ANSPRACHE 2007 Januar 2007 37

AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DER PÄPSTLICHEN AKADEMIE FÜR DAS LEBEN

Clementina-Saal - Samstag, 24. Februar 2007

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Liebe Brüder und Schwestern!

Es ist für mich eine echte Freude, in dieser so zahlreich besuchten Audienz die Mitglieder der Päpstlichen Akademie für das Leben zu empfangen, die anläßlich der XIII. Vollversammlung zusammengekommen sind; gleiches gilt für all jene, die an dem Kongreß zum Thema: »Das christliche Gewissen zur Unterstützung des Rechts auf Leben«, teilnehmen wollten. Ich begrüße Kardinal Javier Lozano Barragán, die anwesenden Erzbischöfe und Bischöfe, die Mitbrüder im Priesteramt, die Referenten des Kongresses und Sie alle, die Sie aus verschiedenen Ländern zusammengekommen sind. Ich begrüße besonders Bischof Elio Sgreccia, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, und danke ihm für die an mich gerichteten freundlichen Worte und für die Arbeit, der er sich zusammen mit dem Vizepräsidenten, dem Kanzler und den Mitgliedern des Präsidiums widmet, um die delikaten und umfassenden Aufgaben der Päpstlichen Akademie zu erfüllen.

Das Thema, auf das Sie die Aufmerksamkeit der Teilnehmer und daher auch der kirchlichen Gemeinschaft und der öffentlichen Meinung gelenkt haben, ist von großer Bedeutung: Es ist für das christliche Gewissen eine innere Notwendigkeit, mit den vielfältigen und gewichtigen Motivationen genährt und gestärkt zu werden, die sich für das Recht auf Leben stark machen. Es ist ein Recht, das von allen vertreten werden muß, weil es in bezug auf die anderen Menschenrechte das Grundrecht ist. Das bekräftigt die Enzyklika Evangelium vitae: »Selbst in Schwierigkeiten und Unsicherheiten vermag jeder Mensch, der in ehrlicher Weise für die Wahrheit und das Gute offen ist, im Licht der Vernunft und nicht ohne den geheimnisvollen Einfluß der Gnade im ins Herz geschriebenen Naturgesetz (vgl.
Rm 2,14-15) den heiligen Wert des menschlichen Lebens vom ersten Augenblick bis zu seinem Ende zu erkennen und das Recht jedes Menschen zu bejahen, daß dieses sein wichtigstes Gut in höchstem Maße geachtet werde. Auf der Anerkennung dieses Rechtes beruht das menschliche Zusammenleben und das politische Gemeinwesen« (EV 2). Dieselbe Enzyklika ruft in Erinnerung: »Besonders verteidigen und fördern müssen dieses Recht die Christgläubigen im Bewußtsein der wunderbaren Wahrheit, an die das II. Vatikanische Konzil erinnert: ›Der Sohn Gottes hat sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt.‹ Denn in diesem Heilsereignis offenbart sich der Menschheit nicht nur die unendliche Liebe Gottes, der ›die Welt so sehr geliebt (hat), daß er seinen einzigen Sohn hingab‹ (Jn 3,16), sondern auch der unvergleichliche Wert jeder menschlichen Person« (ebd.).

Der Christ ist deshalb ständig aufgerufen, aktiv zu werden, um den zahlreichen Angriffen, denen das Recht auf Leben ausgesetzt ist, die Stirn zu bieten. Er weiß, daß er dabei auf Begründungen zählen kann, die tief im Naturrecht verwurzelt sind und daher von jedem Menschen rechten Gewissens geteilt werden können. In dieser Hinsicht ist vor allem nach der Veröffentlichung der Enzyklika Evangelium vitae viel getan worden, damit die Inhalte dieser Begründungen in der christlichen Gemeinschaft und in der Zivilgesellschaft besser bekannt gemacht werden könnten; man muß freilich eingestehen, daß sich die Angriffe gegen das Recht auf Leben in der ganzen Welt ausgeweitet und vervielfacht und dabei auch neue Formen angenommen haben. So wächst der Druck für die Legalisierung der Abtreibung in den Ländern Lateinamerikas und in den Entwicklungsländern immer stärker, wobei man - unter dem Vorwand der Fortpflanzungsgesundheit - auch auf die Freigabe neuer Formen der chemischen Abtreibung zurückgreift: Die politischen Maßnahmen zur Kontrolle des Bevölkerungswachstums werden gesteigert, obwohl sie heute auch auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene als schädlich gelten.

Gleichzeitig wächst in den entwickelten Ländern das Interesse an einer immer mehr verfeinerten biotechnologischen Forschung, um subtile und weitreichende Methoden der Eugenik einzuführen, bis hin zu der obsessiven Suche nach dem »perfekten Kind«, was man durch die Verbreitung der künstlichen Fortpflanzung und verschiedener Formen der Diagnose, die dessen Selektion sicherstellen sollen, zu erreichen versucht. Eine neue Welle diskriminierender Eugenik findet Zuspruch im Namen des vermeintlichen Wohls der Individuen; und insbesondere in der wirtschaftlich fortgeschrittenen Welt werden Gesetze zur Legalisierung der Euthanasie gefördert. Das alles geschieht, während auf der anderen Seite die Bestrebungen wachsen, Lebensgemeinschaften zu legalisieren, die eine Alternative zur Ehe darstellen und einer natürlichen Fortpflanzung verschlossen sind. In diesen Situationen zeigt das Gewissen, das von den Mitteln kollektiven Drucks manchmal überwältigt ist, nicht genügend Wachsamkeit gegenüber dem Ernst der anstehenden Probleme, und die Macht der Stärkeren schwächt und lähmt anscheinend auch die Menschen guten Willens.

