ANSPRACHE 2009 122

AN HERRN BEYON LUC ADOLPHE TIAO, NEUER BOTSCHAFTER VON BURKINA FASO BEIM HL. STUHL

Freitag, 29. Mai 2009

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Herr Botschafter,

gerne empfange ich Sie anläßlich der Überreichung des Beglaubigungsschreibens, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter von Burkina Faso beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die freundlichen Worte, die Sie an mich gerichtet haben, sowie für die respektvollen Grüße, die Sie mir von Seiten Seiner Exzellenz des Präsidenten der Republik, Herrn Blaise Compaoré, übermittelt haben. Würden Sie Ihm bitte auch von meiner Seite meine hohe Wertschätzung für seine Person und das Volk von Burkina Faso zum Ausdruck bringen, dem ich wünsche, in Frieden und Brüderlichkeit leben zu können.

Herr Botschafter, die derzeitige internationale Wirtschaftskrise schwächt die afrikanische Wirtschaft noch mehr, und die Familien sehen sich vor allem aufgrund von zunehmender Armut, Arbeitslosigkeit und Krankheiten vor wachsende Schwierigkeiten gestellt. In diesem Umfeld werden die jungen Menschen dazu geführt, ihr Land zu verlassen, um sich eine bessere Zukunft zu suchen und ihren Familien zu helfen. Ich wünsche sehr, daß sich zwischen den reichen und den ärmeren Ländern eine echte Solidarität zeigen möge. In Krisenzeiten ist es besonders notwendig, daß die Entwicklungshilfe nicht zurückgeht, sondern daß die mehrfach gegebenen Versprechen tatsächlich verwirklicht werden. Jedenfalls müssen, wie ich aus Anlaß meiner jüngsten Reise nach Afrika gesagt habe, »die Afrikaner selbst … Hauptakteure ihrer Entwicklung sein, indem sie zusammen für das Wohl ihrer Gemeinschaften arbeiten« (Luanda, 20. März 2009). So werden die wirklichen Werte der Afrikaner berücksichtigt werden können, und nur so wird sich vermeiden lassen, daß sie nicht nur einfache Empfänger von Plänen sind, die andere erarbeitet haben. In dieser Hinsicht freue ich mich über den wichtigen Dienst, den die Stiftung Johannes Paul II. für die Sahelzone geleistet hat, die gerade in Ouagadougou den 25. Jahrestag ihres Bestehens gefeiert hat. Sie ist ein beredtes Zeichen für die Solidarität der katholischen Kirche mit den Ländern der Sahelzone, die besonders unter Trockenheit, Hunger und fortschreitender Wüstenbildung leiden, sowie für die wirksame Mitarbeit, welche die Kirche im Kampf gegen die Übel leistet, die ein Leben der Bevölkerung in Würde gefährden.

Damit es zu einer wirklichen Entwicklung der Gesellschaft kommen kann, sind die Wiederherstellung der Eintracht und der Sicherheit in der Region, mit der Ihr Land besonders verbunden ist, von wesentlicher Bedeutung. Die bereits erreichten Resultate zeigen, daß sich die Meinungsverschiedenheiten nur durch einen geduldigen Dialog überwinden lassen und daß nur so Frieden und Gerechtigkeit geschaffen werden können. Ich möchte die um Frieden bemühten Männer und Frauen und besonders die Menschen, die in der Gesellschaft Verantwortung tragen, dazu anspornen, sich weiterhin mutig dafür einzusetzen, daß die wiedergefundene Ruhe und Stabilität es erlauben mögen, die Beziehungen der Brüderlichkeit und der Solidarität zwischen den Völkern der Region in tiefem gegenseitigen Vertrauen zu stärken.

Herr Botschafter, wie Sie herausgestellt haben, setzt sich die katholische Kirche durch ihre Arbeit in den Bereichen des Gesundheitswesens, der Erziehung und der Sozialarbeit sehr in der Gesellschaft von Burkina Faso ein. Durch ihren Dienst für die Bevölkerung möchte sie an dem ihr eigenen Platz dazu beitragen, Antworten auf die zahlreichen und wichtigen Herausforderungen zu finden, vor denen die Familien stehen. Die Bewahrung der familiären Werte muß allen ein wichtiges Anliegen sein, da die Familie die wichtigste Säule des gesellschaftlichen Gebäudes darstellt. Daher können die Zeichen einer Auflösung des familiären Gefüges nur zu Situationen führen, deren Opfer häufig Kinder und Jugendliche sind. Die Erziehung und die Ausbildung der jungen Generation sind für die Zukunft der Nation ebenfalls von vorrangiger Bedeutung. Angesichts der Schwierigkeiten des Lebens ist es erforderlich, daß die Gesellschaft den jüngeren Menschen Gründe zum Leben und zur Hoffnung gibt.

