ANSPRACHE 2005 71

AN DAS 31. GESCHWADER DER ITALIENISCHEN LUFTWAFFE

Samstag, 10. September 2005

Liebe Mitglieder des 31. Geschwaders

der italienischen Luftwaffe!

Heute habe ich erstmals Gelegenheit, allen Mitgliedern Ihrer Gruppe zu begegnen, worüber ich mich sehr freue. Ich danke Ihnen für diesen Besuch und für den von Ihnen geleisteten Dienst. Herzlich grüße ich auch Ihre Angehörigen, in deren Begleitung Sie hierhergekommen sind. Ich danke dem aus dem Dienst ausscheidenden Kommandanten, Oberst Giuseppe Coco, für die freundlichen Worte, die er an mich gerichtet hat, und ich möchte meiner aufrichtigen Anerkennung Ausdruck verleihen für seine wertvolle Arbeit. Ich grüße Oberst Giuseppe Gimondo, der nun die Leitung des Geschwaders übernehmen wird, und wünsche ihm alles Gute für diese neue Aufgabe. Ferner bedanke ich mich für das interessante Bild, das mir überreicht worden ist.

72 Seitdem der Herr mich berufen hat, das Amt des Bischofs von Rom auszuüben, hatte ich bereits mehrfach Gelegenheit, Ihre Dienste in Anspruch zu nehmen und mir Ihrer professionellen Arbeitsweise wie auch des christlichen Geistes bewußt zu werden, der Sie beseelt. Als Gläubigen wird Ihnen die Möglichkeit geboten, die gleichen im Evangelium wurzelnden Ideale zu teilen, die der Sendung des Papstes zugrunde liegen. Bei der Erfüllung Ihrer Arbeit können Sie Ihre Fähigkeiten, Ihre große Kompetenz und reiche Erfahrung der Kirche zur Verfügung stellen und so auf die Ihnen eigene Weise am Auftrag des Nachfolgers Petri mitarbeiten.

Meine Dankbarkeit sowie die meiner Mitarbeiter soll auch durch einige Auszeichnungen zum Ausdruck kommen, die ich bei diesem Anlaß mit Freude überreiche. Vor allem aber möchte ich Sie dessen versichern, daß ich Sie mit meinem Gebet begleite und all Ihre Ziele und Pläne Gott anvertraue. Das heutige Treffen mit Ihnen und Ihren Angehörigen veranlaßt mich, die Familie eines jeden von Ihnen dem Herrn anzuvertrauen, damit er die schönen aber auch die schwierigen Augenblicke mit seiner Gnade erleuchten und den einen wie den anderen einen übernatürlichen Wert verleihen möge. Nun überantworte ich dieses Anliegen wie auch jene, die Ihnen besonders am Herzen liegen, der Fürsprache der Jungfrau Maria. Ich wünsche Ihnen einen friedvollen Dienst und erteile Ihnen, die Sie hier anwesend sind, von Herzen meinen Segen, den ich gerne auf all jene ausweite, die Ihnen nahestehen und bei diesem Anlaß nicht mit Ihnen hier sein konnten.

AN DIE ZWEITE GRUPPE DER BISCHÖFE AUS MEXICO (NORDOST-ZENTRUM) ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES


Castelgandolfo

Donnerstag, 15. September 2005

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!


Es erfüllt mich mit großer Freude, euch aus Anlaß des »Ad-limina«-Besuches zu empfangen, durch den ihr eure Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und eure Liebe zu ihm zum Ausdruck bringt. Ich danke Msgr. Alberto Suárez Inda, Erzbischof von Morelia, für die herzliche Begrüßung im Namen von euch allen, den Oberhirten der Kirchenbezirke Monterrey, Morelia und San Luis Potosí.

Mexiko steht der Herausforderung gegenüber, seine gesellschaftlichen Strukturen so umzugestalten, daß sie mit der Würde des Menschen und seinen Grundrechten stärker in Einklang gebracht werden. Bei dieser Aufgabe sind die Katholiken, die immer noch den größten Teil der Bevölkerung Mexikos bilden, zur Mitarbeit aufgerufen. Sie müssen ihre Verantwortung als Gläubige wahrnehmen und die einheitliche Bedeutung ihrer Gegenwart in der Welt erkennen, denn »die Spaltung bei vielen zwischen dem Glauben, den man bekennt, und dem täglichen Leben gehört zu den schweren Verirrungen unserer Zeit« (Gaudium et spes GS 43).

