ANSPRACHE 2005 123

123 Du, die du zu Pfingsten zusammen mit den Aposteln im Gebet um die Gabe des Heiligen Geistes für die im Entstehen begriffene Kirche gefleht hast, hilf uns auszuharren in der treuen Nachfolge Christi. Auf dich richten wir vertrauensvoll unseren Blick, als »Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes bis zur Ankunft des Tages des Herrn« (Lumen gentium LG 68).

Zu dir, Maria, flehen die Gläubigen in aller Welt mit inständigem Gebet darum, daß du, im Himmel über die Engel und Heiligen erhöht, bei deinem Sohn für uns Fürbitte einlegst, »bis alle Völkerfamilien, mögen sie den christlichen Ehrennamen tragen oder ihren Erlöser nicht kennen, in Friede und Eintracht glückselig zum einen Gottesvolk versammelt werden, zur Ehre der heiligsten und ungeteilten Dreifaltigkeit« (ebd., 69). Amen!

AN EINE DELEGATION DES WELTRATES DER METHODISTEN

Freitag, 9. Dezember 2005



Lieber Bischof Mbang,
liebe Freunde in Christus!

Mit großer Freude begrüße ich euch, die Vertreter des Weltrates der Methodisten, und danke euch für euren Besuch. Meine tiefe Dankbarkeit gilt den Vertretern der Methodisten für ihre Anwesenheit und Unterstützung im Gebet beim Begräbnis von Papst Johannes Paul II. und beim feierlichen Gottesdienst zu Beginn meines Pontifikats.

In dieser Woche ist es genau 40 Jahre her, daß sich Papst Paul VI. am Ende des II. Vatikanischen Konzils an die ökumenischen Beobachter wandte. Bei dieser Begegnung brachte er seine Hoffnung zum Ausdruck, daß die Unterschiede zwischen den Christen »langsam, schrittweise, mit Offenheit und Hochherzigkeit« überwunden werden könnten. Nun dürfen wir über die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Katholiken und Methodisten und über den geduldigen und beständigen Dialog, den wir führen, nachdenken. In der Tat gibt es vieles, für das wir heute danken können.

Seit 1967 hat sich unser Dialog mit grundlegenden theologischen Themen wie Offenbarung und Glaube, Tradition und Lehramt in der Kirche auseinandergesetzt. Aspekte, in denen wir uns voneinander unterscheiden, sind aufrichtig und offen behandelt worden. Unsere Bemühungen zeigten auch ein hohes Maß an Übereinstimmung und sind der Reflexion und des eingehenden Studiums wert. Unser Dialog und die zahlreichen Wege, auf denen Katholiken und Methodisten sich besser kennengelernt haben, erlaubten uns, gemeinsam das »wertvolle Erbe des Christentums« zu erkennen. Diese Erkenntnis hat uns verschiedentlich ermöglicht, in einer zunehmend säkularisierten Welt mit gemeinsamer Stimme über soziale und ethische Fragen zu sprechen.

Ermutigend ist die Initiative, die zur Zustimmung der Mitgliedskirchen des Weltrates der Methodisten zu der 1999 von der katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund unterzeichneten Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre führen könnte. Sollte der Weltrat der Methodisten seine Absicht zum Ausdruck bringen, sich der Gemeinsamen Erklärung anzuschließen, würde er zu jener Heilung und Versöhnung beitragen, die wir aufrichtig wünschen, und somit einen bedeutenden Schritt in Richtung des erklärten Ziels der vollen und sichtbaren Einheit im Glauben unternehmen.

Liebe Freunde, unter der Führung des Heiligen Geistes und eingedenk des großen und immerwährenden Erbarmens Gottes in der Welt wollen wir danach streben, zusammen den Einsatz für das Wort Gottes, das Zeugnis und das gemeinsame Gebet zu fördern. Während wir uns im Herzen und im Geist darauf vorbereiten, den Herrn in dieser Adventszeit aufzunehmen, erbitte ich Gottes reichen Segen für euch wie für alle Methodisten in der ganzen Welt.

AN DIE PERSONEN DES GEWEIHTEN LEBENS DER DIÖZESE ROM

Audienzenhalle

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Samstag, 10. Dezember 2005



Herr Kardinal,
verehrte Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt,
liebe Brüder und liebe Schwestern!

Es ist mir eine große Freude, euch heute in der geistlichen Atmosphäre des Advents zu treffen, während wir uns auf das Weihnachtsfest vorbereiten. Von Herzen begrüße ich jeden von euch, Ordensbrüder und Ordensschwestern, Mitglieder der Säkularinstitute und der Gemeinschaften der neuen Formen des geweihten Lebens, die ihr in der Diözese Rom lebt, wo ihr einen äußerst wertvollen Dienst leistet und euch dabei gut in die verschiedenen sozialen und pastoralen Umfelder einfügt. Und ich danke euch von Herzen für diesen Dienst. Einen besonderen Gruß richte ich an diejenigen, die in den Klöstern der kontemplativen Orden leben und die geistlich mit uns verbunden sind. Ebenso grüße ich die Personen des geweihten Lebens, die aus Afrika, Lateinamerika oder Asien kommen und in Rom studieren oder hier einen Abschnitt ihres Lebens verbringen, und die sich ebenso aktiv an der Sendung der Kirche in der Stadt Rom beteiligen.

