ANSPRACHE 2010 53

53 Ein bedeutungsvolles Ereignis nicht nur für unsere Zeit, sondern auch für die Zukunft, war die Heiligsprechung von Pater Damian De Veuster. Dieser neue Heilige spricht das Gewissen der Belgier an. Oder wird er etwa nicht als der herausragendste Sohn der Nation aller Zeiten beschrieben? Seine Größe, die sich in der Selbstlosigkeit zeigte, mit der er sich um die Leprakranken kümmerte, bis er sich selbst ansteckte und starb, liegt in seinem inneren Reichtum, seinem beständigen Gebet, seiner Verbundenheit mit Christus, den er in seinen Brüdern und Schwestern sah, für die er sich ebenso selbstlos aufopferte, wie es Jesus getan hat. In diesem Priester-Jahr ist es besonders angebracht, Pater Damian De Veuster vor allem den Priestern und Ordensleuten als Vorbild zu zeigen. Die abnehmende Zahl der Priester darf nicht als unausweichlicher Prozeß hingenommen werden. Das Zweite Vatikanische Konzil hat nachdrücklich betont, daß die Kirche nicht ohne Priester auskommen kann. Es ist also unbedingt notwendig, dem Priesteramt den richtigen Stellenwert einzuräumen und seine sakramentale Bedeutung anzuerkennen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer umfassenden und gründlichen Berufungspastoral, die auf dem Vorbild priesterlicher Heiligkeit beruht, auf der Aufmerksamkeit allen jungen Menschen gegenüber, in denen das Aufkeimen einer Berufung erkennbar ist, und auf dem beharrlichen und vertrauensvollen Gebet, wie es uns Jesus ans Herz gelegt hat (vgl. Mt 9,37).

Mein herzlicher und dankbarer Gruß gilt allen Priestern und Personen des geweihten Lebens, die sich angesichts der Last ihrer Arbeit die Unterstützung und Freundschaft ihres Bischofs und ihrer Mitbrüder wünschen. Meine Gedanken gehen aber auch zu den ältesten unter den Priestern, die ihr ganzes Leben in den Dienst Gottes und ihrer Brüder und Schwestern gestellt haben. An dieser Stelle möchte ich natürlich auch die Missionare erwähnen. Sie alle - die Priester, Ordensmänner und -frauen, wie auch die Laiengläubigen Belgiens - möchte ich meiner Dankbarkeit versichern und daran gemahnen, daß allein Christus den Sturm besänftigen (vgl. Mt 8,25-26) und Kraft und Mut spenden kann (vgl. Mt 11,28-30 und Mt 14,30-32), damit sie ein heiliges Leben führen in treuer Erfüllung ihres Dienstes, ihrer Weihe an Gott und ihres christlichen Zeugnisses.

Die Konstitution Sacrosanctum concilium betont, daß sich in der Liturgie das Geheimnis der Kirche in seiner ganzen Größe und Einfachheit zeigt (vgl. SC 2). Es ist also wichtig, daß die Priester ihr Augenmerk auf die liturgischen Feiern legen, besonders auf die Eucharistie, damit sie eine tiefe Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott ermöglichen, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Es ist notwendig, daß die Feiern im Respekt der liturgischen Tradition der Kirche stattfinden und daß die Gläubigen - ein jeder seiner Rolle entsprechend - aktiv mitwirken, um am Ostergeheimnis Christi Anteil zu haben.

In euren Berichten habt ihr die Bedeutung der Ausbildung der Laien herausgestellt, die bestmöglich auf ihr Wirken inmitten der zeitlichen Realitäten vorbereitet werden sollen. Dieses lobenswerte Programm erwächst aus der Berufung aller Getauften, wie Christus zum Amt des Priesters, Propheten und Königs gesalbt zu sein. Man tut gut daran, die Möglichkeiten zu erkennen, die sich aus der allgemeinen Berufung der Laien zur Heiligkeit und zum apostolischen Dienst ergeben, im Respekt der grundlegenden Unterscheidung zwischen dem Amtspriestertum und dem allgemeinen Priestertum aller Getauften. Alle Mitglieder der katholischen Gemeinschaft, besonders aber die Laiengläubigen, sind gerufen, für ihren Glauben offen Zeugnis abzulegen und Sauerteig in der Gesellschaft zu sein, im Respekt der gesunden Laizität der öffentlichen Einrichtungen und der anderen Religionen. Ein solches Zeugnis darf nicht auf die rein persönliche Begegnung beschränkt sein, sondern muß auch in respektvoller, aber durchaus legitimer Weise jene Werte öffentlich vorschlagen, die von der Evangeliumsbotschaft Christi inspiriert sind.

