(De Officiis) - V. Kapitel

V. Kapitel

Vom seligen Leben: Die äußeren Güter tragen nicht bloß nichts zur Seligkeit bei, sondern beeinträchtigen sie obendrein (16—18). Bedenken dagegen (19) lassen sich durch biblische Beispiele (20) und durch Kongruenzgründe (21) zerstreuen.

  Aber auch umgekehrt: die Scheingüter Reichtum, Genuß und Freude, die kein Leid trübt, sind nach dem klar ausgesprochenen Urteil des Herrn für den Seligkeitsgenuß von Nachteil. Denn es heißt: „Wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost! Wehe euch, die ihr gesättigt seid, denn ihr werdet hungern; (wehe) den Lachenden, denn sie werden trauern!“ (Lc 6,24 f.) So sind also die leiblichen und äußeren Güter nicht bloß kein Vorteil für das selige Leben, sondern sogar ein Nachteil.

  Daher denn war Naboth, selbst da er vom Reichen gesteinigt wurde, selig. Arm und schwach der Macht des Königs gegenüber, besaß er nämlich als einzigen Reichtum soviel Gefühl und Rücksicht, daß er den ererbten väterlichen Weinberg um des Königs Geld nicht vertauschen mochte; und war eben darum vollkommen, weil er den rechtlichen Besitz seiner Vorfahren mit dem eigenen Blute verteidigte. Daher war aber auch Achab sogar nach seinem eigenen Urteil unselig, weil er den Armen töten ließ, um in den Besitz seines Weinberges zu gelangen (1R 21).

  Soviel ist gewiß: die Tugend ist das einzige und höchste Gut und allein übervoll der Frucht des ewigen Lebens; nicht die äußeren oder die leiblichen Güter, sondern nur die Tugend verschafft das selige Leben, durch das man das ewige Leben erlangt. Das selige Leben beruht im Gegenwärtigen, das ewige Leben aber in der Hoffnung auf das Zukünftige.

  Und doch gibt es Leute, die das selige Leben in diesem so schwächlichen, so gebrechlichen Leibe für ausgeschlossen halten, da er notwendig Drangsale, Leiden, Tränen und Siechtum mit sich führt: als ob ich fürwahr behaupten wollte, das selige Leben beruhe im Wohlbefinden des Leibes und nicht in der Tiefe der Weisheit, in der süßen Ruhe des Gewissens, im Hochgefühl der Tugend. Denn selig sein heißt nicht ein Leidender, sondern Sieger über das Leiden sein und nicht unter der Regung des zeitlichen Schmerzes zusammenbrechen.

  Setze den Fall, es treten Heimsuchungen ein, die sich angesichts des bitteren Schmerzes schwer ertragen lassen: Blindheit, Verbannung, Hunger, Entehrung einer Tochter, Verlust der Kinder. Wer möchte leugnen, daß Isaak selig gewesen ist, der im Alter nicht mehr sah und durch seine Segensworte Seligkeiten spendete? (Gn 27,1 ff.) Oder war Jakob nicht selig, der, aus dem Vaterhause flüchtig, als gedungener Hirte die Verbannung ertragen, die Schändung seiner Tochter beklagen, Hunger leiden mußte? (Ebd. c. 28 f. 34.) Jene Männer sollten nicht selig gewesen sein, durch deren Glauben Gott bezeugt wird, so oft es heißt: „Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs“? (Ex 3,6 Ex 4,5 Mt 22,32) Unselig ist die Knechtschaft, doch nicht unselig Joseph, vielmehr über die Maßen selig, da er in der Knechtschaft schmachtend den Lüsten seiner Herrin wehrte (Gn 39,7 ff.). Was soll ich vom heiligen David sagen, der den Tod dreier Söhne (2R 12,18 2R 13,28 f.; 2R 18,14 f.) und, was noch härter war, die Blutschande seiner Tochter (Ebd. 13, 1 ff.) zu beklagen hatte? Wie sollte er nicht selig gewesen sein, da aus seiner Nachkommenschaft der Urheber der Seligkeit hervorging, der so viele selig machte? Denn „selig, die nicht gesehen und doch geglaubt haben!“ (Jn 20,29) Auch sie fühlten sich schwach, erstarkten aber aus Schwachen zu Helden. Was aber gab es Leidvolleres als den heiligen Job, sei es wegen der Einäscherung seines Hauses, sei es wegen des plötzlichen Todes seiner zehn Kinder und seiner körperlichen Schmerzen? (Jb 1,14 ff.; Jb 2,7 ff.) Wäre er etwa seliger gewesen, wenn er die Prüfungen, in denen er sich noch mehr erproben konnte, nicht ertragen hätte?

