ANSPRACHE 2007 Januar 2007 161

AN DIE MITGLIEDER DES DOMKAPITELS VON ST. PETER


Clementina-Saal

Montag, 8. Oktober 2007



Liebe Mitglieder des Domkapitels von Sankt Peter!

Schon lange wollte ich mit euch zusammentreffen und nehme gern diese Gelegenheit wahr, um euch persönlich meine Wertschätzung und Liebe zu bekunden. Jedem von euch gilt mein herzlicher Gruß. Besonders begrüße ich den Erzpriester Angelo Comastri, dem ich für die Worte danke, mit denen er diese altehrwürdige Institution vorgestellt hat. Mit ihm begrüße ich den Vikar, Msgr. Vittorio Lanzani, die Kanoniker und die Koadjutoren. Ich weiß es zu schätzen, daß Sie, Herr Erzpriester, an die seit der Zeit des hl. Gregor des Großen ununterbrochene Anwesenheit eines betenden Klerus in der vatikanischen Basilika erinnert haben: eine gewollt unauffällige, aber treue und ausdauernde Anwesenheit.

Wie ihr, liebe Kanoniker, wohl wißt, nahm euer Kapitel jedoch seinen eigentlichen Anfang im Jahr 1053, als Papst Leo IX. dem Erzpriester und den Kanonikern von Sankt Peter, die sich im Kloster von »Santo Stefano Maggiore« niedergelassen hatten, die ihnen von seinen Vorgängern zuerkannten Besitztümer und Privilegien bestätigte. Mit dem Pontifikat Eugens IV. (1145-1153) gewann das Kapitel die Merkmale einer gut strukturierten, autonomen Gemeinschaft. Es gab also einen langen, stufenweisen Übergang von einer in den Dienst der Basilika gestellten klösterlichen Struktur zu der heutigen Gestalt als Domkapitel. Unter der Leitung des Erzpriesters hat sich das Wirken des vatikanischen Kapitels von Anfang an verschiedenen Einsatzbereichen zugewandt: dem liturgischen Bereich mit der Feier der Eucharistie und des Chorgebetes sowie der täglichen Wahrnehmung der mit dem Gottesdienst zusammenhängenden Verrichtungen; dem administrativen Bereich mit der Verwaltung des Vermögens der Basilika und der Filialkirchen; dem pastoralen Bereich, wo dem Kapitel die Seelsorge im Stadtviertel Borgo übertragen war; dem karitativen Bereich, in dem das Domkapitel eigenständige Hilfeleistungen, aber auch solche in Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus »Santo Spirito« und anderen Einrichtungen durchführte. Vom 11. Jahrhundert bis heute zählt man elf Päpste, die dem Domkapitel von Sankt Peter angehörten, und unter diesen möchte ich besonders die Päpste des 20. Jahrhunderts, Pius XI. und Pius XII., erwähnen. Vom 16. Jahrhundert an, als mit dem Bau der neuen Basilika begonnen wurde - wir haben im vergangenen Jahr den 500. Jahrestag der Grundsteinlegung gefeiert -, verflicht sich die Geschichte des Domkapitels mit jener der Bauhütte von Sankt Peter, zwei getrennte Einrichtungen, die aber in der Person des Erzpriesters verbunden sind, der für die Sicherung einer fruchtbaren Zusammenarbeit sorgt.

Im vergangenen Jahrhundert, besonders in den letzten Jahrzehnten, hat sich die Tätigkeit des Kapitels im Leben der Basilika fortschreitend auf die Wiederentdeckung seiner wahren ursprünglichen Funktionen hin orientiert, die vor allem im Dienst des Gebetes bestehen. Wenn das Gebet für alle Christen grundlegend ist, so ist es für euch, liebe Brüder, sozusagen eine »berufliche« Aufgabe. Das Gebet ist, wie ich vor kurzem während meiner Österreichreise sagte, Dienst am Herrn, der es verdient, immer gelobt und angebetet zu werden, und gleichzeitig Zeugnis für die Menschen. Und dort, wo Gott treu gelobt und angebetet wird, da bleibt sein Segen nicht aus (vgl. Ansprache im Stift Heiligenkreuz, 9. September 2007). Und genau das ist das Charakteristikum des Domkapitels von Sankt Peter und der Beitrag, den der Papst von euch erwartet: mit eurer betenden Anwesenheit am Petrusgrab daran zu erinnern, daß Gott nichts vorgezogen werden darf; daß die Kirche ganz auf Ihn, auf seinen Ruhm ausgerichtet ist; daß der Primat des Petrus im Dienst der Einheit der Kirche steht und daß diese ihrerseits im Dienst des Heilsplanes der Allerheiligsten Dreifaltigkeit steht.