Aufgrund der Kürze unserer Begegnung ist es mir leider nicht möglich, noch auf andere Themen einzugehen, die mir am Herzen liegen und die ihr auch in euren Berichten erwähnt habt. Ich möchte euch daher abschließend bitten, euren Gemeinschaften, Priestern, Ordensleuten und allen Katholiken Belgiens meinen herzlichen Gruß zu überbringen und ihnen zu versichern, daß ich für sie zum Herrn beten werde. Die Jungfrau Maria, die in vielen belgischen Heiligtümern verehrt wird, stehe euch in eurem Dienst bei und gewähre euch allen ihren mütterlichen Schutz! Euch und allen Katholiken des Königreichs Belgien erteile ich von Herzen meinen Apostolischen Segen.




APOSTOLISCHE REISE NACH PORTUGAL

ANLÄSSLICH DES 10. JAHRESTAGES DER SELIGSPRECHUNG DER

HIRTENKINDER VON FATIMA, JACINTA UND FRANCISCO

(11.-14. MAI 2010)


INTERVIEW VON BENEDIKT XVI. MIT DEN JOURNALISTEN AUF DEM FLUG NACH PORTUGAL

Dienstag, 11. Mai 2010

54
Pater Federico Lombardi: Heiliger Vater, welche Sorgen und Empfindungen verspüren Sie hinsichtlich der Lage der Kirche in Portugal? Was kann man Portugal sagen, einem Land, das früher zutiefst katholisch war und den Glauben in die Welt hinausgetragen hat, sich aber heute in einem tiefgreifenden Säkularisierungsprozeß befindet, sowohl im Alltagsleben als auch im Bereich der Gesetzgebung und der Kultur? Wie kann in einem Umfeld, das der Kirche gleichgültig und feindlich gegenübersteht, der Glaube verkündet werden?

Heiliger Vater: Zunächst wünsche ich Ihnen allen einen guten Tag. Hoffen wir, daß wir trotz der berühmten Aschewolke, unter der wir uns befinden, eine gute Reise haben. Was Portugal betrifft, empfinde ich vor allem Freude und Dankbarkeit für all das, was dieses Land in der Welt und in der Geschichte geleistet hat und leistet, sowie für die tiefe Menschlichkeit dieses Volkes, die ich bei einem Besuch und im Umgang mit zahlreichen portugiesischen Freunden kennenlernen konnte. Ich würde sagen, es ist wahr und absolut richtig, daß Portugal eine große Kraft des katholischen Glaubens gewesen ist und diesen Glauben in alle Teile der Welt getragen hat; einen mutigen, verständigen und kreativen Glauben; es hat eine große Kultur geschaffen, wie wir es in Brasilien sehen, in Portugal selbst, aber auch am portugiesischen Geist, der in Afrika und in Asien zu finden ist. Andererseits ist die Präsenz des Säkularismus nicht etwas ganz Neues. Die Dialektik zwischen Säkularismus und Glaube hat in Portugal eine lange Geschichte. Schon im 18. Jahrhundert war die Aufklärung stark vertreten. Man braucht nur an den Namen Pombal zu denken. So sehen wir, daß Portugal in diesen Jahrhunderten immer in der Dialektik gelebt hat, die sich natürlich heute radikalisiert hat und alle Züge des heutigen europäischen Geistes zeigt. Darin sehe ich eine Herausforderung und auch eine große Chance. In diesen Jahrhunderten der Dialektik zwischen Säkularismus und Glaube gab es immer Personen, die Brücken bauen und einen Dialog ins Leben rufen wollten, aber leider dominierte die Tendenz des Gegeneinanders und des gegenseitigen Ausschlusses. Heute sehen wir, daß genau diese Dialektik eine Chance darstellt, daß wir die Synthese und einen inhaltsreichen und tiefgehenden Dialog finden müssen. In dem multikulturellen Umfeld, in dem wir uns alle befinden, sieht man, daß eine rein rationalistische europäische Kultur ohne die transzendente religiöse Dimension nicht in der Lage wäre, mit den großen Kulturen der Menschheit in Dialog zu treten, die alle diese transzendente religiöse Dimension haben, die eine Dimension des menschlichen Wesens ist. Es ist daher ein Irrtum zu denken, daß es eine reine, anti-historische Vernunft gibt, die nur in sich selbst existiert, und daß es sich dabei um „die“ Vernunft handelt; wir entdecken immer mehr, daß sie nur einen Teil des Menschen berührt, nur eine bestimmte historische Situation zum Ausdruck bringt und nicht die Vernunft an sich ist. Die Vernunft an sich ist offen für die Transzendenz, und nur in der Begegnung zwischen der transzendenten Wirklichkeit, dem Glauben und der Vernunft findet der Mensch sich selbst. Daher denke ich, daß die Aufgabe und die Sendung Europas in dieser Situation gerade darin besteht, diesen Dialog zu finden, den Glauben und die moderne Rationalität in eine einzige anthropologische Sichtweise zu integrieren, die das menschliche Wesen vollständig erfaßt und so auch die Kommunikation unter den menschlichen Kulturen möglich macht. Daher würde ich sagen, daß die Präsenz des Säkularismus etwas Normales ist, aber die Trennung, das Gegeneinander von Säkularismus und der Kultur des Glaubens ist anormal und muß überwunden werden. Die große Herausforderung dieser Zeit ist, daß sich die beiden begegnen und so ihre wahre Identität finden. Das ist, wie erwähnt, eine Sendung Europas und eine menschliche Notwendigkeit in dieser unserer Geschichte.