Anlaß zu großer Sorge ist auch weiterhin die Tatsache, daß durch Machtstreben in einigen Bereichen die gesunden Formen des Zusammenlebens und die Verwaltung des Gemeinwesens Schaden genommen und daß darüber hinaus die Phänomene der Korruption, des Ausbleibens von Strafverfolgungsmaßnahmen und des Eindringens von Drogenhandel und organisiertem Verbrechen zugenommen haben. All dies führt zu verschiedenen Formen von Gewalt, Gleichgültigkeit und Verachtung gegenüber dem unantastbaren Wert des Lebens. In dieser Hinsicht werden im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Ecclesia in America deutlich die »sozialen Sünden« unserer Zeit angeklagt, denn diese »zeigen eine tiefe Krise auf, die wir dem verlorengegangenen Sinn für Gott und dem Abhandenkommen moralischer Grundsätze zu verdanken haben, welche eigentlich das Leben eines jeden Menschen bestimmen sollten. Ohne irgendeinen moralischen Bezugspunkt verfällt der Mensch einem uneingeschränkten Drang nach Reichtum und Macht, welcher jegliche am Evangelium orientierte Sichtweise der sozialen Wirklichkeit verdunkelt« ().

Auch in Mexiko lebt man häufig in Situationen, die von der Armut gekennzeichnet sind. Bei vielen Gläubigen ist jedoch ein Glaube an Gott und ein religiöser Sinn erkennbar, verbunden mit einem Reichtum an Menschlichkeit, Gastfreundschaft, Brüderlichkeit und Solidarität. Diese Werte werden durch die Emigration der Gefahr ausgesetzt, da im Ausland viele unter prekären Umständen arbeiten, schutzlos sind und die Konfrontation mit einem kulturellen Kontext, dessen soziale und religiöse Wesensart sich von der eigenen unterscheidet, für sie schwierig ist. Wo die Emigranten gute Aufnahme in eine kirchliche Gemeinschaft finden, die sie bei ihrer Integrierung in die neue Realität begleitet, ist dieses Phänomen in gewisser Weise positiv und fördert sogar die Evangelisierung anderer Kulturen.

Durch ihre gründliche Untersuchung des Themas der Emigration hat die Sonderversammlung der Bischofssynode für Amerika dabei geholfen, die Tatsache zu entdecken, daß jenseits der wirtschaftlichen und sozialen Faktoren eine spürbare Einheit besteht, die dem gemeinsamen Glauben entspringt, der die brüderliche und solidarische Gemeinschaft fördert. Dies ist Frucht der verschiedenen Formen der Gegenwart des lebendigen Jesus Christus und der Begegnung mit ihm, die es in der Geschichte Amerikas gegeben hat und gibt. Die Mobilität der Menschen ist also eine pastorale Priorität in den Beziehungen der Zusammenarbeit mit den Kirchen Nordamerikas.

Unter dem Einfluß unzähliger Angebote von Meinungen und Gewohnheiten stehen viele Getaufte den Werten des Evangeliums gleichgültig gegenüber und werden sogar zu Verhaltensweisen verleitet, die das Gegenteil der christlichen Lebensanschauung verkörpern, was ihnen die Zugehörigkeit zu einer kirchlichen Gemeinschaft erschwert. Obwohl sie sich zum Katholizismus bekennen, leben sie in Wirklichkeit weit vom Glauben entfernt, geben die Glaubenspraxis auf und verlieren nach und nach ihre Identität als Gläubige, was moralische und spirituelle Folgen verschiedener Art nach sich zieht. Diese pastorale Herausforderung hat euch, liebe Mitbrüder, dazu bewegt, nach Lösungen zu suchen, die nicht nur die Irrtümer, die in jenen Angeboten enthalten sind, aufdecken und die Glaubensinhalte verteidigen, sondern die vor allem auch den überirdischen Reichtum des Christentums als ein Geschehen anbieten, das dem Leben einen wirklichen Sinn und die Fähigkeit verleiht, mit allen Menschen Dialog zu führen, ihnen zuzuhören und mit ihnen zusammenzuarbeiten.

73 All dies, zusammen mit der Aktivität der Sekten und der zahlreichen neuen Religionsgruppen in Amerika, die euch nicht gleichgültig sein darf, muß eure Teilkirchen dazu anregen, der Religiosität ihrer Gläubigen mehr persönliche Aufmerksamkeit zu schenken, indem sie die Strukturen der Gemeinschaft konsolidiert und eine geläuterte Volksfrömmigkeit hervorbringt, damit der Glaube aller Katholiken lebendiger werde (vgl. ebd., 73).

Es besteht die dringende Aufgabe, den Glauben der Katholiken auf verantwortliche Art und Weise zu formen, um ihnen zu helfen, mit Freude und Mut mitten in der Welt zu leben. »Die Perspektive, in die der pastorale Weg eingebettet ist, heißt Heiligkeit« (Novo millennio ineunte
NM 30). Dies ist eine Hauptaufgabe der fortdauernden Evangelisierung der Getauften. Daher muß die Katechese zusammen mit dem Religionsunterricht und der sittlichen Erziehung die Erfahrung und die Kenntnis Jesu Christi durch das lebendige Zeugnis derer, die ihm begegnet sind, immer stärker unterstützen, und zwar mit dem Ziel, den Wunsch zu wecken, ihm nachzufolgen und ihm mit ganzem Herzen und aus ganzer Seele zu dienen. »Wichtig ist jedoch, daß alles, was wir uns mit Gottes Hilfe vornehmen, tief in der Betrachtung und im Gebet verwurzelt ist. Unsere Zeit ist in ständiger Bewegung, die oft den Zustand der Ruhelosigkeit erreicht, mit der Gefahr des ›Machens um des Machens willen‹« (ebd., 15).

