ANSPRACHE 2008 Januar 2008 56

BEGEGNUNG MIT DEN BISCHÖFEN DER USA

ANTWORTEN VON BENEDIKT XVI. AUF FRAGEN DER BISCHÖFE

Nationalheiligtum der Unbefleckten Empfängnis in Washington, D.C.

Mittwoch, 16. April 2008


1.Der Heilige Vater wird gebeten, die Herausforderung des zunehmenden Säkularismus im öffentlichen Leben und des Relativismus im intellektuellen Leben zu beurteilen und Hinweise zu geben, wie diese Probleme aus pastoraler Sicht in Angriff genommen werden können, um das Evangelisierungswerk wirksamer zu gestalten.

Auf dieses Thema bin ich in meiner Ansprache kurz eingegangen. Bedeutsam scheint mir die Tatsache, daß hier in Amerika, anders als vielerorts in Europa, die säkulare Mentalität nicht in einem inneren Gegensatz zur Religion steht. Im Kontext der Trennung von Staat und Kirche war die amerikanische Gesellschaft stets von der grundlegenden Achtung der Religion und ihrer öffentlichen Rolle gekennzeichnet, und außerdem gilt das amerikanische Volk, wenn man den Umfragen Glauben schenken will, als tief religiös. Aber es genügt nicht, sich auf diese traditionelle Religiosität zu verlassen und so zu tun, als sei alles in Ordnung, während ihre Fundamente langsam zersetzt werden. Ernsthafte Bemühungen auf dem Gebiet der Evangelisierung können nicht von einer eingehenden Analyse jener wahren Herausforderungen absehen, denen das Evangelium in der heutigen amerikanischen Kultur gegenübersteht.

Von wesentlicher Bedeutung ist natürlich das korrekte Verständnis der richtigen Autonomie der weltlichen Ordnung, einer Autonomie, die nicht vom Schöpfergott und seinem Heilsplan getrennt werden kann (vgl. Gaudium et spes GS 36). Möglicherweise wirft der Säkularismus Amerikas ein besonderes Problem auf: Während er das Bekenntnis des Glaubens an Gott in Betracht zieht und die öffentliche Rolle der Religion und der Kirchen respektiert, reduziert er jedoch auf subtile Weise den religiösen Glauben auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Der Glaube wird zur passiven Hinnahme, daß gewisse Dinge »da oben« wahr sind, aber keine praktische Bedeutung im alltäglichen Leben haben. Das Ergebnis ist eine zunehmende Loslösung des Glaubens vom Leben, man lebt so, »als ob es Gott nicht gäbe«. Weiter verschärft wird dies durch eine individualistische und eklektische Haltung gegenüber dem Glauben und der Religion: Weit entfernt von der katholischen Überzeugung des »mit der Kirche fühlen«, glaubt ein jeder, das Recht zu haben, beurteilen und auswählen zu dürfen unter Wahrung der äußeren sozialen Bande, aber ohne ganzheitliche innere Bekehrung zum Gesetz Christi. Die Christen sind somit, anstatt innerlich verwandelt und erneuert zu sein, leicht der Versuchung ausgesetzt, sich dem Geist dieser Welt anzupassen (vgl. Rm 12,3). Wir haben dies an dem skandalösen Verhalten jener Katholiken feststellen können, die ein vermeintliches Recht auf Abtreibung unterstützen.

Auf tieferer Ebene fordert der Säkularismus die Kirche heraus, ihre Mission in und für die Welt noch aktiver zu bekräftigen und zu verfolgen. Wie das Konzil klar zum Ausdruck gebracht hat, obliegt den Laien in dieser Hinsicht eine ganz besondere Verantwortung. Notwendig ist zweifellos ein stärkeres Bewußtsein der tiefinneren Beziehung zwischen dem Evangelium und dem Naturgesetz einerseits und das Streben nach dem wahren menschlichen Wohl andererseits, wie es im bürgerlichen Recht und in den persönlichen moralischen Entscheidungen verkörpert ist. In einer Gesellschaft, in der die persönliche Freiheit zu Recht hoch geachtet wird, muß die Kirche auf allen Ebenen ihre Lehre - in der Katechese, in der Verkündigung, im Seminar- und Hochschulunterricht - eine Apologetik fördern, mit der Absicht, sowohl die Wahrheit der christlichen Offenbarung zu bekräftigen als auch die Harmonie zwischen Glaube und Vernunft sowie eine gesunde Auffassung von Freiheit, die positiv gesehen wird als Befreiung von den Einschränkungen der Sünde als auch eine Befreiung zu einem wahren und gelungenen Leben. Mit einem Wort: Das Evangelium muß als ganzheitliche Lebensweise verkündet und gelehrt werden, die in geistlicher wie in praktischer Hinsicht eine attraktive und aufrichtige Antwort auf die wirklichen menschlichen Probleme bietet. Die »Diktatur des Relativismus « ist letztendlich nichts anderes als eine Bedrohung der echten menschlichen Freiheit, die allein in der Hochherzigkeit und der Treue zur Wahrheit reifen kann.

