ANSPRACHE 2008 Januar 2008 98

AN HERRN HISSEIN BRAHIM TAHA, NEUER BOTSCHAFTER DES TSCHAD BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 29. Mai 2008



Herr Botschafter!

Mit Freude empfange ich Eure Exzellenz im Vatikan anläßlich der Überreichung des Beglaubigungsschreibens, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter des Tschad beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden, und ich danke Ihnen für die Übermittlung der freundlichen Botschaft Seiner Exzellenz Herrn Idriss Deby Itno, des Präsidenten der Republik. Zudem wäre ich dankbar, wenn Sie ihm meinerseits meine besten Wünsche für ihn persönlich und für das ganze Volk des Tschad aussprechen, verbunden mit dem Wunsch, daß alle Frieden und Wohlergehen erleben können.

Die Suche nach Frieden und Sicherheit für alle muß in der Tat für die Verantwortlichen der Nationen eine ständige und grundlegende Sorge sein. Ohne die Errichtung eines dauerhaften Friedens kann es keine echte Entwicklung geben. Nach dem Appell, den ich am vergangenen 6. Februar zugunsten der Bevölkerungsgruppen des Tschad ausgesprochen habe, bringe ich den Wunsch zum Ausdruck, daß es ohne Zögern zu einer echten nationalen Aussöhnung komme und die internationale Solidarität ihren Beitrag leiste, um den notleidenden Menschen tatkräftig zu helfen. Die mit der Führung der Völker dieser Region beauftragten Verantwortlichen sollen alles in ihrer Macht Stehende tun, um der Gewalt Einhalt zu gebieten und auf diese Weise günstige Bedingungen zu schaffen, die allen ein Leben in Frieden und Würde ermöglichen! Ich denke auch an die vielen Flüchtlinge, die in Ihrem Land Asyl gefunden haben. Mögen die Anstrengungen, die unternommen werden, um diesen manchmal in dramatischen Verhältnissen lebenden Familien beizustehen, ihnen helfen, wieder eine Situation vorzufinden, in der ihre grundlegenden Menschenrechte wirklich gewährleistet sind.

Aus dieser Sicht ist es notwendig, daß durch eine gute Verwaltung die wirtschaftlichen Ressourcen des Landes immer in den Dienst eines tatsächlichen sozialen Fortschritts gestellt werden, der der Bevölkerung die Möglichkeit gibt zu sehen, daß sich ihre berechtigten Ansprüche erfüllen. Um die Stabilität und die Einheit der Nation zu festigen, nötigt die Sorge um das Gemeinwohl dazu, den Reichtum des Landes gerecht und angemessen zu verteilen und dabei besonders die Menschen zu berücksichtigen, die sich am Rand des sozialen und wirtschaftlichen Fortschritts befinden.

Die Qualität der Beziehungen zwischen den im Tschad vertretenen Religionsgemeinschaften, insbesondere zwischen Christen und Muslimen, ist ein wichtiges Element auf dem Weg des Friedens und der Versöhnung. Jeder muß seinen Glauben furchtlos äußern und bei der Wahl seiner Religion der Stimme seines Gewissens folgen können. Ich freue mich, Herr Botschafter, zu erfahren, daß in Ihrem Land trotz der Schwierigkeiten, die auftreten können, Christen und Muslime versuchen, die Beziehungen in gegenseitiger Achtung und gegenseitigem Verständnis zu festigen. Ich wünsche mir, daß diese Beziehungen zum Gemeinwohl und zum Aufbau einer harmonischen und befriedeten Gesellschaft führen. Um mangelndes Verständnis zu überwinden, muß immer der Dialog der Weg bleiben, der es gestattet, jede Gewaltanwendung zu vermeiden.

Wie Sie, Herr Botschafter, festgestellt haben, umfaßt das Engagement der katholischen Kirche im Dienst der Gesellschaft des Tschad ohne Unterschied von Herkunft und Religion viele Bereiche, wie die Gesundheitsfürsorge, die Erziehung und die Entwicklung. Durch ihre sozialen Werke verleiht die katholische Gemeinschaft ihrer Sorge um die Förderung der Würde jedes Menschen Ausdruck. Aus dieser Sicht möchte ich ganz besonders die Arbeit der Kirche für die Erziehung und Bildung der Jugend hervorheben; sie erfolgt vor allem durch die katholischen Schulen, die innerhalb des Erziehungssystems im Tschad einen herausragenden Platz einnehmen. Durch diese Schulen - Bereiche, wo Jugendliche aus verschiedenen religiösen und sozialen Milieus einander zu achten und miteinander zu leben lernen - will die Kirche gegen jede Form von Armut ankämpfen und zum Aufbau einer immer brüderlicheren und solidarischeren Gesellschaft beitragen. Erlauben Sie mir, Herr Botschafter, zum Abschluß dieser Begegnung die Bischöfe des Tschad sowie alle Mitglieder der katholischen Gemeinschaft durch Sie grüßen zu lassen. Ich versichere sie meiner geistlichen Nähe und ermuntere sie, fest im Glauben und mutig in den Prüfungen zu bleiben, die sie mit ihren Mitbürgern teilen; so geben sie Zeugnis von ihrem Einsatz für den gemeinsamen Aufbau einer versöhnten Gesellschaft. Da Sie nun Ihre edle Mission antreten, spreche ich Ihnen, Herr Botschafter, in der Gewißheit, daß Sie bei meinen Mitarbeitern immer aufmerksame Aufnahme finden werden, meine herzlichen Wünsche für deren glückliche Erfüllung aus, damit die harmonischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Tschad fortgesetzt werden und sich weiterentwickeln.

