ANSPRACHE 2007 Januar 2007 43


BESUCH DER DOMBAUHÜTTE VON ST. PETER

Mittwoch, 14. März 2007

Verehrte Mitbrüder im bischöflichen Dienst,

liebe Freunde!

Diese Begegnung mit euch freut mich sehr, findet sie doch am Sitz einer berühmten und alten päpstlichen Einrichtung statt, der Dombauhütte von St. Peter. Ich begrüße vor allem euren Präsidenten und Erzpriester der Basilika St. Peter, Erzbischof Angelo Comastri, der die gemeinsamen Gefühle zum Ausdruck gebracht hat. Dann begrüße ich den Delegaten dieser Dombauhütte, Bischof Vittorio Lanzani, und einen jeden von euch. Ihr arbeitet an einem Ort, in der ehrwürdigen Basilika des Apostels, die das Herz der katholischen Kirche ist: ein pulsierendes Herz, dank des Heiligen Geistes, der es immer lebendig erhält, aber auch dank der Tätigkeit derer, die sie täglich in Betrieb halten. Vor knapp 500 Jahren wurde der Grundstein zur zweiten vatikanischen Basilika gelegt, wie Erzbischof Comastri in Erinnerung gerufen hat. Fünf Jahrhunderte, und doch ist sie noch immer lebendig und jung; sie ist kein Museum, sondern ein geistlicher Organismus, und auch die Steine spüren diese Lebenskraft! Ihr zuallererst, die ihr hier arbeitet, seid »lebendige Steine«, wie der Apostel Petrus geschrieben hat, lebendige Steine des geistlichen Hauses, der Kirche.

Diese wenn auch kurze Begegnung mit euch, gleichsam zum Abschluß der Fünfhundertjahrfeier der vatikanischen Basilika, wo ihr konkret arbeitet, freut mich sehr. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, jetzt an eure Kollegen zu erinnern, die euch in den vergangenen 500 Jahren vorausgegangen sind. Ich spreche euch meinen Dank aus für das, was ihr mit Eifer und Sachverstand tut, damit dieses »Herz« der Kirche, wie ich zuvor sagte, weiter mit anhaltender Lebenskraft »pulsieren« kann, indem es Menschen aus der ganzen Welt anzieht und ihnen zu einer geistlichen Erfahrung verhilft, die ihr Dasein prägt. Denn dank eures Beitrags, der fast immer verborgen, aber stets so wertvoll ist, können viele Menschen aus aller Welt ihre Pilgerfahrt oder einfach ihren Besuch in der vatikanischen Basilika fruchtbringend erleben und eine Botschaft des Glaubens und der Hoffnung in ihrem Herzen mit sich nehmen. Sie erfahren die Gewißheit, nicht nur großartige Kunstwerke gesehen zu haben, sondern der lebendigen Kirche, dem Apostel Petrus und letztlich Christus begegnet zu sein. Ich danke euch nochmals und ermutige euch: Leistet eure Arbeit immer als einen Akt der Liebe für die Kirche, für den hl. Petrus und damit für Christus. Ich vertraue alle dem besonderen Schutz des hl. Petrus an, euch und eure Lieben. Und während ich euch meines Gedenkens im Gebet versichere und euch bitte, es zu erwidern, indem ihr für mich betet, segne ich euch von Herzen. AN HERRN ALFONSO RIVERO MONSALVE,

NEUER BOTSCHAFTER VON PERU BEIM HL. STUHL

Freitag, 16. März 2007



Herr Botschafter!

1. Zur Entgegennahme des Schreibens, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Peru beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden, heiße ich Sie herzlich willkommen und wünsche Ihnen eine fruchtbare Arbeit zur Aufrechterhaltung der guten Beziehungen, die zwischen Ihrem edlen Land und dem Apostolischen Stuhl bestehen.

Während ich Ihnen für die freundlichen und einfühlsamen Worte danke, die Sie an mich gerichtet haben, bitte ich Sie, S. Exzellenz Dr. Alan García Pérez, Präsident der Republik, Ihrer Regierung und dem geliebten peruanischen Volk meinen ehrerbietigen Gruß übermitteln zu wollen.