Natürlich könnte zu diesem Thema noch viel mehr gesagt werden. Abschließend möchte ich jedoch meine Überzeugung zum Ausdruck bringen, daß die Kirche in Amerika in diesem Augenblick ihrer Geschichte vor der Herausforderung steht, die katholische Sicht der Realität wiederzufinden und sie auf mitreißende und einfallsreiche Weise an eine Gesellschaft heranzutragen, die jede Art von »Rezept« für die menschliche Selbstverwirklichung bietet. Insbesondere denke ich daran, daß wir das Herz der jungen Menschen ansprechen müssen, die, trotz der ständigen Beeinflussung durch Botschaften, die im Gegensatz zum Evangelium stehen, stets nach Wahrhaftigkeit, nach Güte und Wahrheit verlangen. Vieles bleibt noch zu tun, insbesondere auf dem Gebiet der Verkündigung und der Katechese in Pfarrgemeinden und Schulen, wenn die Evangelisation Früchte tragen soll für die Erneuerung des kirchlichen Lebens in Amerika.

2. Eine weitere Frage an den Heiligen Vater bezieht sich auf »einen gewissen schleichenden Prozeß«, bei dem die Katholiken die Glaubenspraxis aufgeben, teils aufgrund einer klaren Entscheidung, häufiger jedoch indem sie stillschweigend und allmählich die Teilnahme an der Messe aufgeben und sich nicht mehr mit der Kirche identifizieren.

Zweifellos hängt vieles von alledem vom fortschreitenden Rückgang einer gelegentlich auf abwertende Weise mit einem »Ghetto« verglichenen religiösen Kultur ab, die die Teilnahme und Identifizierung mit der Kirche stärkt. Zu den großen Herausforderungen, denen die Kirche in diesem Land gegenübersteht, gehört, wie ich soeben betont habe, die Ausformung einer katholischen Identität, die nicht so sehr auf äußerlichen Elementen gründet, sondern vielmehr auf einer im Evangelium verwurzelten und durch die lebendige Tradition der Kirche bereicherten Denkund Handlungsweise.

57 Das Thema umfaßt selbstverständlich auch Aspekte wie den religiösen Individualismus und den Skandal. Gehen wir aber zum Kern des Problems: Der Glaube kann nur überleben, wenn er genährt wird, wenn er »in der Liebe wirksam ist« (vgl. Ga 5,6). Fällt es den Menschen heute schwer, Gott in unseren Kirchen zu begegnen? Hat unsere Verkündigung möglicherweise ihr Salz verloren? Könnte das nicht von der Tatsache abhängen, daß viele vergessen oder sogar nie gelernt haben, in und mit der Kirche zu beten?

Ich spreche an dieser Stelle nicht von Menschen, die auf der Suche nach subjektiven religiösen »Erfahrungen« die Kirche verlassen. Das ist ein pastorales Thema für sich. Ich denke, wir sprechen hier von Personen, die vom Weg abgekommen sind, ohne den Glauben an Christus bewußt abzulehnen, denen aber die Liturgie, die Sakramente, die Verkündigung aus irgendwelchen Gründen keine Lebenskraft vermitteln konnte. Doch der christliche Glaube ist, wie wir wissen, im wesentlichen kirchlich, und ohne eine lebendige Verbindung mit der Gemeinschaft wird der Glaube des einzelnen nie zur vollen Reife gelangen. Um auf die soeben erörterte Frage zurückzukommen: das Ergebnis kann eine stille Apostasie sein.

Gestattet mir jedoch zwei kurze Bemerkungen zum Problem des »Distanzierungsprozesses«, die, wie ich hoffe, weitere Reflexionen anregen werden.

Erstens wird es, wie ihr wißt, immer schwieriger, in den westlichen Gesellschaften auf sinnvolle Weise von »Erlösung« zu sprechen. Doch die Erlösung - die Befreiung von der Realität des Bösen und das Geschenk eines neuen Lebens und der Freiheit in Christus - ist der eigentliche Kern des Evangeliums. Wir müssen, wie ich bereits sagte, neue und faszinierende Möglichkeiten finden, um diese Botschaft zu verkünden und ein Verlangen nach jener Erfüllung neu zu wecken, die allein Christus geben kann. In der Liturgie der Kirche und vor allem im Sakrament der Eucharistie kommen diese Realitäten auf wirksamste Weise zum Ausdruck und werden im Dasein der Gläubigen gelebt. Vielleicht müssen wir noch viel tun, um die Sichtweise des Konzils im Hinblick auf die Liturgie als Ausübung des allgemeinen Priestertums und als Impuls für ein fruchtbares Apostolat in der Welt zu realisieren.

