ANSPRACHE 2005




April 2005


APOSTOLISCHER SEGEN "URBI ET ORBI" ERSTER GRUSS SEINER HEILIGKEIT BENEDIKT XVI.

Benediktions-Loggia des Petersdoms - Dienstag, 19. April 2005

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Liebe Schwestern und Brüder!

Nach einem großen Papst Johannes Paul II. haben die Herrn Kardinäle mich gewählt, einen einfachen und bescheidenen Arbeiter im Weinberg des Herrn.

Mich tröstet die Tatsache, daß der Herr auch mit ungenügenden Werkzeugen zu arbeiten und zu wirken weiß. Vor allem vertraue ich mich euren Gebeten an.

In der Freude des auferstandenen Herrn und im Vertrauen auf seine immerwährende Hilfe gehen wir voran. Der Herr wird uns helfen, und Maria, seine allerseligste Mutter, steht uns zur Seite. Danke.

AN DIE IN ROM VERSAMMELTEN KARDINÄLE

Sala Clementina - Freitag, 22. April 2005

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Verehrte Brüder Kardinäle!

1. Auch heute begegne ich euch und möchte euch auf einfache und brüderliche Weise an den Empfindungen teilhaben lassen, die ich in diesen Tagen durchlebe. Die starken Emotionen anläßlich des Todes meines verehrten Vorgängers Johannes Pauls II. und dann während des Konklaves und vor allem bei dessen Ausgang verbinden sich mit einem tiefen Bedürfnis nach Schweigen und zwei einander ergänzenden Gefühlen: dem Wunsch, aus tiefstem Herzen zu danken, und einem Empfinden menschlichen Unvermögens angesichts der großen Aufgabe, die mich erwartet.

Da ist vor allem die Dankbarkeit. Ich fühle, daß ich an erster Stelle Gott zu danken habe, der mich trotz meiner menschlichen Schwäche als Nachfolger des Apostels Petrus haben wollte und mir die Aufgabe übertragen hat, die Kirche zu lenken und zu leiten, damit sie in der Welt Sakrament der Einheit für die ganze Menschheit sei (vgl. Lumen gentium
LG 1). Wir sind dessen gewiß, daß der ewige Hirt durch die Kraft seines Geistes seine Herde führt, indem er ihr jederzeit von ihm erwählte Hirten gewährt. In diesen Tagen ist das vielstimmige Gebet für den neuen Papst emporgestiegen, und wirklich bewegend war für mich die erste Begegnung mit den Gläubigen vorgestern Abend auf dem Petersplatz: Allen, Bischöfen, Priestern, Ordensmännern und Ordensfrauen, Jungen und Alten gilt meine tiefempfundene Dankbarkeit für diese geistige Verbundenheit.

2. Einen herzlichen Dank darf ich an jeden von euch, verehrte Brüder, richten, angefangen beim Herrn Kardinal Angelo Sodano, der soeben als Sprachrohr der gemeinsamen Gefühle so warmherzige Worte und herzliche Glückwünsche an mich gerichtet hat. Mit ihm danke ich dem Herrn Kardinal-Camerlengo Eduardo Martínez Somalo für seinen großzügigen Dienst in dieser nicht einfachen Übergangsphase.

Sodann möchte ich meine aufrichtige Dankbarkeit für die aktive Mitarbeit in der Leitung der Kirche während der Sedisvakanz auf alle Mitglieder des Kardinalskollegiums ausweiten. Mit besonderer Zuneigung möchte ich die Kardinäle grüßen, die wegen ihres Alters oder aufgrund von Krankheit nicht am Konklave teilgenommen haben. Jedem von ihnen bin ich dankbar für das von ihnen abgegebene Beispiel an Verfügbarkeit und brüderlicher Gemeinschaft sowie auch für ihr eindringliches Gebet, beides Ausdruck der treuen Liebe zur Kirche, der Braut Christi.

Ein aufrichtiges Danke darf ich außerdem an alle richten, die in verschiedenen Funktionen an der Vorbereitung und Durchführung des Konklaves mitgearbeitet und den Kardinälen auf vielfältige Weise geholfen haben, diese verantwortungsreichen Tage möglichst sicher und ruhig zu verbringen.