Auf Eure Exzellenz, Ihre Familie, Ihre Mitarbeiter und auch auf die Verantwortlichen und alle Einwohner des Tschad rufe ich von ganzem Herzen die Fülle des göttlichen Segens herab.





AN HERRN DEBAPRIYA BHATTACHARYA, NEUER BOTSCHAFTER VON BANGLADESCH BEIM HL. STUHL

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Donnerstag, 29. Mai 2008

Herr Botschafter!


Ich freue mich, Sie heute zu empfangen, um das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Seine Exzellenz Präsident Iajuddin Ahmed Sie zum Botschafter der Volksrepublik Bangladesch beim Heiligen Stuhl ernannt hat. Ich möchte Sie bitten, ihm und den Mitgliedern der Regierung meinen herzlichen Gruß zu übermitteln, verbunden mit meinen besten Wünschen für das Wohlergehen aller Ihrer Mitbürger.

Die vor 35 Jahren aufgenommenen diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Bangladesch wurden gefestigt durch das gemeinsame Interesse an der Förderung des guten Willens in einer immer stärker vernetzten Welt, in der jedoch Anzeichen für neue Spaltungen und sehr besorgniserregende Formen der Gewalt und der Ungerechtigkeit nicht fehlen. Diese Phänomene stellen neue Herausforderungen für die gesamte Menschheitsfamilie dar und bringen deutlich zu Bewußtsein, daß es stärkerer internationaler Zusammenarbeit bedarf, um sicherzustellen, daß die Anliegen aller Menschen, besonders der Armen und Schwachen, in vollem Umfang zu Gehör gebracht werden (vgl. Sollicitudo rei socialis SRS 43). Herr Botschafter, ich bin zuversichtlich, daß die aktive Mitwirkung Ihres Landes in Körperschaften wie der Organisation der Vereinten Nationen die »Kultur des Friedens« unterstützen wird, die Bangladesch zu Hause und im Ausland aufbauen möchte. Durch die Teilnahme an diesen Gesprächen auf internationaler Ebene wird Ihr Land dazu beitragen, die Bemühungen der globalen Gemeinschaft zur Verwirklichung der gemeinsamen Ziele des Friedens und der Entwicklung aufeinander abzustimmen (vgl. Ansprache an die UN-Vollversammlung, 18. April 2008).

Wie Sie, Exzellenz, gesagt haben, braucht eine stabile Demokratie mehr als nur ein Regelwerk, um tragfähig zu sein. Vielmehr müssen die Bürger dafür die Werte annehmen, die den demokratischen Einrichtungen und Verfahrensweisen zugrunde liegen, wie die Würde der menschlichen Person, die wirkliche Achtung der Menschenrechte und den Einsatz für das Gemeinwohl als Richtschnur für das politische Leben (vgl. Centesimus annus CA 46). Durch das Streben nach einem allgemeinen Konsens über die zentrale Bedeutung dieser grundlegenden Werte werden die Verantwortungsträger Ihrer Nation den Weg bereiten für eine stabile Regierungsgewalt und das harmonische Zusammenleben aller, die in Bangladesch beheimatet sind. Ihr Land bereitet sich auf die allgemeinen Wahlen vor, die in diesem Jahr stattfinden werden, und ich bin zuversichtlich, daß seine Bürger über den moralischen Unterbau, der echte Demokratie ermöglicht, nachdenken werden und ihn erneut zu würdigen wissen. Sozialer Fortschritt und Zusammenhalt verlangen von allen - Einzelpersonen, Familien, gewählten Amtsinhabern, Staatsbeamten und Fachleuten - die bereitwillige Übernahme ihrer Verantwortung, mit Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit und Bereitschaft zum Dienen zum Gemeinschaftsleben beizutragen (vgl. Pacem in terris PT 55 Centesimus annus, 46). Besonders jene, die für ein öffentliches Amt kandidieren, müssen bereit sein, persönliche Interessen zurückzustellen, um das Gemeinwohl der Menschen zu schützen, die sie vertreten und denen sie dienen. Exzellenz, Sie haben auf die Herausforderung hingewiesen, die repräsentativen Einrichtungen wieder aufzubauen, die trotz der Einhaltung demokratischer Prozesse bei den letzten Regierungsbildungen dem Verfall unterlegen sind. Für die wichtige Aufgabe, das Vertrauen in diese und andere demokratische Einrichtungen wiederherzustellen, bedarf es einer starken Führung von seiten vertrauenswürdiger, gerechter und kompetenter Männer und Frauen. Zweifellos werden die Menschen in Bangladesch ihre Kandidaten auf diese Eigenschaften hin prüfen, wenn sie ihr Wahlrecht ausüben in einem Wahlverfahren, in dem die Werte, von denen die Demokratie abhängt, ihren Niederschlag finden (vgl. Centesimus annus CA 46).