Um zum Aufbau der Nation beizutragen ist die Stärkung der freundschaftlichen Beziehungen unter allen Gläubigen eine Aufgabe, die unablässig verfolgt werden muß. Ich freue mich besonders über die guten Beziehungen und die Zusammenarbeit, die sich in Ihrem Land seit Jahren zwischen Christen und Muslimen entwickelt hat. Auf der Suche nach einem immer besseren Verständnis in gegenseitigem Respekt und unter Ablehnung jeder Form von Gewalt und Intoleranz legen die Gläubigen vor Gott ein beredtes Zeugnis ab und tragen zum Fortschritt des Gemeinwohls bei.

Herr Botschafter, zum Schluß dieser Begegnung möchte ich durch Sie auch die Bischöfe von Burkina Faso sowie alle Mitglieder der katholischen Gemeinschaft grüßen, deren Tatkraft mir bekannt ist. Während wir uns darauf vorbereiten, die Zweite Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika abzuhalten, lade ich sie besonders dazu ein, die Vorbereitung und den Ablauf dieses wichtigen kirchlichen Ereignisses mit ihren Gebeten zu unterstützen und in Zusammenarbeit mit allen ihren Landsleuten Stifter von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden zu sein.

Nun da Sie, Herr Botschafter, Ihre Mission beim Heiligen Stuhl beginnen, begleiten Sie meine herzlichen Wünsche für ein gutes Gelingen. In dem Wunsch, daß die harmonischen Beziehungen zwischen Burkina Faso und dem Heiligen Stuhl anhalten und sich weiterentwickeln mögen - die kürzlich erfolgte Eröffnung einer Apostolischen Nuntiatur in Ouagadougou ist dafür ein glückliches Zeichen -, versichere ich Sie der Hilfsbereitschaft meiner Mitarbeiter, bei denen Sie immer freundliche Aufnahme und herzliches Verständnis finden werden.

Ich bitte den Allmächtigen, Seine Exzellenz, Ihre Familie und die Mitarbeiter Ihrer Botschaft, sowie alle Verantwortlichen und alle Bürger Burkina Fasos mit der Fülle Seiner Wohltaten zu segnen.



AN HERRN NEVILLE MELVIN GERTZE, NEUER BOTSCHAFTER VON NAMIBIA BEIM HL. STUHL

Freitag, 29. Mai 2009

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Exzellenz,

ich freue mich, Sie im Vatikan begrüßen zu dürfen und von Ihnen das Beglaubigungsschreiben in Empfang zu nehmen, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Namibia beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für den freundlichen Gruß, den mir Staatspräsident Hifikepunye Pohamba durch Sie übermitteln ließ. Bitte versichern Sie ihn meiner Dankbarkeit und meiner besten Wünsche. Ich grüße auch die Regierungsmitglieder, die zivilen Autoritäten und alle Bürger Ihres Landes.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den einzelnen Ländern dienen dazu, einen Rahmen zu schaffen, in dem gemeinsame Interessen verfolgt und gewahrt werden. Das gibt beiden Parteien auch die Gelegenheit, auf nationaler und internationaler Ebene gemeinsame Werte zu fördern. Ich bin zufrieden mit den vielen positiven Resultaten, die der Heilige Stuhl und Namibia schon in der relativ kurzen Zeit ihrer Zusammenarbeit erreichen konnten.

Herr Botschafter, wie Sie wohl wissen, verfügt Afrika über ein breites Spektrum politischer, sozialer und wirtschaftlicher Realitäten. Einige dieser Initiativen sind von Erfolg gekrönt, andere wiederum haben die Erwartungen der Völker, denen sie dienen sollten, nicht erfüllt. Namibia gehört erst seit relativ kurzer Zeit zur Familie der unabhängigen Staaten. Die Bürger Ihres Landes und deren gewählte Regierungsvertreter haben sich vom Beispiel anderer Länder inspirieren lassen und im Laufe der Zeit die Notwendigkeit erkannt, die Bodenschätze des Landes im Bereich Bergbau und Landwirtschaft zu schützen, deren zweckmäßigen Abbau und den Gewinn zu kontrollieren und für das Gemeinwohl zu nutzen. Den Uranabbau und die Diamantenbearbeitung einer verantwortlichen Kontrolle zu unterstellen, sind positive Initiativen. In der Tat sind Transparenz, ehrliche Geschäftspraktiken und gute Regierung wesentlich für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Fortschritt. Es freut mich feststellen zu können, daß in der Verfassung Ihres Landes ein klares Bewußtsein der ökologischen Verantwortung des Staates enthalten ist. Während sie weiter für eine gerechte Verteilung des Reichtums und somit auch für bessere Entwicklungsmöglichkeiten Benachteiligter kämpfen, rufe ich die Nation auf, den Weg zur Stärkung des Gemeinwohls nicht zu verlassen, die demokratischen Institutionen und Praktiken zu konsolidieren und nach Gerechtigkeit für alle zu streben.

