ANSPRACHE 2010 36

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Frage: Heiliger Vater, der junge Mann aus dem Evangelium hat Jesus gefragt: Guter Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Ich weiß nicht einmal, was das ewige Leben ist. Ich kann es mir nicht vorstellen, aber eines weiß ich: Ich will mein Leben nicht wegwerfen, ich will es bis ins Letzte leben und nicht allein. Ich habe Angst, daß das nicht geschieht, ich habe Angst, nur an mich zu denken, alles falsch zu machen und am Ende ziellos in den Tag hinein zu leben. Ist es möglich, aus meinem Leben etwas Schönes und Großes zu machen?

Liebe Jugendliche,

bevor ich auf die Frage antworte, möchte ich euch allen von Herzen für eure Anwesenheit danken, für dieses wunderbare Glaubenszeugnis, für das Zeugnis, daß ihr in Gemeinschaft mit Jesus leben wollt, für eure Begeisterung, Jesus nachzufolgen und gut zu leben. Danke!

Und jetzt zur Frage. Sie haben uns gesagt, daß Sie nicht wissen, was das ewige Leben ist und es sich nicht vorstellen können. Niemand von uns ist in der Lage, sich das ewige Leben vorzustellen, da es außerhalb unseres Erfahrungshorizontes liegt. Dennoch können wir beginnen zu verstehen, was das ewige Leben ist, und ich glaube, daß Sie uns mit Ihrer Frage eine Beschreibung dessen gegeben haben, was das Wesentliche des ewigen Lebens, also des wahren Lebens ist: das Leben nicht wegzuwerfen, es in der Tiefe zu leben, nicht für sich selbst zu leben, nicht in den Tag hinein zu leben, sondern das Leben wirklich in seinem Reichtum und in ganzer Fülle zu leben. Wie kann man das tun? Das ist die große Frage, mit der auch der junge Mann aus dem Evangelium zum Herrn gekommen ist (vgl.
Mc 10,17). Auf den ersten Blick erscheint die Antwort des Herrn sehr trocken. Im großen und ganzen sagt er: Beachte die Gebote (vgl. Mc 10,17). Aber wenn wir tief darüber nachdenken, wenn wir dem Herrn gut zuhören, im ganzen Evangelium, entdecken wir dahinter die große Weisheit Jesu, des Wortes Gottes. Einem anderen Wort Jesu zufolge sind die Gebote zusammengefaßt in diesem einen Gebot: Gott zu lieben mit ganzem Herzen, mit dem ganzen Verstand, mit dem ganzen Leben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Gott zu lieben setzt voraus, Gott zu kennen, Gott zu erkennen. Das ist der erste Schritt, den wir tun müssen: Wir müssen versuchen, Gott kennenzulernen. Und so wissen wir, daß es unser Leben nicht aus Zufall gibt, daß es kein Zufall ist. Mein Leben ist von aller Ewigkeit her von Gott gewollt. Ich werde geliebt, ich bin notwendig. Gott hat einen Plan mit mir, der die ganze Geschichte betrifft; er hat einen Plan für mich persönlich. Mein Leben ist wichtig und auch notwendig. Die ewige Liebe hat mich im Tiefsten erschaffen und erwartet mich. Das also ist der erste Punkt: Gott zu erkennen, ihn kennenzulernen und so zu verstehen, daß das Leben ein Geschenk ist, daß es gut ist zu leben. Das Wesentliche ist auch die Liebe. Diesen Gott zu lieben, der mich erschaffen hat, der diese Welt erschaffen hat, der inmitten aller Schwierigkeiten des Menschen und der Geschichte herrscht und der mich begleitet. Und den Nächsten zu lieben.