Deshalb bedarf es noch dringender des Appells an das Gewissen, insbesondere an das christliche Gewissen. »Das Gewissen« - sagt der Katechismus der Katholischen Kirche - »ist ein Urteil der Vernunft, in welchem der Mensch erkennt, ob eine konkrete Handlung, die er beabsichtigt, gerade ausführt oder schon getan hat, sittlich gut oder schlecht ist. Bei allem, was er sagt und tut, ist der Mensch verpflichtet, sich genau an das zu halten, wovon er weiß, daß es recht und richtig ist« (CEC 1778). Aus dieser Definition geht hervor, daß das Gewissen, wenn es in der Lage sein soll, das menschliche Verhalten richtig zu leiten, vor allem auf dem festen Fundament der Wahrheit gründen muß; das heißt, es muß erleuchtet werden, um den wahren Wert der Handlungen und die Beschaffenheit der Bewertungskriterien zu erkennen, so daß es das Gute vom Bösen zu unterscheiden weiß - auch dort, wo das soziale Umfeld, der kulturelle Pluralismus und die sich überschneidenden Interessen nicht von Nutzen sind.

Die Bildung eines wahren - weil auf der Wahrheit gegründeten - und eines rechten Gewissens - weil es dazu bestimmt ist, den Geboten der Wahrheit widerspruchslos, getreu und kompromißlos zu folgen - ist heute ein schwieriges und delikates, aber unverzichtbares Unterfangen. Und es ist ein Unterfangen, das leider durch verschiedene Faktoren behindert wird. Gerade in der derzeitigen Phase der sogenannten postmodernen Säkularisierung, die durch diskutierbare Formen der Toleranz gekennzeichnet ist, wächst nicht nur die Ablehnung der christlichen Tradition, sondern man mißtraut auch der Fähigkeit der Vernunft, die Wahrheit wahrzunehmen, und entfernt sich von der Freude am Nachdenken. Um frei zu sein, müßte sich nach Ansicht mancher das individuelle Gewissen sogar sowohl der Bezüge zur Tradition entledigen als auch jener Bezüge, die auf die Vernunft gegründet sind. So hört das Gewissen, das ein auf die Wahrheit der Dinge ausgerichteter Akt der Vernunft ist, auf, Licht zu sein, und wird ein einfacher Hintergrund, auf den die Mediengesellschaft die widersprüchlichsten Bilder und Impulse projiziert.

Es bedarf einer neuen Erziehung zur Sehnsucht nach der Erkenntnis der authentischen Wahrheit, zur Verteidigung der eigenen Wahlfreiheit gegenüber den Verhaltensweisen der Masse und den Verlockungen der Werbung, um die Leidenschaft für die moralische Schönheit und die Klarheit des Gewissens zu nähren. Das ist die delikate Aufgabe der Eltern und der Erzieher, die ihnen zur Seite stehen; und es ist die Aufgabe der christlichen Gemeinschaft gegenüber ihren Gläubigen. Was das christliche Gewissen, sein Wachstum und seine Nahrung betrifft, darf man sich nicht mit einem flüchtigen Kontakt mit den grundlegenden Glaubenswahrheiten in der Kindheit begnügen, sondern es bedarf eines Weges, der die verschiedenen Etappen des Lebens begleitet und den Geist und das Herz für die Annahme der grundlegenden Verpflichtungen öffnet, auf die sich die Existenz sowohl des einzelnen wie der Gemeinschaft stützt. Nur so wird es möglich sein, die Jugendlichen zum Verständnis der Werte des Lebens, der Liebe, der Ehe und der Familie hinzuführen. Nur so wird man sie dazu bringen können, die Schönheit und Heiligkeit der Liebe, die Freude und die Verantwortung zu schätzen, Eltern und Mitarbeiter Gottes in der Weitergabe des Lebens zu sein. Wenn eine kontinuierliche und qualifizierte Bildung fehlt, wird die Urteilsfähigkeit bei den Problemen, vor die uns die Biomedizin im Bereich der Sexualität, des beginnenden Lebens und der Fortpflanzung stellt, noch problematischer; gleiches gilt für die Weise des Umgangs mit Patienten und den schwachen Gruppen der Gesellschaft und deren Pflege.

