ANSPRACHE 2008 Januar 2008 219

AN DEN NEUEN BOTSCHAFTER VON LUXEMBURG BEIM HL. STUHL, PAUL DÜHR

Donnerstag, 18. Dezember 2008

220 Herr Botschafter!

Mit Freude empfange ich Eure Exzellenz zu dieser feierlichen Amtshandlung aus Anlaß der Überreichung des Beglaubigungsschreibens, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter des Großherzogtums Luxemburg beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen, Herr Botschafter, für die freundlichen Worte, die Sie an mich gerichtet haben, und bitte Sie, Seiner Königlichen Hoheit Großherzog Henri meine herzlichen Wünsche für seine Person und die großherzogliche Familie zu übermitteln sowie auch für die Zufriedenheit und das Wohlergehen der Bevölkerung Luxemburgs. Ich bitte Gott, die Anstrengungen und Initiativen all derer, die für das Gemeinwohl Sorge tragen, zu unterstützen.

In diesen letzten Tagen des Jahres gehen auch die Feierlichkeiten zu Ende, die den 1350. Jahrestag der Geburt des hl. Willibrord, des zweiten Schutzheiligen Ihrer Nation, begleitet haben. Mitten in den größten politischen Wechselfällen war er ein unermüdlicher Missionar und insbesondere durch ihn wurde der Samen des Evangeliums in die Erde Ihres Landes gelegt, ist gewachsen, hat Frucht gebracht und dessen Geschichte tief geprägt. Auch heute nimmt die katholische Gemeinschaft aktiv am sozialen und politischen Leben Ihrer Nation teil, indem sie einen für das Wohlergehen der gesamten Bevölkerung nützlichen Beitrag zu leisten und wirksam zur Lösung der Probleme beizutragen sucht, die das Leben der Menschen belasten.

Insbesondere besteht die allen gemeinsame dringende Pflicht, die Würde des Menschen vor den Angriffen zu schützen, denen er in Situationen der Armut ausgesetzt ist, die selbst in den am weitesten entwickelten Nationen wie der Ihrigen existieren. Diese Aufmerksamkeit muß sich auf verschiedenen Ebenen auswirken: durch eine Aktivität aus der Nähe, aber auch auf nationaler Ebene, ohne die internationale Zusammenarbeit zu vergessen. Die gegenwärtige Finanzkrise, die so viel Besorgnis hervorruft, möge Ihr Land nicht vom Einsatz abhalten, den es für Solidarität und Entwicklungshilfe gewährt. Ich wünsche, daß Ihr Land ebenso bei den anderen entwickelten Ländern, mit denen es enge Beziehungen unterhält, erneut zu bekräftigen weiß, daß die reichen Länder ihre Pflichten nicht vergessen dürfen und dies in erster Linie gegenüber dem Schicksal der ärmsten Völker. Der Wohlstand, dessen sich Ihr Land glücklicherweise erfreut, verpflichtet es zur Vorbildlichkeit.

Der ökonomische Kontext lädt paradoxerweise dazu ein, den wahren Schatz des Lebens zu suchen und aufmerksam die Gleichgewichte zu beachten, die ein harmonisches soziales Leben ermöglichen. Zu all den Elementen, die dazu beitragen, gehört zweifellos die Respektierung des Sonntags. Über seine religiöse Bedeutung hinaus erinnert die Einzigartigkeit dieses Tages jeden Bürger an seine hohe Würde und daran, daß seine schwere Arbeit kein Sklavendienst ist. Dieser Tag ist allen geschenkt, damit der Mensch nicht nur auf seine Arbeits- oder Kaufkraft reduziert wird, sondern ausruhen und den höchsten Wirklichkeiten des menschlichen Lebens Zeit widmen kann: dem Familienleben, den uneigennützigen Begegnungen mit den anderen, den geistigen Aktivitäten und dem Gottesdienst. Es ist wichtig, in einem eitlen und gefährlichen Jagen nach Profit nicht dasjenige zu vergessen, was nicht nur ein sozialer Gewinn ist, sondern vor allem das Kennzeichen einer tiefen humanistischen Weisheit.