Pater Lombardi: Danke, Heiliger Vater. Bleiben wir beim Thema Europa. Die Wirtschaftskrise hat sich in letzter Zeit in Europa verschärft und betrifft in besonderer Weise auch Portugal. Manche europäische Führungspersönlichkeiten sehen die Zukunft der Europäischen Union in Gefahr. Welche Lehren können aus dieser Krise gezogen werden, auch auf ethischer und moralischer Ebene? Was sind die Schlüsselpunkte, um die Einheit und die Zusammenarbeit der europäischen Länder in Zukunft zu festigen?

Heiliger Vater: Ich würde sagen, daß diese Wirtschaftskrise mit ihrer moralischen Komponente, die niemand übersehen kann, ein Anwendungsbeispiel, ein konkreter Fall von dem ist, was ich vorhin gesagt habe, nämlich daß sich zwei voneinander getrennte kulturelle Strömungen begegnen müssen, denn sonst finden wir den Weg in die Zukunft nicht. Auch hier sehen wir einen falschen Dualismus, nämlich einen wirtschaftlichen Positivismus, der glaubt, sich ohne die ethische Komponente entfalten zu können, einen Markt, der sich selbst regulieren soll, allein auf der Grundlage der wirtschaftlichen Kräfte, der positivistischen und pragmatischen Rationalität der Wirtschaft; die Ethik sei etwas anderes und diesem Prozeß fremd. In Wirklichkeit sehen wir jetzt, daß ein reiner wirtschaftlicher Pragmatismus, der die Realität des Menschen nicht beachtet - der ein ethisches Wesen ist -, nicht positiv endet, sondern unlösbare Probleme schafft. Daher ist es jetzt Zeit zu sehen, daß die Ethik nicht außerhalb, sondern innerhalb der Rationalität und des wirtschaftlichen Pragmatismus steht. Andererseits müssen wir auch eingestehen, daß der katholische, der christliche Glaube oft zu individualistisch war, die konkreten wirtschaftlichen Dinge der Welt überließ und nur an das individuelle Heil dachte, an die religiösen Handlungen, ohne zu sehen, daß diese eine globale Verantwortung, eine Verantwortung für die Welt mit sich bringen. Daher müssen wir auch hier in einen konkreten Dialog eintreten. In meiner Enzyklika „Caritas in veritate“habe ich versucht - und die gesamte Tradition der christlichen Soziallehre geht in diese Richtung -, den ethischen und den den Glauben betreffenden Aspekt über das Individuum hinaus auf die Verantwortung gegenüber der Welt und auf eine von der Ethik geformte Rationalität auszuweiten. Andererseits haben die jüngsten Ereignisse auf dem Markt in den letzten zwei, drei Jahren gezeigt, daß die ethische Dimension innerhalb des wirtschaftlichen Handelns steht und darin ihren Platz haben muß, denn der Mensch ist eins, und es geht um den Menschen, um eine gesunde Anthropologie, die alles einschließt, und nur so läßt sich das Problem lösen, nur so entfaltet und erfüllt Europa seine Sendung.

Pater Lombardi: Danke. Jetzt kommen wir zu Fatima, das gewissermaßen auch der geistliche Höhepunkt dieser Reise sein wird. Heiliger Vater, welche Bedeutung haben heute für uns die Erscheinungen von Fatima? Als Sie den Text des dritten Geheimnisses im Juni 2000 im Presseamt des Heiligen Stuhls vorgestellt haben, waren manche von uns und andere Kollegen von damals dabei, und Sie wurden gefragt, ob die Botschaft von Fatima über das Attentat auf Johannes Paul II. hinaus auch auf andere Leiden der Päpste bezogen werden kann. Können Ihrer Ansicht nach auch die durch den Mißbrauch von Minderjährigen verursachten Leiden der Kirche von heute im Rahmen dieser Vision gesehen werden?