All dies schließt in der Pastoralpraxis die Notwendigkeit ein, unsere Mentalität, unsere Einstellungen und unser Verhalten zu überdenken und unseren Horizont zu erweitern, indem wir uns verpflichten, mit Begeisterung zu teilen und zu arbeiten, um auf die großen Fragen der heutigen Menschheit zu antworten. Als missionarische Kirche sind wir alle dazu aufgerufen, die Herausforderungen, die die postmoderne Kultur an die Neuevangelisierung des Kontinents stellt, zu begreifen. Der Dialog der Kirche mit der Kultur unserer Zeit ist für die Kirche selbst und für die Welt lebenswichtig.

Bevor ich schließe, bitte ich den Herrn, daß dieses Treffen eure Einheit als Oberhirten der Kirche in Mexiko festigen möge. Zugleich bitte ich euch, den Priestern, religiösen Gemeinschaften, Mitarbeitern in der Pastoral und allen Gläubigen eurer Diözesen meinen herzlichen Gruß zu übermitteln, und sie zu ermutigen, in der heutigen Gesellschaft immer ein authentisches Zeugnis des christlichen Lebens abzulegen. Unserer Lieben Frau und Mutter von Guadalupe vertraue ich eure pastorale Arbeit an und erteile euch zugleich mit Freude meinen Apostolischen Segen.

AN DIE OBERRABBINER ISRAELS

Freitag, 15. September 2005



Verehrte Herren!

Mit offenem Herzen heiße ich Sie heute hier willkommen und bringe meine Wertschätzung darüber zum Ausdruck, daß Ihr Besuch die positiven Ergebnisse von Nostra Aetate herausstellen möchte, jener Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils, deren 40. Jahrestag wir in diesem Jahr feiern. Ihren Besuch sehe ich als einen weiteren Schritt nach vorne in dem Prozeß zum Aufbau tieferer religiöser Beziehungen zwischen Katholiken und Juden. Es ist ein Weg, der durch Nostra Aetate und jene zahlreichen Formen der Begegnung, des Dialogs und der Zusammenarbeit neue Impulse und Kraft erhalten hat, die in den Prinzipien und im Geist dieses Dokuments gründen. Die Kirche bemüht sich unermüdlich darum, die Vision des Konzils von einer neuen Epoche besserer gegenseitiger Verständigung, Achtung und Solidarität zwischen uns zu verwirklichen.

Nostra Aetate hat sich als Meilenstein auf dem Weg der Versöhnung zwischen den Christen und dem jüdischen Volk erwiesen. Sie betont, daß »die Juden … von Gott geliebt sind um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich« (vgl. Nostra aetate, NAE 4).

Auch heute müssen wir Wege finden, jene Verpflichtung zu erfüllen, von der ich bei meinem jüngsten Besuch in der Kölner Synagoge gesprochen habe, um »den jungen Menschen die Fackel der Hoffnung weiterzureichen, die Juden wie Christen von Gott geschenkt worden ist, damit die Mächte des Bösen ›nie wieder‹ die Herrschaft erlangen und die künftigen Generationen mit Gottes Hilfe eine gerechtere und friedvollere Welt errichten können, in der alle Menschen das gleiche Bürgerrecht besitzen« (O.R. dt., Nr. 34, 26.8.2005, S. 13).

Unablässig blicken die Augen der Welt auf das Heilige Land, jenes Land, das Juden, Christen und Muslimen heilig ist. Bedauerlicherweise richtet sich unsere Aufmerksamkeit zu häufig auf Gewalt- und Terrorakte, die allen, die dort leben, tiefes Leid zufügen. Wir müssen weiterhin darauf bestehen, daß Religion und Friede eng miteinander verbunden sind.

Bei dieser Gelegenheit wende ich mich auch an die christlichen Gemeinschaften im Heiligen Land, lebendige Präsenz und Zeugnis seit den Anfängen der Christenheit und in allen Wechselfällen der Geschichte. Heute stehen diese Brüder und Schwestern im Glauben vor neuen und zunehmend größeren Herausforderungen. Es freut uns, daß die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Israel zu festeren und dauerhafteren Formen der Zusammenarbeit geführt haben, aber voller Hoffnung erwarten wir auch die Verwirklichung des »Grundlagenvertrags« [Fundamental Agreement] über die noch ausstehenden Fragen.