Die Zehn Gebote, auf die Jesus in seiner Antwort verweist, sind nur eine Erläuterung des Liebesgebots. Es sind sozusagen Regeln der Liebe, die den Weg der Liebe aufzeigen. Die wesentlichen Punkte sind dabei: die Familie als Grundlage der Gesellschaft; das Leben, das als Geschenk Gottes geachtet werden muß; die Ordnung der Sexualität, der Beziehung zwischen Mann und Frau; die soziale Ordnung und schließlich die Wahrheit. Diese wesentlichen Elemente erläutern den Weg der Liebe, sie erläutern, wie man wirklich lieben und den rechten Weg finden kann. Es gibt also einen grundlegenden Willen Gottes für uns alle, der für uns alle gleich ist. Aber seine Durchführung ist in jedem Leben anders, denn Gott hat einen bestimmten Plan mit jedem Menschen. Der hl. Franz von Sales hat einmal gesagt: Die Vollkommenheit, also gut zu sein, den Glauben und die Liebe zu leben, ist im wesentlichen eine einzige, aber sie hat sehr unterschiedliche Formen. Die Heiligkeit eines Kartäusers und die eines Politikers, eines Wissenschaftlers oder eines Bauern und so weiter unterscheiden sich sehr voneinander. Und so hat Gott für jeden Menschen seinen Plan, und ich muß unter meinen Lebensumständen meinen Weg finden, diesen einen und gemeinsamen Willen Gottes zu leben, dessen große Regeln in diesen Erläuterungen der Liebe aufgezeigt werden. Man muß daher auch versuchen, das zu erfüllen, was das Wesen der Liebe ist: das Leben nicht für mich zu nehmen, sondern das Leben hinzugeben; nicht das Leben zu »haben«, sondern das Leben zu einem Geschenk zu machen, nicht mich selbst zu suchen, sondern den anderen zu geben. Das ist das Wesentliche, und es erfordert Verzicht, also aus mir herauszukommen und nicht mich selbst zu suchen. Und gerade indem ich nicht mich selbst suche, sondern mich den großen und wahren Dingen hingebe, finde ich das wahre Leben. So wird jeder in seinem Leben verschiedene Möglichkeiten finden: sich einzubringen als freiwilliger Helfer, in einer Gebetsgemeinschaft, in einer Bewegung, in seiner Pfarrei, in seinem Beruf. Meine Berufung zu finden und sie an jedem Ort zu leben ist wichtig und grundlegend, ob ich nun ein großer Wissenschaftler oder ein Bauer bin. Alles ist wichtig in den Augen Gottes: Es ist schön, wenn es bis ins Letzte gelebt wird mit jener Liebe, die wirklich die Welt erlöst.

Am Ende möchte ich eine kleine Geschichte erzählen von der hl. Giuseppina Bakhita, dieser jungen afrikanischen Heiligen, die in Italien Gott und Christus gefunden hat und die mich stets sehr beeindruckt. Sie war Ordensschwester in einem italienischen Konvent. Eines Tages besucht der Ortsbischof das Kloster, sieht diese kleine schwarze Schwester, von der er nichts gewußt zu haben scheint, und sagt: »Schwester, was tun Sie hier?« Und Bakhita antwortet: »Dasselbe wie sie, Exzellenz«. Sichtlich irritiert sagt der Bischof: »Aber Schwester, inwiefern tun Sie dasselbe wie ich?«. »Ja«, sagt die Schwester, »wir wollen beide den Willen Gottes tun, nicht wahr?« Letztendlich ist das der wesentliche Punkt: mit Hilfe der Kirche, des Wortes Gottes und der Freunde den Willen Gottes zu erkennen, sowohl in seinen großen Grundzügen, die für alle Menschen gelten, als auch in den konkreten Umständen meines persönlichen Lebens. So wird das Leben vielleicht nicht zu einfach, aber schön und glücklich. Bitten wir den Herrn, daß er uns stets helfen möge, seinen Willen zu finden und ihm mit Freude zu folgen.

Frage: Das Evangelium sagt uns, daß Jesus jenen jungen Mann ansah und ihn liebte. Heiliger Vater, was bedeutet es, von Jesus liebevoll angesehen zu werden? Wie können auch wir heute diese Erfahrung machen? Ist es denn tatsächlich möglich, diese Erfahrung auch in unserem heutigen Leben zu machen?

37 Natürlich würde ich diese Frage bejahen, denn der Herr ist immer anwesend, und er sieht jeden von uns liebevoll an. Nur müssen wir diesen Blick finden und ihm begegnen. Wie sollen wir das tun? Ich würde sagen, daß wir, um Jesus zu begegnen und seine Liebe zu erfahren, ihn zunächst einmal kennenlernen müssen. Es gibt verschiedene Wege, um Jesus kennenzulernen. Eine erste Bedingung besteht darin, die Gestalt Jesu kennenzulernen wie sie uns in den Evangelien erscheint, die uns in den großen Gleichnissen ein sehr reiches Bild von der Gestalt Jesu vermitteln: Denken wir an den verlorenen Sohn, an den Samariter, an Lazarus und so weiter. In allen Gleichnissen, in all seinen Worten, in der Bergpredigt finden wir wirklich das Antlitz Jesu, das Antlitz Gottes bis hin zum Kreuz, wo er sich aus Liebe zu uns vollkommen hingibt bis zum Tod und am Ende sagen kann: Vater, in deine Hände lege ich mein Leben, meinen Geist (vgl. Lc 23,46).

