ANSPRACHE 2009 127

PROZESSION UND ANDACHT ZUM ABSCHLUSS DES MARIENMONATS

Lourdes-Grotte, Vatikanische Gärten - Samstag, 30. Mai 2009

128


Verehrte Mitbrüder,
liebe Brüder und Schwestern!

Ich grüße euch alle herzlich zum Abschluß der traditionellen Marienandacht, die den Monat Mai im Vatikan abschließt. Dieses Jahr kommt ihr eine ganz besonderer Bedeutung zu, weil sie auf den Vorabend des Pfingstfestes fällt. Ihr seid hier zusammengekommen und habt euch geistig um die Jungfrau Maria versammelt, die Geheimnisse des Heiligen Rosenkranzes betrachtet und auf diese Weise neu die Erfahrung der ersten Jünger erlebt, die »zusammen mit der Mutter Jesu« im Abendmahlssaal waren, wo sie in Erwartung des Kommens des Heiligen Geistes »einmütig im Gebet verharrten« (vgl.
Ac 1,14). Auch wir flehen an diesem vorletzten Maiabend vom Vatikanischen Hügel aus um die Ausgießung des Geistes, des Parakleten (des Beistandes), auf uns, auf die Kirche in Rom und auf das ganze christliche Volk.

Das hohe Pfingstfest lädt uns ein, über die Beziehung zwischen dem Heiligen Geist und Maria nachzudenken, eine sehr enge, privilegierte, unauflösliche Beziehung. Die Jungfrau aus Nazaret wurde auserwählt, durch das Wirken des Heiligen Geistes die Mutter des Erlösers zu werden: In ihrer Demut hat sie bei Gott Gnade gefunden (vgl. Lc 1,30). Tatsächlich sehen wir im Neuen Testament, daß der Glaube Mariens die Gabe des Heiligen Geistes sozusagen »anzieht«. Zuallererst bei der Empfängnis des Gottessohnes, dem Geheimnis, das der Erzengel Gabriel so erklärt: »Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten« (Lc 1,35). Gleich darauf begab sich Maria zu Elisabet, um ihr zu helfen, und da, als sie bei ihr ankommt und sie grüßt, läßt der Heilige Geist das Kind im Schoß der betagten Verwandten hüpfen (vgl. Lc 1,44); der ganze Dialog zwischen den beiden Müttern ist vom Geist Gottes inspiriert, vor allem der Lobgesang, das Magnificat, mit dem Maria ihre tiefsten Gefühle zum Ausdruck bringt. Das ganze Geschehen der Geburt Jesu und seiner frühen Kindheit wird in fast greifbarer Weise vom Heiligen Geist geleitet, auch wenn dieser nicht immer erwähnt wird. Das Herz Mariens ist, in vollkommenem Einklang mit dem göttlichen Sohn, Tempel des Geistes der Wahrheit, wo jedes Wort und jedes Ereignis im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe bewahrt werden (vgl. Lc 2,19 Lc 2,51).

So können wir sicher sein, daß das Heiligste Herz Jesu in der ganzen Zeitspanne seines verborgenen Lebens in Nazaret stets im unbefleckten Herzen der Mutter ein »Zuhause« gefunden hat, das immer vom Gebet und vom ständigen aufmerksamen Hören auf die Stimme des Geistes erfüllt war. Zeugnis dieses einzigartigen Einklangs zwischen Mutter und Sohn im Suchen nach dem Willen Gottes ist das Geschehen bei der Hochzeit von Kana. In einer Situation voller Symbole des Bundes, wie es das Hochzeitsmahl ist, greift die Jungfrau und Mutter ein und provoziert sozusagen ein Zeichen überreicher Gnade: den »guten Wein«, der auf das Geheimnis des Blutes Christi hinweist. Das führt uns direkt nach Golgota, wo Maria zusammen mit den anderen Frauen und dem Apostel Johannes unter dem Kreuz steht. Die Mutter und der Jünger empfangen geistlich das Testament Jesu: seine letzten Worte und seinen letzten Atemzug, in dem er beginnt, den Geist auszugießen; und sie empfangen den stillen Schrei seines Blutes, das ganz für uns vergossen wurde (vgl. Jn 19,25-34). Maria wußte, woher dieses Blut kam: Es hatte in ihr durch das Wirken des Heiligen Geistes Gestalt angenommen, und sie wußte, daß jene selbe schöpferische »Kraft« Jesus auferwecken würde, wie er es verheißen hatte.

Auf diese Weise unterstützte der Glaube Mariens den Glauben der Jünger bis zur Begegnung mit dem auferstandenen Herrn und begleitete sie weiter auch nach seiner Himmelfahrt in der Erwartung der »Taufe im Heiligen Geist« (vgl. Ac 1,5). An Pfingsten erscheint die Jungfrau und Mutter erneut als Braut des Geistes, und das für eine universale Mutterschaft im Hinblick auf alle diejenigen, die aus Gott geboren sind durch den Glauben an Christus. Deshalb ist Maria für alle Generationen Abbild und Vorbild der Kirche, die zusammen mit dem Geist in der Zeit unterwegs ist und um die glorreiche Wiederkehr Christi betet: »Komm, Herr Jesus« (vgl. Ap 22,17 Ap 22,20).

