BOTSCHAFT 2006-2010 33

BENEDICTUS PP. XVI








34 [1] Katechismus der Katholischen Kirche, 198.

[2] Benedikt XVI., Botschaft zum Weltfriedenstag 2008, 7.

[3] Vgl. Nr. 48.

[4] Dante Alighieri, Göttliche Komödie, Paradies, XXXIII, 145.

[5] Botschaft zum Weltfriedenstag 1990, 1.

[6] Apostolisches Schreiben Octogesima adveniens, 21.

[7] Botschaft zum Weltfriedenstag 1990, 10.

[8] Vgl. Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 32.

[9] Katechismus der katholischen Kirche, 295.

[10] Heraklit von Ephesus (
CA 535-475 v. Chr.), Fragment 22B124, in: H. Diels – W. Kranz, Die Fragmente der Vorsokratiker, Weidmann, Berlin 19526.

[11] Vgl. Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 48.

35 [12] Johannes Paul II., Enzyklika Centesimus annus, 37.

[13] Vgl. Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 50.

[14] Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 69.

[15] Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Sollicitudo rei socialis, 34.

[16] Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 37.

[17] Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden, Kompendium der Soziallehre der Kirche, 467;vgl. Paul VI., Enzyklika Populorum progressio, 17.

[18] Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Centesimus annus, 30-31.43.

[19] Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 49.

[20] Ebd.

[21] Vgl. hl. Thomas von Aquin, S. Th. II-II, q. 49, 5.

[22] Vgl. Nr. 9.

[23] Vgl. Nr. 8.

36 [24] Paul VI., Enzyklika Populorum progressio, 43.

[25] Enzyklika Caritas in veritate, 69.

[26] Johannes Paul II., Enzyklika Centesimus annus, 36.

[27] Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 51.

[28] Vgl. ebd., 15.51.

[29] Vgl. ebd., 28.51.61; Johannes Paul II., Enzyklika Centesimus annus, 38.39.

[30] Vgl. Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 70









BOTSCHAFT VON BENEDIKT XVI. ZUM WELTMISSIONSSONNTAG 2006 "Die Nächstenliebe, Seele der Mission"




Liebe Brüder und Schwestern!

1. Der Weltmissionssonntag, den wir am kommenden 22. Oktober feiern werden, bietet uns in diesem Jahr Gelegenheit, über das Thema »Die Nächstenliebe, Seele der Mission« nachzudenken. Wenn die Mission nicht auf Nächstenliebe ausgerichtet ist, wenn sie also nicht aus einem tiefgreifenden Akt göttlicher Liebe hervorgeht, läuft sie Gefahr, auf eine ein rein philanthropische und soziale Tätigkeit reduziert zu werden. Die Liebe Gottes zu jedem Menschen ist in der Tat das Herz der Erfahrung und der Verkündigung des Evangeliums, und alle, die sie annehmen, werden ihrerseits Zeugen dieser Liebe. Die Liebe Gottes, die der Welt Leben schenkt, ist die Liebe, die uns in Jesus, dem Wort des Heils, dem vollkommenen Ebenbild der Barmherzigkeit des himmlischen Vaters, geschenkt wurde. Die Heilsbotschaft könnte daher gut mit den Worten des Evangelisten Johannes zusammengefaßt werden: »Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, daß Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben« (1Jn 4,9). Jesus vertraute nach seiner Auferstehung den Aposteln den Auftrag an, die Verkündigung dieser Liebe zu verbreiten, und die Apostel, die am Pfingsttag von der Kraft des Heiligen Geistes innerlich verwandelt wurden, begannen, vom gestorbenen und auferstandenen Herrn Zeugnis zu geben. Seit damals setzt die Kirche dieselbe Sendung fort, die für alle Gläubigen eine unverzichtbare und ständige Verpflichtung darstellt.