Einen brüderlichen Gruß richte ich an Kardinal Camillo Ruini, dem ich für die Worte danke, die er im Namen von euch allen an mich gerichtet hat. Schon immer war die Anwesenheit von Männern und Frauen des geweihten Lebens in der Kirche von Rom sehr wertvoll, auch weil sie auf besondere Weise die Einheit und Universalität des Gottesvolkes bezeugen. Ich danke euch für eure Arbeit im Weinberg des Herrn und für euer Engagement gegenüber den Herausforderungen, die die heutige Kultur an die Evangelisierungsarbeit in einer inzwischen kosmopolitisch gewordenen Metropole wie der unseren richtet.

Das vielschichtige gesellschaftliche und kulturelle Umfeld unserer Stadt, in dem ihr wirkt, verlangt von euch über die ständigen Aufmerksamkeit für die Probleme vor Ort hinaus eine mutige Treue zum Charisma, das euch auszeichnet. Von seinen ersten Anfängen an kennzeichnete nämlich die Sehnsucht nach Gott das geweihte Leben: »quaerere Deum«. Euer vorrangiger und höchster Wunsch soll daher sein, zu bezeugen, daß man auf Gott hören und ihn mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft mehr als jeden anderen Menschen und jede andere Sache lieben muß. Besonders in unserer Zeit mit ihrer großen Abwesenheit Gottes ist es äußerst wichtig, Gott an erste Stelle zu setzen. Habt keine Angst, euch auch äußerlich sichtbar als geweihte Menschen zu zeigen, und versucht, eurer Zugehörigkeit zu Christus, dem verborgenen Schatz, für den ihr alles verlassen habt, auf jede Weise Ausdruck zu verleihen. Macht euch das bekannte Leitwort des hl. Benedikt zu eigen: »Der Liebe zu Christus nichts vorziehen«.

Sicher, ihr steht heute durch euren Einsatz an verschiedenen Fronten vielen Herausforderungen und Schwierigkeiten gegenüber. In euren Ordenshäusern und Werken des Apostolats seid ihr in die Pastoralpläne der Diözese integriert und arbeitet - wie Kardinal Ruini gesagt hat - in den verschiedenen Bereichen der Pastoral mit, was auch der Vermittlungsfunktion zu verdanken ist, die die Vertretungsorgane des geweihten Lebens ausüben, wie die Vereinigung der Generaloberen Italiens und die Union der Generaloberinnen von Italien, die Säkularinstitute sowie der Ordo Virginum. Geht diesen Weg weiter und seid dabei standhaft in der Treue zu den Verpflichtungen, die ihr übernommen habt, zum Charisma eures Instituts und den Weisungen der Ortskirche. Eine solche Treue ist, wie ihr wißt, dann möglich, wenn man in den kleinen, aber unverzichtbaren Dingen des täglichen Lebens treu ist. Das bedeutet vor allem Treue zum Gebet und zum Hören auf das Wort Gottes; Treue zum Dienst an den Männern und Frauen unserer Zeit, wie es eurem jeweiligen Charisma entspricht; Treue zur Lehre der Kirche, angefangen bei der Lehre über das geweihte Leben; Treue zu den Sakramenten der Versöhnung und der Eucharistie, die uns in schwierigen Lebenssituationen Tag für Tag Halt geben.

Auch das Gemeinschaftsleben ist ein grundlegender Bestandteil eurer Mission. Indem ihr euch um den Aufbau brüderlicher Gemeinschaften bemüht, zeigt ihr, daß sich durch das Evangelium auch die zwischenmenschlichen Beziehungen ändern können, daß die Liebe keine Utopie ist, sondern im Gegenteil der Schlüssel zum Aufbau einer brüderlicheren Welt. In der Apostelgeschichte wird nach der Beschreibung des brüderlichen Lebens, das in der Gemeinschaft der Christen verwirklicht wurde, beinahe als logische Schlußfolgerung folgende Tatsache hervorgehoben: »Das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer« (Ac 6,7). Die Verbreitung des Wortes ist der Segen, den der Herr der Ernte derjenigen Gemeinschaft spendet, die sich ernsthaft um ein Anwachsen der Liebe im brüderlichen Leben bemüht.

Liebe Brüder und Schwestern, die Kirche braucht euer Zeugnis, sie braucht ein geweihtes Leben, das sich mit Mut und Kreativität den Herausforderungen der Gegenwart stellt. Angesichts des zunehmenden Hedonismus ist von euch das mutige Zeugnis der Keuschheit gefordert, als Ausdruck eines Herzens, das die Schönheit und den Preis der Liebe Gottes kennt. Angesichts des Profitdenkens, das heute weite Kreise beherrscht, rufen euer genügsames Leben und eure Bereitschaft zum Dienst an den Notleidenden die Tatsache in Erinnerung, daß Gott der wahre und unvergängliche Reichtum ist. Angesichts von Individualismus und Relativismus, die die Menschen dazu verleiten, sich nur an sich selbst zu orientieren, zeigt euer gemeinschaftliches Leben in der Fähigkeit, sich aufeinander abzustimmen, und damit auch in der Fähigkeit zum Gehorsam, daß ihr eure Selbstverwirklichung in die Hände Gottes legt. Wie sollte man sich nicht wünschen, daß die Kultur der evangelischen Räte, die die Kultur der Seligpreisungen ist, in der Kirche wachsen möge, um das Leben und das Zeugnis des christlichen Volkes zu stärken?