Liebe Freunde, lernen auch wir in der Schule Mariens die Gegenwart des Heiligen Geistes in unserem Leben zu erkennen, auf seine Inspirationen zu hören und ihnen fügsam zu folgen. Er läßt uns wachsen entsprechend der Fülle Christi, entsprechend jenen guten Früchte, die der Apostel Paulus im Brief an die Galater aufzählt: »Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung« (Ga 5,22). Ich wünsche euch, von diesen Gaben erfüllt zu werden und immer mit Maria dem Geist folgend voranzugehen. Während ich euch meinen Dank, mein Lob für die Teilnahme an dieser abendlichen Feier ausspreche, erteile ich euch allen und euren Lieben von Herzen den Apostolischen Segen.


Juni 2009


AN DIE GEMEINSCHAFT DES FRANZÖSISCHEN PRIESTERSEMINARS VON ROM

Samstag, 6. Juni 2009

129
Meine Herren Kardinäle,
liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst,
Herr Rektor,
liebe Priester und Seminaristen!

Mit Freude empfange ich euch aus Anlaß der Feierlichkeiten, die in diesen Tagen einen wichtigen Moment in der Geschichte des Päpstlichen Französischen Seminars von Rom bilden. Die Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist (Spiritaner), die seit seiner Gründung dessen Betreuung übernommen hat, legt sie nun nach anderthalb Jahrhunderten des treuen Dienstes in die Hände der Französischen Bischofskonferenz.

Wir müssen dem Herrn für die Anstrengungen danken, die in dieser Institution unternommen worden sind, wo seit der Eröffnung fast 5000 Seminaristen oder junge Priester auf ihre künftige Berufung vorbereitet wurden. Während ich der Arbeit der Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist, ihren Priestern und Brüdern, meine Anerkennung ausspreche, möchte ich dem Herrn in besonderer Weise die Apostolate anvertrauen, die die vom Diener Gottes Pater Libermann gegründete Kongregation auf der ganzen Welt - vor allem in Afrika - weiterführt und entwickelt, ausgehend von ihrem Charisma, das nichts von seiner Kraft und Richtigkeit verloren hat. Möge der Herr die Kongregation und ihre Missionen segnen.

Die Aufgabe der Priesterausbildung ist eine heikle Mission. Die im Seminar angebotene Ausbildung ist sehr anspruchsvoll, denn der pastoralen Sorge der zukünftigen Priester wird ein Teil des Volkes Gottes anvertraut werden, des Volkes, das Christus erlöst und für das er sein Leben hingegeben hat. Es ist gut, wenn die Seminaristen sich daran erinnern, daß die Kirche hohe Anforderungen an sie stellt, weil sie Sorge tragen werden für die, die Christus um einen teuren Preis zu sich geholt hat. Zahlreiche Fähigkeiten werden von den zukünftigen Priestern gefordert: menschliche Reife, geistliche Qualitäten, apostolischer Eifer, intellektuelle Strenge… Um diese Tugenden zu erlangen, müssen die Kandidaten für das Priesteramt sie nicht nur gegenüber ihren Ausbildern bezeugen können. Vielmehr müssen sie die ersten sein, denen diese Tugenden zugute kommen, die von denen gelebt und umgesetzt werden, die die Aufgabe haben, sie wachsen zu lassen. Es ist eine Regel unserer Menschlichkeit und unseres Glaubens, daß wir meist nur das geben können, was wir zuvor von Gott durch die von ihm eingerichtete Vermittlung der Kirche und der Menschen empfangen haben. Wer die Aufgabe der Unterscheidung und der Ausbildung hat, muß daran denken, daß die Hoffnung, die er für die anderen hegt, zuerst eine Pflicht für sich selbst ist.

Die Übergabe des Seminars fällt zusammen mit dem Beginn des Priester-Jahres. Das ist eine Gnade für das neue Ausbildungsteam der Priester, das von der Französischen Bischofskonferenz zusammengestellt worden ist. Während sie ihren Auftrag empfangen, ist ihnen wie der ganzen Kirche die Möglichkeit gegeben, die Identität des Priesters - Geheimnis der Gnade und der Barmherzigkeit - tiefer zu ergründen. Ich möchte an dieser Stelle eine herausragende Persönlichkeit zitieren, Kardinal Suhard, der in bezug auf die Diener Christi gesagt hat: »Ewiges Paradox des Priesters. Er trägt die Gegensätze in sich. Er vereint um den Preis seines Lebens die Treue zu Gott und die Treue gegenüber dem Menschen. Er scheint arm und kraftlos zu sein… Er verfügt weder über politische Mittel noch Finanzquellen noch die Macht der Waffen, derer sich andere bedienen, um die Erde zu unterwerfen. Die Kraft, über die er verfügt, besteht darin, entwaffnet zu sein und ›alles in dem zu vermögen, der ihm Kraft gibt‹« (Ecclesia, 141, S. 21, Dezember 1960). Mögen diese Worte, die sehr gut die Gestalt des heiligen Pfarrers von Ars beschreiben, als Berufung erklingen für viele junge Christen in Frankreich, die ein sinnvolles und fruchtbares Leben erstreben, um der Liebe Gottes zu dienen.