Es ist sicher notwendig, über die diese Themen betreffenden moralischen Kriterien mit den beruflich als Ärzte und Juristen tätigen Personen zu reden, um sie zur Ausarbeitung eines kompetenten Gewissensurteils und, falls notwendig, auch zu einer mutigen Verweigerung aus Gewissensgründen zu verpflichten. Aber eine gleiche Dringlichkeit im Ausbildungsprozeß der Jugendlichen und der Erwachsenen besteht an der Basis, für die Familien und die Pfarrgemeinden. Unter diesem Aspekt gilt es, die christliche Bildung, die auf das Kennenlernen der Person Christi, seines Wortes und der Sakramente ausgerichtet ist, auf dem Glaubensweg der Kinder und Jugendlichen kohärent mit dem Sprechen über die moralischen Werte zu verbinden, die die Leiblichkeit, die Sexualität, die menschliche Liebe, die Fortpflanzung, die Achtung vor dem Leben in allen Augenblicken betreffen. Gleichzeitig muß mit stichhaltigen und präzisen Gründen die Mißbilligung der Verhaltensweisen deutlich gemacht werden, die diesen primären Werten zuwiderlaufen. In diesem spezifischen Bereich wird das Wirken der Priester in angemessener Weise durch den Einsatz von Erziehern im Laienstand, auch Spezialisten, unterstützt werden müssen, die sich der Aufgabe verschrieben haben, die kirchlichen Realitäten mit ihrem vom Glauben erleuchteten Wissen zu leiten. Ich bitte daher den Herrn, daß er zu Ihnen, liebe Brüder und Schwestern, und zu allen, die sich der Wissenschaft, der Medizin, dem Recht und der Politik widmen, Zeugen entsende, die mit einem wahren und rechten Gewissen ausgestattet sind, um den »Glanz der Wahrheit« zur Unterstützung des Geschenks und des Geheimnisses des Lebens zu verteidigen und zu fördern. Ich vertraue in Ihre Hilfe, liebe Freunde, die Sie beruflich als Philosophen, Theologen, Naturwissenschaftler und Ärzte tätig sind. In einer manchmal lärmenden und gewaltsamen Gesellschaft können Sie mit Ihrer kulturellen Qualifikation durch die Lehre und durch das Beispiel dazu beitragen, in vielen Herzen die beredsame und klare Stimme des Gewissens wieder zu erwecken.

»Denn der Mensch hat ein Gesetz, das von Gott seinem Herzen eingeschrieben ist, dem zu gehorchen eben seine Würde ist und gemäß dem er gerichtet werden kann« (Gaudium et spes GS 16). Das Konzil hat weise Richtlinien angeboten, damit »die Gläubigen genau zu unterscheiden lernen zwischen den Rechten und Pflichten, die sie haben, insofern sie zur Kirche gehören, und denen, die sie als Glieder der menschlichen Gesellschaft haben«, und damit sie »sie harmonisch miteinander zu verbinden suchen und daran denken, daß sie sich auch in jeder zeitlichen Angelegenheit vom christlichen Gewissen führen lassen müssen; keine menschliche Tätigkeit, auch in weltlichen Dingen nicht, läßt sich ja der Herrschaft Gottes entziehen« (Lumen gentium LG 36). Aus eben diesem Grund ermahnt das Konzil die gläubigen Laien, das aufzunehmen, »was die geweihten Hirten … als Lehrer und Leiter in der Kirche festsetzen«. Und auf der anderen Seite empfiehlt es, daß »die Hirten die Würde und Verantwortung der Laien in der Kirche anerkennen und fördern. Sie sollen gern deren klugen Rat benutzen «, und sagt abschließend: »Aus diesem vertrauten Umgang zwischen Laien und Hirten kann man viel Gutes für die Kirche erwarten« (Lumen gentium LG 37).

Wenn es um den Wert des menschlichen Lebens geht, wird diese Harmonie zwischen der Funktion des Lehramtes und dem Einsatz der Laien in einzigartiger Weise wichtig: Das Leben ist das erste der von Gott empfangenen Güter und die Grundlage aller anderen. Allen und für alle auf gleiche Weise das Recht auf Leben zu garantieren ist eine Pflicht, von deren Erfüllung die Zukunft der Menschheit abhängt. Aus diesem Blickwinkel ergibt sich auch die Wichtigkeit Ihres Kongresses. Ich vertraue dessen Arbeiten und Ergebnisse der Fürsprache der Jungfrau Maria an, die in der christlichen Tradition als die wahre »Mutter aller Lebenden« gegrüßt wird. Sie möge Ihnen beistehen und Sie leiten! Zur Besiegelung dieses Wunsches möchte ich Ihnen allen, Ihren Angehörigen und Mitarbeitern den Apostolischen Segen erteilen.

M\bä\Brzo 2007


ABSCHLUSS DER EXERZITIEN FÜR DIE MITGLIEDER DER RÖMISCHEN KURIE

Kapelle "Redemptoris Mater"

Samstag, 3. März 2007


Herr Kardinal,

im Namen aller hier Versammelten möchte ich Ihnen von ganzem Herzen meinen Dank aussprechen für die wundervolle anagogische Betrachtung, die Sie uns in dieser Woche dargelegt haben.

In der heiligen Messe antworten wir jeden Tag vor dem Eucharistischen Hochgebet auf die Aufforderung »Erhebet die Herzen« mit den Worten: »Wir haben sie beim Herrn«. Ich befürchte, daß diese Antwort oft eher ritueller als existentieller Art ist. Doch Sie haben uns in dieser Woche gelehrt, unser Herz wirklich zu erheben und nach oben, zum Unsichtbaren hinaufzusteigen, hin zur wahren Wirklichkeit. Und Sie haben uns auch den Schlüssel gegeben, um Tag für Tag auf die Herausforderungen dieser Wirklichkeit zu antworten.

