ANSPRACHE 2007 Januar 2007 114


PASTORALBESUCH VON PAPST BENEDIKT XVI.

IN ASSISI ANLÄSSLICH DES

800. JAHRESTAGES DER BEKEHRUNG DES HL. FRANZISKUS

TREFFEN MIT DEN JUGENDLICHEN


115
Vorplatz der Basilika "Santa Maria degli Angeli"

Sonntag, 17. Juni 2007

Liebe Jugendliche,


danke für diesen so herzlichen Empfang; ich spüre den Glauben in euch, ich spüre eure Freude, katholische Christen zu sein! Danke für die Worte der Zuneigung und die wichtigen Fragen, die eure beiden Vertreter an mich gerichtet haben. Ich hoffe, im Laufe dieser Begegnung etwas zu diesen Fragen zu sagen, die Lebensfragen sind; ich kann daher jetzt keine erschöpfende Antwort geben, aber ich werde versuchen, etwas dazu zu sagen. Aber zuerst grüße ich euch alle, die Jugendlichen dieser Diözese Assisi - Nocera Umbra - Gualdo Tadino mit eurem Bischof Domenico Sorrentino. Ich grüße euch, die Jugendlichen aus allen Diözesen Umbriens, die mit ihren Hirten hierhergekommen sind. Mein Gruß gilt natürlich auch euch, den jungen Menschen, die ihr aus anderen Regionen Italiens gekommen seid, begleitet von euren franziskanischen Animatoren. Herzlich grüße ich Kardinal Attilio Nicora, meinen Legaten für die päpstlichen Basiliken in Assisi und die Generalminister der verschiedenen franziskanischen Ordensgemeinschaften.

Zusammen mit Franziskus empfängt uns hier das Herz der Mutter, der »Jungfrau, zur Kirche gemacht «, wie er sie im Gebet gerne nannte (vgl. Gruß an die selige Jungfrau Maria, 1: FF 259). Franziskus empfand eine besondere Liebe für das Portiunkula-Kirchlein, das in dieser Basilika »Santa Maria degli Angeli« bewahrt wird. Es gehörte zu den Kirchen, die er in den ersten Jahren seiner Bekehrung wiederherstellte und wo er das Evangelium von der Aussendung der Jünger hörte und meditierte (vgl. 1 Cel I,9,22: FF 356). Nach den Anfängen bei Rivotorto errichtete er hier das »Hauptquartier« des Ordens, wo die Brüder die Möglichkeit haben sollten, sich gleichsam wie im Mutterschoß zu sammeln, um Kraft zu schöpfen und, von apostolischem Eifer erfüllt, wieder aufzubrechen. Hier erhielt er für alle eine Quelle der Barmherzigkeit in der Erfahrung der »großen Vergebung«, die wir alle immer nötig haben. Hier schließlich erlebte er seine Begegnung mit »Bruder Tod«.

Liebe Jugendliche, ihr wißt, daß der Grund, der mich nach Assisi geführt hat, der Wunsch war, den inneren Weg des hl. Franziskus erneut zu erleben aus Anlaß des 800. Jahrestages seiner Bekehrung. Dieser Augenblick meiner Pilgerfahrt hat eine besondere Bedeutung. Ich habe mir diesen Moment gleichsam als den Höhepunkt meines Tages vorgestellt. Der hl. Franziskus spricht alle an, aber ich weiß, daß er gerade auf euch junge Menschen eine besondere Anziehungskraft ausübt. Das bestätigt mir eure so zahlreiche Anwesenheit wie auch die Fragen, die ihr mir gestellt habt. Seine Bekehrung geschah, als er auf dem Höhepunkt seiner Kräfte, seiner Erfahrungen, seiner Träume war. Er hatte 25 Jahre gelebt, ohne den Sinn des Lebens zu verstehen. Wenige Monate bevor er starb, sollte er sich an diese Zeit erinnern als eine Zeit, in der er »in Sünden war« (vgl. 2 Test 1: FF 110).