Heiliger Vater: Ich möchte zunächst meine Freude über die Reise nach Fatima zum Ausdruck bringen und darüber, vor der Muttergottes von Fatima zu beten, die für uns ein Zeichen der Gegenwart des Glaubens ist, daß gerade aus den Kleinen eine neue Kraft des Glaubens geboren wird, die nicht auf die Kleinen beschränkt bleibt, sondern eine Botschaft für die ganze Welt hat, und die die Geschichte gerade auch in ihrem Heute berührt und diese Geschichte erleuchtet. Bei der Präsentation im Jahr 2000 habe ich gesagt, daß eine Erscheinung - das heißt ein übernatürlicher Impuls, der nicht bloß der Vorstellungskraft der Person entspringt, sondern tatsächlich von der Jungfrau Maria, vom Übernatürlichen herkommt - daß ein solcher Impuls in das Subjekt eintritt und gemäß den Möglichkeiten des Subjekts zum Ausdruck gebracht wird. Das Subjekt ist von seinen geschichtlichen, persönlichen, und charakterlichen Gegebenheiten bestimmt und übersetzt den großen übernatürlichen Impuls daher in sein Seh-, Vorstellungs- und Ausdrucksvermögen, aber in diesen Ausdrucksweisen, die vom Subjekt geformt sind, verbirgt sich ein Inhalt, der darüber hinausgeht, der tiefer ist, und nur im Lauf der Zeit können wir die ganze Tiefe sehen, die - sagen wir mal - in dieser für die konkreten Personen möglichen Vision „gekleidet“ war. So würde ich sagen, werden auch hier über die große Vision des Leidens des Papstes hinaus, die wir in erster Linie auf Papst Johannes Paul II. beziehen können, Realitäten der Zukunft der Kirche aufgezeigt, die sich nach und nach entfalten und zeigen. Daher ist es richtig, daß man über den in der Vision gezeigten Moment hinaus die Notwendigkeit eines Leidens der Kirche sieht, das sich natürlich in der Person des Papstes widerspiegelt, aber der Papst steht für die Kirche und daher werden Leiden der Kirche angekündigt. Der Herr hat uns gesagt, daß die Kirche auf verschiedene Weise immer leiden würde bis zum Ende der Welt. Wichtig ist dabei, daß die Botschaft, die Antwort von Fatima im Wesentlichen nicht auf bestimmte Andachtsübungen abzielt, sondern auf die grundlegende Antwort, das heißt die ständige Umkehr, die Buße, das Gebet und die drei göttlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe. So sehen wir hier die wahre und grundlegende Antwort, die die Kirche geben muß, die wir, jeder von uns, in dieser Situation geben müssen. Unter dem Neuen, das wir heute in dieser Botschaft entdecken können, ist auch die Tatsache, daß die Angriffe gegen den Papst und die Kirche nicht nur von außen kommen, sondern die Leiden der Kirche kommen gerade aus dem Inneren der Kirche, von der Sünde, die in der Kirche existiert. Auch das war immer bekannt, aber heute sehen wir es auf wahrhaft erschreckende Weise: Die größte Verfolgung der Kirche kommt nicht von den äußeren Feinden, sondern erwächst aus der Sünde in der Kirche. Und darum ist es für die Kirche zutiefst notwendig, daß sie neu lernt, Buße zu tun, die Reinigung anzunehmen; daß sie einerseits zu vergeben lernt, aber auch die Notwendigkeit der Gerechtigkeit sieht; denn Vergebung ersetzt die Gerechtigkeit nicht. Mit einem Wort, wir müssen gerade das Wesentliche neu lernen: die Umkehr, das Gebet, die Buße und die göttlichen Tugenden. So antworten wir. Seien wir realistisch darauf gefaßt, daß das Böse immer angreift, von innen und von außen, aber daß auch die Kräfte des Guten immer gegenwärtig sind und daß letztendlich der Herr stärker ist als das Böse. Und die Muttergottes ist für uns eine sichtbare, mütterliche Garantie der Güte Gottes, die immer das letzte Wort in der Geschichte ist.

Pater Lombardi: Vielen Dank, Heiliger Vater, für die Klarheit und die Tiefe ihrer Antworten und für dieses abschließende Wort der Hoffnung, das Sie uns mitgegeben haben. Wir wünschen Ihnen, daß Sie diese anspruchsvolle Reise in Ruhe machen können und daß Sie sie auch mit der Freude und der geistlichen Tiefe erleben können, die uns die Begegnung mit dem Geheimnis von Fatima schenkt. Wir wünschen Ihnen eine gute Reise und werden uns unsererseits bemühen, unseren Dienst gut zu verrichten und mit Objektivität das zu verbreiten, was sie tun werden.




APOSTOLISCHE REISE NACH PORTUGAL

ANLÄSSLICH DES 10. JAHRESTAGES DER SELIGSPRECHUNG DER

HIRTENKINDER VON FATIMA, JACINTA UND FRANCISCO

(11.-14. MAI 2010)

OFFIZIELLER EMPFANG


Lissabon, Flughafen Portela

Dienstag, 11. Mai 2010

(Video)




Herr Präsident der Republik,
sehr geehrte Vertreter des Landes,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
meine Damen und Herren!