3. Verehrte Brüder, meine ganz persönliche Dankbarkeit gilt euch für das Vertrauen, das ihr in mich gesetzt habt, als ihr mich zum Bischof von Rom und zum Hirten der Gesamtkirche gewählt habt. Es ist ein Akt des Vertrauens, der für mich eine Ermutigung darstellt, dieses neue Amt mit noch tieferer Gelassenheit anzugehen. Denn ich bin überzeugt, außer auf die unverzichtbare Hilfe Gottes auch auf eure großzügige Mitarbeit zählen zu können. Ich bitte euch, laßt es nie an eurer Unterstützung für mich fehlen! Auch wenn mir einerseits die Grenzen meiner Person und meiner Fähigkeiten bewußt sind, weiß ich andererseits nur zu gut um das Wesen des Auftrags, der mir anvertraut wurde und an dessen Erfüllung ich mit innerer Hingabe herangehen will. Hier geht es nicht um Ehren, sondern um einen Dienst, den es mit Einfachheit und Bereitwilligkeit zu leisten gilt, in der Nachfolge unseres Meisters und Herrn, der nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen (vgl. Mt 20,28), und der beim Letzten Abendmahl den Jüngern die Füße gewaschen und ihnen aufgetragen hat, dasselbe zu tun (vgl. Jn 13,13-14). Es bleibt mir und uns allen zusammen daher nichts anderes übrig, als den Willen Gottes von der Vorsehung anzunehmen und unser Bestes zu tun, um ihm zu entsprechen, indem wir uns bei der Erfüllung der jeweiligen Aufgaben im Dienst an der Kirche gegenseitig helfen.

4. Es ist mir ein Bedürfnis, in diesem Augenblick an meine verehrten Vorgänger zu erinnern, den seligen Johannes XXIII., die Diener Gottes Paul VI. und Johannes Paul I. und besonders Johannes Paul II., dessen Zeugnis uns in den letzten Tagen mehr als je zuvor gestützt hat und dessen Gegenwart wir noch immer lebendig fühlen. Das schmerzliche Ereignis seines Todes hat nach einer Zeit großer Prüfungen und Leiden in Wirklichkeit österliche Spuren erkennen lassen, wie er es in seinem Testament (24.II. - 1.III.1980) erhofft hatte. Das Licht und die Kraft des auferstandenen Christus strahlten in der Kirche von jener Art »letzter Messe« aus, die er in seiner Agonie gefeiert hat und die im »Amen« eines Lebens gipfelte, das durch das Unbefleckte Herz Mariens völlig für das Heil der Welt aufgeopfert wurde.

5. Verehrte Brüder! Jeder wird nun an seinen jeweiligen Sitz zurückkehren, um wieder seine Arbeit aufzunehmen, aber geistlich bleiben wir vereint im Glauben und in der Liebe des Herrn, in der Verbundenheit der Eucharistiefeier, im unermüdlichen Gebet und in der Teilnahme am täglichen apostolischen Dienst. Eure geistliche Nähe, eure erfahrenen Ratschläge und eure tatkräftige Mitarbeit werden für mich ein Geschenk sein, für das ich immer dankbar sein werde, und ein Ansporn, den mir anvertrauten Auftrag mit absoluter Treue und Hingabe zu erfüllen.

Uns alle und die Erwartungen, Hoffnungen und Sorgen der ganzen Gemeinschaft der Christen vertraue ich der jungfräulichen Gottesmutter an, die mit ihrer stillen Gegenwart die entstehende Kirche begleitet und den Glauben der Apostel gestärkt hat. Unter dem mütterlichen Schutz Mariens, »Mater Ecclesiae«, lade ich euch ein, willig und gehorsam gegenüber der Stimme ihres göttlichen Sohnes und unseres Herrn Jesus Christus voranzugehen. Indem ich ihn um seinen ständigen Schutz bitte, erteile ich jedem von euch und allen, die die göttliche Vorsehung eurer Hirtensorge anvertraut, von Herzen den Apostolischen Segen.

AN DIE VERTRETER DER SOZIALEN KOMMUNIKATIONSMITTEL

Audienzenhalle - Samstag, 23. April 2005

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Sehr geehrte Damen und Herren!

1. Die Begegnung mit Ihnen freut mich, und ich begrüße Sie herzlich, die Journalisten, Fotografen, Fernsehleute und alle, die in verschiedenen Funktionen zur Welt der Kommunikation gehören. Ich danke für Ihren Besuch und besonders für den Dienst, den Sie in diesen Tagen dem Heiligen Stuhl und der katholischen Kirche geleistet haben. Mein herzlicher Gruß geht an Erzbischof John Patrick Foley, Präsident des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel, und ich danke ihm für die Worte, die er im Namen der Anwesenden an mich gerichtet hat.

Man kann sagen, daß dank Ihrer Arbeit die Aufmerksamkeit der ganzen Welt mehrere Wochen lang auf die Basilika, auf den Petersplatz und auf den Apostolischen Palast gelenkt war, in dem mein Vorgänger, der unvergeßliche Papst Johannes Paul II., sein irdisches Leben in Frieden beendet hat und wo danach die Herren Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle mich zu seinem Nachfolger gewählt haben. [Nach diesen Worten auf italienisch fuhr der Heilige Vater auf englisch fort:]

2. Diese kirchlichen Ereignisse von geschichtlicher Tragweite fanden auch dank Ihrer aller Arbeit weltweite Resonanz. Ich weiß gut, mit wieviel Mühe dies für Sie verbunden war, denn Sie waren weit weg von Ihren Familien und Ihrem Zuhause, und Sie haben mit vielen Überstunden und manchmal unter schwierigen Bedingungen gearbeitet. Mir sind die Kompetenz und Hingabe bekannt, mit denen Sie Ihre anspruchsvolle Aufgabe erfüllt haben. Für das alles möchte ich Ihnen persönlich und besonders im Namen der Katholiken danken, die in weit von Rom entfernten Ländern wohnen und diese bewegenden Augenblicke für unseren Glauben gleichzeitig miterleben konnten. Die Möglichkeiten, die durch die modernen Mittel der sozialen Kommunikation für uns erschlossen wurden, sind in der Tat wunderbar und außerordentlich!