Das Besondere des französischen Seminars ist, daß es sich in der Stadt des hl. Petrus befindet. Einen Wunsch von Paul VI. aufgreifend (vgl. Ansprache an die Ehemaligen des französischen Seminars, 11. September 1968), möchte auch ich den Seminaristen wünschen, daß sie während ihres Aufenthaltes in Rom in privilegierter Weise mit der Geschichte der Kirche vertraut werden, die Weite ihrer Katholizität und ihre lebendige Einheit um den Nachfolger Petri entdecken. So soll in ihren Hirtenherzen für immer die Liebe zur Kirche verankert sein.
Indem ich auf euch alle durch die Fürsprache der Jungfrau Maria, der hl. Klara und des seligen Pius IX. reiche Gnaden herabrufe, erteile ich von ganzem Herzen euch allen sowie euren Familien, den Ehemaligen, die nicht hier sein konnten, und dem Laienpersonal des Seminars den Apostolischen Segen.



AN DIE BISCHÖFE VON VENEZUELA ANLÄSSLICH IHRES «AD LIMINA»-BESUCHES

Montag, 8. Juni 2009

130


Herr Kardinal,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

1. Ich heiße euch, die Hirten der Kirche in Venezuela, zu dieser Begegnung im Rahmen eures »Ad-limina«-Besuchs herzlich willkommen. Als Nachfolger Petri danke ich dem Herrn für diese Gelegenheit, meine Brüder im Glauben zu stärken (vgl.
Lc 22,32) und mit ihnen an ihrer Freude und ihren Sorgen, ihren Plänen und ihren Schwierigkeiten teilzuhaben.

Zunächst möchte ich dem Erzbischof von Maracaibo und Vorsitzenden der venezolanischen Bischofskonferenz, Ubaldo Ramón Santana Sequera, für seine Worte danken, die eure Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom und Haupt des Bischofskollegiums ebenso wie die Herausforderungen und Hoffnungen eures Hirtendienstes zum Ausdruck bringen.

2. Tatsächlich werden die Herausforderungen, denen ihr euch in eurer Pastoralarbeit stellen müßt, immer zahlreicher und schwieriger. Außerdem haben sie in letzter Zeit aufgrund einer schweren Weltwirtschaftskrise zugenommen. Zweifellos gibt es derzeit auch zahlreiche und wahre Gründe zur Hoffnung, jener Hoffnung, die in der Lage ist, die Herzen aller Menschen zu erfüllen. Diese Hoffnung »kann nur Gott sein - der Gott, der uns ›bis ans Ende‹ … geliebt hat und liebt« (Spe salvi ). Ebenso wie damals mit den Emmausjüngern (vgl. Lc 24,13-35) geht der auferstandene Herr auch mit uns und schenkt uns seinen Geist der Liebe und der Stärke, auf daß wir unsere Herzen öffnen können für eine Zukunft der Hoffnung und des ewigen Lebens.

3. Liebe Mitbrüder, ihr habt eine begeisternde Evangelisierungsaufgabe vor euch. Ihr habt die »Mission für Venezuela« begonnen, im Rahmen der kontinentalen Mission, die von der in Aparecida abgehaltenen V. Generalkonferenz der Bischofskonferenzen von Lateinamerika und der Karibik angeregt wurde. Auch dies ist eine Zeit der Gnade für jene, die sich ganz in den Dienst des Evangeliums stellen. Vertraut auf den Herrn. Er wird eure Bemühungen und eure Opfer fruchtbar machen.

Ich ermutige euch daher, die Initiativen zu vervielfachen, um die Person und die Botschaft Jesu Christi in ihrer Ganzheit und Schönheit zu vermitteln. Dafür ist - neben einer guten Unterweisung des ganzen Gottesvolkes in der Lehre - die Förderung eines tiefen Glaubens- und Gebetslebens sehr wichtig. In der Liturgie und im inneren Zwiegespräch des persönlichen oder gemeinschaftlichen Gebets kommt der Auferstandene zu uns und verwandelt unser Herz durch seine liebevolle Gegenwart.