  Doch es soll zugestanden werden, daß darin ein bitterer Wermutstropfen, ein Schmerz lag, den die Tugend der Seele nicht verbergen konnte. Ich möchte ja auch vom Meere nicht leugnen, daß es tief ist, weil die Ufer seicht sind; noch vom Himmel daß er glänzt, weil er zuweilen von Wolken überzogen ist; oder von der Erde, daß sie fruchtbar ist, weil da und dort magerer Kiesboden sich findet; oder von den Saaten, daß sie froh sich wiegen, weil sie dazwischen gern einen tauben Halm haben. Ebenso glaube, daß die Erntefrucht des guten Gewissens von einigem Bitterkraut des Schmerzes durchsetzt ist! Wird nicht das Widerwärtige und Bittere, das etwa eintritt, wie ein tauber Halm von den Garben des seligen Gesamtlebens verdeckt oder wie der herbe Lolch vom schmackhaften Getreide verhüllt? — Doch jetzt zu unserem Gegenstand[154].


VI. Kapitel

Vom Nützlichen: Das wahrhaft Nützliche deckt sich mit dem Sittlichguten (22—26). Einteilung des Nützlichen (27).

  Im vorausgehenden Buche machten wir folgende Einteilung: an erster Stelle kam das Sittlichgute und Schickliche, wovon die Pflichten sich herleiten, an zweiter Stelle das Nützliche. Und wie wir beim ersten Punkte betonten, daß zwischen dem Sittlichguten und Schicklichen ein gewisser Unterschied besteht, der sich mehr denken als sagen läßt, so scheint auch bei der Abhandlung über das Nützliche die Frage ins Auge zu fassen zu sein, was das Nützlichere sei.

  Die Nützlichkeit aber bestimmen wir nicht nach dem Geldgewinste, den man abschätzt, sondern nach der Frömmigkeit, die man erwirbt, gemäß der Versicherung des Apostels: „Die Frömmigkeit aber ist zu allem nützlich, indem sie die Verheißung des gegenwärtigen und zukünftigen Lebens hat“ (1Tm 4,8). So finden wir in der göttlichen Schrift, wenn wir uns genau darin umsehen, häufig das Sittlichgute nützlich genannt. „Alles steht mir frei, doch nicht alles ist nützlich“ (1Co 6,12). Im Vorausgehenden sprach der Apostel von den Lastern. Das will er sonach sagen: zu sündigen steht einem frei, aber es schickt sich nicht; die Sünde steht in seiner Gewalt, ist aber nicht geziemend; zu Völlerei bietet sich leicht Gelegenheit, sie ist aber nicht recht; denn nicht Gott, sondern dem Bauche dient die Speise, die man zu sich nimmt (Vgl. ebd. 13.).

  Weil also das Nützliche mit dem Rechten sich deckt[155], so ist es recht, daß wir Christus dienen, der uns erlöst hat. Gerecht waren, die sich für seinen Namen dem Tode weihten; ungerecht, die ihm auswichen. Diesen gilt das Wort: „Welcher Nutzen liegt in meinem Blute“ (Ps 29,10), d. i. welcher Vorteil in meiner Gerechtigkeit? Daher auch ihr Ruf: „Binden wir den Gerechten, weil er uns unnütz“ (Sg 2,12), d. i. weil er ungerecht ist, indem er uns anklagt, verurteilt, straft! Freilich läßt sich die Stelle auch auf die Habsucht gottloser Menschen, welche der Ruchlosigkeit nachbarlich ist, beziehen, wie wir es beim Verräter Judas lesen, der aus Habsucht und Geldgier in die Schlinge des Verrates geriet und fiel (Mt 26,14 ff.).

  Über jenes Nützliche ist sonach zu handeln, das voll Ehrbarkeit ist, wie es der Apostel ausdrücklich näher bestimmte mit den Worten: „Dies aber sage ich zu eurem Nutzen, nicht um euch eine Schlinge umzuwerfen, sondern zu eurer Ehrbarkeit“ (1Co 7,35). So ist denn klar, daß das Ehrbare nützlich und das Nützliche ehrbar ist, und daß das Nützliche gerecht und das Gerechte nützlich ist. Nicht gewinn- und habsüchtigen Krämerseelen nämlich, sondern meinen Söhnen gilt die Abhandlung, und zwar eine Abhandlung über die Pflichten, welche ich euch, die ich zum Dienste des Herrn erkoren habe, einschärfen und einflößen möchte, damit das, was eurem Geiste und sittlichem Verhalten bereits durch praktische Anleitung eingepflanzt und eingeprägt wurde, auch in Form einer schulgerechten Abhandlung erschlossen werde.