Ich möchte auch die Gelegenheit unserer Begegnung nutzen, Herr Botschafter, um meiner lebhaften Sorge in bezug auf den Gesetzestext über Euthanasie und Beihilfe zum Selbstmord Ausdruck zu verleihen, der gegenwärtig im Parlament debattiert wird. Dieser Text legitimiert konkret die Möglichkeit, dem Leben ein Ende zu setzen. Im übrigen wird er in widersprüchlicher Weise begleitet von einem anderen Projekt, das gute Gesetzesbestimmungen zur Entwicklung der Palliativpflege enthält, um die Schmerzen in der Endphase der Krankheit erträglicher zu machen und eine angemessene menschliche Begleitung des Patienten zu fördern. Die politisch Verantwortlichen, deren ernste Pflicht es ist, dem Wohl des Menschen zu dienen, wie auch die Ärzte und Familien müssen alle daran denken, daß »die willentliche Entscheidung, einen unschuldigen Menschen seines Lebens zu berauben, vom moralischen Standpunkt her immer schändlich ist und niemals … gestattet werden kann« (Evangelium vitae
EV 57). In Wahrheit gehen Liebe und echtes Mitleid einen anderen Weg. Die Bitte, die in der äußersten Konfrontation mit dem Leiden und dem Tod im Herzen des Menschen aufsteigt - besonders dann, wenn er versucht ist, der Verzweiflung nachzugeben, und er so verwirrt ist, daß er nicht mehr leben möchte -, ist vor allem eine Bitte um Begleitung und ein Aufruf zu mehr Solidarität und Unterstützung in der Prüfung. Diese Bitte mag anspruchsvoll erscheinen, aber sie allein ist des Menschen würdig und führt zu neuerer und tieferer Solidarität, die letztlich die familiären und sozialen Bande bereichert und stärkt. Auf diesem Weg einer größeren Menschlichkeit sind alle Menschen guten Willens zur Zusammenarbeit aufgerufen, und die Kirche will ihrerseits entschieden all ihre Ressourcen der Aufmerksamkeit und des Dienstes einsetzen. In der Treue zu den christlichen und humanistischen Wurzeln seiner Nation und in der beständigen Sorge, das Gemeinwohl zu fördern, möge es dem luxemburgischen Volk in allen seinen Teilen immer ein Anliegen sein, die Größe und Unantastbarkeit des menschlichen Lebens zu bekräftigen!

Mit Freude grüße ich durch Ihre Vermittlung, Herr Botschafter, den Erzbischof von Luxemburg, Fernand Franck, die Priester, Diakone und alle Gläubigen, die die katholische Gemeinschaft des Großherzogtums bilden.

Wie ich bereits betont habe, weiß ich, daß ihnen die Sorge am Herzen liegt, zusammen mit allen Bürgern ein soziales Leben aufzubauen, wo jeder den Weg der persönlichen und gemeinschaftlichen Entfaltung finden kann. Gott stärke diese guten Vorsätze!

Während Sie, Exzellenz, offiziell Ihr Amt beim Heiligen Stuhl antreten, bringe ich meine besten Wünsche für ein gutes Gelingen Ihrer Mission zum Ausdruck. Seien Sie versichert, Herr Botschafter, daß Sie bei meinen Mitarbeitern immer von Herzen Aufmerksamkeit und Verständnis finden werden. Indem ich die Fürsprache der Jungfrau Maria und des hl. Willibrord anrufe, bitte ich den Herrn um seinen Segen in Fülle für Sie persönlich, für Ihre Familie und Ihre Mitarbeiter wie auch für die leitenden Persönlichkeiten und das luxemburgische Volk. AN HERRN RAJAONARIVONY NARISOA,

NEUER BOTSCHAFTER DER REPUBLIK MADAGASKAR BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 18. Dezember 2008


Herr Botschafter!

221 Mit Freude empfange ich Sie heute, Exzellenz, und heiße Sie willkommen zur Überreichung Ihres Akkreditierungsschreibens als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Madagaskar beim Heiligen Stuhl. Würden Sie Seiner Exzellenz Herrn Marc Ravalomanana, Präsident der Republik, für seine freundlichen Wünsche danken, und im Gegenzug bitte ich Sie, ihm meine ergebenen Wünsche für ihn persönlich und für sein hohes Amt im Dienst seiner Mitbürger zu übermitteln. Ich möchte durch Sie auch das ganze liebe madagassische Volk grüßen.

Ich habe die freundlichen Worte, die Sie, Herr Botschafter, an mich gerichtet haben, wertgeschätzt und danke Ihnen dafür. Die »Große Insel« ist dieses Jahr von schweren Naturkatastrophen nicht verschont geblieben. Wirbelstürme haben zahlreiche Wohnhäuser, Brücken und Straßen zerstört, und die Reisfelder und Viehherden haben schwere Schäden erlitten.