2. Jede christliche Gemeinschaft ist also berufen, Gott, der die Liebe ist, zu verkünden. Auf dieses grundlegende Geheimnis unseres Glaubens bin ich in der Enzyklika Deus caritas est näher eingegangen. Mit seiner Liebe durchdringt Gott die ganze Schöpfung und die Menschheitsgeschichte. Am Anfang ist der Mensch aus den Händen des Schöpfers als Frucht einer Initiative der Liebe hervorgegangen. Die Sünde verdunkelte dann das göttliche Bild in ihm. Vom Bösen getäuscht, verletzten die Stammeltern Adam und Eva das vertrauensvolle Verhältnis zu ihrem Herrn, indem sie der Versuchung des Bösen nachgaben, von dem ihnen der Verdacht eingeflößt worden war, der Herr sei ein Gegner und wolle ihre Freiheit einschränken. So zogen sie sich selbst der ungeschuldeten göttlichen Liebe vor und waren überzeugt, auf diese Weise ihre Willensfreiheit zu behaupten. Die Folge war, daß sie schließlich ihre ursprüngliche Glückseligkeit verloren und erfuhren, wie bitter die Traurigkeit der Sünde und des Todes ist. Gott verließ sie jedoch nicht und verhieß ihnen und ihren Nachkommen das Heil, indem er die Entsendung seines eingeborenen Sohnes, Jesus, ankündigte, der, als die Zeit erfüllt war, seine väterliche Liebe offenbaren sollte, eine Liebe, die in der Lage ist, jedes menschliche Geschöpf von der Knechtschaft des Bösen und des Todes zu erlösen. In Christus wurde uns daher das unsterbliche Leben mitgeteilt, das Leben der Dreifaltigkeit. Durch Christus, den Guten Hirten, der das verlorene Schaf nicht sich selbst überläßt, ist den Menschen aller Zeiten die Möglichkeit gegeben, in die Gemeinschaft mit Gott, dem barmherzigen Vater, einzutreten, der bereit ist, den verlorenen Sohn wieder in sein Haus aufzunehmen. Das überraschende Zeichen dieser Liebe ist das Kreuz. Im Tod Christi am Kreuz – habe ich in der Enzyklika Deus caritas est geschrieben – »vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich selbst, in der er sich verschenkt, um den Menschen wieder aufzuheben und zu retten – Liebe in ihrer radikalsten Form … Dort kann diese Wahrheit angeschaut werden. Und von dort her ist nun zu definieren, was Liebe ist. Von diesem Blick her findet der Christ den Weg seines Lebens und Liebens« (Nr. 12).

3. Am Abend vor seinem Leiden hat Jesus den im Abendmahlssaal zur Paschafeier versammelten Jüngern das »neue Gebot der Liebe – ›mandatum novum‹« als Testament hinterlassen: »Dies trage ich euch auf: Liebt einander!« (Jn 15,17). Die brüderliche Liebe, um die der Herr seine »Freunde« bittet, hat ihren Ursprung in der väterlichen Liebe Gottes. Der Apostel Johannes sagt: »Jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott« (1Jn 4,7). Um also so zu lieben, wie Gott will, muß man in ihm und aus ihm leben: Gott ist die erste »Wohnung« des Menschen, und nur wer in ihm wohnt, brennt von einem Feuer göttlicher Liebe, das imstande ist, die Welt zu »entflammen «. Ist das nicht die Sendung der Kirche zu jeder Zeit? Es ist also nicht schwer zu verstehen, daß echter missionarischer Eifer, die vorrangige Pflicht der kirchlichen Gemeinschaft, gebunden ist an die Treue zur göttlichen Liebe, und dies gilt für jeden einzelnen Christen, für jede Ortsgemeinde, für die Teilkirchen und für das ganze Gottesvolk. Gerade aus dem Bewußtsein dieser gemeinsamen Sendung erhält die hochherzige Verfügbarkeit der Jünger Christi die Kraft, Werke der menschlichen und geistlichen Förderung zu verwirklichen, die, wie der geliebte Johannes Paul II. in der Enzyklika Redemptoris missio schrieb, »Zeugnis ablegen für die Seele jeglicher missionarischen Aktivität: die Liebe, die Beweggrund der Mission ist und bleibt und zugleich das einzige Kriterium, nach dem zu handeln oder zu unterlassen, zu ändern oder zu bewahren ist. Sie ist das Prinzip, das alles Handeln leiten, und das Ziel, auf das es sich ausrichten muß. Was mit Blick auf die Liebe oder inspiriert von ihr geschieht, ist nie zu gering und immer gut« (Nr. 60). Missionar zu sein bedeutet also, Gott mit seinem ganzen Selbst zu lieben und, wenn nötig, auch das Leben für ihn hinzugeben. Wie viele Priester, Ordensmänner, Ordensfrauen und Laien haben auch in unserer Zeit durch das Martyrium das höchste Zeugnis der Liebe für ihn erbracht! Missionar zu sein heißt, sich wie der barmherzige Samariter über die Nöte aller Menschen zu beugen, besonders die der Ärmsten und Bedürftigsten, denn wer mit dem Herzen Christi liebt, sucht nicht die Verwirklichung eigennütziger Interessen, sondern allein die Herrlichkeit des Vaters und das Wohl des Nächsten. Hier liegt das Geheimnis der apostolischen Fruchtbarkeit der Missionstätigkeit, die Grenzen und Kulturen überschreitet, die Völker erreicht und sich bis an die äußersten Grenzen der Welt verbreitet.