Also: Jesus kennenlernen, betrachtend über ihn nachdenken, zusammen mit Freunden, mit der Kirche, ihn nicht nur auf akademische, theoretische Weise kennenlernen, sondern mit dem Herzen, also im Gebet mit Jesus sprechen. Man kann einen Menschen nicht auf dieselbe Weise kennenlernen wie man die Mathematik studieren kann. Für die Mathematik ist der Verstand notwendig und ausreichend, aber um eine Person, vor allem die große Person Jesu, Gott und Mensch, kennenzulernen, bedarf es zwar auch des Verstandes, aber gleichzeitig auch des Herzens. Nur wenn wir ihm unser Herz öffnen, wenn wir all das kennenlernen, was er gesagt und was er getan hat, wenn wir ihn lieben und auf ihn zugehen, können wir ihn allmählich immer besser kennenlernen und so auch die Erfahrung machen, geliebt zu werden. Also: das Wort Jesu anhören, es in der Gemeinschaft der Kirche, in ihrer großen Erfahrung anhören, und durch unser Gebet antworten, durch unser persönliches Gespräch mit Jesus, in dem wir ihm das mitteilen, was wir nicht verstehen können, unsere Nöte, unsere Fragen. Im wahren Gespräch können wir immer mehr den Weg der Erkenntnis finden, die zur Liebe wird. Natürlich gehört nicht nur das Nachdenken, nicht nur das Beten, sondern auch das Tun zum Weg zu Jesus: Gutes zu tun, sich um den Nächsten zu kümmern. Es gibt verschiedene Wege; jeder kennt seine eigenen Möglichkeiten, in der Pfarrei und in den Gemeinschaften, in denen er lebt, sich auch mit Christus und für die anderen einzusetzen, für die Lebenskraft der Kirche, damit der Glaube wirklich die prägende Kraft in unserem Umfelds und somit unserer Zeit ist. Ich würde also auf diese Elemente verweisen: zuhören, antworten, in die Gemeinschaft der Gläubigen eintreten, Gemeinschaft mit Christus in den Sakramenten, wo er sich uns hingibt, in der Eucharistie, in der Beichte und so weiter, und schließlich die Worte des Glaubens tun, sie umsetzen, damit sie zur Kraft meines Lebens werden und auch mir wirklich der Blick Jesu aufscheint und seine Liebe mir hilft, mich verwandelt.

Frage: Jesus lädt den reichen Jüngling ein, alles zu verlassen und ihm nachzufolgen, dieser aber ging traurig weg. Genau wie er habe ich Mühe, Jesus nachzufolgen, weil ich Angst habe, meine Dinge aufzugeben, und manchmal verlangt die Kirche einen schwierigen Verzicht von mir. Heiliger Vater, wie kann ich die Kraft finden, mutige Entscheidungen zu treffen, und wer kann mir helfen?

Beginnen wir mit diesem Wort, das für uns hart ist: Verzicht. Verzicht ist möglich, und er wird am Ende auch schön, wenn es ein Wofür gibt, und wenn dieses Wofür auch die Schwierigkeit des Verzichts rechtfertigt. Der hl. Paulus hat in diesem Zusammenhang das Bild von den Olympiaden gebraucht und von den Athleten, die an den Olympiaden teilnehmen (vgl. 1Co 9,24-25). Er sagt: Um am Ende die Medaille - zu jener Zeit den Siegeskranz - zu erringen, müssen sie eine sehr harte Disziplin üben, müssen auf viele Dinge verzichten, sich in ihrer Sportart üben; und sie bringen große Opfer und üben großen Verzicht, weil sie eine Motivation haben, für die es sich lohnt. Auch wenn sie am Ende vielleicht nicht unter den Siegern sind, so ist es dennoch eine schöne Sache, an sich selbst Disziplin geübt zu haben und in der Lage gewesen zu sein, diese Dinge mit einer gewissen Perfektion zu tun. Dasselbe was mit diesem Bild des hl. Paulus für die Olympiaden, für den ganzen Sport gilt, gilt ebenso für alle anderen Dinge des Lebens. Ein gutes Berufsleben kann man nicht ohne Verzicht erlangen, ohne eine entsprechende Ausbildung, die stets Disziplin erfordert, die erfordert, daß man auf etwas verzichtet - und so weiter, auch in der Kunst und in allen Bereichen des Lebens. Wir alle verstehen, daß wir, um ein Ziel zu erlangen - sei es im beruflichen, im sportlichen, im künstlerischen oder im kulturellen Bereich -, Verzicht üben und lernen müssen, um vorwärts zu schreiten. Gerade auch die Kunst zu leben, man selbst zu sein, die Kunst, Mensch zu sein, erfordert Verzicht. Und der wahre Verzicht, der uns hilft, den Weg des Lebens, die Kunst des Lebens zu finden, wird uns im Wort Gottes aufgezeigt und hilft uns, nicht in den Abgrund beispielsweise der Drogensucht, des Alkoholismus, der Sklaverei der Sexualität, der Sklaverei des Geldes, der Trägheit zu fallen. All diese Dinge scheinen im ersten Augenblick frei gewählte Handlungen zu sein. In Wirklichkeit sind es aber keine frei gewählten Handlungen, sondern der Beginn einer Sklaverei, die immer unüberwindlicher wird. Auf die Versuchung des Augenblicks verzichten zu können, fortzuschreiten auf das Gute hin, schafft die wahre Freiheit und macht das Leben kostbar. In diesem Sinne, so scheint mir, müssen wir sehen, daß ohne ein »Nein« zu gewissen Dingen nicht das große »Ja« zum wahren Leben wächst, wie wir es bei den Heiligen sehen. Denken wir an den hl. Franziskus, denken wir an die Heiligen unserer Zeit, an Mutter Teresa, Don Gnocchi und viele andere, die verzichtet haben und die gesiegt haben und die nicht nur selbst frei geworden sind, sondern auch zum Reichtum für die Welt, und die uns zeigen, wie man leben kann. Auf die Frage: »Wer hilft mir?«, würde ich also antworten, uns helfen die großen Gestalten der Kirchengeschichte, uns hilft das Wort Gottes, uns hilft die Pfarrgemeinde, die Bewegung, das Volontariat und so weiter. Und es helfen uns die Freundschaften mit Menschen, die »vorwärts schreiten«, die auf dem Weg des Lebens schon Fortschritte gemacht haben und die mich überzeugen können, daß dies der richtige Weg ist. Bitten wir den Herrn, daß er uns immer Freunde und Gemeinschaften schenken möge, die uns helfen, den Weg des Guten zu sehen und so das schöne und mit Freude erfüllte Leben zu finden.