Auch das II. Vatikanische Konzil hat über die großartigen Möglichkeiten der Medien gesprochen. Denn die Konzilsväter widmeten diesem Thema ihr erstes Dokument und bekräftigten, daß diese Mittel »in ihrer Eigenart nicht nur den einzelnen Menschen, sondern die Masse und die ganze menschliche Gesellschaft erreichen und beeinflussen können« (Inter mirifica
IM 1). Seit der Veröffentlichung des Dekrets Inter mirifica am 4. Dezember 1963 war die Menschheit Zeuge einer außergewöhnlichen medialen Revolution, die jeden Aspekt und Bereich des menschlichen Daseins einbezogen hat. [Der Papst sagte auf französisch:]

3. Im Bewußtsein ihrer Sendung und der Bedeutung der Medien hat die Kirche insbesondere vom II. Vatikanischen Konzil an die Zusammenarbeit mit der Welt der sozialen Kommunikation gesucht. Herausragender Baumeister dieses offenen und aufrichtigen Dialogs war gewiß auch Johannes Paul II., der mit Ihnen, den Fachleuten der sozialen Kommunikationsmittel, in mehr als 26 Pontifikatsjahren ständige und fruchtbare Beziehungen unterhalten hat. Und gerade den Verantwortlichen der sozialen Kommunikationsmittel wollte er eines seiner letzten Dokumente, das Apostolische Schreiben vom 24. Januar, widmen, in dem er darauf hinweist, daß »unsere Zeit eine Zeit der globalen Kommunikation (ist), in der viele Phasen der menschlichen Existenz über mediale Prozesse ablaufen, oder sich zumindest mit ihnen befassen müssen« (Die schnelle Entwicklung, 3; in O.R. dt., Nr. 8, 25.2.2005).

Ich möchte diesen fruchtbringenden Dialog fortsetzen und teile in dieser Hinsicht das, was Johannes Paul II. festgestellt hat, das heißt, daß »das aktuelle Phänomen der sozialen Kommunikationsmittel die Kirche zu einer Art pastoraler und kultureller Erneuerung anspornt, um so in der Lage zu sein, den Zeitenwandel, in dem wir leben, in entsprechender Weise bewältigen zu können« (ebd., 8). [Papst Benedikt XVI. fuhr auf deutsch fort:]

4. Damit die Sozialen Kommunikationsmittel einen positiven Dienst am Gemeinwohl leisten können, braucht es den verantwortlichen Beitrag aller und jedes einzelnen. Dabei ist es notwendig, immer besser die Perspektiven und die Verantwortung zu begreifen, die die Entwicklung der Medien mit sich bringt - im Hinblick auf die tatsächlichen Auswirkungen auf das Gewissen und auf die Geisteshaltung der Menschen wie auch auf die Bildung der öffentlichen Meinung. Zugleich möchte ich die Notwendigkeit eines klaren Bezugs auf die ethische Verantwortung derer hervorheben, die im Mediensektor arbeiten, besonders hinsichtlich der aufrichtigen Suche nach der Wahrheit sowie des Schutzes der zentralen Stellung und der Würde der menschlichen Person. Nur unter diesen Voraussetzungen können die Medien dem Plan Gottes gerecht werden, der sie uns zur Verfügung gegeben hat, „um die Wahrheit zu entdecken, zu nutzen, bekannt zu machen, auch die Wahrheit über unsere Würde und unsere Bestimmung als seine Kinder, Erben seines ewigen Reiches" (ebd., 14). [Abschließend sagte der Heilige Vater auf italienisch:]

5. Verehrte Herren, geehrte Damen, ich danke Ihnen noch einmal für den wichtigen Dienst, den Sie für die Gesellschaft leisten. Jedem einzelnen gilt meine herzliche Wertschätzung mit der Versicherung meines Gebetsgedenkens in allen Ihren Anliegen. Mein Gruß gilt auch Ihren Familien und allen, die zu Ihrem Arbeitsumfeld gehören. Auf die Fürsprache der himmlischen Mutter Christi erflehe ich für jeden reiche Gaben Gottes. Als Unterpfand dessen erteile ich allen meinen Segen.