An was dachte Franziskus, wenn er von Sünden sprach? Aus den Biographien, von denen jede ihr eigenes Profil hat, ist dies nicht leicht zu ersehen. Ein eindrucksvolles Bild seiner Art zu leben findet sich in der Dreigefährtenlegende, wo zu lesen ist: »… denn er war viel freigebiger und heiterer. Er tat sich mit Gleichgesinnten zusammen und durchzog dem Spiel und Sang ergeben, Tag und Nacht die Stadt Assisi. Beim Ausgeben von Geld war er so überaus verschwenderisch, daß er alles, was er haben und verdienen konnte, für Gastmähler und andere Dinge verwendete« (1,2: FF 1396). Über wie viele Jugendliche auch unserer Tage könnte man nicht etwas Ähnliches sagen? Heute besteht zudem die Möglichkeit, sich weit über die eigene Stadt hinaus zu vergnügen. Die Veranstaltungen an den Wochenenden ziehen viele Jugendliche an. Man kann auch »virtuell « im Internet »umherziehen« auf der Suche nach Informationen oder Kontakten jeder Art. Leider gibt es auch Jugendliche - und es sind viele, zu viele! -, die ebenso oberflächliche wie zerstörerische geistige Welten in den künstlichen Paradiesen der Droge suchen. Wie sollte man nicht sehen, daß viele june Menschen - und auch weniger junge Menschen - versucht sind, dem Leben des jungen Franziskus zu folgen, das er vor seiner Bekehrung geführt hat? Hinter dieser Art zu leben stand die Sehnsucht nach Glück, die es in jedem menschlichen Herz gibt. Aber konnte dieses Leben wahre Freude schenken? Franziskus hat sie sicher nicht gefunden. Ihr selbst, liebe Jugendliche, könnt aufgrund eurer eigenen Erfahrung diese Tatsache überprüfen. Die Wahrheit ist, daß die endlichen Dinge eine Ahnung von der Freude vermitteln können, aber nur der Unendliche kann das Herz erfüllen: Das hat ein anderer großer Bekehrter gesagt, der hl. Augustinus: »Du hast uns auf dich hin geschaffen, o Herr, und ruhelos ist unser Herz, bis es ruhet in dir« (Confess. 1,1).

Derselbe biographische Text berichtet uns, daß Franziskus ziemlich eitel war. Es gefiel ihm, teure Kleider anfertigen zu lassen, und er suchte aufzufallen (Dreigefährtenlegende, 1,2: FF 1396). In der Eitelkeit, in dem Wunsch aufzufallen, gibt es etwas, das uns in irgendeiner Weise alle betrifft. Heute pflegt man von der »Imagepflege« oder »Imagesuche« zu sprechen. Um ein Minimum an Erfolg haben zu können, ist es nötig, sich in den Augen der anderen mit etwas Außergewöhnlichem, Originellen Geltung zu verschaffen. In beschränktem Maß kann dies ein Ausdruck des unschuldigen Wunsches sein, gut aufgenommen zu werden. Aber oft schleicht sich der Stolz ein, die übertriebene Suche nach uns selbst, der Egoismus und der Wille zu herrschen. In Wirklichkeit ist es eine tödliche Falle, das Leben auf sich selbst zu konzentrieren: Wir können nur wir selbst sein, wenn wir uns der Liebe öffnen, indem wir Gott und unsere Brüder und Schwestern lieben.

Eine Eigenschaft, die Franziskus’ Zeitgenossen beeindruckte, war auch sein Ehrgeiz, sein Durst nach Ruhm und Abenteuer. Das war es, was ihn auf das Schlachtfeld brachte, mit dem Ergebnis, daß er ein Jahr als Gefangener in Perugia war. Nach seiner Befreiung brachte ihn dieselbe Ruhmsucht dazu, in einer neuen militärischen Unternehmung nach Apulien zu gehen. Aber bei eben dieser Gelegenheit, in Spoleto, wurde der Herr in seinem Herzen gegenwärtig, führte ihn dazu, umzukehren und ernsthaft auf sein Wort zu hören. Es ist interessant anzumerken, daß der Herr Franziskus so nimmt, wie er ist, das heißt mit seinem Willen, berühmt zu werden, um ihm den Weg eines heiligen Ehrgeizes zu weisen, der ins Unendliche gerichtet ist: »Wer kann dir Besseres geben, der Herr oder der Knecht?« (Dreigefährtenlegende 2,6: FF 1401), so lautete die Frage, die in seinem Herzen widerhallte. Das bedeutete so viel wie: Warum gibst du dich damit zufrieden, in der Abhängigkeit von Menschen zu bleiben, wenn Gott bereit ist, dich in sein Haus und in seinen königlichen Dienst aufzunehmen?