37 4. Liebe Brüder und Schwestern, der Weltmissionssonntag möge eine nützliche Gelegenheit sein, um immer besser zu verstehen, daß das Zeugnis der Liebe, die Seele der Mission, alle betrifft. Der Dienst am Evangelium darf in der Tat nicht als Abenteuer des einzelnen betrachtet, sondern muß als gemeinsame Verpflichtung jeder Gemeinschaft angesehen werden. Neben jenen, die sich ganz vorne an den Vorposten der Evangelisierung befinden – und hierbei denke ich voll Dankbarkeit an die Missionare und Missionarinnen –, tragen viele andere – Kinder, Jugendliche und Erwachsene – durch ihr Gebet und ihre Mitarbeit auf unterschiedliche Weise zur Verbreitung des Reiches Gottes auf Erden bei. Es ist zu wünschen, daß diese gemeinsame Beteiligung durch die Mitarbeit aller immer größer werden möge. Gern nehme ich diese Gelegenheit wahr, um der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und den Päpstlichen Missionswerken zu danken, die mit Hingabe die Bemühungen koordinieren, die in allen Teilen der Welt unternommen werden zur Unterstützung der Tätigkeit all jener, die an den missionarischen Grenzen in vorderster Linie stehen. Die allerseligste Jungfrau Maria, die durch ihre Anwesenheit unter dem Kreuz und durch ihr Gebet im Abendmahlssaal aktiv an den Anfängen der kirchlichen Mission mitgewirkt hat, möge ihre Arbeit unterstützen und den Christgläubigen helfen, immer mehr zur wahren Liebe fähig zu sein, auf daß sie in einer nach geistlichem Leben dürstenden Welt Quelle lebendigen Wassers werden. Diesen Wunsch bringe ich aus ganzem Herzen zum Ausdruck, während ich allen meinen Segen erteile.

Aus dem Vatikan, am 29. April 2006

BENEDICTUS PP. XVI

BOTSCHAFT VON PAPST BENEDIKT XVI.

ZUM WELTMISSIONSSONNTAG 2007

Alle Kirchen für die ganze Welt




Liebe Brüder und Schwestern!

Anläßlich des nächsten Weltmissionssonntags möchte ich das ganze Volk Gottes – die Hirten, Priester, Ordensmänner, Ordensfrauen und Laien – einladen, gemeinsam über die Dringlichkeit und die Bedeutung nachzudenken, die auch in unserer Zeit die Missionstätigkeit der Kirche besitzt. Noch immer erklingen als universaler Ruf und eindringlicher Appell jene Worte, mit denen der gekreuzigte und auferstandene Jesus Christus, bevor er in den Himmel auffuhr, den Aposteln den missionarischen Auftrag anvertraut hat: »Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe«. Und er fügte hinzu: »Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (). Bei der Evangelisierungsarbeit, die großen Einsatz erfordert, werden wir von der Gewißheit gestützt und begleitet, daß er, der Herr der Ernte, bei uns ist und ohne Unterlaß sein Volk leitet. Christus ist der unerschöpfliche Quell der Mission der Kirche. In diesem Jahr gibt es darüber hinaus noch einen weiteren Anlaß für einen erneuerten missionarischen Einsatz: Wir begehen nämlich den 50. Jahrestag der Enzyklika Fidei donum des Dieners Gottes Pius XII., durch die die Zusammenarbeit der Kirchen für die Mission »ad gentes« gefördert und ermutigt wurde.

»Alle Kirchen für die ganze Welt«: so lautet das Thema, das für den nächsten Weltmissionssonntag gewählt worden ist. Es lädt die Ortskirchen aller Kontinente ein, sich gemeinsam der dringenden Notwendigkeit bewußt zu werden, der Missionstätigkeit angesichts der vielen und schwerwiegenden Herausforderungen unserer Zeit neuen Auftrieb zu geben. Die Lebensbedingungen der Menschheit haben sich natürlich geändert, und in diesen Jahrzehnten wurden große Anstrengungen unternommen zur Verbreitung des Evangeliums, besonders seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Es bleibt jedoch noch viel zu tun, um dem Missionsauftrag nachzukommen, den der Herr unermüdlich an jeden Getauften richtet. Er ruft weiterhin an erster Stelle die sogenannten Kirchen mit alter Tradition auf, die in der Vergangenheit außer materiellen Gütern auch eine ansehnliche Zahl an Priestern, Ordensmännern, Ordensfrauen und Laien zur Verfügung gestellt und auf diese Weise eine wirksame Zusammenarbeit zwischen den christlichen Gemeinden geschaffen haben. Aus dieser Zusammenarbeit sind reiche apostolische Früchte hervorgegangen, sowohl für die jungen Kirchen in den Missionsgebieten als auch für die kirchlichen Realitäten, aus denen die Missionare stammten. Angesichts des Vordringens der säkularisierten Kultur, die zuweilen immer stärker in die westlichen Gesellschaften einzudringen scheint, sowie auch im Hinblick auf die Krise der Familie, den Rückgang der Berufungen und die fortschreitende Überalterung des Klerus laufen diese Kirchen Gefahr, sich in sich selbst zu verschließen, mit weniger Hoffnung in die Zukunft zu blicken und in ihrem missionarischen Einsatz nachzulassen. Aber gerade dies ist der Augenblick, in dem man sich vertrauensvoll der Vorsehung Gottes öffnen muß, der sein Volk niemals verläßt und der es durch die Kraft des Heiligen Geistes zur Erfüllung seines ewigen Heilsplanes führt.