BEGEGNUNG VON PAPST BENEDIKT XVI. MIT EINER DELEGATION VON VERTRETERN VERSCHIEDENER KIRCHEN UND KIRCHLICHER GEMEINSCHAFTEN SOWIE ANDERER RELIGIÖSER TRADITIONEN

Sala Clementina - Montag, 25. April 2005

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Mit Freude empfange ich Sie, verehrte Delegierte der orthodoxen Kirchen, der altorientalischen Kirchen und der kirchlichen Gemeinschaften des Westens, wenige Tage nach meiner Wahl. Besonders habe ich mich über Ihre gestrige Anwesenheit auf dem Petersplatz gefreut, nachdem wir die traurigen Stunden des Abschieds vom verstorbenen Papst Johannes Paul II. gemeinsam erlebt haben. Der Tribut an Sympathie und Zuneigung, den Sie meinem unvergeßlichen Vorgänger gezollt haben, ging weit über einen einfachen Akt kirchlicher Höflichkeit hinaus. In den Jahren seines Pontifikats wurden große Fortschritte gemacht, und Ihre Anteilnahme an der Trauer der katholischen Kirche um seinen Tod hat gezeigt, wie echt und groß doch das gemeinsame leidenschaftliche Streben nach Einheit ist.

Mein Gruß an Sie sei auch mit einem Dank an den Herrn verbunden. Er hat uns durch sein Erbarmen gesegnet und uns die aufrichtige Bereitschaft gegeben, uns sein Gebet: »ut unum sint« zu eigen zu machen. Dadurch ruft er uns die Bedeutsamkeit des Voranschreitens zur vollen Einheit immer deutlicher ins Bewußtsein. In brüderlicher Freundschaft können wir die vom Geist empfangenen Gaben untereinander austauschen, und wir fühlen uns zur gegenseitigen Ermutigung angeregt, damit wir der Welt, die heute oft verstört und beunruhigt, ahnungslos und gleichgültig scheint, Christus und seine Botschaft verkünden. [Nach diesen Worten auf italienisch fuhr der Papst auf französisch fort:]

Unsere heutige Begegnung ist besonders bedeutungsvoll. Vor allem ermöglicht sie dem neuen Bischof von Rom, dem Hirten der katholischen Kirche, in aller Schlichtheit vor Ihnen allen erneut auszurufen: »Duc in altum!« Gehen wir in der Hoffnung voran. Auf den Spuren meiner Vorgänger, insbesondere Pauls VI. und Johannes Pauls II., spüre ich den starken Drang nach einer neuerlichen Bekräftigung der vom Zweiten Vatikanischen Konzil unwiderruflich übernommenen Verpflichtung, die in den vergangenen Jahren auch dank der Tätigkeit des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen verwirklicht worden ist. Der Weg zur vollen Gemeinschaft, die Jesus für seine Jünger gewollt hat, verlangt Mut, Milde, Beharrlichkeit und die Hoffnung, ans Ziel zu gelangen, in konkreter Fügsamkeit gegenüber dem, was der Geist den Kirchen sagt. Vor allem aber verlangt er beständiges, einmütiges Gebet, um vom Guten Hirten das Geschenk der Einheit für seine Herde zu erhalten.

Wie könnte man nicht in einem Geist der Dankbarkeit gegenüber Gott anerkennen, daß unsere Begegnung auch die Bedeutung eines schon gewährten Geschenks hat? In der Tat hat Christus, der Friedensfürst, in unserer Mitte gewirkt, er hat mit vollen Händen Gefühle der Freundschaft verbreitet, er hat die Uneinigkeiten verringert und uns gelehrt, in größerer Dialogbereitschaft zu leben, im Einklang mit den Verpflichtungen derer, die seinen Namen tragen. Jenseits von allem, was uns trennt und Schatten auf unsere volle und sichtbare Gemeinschaft wirft, ist Ihre Gegenwart, liebe Brüder in Christus, ein Zeichen der Verbundenheit und Unterstützung für den Bischof von Rom, der auf Sie zählen kann, um hoffnungsvoll den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und auf Ihn hin zu wachsen, Christus, der das Haupt ist. [Benedikt XVI. sagte danach wieder auf italienisch:]

Bei dieser außergewöhnlichen Gelegenheit versammeln wir uns hier zu Beginn meines kirchlichen Dienstes, den ich mit Bangen und in vertrauensvollem Gehorsam gegenüber dem Herrn angenommen habe. Ich möchte Sie alle aus diesem Anlaß bitten, gemeinsam mit mir ein Beispiel für jene geistliche Ökumene zu geben, die unsere Gemeinschaft im Gebet ungehindert verwirklicht.

Diese Absichten und Betrachtungen vertraue ich Ihnen an zusammen mit meinen besten Wünschen, damit sie durch Sie an Ihre jeweiligen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften weitergegeben werden können. Auf englisch wandte sich der Papst an die Vertreter der anderen Religionsgemeinschaften: Nun wende ich mich an Sie, verehrte Freunde aus verschiedenen religiösen Traditionen, und ich danke Ihnen aufrichtig für Ihre Gegenwart bei der feierlichen Eröffnung meines Pontifikats. Ihnen und allen, die den von Ihnen vertretenen Religionen angehören, gilt mein herzlicher, freundschaftlicher Gruß. Besonders dankbar bin ich, daß Mitglieder der muslimischen Gemeinschaft unter Ihnen anwesend sind, und ich bekunde meine Anerkennung für die Entfaltung des Dialogs zwischen Moslems und Christen, sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene. Ich sichere Ihnen zu, daß die Kirche auch weiterhin Brücken der Freundschaft mit den Anhängern aller Religionen bauen will, um das wahre Wohl jedes Menschen und der ganzen Gesellschaft zu suchen.