Liebe Jugendliche, ihr habt mich an einige Probleme der Jugendzeit erinnert, an eure Schwierigkeit, euch eine Zukunft aufzubauen und besonders an die Mühe, die Wahrheit zu erkennen. In der Leidensgeschichte Jesu finden wir die Frage von Pilatus: »Was ist Wahrheit?« (Jn 18,38). Es ist die Frage eines Skeptikers, der sagt: »Du sagst zwar, du bist die Wahrheit, aber was ist die Wahrheit?« Und weil man die Wahrheit nicht erkennen kann, gibt Pilatus zu verstehen: Wir tun das, was praktischer ist, was mehr Erfolg hat, und ohne die Wahrheit zu suchen. Schließlich verurteilt er Jesus zum Tod, weil er dem Pragmatismus folgt, den Erfolg und das eigene Glück sucht. Auch heute sagen viele: »Aber, was ist die Wahrheit? Wir können Teile von ihr finden, aber die Wahrheit, wie sollten wir sie finden können?« Es ist wirklich schwierig zu glauben, daß dies die Wahrheit ist: Jesus Christus, das wahre Leben, der Kompaß unseres Lebens. Und dennoch, wenn wir anfangen - und dies ist eine große Versuchung - nur nach den Möglichkeiten des Augenblicks zu leben, ohne Wahrheit, verlieren wir in Wirklichkeit das Kriterium und auch das Fundament des gemeinsamen Friedens, das nur die Wahrheit sein kann. Und diese Wahrheit ist Christus. Die Wahrheit Christi hat sich im Leben der Heiligen aller Jahrhunderte bewahrheitet. Die Heiligen sind eine große leuchtende Spur in der Geschichte, die bezeugt: Das ist das Leben, das ist der Weg, das ist die Wahrheit. Deshalb haben wir den Mut, ja zu sagen zu Christus: »Deine Wahrheit wird im Leben vieler Heiliger bestätigt. Wir folgen dir!« Liebe Jugendliche, als ich aus der Basilika des hl. Franziskus hierherkam, habe ich gedacht, daß fast eine Stunde allein zu sprechen, vielleicht nicht gut ist. Deshalb denke ich, daß jetzt der Moment gekommen ist für eine Pause, für ein Lied. Ich weiß, daß ihr sehr viele Lieder vorbereitet habt, vielleicht kann ich jetzt eines eurer Lieder hören. (Es folgte eine Gesang.) Wir haben im Lied wiederholt gehört, daß Franziskus die Stimme gehört hat. Er hat in seinem Herzen die Stimme Christi gehört, und was geschieht? Es geschieht, daß er versteht: er muß sich in den Dienst der Nächsten stellen, besonders derer, die am meisten leiden. Das ist die Folge dieser ersten Begegnung mit der Stimme Christi. Heute morgen habe ich auf dem Weg durch Rivotorto einen Blick auf den Ort geworfen, wo der Überlieferung nach die Aussätzigen lebten: die Geringsten, die Ausgegrenzten, gegenüber denen Franziskus ein unüberwindliches Gefühl der Abscheu empfand. Von der Gnade ergriffen, öffnete er ihnen sein Herz. Und er tat dies nicht nur durch ein mitleidsvolles Almosen, das wäre zu wenig, sondern indem er sie küßte und ihnen diente. Er selbst bekennt, daß das, was ihm vorher bitter vorkam, »in Süßigkeit der Seele und des Leibes« verwandelt wurde (2 Test 3: FF 110).

Die Gnade beginnt also, Franziskus zu formen. Er wird immer fähiger, seinen Blick fest auf das Antlitz Christi zu richten und dessen Stimme zu hören. An diesem Punkt richtete der Gekreuzigte von »San Damiano« das Wort an ihn und berief ihn zu einer schwierigen Mission: »Franziskus, geh hin und stell mein Haus wieder her, das, wie du siehst, ganz verfallen ist!« (2 Cel I,6,10: FF 593). Als ich heute morgen haltgemacht habe in »San Damiano« und dann in der Basilika »Santa Chiara«, wo das originale Kreuz aufbewahrt wird, das zu Franziskus gesprochen hat, habe auch ich meinen Blick auf die Augen Christi gerichtet. Es ist das Bild des gekreuzigten und auferstandenen Christus, Leben der Kirche, der, wenn wir aufmerksam sind, auch in uns spricht, wie er vor 2000 Jahren zu seinen Aposteln und vor 800 Jahren zu Franziskus gesprochen hat. Die Kirche lebt beständig aus dieser Begegnung.

116 Ja, liebe Jugendliche: Lassen wir es zu, daß Christus uns begegnet! Vertrauen wir ihm, hören wir auf sein Wort. In ihm begegnen wir nicht nur einem faszinierenden Menschen. Sicher ist er vollkommen Mensch und uns in allem ähnlich, außer der Sünde (vgl. He 4,15). Aber er ist auch sehr viel mehr: Gott ist in ihm Mensch geworden und deshalb ist er der einzige Retter, wie sein Name sagt: »Jesus«, das heißt »Gott rettet«. Nach Assisi kommt man, um von Franziskus das Geheimnis zu lernen, wie man Jesus erkennt und ihn erfährt. Nach den Worten seines ersten Biographen empfand Franziskus für Jesus folgendes: »Jesus trug er stets im Herzen, Jesus im Munde, Jesus in den Ohren, Jesus in den Augen, Jesus in den Händen, Jesus in den übrigen Gliedern… Oft, wenn er seines Weges ging und ›Jesus‹ dachte oder sang, vergaß er seines Weges und forderte alle Elemente auf zum Lobe Jesu« (1 Cel II,9,115: FF 115). So sehen wir, daß die Gemeinschaft mit Jesus auch das Herz und die Augen für die Schöpfung öffnet.