Liebe und verehrte Brüder, ich vertraue sehr auf euch und auf euren Dienst, damit die Petersbasilika ein wahrer Ort des Gebetes, der Anbetung und des Lobes für den Herrn sein kann. An diesem heiligen Ort, wohin jeden Tag Tausende von Pilgern und Touristen aus aller Welt kommen, ist es mehr als anderswo notwendig, daß es beim Petrusgrab eine beständige Gebetsgemeinschaft gibt, die die Kontinuität mit der Tradition gewährleistet und gleichzeitig für die Intentionen des Papstes im Heute von Kirche und Welt Fürsprache hält. Dazu rufe ich auf euch den Schutz des hl. Petrus, des hl. Johannes Chrysostomus, dessen Reliquien in eurer Kapelle aufbewahrt werden, und der anderen Heiligen und Seligen herab, die in der Basilika gegenwärtig sind. Über euch wache die Unbefleckte Jungfrau: Ihr Bildnis, das von euch in der Chorkapelle verehrt wird, wurde vom sel. Pius IX. im Jahr 1854 gekrönt und fünfzig Jahre später, 1904, vom hl. Pius X. mit Sternen umrahmt. Ich danke euch noch einmal für den Eifer, mit dem ihr eure Aufgabe erfüllt, und während ich euch ein besonderes Gedenken in der heiligen Messe zusichere, erteile ich euch und euren Lieben von Herzen den Apostolischen Segen.

AN HERRN KIM JI-YOUNG FRANCESCO, NEUER BOTSCHAFTER DER REPUBLIK KOREA BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Exzellenz!


162 Mit Freude heiße ich Sie im Vatikan willkommen und nehme das Beglaubigungsschreiben entgegen, mit dem der Präsident der Republik Korea Sie zum außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter beim Heiligen Stuhl ernannt hat. Bei dieser Gelegenheit möchte ich erneut meine Hochachtung und tiefe Zuneigung für das koreanische Volk zum Ausdruck bringen und Sie bitten, Präsident Roh Moo-hyun wie all Ihren Mitbürgern meine Gebete und guten Wünsche für den Frieden und das Wohl Ihrer Nation zu übermitteln.

Exzellenz, Sie haben das bemerkenswerte Wachstum der katholischen Kirche in Ihrem Land hervorgehoben, das nicht zuletzt auf das heroische Beispiel jener Männer und Frauen zurückzuführen ist, deren Glaube sie veranlaßt hat, ihr Leben für Christus und ihre Brüder und Schwestern hinzugeben. Ihr Opfer erinnert uns daran, daß kein Preis zu hoch ist, um beharrlich an der Wahrheit festzuhalten. Bedauerlicherweise wird in unserer pluralistischen Welt von heute die Bedeutung der Wahrheit gelegentlich in Frage gestellt oder sogar geleugnet. Doch bleibt die objektive Wahrheit die einzige sichere Grundlage für den sozialen Zusammenhalt. Wahrheit ist nicht abhängig von Konsens, dem sie vielmehr vorausgeht, den sie ermöglicht, indem sie wahre menschliche Solidarität hervorruft. Stets eingedenk der Macht der Wahrheit, Menschen zu vereinen, und das unbezähmbare Verlangen der Menschheit nach friedlicher Koexistenz berücksichtigend, ist die Kirche intensiv bemüht, sowohl im kirchlichen wie im bürgerlichern Leben Eintracht und soziale Harmonie zu fördern, indem sie die von der natürlichen Vernunft erkannte und durch die göttliche Offenbarung vollends enthüllte Wahrheit von der menschlichen Person verkündet.

Exzellenz, die internationale Gemeinschaft teilt mit der Bevölkerung Ihres Landes das große Verlangen nach neugefundenem Frieden für die koreanische Halbinsel wie für die gesamte Region. Bei dieser Gelegenheit möchte ich erneut betonen, daß der Heilige Stuhl jede Initiative unterstützt, die eine aufrichtige und dauerhafte Versöhnung anstrebt und der Feindschaft und ungelösten Problemen ein Ende setzt. Wahrer Fortschritt gründet auf Rechtschaffenheit und Vertrauen. Lobenswert sind die Bemühungen Ihres Landes zur Förderung eines fruchtbaren und offenen Dialogs wie auch der Einsatz zur Linderung der Not derer, die unter den Wunden der Spaltung und des Mißtrauens leiden. Jede Nation teilt die Verantwortung für die Gewährleistung von Stabilität und Sicherheit in der Welt. Es ist meine innige Hoffnung, daß die anhaltende Mitwirkung der verschiedenen in den Verhandlungsprozeß einbezogenen Länder zur Einstellung jener Programme führen wird, deren Ziel die Entwicklung und Herstellung von Waffen mit erschreckendem, unbeschreiblich destruktivem Potential ist.