Herr Botschafter, der Heilige Stuhl ist zuversichtlich, daß Ihr Land zu positiven Entwicklungen in Afrika und in der internationalen Gemeinschaft beitragen kann. Aufgrund seiner Geschichte der friedlichen Unabhängigkeit und Integration, seiner Einheit in der Verschiedenheit und dem verantwortungsvollen Umgang mit Bodenschätzen kann Namibia der Entwicklung anderer Völker zum Vorbild gereichen. Es ist auch wichtig, daß sich Namibia bei internationalen Begegnungen Gehör verschafft. Nur so können die derzeitigen Bedürfnisse und Erwartungen der Völker Ihres Kontinents objektiv und aus einer afrikanischen Perspektive zum Ausdruck gebracht werden, und nicht auf eine Weise, die allein die Interessen anderer vertritt.

Die katholische Kirche ist froh darüber, ihre Sendung in einem Klima der Religionsfreiheit ausüben zu können. Welchen Beitrag die Kirche zum zivilen Leben leistet, sieht man nicht nur an dem, was einzelne Christen oder Institutionen vollbracht haben, sondern auch an der Wirkung ihrer Botschaft. Indem die Kirche das Evangelium verkündet und zu einer von Glaube, Hoffnung und Liebe getragenen Haltung anregt, lädt sie die Menschen zu einem Leben ein, das im Zeichen der Werte steht. Einem Leben, das von jener geistlichen und moralischen Stärke getragen wird, die aus dem Glauben kommt und in Integrität, dem verantwortlichen Gebrauch der Freiheit, Respekt und Toleranz anderen gegenüber Ausdruck findet. Menschen, die von diesen oder ähnlichen moralischen und geistlichen Perspektiven inspiriert sind, tragen positiv zum Wohl der Gesellschaft in ihrer sozialen, wirtschaftlichen und politischen Dimension bei. Das gilt besonders für Personen in politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Führungspositionen.

Der Evangelisierungsauftrag der Kirche schließt ein großzügiges Engagement für Initiativen mit ein, mit denen Bedürftigen geholfen werden soll. Wie Sie, Herr Botschafter, in Ihrer Grußadresse gesagt haben, konnte die Kirche in Ihrer Heimat im Lauf der Jahre eine Vielzahl von Gemeinschaften und Institutionen guten Willens ins Leben rufen, die sich nicht nur der Pastoral widmen, sondern auch der Erziehung und Berufsausbildung sowie der Betreuung von Menschen, die sich in Schwierigkeiten befinden. Durch Schulen und spezialisierte Ausbildungszentren, Krankenhäuser und wohltätige Einrichtungen praktiziert die Kirche jene Nächstenliebe, die im obersten Gebot so unmißverständlich gefordert wird. Ich bete darum, daß die katholischen Institutionen des Landes ihre Erfahrung auch weiterhin in den Dienst der Förderung und Entwicklung des namibischen Volkes stellen und dessen gegenwärtige und zukünftige Bedürfnisse nicht aus den Augen verlieren.

Ich weiß, daß es eine der Prioritäten des Regierungsprogramms ist, größeres Augenmerk auf die Volksgesundheit zu legen, vor allem auf die Betreuung der vielen HIV/Aids-Infizierten. In diesem Bereich bietet die Kirche gerne auch weiter ihre Hilfe an. Sie ist überzeugt davon, daß der Ausbreitung dieser Krankheit nur durch eine Strategie vorgebeugt werden kann, die auf Erziehung zu individueller Verantwortung und einer moralischen Sicht der Sexualität basiert, mit besonderem Augenmerk auf der ehelichen Treue. Gerne bietet die Kirche hier ihre Mitarbeit an. Vor allem im Bereich der Erziehung, wo junge Menschen zu aktiven und verantwortungsvollen Mitgliedern der Gesellschaft herangebildet werden.

Herr Botschafter, ich habe hier einige Gedanken zur gegenwärtigen Situation Ihres Landes geäußert und mich dabei von der Liebe zu Ihrem Volk und der zuversichtlichen Hoffnung für die Zukunft Namibias inspirieren lassen. Für Ihren Auftrag wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Bitte zögern Sie nicht, sich an die Dikasterien der Römischen Kurie zu wenden, die Ihnen jederzeit gerne zur Seite stehen. Der allmächtige Gott schenke Ihnen, Ihrer Familie und der von Ihnen repräsentierten Nation reichen und anhaltenden Segen, Wohlergehen und Frieden!



AN HERRN ROLF TROLLE ANDERSEN, NEUER BOTSCHAFTER VON NORWEGEN BEIM HL. STUHL

Freitag, 29. Mai 2009

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Exzellenz!

Ich freue mich, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter des Königreichs Norwegen beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich möchte meine Dankbarkeit für die guten Wünsche zum Ausdruck bringen, die Sie von seiten König Haralds V. überbringen. Bitte übermitteln Sie Seiner Majestät meinen herzlichen Gruß und versichern Sie ihn meines ständigen Gebets für das ganze Volk Ihrer Nation. Besonders passend erscheint es, daß die heutige Zeremonie, ein wichtiger Meilenstein unserer diplomatischen Beziehungen, fast genau am 20. Jahrestag des historischen Besuchs von Papst Johannes Paul II. in den skandinavischen Ländern stattfindet.