44 2. Diese Begegnung erinnert uns an die tiefen Bande, die Ihre Nation zur Kirche hatte und hat. Der katholische Glaube, der von Verkündigern des Evangeliums wie dem hl. Toribio de Mogrovejo - seines 400. Todestages wurde im vergangenen Jahr gedacht - dorthin gebracht worden war, wurde vom ersten Augenblick an aufgenommen, um schließlich nach und nach die kulturellen und sozialen Gefüge dieses gesegneten Volkes zu durchdringen, aus dem schon sehr bald die ersten Heiligen, Männer und Frauen, auf lateinamerikanischem Boden erwuchsen.

Und wie schon von Ihnen erwähnt, möchte ich außer an den heiligen Bischof noch an die hl. Rosa von Lima, die hll. Martín de Porres, Francisco Solano, Juan Macías sowie an die sel. Ana de los Ángeles Monteagudo erinnern, die von Papst Johannes Paul II. bei seinem ersten Besuch in Peru 1985 seliggesprochen wurde.

Auch ich hatte Gelegenheit, Ihre Heimat im Jahr 1986 zu besuchen, als ich Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre war. Ich bewahre eine sehr einprägsame Erinnerung an jene Tage, vor allem an meine Begegnungen mit einfachen Menschen aus den Armenvierteln in Lima und Cuzco.

3. In der heutigen Welt der raschen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen ist Ihr Land nicht davon ausgenommen, gleichfalls tiefgreifende Wandlungen zu erleben. Das sind Vorgänge, die sich direkt auf die Menschen und ihre Werte auswirken.

In diesem Zusammenhang sind die Anstrengungen beachtlich, die von der Kirche und vom Staat in Peru im Erziehungsbereich und bei der Anwendung der neuen Technologien mit dem Ziel vollbracht worden sind, eine größere Einbeziehung der weniger begünstigten Gebiete in die neuen Kulturräume unserer Zeit zu bewerkstelligen.

Andererseits gibt es nach wie vor moralische und religiöse Probleme, denen sich sowohl die Kirche wie der Staat, jeder im Rahmen der ihm eigenen Zuständigkeit, gerade für das Wohl der Peruaner stellen müssen.

Wie man weiß, versucht Peru das Phänomen der Globalisierung durch angemessene Nutzung der vom Wirtschaftswachstum gebotenen Chancen zu bewältigen, so daß der produzierte Reichtum und andere soziale Güter in gerechter Weise allen zukommen.

Wie alle Menschen erhoffen sich auch die Peruaner, daß alle sozialen Schichten von den Gesundheitsdiensten gebührend betreut werden; daß die Erziehung durch Verbesserung ihrer Qualität auf sämtlichen Ebenen zu einem Gut aller werde; daß gegenüber der Korruption die Rechtschaffenheit vorherrschend werde, die das wirksame Tätigwerden der verschiedenen öffentlichen Einrichtungen ermöglicht und so viele Situationen des Hungers und Elends überwinden hilft.

Dringend notwendig ist also die Einigkeit in den Absichten, um ein kontinuierliches Handeln der Regierenden angesichts der Herausforderungen einer globalisierten Welt zu ermöglichen, denen mit echter Solidarität begegnet werden muß.

Diese Tugend der Solidarität muß - wie mein Vorgänger Johannes Paul II. sagte - das Tun der Einzelnen, der Regierungen, der internationalen Organisationen und Institutionen und aller Glieder der Zivilgesellschaft dahingehend inspirieren, daß sie für ein gerechtes Wachstum aller Völker und Nationen arbeiten und dabei als Ziel das Wohl aller und jedes einzelnen im Auge haben (vgl. Enzyklika Sollicitudo Rei Socialis
SRS 40).

4. Die Kirche, die die Zuständigkeit des Staates in sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen anerkennt, übernimmt als ihre Pflicht, die sich aus ihrer Sendung zur Evangelisierung herleitet, die Wahrung und die Verbreitung der Wahrheit über den Menschen, den Sinn seines Lebens und seiner letzten Bestimmung, die Gott ist. Sie ist Quelle der Inspiration, damit die Würde des Menschen und des Lebens von seiner Empfängnis bis zu seinem natürlichen Tod anerkannt und geschützt wird, wie es die peruanische Verfassung garantiert.

45 Darum wird die Kirche weiterhin in der Erziehung, in der gesundheitlichen Betreuung und in der Hilfe für die Ärmsten und Bedürftigsten treu und hochherzig mitarbeiten.