Bemerkenswerte Erfolge hat Ihr Land in der wissenschaftlichen Forschung und Entwicklung erreicht. Herausragend sind vor allem die Fortschritte im Bereich der Biotechnologie, die die Behandlung und Heilung von Krankheiten ermöglichen und somit zur Verbesserung der Lebensqualität in Ihrer Heimat wie auch in anderen Ländern beitragen. Entdeckungen auf diesem Gebiet fordern die Menschheit auf, sich der mit ihrer Anwendung verbundenen schwerwiegenden Verantwortung tiefer bewußt zu werden. Die von der Gesellschaft erhoffte Nutzung der biomedizinischen Wissenschaft muß stets an starken und festen ethischen Maßstäben gemessen werden (vgl. Ansprache an die Päpstliche Akademie der Wissenschaften, 6. November 2006). Führend unter diesen ist die Würde des menschlichen Lebens, denn unter keinen Umständen darf ein Mensch als bloßes Versuchsobjekt manipuliert oder behandelt werden. Die Zerstörung menschlicher Embryonen, sei es zur Gewinnung von Stammzellen oder aus irgendwelchen anderen Gründen, widerspricht der erklärten Absicht von Wissenschaftlern, Gesetzgebern und Gesundheitsbehörden, das Wohl der Menschen zu fördern. Die Kirche zögert nicht, somatische Stammzellforschung anzuerkennen und zu unterstützen, nicht nur aufgrund der mit diesen alternativen Methoden erzielten positiven Ergebnisse, sondern vor allem, weil sie mit der zuvor erwähnten Absicht übereinstimmen, das menschliche Leben in jedem Stadium seiner Existenz zu achten (vgl. Ansprache an den von der Päpstlichen Akademie für das Leben veranstalteten internationalen Kongreß, 16. September 2006). Herr Botschafter, ich hoffe, daß die der koreanischen Bevölkerung eigene moralische Sensibilität - wie die Ablehnung von menschlichem Klonen und den damit verbundenen Verfahren beweist - dazu beitragen wird, die internationale Gemeinschaft für die tiefen ethischen und sozialen Auswirkungen der wissenschaftlichen Forschung und ihrer Nutzung zu sensibilisieren.

Zudem sind die staatlichen Behörden aufgefordert, zur Förderung der menschlichen Würde für eine gesunde Erziehung der jungen Menschen zu sorgen. Konfessionelle Schulen können in dieser Hinsicht manches beitragen. Es obliegt den Regierungen, Eltern die Möglichkeit zu bieten, ihre Kinder in religiöse Schulen zu schicken, indem sie die Einrichtung und Finanzierung solcher Institutionen unterstützen. Durch staatliche Subventionen sollten Eltern soweit wie möglich von unangemessenen finanziellen Belastungen befreit werden, die sie daran hindern könnten, die geeignetsten Ausbildungs- und Erziehungsmöglichkeiten für ihre Kinder zu wählen. Katholische und andere konfessionelle Schulen sollten über angemessene Bewegungsfreiheit verfügen, um Studien- und Lehrpläne zu entwerfen und auszuführen, die das geistliche Leben nähren, ohne das das geistige Leben so gravierend entstellt ist. Die kirchlichen wie die staatlichen Verantwortlichen rufe ich auf, im Geist der Kooperation voranzugehen, um der katholischen Schule in Ihrem Land eine Zukunft zu sichern, die zur moralischen und intellektuellen Reife der jüngeren Generationen zum Wohl der Gesellschaft beitragen wird.

Exzellenz, bei diesem freudigen Anlaß Ihres Amtsantritts versichere ich Ihnen, daß der Heilige Stuhl und seine verschiedenen Dienststellen Ihnen bei der Ausübung Ihres Amtes stets bereitwillig zur Seite stehen werden. Für Sie, Ihre Familie und die Bevölkerung Ihres Landes, die in meinen Gedanken und Gebeten in dieser Zeit einen besonderen Platz einnimmt, erbitte ich den Segen Gottes.

SEGNUNG DES RESTAURIEREN BRONZETORS

IM APOSTOLISCHEN PALAST

Freitag, 12. Oktober 2007



Verehrte Brüder,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Brüder und Schwestern!

Wir treffen uns an diesem Ort, der als Haupteingang zum Apostolischen Palast dient, um das nach zwei Jahren geduldiger und gekonnter Arbeit vollständig restaurierte Bronzetor zu segnen und einzuweihen. Es handelt sich um ein Ereignis, das an sich nicht von großer Wichtigkeit ist: es ist jedoch bedeutsam aufgrund der besonderen Funktion, die dieses einzigartige Tor erfüllt, und aufgrund der Jahrhunderte an Kirchengeschichte, die es an sich vorbeiziehen sah. Ich danke euch daher für eure Anwesenheit und grüße einen jeden von euch sehr herzlich.

163 Dieses Tor wurde von Giovanni Battista Soria und Orazio Censore unter dem Pontifikat von Paul V. geschaffen, der zwischen 1617 und 1619 die gesamte Anlage der »Porta Palatii« erneuern wollte. Im Jahr 1663 wurde es nach dem gewaltigen architektonischen Eingriff, der dem Genius Gianlorenzo Berninis zu verdanken ist, an seine jetzige Stelle versetzt, das heißt auf die Schwelle zwischen den Kolonnaden des Petersplatzes und dem »Braccio di Costantino«. Da die Zeit ihre zersetzenden Spuren hinterlassen hatte, beabsichtigte man, es anläßlich des Großen Jubiläums 2000 zu restaurieren, dieser Eingriff einer gründlichen Erneuerung wurde aber erst einige Jahre später möglich. Das Tor wurde so abmontiert, und es wurde nicht nur sorgfältig entsprechend der modernsten Methoden und Techniken seine ursprüngliche Schönheit wiederhergestellt, es wurde auch mit einem Stahlkern gefestigt. Jetzt hat es wieder seinen Platz und seine Funktion unter dem schönen Mosaik eingenommen, das die Gottesmutter mit dem Kind darstellt, umgeben von den hll. Petrus und Paulus.

