Bostschaft 2005-2010 28

28 Aus dem Vatikan, 2. Oktober 2008



BOTSCHAFT VON BENEDIKT XVI. ANLÄSSLICH DES INTERNATIONALEN KONGRESSES ZUM THEMA "DAS ZWEITE VATIKANUM IM PONTIFIKAT JOHANNES PAULS II."






An den verehrten Pater Marco Tasca
Generalminister des Ordens der Minderbrüder-Konventualen
und Großkanzler der Päpstlichen Theologischen Fakultät
»San Bonaventura« – Seraphicum

Mit Freude habe ich erfahren, daß diese Päpstliche Theologische Fakultät zusammen mit dem »Institut für Dokumentation und Studium des Pontifikats Johannes Pauls II.« einen Internationalen Kongreß zum Thema »Das Zweite Vatikanum im Pontifikat Johannes Pauls II.« veranstaltet. Durch diese Initiative möchte die Theologische Fakultät unter anderem vertieft über die gegenwärtige Lage der Kirche nachdenken, im Hinblick auf die 800-Jahrfeier der Regel, die der hl. Franziskus Papst Innozenz III. im Jahre 1209 vorlegte und die dieser mündlich approbierte. Das »Institut für Dokumentation und Studium« möchte mit diesem wichtigen wissenschaftlichen Ereignis den 30. Jahrestag der Erhebung Karol Wojtylas auf den Stuhl Petri feiern, mit dem Ziel, die Lehre des großen Papstes und seine Liebe zur Kirche im historischen und theologischen Kontext des Konzils, das ihm so sehr am Herzen lag, besser bekannt zu machen.

Ich richte meinen herzlichen Gruß an Sie, Herr Generalminister, und bitte Sie, den Mitbrüdern im Orden der Minderbrüder-Konventualen, den Professoren der Universität, dem Direktor und den Mitgliedern des Instituts sowie allen Kongreßteilnehmern die väterliche Liebe zu übermitteln, die ich für jeden von ihnen empfinde.

Natürlich freue ich mich darüber, daß ein Thema gewählt wurde, das zwei Punkte verbindet, die für mich von außerordentlichem Interesse sind: einerseits das Zweite Vatikanische Konzil, an dem ich die Ehre hatte, als Experte teilzunehmen, und anderseits die Gestalt meines geliebten Vorgängers Johannes Paul II., der als Konzilsvater zu diesem Konzil einen bedeutenden persönlichen Beitrag leistete und der später, in den Jahren seines Pontifikats, durch göttlichen Willen zum wesentlichen Protagonisten bei seiner Umsetzung wurde. In diesem Zusammenhang scheint es mir geboten, daran zu erinnern, daß das Konzil aus dem großen Herzen Papst Johannes’ XXIII. hervorging. Genau heute, am 28. Oktober, begehen wir den 50. Jahrestag seiner Wahl auf den Stuhl Petri. Ich habe gesagt, daß das Konzil aus dem Herzen Johannes’ XXIII. hervorging, aber genauer gesagt ging es letztlich, wie alle großen Ereignisse der Kirchengeschichte, aus dem Herzen Gottes, aus seinem Heilswillen hervor: »Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat« (Jn 3,16). Dem heutigen Menschen das göttliche Heil zugänglich zu machen, war für Papst Johannes das grundlegende Motiv für die Einberufung des Konzils, und aus dieser Perspektive heraus haben die Konzilsväter gearbeitet. Eben daher haben die Konzilsdokumente »im Laufe der Jahre nicht an Aktualität verloren«, wie ich am 20. April 2005, dem Tag nach meiner Wahl zum Papst, in Erinnerung gerufen habe, sondern »erweisen sich sogar als besonders nützlich im Bezug auf die neuen Anliegen der Kirche und der jetzigen globalisierten Gesellschaft« (in O.R. dt., Nr. 17, 29.4.2005, 3).

Johannes Paul II. hat praktisch in jedem seiner Dokumente und mehr noch in seinen Entscheidungen und in seinem Handeln als Papst die Grundaussagen des Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils aufgegriffen. So legte er es maßgebend aus und wurde sein konsequenter Zeuge. Er war ständig darum bemüht, alle erkennen zu lassen, welche Vorteile aus der Annahme der konziliaren Sichtweise entstehen konnten, nicht nur zum Wohl der Kirche, sondern auch der Zivilgesellschaft und der in ihr handelnden Personen. Vor dem Angelusgebet am 6. Oktober 1985 sagte er in bezug auf die Außerordentliche Bischofssynode, die abgehalten werden sollte, um über die Antwort nachzudenken, die die Kirche in den 20 Jahren, die seit dem Abschluß des Zweiten Vatikanischen Konzils vergangen waren, gegeben hatte: »Wir sind eine Verpflichtung gegenüber dem Heiligen Geist, gegenüber dem Geist Christi, eingegangen. Denn es ist der Geist, der zu den Kirchen spricht (vgl. Ap 2,7): während des Konzils und durch dieses ist sein Wort für die Kirche besonders deutlich und entscheidend geworden« (O.R. dt., Nr. 4, 11.10.1985, S. 2).

