteidigen gilt? Ist das Leben als Selige, also das Leben, das an den Seligpreisungen ausgerichtet ist, für den Menschen, den Jugendlichen des dritten Jahrtausends noch geeignet? Tausend Dank für Ihre Aufmerksamkeit, Ihre Zuneigung und Ihre Fürsorge für die Jugendlichen. Die Jugend ist mit Ihnen: Sie schätzt Sie, sie liebt Sie und sie erwartet Sie. Seien Sie uns stets nahe, zeigen Sie uns immer nachdrücklicher den Weg, der zu Christus führt, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Spornen Sie uns an, uns hoch und immer höher aufzuschwingen. Und beten Sie stets für uns. Danke.

Danke für dieses schöne Zeugnis eines jungen Priesters, der mit den Jugendlichen unterwegs ist, der sie, wie Sie gesagt haben, begleitet und ihnen hilft, mit Christus, mit Jesus zu gehen. Was soll ich sagen? Wir wissen alle, wie schwer es für einen jungen Menschen von heute ist, als Christ zu leben. Das kulturelle Umfeld, die Medien bieten alles andere an als den Weg zu Christus. Dieses Umfeld scheint es wirklich unmöglich zu machen, Christus als den Mittelpunkt des Lebens zu betrachten und das Leben so zu leben, wie Christus es uns zeigt. Es scheint mir jedoch auch, daß viele immer mehr die Unzulänglichkeit all dieser Angebote verspüren, dieses Lebensstils, der am Ende Leere hinterläßt.

In diesem Sinne scheint mir, daß die Lesungen der heutigen Liturgie, die Lesung aus dem Buch Deuteronomium (30,15-20) und der Abschnitt aus dem Lukasevangelium (9,22-25), auf das antworten, was wir den jungen Menschen und auch uns selbst im wesentlichen immer wieder sagen müssen. Wie Sie gesagt haben, ist die Aufrichtigkeit grundlegend. Die jungen Menschen müssen spüren, daß wir nicht über etwas sprechen, was wir nicht selbst leben, sondern daß wir darüber sprechen, weil wir die Wahrheit als Wahrheit für unser Leben gefunden haben und sie jeden Tag aufs neue zu finden versuchen. Nur wenn wir auf diesem Weg sind, wenn wir versuchen, uns selbst an dieses Leben anzugleichen und unser Leben dem des Herrn anzugleichen, dann können auch die Worte glaubwürdig sein und eine sichtbare und überzeugende Logik besitzen. Zurück zu den Lesungen. Heute lautet die große Grundregel nicht nur für die Fastenzeit, sondern für das ganze christliche Leben: Wähle das Leben. Tod und Leben stehen vor dir: Wähle das Leben. Und die Antwort scheint mir klar zu sein. Nur wenige hegen im Innersten einen Willen zur Zerstörung, zum Tod und wollen das Sein, das Leben nicht mehr, weil es für sie vollkommen widersprüchlich ist. Leider ist dies jedoch ein Phänomen, das sich immer weiter verbreitet. Mit all den Widersprüchen, den falschen Versprechungen scheint das Leben am Ende widersprüchlich zu sein, ist es kein Geschenk mehr, sondern eine Verurteilung, und so wollen einige lieber den Tod als das Leben. Aber normalerweise antwortet der Mensch: Ja, ich will das Leben.

Es bleibt jedoch die Frage, wie man das Leben findet, was man wählen soll, wie man das Leben wählen soll. Und die Angebote, die gewöhnlich gemacht werden, kennen wir: die Diskothek besuchen, alles nehmen, was man bekommen kann, alles tun, was man will - alles, was einem gerade in den Sinn kommt - und das als Freiheit zu betrachten. Aber wir hingegen wissen - und wir können es aufzeigen -, daß dieser Weg ein Weg der Lüge ist, weil man am Ende nicht das Leben findet, sondern in Wirklichkeit den Abgrund des Nichts. Wähle das Leben. In derselben Lesung heißt es: Gott ist dein Leben, du hast das Leben gewählt, und du hast die Wahl getroffen: Gott. Das scheint mir grundlegend zu sein. Nur so ist unser Horizont weit genug, und nur so sind wir an der Quelle des Lebens, das stärker ist als der Tod, als alle Bedrohungen des Todes. Die grundlegende Entscheidung ist also die hier angezeigte: Wähle Gott. Man muß verstehen, daß derjenige, der sich ohne Gott auf den Weg macht, am Ende in der Finsternis steht, auch wenn es Augenblicke geben kann, in denen es scheint, daß man das Leben gefunden hat.