5. Der Apostolische Stuhl wird weiterhin jede soziale Anstrengung unterstützen, die unternommen wird, damit immer gleiche Chancen für alle bestehen und jeder Peruaner sich in seinen unveräußerlichen Rechten respektiert fühlt. Die Bischöfe Perus werden daher im Licht des Evangeliums und der Soziallehre der Kirche auch in Zukunft die Suche nach der Wahrheit im Bereich von Familie, Arbeit und Sozialpolitik fördern.

Die peruanischen Katholiken sind ihrerseits dazu aufgerufen, in den sozialen Einrichtungen und im öffentlichen Leben Sauerteig der christlichen Botschaft zu sein, um auf diese Weise zum Aufbau einer brüderlicheren Gesellschaft beizutragen. Im Bewußtsein ihrer »religiösen und gerade dadurch höchst humanen Sendung« (Gaudium et Spes
GS 11) ebenso wie im Bewußtsein ihrer Pflicht, die Wahrheit jedem Menschen anzubieten, der als Kind Gottes mit einer höheren und jedem positiven Gesetz vorausgehenden Würde ausgestattet ist, wird die Kirche für die Erreichung dieser Ziele weiterarbeiten.

»Auf Grund ihrer Erfahrung in allem, was den Menschen betrifft« (Paul VI., Enzyklika Populorum Progressio PP 13), lehrt sie außerdem, daß nur unter Achtung des Sittengesetzes, das die Würde des Menschen verteidigt und schützt, durch Förderung eines stabilen sozialen Fortschritts der Friede errichtet werden kann.

Es ist daher zu wünschen, daß die Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche in Peru, die bisher gute Früchte erbracht hat, fortgesetzt wird.

6. Herr Botschafter, zum Abschluß dieser willkommenen Begegnung heiße ich Sie noch einmal herzlich willkommen und spreche Ihnen die besten Wünsche für die Erfüllung der Mission aus, die Sie heute antreten.

Während ich zum Herrn, »Señor de los Milagros«, flehe, daß er über Eure Exzellenz, Ihre werte Familie, Ihre Mitarbeiter und die Autoritäten Ihres Landes reichen Segen ausgieße, bitte ich auch die gnadenreiche Jungfrau »Nuestra Señora de las Mercedes«, sie möge das geliebte peruanische Volk beschützen, damit es auf dem Weg der Gerechtigkeit, der Solidarität und des Friedens weiter voranschreite.


AN DIE TEILNEHMER EINES VON DER APOSTOLISCHEN PÖNITENTIARIE VERANSTALTETEN KURSES ÜBER DAS FORUM INTERNUM

Clementina-Saal - Freitag, 16. März 2007

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Herr Kardinal,

verehrte Brüder im bischöflichen und im priesterlichen Dienst!

Sehr gern empfange ich euch heute und grüße jeden einzelnen von euch, die ihr an dem von der Apostolischen Pönitentiarie veranstalteten Kurs über das Forum Internum teilnehmt. An erster Stelle grüße ich den Großpönitentiar Kardinal James Francis Stafford und danke ihm für die freundlichen Worte, die er an mich gerichtet hat; des weiteren grüße ich den Regenten der Pönitentiarie, Bischof Gianfranco Girotti, und alle Anwesenden.

Die heutige Begegnung bietet mir die Gelegenheit, zusammen mit euch über die Bedeutung des Bußsakraments auch in dieser unserer Zeit nachzudenken und die Notwendigkeit hervorzuheben, daß sich die Priester darauf vorbereiten, es mit Andacht und Glauben zur Ehre Gottes und für die Heiligung des christliches Volkes zu spenden, wie sie es dem Bischof am Tag ihrer Priesterweihe versprochen haben. Denn es handelt sich um eine der Aufgaben, die den besonderen Dienst kennzeichnen, den sie »in persona Christi« zu leisten berufen sind. Durch die Gesten und die sakramentalen Worte machen die Priester vor allem die Liebe Gottes sichtbar, der sich in Christus in Fülle offenbart hat. Wenn er das Sakrament der Vergebung und der Versöhnung spendet, handelt der Priester - wie es im Katechismus der Katholischen Kirche heißt - als »Zeichen und Werkzeug der barmherzigen Liebe Gottes zum Sünder« (
CEC 1465). Was in diesem Sakrament geschieht, ist also vor allem Geheimnis der Liebe, Werk der barmherzigen Liebe des Herrn.