Zweitens müssen wir das nahezu völlige Verschwinden des Sinns für das Eschatologische in vielen unserer traditionsgemäß christlichen Gesellschaften mit Sorge zur Kenntnis nehmen. Wie ihr wißt, habe ich dieses Problem in der Enzyklika Spe salvi erörtert. Es genügt zu sagen, daß Glaube und Hoffnung nicht auf diese Welt beschränkt sind: als theologale Tugenden verbinden sie uns mit dem Herrn und führen nicht allein zur Erfüllung unserer persönlichen Bestimmung, sondern auch der der gesamten Schöpfung. Glaube und Hoffnung sind Inspiration und Grundlage unserer Bemühungen der Vorbereitung auf das Kommen des Reiches Gottes. Im Christentum gibt es keinen Platz für eine lediglich private Religion: Christus ist der Erlöser der Welt und wir können - als Glieder seines Leibes, die seiner prophetischen, priesterlichen und königlichen »munera« teilhaftig werden - unsere Liebe zu ihm nicht von der Aufgabe trennen, die Kirche aufzubauen und sein Reich auszubreiten. Je mehr die Religion zu einer rein privaten Angelegenheit wird, desto mehr verliert sie ihre Seele.

Abschließend möchte ich etwas ganz Offenkundiges herausstellen. Die Felder sind auch heute reif zur Ernte (vgl. Jn 4,35). Gott läßt weiterhin wachsen (vgl. 1Co 3,6). Zusammen mit dem verstorbenen Papst Johannes Paul II. können und müssen wir glauben, daß Gott einen neuen Frühling für das Christentum bereitet (vgl. Redemptoris missio RMi 86). Das, was in dieser besonderen Zeit für die Geschichte der Kirche Amerikas am meisten gebraucht wird, ist die Wiederbelebung jenes apostolischen Eifers, der ihre Hirten auf aktive Weise inspirieren möge, die Verlorengegangenen zu suchen, die Verletzten zu verbinden und die Schwachen zu kräftigen (vgl. Ez Ez 34,16). Und das erfordert, wie ich sagte, neue Denkweisen, die von einer gesunden Diagnose der heutigen Herausforderungen ausgehen und den Einsatz für die Einheit im Dienst an der Sendung der Kirche für die heutigen Generationen.

3. Die an den Heiligen Vater gerichtete Frage bezieht sich auf den Rückgang der Berufungen trotz wachsender katholischer Bevölkerung und auf den Anlaß zur Hoffnung, die das Streben nach Heiligkeit und die persönlichen Qualitäten der Kandidaten geben, die sich melden.

Seien wir ehrlich: die Fähigkeit, Berufungen zum Priesteramt und zum Ordensleben zu fördern, ist ein sicheres Zeichen der Stärke einer Ortskirche. Da ist kein Platz für Selbstzufriedenheit in dieser Hinsicht. Stets wird Gott junge Menschen rufen, aber unsere Aufgabe ist es, eine hochherzige und freie Antwort auf diesen Ruf zu fördern. Andererseits darf niemand von uns diese Gnade als selbstverständlich betrachten.

Im Evangelium fordert Jesus uns auf zu beten, damit der Herr der Ernte Arbeiter aussende. Er räumt sogar ein, daß es trotz der reichen Ernte nur wenige Arbeiter gibt (vgl. Mt 9,37-38). Es mag sonderbar erscheinen, aber häufig denke ich, daß das Gebet - das »unum necessarium« - der Aspekt der Arbeit an den Berufungen ist, den wir oft zu vergessen oder zu unterschätzen neigen!

Ich spreche nicht nur vom Gebet für die Berufungen. Das Gebet selbst - in den katholischen Familien begonnen, von christlichen Bildungsprogrammen genährt, durch die Gnade der Sakramente gefestigt - ist das wichtigste Mittel, um den Willen Gottes für unser Leben zu erkennen. In dem Maß, in dem wir die Jugendlichen lehren zu beten, gut zu beten, arbeiten wir mit dem Ruf Gottes zusammen. Programme, Pläne und Projekte haben ihren Platz, aber das Erkennen einer Berufung ist vor allem Frucht des innigen Dialogs zwischen dem Herrn und seinen Jüngern. Wenn junge Menschen fähig sind zu beten, dann werden sie sicher erkennen, wie sie dem Ruf Gottes folgen können.

Es wurde darauf hingewiesen, daß in vielen Jugendlichen heute ein wachsendes Streben nach Heiligkeit zu finden ist und daß, wenn auch in geringerer Zahl, diejenigen, die sich als Kandidaten melden, großen Idealismus zeigen und Anlaß zu berechtigter Hoffnung geben. Es ist wichtig, ihnen zuzuhören, ihre Erfahrungen zu verstehen und sie zu ermutigen, Gleichaltrigen zu helfen, den Bedarf an engagierten Priestern und Ordensleuten wie auch die Schönheit eines aufopferungsvoll dem Dienst am Herrn und an seiner Kirche gewidmeten Lebens zu erkennen. Meiner Ansicht nach wird von den Verantwortlichen für die Orientierung und Förderung der Berufungen viel verlangt: Mehr denn je muß den Priesteramtskandidaten heute eine gesunde geistige und menschliche Ausbildung geboten werden, die ihnen ermöglicht, nicht nur auf die konkreten Fragen und Bedürfnisse ihrer Zeitgenossen einzugehen, sondern auch in ihrer eigenen Bekehrung zu reifen und in lebenslänglicher Verpflichtung an der Berufung festzuhalten. Als Bischöfe seid ihr euch bewußt, welches Opfer ihr bringen müßt, wenn ihr gebeten werdet, einen eurer besten Priester für die Arbeit im Seminar freizustellen. Ich bitte euch, dieser Aufforderung für das Wohl der ganzen Kirche hochherzig zu entsprechen.

