ANSPRACHE 2008 Januar 2008 123

AN DIE OFFIZIALE DES VIKARIATS VON ROM ZUM ABSCHIED VON KARD. CAMILLO RUINI

Freitag, 27. Juni 2008



Meine Herren Kardinäle!
Verehrte Brüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst!
Liebe Brüder und Schwestern!

Es freut mich sehr, euch zu empfangen, und ich heiße jeden von euch herzlich willkommen. An erster Stelle grüße ich besonders Sie, lieber Kardinal Camillo Ruini, und möchte Ihnen heute am Ende Ihres langen Dienstes als Generalvikar für die Diözese Rom öffentlich danken. Ich hatte schon in den vergangenen Tagen Gelegenheit, Ihnen meine Gedanken durch einen Brief zum Ausdruck zu bringen, in dem ich an die vielen Aspekte dieses langen und hochgeschätzten Dienstes erinnerte, der im Januar 1991 begann, als der Diener Gottes Johannes Paul II. Sie als Nachfolger von Kardinal Ugo Poletti berief. Jetzt habe ich Gelegenheit, Ihnen vor den Weihbischöfen, den Pfarrpräfekten, den übrigen Vertretern der Diözese und der Arbeitsgemeinschaft des Vikariats von Rom erneut meinen Dank auszusprechen.

Die letzten Jahre des vergangenen Jahrhunderts und die ersten Jahre des neuen Jahrhunderts waren in der Tat eine außerordentliche Zeit, um so mehr für den, der wie wir neben meinem verehrten Vorgänger lebte, einem wahren Giganten des Glaubens und der Sendung der Kirche. Er hat das Volk Gottes hin zum Jahr 2000 und durch das Große Jubiläum in das dritte Jahrtausend der christlichen Zeit geführt. Indem wir mit ihm eng zusammengearbeitet haben, wurden wir von seiner außerordentlichen geistlichen Kraft »mitgerissen«, die im Gebet, in der tiefen Verbindung mit Jesus Christus, dem Herrn, und in der kindlichen Vertrautheit mit dessen allerseligster Mutter wurzelte. Das missionarische Charisma von Papst Johannes Paul II. hatte zu Recht einen bestimmenden Einfluß auf die Zeit seines Pontifikats, insbesondere auf die Zeit der Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr 2000; das konnte man in der Diözese Rom, der Diözese des Papstes, dank des beständigen Bemühens des Kardinalvikars und seiner Mitarbeiter direkt feststellen. Als Beispiel dafür erinnere ich nur an die römische Stadtmission und die sogenannten »Dialoge in der Kathedrale «, Ausdruck einer Kirche, die sich in dem Moment, da sie sich ihrer diözesanen Identität bewußt wurde und ihre Physiognomie stärker ausprägte, entschlossen einem missionarischen Geist öffnete und einen dementsprechenden Stil annahm; eine Haltung und einen Stil, die nicht nur kurzfristig sein, sondern, wie oft betont wurde, dauerhaft werden sollten. Das ist, mein verehrter Bruder, ein besonders wichtiger Aspekt, den ich Ihnen als Verdienst anrechnen möchte, dies um so mehr, als Sie diesen nicht nur hier in Rom, sondern auch auf der Ebene von ganz Italien als Vorsitzender der Bischofskonferenz gefördert und gepflegt haben.

124 Die Sorge um die Mission wurde immer von einer hervorragenden Fähigkeit zu theologischer und philosophischer Reflexion begleitet und gestützt, die Sie von jungen Jahren an bekundet und geübt haben. Das Apostolat muß sich besonders in unserer Zeit ständig am Denken nähren, um die Bedeutung der Gesten und der Handlungen zu motivieren, sonst ist es dazu bestimmt, in einen sterilen Aktivismus zu verfallen. Und Sie, Herr Kardinal, haben in diesem Sinn einen bedeutsamen Beitrag geleistet, indem sie Ihre wohlbekannte Begabung an Intelligenz und Weisheit in den Dienst des Heiligen Vaters, des Heiligen Stuhls und der ganzen Kirche stellten. Ich selbst war Zeuge in meinem früheren Amt und noch mehr in den vergangen Jahren, in denen ich mich auf Ihre Nähe im Dienst für die Kirche, die in Italien und insbesondere in Rom ist, sützen konnte. Ich möchte hier an unsere Zusammenarbeit zu den Themen der kirchlichen Diözesantagungen erinnern, die nach Antworten auf die hauptsächlichen pastoralen Dringlichkeiten suchten unter Berücksichtigung des sozialen und kulturellen Kontextes der Stadt. Wir alle wissen, daß das »Kulturelle Projekt« eine besondere Initiative der italienischen Kirche ist und auf den Eifer und Weitblick von Kardinal Ruini zurückgeht, dieser Ausdruck »Kulturelles Projekt« erinnert jedoch an die Art und Weise, wie sich die Kirche in die Gesellschaft einbringt: das heißt an den Wunsch der christlichen Gemeinschaft - entsprechend dem Auftrag ihres Herrn -, unter den Menschen und in der Geschichte durch ein Projekt »Mensch«, »Familie«, »soziale Beziehungen« präsent zu sein, ein Projekt, das sich am Wort Gottes inspiriert und in Dialog mit der zeitgenössischen Kultur verwandelt. Lieber Herr Kardinal, darin haben Sie ein Beispiel gegeben, das über die Initiativen des Augenblicks hinausgeht, ein Beispiel in dem Bemühen, »den Glauben zu denken« in vollkommener Treue zum Lehramt der Kirche, mit großer Aufmerksamkeit für die Lehren des Bischofs von Rom und zugleich im ständigen Hören der Fragen, die aus der zeitgenössischen Kultur und den Problemen der heutigen Gesellschaft erwachsen.