Gemäß dem Konzilsdekret Perfectae caritatis, dessen 40. Jahrestag seiner Veröffentlichung wir in diesem Jahr begehen, rufen die geweihten Personen »allen Christgläubigen jenen wunderbaren Ehebund in Erinnerung, den Gott begründet hat und der erst in der kommenden Welt ganz offenbar wird, den Ehebund der Kirche mit Christus, ihrem einzigen Bräutigam« (PC 12). Die geweihte Person lebt in ihrer Zeit, aber ihr Herz führt sie über das Zeitliche hinaus, und sie zeigt dem heutigen Menschen, der oft von den Dingen dieser Welt eingenommen ist, daß seine wahre Bestimmung Gott selbst ist.

125 Danke, liebe Brüder und Schwestern, für den Dienst, den ihr dem Evangelium leistet, für eure Liebe zu den Armen und Leidtragenden, für eure Bemühungen auf dem Gebiet von Erziehung und Kultur, für das unablässige Gebet, das aus den Klöstern aufsteigt, für die vielen verschiedenen Aktivitäten, denen ihr nachgeht. Die allerseligste Jungfrau Maria, Vorbild des geweihten Lebens, möge euch begleiten und euch beistehen, damit ihr für alle Menschen ein »prophetisches Zeichen « des Himmelreiches sein könnt. Ich versichere euch meines Gedenkens im Gebet und segne euch alle von Herzen.

AN DIE MITGLIEDER DES GEMISCHTEN KOORDINATIONSKOMITEES DER INTERNATIONALEN KOMMISSION FÜR DEN


THEOLOGISCHEN DIALOG ZWISCHEN DER KATHOLISCHEN KIRCHE UND DER ORTHODOXEN KIRCHE IN IHRER GESAMTHEIT

Donnerstag, 15. Dezember 2005




Liebe Brüder in Christus!

Ich heiße euch im Namen des Herrn willkommen und freue mich über unsere brüderliche Begegnung. In dieser liturgischen Zeit der frohen Erwartung der Geburt des Herrn wird durch eure Anwesenheit unsere Freude noch größer. Ihr laßt in mir die Erinnerung lebendig werden an die von euch vertretenen Kirchen und an die ganze orthodoxe Welt.

Ebenfalls freue ich mich über das Treffen des gemischten Koordinationskomitees der Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche in ihrer Gesamtheit, das ein Zeichen ist für den Wunsch, den Dialog, der im Laufe der vergangenen Jahre auf erhebliche innere und äußere Schwierigkeiten gestoßen ist, wieder aufzunehmen und fortzusetzen.

Diese Wiederaufnahme des Dialogs erfolgt nach einem Abkommen innerhalb der Orthodoxie, über das die katholische Kirche durch Seine Heiligkeit Bartholomaios I. informiert worden ist. Daher kommt ihr besondere Bedeutung zu, und sie stellt eine große Verantwortung dar, da es darum geht, den Willen des Herrn zu tun, nach dem seine Jünger eine einträchtige Gemeinschaft bilden und gemeinsam Zeugnis ablegen sollen von der brüderlichen Liebe, die vom Herrn kommt.

In dieser neuen Phase des Dialogs müssen zwei Aspekte gemeinsam ins Auge gefaßt werden: Zum einen müssen die noch bestehenden Unterschiede beseitigt werden, und zum anderen muß das Hauptanliegen darin bestehen, alles zu tun für die Wiederherstellung der vollen Einheit, die ein wesentliches Gut ist für die Gemeinschaft der Jünger Christi, wie das vorbereitende Dokument zu euren Arbeiten betont.

Ziel der vollen Gemeinschaft ist eine Gemeinschaft in Wahrheit und Liebe. Wir dürfen uns nicht damit begnügen, in Zwischenstadien stehenzubleiben, sondern wir müssen unermüdlich, mit Mut, klarem Blick und Demut den Willen Christi suchen, auch wenn dieser nicht unserem nur menschlichen Vorhaben entspricht.

Die Verwirklichung der vollen Einheit der Kirche und die Versöhnung unter den Christen können wir nur um den Preis der Unterwerfung unseres eigenen Willens unter den Willen des Herrn erlangen. In diese Aufgabe müssen die Hirten, die Theologen und unsere Gemeinschaften in ihrer Gesamtheit eingebunden werden, entsprechend der Rolle jedes einzelnen.

Um auf dem Weg der Einheit voranzuschreiten, reichen unsere schwachen Kräfte nicht aus. Wir müssen durch immer inständigeres Gebet den Herrn um Hilfe bitten, denn die Einheit ist in erster Linie ein Geschenk Gottes (vgl. Dekret Unitatis Redintegratio UR 24), während gleichzeitig alle Christen zum gemeinsamen Gebet aufgefordert sind, als »höchst wirksames Mittel, um die Gnade der Einheit zu erflehen« (UR 8).