Wir sind wirklich alle durch dieses außerordentliche kirchliche Ereignis in die Pflicht genommen. Das mannigfaltige lehramtliche Erbe, das wir in seinen dogmatischen Konstitutionen, in den Erklärungen und in den Dekreten wiederfinden, spornt uns noch immer an, das Wort des Herrn zu vertiefen, um es auf das Heute der Kirche anzuwenden. Dabei müssen wir uns die vielen Nöte der Männer und Frauen der gegenwärtigen Welt, in der ein äußerst großer Bedarf herrscht, das Licht der christlichen Hoffnung kennenzulernen und zu erfahren, stets gut vor Augen halten. Die soeben beendete Bischofssynode hat diese Nöte in den Mittelpunkt ihrer fruchtbaren und reichen Reflexionen gestellt und damit den Wunsch, der in der Konstitution Dei Verbum zum Ausdruck kommt, noch einmal bekräftigt: »So möge durch Lesung und Studium der Heiligen Bücher ›Gottes Wort seinen Lauf nehmen und verherrlicht werden‹ (2Th 3,1). Der Schatz der Offenbarung, der Kirche anvertraut, erfülle mehr und mehr die Herzen der Menschen« (Nr. 26). Er bringe ihnen Gottes Heil und damit das wahre Glück.

Diese Verpflichtung möchte ich insbesondere Euch anvertrauen, liebe Professoren der Päpstlichen Theologischen Fakultät, die den hl. Bonaventura, den seraphischen Kirchenlehrer, als ihren himmlischen Schutzpatron verehrt. Im Reichtum seines Denkens kann er Euch immer noch zeitgemäße Interpretationsschlüssel anbieten, durch die ihr Euch den Konzilsdokumenten nähern könnt, um dort befriedigende Antworten auf die vielen Fragen unserer Zeit zu finden. Die Sorge um das Heil der Menschheit, die die Konzilsväter beseelte und die ihre Bemühungen bei der Suche nach Lösungen für die vielen Probleme der heutigen Zeit leitete, war im Herzen des hl. Bonaventura angesichts der Hoffnungen und Ängste der Menschen seiner Zeit nicht weniger lebendig. Andererseits ändern sich die Grundfragen, die der Mensch im Herzen trägt, im Wandel der Zeiten nicht, und so behalten auch die vom seraphischen Kirchenlehrer erarbeiteten Antworten im wesentlichen noch heute ihre Gültigkeit. Insbesondere das Itinerarium mentis in Deum, das der hl. Bonaventura 1259 schrieb, besitzt immer noch Gültigkeit. Dieses kostbare Büchlein, obwohl es zu den Höhen der mystischen Theologie hinführt, spricht gleichzeitig zu allen Christen über das Wesentliche in ihrem Leben. Das endgültige Ziel all unseres Handelns muß unsere Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott sein. Auch für die Konzilsväter des Zweiten Vatikanums war das endgültige Ziel aller einzelnen Elemente der Erneuerung der Kirche die Hinführung zum lebendigen Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat.

29 Ich bin sicher, daß die Päpstliche Fakultät »San Bonaventura« und das »Institut für Dokumentation und Studium des Pontifikats Johannes Pauls II.« ihre Reflexion über die Konzilstexte fortsetzen und weiter entfalten werden. Dabei werden sie auch von den Beiträgen Gebrauch machen, die im gegenwärtigen Kongreß herangereift sind. In diesem Sinne sichere ich die Unterstützung durch mein Gebet zu, und als Unterpfand des himmlischen Lichts für eine ertragreiche Arbeit erteile ich Ihnen, verehrter Herr Generalminister, den Referenten und allen Teilnehmern des Kongresses ebenso wie der Stiftung »Johannes Paul II.«, die großherzig zu seiner Verwirklichung beigetragen hat, den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 28. Oktober 2008



BOTSCHAFT VON BENEDIKT XVI. AN DEN PRÄSIDENTEN DES PÄPSTLICHEN RATES FÜR DIE KULTUR, ERZBISCHOF GIANFRANCO RAVASI, ANLÄSSLICH DER 13. ÖFFENTLICHEN SITZUNG DER PÄPSTLICHEN AKADEMIEN ZUM THEMA: "U


An den verehrten Mitbruder
Erzbischof Gianfranco Ravasi
Präsident des Päpstlichen Rates für die Kultur

Es ist mir eine Freude, Ihnen und dem Rat für die Koordinierung der Päpstlichen Akademien anläßlich der jährlichen öffentlichen Sitzung meinen herzlichen Gruß zu übermitteln. Es ist dies der traditionelle Moment, um die Aktivitäten hervorzuheben, die jede einzelne Akademie mit vollem Einsatz und hochherziger Hingabe gefördert hat. Zugleich handelt es sich um einen Augenblick der Begegnung und des Austausches zwischen verschiedenen Einrichtungen, die von demselben Ziel beseelt sind: dem Dienst am Menschen, um dessen Glanz und Verantwortung sowie Harmonie und Sendung herauszustellen. Mein Gruß gilt zugleich den Herren Kardinälen, den Bischöfen, den Priestern, den Herren Botschaftern und den Vertretern einer jeden Päpstlichen Akademie, die sich zu diesem feierlichen und familiären Akt eingefunden haben.