  Wenn ich nun darangehe, über das Nützliche zu sprechen, möchte ich jenes Verses beim Propheten mich bedienen: „Wende mein Herz zu Deinen Zeugnissen und nicht zur Habsucht!“ (Ps 118,36) Der Laut des Nützlichen soll nicht die Geldgier reizen. So lesen denn auch andere: „Wende mein Herz zu Deinen Zeugnissen und nicht zum Nutzen“, d. i. jenem auf das Feilschen und Markten ausgehenden, jenem nach der Leute Brauch auf Geldgier bedachten und gerichteten Nutzen! Gewöhnlich nennt man ja nur das nützlich, was Gewinn einträgt. Wir aber handeln von jenem Nutzen, den man unter Nachteilen sucht,um Christus zu gewinnen (Ph 3,7 f.). Sein Gewinn besteht in der Frömmigkeit, verbunden mit Genügsamkeit (1Tm 6,6). Fürwahr ein großer Gewinn, wenn wir damit die Frömmigkeit erwerben, die bei Gott reich ist nicht an vergänglichen Schätzen, sondern an ewigen Gaben, die nicht verführerische Versuchung, sondern beständige und unvergängliche Gnade bergen.

  So gibt es denn nach der Einteilung des Apostels einesteils einen Nutzen des Leibes, andernteils einen der Frömmigkeit. ,,Das leibliche Mühen nämlich“, versichert er, „ist zu wenigem nützlich; die Frömmigkeit aber ist zu allem nützlich“ (Ebd. 4, 8.). Was aber wäre so ehrbar als die Jungfräulichkeit? Was so schicklich, als den Leib unbefleckt, die Reinheit unverletzt und unversehrt zu bewahren? Was desgleichen so schicklich, als daß eine Witwe ihrem verstorbenen Gatten die Treue hält? Was nützlicher als ein Verdienst, durch das man sich den Himmel erwirbt? Denn „es gibt solche, die der Ehe entsagt haben um des Himmelreiches willen“ (Mt 19,12).


VII. Kapitel

Vom Nützlichen: Auch im Nützlichen gibt es Gradunterschiede (28). Nichts frommt mehr als Beliebtheit beim Volke (29) selbst dem Herrscher (30). Wie haben Moses (31) und David die Liebe des Volkes verdient und gefunden (32—38)! Zur Liebe gesellt sich von selbst das Vertrauen des Volkes (39).

  Zwischen dem Sittlichguten und Nützlichen besteht sonach nicht bloß eine innige Beziehung, sondern das Nützliche deckt sich geradezu mit dem Sittlichguten. Darum suchte auch der, welcher allen das Himmelreich erschließen wollte, nicht seinen Nutzen, sondern den der Allgemeinheit. Auch wir sollen darum eine gewisse Ordnung und Stufenfolge von den Dingen gewöhnlicher und allgemeiner Art bis zu den erhabeneren einhalten, um aus dem Vielerlei einen Fortschritt im Nützlichen zu erzielen.

  Fürs erste mögen wir wissen, daß nichts so nützlich ist als Beliebtheit, nichts so nachteilig als Unbeliebtheit[156]; denn ich halte Mißliebigkeit für unheilvoll und überaus verderblich. Laßt uns denn trachten, mit allem Eifer unsere Achtung und unseren Ruf zu heben und namentlich durch Sanftmut des Geistes und durch Herzensgüte uns die Zuneigung der Leute zu gewinnen! Denn Güte ist jedermann lieb und wert, und es gibt nichts, was so leicht den Weg in die Herzen der Menschen fände. Verbinden sich mit ihr auch noch ein sanftes, freundliches Wesen, sodann weise Mäßigung im Befehlen und Leutseligkeit im Gespräch, ehrende Worte und auch geduldiges Anhören von Widerrede sowie gewinnende Bescheidenheit, so möchte man es nicht glauben, zu welchem Maß von Beliebtheit sie fortschreitet[157].

  Wir lesen nämlich nicht bloß von gewöhnlichen Menschen, sondern selbst von Königen, wieviel Nutzen holde, liebenswürdige Herablassung, bezw. wieviel Schaden hochfahrendes Wesen und hochmütige Rede angestiftet haben, so daß sie sogar den Sturz ihrer Reiche, die Vernichtung ihrer Macht zur Folge hatten; Gewinnt nun einer durch Einsicht, Erfahrung, Dienstgefälligkeit die Gunst des Volkes, oder setzt einer unter Gefahr sein Leben für das ganze Volk ein, so strömt zweifellos so viel Liebe von Seiten des Volkes auf ihn zurück, daß es sein Heil und sein Wohlbefinden dem eigenen vorzieht[158].

  Wieviel Schmähungen mußte nicht Moses von Seiten des Volkes hinnehmen! Und doch bot er sich, als der Herr an den übermütigen Volksgenossen Rache nehmen wollte, wiederholt für das Volk zum Opfer dar, um es vom Zorne Gottes zu erretten (Vgl. Exod. Ex 32,11 f.). Mit wie sanften Worten redete er auf Beleidigungen das Volk an, tröstete es in seinen Nöten, beschwichtigte es mit göttlichen Aussprüchen, erquickte es mit seinen Taten! Und obschon er beständig mit Gott redete, pflegte er doch die Leute demütig und freundlich anzureden und ins Gespräch zu ziehen. Mit Recht hielt man ihn für einen Übermenschen, so daß man selbst sein Angesicht nicht zu schauen vermochte (Ebd. 34, 29 ff.) und glaubte, sein Grab habe sich nicht finden lassen[159]. So nämlich hatte er die Herzen des ganzen Volkes an sich gefesselt, daß ihre Liebe zu ihm ob seiner Sanftmut größer war als ihre Bewunderung für seine Taten.