»Gott ist die Liebe« (1Jn 4,16): In diesen kurzen Satz hat der Evangelist Johannes die Offenbarung des ganzen Geheimnisses des dreifaltigen Gottes eingeschlossen. Und bei der Begegnung mit Nikodemus kündigt Jesus sein Leiden und Sterben am Kreuz an, indem er sagt: »Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat« (Jn 3,16). Für uns alle ist es notwendig, aus der unversiegbaren Quelle der göttlichen Liebe zu schöpfen, die sich uns im Geheimnis des Kreuzes vollkommen kundtut, damit wir den wahren Frieden mit Gott, mit uns selbst und mit dem Nächsten finden. Nur aus dieser geistlichen Quelle kann man die unentbehrliche innere Kraft schöpfen, um das Böse und die Sünde im Kampf zu überwinden, der keine Unterbrechung kennt und unseren Pilgerweg auf Erden hin zur himmlischen Heimat kennzeichnet.

Die Welt von heute weist die gleichen Widersprüche auf, die von den Vätern des II. Vatikanischen Konzils deutlich wahrgenommen wurden (vgl. Pastoralkonstitution Gaudium et spes, GS 4-10): Wir sehen eine Menschheit, die unabhängig sein will, wo nicht wenige meinen, daß sie Gott nicht brauchen, um gut zu leben; wie viele aber scheinen dazu verurteilt zu sein, dramatischen Situationen einer existentiellen Leere entgegenzutreten; wieviel Gewalt ist da noch auf Erden, wieviel Einsamkeit lastet auf der Seele des Menschen im Zeitalter der Kommunikation! Mit einem Wort, heute ist scheinbar der »Sinn für die Sünde« abhanden gekommen, an dessen Stelle aber haben sich die »Schuldkomplexe« vermehrt. Wer kann das Herz der Menschen vom Joch des Todes befreien, wenn nicht er, der durch seinen Tod die Macht des Bösen mit der Allmacht der göttlichen Liebe für immer besiegt hat? Der Apostel Paulus schrieb an die Christen von Ephesus: »Gott aber, der voll Erbarmen ist, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus wieder lebendig gemacht« (Ep 2,4). Der Priester ist im Sakrament der Beichte Werkzeug dieser barmherzigen Liebe Gottes, die er in der Absolutionsformel anruft: »Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden.«

Im Neuen Testament ist auf allen Seiten die Rede von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes, die in Christus sichtbar geworden sind. Denn Jesus, »der sich mit Sündern abgibt und sogar mit ihnen ißt« (vgl. Lc 15,2), bekräftigt mit Vollmacht: »Deine Sünden sind dir vergeben« (Lc 5,20) und sagt: »Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten« (Lc 5,31-32). Die Aufgabe des Priesters und des Beichtvaters ist hauptsächlich diese: Jeden zur Erfahrung der Liebe Christi zu führen, indem er Christus auf dem eigenen Lebensweg begegnet, wie Paulus Ihm auf dem Weg nach Damaskus begegnet ist. Wir kennen die leidenschaftlichen Worte des Völkerapostels nach dieser Begegnung, die sein Leben verändert hat: »Er hat mich geliebt und sich für mich hingegeben« (vgl. Ga 2,20). Das ist seine persönliche Erfahrung auf dem Weg nach Damaskus: Jesus, der Herr, hat Paulus geliebt und sein Leben für ihn hingegeben. Und in der Beichte ist das auch unser Weg, unser Weg nach Damaskus, unsere Erfahrung: Jesus hat mich geliebt und sich für mich hingegeben. Möge jede Person diese geistliche Erfahrung machen und - wie der Diener Gottes Johannes Paul II. gesagt hat - »Jesus Christus als mysterium pietatis wieder freilegen. In Christus zeigt uns Gott sein mitfühlendes Herz und versöhnt uns ganz mit sich. Dieses Antlitz Christi muß man auch durch das Sakrament der Buße neu zeigen« (Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte NM 37). Der Priester, Spender des Sakraments der Versöhnung, soll es immer als seine Aufgabe ansehen, in den Worten und in der Weise, wie er sich an den Pönitenten wendet, die barmherzige Liebe Gottes durchscheinen zu lassen. Wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn soll er den reuigen Sünder aufnehmen, ihm helfen, sich aus der Sünde zu erheben; er soll ihn ermutigen, sich zu bessern und nie mit dem Bösen einen Kompromiß zu schließen, sondern immer den Weg der evangeliumsgemäßen Vollkommenheit wieder aufzunehmen. Diese schöne Erfahrung des verlorenen Sohnes, der im Vater die ganze göttliche Barmherzigkeit findet, möge im Sakrament der Versöhnung die Erfahrung eines jeden sein, der beichtet.