Ein lebendiges Schulsystem ist für starke Demokratien wesentlich. Sowohl der Staat als auch die Kirche haben ihre jeweilige Rolle, in der sie den Familien helfen müssen, ihren Kindern Weisheit, Wissen und sittliche Tugend zu vermitteln, damit diese die gemeinsame Würde aller Männer und Frauen erkennen, auch derer, die Kulturen und Religionen angehören, die nicht ihre eigenen sind. Die Kirche möchte dazu beitragen durch die Einrichtung von Schulen, in denen nicht nur die kognitive, sondern auch die geistliche und sittliche Entwicklung der Kinder gefördert wird. Insofern diese und andere Konfessionsschulen die öffentliche Aufgabe übernehmen, junge Menschen zu Toleranz und Achtung zu erziehen, sollten sie daher die Unterstützung erhalten, derer sie bedürfen, einschließlich finanzieller Hilfen, zum Wohl der ganzen Menschheitsfamilie. Das wirtschaftliche Wachstum in Ihrem Land hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Das hat jedoch nicht immer entsprechenden Ausdruck gefunden in der Linderung der Armut und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Die langfristige Stabilität im wirtschaftlichen Sektor ist eng verbunden mit anderen Bereichen des öffentlichen Lebens, auch mit den öffentlichen Einrichtungen und einem gut funktionierenden Schulsystem. Jene fördern die Leistungsfähigkeit und Transparenz, die das wirtschaftliche Wachstum unterstützen (vgl. Centesimus annus CA 48), und dieses ist »für die Gesellschaft ein bevorzugtes Mittel des wirtschaftlichen Fortschritts und der Entwicklung« (Popolorum progressio, 35). Aus diesem Grund müssen die wirtschaftlichen Ziele einer Nation stets in den weiteren Horizont ihres sittlichen, staatlichen und kulturellen Wachstums hineingestellt werden (vgl. Centesimus annus CA 29). Überdies resultiert eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen Eigeninitiative, öffentlicher Hand und der Unterstützung durch internationale Organisationen (vgl. ebd., 10; 32; 49). In ihrer ständigen Sorge um das ganzheitliche Wohl der menschlichen Person macht sich die Kirche das Bestreben der Menschheit zu eigen, die für das leibliche und geistliche Wohlergehen notwendigen materiellen Güter sicherzustellen (vgl. Gaudium et spes GS 14). Sie ist in der Tat fest davon überzeugt, daß die Entwicklung letztlich eine Frage des Friedens ist, »denn sie hilft zu erreichen, was für die anderen und für die menschliche Gemeinschaft insgesamt gut ist« (Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages 1987, 7; in O.R. dt., Nr. 51/52, 19.12.1986, S. 4).

Herr Botschafter, bei Ihrem Dienstantritt spreche ich Ihnen noch einmal meine besten Wünsche aus für den Erfolg Ihrer Mission. Ich versichere Ihnen, daß die verschiedenen Dikasterien des Heiligen Stuhls bereit sind, Ihnen bei der Erfüllung Ihrer Pflichten beizustehen. Auf Sie, Ihre Familie und das ganze Volk von Bangladesch rufe ich Gottes Segen, seine Kraft und seinen Frieden herab.



AN HERRN SERGEJ F. ALEINIK, NEUER BOTSCHAFTER WEISSRUSSLANDS BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 29. Mai 2008

Exzellenz,

es ist mir eine große Freude, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Weißrußland beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich möchte meine Dankbarkeit für die von Ihnen überbrachte Grußbotschaft von Präsident Alexander Lukaschenko zum Ausdruck bringen, und bitte Sie, ihm meine guten Wünsche und die Versicherung meiner herzlichen Zuneigung zur Bevölkerung ihres Landes zu übermitteln.

Herr Botschafter, ich bin dankbar für die freundlichen Worte, mit denen Sie mich über die Fortschritte, die in Weißrußland erreicht worden sind, informiert haben. Ich sehe auch die vielen ermutigenden Zeichen und Aufgaben, die es heute im Land gibt. Seien Sie bitte versichert, daß der Heilige Stuhl Ihre Nation weiterhin sowohl bei ihren Bemühungen unterstützen wird, ihre angemessene und legitime Hoffnung auf Freiheit zu bekräftigen, als auch bei den Anstrengungen, den Demokratisierungsprozeß als Teil der großen Familie freier und souveräner europäischer Nationen zu fördern.

100 Seit Jahrzehnten strebt Europa jetzt tatkräftig danach, eine Zukunft des Friedens und des Fortschritts zu errichten und trennende Mauern abzubauen sowie schmerzvolle Teilungen zu überwinden. Dieses ehrbare Vorhaben, das durch das Bewußtsein einer gemeinsamen Verantwortung für das gemeinsame Schicksal der europäischen Völker motiviert wird, ist von äußerst großem Wert. Es ist nicht einfach, ein so ehrgeiziges Ziel zu erreichen; es erfordert, daß sich alle beteiligten Parteien um einen beständigen, aufrichtigen und vernünftigen Dialog bemühen, der auf wirklicher Solidarität beruht und die legitimen Hoffnungen, historischen Umstände sowie die Verschiedenheit der anderen respektiert. Um das zu erreichen, ist jede Nation auf dem Kontinent, einschließlich Weißrußlands, aufgerufen, zum Aufbau eines gemeinsamen europäischen Hauses beizutragen, in dem die Grenzen als ein Ort der Begegnung angesehen werden und nicht als Trennlinien oder - schlimmer noch - als unüberwindbare Mauern. Tatsächlich weisen die Geschichte, die geistigen und kulturellen Wurzeln sowie die Geographie von Weißrußland dem Land in diesem Prozeß eine wesentliche Rolle zu. Das, was die europäischen Nationen vereint, ist weitaus größer als die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren, durch welche sie getrennt werden. Um der eigenen Geschichte neuen Schwung zu verleihen, muß Europa »mit schöpferischer Treue jene grundlegenden Werte anerkennen und zurückgewinnen, zu deren Aneignung das Christentum einen entscheidenden Beitrag geleistet hat und die sich in der Bejahung der transzendenten Würde der menschlichen Person, des Wertes der Vernunft, der Freiheit, der Demokratie, des Rechtsstaates und der Unterscheidung zwischen Politik und Religion zusammenfassen lassen« (Ecclesia in Europa, 109).