58 Ich denke, ihr wißt aus Erfahrung, daß die meisten eurer Brüder im Priesteramt in ihrer Berufung glücklich sind. Was ich in meiner Ansprache über die Bedeutung der Einheit und der Zusammenarbeit innerhalb des Presbyteriums zum Ausdruck gebracht habe, gilt auch für diesen Bereich. Wir müssen die unfruchtbaren Spaltungen, Uneinigkeiten und Vorurteile überwinden und gemeinsam die Stimme des Heiligen Geistes hören, der die Kirche in eine hoffnungsvolle Zukunft führt. Jeder von uns weiß, wie wichtig die priesterliche Brüderlichkeit in unserem eigenen Leben gewesen ist. Sie ist nicht nur ein wertvolles Gut, sondern auch eine unermeßliche Ressource für die Erneuerung des Priestertums und die Entstehung neuer Berufungen. Abschließend möchte ich euch ermutigen, den Dialog und brüderliche Begegnungen unter euren Priestern, insbesondere den jüngeren, intensiv zu fördern. Zweifellos wird das Früchte tragen für die Vertiefung ihrer Liebe zum Priesteramt und zur Kirche wie auch für die Wirksamkeit ihres Apostolats.

Liebe Brüder im Bischofsamt, mit diesen wenigen Überlegungen bestärke ich euch nochmals in eurem Dienst an den eurer Hirtensorge anvertrauten Gläubigen und vertraue euch der liebevollen Fürsprache der Unbefleckten Jungfrau Maria, Mutter der Kirche, an.


BEGEGNUNG MIT DEN KATHOLISCHEN ERZIEHERN

Katholische Universität Amerikas, Washington, D.C.

Donnerstag, 17. April 2008

Eminenzen,

liebe Brüder im Bischofsamt,
verehrte Professoren, Lehrer und Erzieher!

»Wie sind die Freudenboten willkommen, die Gutes verkündigen!« (Rm 10,15-17). Mit diesen vom hl. Paulus zitierten Worten aus Jesaja begrüße ich herzlich einen jeden von Ihnen - Weisheitsträgern - und durch Sie das gesamte Personal, die Studenten und die Familien der vielen verschiedenen Bildungseinrichtungen, die Sie vertreten. Ich freue mich sehr, Ihnen zu begegnen und Ihnen einige Gedanken zum Wesen und zur Identität der katholischen Erziehung in der heutigen Zeit nahezubringen. Besonders danken möchte ich Pater David O’Connell, Präsident und Rektor der Katholischen Universität Amerikas. Ihre freundlichen Willkommensworte weiß ich sehr zu schätzen. Bitte sprechen Sie der ganzen Gemeinschaft dieser Universität - dem Lehrkörper, dem Personal und den Studenten - meinen tiefempfundenen Dank aus.

Für den Auftrag der Kirche, die Frohe Botschaft zu verkünden, ist die Erziehung unerläßlich. Jede katholische Bildungseinrichtung ist zuallererst ein Ort, um dem lebendigen Gott zu begegnen, der in Jesus Christus seine verwandelnde Liebe und Wahrheit offenbart (vgl. Spe salvi ). Diese Beziehung weckt den Wunsch, in der Kenntnis und im Verständnis Christi und seiner Lehre zu wachsen. Auf diese Weise werden jene, die ihm begegnen, durch die Kraft des Evangeliums dazu bewegt, ein neues Leben zu führen, das von all dem gekennzeichnet ist, was schön, gut und wahr ist; ein Leben des christlichen Zeugnisses, das in der Gemeinschaft der Jünger des Herrn, der Kirche, genährt und gestärkt wird.

Die Dynamik zwischen persönlicher Begegnung, Erkenntnis und christlichem Zeugnis gehört wesentlich zur Diakonie der Wahrheit, die die Kirche inmitten der Menschheit vollbringt. Gottes Offenbarung bietet jeder Generation die Gelegenheit, die endgültige Wahrheit über ihr eigenes Leben und das Ziel der Geschichte zu entdecken. Diese Aufgabe ist niemals einfach: sie betrifft die gesamte christliche Gemeinschaft und veranlaßt jede Generation christlicher Erzieher zu gewährleisten, daß die Kraft der Wahrheit Gottes jeden Bereich der Institutionen durchdringt, in deren Dienst sie stehen. Auf diese Weise beginnt die Frohe Botschaft Christi zu wirken und führt sowohl den Dozenten als auch den Studenten zur objektiven Wahrheit, die das Besondere und das Subjektive übersteigt und damit auf das Universale und Absolute verweist, das uns befähigt, mit Zuversicht die Hoffnung zu verkünden, die nicht zugrunde gehen läßt (vgl. Rm 5,5). Entgegen allen persönlichen Kämpfen, sittlicher Verwirrung und der Fragmentierung des Wissens werden die edlen Ziele der akademischen Bildung und der Erziehung, die auf die Einheit der Wahrheit gegründet sind und im Dienst der Person und der Gemeinschaft stehen, zu einem besonders kraftvollen Instrument der Hoffnung.