Ihr Land ist nicht nur mit beachtlichem Wohlstand gesegnet, sondern es steht auch in dem hervorragenden Ruf, anderen Ländern, die sich in einer weniger glücklichen Lage befinden, zu Hilfe zu kommen. Auf die Umwälzungen in der Finanzwelt der letzten Monate hat Norwegen schnell reagiert und anderen Ländern seine erfahrene Unterstützung angeboten, um ihnen zu helfen, den Sturm zu überstehen, obgleich es durch die Krise selbst von wirtschaftlichen Schwierigkeiten betroffen ist. Norwegen hat einer großen Zahl von Flüchtlingen und Einwanderern seine Türen geöffnet und sich so über viele Jahre hinweg als großherzige und gastfreundliche Nation erwiesen. Wie Sie, Exzellenz, erwähnten, hat dieser Zustrom in der norwegischen Gesellschaft, und besonders in der kleinen katholischen Gemeinschaft, zu einer viel größeren kulturellen und ethnischen Vielfalt geführt. Dies wiederum hat eine tiefere Reflexion über die Voraussetzungen und Werte angeregt, die das Leben im heutigen Norwegen und seinen Platz in der modernen Welt bestimmen.

»Selig, die Frieden stiften.« Diese Worte Jesu (
Mt 5,9) haben sich die Norweger, deren Kultur stark von ihrer 1000jährigen christlichen Geschichte geprägt ist, sehr zu Herzen genommen. Norwegens Engagement in der Friedenssicherung wird dadurch deutlich, daß es auf höchster Ebene in die Organisation der Vereinten Nationen eingebunden ist. Ihr erster Generalsekretär, Trygve Lie, kam aus Norwegen, ebenso wie eine Reihe der derzeitigen höheren Amtsträger. Der Heilige Stuhl ist Ihrem Land sehr dankbar für seinen Beitrag zur Lösung von Konflikten an einigen der größten Brennpunkte der Welt. Von Sri Lanka bis Afghanistan, vom Sudan bis nach Somalia, vom Tschad bis zur Demokratischen Republik Kongo: Überall hat Norwegen eine Rolle gespielt, sei es durch Friedensverhandlungen, durch den Aufruf an die Beteiligten, das internationale Recht zu beachten, durch humanitäre Hilfe, durch Hilfe beim Wiederaufbau und bei der Friedenssicherung oder durch die Förderung der Demokratie und fachmännischen Rat beim Aufbau der sozialen Infrastruktur. Da ich gerade von meinem Apostolischen Besuch im Heiligen Land zurückgekehrt bin, bin ich mir der wichtigen Arbeit, die Ihr Land bei der Aushandlung von Friedensübereinkommen zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde geleistet hat, besonders bewußt. Ich hoffe und bete, daß der Geist der Versöhnung und die Suche nach Gerechtigkeit, die zu den Abkommen von Oslo geführt haben, eines Tages die Oberhand gewinnen und den Völkern jener gemarterten Region dauerhaften Frieden bringen werden.

Zusätzlich zu diesen humanitären Anliegen nehmen die Norweger die Erfordernisse der natürlichen Umwelt sehr ernst. Sie messen der Entwicklung erneuerbarer Energiequellen besondere Bedeutung bei und schenken den Gründen für den Klimawandel und seinen Folgen Aufmerksamkeit. Bezeichnend für die Weitsicht Ihres Landes in bezug auf das Wohl des Planeten und seiner Bewohner ist das »Global Seed Vault« (Globaler Saatgut-Tresor), dessen Absicht es ist, das Überleben zahlreicher Formen pflanzlichen Lebens zu gewährleisten, damit insbesondere lebenswichtige Nahrungsressourcen vor einem möglichen Aussterben geschützt werden können.

Bei all diesen Unternehmungen ist Ihr Land durch die ethischen Grundwerte motiviert, von denen Sie, Exzellenz, gesprochen haben. Diese Werte sind in Norwegens christlicher Kultur verwurzelt und stehen daher im Mittelpunkt der Perspektiven und Ziele, die es mit dem Heiligen Stuhl teilt. In weniger als 30 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen uns ist viel erreicht worden. Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich Norwegen - sowie anderen Nationen - bei der Ausarbeitung und Ratifizierung der Konvention zum Verbot von Streumunition ist ein gutes Beispiel dafür. Auch ich freue mich, unsere hervorragenden Beziehungen in vielen verschiedenen Bereichen weiterzuentwickeln und zu festigen, in der Absicht, die uns gemeinsame ethische Sichtweise zu fördern, um eine menschlichere und gerechtere Welt aufzubauen.