Die neu entdeckte Unabhängigkeit ihres Landes und die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl haben zur Entwicklung eines guten Arbeitsverhältnisses zwischen den staatlichen und den kirchlichen Institutionen geführt. Dieses Verhältnis zeichnet sich durch die Offenheit beider Seiten aus, diese Verbindungen zu stärken und zu verbessern, die ihrerseits das Wohl und die Prosperität des Landes fördern. Ich bin Ihrer Exzellenz dankbar für die freundlichen Worte hinsichtlich der kirchlichen Aktivitäten in ihrem Land, und ich bin gewiß, daß die weißrussische Regierung die katholische Kirche weiterhin darin unterstützen wird, ihren Anforderungen nachzukommen. Dieses Jahr hat die katholische Kirche in Weißrußland zwei wichtige Jahrestage zu verzeichnen: den 225. Jahrestag der Errichtung der Diözese Mahiljou und den 210. Jahrestag der Diözese Minsk. In dieser Hinsicht muß mit Dankbarkeit festgestellt werden, daß ihr Land dem geistlichen, kulturellen und historischen Beitrag der Kirche für das Leben der Nation bereits seine Anerkennung ausgesprochen hat.

Kirche und Staat stehen auf ihre je besondere Weise und im Licht ihres spezifischen Auftrags im Dienste der Menschheit. Es ist daher notwendig, daß sie unter steter Achtung der jeweiligen Unabhängigkeit und der jeweiligen Kompetenzen auf eine Weise miteinander zusammenarbeiten, die Männern und Frauen hilft, sowohl materielles als auch geistliches Wohlergehen zu erlangen. Diese Zusammenarbeit kann nur dazu beitragen, immer demokratischere Institutionen zu stärken. Die katholische Kirche, die als ein integrierender Bestandteil des Lebens und der Geschicke in Weißrußland angesehen wird, freut sich ihrerseits, weiterhin durch ihre verschiedenen Strukturen und Institutionen (wie die Bischofskonferenz, die Diözesen, die Gemeinden und die religiösen Gemeinschaften) ihre Rolle in der Gesellschaft zu spielen. Diese Einrichtungen versuchen nur, den Männern und Frauen und der gesamten Gesellschaft durch die Vermittlung allgemeingültiger Werte, die durch das Evangelium vorgegeben werden, zu dienen. Diesbezüglich bittet die katholische Kirche in Weißrußland - sowohl der lateinischen als auch der byzantinischen Tradition - nicht um besondere Privilegien, sondern nur darum, zum Wachstum und zur Entwicklung des Landes beitragen zu dürfen. Alles, was sie verlangt, ist die Freiheit, den Auftrag, den sie von ihrem göttlichen Gründer zum Dienst für seine Schöpfung empfangen hat, in Ruhe erfüllen zu dürfen.

In diesem Sinne und mit dem gleichen Bewußtsein für gemeinsame Verantwortung bemühen sich die Katholiken in Weißrußland darum, im Bereich des ökumenischen Dialogs vor allem mit der orthodoxen Kirche in ihrem Land voranzukommen. Ich bete dafür, daß die ökumenischen Kontakte sich weiterhin in Frieden, Harmonie und fruchtbarem Dialog entwickeln und auf diese Weise zu einer immer größeren gesellschaftlichen Eintracht beitragen.

Herr Botschafter, während Sie ihre diplomatische Mission beim Heiligen Stuhl beginnen, entbiete ich Ihnen meine aufrichtigen guten Wünsche und versichere Sie der Bereitschaft der Ämter der Römischen Kurie, Sie zu unterstützen. Ihnen, Ihren Mitarbeitern, Ihrer Familie und dem geliebten weißrussischen Volk erteile ich Gottes reichen Segen.

AN HERRN ALEXANDRE CECE LOUA, NEUER BOTSCHAFTER DER REPUBLIK GUINEA BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 29. Mai 2008



Herr Botschafter!

Ich freue mich, Sie zur Überreichung des Beglaubigungsschreibens zu empfangen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Guinea beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die freundlichen Grüße, die Sie mir im Auftrag von Seiner Exzellenz Herrn Lansana Conté, dem Präsidenten der Republik, zum Ausdruck gebracht haben. Wollen Sie ihm freundlicherweise meine besten Wünsche für ihn persönlich und für das ganze guineische Volk übermitteln, dem ich ein Leben in Eintracht und Frieden wünsche, damit alle Familien ein würdiges und gedeihliches Leben führen können.

Wie Sie, Herr Botschafter, in Ihrer Ansprache unterstrichen haben, ist der Dialog zwischen den Kulturen und zwischen den Religionen ein wichtiges Ziel, und ich freue mich zu erfahren, daß in Ihrem Land die Qualität der Beziehungen zwischen Muslimen und Christen eine gewohnheitsmäßige Zusammenarbeit gestattet, namentlich bei den Problemen, die das Gemeinwohl der Nation betreffen. Darüber hinaus ist die Solidarität unter allen Bürgern eine notwendige und wesentliche Voraussetzung dafür, daß die Gesellschaft die Früchte eines tatsächlichen und dauerhaften Fortschritts genießen kann. Um jedoch den sozialen Frieden zu bewahren, ist es die Pflicht des Staates, durch seinen wirksamen Einsatz unter Respektierung der legitimen Rechte jedes einzelnen eine gerechte und angemessene Verwaltung der materiellen Güter sicherzustellen und das gute Einvernehmen zwischen allen menschlichen Gemeinschaften des Landes zu fördern.