Liebe Freunde, die Geschichte dieser Nation enthält viele Beispiele für das Engagement der Kirche in dieser Hinsicht. Die katholische Gemeinschaft in diesem Land hat nämlich die Bildung zu einer ihrer höchsten Prioritäten gemacht. Diese Aufgabe wurde nicht ohne große Opfer bewältigt. Herausragende Gestalten wie die hl. Elizabeth Ann Seton und andere Gründer und Gründerinnen haben mit großer Ausdauer und Weitblick die Grundlagen dessen gelegt, was heute ein bemerkenswertes Netzwerk von kirchlichen Schulen ist, die zum geistlichen Wohlergehen der Kirche und der Nation beitragen. Einige, wie die hl. Katharina Drexel, widmeten ihr Leben der Erziehung derer, die von anderen vernachlässigt wurden - in ihrem Fall die Afroamerikaner und die indianischen Ureinwohner. Zahllose hingebungsvolle Ordensschwestern, Ordensbrüder und Priester haben zusammen mit selbstlosen Eltern durch die katholischen Schulen Generationen von Einwanderern geholfen, aus der Armut herauszufinden und ihren Platz in der heutigen Gesellschaft einzunehmen.

59 Dieses Opfer geht heute weiter. Es ist ein hervorragendes Apostolat der Hoffnung, bei dem es darum geht, sich der materiellen, intellektuellen und geistlichen Bedürfnisse von über drei Millionen Kindern und Studenten anzunehmen. Es bietet auch der ganzen katholischen Gemeinschaft eine sehr empfehlenswerte Gelegenheit, zur Deckung der finanziellen Erfordernisse unserer Bildungseinrichtungen beizutragen. Ihre langfristige Unterstützung muß sichergestellt sein. Es muß tatsächlich alles in unserer Macht Stehende getan werden, um in Zusammenarbeit mit weiten Teilen der Gemeinschaft sicherzustellen, daß sie für Menschen aller sozialen und wirtschaftlichen Schichten zugänglich sind. Keinem Kind sollte das Recht auf eine Erziehung im Glauben verweigert werden, die dann wieder die Seele einer Nation nährt.

Manche ziehen heute den Einsatz der Kirche im Bildungswesen in Zweifel und fragen sich, ob ihre Mittel nicht besser anderswo eingesetzt werden sollten. Gewiß stellt in einer Nation wie dieser der Staat beträchtliche Möglichkeiten für Erziehung und Bildung bereit und wirbt engagierte und großherzige Männer und Frauen an, um sie für diesen ehrenwerten Beruf zu gewinnen. Es ist also an der Zeit, darüber nachzudenken, was das Besondere unserer katholischen Einrichtungen ausmacht. Wie tragen sie durch den vorrangigen Evangelisierungsauftrag der Kirche zum Wohl der Gesellschaft bei?

Sämtliche Aktivitäten der Kirche entspringen ihrem Bewußtsein, daß sie Trägerin einer Botschaft ist, die ihren Ursprung in Gott selbst hat: In seiner Güte und Weisheit beschloß Gott, sich selbst zu offenbaren und das Geheimnis seines Willens kundzutun (vgl.
Ep 1,9 Dei Verbum DV 2). Gottes Wunsch, sich zu offenbaren, und der allen Menschen angeborene Wunsch, die Wahrheit zu erkennen, bilden den Kontext für die menschliche Erkundung über den Sinn des Lebens. Diese einzigartige Begegnung wird in unserer christlichen Gemeinschaft aufrechterhalten: Wer nach der Wahrheit sucht, ist auch derjenige, der vom Glauben lebt (vgl. Fides et ratio FR 31). Es läßt sich beschreiben als ein Schritt vom »Ich« zum »Wir«, der dazu führt, daß der einzelne in das Volk Gottes eingegliedert wird.

Dieselbe Dynamik gemeinschaftlicher Identität - zu wem gehöre ich? - beseelt das Ethos unserer katholischen Institutionen. Die katholische Identität einer Universität oder Schule ist nicht bloß eine Frage der Anzahl der katholischen Schüler und Studenten. Es ist eine Frage der Überzeugung - glauben wir wirklich, daß sich nur im Geheimnis des fleischgewordenen Wortes das Geheimnis des Menschen wahrhaft aufklärt (vgl. Gaudium et spes GS 22)? Sind wir bereit, unser ganzes Selbst - Verstand und Willen, Geist und Herz - Gott anzuvertrauen? Nehmen wir die Wahrheit an, die Christus offenbart? Ist der Glaube in unseren Universitäten und Schulen spürbar? Wird er in der Liturgie, in den Sakramenten, durch das Gebet, durch Werke der Nächstenliebe, durch die Sorge um Gerechtigkeit und die Achtung für Gottes Schöpfung sinnfällig zum Ausdruck gebracht? Nur auf diese Weise geben wir wirklich Zeugnis vom Sinn dessen, wer wir sind und was uns wichtig ist.