April 2010

KREUZWEG AM KOLOSSEUM

WORTE VON BENEDIKT XVI.

Palatin

Karfreitag, 2. April 2010



Liebe Brüder und Schwestern!

Betend, innerlich gesammelt und ergriffen, sind wir heute abend den Weg des Kreuzes gegangen. Mit Jesus sind wir den Kalvarienberg hinaufgestiegen, haben über sein Leiden nachgedacht und dabei wieder entdeckt, wie groß seine Liebe ist, die Er für uns hatte und hat. Aber in diesem Augenblick wollen wir uns nicht auf unser schwaches, rein gefühlsbedingtes Mitleid beschränken; vielmehr wollen wir verspüren, wie wir am Leid Jesu teilnehmen, wollen wir unseren Meister begleiten, indem wir sein Leiden in unserem Leben, im Leben der Kirche, für das Leben der Welt teilen, da wir wissen, daß gerade im Kreuz des Herrn, in der grenzenlosen Liebe, die sich selbst ganz verschenkt, die Quelle der Gnade, der Freiheit, des Friedens, des Heils ist.

Die Texte, die Betrachtungen und die Gebete des Kreuzwegs haben uns geholfen, auf dieses Geheimnis des Leidens zu schauen. Dabei wollen wir die große Lektion der Liebe lernen, die Gott uns am Kreuz gegeben hat, damit in uns neu das Verlangen nach der Bekehrung des Herzens ersteht und wir jeden Tag die gleiche Liebe leben, die einzige Kraft, die die Welt ändern kann.

Heute abend haben wir Jesus in seinem schmerzverzerrten, verspotteten, verhöhnten, von der Sünde des Menschen entstellten Antlitz betrachtet; morgen nacht werden wir ihn in seinem freudevollen, strahlenden und leuchtenden Antlitz sehen. Seit Jesus in das Grab hinabgestiegen ist, sind Grab und Tod nicht mehr Orte ohne Hoffnung, wo die Geschichte in völligem Scheitern endet, wo der Mensch die äußerste Grenze seiner Ohnmacht berührt. Der Karfreitag ist der Tag größerer Hoffnung, die am Kreuz gereift ist, während Jesus stirbt, seinen letzten Atem aushaucht und laut ruft: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ (Lc 23,46). Da er sein „geschenktes“ Dasein in die Hände des Vaters legt, weiß er, daß sein Tod zur Quelle des Lebens wird, wie das Samenkorn in der Erde aufbrechen muß, damit die Pflanze hervorgehen kann: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht“ (Jn 12,24). Jesus ist das Weizenkorn, das in die Erde fällt, aufgerissen wird, aufbricht, stirbt und deswegen Frucht bringen kann. Seit dem Tag, an dem Christus am Kreuz erhöht wurde, ist das Kreuz - scheinbar Zeichen der Verlassenheit, der Einsamkeit, des Scheiterns - zu einem neuen Anfang geworden: aus der Tiefe des Todes steigt die Zusage des ewigen Lebens empor. Am Kreuz erstrahlt schon der Siegesglanz des Ostermorgens.

38 In der Stille dieser Nacht, in der Stille, die den Karsamstag umfängt, leben wir, berührt von der grenzenlosen Liebe Gottes, in der Erwartung des Morgens des dritten Tages, des Morgens des Sieges der Liebe Gottes, des Morgens des Lichts, das den Augen des Herzens ermöglicht, das Leben, die Schwierigkeiten, das Leid auf neue Weise zu sehen. Unsere Mißerfolge, unsere Enttäuschungen, unsere bitteren Erfahrungen, wo alles zusammenzubrechen scheint, werden von der Hoffnung erhellt. Der Vater bestätigt die Liebestat am Kreuz, und das strahlende Licht der Auferstehung umhüllt und verwandelt alles: aus Verrat kann Freundschaft erstehen, aus Verleugnung Vergebung, aus Haß Liebe.