Der Gute Hirt fordert auch die Kirchen, die erst in jüngerer Zeit das Evangelium empfangen haben, dazu auf, sich großherzig der »missio ad gentes« zu widmen. Auch wenn sie in ihrer Entwicklung nicht wenigen Schwierigkeiten und Hindernissen begegnen, so sind diese Gemeinden doch ständig im Anwachsen begriffen. In einigen gibt es glücklicherweise sehr viele Priester und geweihte Personen, von denen nicht wenige trotz des Bedarfs »in loco« dennoch entsandt werden, um ihren pastoralen und apostolischen Dienst anderswo auszuüben, dies auch in den Ländern, die schon seit langer Zeit evangelisiert sind. Auf diese Weise erleben wir einen von der Vorsehung bestimmten »Austausch der Gaben«, der dem ganzen mystischen Leib Christi zugute kommt. Ich wünsche von Herzen, daß die missionarische Zusammenarbeit vertieft und die Möglichkeiten und Charismen eines jeden genutzt werden. Außerdem ist es mein Wunsch, daß der Weltmissionssonntag dazu beitrage, allen christlichen Gemeinschaften und jedem Getauften immer stärker zu Bewußtsein zu bringen, daß der Aufruf Christi, sein Reich bis zum äußersten Ende der Erde zu verkünden, universal ist. »Die Kirche ist ihrer Natur nach missionarisch, da der Auftrag Christi nicht bedingt und äußerlich ist, sondern das Herz der Kirche betrifft. Daraus folgt, daß die gesamte und jede einzelne Kirche zu den Völkern gesandt ist«, schreibt Johannes Paul II. in der Enzyklika Redemptoris missio. Die jungen Kirchen sollen »selber möglichst bald tatsächlich an der universalen Mission der Kirche teilnehmen und Missionare aussenden, die in aller Welt das Evangelium verkünden, selbst wenn sie in ihrem eigenen Bereich noch unter Priestermangel leiden« (Nr. 62).

50 Jahre nach dem historischen Aufruf meines Vorgängers Pius XII. in der Enzyklika Fidei donum zu einer Zusammenarbeit der Kirchen im Dienst an der Mission möchte ich noch einmal bekräftigen, daß die Verkündigung des Evangeliums auch weiterhin Aktualität und Dringlichkeit besitzt. In der bereits zitierten Enzyklika Redemptoris missio erklärte Papst Johannes Paul II. seinerseits: »Die Sendung der Kirche ist umfassender als die ›communio zwischen den Kirchen‹; sie muß sich … auch und vor allem von ihrem ausgesprochenen Missionscharakter bestimmen lassen « (Nr. 64). Der missionarische Einsatz bleibt daher, wie bereits mehrmals betont, der vorrangige Dienst, den die Kirche der heutigen Menschheit schuldet, um den kulturellen, sozialen und ethischen Veränderungen Orientierung zu geben und sie zu evangelisieren; um den Menschen unserer Zeit, die in vielen Teilen der Welt durch weit verbreitete Armut, durch Gewalt und durch die systematische Verweigerung der Menschenrechte gedemütigt und unterdrückt sind, das Heil Christi anzubieten.

Dieser universalen Sendung kann sich die Kirche nicht entziehen; sie hat für sie verpflichtende Kraft. Da Christus den Missionsauftrag in erster Linie Petrus und den Aposteln anvertraut hat, kommt er heute vor allem dem Nachfolger Petri zu, den die göttliche Vorsehung als sichtbares Fundament für die Einheit der Kirche erwählt hat, sowie den Bischöfen, die sowohl als Mitglieder des Bischofskollegiums als auch als Hirten der Teilkirchen (vgl. Redemptoris missio RMi 63) unmittelbar für die Evangelisierung verantwortlich sind. Ich wende mich daher an die Hirten aller Kirchen, die der Herr zur Führung seiner einen Herde bestellt hat, daß sie die Sorge um die Verkündigung und die Verbreitung des Evangeliums miteinander teilen. Eben diese Sorge war es, die vor 50 Jahren den Diener Gottes Pius XII. dazu drängte, die missionarische Zusammenarbeit den Anforderungen der Zeit besser anzupassen. Vor allem im Hinblick auf die Evangelisierungsperspektiven bat er die Gemeinden, die schon sehr früh das Evangelium empfangen hatten, Priester zur Unterstützung der neu gegründeten Kirchen auszusenden. So rief er ein neues »Missionssubjekt« ins Leben, das nach den ersten Worten der Enzyklika den Namen »Fidei donum« erhielt. Er schrieb in diesem Zusammenhang: »In Anbetracht der unzähligen Schar unserer Kinder, die – vor allem in den Ländern alter christlicher Tradition – am Gut des Glaubens teilhaben, und der noch größeren Menge derjenigen, die immer noch in Erwartung der Heilsbotschaft sind, verspüren wir den brennenden Wunsch, euch, verehrte Brüder, zu ermutigen, mit Eifer das heilige Anliegen der Ausbreitung der Kirche in der Welt zu unterstützen.« Und er fügte hinzu: »Möge Gott es gewähren, daß infolge unseres Appells der missionarische Geist tiefer in die Herzen aller Priester eindringe und durch ihren Dienst alle Gläubigen entflamme« (AAS XLIX 1957, 226).