Erst jetzt war es mir möglich, die freundlichen Einladungen des Herrn Präsidenten und meiner bischöflichen Mitbrüder anzunehmen und diese geschätzte und geschichtsträchtige Nation zu besuchen, die heuer die Hundertjahrfeier der Ausrufung der Republik begeht. Während ich den Boden dieses Landes zum ersten Mal betrete, seit die Göttliche Vorsehung mich auf den Stuhl Petri gerufen hat, fühle ich mich durch Ihrer aller freundliche Anwesenheit und Gastfreundschaft sehr geehrt und bekunde Ihnen meine Dankbarkeit. Ich danke Ihnen, Herr Präsident, für Ihre herzlichen Worte der Begrüßung, mit denen Sie die Empfindungen und die Hoffnungen des portugiesischen Volkes zum Ausdruck gebracht haben. Allen, unabhängig von ihrem Glauben und ihrer Religion, gilt mein freundschaftlicher Gruß und besonders jenen, die zu dieser Begegnung mit mir nicht kommen konnten. Als Pilger komme ich zur Muttergottes von Fatima, der ich vom Höchsten den Auftrag erhalten habe, meine Brüder zu stärken, die auf ihrer Pilgerschaft zum Himmel voranschreiten.

Seit den Anfängen seiner nationalen Existenz hat sich das portugiesische Volk an den Nachfolger Petri gewandt, um als eigenständige Nation anerkannt zu werden. In der Folge hat einer meiner Vorgänger Portugal - in der Person seines Königs - für die großen und langjährigen Dienste für die Sache des Evangeliums mit dem Titel „Fidelissimus“ geehrt (vgl. Papst Pius II., Breve Dum tuam, 25.1.1461). Das Geschehen vor 93 Jahren, als sich der Himmel gerade über Portugal auftat - wie ein Fenster der Hoffnung, das Gott öffnet, wenn der Mensch ihm die Türe verschließt -, um im Schoß der Menschheitsfamilie die Bande brüderlicher Solidarität wieder herzustellen, die auf der gegenseitigen Anerkennung ein und desselben Vaters ruhen, ist ein Werk der liebenden Vorsehung Gottes. Es hängt nicht vom Papst ab, noch von irgendeiner kirchlichen Autorität: „Es war nicht die Kirche, die Fatima durchgesetzt hat“, - hätte Kardinal Manuel Cerejeira seligen Angedenkens gesagt - „sondern es war Fatima, das sich in der Kirche behauptet hat“.

55 Die Jungfrau Maria ist vom Himmel gekommen, um uns an Wahrheiten des Evangeliums zu erinnern, die für eine lieblose und heilsvergessene Menschheit die Quelle der Hoffnung bilden. Diese Hoffnung besitzt als erste und grundlegende Dimension natürlich nicht die horizontale, sondern die vertikale und transzendente Beziehung. Die Beziehung mit Gott ist für den Menschen wesentlich: er ist auf Gott hin geschaffen und ausgerichtet; er sucht die Wahrheit in der eigenen Erkenntnisstruktur; er strebt in der Willenssphäre nach dem Guten, und er ist in seiner ästhetischen Dimension von der Schönheit angezogen. Das Gewissen ist in dem Maße christlich, wie es sich der Fülle des Lebens und der Weisheit öffnet, die wir in Jesus Christus haben. Der Besuch, der jetzt unter dem Zeichen der Hoffnung beginnt, will ein Angebot der Weisheit und der Sendung sein.

Aus einer weisen Sicht des Lebens und der Welt leitet sich die rechte Ordnung der Gesellschaft her. Die Kirche hat ihren Platz in der Geschichte, und sie ist bereit, mit denen zusammenzuarbeiten, welche die menschliche Auffassung vom Leben grundsätzlich achten und nicht an den Rand drängen oder auf den Privatbereich reduzieren. Es geht hier nicht um eine ethische Auseinandersetzung zwischen einem laizistischen und einem religiösen System, sondern vielmehr um eine Sinnfrage, der sich die eigene Freiheit überläßt. Der Unterschied besteht darin, welcher Wert der Sinnesproblematik und seinen möglichen Folgen im öffentlichen Leben beigemessen wird. Die republikanische Wende, die vor hundert Jahren in Portugal stattgefunden hat, hat - in der Trennung von Kirche und Staat - einen neuen Raum der Freiheit für die Kirche eröffnet, dem die beiden Konkordate von 1940 und 2004 in kulturellen Bereichen und kirchlichen Vorhaben, die stark von raschen Änderungen geprägt sind, Gestalt gegeben haben. Die durch die Veränderungen hervorgerufenen Schwierigkeiten sind im allgemeinen mutig angegangen worden. Das Leben in einer Pluralität von Wertsystemen und ethischen Vorgaben macht es erforderlich, sich zur Mitte des eigenen Ichs und zum Kern des christlichen Glaubens aufzumachen, um die Qualität des Zeugnisses auf die Heiligkeit hin zu stärken und Wege der Sendung zu finden, die bis zur Radikalität des Martyriums gehen.

Liebe Brüder, liebe portugiesische Freunde, ich danke euch nochmals für den herzlichen Empfang. Der Herr segne alle Anwesenden und alle Bewohner dieser edlen und geliebten Nation, die ich der Muttergottes von Fatima anempfehle, dem zarten Bild der Liebe Gottes, die alle als Kinder in ihre Arme schließt.