Herr, gib, daß wir unser Kreuz, unsere täglichen Kreuze in Liebe tragen, in der Gewißheit, daß sie vom Glanz deines Ostern erhellt werden. Amen.


URAUFFÜHRUNG DES FILMS ÜBER PIUS XII. "UNTER DEM HIMMEL VON ROM"

WORTE VON BENEDIKT XVI.

Apostolischer Palast in Castelgandolfo

Freitag, 9. April 2010

Liebe Freunde!

Ich freue mich sehr, daß ich an der Uraufführung des Films »Unter dem Himmel von Rom« teilnehmen konnte, einer internationalen Koproduktion, in der die grundlegende Rolle des ehrwürdigen Dieners Gottes Pius Pius XII. für die Rettung Roms und vieler Verfolgter in den Jahren 1943 bis 1944 dargestellt wird. Auch wenn das Werk dem populären Genre zuzurechnen ist, will es jene dramatischen Ereignisse und die Gestalt des »Pastor Angelicus« im Licht der neuesten Forschungen rekonstruieren. Ich danke Herrn Paolo Garimberti, Präsident der RAI, für die freundlichen Worte, die er an mich gerichtet hat. Mein Dank gilt auch Herrn Ettore Bernabei, den anderen Produzenten und allen, die an der Verwirklichung dieses bedeutsamen Werkes, das wir eben gesehen haben, beteiligt waren. Herzlich grüße ich den Herrn Kardinal, die Bischöfe und alle Anwesenden.

Derartige Werke - die unter Verwendung der modernsten Mittel für das breite Publikum gedacht sind und zugleich darauf zielen, Personen oder Geschehnisse des vergangenen Jahrhunderts zu illustrieren - haben vor allem für die jungen Generationen einen besonderen Wert. Für den, der in der Schule bestimmte Ereignisse gelernt hat und vielleicht auch etwas darüber gehört hat, können Filme wie dieser nützlich, anregend und eine Hilfe sein, eine gar nicht weit zurückliegende Epoche kennenzulernen, die aber leicht vergessen werden kann angesichts der bedrohlichen Ereignisse der jüngsten Geschichte und einer zersplitterten Kultur.

Pius XII. war der Papst unserer Jugendzeit. Mit seinem reichhaltigen Lehramt vermochte er es, zu den Menschen seiner Zeit zu sprechen und ihnen den Weg der Wahrheit zu zeigen. Mit seiner großen Weisheit wußte er die Kirche auf das dritte Jahrtausend hin auszurichten. Es liegt mir aber am Herzen, vor allem zu betonen, daß Pius XII. der Papst war, der als Vater aller in Rom und in der Welt der Nächstenliebe vorstand, insbesondere in der schwierigen Zeit des Zweiten Weltkriegs. Am 23. Juli 1944 dankte er in einer unmittelbar nach der Befreiung Roms gehaltenen Ansprache den Mitgliedern des »Circolo San Pietro« für die Zusammenarbeit. Er sagte: »Ihr helft uns dabei, daß sich in größerem Umfang unser Wunsch erfüllt, die vielen Tränen zu trocknen und so viel Leid zu lindern.« Dabei verwies er auf die für jeden Christen zentrale Bedeutung der Ermahnung des hl. Paulus an die Kolosser (3,14-14): »Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. In eurem Herzen herrsche der Frieden Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes.«

Der Primat der Caritas, der Liebe - die das Gebot Jesu ist: das ist das Prinzip und der Schlüssel zum Verständnis des gesamten Werks der Kirche, in primis ihres universalen Hirten. Die Nächstenliebe ist der Grund jeder Handlung, jedes Beitrags. Sie ist der letzte Grund, der die Gedanken und konkreten Gesten bestimmt, und ich freue mich, daß auch aus diesem Film dieses einheitsstiftende Prinzip deutlich wird. Ich erlaube mir, diese Lesart vorzuschlagen im Licht jenes authentischen Zeugnisses dieses großen Lehrmeisters des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, der Papst Pius XII. war.

Erneut möchte ich allen Beteiligten meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen und nütze die Gelegenheit, ihnen meine besten Osterwünsche auszusprechen. Von Herzen segne ich euch alle, die ihr hier anwesend seid, sowie eure Mitarbeiter und alle, die euch nahe stehen.


AN DIE BISCHÖFE AUS NORD-BRASILIEN ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-SCHULD

Donnerstag, 15. April 2010

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Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

Euer »Ad-limina«-Besuch findet in einer Atmosphäre des Lobpreises und der österlichen Freude statt, die in der ganzen Kirche spürbar ist, die im Licht des auferstandenen Christus erstrahlt. Durch ihn hat die Menschheit den Tod überwunden, die letzte Etappe ihres Wachstums hinter sich gebracht und mit ihm einen Platz im Himmel erlangt (vgl.
Ep 2,6). Nun kann Jesus diesen Weg aus freiem Entschluß noch einmal gehen und seinen Brüdern und Schwestern begegnen, wie, wann und wo er will. Es freut mich, euch fromme Hirten der Kirche Gottes in der Region »Norte 2« mit demselben Gruß begrüßen zu dürfen, den der auferstandene Herr an die Apostel und Freunde gerichtet hat: »Friede sei mit euch« (Lc 24,36).