Gerade weil es den Zugang zum Haus dessen markiert, den der Herr dazu berufen hat, als Vater und Hirt das gesamte Volk Gottes zu führen, nimmt dieses Tor einen symbolischen und geistlichen Wert an. Es durchschreiten diejenigen, die kommen, um dem Nachfolger Petri zu begegnen. Durch dieses Tor gehen Pilger und Besucher, die sich in die verschiedenen Ämter des Apostolischen Palastes begeben. Ich wünsche von Herzen, daß sich all diejenigen, die durch das Bronzetor eintreten, von diesem Moment an durch die Umarmung des Papstes empfangen fühlen. Das Haus des Papstes ist offen für alle.

Meine Wertschätzung und Anerkennung gelten all denjenigen, die diese dringende und gründliche Restaurierungsarbeit ermöglicht haben. Vor allem all jenen, die die Arbeiten in ihren verschiedenen Phasen geleitet und verwirklicht haben: dem technischen Amt des Governatorats und den Restaurierungswerkstätten der Vatikanischen Museen, die sich die Kompetenz spezialisierter Firmen für die Teile in Holz und Metall zunutze gemacht haben. Es war möglich, diese lange und aufwendige Arbeit dank der finanziellen Unterstützung des Ritterordens vom Heiligen Grab und der Bank »Credito Artigiano« zu unternehmen. Daher bringe ich meine lebhafte Dankbarkeit gegenüber diesen Einrichtungen zum Ausdruck, die auf diese Weise ein Zeichen der Treue gegenüber dem Papst und der Aufmerksamkeit gegenüber den Kunstgütern des Heiligen Stuhles erneuern wollten. Mein aufrichtiger Dank schließt alle ein, die auf verschiedene Weise ihren Beitrag angeboten haben.

Und jetzt sichere ich den Verantwortlichen, den Arbeitern und den Wohltätern wie einem jeden von euch, die ihr hier seid, mein Gebetsgedenken zu, während ich mit Zuneigung allen den Apostolischen Segen erteile AN DIE BISCHÖFE DER REPUBLIK KONGO

ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Freitag, 19. Oktober 2007

Liebe Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt!


Ich freue mich, euch zu empfangen, die ihr vom Herrn den Auftrag erhalten habt, Hirten des Gottesvolkes in der Republik Kongo zu sein. Ich wünsche mir, daß unsere Begegnung, die Ausdruck der Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri ist, auch Quelle einer immer intensiveren Gemeinschaft unter euch und unter euren Diözesankirchen sein möge, die euch mit Zuversicht erfüllt und euch dazu ermutigt, in der Verkündigung des Evangeliums fortzufahren. Ich danke dem Bischof von Kinkala und Präsidenten eurer Bischofskonferenz, Louis Portella Mbuzu, für seine Darstellung des Lebens der Kirche in der Republik Kongo. Durch euch grüße ich herzlich die Priester, Diakone, Ordensmänner, Ordensfrauen, Katecheten und gläubigen Laien eurer Diözesen, die wiederholt ihre Anhänglichkeit an Christus und ihre Solidarität mit ihren Brüdern in den schwierigen Zeiten der jüngsten Geschichte eures Landes bekundet haben, und fordere sie auf, zusammen mit allen Menschen guten Willens unermüdliche Baumeister der Gerechtigkeit und des Friedens zu sein.

Eure Bischofskonferenz wird nicht müde, die Gewissen wachzurütteln und den Willen zu stärken, und leistet damit einen eigenen konkreten Beitrag zur Herstellung des Friedens und der Versöhnung im Land. Ich appelliere daher an die Christen und an die gesamte Bevölkerung des Landes, Wege der Versöhnung zu öffnen, damit die ethnischen und sozialen Unterschiede, gelebt in gegenseitiger Achtung und Liebe, zu einem gemeinsamen Reichtum und nicht zu einem Grund der Spaltung werden.