Außerdem riet das Dekret Unitatis Redintegratio zum gegenseitigen Kennenlernen (vgl. UR 9) und zum Dialog, wobei dieser »mit Wahrheitsliebe, mit Liebe und Demut« erfolgen muß, damit die Reinheit der Lehre erhalten bleibt (UR 11). Die Hirten, die das Verdienst haben, den Dialog in Gang gesetzt zu haben, Seine Heiligkeit Papst Johannes Paul II. und Seine Heiligkeit Dimitrios I., Patriarch von Konstantinopel, haben durch die gemeinsame Erklärung, mit der sie ihn begonnen haben, einen Weg eingeschlagen, den wir nun fortsetzen müssen, um ihn zu Ende zu führen.

126 Dadurch, daß der Dialog uns der vollen Gemeinschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen näherbringt, wird er »auch zu dem vielseitigen Dialog beitragen, der sich in der christlichen Welt zur Suche nach ihrer Einheit entwickelt« (Gemeinsame Erklärung, 30.11.1979; in O.R. dt., Nr. 49, 7.12.1979, S.1).

Ich danke euch für euer Engagement bei der Suche nach konkreten Wegen, auf denen der Dialog zwischen Katholiken und Orthodoxen fortschreiten kann, und versichere euch meines inständigen Gebets. Außerdem wünsche ich euch ein gesegnetes Weihnachtsfest. Möge das neue Jahr euch mit Gottes Segen erfüllen und eine Gnadenzeit sein für den Weg zur vollen Einheit.

AN DIE STUDENTEN DER UNIVERSITÄTEN ROMS UND LATIUMS AM SCHLUSS DER VORWEIHNACHTLICHEN EUCHARISTIEFEIER

Petersdom

Donnerstag, 15. Dezember 2005



Verehrte Brüder,
sehr geehrte Vertreter des akademischen Lehrpersonals,
liebe Studenten!

Mit großer Freude grüße ich euch alle ganz herzlich am Ende der traditionellen vorweihnachtlichen Eucharistiefeier für die Studenten der römischen Hochschulen, die meinem verehrten Vorgänger Johannes Paul II. so sehr am Herzen lag. An erster Stelle grüße ich den Kardinalvikar, der der heiligen Messe vorgestanden hat, und mit ihm auch die anderen hier anwesenden Priester. Liebe Freunde, jedem von euch danke ich, daß er die Einladung zu diesem Treffen angenommen hat, insbesondere gilt mein Dank dem Minister für Bildung, Universität und Wissenschaft sowie den Rektoren der Hochschulen Roms und Italiens, den Leitern der Musikhochschulen, den Universitätsseelsorgern und den Studentendelegationen aus verschiedenen europäischen und afrikanischen Ländern. Ferner freue ich mich, bei dieser Gelegenheit auch die Teilnehmer des Weltkongresses der Pastoral für ausländische Studenten, der vom Päpstlichen Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs veranstaltet wird, zu empfangen. Alle heiße ich herzlich willkommen.

Gerne nehme ich die Gelegenheit wahr, meine aufrichtige Freude über die zunehmende Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen römischen Hochschulen auszudrücken. Möget ihr, liebe Freunde, die Reflexion über den neuen Humanismus gemeinsam fortsetzen, unter Berücksichtigung der großen Herausforderungen der heutigen Zeit und in dem Bemühen, Glaube und Kultur auf harmonische Weise zu verbinden. Wie notwendig ist doch in diesem Augenblick der Geschichte eine gewissenhafte, tiefergehende Suche auf kulturellem und spirituellem Gebiet! Mit Freude habe ich auch erfahren, daß die fünf medizinischen Fakultäten der Stadt übereingekommen sind, auf einigen Gebieten über die Themen des Lebens zusammenzuarbeiten. Im Hinblick auf die Pastoral begrüße ich die Entscheidung, das Thema der Weitergabe des Glaubens durch eine Ausbildung zu vertiefen, in die sowohl Studenten wie Dozenten einbezogen sind. Möget ihr, liebe Jugendliche, die ich so zahlreich hier versammelt sehe, voll Freude euren Weg der christlichen Bildung gehen und ihn mit den täglichen Bemühungen zur Vertiefung der Kenntnisse eurer jeweiligen akademischen Studiengänge verbinden. Die Schönheit, in Christus den Meister des Lebens gefunden zu haben, soll neu entdeckt werden, um so das eigene Glaubensbekenntnis auf freie und bewußte Weise zu erneuern.

Nun möchte ich mich an die ausländischen Studierenden wenden. Ihre Präsenz ist ein ständig wachsendes Phänomen und stellt für die Kirche einen wichtigen Bereich pastoraler Tätigkeit dar. Die jungen Menschen, die ihr Land wegen des Studiums verlassen, gehen nicht wenigen Problemen entgegen, insbesondere besteht die Gefahr einer Identitätskrise, des Verlusts spiritueller und moralischer Werte. Andererseits ist die Möglichkeit, im Ausland zu studieren, für zahlreiche junge Menschen eine einmalige Gelegenheit, die notwendigen Fähigkeiten zu erlangen, um zur Entwicklung ihrer Länder besser beitragen zu können und auch auf aktive Weise an der Mission der Kirche teilzunehmen. Es ist wichtig, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, um den Bedürfnissen dieser unserer Brüder und Schwestern entgegenzukommen.