In diesem Jahr, in dem wir den 60. Jahrestag der »Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte« begehen, ist es besonders angebracht, daß auch die Solidarität zwischen den Nationen wirksam zutage tritt und »daß alle für das internationale Leben Verantwortlichen gemeinsam handeln und bereit sind, in gutem Glauben zu arbeiten, in Achtung vor dem Gesetz, um die Solidarität mit den schwächsten Regionen des Planeten zu fördern« (Ansprache an die UNO-Vollversammlung, 18. April 2008; O.R. dt., Nr. 17, 25.4.2008, S. 14f.). In diesem Geist wünsche ich, daß nach den schmerzlichen Prüfungen, die eure Region durchlebt hat, eine aktive Zusammenarbeit ihre Stabilität festigt und zur Brüderlichkeit zwischen den Völkern ermutigt, während ich zugleich den Wunsch ausspreche, daß die internationale Gemeinschaft die Anstrengungen der betroffenen Länder unterstütze.

Andererseits muß sich die Gesamtentwicklung der Nation, um den berechtigten Wünschen der einzelnen und der Familien nachzukommen, von allgemeinen moralischen Werten inspirieren lassen, die es erlauben, Ursprung und Zweckbestimmung der materiellen Güter nicht aus den Augen zu verlieren und eine immer gerechtere und solidarischere Gesellschaft zu verwirklichen. Aus dieser Sicht ist es notwendig, den Menschen, die von zahlreichen Formen der Armut oder Unsicherheit betroffen sind, eine besondere Fürsorge zu gewähren. Die Pflicht, das Recht jedes Menschen auf ein Leben in Würde zu respektieren, gründet auf dem Willen des Schöpfers selbst, der allen eine gemeinsame transzendente Würde geschenkt hat.

Herr Botschafter, ich möchte Ihnen auch zusichern, daß die katholische Kirche durch ihre Werke für Erziehung, Gesundheit und soziale Förderung, die, wie ich weiß, von der Bevölkerung hochgeschätzt werden, zur allgemeinen Entwicklung der Gesellschaft beitragen will. Sie wissen im besonderen um die Aufmerksamkeit der Kirche für die Förderung der Menschen durch die Erziehung der Jugend. Ebenso wichtig ist es, sich um die Gesundheit jedes Menschen zu kümmern, vor allem durch eine Schulung und Information über die Pandemien, die mit den Verhaltensweisen der einzelnen zusammenhängen. Durch dieses Engagement will die katholische Gemeinschaft für das Gemeinwohl, für die Brüderlichkeit und die Festigung des Friedens in Gerechtigkeit arbeiten. Ich wünsche mir, daß dank der immer vertrauensvolleren Beziehungen zwischen der Kirche und dem Staat diese Werke zum Wohl aller Guinesen ohne Unterschied ihrer Herkunft oder Religion immer großzügiger unterstützt werden.

Ich nutze diese Gelegenheit, Sie zu bitten, die um ihre Bischöfe versammelte katholische Gemeinschaft in Guinea sehr herzlich von mir zu grüßen. Ich ermuntere sie dazu, stets ein Versöhnungs- und Friedensfaktor in der guinesischen Gesellschaft zu sein, damit alle zusammenleben und immer brüderlichere Bande der Zusammenarbeit entwickeln können.

Herr Botschafter, Sie treten heute die besondere Mission an, Ihr Land beim Heiligen Stuhl zu vertreten. Nehmen Sie bitte meine sehr herzlichen Wünsche für deren gutes Gelingen entgegen und seien Sie versichert, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets das nötige Verständnis und Unterstützung finden werden!

Auf Sie persönlich, auf Ihre Familie, Ihre Mitarbeiter, alle Ihre Landsleute und die Regierenden Ihres Landes rufe ich von Herzen die Fülle des göttlichen Segens herab.



AN HERRN TIKIRI BANDARA MADUWEGEDERA, NEUER BOTSCHAFTER VON SRI LANKA BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 29. Mai 2008

101
Exzellenz!


Es ist mir eine Freude, Sie heute im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Seine Exzellenz Präsident Mahinda Rajapakse Sie zum außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter der Demokratischen Sozialistischen Republik Sri Lanka beim Heiligen Stuhl ernannt hat. Ich danke Ihnen für die Grüße, die Sie in seinem Namen ausgesprochen haben und bitte Sie, Seine Exzellenz meiner Gebete für den Frieden und das Wohlergehen der gesamten Nation zu versichern. Unsere heutige Begegnung bietet mir die günstige Gelegenheit, dem Volk von Sri Lanka mit seinem reichen Erbe meine tiefe Hochachtung auszusprechen sowie meinem Wunsch Ausdruck zu verleihen, die diplomatischen Verbindungen zwischen Ihrem Land und dem Heiligen Stuhl weiter zu festigen.