Franziskus war in der Tat ein wahrhaft in Jesus Verliebter. Er begegnete ihm im Wort Gottes, in den Brüdern, in der Natur, aber vor allem in seiner eucharistischen Gegenwart. Dazu schrieb er in seinem Testament: »leiblicherweise sehe ich von ihm, dem höchsten Sohn Gottes, in dieser Welt nichts als seinen heiligsten Leib und sein heiligstes Blut« (2 Test 10: FF 113). Das Weihnachtsfest in Greccio ist Ausdruck seines Wunsches, ihn in der zarten Menschennatur des Kindes zu betrachten (vgl. 1 Cel II,9,115: FF 115). Die Erfahrung von La Verna, wo er die Stigmata erhalten hat, zeigt die tiefe Vertrautheit, die er in der Beziehung zum gekreuzigten Christus erreicht hat. Er konnte wirklich mit Paulus sagen: »Für mich ist Christus das Leben« (Ph 1,21). Wenn er alles verläßt und die Armut wählt, dann ist der Grund dafür Christus, und nur Christus. Jesus ist sein ein und alles: und das genügt ihm!

Weil er Christus gehört, ist Franziskus auch ein Mann der Kirche. Vom Gekreuzigten in »San Damiano« hatte er die Anweisung erhalten, das Haus Christi, das die Kirche ist, wiederherzustellen. Zwischen Christus und der Kirche gibt es eine innere und unauflösliche Verbindung. Dazu gerufen zu werden, sie wieder herzustellen, beinhaltete in der Sendung des hl. Franziskus sicher etwas ganz Persönliches und Neues. Zugleich war diese Aufgabe im Grunde nichts anderes als die Verantwortung, die Christus jedem Getauften überträgt. Auch zu jedem von uns sagt er: »Geh und stelle mein Haus wieder her.« Wir alle sind dazu berufen, in jeder Generation von neuem das Haus Christi, die Kirche, wieder herzustellen. Nur wenn wir dies tun, lebt die Kirche und wird sie schön. Und wie wir wissen, gibt es sehr viele Arten das Haus Gottes, die Kirche, wiederherzustellen, es aufzubauen, es zu errichten. Es wird aufgebaut durch die verschiedensten Berufungen, von der Berufung als Laie und als Familie bis hin zu einem Leben der besonderen Weihe und der Priesterberufung.

An diesem Punkt möchte ich ein besonderes Wort über die letztgenannte Berufung sagen. Franziskus, der Diakon, aber kein Priester war (1 Cel I,30,86: FF 470), hegte eine große Verehrung für die Priester. Wohl wissend, daß es auch unter den Dienern Gottes sehr viel Armut und Gebrechlichkeit gibt, sah er sie als Diener des Leibes Christi an, und das reichte aus, um in ihm Empfindungen der Liebe, der Verehrung und des Gehorsams zu wecken (2 Test 6-10: FF 112-113). Seine Liebe zu den Priestern ist eine Einladung, die Schönheit dieser Berufung wiederzuentdecken. Sie ist lebenswichtig für das Volk Gottes. Liebe Jugendliche, umgebt eure Priester mit Liebe und Dankbarkeit. Wenn der Herr jemand von euch zu diesem großen Dienst berufen sollte oder auch zu einer Form des geweihten Lebens, zögert nicht euer »Ja« zu sagen. Ja, es ist nicht leicht, aber es ist schön, dem Herrn zu dienen, es ist schön, sein Leben für ihn hinzugeben!

Der junge Franziskus spürte gegenüber seinem Bischof wahrhaft die Zuneigung eines Sohnes, und er legte in seine Hände, nachdem er sich von allem entblößt hatte, das Versprechen eines nunmehr ganz dem Herrn geweihten Lebens ab (vgl. 1 Cel I,6,15: FF 344). Er war sich in besonderer Weise der Sendung des Stellvertreters Christi bewußt, dem er seine Regel vorlegte und seinen Orden anvertraute. Wenn die Päpste im Laufe der Geschichte eine so große Zuneigung zu Assisi gezeigt haben, ist dies gewissermaßen eine Erwiderung der Zuneigung, die Franziskus zum Papst hatte. Ich bin glücklich, liebe Jugendliche, hier zu sein auf den Spuren meiner Vorgänger und besonders meines Freundes, des geliebten Papst Johannes Paul II.

Wie in konzentrischen Kreisen breitet sich Franziskus’ Liebe zu Jesus nicht nur auf die Kirche aus, sondern auf alle Dinge, die er in Christus und durch Christus sieht. Von dort her entsteht der Lobpreis auf die Geschöpfe, in welchem das Auge auf dem Glanz der Schöpfung ruht: von Schwester Sonne und Bruder Mond hin zu Schwester Wasser und Bruder Feuer. Sein innerer Blick ist so rein und durchdringend geworden, daß er die Schönheit des Schöpfers in der Schönheit der Geschöpfe wahrnimmt. Noch bevor der Sonnengesang ein sehr hohes Beispiel der Dichtkunst und eine implizite Einladung zum Respekt der Natur ist, ist er ein Gebet, ein an den Herrn, den Schöpfer aller Dinge, gerichtetes Lob.