  Wie steht es mit seinem Nachahmer, dem heiligen David, der aus allen zur Regierung des Volkes erkoren ward? Wie sanft und liebenswürdig war er, wie demütigen Geistes, arglosen Herzens, huldvoller Gesinnung! Noch vor dem Regierungsantritt setzte er für alle sein Leben ein. Als König tat er es allen im Kriegsdienst gleich und teilte mit ihnen die Kampfesmühe: tapfer in der Schlacht, milde auf dem Throne, geduldig bei Schmähung, bereit, lieber Unrecht zu ertragen als zu vergelten. Daher war er auch bei allen so beliebt, daß er, noch ein Jüngling, wider seinen Willen zum Könige begehrt und trotz Widerstreben hierzu genötigt ward, als Greis aber von den Seinigen gebeten wurde, sich nicht in die Schlacht zu mengen, indem lieber alle für ihn, statt er für alle, der Gefahr sich aussetzen wollten[160].

  In folgender Weise hatte er sich durch seine liebenswürdigen Dienste das Volk verbunden: Vor allem wollte er bei den Volksfehden lieber als Verbannter in Hebron denn als König in Jerusalem weilen[161]. Sodann liebte er auch am Feinde die Tugend und glaubte auch denen, welche die Waffen wider ihn getragen hatten, in gleicher Weise wie den Seinigen Gerechtigkeit widerfahren lassen zu müssen[162]. Endlich zollte er dem tapferen Vorkämpfer der Gegenpartei, dem Feldherrn Abner, seine Bewunderung, als er Schlachten gegen ihn lieferte, und wies ihn, da er um Gnade und Frieden bat, nicht ab, sondern ehrte ihn durch ein Gastmahl, betrauerte und beweinte ihn, als er in einem Hinterhalte ermordet wurde, gab seinem Leichenzug ein ehrenvolles Geleite, rächte seinen Tod, hielt gewissenhaft die Treue, die er seinem Sohne schriftlich unter den Erbrechten zusicherte, noch mehr besorgt, den Tod des Schuldlosen nicht ungestraft zu lassen, als seinen Tod zu betrauern[163].

  Es ist keine Kleinigkeit, zumal für einen König, so demütigen Diensten sich zu unterziehen, daß er selbst den Geringsten gegenüber sich herablassend erwies, unter Gefährdung anderer keine Speise sich zu verlangen, den Trank auszuschlagen, die Sünde zu bekennen und sich selbst für das Volk dem Tode weihen zu wollen, um Gottes Unwillen auf sich abzulenken. Bot er sich doch dem Strafengel mit den Worten an: „Sieh, ich bin's, ich habe gesündigt und ich, der Hirte, Böses getan: was tat denn die Herde hier? Über mich komme Deine Hand!“ (2R 24,17)

  Was soll ich denn des weiteren hervorheben, daß er seinen Mund nicht öffnete gegen die, so auf Trug sannen und, als hörte er nicht, keine Widerrede führen zu sollen glaubte (Ps 37,14 f.), auf Verunglimpfungen nicht antwortete, bei Herabsetzungen seiner Person betete, bei Schmähungen segnete? (Vgl. Matth. Mt 5,44 1P 2,23) Daß er in Einfalt wandelte, die Stolzen floh, den Unschuldigen nachahmte, er, der Asche in seine Speisen streute, während er seine Sünden beweinte und seinen Trank mit Tränen mischte? (Ps 101,10) Mit Recht war er beim ganzen Volke so beliebt, daß alle Stämme Israels zu ihm kamen und riefen: „Sieh, wir sind dein Gebein und dein Fleisch! Gestern und vorgestern, da Saul noch war und über uns herrschte, warst du es, der Israel aus- und einführte. Und zu dir sprach der Herr: Du sollst mein Volk weiden“ (2R 5,1 f.). Was soll ich mehr von ihm sagen? Erging doch über ihn der Ausspruch Gottes, der von ihm beteuerte: „Ich habe David nach meinem Herzen befunden“ (Ps 88,21 1R 13,14). Wer wäre denn so wie er in Heiligkeit des Herzens und Gerechtigkeit gewandelt, um den Willen Gottes zu erfüllen? Ward doch um seinetwillen selbst noch seinen Nachkommen, wenn sie sich vergingen, Verzeihung gewährt und als seinen Erben Gnade vor Recht gewahrt (Vgl. 2R 7,8 ff. Ps. Ps 88,4 ff.; Ps 131,11 ff.).