74 Liebe Oberrabbiner, als religiöse Führer tragen wir vor Gott große Verantwortung für die Lehre, die wir weitergeben, und die Entscheidungen, die wir treffen. Möge der Herr uns unterstützen im Dienst an der großen Aufgabe zur Förderung der Heiligkeit des menschlichen Lebens und zur Verteidigung der menschlichen Würde jeder Person, damit die Gerechtigkeit und der Friede in der Welt wachsen.

AN DIE TEILNEHMER AM INTERNATIONALEN KONGRESS ANLÄSSLICH DES 40. JAHRESTAGES DER VERÖFFENTLICHUNG DER DOGMATISCHEN KONSTITUTION "DEI VERBUM"

Freitag, 16. September 2005



Verehrte Kardinäle,
verehrte Brüder im Bischofs- und Priesteramt,
liebe Brüder und Schwestern!

Ganz herzlich begrüße ich euch alle, die ihr an diesem Kongreß über »Die Heilige Schrift im Leben der Kirche« teilnehmt, der auf Initiative der Katholischen Bibelföderation und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen mit der Absicht ausgerichtet wurde, an die Veröffentlichung der dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei Verbum vor 40 Jahren zu erinnern. Ich beglückwünsche euch zu dieser Initiative, bei der ihr euch mit einem der wichtigsten Dokumente des II. Vatikanischen Konzils befaßt.

Ich begrüße die Herren Kardinäle und Bischöfe, die ersten Zeugen des Wortes Gottes, die Theologen, die es erforschen, erklären und in die heutige Sprache übersetzen, die Hirten, die in ihm angemessene Lösungen für die Probleme unserer Zeit suchen. Von Herzen danke ich allen, die im Dienst der Übersetzung und Verbreitung der Bibel arbeiten und damit die Mittel bereitstellen, um ihre Botschaft zu erklären, zu lehren und auszulegen. In diesem Sinne gilt mein besonderer Dank der Katholischen Bibelföderation für ihre Tätigkeit, für die von ihr geförderte Bibelpastoral, für ihr treues Festhalten an den Weisungen des Lehramtes und für die geistige Offenheit im Hinblick auf die ökumenische Zusammenarbeit im Bereich der Bibel. Über die Anwesenheit der »brüderlichen Delegierten« der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften aus Ost und West beim Kongreß drücke ich meine tiefe Freude aus und grüße mit herzlicher Ehrerbietung die teilnehmenden Vertreter der großen Weltreligionen.

Die dogmatische Konstitution Dei Verbum, bei deren Erarbeitung ich Zeuge war, da ich an den mit ihr einhergehenden lebhaften Diskussionen als junger Theologe persönlich teilgenommen habe, beginnt mit einem bedeutungsvollen Satz: »Dei Verbum religiose audiens et fidenter proclamans, Sacrosancta Synodus…« - »Gottes Wort voll Ehrfurcht hörend und voll Zuversicht verkündend, [folgt] die Heilige Synode…«. Das sind Worte, mit denen das Konzil auf einen wesentlichen Aspekt der Kirche hinweist: Sie ist eine Gemeinschaft, die das Wort Gottes hört und verkündet. Die Kirche lebt nicht von sich selbst, sondern vom Evangelium und schöpft aus dem Evangelium immer aufs neue Orientierung für ihren Weg. Es ist ein Hinweis, den jeder Christ aufnehmen und auf sich selbst anwenden soll: Nur wer zuerst und vor allem auf das Wort Gottes hört, wird es dann auch verkünden können. Denn er soll ja nicht seine eigene Weisheit lehren, sondern die Weisheit Gottes, die in den Augen der Welt oft als Torheit erscheint (vgl. 1Co 1,23).

Die Kirche weiß nur allzu gut, daß Christus in den Heiligen Schriften lebt. Eben deshalb hat sie - wie die Konstitution unterstreicht - die Heiligen Schriften immer verehrt wie den Herrenleib selbst (vgl. Dei Verbum DV 21). In Anbetracht dessen beteuerte der hl. Hieronymus in einem vom Konzilsdokument wiedergegebenen Zitat mit Recht: Die Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen (vgl. Dei Verbum DV 25). Kirche und Wort Gottes sind untrennbar miteinander verbunden.

Die Kirche lebt vom Wort Gottes, und das Wort Gottes ertönt in der Kirche, in ihrer Lehre und in ihrem ganzen Leben (vgl. Dei Verbum DV 8). Deshalb erinnert uns der Apostel Petrus daran, »daß keine Weissagung der Schrift eigenmächtig ausgelegt werden darf; denn niemals wurde eine Weissagung ausgesprochen, weil ein Mensch es wollte, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben Menschen im Auftrag Gottes geredet« (2P 1,20f.).