4. Ich möchte auch an die Notwendigkeit des geistlichen Lebens der Bischöfe erinnern. Durch das Weihesakrament Christus, dem Haupt, vollkommen gleichgestaltet, sind sie für die ihnen anvertraute Kirche gewissermaßen ein sichtbares Zeichen des Herrn (vgl. Lumen gentium LG 21). Daher muß der Hirtendienst ein kohärentes Spiegelbild Jesu, des Gottesknechtes, sein und allen die vorrangige Bedeutung des Glaubens zeigen, ebenso wie die Notwendigkeit, die Berufung zur Heiligkeit an die erste Stelle zu setzen (vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Pastores gregis ).

Für eine fruchtbare Pastoralarbeit ist die enge affektive und effektive Gemeinschaft zwischen den Hirten des Gottesvolkes, die sich »immer einander verbunden wissen und sich für alle Kirchen besorgt zeigen« sollen (Christus Dominus CD 6), unverzichtbar. Diese Verbundenheit, die heute und zu allen Zeiten gefördert und sichtbar zum Ausdruck gebracht werden muß, wird stets eine Quelle des Trostes und der apostolischen Wirksamkeit in dem euch anvertrauten Dienst sein.

5. Der Geist der Gemeinschaft führt zu besonderer Aufmerksamkeit gegenüber euren Priestern. Ihnen, den unmittelbaren Mitarbeitern des bischöflichen Dienstes, muß zuerst eure Hirtensorge gelten. Seid ihnen nahe und bringt ihnen brüderliche Freundschaft entgegen. Das wird ihnen helfen, den ihnen anvertrauten Dienst selbstlos zu erfüllen und wenn nötig im Geist der Sohnschaft auch Ermahnungen anzunehmen hinsichtlich jener Aspekte, die sie verbessern oder korrigieren müssen. Ich ermutige euch daher zu einem vermehrten Einsatz, um den pastoralen Eifer der Priester anzuspornen, insbesondere im bevorstehenden Priesterjahr, das ich ausgerufen habe.

Hinzu kommt das Interesse, das dem Diözesanseminar entgegengebracht werden muß, um die sorgfältige und kompetente Auswahl und Ausbildung jener zu unterstützen, die berufen sind, Hirten des Gottesvolkes zu sein. Dabei darf nicht an personellen und materiellen Mitteln gespart werden.

6. Die gläubigen Laien ihrerseits nehmen auf die ihnen eigene Weise an der Heilssendung der Kirche teil (vgl. Lumen gentium LG 33). Als Jünger und Gesandte Christi sind sie berufen, die zeitlichen Dinge so zu durchleuchten und zu ordnen, daß sie dem liebevollen Plan Gottes entsprechen (vgl. ebd., 31). Dazu bedarf es eines gereiften Laienstandes, der seinen Glauben treu bezeugt und Freude darüber empfindet, dem Leib Christi anzugehören. Diesen Laien muß unter anderem eine angemessene Kenntnis der Soziallehre der Kirche vermittelt werden. In diesem Sinne schätze ich eure Bemühungen sehr, die größeren Ereignisse in eurem Land mit dem Licht des Evangeliums zu erfüllen, ohne andere Interessen zu verfolgen als die Verbreitung der wahren christlichen Werte - auch im Hinblick auf die Förderung der Suche nach dem Gemeinwohl, des einträchtigen Zusammenlebens und der sozialen Stabilität.

Ich vertraue euch besonders die Bedürftigen an. Unterstützt auch weiterhin die vielen Initiativen der Nächstenliebe der Kirche in Venezuela, damit die Ärmsten unserer Brüder unter sich die Gegenwart dessen erfahren können, der am Kreuz sein Leben für alle Menschen hingegeben hat.

7. Ich schließe mit einem Wort der Hoffnung und der Ermutigung für eure Arbeit; zählt immer auf meine Unterstützung, meine Fürsorge und meine geistliche Nähe. Und ich bitte euch, allen Gliedern eurer Teilkirchen meinen herzlichen Gruß zu übermitteln: den emeritierten Bischöfen, den Priestern, Ordensleuten und Laien, besonders den Ehepaaren, den Jugendlichen, den alten Menschen und den Leidenden. Mit diesen Gedanken rufe ich den Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria, Unserer Lieben Frau von Coromoto, die in ganz Venezuela sehr verehrt wird, auf euch herab und erteile euch von Herzen den Apostolischen Segen.



AN DIE TEILNEHMER EINER INTERNATIONALEN TAGUNG DER STIFTUNG "CENTESIMUS ANNUS - PRO PONTIFICE"

Samstag, 13. Juni 2009

131

Verehrte Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt,
geschätzte und liebe Freunde!

Danke für diesen Besuch, der im Rahmen eurer Jahresversammlung stattfindet. Ich grüße euch von ganzem Herzen und danke euch für das, was ihr mit erwiesener Großzügigkeit im Dienst für die Kirche leistet. Ich begrüße und danke eurem Präsidenten, Graf Lorenzo Rossi di Montelera, der mit großer Feinfühligkeit eure Empfindungen zum Ausdruck gebracht und in groben Zügen die Tätigkeit der Stiftung umrissen hat. Ich danke auch denjenigen, die mir in mehreren Sprachen ihre Ergebenheit bezeugen wollten. Unserer heutigen Begegnung kommt angesichts der Situation, in der sich die ganze Menschheit in diesem Moment befindet, eine besondere Bedeutung und ein besonderer Wert zu.