Aus dieser Perspektive kann man erkennen, daß die gegenwärtige »Krise der Wahrheit« in einer »Krise des Glaubens« wurzelt. Nur durch den Glauben können wir dem Zeugnis Gottes frei zustimmen und ihn als den transzendenten Garanten der Wahrheit erkennen, die er offenbart. Erneut sehen wir, warum die Förderung der persönlichen Vertrautheit mit Jesus Christus und das gemeinschaftliche Zeugnis für seine liebevolle Wahrheit für katholische Bildungseinrichtungen unverzichtbar ist. Wir alle kennen jedoch und beobachten mit Sorge die bei vielen Menschen von heute vorhandene Schwierigkeit oder Abneigung, sich Gott anzuvertrauen. Es ist ein komplexes Phänomen, über das ich immer wieder nachdenke. Während wir uns sorgfältig darum bemühten, den Verstand unserer jungen Menschen zu beanspruchen, haben wir vielleicht den Willen vernachlässigt. In der Folge beobachten wir mit Besorgnis, daß der Freiheitsbegriff verzerrt wird. Freiheit ist kein Aussteigen. Es ist ein Einsteigen - eine Teilhabe am Sein selbst. Daher kann echte Freiheit niemals dadurch erlangt werden, daß man sich von Gott abwendet. Eine solche Entscheidung würde letztlich die eigentliche Wahrheit mißachten, die wir brauchen, um uns selbst zu verstehen. Eine besondere Verantwortung von jedem von Ihnen und Ihren Kollegen besteht also darin, bei den jungen Menschen den Wunsch nach dem Glaubensakt zu wecken, indem Sie sie dazu ermutigen, sich im kirchlichen Leben zu engagieren, das aus diesem Glauben hervorgeht. Hier gelangt die Freiheit zur Gewißheit der Wahrheit. Wenn wir uns dazu entscheiden, aus dieser Wahrheit zu leben, nehmen wir die Fülle des Glaubenslebens an, das uns in der Kirche geschenkt wird.

Damit ist klar, daß katholische Identität nicht von Statistiken abhängt. Und sie kann auch nicht einfach mit der in ihr natürlich enthaltenen Rechtgläubigkeit gleichgesetzt werden. Sie verlangt und regt weitaus mehr an: nämlich, daß jeder Aspekt Ihrer Bildungsgemeinschaften sich im kirchlichen Glaubensleben widerspiegelt. Nur im Glauben kann die Wahrheit Mensch werden und die Vernunft wahrhaft menschlich und fähig, den Willen auf dem Weg der Freiheit zu leiten (vgl. Spe salvi ). Auf diese Weise leisten unsere Institutionen einen lebenswichtigen Beitrag zur Sendung der Kirche und dienen wirklich der Gesellschaft. Sie werden zu Stätten, an denen Gottes tätige Gegenwart in der menschlichen Geschichte erkannt wird und jeder junge Mensch die Freude entdeckt, sich hineinnehmen zu lassen in Christi »Sein für andere« (vgl. ebd., ).

Der vorrangige Evangelisierungsauftrag der Kirche, bei dem die Bildungseinrichtungen eine entscheidende Rolle spielen, steht im Einklang mit dem grundlegenden Bestreben einer Nation, eine Gesellschaft zu entwickeln, die der Würde der menschlichen Person wirklich angemessen ist. Manchmal wird jedoch der Wert des Beitrags der Kirche zum öffentlichen Forum in Frage gestellt. Es ist daher wichtig, daran zu erinnern, daß die Wahrheiten des Glaubens und der Vernunft einander niemals widersprechen (vgl. Erstes Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über den katholischen Glauben Dei Filius, IV: DS 3017 hl. Augustinus, Contra Academicos, III, 20, 43). Die Sendung der Kirche zieht diese nämlich hinein in das Ringen der Menschheit, um zur Wahrheit zu gelangen. Indem sie die geoffenbarte Wahrheit verkündet, dient sie allen Mitgliedern der Gesellschaft dadurch, daß sie die Vernunft reinigt und sicherstellt, daß sie offen bleibt für die Erwägung der letzten Wahrheiten. Indem sie aus der göttlichen Weisheit schöpft, wirft sie Licht auf die Grundlage der menschlichen Moral und Ethik und erinnert alle gesellschaftlichen Gruppen daran, daß nicht das praktische Tun die Wahrheit schafft, sondern die Wahrheit als Grundlage des praktischen Tuns dienen sollte. Weit davon entfernt, die Toleranz für rechtmäßige Verschiedenheit untergraben zu wollen, erleuchtet ein solcher Beitrag die wirkliche Wahrheit, die den Konsens erreichbar macht und mithilft, die öffentliche Diskussion rational, aufrichtig und verantwortungsvoll zu halten. In ähnlicher Weise wird die Kirche niemals müde, die grundlegenden moralischen Kategorien von richtig und falsch aufrechtzuerhalten, ohne die die Hoffnung nur schwinden kann, wodurch sie kalten pragmatischen Berechnungen der Nützlichkeit den Weg bahnt, die die Person zu wenig mehr als einer Figur auf irgendeinem ideologischen Schachbrett machen.