Menschen sind gestorben, andere wurden verletzt und wieder andere haben ihr Hab und Gut verloren. Ich möchte das ganze madagassische Volk meiner Nähe im Geist und im Gebet versichern. Gott habe in seiner Güte Erbarmen mit seinem Volk und höre die Stimme derer, die ihn rufen (vgl.
Ps 5,3) und seine Hilfe erflehen! Und mit dem Psalmisten sage ich: »Herr, steh auf, Gott, erheb deine Hand, vergiß die Gebeugten nicht!« (Ps 10,12). In diesem Zusammenhang ist es erfreulich, daß der Preis für Solidarität und Entwicklung 2008 der Stiftung »San Matteo« zum Gedenken an Kardinal François-Xavier Van Thuân am vergangenen 13. November aus Anlaß des 60. Jahrestages der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte dem Projekt »Akamasoa« für Wohnungen für Obdachlose in Antananarivo zuerkannt wurde.

Vor zwei Jahren - 2006 - hatte der Präsident der Republik den »Madagascar Action Plan« (MAP) und den Plan »Fihavanana« (Solidarische Brüderlichkeit) vorgestellt und umzusetzen begonnen, Projekte, die dazu bestimmt sind, die Entwicklung des Landes, vor allem in den ländlichen Gebieten, voranzubringen, Straßen zu bauen und die Natur zu schützen sowie die soziale Eintracht und den Frieden zu fördern. Gefördert werden auch die Errichtung von Schulen, Maßnahmen zur Senkung der Kindersterblichkeit und der Kampf gegen die großen Pandemien. Ich wünsche mir für Madagaskar, daß diese Vorhaben und ihre Verwirklichung neuerlich die Gunst der internationalen Gemeinschaft finden, die weiterhin ihre große Freigebigkeit beweisen und es vermeiden wird, die Finanzkrise, die die Weltwirtschaft und die Wirtschaft der Nationalstaaten erschüttert, vorzuschieben, um ihre Hilfen zu kürzen oder einzustellen.

Im Juli nächsten Jahres wird Ihr Land, Exzellenz, Gastgeber des Gipfeltreffens der Afrikanischen Union sein, und im darauffolgenden Jahr wird es den »Gipfel der Frankophonie« aufnehmen. Diese beiden Ereignisse werden die internationale Aufmerksamkeit auf Madagaskar lenken und dem Land die Möglichkeit geben, für die Eintracht unter den Völkern und für den Frieden vor allem auf dem afrikanischen Kontinent zu arbeiten, der von unzähligen internen und zwischenstaatlichen Konflikten und menschlichen Dramen gequält wird, die eine Bevölkerung heimsuchen, die schutzlos und allzu oft gezwungen ist, um ihr menschliches und materielles Überleben zu kämpfen. Diese internationalen Begegnungen, zu denen ermutigt werden soll, fördern nicht nur den Dialog zwischen den verschiedenen Partnern, sondern sie öffnen die Türen auch und vor allem verschiedenen Formen der Zusammenarbeit, die in aller Würde den wechselseitigen Austausch von Gütern und Werten ermöglichen, die die jeweiligen Bevölkerungen bereichern und nach und nach das zwischen dem Norden und dem Süden unseres Planeten bestehende sozio-ökonomische Ungleichgewicht verringern werden. Wenn diese Güter und diese Werte gemäß dem Plan des Herrn voll eingesetzt werden, wird die ganze Menschheit gestärkt daraus hervorgehen. Nicht zuletzt werden diese internationalen Begegnungen die Welt wissen lassen, daß Madagaskar - wie schon mein verehrter Vorgänger dem damaligen madagassischen Botschafter, Ihrem Vorgänger, sagte - den Wunsch hat, sich »immer stärker auf dem Weg der guten Staatsführung und der Achtung der Menschenrechte« zu engagieren (Ansprache vom 13. Dezember 2002), unter anderem durch den Kampf gegen die heimtückische Gewalt der Korruption und gegen das Gefälle zwischen Reichen und Armen sowie durch die zunehmende Förderung der edlen traditionellen Werte Ihres Landes.

Wie Sie, Herr Botschafter, wissen, möchte die katholische Kirche ihren Beitrag dazu leisten. Sie ist in Madagaskar seit Jahrhunderten anwesend, und sie ist mehrheitlich madagassisch. Die madagassischen Katholiken, Laien und Mitglieder der kirchlichen Hierarchie, teilen die Leiden und Hoffnungen der Bevölkerung. Je nach ihren Mitteln und Möglichkeiten arbeiten sie mit am Gemeinwohl und an der Entwicklung des madagassischen Volkes. Sie möchten zum Aufbau einer Gesellschaft beitragen, die auf Gerechtigkeit und Frieden gegründet ist. Ihre Absicht ist es, der Kirche und dem Volk, dessen Kinder sie in ihrer Nation sind, bestmöglich zu dienen.