Wir sind Gott dafür dankbar, daß in letzter Zeit auch dank des von der dogmatischen Konstitution Dei Verbum gesetzten Impulses die fundamentale Bedeutung des Wortes Gottes eine stärkere Aufwertung erfahren hat. Davon ist eine Erneuerung im Leben der Kirche ausgegangen, vor allem in der Verkündigung, in der Katechese, in der Theologie, in der Spiritualität und auch auf dem ökumenischen Weg. Die Kirche muß sich ständig erneuern und verjüngen, und das Wort Gottes, das niemals altert noch je versiegt, ist das bevorzugte Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. Denn es ist das Wort Gottes, das uns durch den Heiligen Geist immer wieder in die ganze Wahrheit führt (vgl. Jn 16,13).

75 In diesem Zusammenhang möchte ich vor allem an die alte Tradition der »Lectio divina« erinnern und sie empfehlen: Das vom Gebet begleitete aufmerksame Lesen der Heiligen Schrift führt zu jenem vertrauten Gespräch, in dem man beim Lesen Gott sprechen hört und ihm im Gebet antwortet, während sich das Herz vertrauensvoll öffnet (vgl. Dei Verbum DV 25). Wenn diese Praxis wirksam gefördert wird, wird sie - davon bin ich überzeugt - der Kirche einen neuen geistlichen Frühling schenken. Als fester Bezugspunkt der Bibelpastoral muß die »Lectio divina« daher weiter gefördert werden, auch durch die Anwendung sorgfältig überlegter neuer, zeitgemäßer Methoden. Es darf dabei niemals vergessen werden, daß das Wort Gottes unseren Füßen eine Leuchte und ein Licht auf unserem Weg ist (vgl. Ps 119,105).

Während ich den Segen Gottes auf eure Arbeit, auf eure Initiativen und auf den Kongreß, an dem ihr teilnehmt, herabrufe, schließe ich mich dem Wunsch an, der euch beseelt: Daß sich das Wort des Herrn ausbreiten möge (vgl. 2Th 3,1) bis an die Grenzen der Erde, damit durch die Heilsbotschaft die ganze Welt im Hören glaubt, im Glauben hofft und in der Hoffnung liebt (vgl. Dei Verbum DV 1). Herzlichen Dank!

AN DIE TEILNEHMER AN DER STUDIENTAGUNG DER IM VERGANGENEN JAHR ERNANNTEN BISCHÖFE


Castelgandolfo

Montag, 19. September 2005



Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

Mit großer Zuneigung begrüße ich euch mit dem Wunsch des auferstandenen Christus an die Apostel: »Friede sei mit euch!« Zu Beginn eures bischöflichen Dienstes seid ihr zum Grab des hl. Petrus gepilgert, um den Glauben zu stärken, um über eure Verantwortung als Nachfolger der Apostel nachzudenken und eure Gemeinschaft mit dem Papst zu bekunden.

Die Studientage für die neuernannten Bischöfe sind mittlerweile zur Tradition geworden und bieten euch die Gelegenheit, über einige wichtige Aspekte des Bischofsamtes im brüderlichen Austausch der Gedanken und Erfahrungen nachzudenken. Diese Tagung findet statt im Rahmen der Initiativen zur ständigen Weiterbildung des Bischofs, wie sie im Apostolischen Schreiben Pastores gregis gewünscht wurde. Wenn aus vielerlei Gründen vom Bischof eine engagierte Fortbildung gefordert wird, ist es um so nötiger, daß er zu Beginn seiner Sendung die Möglichkeit hat, in angemessenem Umfang die vor ihm liegenden Herausforderungen und Probleme zu bedenken. Diese Tage geben euch auch die Möglichkeit, euch persönlich kennenzulernen und konkret jene kollegiale Verbundenheit zu erleben, die euren Dienst beseelen soll.

Ich danke Kardinal Giovanni Battista Re, daß er mir gegenüber eure Empfindungen zum Ausdruck gebracht hat. Herzlich begrüße ich Erzbischof Antonio Vegliò, den Sekretär der Kongregation für die Orientalischen Kirchen, und ich freue mich, daß die Bischöfe des orientalischen Ritus zusammen mit ihren Mitbrüdern des lateinischen Ritus an dieser Initiative teilnehmen, auch wenn natürlich einige besondere Versammlungen im genannten Dikasterium für die Orientalischen Kirchen vorgesehen sind.

Schon bei euren ersten Schritten im bischöflichen Dienst ist euch bewußt geworden, wie notwendig das demütige Gottvertrauen und die apostolische Kühnheit sind, die aus dem Glauben und aus dem Verantwortungssinn des Bischofs hervorgehen. Das wußte auch der Apostel Paulus, der angesichts seiner seelsorglichen Arbeit seine Hoffnung allein auf den Herrn setzte und anerkannte, daß seine Kraft allein von Ihm kam. So schrieb er: »Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt« (Ph 4,13). Jeder von euch, liebe Brüder, soll sich dessen gewiß sein, daß er in der Ausübung seines Amtes nie allein ist, weil ihm der Herr mit seiner Gnade und Gegenwart nahe ist, wie uns die dogmatische Konstitution Lumen gentium ins Gedächtnis ruft, in der die Gegenwart Christi, des Erlösers, in der Person und in den Amtshandlungen des Bischofs bekräftigt wird (vgl. LG 21).