Während ich Kardinal Camillo Ruini meinen Dank ausspreche, teile ich gerne mit, daß ich an seiner Stelle Kardinal Agostino Vallini zum Generalvikar der Diözese Rom ernannt habe. Er war bisher Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur. Ich begrüße ihn mit großer Zuneigung und empfange ihn in seinem neuen Amt, das ich ihm anvertraue, wobei ich seine pastorale Erfahrung berücksichtige, die zuerst als Weihbischof in der großen Diözese von Neapel und als Bischof von Albano gereift ist; Erfahrungen, die er mit der erwiesenen Begabung der Weisheit und Vertrauenswürdigkeit verbindet. Zugleich habe ich ihn zum Erzpriester der Basilika St. Johann im Lateran und zum Großkanzler der Päpstlichen Lateranuniversität ernannt. Lieber Herr Kardinal, mein Gebet für Sie wird von heute an noch intensiver, damit der Herr Ihnen alle nötigen Gnaden für diese neue Aufgabe schenken möge. Ich ermutige Sie, Ihren pastoralen Eifer voll zum Ausdruck zu bringen, und ich wünsche Ihnen einen ruhigen und fruchtbaren Dienst, in dem - dessen bin ich sicher - Sie sich der ständigen hochherzigen Mitarbeit der Weihbischöfe und aller Priester, Ordensleute und Laien, die im Vikariat Rom arbeiten, bedienen können. Liebe Brüder und Schwestern, ich nutze diese günstige Gelegenheit, um euch allen, die ihr in den zentralen Behörden der Diözese arbeitet, meinen lebhaften Dank auszusprechen und ermutige euch, immer besser für das Wohl der Kirche, die in Rom ist, zu arbeiten.

Liebe Herren Kardinäle, Gott schenke euch die Fülle seiner Gaben. Er belohne den, der sich verabschiedet, und stütze den, der an seine Stelle tritt. Gott möge in allen die Danksagung für seine unendliche Güte vermehren und gewähre jedem die Freude, Christus durch die demütige Arbeit für seine Kirche zu dienen. Die Jungfrau Maria, »Salus Populi Romani«, wache vom Himmel her über uns und begleite uns. Indem ich ihre Fürsprache erbitte, erteile ich von Herzen euch hier Anwesenden und der ganzen Stadt Rom den Apostolischen Segen.



GRUSSWORT VON BENEDIKT XVI. AN DEN ÖKUMENISCHEN PATRIARCHEN VON KONSTANTINOPEL, BARTHOLOMAIOS I.

Samstag, 28. Juni 2008


Heiligkeit!

Mit tiefer und aufrichtiger Freude begrüße ich Sie und das Sie begleitende Gefolge, und ich möchte dies mit den Worten aus dem Zweiten Petrusbrief tun: »An alle, die durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus den gleichen kostbaren Glauben erlangt haben wie wir. Gnade sei mit euch und Friede in Fülle durch die Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn« (1,1-2). Das Fest der hll. Petrus und Paulus, Patrone der Kirche von Rom, sowie das Fest des hl. Andreas, Patron der Kirche von Konstantinopel, bieten uns jedes Jahr die Möglichkeit zu gegenseitigen Besuchen, die immer bedeutende Gelegenheiten zu brüderlichen Gesprächen und zum gemeinsamen Gebet sind. Auf diese Weise wächst die persönliche gegenseitige Kenntnis; die Initiativen stehen miteinander in Harmonie, und es wächst die Hoffnung, die uns alle beseelt, nämlich im Gehorsam gegenüber dem Gebot des Herrn bald die volle Einheit zu erreichen.