Sie interessieren sich daher für das gesamte nationale Leben und für die Gesetze, die es regeln, sowie für die Gesetzesvorlagen, die das Alltagsleben der Bürger verbessern sollten. Die lange und reiche kirchliche Tradition ist eine positive Hilfe beim langsamen Aufbau der Nation. Die Kirche versucht aber nicht, in einen Bereich einzugreifen, der nicht der ihre ist und streng politischen Charakter hat; sie will sich einfach kraft ihres eigenen Wesens am Aufbau und an der Festigung des nationalen Lebens beteiligen.

Ich bitte Sie auch, Herr Botschafter, meine Grüße an die katholische Gemeinschaft Ihres Landes weiterzugeben. Sie nimmt an Entwicklung und Wachstum der ganzen Nation teil, und Sie wissen um deren Rolle in den Bereichen Erziehung und Gesundheit, vor allem für die bedürftigsten Menschen, deren Not sie zu lindern versucht. Die Kirche hat dem Land große Gestalten geschenkt, die sich durch ihre Nächstenliebe und ihre Liebe zu Madagaskar ausgezeichnet haben. Ich denke besonders an die sel. Victoire Rasoamanarivo und an den ehrwürdigen Bruder Raphaël-Louis Rafiringa, dessen Seligsprechungsprozeß Fortschritte macht. Ich bin sicher, daß die jungen Generationen in ihnen stets zeitgemäße Vorbilder zur Nachfolge und Nachahmung finden werden.

Während Sie Ihr Amt als Vertreter beim Heiligen Stuhl offiziell antreten, spreche ich Ihnen, Herr Botschafter, meine herzlichen Wünsche für die erfolgreiche Wahrnehmung Ihrer vornehmen Aufgabe aus und möchte Ihnen versichern, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets gute Aufnahme und aufmerksames Verständnis finden werden, damit die zwischen der Republik Madagaskar und dem Heiligen Stuhl bestehenden harmonischen Beziehungen weitergeführt werden und sich vertiefen können.

Auf Sie, Exzellenz, auf Ihre Familie und auf Ihre Mitarbeiter sowie auf die Verantwortlichen der Nation und auf das ganze madagassische Volk rufe ich aus ganzem Herzen die Fülle des Segens Gottes herab.

AN HERRN OSCAR AYUSO, NEUER BOTSCHAFTER VON BELIZE BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 18. Dezember 2008


Exzellenz!

222 Ich freue mich, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Schreiben entgegenzunehmen, durch das Sie als Botschafter und bevollmächtigter Vertreter von Belize beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die freundlichen Grüße, die Sie mir von Ihrem Generalgouverneur und Ihrem Premierminister überbracht haben und bitte Sie, auch meine herzlichen Grüße und guten Wünsche zu übermitteln sowie sie meiner Gebete für sie und ihre Mitbürger zu versichern.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre freundliche Erwähnung des Beitrags, den die Kirche vor allem durch ihr etabliertes Erziehungs- und Sozialapostolat zur Entwicklung Ihres Landes geleistet hat. Eine Geschichte fruchtbarer Zusammenarbeit mit den Zivilbehörden und respektvoller Beziehungen zu den anderen religiösen Gruppen hat der Kirche in der Tat ermöglicht, ihren religiösen und kulturellen Auftrag in Belize unbehindert auszuführen. Die Unterstützung, die der Staat den katholischen Schulen und der religiösen Erziehung der jungen Menschen traditionellerweise gewährt, ist nicht nur der Kirche zugute gekommen, sondern hat auch dazu beigetragen, die Struktur der Gesellschaft als ganzer zu stärken.

Jungen Menschen steht überall das Recht auf eine gesunde Erziehung zu, die es ihnen erlaubt, die geistigen, humanen und religiösen Dimensionen des Lebens zu einer kohärenten Synthese zu verbinden (vgl. Gravissimum educationis
GE 1). Die Einwohner von Belize sind zu Recht stolz auf ihre reiche Geschichte, die Vielfältigkeit ihrer kulturellen und religiösen Traditionen und den Geist der gegenseitigen Achtung und Zusammenarbeit, der seit langem die Beziehungen zwischen den verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft kennzeichnet. Dieses eindrucksvolle Vermächtnis kann nicht als selbstverständlich betrachtet werden, sondern bedarf immer neuer Aneignung und muß der jüngeren Generation auf jeder Ebene der Erziehung und des Gemeinschaftslebens bewußt weitergereicht werden.