Wir danken dem Herrn für die überreichen Früchte, die aus dieser missionarischen Zusammenarbeit in Afrika und in anderen Gebieten der Welt hervorgegangen sind. Zahllose Priester haben ihre Heimatgemeinden verlassen und ihre apostolische Kraft in den Dienst von Gemeinden gestellt, die manchmal gerade erst entstanden waren, in armen Gegenden und in Entwicklungsgebieten. Unter ihnen sind nicht wenige Märtyrer, die mit dem Zeugnis des Wortes und mit dem apostolischen Einsatz ihr Leben geopfert haben. Und wir dürfen auch nicht die vielen Ordensmänner, Ordensfrauen und Laienmitarbeiter vergessen, die sich zusammen mit den Priestern dafür aufgeopfert haben, das Evangelium bis an alle Enden der Erde zu verbreiten. Der Weltmissionssonntag möge Gelegenheit bieten, im Gebet an diese Brüder und Schwestern im Glauben zu denken, ebenso wie an jene, die sich weiterhin auf dem weiten Feld der Mission aufopfern. Bitten wir Gott, daß ihr Vorbild überall neue Berufungen sowie ein erneuertes missionarisches Bewußtsein im christlichen Volk hervorrufe. In der Tat entsteht jede christliche Gemeinde als missionarische Gemeinde, und die Liebe der Gläubigen zu ihrem Herrn wird auf der Grundlage ihres Mutes zur Evangelisierung bemessen. So könnten wir sagen, daß es sich für die einzelnen Gläubigen nicht mehr einfach darum handelt, an der Evangelisierungstätigkeit mitzuwirken, sondern daß sie sich selbst als Protagonisten und Mitverantwortliche der Mission der Kirche fühlen sollen. Diese Mitverantwortlichkeit bringt es mit sich, daß die Gemeinschaft unter den Gemeinden und die gegenseitige Hilfe zunehmen, sei es in bezug auf das Personal – Priester, Ordensmänner, Ordensfrauen und freiwillige Laien –, sei es zur Nutzung der heute notwendigen Mittel zur Evangelisierung.

Liebe Brüder und Schwestern, der Missionsauftrag, den Christus den Aposteln anvertraut hat, betrifft uns wirklich alle. Der Weltmissionssonntag soll daher eine günstige Gelegenheit sein, uns diese Tatsache stärker ins Bewußtsein zu rufen und gemeinsam geeignete Wege der Spiritualität und Ausbildung zu erarbeiten, die die Zusammenarbeit unter den Kirchen und die Vorbereitung neuer Missionare für die Verbreitung des Evangeliums in unserer Zeit fördern. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, daß das Gebet der erste und wichtigste Beitrag ist, den wir für die Missionstätigkeit der Kirche zu leisten aufgerufen sind. Der Herr sagt: »Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden« (Lc 10,2). Bereits vor 50 Jahren schrieb Papst Pius XII. seligen Angedenkens: »Vor allem also betet, verehrte Brüder, betet mehr. Denkt an die großen geistlichen Nöte vieler Völker, die noch so weit entfernt sind vom wahren Glauben oder die jeglicher Hilfe entbehren, um im Glauben zu verharren « (AAS, a.a.O., S. 240). Er rief dazu auf, mehr Messen für die Missionen zu feiern, und sagte, daß »das dem Wunsch des Herrn entspricht, der seine Kirche liebt und sie überall auf der Welt verbreitet und blühend sehen will« (ebd., S. 239).

Liebe Brüder und Schwestern, auch ich erneuere diese Einladung, die aktueller ist denn je. In jeder Gemeinde möge der gemeinsame Ruf an »Unseren Vater im Himmel« ergehen, auf daß sein Reich auf die Erde komme. Ich appelliere besonders an die Kinder und an die Jugendlichen, die stets zu großherzigem missionarischem Elan bereit sind. Ich wende mich an die Kranken und die Leidenden und rufe den Wert ihrer geheimnisvollen und unverzichtbaren Mitarbeit am Heilswerk in Erinnerung. Ich bitte die geweihten Personen und besonders diejenigen in den Klausurklöstern, ihr Gebet für die Missionen zu verstärken. Durch den Einsatz eines jeden Gläubigen möge sich das geistliche Netz des Gebetes zur Unterstützung der Evangelisierung in der ganzen Kirche ausbreiten. Die Jungfrau Maria, die mit mütterlicher Fürsorge den Weg der Kirche in ihren Anfängen begleitet hat, möge unsere Schritte auch in diesem unserem Zeitalter leiten und für uns ein neues Pfingsten der Liebe erwirken. Sie möge uns vor allem bewußt machen, daß wir alle Missionare sind, also vom Herrn gesandt, um seine Zeugen zu sein in jedem Augenblick unseres Lebens. Die »Fidei donum«-Priester, die Ordensmänner, Ordensfrauen und Laienmitarbeiter, die an den Vorposten der Evangelisierung tätig sind, sowie diejenigen, die sich auf verschiedene Weisen der Verkündigung des Evangeliums widmen, versichere ich eines täglichen Gedenkens im Gebet, und ich erteile allen von Herzen den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am Hochfest Pfingsten, 27. Mai 2007

BENEDICTUS PP.