Für diese 13. Öffentliche Sitzung der Päpstlichen Akademien hat die »Pontificia Insigne Accademia di Belle Arti e Lettere dei Virtuosi al Pantheon«, welche in diesem Jahr das Ereignis organisiert, folgendes Thema gewählt: »Universalität der Schönheit: Ästhetik und Ethik im Dialog«. Es ist ein sehr bedeutsames Thema, um die Beziehung oder, besser, den Dialog zwischen Ästhetik und Ethik, zwischen Schönheit und menschlichem Handeln zu vertiefen, einen Dialog, der um so notwendiger ist, insofern er manchmal vergessen oder umgangen wird.

Die Notwendigkeit und Dringlichkeit eines neuen Dialogs zwischen Ästhetik und Ethik, zwischen Schönheit, Wahrheit und Güte, stellen sich nicht nur durch die derzeitige kulturelle und künstlerische Debatte, sondern auch in der täglichen Wirklichkeit. Auf verschiedenen Ebenen nämlich wird die Spaltung und manchmal der Kontrast zwischen den beiden Dimensionen dramatisch deutlich, das heißt zwischen der Dimension der Suche nach der Schönheit, die jedoch oberflächlich als äußere Form und Schein begriffen wird, die es um jeden Preis zu verfolgen gilt, und jener der Wahrheit und Güte der Handlungen, die zur Verwirklichung eines bestimmten Zieles vollbracht werden. Denn eine Suche nach der Schönheit, die von der menschlichen Suche nach Wahrheit und Güte getrennt oder losgelöst wäre, würde sich, wie es leider oft geschieht, in einen reinen Ästhetizismus und – vor allem für die Jüngeren – in einen Weg verwandeln, der im Flüchtigen, in der banalen und oberflächlichen Erscheinung oder gar in einer Flucht in künstliche Paradiese endet, welche die innere Leere und Armut maskieren und verbergen. Eine derartige scheinbare und oberflächliche Suche besäße gewiß keinen universalen Atem, sondern wäre unausweichlich ganz subjektiv, wenn nicht individualistisch, und würde manchmal sogar in der Nichtkommunizierbarkeit enden.

Ich habe mehrmals auf die Notwendigkeit und das Bemühen einer Weitung der Horizonte der Vernunft hingewiesen, und in dieser Hinsicht muß man auch wieder die innere Verbindung zwischen der Suche nach der Schönheit und der Suche nach der Wahrheit und Güte verstehen. Eine Vernunft, die das Schöne abstreifen wollte, wäre eine halbierte Vernunft, ebenso wie auch eine vernunftlose Schönheit zu einer leeren und illusorischen Maske werden würde. Bei der Begegnung mit dem Klerus der Diözese Brixen am 6. August des Jahres sprach ich gerade über die Beziehung zwischen Schönheit und Vernunft und wies darauf hin, daß wir eine weit gewordene Ratio anstreben müssen, in der Herz und Vernunft einander begegnen, Schönheit und Wahrheit einander berühren. Wenn dieses Bemühen für alle gilt, dann gilt es um so mehr für den Glaubenden, für den Jünger Christi, der vom Herrn berufen ist, vor allen »Rechenschaft« von der Schönheit und der Wahrheit des eigenen Glaubens »abzulegen«. Dies ruft das Evangelium des Matthäus in Erinnerung, wo wir den Aufruf Jesu lesen, den er an seine Jünger richtet: »So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen« (Mt 5,16). Zu bemerken ist, daß im griechischen Text von kalà erga, von schönen und zugleich guten Werken die Rede ist, denn die Schönheit der Werke offenbart die Güte und die tiefe Wahrheit der Geste und bringt sie in einer herausragenden Synthese zum Ausdruck; gleiches gilt für die Kohärenz und Heiligkeit dessen, der sie vollbringt. Die Schönheit der Werke, von denen das Evangelium spricht, verweist auch auf eine andere Schönheit, Wahrheit und Güte, die nur in Gott ihre Vollendung und ihren letzten Quell hat.

Unser Zeugnis also muß sich von dieser Schönheit nähren, und unsere Verkündigung des Evangeliums soll in ihrer Schönheit und Neuheit verstanden werden. Dazu ist es notwendig, der Kommunikation mit der Sprache der Bilder und Symbole mächtig zu sein; unsere tägliche Sendung muß beredsame Transparenz der Schönheit der Liebe Gottes sein, um unsere Zeitgenossen wirksam zu erreichen. Denn diese werden oft von einer kulturellen Atmosphäre zerstreut und vereinnahmt, die nicht immer förderlich ist, um eine Schönheit in voller Harmonie mit der Wahrheit und Güte aufzunehmen. Dennoch hegen sie immer den Wunsch und die Sehnsucht nach einer wahren, nicht oberflächlichen und flüchtigen Schönheit.