Liebe Freunde an den Universitäten, wir nähern uns dem großen und eindrucksvollen Weihnachtsfest. Die typische Atmosphäre dieses Festes regt zu Vertrautheit und Freude an. Jenen, die die Möglichkeit dazu haben, wünsche ich, das Weihnachtsfest unbeschwert und in tiefem Frieden im Kreis ihrer Familie zu verbringen. Ferner lade ich euch ein, in Fülle jene spirituelle Botschaft aufzunehmen, die dieses Fest uns erneut vermittelt. Gott ist Mensch geworden und hat unter uns gewohnt. Bereiten wir unser Herz darauf vor, ihn zu empfangen, der kommt, uns mit der Hingabe seines Lebens zu erlösen, der einer von uns wird, uns nahe und unser Bruder ist. Möge die allerseligste Jungfrau Maria, »Sedes Sapientiae«, euch in dieser Zeit der Erwartung führen. Ihr Bild, das zur Zeit verschiedene Nationen besucht, geht nun von der polnischen an die bulgarische Delegation über, um in jenem Land ihre »peregrinatio« in den Universitätsstädten fortzusetzen. Sie, die treue Jungfrau, die Mutter Christi, erwirke für jeden von euch und eure akademische Umgebung das Licht der göttlichen Weisheit, Christus, unseren Herrn. Allen wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest.

AN DIE ITALIENISCHEN STREITKRÄFTE NACH DER EUCHARISTIEFEIER IM PETERSDOM


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Freitag, 16. Dezember 2005

Verehrte Brüder,

sehr geehrte zivile und militärische Obrigkeiten,
liebe Freunde!

Mit großer Freude bin ich am Ende der Eucharistiefeier zu dieser Begegnung mit euch gekommen, hier in diese Basilika, die die lebendige Erinnerung an den Apostel Petrus bewahrt. Das Weihnachtsfest ist schon nahe, und dies ist eine besonders gute Gelegenheit, um euch allen, Vertretern der italienischen Streitkräfte, die besten Wünsche auszusprechen. An jeden von euch richte ich einen herzlichen Gruß. Ich grüße besonders euren Oberhirten, den Militärbischof Angelo Bagnasco, dem ich für die Worte danke, mit denen er die Empfindungen aller zum Ausdruck gebracht hat. Mit ihm grüße ich die Militärseelsorger, eure geistlichen Begleiter, die auch in diesem Augenblick tiefer Gemeinschaft mit der Kirche bei euch sein wollten. Mein ehrerbietiger Gruß geht auch an den Verteidigungsminister, die Unterstaatssekretäre, die Generalstabschefs und an die Generalkommandanten, die durch ihre Teilnahme dieser Begegnung noch größere Bedeutung zukommen lassen.

Er, den wir im Altarsakrament anbeten, ist der Emmanuel, der »Gott-mit-uns«, der in die Welt gekommen ist, um uns zu erlösen. In der Weihnachtsnovene, die wir heute beginnen, läßt uns die Liturgie, je näher wir an die Heilige Nacht kommen, mit wachsender geistlicher Intensität immer wieder sagen: »Maranatha! - Komm, Herr Jesus!« Dieser Ruf steigt aus den Herzen der Gläubigen überall in der Welt auf und erklingt ohne Unterlaß in jeder kirchlichen Gemeinschaft. An Weihnachten wird der erwartete Messias kommen, er, der in der Synagoge von Nazaret die alten Prophezeiungen auf sich beziehen wird: »Er hat mich gesandt … damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde« (Lc 4,18). Der Erlöser der Menschen wird kommen, um uns zu befreien, und er wird die Ketten des Irrtums, des Egoismus und der Sünde, die uns gefangenhalten, zerreißen. Christus wird kommen, um mit seiner Liebe das Herz des Menschen zu befreien. Wie wichtig ist es doch, sich darauf vorzubereiten, ihn demütig und aufrichtig zu empfangen!

Im Geheimnis der Geburt Christi offenbart der himmlische Vater der Menschheit sein Erbarmen. Er wollte den Menschen nicht sich selbst und seiner Sünde überlassen, sondern er ist ihm entgegengekommen und hat ihm die Vergebung angeboten, die ihn durch die Kraft seiner Gnade von der Herrschaft der Sünde befreit. Mögen daher diese letzten Adventstage, liebe Angehörige der Streitkräfte, den Wunsch nach der Begegnung mit Christus, dem Friedensfürsten, Quelle unserer wahren Freude, in jedem von euch stärken.