APOSTOLISCHE REISE NACH PORTUGAL

ANLÄSSLICH DES 10. JAHRESTAGES DER SELIGSPRECHUNG DER

HIRTENKINDER VON FATIMA, JACINTA UND FRANCISCO

(11.-14. MAI 2010)

BEGEGNUNG MIT DEN ANGESTELLTEN DES PALÁCIO DE BELÉM

GRUSSWORTE VON BENEDIKT XVI.

Palácio de Belém - Lissabon

Dienstag, 11. Mai 2010


Liebe Freunde!

Im Rahmen meines Besuchs beim Herrn Staatspräsidenten wollte ich auch Sie alle sehen und grüßen, die Sie als Mitarbeiter im Dienst der hohen Aufgaben des Präsidentenamtes der Republik stehen und für diesen schönen Palast wie auch für seine Bewohner und alle, die hier empfangen werden, sorgen. Meinerseits spreche ich Ihnen meinen aufrichtigen Dank aus und wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Tätigkeiten. Ich versichere Ihnen mein besonderes Gebetsgedenken für Sie und Ihre Familien. Der gnädige Gott segne und stärke Sie mit dem Licht seiner Gnade, damit Sie im gegenseitigen Respekt an Ihrem Arbeitsplatz und durch Ihren Einsatz für das Gemeinwohl, dem Sie dienen, im hundertsten Jahr der Portugiesischen Republik zu einer gerechteren Gesellschaft und zu einer besseren Zukunft für alle beitragen können.

Es segne Sie alle der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.





APOSTOLISCHE REISE NACH PORTUGAL

ANLÄSSLICH DES 10. JAHRESTAGES DER SELIGSPRECHUNG DER

HIRTENKINDER VON FATIMA, JACINTA UND FRANCISCO

(11.-14. MAI 2010)

AN DIE JUGENDLICHEN

GRUSSWORTE VON BENEDIKT XVI.

Apostolische Nuntiatur - Lissabon

Dienstag, 11. Mai 2010


Liebe Freunde!

56 Ich habe mich über die rege und zahlreiche Teilnahme von Jugendlichen an der Eucharistiefeier heute nachmittag auf dem Terreiro do Paço gefreut, die damit ihren Glauben und ihren Willen, die Zukunft auf dem Evangelium Jesu Christi aufzubauen, unter Beweis gestellt haben. Danke für das frohe Zeugnis für Christus, der ewig jung ist, und für die Aufmerksamkeit, die ihr seinem demütigen Stellvertreter auf Erden mit dieser abendlichen Begegnung erweist. Ihr seid gekommen, um mir gute Nacht zu sagen, und von ganzem Herzen danke ich euch dafür; aber jetzt müßt ihr mich schlafen gehen lassen, sonst wird es keine gute Nacht, und der morgige Tag erwartet uns.

Ich freue mich sehr, daß ich mich der großen Schar von Pilgern nach Fatima anläßlich des 10. Jahrestags der Seligsprechung von Francisco und Jacinta anschließen kann. Mit Hilfe der Muttergottes haben sie gelernt, Gottes Licht im Innersten ihres Herzens zu sehen und ihn in ihrem Leben anzubeten. Möge die Jungfrau Maria euch dieselbe Gnade erwirken und euch beschützen! Ich rechne weiterhin mit euch und mit euren Gebeten, damit dieser Besuch in Portugal reiche Frucht bringt. Und nun erteile ich euch von Herzen meinen Segen: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gute Nacht! Bis morgen.

Vielen Dank!





APOSTOLISCHE REISE NACH PORTUGAL

ANLÄSSLICH DES 10. JAHRESTAGES DER SELIGSPRECHUNG DER

HIRTENKINDER VON FATIMA, JACINTA UND FRANCISCO

(11.-14. MAI 2010)

BEGEGNUNG MIT VERTRETERN AUS DER WELT DER KULTUR

Kulturzentrum "Belém" - Lissabon

Mittwoch, 12. Mai 2010

(Video)




Verehrte Mitbrüder im bischöflichen Dienst,
sehr geehrte Damen und Herren aus der Politik und
Vertreter des Geisteslebens, der Wissenschaft und der Kunst,
liebe Freunde!