In diesem Jahr kommt hier in Rom zum Patronatsfest der glückliche Umstand der Eröffnung des Paulusjahres hinzu, das ich ausgerufen habe, um der Geburt des hl. Paulus vor zweitausend Jahren zu gedenken, in der Absicht, ein vertieftes Nachdenken über das theologische und geistliche Erbe zu fördern, das der Völkerapostel der Kirche mit seinem umfassenden und tiefgehenden Evangelisierungswerk hinterlassen hat. Ich habe mit Freude erfahren, daß auch Eure Heiligkeit ein Paulusjahr ausgerufen hat. Dieser glückliche Umstand hebt die Wurzeln unserer gemeinsamen christlichen Berufung und den bedeutsamen Einklang von Gefühlen und pastoralen Pflichten hervor, den wir erleben. Dafür danke ich dem Herrn Jesus Christus, der mit der Kraft seines Geistes unsere Schritte hin zur Einheit führt.

Der hl. Paulus erinnert uns daran, daß sich die volle Gemeinschaft zwischen allen Christen auf »einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe« gründet (Ep 4,5). Mögen daher der gemeinsame Glaube, die eine Taufe zur Vergebung der Sünden und der Gehorsam gegenüber dem einen Herrn und Heiland so bald wie möglich in der gemeinschaftlichen kirchlichen Dimension voll zum Ausdruck kommen. »Ein Leib und ein Geist«, betont der Völkerapostel und fügt hinzu: »wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist« (Ep 4,4). Der hl. Paulus zeigt uns außerdem einen sicheren Weg, um die Einheit aufrechtzuerhalten und sie, im Fall der Spaltung, wiederherzustellen. Das Dekret über den Ökumenismus des Zweiten Vatikanischen Konzils hat den Hinweis des Paulus aufgegriffen und ihn neu in den Zusammenhang des ökumenischen Engagements gestellt, unter Bezugnahme auf die dichten und stets aktuellen Worte aus dem Brief an die Epheser: »Ich ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält« (4,1-3).

Der hl. Paulus scheut sich nicht, an die Christen in Korinth, unter denen Spaltungen aufgetreten waren, einen scharfen Aufruf zu richten, sie sollten einmütig sein im Reden, keine Spaltungen untereinander dulden, eines Sinnes und einer Meinung sein (vgl. 1Co 1,10). In unserer heutigen Welt, in der sich zwar das Phänomen der Globalisierung stetig verfestigt, während es aber trotzdem weiterhin Spaltungen und Konflikte gibt, spürt der Mensch ein wachsendes Bedürfnis nach Sicherheit und Frieden. Gleichzeitig wird er jedoch verstört und irritiert durch eine von Hedonismus und Relativismus bestimmte Kultur, die selbst die Existenz der Wahrheit in Zweifel zieht. Die diesbezüglichen Hinweise des Apostels eignen sich äußerst gut dazu, weiter zu den für die Suche nach der vollen Einheit unter den Christen unternommenen Anstrengungen zu ermutigen; diese Einheit ist so dringend notwendig, um den Menschen des dritten Jahrtausends ein immer leuchtenderes Zeugnis für Christus zu bieten, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Nur in Christus und in seinem Evangelium kann die Menschheit Antwort auf ihre tiefsten Erwartungen finden.

Möge das Paulusjahr, das heute abend feierlich beginnt, dem christlichen Volk helfen, das ökumenische Engagement zu erneuern und die gemeinsamen Initiativen auf dem Weg zur Gemeinschaft unter allen Jüngern Christi zu intensivieren. Ein ermutigendes Zeichen dieses Weges ist gewiß Ihre Anwesenheit heute hier. Darüber drücke ich Ihnen allen noch einmal meine Freude aus, während wir gemeinsam unser Dankgebet zum Herrn erheben.

AN DIE METROPOLITAN-ERZBISCHÖFE, DIE AM HOCHFEST DER HLL. APOSTEL PETRUS UND PAULUS DAS PALLIUM EMPFANGEN HABEN

Audienzenhalle

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Montag, 30. Juni 2008



Verehrte Brüder im Bischofsamt,
geehrte Obrigkeiten,
liebe Brüder und Schwestern!

Bei der festlichen Eucharistiefeier gestern, in der ich die Freude hatte, den im Laufe des letzten Jahres ernannten Metropolitan-Erzbischöfen das Pallium zu überreichen, bietet mir die heutige Begegnung die willkommene Gelegenheit, euch alle noch einmal herzlich zu grüßen und die Atmosphäre der - hierarchischen und zugleich familiären - Gemeinschaft zu verlängern, die man bei diesem besonderen Anlaß erlebt. Das auf die Kirche angewandte Bild vom organischen Leib ist eines der starken und charakteristischen Elemente der Lehre des hl. Paulus, und deshalb möchte ich in diesem ihm gewidmeten Jubiläumsjahr jeden von euch, liebe Erzbischöfe, seinem himmlischen Schutz anvertrauen. Der Völkerapostel helfe euch, die euch anvertrauten Gemeinden wachsen zu lassen - geeint und missionarisch, einträchtig und verbunden im pastoralen Wirken und von einem beständigen apostolischen Schwung beseelt.