Jeden Tag machen wir die Erfahrung der Unbeständigkeit und Vorläufigkeit des irdischen Daseins, aber dank der Menschwerdung des eingeborenen Sohnes des Vaters kann unser Blick immer die vorausschauende Liebe Gottes erfassen, die unserem ganzen Dasein Sinn und Wert gibt. Die Adventsliturgie führt uns zum Vertrauen und ermutigt uns, uns auf ihn zu verlassen, der den Erwartungen unseres Herzens vollkommene Erfüllung schenken kann. Maria hat durch ihr »Ja«, mit dem sie auf die Worte des Engels Gabriel geantwortet hat, vollkommen dem Willen Gottes entsprochen und so dem großen Geheimnis der Erlösung seinen Anfang gegeben. Sie begleite uns zur Begegnung mit dem Emmanuel, dem »Gott-mit-uns«. Mit diesen Empfindungen erneuere ich euch meine herzlichsten Wünsche für das bereits nahe Weihnachtsfest, liebe Angehörige der Streitkräfte, während ich mit Freuden allen meinen Segen erteile, den ich auf eure Heimatgemeinden und eure Familien ausweite.

AN DIE DRITTE GRUPPE DER POLNISCHEN BISCHÖFE ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Clementina-Saal

Samstag, 17. Dezember 2005



Liebe Brüder im Bischofsamt!

128 Mit Freude heiße ich euch alle willkommen, die ihr als dritte Gruppe der Bischöfe Polens zu eurem Besuch »ad limina Apostolorum« hierhergekommen seid.

In den bereits gehaltenen Ansprachen bin ich auf zahlreiche Themen eingegangen, die mit der verpflichtenden Aufgabe der Evangelisierung in der modernen Welt in Zusammenhang stehen. Ich habe auch angekündigt, daß ich im dritten Teil meiner Botschaft den Schwerpunkt der Überlegungen auf die Rolle der Laien in der Kirche legen würde.

1. Die Pfarrei

Beginnen wir also bei dem Bereich, dem im Aufbau der Kirche ganz wesentliche Bedeutung zukommt - dem Bereich der Pfarrei. Im Konzilsdekret über das Laienapostolat lesen wir: »Die Pfarrei bietet ein augenscheinliches Beispiel für das gemeinschaftliche Apostolat; was immer sie in ihrem Raum an menschlichen Unterschiedlichkeiten vorfindet, schließt sie zusammen und fügt es dem Ganzen der Kirche ein. Die Laien mögen sich daran gewöhnen, aufs engste mit ihren Priestern vereint in der Pfarrei zu arbeiten; die eigenen Probleme und die der Welt, sowie die Fragen, die das Heil der Menschen angehen, in die Gemeinschaft der Kirche einzubringen, um sie dann in gemeinsamer Beratung zu prüfen und zu lösen; endlich jede apostolische und missionarische Initiative der eigenen kirchlichen Familie nach Kräften zu unterstützen« (Apostolicam actuositatem,
AA 10).

Das erste und wichtigste Erfordernis ist, daß die Pfarrei eine »kirchliche Gemeinschaft« und eine »kirchliche Familie« bildet. Auch wenn es sich um Pfarreien mit sehr großen Mitgliederzahlen handelt, muß jede nur mögliche Anstrengung unternommen werden, um sie nicht zu einer Masse anonymer Gläubiger verkümmern zu lassen. Bei der Verwirklichung dieser Aufgabe ist natürlich die Rolle der Priester und in besonderer Weise der Pfarrer unersetzlich. Sie zuallererst sollten die Schafe ihres Schafstalls kennen, zu jedem Lebensumfeld pastorale Kontakte unterhalten und versuchen, die geistlichen und materiellen Bedürfnisse der Mitglieder der Gemeinde kennenzulernen.

Wichtig ist auch die aktive Mitwirkung der Laien an der Gestaltung der Gemeinde. Dabei denke ich vor allem an die Pastoralräte und an die Räte für die Vermögensverwaltung (vgl. Codex des kanonischen Rechtes CIC 537). Wenngleich sie nur beratende und keine Entscheidungsfunktion haben, können sie dennoch den Pfarrern wirksame Hilfe leisten, um die Bedürfnisse der Gemeinde festzustellen und Möglichkeiten für entsprechende Berücksichtigung zu finden. Die Zusammenarbeit der Räte mit den Pfarrern muß immer im Geist gemeinsamer Sorge um das Wohl der Gläubigen erfolgen.

Notwendig ist auch ein lebendiger Kontakt der Hirten mit den verschiedenen apostolischen Gemeinschaften, die im Bereich der Pfarrei tätig sind. Auf keinen Fall darf die erforderliche Zusammenarbeit der Gemeinschaften untereinander vergessen werden. Zwischen ihnen sollte es nie Rivalitäten geben; vielmehr soll zwischen ihnen ein herzliches Verhältnis gegenseitiger Ergänzung bei der Bewältigung der apostolischen Aufgaben bestehen. Besonders die Leiter dieser Gruppen sollten, wenn sie auf dem Territorium einer Pfarrei und in einer Pfarrgemeinde arbeiten, nicht vergessen, daß sie dazu gerufen sind, unter der Leitung der verantwortlichen Pfarrer ein gemeinsames Pastoralprogramm umzusetzen.