Im Hinblick auf das Erziehungs- und Bildungsforum kommt der Diakonie der Wahrheit in Gesellschaften, in denen eine säkularistische Ideologie einen Keil zwischen Wahrheit und Glauben treibt, eine erhöhte Bedeutung zu. Diese Trennung hat zu einer Tendenz geführt, Wahrheit mit Wissen gleichzusetzen und eine positivistische Mentalität anzunehmen, die dadurch, daß sie die Metaphysik ablehnt, die Grundlagen des Glaubens leugnet und die Notwendigkeit einer moralischen Vision verwirft. Wahrheit bedeutet mehr als Wissen: Kenntnis der Wahrheit führt uns zur Entdeckung des Guten. Die Wahrheit spricht zum einzelnen in seiner Gesamtheit und fordert uns auf, mit unserem ganzen Sein zu antworten. Diese optimistische Vision ist in unserem christlichen Glauben begründet, weil dieser Glaube mit der Vision des »Logos«, Gottes schöpferischer Vernunft, ausgestattet ist, die sich in der Menschwerdung Gottes als die Güte selbst offenbart. Die liebende Wahrheit des Evangeliums ist alles andere als eine bloße Mitteilung sachlicher Daten - also nicht nur »informativ« -, sie ist vielmehr schöpferisch und das Leben verändernd - also »performativ« (vgl. Spe salvi ). Mit Vertrauen können christliche Erzieher die jungen Menschen von den Grenzen des Positivismus befreien und in ihnen die Empfänglichkeit für die Wahrheit, für Gott und seine Güte wecken. Auf diese Weise werden Sie auch mithelfen, deren Gewissen zu formen, das, durch den Glauben bereichert, einen sicheren Weg zum inneren Frieden und zur Achtung vor den anderen eröffnet.

Es überrascht daher kaum, daß nicht nur unsere eigenen kirchlichen Gemeinden, sondern die Gesellschaft im allgemeinen hohe Erwartungen an die katholischen Erzieher haben. Dies erlegt Ihnen eine Verantwortung auf und stellt auch eine günstige Chance dar. Immer mehr Menschen - insbesondere Eltern - erkennen die Notwendigkeit einer exzellenten menschlichen Bildung für ihre Kinder. Als »Mater et Magistra« - Mutter und Lehrmeisterin - teilt die Kirche ihr Anliegen. Wenn jenseits des Individuums nichts als definitiv anerkannt wird, werden das Selbst und die Befriedigung der unmittelbaren Wünsche des Individuums zum einzigen Urteilskriterium. Da können die Objektivität und Perspektive, die nur durch eine Anerkennung der grundlegenden transzendenten Dimension des Menschen zustande kommen können, verlorengehen. In einem solchen relativistischen Horizont werden die Ziele der Erziehung unweigerlich eingeschränkt. Langsam kommt es zu einer Senkung der Anforderungen. Wir beobachten heute eine Scheu gegenüber der Kategorie des Guten und ein zielloses Streben nach Neuem, das als Erfüllung der Freiheit gilt. Wir sind damit Zeugen der Annahme, daß jede Erfahrung von gleicher Bedeutung ist, und des Widerstrebens, Unvollkommenheit und Fehler zuzulassen. Und besonders beunruhigend ist die Reduzierung des kostbaren und delikaten Bereichs der Sexualerziehung auf ein »Risikomanagement«, das jeglichen Bezug zur Schönheit der ehelichen Liebe entbehrt.

Wie könnten christliche Erzieher darauf antworten? Diese schädlichen Entwicklungen zeigen die besondere Dringlichkeit dessen, was wir »intellektuelle Nächstenliebe« nennen könnten. Dieser Aspekt der Nächstenliebe fordert den Erzieher dazu auf, zu erkennen, daß die große Verantwortung, die jungen Menschen zur Wahrheit zu führen, nichts weniger ist als ein Akt der Liebe. In der Tat liegt die Würde der Erziehung darin, die wahre Vollkommenheit und das Glück derer zu fördern, die erzogen werden sollen. In der Praxis bewahrt die »intellektuelle Nächstenliebe« die unerläßliche Einheit des Wissens vor der Fragmentierung, die entsteht, wenn die Vernunft von der Suche nach Wahrheit losgelöst wird. Sie führt die jungen Menschen zu der tiefen Genugtuung, Freiheit in Verbindung mit der Wahrheit auszuüben, und bemüht sich, die Beziehung zwischen Glaube und allen Aspekten von Familie und bürgerlichem Leben deutlich anzusprechen. Wenn einmal ihre Leidenschaft für die Fülle und Einheit der Wahrheit geweckt wurde, werden die jungen Menschen sicherlich Freude empfinden über die Entdeckung, daß die Frage nach dem, was sie wissen können, ihnen das große Abenteuer dessen eröffnet, was sie tun sollten. Hier werden sie erfahren, »auf was« und »auf wen« man hoffen kann, und sie werden dazu inspiriert werden, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, der in anderen Hoffnung auslöst.