  Wer hätte ihn denn nicht liebgewinnen müssen, wenn er sah, wie er den Freunden so lieb war, daß er, weil er selbst aufrichtige Freundesliebe übte, der gleichen Liebe von selten seiner Freunde versichert war? (Vgl. ) So zogen ihn denn auch Eltern ihren Kindern, Kinder ihren Eltern vor. Saul geriet darob heftig in Zorn und wollte seinen Sohn Jonathas mit dem Speere durchbohren, weil er glaubte, Davids Freundschaft gelte bei ihm mehr als die Liebe und das Ansehen des Vaters (Ebd. 20, 30 ff.).

  Zur Entfachung der Liebe trägt überhaupt am meisten bei, wenn einer den Liebenden Gegenliebe erweist und zeigt, daß seine Gegenliebe nicht hinter der Liebe, die er selbst findet, zurückbleibt, und dies aus Proben treuer Freundschaft offen erhellt. Was wäre denn so herzgewinnend als Wohlwollen? Was der Natur so eigen als einen Liebenden zu lieben? Was dem menschlichen Gemüte so eingepflanzt und eingeprägt als das Herzensbedürfnis, den zu lieben, von dem man geliebt sein möchte? Mit Recht spricht der Weise: „Laß um des Bruders und des Freundes willen Geld zu Verlust gehen!“ (Si 29,13) Und an einer anderen Stelle: „Einen Freund zu grüßen, will ich mich nicht schämen und angesichts desselben mich nicht verbergen“ (Ebd. 22, 31.). Bezeugt doch das Wort des Ekklesiastikus, am Freunde habe man „eine Arznei des Lebens und der Unsterblichkeit“ (Ebd. 6, 18.). Und niemand zweifle, daß in der Liebe eine gar mächtige Schutzwehr liegt. Versichert doch der Apostel: „Alles erträgt sie, alles glaubt sie, alles hofft sie, alles duldet sie, nimmer kommt die Liebe zu Fall“ (1Co 13,7 f.).

  Daher wankte Davids Thron nicht, weil er jedermann lieb war und von den Untertanen geliebt statt gefürchtet sein wollte. Die Furcht leistet ja nur eine vorübergehende Schutzwache, kennt keine dauernde Hut. Sobald daher die Furcht weicht, wagt Verwegenheit sich hervor; denn nicht Furcht erzwingt die Treue, sondern Liebe schafft sie[164].

  So gereicht uns denn in erster Linie Liebe zur Empfehlung. Es ist daher gut, wenn wir im Geruche allgemeiner Beliebtheit stehen. Daraus ersteht das Vertrauen, so daß selbst Fremde unbedenklich deiner Gewogenheit sich anvertrauen, wenn sie sehen, wie du bei der Mehrzahl beliebt bist. Ähnlich wie durch Liebe kann es auch durch Vertrauen dahinkommen, daß einer, der einem oder zweien die Treue wahrte, allen gleichsam ins Herz wächst[165] und aller Gunst erwirbt.


VIII. Kapitel

Vom Nützlichen: Als Drittes empfiehlt einen weiser Rat, der auf Klugheit und Gerechtigkeit beruht (40—43). Beide Erfordernisse im Urteil Salomos vorbildlich eingelöst (44—47).

  Diese beiden Stücke nun tragen am meisten zu unserer Empfehlung bei: Liebe und Vertrauen; und als drittes folgender Vorzug, wenn man ihn besitzt, weil die große Menge ihn an einem bewunderungswürdig findet und mit Recht für ehrenwert erachtet[166].

  Und weil gerade erfahrener Rat die Leute in höchstem Maße gewinnt, darum ist für jeden Klugheit und Gerechtigkeit erforderlich, und die Mehrheit erwartet sie auch, so daß man einem, der sie besitzt, zutraut, daß er auf Wunsch nützlichen und verlässigen Rat zu erteilen vermag. Wer möchte ihm denn trauen, wenn er ihn nicht für weiser halten könnte, als er, der Ratsuchende, selbst ist? Der um Rat Gebetene muß daher notwendig vortrefflicher sein als der Ratsuchende. Was wollte man denn einen zu Rate ziehen, dem man nicht besser als der eigenen Einsicht die Fähigkeit zutraut, das Rechte zu treffen[167].

  Findet man nun einen, der durch Schärfe des Denkens, durch Kraft und Überlegenheit des Geistes sich hervortut und es dahin bringt, daß er durch (fremdes) Beispiel und Erfahrung noch größere Meisterschaft erlangt, gegenwärtige Gefahren beschwört, künftige voraussieht, auf drohende aufmerksam macht, auch den Grund hiervon aufzeigt, das Rettungsmittel zur rechten Zeit angibt und nicht bloß zu Rat, sondern auch zur helfenden Tat bereit ist[168]: so schenkt man einem solchen Glauben, so daß der Ratsuchende sprechen mag: „Sollte mir selbst Schlimmes durch ihn begegnen, ich nehme es hin“ (Si 22,31).