Liebe Brüder, das alles erfordert, daß der im Dienst des Bußsakraments stehende Priester selbst von einem ständigen Streben nach Heiligkeit beseelt ist. Der Katechismus der Katholischen Kirche stellt diesen Anspruch ganz hoch, denn er bekräftigt: »Der Beichtvater… muß zuverlässig wissen, wie ein Christ zu leben hat, in menschlichen Dingen Erfahrung haben und den, der gefallen ist, achten und sich ihm gegenüber feinfühlig verhalten. Er muß die Wahrheit lieben, sich an das Lehramt der Kirche halten und den Pönitenten geduldig der Heilung und vollen Reife entgegenführen. Er soll für ihn beten und Buße tun und ihn der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen« (CEC 1466). Um diese wichtige Sendung zu vollbringen, soll der Priester im Herzen immer mit dem Herrn vereint und so dem Lehramt der Kirche bezüglich der Morallehre treu sein in dem Bewußtsein, daß das Gesetz des Guten und des Bösen nicht von den Situationen, sondern von Gott bestimmt wird. Ich bitte die Jungfrau Maria, Mutter der Barmherzigkeit, den Dienst der Beichtväter zu unterstützen und jeder christlichen Gemeinde zu helfen, daß sie den Wert und die Bedeutung des Bußsakraments für das geistliche Wachstum jedes Gläubigen immer besser versteht. Euch hier Anwesenden und all jenen, die euch lieb sind, erteile ich von Herzen meinen Segen.

AUDIENZ FÜR DIE TEILNEHMER AN DER PILGERFAHRT DES HILFSWERKS FÜR DEN KRANKENTRANSPORT IN LOURDES (OFTAL)

UND DIE APOSTOLISCHE BLINDENBEWEGUNG

Petersdom

Samstag, 17. März 2007

Liebe Freunde von OFTAL und der Apostolischen Blindenbewegung!


Mit großer Freude begegne ich euch in der Vatikanbasilika, wo ihr an der von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone geleiteten Eucharistiefeier teilgenommen habt. Herzlich grüße ich ihn wie auch Erzbischof Angelo Comastri, Generalvikar für die Vatikanstadt und Erzpriester der Vatikanbasilika, eure geistlichen Assistenten und einen jeden einzelnen von euch. Mein besonderer Gruß gilt dem Präsidenten von OFTAL, Msgr. Franco Degrandi, und dem Vizepräsidenten der Apostolischen Blindenbewegung, Dr. Francesco Scelzo, dem ich dafür danke, daß er eure jeweiligen Vereinigungen, die kurz nacheinander gegründet wurden, vorgestellt hat.

Die Apostolische Blindenbewegung entstand 1928 durch die Eingebung und den apostolischen Eifer Maria Mottas, einer von tiefem Glauben und großer Seelenstärke erfüllten blinden Lehrerin aus Monza. Das Föderative Hilfswerk für den Krankentransport in Lourdes (OFTAL) hingegen feiert sein 75jähriges Jubiläum: Es entstand 1913 auf Initiative von Msgr. Alessandro Rastelli, einem Priester aus der Diözese Vercelli, und wurde 1932 offiziell vom Erzbischof dieser Ortskirche gegründet. Daß auch ihr heute hier anwesend seid, ist ein Zeichen der Vorsehung. Denn obwohl sich die beiden Vereinigungen in vielerlei Hinsicht voneinander unterscheiden, haben sie doch einen grundlegenden Aspekt gemeinsam, den ich gleich hervorheben möchte. Ich beziehe mich auf die Tatsache, daß sowohl die Apostolische Blindenbewegung als auch OFTAL auf dem Evangelium gründende Erfahrungen brüderlichen Teilens sind, die behinderten, in diesem Fall kranken und blinden Menschen, ermöglichen, voll teilzunehmen am Leben der kirchlichen Gemeinschaft und am Aufbau der Zivilisation der Liebe. Zwei Wirklichkeiten, die, gemäß dem Thema des jüngsten Kirchentreffens in Verona, Zeugnis geben für den auferstandenen Christus, Hoffnung der Welt, und verdeutlichen, daß Glaube und christliche Freundschaft es möglich machen, jeden Zustand der Schwäche gemeinsam zu durchleben.