Ich möchte jetzt jeden von euch, liebe Metropolitan-Erzbischöfe, sowie auch eure Angehörigen und die Persönlichkeiten, die dieser Begegnung beiwohnen wollten, herzlich grüßen, während ich mein Gedenken und mein Gebet auf eure Teilkirchen ausweite. Ich freue mich, beim Heiligen Land beginnen zu können, und begrüße den lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Fouad Twal, und alle, die ihn begleiten. Ich begrüße herzlich die Metropolitan-Erzbischöfe von Campobasso-Boiano, Pisa und Agrigent: Giancarlo Maria Bregantini, Paolo Benotto und Francesco Montenegro. Der Herr segne euch stets und leite euch in eurem täglichen Hirtendienst!

... auf französisch: Mit Freude begrüße ich die Pilger, die aus Niger, aus der Demokratischen Republik Kongo, aus Haiti und aus Frankreich gekommen sind. Ihr begleitet die neuen Metropolitan-Erzbischöfe, denen ich zu meiner Freude das Pallium überreichen konnte, Zeichen einer tiefen Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl. Meine besonderen Grüße gehen an den Erzbischof von Niamey (Niger), Michel Christian Cartatéguy, an den Erzbischof von Kinshasa (Demokratische Republik Kongo), Laurent Monsengwo Pasinya, an den Erzbischof von Cap Haitien (Haiti), Louis Kébreau, an den Erzbischof von Port au Prince (Haiti), Serge Miot, und an den Erzbischof von Lille (Frankreich), Laurent Ulrich. Überbringt meine Grüße den Priestern und allen Gläubigen eurer Diözesen. Sichert ihnen mein inständiges Gebet zu. Das Pallium symbolisiert die tiefe Verbundenheit ihres Hirten mit dem Nachfolger des Petrus sowie die pastorale Sorge des Erzbischofs gegenüber seinem Volk. Mögen sich in dieser Gemeinschaft der Liebe die Gläubigen stärker an Christus anschließen können, um mutig und wahr von ihm Zeugnis zu geben. Auf englisch sagte der Papst:

Exzellenzen, liebe Freunde in Christus, einen herzlichen Gruß richte ich an die englischsprachigen Metropolitan-Erzbischöfe, denen ich gestern das Pallium überreicht habe: an den Erzbischof von Nairobi (Kenya), Kardinal John Njue; an den Erzbischof von Baltimore (USA), Edwin O’- Brien; an den Erzbischof von Halifax (Kanada), Anthony Mancini; an den Erzbischof von Saint John’s, Neufundland (Kanada), Martin Currie; an den Erzbischof von Taipei (Taiwan), John Hung Shan-Chuan; an den Erzbischof von Kaduna (Nigeria), Matthew Man-Oso Ndagoso; an den Erzbischof von Benin City (Nigeria), Richard Anthony Burke; an den Erzbischof von Castries (Saint Lucia), Robert Rivas; an den Erzbischof von Port Moresby (Papua Neuguinea), John Ribat; an den Erzbischof von Kumasi (Ghana), Thomas Kwaku Mensah; an den Erzbischof von Mobile (USA), Thomas Rodi; an den Erzbischof von Kingston in Jamaica (Jamaica), Donald Reese; an den Erzbischof von Nyeri (Kenya), Peter Kairo; an den Erzbischof von Saint Paul and Minneapolis (USA), John Nienstedt, und an den Erzbischof von Kota Kinabalu (Malaysia), John Lee Hiong Fun-Yit Yaw.

Ich begrüße auch die Familienangehörigen und Freunde der neuen Metropoliten sowie die Gläubigen aus ihren Erzdiözesen, die sie nach Rom begleitet haben. Das Pallium wird von den Metropolitan-Erzbischöfen getragen als ein Symbol ihrer hierarchischen Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri in der Leitung des Gottesvolkes. Es ist aus Schafwolle hergestellt als Symbol Jesu Christi, des Gotteslammes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt, und des Guten Hirten, der über seine Herde wacht. Das Pallium erinnert die Bischöfe daran, daß sie als Stellvertreter Christi in ihren Lokalkirchen dazu berufen sind, Hirten nach dem Vorbild Jesu zu sein. Als ein Symbol der Last des Bischofsamtes erinnert es die Gläubigen an ihre Verpflichtung, die Hirten der Kirche mit ihren Gebeten zu unterstützen und großherzig mit ihnen an der Weitergabe des Evangeliums und am Wachstum der Kirche Christi in Heiligkeit, Einheit und Liebe mitzuarbeiten. Liebe Freunde, möge eure Pilgerfahrt zu den Gräbern der heiligen Petrus und Paulus euch festigen im katholischen Glauben, der von den Aposteln herkommt. Euch allen erteile ich von Herzen meinen Apostolischen Segen als Unterpfand der Freude und des Friedens im Herrn.