Unter euren Aufgaben möchte ich die als Lehrer des Glaubens besonders herausstellen. Die Verkündigung des Evangeliums liegt der Kirche und ihrer Entfaltung in der Welt zugrunde wie auch dem Wachstum der Gläubigen im Glauben. Die Apostel waren sich der vorrangigen Bedeutung dieses Dienstes voll bewußt: Um sich ganz dem Dienst am Wort widmen zu können, erwählten sie Diakone und übertrugen ihnen die karitativen Aufgaben (vgl. Ac 6,2-4). Als Nachfolger der Apostel seid ihr, liebe Mitbrüder, »doctores fidei«, wahre Lehrer des Glaubens, die dem Volk den Glauben, den es anzunehmen und zu leben gilt, mit der gleichen Autorität wie Christus verkünden. Die Gläubigen, die eurer pastoralen Fürsorge anvertraut sind, sollt ihr zur Wiederentdeckung der Freude am Glauben führen, jener Freude, persönlich geliebt zu werden von Gott, der seinen Sohn Jesus für unser Heil hingegeben hat. Wie ihr sehr gut wißt, besteht der Glaube vor allem darin, sich Gott, der uns persönlich kennt und liebt, hinzugeben und die in Christus geoffenbarte Wahrheit anzunehmen in jener Haltung der Zuversicht, die uns dazu bewegt, dem Offenbarer des Vaters Vertrauen zu schenken. Er liebt uns trotz unserer Schwächen und Sünden, und diese Liebe verleiht unserem Leben und dem Leben der Welt Sinn.

Die Antwort an Gott setzt jenen inneren Weg voraus, der den Glaubenden zur Begegnung mit dem Herrn führt. Eine solche Begegnung ist nur möglich, wenn der Mensch sein Herz für Gott zu öffnen vermag, denn Gott spricht in der Tiefe des Gewissens. Dies wiederum erfordert Innerlichkeit, Stille, Wachsamkeit. Ich lade euch ein, diese inneren Haltungen nicht nur bei euch selbst zu pflegen, sondern sie auch euren Gläubigen zu empfehlen. Dazu sollt ihr euch darum bemühen, geeignete Initiativen an Orten und zu Zeiten ins Leben zu rufen, die bei der Entdeckung der vorrangigen Bedeutung des spirituellen Lebens helfen können.

76 In diesem Jahr habe ich am Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus der Kirche das Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche übergeben. Es ist eine treue und zuverlässige Zusammenfassung des längeren, zuvor herausgegebenen Textes. Heute übergebe ich diese beiden grundlegenden Dokumente des Glaubens der Kirche in geistiger Weise einem jeden von euch, damit sie ein Bezugspunkt für eure Lehre und Zeichen der von uns gelebten Glaubensgemeinschaft seien. Der im Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche verwendete Dialogstil und die Verwendung von Bildern wollen jedem Gläubigen helfen, sich persönlich mit dem Ruf Gottes, der im Gewissen widerhallt, auseinanderzusetzen, um ein inniges, persönliches Gespräch mit Ihm aufzunehmen - ein Gespräch, das sich im liturgischen Gebet auf die Gemeinde ausweitet und in Formeln und Riten zum Ausdruck gebracht wird. Sie besitzen eine ihnen eigene Schönheit, die die Betrachtung der göttlichen Geheimnisse fördert. So wird die »lex credendi« zur »lex orandi«.

Ich ermahne euch, euren Priestern nahe zu sein, wie auch den vielen Katecheten eurer Diözesen, die euch in eurem Amt unterstützen: Zu einem jeden von ihnen gelange durch euch mein Gruß und meine Ermutigung. Setzt euch dafür ein, daß das bald zu Ende gehende Jahr der Eucharistie im Herzen der Gläubigen den Wunsch hinterläßt, ihr ganzes Dasein immer tiefer in der Eucharistie zu verankern. Die Eucharistie sei auch für euch die inspirierende Kraft eures Hirtenamtes. Auch die Art und Weise, wie der Bischof die Messe feiert, nährt den Glauben und die Frömmigkeit seiner Priester und Gläubigen. Und als »erster Spender der Geheimnisse Gottes« ist jeder Bischof in seiner Diözese für die Eucharistie verantwortlich, das heißt er hat den Auftrag, über die würdige, rechte Feier der Eucharistie zu wachen und die eucharistische Verehrung zu fördern. Besonders muß der Bischof für die Teilnahme der Gläubigen an der sonntäglichen Meßfeier Sorge tragen, denn in ihr erklingt das Wort des Lebens, und Christus selbst ist unter den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig. Zudem ermöglicht die Messe den Gläubigen auch eine Verstärkung der gemeinschaftlichen Bedeutung des Glaubens.