Die Welt, in der wir leben, ist oft von Konflikten, Gewalt und Krieg geprägt, aber sie sehnt sich ernsthaft nach Frieden, einem Frieden, der vor allem ein Geschenk Gottes ist, einem Frieden, für den wir unablässig beten müssen. Der Friede ist jedoch auch eine Aufgabe, zu der sich alle Völker verpflichten müssen, vor allem diejenigen, die ihre Zugehörigkeit zu religiösen Traditionen bekennen. Unsere Bemühungen, zueinander zu finden und den Dialog zu fördern, stellen einen wertvollen Beitrag zum Aufbau des Friedens auf einer soliden Grundlage dar. Papst Johannes Paul II., mein verehrter Vorgänger, schrieb zu Beginn des neuen Jahrtausends: »Der Name des einzigen Gottes muß immer mehr zu dem werden, was er ist, ein Name des Friedens und ein Gebot des Friedens« (Novo Millennio ineunte
NM 55). Es ist daher geboten, daß wir in einen authentischen und ehrlichen Dialog miteinander treten, gegründet auf den Respekt der Würde jedes Menschen, der, wie wir Christen fest glauben, nach dem Abbild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde (vgl. Gn 1,26-27). [Der Papst schloß auf italienisch:]

Zu Beginn meines Pontifikats richte ich an Sie und an alle Gläubigen der von Ihnen vertretenen religiösen Traditionen sowie an alle Menschen, die mit aufrichtigem Herzen die Wahrheit suchen, die ausdrückliche Einladung, gemeinsam zu Stiftern des Friedens zu werden im gegenseitigen Streben nach Verständnis, Respekt und Liebe.

An Sie alle richte ich meinen herzlichen Gruß.

AN DIE PILGER AUS DEUTSCHLAND

Montag, 25. April 2005

Liebe deutsche Landsleute!


Zunächst einmal muß ich vielmals um Entschuldigung bitten für meine Verspätung. Die Deutschen sind berühmt für ihre Pünktlichkeit. Es scheint, daß ich schon sehr italianisiert bin. Aber wir hatten eine große ökumenische Begegnung mit den Vertretern der Ökumene aus aller Welt, aus allen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, mit den Vertretern der anderen Religionen. Das war sehr herzlich, so daß es länger gedauert hat.

Jetzt aber endlich: Herzlich willkommen!

5 Von Herzen danke ich für die Glückwünsche, für die Worte und Zeichen der Zuwendung und der Freundschaft, die ich aus allen Teilen Deutschlands in überwältigender Weise empfangen habe. Am Beginn meines Weges in einem Amt, an das ich nie gedacht hatte und für das ich mich nicht geschaffen glaubte, ist mir dies alles eine ganz große Stärkung und Hilfe. Vergelt’s Gott! Als langsam der Gang der Abstimmungen mich erkennen ließ, daß sozusagen das Fallbeil auf mich herabfallen würde, war mir ganz schwindelig zumute. Ich hatte geglaubt, mein Lebenswerk getan zu haben und nun auf einen ruhigen Ausklang meiner Tage hoffen zu dürfen. Ich habe mit tiefer Überzeugung zum Herrn gesagt: Tu mir dies nicht an! Du hast Jüngere und Bessere, die mit ganz anderem Elan und mit ganz anderer Kraft an diese große Aufgabe herantreten können. Da hat mich ein kleiner Brief sehr berührt, den mir ein Mitbruder aus dem Kardinalskollegium geschrieben hat. Er erinnerte mich daran, daß ich die Predigt beim Gottesdienst für Johannes Paul II. vom Evangelium her unter das Wort gestellt hatte, das der Herr am See von Genezareth zu Petrus gesagt hat: Folge mir nach! Ich hatte dargestellt, wie Karol Wojtyla immer wieder vom Herrn diesen Anruf erhielt und immer neu viel aufgeben und einfach sagen mußte: Ja, ich folge dir, auch wenn du mich führst, wohin ich nicht wollte. Der Mitbruder schrieb mir: Wenn der Herr nun zu Dir sagen sollte „Folge mir", dann erinnere Dich, was Du gepredigt hast. Verweigere Dich nicht! Sei gehorsam, wie Du es vom großen heimgegangenen Papst gesagt hast. Das fiel mir ins Herz. Bequem sind die Wege des Herrn nicht, aber wir sind ja auch nicht für die Bequemlichkeit, sondern für das Große, für das Gute geschaffen.