57 Es ist mir eine große Freude, hier das ganze Spektrum der portugiesischen Kultur vor mir zu haben, das Sie als Frauen und Männer, die in Forschung und Entwicklung der verschiedenen Wissenszweige tätig sind, so würdig vertreten. Ihnen allen möchte ich meine besondere Wertschätzung und Freundschaft ausdrücken in Anerkennung dessen, was Sie tun und was Sie sind. Die Regierung, die hier durch die Frau Kulturministerin vertreten ist - einen ehrerbietigen und dankbaren Gruß richte ich sie - ist mit verdienstvollem Einsatz um den nationalen Vorrang der Kultur bedacht. Ich danke allen, die diese unsere Begegnung ermöglicht haben, besonders der Bischöflichen Kultur-Kommission mit ihrem Präsidenten, Bischof Manuel Clemente; ihm danke ich für seine herzlichen Willkommensgrüße und für die Darstellung der vielstimmigen Situation der portugiesischen Kultur, die hier durch einige ihrer herausragenden Protagonisten vertreten ist. Der Filmregisseur Manoel de Oliveira, eine Persönlichkeit ehrwürdigen Alters und eindrucksvoller Karriere, hat als ihr Wortführer ihre Gefühle und Erwartungen zum Ausdruck gebracht. Ihm gilt mein Gruß voller Bewunderung und Zuneigung sowie mein herzlicher Dank für die Worte, die er an mich gerichtet hat und in denen er die Sorgen und Stimmungen der Portugiesen inmitten der Turbulenzen der Gesellschaft von heute erahnen ließ.

In der Tat spiegelt die Kultur heute eine „Spannung“ wider, die bisweilen Formen eines „Konfliktes“ zwischen der Gegenwart und der Tradition annimmt. Die Dynamik der Gesellschaft setzt die Gegenwart absolut, indem sie sie vom kulturellen Erbe der Vergangenheit loslöst und nicht beabsichtigt, Zukunftsperspektiven zu entwerfen. Eine solche Aufwertung der „Gegenwart“ als Inspirationsquelle sowohl des individuellen als auch des gesellschaftlichen Lebensgefühls widerspricht der starken, zutiefst vom tausendjährigen Einfluß des Christentums geprägten kulturellen Tradition des portugiesischen Volkes und einem Bewußtsein globaler Verantwortung; diese ist im Abenteuer der Entdeckungen und im missionarischen Eifer, das Geschenk des Glaubens mit anderen Völkern zu teilen, zum Tragen gekommen. Das christliche Ideal der Universalität und der Brüderlichkeit hatte dieses gemeinsame Abenteuer inspiriert, auch wenn die Einflüsse der Aufklärung und des Laizismus spürbar geworden waren. Die besagte Tradition hat das hervorgebracht, was wir „Weisheit“ nennen können, d. h. ein Lebens- und Geschichtsempfinden, zu dem eine ethische Ordnung und ein „Ideal“ gehörte, das Portugal zu erfüllen hatte - dieses Land, das immer bemüht war, Beziehungen mit dem Rest der Welt zu knüpfen.

Die Kirche erscheint als die große Hüterin einer gesunden und edlen Tradition, deren reichen Beitrag sie der Gesellschaft zugute kommen läßt; diese respektiert und schätzt weiterhin ihren Dienst für das Allgemeinwohl, entfernt sich aber von der erwähnten „Weisheit“, die Teil ihres Erbes ist. Dieser „Konflikt“ zwischen der Tradition und der Gegenwart drückt sich in der Krise der Wahrheit aus, aber sie allein kann für eine gelungene Existenz des Einzelnen wie des Volkes Orientierung bieten und den Weg vorzeichnen. Ein Volk, das seine eigene Wahrheit nicht mehr kennt, verliert sich schließlich in den Labyrinthen der Zeit und der Geschichte, ohne klar umrissene Werte und ohne deutlich ausgedrückte Ziele. Liebe Freunde, in bezug auf die Position der Kirche in der Welt muß mit großem Einsatz ein Lernprozeß eingeleitet werden, durch den man der Gesellschaft hilft zu verstehen, daß die Verkündigung der Wahrheit ein Dienst ist, den die Kirche der Gesellschaft anbietet, indem sie neue Horizonte der Zukunft, der Größe und der Würde erschließt. In der Tat hat die Kirche „zu allen Zeiten und unter allen Gegebenheiten eine Sendung der Wahrheit zu erfüllen für eine Gesellschaft, die dem Menschen und seiner Würde und Berufung gerecht wird. […] Die Treue zum Menschen erfordert die Treue zur Wahrheit, die allein Garant der Freiheit (vgl.
Jn 8,32) und der Möglichkeit einer ganzheitlichen menschlichen Entwicklung ist. Darum sucht die Kirche die Wahrheit, verkündet sie unermüdlich und erkennt sie an, wo immer sie sich offenbart. Diese Sendung der Wahrheit ist für die Kirche unverzichtbar“ (Enz. Caritas in veritate ). Für eine Gesellschaft, die mehrheitlich aus Katholiken besteht und deren Kultur zutiefst vom Christentum geprägt ist, erweist sich der Versuch, die Wahrheit außerhalb von Jesus Christus zu finden, als dramatisch. Für uns Christen ist die Wahrheit göttlich; sie ist der ewige »Logos«, der menschliche Gestalt angenommen hat in Jesus Christus, der objektiv feststellen konnte: „Ich bin die Wahrheit“ (Jn 14,6). Das Nebeneinander, das die Kirche in ihrem unverrückbaren Festhalten am Ewigkeitscharakter der Wahrheit, einerseits, und in der Achtung gegenüber anderen „Wahrheiten“ bzw. der Wahrheit der anderen, andererseits, erlebt, ist für sie eine Lehrzeit. In dieser dialogisierenden Achtung können sich der Vermittlung der Wahrheit neue Türen öffnen.