Das trat auch während der jüngsten Bischofssynode hervor, die einberufen worden war, um über das Thema »Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche« nachzudenken. Verschiedene Wortmeldungen haben den ewigen Wert eines »schönen Zeugnisses« für die Verkündigung des Evangeliums sowie die Wichtigkeit der Fähigkeit hervorgehoben, die Schönheit der Kunstwerke lesen und erforschen zu können, die vom Glauben inspiriert und von den Gläubigen gefördert werden, um in ihnen einen einzigartigen Weg zu finden, der näher zu Gott und zu seinem Wort führt.

30 In der Schlußbotschaft, die die Synodenväter an alle Gläubigen gerichtet haben, wird die Güte und die Wirksamkeit der »via pulchritudinis« hervorgehoben, einer der möglichen Wege, vielleicht der interessanteste und faszinierendste, um Gott zu begreifen und zu erreichen. Im selben Dokument wird an den Brief an die Künstler meines verehrten Vorgängers, des Dieners Gottes Johannes Paul II., erinnert, der zum Nachdenken über den tiefen und fruchtbaren Dialog zwischen der Heiligen Schrift und den verschiedenen künstlerischen Formen einlud, aus dem unzählbare Meisterwerke hervorgegangen sind. Bei dieser Gelegenheit möchte ich vorschlagen, diesen Brief zehn Jahre nach seiner Veröffentlichung wieder zur Hand zu nehmen, um ihn zum Gegenstand eines neuen Nachdenkens über die Kunst, über die Kreativität der Künstler und über den fruchtbaren ebenso wie problematischen Dialog zwischen diesen und dem christlichen Glauben zu machen, der in der Gemeinschaft der Gläubigen gelebt wird. Dabei wende ich mich besonders an euch, liebe Akademiker und Künstler, denn das ist gerade eure Aufgabe, eure Sendung: das Staunen und die Sehnsucht nach dem Schönen erwecken, die Sensibilität der Seelen formen und die Leidenschaft nähren für alles, was wahrer Ausdruck des menschlichen Genies und Abglanz der göttlichen Schönheit ist.

Liebe Brüder und Schwestern, der Preis der Päpstlichen Akademien, der von meinem verehrten Vorgänger Papst Johannes Paul II. gestiftet wurde, hat ein besonderes Ziel: neue Talente in verschiedenen Bereichen des Wissens zu wecken und den Einsatz der jungen Gelehrten, Künstler und Institutionen zu ermutigen, die ihre Tätigkeiten der Förderung des christlichen Humanismus widmen. Während ich deshalb den Vorschlag aufnehme, der vom Rat für die Koordinierung der Päpstlichen Akademien gemacht wurde, freue ich mich in dieser feierlichen öffentlichen Sitzung wirklich sehr, daß der Preis der Päpstlichen Akademien Herrn Dr. Daniele Piccini verliehen wird, der sich durch seinen Einsatz im kritischen Studium der Dichtung und der Literaturwissenschaft – insbesondere der italienischen Literatur der Ursprünge und der Renaissance – sowie durch seine aktive Tätigkeit im Bereich der Dichtung hervorgetan hat. Diese ist in einigen bedeutenden Gedichtbänden zum Ausdruck gekommen.

Es freut mich auch, daß als Zeichen der Wertschätzung und der Ermutigung dem jungen Maler Dr. Giulio Catelli eine Pontifikatsmedaille für seine schon von der Kunstkritik gelobte Suche nach künstlerischer Ausdrucksform überreicht wird; auch die Italienische Stiftung »Stauròs« erhält eine solche Medaille für die Verwirklichung des Museums für zeitgenössische Sakrale Kunst sowie für die Organisation der Biennale der Sakralen Kunst, die bereits eine traditionelle Begegnung für die Künstler darstellt, die sich im Bereich der Sakralen Kunst engagieren.

Zum Schluß möchte ich allen Akademikern und besonders den Mitgliedern der »Pontificia Insigne Accademia di Belle Arti e Lettere dei Virtuosi al Pantheon« meine lebhafte Hochschätzung für die geleistete Arbeit bekunden und die besten Wünsche für einen leidenschaftlichen und kreativen Einsatz aussprechen, vor allem im künstlerischen Bereich, um in den modernen Kulturen einen neuen christlichen Humanismus zu fördern, der klar und entschlossen den Weg der wahren Schönheit zu gehen weiß. Mit diesen Gedanken empfehle ich jeden von euch wie auch eure wertvolle Tätigkeit des Studiums und der kreativen Forschung dem mütterlichen Schutz der Jungfrau Maria, die wir mit der ganzen Kirche als die Tota Pulchra, die ganz Schöne, anrufen. Dazu erteile ich Ihnen, Herr Präsident, und allen Anwesenden von Herzen einen besonderen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 24. November 2008