So blieb mir am Ende nichts als Ja zu sagen. Ich vertraue auf den Herrn, und ich vertraue auf Euch, liebe Freunde. Ein Christ ist nie allein, habe ich gestern in der Predigt gesagt. Damit habe ich die wunderbare Erfahrung ausgedrückt, die wir alle in diesen außergewöhnlichen vier Wochen machen durften, die hinter uns liegen. Beim Tod des Papstes ist in aller Trauer die lebendige Kirche erschienen. Und es ist sichtbar geworden, daß die Kirche eine Kraft der Einheit, ein Zeichen für die Menschheit ist. Wenn die großen Nachrichten-Stationen 24 Stunden auf 24 Stunden über den Heimgang des Papstes, über die Trauer der Menschen, über das Wirken des großen Heimgegangenen berichteten, antworteten sie auf eine Teilnahme, die jede Erwartung überstieg. Im Papst war ihnen ein Vater sichtbar geworden, der Vertrauen und Zuversicht schenkte. Der alle irgendwie untereinander verband. Es wurde sichtbar, daß die Kirche nicht in sich verschlossen und nur für sich selber da ist, sondern daß sie ein Lichtpunkt für die Menschen ist. Es wurde sichtbar: Die Kirche ist gar nicht alt und unbeweglich. Nein, sie ist jung. Und wenn wir auf diese Jugend schauen, die sich um den verstorbenen Papst und letztlich um Christus scharte, für den er eingestanden war, dann wurde etwas nicht minder Tröstliches sichtbar: Es ist gar nicht wahr, daß die Jugend vor allem an Konsum und an Genuß denkt. Es ist nicht wahr, daß sie materialistisch und egoistisch ist. Das Gegenteil ist wahr: Die Jugend will das Große. Sie will, daß dem Unrecht Einhalt geboten ist. Sie will, daß die Ungleichheit überwunden und allen ihr Anteil an den Gütern der Welt wird. Sie will, daß die Unterdrückten ihre Freiheit erhalten. Sie will das Große. Sie will das Gute. Und deswegen ist die Jugend - seid Ihr - auch wieder ganz offen für Christus. Christus hat uns nicht das bequeme Leben versprochen. Wer Bequemlichkeit will, der ist bei ihm allerdings an der falschen Adresse. Aber er zeigt uns den Weg zum Großen, zum Guten, zum richtigen Menschenleben. Wenn er vom Kreuz spricht, das wir auf uns nehmen sollen, ist es nicht Lust an der Quälerei oder kleinlicher Moralismus. Es ist der Impuls der Liebe, die aufbricht aus sich selbst heraus, die nicht umschaut nach sich selber, sondern den Menschen öffnet für den Dienst an der Wahrheit, an der Gerechtigkeit, am Guten. Christus zeigt uns Gott und damit die wahre Größe des Menschen.

Mit dankbarer Freude sehe ich die Delegationen und Pilger aus meiner bayerischen Heimat. Schon bei anderen Gelegenheiten durfte ich Euch sagen, wie viel mir eure treue Verbundenheit bedeutet, die seit jenen Tagen anhält, in denen ich meine geliebte Erzdiözese München und Freising in Richtung Vatikan verlassen habe, um dem Ruf meines verehrten Vorgängers Papst Johannes Pauls II. Folge zu leisten, der mich vor mehr als 23 Jahren zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre bestellt hatte. In all den Jahren, die seither vergangen sind, war mir stets bewußt, daß Bayern und Rom nicht nur in geographischer Hinsicht nicht weit auseinander liegen: Bayern und Rom, das waren von je her zwei Pole, die in fruchtbarer Beziehung zu einander standen. Von Rom kam das Evangelium mit Kaufleuten, Beamten und Soldaten bis an die Donau und an den Lech. Ich überspringe jetzt viele Dinge. Im 16. und im 17. Jahrhundert gab dann Bayern eines der schönsten Zeugnisse der Treue zur katholischen Kirche. Dies belegt der sehr fruchtbare Austausch von Kultur und Frömmigkeit zwischen dem barocken Bayern und dem Sitz des Nachfolgers Petri. In der Neuzeit war es Bayern, das der Gesamtkirche einen so liebenswerten Heiligen wie den Kapuzinerpförtner Bruder Konrad von Parzam geschenkt hat.

Liebe Freunde, lassen wir uns nicht abbringen von diesem Großmut, von dieser Wanderschaft zu Christus. Ich freue mich auf Köln, wo sich die Jugend der Welt treffen wird oder besser: wo die Jugend der Welt ihre Begegnung mit Christus hält. Gehen wir miteinander, halten wir zusammen. Ich vertraue auf Eure Hilfe. Ich bitte Euch um Nachsicht, wenn ich Fehler mache wie jeder Mensch oder wenn manches unverständlich bleibt, was der Papst von seinem Gewissen und vom Gewissen der Kirche her sagen und tun muß. Ich bitte Euch um Euer Vertrauen. Halten wir zusammen, dann finden wir den rechten Weg. Und bitten wir Maria, die Mutter des Herrn, daß sie uns ihre frauliche und mütterliche Güte spüren läßt, in der uns erst die ganze Tiefe des Geheimnisses Christi aufgehen kann. Der Herr segne Euch alle!