  Einem solchen Manne nun, der nach der obigen Ausführung gerecht und klug ist, vertrauen wir unser Leben und unseren Ruf an, Die Gerechtigkeit nämlich bürgt dafür, daß kein Trug zu fürchten steht[169]; desgleichen die Klugheit dafür, daß keine Irrung zu besorgen ist. Freilich noch bereitwilliger verlassen wir uns, um mit der gewöhnlichen Erfahrung zu sprechen, auf einen gerechten als auf einen klugen Mann[170]. Nach philosophischer Auffassung begegnen sich übrigens dort, wo eine Tugend sich findet, auch die übrigen[171], und kann es eine Klugheit ohne die Gerechtigkeit nicht geben. Auch bei den Unsrigen finden wir das ausgesprochen. David nämlich versichert: „Der Gerechte ist mitleidig und leiht“ (Ps 36,26 vgl. ). Was der Gerechte leiht, spricht er an einer anderen Stelle aus: „Liebenswürdig der Mann, der mitleidig ist und leiht: er wird seine Worte zurechtstellen im Gerichte“ (Ebd. 111, 6.).

  Ist jenes berühmte Urteil Salomos nicht voll Weisheit und Gerechtigkeit? Betrachten wir denn, ob es also ist! Zwei Weiber, heißt es, standen vor dem Könige Salomo, und es sprach eines davon zu ihm: Höre mich, Herr! Ich und das Weib hier wohnten in einem Schlafgemache. Vor drei Tagen kamen wir nieder und bekamen jedes ein Kind. Und wir waren zusammen: kein Zeuge im Hause, kein anderes Weib mit uns, nur wir allein. Da starb dessen Kind in dieser Nacht, als es über ihm eingeschlafen war. Und es stand mitten in der Nacht auf, nahm mein Kind von meinem Busen hinweg, barg es an seinem Busen und legte sein Kind an meinen Busen. Und ich stand am Morgen auf, um den Kleinen zu stillen: da fand ich ihn tot. Und ich betrachtete ihn beim Frühlicht: und es war nicht mein Kind. Und das andere erwiderte: Nein, sondern das ist mein Kind, das lebt; dein Kind dagegen, das gestorben ist (3 Kön. 3, 16—22.).

  Dies nun war der Streit. Jede beanspruchte für sich das überlebende Kind, stellte hingegen den Tod des ihrigen in Abrede. Da befahl der König ein Schwert zu bringen, das Kind entzweizuteilen und jeder einen Teil zu geben, der einen die Hälfte und der anderen die Hälfte. Da rief das Weib, das von der wahren Mutterliebe übermannt war: Nie und nimmer, Herr, zerteile das Kind! Lieber werde es jener gegeben und bleibe am Leben, und nicht töte es! Jene zweite hingegen versetzte: Weder mir noch ihr soll das Kind gehören: teilet es! Da entschied der König, das Kind solle jenem Weibe gegeben werden, das gerufen hatte: Tötet es nicht, sondern gebt es jenem Weibe! Denn ob ihres Kindes, sagte er sich, ward ihr Herz gerührt (3 Kön. 3, 23-27.).

  Nicht ohne Grund glaubte man daher, daß göttliche Einsicht ihm innewohne (Ebd. 28.). Was wäre denn Gott verborgen? Was aber gibt es Verborgeneres als das Zeugnis des Herzens im Innern. Dahin nun stieg gleichsam der Geist des Weisen als Richter über die Mutterliebe hinab und ließ sozusagen den Mutterschoß zu Worte kommen. Denn offenkundig ward das Mutterherz mit der Wahl, die es getroffen: ihr Kind möge, und sollte es an der Seite einer Fremden sein, lieber am Leben bleiben, als vor den Augen der Mutter getötet werden.

  Aufgabe der Weisheit war es also, die geheimen Gewissen zu unterscheiden, aus dem Verborgenen die Wahrheit ans Licht zu bringen und mit des Geistes Schwert wie mit einem Messer nicht bloß ins Innere des Mutterschoßes, sondern selbst der Seele und des Geistes zu dringen; ebenso Aufgabe der Gerechtigkeit, daß jene, die ihr Kind getötet hatte, das fremde nicht wegnehmen konnte, vielmehr die wahre Mutter das ihrige erhielt. Das wollte denn auch die Schrift offenkundig machen: „Ganz Israel“, heißt es, „hörte von diesem Urteil, das der König fällte; und Furcht überkam sie vor dem Könige, weil die Einsicht Gottes ihm innewohnte, Gerechtigkeit zu üben“ (Ebd.). Und auch Salomo selbst bat also um Weisheit: es möchte ihm ein kluges Herz verliehen werden, um mit Gerechtigkeit zu verhören und zu richten (Ebd. 9.).