BENEDICTUS PP. XVI



BOTSCHAFT VON BENEDIKT XVI. AN SEINE HEILIGKEIT BARTHOLOMAIOS I., ERZBISCHOF VON KONSTANTINOPEL UND ÖKUMENISCHER PATRIARCH, ANLÄSSLICH DES FESTES DES HL. ANDREAS


An Seine Heiligkeit Bartholomaios I.,

Erzbischof von Konstantinopel und
Ökumenischer Patriarch

»Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater« (Ga 1,3)

Mit tiefer Freude richte ich diese Worte des hl. Paulus an Eure Heiligkeit, den Heiligen Synod sowie alle orthodoxen Geistlichen und Laien, die zum Fest des hl. Andreas versammelt sind. Er war der Bruder des hl. Petrus und wie dieser ein großer Apostel und Märtyrer für Christus. Ich freue mich, bei diesem feierlichen Anlaß vertreten zu sein durch eine Delegation, die von meinem verehrten Bruder Kardinal Walter Kasper angeführt wird, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, dem ich diese Grußbotschaft anvertraue. Mein eigenes Gebet ist mit dem euren vereint, wenn wir den Herrn um das Wohlergehen und die Einheit der Jünger Christi auf der ganzen Welt bitten.

Ich danke Gott, daß er uns befähigt hat, die Bande gegenseitiger Liebe untereinander zu festigen, die vom Gebet und immer regelmäßigeren brüderlichen Begegnungen getragen werden. Im Laufe des Jahres, das sich jetzt seinem Ende zuneigt, wurden wir dreimal durch die Anwesenheit Eurer Heiligkeit in Rom gesegnet: anläßlich Ihrer Vorlesung am Päpstlichen Orientalischen Institut, das die Ehre hat, Sie zu seinen ehemaligen Alumnen zählen zu dürfen; bei der Eröffnung des Paulusjahres am Hochfest der Schutzheiligen von Rom, Petrus und Paulus; und bei der XII. Ordentlichen Versammlung der Bischofssynode der katholischen Kirche, die im Oktober abgehalten wurde über das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche, wo Sie eine sehr tiefgründige Ansprache hielten.

31 Als Zeichen unserer wachsenden Gemeinschaft und geistlichen Nähe war die katholische Kirche ihrerseits bei den Feiern zum Paulusjahr vertreten, denen Eure Heiligkeit vorstand, einschließlich eines Symposiums und einer Pilgerreise zu den Paulusstätten in Kleinasien. Diese Erfahrungen der Begegnung und des gemeinsamen Gebets tragen dazu bei, daß wir uns immer stärker dafür einsetzen, das Ziel unseres ökumenischen Weges zu erreichen.

In demselben Geist haben Eure Heiligkeit mich über das positive Ergebnis der Synaxis der Primasse und Vertreter der orthodoxen Kirchen unterrichtet, die kürzlich im Phanar stattfand. Die hoffnungsvollen Zeichen, die für die Beziehungen innerhalb der Orthodoxie und die ökumenischen Bemühungen zutage traten, wurden mit Freude aufgenommen. Ich glaube und bete dafür, daß diese Entwicklungen sich konstruktiv auf den offiziellen theologischen Dialog zwischen den orthodoxen Kirchen und der katholischen Kirche auswirken und zu einer positiven Lösung der Schwierigkeiten führen werden, die sich in den letzten beiden Sitzungen ergeben haben. Wie Eure Heiligkeit in der Ansprache an die Bischofssynode der katholischen Kirche anmerkten, widmet sich die Gemischte Internationale Kommission für den theologischen Dialog zwischen Katholiken und Orthodoxen jetzt einem Thema von entscheidender Bedeutung, das, wenn einmal eine Lösung gefunden ist, uns der vollen Gemeinschaft näherbringen würde.

An diesem Fest des hl. Andreas denken wir mit Freude und Dankbarkeit daran, daß die Beziehungen zwischen uns in immer tiefergehende Ebenen eintreten, während wir unsere Verpflichtung auf den Weg des Gebets und des Dialogs erneuern. Wir vertrauen darauf, daß unser gemeinsamer Weg die Ankunft jenes gesegneten Tages beschleunigen wird, an dem wir zusammen in einer gemeinsamen Eucharistiefeier Gott loben werden. Das innere Leben unserer Kirchen und die Herausforderungen unserer modernen Welt machen dieses Zeugnis der Einheit unter den Jüngern Christi dringend erforderlich.

Mit diesen brüderlichen Empfindungen entbiete ich Eurer Heiligkeit meinen herzlichen Gruß im Herrn, der uns seiner Gnade und seines Friedens versichert.

Aus dem Vatikan, am 26. November 2008



BENEDICTUS PP. XVI



BOTSCHAFT VON BENEDIKT XVI.

ZUM TOD DES PATRIARCHEN VON MOSKAU UND GANZ RUSSLAND, ALEKSIJ II.