Ein weiterer Schritt ist dann der, wie man Gott finden, wie man Gott wählen soll. Hier kommen wir zum Evangelium: Gott ist kein Unbekannter, keine Hypothese - vielleicht über den ersten Anfang des Kosmos. Gott hat Fleisch und Blut. Er ist einer von uns. Wir kennen sein Angesicht, seinen Namen. Er ist Jesus Christus, der im Evangelium zu uns spricht. Er ist Mensch und Gott. Und weil er Gott ist, hat er den Menschen gewählt, damit wir Gott wählen können. Man muß also Jesus kennenlernen und dann mit ihm Freundschaft schließen, um mit ihm zu gehen.

Mir scheint, daß dies der grundlegende Punkt unserer Seelsorge für die Jugendlichen ist, für alle, aber besonders für die Jugendlichen: Die Aufmerksamkeit muß auf die Entscheidung für Gott gelenkt werden, der das Leben ist - auf die Tatsache, daß Gott da ist und daß er auf sehr konkrete Weise da ist. Und man muß die Freundschaft mit Jesus Christus lehren.

21 Es gibt noch einen dritten Schritt. Diese Freundschaft mit Jesus ist keine Freundschaft mit einer unwirklichen Person, mit jemandem, der der Vergangenheit angehört oder der weit entfernt von den Menschen zur Rechten Gottes sitzt. Er ist in seinem Leib gegenwärtig, und dieser ist wiederum ein Leib aus Fleisch und Blut: die Kirche, die Gemeinschaft der Kirche. Wir müssen Gemeinden aufbauen und zugänglicher machen, die die große Gemeinde der lebendigen Kirche widerspiegeln. Es gehört alles zusammen: die lebendige Erfahrung der Gemeinde, mit all ihren menschlichen Schwächen, die aber dennoch real ist, mit einem klaren Weg und einem festen sakramentalen Leben, in dem wir auch das berühren können, was uns so weit entfernt erscheinen mag, die Gegenwart des Herrn. Auf diese Weise können wir auch die Gebote lernen, um zum Buch Deuteronomium zurückzukehren, von dem ich ausgegangen bin. Denn die Lesung sagt: Gott wählen heißt nach seinem Wort wählen, nach seinem Wort leben. Einen Augenblick lang erscheint das beinahe ein bißchen positivistisch: Es sind Imperative. Aber zuerst kommt das Geschenk: seine Freundschaft. Dann können wir verstehen, daß die Elemente, die den Weg weisen, Entfaltungen der Wirklichkeit dieser unserer Freundschaft sind.

Das, so können wir sagen, ist eine allgemeine Sicht, die der Berührung mit der Heiligen Schrift und mit dem täglichen Leben der Kirche entspringt. Sie muß dann Schritt für Schritt in den konkreten Begegnungen mit den Jugendlichen angewandt werden. Sie müssen zum Gespräch mit Jesus geführt werden: im Gebet, im Lesen der Heiligen Schrift - vor allem in der gemeinsamen, aber auch in der persönlichen Lektüre - und im sakramentalen Leben. Es sind dies Schritte, die diese Erfahrungen im Berufsleben gegenwärtig machen, auch wenn das Umfeld oft von der vollkommenen Abwesenheit Gottes und von der scheinbaren Unmöglichkeit geprägt ist, seine Gegenwart wahrzunehmen. Aber gerade dann müssen wir versuchen, durch unser Leben und unsere Gotteserfahrung die Gegenwart Christi auch in diese weit von Gott entfernte Welt eintreten zu lassen.