Tatsächlich macht die Finanz- und Wirtschaftskrise, unter der Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer leiden, deutlich, daß gewisse ökonomische und finanzielle Paradigmen, die in den vergangenen Jahren vorherrschend waren, überdacht werden müssen. Eure Stiftung hat also gut daran getan, bei dem Internationalen Kongreß, der gestern stattgefunden hat, dieses Thema anzusprechen: es muß erforscht und erkannt werden, welches die Werte und Regeln sind, an die sich die Wirtschaftswelt halten sollte, um ein neues Entwicklungsmodell zu verwirklichen, das stärker auf die Erfordernisse der Solidarität achtet und die menschliche Würde stärker respektiert.

Ich freue mich zu erfahren, daß ihr vor allem die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Institutionen, Gesellschaft und Markt untersucht habt, indem ihr - in Übereinstimmung mit der Enzyklika Centesimus annus meines verehrten Vorgängers Johannes Paul II. - von der Überlegung ausgegangen seid, nach der die Marktwirtschaft, verstanden als Wirtschaftssystem, »das die grundlegende und positive Rolle des Unternehmens, des Marktes, des Privateigentums und der daraus folgenden Verantwortung für die Produktionsmittel, der freien Kreativität des Menschen im Bereich der Wirtschaft anerkennt« (
CA 42), nur dann als Weg des wirtschaftlichen und zivilen Fortschritts anerkannt werden kann, wenn sie sich am Gemeinwohl ausrichtet (vgl. CA 43). Diese Sicht muß jedoch von einer weiteren Überlegung begleitet werden, nach der die Freiheit im Bereich der Wirtschaft »in eine feste Rechtsordnung eingebunden« sein muß, »die sie in den Dienst der vollen menschlichen Freiheit stellt«, eine verantwortliche Freiheit, mit einem »ethischen und religiösen Mittelpunkt« (CA 42). Zu Recht heißt es in der besagten Enzyklika: »Wie sich die Person in der freien Selbsthingabe voll verwirklicht, so findet das Eigentum seine sittliche Rechtfertigung darin, daß es unter den erforderlichen Umständen und in der erforderlichen Zeit Arbeitsgelegenheiten und menschliches Wachstum für alle schafft« (CA 43).

Ich wünsche, daß die von euch erarbeiteten Untersuchungen eine Sicht der modernen Wirtschaft liefern mögen, welche die Bedürfnisse und die Rechte der Schwächeren beachtet, indem sie sich von den ewigen Grundsätzen des Evangeliums anregen läßt. Wir ihr wißt, wird demnächst eine Enzyklika von mir veröffentlicht, die sich gerade mit dem weiten Thema der Wirtschaft und der Arbeit befaßt: in ihr wird herausgestellt werden, welche Ziele wir Christen zu verfolgen haben und welche Werte unermüdlich zu fördern und zu schützen sind, um ein wirklich freies und solidarisches menschliches Zusammenleben zu verwirklichen. Ich nehme außerdem erfreut zur Kenntnis, was ihr zugunsten des PISAI (Pontificio Istituto di Studi Arabi e d’Islamistica / Päpstliches Institut für Arabische Studien und Islamwissenschaft) bewirkt, dessen Zielen, die von euch geteilt werden, ich für einen immer fruchtbareren interreligiösen Dialog großen Wert beimesse.

Liebe Freunde, danke nochmals für euren Besuch; ich versichere euch meines besonderen Gedenkens im Gebet und segne euch alle von Herzen.



AN DEN PATRIARCHEN VON ANTIOCHIEN DER SYRER, SEINE SELIGKEIT IGNACE YOUSSIF III YOUNAN

Freitag, 19. Juni 2009

132
Seligkeit!


Der Besuch, den Sie in Rom abstatten, um die Gräber der Apostel zu verehren und dem Nachfolger Petri zu begegnen, ist für mich eine große Freude. Am heutigen Tag erneuere ich mit aufrichtiger und brüderlicher Zuneigung den Gruß und den Friedenskuß in Christus, den ich zu Beginn des Jahres, kurz nach Ihrer Wahl zum Patriarchen von Antiochien der Syrer mit Ihnen ausgetauscht habe. Ich danke Ihnen für die herzlichen Worte, die Sie im Namen Ihrer Patriarchalkirche an mich gerichtet haben. Ebenso möchte ich Ihren Seligkeiten Kardinal Ignace Moussa Daoud, emeritierter Präfekt der Kongregation für die Orientalischen Kirchen, und Ignace Pierre Abdel Ahad, beide emeritierte Patriarchen Ihrer Kirche, sowie allen Mitgliedern der Bischofssynode meine Anerkennung und meine Dankbarkeit aussprechen. Mein Dank wird zum Gebet insbesondere für Sie, Seligkeit, den neuen Patriarchen, während ich mit brüderlicher Solidarität die ersten Schritte Ihres kirchlichen Dienstes begleite.