Eure Fünfjahresberichte weisen auf die Dringlichkeit hin, in euren Ortskirchen eine echte missionarische Dynamik zu entwickeln. Die Kirche kann sich diesem ursprünglichen Auftrag nicht entziehen, der sie zu einer Grundforderung nach Kohärenz und Harmonisierung zwischen Glauben und sittlichen Normen anhält. Für eine Evangelisierung in Wahrhaftigkeit und Tiefe braucht es immer treuere und glaubwürdigere Zeugen Christi. Diese außerordentliche Verantwortung obliegt ganz besonders euch. Bleibt »Männer Gottes«, indem ihr in euren Diözesen an der Seite eurer Priester anwesend seid, euch vor allem um die Verkündigung des Evangeliums kümmert, aus eurer Vertrautheit mit Christus die Kraft schöpft, immer stärkere Bande der Brüderlichkeit und Einheit unter euch und mit allen zu knüpfen! Diese Forderung betrifft auch die Bischofskonferenz, die berufen ist, immer mehr ein bevorzugter Ort der Gemeinschaft, aber auch brüderlichen Lebens und miteinander abgestimmter Arbeit an gemeinsamen Projekten zu sein. Aus diesem Vorgehen entspringen zahlreiche Früchte.

In einer wirklichen missionarischen Sorge für den Aufbau der Kirche als Familie stützt sich eure pastorale Tätigkeit auf die lebendigen Kirchengemeinden. Als konkrete Orte der Verkündigung des Evangeliums und der praktizierten Nächstenliebe, besonders gegenüber den Ärmsten, rufen sie eine Pastoral nachbarschaftlicher Nähe ins Leben und bilden damit auch ein starkes Bollwerk gegen die Sekten. Ich lade euch ein, für die christliche Grund- und Weiterbildung der Gläubigen aufmerksam Sorge zu tragen, damit sie, gestützt auf das Lesen der Heiligen Schrift und das sakramentale Leben, das christliche Geheimnis kennen und leben lernen. Auf diese Weise werden sie den Reichtum ihrer durch die Taufe empfangenen Berufung und den Wert ihrer, den sittlichen Grundsätzen entsprechenden, christlichen Verpflichtungen mit dem Ziel einer immer aktiveren Präsenz in der Gesellschaft entdecken. Ich danke den Personen, die sich in der Ausbildung der Laien engagieren, besonders den Katecheten und ihren Familien, die wertvolle Helfer der Evangelisierung sind, und wünsche mir, daß ihnen geeignete Ausbildungsstrukturen zur Verfügung gestellt werden, damit sie ihre wichtige Aufgabe gut durchführen können.

Überbringt euren Priestern die Ermunterungen des Papstes! Es ist eure Aufgabe, ihnen zu helfen, in voller Gemeinschaft mit euch und in einem echten Geist des Dienstes an Christus und an der christlichen Gemeinde ein immer würdigeres und heiligmäßigeres Leben zu führen; ein Leben, das auf eine tiefe Spiritualität und gefühlsmäßige Reife gegründet ist und im Zölibat gelebt wird. Durch das Leben in Ehelosigkeit bringen sie mit der Gnade des Heiligen Geistes und durch die Antwort aus ihrem eigenen Willen die Gesamtheit ihrer Liebe und Sorge Jesus Christus und der Kirche dar (vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Pastores dabo vobis PDV 44). Durch die Nähe zu euren Priestern werdet ihr selbst Vorbilder des priesterlichen Lebens sein und ihnen zu einem lebendigeren Bewußtsein der sakramentalen Brüderlichkeit verhelfen, in die sie durch die Priesterweihe eingesetzt wurden. Ich appelliere auch an die zahlreichen außerhalb des Landes lebenden kongolesischen Priester, die pastoralen Bedürfnisse ihrer Diözesen mit großer Ernsthaftigkeit zu bedenken und die notwendigen Entscheidungen zu treffen, um auf die dringenden Appelle ihrer Diözesankirchen zu antworten.

164 Ich freue mich, daß ihr plant, demnächst eine vertiefte Reflexion über das Priesteramt durchzuführen, um den Priestern und Seminaristen ein Leben als Diözesanpriester vor Augen zu führen, das in einem starken geistlichen Leben verwurzelt ist und der Erfordernis entspricht, Jesus Christus, Haupt und Diener der Kirche, gleich zu werden; es muß auf eine Liebe zur Sendung gegründet sein und den Verpflichtungen der Weihe entsprechen. Der Glaube muß, wie ich bereits unterstrichen habe, durch die Lehre und das Verhalten »unverfälscht dargelegt werden«.

Der empfindliche Rückgang der Zahl kirchlicher Trauungen ist eine echte Herausforderung, die zu einer Belastung für die Familie wird, deren richtige Gestaltung ja für die Stabilität der Gesellschaft unersetzlich ist. Die staatliche Gesetzgebung, die Schwächung der Struktur der Familie, aber auch die Last mancher traditioneller Praktiken, namentlich die maßlos hohen Mitgiftkosten, bremsen tatsächlich junge Leute und hindern sie an der Eheschließung. Ein gründliches pastorales Nachdenken ist nötig, um die Würde der christlichen Ehe zu fördern, die Widerschein und Verwirklichung der Liebe Christi zu seiner Kirche ist. Es ist wichtig, den Paaren zu helfen, zu einer menschlichen und geistlichen Reife zu gelangen, damit sie ihre Aufgabe als Eheleute und christliche Eltern in verantwortlicher Weise übernehmen; dabei gilt es, sie auf die Einzigkeit und Unauflöslichkeit ihrer Liebe und darauf hinzuweisen, daß die Ehe zur vollen Verwirklichung ihrer menschlichen und christlichen Berufung beiträgt.