BOTSCHAFT VON BENEDIKT XVI. ZUM WELTMISSIONSSONNTAG 2008 "Diener und Apostel Jesu Christi"

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Liebe Brüder und Schwestern!

Aus Anlaß des Weltmissionstags möchte ich alle zu einer Reflexion über die bleibende Dringlichkeit der Verkündigung des Evangeliums auch in unserer heutigen Zeit anregen. Der Sendungsauftrag bleibt weiterhin eine absolute Priorität für alle Getauften, die berufen sind zu Beginn dieses Jahrtausends »Diener und Apostel Jesu Christi« zu sein. Mein verehrter Vorgänger, der Diener Gottes Paul VI., stellte bereits in seinem Apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi fest, daß »das Evangelisieren eine Gnade, die eigentliche Berufung der Kirche, deren tiefste Identität« ist (vgl. Nr.
EN 14). Als Vorbild für einen solchen apostolischen Einsatz möchte ich insbesondere den hl. Paulus nennen, den Völkerapostel, denn dieses Jahr feiern wir ein besonderes Jubiläum, das ihm gewidmet ist. Es ist das Paulinische Jahr, das uns Gelegenheit bietet, diesen berühmten Apostel näher kennenzulernen, der berufen war, das Evangelium unter den Nichtgläubigen zu verkünden, wie der Herr es ihm gesagt hatte: »Brich auf, denn ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden« (Ac 22,21). Wie könnten wir also die Gelegenheit ungenutzt lassen, die dieses besondere Jubeljahr den Ortskirchen, den christlichen Gemeinden und den einzelnen Gläubigen bietet, wenn es darum geht, das Evangelium, die Kraft Gottes, die jeden rettet der glaubt, bis an die äußersten Grenzen der Erde zu verkünden (vgl. Rm 1,16)?

1. Die Menschheit braucht Befreiung

Die Menschheit muß befreit und gerettet werden. Die Schöpfung selbst – sagt der hl. Paulus – leidet und hofft, zur Freiheit der Kinder Gottes befreit zu werden (vgl. ). Diese Worte gelten auch für die heutige Welt. Die Schöpfung leidet. Die Menschheit leidet und wartet auf die wahre Freiheit, sie wartet auf eine andere, bessere Welt; sie wartet auf die »Erlösung«. Und sie weiß im Grunde, daß diese neue Welt, auf die sie wartet, einen neuen Menschen voraussetzt, »Kinder Gottes« voraussetzt. Betrachten wir die heutige Welt etwas genauer. Das internationale Panorama bietet zwar auf der einen Seite Perspektiven eines vielversprechenden wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts, doch auf der anderen Seite verlangen einige große Sorgen, die die Zukunft des Menschen selbst anbelangen, unser Augenmerk. Gewalt kennzeichnet in nicht wenigen Fällen die Beziehungen zwischen Individuen und Völkern; Armut unterdrückt Millionen von Erdenbürgern; Diskriminierung und manchmal sogar Verfolgung aus rassistischen, kulturellen oder religiösen Gründen zwingen viele Menschen, aus ihrem eigenen Land zu fliehen und anderenorts Zuflucht und Schutz zu suchen; der technologische Fortschritt verliert, wenn er nicht auf die Würde und das Wohl des Menschen abzielt und nicht auf eine solidarische Entwicklung ausgerichtet ist, seinen potentiellen Hoffnungsfaktor und läuft vielmehr Gefahr, zur Zuspitzung bereits existierender Ungleichheit und Ungerechtigkeit beizutragen. Es besteht auch ein konstantes Risiko, was die Beziehung Mensch – Umwelt anbelangt, durch die unbedachte Nutzung der Ressourcen mit Folgen für die körperliche und geistige Gesundheit des Menschen selbst.

Angesichts eines solchen Szenariums sind wir »zwischen Hoffnung und Angst hin und her getrieben, durch die Frage nach dem heutigen Lauf der Dinge zutiefst beunruhigt« (vgl. Konst. Gaudium et spes GS 4), und besorgt fragen wir uns: Was wird aus dem Menschen und aus der Schöpfung? Gibt es Hoffnung für die Zukunft, oder besser, gibt es eine Zukunft für den Menschen? Wie wird diese Zukunft aussehen? Die Antwort auf diese Fragen ergibt sich für uns Glaubende aus dem Evangelium. Christus ist unsere Zukunft und, wie ich in meiner Enzyklika Spe salvi geschrieben habe, sein Evangelium ist Mitteilung, »die das Leben verändert«, Hoffnung schenkt, die finstere Pforte der Zeit öffnet und die Zukunft der Menschheit und des Universums erleuchtet (vgl. Nr. 2).