Seligkeit, die göttliche Vorsehung hat uns als Diener Christi und Hirten seiner einen Herde eingesetzt. Halten wir also den Blick unseres Herzens fest auf ihn gerichtet, den obersten Hirten und Bischof unserer Seelen, in der Gewißheit, daß er uns, nachdem er das bischöfliche »munus« auf unsere Schultern gelegt hat, niemals im Stich lassen wird. Christus selbst, unser Herr, hat den Apostel Petrus als »Felsen« eingesetzt, auf dem das geistliche Gebäude der Kirche ruht, und er hat seine Jünger aufgefordert, in voller Einheit mit ihm, unter seiner sicheren Leitung und der seiner Nachfolger voranzugehen. Im Lauf eurer mehr als tausendjährigen Geschichte ging die Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom immer einher mit der Treue zur geistlichen Tradition des christlichen Orients. Beide zusammen bilden die einander ergänzenden Aspekte des einen Glaubenserbes, das eure ehrwürdige Kirche bekennt. Gemeinsam bekennen wir denselben katholischen Glauben und vereinen unsere Stimmen mit denen der Apostel, Märtyrer und Heiligen, die uns vorangegangen sind. So erheben wir in Christus und dem Heiligen Geist den Gesang des Lobes und des Dankes zu Gott, dem Vater für den unermeßlichen Reichtum dieser Gabe, die unseren schwachen Händen anvertraut ist.

Liebe Brüder der syrisch-katholischen Kirche, ich habe während der festlichen Eucharistiefeier am Hochfest des Leibes und Blutes des Herrn besonders an euch gedacht. In der Predigt, die ich auf dem Vorplatz der Basilika St. Johann im Lateran gehalten habe, habe ich den großen heiligen Kirchenlehrer Ephräm den Syrer zitiert, der sagt: »Beim Abendmahl opfert Jesus sich selbst auf; am Kreuz wurde er von den anderen geopfert.« Diese schönen Worte erlauben mir, die eucharistische Wurzel der »ecclesiastica communio« zu unterstreichen, die ich Ihnen, Seligkeit, im Augenblick der Wahl durch die Synode gewährt habe. Sie haben durch ein öffentliches Zeichen in sehr angemessener Weise dieses enge Band zum Ausdruck bringen wollen, das Sie mit dem Bischof von Rom und der Gesamtkirche verbindet. Dies geschah während der Eucharistiefeier, die Sie gestern in der Basilika »Santa Maria Maggiore« gefeiert haben und an der als mein Sondergesandter der Präfekt der Kongregation für die Orientalischen Kirchen, Kardinal Leonardo Sandri, teilgenommen hat. In der Tat ist es die Eucharistie, die unsere unterschiedlichen Traditionen in der Einheit des einen Geistes begründet und sie zu einem Reichtum für das ganze Volk Gottes macht. Möge die Feier der Eucharistie, Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens, euch weiter in der alten syrischen Tradition - die sich rühmt, dieselbe Sprache wie unser Herr Jesus Christus zu benutzen - verankern und zugleich den Horizont der Universalität der Kirche vor euch eröffnen! Sie möge euch immer aufmerksam auf das hören lassen, was der Heilige Geist den Kirchen sagt. Sie möge die Augen eures Herzens öffnen, damit ihr die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums erforschen könnt und auf die Erwartungen und Hoffnungen der Menschen wie auch auf die Nöte derer, die in Situationen großer Armut leben, zu antworten wißt. Die Eucharistie ist das Brot des Lebens, das eure Gemeinschaften nährt und sie alle in der Einheit und in der Liebe wachsen läßt. Schöpft also aus der Eucharistie, dem Sakrament der Einheit und der Gemeinschaft, die Kraft, die Schwierigkeiten zu überwinden, die eure Kirche in den letzten Jahren durchgemacht hat, um die Wege der Vergebung, der Versöhnung und der Gemeinschaft wiederzufinden.

Liebe Brüder, ich danke euch nochmals für euren Besuch, der mir die Gelegenheit gibt, euch meine tiefe Fürsorge hinsichtlich eurer kirchlichen Probleme zum Ausdruck zu bringen. Ich freue mich über die volle Wiederherstellung des Funktionierens eurer Synode und ermutige alle Bemühungen im Blick auf die Förderung der Einheit, der Verständigung und der Vergebung, die ihr immer als Hauptaufgaben für den Aufbau der Kirche Gottes betrachten müßt. Ich bete unter anderem stets für den Frieden im Nahen Osten, insbesondere für die Christen, die in der geliebten irakischen Nation leben, deren Leiden ich dem Herrn jeden Tag im eucharistischen Opfer darbringe.