Liebe Freunde, abschließend möchte ich unsere Aufmerksamkeit insbesondere auf die überragende Bedeutung Ihrer eigenen Professionalität und Ihres Zeugnisses innerhalb unserer katholischen Universitäten und Schulen richten. Lassen Sie mich Ihnen zuerst für Ihr Engagement und Ihre Großzügigkeit danken. Ich weiß aus meiner eigenen Zeit als Professor und ich habe von Ihren Bischöfen und den Mitgliedern der Kongregation für das katholische Bildungswesen gehört, daß das Ansehen der katholischen Einrichtungen in diesem Land weitgehend Ihnen und Ihren Vorgängern zu verdanken ist. Ihre selbstlosen Beiträge - von der hervorragenden Forschung bis hin zum Einsatz derjenigen, die an den Schulen in den Armenvierteln der Großstädte arbeiten - dienen sowohl Ihrem Land als auch der Kirche. Dafür spreche ich Ihnen meinen tiefsten Dank aus.

60 Was die Mitglieder des Lehrkörpers an den katholischen Universitäten betrifft, möchte ich von neuem die große Bedeutung der akademischen Freiheit hervorheben. Kraft dieser Freiheit sind Sie dazu aufgerufen, die Wahrheit zu suchen, wohin auch immer die sorgfältige Analyse des Beweismaterials Sie führen mag. Es gilt jedoch auch, daß jede Berufung auf das Prinzip der akademischen Freiheit zur Rechtfertigung von Positionen, die dem Glauben und der Lehre der Kirche widersprechen, die Identität und den Auftrag der Universität behindern oder sogar verraten würde; ein Auftrag, der das Herzstück des »munus docendi« der Kirche bildet und nicht irgend etwas Autonomes oder von ihm Unabhängiges ist.

Die Lehrer und das Verwaltungspersonal sowohl an den Universitäten wie an den Schulen haben die Aufgabe und das Privileg sicherzustellen, daß die Schüler und Studenten Unterricht in katholischer Lehre und Glaubenspraxis erhalten. Das verlangt, daß das öffentliche Zeugnis über den Weg Jesu, wie es im Evangelium begründet und vom Lehramt der Kirche gestützt wird, alle Aspekte des Lebens einer Einrichtung, sowohl innerhalb wie außerhalb der Klassenräume, prägt. Ein Abweichen von dieser Vision schwächt die katholische Identität und führt, weit davon entfernt, die Freiheit zu fördern, unweigerlich zu Verwirrung, sei es auf moralischer, intellektueller oder geistiger Ebene.

Ich möchte auch ein besonderes Wort der Ermutigung an die Religionslehrer, Laien wie auch Ordensangehörige, richten, die sich um die täglich wachsende Wertschätzung junger Menschen für das Geschenk des Glaubens bemühen. Religiöse Erziehung ist ein herausforderndes Apostolat, doch unter den jungen Menschen gibt es viele Zeichen für ihren Wunsch, etwas über den Glauben zu erfahren und ihn kraftvoll zu praktizieren. Wenn dieses Erwachen wachsen soll, brauchen die Lehrer ein klares und präzises Verständnis der besonderen Natur und Rolle der katholischen Erziehung. Sie müssen auch bereit sein, die von der ganzen Schulgemeinschaft eingegangene Verpflichtung durchzuführen, unsere jungen Menschen und ihre Familien dabei zu unterstützen, die Eintracht zwischen Glaube, Leben und Kultur zu erfahren.

Hier möchte ich einen besonderen Appell an die Ordensbrüder, Ordensschwestern und Priester richten: Geben Sie das Schulapostolat nicht auf; erneuern Sie Ihr Engagement an den Schulen, besonders an solchen in ärmeren Gegenden. An Schulen, wo es viele leere Versprechungen gibt, die die jungen Menschen vom Pfad der Wahrheit und der echten Freiheit weglocken, ist das Zeugnis geweihter Personen für die evangelischen Räte ein unersetzliches Geschenk. Ich ermutige die anwesenden Ordensleute, die Berufungen mit neuem Enthusiasmus zu fördern. Sie sollen wissen, daß Ihr Zeugnis für das Ideal der Weihe und den Auftrag unter den jungen Menschen eine Quelle großer Glaubensinspiration für sie und ihre Familien ist.

Ihnen allen sage ich: Geben Sie Zeugnis für die Hoffnung! Stärken Sie Ihr Zeugnis durch das Gebet! Geben Sie Rechenschaft für die Hoffnung, die Ihr Leben prägt (vgl.
1P 3,15), indem Sie die Wahrheit leben, die Sie Ihren Studenten vorlegen. Helfen Sie ihnen, den Einen, dem Sie begegnet sind, dessen Wahrheit und Güte Sie mit Freude erfahren haben, kennenzulernen und zu lieben. Laßt uns mit dem hl. Augustinus sagen: »Wir, die wir sprechen, und ihr, die ihr zuhört, erkennen uns als Jünger eines einzigen Herrn« (Predigten, 23,2). Mit diesen Gedanken der Gemeinschaft erteile ich Ihnen, Ihren Kollegen und Studenten und Ihren Familien gern meinen Apostolischen Segen.




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