47 Bezeichnend ist in dieser Hinsicht die Erfahrung der beiden Gründer: Don Rastelli und Maria Motta. Nach einem Unfall, der ihn zu einem einmonatigen Krankenhausaufenthalt zwang, reiste Don Rastelli nach Lourdes. Die Erfahrung der Krankheit machte ihn besonders empfänglich für die Botschaft der Unbefleckten Jungfrau, die ihn aufrief, in die Grotte von Massabielle zurückzukehren, zunächst in Begleitung eines einzelnen Kranken - was überaus bedeutsam ist - und dann als Leiter der ersten diözesanen Wallfahrt mit über 300 Personen darunter 30 Kranken. Für die von Geburt an blinde Maria Motta war die Sehbehinderung durchaus kein Hindernis für ihre Berufung. Im Gegenteil: Der Heilige Geist machte aus ihr eine Apostelin der Blinden und verhalf ihrer Initiative zu einem Erfolg, der ihre eigenen Erwartungen weit übertraf. Aus diesem von ihr aufgebauten spirituellen »Netz« entwickelte sich eine regelrechte Vereinigung, der diözesane Gruppen aus allen Teilen Italiens angehören und die der sel. Johannes XXIII. unter dem Namen »Apostolische Blindenbewegung« anerkannte. In ihr lernen Blinde und Sehende den Stil der Gegenseitigkeit und des Teilens und engagieren sich im Bereich der Ausbildung, um sich in den Dienst an der apostolischen Mission der Kirche zu stellen.

Jede der beiden Vereinigungen trägt mit dem ihr eigenen spezifischen Charisma zum Aufbau der Kirche bei. Ihr, die Freunde von OFTAL, ermöglicht die Erfahrung der Wallfahrt mit den Kranken, ein starkes Zeichen des Glaubens und der Solidarität zwischen Menschen, die aus sich und der Abgeschlossenheit ihrer Probleme herausgehen, um zu einem gemeinsamen Ziel, einem Ort des Geistes, aufzubrechen: Lourdes, das Heilige Land, Loreto, Fatima und andere Wallfahrtsstätten. So helft ihr dem Volk Gottes, das Bewußtsein seiner Pilgerschaft in der Nachfolge Christi aufrechtzuerhalten, was aus der Heiligen Schrift deutlich hervorgeht. Denken wir an das Buch Exodus, über das die Liturgie uns in dieser österlichen Zeit nachdenken läßt; denken wir an das öffentliche Leben Jesu, das die Evangelien wie eine große Wallfahrt nach Jerusalem darstellen, wo sich sein »Exodus« vollziehen muß. Ihr, liebe Freunde der Apostolischen Blindenbewegung, seid eurerseits Vermittler einer euch eigenen besonderen Erfahrung, nämlich miteinander zu gehen, Seite an Seite, Blinde und Sehende. Ein Zeugnis, das zeigt, wie christliche Liebe ermöglicht, die Behinderung zu überwinden und das Anderssein auf positive Weise zu leben, als Gelegenheit, sich dem Mitmenschen zu öffnen, seinen Problemen, vor allem aber seinen Gaben Beachtung zu schenken und einander zu dienen.