Der Durst nach Gott ist da. Vor kurzem hatte ich den »Ad-limina«-Besuch von Bischöfen aus einem Land, in dem mehr als 50 Prozent der Einwohner sich als Atheisten oder Agnostiker bezeichnen. Aber die Bischöfe haben mir gesagt: in Wirklichkeit haben alle Durst nach Gott. Insgeheim ist dieser Durst vorhanden. Daher müssen zunächst wir selbst beginnen, mit den Jugendlichen, die wir finden können. Bilden wir Gemeinschaften, in denen sich die Kirche widerspiegelt, lernen wir die Freundschaft mit Jesus. Und so können wir, erfüllt mit dieser Freude und dieser Erfahrung, Gott auch heute in unserer Welt gegenwärtig machen.


Don Pietro Riggi, Salesianer des »Borgo Ragazzi Don Bosco«

Heiliger Vater, ich arbeite in einem Jugendzentrum und in einer Aufnahmestätte für gefährdete Jugendliche. Ich möchte Sie folgendes fragen: Am 25. März 2007 haben Sie eine freie Ansprache gehalten, in der sie bedauert haben, daß heute wenig über die letzten Dinge gesprochen wird. In der Tat scheint mir, daß in den Katechismen der Italienischen Bischofskonferenz, die für die Glaubensunterweisung der Kinder und Jugendlichen zur Vorbereitung auf die Beichte, die Kommunion und die Firmung benutzt werden, einige Glaubenswahrheiten ausgelassen werden. Nie wird darin von der Hölle gesprochen, nie vom Fegefeuer, nur einmal vom Paradies, nur einmal von der Sünde, jedoch nur von der Erbsünde. Wenn diese wesentlichen Teile des Glaubensbekenntnisses fehlen, scheint Ihnen dann nicht das logische System zusammenzubrechen, durch das man die Erlösung Christi sieht? Wenn die Sünde fehlt und man nicht von der Hölle spricht, dann verliert auch die Erlösung Christi an Bedeutung. Meinen Sie nicht, daß so der Verlust des Sündenbewußtseins gefördert wird und dadurch des Bewußtseins für das Sakrament der Versöhnung und für die heilbringende, sakramentale Gestalt des Priesters, der die Vollmacht hat, im Namen Christi loszusprechen und die Eucharistie zu feiern? Heute machen leider auch wir Priester einen Bogen um das Evangelium, wenn dort von der Hölle die Rede ist. Man spricht nicht darüber. Oder wir verstehen es nicht, vom Paradies zu sprechen. Wir verstehen es nicht, vom ewigen Leben zu sprechen. Wir laufen Gefahr, dem Glauben nur eine horizontale Dimension zu geben, oder die horizontale wird von der vertikalen zu sehr getrennt. Und das wird leider zum Mangel in der Katechese für die Kinder und Jugendlichen, wenn nicht sogar in der Initiative der Pfarrer, in der tragenden Struktur. Wenn ich mich nicht irre, fällt in dieses Jahr auch der 25. Jahrestag der Weihe Rußlands an das Unbefleckte Herz Mariens. Wäre es aus diesem Anlaß nicht denkbar, diese Weihe für die ganze Welt feierlich zu erneuern? Die Mauer von Berlin ist gefallen, aber ist gibt viele Mauern der Sünde, die noch fallen müssen: der Haß, die Ausbeutung, der ungezähmte Kapitalismus. Diese Mauern müssen fallen, und noch immer erwarten wir den Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens, um auch diese Dimension verwirklichen zu können. Ich möchte auch anmerken, daß Unsere Liebe Frau keine Angst hatte, zu den Kindern von Fatima von der Hölle und vom Paradies zu sprechen. Vielleicht war es kein Zufall, daß sie in dem Alter waren, in dem die katechetische Unterweisung stattfindet: sieben, neun und zwölf Jahre. Wir dagegen lassen diesen Punkt häufig aus. Können Sie uns etwas mehr dazu sagen?