IX. Kapitel

Vom Nützlichen: Sind auch Klugheit und Gerechtigkeit unzertrennlich (48), bleibt doch die herkömmliche Unterscheidung und Einteilung der Kardinaltugenden am Platz (49).

  Es steht sonach fest, daß es auch nach der göttlichen Schrift, die das höhere Alter aufweist, keine Weisheit ohne die Gerechtigkeit geben kann; denn wo nur eine dieser Tugenden ist, da sind beide. Wie weise kam nicht auch Daniel durch seine tiefsinnige Fragestellung, worauf die Verleumder keine übereinstimmende Antwort mehr zu geben wußten, auf die Lügenhaftigkeit der falschen Anschuldigung! (Da 13,45 ff.) Aufgabe der Klugheit war es, die Schuldigen durch ihr Wort Zeugnis ablegen zu lassen und zu entlarven; Aufgabe der Gerechtigkeit desgleichen, die Schuldigen der Strafe zu überantworten, die Unschuldigen davor zu bewahren.

  So besteht denn eine unzertrennliche Gemeinschaft zwischen der Weisheit und Gerechtigkeit. Nach der gewöhnlichen Auffassung jedoch unterscheidet man die einzelnen Tugendnormen. Die Mäßigkeit liegt danach in der Verachtung der sinnlichen Genüsse; der Starkmut zeigt sich in Mühen und Gefahren; die Klugheit in der Entscheidung für das Gute, indem sie zwischen dem Nützlichen und Nachteiligen zu unterscheiden weiß; die Gerechtigkeit darin, daß sie als gute Hüterin fremden Rechtes und als Beschützerin des eigenen Besitzes jedem das Seinige wahrt. Wir wollen es in Rücksicht auf die gewöhnliche Auffassung bei dieser Vierteilung bewenden lassen, so daß wir von jener spitzfindigen Erörterung über den philosophischen Weisheitsbegriff, die zur Näherbestimmung der Wahrheit gleichsam aus unnahbarer Tiefe schöpft, Umgang nehmen und dem allgemeinen Brauch und der gewöhnlichen Auffassungsweise folgen. Unter Wahrung dieser Einteilung nun wollen wir zum Gegenstand zurückkehren[172].


X. Kapitel

Vom Nützlichen: Gerechter Rat geht vor klugem (50); der beste vereinigt Klugheit und Gerechtigkeit (51). Vorbildlich Salomos Weisheit (51—53), Josephs (54) und Daniels Rat (55).

  Nur dem möglichst Klugen vertrauen wir unsere Sache an und von ihm erbitten wir uns lieber als von jedem anderen Rat. Doch besser noch ist der Rat des gerechten Mannes und wiegt oft die Einsicht des Weisesten auf. Denn „mehr frommen die Wunden von einem Freund als die Küsse anderer“ (Pr 27,6). Weil sodann dem Gerechten das Urteil, dem Weisen aber dessen Begründung zusteht, obliegt ersterem die strenge Prüfung des Verhandlungsergebnisses, letzterem das schlaue Vorgehen zur Aufdeckung des Falles.

  Vereinigt man beides, werden sich jene ungemein heilsamen Ratschläge erteilen lassen, die jedermann aus Bewunderung für die Weisheit und aus Liebe zur Gerechtigkeit erwartet; alle werden die Weisheit eines solchen Mannes, in welchem sich beide Tugenden verbinden, zu hören suchen[173], wie alle Könige der Erde das Angesicht Salomos zu schauen und seine Weisheit zu hören suchten, so daß auch die Königin von Saba zu ihm kam und durch Fragen ihn erprobte: Und sie kam und redete alles, was sie auf dem Herzen hatte, und hörte alle Weisheit Salomos, und es entging ihr kein Wort davon (1R 10,1 ff.).

  Wer diese ist, der nichts entgeht, und daß es nichts gibt, was ihr der wahre Salomo nicht kundgetan hätte, das erschließe, o Mensch, aus dem, was du sie reden hörst! „Wahr ist“, so beteuert sie, „das Gerücht, das ich in meinem Lande über deine Reden und deine Klugheit vernommen habe; und ich glaubte dem nicht, was man mir sagte, bis ich kam, und meine Augen es schauten. Und nun ist das, was man mir kundgab, nicht einmal die Hälfte. Das Gute, das du auftischtest, übertraf alles, was ich in meinem Lande hörte. Selig deine Frauen und selig deine Diener, die an deiner Seite stehen, die alle deine Klugheit vernehmen!“ (3 Kön. 10, 6 ff.) Erkenn das Gastmahl des wahren Salomo und was bei diesem Gastmahle aufgetragen wird! Erkenn weise und erwäge, in welchem Lande die Heidenkirche den Ruf der wahren Weisheit und Gerechtigkeit vernahm und mit welchen Augen sie ihn sah, da sie Dinge unsichtbarer Art schauten! „Denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig“ (2Co 4,18).