39 Während Ihres ersten Vortrags ist mir aufgefallen, daß in den Intarsien meines Betstuhls der auferstandene Christus dargestellt ist, um den Engel schweben. Mir ist der Gedanke gekommen, daß diese Engel fliegen können, weil sie nicht der Schwerkraft der materiellen Dinge dieser Erde unterworfen, sondern in die Gravitationskraft der Liebe des Auferstandenen hineingenommen sind; und daß auch wir fliegen könnten, wenn wir ein wenig aus der Schwerkraft des Materiellen heraustreten und uns in die neue Gravitationskraft der Liebe des Auferstandenen hineinbegeben würden.

Sie haben uns wirklich dabei geholfen, diese Schwerkraft der alltäglichen Dinge zu überwinden und in das andere Kraftfeld des Auferstandenen einzutreten, um nach oben hinaufzusteigen. Dafür danken wir Ihnen.

Ich möchte Ihnen auch meinen Dank aussprechen, daß Sie uns eine so scharfsinnige und präzise Diagnose der heutigen Situation vorgelegt und uns gezeigt haben, daß hinter vielen Phänomenen unserer Zeit, die scheinbar weit entfernt von der Religion und von Christus sind, eine Frage, eine Erwartung, eine Sehnsucht steht; und daß die einzige wahre Antwort auf diese gerade in unserer Zeit allgegenwärtige Sehnsucht Christus ist.

Sie haben uns auf diese Weise geholfen, noch mutiger Christus nachzufolgen und noch tiefer die Kirche zu lieben, die »Immaculata ex maculatis«, wie Sie es mit den Worten des hl. Ambrosius zum Ausdruck gebracht haben.

Schließlich möchte ich Ihnen danken für Ihren Realismus, Ihren Humor und Ihre Konkretheit; bis hin zur etwas gewagten Theologie Ihrer Haushälterin: Ich würde es nicht wagen, die Worte »Der Herr hat vielleicht auch seine Fehler« dem Urteil der Kongregation für die Glaubenslehre vorzulegen. In jedem Fall haben wir viel gelernt und Ihre Gedanken, Herr Kardinal, werden uns nicht nur in den kommenden Wochen begleiten.

Wir sind im Gebet mit Ihnen verbunden. Danke.



AN DIE MITGLIEDER DES INSTITUTS "PAOLO VI" IN BRESCIA

Samstag, 3. März 2007


Liebe Brüder und Schwestern!

Ich freue mich, jeden von euch zu empfangen, die ihr dem Wissenschaftlichen Ausschuß bzw. dem Exekutivausschuß des Instituts »Paul VI.« angehört, das vom »Werk für Christliche Erziehung« in Brescia unterstützt wird, um die Erforschung des Lebens, Denkens und Wirkens dieses unvergeßlichen Papstes zu fördern. Herzlich begrüße ich euch alle, angefangen bei den anwesenden Herren Kardinälen. Besonders begrüße ich Herrn Dr. Giuseppe Camadini und danke ihm für die Worte, die er in seiner Eigenschaft als Präsident eures Instituts an mich gerichtet hat. Sodann gilt mein besonderer Gruß Msgr. Giulio Sanguineti, Bischof der Diözese, in der mein verehrter Vorgänger geboren, getauft und zum Priester geweiht worden ist. Ihm danke ich auch für alles, was er maßgeblich zur Unterstützung und Begleitung einer so verdienstvollen Einrichtung leistet. Danke, liebe Freunde, daß ihr mir ein Exemplar aller bisher von euch herausgegeben Publikationen zum Geschenk gemacht habt. Es handelt sich um eine ansehnliche Reihe von Bänden, die Zeugnis geben von der bemerkenswerten Arbeit, die in über 25 Jahren von euch vollbracht worden ist.

Wie gesagt wurde, hatte auch ich Gelegenheit, die Tätigkeit eures Instituts kennenzulernen. Ich habe dessen Treue zum Lehramt ebenso bewundert wie die Absicht, einen großen Papst dadurch zu ehren, daß ihr durch sorgfältige Forschungsarbeit und Initiativen von hoher wissenschaftlicher und kirchlicher Substanz dafür Sorge tragt, sein apostolisches Anliegen herauszustellen. Dem Diener Gottes Paul VI. fühle ich mich persönlich sehr verbunden wegen des Vertrauens, das er mir mit der Ernennung zum Erzbischof von München und drei Monate später mit der Aufnahme in das Kardinalskollegium im Jahr 1977 erwiesen hat. Er wurde von der göttlichen Vorsehung dazu berufen, das Schiff Petri in einer geschichtlichen Periode zu führen, die von nicht wenigen Herausforderungen und problematischen Situationen gezeichnet war. Läßt man in Gedanken noch einmal die Jahre seines Pontifikats vorüberziehen, berührt einen der missionarische Eifer, der ihn beseelte und ihn dazu drängte, anspruchsvolle Apostolische Reisen auch in ferne Länder zu unternehmen, um prophetische Gesten von großer kirchlicher, missionarischer und ökumenischer Bedeutung zu vollbringen. Er hat sich als erster Papst in das Land begeben, wo Christus gelebt hat und von dem Petrus nach Rom aufgebrochen ist. Jenem Besuch - kaum sechs Monate nach seiner Wahl zum Obersten Hirten des Volkes Gottes, während das II. Vatikanische Konzil noch andauerte - kam eine klare symbolische Bedeutung zu. Er zeigte der Kirche, daß der Weg ihrer Sendung darin bestand, den Spuren Christi zu folgen. Genau das versuchte Papst Paul VI. während seines Petrusamtes zu tun, das er stets mit Weisheit und Klugheit, in voller Treue zum Gebot des Herrn ausgeübt hat.