Möge die Kirche weiterhin ihre prophetische Rolle im Dienst aller Einwohner des Landes spielen, besonders der Ärmsten und jener, die keine Stimme haben, indem sie jedem seine Würde enthüllt und ihm die Liebe Gottes anbietet, die in Jesus Christus voll offenbar geworden ist! Die Liebe »ist das Licht - letztlich das einzige -, das eine dunkle Welt immer wieder erhellt und uns den Mut zum Leben und zum Handeln gibt« (Deus caritas est ). Durch die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau, Stern der Evangelisierung, erteile ich euch und euren Diözesangemeinden von Herzen den Apostolischen Segen.



AN EINE DELEGATION DER MENNONITISCHEN WELTKONFERENZ

Freitag, 19. Oktober 2007

Liebe Freunde!


»Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus« (2Co 1,2). Mit Freude heiße ich euch in Rom willkommen, wo Petrus und Paulus Christus bezeugt und ihr Blut für das Evangelium vergossen haben.

Im ökumenischen Geist der gegenwärtigen Zeit haben wir nach jahrhundertelanger Isolation wieder begonnen, Kontakt zueinander aufzunehmen. Ich weiß, daß die Verantwortlichen der Mennonitischen Weltkonferenz die Einladung meines geliebten Vorgängers, Papst Johannes Paul II., angenommen haben, um gemeinsam mit ihm sowohl 1986 wie auch 2002 bei den großen Treffen der Führer der Kirchen, der kirchlichen Gemeinschaften und der anderen Weltreligionen in Assisi für den Frieden zu beten. Und es freut mich, daß die Verantwortlichen des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen euren Einladungen zur Teilnahme an euren Weltkonferenzen von 1997 und 2003 gefolgt sind.

Da Christus selbst uns auffordert, nach der Einheit der Christen zu streben, ist es völlig richtig und angebracht, daß Mennoniten und Katholiken einen Dialog angebahnt haben, um den im 16. Jahrhundert zwischen uns entstandenen Konflikt zu ergründen. Verstehen ist der erste Schritt zur Heilung. Ich weiß, daß in dem 2003 veröffentlichten und gegenwärtig in verschiedenen Ländern analysierten Bericht über diesen Dialog die Heilung der Erinnerung ganz besonders betont wird. Mennoniten sind bekannt für ihr starkes christliches Zeugnis für den Frieden im Namen des Evangeliums, und hier, trotz jahrhundertelanger Spaltung, hat das Dialogdokument »Called Together to be Peacemakers« [Für den Aufbau des Friedens zusammengerufen] gezeigt, daß wir zahlreiche Überzeugungen teilen. Beide betonen wir, daß unsere Arbeit für den Frieden in Jesus Christus verwurzelt ist, »denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile … Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib« (Ep 2,14-16) (Bericht Nr. 174). Wir wissen beide, daß »Versöhnung, Gewaltlosigkeit und der aktive Aufbau des Friedens Kernpunkte des Evangeliums sind (vgl. Mt 5,9 Rm 12,14-21 Ep 6,15)« (Nr. 179). Unser unablässiges Bemühen um die Einheit der Jünger des Herrn ist von größter Bedeutung. Unser Zeugnis wird beeinträchtigt sein, solange die Welt Zeuge unserer Spaltung ist. Das, was uns drängt, nach christlicher Einheit zu streben, ist vor allem die an den Vater gerichtete Fürbitte unseres Herrn: »Alle sollen eins sein… damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast« (Jn 17,21).

Möge euer Besuch ein weiterer Schritt zu gegenseitigem Verständnis und Versöhnung sein. Der Friede und die Freude Christi sei mit euch allen und den euch Nahestehenden.



PASTORALBESUCH

VON PAPST BENEDIKT XVI.

IN NEAPEL

BEGEGNUNG MIT DEN REPRÄSENTANTEN DER

VERSCHIEDENEN WELTRELIGIONEN GRUSSWORTE VON BENEDIKT XVI.


Aula Magna des Erzbischöflichen Seminars von Capodimonte

Sonntag, 21. Oktober 2007



165 Eure Heiligkeit, Eure Seligkeiten,
verehrte Autoritäten,
Vertreter der Kirchen und der kirchlichen Gemeinschaften,
geehrte Repräsentanten der großen Weltreligionen!

Gern nutze ich diese Gelegenheit, um die Persönlichkeiten zu grüßen, die hier in Neapel zum XXI. Treffen über das Thema »Für eine Welt ohne Gewalt - Religionen und Kulturen im Dialog« zusammengekommen sind. Sie stellen in gewisser Weise die Vielfalt der religiösen Welt und des Erbes der Menschheit dar, auf die die katholische Kirche mit aufrichtiger Achtung und herzlicher Aufmerksamkeit blickt. Herrn Kardinal Crescenzio Sepe und der Erzdiözese Neapel, die dieses Treffen beherbergt, gelten meine Worte der Hochschätzung, ebenso wie der Gemeinschaft »Sant’Egidio««, die sich eifrig bemüht, den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen im »Geist von Assisi« zu fördern.