Herr Botschafter, ich bin dankbar für die Wertschätzung, die Sie im Namen Ihrer Mitbürger für die karitative Tätigkeit der katholischen Kirche in Ihrem Land zum Ausdruck gebracht haben. Besonders haben Sie den Beitrag der Kirche zu den Hilfsmaßnahmen nach dem verheerenden Tsunami, der Ihr Land im Jahr 2004 heimgesucht hat, hervorgehoben. Solches Handeln ist ein konkretes Beispiel für die bereitwillige und prompte Antwort der Kirche auf den Auftrag, den sie empfangen hat, nämlich den Bedürftigsten zu dienen (vgl.
Lc 10,25-37; Deus caritas est ). Ich möchte Ihrer Regierung versichern, daß die Kirche sich weiterhin bemühen wird, gegenüber allen Barmherzigkeit zu üben, und ich möchte jede künftige Maßnahme loben, die dazu beitragen wird, zu gewährleisten, daß die katholischen Krankenhäuser, Schulen und karitativen Einrichtungen weiterhin für die Kranken, die jungen und die schwachen Menschen sorgen können, ungeachtet ihres ethnischen oder religiösen Hintergrunds (vgl. ebd., ).

Die Katholiken in Sri Lanka sind gemeinsam mit anderen Christen, mit vielen Buddhisten, Hindus und Moslems durch den glühenden Wunsch nach dauerhaftem Frieden im Land und einem endgültigen Ende des anhaltenden Leids vereint. Leider fordert die Gewalt weiterhin ihren Tribut unter der Bevölkerung und bereitet dem Heiligen Stuhl und der internationalen Gemeinschaft schwere Sorgen. Offene und aufrichtige Verhandlungen, ungeachtet des zeitlichen und materiellen Aufwands, die sie erfordern, sind das einzige sichere Mittel, um zur Versöhnung zu gelangen und die Probleme anzusprechen, die lange Zeit das friedliche Zusammenleben in Sri Lanka behindert haben. Vor allem Terrorakte sind niemals zu rechtfertigen und stellen immer einen Angriff gegen die Menschheit dar (vgl. Botschaft zum Weltfriedenstag 2002, 4). Willkürlichen Angriffen gelingt es gewiß nicht, den Interessen der verschiedenen Gruppen, in deren Namen sie angeblich durchgeführt werden, eine wirksame Stimme zu verleihen. Sie können bedauerlicherweise unüberlegte Reaktionen auslösen, die wiederum Unschuldige in Gefahr bringen. Solche Folgen von Gewalt verdunkeln die Wahrheit, lösen eine Flut von Beschuldigungen und Gegenbeschuldigungen aus und führen zu Enttäuschung und Mutlosigkeit der Menschen. Aus diesem Grund muß der Kampf gegen den Terrorismus stets unter Achtung der Menschenrechte und der Rechtsgrundsätze durchgeführt werden (vgl. Botschaft zum Weltfriedenstag 2004, 8). Ich ermahne alle Seiten, keine Mühe zu scheuen, um eine Atmosphäre des Vertrauens, der Vergebung und der Offenheit zu schaffen, indem sie einander zuhören und den angemessenen Respekt für die legitimen Hoffnungen der anderen zeigen.

Eure Exzellenz hat auch die Aufmerksamkeit auf die beunruhigende Entwicklung gelenkt, Kinder zu rekrutieren, um sie in Kämpfen oder Terroranschlägen einzusetzen. Solche Praktiken sind von vornherein zu verurteilen, da sie unvermeidlich die moralische Entwicklung der Kinder behindern, Narben hinterlassen, die ein Leben lang bleiben (vgl. Botschaft zum Weltfriedenstag 1996, 3) und den moralischen Charakter der Gesellschaft selbst zerstören. Jesus hat Männer und Frauen dazu ermahnt, die »Kleinen« nicht zum Bösen zu verführen (vgl. Lc 17,2) und sogar die Erwachsenen dazu aufgefordert, sie in ihrer Tugend und Reinheit nachzuahmen (vgl. Mt 18,2). Inständig bitte ich daher die Führer in I hrem Land und auf der ganzen Welt, wachsam zu bleiben, damit in dieser Hinsicht kein Kompromiß eingegangen wird. Kinder und Jugendliche müssen heute eine solide Ausbildung zu den moralischen Werten erhalten, die morgen das soziale Gefüge ihres Landes stärken werden. Die Anerkennung dieser Werte und eine Haltung der gegenseitigen Achtung sind gewiß genauso wichtig wie jegliche technische Fähigkeiten, welche die jungen Menschen im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft hin erwerben mögen.

Initiativen, die darauf abzielen, den Frieden durchzusetzen, müssen im richtigen Verständnis der menschlichen Person und der Unverletzlichkeit ihrer angeborenen Rechte verwurzelt sein. Wie ich kürzlich bemerkt habe, sind »die Universalität, die Unteilbarkeit und die gegenseitige Abhängigkeit der Menschenrechte Garantien für die Wahrung der Menschenwürde« (Ansprache an die Vollversammlung der Vereinten Nationen, 18. April 2008; O.R. dt., Nr. 17, 25.4.2008, S. 14f.). Eure Exzellenz hat auf neue Mechanismen hingewiesen, die in Bewegung gesetzt worden sind, um in Sri Lanka die Einhaltung der Menschenrechte zu kontrollieren und die humanitären Belange wieder ins Gleichgewicht zu bringen. In dieser Hinsicht ist es ermutigend, die Entscheidung Ihrer Regierung zu vermerken, eine eigene Untersuchungskommission einzusetzen, um so jene Fälle zu untersuchen, in denen Gerechtigkeit und Menschenrechte offenbar nicht beachtet worden sind. Es ist zu hoffen, daß jede Anstrengung unternommen wird, um sicherzustellen, daß die Kommission die Arbeit rasch durchführt, damit die Wahrheit über alle diese Fälle ans Licht kommt. Ich denke vor allem an Pfarrer Jim Brown und seinen Assistenten, deren Aufenthaltsort fast zwei Jahre nach ihrem Verschwinden noch immer unbekannt ist. Das Interesse der Regierung für diese Fälle zeigt die Verantwortung der politischen Behörden, ein geordnetes und rechtschaffenes Gemeinschaftsleben zu garantieren, das auf den Grundsätzen der Gerechtigkeit beruht und auf das Gemeinwohl ausgerichtet ist (vgl. Gaudium et spes GS 74).