Was das Inland betrifft, so ist die katholische Gemeinschaft in Norwegen, obwohl sie nur klein ist, eifrig darauf bedacht, sich am Leben der Nation zu beteiligen und in der öffentlichen Debatte ihre Stimme vernehmen zu lassen. Ich habe vorhin die tiefe Reflexion erwähnt, die gegenwärtig hinsichtlich der Voraussetzungen und Werte stattfindet, die die norwegische Gesellschaft bestimmen, und hier kann die katholische Gemeinschaft mit ihrem reichen Erbe der Soziallehre einen wertvollen Beitrag leisten. Wie viele Länder im heutigen Europa ist Norwegen zunehmend aufgefordert, die Bedeutung des Rechts auf Religionsfreiheit im Kontext einer liberalen und pluralistischen Gesellschaft zu untersuchen. Ich bin zuversichtlich, daß die hohen ethischen Prinzipien und die Großherzigkeit, die für Norwegens Handeln auf der internationalen Bühne bezeichnend sind, auch im Inland vorherrschend sein werden, damit alle Bürger Ihres Land die Freiheit haben, ihre Religion auszuüben, und all die verschiedenen Religionsgemeinschaften die Freiheit haben, ihre Angelegenheiten in Übereinstimmung mit ihrem Glauben und ihrem Rechtssystem zu ordnen und auf diese Weise ihren besonderen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten.

Exzellenz, ich entbiete Ihnen meine besten Wünsche für den Erfolg Ihrer Mission und möchte Ihnen versichern, daß die verschiedenen Ämter der Römischen Kurie bereit sind, Hilfe und Unterstützung bei der Erfüllung Ihrer Pflichten zu bieten. Auf Sie, Exzellenz, Ihre Familie und das ganze Volk des Königreichs Norwegen rufe ich von Herzen Gottes reichen Segen herab.



AN DIE NEUEN BOTSCHAFTER BEIM HL. STUHL ANLÄSSLICH DER GEMEINSAMEN ÜBERGABE DER BEGLAUBIGUNGSSCHREIBEN

Freitag, 29. Mai 2009

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Exzellenzen!

Es ist mir eine Freude, Sie heute vormittag anläßlich der Übergabe der Schreiben zu empfangen, durch die Sie beim Heiligen Stuhl als außerordentliche und bevollmächtigte Botschafter Ihrer Länder akkreditiert werden: der Mongolei, Indiens, der Republik Benin, Neuseelands, der Republik Südafrika, Burkina Fasos, Namibias und Norwegens. Ich danke Ihnen, daß Sie mir die freundlichen Worte Ihrer jeweiligen Staatsoberhäupter übermittelt haben. Ich bitte Sie, ihnen meinerseits meine herzlichen Grüße und besten Wünsche sowohl für sie persönlich als auch für ihren wichtigen Auftrag im Dienst für ihr Land und ihr Volk zukommen zu lassen. Ich erlaube mir ebenfalls, durch Sie alle zivilen und religiösen Obrigkeiten Ihrer Nationen sowie Ihre Landsleute zu grüßen. Meine Gebete und meine Gedanken richten sich besonders an die katholischen Gemeinschaften in Ihren Ländern. Seien Sie versichert, daß diese gerne auf brüderliche Weise am nationalen Aufbau mitwirken, indem sie nach besten Kräften ihren persönlichen, auf dem Evangelium begründeten Beitrag leisten.

Meine Damen und Herren Botschafter, der Einsatz im Dienst für den Frieden und die Stärkung der brüderlichen Beziehungen zwischen den Nationen stehen im Mittelpunkt Ihres Auftrags als Diplomaten. In der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krise, die die Welt heute erlebt, ist es dringend erforderlich, sich erneut bewußt zu machen, daß wirksam dafür gekämpft werden muß, im Hinblick auf eine für alle gerechtere und glücklichere Welt echten Frieden zu schaffen. Tatsächlich stellen die häufig deutlichen Ungerechtigkeiten zwischen den einzelnen Nationen oder innerhalb der Nationen, sowie alle Vorgänge, die dazu beitragen, Spaltungen zwischen den Völkern hervorzurufen oder sie zu marginalisieren, gefährliche Beeinträchtigungen für den Frieden dar und schaffen ernsthafte Konfliktrisiken. Infolgedessen sind wir alle aufgerufen, entsprechend unserer jeweiligen Verantwortung unseren Beitrag für das Gemeinwohl und für den Frieden zu leisten. Wie ich am vergangenen 1. Januar in meiner Botschaft zum Weltfriedenstag geschrieben habe: »Einer der besten Wege zur Schaffung des Friedens ist eine Globalisierung, die auf die Interessen der großen Menschheitsfamilie ausgerichtet ist. Um die Globalisierung zu lenken, bedarf es jedoch einer starken globalen Solidarität zwischen reichen und armen Ländern sowie innerhalb der einzelnen Länder, auch wenn sie reich sind« (Nr. 8). Der Frieden kann nur dadurch geschaffen werden, daß man mutig versucht, die durch ungerechte Systeme erzeugten Ungleichheiten auszumerzen, um allen einen Lebensstandard zu garantieren, der ein würdiges und zufriedenes Dasein erlaubt.