Die Begegnung heute führt uns geistig in das Jahr 1986 zurück, als mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II. hohe Religionsvertreter zum Friedensgebet auf den Hügel des hl. Franziskus einlud. Bei diesem Anlaß unterstrich er, daß eine wahre religiöse Haltung immer mit einer lebhaften Sensibilität für dieses grundlegende Gut der Menschheit einhergeht. Im Jahr 2002, nach den dramatischen Ereignissen des 11. September des Vorjahres, rief Johannes Paul II. die Religionsführer erneut in Assisi zusammen, damit sie Gott bitten, die schweren Gefahren abzuwenden, die die Menschheit bedrohen, besonders die des Terrorismus.

Wir sind alle berufen, unter Achtung der Verschiedenheit der einzelnen Religionen für den Frieden zu arbeiten und uns für die Förderung der Versöhnung unter den Völkern einzusetzen. Der echte »Geist von Assisi« widersetzt sich jeder Form von Gewalt und dem Mißbrauch der Religion als Vorwand für die Gewalt. Angesichts einer von Konflikten zerrissenen Welt, wo man die Gewalt mitunter im Namen Gottes rechtfertigt, ist es wichtig zu betonen, daß die Religionen nie Mittel von Haß werden dürfen; nie darf man den Namen Gottes anrufen, um das Böse und die Gewalt zu rechtfertigen. Im Gegenteil, die Religionen können und sollen beste Möglichkeiten anbieten für den Aufbau einer friedvollen Menschheit, weil sie zum Herzen des Menschen vom Frieden sprechen. Die katholische Kirche will den Weg des Dialogs fortsetzen, um die Verständigung zwischen den verschiedenen Kulturen, Traditionen und religiösen Bekenntnissen zu fördern. Ich wünsche aufrichtig, daß sich dieser Geist immer mehr verbreite, besonders dort, wo die Spannungen am größten sind, wo die Freiheit und die Achtung vor dem andern verweigert werden und die Menschen infolge von Intoleranz und Unverständnis leiden.

iebe Freunde, diese Tage der Arbeit, des Zuhörens und des Gebets mögen fruchtbar für alle sein. Ich bitte deshalb den ewigen Gott, daß er auf jeden der Teilnehmer des Treffens die Fülle des Segens, seiner Weisheit und seiner Liebe ausgieße. Er befreie das Herz der Menschen von allem Haß und von jeder Wurzel der Gewalt und mache uns alle zu Bauleuten der Zivilisation der Liebe. AN DIE STUDENTEN DER PÄPSTLICHEN UNIVERSITÄTEN ROMS

ANLÄSSLICH DER ERÖFFNUNG DES AKADEMISCHEN JAHRES

Petersdom

Donnerstag, 25. Oktober 2007



Meine Herren Kardinäle,
166 verehrte Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst,
liebe Brüder und Schwestern!

Ich danke dem Herrn, daß er mir auch in diesem Jahr die Gelegenheit gibt, zu Beginn eines neuen Akademischen Jahres den Dozenten und Studenten der päpstlichen und kirchlichen Universitäten in Rom zu begegnen. Es ist ein Gebetstreffen - soeben ist die Feier der heiligen Messe zu Ende gegangen, die der Mittelpunkt unseres ganzen christlichen Lebens ist - und gleichzeitig eine günstige Gelegenheit, um über den Sinn und Wert eurer Studienerfahrung hier in Rom, im Herzen der Christenheit, nachzudenken. An jeden von euch ergeht mein herzlicher Gruß. Er gilt zunächst Herrn Kardinal Zenon Grocholewski, dem Präfekten der Kongregation für das Katholische Bildungswesen, dem ich für die freundlichen Worte danke, die er in euer aller Namen an mich gerichtet hat. Ich begrüße auch die anderen hier anwesenden Bischöfe, die Rektoren der Universitäten und die Mitglieder der jeweiligen akademischen Lehrkörper, die Verantwortlichen und Oberen der Seminare und Kollegien sowie die Studenten, die praktisch aus allen Teilen der Welt kommen.

Die alljährliche Begegnung, die die gesamte akademische Familie der kirchlichen Universitäten Roms hier in der Vatikanischen Basilika im Geiste versammelt sieht, erlaubt es euch, liebe Freunde, die einzigartige Erfahrung der Gemeinschaft und der Brüderlichkeit, die ihr in diesen Jahren machen könnt, besser wahrzunehmen. Um Früchte zu tragen, bedarf diese Erfahrung des Beitrags aller und jedes einzelnen. Ihr habt gemeinsam an der Eucharistiefeier teilgenommen, und gemeinsam werdet ihr dieses neue Jahr verbringen. Versucht unter euch eine Atmosphäre zu schaffen, in der das Engagement im Studium und die brüderliche Zusammenarbeit euch alle zusammen bereichern, nicht nur unter kulturellem, wissenschaftlichem und lehrmäßigem Aspekt, sondern auch von menschlicher und geistlicher Seite her. Nutzt intensiv die Gelegenheiten, die euch diesbezüglich in Rom geboten werden, einer auch unter diesem Gesichtspunkt wirklich einzigartigen Stadt.