Liebe Mitbrüder! Habt großes Vertrauen in die Gnade, und bemüht euch, dieses Vertrauen auch euren Mitarbeitern zu übermitteln, damit die kostbare Perle des Glaubens stets ihren Glanz behalte und in ihrer Reinheit bewahrt, verteidigt und weitergegeben werde. Auf jeden von euch und auf eure Diözesen rufe ich den Schutz Marias herab und erteile einem jeden von Herzen meinen Segen.


AN DEN NEUEN BOTSCHAFTER DER REPUBLIK MEXIKO BEIM HL. STUHL, LUIS FELIPE BRAVO MENA

Freitag, 23. September 2005



Herr Botschafter!

Mit Freude empfange ich Sie zu dieser feierlichen Amtshandlung, bei der Sie mir das Beglaubigungsschreiben überreichen, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Mexiko beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Während ich Sie herzlich willkommen heiße, danke ich Ihnen für die liebenswürdigen Worte, die Sie an mich gerichtet haben, sowie für den ehrerbietigen Gruß von Herrn Präsident Vicente Fox, den ich gern erwidere, indem ich Sie bitte, ihm meine besten Wünsche des Friedens und Wohlergehens für das ganze mexikanische Volk zu übermitteln.

Seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Mexiko und dem Heiligen Stuhl im Jahr 1992 hat es in einem Klima gegenseitiger Achtung und Zusammenarbeit bemerkenswerte Forschritte gegeben, die beiden Seiten zugute kommen.

Das ermutigt dazu, nach dem Prinzip der Eigenautonomie und der jeweiligen Zuständigkeiten die Arbeit fortzusetzen, wobei das vorrangige Ziel die ganzheitliche Förderung der Menschen sein muß, die Bürger der Nation und mehrheitlich Söhne und Töchter der katholischen Kirche sind.

In diesem Sinne ist, wie Sie hervorgehoben haben, ein säkularer demokratischer Staat einer, der die Religionsausübung seiner Bürger ohne Bevorzugungen oder Zurücksetzungen schützt. Auf der anderen Seite hält die Kirche daran fest, daß sie in den modernen demokratischen Gesellschaften volle Religionsfreiheit genießen kann und muß.

In einem säkularen Staat sind es die Bürger, die bei der Wahrnehmung ihrer Freiheit dem sozialen Leben einen entscheidenden religiösen Sinn geben.

Außerdem muß ein moderner Staat der Freiheit der Bürger und auch der von ihnen gewählten Religionsausübung dienen und sie ohne jede Beeinträchtigung oder Behinderung schützen, wie es viele Dokumente des kirchlichen Lehramtes und erst kürzlich die mexikanischen Bischöfe in dem Schreiben »Für eine glaubwürdige Religionsfreiheit in Mexiko« formuliert haben. Darin heißt es: »Es handelt sich nicht um ein Recht der Kirche als Institution, es handelt sich um ein Menschenrecht jeder Person, jedes Volkes und jeder Nation« (10.8.2005).

77 Angesichts des zunehmenden Laizismus, der das religiöse Leben der Bürger auf die Privatsphäre, ohne jede Äußerung in Gesellschaft und Öffentlichkeit, zu beschränken trachtet, weiß die Kirche nur zu gut, daß die christliche Botschaft die Grundprinzipien jedes Zusammenlebens stärkt und erleuchtet: das geheiligte Geschenk des Lebens, die Würde der menschlichen Person, verbunden mit der Gleichheit und Unverletzlichkeit ihrer Rechte, den unverzichtbaren Wert von Ehe und Familie, die mit anderen Formen menschlicher Partnerschaften weder gleichgesetzt noch verwechselt werden dürfen.

Die Institution der Familie benötigt dringend besondere Unterstützung, da ihre Lebenskraft und ihre fundamentale Rolle wie in anderen Ländern auch in Mexiko allmählich schwindet. Grund dafür ist nicht nur der kulturelle Wandel, sondern auch das Phänomen der Auswanderung mit den damit einhergehenden schwerwiegenden Folgen verschiedenster Art, vor allem für die Frauen, die Kinder und die Jugendlichen.

Besondere Aufmerksamkeit verdient das Problem des Drogenhandels, der der Gesellschaft schweren Schaden zufügt. Diesbezüglich sind die unablässigen Anstrengungen anzuerkennen, die vom Staat und einigen sozialen Organisationen im Kampf gegen diese schreckliche Plage, die die öffentliche Sicherheit und Gesundheit gefährdet, bisher unternommen wurden.

Dabei darf nicht vergessen werden, daß eine der Wurzeln des Problems die große wirtschaftliche Ungleichheit ist, die einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung keine gerechte Entwicklung ermöglicht; viele Jugendliche werden die ersten Opfer der Drogenabhängigkeit oder lassen sich mit der Verlockung, leicht zu Geld zu kommen, zum Drogenhandel oder zum organisierten Verbrechen verführen.