... auf deutsch: Ein frohes »Grüß Gott« sage ich allen, die aus meiner Heimatdiözese München und Freising gekommen sind, um den neuen Erzbischof Reinhard Marx zum Empfang des Palliums nach Rom zu begleiten. Und ebenso herzlich begrüße ich auch die Gäste von Erzbischof Willem Jacobus Eijk aus Utrecht. Euren Oberhirten habe ich gestern dieses Pallium aufgelegt, das uns auf den Guten Hirten hinweist, der das verlorene Schaf auf den Schultern trägt und sein Leben gibt für seine Herde. Der Herr hat die Apostel zur Nachfolge in der Liebe berufen. Dreimal fragt der auferstandene Christus den Petrus, ob er ihn liebe. Und dreimal wiederholt er an ihn den Auftrag, die Schafe des Herrn zu weiden. So sollen auch heute die Hirten von dem Willen durchdrungen sein, die Einheit mit dem Herrn und mit der Herde zu bewahren. Euch lade ich ein, den Dienst eurer Erzbischöfe in Eintracht und mit eurem Gebet zu unterstützen. Der treue Gott sei euch nahe mit seiner Gnade!

... auf spanisch: Herzlich wende ich mich an die Metropolitan-Erzbischöfe spanischer Sprache: Francisco Pérez González, Erzbischof von Pamplona y Tudela; Lorenzo Voltolini Esti, Erzbischof von Portoviejo; Andrés Stanovnik, Erzbischof von Corrientes; Óscar Urbina Ortega, Erzbischof von Villavicencio y José López Castillo, Erzbischof von Barquisimeto, die in Begleitung von Familienangehörigen, Freunden und einer Vertretung ihrer jeweiligen Teilkirchen zu der feierlichen Zeremonie der Überreichung des Palliums nach Rom gekommen sind. Liebe Mitbrüder im Bischofsamt, möge das Pallium, aus weißer Wolle gewobenes liturgisches Zeichen ehrwürdiger Tradition, euch immer an Jesus Christus erinnern, den Guten Hirten und zugleich das für unser Heil geopferte Lamm! Trachtet getreu eurem Amt in jedem Augenblick die Gemeinschaft unter den Bischöfen der Kirchenprovinz, der ihr vorsteht, und mit dem Bischof von Rom zu fördern. Alle, die zu diesem schönen Anlaß mit euch nach Rom gekommen sind, ermutige ich: Hört nicht auf, euch im Gebet daran zu erinnern, damit ihr die eurer Hirtensorge anvertraute Herde weiterhin mit brennender Liebe führt, so daß Christus, für den die heiligen Apostel Petrus und Paulus ihr Blut vergossen haben, immer mehr erkannt, geliebt und nachgeahmt werde. Ich bitte die Jungfrau Maria, die in euren Ländern - Spanien, Ecuador, Argentinien, Kolumbien, Venezuela - mit so großer Inbrunst angerufen wird, mit ihrer mütterlichen Liebe eure Suffraganbischöfe, die Priester, die Ordensgemeinschaften und die Gläubigen eurer Diözesen zu beschützen und ihnen beizustehen. Mit diesen Gefühlen erteile ich euch als Unterpfand reicher himmlischer Gaben von Herzen den Apostolischen Segen.

126 ... auf portugiesisch: Mit brüderlicher Hochachtung begrüße ich die Metropolitan-Erzbischöfe portugiesischer Sprache, die gestern das Pallium erhalten haben: den Erzbischof von Cascavel, Mauro Aparecido dos Santos; den Erzbischof von Vitória da Conquista, Luís Gonzaga Silva Pepeu; den Erzbischof von Évora, José Francisco Sanches Alves. Hochgeschätzte Brüder, sorgt euch immer um die euch anvertraute Herde Christi und versucht, die Bande der Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und unter euren Suffragandiözesen immer mehr zu stärken. Und ihr, geliebte Freunde, die ihr die Erzbischöfe begleitet, befolgt fügsam ihre Weisungen, indem ihr großzügig für die Verwirklichung des Reiches Gottes mit ihnen zusammenarbeitet. Während ich um den Schutz der Jungfrau und Gottesmutter bitte, erteile ich euch, die ihr hier anwesend seid, und euren Gemeinden in der Erzdiözese den Apostolischen Segen.

... auf polnisch: Ich begrüße die polnischen Pilger. In besonderer Weise begrüße ich den neuen Metropoliten von Gdansk (Danzig), Erzbischof Leszek Slawoj Glódz, der gestern, am Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, das Pallium erhalten hat, ein Zeichen der engen Verbindung jedes Metropoliten mit dem Nachfolger Petri. Ich begrüße alle, die ihn in diesem feierlichen Augenblick begleiten, besonders seine Lieben und die Gläubigen aus dem Erzbistum Danzig. Ich wünsche mir, daß das eben begonnene Paulusjahr euren Glauben, eure Verbindung mit der Kirche und mit ihren Hirten stärke. In meinem Gebet vertraue ich Gott den Hirtendienst Eurer Exzellenz an. Ich segne von Herzen alle hier anwesenden Pilger. Gelobt sei Jesus Christus.