Was die Evangelisierung betrifft, so habe ich von der Notwendigkeit der Erwachsenenkatechese gesprochen. Wenngleich sie auf der Heiligen Schrift und auf dem Lehramt der Kirche aufbaut, muß sie sich dann auf die Erfahrung mit den Sakramenten und besonders auf die Verpflichtung konzentrieren, das Geheimnis der Eucharistie zu leben. Die Konzilsväter haben nicht gezögert, die Eucharistie als »Quelle und Höhepunkt aller Evangelisierung « anzuerkennen (vgl. Presbyterorum ordinis PO 5 Sacrosanctum Concilium SC 10). Wie mein geliebter Vorgänger Johannes Paul II. schrieb, hat »die Kirche die Eucharistie von Christus, ihrem Herrn, nicht als eine kostbare Gabe unter vielen anderen erhalten, sondern als die Gabe schlechthin, da es die Gabe seiner selbst ist, seiner Person in seiner heiligen Menschheit wie auch seines Erlösungswerkes« (Ecclesia de Eucharistia EE 11). Deshalb müssen die Hirten der Kirche jede Anstrengung unternehmen, damit sich das ihnen anvertraute Volk der Großartigkeit dieser Gabe bewußt ist und möglichst häufig dieses Sakrament der Liebe in der Eucharistiefeier und der Kommunion empfängt und sich ihm in der Anbetung nähert.

Johannes Paul II. hat in dem Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte daran erinnert, daß die sonntägliche Eucharistiefeier »der vorzügliche Ort ist, wo die Gemeinschaft ständig verkündet und gepflegt wird« (NM 36). Ich weiß, daß in der Kirche von Polen die Gläubigen sonntags in großer Zahl an der heiligen Messe teilnehmen. Trotzdem sollen die Pfarrer, von ihren Bischöfen ermutigt, ihr Möglichstes tun, damit die Zahl der Teilnehmer an der Sonntagsmesse nicht abnimmt, sondern wächst.

Ich bitte euch, Brüder, herzlich, die Priester zu ermuntern, sich um die Kinder und Jugendlichen zu kümmern, die als Ministranten und Lektoren an den Altar des Herrn treten. Ihre pastorale Sorge soll auch den Mädchen gelten, die in ihrer Rolle aktiv an der Liturgie teilnehmen. Dieser pastorale Dienst kann viele Früchte für die Priester- und Ordensberufungen tragen.

2. Die apostolischen Bewegungen und Laienverbände

129 Im vergangenen Jahrhundert, besonders nach dem Konzil, sind in der Kirche verschiedene Bewegungen entstanden, die sich die Evangelisierung zum Ziel setzen. Solche Bewegungen können nicht sozusagen »neben« der universalen Gemeinschaft der Kirche bestehen. Deshalb gehört es zu den Aufgaben des Diözesanbischofs, lebendigen Kontakt zu ihnen zu halten und sie zu ermutigen, daß sie ihre Tätigkeit im Einklang mit dem von der Kirche anerkannten Charisma ausüben und sich zugleich davor hüten, sich der sie umgebenden Wirklichkeit gegenüber zu verschließen.

Viele dieser Bewegungen haben einen lebendigen Kontakt zu den nichtkatholischen Kirchen hergestellt. Sie können einen wichtigen Beitrag zum Aufbau ökumenischer Beziehungen leisten: Das gemeinsame Gebet und die miteinander unternommenen Werke nähren die Hoffnung, daß die Annäherung auch im Bereich der Lehre und des Lebens der Kirche beschleunigt werden könne. Allerdings müssen die Bischöfe auch hier dafür Sorge tragen, daß der Ökumenismus richtig interpretiert wird. Er muß immer in der Suche nach der Wahrheit bestehen und nicht in leichtfertigen Kompromissen, die dazu führen können, daß die katholischen Bewegungen schließlich ihre eigene Identität verlieren.

Neben den kirchlichen Bewegungen gibt es vielfältige Vereinigungen von Laien, die sich in einem bestimmten Gebiet oder auf Grund des von ihnen ausgeübten Berufes zusammenschließen und sich mit der Bitte an die Bischöfe wenden, eine eigene, ihrer Wirklichkeit entsprechende Pastoral einzuführen. Liebe Brüder, ich ermuntere euch, solche Initiativen dadurch zu unterstützen, daß ihr jedem die Möglichkeit bietet, auf Grund seiner täglichen Herausforderungen seine eigene Spiritualität zu entwickeln.

Unter diesen Gruppen hat Johannes Paul II. denen besondere Aufmerksamkeit gewidmet, die »vorrangige Stellungen in der Gesellschaft bekleiden« (vgl. Auf, laßt uns gehen!), aber zugleich bereit sind, ein Leben des Glaubens zu führen, und ein christliches Zeugnis geben wollen. Sie fordert das Konzil auf: »Wer dazu geeignet ist oder sich dazu ausbilden kann, soll sich darauf vorbereiten, den schweren, aber zugleich ehrenvollen Beruf des Politikers auszuüben, und sich diesem Beruf unter Hintansetzung des eigenen Vorteils und materiellen Gewinns widmen. Sittlich integer und klug zugleich, soll er angehen gegen alles Unrecht und jede Unterdrückung, gegen Willkürherrschaft und Intoleranz eines Einzelnen oder einer politischen Partei. Redlich und gerecht, voll Liebe und politischen Muts soll er sich dem Wohl aller widmen« (Gaudium et spes
GS 75). Bei der Umsetzung dieser Aufgabe dürfen die christlichen Politiker nicht ohne Hilfe von seiten der Kirche bleiben. Es geht hier insbesondere um die Hilfe dazu, daß sie sich ihrer christlichen Identität und der in der Natur des Menschen verwurzelten universalen sittlichen Werte bewußt werden, um sich dann auf Grund eines redlichen Gewissens zu verpflichten, für den Aufbau eines Zusammenlebens, das den Menschen in allen seinen Dimensionen respektiert, diese Werte in die Zivilordnung zu übertragen. Es darf jedoch nie vergessen werden, daß es »besonders in einer pluralistischen Gesellschaft sehr wichtig ist, daß man das Verhältnis zwischen der politischen Gemeinschaft und der Kirche richtig sieht, so daß zwischen dem, was die Christen als einzelne oder im Verbund im eigenen Namen als Staatsbürger, die von ihrem christlichen Gewissen geleitet werden, und dem, was sie im Namen der Kirche zusammen mit ihren Hirten tun, klar unterschieden wird« (ebd., 76).