Der hl. Paulus hatte wohl verstanden, daß die Menschheit allein durch Christus Erlösung und Hoffnung finden kann. Deshalb empfand er die Sendung »das Leben in Christus Jesus, das uns verheißen ist, zu verkündigen« (2Tm 1,1), »unsere Hoffnung« (1Tm 1,1), als zwingend und dringend, damit alle Völker Miterben sind und an derselben Verheißung teilhaben durch das Evangelium (vgl. Ep 3,6). Er wußte, daß die Menschheit ohne Christus »keine Hoffnung hat und ohne Gott in der Welt war« (Ep 2,12) – hoffnungslos weil sie ohne Gott war (vgl. Spe salvi ). In der Tat gilt, »daß, wer Gott nicht kennt, zwar vielerlei Hoffnungen haben kann, aber im letzten ohne Hoffnung, ohne die große, das ganze Leben tragende Hoffnung ist (vgl. Ep 2,12)« (ebd., 27).

2. Mission ist eine Frage der Liebe

Es ist also für alle eine zwingende Pflicht, Christus und seine Heilsbotschaft zu verkünden. »Weh mir«, schrieb der hl. Paulus, »wenn ich das Evangelium nicht verkünde!« (1Co 9,16). Auf dem Weg nach Damaskus hatte er erfahren, daß Erlösung und Mission ein Werk Gottes und seiner Liebe sind. Die Liebe Christi drängte ihn dazu, die Straßen des Römischen Reiches als Bote, Apostel, Verkünder, Lehrer des Evangeliums zu beschreiten, als »dessen Gesandter im Gefängnis« (Ep 6,20) er sich bezeichnete. Die göttliche Liebe führte dazu, daß er »allen alles geworden war, um auf jeden Fall einige zu retten« (vgl. 1Co 9,22). Mit Blick auf die Erfahrung des hl. Paulus verstehen wir, daß die Missionstätigkeit eine Antwort auf die Liebe ist, mit der Gott uns liebt. Seine Liebe erlöst uns und drängt uns zur »missio ad gentes«; die geistliche Energie ist in der Lage unter der Menschheitsfamilie mehr Harmonie, mehr Gerechtigkeit, mehr Gemeinschaft unter Personen, Rassen und Völkern zu schaffen, nach der sich alle sehnen (vgl. Enzykl. Deus caritas est ). Es ist deshalb Gott, der Liebe ist, der die Kirche zu den Grenzen der Menschheit führt und die Verkünder des Evangeliums einlädt, »aus der ersten, der ursprünglichen Quelle zu trinken – bei Jesus Christus, aus dessen geöffnetem Herzen die Liebe Gottes selber entströmt« (Deus caritas est ). Nur aus dieser Quelle kann man Aufmerksamkeit, Zuneigung, Leidenschaft, Annahme, Bereitschaft und Interesse an den Problemen der Menschen schöpfen, und jene anderen Tugenden, die notwendig sind, damit die Boten des Evangeliums alles lassen und sich ganz und bedingungslos der Verbreitung des Duftes der Liebe Christi widmen können.

3. Immer evangelisieren

Während die Erstevangelisierung in nicht wenigen Teilen der Welt notwendig und dringlich bleibt, bereiten heute Priestermangel und das Fehlen von Berufungen vielen Diözesen und Instituten des gottgeweihten Lebens Kummer. Es muß jedoch betont werden, daß trotz wachsender Schwierigkeiten der Auftrag Christi zur Evangelisierung aller Völker weiterhin eine Priorität bleibt. Kein Grund kann eine Drosselung oder einen Stillstand rechtfertigen, denn »der Auftrag zur Evangelisierung aller Menschen stellt das Leben und die wesentliche Sendung der Kirche dar« (vgl. Paul VI., Apost. Schr. Evangelii nuntiandi EN 14). Denn diese Sendung »steckt noch in den Anfängen, und wir müssen uns mit allen Kräften für den Dienst an dieser Sendung einsetzen« (vgl. Johannes Paul II., Enzykl. Redemptoris missio RMi 1). Wie könnten wir hier nicht an den Mazedonier denken, der dem hl. Paulus im Traum erschien und rief: »Komm nach Mazedonien und hilf uns!«? Unzählige warten heute auf die Verkündigung des Evangeliums, Unzählige dürsten nach Hoffnung und Liebe. Alle, die sich von diesem Hilferuf, der sich aus der Menschheit erhebt, angesprochen fühlen, lassen für Christus alles, um den Menschen den Glauben und die Liebe Christi zu bringen (vgl. Spe salvi ).