Im Zeichen des Gebetes ist auch der Einsatz des hl. Franziskus für den Frieden zu sehen. Dieser Aspekt seines Lebens ist von großer Aktualität in einer Welt, die den Frieden so nötig hat und den Weg dazu nicht findet. Franziskus war ein Mann des Friedens und ein Friedensstifter. Das zeigte sich auch in der Sanftmut, mit der er - ohne jedoch jemals seine Glauben zu verschweigen - Menschen anderen Glaubens gegenübertrat, wie es seine Begegnung mit dem Sultan zeigt (vgl. 1 Cel I,20,57: FF 422). Wenn heute der interreligiöse Dialog, besonders nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, zu einem gemeinsamen und unverzichtbaren Erbe der christlichen Sensibilität geworden ist, kann uns Franziskus helfen, einen echten Dialog zu führen, ohne in eine Haltung der Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit zu verfallen und ohne eine Abschwächung unserer christlichen Verkündigung. Daß er ein Mann des Friedens, der Toleranz, des Dialogs war, entsprang immer seiner Erfahrung eines Gottes, der Liebe ist. Sein Friedensgruß ist nicht ohne Grund ein Gebet: »Der Herr gebe dir den Frieden« (2 Test 33: FF 121).

Liebe Jugendliche, eure zahlreiche Anwesenheit hier zeigt, wie sehr die Gestalt des Franziskus zu eurem Herzen spricht. Ich übergebe euch gerne erneut seine Botschaft, aber vor allem sein Leben und sein Zeugnis. Es ist Zeit, daß die jungen Menschen ernst machen wie Franziskus und in eine persönliche Beziehung zu Jesus eintreten. Es ist Zeit, die Geschichte dieses dritten Jahrtausends, das vor kurzem begonnen hat, als eine Geschichte anzusehen, die es mehr denn je nötig hat, vom Sauerteig des Evangeliums durchdrungen zu werden.

Ich mache mir nochmals die Einladung meines geliebten Vorgängers Johannes Paul II. zu eigen, die er besonders gerne an die Jugendlichen richtete: »Öffnet die Tore für Christus«. Öffnet sie, wie Franziskus es tat, ohne Angst, ohne Berechnung, ohne Maß. Seid, liebe Jugendliche, meine Freude, wie ihr die Freude Johannes Pauls II. wart. Von dieser Basilika aus, die der Muttergottes von den Engeln geweiht ist, lade ich euch zur »Agora« der italienischen Jugendlichen Anfang September beim Heiligen Haus von Loreto ein.

Euch allen erteile ich meinen Segen. Danke für alles, für eure Gegenwart, für euer Gebet.

AN SEINE HEILIGKEIT MAR DINKHA IV., KATHOLIKOS-PATRIARCH DER ASSYRISCHEN KIRCHE DES OSTENS

Donnerstag, 21. Juni 2007

Heiligkeit!


117 Mit Freude begrüße ich Sie im Vatikan zusammen mit den Bischöfen und Priestern, die Sie bei diesem Besuch begleiten. Mein herzlicher Gruß gilt auch allen Mitgliedern des Heiligen Synod, den Priestern und den Gläubigen der assyrischen Kirche des Ostens. So wie der hl. Paulus bete auch ich: »Der Herr des Friedens aber schenke euch den Frieden zu jeder Zeit und auf jede Weise« (2Th 3,16).

Bei verschiedenen Anlässen sind Eure Heiligkeit und mein geliebter Vorgänger Papst Johannes Paul II. zusammengetroffen. Ganz besonders bedeutsam war Ihr Besuch im November 1994, als Sie in Begleitung verschiedener Mitglieder des Heiligen Synods nach Rom kamen, um die Gemeinsame Erklärung zur Christologie zu unterzeichnen. Diese Erklärung beinhaltete auch den Beschluß, eine Gemeinsame Kommission für den Theologischen Dialog zwischen der katholischen Kirche und der assyrischen Kirche des Ostens zu gründen. Die Gemeinsame Kommission widmete sich dem wichtigen Studium des sakramentalen Lebens in unseren jeweiligen Traditionen und konnte bezüglich der Anaphora der Apostel Addai und Mari eine Einigung herbeiführen. Mit tiefer Dankbarkeit anerkenne ich die Resultate dieses Dialogs, die im Hinblick auf andere umstrittene Fragen auf weitere Fortschritte hoffen lassen. Gewiß verdienen diese Erfolge besser bekannt und anerkannt zu werden, da sie verschiedene Formen pastoraler Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Gemeinschaften ermöglichen.