3. Der freiwillige Dienst

Abschließend möchte ich noch eine andere Dimension des Engagements der Laien in der Kirche ansprechen. Gleichzeitig mit der Globalisierung und der schnellen Übermittlung von Informationen beobachten wir in unserer heutigen Welt in vielen Bereichen eine wachsende Sensibilität für die Nöte des anderen und die Bereitschaft, überall dort, wo ein Unglück geschehen ist, rasch zu helfen. Die von den kirchlichen und weltlichen Organisationen durchgeführten humanitären Aktivitäten zugunsten der Opfer von Naturkatastrophen oder anderen Unglücksfällen erfüllen uns mit Hoffnung.

Neben den internationalen und nationalen Initiativen entwickeln sich auch verschiedene Formen des ehrenamtlichen Dienstes oder Volontariats, deren Einsatz vor allem der Hilfe an den Bedürftigen in ihrer näheren Umgebung gilt. In den Hospizen, in den Schlafstätten für Obdachlose, in der Sorge für Drogenabhängige, für Mütter, die allein gelassen oder Opfer von Gewalt wurden, arbeiten Personen, die bereit sind, ihre Zeit im Dienst der anderen einzusetzen. Sie helfen auch kranken und verlassenen Menschen, zahlreichen im Elend lebenden Familien sowie körperlich oder geistig Behinderten. Es werden Zentren eingerichtet, um in Krisenfällen sofort eingreifen zu können, und operative Einheiten geschaffen, um Menschen beizustehen, die unvermutet oder längerfristig von Schwierigkeiten betroffen sind, wie sie das Leben mit sich bringt. Man kann das Wirken all derer, die sich am Beispiel des Samariters im Evangelium inspirieren, gar nicht hoch genug schätzen. Es muß unterstützt und belebt werden.

Ich weiß, daß sich in Polen auch ein Volontariat entwickelt, das sich die Verteidigung des menschlichen Lebens zum Ziel setzt. Wir schulden all jenen Dank, die sich in der Erziehung, in der Vorbereitung auf das Ehe- und Familienleben engagieren und das Recht jedes Menschen auf Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod verteidigen. Viele investieren ihre materiellen Mittel, andere ihre Zeit in diese Aktivität, wieder andere bieten die Gabe des Gebetes an. Sie alle erwarten Ermutigung und moralische Unterstützung von seiten der Bischöfe, der Priester und der gesamten Gemeinschaft der Gläubigen. Mögen sie nicht fehlen!

Ein weiterer Bereich des Lebens der Kirche, wo sich die Ehrenamtlichen einsetzen, sind die Missionen. In immer größerer Zahl brechen Laien in die Missionsländer auf, um dort entsprechend ihrer Berufsausbildung und ihren Talenten zu arbeiten und gleichzeitig den Bewohnern der ärmsten Regionen der Welt ein Zeugnis christlicher Liebe zu geben. Dieses Engagement verdient Bewunderung und Anerkennung. Ich fordere euch auf, liebe Brüder, jene Laien, die zur Arbeit in den Missionen bereit sind, mit Offenheit und Wohlwollen, wenngleich immer mit der gebotenen Umsicht, anzunehmen. Die große missionarische Aufgabe der ganzen Kirche soll geistig und materiell, entsprechend der christlichen Berufung jedes einzelnen, von allen im Bewußtsein der aus der Taufe erwachsenden Verpflichtung getragen werden, die evangelische Botschaft von der Liebe Christi allen Völkern zu bringen.

Noch viele andere wertvolle Gedanken zum Thema der Aktivität der Laien in Kirche und Welt werdet ihr, liebe Brüder, in den Konzilsdokumenten und in den Texten meiner Vorgänger auf diesem Apostolischen Stuhl finden. Es lohnt sich, über dieses Lehramt nachzudenken. Ihr, liebe Brüder, wißt sehr wohl die Bedürfnisse der eurer Hirtensorge anvertrauten Gemeinden zu unterscheiden und die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen für eine gute Zusammenarbeit zwischen den Laien und dem Klerus in demselben Werk der Evangelisierung, der Heiligung und des Aufbaus des Gottesreiches. Maria, die Mutter der Kirche, stehe euch bei dieser Aufgabe bei. Der gute Gott segne euch!


ANSPRACHE 2005 123