102 Herr Botschafter, während Sie Ihr neues Amt übernehmen, entbiete ich Ihnen meine guten Wünsche für die erfolgreiche Erfüllung Ihrer Mission, in dem Vertrauen darauf, daß die freundschaftlichen Bande, die zwischen dem Heiligen Stuhl und Sri Lanka bestehen, in den kommenden Jahren weiter gestärkt werden. Ich versichere Ihnen, daß die verschiedenen Ämter und Abteilungen des Heiligen Stuhls Ihnen im Geiste der Zusammenarbeit bereitwillig ihre Hilfe anbieten. Eurer Exzellenz, Ihrer Familie und der Bevölkerung der Demokratischen Sozialistischen Republik Sri Lankas erteile ich den reichen Segen des allmächtigen Gottes.

AN HERRN OBED WADZANI, NEUER BOTSCHAFTER DER REPUBLIK NIGERIA BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 29. Mai 2008



Exzellenz!

Es ist mir eine Freude, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Bundesrepublik Nigeria beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die freundlichen Grüße und die Gefühle guten Willens, die Sie im Namen des Präsidenten der Republik, Seiner Exzellenz Alhaji Umaru Musa Yar’Adua ausgesprochen haben. Ich erwidere diese gerne und bitte Sie freundlich, Seiner Exzellenz, den zivilen Behörden und der Bevölkerung von Nigeria meine persönliche Dankbarkeit und meine guten Wünsche zu übermitteln.

Es ist nicht nur eine humanitäre Pflicht, sondern eine Quelle wirklicher Freude, denen, die Not leiden, zu Hilfe zu kommen. Es ist sowohl für den einzelnen als auch für die Gesellschaft eine bereichernde und prägende Erfahrung, anderen mit einer Haltung des Respekts, der Rechtschaffenheit und der Unvoreingenommenheit beizustehen. In dieser Hinsicht machen die Größe, die Bevölkerungszahl, die wirtschaftlichen Ressourcen und die Großherzigkeit Ihres Volkes, Nigeria zu einem der einflußreichsten Länder des Kontinents und geben dem Land die einzigartige Chance, die anderen afrikanischen Länder dabei zu unterstützen, den verdienten Wohlstand und die verdiente Stabilität zu erlangen. Die Nation hat durch ihre Friedenstruppen, ihre materielle Hilfe und ihre diplomatischen Bemühungen zu den zahlreichen Maßnahmen beigetragen, den anderen Ländern gesellschaftliche Versöhnung zu bringen. Ich ermutige Nigeria, seine beachtlichen menschlichen und materiellen Ressourcen weiterhin auf eine Weise einzusetzen, die dem Frieden und dem Gedeihen der Nachbarländer förderlich sind. Es macht den Bürgern und der Regierung eines Landes Ehre, wenn sich solche Hilfe sowohl durch Rechtschaffenheit als auch durch Opfergeist auszeichnet.

In diesem Sinne müssen alle in der Heimat und im Ausland unterstützt werden, die versuchen, durch Forschung und praktischen Beistand menschliches Leid zu lindern. Die Kirche ist zuversichtlich, daß die Dienste, die sie im Bereich der Erziehung, der sozialen Programme und des Gesundheitswesens leistet, weiterhin eine positive Auswirkung auf den Kampf gegen Armut und Krankheit haben werden. Sie ist ein ständiger Verteidiger des Lebens, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod. Wie Sie wissen, nimmt die Kirche ihre Rolle in der Kampagne gegen die Ausbreitung von HIV/Aids ernst, indem sie Programme unterstützt, welche die Treue in der Ehe und die Enthaltsamkeit außerhalb der Ehe hervorheben. Katholisches Personal, Ärzte, Krankenschwestern, Assistenten und Erzieher werden weiterhin alle Männer und Frauen und vor allem die jungen Menschen daran erinnern, sich zu den Werten der Familie zu bekennen und sich mit auf dem Glauben gründender Zivilcourage im Kampf gegen diese Krankheit und die damit verbundenen Umstände einzusetzen. Gleichzeitig steht die Kirche auf einer praktischen Ebene bereits zahlreichen Menschen auf Ihrem Kontinent und auf der ganzen Welt bei, die an dieser Krankheit leiden.