Die assyrische Kirche des Ostens ist in jenen alten Ländern verwurzelt, deren Namen mit der Geschichte des göttlichen Heilsplans für alle Menschen verbunden sind. In den frühen Jahren der Kirche haben die Christen dieser Länder vor allem durch ihre missionarische Aktivität in den abgelegenen Gebieten des Ostens auf bemerkenswerte Art und Weise zur Verbreitung des Evangeliums beigetragen. Tragischerweise leiden die Christen in dieser Region heute sowohl in materieller als auch in spiritueller Hinsicht. Vor allem im Irak, der Heimat zahlreicher assyrischer Gläubigen, spüren die christlichen Familien und Gemeinschaften in zunehmendem Maß den durch Unsicherheit, Aggression und das Gefühl der Verlassenheit verursachten Druck. Viele von ihnen sehen keine andere Möglichkeit als die, das Land zu verlassen und im Ausland eine neue Zukunft zu suchen. Diese Probleme bereiten mir große Sorge, und ich möchte meine Solidarität mit den Hirten und den Gläubigen jener christlicher Gemeinschaften ausdrücken, die oft zum Preis heroischer Opfer dort ausharren. In diesen bedrängten Gebieten müssen die Gläubigen, Katholiken wie Assyrer, zusammenarbeiten. Ich hoffe und bete, daß sie stets wirksamere Wege finden werden, sich gegenseitig für das Wohl aller zu stützen und zu helfen.

Infolge späterer Auswanderungswellen leben heute zahlreiche Christen der Ostkirchen im Westen. Diese neue Situation stellt ihre christliche Identität und ihr Leben als Gemeinschaft vor eine Reihe von Herausforderungen. Doch gleichzeitig, wenn Christen des Ostens und des Westens Seite an Seite leben, bietet sich ihnen eine wertvolle Gelegenheit der gegenseitigen Bereicherung und des volleren Verständnisses der Katholizität der Kirche, die, als Pilgerin in dieser Welt, in einer Vielfalt von kulturellen, gesellschaftlichen und menschlichen Kontexten lebt, betet und für Christus Zeugnis ablegt. Mit voller Achtung der lehramtlichen und disziplinären Traditionen sind katholische und assyrische Christen berufen, antagonistische Haltungen und polemische Stellungnahmen zurückzuweisen, ihren gemeinsamen christlichen Glauben stets eingehender zu verstehen und als Brüder und Schwestern Zeugnis zu geben für Jesus Christus, »Gottes Kraft und Gottes Weisheit« (1Co 1,24).

Neue Hoffnungen und Möglichkeiten wecken gelegentlich neue Ängste, und das trifft auch zu im Hinblick auf ökumenische Beziehungen. Gewisse jüngste Entwicklungen in der assyrischen Kirche des Ostens haben für die vielversprechende Arbeit der Gemeinsamen Kommission einige Hindernisse erbracht. Es ist zu hoffen, daß die fruchtbare Arbeit, die die Kommission im Laufe der Jahre geleistet hat, fortgesetzt werden kann, ohne jemals das eigentliche Ziel unseres gemeinsamen Wegs zur Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft aus den Augen zu verlieren.

Das Arbeiten für die christliche Einheit ist in der Tat eine Pflicht, die unserer Treue zu Christus, dem Hirten der Kirche, entspringt, der sein Leben hingegeben hat, um »die versprengten Kinder Gottes zu sammeln« (Jn 11,51-52). Wie lang und mühsam der Weg zur Einheit auch immer scheinen mag, der Herr fordert uns auf, unsere Hände und Herzen zu vereinen, damit wir ihn gemeinsam klarer und deutlicher bezeugen und unseren Brüdern und Schwestern besser dienen können, insbesondere in den notleidenden Regionen des Ostens, wo viele unserer Gläubigen voll Hoffnung und Erwartung auf uns, ihre Hirten, schauen.

Mit diesen Empfindungen möchte ich Eurer Heiligkeit nochmals danken für Ihre heutige Anwesenheit und Ihr Bestreben, den Weg des Dialogs und der Einheit weiterzugehen. Möge der Herr Ihr Amt reichlich segnen und Sie und die Gläubigen unterstützen, denen Sie mit seinen Gaben der Weisheit, der Freude und des Friedens dienen.

AN DIE TEILNEHMER DER JAHRESVERSAMMLUNG DER UNION DER HILFSWERKE FÜR DIE ORIENTALISCHEN KIRCHEN (ROACO)


Clementina-Saal

Donnerstag, 21. Juni 2007

Seligkeit,

verehrte Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt,
118 liebe Freunde der ROACO!

Die heutige Begegnung läßt mich mit Freude an meinen jüngsten Besuch in der Kongregation für die Orientalischen Kirchen anläßlich ihres 90jährigen Bestehens zurückdenken. Sie, Eminenz, haben mir bei dieser Gelegenheit im Namen der diesem Dikasterium angeschlossenen Einrichtungen einen besonderen Gruß übermittelt, und auch jetzt haben Sie erneut die herzlichen Wünsche aller zum Ausdruck gebracht. Gerne richte ich nun meinerseits meine Grüße an Seine Seligkeit Kardinal Ignace Moussa Daoud, an Erzbischof Antonio Maria Vegliò, an die Mitarbeiter der Kongregation, an die Verantwortlichen der zur ROACO (Union der Hilfswerke für die Orientalischen Kirchen) gehörenden Hilfswerke und nicht zuletzt an die Teilnehmer dieser Jahresversammlung.