Sie haben mit Recht von grundlegenden Themen des Glaubens gesprochen, die leider nur selten in unserer Verkündigung vorkommen. In der Enzyklika Spe salvi habe ich gerade auch vom Jüngsten Gericht, vom Gericht im allgemeinen sprechen wollen, und in diesem Zusammenhang auch vom Fegefeuer, von der Hölle und vom Paradies. Ich denke, daß wir alle noch immer unter dem Eindruck des Vorwurfs der Marxisten stehen, die Christen hätten nur vom Jenseits gesprochen und die Erde vernachlässigt. So wollen wir beweisen, daß wir uns wirklich um die Erde bemühen und keine Personen sind, die von fernen Realitäten sprechen und der Erde nicht helfen. Obwohl es richtig ist zu zeigen, daß die Christen für die Erde arbeiten - und wir alle sind berufen, daran zu arbeiten, daß diese Erde wirklich eine Stadt für Gott und eine Stadt Gottes wird -, dürfen wir die andere Dimension nicht vergessen. Wenn wir uns das nicht vor Augen halten, dann arbeiten wir nicht gut für die Erde. Das zu zeigen, war für mich eines der Hauptziele, als ich die Enzyklika schrieb. Wenn man nicht um das Gericht Gottes weiß, um die Möglichkeit der Hölle, des radikalen und endgültigen Scheiterns des Lebens, dann weiß man nicht um die Möglichkeit und die Notwendigkeit der Läuterung. Dann arbeitet der Mensch nicht gut für die Erde, weil er am Ende die Maßstäbe verliert, sich selbst nicht mehr kennt, weil er Gott nicht kennt, und die Erde zerstört. Alle großen Ideologien haben versprochen: Wir werden die Dinge in die Hand nehmen, wir werden die Erde nicht mehr vernachlässigen, wir werden die neue, gerechte, einwandfreie, brüderliche Welt schaffen. Statt dessen haben sie die Welt zerstört. Das sehen wir am Nationalsozialismus, das sehen wir auch am Kommunismus: Sie haben versprochen, die Welt so aufzubauen, wie sie sein sollte, und haben statt dessen die Welt zerstört.

Bei den »Ad-limina«-Besuchen der Bischöfe aus ehemals kommunistischen Staaten sehe ich immer wieder, daß in jenen Ländern nicht nur der Planet, die Ökologie zerstört wurden, sondern vor allem und viel schwerwiegender die Seelen. Das wirklich menschliche Bewußtsein wiederzufinden, das erleuchtet ist von der Gegenwart Gottes, ist die wichtigste Arbeit beim Wiederaufbau der Erde. Das ist die gemeinsame Erfahrung jener Länder. Der Wiederaufbau der Erde kann, wenn man den Schmerzensschrei dieses Planeten beachtet, nur dann verwirklicht werden, wenn man in der Seele Gott wiederfindet, die Augen zu Gott hin öffnet.