Darum ist es dringend nötig, alle Kräfte zu vereinen, um dieses Übel durch die Verbreitung der authentischen menschlichen Werte und den Aufbau einer echten Kultur des Lebens zu beseitigen. Die Kirche bietet auf diesem Gebiet ihre volle Mitarbeit an.

Wenn man sich die Geschichte Mexikos ansieht, bemerkt man die große Vielzahl seiner indigenen Völker, die sich durch die Jahrhunderte um die Bewahrung ihrer alten Werte und Traditionen bemüht haben.

Wie mein geliebter Vorgänger Papst Johannes Paul II. bei der Heiligsprechung des Indio Juan Diego in der Basilika von Guadalupe sagte: »Mexiko braucht seine Ureinwohner, und die Ureinwohner brauchen Mexiko!« (31. Juli 2002; O.R. dt., Nr. 34, 23.8.2002, S. 11,4).

In der Tat gilt es heute mehr denn je, ihre Integration zu fördern, und zwar unter Achtung ihrer Bräuche und der Organisationsformen ihrer Gemeinschaften, was ihnen die Entwicklung ihrer eigenen Kultur erlaubt und sie dazu befähigt, sich den Herausforderungen der globalisierten Welt zu öffnen, ohne deshalb ihre Identität aufzugeben.

Darum ermutige ich die Verantwortlichen der staatlichen Institutionen, ausgehend von einer tatsächlichen Rechtsgleichheit, die aktive Beteiligung der Ureinwohner am Weg und Fortschritt des Landes zu fördern. Es ist ein gerechtes und unverzichtbares Bestreben, dessen Verwirklichung den Frieden sicherstellen soll, der Frucht der Gerechtigkeit sein muß.

Ich kann nicht umhin, auch die nächsten Wahlen von 2006 anzusprechen, die eine Gelegenheit und eine Herausforderung darstellen, um die bedeutsamen Fortschritte in der Demokratisierung des Landes zu festigen. Es ist zu hoffen, daß der Wahlverlauf zu einer weiteren Stärkung der demokratischen Ordnung dadurch beiträgt, daß er sie entschlossen auf die Entwicklung politischer Maßnahmen ausrichtet, die sich am Gemeinwohl und an der uneingeschränkten Förderung aller Bürger inspirieren und dabei besonders die Schwächsten und Schutzlosesten berücksichtigen.

Darauf haben die Bischöfe Mexikos in ihrer Botschaft vor Beginn der Wahl hingewiesen. Der Titel der Botschaft: »Stärkung der Demokratie durch Wiederherstellung des Vertrauens der Bürger« benennt sehr treffend die Erfordernisse der jetzigen Zeit.

78 Gewiß muß sich die politische Arbeit in Mexiko zunehmend als ein wirksamer Dienst an der Nation mit dem Ziel erweisen, die notwendigen Voraussetzungen zu fördern und zu gewährleisten, damit die Bürger ihr Leben unter den bestmöglichen Bedingungen entfalten können. Es gilt, die Achtung vor der Wahrheit, den Willen zur Pflege des Gemeinwohls, die Verteidigung der Freiheit, die Gerechtigkeit und das Zusammenleben im Rahmen des Rechtsstaates zu stärken. Es ist ein umfassender Prozeß, durch den sich die Völker in ihrer Mitverantwortung für die Demokratie üben.

Von hohem Wert sind daher die Anstrengungen der Regierung, aber auch die vieler ziviler und religiöser Einrichtungen, Universitäten und Vereinigungen, die sich die Stärkung einer Kultur der Mitwirkung in der mexikanischen Gesellschaft zum Ziel setzen.

Der Zusammenhalt des sozialen Gefüges wird auch gestärkt, wenn man den Völkern hohe Ziele vor Augen stellt und die Mittel zu deren Erfüllung für sie erreichbar macht. Deshalb ist es im demokratischen Bereich dringend nötig, die Errichtung von Zentren für ethische und politische Bildung zu fördern, wo diejenigen, die sich dem Dienst an allen Bürgern widmen wollen, die ihnen obliegenden Rechte und Pflichten lernen und sich aneignen.

Herr Botschafter, zum Abschluß dieser angenehmen Begegnung heiße ich Sie und Ihre werte Familie nochmals herzlich willkommen und spreche die besten Wünsche aus für die Erfüllung des Amtes, das Sie nun zum Vorteil der bestehenden guten Beziehungen zwischen Mexiko und dem Heiligen Stuhl antreten. Ich bitte inständig Unsere Liebe Frau von Guadalupe, daß sie das geliebte mexikanische Volk schütze, damit es auf den Wegen der Solidarität und des Friedens weiter voranschreite.


ANSPRACHE 2005 71