39 4. Weh mir, wenn ich nicht verkünde (1Co 9,16)

Liebe Brüder und Schwestern, »duc in altum«! Laßt uns hinausfahren auf das weite Meer der Welt und der Einladung Jesu folgend, furchtlos die Netze auswerfen und dabei auf seine fortwährende Hilfe vertrauen. Der hl. Paulus erinnert uns daran, daß es kein Ruhm ist, das Evangelium zu verkünden (vgl. 1Co 9,16), sondern ein Auftrag und eine Freude. Liebe Brüder im Bischofsamt, dem Beispiel des hl. Paulus folgend soll sich jeder unter Euch als »Gefangener Christi Jesu für die Heiden« (Ep 3,1) betrachten, im Bewußtsein, daß wir bei Schwierigkeiten und in der Prüfung auf die Kraft zählen können, die von Ihm kommt. Denn der Bischof hat »nicht nur für die bestimmte Diözese, sondern für das Heil der ganzen Welt die Weihe empfangen« (vgl. Redemptoris missio RMi 63). Wie der Apostel Paulus ist er berufen, sich an die Fernen zu wenden, die Christus noch nicht kennen oder seine befreiende Liebe noch nicht erfahren haben; seine Pflicht ist es, die ganze Diözesangemeinschaft missionarisch zu machen und dabei auch gerne, je nach den Möglichkeiten, zur Entsendung von Priestern und Laien in andere Kirchen zum Dienst an der Evangelisierung beizutragen. So wird die »missio ad gentes« zum vereinenden und konvergierenden Prinzip seiner ganzen pastoralen und karitativen Tätigkeit.

Ihr, liebe Priester, sollt als erste Mitarbeiter der Bischöfe, großherzige Hirten und begeisterte Verkünder des Evangeliums sein! Nicht wenige von Euch sind in den vergangenen Jahrzehnten in die Missionsgebiete gegangen, dem Auftrag der Enzyklika Fidei donum folgend, deren 50jähriges Jubiläum wir vor kurzem feiern durften, und mit der mein verehrter Vorgänger, der Diener Gottes Pius XII. den Impuls zur Zusammenarbeit unter den Kirchen gab. Ich vertraue darauf, daß diese missionarische Spannung in den Ortskirchen nicht schwindet, trotz des Priestermangels, der nicht wenigen unter ihnen Sorge bereitet.

Und Ihr, liebe Ordensleute, die Ihr durch eure Berufung ein ausgeprägtes missionarisches Merkmal besitzt, bringt allen, vor allem den Fernen, die Verkündigung des Evangeliums, durch ein konsequentes Zeugnis von Christus und eine radikale Evangeliumsnachfolge.

Zur Teilnahme an der Verbreitung des Evangeliums seid in zunehmend bedeutendem Maß auch Ihr, liebe Laien, aufgerufen, die Ihr in den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft tätig seid. Es öffnet sich vor Euch ein komplexer und vielfältiger Areopag, den es zu evangelisieren gilt: die Welt. Zeugt mit Eurem Leben davon, daß die Christen »einer neuen Gesellschaft zugehören, zu der sie miteinander unterwegs sind und die in ihrer Wanderschaft antizipiert wird« (vgl. Spe salvi ).

5. Schluß

Liebe Brüder und Schwestern, die Feier des Weltmissionstags ermutige Euch zu einem erneuerten Bewußtsein von der dringenden Notwendigkeit der Verkündigung des Evangeliums. Ich kann nicht umhin, mit lebendiger Wertschätzung den Beitrag der Päpstlichen Missionswerke zur Evangelisierungstätigkeit der Kirche zu betonen. Ich danke Ihnen für die Unterstützung, die sie allen Gemeinden und insbesondere den jungen unter ihnen anbieten. Sie sind ein wertvolles Instrument für die missionarische Animation und Bildung des Gottesvolkes und fördern die Gemeinschaft von Menschen und Gütern zwischen den verschiedenen Teilen des mystischen Leibes Christi. Die Kollekte, die am Weltmissionstag in allen Pfarrgemeinden stattfindet, soll Zeichen der Gemeinschaft und der gegenseitigen Fürsorge unter den Kirchen sein. Schließlich soll unter dem christlichen Volk auch das Gebet mehr und mehr intensiviert werden, denn es ist ein unverzichtbares geistliches Instrument, damit unter allen Völkern das Licht Christi, »das Licht selber« verbreitet wird, »das über allen Dunkelheiten der Geschichte« (Spe salvi ) leuchtet. Während ich dem Herrn die apostolische Arbeit der Missionare, der Kirchen in aller Welt und der Gläubigen, die auf unterschiedliche Weise missionarisch tätig sind, anvertraue, bitte ich um die Fürsprache des Apostels Paulus und der allerseligsten Jungfrau Maria, »lebendige Bundeslade«, Stern der Evangelisierung und der Hoffnung, und erteile allen den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, 11. Mai 2008


BOTSCHAFT 2006-2010 33