Diese Aufgabe ist heute besonders dringend, da die Werte, die das Leben des Landes und die Identität von Belize geprägt haben, durch den Import gewisser kultureller Muster herausgefordert werden, die auf tragische Weise die Kraft und die Gaben schwächen, die die jungen Menschen in die Gesellschaft einbringen: ihren Idealismus, ihre Hochherzigkeit, ihre Freude, ihre Hoffnung und ihren Enthusiasmus. Ein Klima des Zynismus und der Entfremdung unterstützt die Ausbreitung einer Gegenkultur der Gewalt und der Wirklichkeitsflucht sowie die Suche nach falschen Utopien durch Alkohol- und Drogenmißbrauch.

Letztere Erscheinung, die sich für so viele Leben und Hoffnungen als zerstörerisch erwiesen hat, ist eine Quelle besonderer Besorgnis für alle, die sich um das Wohl nicht nur der Jugendlichen, sondern der Gesellschaft als ganzer kümmern. Die Kirche möchte ihrerseits dabei helfen, diesen Herausforderungen zu begegnen, indem sie den jungen Menschen beisteht, im Licht des Evangeliums die immerwährenden Wahrheiten zu entdecken, die die Grundlage eines wirklich erfüllten Lebens und die Basis einer friedlichen und menschlichen sozialen Gemeinschaft sind. Wesentlich für die Zukunft jeder Gesellschaft sind ihre Familien.

In meiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2008 habe ich die besondere Rolle der Familie als »Fundament der Gesellschaft« und als »die erste und unersetzliche Erzieherin zum Frieden« herausgestellt (Nr. 3). Starke Familien waren lange ein Kennzeichen des Lebens in Ihrem Land, und die katholische Gemeinschaft in Belize bemüht sich, mit allen Menschen guten Willens zusammenzuarbeiten, um den wachsenden Bedrohungen der Einrichtungen von Ehe und Familie verantwortlich zu begegnen, besonders durch die Aufrechterhaltung des Wesens der Ehe auf der Grundlage einer lebenslangen Vereinigung von Mann und Frau, durch den Schutz der besonderen Rechte der Familie und durch die Achtung der unverletzlichen Würde des menschlichen Lebens, vom Moment der Empfängnis bis zum natürlichen Tod.

Dieses Zeugnis, das darauf abzielt, die öffentliche Meinung zu informieren und eine weise sowie weitsichtige Familienpolitik zu fördern, soll zum Allgemeinwohl beitragen, indem es eine Einrichtung verteidigt, die »eine wesentliche Quelle im Dienst des Friedens« (vgl. ebd., Nr. 5) und des sozialen Fortschritts war und immer noch ist.

Innerhalb der internationalen Gemeinschaft hat Ihr Land versucht, seine Verbindungen mit anderen Ländern zu konsolidieren und sich an den Programmen der internationalen Zusammenarbeit zu beteiligen. Auf der Grundlage seiner vergangenen Geschichte, seiner relativ kurzen Erfahrung der Unabhängigkeit und der Stabilität seines politischen Lebens kann Belize nicht nur innerhalb der Karibik oder Zentralamerikas, sondern auch den jungen Demokratien in anderen Teilen der Welt als eine Ermutigung und als Bezugspunkt gelten. Durch solche Solidarität können die Menschen guten Willens ihre Bemühungen vereinen, eine soziale Ordnung zu schaffen, die die Werte des Friedens, des respektvollen Dialogs und der Zusammenarbeit im Dienste des Gemeinwohls, den Schutz der Menschenwürde und die Förderung einer wirksamen Sorge für die Armen und Benachteiligten umfaßt.

Mit diesen Gedanken, Herr Botschafter, entbiete ich Ihnen nun meine guten Segenswünsche für die Mission, die Sie im Dienste Ihres Landes durchführen, und versichere Sie der Bereitschaft der verschiedenen Ämter des Heiligen Stuhls, Ihnen bei der Erfüllung Ihrer Aufgabe beizustehen. Ich bin zuversichtlich, daß Ihre Repräsentanz helfen wird, die guten Beziehungen, die zwischen dem Heiligen Stuhl und Belize bestehen, zu stärken. Für Sie und Ihre Familie sowie für alle lieben Menschen Ihres Landes erbitte ich von Herzen Gottes Segen, Freude und des Frieden.

AN FRAURAFIÂA LIMAM BAOUENDI, NEUE BOTSCHAFTERIN TUNESIENS BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 18. Dezember 2008


Frau Botschafter!

223 Mit Freude empfange ich Sie zur Überreichung Ihres Akkreditierungsschreibens als außerordentliche und bevollmächtigte Botschafterin Tunesiens beim Heiligen Stuhl. Ich danke Ihnen für die freundlichen Worte, die Sie an mich gerichtet haben, sowie für die Grüße Seiner Exzellenz Herrn Zine El Abidine Ben Ali, Präsident der Republik. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihm meinen Dank sowie meine herzlichen Wünsche für ihn persönlich sowie für das ganze tunesische Volk übermitteln wollten.