Tatsächlich besteht das Geheimnis des pastoralen Wirkens, das Paul VI. mit unermüdlicher Hingabe erfüllt und dabei auch schwierige und unpopuläre Entscheidungen getroffen hat, in seiner Liebe zu Christus: einer Liebe, die in all seinen Lehren mit berührenden Worten zum Ausdruck kommt. Seine Hirtenseele war ganz von einem missionarischen Bestreben erfüllt, das sich aus dem aufrichtigen Wunsch nach einem Dialog mit der Menschheit nährte. Seine mehrmals vorgeschlagene prophetische Aufforderung, die von Unruhen und Gewalt erschütterte Welt durch »die Zivilisation der Liebe« zu erneuern, erwuchs aus seinem totalen Anvertrauen an Jesus, den Erlöser des Menschen. Wie könnte man zum Beispiel jene Worte vergessen, die auch ich - damals als Sachverständiger beim II. Vatikanischen Konzil - bei der Eröffnung der Zweiten Sitzungsperiode am 29. September 1963 in der Vatikanischen Basilika gehört habe? »Christus unser Anfang« - verkündete Paul VI. mit tiefer innerer Begeisterung, und ich höre noch seine Stimme -, »Christus unser Weg und unser Meister! Christus unsere Hoffnung und unser Ziel […] Möge kein anderes Licht über dieser Versammlung schweben als Christus, das Licht der Welt; möge keine andere Wahrheit unsere Herzen interessieren als die Worte des Herrn, unseres einzigen Meisters; möge keine andere Bestrebung uns leiten als der Wunsch, ihm absolut treu zu sein« (Insegnamenti di Paolo VI, I [1963], 170-171). Und bis zum letzten Atemzug galten sein Denken, seine Energien und sein Wirken Christus und der Kirche.

40 Der Name dieses Papstes, den die weltweite öffentliche Meinung in seiner Größe gerade anläßlich seines Todes verstand, bleibt vor allem mit dem II. Vatikanischen Konzil verbunden. Wenn in der Tat Johannes XXIII. das Konzil angekündigt und begonnen hat, so oblag es dessen Nachfolger, es mit sachkundiger, feinfühliger und fester Hand zu Ende zu führen. Nicht weniger schwierig war es für Papst Montini, die Kirche in der Zeit nach dem Konzil zu leiten. Er ließ sich nicht von Unverständnis und Kritik beeinflussen, auch wenn er Leid und manchmal heftige Angriffe ertragen mußte, sondern blieb in jeder Situation ein fester und besonnener Steuermann des Schiffes Petri.

Mit den Jahren zeigt sich immer deutlicher die Bedeutung seines Pontifikats für die Kirche und die Welt, wie auch der Wert seines Lehramtes, an dem sich seine Nachfolger inspiriert haben und auf das auch ich weiterhin Bezug nehme. Ich ergreife daher gern die heutige Gelegenheit, um ihm meine Ehrerbietung zu erweisen, während ich euch, liebe Freunde, ermutige, mit der Arbeit, die ihr seit langem aufgenommen habt, fortzufahren. Ich mache mir den Aufruf zu eigen, den der geliebte Papst Johannes Paul II. an euch gerichtet hat, und ich wiederhole gern: »Studiert Paul VI. mit Liebe …, studiert ihn mit wissenschaftlicher Strenge …, studiert ihn in der Überzeugung, daß sein geistliches Erbe auch weiterhin die Kirche bereichert und die Gewissen der Menschen von heute nähren kann, die nach Worten des ewigen Lebens hungern« (Ansprache am 26 1980, O.R. dt., Nr. 12,21 3 12, S. 5,2). Liebe Brüder und Schwestern, ich danke euch nochmals für euren Besuch. Ich versichere euch meines Gedenkens im Gebet und segne herzlich euch, eure Familien und sämtliche Initiativen des Instituts »Paolo VI« in Brescia.



AN DIE MITGLIEDER DES "CIRCOLO SAN PIETRO"

Donnerstag, 8. März 2007

Liebe Freunde!


Ich danke euch für eure Anwesenheit bei diesem Treffen, mit dem ihr erneut die Zuneigung und Ergebenheit bekräftigt, die eure Vereinigung mit dem Nachfolger des Apostels Petrus verbindet. Alle heiße ich herzlich willkommen. Ich grüße die Mitglieder des Generalpräsidiums eures verdienstvollen Vereins, insbesondere den Präsidenten Don Leopoldo dei Duchi Torlonia, dem ich auch für die in eurem Namen an mich gerichteten freundlichen Worte danke, mit denen er eure liturgischen und karitativen Aktivitäten dargelegt hat. Mein Gruß gilt auch eurem geistlichen Assistenten, euren Familien und allen, die auf verschiedene Art und Weise an den von euch organisierten Initiativen teilnehmen. Der langen Tradition gemäß findet dieses jährliche Treffen in Verbindung mit dem Fest der Kathedra Petri statt, um jene besondere Treue zum Heiligen Stuhl hervorzuheben, die eure Vereinigung auszeichnet, und um dem Papst den traditionellen Peterspfennig zu überreichen, den ihr in den Pfarrgemeinden und Instituten der Diözese Rom gesammelt habt.