... auf russisch: Von Herzen begrüße ich den Erzbischof der Muttergottes in Moskau, Paolo Pezzi. Ich danke den anwesenden Autoritäten und versichere sie meines besonderen Gebetes. Meinen herzlichen Gruß richte ich an den Erzbischof von Minsk-Mohilev, Tadeusz Kondrusiewicz, und an alle, die ihn begleiten, mit den besten Wünschen für sein Amt.

... auf slowakisch: Herzlich begrüße ich die Pilger aus der Slowakei, die ihre neuen Metropolitan-Erzbischöfe begleiten: Stanislav Zvolensky, Erzbischof von Bratislava (Preßburg), und Ján Babjak, Erzbischof von Prešov. Liebe Brüder und Schwestern, das Pallium, das diese Erzbischöfe gestern erhalten haben, ist Zeichen der Einheit mit dem Bischof von Rom. Von Herzen segne ich euch und eure Familien. Gelobt sei Jesus Christus!

... auf kroatisch: Einen herzlichen Gruß richte ich an den neuen Erzbischof und Metropoliten von Dakovo-Osijek, Marin Srakic an seine Angehörigen und an die Gäste, die aus dem stets gläubigen Kroatien nach Rom gekommen sind. Das Pallium ist das Zeichen der besonderen Verbundenheit der Bischöfe der Kirche mit dem Nachfolger Petri. Während ich wünsche, der Herr möge dich, verehrter Bruder, und die Gemeinschaft der Gläubigen des geliebten Slawonien führen und beschützen, erteile ich allen einen besonderen Segen. Gelobt seien Jesus und Maria!

... auf italienisch: Liebe Freunde, danken wir Gott dafür, daß er nicht aufhört, Hirten für seine Kirche bereitzustellen, um sie unbeirrt auf ihrer Erdenpilgerschaft zu führen. Denken wir immer daran, daß für jeden Bischof die Voraussetzung für seinen Dienst die Liebe zu Christus ist, der nichts übergeordnet werden kann. »Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?« Die Frage Jesu an Petrus erklinge immer in unserem Herzen, liebe Brüder, und löse jedes Mal aufs neue und mit Betroffenheit unsere Antwort aus: »Herr, du weißt alles; du weißt, daß ich dich liebhabe«. Aus dieser Liebe entspringt der Sendungsauftrag: »Weide meine Schafe!« (
Jn 21,16 Jn 21,17); eine Sendung, die vor allem im Zeugnis für ihn, den Meister und Herrn, übernommen wird: »Folge mir nach!« (Jn 21,19). Das sei unsere Freude, während es sicher unser Kreuz ist: sanft und leicht, weil es das Kreuz der Liebe ist. Die Jungfrau Maria, Mutter der Hoffnung wache immer über euch und stütze euch, und es begleite euch mein Apostolischer Segen, den ich von Herzen für jeden von euch, für eure Lieben und für alle, die eurem Amt anvertraut sind, erneuere.


Juli 2008


Apostolischer Palast in Castelgandolfo

Samstag, 5. Juli 2008

Liebe Freunde, ich freue mich über diesen Besuch. Er läßt in mir wieder die Erinnerung lebendig werden an den wundervollen Tag, an dem ich in der Alten Kapelle die neue Orgel, die Benedikt-Orgel, einweihen durfte. Es bleibt mir unvergessen, wie wir in diesem Zusammenklang der herrlichen neuen Orgel, des Chores, den Herr Kohlhäufl leitete, und der Schönheit jener leuchtenden Kirche die Freude empfunden haben, die von Gott kommt - nicht bloß einen »Götterfunken«, von dem Schiller spricht, sondern wirklich Glanz aus der Flamme des Heiligen Geistes, der uns innerlich spüren ließ, was wir auch aus dem Johannesevangelium wissen: daß nämlich er selbst die Freude ist. Und diese Freude wurde uns mitgeteilt.


Ich bin froh, daß nun diese Orgel weiterhin dort erklingt und den Menschen hilft, etwas wahrzunehmen von dem Glanz unseres Glaubens, der vom Heiligen Geist selber entzündet ist. Sie erfüllt damit eine evangelisierende Funktion, verkündet das Evangelium auf ihre Weise.

Wir können hier weder eine Orgel noch einen Chor anbieten, aber wir haben die Schönheit dieses »Castello« und die Schönheit des Südens, die sich rundum ausbreitet. Wenn auch die Sonne ihre Wärme im Moment vielleicht etwas zu verschwenderisch mitteilt, bleibt doch das Leuchten des Südens ein kleines Fest, das Ihnen allen sicher schöne Erinnerungen mit nach Hause geben wird.