An den Heiligen Synod der Russischen Orthodoxen Kirche

Mit tiefer Betroffenheit habe ich die traurige Nachricht vom Tod Seiner Heiligkeit Aleksij II., Patriarch von Moskau und ganz Rußland, erfahren. Ich möchte dem Heiligen Synod und allen Gliedern der Russischen Orthodoxen Kirche in brüderlicher Zuneigung mein aufrichtiges Beileid bekunden und sie in diesem so traurigen Moment meiner geistlichen Nähe versichern. Ich bitte den Herrn, er möge diesen seinen unermüdlichen Diener in sein Reich des Friedens und der ewigen Freude aufnehmen und all jenen seinen reichen Trost und Beistand schenken, die diesen schmerzlichen Verlust beweinen. Im Gedenken an das gemeinsame Engagement auf dem Weg des gegenseitigen Verständnisses und der Zusammenarbeit zwischen Orthodoxen und Katholiken möchte ich mit Freude an die Anstrengungen erinnern, die der verstorbene Patriarch für das Wiedererstarken der Kirche nach der harten ideologischen Unterdrückung unternommen hat, die zum Martyrium von so vielen Zeugen des christlichen Glaubens geführt hat. Ich denke hierbei auch an den guten Kampf zur Verteidigung der menschlichen Werte und der Werte des Evangeliums, den er vor allem auf dem europäischen Kontinent geführt hat, und ich wünsche, daß sein Einsatz Früchte des Friedens sowie des wahren menschlichen, sozialen und geistlichen Fortschritts tragen möge. In dieser leidvollen Stunde des Abschieds, in der sein sterblicher Leib in Erwartung der Auferstehung der Erde übergeben wird, möge das Gedenken an diesen Diener des Evangeliums Christi all denen eine Stütze sein, die um ihn trauern, sowie jenen, die sein Erbe in der Leitung der ehrwürdigen Russischen Orthodoxen Kirche weiterführen werden.

Mit brüderlicher Zuneigung im auferstandenen Herrn



BENEDICTUS PP. XVI



BOTSCHAFT VON BENEDIKT XVI.

AN DIE TEILNEHMER DER ROSENKRANZANDACHT

ANLÄSSLICH DES VI. WELTTREFFENS DER FAMILIEN IN MEXIKO-STADT



Samstag, 17. Januar 2009




Liebe Brüder und Schwestern,
liebe Familien!

1. Euch allen, die ihr euch hier eingefunden habt, um unter dem mütterlichen Blick Unserer Lieben Frau von Guadalupe das VI. Welttreffen der Familien zu begehen, wünsche ich: »Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und vom Herrn Jesus Christus« (2Th 1,2).

32 Ihr habt soeben den heiligen Rosenkranz gebetet und die freudenreichen Geheimnisse des menschgewordenen Gottessohnes betrachtet, der in der Familie von Maria und Josef geboren wurde und in Nazaret in der häuslichen Vertrautheit aufwuchs, zwischen den Alltagsbeschäftigungen, dem Gebet und den Beziehungen zu den Nachbarn. Seine Familie nahm ihn mit Liebe an und behütete ihn, führte ihn in die Einhaltung der religiösen Traditionen und der Gesetze seines Volkes ein, sie begleitete ihn bis zur menschlichen Reife und zu der Sendung, für die er bestimmt war. »Jesus aber wuchs heran, und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen« (Lc 2,52).

Im Wechsel mit den freudenreichen Geheimnissen gab es die Zeugnisse einiger christlicher Familien aus allen fünf Kontinenten, die gleichsam ein Echo und Widerschein der Geschichte Jesu und seiner Familie in unserer Zeit sind. Diese Zeugnisse haben uns gezeigt, daß der Same des Evangeliums in den verschiedenen Situationen der heutigen Welt weiterhin keimt und Früchte trägt.

2. Das Thema dieses VI. Welttreffens der Familien – »Die Familie, Erzieherin zu den menschlichen und christlichen Werten« – erinnert daran, daß das Zuhause für alle Glieder der Familie eine Schule der Humanität und des christlichen Lebens ist, mit positiven Konsequenzen für die Menschen, die Kirche und die Gesellschaft. Tatsächlich ist die Familie dazu berufen, die gegenseitige Liebe und die Wahrheit, den Respekt und die Gerechtigkeit, die Treue und die Zusammenarbeit, den Dienst und die Verfügbarkeit den anderen, besonders den Schwächsten gegenüber zu leben und zu pflegen. Die christliche Familie, die »die lebendige Gegenwart des Erlösers in der Welt und die wahre Natur der Kirche allen kundmachen soll« (Gaudium et spes GS 48), muß von der Gegenwart Gottes durchdrungen sein, während sie die Angelegenheiten des Alltags in seine Hände legt und für die angemessene Erfüllung ihrer unverzichtbaren Sendung seine Hilfe erbittet.