Der althergebrachte Brauch des Peterspfennigs, der gewissermaßen bereits in den ersten christlichen Gemeinden gepflegt wurde, entspringt dem Bewußtsein, daß jeder Gläubige dazu aufgerufen ist, das Werk der Evangelisierung auch in materieller Hinsicht zu fördern und gleichzeitig die Armen und Bedürftigen hochherzig zu unterstützen - eingedenk der Worte Jesu: »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25,40). In der Apostelgeschichte lesen wir, daß dank der Beteiligung an materiellen Ressourcen »es auch keinen unter ihnen gab, der Not litt. Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös und legte ihn den Aposteln zu Füßen« (vgl. Ac 4,34), und weiter: »Man beschloß, jeder von den Jüngern sollte nach seinem Vermögen den Brüdern in Judäa etwas zur Unterstützung senden« (Ac 11,29).

Diese kirchliche Praxis hat sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt, den unterschiedlichen Anforderungen der Zeit angepaßt und wird auch heute noch beibehalten. In jeder Diözese, in jeder Pfarrei und Glaubensgemeinschaft wird alljährlich der Peterspfennig gesammelt, der dann zum Zentrum der Kirche gelangt, um den Bedürfnissen und den aus aller Welt an den Papst gerichteten Anfragen entsprechend verteilt zu werden. In der Geschichte der Kirche hat es Zeiten gegeben, in denen die wirtschaftliche Unterstützung des Nachfolgers Petri durch die Christen ganz besonders bedeutend war, was wir beispielsweise deutlich den Worten des sel. Pius IX. entnehmen können, wenn er in der Enzyklika Saepe venerabilis vom 5. August 1871 schreibt: »Reicher als sonst hat Uns der Peterspfennig erreicht, mit dem Arm und Reich bemüht ist, Unsere Armut zu lindern; dazu kamen zahlreiche Gaben verschiedener und edler Art und ein herrlicher Beitrag christlicher Künste und Talente, ganz besonders geeignet, um jene zweifache geistliche und königliche Gewalt hervorzuheben, die Gott Uns gegeben hat«.

Auch in dieser unserer Zeit ist die Kirche weiterhin bemüht, das Evangelium zu verbreiten und zur Entwicklung einer brüderlicheren und solidarischeren Menschheit beizutragen. Und gerade auch dank des Peterspfennigs hat sie die Möglichkeit, diese ihre Sendung zur Evangelisierung und Förderung der Menschheit zu erfüllen. Somit danke ich euch für euren Einsatz für die Spendenkollekte der römischen Bevölkerung, die, wie euer Präsident hervorgehoben hat, Ausdruck ihrer Dankbarkeit für die pastorale und karitative Aktion des Nachfolgers Petri ist. Ich weiß, daß ihr von Eifer und Hochherzigkeit beseelt seid: möge der Herr euch belohnen und den von euch erfüllten kirchlichen Dienst fruchtbar machen. Auch möge er euch helfen, jede Initiative eures Vereins zu realisieren. Vor allem möchte ich an jenen wertvollen Dienst erinnern, den ihr seit über sechs Jahren mit dem Hospiz »Sacro Cuore« leistet, wo die tägliche Präsenz eurer freiwilligen Helfer den Kranken und ihren Angehörigen Unterstützung bietet - ein stilles, aber vielsagendes Zeugnis der Liebe für das menschliche Leben, das Aufmerksamkeit und Achtung bis zum letzten Atemzug verdient.

Liebe Freunde, wir befinden uns in der Fastenzeit, während derer uns die Liturgie daran erinnert, daß wir mit der Pflicht des Gebets und des Fastens die Aufmerksamkeit den Brüdern gegenüber vereinen müssen, insbesondere für die Notleidenden, indem wir ihnen mit Gesten und Werken materiellen und geistlichen Beistands zu Hilfe kommen. Heute wiederhole ich vor euch jene Einladung, die ich in der Botschaft zur Fastenzeit an jeden Christen gerichtet habe, nämlich den Wunsch, daß diese liturgische Zeit allen »eine erneute Erfahrung der Liebe Gottes sein möge, die uns in Jesus Christus geschenkt worden ist - eine Liebe, die wir unsererseits dem Nächsten weiterschenken müssen, vor allem denen, die leiden und in Not sind« (vgl. Botschaft für die Fastenzeit 2007). Nochmals bedanke ich mich für den heutigen Besuch und bestärke euch, eure karitativen Tätigkeiten wie auch den liturgischen Dienst an den Gläubigen im Petersdom und während der Feiern, denen der Papst vorsteht, mit Begeisterung fortzusetzen. Ich vertraue euch dem mütterlichen Schutz Marias an, die ihr als »Salus Populi Romani« anruft. In diesem Sinn und mit der Versicherung meines Gebets für euch und eure Initiativen erteile ich allen meinen besonderen Apostolischen Segen.

AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DES PÄPSTLICHEN RATES FÜR DIE SOZIALEN KOMMUNIKATIONSMITTEL


Clementina-Saal

Freitag, 9. März 2007



Eminenzen,
41 liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Ich freue mich, euch heute aus Anlaß der Jahresvollversammlung des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel im Vatikan zu begrüßen. Mein Dank gilt zunächst Erzbischof Foley, dem Präsidenten des Rates, für seine freundlichen einleitenden Worte. Euch allen möchte ich meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen für euren Einsatz im Apostolat der sozialen Kommunikation, dessen Bedeutung in unserer zunehmend technologischen Welt nicht unterschätzt werden darf.

Der Bereich der sozialen Kommunikation ist raschen Veränderungen unterworfen. Während die Printmedien Mühe haben, ihre Auflagen zu erhalten, entwickeln sich andere Medienarten wie Radio, Fernsehen und Internet mit außerordentlicher Geschwindigkeit. Vor dem Hintergrund der Globalisierung fällt dieser Aufstieg der elektronischen Medien zusammen mit ihrer zunehmenden Konzentration in den Händen einiger weniger multinationaler Konzerne, deren Einfluß alle sozialen und kulturellen Grenzen überschreitet.

Welche Folgen und Auswirkungen hat dieser Anstieg in der Medien- und Unterhaltungsindustrie? Ich weiß, daß dies eine Frage ist, die von euch große Aufmerksamkeit verlangt. Da die Medien eine wichtige Rolle in der Prägung der Kultur spielen, betrifft sie in der Tat alle Menschen, die das Wohlergehen der Zivilgesellschaft ernstnehmen.

Zweifellos tragen die Massenmedien in ihren verschiedenen Ausprägungen vieles bei, was für die Zivilisation von großem Nutzen ist. Man braucht nur an hochwertige Dokumentarfilme und Nachrichtensendungen zu denken, an gesunde Unterhaltung und an Debatten und Interviews, die zum Denken anregen. Außerdem muß, was das Internet betrifft, gebührend anerkannt werden, daß es eine Welt der Erkenntnis und des Lernens eröffnet hat, die für viele Menschen vorher, wenn überhaupt, nur schwer zugänglich war.

Diese Beiträge zum Gemeinwohl müssen Beifall und Ermutigung finden.

Andererseits wiederum ist es leicht ersichtlich, daß vieles von dem, was in verschiedenen Formen in die Häuser von Millionen Familien auf der ganzen Welt übertragen wird, zerstörerisch ist. Indem sie das Licht der Wahrheit Christi auf diese Schatten richtet, erzeugt die Kirche Hoffnung. Laßt uns unsere Bemühungen verstärken, alle zu ermutigen, das angezündete Licht auf den Leuchter zu stellen, wo es vor allen Menschen im Haus, in der Schule und in der Gesellschaft leuchtet (vgl.
Mt 5,14-16)!

In diesem Zusammenhang lenkt meine Botschaft für den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel in diesem Jahr die Aufmerksamkeit auf die Beziehung zwischen den Medien und den jungen Menschen. Meine Besorgnisse unterscheiden sich nicht von denen jeder Mutter oder jeden Vaters oder Lehrers oder verantwortlichen Bürgers.

Wir alle erkennen: »Schönheit, eine Art Spiegel des Göttlichen, inspiriert und belebt Herz und Geist junger Menschen, während Häßlichkeit und Vulgarität eine erniedrigende Wirkung auf Einstellungen und Verhalten haben« (Nr. 2). Die Verantwortung, Kinder und Jugendliche in die Wege der Schönheit, der Wahrheit und des Guten einzuführen und sie zu diesen zu erziehen, wiegt daher schwer. Sie kann nur in dem Maße von den Medienkonzernen unterstützt werden, in dem diese die grundlegende Würde des Menschen, den wahren Wert der Ehe und des Familienlebens sowie die positiven Errungenschaften und Ziele der Menschheit fördern.

Ich rufe noch einmal die Verantwortlichen der Medienindustrie auf, die Produzenten dazu anzuhalten, das Gemeinwohl zu schützen, die Wahrheit aufrechtzuerhalten, die persönliche Würde des Menschen zu wahren und die Achtung gegenüber den Bedürfnissen der Familie zu fördern. Und während ich euch alle, die ihr heute hier versammelt seid, ermutige, vertraue ich darauf, daß man dafür sorgen wird, die Teilkirchen an den Früchten eurer Reflexionen und Studien durch die Pfarrgemeinden, Schulen und Diözesaneinrichtungen teilhaben zu lassen.

Euch allen, euren Kollegen und den Mitgliedern eurer Familien zu Hause erteile ich meinen Apostolischen Segen.


ROSENKRANZGEBET ANLÄSSLICH DES 5. EUROPÄISCHEN STUDENTENTAGES

Audienzenhalle - Samstag, 10. März 2007

42
Liebe junge Studenten!


Es freut mich sehr, euch am Ende der marianischen Gebetsvigil, die das Vikariat von Rom anläßlich des Europäischen Studententages veranstaltet, herzlich zu begrüßen. Ich danke Kardinal Camillo Ruini und Msgr. Lorenzo Leuzzi sowie allen, die bei der Initiative mitgeholfen haben: den akademischen Einrichtungen, den Musikhochschulen, dem Ministerium für Universitäten und wissenschaftliche Forschung, dem Ministerium für Kommunikation. Ich beglückwünsche den Dirigenten des Orchesters und den Chorleiter sowie euch, liebe Musiker und Chorsänger. Während ich euch, römische Freunde, empfange, denke ich mit gleicher Zuneigung an eure Altersgenossen, die dank der Rundfunk- und Fernsehübertragungen an dieser Stunde des Gebets und der Reflexion aus einigen Städten Europas und Asiens teilnehmen konnten: aus Prag, Kalkutta, Hongkong, Bologna, Krakau, Turin, Manchester, Manila, Coimbra, Tirana und Islamabad- Rawalpindi. Dieses »Netz«, das durch die Zusammenarbeit des Vatikanischen Fernsehzentrums, von Radio Vatikan und »Telespazio« verwirklicht wurde, ist in der Tat ein Zeichen der Zeit, ein Zeichen der Hoffnung.