Liebe Brüder und Schwestern, die Kirche braucht auch euren Beitrag, um dem Willen des Herrn treu und vollkommen zu entsprechen. Gleiches kann von der bürgerlichen Gesellschaft gesagt werden: Die Menschheit braucht eure Gaben, die eine Verheißung des Reiches Gottes sind. Die Begrenztheit und Bescheidenheit eurer Ressourcen soll euch nicht erschrecken: Gott gefällt es, seine Werke mit einfachen Mitteln zu vollbringen. Er bittet jedoch, ihm einen hochherzigen Glauben entgegenzubringen! Im Grunde ist es das, was euch hierher geführt hat: um am Grab des hl. Petrus das Geschenk eines festeren Glauben zu erflehen. Morgen werdet ihr eure Wallfahrt an zwei marianischen Stätten beenden: die Apostolische Blindenbewegung in der Basilika »Santa Maria Maggiore« und OFTAL im Marienwallfahrtsort »Madonna del Divino Amore«. Macht euch also ausgehend von diesem Moment der Gnade, beseelt vom Glauben Petri und Marias, auf den Weg! Und geht mit diesem Glauben auf eurem Weg weiter, begleitet von meinem Gebet und meinem Segen, den ich von Herzen den hier Anwesenden, allen anderen Mitgliedern und den euch nahestehenden Menschen erteile.



BESUCH IM RÖMISCHEN JUGENDGEFÄNGNIS "CASAL DEL MARMO"

GRUSSWORTE VON BENEDIKT XVI.

Turnhalle der Strafanstalt

IV. Sonntag der Fastenzeit, 18. März 2007

Liebe junge Männer und Frauen!


Ich möchte euch vor allem danken für eure Freude, danken für diese Vorbereitung. Es ist für mich eine große Freude, euch mit meinem Besuch ein wenig Licht geschenkt zu haben. Damit schließt nun unsere Begegnung, damit schließt mein kurzer, aber intensiver Besuch. Es ist, wie schon gesagt, mein erster Kontakt mit der Welt der Gefängnisse, seit ich Papst bin. Ich habe mit Aufmerksamkeit die Worte des Direktors, des Kommandanten und eines Vertreters von euch gehört und danke euch für die herzlichen Gefühle, die ihr mir gegenüber zum Ausdruck gebracht habt, sowie auch für eure Glückwünsche zu meinem Namenstag. Zudem habe ich gehört, daß unter euch noch die Erinnerung an Kardinal Casaroli lebendig ist, der hier ganz vertraut »Padre Agostino« genannt wurde. Er hat mehrmals mit mir über diese Erfahrungen gesprochen, wo er sich stets allen jungen Männern und Frauen hier in diesem Gefängnis sehr freundschaftlich nahe fühlte.

Ihr, liebe Jugendliche, kommt aus verschiedenen Nationen: Ich würde gern noch länger bei euch bleiben, aber leider ist meine Zeit begrenzt. Vielleicht werden wir uns ein anderes Mal für längere Zeit treffen können. Ihr sollt trotzdem wissen, daß euch der Papst gern hat und euch voll Liebe nahe ist. Sodann möchte ich diese Gelegenheit ergreifen, um alle, die im Gefängnis sitzen, und alle, die auf verschiedene Weise im Strafvollzugsbereich arbeiten, zu grüßen.

Liebe Jugendliche, heute ist für euch ein Festtag, wie gesagt wurde: Der Papst ist euch besuchen gekommen, anwesend sind der Justizminister, verschiedene Autoritäten, der Kardinalvikar, der Weihbischof, euer Kaplan, viele andere Persönlichkeiten und Freunde. Es ist also ein Tag der Freude. Die Liturgie dieses Sonntags beginnt mit einer Aufforderung sich zu freuen: »Freue dich!« lautet das erste Wort, mit dem die Messe beginnt. Aber wie kann man glücklich sein, wenn man leidet, wenn man ohne Freiheit ist, wenn man sich verlassen fühlt?

Während der Messe haben wir daran erinnert, daß Gott uns liebt: Das ist die Quelle der wahren Freude. Auch wenn man alles hat, was man sich wünscht, ist man manchmal unglücklich; hingegen könnte einer gar nichts besitzen, nicht einmal die Freiheit oder Gesundheit, und dennoch mit sich selbst in Frieden leben und sich freuen, wenn er Gott im Herzen hat. Hier liegt also das Geheimnis: Gott muß immer den ersten Platz in unserem Leben einnehmen. Und das wahre Antlitz Gottes hat uns Jesus offenbart. Liebe Freunde, bevor ich euch verlasse, versichere ich euch aus ganzem Herzen, daß ich weiterhin vor dem Herrn an euch denken werde. Ihr werdet immer in meinen Gebeten gegenwärtig sein.