Ich möchte schließlich mit euch eine andere meiner Hauptsorgen teilen, die Sorge um das geistliche Leben der Priester. Genau am heutigen Tag, dem Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu und Tag der Heiligung der Priester, werde ich die große Freude haben, das Priester-Jahr zu eröffnen, im Gedenken an den 150. Todestag des heiligen Pfarrers von Ars. Ich glaube, daß dieses besondere Jubiläumsjahr, das jetzt beginnt, wo das Paulus-Jahr zu Ende geht, eine fruchtbare Gelegenheit ist, die sich der ganzen Kirche bietet. Auf Golgota stand Maria mit dem Apostel Johannes unter dem Kreuz. Heute begeben auch wir uns geistig mit all euren Priestern unter das Kreuz, um unseren Blick auf den zu richten, der durchbohrt wurde und von dem wir die Fülle aller Gnaden empfangen. Maria, Königin der Apostel und Mutter der Kirche wache über Sie, Seligkeit, über die Synode und die ganze syrisch-katholische Kirche! Meinerseits versichere ich euch, daß ich euch mit meinem Gebet begleite, und erteile euch den Apostolischen Segen, in den ich alle Gläubigen eurer ehrwürdigen Kirche, die in den verschiedenen Ländern der Welt leben, einschließe.



AN DIE MITGLIEDER DES RATES DER ALCIDE-DE-GASPERI-STIFTUNG

Samstag, 20. Juni 2009

Liebe Freunde vom Rat der Alcide-De-Gasperi-Stiftung!


Ich freue mich sehr, daß Sie heute gekommen sind und grüße Sie alle herzlich! Mein besonderer Gruß gilt Frau Maria Romana, der Tochter von Alcide De Gasperi, und Herrn Abgeordneten Giulio Andreotti, der viele Jahre sein enger Mitarbeiter war. Gern nutze ich die Gelegenheit, mit Ihnen gemeinsam die Erinnerung an diesen großen Mann wieder aufleben zu lassen, der sich in historischen Momenten einschneidender sozialer Umwälzungen in Italien und Europa trotz aller Schwierigkeiten so erfolgreich für das Gemeinwohl eingesetzt hat. Alcide De Gasperi war durch die Schule des Evangeliums gegangen und verstand es daher, den von ihm bekannten Glauben auch konsequent in konkrete Taten umzusetzen. Daß die zwei Dimensionen Spiritualität und Politik in seiner Person vereint waren, spiegelte sich auch in seinem sozialen und spirituellen Engagement wider. Mit klugem Weitblick leitete er den Wiederaufbau Italiens nach der Zeit des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs; beherzt stellte er die Weichen für die Zukunft. Er trat für Freiheit und Demokratie ein, gab dem internationalen Ansehen Italiens neuen Glanz und war durch seine bereitwillige Zusammenarbeit mit allen Menschen guten Willens am wirtschaftlichen Aufschwung Italiens maßgeblich beteiligt.

Spiritualität und Politik verschmolzen in ihm zu einer so harmonischen Einheit, daß man diesen geschätzten Staatsmann unmöglich ganz verstehen kann, wenn man allein seine politischen Leistungen in Betracht zieht, und nicht auch die religiöse Sensibilität und den unerschütterlichen Glauben, die all sein Denken und Handeln beeinflußt haben. Im Jahr 1981, zum 100. Jahrestag seiner Geburt, konnte mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II. voll Hochachtung feststellen, daß »der Glaube […] ihm Antrieb, einigende Kraft, Wertmaßstab, Entscheidungsgrundlage [war]« (in O.R dt., Nr. 19, 8.5.1981, S. 8). Die Wurzeln eines derart konsequenten Zeugnisses für das Evangelium müssen in der menschlichen und geistlichen Bildung gesucht werden, die er in seiner Heimat Trentino-Südtirol genossen hat, in einer Familie, wo die Liebe zu Christus zum täglichen Brot gehörte und Grundlage für jede Entscheidung war. Er war knapp über 20 Jahre alt, als er 1902 am ersten katholischen Kongreß in Trentino-Südtirol teilnahm und die Linien für sein Apostolat absteckte, das sein Lebensprogramm werden sollte: »Es ist nicht ausreichend, daß man für sich selbst das Christentum bewahrt«, sagte er. »Wir müssen das gesamte Potential der katholischen Streitkräfte aufbieten, um die verlorenen Gebiete für den Glauben zurückzuerobern!« (vgl. A. De Gasperi, I cattolici trentini sotto l’Austria, Ed. di storia e letteratura, Rm 1964, S. 24). Diesem Motto sollte er bis zu seinem Tod treu bleiben. Die Faszination, die Christus auf ihn ausübte war so groß, daß er kein persönliches Opfer scheute. »Ich bin nicht bigott«, schrieb er an seine zukünftige Frau Francesca, »ja vielleicht nicht einmal so religiös wie ich es sein sollte; aber die Persönlichkeit des lebendigen Christus zieht mich unwiderstehlich in ihren Bann; überwältigt mich, hebt mich hoch wie ein Kind. Komm, ich will Dich bei mir haben und wünschte, daß auch Du Dich so angezogen fühlst wie ich, wie von einem Abgrund aus Licht« (A. De Gasperi, Cara Francesca, Lettere, herausgegeben von M. R. De Gasperi, Morcelliana, Brescia 1999, SS. 40-41).