127 Ich sehe auch, daß wir Geschenke bekommen, und darf gleich schon im voraus Dank aussprechen dafür, daß Sie nicht mit leeren Händen gekommen sind. Ich wünsche Ihnen sehr schöne und erfüllte Tage hier in Rom. Und grüßen Sie dann Regensburg und die Alte Kapelle ganz herzlich von mir! Vielen Dank.



APOSTOLISCHE REISE

VON PAPST BENEDIKT XVI.

NACH SYDNEY (AUSTRALIEN) ANLÄSSLICH DES

XXIII. WELTJUGENDTAGES

(13. - 21. JULI 2008)


INTERVIEW MIT PAPST BENEDIKT XVI. WÄHREND DES FLUGES NACH AUSTRALIEN

Samstag, 12. Juli 2008

P. Lombardi: Eure Heiligkeit, tausend Dank, daß Sie zu Beginn dieser langen Reise hier bei uns sind. Wir bringen Ihnen unsere besten Wünsche zum Ausdruck und fühlen uns wirklich geehrt durch die von Ihnen gezeigte Bereitschaft, auf unsere Fragen zu antworten. Die Fragen, die wir an Sie richten, stammen von den Anwesenden. Ich habe diejenigen gesammelt, die einem breiteren Interesse entsprachen. Wir sind sehr international, wie auf allen Reisen. Wenn möglich, so würden wir Sie bitten, auf englisch auf die beiden Fragen zu antworten, die Ihnen von unseren beiden australischen Kollegen gestellt werden, während wir uns freuen würden, wenn Sie auf die anderen Fragen auch auf italienisch antworten.

Die erste Frage, die wir Ihnen stellen, stammt vom Kollegen Lucio Brunelli von der RAI.
Frage: Eure Heiligkeit, dies ist der zweite Weltjugendtag, der erste, der sozusagen völlig Ihnen gehört. Mit welchen Gefühlen bereiten Sie sich darauf vor, ihn zu erleben, und was ist die Hauptbotschaft, die Sie den Jugendlichen vermitteln wollen? Des weiteren: Sind Sie der Ansicht, daß die Weltjugendtage einen tiefen Einfluß auf das Gastland ausüben? Und schließlich: Denken Sie, daß die Formel dieser Massenversammlungen von Jugendlichen noch aktuell ist?

Benedikt XVI.: Ich gehe mit Gefühlen großer Freude nach Australien. Ich bewahre wunderschöne Erinnerungen an den Weltjugendtag in Köln: er ist nicht einfach ein Massenereignis gewesen, sondern vor allem ein großes Fest des Glaubens, eine menschliche Begegnung der Gemeinschaft in Christus. Wir haben gesehen, daß der Glaube die Grenzen öffnet und wirklich die Fähigkeit besitzt, die verschiedenen Kulturen zu einen, und daß er Freude schafft. Und ich hoffe, daß dies auch in Australien geschieht. Deshalb bin ich voller Freude darüber, viele junge Menschen im Verlangen nach Gott und im Verlangen nach einer wirklich menschlichen Welt vereint zu sehen. Die wesentliche Botschaft wird aus den Worten ersichtlich, die das Motto dieses Weltjugendtages bilden: Wir sprechen vom Heiligen Geist, der uns zu Zeugen Christi macht. Daher möchte ich meine Botschaft gerade auf diese Wirklichkeit des Heiligen Geistes konzentrieren, der sich in verschiedenen Dimensionen offenbart: er ist der in der Schöpfung wirkende Geist. Die Dimension der Schöpfung ist allgegenwärtig, da der Geist Schöpfer ist. Es scheint mir dies ein für unseren aktuellen Augenblick sehr wichtiges Thema zu sein. Aber der Heilige Geist ist es auch, der die Schrift inspiriert: auf unserem Weg können wir im Licht der Schrift zusammen mit dem Heiligen Geist gehen. Der Heilige Geist ist der Geist Christi, so führt er uns in Gemeinschaft mit Christus und offenbart sich schließlich, wie der hl. Paulus sagt, in den Charismen, das heißt in einer großen Zahl unerwarteter Gaben, welche die verschiedenen Zeiten ändern und der Kirche neue Kraft schenken. Und so laden uns diese Dimensionen dazu ein, die Spuren des Geistes zu sehen und den Geist für die anderen sichtbar zu machen. Ein Weltjugendtag ist nicht einfach ein Augenblicksereignis: er wird auf einem langen Weg mit dem Kreuz und der Ikone der Gottesmutter vorbereitet; er ist also sowohl unter einem organisatorischen als auch unter einem geistlichen Gesichtspunkt vorbereitet. Somit bilden diese Tage nur den Höhepunkt eines langen Weges, der ihm vorangeht. Alles ist Frucht eines Weges, eines Miteinander-unterwegs-Seins zu Christus. Der Weltjugendtag bringt dann eine Geschichte hervor, das heißt Freundschaften entstehen, neue Inspirationen kommen auf: so setzt sich der Weltjugendtag fort. Es scheint mir dies sehr wichtig zu sein: nicht nur drei, vier Tage im Blick zu haben, sondern den ganzen Weg, der vorhergeht und dann nachfolgt. In diesem Sinn, so scheint es mir, ist der Weltjugendtag - wenigstens für die nächste Zukunft - eine gültige Formel, die uns auf das Verständnis vorbereitet, daß wir von verschiedenen Gesichtspunkten und verschiedenen Teilen der Erde aus vorwärts gehen zu Christus und zur Gemeinschaft. Wir lernen so ein neues Miteinandergehen. In diesem Sinn hoffe ich, daß dies auch eine Formel für die Zukunft ist.