Eure Präsenz hier hat etwas Vertrautes, denn sie mutet fast an wie eine Wiederholung des Endes der Geschichte der Emmaus-Jünger (vgl. Lc 24,33-35): Ihr seid gekommen, um das zu erzählen, was sich auf dem Weg ereignet hat, den ihr in euren über das immense Amazonas-Gebiet verstreuten Diözesen mit Jesus gegangen seid. Diesen Diözesen mit ihren Pfarreien und vielen anderen Realitäten, den Bewegungen, neuen Gemeinschaften und Basisgemeinschaften in Gemeinschaft mit ihrem Bischof (vgl. Dokument von Aparecida, 179). Nichts könnte mich mehr freuen als zu wissen, daß ihr in Christus und mit Christus seid, wie die Diözesanberichte bezeugen, die ihr mir geschickt habt und für die ich euch Dank sage. Besonders danken möchte ich Bischof Jesus Maria Cizaurre für die Worte, die er in eurem Namen und in dem des euch anvertrauten Gottesvolkes an mich gerichtet hat, und mit denen er seine Treue zu Petrus bekundet. Versichert es bei eurer Rückkehr meiner Dankbarkeit dafür, sowie meines Segens, der von dem Ausruf begleitet wird: »Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen!« (Lc 24,34).

Bei jener Erscheinung sind die Worte - falls es solche gegeben hat - in der Überraschung darüber verstummt, den auferstandenen Meister zu sehen, dessen Gegenwart alles sagt: Ich war tot, doch nun lebe ich, und ihr werdet durch mich leben (vgl. Ap 1,18). Und da Christus lebendig und auferstanden ist, kann er für die Menschheit »lebendiges Brot« (Jn 6,51) werden. So kann ich zuversichtlich sagen, daß die ständige Mitte und Quelle des Petrusamtes in der Eucharistie liegt, Herz des christlichen Lebens, Quelle und Höhepunkt der Evangelisierungssendung der Kirche. Und nun könnt ihr auch die Sorge des Nachfolgers Petri allem gegenüber verstehen, was das ursprünglichste Element des katholischen Glaubens verdunkeln kann: Jesus Christus lebt auch heute weiter; er ist wirklich gegenwärtig in den konsekrierten Gestalten.

Die manchmal festzustellende Abnahme der Verehrung des Altarsakraments ist Zeichen und Ursache einer Verdunkelung des christlichen Sinns für das Geheimnis. Und dazu kommt es immer dann, wenn bei der heiligen Messe nicht das Wirken Christi im Vordergrund steht, sondern sich die Gemeinde mit tausend anderen Dingen beschäftigt, anstatt andächtig zu sein und sich von dem Einzigen anziehen zu lassen, der notwendig ist: ihrem Herrn. Dabei soll sich der Christgläubige bei der liturgischen Feier nicht auf sein eigenes Tun konzentrieren, sondern auf das Zuhören, die innere Öffnung, das Empfangen… Dieses Empfangen bedeutet aber natürlich nicht, dem Geschehen gegenüber passiv oder gleichgültig zu bleiben, sondern - dank der Gnade Gottes erneut dazu befähigt - aktiv mitzuwirken gemäß »dem eigentlichen Wesen der wahren Kirche, der es eigen ist, zugleich göttlich und menschlich zu sein, sichtbar und mit unsichtbaren Gütern ausgestattet, voll Eifer der Tätigkeit hingegeben und doch frei für die Beschauung, in der Welt zugegen und doch unterwegs; und zwar so, daß dabei das Menschliche auf das Göttliche hingeordnet und ihm untergeordnet ist, das Sichtbare auf das Unsichtbare, die Tätigkeit auf die Beschauung, das Gegenwärtige auf die künftige Stadt, die wir suchen« (Sacrosanctum Concilium SC 2). Wenn in der Liturgie nicht die Gestalt Christi hervortreten würde, der nicht nur ihre Ursache, sondern wirklich gegenwärtig ist, und ihr so Gültigkeit verleiht, hätten wir keine christliche Liturgie mehr. Diese hängt nämlich vollkommen vom Herrn ab und wird von seiner schöpferischen Gegenwart getragen.