Die Anwesenheit der verehrten Bischöfe der orientalischen Kirchen gibt mir die Möglichkeit, mit ihnen die Sorgen und Nöte zu teilen, die sie im Hinblick auf die heikle Situation vieler Gebiete des Nahen Ostens haben. Der so sehr erflehte und erwartete Frieden wird leider noch vielerorts mißachtet. Er wird mißachtet in den Herzen vieler einzelner Menschen und dies wiederum behindert die zwischenmenschlichen und gemeinschaftlichen Beziehungen. Hinzu kommen alte und neue Ungerechtigkeiten, welche die ohnehin geschwächte Position des Friedens weiterhin zuspitzen. Bis zu dem Punkt, an dem der Friede verschwindet und der Gewalt Platz macht, die oft in mehr oder weniger offen erklärte Kriege ausartet, die wiederum in der heutigen Zeit zum Brennpunkt internationaler Probleme werden. Gemeinsam mit jedem von euch und zusammen mit unseren Brüdern und Schwestern aller christlichen Kirchen und Gemeinschaften, aber auch mit denjenigen, die Gottes Namen ehren und die ihn mit aufrichtigem Gewissen suchen, sowie mit allen Menschen guten Willens möchte ich erneut an die Pforte des Herzens Gottes, des Schöpfers und Vaters, klopfen, um mit tiefem Vertrauen um das Geschenk des Friedens zu bitten. Ich klopfe auch an die Pforte des Herzens der Verantwortlichen, auf daß sie ihre wichtige Pflicht erfüllen, den Frieden für alle zu garantieren, ohne Unterschiede zu machen und indem sie ihn von der tödlichen Krankheit der religiösen, kulturellen, geschichtlichen und geographischen Diskriminierung befreien.

Durch den Frieden und dank der gemeinsamen Aufgabe eines stets aufrichtigen und verantwortungsvollen Dialogs möge die ganze Welt ihre eigentliche Berufung und Sendung wiederfinden, nämlich die des »gemeinsamen Hauses« aller Völker und Nationen. Ich möchte noch einmal zusichern, daß das Heilige Land, der Irak und der Libanon, mit all der Dringlichkeit und Beständigkeit, die ihnen zustehen, in den Taten und Gebeten des Apostolischen Stuhls und der Kirche stets präsent sind. Ich bitte daher die Kongregation für die Orientalischen Kirchen und alle ihr angeschlossenen Einrichtungen, diese Bemühungen ihrerseits zu bekräftigen mit dem Ziel, die Nähe und die Hilfe für unsere vielen Brüder und Schwestern zu intensivieren. Gerade sie sollen die kirchliche Brüderlichkeit verspüren, und, was wir mit unseren flehentlichen Gebeten herbeiwünschen, den baldigen Anbruch einer Zeit des Friedens sehen.

Mit diesen Gedanken erneuere ich das Beileid des Papstes an Seine Seligkeit den chaldäischen Patriarchen, der heute unter uns ist, anläßlich der barbarischen Ermordung eines wehrlosen Priesters und von drei Subdiakonen, zu der es am 3. Juni im Irak nach dem sonntäglichen Gottesdienst kam. Die gesamte Kirche begleitet mit Zuneigung und Bewunderung alle ihre Söhne und Töchter und steht ihnen in dieser schweren Stunde des Martyriums für den Namen Christi bei. Meine Umarmung gilt mit der gleichen Intensität auch dem päpstlichen Vertreter und den Priestern, die aus Israel und Palästina angereist sind. Sie sollen diese Umarmung an die Gläubigen weitergeben und somit ihre erprobte Hoffnung stärken. Meine herzlichen Grüße gelten auch dem Apostolischen Nuntius und den lieben Bischöfen aus der Türkei. Es ist mir eine Freude, in Erinnerung an meine Apostolische Reise festzustellen, welche Wertschätzung dieser geliebten kirchlichen Gemeinschaft entgegengebracht wird.