Diese Ungleichheiten sind durch die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise, die sich über verschiedene Kanäle in den Ländern mit schwachen Einkünften ausbreitet, noch deutlicher geworden. Ich begnüge mich damit, einige davon zu erwähnen: der Rückgang der ausländischen Investitionen, der Einbruch der Nachfrage nach Rohstoffen und die abnehmende Tendenz der internationalen Hilfe. Hinzu kommt der Rückgang der Mittel, die von den emigrierten Arbeitern an die in ihrem Land gebliebenen Familien geschickt werden. Sie sind Opfer der Rezession, die auch die Länder trifft, in denen sie aufgenommen werden. Diese Krise kann sich für die Einwohner vieler schwacher Länder in eine humanitäre Katastrophe verwandeln. Diejenigen, die bereits in äußerster Armut gelebt haben, sind als erste betroffen, da sie am verletzlichsten sind. Die Krise läßt auch Menschen in die Armut abgleiten, die bislang auf annehmbare Weise leben konnten, ohne dabei besonders wohlhabend zu sein. Die Armut nimmt zu und hat schwere und manchmal irreversible Folgen. So kann die durch die Wirtschaftskrise bewirkte Rezession für zahllose Menschen zu einer Existenzbedrohung werden. Die Kinder sind die ersten unschuldigen Opfer und müssen in erster Linie geschützt werden. Die Wirtschaftskrise hat auch einen weiteren Effekt. Die Verzweiflung, die sie hervorruft, führt einige Menschen zur angstvollen Suche nach einer Lösung, die ihnen das tägliche Überleben ermöglicht. Diese Suche wird manchmal leider von individuellen oder kollektiven Gewaltakten begleitet, die zu internen Konflikten führen können, welche die geschwächten Gesellschaften noch weiter zu destabilisieren drohen. Um der derzeitigen Krisensituation zu begegnen und eine Lösung für sie zu finden, haben einige Länder beschlossen, ihre Hilfe für die am stärksten bedrohten Länder nicht einzuschränken, und sich vorgenommen, diese vielmehr aufzustocken. Es wäre notwendig, daß andere reiche Länder ihrem Beispiel folgen, um den bedürftigen Ländern zu erlauben, ihre Wirtschaft zu stützen und soziale Maßnahmen zu ergreifen, die dazu bestimmt sind, die bedürftigsten Bevölkerungsgruppen zu schützen. Ich rufe zu mehr Brüderlichkeit und Solidarität auf sowie zu einer wirklich gelebten globalen Großherzigkeit. Dieses Teilen fordert von den reichen Ländern, wieder den Sinn für das Maß und die Nüchternheit in der Wirtschaft und im Lebensstil zu finden.

Meine Damen und Herren Botschafter, es ist Ihnen nicht unbekannt, daß sich in den letzten Jahren neue Formen der Gewalt entwickelt haben, die sich unglücklicherweise auf den Namen Gottes berufen, um ihre schädigenden Maßnahmen zu rechtfertigen. Hat Gott nicht selbst, da er die Schwäche des Menschen kennt, am Sinai die Worte offenbart: »Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen mißbraucht« (
Ex 20,7)? Solche Ausuferungen haben manchmal dazu geführt, in den Religionen eine Bedrohung für die Gesellschaften zu sehen. Sie werden folglich mit der Behauptung, sie würden nicht zum Frieden beitragen, angegriffen und diskreditiert. Die religiösen Verantwortlichen haben die Pflicht, die Gläubigen zu begleiten und sie aufzuklären, damit sie in der Heiligkeit fortschreiten und die göttlichen Worte in der Wahrheit interpretieren können. Man muß also die Entwicklung einer Welt begünstigen, in der Religionen und Gesellschaften sich dank der Öffnung, die sie in ihrem Inneren und untereinander praktizieren, einander öffnen können. Das würde bedeuten, ein echtes Lebenszeugnis zu geben. Das würde bedeuten, einen Raum zu schaffen, der den Dialog sachlich und erforderlich machen würde. Indem die katholische Kirche in der Welt ihren Beitrag leistet, möchte sie eine positive Sicht der Zukunft der Menschheit bezeugen. Ich bin überzeugt von »der unersetzlichen Funktion der Religion für die Gewissensbildung« sowie von dem Beitrag, »den die Religion gemeinsam mit anderen zur Bildung eines ethischen Grundkonsenses innerhalb der Gesellschaft erbringen kann« (Ansprache im Elysée-Palast, Paris, 12. September 2008).

Ihre Mission beim Heiligen Stuhl, meine Damen und Herren Botschafter, hat gerade begonnen. Sie werden bei meinen Mitarbeitern die notwendige Unterstützung finden, um sie zu erfüllen. Ich spreche Ihnen erneut meine herzlichsten Wünsche für das gute Gelingen ihrer schwierigen Aufgabe aus. Möge der Allmächtige Ihnen persönlich, Ihren Angehörigen, Ihren Mitarbeitern und all Ihren Landsleuten beistehen! Möge Gott Sie mit der Fülle seines Segens beschenken!