3. Dazu ist das Gebet in der Familie in den passendsten und wichtigsten Augenblicken von größter Bedeutung, »denn« – wie der Herr selbst versichert hat – »wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen« (Mt 18,20). Und der Meister ist gewiß in der Familie gegenwärtig, die das Wort Gottes hört und darüber nachdenkt, die von ihm lernt, was das Wichtigste im Leben ist (vgl. Lk 10,41–42), und seine Lehren in die Praxis umsetzt (vgl. Lc 11,18). Auf diese Weise wandelt und verbessert sich schrittweise das persönliche und familiäre Leben, wird der Dialog bereichert, der Glaube an die Kinder weitergegeben, wächst die Freude am Zusammensein, und das Zuhause hält zusammen und festigt sich immer mehr wie ein auf Fels gebautes Haus (vgl. ). Mögen die Hirten nicht ablassen, den Familien zu helfen, damit sie auf fruchtbare Weise in den Genuß des Wortes Gottes in der Heiligen Schrift kommen.

4. Durch die Kraft, die aus dem Gebet erwächst, verwandelt sich die Familie in eine Gemeinschaft von Jüngern und Missionaren Christi. In ihr wird das Evangelium empfangen und weitergegeben und in ihr strahlt es aus. Wie mein verehrter Vorgänger Paul VI. gesagt hat: »Die Eltern vermitteln nicht nur ihren Kindern das Evangelium, sie können dieses gleiche Evangelium auch von ihnen empfangen, und zwar als tief gelebtes Evangelium« (Evangelii nuntiandi EN 71).

Wenn die christliche Familie das Vertrauen und den kindlichen Gehorsam gegenüber Gott, die Treue und die hochherzige Annahme der Kinder, die Sorge für die Schwächsten und die Bereitschaft zum Vergeben lebt, wird sie zu einem lebendigen Evangelium, das alle lesen können (vgl. 2Co 3,2), ein vielleicht überzeugenderes Zeichen der Glaubwürdigkeit, das imstande ist, die heutige Welt auf den Plan zu rufen. Sie soll ihr Lebenszeugnis und ausdrückliches Glaubensbekenntnis auch in die verschiedenen Bereiche ihrer Umgebung tragen, wie die Schule und die verschiedenen Vereine, und sich auch für die Unterweisung der Kinder im Glauben und die pastoralen Aktivitäten ihrer Pfarrgemeinde einsetzen, vor allem für jene, die mit der Ehevorbereitung verbunden sind oder in spezifischer Weise dem Familienleben gelten.

5. Wenn das Zusammenleben im Kreis der Familie zeigt, daß sich Freiheit und Solidarität gegenseitig ergänzen, daß das Wohl jedes Mitglieds dem Wohl der anderen Rechnung tragen muß, daß die Ansprüche strenger Gerechtigkeit offen sein müssen für das Verständnis und für die Vergebung zugunsten des Gemeinwohls, so ist es ein Geschenk für die Menschen und eine Quelle der Inspiration für das gesellschaftliche Zusammenleben. Die sozialen Beziehungen können in der Tat die grundlegenden Werte des echten Familienlebens als Bezugspunkt nehmen, um jeden Tag menschlicher zu werden und zum Aufbau der »Zivilisation der Liebe« voranzuschreiten.

Zudem ist die Familie auch die Lebenszelle der Gesellschaft, die erste und entscheidende Möglichkeit für ihre Entwicklung und oft die letzte Zuflucht von Menschen, deren Bedürfnissen die festgefahrenen Strukturen nicht nachkommen können.

Wegen ihrer grundlegenden sozialen Funktion hat die Familie ein Recht darauf, in ihrer Freiheit anerkannt und nicht mit anderen Formen des Zusammenlebens verwechselt zu werden; und sie hat auch ein Recht darauf, auf den notwendigen kulturellen, rechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Schutz zählen zu können und ganz besonders auf eine ausreichende Unterstützung, die der Anzahl der Kinder und der verfügbaren wirtschaftlichen Möglichkeiten Rechnung trägt, um die Freiheit der Erziehung und die Wahl der Schule zu ermöglichen.

Es ist daher notwendig, eine Familienkultur und Familienpolitik zu entwickeln, die in organisierter Form auch von den Familien selbst gefördert werden soll. Ich ermutige euch daher, euch den Verbänden anzuschließen, die die Identität und die Rechte der Familie gemäß einem Menschenbild fördern, das im Einklang mit dem Evangelium steht, und ich lade diese Verbände ein, sich abzustimmen und zusammenzuarbeiten, damit ihre Aktivität wirkungsvoller ist.