Sie haben daher Recht: Wir müssen über all das sprechen gerade aufgrund der Verantwortung für die Erde, für die Menschen, die heute leben. Wir müssen auch und gerade über die Sünde sprechen, durch die man sich selbst und so auch andere Teile der Erde zerstören kann. In der Enzyklika habe ich versucht zu zeigen, daß gerade das Jüngste Gericht Gottes die Gerechtigkeit gewährleistet. Alle wollen wir eine gerechte Welt. Aber wir haben nicht die Möglichkeit, alle Zerstörungen der Vergangenheit wiedergutzumachen, allen zu Unrecht gequälten und getöteten Menschen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Nur Gott selbst kann Gerechtigkeit schaffen, und diese muß eine Gerechtigkeit für alle sein, auch für die Toten. Und wie Adorno sagt, ein großer Marxist, könnte nur die Auferstehung des Fleisches, die er für irreal hält, Gerechtigkeit schaffen. Wir glauben an diese Auferstehung des Fleisches, in der nicht alle gleich sein werden. Heute ist man gewohnt zu denken: Was ist schon die Sünde, Gott ist groß, er kennt uns, also zählt die Sünde nicht, am Ende wird Gott gut sein zu allen. Das ist eine schöne Hoffnung. Aber es gibt die Gerechtigkeit und es gibt die wahre Schuld. Diejenigen, die den Menschen und die Erde zerstört haben, können nicht sofort zusammen mit ihren Opfern an der Tafel Gottes sitzen. Gott schafft Gerechtigkeit. Das müssen wir uns vor Augen halten. Daher schien es mir wichtig, auch den Text über das Fegefeuer zu schreiben, das für mich eine so offensichtliche, so deutliche und auch so notwendige und trostreiche Wahrheit ist, die nicht fehlen darf. Ich habe versucht zu sagen: Vielleicht sind es nicht viele, die sich so sehr zerstört haben, daß sie auf immer nicht mehr zu heilen sind, die nichts mehr haben, auf das sich die Liebe Gottes stützen könnte, die in sich selbst nicht mehr die geringste Fähigkeit haben zu lieben. Das wäre die Hölle. Andererseits gibt es gewiß nur wenige - oder wenigstens nicht zu viele -, die so rein sind, daß sie sofort in Gemeinschaft mit Gott treten können. Sehr viele von uns hoffen, daß es in uns etwas gibt, das zu heilen ist, daß letztendlich ein Wille da ist, Gott zu dienen und den Menschen zu dienen, nach dem Willen Gottes zu leben. Aber es gibt unzählige Wunden und so viel Schmutz. Wir bedürfen der Vorbereitung, der Läuterung. Das ist unsere Hoffnung: Auch wenn viel Schmutz in unserer Seele ist, so schenkt uns der Herr am Ende die Möglichkeit, er wäscht uns durch seine Güte, die aus seinem Kreuz kommt. So macht er uns fähig, auf ewig für ihn dazusein. Und so ist das Paradies die Hoffnung, die endlich verwirklichte Gerechtigkeit. Und es schenkt uns auch die Maßstäbe zum Leben, damit diese Zeit irgendwie ein Paradies ist, ein erstes Licht des Paradieses. Wo die Menschen nach diesen Maßstäben leben, erscheint ein bißchen Paradies in der Welt, und das ist sichtbar. Es scheint mir auch ein Beweis für die Wahrheit des Glaubens zu sein, für die Notwendigkeit, dem Weg der Gebote zu folgen, von denen wir mehr sprechen müssen. Sie sind wirklich Wegweiser, und sie zeigen uns, wie man gut lebt, wie man das Leben wählt. Daher müssen wir auch von der Sünde sprechen und vom Sakrament der Vergebung und der Versöhnung. Ein aufrichtiger Mensch weiß, daß er schuldig ist, daß er neu beginnen müßte, daß er geläutert werden müßte. Und das ist die wunderbare Wirklichkeit, die uns der Herr anbietet: Es gibt eine Möglichkeit zur Erneuerung, neu zu sein. Der Herr beginnt mit uns von neuem, und so können auch wir mit den anderen in unserem Leben neu beginnen.

Dieser Aspekt der Erneuerung, der Zurückerstattung unseres Seins nach so vielen Fehlern, nach so vielen Sünden ist die große Verheißung, das große Geschenk, das die Kirche anbietet - und das zum Beispiel die Psychotherapie nicht anbieten kann. Die Psychotherapie ist heute so weit verbreitet und auch notwendig angesichts so vieler zerstörter oder schwer verletzter Psychen. Aber die Möglichkeiten der Psychotherapie sind begrenzt: Sie kann nur versuchen, eine aus dem Gleichgewicht geratene Seele wieder etwas ins Gleichgewicht zu bringen. Aber sie kann keine wirkliche Erneuerung schenken, keine Überwindung dieser schweren Krankheiten der Seele. Und daher bleibt sie stets provisorisch und ist niemals endgültig. Das Bußsakrament gibt uns die Gelegenheit, durch die Macht Gottes - »ego te absolvo« - von Grund auf neu zu werden. Das ist möglich, weil Christus diese Sünden, diese Schuld auf sich genommen hat. Mir scheint, daß das gerade heute sehr notwendig ist. Wir können geheilt werden. Die Seelen, die verletzt und krank sind - das ist die Erfahrung, die alle machen -, brauchen nicht nur Ratschläge, sondern eine wirkliche Erneuerung, die nur aus der Macht Gottes kommen kann, aus der Macht der gekreuzigten Liebe Gottes. Das scheint mir der große Zusammenhang der Geheimnisse zu sein, die sich am Ende wirklich auf unser Leben auswirken. Wir selbst müssen wieder darüber nachdenken und sie so aufs neue zu den uns anvertrauten Menschen bringen.

Don Massimo Tellan, Pfarrer von »Sant’Enrico«


ANSPRACHE 2008 Januar 2008 16