Mai 2005


BESUCH DES PAPSTES IN CASTELGANDOLFO

Donnerstag, 5. Mai 2005



Heute bin ich zu einer ersten Begegnung mit euch zusammengetroffen, liebe Freunde aus Castelgandolfo. Danke für eure Anwesenheit und euren herzlichen Empfang. Anläßlich meiner heutigen Visite möchte ich den Apostolischen Palast und die Päpstlichen Villen besuchen, wo ich, so Gott will, die Sommermonate verbringen werde - wie dies auch meine verehrten Vorgänger taten. Es ist somit die erste von vielen weiteren Begegnungen, die ich hoffentlich mit euch in eurem schönen Städtchen haben werde.

Ich grüße den Staatssekretär, Kardinal Angelo Sodano, den Oberhirten der Diözese Albano, Bischof Marcello Semeraro, den Pfarrer von Castelgandolfo mit den Priestern, die ihn unterstützen, und die ganze Pfarrgemeinde. Zudem geht mein Gruß an den Direktor der Päpstlichen Villen, Dr. Saverio Petrillo, und an alle, die hier arbeiten und für ihre tägliche Instandhaltung sorgen. Schließlich grüße ich den Bürgermeister und den Stadtrat, und durch sie geht meine dankbare Anerkennung an eure Stadt, die den Touristen und Pilgern stets so gastfreundlich Aufnahme gewährt. Allen Einwohnern von Castelgandolfo wünsche ich von Herzen Glück und Frieden.

AN DIE PÄPSTLICHE SCHWEIZERGARDE

Freitag, 6. Mai 2005

Sehr geehrter Herr Kommandant,

hochwürdiger Herr Kaplan,
6 meine lieben Gardisten,
liebe Angehörige und Freunde der Schweizergarde!

Euch allen ein herzliches „Grüß Gott“ und Willkommen im Hause des Papstes! Seit den ersten Stunden meines Pontifikates steht Ihr, die Schweizergardisten, mir treu und allzeit dienstbereit zur Seite. Ihr begleitet den Nachfolger Petri „auf Schritt und Tritt“ und garantiert in bewährter Weise seinen Schutz, damit er frei von Sorgen um die eigene Sicherheit seinen Dienst zum Heil der Menschen und zum Wohl der Völker erfüllen kann. Liebe Freunde, ich freue mich außerordentlich, daß mir die traditionelle Vereidigung der Rekruten nur wenige Tage nach meinem Pontifikatsbeginn die Gelegenheit gibt, an Euch alle ein Wort der Anerkennung, des Dankes und der Ermutigung zu richten. In dieser Stunde seid Ihr meine Gäste hier im Apostolischen Palast, dem wichtigsten „Einsatzort“ der Schweizergarde! Mein besonderer Gruß gilt jetzt natürlich den Rekruten, die heute ganz offiziell dem Corps eingegliedert werden, und ihren Eltern, die angereist sind, um deutlich zu machen, daß sie ihre Söhne mit ihrer Liebe und ihrem Gebet begleiten wollen. Ihr, liebe Eltern, vertraut Eure Söhne und die Anliegen Eurer Familien der Fürsprache der heiligen Apostel Petrus und Paulus sowie vieler anderer Heiliger an. Jede echte Wallfahrt bringt uns näher zu Gott, dem Ziel unseres Pilgerwegs. Euch allen wünsche ich in diesen Tagen von Herzen eine wahre Vertiefung Eures Glaubens und Eurer Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri, dem sichtbaren Haupt der Universalkirche. Die liturgischen Feiern und viele gute Begegnungen mögen Euch dabei helfen! [Nach diesen Worten auf deutsch sagte der Papst in französischer Sprache:]

Liebe Schweizergardisten, jeder von Euch mag einen anderen Grund gehabt haben, sich für den Dienst in der Schweizergarde zu verpflichten: von der Abenteuerlust über den Wunsch, etwas wirklich Neues zu tun, bis hin zu dem edlen Anliegen, der Kirche und dem Papst zu dienen und dadurch während Eures Romaufenthaltes Euren Glauben zu vertiefen. Was auch immer der Grund für Eure Entscheidung gewesen sein mag: Es ist wichtig, daß Ihr nun hier im Vatikan aus diesem Geist lebt, der Euch durch ein echtes spirituelles Band miteinander verbinden kann. Dieser Geist der Schweizergarde nährt sich aus der ruhmreichen, fast 500jährigen Tradition der Existenz einer kleinen Armee mit hohen Idealen. Diese Ideale, die einem Geist Leben verleihen, ohne den die Schweizergarde ihrem so wichtigen Auftrag nicht gerecht werden könnte, sind: die Festigkeit des katholischen Glaubens, ein überzeugter und überzeugender christlicher Lebenswandel, die unerschütterliche Treue und tiefe Liebe zur Kirche und zum Stellvertreter Jesu Christi, die Gewissenhaftigkeit und Ausdauer in den kleinen und großen Aufgaben des täglichen Dienstes, sowie Mut und Demut, Gemeinschaftssinn und Menschlichkeit. [Papst Benedikt XVI. fuhr auf italienisch fort:]