Pater Lombardi: Danke, Eure Heiligkeit. Die zweite Frage ist von Paul John Kelly, Journalist bei »The Australian«, einer der großen Tageszeitungen Australiens.
Frage: Heiliger Vater, ich möchte meine Frage auf englisch stellen: Australien ist ein sehr säkulares Land mit geringer Teilnahme an der religiösen Praxis und weitgehender religiöser Indifferenz. Ich möchte fragen, ob Sie hinsichtlich der Zukunft der Kirche in Australien optimistisch oder aber besorgt und alarmiert darüber sind, daß die australische Kirche dem europäischen Weg des Niedergangs folgen wird. Welche Botschaft würden Sie an Australien richten, um seine religiöse Indifferenz zu überwinden?

Benedikt XVI.: Ich werde mein Bestes auf englisch tun, aber ich bitte um Verzeihung für meine Unsicherheiten in dieser Sprache. Ich denke, daß Australien in seiner gegenwärtigen historischen Konfiguration ein Teil der »westlichen Welt« ist, wirtschaftlich wie politisch, und so ist es klar, daß auch Australien die Erfolge und die Probleme des Westens teilt. Der Westen hatte in den vergangenen 50 Jahren große Erfolge zu verzeichnen: wirtschaftliche Erfolge, technische Erfolge; nun befindet sich die Religion - der christliche Glaube - in gewissem Sinn in einer Krise. Dies ist offensichtlich, da der Eindruck gegeben ist, daß wir Gott nicht brauchen, daß wir alles alleine tun können, daß wir Gott nicht für unser Glück und zum Aufbau einer besseren Welt brauchen, daß Gott nicht notwendig ist und wir alles aus uns heraus tun können. Auf der anderen Seite sehen wir, daß die Religion immer in der Welt gegenwärtig ist und immer gegenwärtig sein wird, da Gott in den Herzen der Menschen ist und nie verlorengehen kann. Wir sehen, wie die Religion eine wahre Kraft in dieser Welt und in den Nationen ist. Ich würde nicht einfach von einem Niedergang der Religion in Europa sprechen: gewiß, es gibt da eine Krise, was nicht so sehr in Amerika der Fall ist, selbst wenn sie auch dort gegeben ist, und in Australien.

Anderseits jedoch stehen wir vor einer Präsenz des Glaubens in neuen Formen und auf neuen Wegen; vielleicht handelt es sich dabei um eine Minderheit, aber wie dem auch sei: er ist gegenwärtig und sichtbar für die Gesellschaft. Und jetzt, in diesem historischen Augenblick, beginnen wir zu erkennen, daß wir Gott brauchen. Wir können so viele Dinge tun. Aber wir können nicht unser Klima schaffen. Wir dachten, daß wir es tun könnten, aber wir können es nicht. Wir brauchen das Geschenk der Erde, das Geschenk des Wassers, wir brauchen den Schöpfer; der Schöpfer erscheint erneut in seiner Schöpfung. Und so begreifen wir, daß wir nicht wirklich glücklich sein können, daß wir nicht wirklich die Gerechtigkeit für die ganze Welt fördern können ohne ein Kriterium, das in unserem Denken Berücksichtigung findet, ohne einen Gott, der gerecht ist und uns das Licht und das Leben schenkt. So meine ich, daß es in der »westlichen Welt« in einem gewissen Sinne sehr wohl eine Glaubenskrise gibt; wir werden jedoch immer ebenso ein Wiederaufleben des Glaubens feststellen können, da der christliche Glaube einfach die Wahrheit ist, und die Wahrheit wird immer in der Welt der Menschen gegenwärtig sein, und Gott wird immer die Wahrheit sein. In diesem Sinne bin ich also durchaus optimistisch.

Pater Lombardi: Danke, Heiliger Vater. Die nächste Frage ist von Auskar Surbakti, SBS, australisches Fernsehen.


ANSPRACHE 2008 Januar 2008 123