Der wirtschaftliche und soziale Fortschritt ist eine Notwendigkeit, um jedem einzelnen und jeder Familie zu ermöglichen, jenen Wohlstand zu genießen, der für ihre volle Entwicklung unabdingbar ist. Ich freue mich daher zu erfahren, daß Ihr Land im Laufe der letzten Jahre in diesen Bereichen einen spürbaren Fortschritt gemacht hat. In der schwierigen wirtschaftlichen Situation, welche die Welt derzeit erlebt, muß sowohl innerhalb jedes Landes wie auch zwischen den Nationen eine echte Solidarität Einzug halten, damit die Ärmsten nicht noch stärker benachteiligt werden. In der Tat ist ein Wirtschaftswachstum auf Kosten der Menschen und ganzer Völker und Gesellschaftsgruppen, die zu Armut und Ausgrenzung verdammt werden, nicht akzeptabel (vgl. Kompendium der Soziallehre der Kirche, 332).

Im übrigen muß der wirtschaftliche Fortschritt mit der Entwicklung der menschlichen und geistlichen Formung der Personen einhergehen. Das Leben des Menschen kann nämlich nicht auf eine materielle Dimension reduziert werden. Ich begrüße die Anstrengungen, die von Tunesien für die Erziehung der Jugend unternommen werden.

Angesichts der Schwierigkeiten und Unsicherheiten des Lebens oder auch angesichts einer gewissen Verdunkelung der Bezugspunkte, die dem Dasein Sinn geben, ist es notwendig, daß die jungen Generationen eine solide Erziehung erhalten, die ihnen helfen soll, sich den raschen Veränderungen der Gesellschaften zu stellen. Eine besondere Beachtung der kulturellen und religiösen Verschiedenheiten wird es ihnen ermöglichen, sich besser in eine Welt einzufügen, die immer mehr von einer Vermischung der Kulturen und Religionen gekennzeichnet ist, und so zum Aufbau einer brüderlicheren und solidarischeren Welt beizutragen.

Der Dialog zwischen den Kulturen und den Religionen ist in unseren Tagen tatsächlich eine unumgängliche Notwendigkeit, um gemeinsam für den Frieden und die Stabilität der Welt tätig zu sein sowie die aufrichtige Achtung des Menschen und seiner Grundrechte fördern zu können. Im übrigen bilden die Anerkennung der zentralen Stellung der Person und die Würde jedes Menschen sowie die Achtung vor dem Leben, das ein Gottesgeschenk und daher heilig ist, eine gemeinsame Grundlage, um eine harmonischere und für die anerkannten Unterschiede empfängliche Welt zu errichten. Der Aufbau einer Gesellschaft, in der jeder in seiner Würde anerkannt wird, schließt auch die Respektierung der Gewissens- und der Religionsfreiheit für jeden ein. Denn die Bekundung aufrichtiger religiöser Überzeugungen ist die wahrhaftigste Äußerung der menschlichen Freiheit.

Die Stellung, die Tunesien im Maghreb einnimmt, ist eine Aufforderung an das Land, auf internationaler Ebene, besonders im Mittelmeerraum und in Afrika, eine wichtige Rolle zu spielen. Die Aufnahme guter nachbarschaftlicher Beziehungen zwischen den Nationen kann nur zu einer klareren Bewußtwerdung der gemeinsamen Zugehörigkeit zu der einen Menschheitsfamilie beitragen. Daher gilt es, zur Zusammenarbeit und zum Austausch zwischen den Nationen nicht nur deshalb zu ermutigen, um für alle das Recht auf Entwicklung zu gewährleisten, sondern auch um eine echte Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern zu errichten, die berufen sind, eine große Familie zu bilden.

Dafür muß sich das soziale Leben über die enge Logik von Handelsbeziehungen hinaus auf die solide Grundlage gemeinsamer geistig-geistlicher und ethischer Werte stützen, um den Erfordernissen des Gemeinwohls zu entsprechen und die Rechte der Schwächsten zu schützen.

Frau Botschafter,

die katholische Kirche bringt ihre Präsenz in der tunesischen Gesellschaft vor allem durch ihre Erziehungseinrichtungen oder auch im Bereich des Gesundheitswesens oder der Betreuung behinderter Menschen zum Ausdruck. Durch ihr Engagement im Dienst der Bevölkerung ohne Unterschied der Herkunft oder der Religion will sie auf ihre Weise zum Gemeinwohl beitragen. Die Achtung und das Wohlwollen, die gegenüber diesen kirchlichen Einrichtungen bekundet werden, sind ein Zeichen des Vertrauens, das sie von seiten der Behörden und der Bevölkerung genießen. Darüber kann ich mich nur freuen.