Wie weit davon entfernt sind doch all jene, die im Namen der Inkulturation dem Synkretismus verfallen und in die Feier der heiligen Messe Elemente einfügen, die entgegen den Vorschriften der liturgischen Bücher Riten anderer Religionen entnommen sind (vgl. Instruktion Redemptionis Sacramentum, 79)! »Die Eucharistie ist ein zu großes Gut, um Zweideutigkeiten und Verkürzungen zu dulden«, schrieb mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II.: »Bisweilen wird ein stark verkürzendes Verständnis des eucharistischen Mysteriums sichtbar. Es wird seines Opfercharakters beraubt und in einer Weise vollzogen, als ob es den Sinn und den Wert einer brüderlichen Mahlgemeinschaft nicht übersteigen würde« (Ecclesia de eucharistia EE 10). Viele der angeführten Gründe sind auf eine Denkweise zurückzuführen, die unfähig ist, die Möglichkeit zuzulassen, daß Gott helfend in das Leben der Menschen auf dieser Welt eingreift. »Ja, der Mensch findet sich unfähig, durch sich selbst die Angriffe des Bösen wirksam zu bekämpfen, so daß ein jeder sich wie in Ketten gefesselt fühlt« (Pastorale Konstitution Gaudium et spes GS 13). Die Annahme eines erlösenden Eingreifens Gottes, das eine Veränderung dieser Situation der Entfremdung und der Sünde bewirken soll, wird von den Vertretern der deistischen Sicht als integralistisch betrachtet; dasselbe Urteil wird über ein sakramentales Zeichen abgegeben, das das erlösende Opfer gegenwärtig macht. Akzeptabler wäre in ihren Augen die Feier eines Zeichens, das von einer Art Gemeinschaftsgefühl zeugt.

Der Kult kann aber nicht unserer Phantasie entspringen; es wäre ein Ruf ins Dunkle hinein oder bloße Selbstbestätigung. Die wahre Liturgie setzt voraus, daß Gott antwortet und uns zeigt, wie wir ihn anbeten können. »Die Kirche kann das Mysterium des in der Eucharistie gegenwärtigen Christus eben deshalb feiern und anbeten, weil zuerst Christus selbst sich ihr im Kreuzes - opfer geschenkt hat« (Nachsynodales Apostolisches Schreiben Sacramentum caritatis, 14). Die Kirche lebt von dieser Gegenwart und ihr Seinsgrund besteht darin, diese Gegenwart auf der ganzen Welt zu verbreiten.

»Bleib doch bei uns, Herr!« (vgl. Lc 24,29) bitten die Söhne und Töchter Brasiliens im Blick auf den 16. Eucharistischen Nationalkongreß, der in einem Monat in Brasília abgehalten wird. Das Goldene Jubiläum der Erzdiözese, die ihr 50jähriges Bestehen feiern kann, wird bereichert durch das »Gold« der Ewigkeit, das in der Zeit gegenwärtig ist: den eucharistischen Jesus. Möge er wirklich das Herz Brasiliens sein, aus dem alle brasilianischen Männer und Frauen die Kraft schöpfen, in den anderen ihre Brüder und Schwestern, einen Teil des ganzen Christus, zu erkennen und einander zu helfen. Wer leben will, hat etwas, wo und wovon er leben kann. Er nähere sich, glaube, und werde Teil des Leibes Christi: dann wird er Erquickung finden! All das wünsche ich hier und heute der Region Norte 2, jenem hoffnungsvollen Teil dieses Leibes. Einem jedem von euch, all euren Mitarbeitern und allen Christgläubigen erteile ich meinen Apostolischen Segen.


AN DIE MITGLIEDER DER "PAPAL FOUNDATION"

Freitag, 16. April 2010

Liebe Freunde!

Ich freue mich euch, die Mitglieder der »Papal Foundation«, aus Anlaß eurer jährlichen Romwallfahrt zu begrüßen. Unsere Begegnung ist erfüllt von der Freude dieser Osterzeit, in der die Kirche den glorreichen Sieg des Herrn über den Tod sowie sein Geschenk neuen Lebens im Heiligen Geist feiert.

40 Vor einem Jahr wurde mir die Gnade zuteil, das Heilige Land zu besuchen und am leeren Grab des Herrn zu beten. Das Zeugnis des Apostels Petrus aufgreifend habe ich dort gesagt, daß uns Christus durch seine Auferstehung zu neuem Leben gelehrt hat, daß »das Böse niemals das letzte Wort hat, daß die Liebe stärker ist als der Tod, daß unsere Zukunft und die der ganzen Menschheit in den Händen eines treuen und vorsehenden Gottes liegt« (Ansprache beim Besuch des Heiligen Grabes, 15. Mai 2009). Zu jeder Zeit und an jedem Ort ist die Kirche aufgerufen, diese Botschaft der Hoffnung zu verkünden und deren Wahrheit durch ihr konkretes Zeugnis der Heiligkeit und der Nächstenliebe zu bestätigen. Die »Papal Foundation« hat diese Sendung in besonderer Weise gefördert durch ihre Unterstützung eines breiten Spektrums der Wohltätigkeit, die dem Nachfolger Petri am Herzen liegt. Ich danke euch für eure großherzigen Anstrengungen, um euren Brüdern und Schwestern in den Entwicklungsländern Hilfe anzubieten, um für die Bildung der zukünftigen Führungspersonen der Kirche zu sorgen und die missionarischen Bemühungen so vieler Diözesen und religiöser Kongregationen in der ganzen Welt zu fördern.