Herr Botschafter, die Menschen in Nigeria wünschen sich eine lebendige Demokratie, und Sie haben einige der Prioritäten erwähnt, die ihr Land als notwendige Schritte auf seinem Weg zu maßgeblichem Wachstum und anhaltender Entwicklung ausgemacht hat. Diese schließen eine demokratische Regierung und Rechtsstaatlichkeit, innere Sicherheit und eine gut funktionierende Justizverwaltung ein. Wie Eure Exzellenz wissen, erfordert eine gute Regierung, daß die Wahlen eindeutig frei, gerecht und transparent sind. Sie beruht auch auf der inneren Sicherheit, die immer auf dem demokratischen Ideal der Achtung individueller Rechte sowie auf Rechtsstaatlichkeit basiert. Um diesen Baustein der Demokratie richtig einzusetzen, müssen die Beamten zunächst die Grundursachen sozialer Unruhen ansprechen und zweitens die Bevölkerung zu den Tugenden des Respekts und der Toleranz ausbilden.

Ich bin mir bewußt, daß Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Gruppen in der Vergangenheit Anlaß zur Sorge gegeben haben. Konflikte dieser Art können meist auf eine Vielzahl von Faktoren, einschließlich administrativer Fehler, einzelner Mißstände oder ethnischer Spannungen zurückgeführt werden. In dieser Hinsicht freue ich mich festzustellen, daß sich die Spannungen in den vergangenen Jahren ein wenig beruhigt zu haben scheinen. Das kann als ein wirklicher Hinweis auf Fortschritt und als ein Zeichen der Hoffnung für die Zukunft angesehen werden. Durch die Förderung des Verständnisses, der Versöhnung und des guten Willens in den verschiedenen Gruppen stärkt die Kirche weiterhin den Sinn für Gemeinschaft und setzt sich dafür ein, Vorurteilen entgegenzuwirken und Offenheit gegenüber allen zu fördern. Sie möchte vor allem den interreligiösen Dialog fördern, in der Hoffnung, daß eine überzeugende Haltung der Solidarität unter den Religionsführern allmählich in allgemein anerkannten, landesweiten Formen der friedlichen Akzeptanz sowie des gegenseitigen Verständnisses und der Zusammenarbeit konkret Gestalt annehmen wird.

In vielen Ländern sind Gewalt und Kriminalität heute eine beunruhigende Tatsache. Mord, erpresserische Entführung und die Ausbeutung von Frauen, Kindern und Fremdarbeitern sind einige der schlimmsten Ausdrucksformen dieser untragbaren Praxis. Unsicherheit, Verzweiflung und Aggressivität, die durch die Auflösung der Familie, Arbeitslosigkeit, Armut oder Hoffnungslosigkeit hervorgerufen werden, sind einige der sozialen und psychologischen Faktoren, die hinter diesem Phänomen stehen. Eine bereits labile Situation wird durch die überall verbreitete materialistische Mentalität und einen Verlust der Ehrfurcht vor der menschlichen Person verschlimmert. Bisweilen kann das Gefühl der Hoffnungslosigkeit die Menschen dazu verleiten, nach einer scheinbar einfachen Lösung für ihre Probleme zu suchen. Jungen Menschen muß unter solchen Umständen jede mögliche Ermutigung gegeben werden, nach einer Verbesserung durch Erziehung, außerschulische Aktivitäten und freiwillige Hilfe für andere zu suchen sowie - idealerweise - Möglichkeiten einer Anstellung zu erhalten. Korruption kann die Folge von Gewaltverbrechen sein und hat den Effekt, Unternehmen und Investitionen abzuschrecken sowie das Vertrauen in die politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Institutionen des Landes zu unterminieren. Die Dynamik, mit der Nigeria den Kampf gegen Korruption und Verbrechen aufgenommen hat, und die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit ist äußerst wichtig und muß mit Fairneß und Unvoreingenommenheit unterstützt und umgesetzt werden. Ich bete, daß Politiker und Sozialarbeiter, Berufstätige im Bereich der Wirtschaft, des Gesundheitswesens und der Gesetzgebung, Polizisten und Richter sowie alle, die im Kampf gegen Verbrechen und Korruption tätig sind, unablässig - mit Unterstützung der loyalen Kooperation der Bevölkerung - für den Schutz des Lebens und des Eigentums zusammenarbeiten. Die Kirche wird es nicht versäumen, ihren besonderen Beitrag zu leisten, indem sie eine umfassende Erziehung anbietet, die auf Ehrlichkeit, Integrität sowie Gottes- und Nächstenliebe beruht. Sie bemüht sich darum, Chancen für junge Menschen in schwierigen Situationen zu schaffen und erinnert sie dabei stets daran, daß »alles ernsthafte und rechte Tun des Menschen … Hoffnung im Vollzug« ist (Spe salvi ).

Herr Botschafter, ich wünsche Ihnen Erfolg bei ihrer Mission und versichere Sie der bereitwilligen Zusammenarbeit der verschiedenen Ämter der Römischen Kurie. Ich möchte nochmals anerkennend an den herzlichen Empfang erinnern, der meinem Vorgänger Papst Johannes Paul II. anläßlich seiner beiden Besuche in Nigeria bereitet worden ist. Ich bete, daß das herzliche Andenken an diesen Friedensboten das nigerianische Volk weiterhin vereinen und anregen wird. Möge der allmächtige Gott Eurer Exzellenz, Ihrer Familie und dem Land, das Sie vertreten, reichen und dauerhaften Segen, Frieden und Wohlergehen gewähren!

AN DIE NEUEN BOTSCHAFTER BEIM HL. STUHL ANLÄSSLICH DER ÜBERGABE DER BEGLAUBIGUNGSSCHREIBEN

Donnerstag, 29. Mai 2008

Exzellenzen!


ANSPRACHE 2008 Januar 2008 98