BEGEGNUNG VON BENEDIKT XVI. MIT DEN KINDERN DES PÄPSTLICHEN KINDERMISSIONSWERKES

Audienzenhalle - Samstag, 30. Mai 2009

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Frage:

Ich heiße Anna Filippone und bin zwölf Jahre alt. Ich bin Ministrantin und komme aus Kalabrien, aus der Diözese Oppido Mamertina-Palmi. Papst Benedikt, mein Freund Giovanni hat einen italienischen Vater und eine Mutter aus Ecuador, und er ist sehr glücklich. Glaubst Du, daß die verschiedenen Kulturen eines Tages im Namen Jesu zusammenleben können, ohne zu streiten?

Benedikt XVI.: Ich habe verstanden, daß ihr wissen wollt, wie es uns als Kindern gelungen ist, uns gegenseitig zu helfen. Dazu muß ich sagen, daß ich die Grundschuljahre in einem kleinen Ort mit 400 Einwohnern verbracht habe, weit weg von den großen Städten. Wir waren also ganz einfache Kinder, und in diesem Ort gab es einerseits sehr reiche Landwirte, und auch andere, die nicht so reich waren, aber doch über einen gewissen Wohlstand verfügten, und auf der anderen Seite arme Angestellte, Handwerker. Unsere Familie war kurz vor Beginn der Grundschulzeit aus einem anderen Dorf dort angekommen, deshalb waren wir ein bißchen fremd für sie, auch der Dialekt war anders. In dieser Schule spiegelten sich also sehr verschiedene soziale Situationen wider. Trotzdem gab es unter uns eine sehr schöne Gemeinschaft. Sie haben mir ihren Dialekt beigebracht, den ich noch nicht kannte. Wir haben gut zusammengearbeitet, und ich muß sagen, daß wir manchmal natürlich auch gestritten haben. Aber anschließend haben wir uns versöhnt und haben vergessen, was geschehen war.

Das scheint mir wichtig zu sein. Manchmal scheint es im Leben unausweichlich zu sein, daß man miteinander streitet; aber wichtig bleibt dennoch die Kunst, sich zu versöhnen, die Vergebung zu suchen, neu anzufangen und keine Bitternis im Herzen zu behalten. Dankbar erinnere ich mich daran, wie wir alle zusammengearbeitet haben: einer half dem anderen, und wir gingen zusammen unseren Weg. Wir waren alle katholisch, und das war natürlich eine große Hilfe. So haben wir gemeinsam die Bibel kennengelernt, angefangen von der Schöpfung bis zum Opfer Jesu am Kreuz und dann auch die Anfänge der Kirche. Wir haben zusammen den Katechismus gelernt, wir haben zusammen beten gelernt, wir haben uns zusammen auf die erste Beichte vorbereitet, auf die erste heilige Kommunion: das war ein wunderbarer Tag. Wir haben verstanden, daß Jesus selbst zu uns kommt und daß er kein weit entfernter Gott ist: er kommt in mein eigenes Leben, in meine Seele. Und wenn derselbe Jesus zu jedem von uns kommt, sind wir Brüder, Schwestern, Freunde und müssen uns auch so verhalten.

Für uns waren diese Vorbereitungen - sowohl auf die erste Beichte als Reinigung unseres Gewissens, unseres Lebens, und dann auch auf die erste heilige Kommunion als konkrete Begegnung mit Jesus, der zu mir kommt, der zu uns allen kommt - Faktoren, die dazu beigetragen haben, unsere Gemeinschaft zu formen. Sie haben uns geholfen, gemeinsam voranzugehen, zusammen zu lernen, uns zu versöhnen, wenn dies nötig war. Wir haben auch kleine Theaterstücke aufgeführt: Es ist auch wichtig zusammenzuarbeiten, aufmerksam füreinander zu sein. Dann bin ich mit acht oder neun Jahren Meßdiener geworden. Damals gab es noch keine Meßdienerinnen, aber die Mädchen lasen besser als wir. Sie trugen also in der Messe die Lesungen vor, und wir waren Ministranten. Zu jener Zeit gab es noch viele lateinische Texte, die man auswendig lernen mußte, so mußte sich jeder Mühe geben. Wie ich bereits gesagt habe, waren wir keine Heiligen. Wir haben uns auch gestritten, aber dennoch gab es eine schöne Gemeinschaft, wo die Unterschiede zwischen reich und arm, zwischen intelligent und weniger intelligent nicht zählten. Es war Gemeinschaft mit Jesus auf dem gemeinsamen Glaubensweg und in gemeinsamer Verantwortung, beim Spielen und beim Arbeiten. Wir haben die Fähigkeit gefunden zusammenzuleben, Freunde zu sein und obwohl ich seit 1937, das heißt seit mehr als 70 Jahren, nicht mehr in diesem Dorf war, sind wir immer Freunde geblieben. Wir haben also gelernt, einander anzunehmen, einer die Last des anderen zu tragen.

Das scheint mir wichtig: Trotz unserer Schwächen nehmen wir einander an, und mit Jesus, mit der Kirche finden wir gemeinsam den Weg des Friedens und lernen, recht zu leben.

Frage:

Ich heiße Letizia und möchte Dir eine Frage stellen. Lieber Papst Benedikt XVI., was bedeutete für Dich, als Du Kind warst, das Motto »Kinder helfen Kindern«? Hättest Du je gedacht, daß Du einmal Papst wirst?