In diesen Tagen bitte ich euch um das Gebet für die Anliegen der Weltkirche und für eine neue Ausgießung der Gaben des Heiligen Geistes - der Heiligkeit, der Einheit, des missionarischen Eifers - auf das ganze Volk Gottes. Mit großer Zuneigung vertraue ich euch und eure Familien der liebevollen Fürsprache Mariens, Mutter der Kirche, an und erteile euch von Herzen meinen Apostolischen Segen als Unterpfand der Freude und des Friedens in Jesus, unserem auferstandenen Herrn.




APOSTOLISCHE REISE NACH MALTA

ANLÄSSLICH DES 1950. JAHRESTAGES DES

SCHIFFBRUCHS DES HL. APOSTELS PAULUS

(17.-18. APRIL 2010)

INTERVIEW VON BENEDIKT XVI. MIT DEN JOURNALISTEN AUF DEM FLUG NACH MALTA

Samstag, 17. April 2010

Pater Lombardi: Liebe Freunde, erneut ist Seine Heiligkeit unter uns - auf der ersten von den fünf Reisen, die für dieses Jahr bereits geplant sind. Wir freuen uns sehr, daß er auch am Beginn dieser Reise bei uns ist, weil wir ihm so unsere Glückwünsche für die beiden Jubiläen dieser Tage überbringen können, für das von gestern, den Geburtstag, und für das Jubiläum am nächsten Montag. Der Heilige Vater hat die Fragen erhalten, die einige von Ihnen gestellt haben und die ein wenig die Erwartungen zum Ausdruck bringen, die wir alle am Beginn dieser Reise haben. Er wird uns einige Gedanken, einige Überlegungen auf der Grundlage dieser unserer Erwartungen vortragen. Wir werden diesmal nicht dem Frage-Antwort-Schema folgen, sondern wir wollen den Heiligen Vater von seiner Seite einige zusammenfassende Worte sagen lassen. Danke Heiligkeit und gute Reise.

Papst Benedikt XVI.: Liebe Freunde, guten Tag! Wünschen wir uns eine gute Reise ohne diese dunkle Wolke, die einen Teil Europas bedeckt.

Also, warum diese Reise nach Malta? Es gibt mehrere Gründe.

Der erste ist der heilige Paulus. Das Paulusjahr der Weltkirche ist vorbei, aber Malta begeht den 1950. Jahrestag des Schiffbruchs, und das ist für mich einmal mehr eine Gelegenheit, die große Gestalt des Völkerapostels mit seiner gerade auch für heute wichtigen Botschaft ins Licht zu rücken. Ich denke, man kann das Wesentliche seiner Reise mit den Worten zusammenfassen, die er selbst am Schluß des Galaterbriefes gesagt hat: Glaube, der in der Liebe wirksam ist.

Diese Dinge sind auch heute wichtig: der Glaube, die Beziehung zu Gott, die sich dann in Liebe verwandelt. Aber ich glaube auch, daß das Motiv des Schiffbruchs uns etwas zu sagen hat. Aus dem Schiffbruch ist für Malta das Glück hervorgegangen, den Glauben zu haben; so dürfen auch wir denken, daß die Schiffbrüche des Lebens Gottes Projekt für uns Wirklichkeit werden lassen können und auch nützlich sein können für neue Anfänge in unserem Leben.

Der zweite Grund: Es ist für mich eine große Freude, inmitten einer lebendigen Kirche zu sein, wie es die Kirche von Malta ist, die auch heute viele Berufungen hat, voller Glauben, mitten in unserer Zeit und die auf die Herausforderungen unserer Zeit antwortet. Ich weiß, daß Malta Christus liebt und seine Kirche liebt, die sein Leib ist. Auch wenn dieser Leib von unseren Sünden verletzt wird, weiß Malta, daß der Herr diese Kirche dennoch liebt, und sein Evangelium ist die wahre Kraft, die reinigt und heilt.

Drittens: Malta ist der Punkt, wo die Flüchtlingsströme aus Afrika ankommen und an die Tür Europas klopfen. Das ist ein großes Problem unserer Zeit, und natürlich kann das nicht von der Insel Malta gelöst werden. Wir alle müssen auf diese Herausforderung antworten, dafür arbeiten, daß alle in ihrem Land ein würdevolles Leben führen können und andererseits alles in unserer Macht Stehende tun, damit die Flüchtlinge dort, wo sie ankommen, in jedem Fall Raum für ein würdevolles Leben finden. Eine Antwort auf eine große Herausforderung unserer Zeit: Malta erinnert uns an diese Probleme, und es erinnert auch daran, daß gerade der Glaube jene Kraft ist, die Liebe schenkt und daher auch die Phantasie, um auf diese Herausforderungen gut zu antworten. Danke.

Pater Lombardi: Danke Heiligkeit und gute Reise also, wir werden Sie auch mit unserer Arbeit und unserer Information begleiten.



ANSPRACHE 2010 36