  Wer anders sind die „seligen Frauen“ als jene, von welchen es heißt: „Viele hören das Wort Gottes und bringen es hervor“? (Lc 11,28) Und an einer anderen Stelle: „Denn wer immer das Wort Gottes tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und Mutter“ (Mt 12,60 Mt 12, Mt 8,21). Wer anders ferner sind „deine seligen Diener an der Seite“ als ein Paulus, der beteuerte: „Bis zu diesem Tage stehe ich da und lege öffentlich Zeugnis ab vor klein und groß“? (Ac 26,22), als ein Symeon, der im Tempel harrte, um den Trost Israels zu schauen? (Lc 2,25) Warum hätte er denn um Entlassung gebeten (Ebd. 29.), wenn nicht deshalb, weil er, vor dem Herrn stehend, ohne den Willen des Herrn kein Recht zum Scheiden hatte? Zum Vorbild ward Salomo uns vor Augen gestellt mit der Forderung, wetteifernd von ihm die Weisheit zu hören.

  Auch Joseph hatte nicht einmal im Gefängnisse soviel Ruhe, daß man ihn nicht in zweifelhaften Fällen zu Rate zog. Ganz Ägypten frommte sein Rat, so daß es nicht unter der Unfruchtbarkeit der sieben Jahre leiden brauchte und andere Völker von der traurigen Hungersnot befreite ().

  Daniel, aus der Mitte der Gefangenen zum Vorsitzenden über die königlichen Räte bestellt, griff bessernd durch seinen Rat in die Gegenwart ein und verkündete die Zukunft (Vgl. Dan. Dan. Da 2 Dan. ). Denn nachdem er sich durch seine häufigen Deutungen als ein Verkündiger der Wahrheit erwiesen hatte, schenkte man ihm in allem Glauben.


XI. Kapitel

Vom Nützlichen: Die Bedingungen zur Erteilung eines vertrauenswürdigen Rates vorbildlich eingelöst bei Salomo, Moses (56), Daniel (57—58) und Joseph (59).

  Aber auch der an dritter Stelle genannte Vorzug unter denen, die der Bewunderung für würdig erachtet würden (Vgl. oben 8, 40 ff.), scheint mit dem Hinweis auf das Beispiel Josephs, Salomos und Daniels sich zu erledigen. Was sollte ich denn von Moses reden, auf dessen Ratschläge ganz Israel täglich harrte? (Ex 18,13 ff.) Schon das Leben dieser Männer weckte Vertrauen zu ihrer Klugheit und steigerte die Bewunderung für dieselbe. Wer hätte nicht dem Rate des Moses vertraut, dem die Ältesten im Fall, daß ihrer Ansicht nach etwas die eigene Einsicht und Kraft überstieg, die Entscheidung anheimstellten?

  Wer hätte Daniels Rat zurückgewiesen, von dem Gott selbst beteuerte: ,,Wer ist weiser als Daniel?“ (Ezech. 28, 3.) Oder wie hätten die Leute im Zweifel über die Einsicht derer sein können, denen Gott so große Gnade verlieh? Durch des Moses Rat wurden Kriege beendet (Vgl. Exod. Exod. Ex 14 Exod. ), durch des Moses Verdienste strömte Speise vom Himmel (Ebd. 16, 4 ff.), Trank aus dem Felsen (Ebd. 17, 4 ff.).

58. Wie rein war Daniels Seele, daß er der Barbaren Sitten milderte, Löwen besänftigte! (Da 6,14 ff.; 14, 30 ff.). Welche Mäßigkeit war in ihm! Welche geistige und leibliche Enthaltsamkeit! Nicht mit Unrecht ward er Gegenstand der Bewunderung für alle, da er, was doch die Menschen so gewaltig anstaunen, trotz der Freundschaft mit Königen, auf die er sich stützen konnte, nicht nach Gold verlangte und das ihm übertragene Ehrenamt nicht über den Glauben stellte (Ebd. 2, 48 f.; 5, 16 f.; 6, 1 ff.; 14, 1 ff.). Ja er wollte sogar lieber für das Gesetz des Herrn Gefahr laufen, als um den Preis von Menschengunst sich umstimmen lassen (Ebd. 1, 11 ff.; 3, 8 ff.; 6, 10 ff.; 14, 30 ff.).

  Was soll ich denn von der Keuschheit und Gerechtigkeit des Joseph sagen, den ich beinahe übergangen hätte? Erstere verschmähte die Lockungen der Herrin und wies ihre Lohnangebote zurück (Gn 39,7 ff.); letztere verachtete den Tod, verscheuchte die Furcht und wählte lieber den Kerker (Ebd. 19 f.). Wer hätte ihn, dessen reiche Seele und fruchtbarer Geist eine unfruchtbare Zeit gleichsam mit dem Born des Rates und der Einsicht speiste, nicht auch in einer persönlichen Angelegenheit für den rechten Mann zu Ratserholung gehalten?



(De Officiis) - V. Kapitel