Seine ganze Bedeutung offenbart dieses »Netz«, wenn wir das Thema der heutigen Gebetsvigil bedenken: »Intellektuelle Nächstenliebe, der Weg für eine neue Zusammenarbeit zwischen Europa und Asien.« Es beeindruckt, wenn wir an die intellektuelle Nächstenliebe als Kraft des menschlichen Geistes denken, die imstande ist, die Bildungswege der jungen Generationen zu verbinden. Global gesehen kann die intellektuelle Nächstenliebe den Lebensweg der Jugendlichen zusammenführen, obwohl sie weit voneinander entfernt wohnen, sich aber auf der Ebene der inneren Suche und des Zeugnisses miteinander verbunden fühlen. Heute abend verwirklichen wir eine geistige Brücke zwischen Europa und Asien, einem Kontinent mit reicher geistiger Überlieferung, wo einige der ältesten und edelsten kulturellen Traditionen der Menschheit entstanden sind. Wie bedeutsam ist deshalb unsere Begegnung! Die jungen Studenten aus Rom sind Wortführer der Geschwisterlichkeit im Zeichen der intellektuellen Nächstenliebe, sie pflegen eine Solidarität, deren Antriebskraft nicht wirtschaftliche oder politische Interessen sind, sondern das Studium und die Wahrheitssuche. Wir befinden uns also in einer wahren »Universitätsperspektive«, das heißt in der Gemeinschaft des Wissens, die einer der Grundbausteine Europas war. Danke, liebe Jugendliche!

Jetzt wende ich mich an all jene, die mit uns aus den verschiedenen Städten und Nationen verbunden sind.

Der Papst sagte auf tschechisch: Liebe Jugendliche, ihr habt euch in Prag versammelt! Die Freundschaft mit Christus möge euer Studium und eure persönliche Entwicklung immer erleuchten.

auf englisch: Liebe Studenten aus Kalkutta, Hongkong, Islamabad- Rawalpindi, Manchester und Manila! Gebt Zeugnis davon, daß Jesus Christus uns nichts wegnimmt, sondern unsere tiefste Sehnsucht nach Leben und Wahrheit erfüllt!

auf polnisch: Liebe Freunde in Krakau! Macht euch immer die Lehren zu eigen, die der verehrungswürdige Papst Johannes Paul II. den Jugendlichen und in besonderer Weise den Universitätsstudenten hinterlassen hat.

auf portugiesisch: Liebe Studenten der Universität Coimbra! Die Jungfrau Maria, Sitz der Weisheit, führe euch, auf daß ihr wahre Jünger und Zeugen der christlichen Weisheit werdet.

43auf albanisch: Liebe Jugendliche in Tirana! Bemüht euch, als Wegbereiter das neue Albanien aufzubauen, indem ihr auf die christlichen Wurzeln Europas zurückgreift.

auf italienisch: Liebe Studenten der Universitäten von Bologna und Turin! Versäumt es nicht, zum Aufbau des neuen Humanismus, der auf dem fruchtbaren Dialog zwischen Glaube und Vernunft gründet, euren kreativen Beitrag zu leisten. Liebe Freunde, wir stehen in der Fastenzeit, und die Liturgie ruft uns ständig auf, unsere Nachfolge Christi zu festigen. Auch diese Gebetsvigil kann in der Tradition der Weltjugendtage als eine Etappe des vom Kreuz angeführten geistlichen Pilgerweges betrachtet werden. Und das Geheimnis des Kreuzes ist nicht zu trennen vom Thema der intellektuellen Nächstenliebe, ja es erhellt dieses. Die christliche Weisheit ist die Weisheit des Kreuzes: Die christlichen Studenten und noch mehr die christlichen Lehrer deuten jede Wirklichkeit im Licht des Geheimnisses der Liebe Gottes, die im Kreuz ihre höchste und vollkommenste Offenbarung findet. Ich vertraue euch, liebe Jugendliche, noch einmal das Kreuz Christi an: Nehmt es an, umarmt es, folgt ihm nach. Es ist der Baum des Lebens! Zu seinen Füßen findet ihr immer Maria, die Mutter Jesu. Zusammen mit ihr, dem Sitz der Weisheit, richtet den Blick auf den, der für uns durchbohrt wurde (vgl.
Jn 19,37), betrachtet die unerschöpfliche Quelle der Liebe und Wahrheit, dann werdet ihr auch deren frohe Jünger und Zeugen sein. Das wünsche ich jedem einzelnen von euch. Ich begleite diesen Wunsch von Herzen mit dem Gebet und meinem Segen, in den ich gern alle eure Lieben einschließe.



ANSPRACHE 2007 Januar 2007 37