Papst Paul VI. hat geschrieben: „Die Kirche muß zu einem Dialog mit der Welt kommen, in der sie nun einmal lebt. Die Kirche macht sich selbst zum Wort, zur Botschaft, zum Dialog“ (Enz. Ecclesiam suam, 67). In der Tat stellt der Dialog, in dem die beteiligten Parteien ohne Doppelzüngigkeit und respektvoll einander begegnen, heute eine Priorität in der Welt dar, der sich die Kirche nicht entziehen möchte. Das bezeugt gerade auch die Präsenz des Heiligen Stuhls in verschiedenen internationalen Organen wie zum Beispiel dem Nord-Süd-Zentrum des Europarates, der vor 20 Jahren hier in Lissabon errichtet wurde und dessen Angelpunkt der interkulturelle Dialog ist mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Europa, dem südlichen Mittelmeerraum und Afrika zu fördern und eine Weltbürgerschaft zu bilden, die auf die Menschenrechte und die Verantwortung der Bürger gegründet ist, unabhängig von ihrer ethnischen und politischen Zugehörigkeit und respektvoll gegenüber ihrer religiösen Überzeugung. Angesichts der kulturellen Verschiedenheit muß dafür gesorgt werden, daß die Menschen nicht nur die Existenz der Kultur der anderen akzeptieren, sondern auch danach trachten, sich von ihr bereichern zu lassen sowie umgekehrt ihr das anzubieten, was sie selbst an Gutem, Wahrem und Schönem besitzen.

Es ist dies ein Augenblick, der unsere besten Kräfte, prophetischen Mut und die erneuerte Fähigkeit erfordert, „der Welt neue Welten aufzuzeigen“, wie Euer Nationaldichter sagen würde (Luigi di Camões, Os Lusíades, II, 45). Sie, die Sie Kultur in all ihren Formen schaffen, Gedanken entwickeln und die Meinungen bilden - „dank Ihres Talentes haben Sie die Möglichkeit, zu den Herzen der Menschen zu sprechen, einzelne und gemeinsame Sensibilitäten zu berühren, Träume und Hoffnungen wachzurufen und Horizonte von Wissen und menschlichem Engagement zu erweitern. […] Und fürchten Sie sich nicht, sich der ersten und letzten Quelle der Schönheit zu nähern und in den Dialog mit den Gläubigen zu treten, mit denen, die sich wie Sie als Pilger in dieser Welt und in der Geschichte fühlen, unterwegs zur unendlichen Schönheit“ (Ansprache an die Künstler, 21.11.2009).

Gerade mit dem Ziel, „die moderne Welt in Kontakt mit den lebensspendenden und ewigen Energien des Evangeliums zu bringen“ (Johannes XXIII., Apost. Konst. Humanae salutis, 3), wurde das Zweite Vatikanische Konzil durchgeführt. In ihm hat die Kirche, ausgehend von einem neuen Bewußtsein der katholischen Überlieferung, die Kritiken, die jenen Kräften zugrundeliegen, welche die Moderne, d. h. die Reformation und die Aufklärung, kennzeichnen, angenommen, analysiert, verwandelt und überwunden. So hat die Kirche von sich aus das Beste der Forderungen der Moderne aufgenommen und umgebildet, indem sie sie einerseits übertraf und andererseits ihre Fehler und Sackgassen vermied. Das Konzilsgeschehen hat die Voraussetzungen für eine authentische katholische Erneuerung und für eine neue Zivilisation - die „Zivilisation der Liebe“ - geschaffen, als evangeliumsgemäßen Dienst am Menschen und an der Gesellschaft.

Liebe Freunde, die Kirche sieht in der aktuellen Kultur ihren vorrangigen Auftrag darin, die Suche nach der Wahrheit und folglich nach Gott wachzuhalten; die Menschen dahin zu bringen, über die vorletzten Dinge hinauszublicken und nach den letzten zu suchen. Ich lade Sie ein, die Gotteserkenntnis zu vertiefen, ihn so zu erkennen, wie er sich in Jesus Christus für unsere vollkommene Selbstverwirklichung offenbart hat. Schaffen Sie Schönes, vor allem aber lassen Sie Ihr Leben zum Ort des Schönen werden. Möge die seit Jahrhunderten von den Seefahrern auf dem Ozean und heute von den Seefahrern auf der Suche nach dem Guten, nach der Wahrheit und nach der Schönheit verehrte Muttergottes von Belém Ihre Fürsprecherin sein.





ANSPRACHE 2010 53