Rom ist reich an historischen Erinnerungen, an Meisterwerken der Kunst und Kultur; vor allem aber ist es voll von beredten christlichen Zeugnissen. Im Laufe der Zeit sind kirchliche Universitäten und Fakultäten entstanden, die nunmehr Jahrhunderte alt sind, wo ganze Generationen von Priestern und pastoralen Mitarbeitern ausgebildet wurden, unter denen große Heilige und berühmte Männer der Kirche nicht fehlen. Auf ihren Spuren wandelt auch ihr, indem ihr wichtige Jahre eures Lebens der Vertiefung verschiedener humanistischer und theologischer Disziplinen widmet. Wie der geliebte Johannes Paul II. 1979 im Apostolischen Schreiben Sapientia christiana darlegte, sind die Ziele dieser ehrwürdigen Einrichtungen unter anderem, »durch wissenschaftliche Forschung die eigenen Disziplinen zu betreiben und voranzubringen, vor allem die Kenntnis der christlichen Offenbarung und der mit ihr verbundenen Bereiche zu vertiefen, systematisch die in ihr enthaltenen Wahrheiten freizulegen, in ihrem Licht die neuen Probleme der fortschreitenden Zeit zu betrachten und sie den Menschen der Gegenwart in einer den verschiedenen Kulturen angepaßten Weise darzulegen« (Titel I, Art.3 § 1). Dies ist eine mehr denn je dringliche Pflicht in unserer postmodernen Epoche, in der sich die Notwendigkeit einer Neuevangelisierung bemerkbar macht, die angemessen ausgebildete Lehrer des Glaubens und ebensolche Boten und Zeugen des Evangeliums braucht.

In der Tat kann und muß die Zeit des Aufenthalts in Rom euch zur Vorbereitung auf die bestmögliche Erfüllung der Aufgabe dienen, die euch in verschiedenen apostolischen Tätigkeitsbereichen erwartet. Die der Kirche eigene Sendung der Evangelisierung verlangt in unserer Zeit nicht nur, daß sich die Botschaft überall verbreitet, sondern daß diese tief in das Denken, die Urteilskriterien und die Verhaltensweisen der Menschen eindringt. Mit einem Wort: es ist notwendig, daß die ganze Kultur des heutigen Menschen vom Evangelium durchdrungen ist. Die Vielfalt der Lehrinhalte, die euch in den Universitäten und Studienzentren, die ihr besucht, angeboten werden, will dazu beitragen, auf diese große und dringliche kulturelle und geistliche Herausforderung zu antworten. Die Möglichkeit, in Rom zu studieren, dem Sitz des Nachfolgers Petri und daher des Petrusamtes, hilft euch, den Sinn der Zugehörigkeit zur Kirche und die Verpflichtung zur Treue gegenüber dem universalen Lehramt des Papstes zu stärken. Die Anwesenheit in den akademischen Einrichtungen, den Kollegien und Seminaren von Dozenten und Studenten aus allen Kontinenten bietet euch darüber hinaus eine weitere Gelegenheit, euch kennenzulernen und die Schönheit zu erfahren, zur einen großen Familie Gottes zu gehören: Nutzt diese Gelegenheit in vollem Umfang!

Liebe Brüder und Schwestern, das Studium der humanistischen und theologischen Wissenschaften muß jedoch unabdingbar von einer fortschreitenden innigen und tiefen Erkenntnis Christi begleitet sein. Daher müßt ihr euer notwendiges Interesse am Studium und an der Forschung mit einem aufrichtigen Streben nach Heiligkeit verbinden. Diese Jahre der Ausbildung in Rom sollen somit geprägt sein von einem ernsthaften und eifrigen intellektuellen Einsatz, darüber hinaus aber müssen es in erster Linie Jahre des tiefen Gebets sein, in ständigem Einklang mit dem göttlichen Meister, der euch in seinen Dienst erwählt hat. Ebenso möge die Begegnung mit der religiösen und sozialen Wirklichkeit der Stadt euch zur geistlichen und pastoralen Bereicherung dienen. Rufen wir die Fürsprache Marias an, der fügsamen und weisen Mutter, auf daß sie euch helfe, bereit zu sein, in jeder Lage die Stimme des Herrn zu erkennen, der euch beschützt und begleitet auf eurem Ausbildungsweg und in jedem Augenblick des Lebens. Ich versichere euch eines Gebetsgedenkens und wünsche euch ein friedvolles Jahr, das reich sein möge an Früchten. Diese Wünsche begleite ich mit einem besonderen Apostolischen Segen. AN DIE BISCHÖFE AUS GABUN


ANSPRACHE 2007 Januar 2007 161