6. Abschließend fordere ich euch alle auf, großes Vertrauen zu haben, denn die Familie hat ihren Platz im Herzen Gottes, des Schöpfers und Heilands. Für die Familie zu arbeiten bedeutet, für eine würdige und lichtvolle Zukunft der Menschheit und für den Aufbau des Reiches Gottes zu arbeiten. In Demut vereint erflehen wir die göttliche Gnade, damit sie uns helfe, engagiert und mit Freude für die edle Sache der Familie zu arbeiten, die dazu berufen ist, evangelisiert zu werden und zu evangelisieren, menschlich zu sein und andere menschlicher zu machen. Bei dieser schönen Aufgabe begleitet uns mit ihrer mütterlichen Fürsprache und mit ihrem himmlischen Schutz die allerseligste Jungfrau Maria, die ich heute unter dem glorreichen Titel Unserer Lieben Frau von Guadalupe anrufe und in deren mütterliche Hände ich die Familien der ganzen Welt lege.

Danke.



BOTSCHAFT VON BENEDIKT XVI. AN DIE BRASILIANISCHEN GLÄUBIGEN ANLÄSSLICH DER "KAMPAGNE DER BRÜDERLICHKEIT 2009"




33 An den verehrten Bruder im Bischofsamt
Geraldo Lyrio Rocha
Präsident der Brasilianischen Bischofskonferenz
Erzbischof von Mariana (MG)

Am Beginn des geistlichen Weges der Fastenzeit, jenes österlichen Weges der Auferstehung des Herrn, möchte ich von neuem meine Verbundenheit mit der Kampagne der Brüderlichkeit bekunden, die sich in diesem Jahr 2009 mit dem Thema »Der Friede ist Frucht der Gerechtigkeit« auseinandersetzt. Es ist eine Zeit der Umkehr und der Versöhnung aller Christen, die zum Ziel hat, daß die edelsten Bestrebungen des menschlichen Herzens erfüllt werden können und der wahre Friede zwischen den Völkern und Gemeinschaften Einzug halte.

Mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II. hat anläßlich des Weltfriedenstages 2002 hervorgehoben, daß der wahre Friede eine Frucht der Gerechtigkeit ist. In diesem Zusammenhang merkte er an, daß »die menschliche Gerechtigkeit immer zerbrechlich und unvollkommen ist« und somit »in der Vergebung, die die Wunden heilt und die tiefgehende Wiederherstellung der gestörten menschlichen Beziehungen bewirkt, praktiziert und gewissermaßen vervollständigt werden muß« (Nr. 3).

Das Schlußdokument von Aparecida erinnerte im Abschnitt über das »Reich Gottes und die Förderung der Menschenwürde« an die offenkundigen Zeichen der Gegenwart des Gottesreiches in der persönlichen und gemeinschaftlichen Erfahrung der Seligpreisungen, in der Evangelisierung der Armen, in der Erkenntnis und Erfüllung des Willens des Vaters, im Martyrium um des Glaubens willen, in der aufrichtigen und brüderlichen Vergebung – wobei der Reichtum der Vielfalt anzunehmen und zu achten ist – sowie im Kampf, um nicht der Versuchung zu unterliegen und nicht zu Sklaven des Bösen zu werden (Nr. 8.1.).

Die Fastenzeit lädt uns ein, für das Gute zu kämpfen, ohne den Mut zu verlieren. Wir wissen nämlich, wie schwierig es für uns Menschen ist, Gerechtigkeit zu üben, und es liegt noch in weiter Ferne, daß das Zusammenleben von Frieden und Liebe nicht von Haß und Gleichgültigkeit geprägt ist. Wir sind uns auch dessen bewußt, daß, selbst wenn es zu einer gerechten Verteilung der Güter und einer harmonischen Gestaltung der Gesellschaft käme, niemals das Leid verschwinden würde, das hervorgerufen wird durch Krankheit, Verständnislosigkeit, Einsamkeit, den Tod von Menschen, die wir lieben, sowie durch die Erfahrung unserer eigenen Grenzen.

Unser Herr verabscheut das Unrecht und verurteilt all jene, die es tun. Er achtet aber die Freiheit jedes einzelnen und läßt daher die Existenz des Unrechts zu, da es infolge der Erbsünde Bestandteil der menschlichen Natur ist. Dennoch hat sein von Liebe zu den Menschen erfülltes Herz ihn dazu bewegt, zusammen mit dem Kreuz all diese Plagen auf sich zu nehmen: unser Leid, unsere Traurigkeit, unseren Hunger und Durst nach Gerechtigkeit. Bitten wir ihn darum, daß wir für jene Empfindungen des Friedens und der Versöhnung Zeugnis ablegen, von denen er bei der Bergpredigt erfüllt war, um zur ewigen Glückseligkeit zu gelangen.

Mit diesen Wünschen erflehe ich den Beistand des Allerhöchsten, auf daß er seine gütigen Hände über ganz Brasilien halte. Möge das neue Leben in Christus alle in ihrer persönlichen, familiären, sozialen und kulturellen Dimension erreichen, zur Verbreitung der Gaben des Friedens und des Wohlergehens führen und in einem jeden Herzen Empfindungen der Brüderlichkeit und der lebendigen Zusammenarbeit wecken. Mit meinem besonderen Apostolischen Segen!


Aus dem Vatikan, 25. Februar 2009




Bostschaft 2005-2010 28