Liebe Freunde! Bei meinem bereits zuvor erwähnten Besuch im Dikasterium für die Orientalischen Kirchen habe ich folgendes zur Tätigkeit der ROACO gesagt: »Fortgesetzt und weiter ausgebaut werden muß die karitative Initiative, die von der Kongregation im Auftrag des Papstes durchgeführt wird, damit das Heilige Land und die übrigen ostkirchlichen Gebiete in geordneter und angemessener Weise die notwendige geistliche und materielle Unterstützung erhalten, um das normale kirchliche Leben führen und besonderen Bedürfnissen abhelfen zu können« (O.R. dt., Nr. 25, 22.6.2007, S. 10). Ich danke euch, daß ihr eine lobenswerte Art der Zusammenarbeit mit der Kongregation aufgebaut habt. Ich ermutige euch, weiter darauf hinzuarbeiten, daß dieser unersätzliche Beitrag, den ihr für das Zeugnis kirchlicher Nächstenliebe leistet, seine volle Entfaltung in der gemeinschaftlichen Form finde, in der er ausgeübt wird. Eure Anwesenheit bekräftigt den Willen, eine individualistische Planung der Hilfsmaßnahmen und der Verteilung der lobenswerterweise von der Nächstenliebe der Gläubigen bereitgestellten Mittel zu verhindern. Denn wie ihr bereits wißt, kann die Illusion, daß man alleine fruchtbringender handeln kann, sehr schädlich sein: die Mühen der Konfrontation und der Zusammenarbeit sind immer Garantie für einen geordneten und gerechten Einsatz. Und es ist erwiesen, daß nicht die einzelnen Menschen, sondern vielmehr die Kirche in der Lage ist, die Gaben, die uns der Herr in seiner unendlichen Güte gegeben hat, an alle gerecht zu verteilen.

Hinsichtlich der unumkehrbaren Entscheidung für die Ökumene und der unumkehrbaren Entscheidung für den interreligiösen Dialog, die von mir mehrmals bekräftigt wurden, liegt es mir bei dieser Gelegenheit sehr am Herzen, zu unterstreichen, wie sehr diese beiden Bestrebungen von der Bewegung der kirchlichen Nächstenliebe genährt werden. Gerade diese beiden Entscheidungen sind nichts anderes als der Ausdruck eben dieser Nächstenliebe, die allein es vermag, den Dialog zu fördern und unerwartete Horizonte zu eröffnen. Während wir den Herrn anflehen, daß er bald den Tag der vollen Einheit der Christen und das viel erwartete und von respektvollem Einvernehmen beseelte friedliche Zusammenleben der Religionen herbeiführen möge, bitten wir Ihn auch, unsere Bemühungen zu segnen und uns zu erleuchten, daß unsere Werke niemals zum Nachteil, sondern nur zum Aufbau der kirchlichen Gemeinschaft dienen. Er möge unsere Aufmerksamkeit dahingehend richten, daß wir nicht jeglicher Art von Gleichgültigkeit verfallen und wir in der Ausübung der Nächstenliebe niemals die Mission der ansässigen katholischen Gemeinschaft mißachten. Mit ihrer Hilfe und dank der Achtung, die wir den verschiedenen rituellen Ausdrucksformen entgegenbringen, soll unsere ökumenische und interreligiöse Sensibilität konkrete Gestalt annehmen.

Eingedenk des Wortes des hl. Paulus: »So ist weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern nur Gott, der wachsen läßt« (
1Co 3,7, werden wir immer im Gebet den eigentlichen Ursprung der Verpflichtung zur Nächstenliebe finden und im Gebet werden wir auch ihre Authentizität wiederfinden. Sehr deutlich ist auch die Mahnung des Apostels: »Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein guter Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus« (1Co 3,10-11). Es ist unerläßlich, daß unsere Taten in der Eucharistie verwurzelt sind. Auf der Grundlage dieses »eucharistischen Maßstabes« müssen sich die Perspektiven für die Bewegung der kirchlichen Nächstenliebe entwickeln: nur das, was nicht im Widerspruch steht zum Mysterium der eucharistischen Liebe und zur ihr entspringenden Sicht des Kosmos, des Menschen und der Geschichte, sondern was sich vielmehr in ihr wiederfindet und aus ihr nährt, ist Garantie für die Echtheit unseres Glaubens und sichere Grundlage für unser zukünftiges Handeln. Eben dies habe ich im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Sacramentum caritatis hervorgehoben: »Die Speise der Wahrheit drängt uns, die menschenunwürdigen Situationen anzuprangern, in denen man wegen des von Ungerechtigkeit und Ausbeutung verursachten Nahrungsmangels stirbt, und gibt uns neue Kraft und neuen Mut, ohne Unterlaß am Aufbau der Zivilisation der Liebe zu arbeiten« (Nr. 90). Aber gerade diese eucharistische Inspiration unseres Handelns wird der Mensch tiefgehend hinterfragen, der vom Brot allein nicht leben kann (vgl. Lc 4,4), um ihm das Mahl des ewigen Lebens anzukündigen, das Gott durch seinen Sohn Jesus bereitet hat.

Ich vertraue euch diese Aufgaben und Einsichten mit großer Zuversicht an und erneuere meinen tief empfundenen Dank an Seine Seligkeit Kardinal Ignace Moussa Daoud, der sich in den vergangenen Jahren auch als Vorsitzender der ROACO aufopferungsvoll eingesetzt hat. Ich rufe auf eure Arbeiten die Fürbitte der allerseligsten Gottesmutter Maria herab und erteile euch von Herzen den Apostolischen Segen.


ANSPRACHE 2007 Januar 2007 114