Die katholische Gemeinde Tunesiens - ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sie herzlich von mir grüßen wollten - knüpft nämlich, wie Sie wissen, an eine alte Tradition an, die das kulturelle und geistliche Leben Ihres Landes geprägt hat. Heilige Männer und Frauen wie Cyprian, Perpetua und Felicitas und viele andere haben dort bis zur Hingabe ihres Lebens Zeugnis von dem einen Gott gegeben. Ich lade daher die Katholiken ein, in tiefer Gemeinschaft mit ihrem Bischof nach dem Vorbild ihrer Väter im Glauben in ihrer Umgebung inbrünstig die Liebe Gottes, die sie beseelt, zu bekunden und strahlende Zeugen der Hoffnung zu sein, die sie in sich tragen.

Da Sie, Frau Botschafter, nun Ihre Mission beim Heiligen Stuhl antreten, spreche ich Ihnen meine herzlichen Wünsche für deren gute Erfüllung aus, damit die harmonischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Tunesien weitergehen und sich entwickeln, und versichere Ihnen, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets aufmerksame Aufnahme finden werden.

Auf Eure Exzellenz, auf Ihre Familie und Ihre Mitarbeiter sowie auf die Verantwortlichen und alle Bewohner Tunesiens rufe ich von Herzen die Fülle der Segnungen des Allmächtigen herab.

AN HERRN AMANZHOL ZHANKULIYEV, NEUER BOTSCHAFTER VON KASACHSTAN BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 18. Dezember 2008

224

Herr Botschafter!

Mit Freude empfange ich Eure Exzellenz im Vatikan zur Überreichung des Schreibens, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Kasachstan beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden, und danke Ihnen herzlich dafür, daß Sie mir die höfliche Botschaft Seiner Exzellenz Herrn Nurseltan Nazarbayev, Präsident der Republik, überbracht haben.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihm im Gegenzug meine besten Wünsche für ihn persönlich sowie für die Verantwortlichen des zivilen und religiösen Lebens und für das ganze kasachische Volk übermitteln.

Die geographische Lage Kasachstans stellt es zu großen geopolitischen Räumen in Verbindung: Europa, Rußland, China und zu mehrheitlich muslimischen Ländern. Seine vielfältige Bevölkerung umfaßt Völker sehr verschiedener Sprachen und kultureller Traditionen. Diese beiden Elemente sind zusammen mit den natürlichen Reichtümern, die Ihr Land besitzt, ein Geschenk Gottes, das es gut zu verwalten gilt. Dieses Geschenk bietet große Möglichkeiten und eröffnet Perspektiven, die die Zukunft des Menschen betreffen und zur Bestätigung seiner Würde beitragen können. Ihr Präsident wollte aus Ihrem Land einen Ort der Begegnung und des Dialogs machen, eine Art Versuchslabor, wo man unter Respektierung der kulturellen und religiösen Verschiedenheit miteinander zu leben versucht, einen Raum, der den anderen Völkern und Nationen zeigen könnte, daß es den Menschen möglich ist, würdig und in Frieden zu leben und den Glauben und die Eigenart eines jeden zu achten. Ich kann all diese Initiativen, die sowohl innerhalb wie außerhalb Ihrer Grenzen für den Dialog zwischen den Menschen, zwischen den Kulturen und zwischen den Religionen ergriffen werden, nur nachdrücklich unterstützen. Die Welt dürstet nach Frieden, und Gott wünscht, daß der Friede wächst und sich harmonisch entfaltet. In diesem Sinn begrüße ich die von Ihrem Land eingeschlagenen mutigen und offenen Wege des Dialogs, die in Ihrer Nation selbst Früchte tragen und die Stabilität in der Region konsolidieren werden.