Benedikt XVI.: Um die Wahrheit zu sagen, ich hätte nie gedacht, daß ich einmal Papst werde. Denn, wie ich schon gesagt habe, war ich ein recht einfacher Junge in einem kleinen Dorf weit weg von den großen Zentren, in der vergessenen Provinz. Wir waren glücklich, auf dem Land zu sein, und dachten nicht an andere Dinge. Natürlich haben wir den Papst - damals war es Pius XI. - gekannt, verehrt und geliebt, aber für uns war er in unerreichbarer Höhe, fast in einer anderen Welt: er war für uns ein Vater, aber doch in einer Wirklichkeit, die uns alle weit überstieg. Und ich muß sagen, noch heute fällt es mir schwer, zu verstehen, warum der Herr an mich denken konnte, warum er mich für dieses Amt bestimmt hat. Aber ich nehme es aus seinen Händen an, auch wenn es erstaunlich ist und weit über meine Kräfte zu gehen scheint. Aber der Herr hilft mir.

Frage:

Lieber Papst Benedikt, ich heiße Alessandro. Ich wollte Dich fragen: Du bist der erste Missionar. Wie können wir Kinder Dir helfen, das Evangelium zu verkünden?

Benedikt XVI.: Ich würde sagen, eine erste Möglichkeit besteht darin, mit dem Päpstlichen Kindermissionswerk zusammenzuarbeiten. So seid ihr Teil einer großen Familie, die das Evangelium in die Welt trägt. So seid ihr Teil eines großen Netzwerks. Jetzt sehen wir, wie sich hier die Familie der verschiedenen Völker widerspiegelt. Ihr gehört zu dieser großen Familie: Jeder trägt seinen Teil dazu bei, und gemeinsam seid ihr Missionare, Teil der Missionstätigkeit der Kirche. Ihr habt ein schönes Programm, das eure Sprecherin bereits aufgezeigt hat: zuhören, beten, kennenlernen, teilen, solidarisch sein. Das sind die wesentlichen Elemente, die wirklich eine Art und Weise sind, missionarisch zu sein, zum Wachstum der Kirche und der Gegenwart des Evangeliums in der Welt beizutragen. Einige dieser Punkt möchte ich besonders hervorheben.

Vor allem das Beten. Das Gebet ist eine Wirklichkeit: Gott hört uns, und wenn wir beten, tritt Gott in unser Leben ein, wird gegenwärtig unter uns und handelt. Beten ist etwas sehr Wichtiges, das die Welt verändern kann, weil es die Kraft Gottes gegenwärtig macht. Und es ist wichtig, im Gebet einander zu helfen: beten wir gemeinsam in der Liturgie, beten wir gemeinsam in der Familie. Und hier meine ich, daß es wichtig ist, den Tag mit einem kleinen Gebet zu beginnen und dann auch den Tag mit einem kleinen Gebet zu beenden: für die Eltern beten, vor dem Mittag- und dem Abendessen beten, und bei der gemeinsamen Sonntagsfeier. Ein Sonntag ohne die heilige Messe, das große gemeinschaftliche Gebet der Kirche, ist kein echter Sonntag: Es fehlt das Herz des Sonntags und damit auch das Licht für die ganze Woche. Und ihr könnt auch den anderen helfen - besonders wo man vielleicht zu Hause nicht betet, das Gebet nicht kennt -, ihr könnt andere lehren zu beten: ihr könnt mit ihnen beten und so andere zur Gemeinschaft mit Gott führen.

Dann das Hören, das heißt: wirklich zu verstehen, was Jesus uns sagt. Und auch die Heilige Schrift, die Bibel kennen. Durch die Geschichte Jesu lernen wir - wie der Kardinal gesagt hat - das Antlitz Gottes kennen, wir erfahren, wie Gott ist. Es ist wichtig, Jesus tief und persönlich zu kennen. So tritt er in unser Leben ein und durch unser Leben in die Welt.

Und auch das Teilen: die Dinge nicht nur für sich selbst haben wollen, sondern für alle; mit den anderen teilen. Und wenn wir jemanden sehen, der etwas braucht, der weniger hat, müssen wir ihm helfen und so die Liebe Gottes ohne große Worte gegenwärtig machen in unserer eigenen kleinen Welt, die ein Teil der großen Welt ist. Und so werden wir gemeinsam eine Familie, wo einer den anderen achtet: den anderen annehmen in seinem Anders-Sein, auch die Unsympathischen akzeptieren, nicht zulassen, daß einer an den Rand gedrängt wird, sondern ihm helfen, sich in die Gemeinschaft einzufügen. Das alles bedeutet einfach, in der großen Familie der Kirche zu leben, in dieser großen missionarischen Familie. Die wesentlichen Punkte zu leben - das Teilen, das Kennenlernen Jesu, das Gebet, das einander Zuhören und die Solidarität - ist ein missionarisches Werk, denn es trägt dazu bei, daß das Evangelium in unserer Welt Wirklichkeit wird.




ANSPRACHE 2009 122