Liebe Schweizergardisten, die Unterstützung, die Ihr dem Nachfolger Petri, dem Hirten der Gesamtkirche, zukommen laßt, erfordert die hohe Professionalität der modernen Sicherheitssysteme, aber zugleich hat sie eine echte und bedeutungsvolle kirchliche Dimension. In der Person des Papstes dient Ihr der ganzen Kirche; stellt Euren jugendlichen Elan, Eure innere Vitalität und Lebendigkeit in ihren Dienst. Wenn ich Euch sehe, liebe Freunde, kommt mir in den Sinn, was ich in der Liturgiefeier zur Übernahme des Petrusamtes gesagt habe: »Die Kirche lebt. Und die Kirche ist jung. Sie trägt die Zukunft der Welt in sich und zeigt daher auch jedem einzelnen den Weg in die Zukunft.« Dafür, liebe Gardisten, könnt und müßt Ihr Beispiel und lebendiges Zeugnis sein. Dies wird ein Weg sein, die christliche Berufung zu leben, indem Ihr Euch nämlich darum bemüht, in Eurem alltäglichen Verhalten die Größe des in der Taufe empfangenen neuen Lebens widerzuspiegeln. [Zum Abschluß sagte der Heilige Vater in deutscher Sprache:]

Liebe Schweizergardisten! Auf die Fürsprache der Seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria und Eurer Patrone Martin und Sebastian wie auch des großen Schutzheiligen Eurer schönen Heimat im Herzen Europas, Bruder Klaus von Flüe, erteile ich Euch, Euren Familien und Freunden sowie allen, die anläßlich der Vereidigung nach Rom gepilgert sind, von ganzem Herzen meinen Apostolischen Segen.

AN DIE BISCHÖFE AUS SRI LANKA ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Samstag, 7. Mai 2005



Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

1. In diesen ersten Tagen meines Pontifikats freue ich mich, euch, die Hirten der Kirche in Sri Lanka, anläßlich eures »Ad-limina«-Besuchs - des ersten seit meiner Wahl - willkommen zu heißen. Ich danke euch für die freundlichen Worte, die Bischof Joseph Vianney Fernando, der Präsident eurer Bischofskonferenz, in eurem Namen an mich gerichtet hat. Ihr kommt aus einem Kontinent, der durch einen besonderen Reichtum an Kulturen, Sprachen und Traditionen gekennzeichnet ist (vgl. Ecclesia in Asia ), und gebt Zeugnis von dem tiefen Glauben eures Volkes an Jesus Christus, den einzigen Erlöser der Welt. Ich bete, daß eure Pilgerfahrt zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus euch in eurer Verpflichtung bestärken möge, Christus zu dienen und ihn mit Überzeugung zu verkündigen, damit euer Volk wachse in der Erkenntnis Christi und in der Liebe zu ihm, der kam, damit alle »das Leben haben und es in Fülle haben« (Jn 10,10).

2. Ebenso wie zahllose andere Menschen auf der ganzen Welt war auch ich zutiefst betroffen, als ich die verheerenden Auswirkungen des Tsunami im vergangenen Dezember sah, der allein in Sri Lanka eine so hohe Zahl von Menschenleben gefordert hat und durch den hunderttausende Menschen obdachlos geworden sind. Bitte nehmt meine tiefe Anteilnahme - und die von Katholiken aus aller Welt - entgegen für alle, die so schreckliche Verluste erleiden mußten. Wir kommen nicht umhin, in den Gesichtern derer, die ihre Familienangehörigen und ihr Hab und Gut verloren haben, das leidende Antlitz Christi zu erkennen, und tatsächlich ist er es, dem wir dienen, wenn wir den Notleidenden unsere Liebe und unser Mitleid zeigen (vgl. Mt 25,40).

Die christliche Gemeinschaft hat die besondere Pflicht, für die Kinder zu sorgen, die ihre Eltern bei dieser Naturkatastrophe verloren haben. Diesen schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft gehört das Himmelreich (vgl. Mt 19,14), und doch werden sie so oft schlichtweg vergessen oder schamlos ausgenutzt: als Soldaten, Arbeitskräfte oder unschuldige Opfer von Menschenhandel. Es darf keine Mühe gescheut werden, die zivilen Autoritäten und die internationale Gemeinschaft dazu zu veranlassen, diese Mißstände zu bekämpfen und den Kindern den gesetzlichen Schutz zu bieten, der ihnen gerechterweise zusteht.


ANSPRACHE 2005