Sie, Herr Botschafter, wissen um die positive Rolle, die die Religionen in der Gesellschaft spielen können, wenn sie einander achten und für gemeinsame Ziele zusammenarbeiten. Die Gewährleistung der vollen Religionsfreiheit fällt sicher in die Zuständigkeit des Staates; aber es muß auch sein Anliegen sein, den religiösen Bereich achten zu lernen, indem er vermeidet, sich in den Glaubensbereich und in das Gewissen des Bürgers einzumischen. Für jeden Staat besteht die große Versuchung, die genaue Bestimmung der politischen und religiösen Einflußbereiche unklar zu lassen; auf diese Weise läuft er Gefahr, nicht zu erkennen, was nicht in seine Zuständigkeit fällt. Jeder Staat ist daher aufgerufen, wachsam zu bleiben, um die negativen Auswirkungen der Einmischung in den religiösen Bereich und dessen mißbräuchliche Verwendung zu verhüten sowie die religiöse Sphäre des Einzelnen zu respektieren, der lediglich verlangt, sich einfach und frei äußern zu können. Mit Aufmerksamkeit beobachten viele Kasachstan und die neue Art und Weise, wie das Land die Beziehungen zwischen dem Religiösen und dem Staatlichen regelt, um daraus zu lernen. Das ist eine einzigartige Gelegenheit, die sich Ihrem Land bietet, die bestmöglich ergriffen und nicht versäumt werden darf. Der Heilige Stuhl unterstützt alle Initiativen und Aktivitäten zugunsten des Friedens und der Freundschaft zwischen den Nationen, denn sie fördern die gegenseitige

Die von Gott heilig und edel gewollte menschliche Natur ist nicht gegen Herausforderungen gefeit, und das Herz des Menschen ist mit seinem Egoismus und seiner Lüge behaftet und zeigt wenig Neigung zu Solidarität und Mitleid. Die verschiedenen religiösen Traditionen, die in Ihrer Nation zusammenleben, werden positive Orientierungen vorschlagen können, um zu deren Aufbau und Entwicklung auf gelungene Weise beizutragen. Sie werden nicht versäumen, ihren Gläubigen dabei zu helfen, sich nach dem Willen Gottes zu richten und für das Gemeinwohl zu arbeiten. Die Solidarität ist in den zwischenmenschlichen und in den Beziehungen zwischen den Staaten wichtig. Ihr Land, das der Allmächtige mit menschlichen und natürlichen Reichtümern ausgestattet hat, wird Wege finden, um seinen Mitbürgern und den Nationen, die weniger gut ausgestattet sind und daher noch verschiedene Hilfen brauchen, diesen Reichtum vorteilhaft zugute kommen zu lassen. Vordringlich wird die gerechte Güterverteilung nicht nur deshalb, weil sie die politische Stabilität auf nationaler und internationaler Ebene fördert, sondern auch weil sie dem göttlichen Willen entspricht, die Menschen als Brüder und Schwestern zu erschaffen.

Die katholische Gemeinde, die ich Sie, Herr Botschafter, bitte, in meinem Namen zu grüßen, ist in Ihrem Land seit langem präsent und hat viele historische Wechselfälle durchgemacht. Sie ist treu geblieben dank der Opferbereitschaft ihrer Priester, Ordensleute und Laien und dank der Flamme des Glaubens, die im Herzen der Gläubigen nicht verloschen ist (vgl. Ansprache beim »Ad-limina«-Besuch der Bischöfe Zentralasiens, 2. Oktober 2008). Die kasachischen Katholiken möchten ihren Glauben aufrichtig leben und ihn weiterhin in Ruhe ausüben können, zu ihrer persönlichen Vervollkommnung, aber durch ihren eigenen religiösen Beitrag auch zur geistlichen Bereicherung ihres Landes. Die katholische Gemeinde hat durch ihre Anwesenheit, durch ihr Gebet und durch ihre Werke teil an der Stabilität und religiösen Eintracht der ganzen edlen kasachischen Gesellschaft. Das vor nunmehr zehn Jahren unterzeichnete und in Kraft getretene Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Kasachstan garantiert die Rechte und Verpflichtungen der Katholiken Ihres Landes und die Rechte und Verpflichtungen Ihres Staates ihnen gegenüber. Als Richtschnur Ihrer Ansprache haben Sie, Exzellenz, unsere bilateralen Beziehungen bezeichnet, denn sie sind - so sagten Sie - auf »das volle gegenseitige Verständnis und auf das Vertrauen« gegründet. Sie hatten gut daran getan, dies zu betonen, und ich bin mit Ihnen glücklich darüber. Gott segne dieses gegenseitige Vertrauen und stärke es immer mehr!

Während Sie, Herr Botschafter, Ihr hohes Amt mit der Zusicherung antreten, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets offene Aufmerksamkeit finden werden, spreche ich Ihnen meine besten Wünsche für eine geglückte Erfüllung Ihrer Aufgabe aus, damit die harmonischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Kasachstan fortgesetzt und weiterentwickelt werden können. Auf Eure Exzellenz, Ihre Familie und das ganze Personal der Botschaft sowie auch auf den Präsidenten der Republik, die anderen Verantwortlichen und alle Einwohner Ihrer Nation rufe ich die Fülle des göttlichen Segens herab.


ANSPRACHE 2008 Januar 2008 219