Es ist also nicht weiter verwunderlich, wenn man hört, daß er sich trotz der mit den Verpflichtungen seines öffentlichen Amtes so ausgefüllten Tage ausreichend Zeit nahm für das Gebet und seine Beziehung zu Gott. Wann immer es ihm möglich war, begann er seinen Tag mit dem Besuch der heiligen Messe. Ja, in den turbulentesten und dramatischsten Momenten seines Lebens war er zugleich auf dem Gipfel seiner Spiritualität. Während seines kurzen Intermezzos im Gefängnis war das erste Buch, das er bei sich haben wollte, die Bibel. Damals gewöhnte er sich auch an, Bibelzitate auf kleine Zettel zu schreiben, damit sein Geist stets Nahrung habe. Am Ende seiner politischen Laufbahn gab er einem Kollegen, der ihn nach einer hitzigen Parlamentsdebatte fragte, was denn das Geheimnis seines politischen Handelns wäre, zur Antwort: »Was schon? Der Herr!«

Liebe Freunde, ich würde gerne noch länger bei diesem großen Mann verweilen, der der Kirche, ja ganz Italien, Ehre gemacht hat. Ich möchte mich aber heute darauf beschränken, seine allseits anerkannte moralische Geradlinigkeit herauszustellen, die in einer unumstößlichen Treue zu den menschlichen und christlichen Werten wurzelte, und das reine moralische Gewissen, von dem er sich in seinen politischen Entscheidungen leiten ließ. »Im demokratischen System«, sagte er in einer seiner Ansprachen, »wird ein administratives politisches Mandat mit einer spezifischen Verantwortung übertragen … parallel dazu gibt es aber auch noch eine moralische Verantwortung dem eigenen Gewissen gegenüber, und das Gewissen muß beim Treffen von Entscheidungen stets von der Lehre und den Richtlinien der Kirche erleuchtet sein« (vgl. A. De Gasperi, Discorsi politici 1923-1954, Cinque Lune, Rm 1990, S. 243). Gewiß, es hat auch die ein oder andere Schwierigkeit, ja selbst Unverständnis seitens der kirchlichen Welt gegeben: Alcide De Gasperis Treue zur Kirche aber kam nie ins Wanken. Sie war - wie er in einer Ansprache im Juni 1954 in Neapel selbst bezeugte - »vollkommen und aufrichtig … auch den moralischen und sozialen Richtlinien gegenüber, die in den päpstlichen Dokumenten enthalten sind, die fast täglich unsere Berufung zum öffentlichen Leben bereichern und formen«.

Bei dieser Gelegenheit merkte er auch an, daß »weder der Glaube noch die Tugend für die Arbeit im sozialen und politischen Bereich ausreichend sind; es muß ein Werkzeug gefunden und eingesetzt werden, das der Zeit angepaßt ist … und es muß ein Programm, eine eigene Methode, eine autonome Verantwortung, eine demokratische Machart und Leitung haben«. Er handelte also trotz seiner gehorsamen Ergebenheit der Kirche gegenüber bei seinen politischen Beschlüssen autonom und verantwortlich. Nie hat er die Kirche für politische Zwecke benutzt oder ist Kompromisse eingegangen, die er nicht mit seinem rechten Gewissen vereinbaren konnte. So konnte er, als sich sein Leben dem Ende zuneigte, auch sagen: »Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand, bin mit meinem Gewissen im Reinen.« Er starb am 19. August 1954 im Kreis seiner Lieben, nachdem er dreimal den Namen Jesu geflüstert hatte. Liebe Freunde, beten wir für die Seele dieses Staatsmannes von internationalem Ruf, der sein politisches Handeln in den Dienst der Kirche, Italiens und Europas gestellt hat. Bitten wir den Herrn, daß das Zeugnis, das Alcide De Gasperi als Regierungschef und Christ abgelegt hat, all jenen zur Ermutigung und zum Ansporn gereichen möge, die heute das Schicksal Italiens und anderer Völker lenken, besonders jenen, die sich vom Evangelium inspirieren lassen. In dieser Hoffnung danke ich Ihnen noch einmal für Ihr Kommen und erteile Ihnen allen von Herzen meinen Segen.



PASTORALBESUCH IN SAN GIOVANNI ROTONDO


BEGEGNUNG MIT DEN KRANKEN, ÄRZTEN, DEM PFLEGEPERSONAL UND DER LEITUNG DES KRANKENHAUSES

Eingang der "Casa Sollievo della Sofferenza" - Sonntag, 21. Juni 2009


ANSPRACHE 2009 127