Ich spreche euch im voraus meine Glückwünsche zum kommenden Osterfest aus und segne euch alle. Der Herr begleite euch stets mit seiner Gnade und geleite euch in eurem künftigen Leben.



BEGEGNUNG MIT DEM PROFESSORENKOLLEGIUM DER KATHOLISCH-THEOLOGISCHEN FAKULTÄT TÜBINGEN ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.


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Mittwoch, 21. März 2007

Lieber Herr Bischof,

werter Herr Dekan,
verehrte Herren Kollegen, wenn ich so sagen darf!

Ich danke Ihnen für diesen Besuch und darf sagen, daß ich mich wirklich von Herzen darüber freue. Einmal ist die Begegnung mit der eigenen Vergangenheit ja immer etwas Schönes, weil sie etwas Verjüngendes an sich hat. Aber es ist dann doch mehr als eine nostalgische Begegnung. Sie, Herr Bischof, haben ja selber davon gesprochen, daß es auch ein Zeichen ist, ein Zeichen einerseits dafür, wie mir die Theologie am Herzen liegt - wie könnte es anders sein -, da ich meine eigentliche Berufung eigentlich darin gesehen hatte, Professor zu sein, auch wenn der liebe Gott es dann plötzlich anders gewollt hat mit mir. Aber eben auch umgekehrt, ein Zeichen von Ihrer Seite, daß Sie die innere Einheit von theologischer Forschung, theologischer Lehre und Arbeit und Hirtendienst in der Kirche sehen und damit die Ganzheit des kirchlichen Mühens um den Menschen, um die Welt, um unsere Zukunft.

Ich habe natürlich gestern abend im Blick auf diesen Vormittag etwas in meinen Erinnerungen zu kramen begonnen. Und da ist mir eine Erinnerung gekommen, die mit dem sehr zusammenpaßt, was Sie, Herr Dekan, eben ausgeführt haben. Nämlich die Erinnerung an den Großen Senat. Ich weiß nicht, ob es auch jetzt noch so ist, daß alle Berufungen durch den Großen Senat gehen. Das war dann sehr interessant, wenn, sagen wir, ein Lehrstuhl für Mathematik zu besetzen war oder meinetwegen für Assyriologie oder für Festkörperphysik oder ich weiß nicht was, war der Zuspruch von Seiten der anderen Fakultäten sehr gering, und das ganze hatte sich eigentlich schnell geregelt, weil kaum jemand mitzureden wagte. Schon etwas anders war es bei den geisteswissenschaftlichen Fächern. Und bei den theologischen Lehrstühlen beider Fakultäten war es so, daß eigentlich alle mitsprachen und daß man sah, daß alle Professoren der Universität sich irgendwie in Theologie zuständig fühlten, das Gefühl hatten, da mitentscheiden zu können und zu müssen; daß ihnen die Theologie auch besonders am Herzen lag, so daß man einerseits spürte, daß die Kollegen der anderen Fakultäten die Theologie irgendwie als Herzstück der Universität ansehen, und zum anderen, daß eben Theologie etwas ist, was alle angeht, wovon sich alle betroffen fühlten und worin sich alle irgendwie auch zuständig wußten. Anders gesagt, wenn ich das überlege, heißt es ja, daß gerade im Disput um theologische Lehrstühle Universität als Universität erfahrbar wurde. Ich freue mich zu hören, daß es jetzt diese Kooptationen gibt, stärker als bisher, obwohl Tübingen sich immer schon darum gemüht hat. Ich weiß nicht, ob es noch das Leibniz-Kolleg gibt, in dem ich dabei war, aber jedenfalls ist die moderne Universität doch sehr davon bedroht, eine Ansammlung gleichsam von Fachhochschulen zu werden, die mehr äußerlich-institutionell verbunden sind, als daß sie eine innere Einheit von Universitas bilden könnten.

Theologie war offenbar etwas, wo Universitas da war und wo sich zeigte, daß doch das Ganze zusammengehört, daß eben ein gemeinsames Fragen und eine gemeinsame Aufgabe, ein gemeinsames Wozu zugrunde liegt. Darin kann man zum einen, denke ich, eine hohe Anerkennung für die Theologie sehen. In dieser Zeit - in der jedenfalls in den lateinischen Ländern die Laizität des Staates und der staatlichen Institutionen bis zum äußersten betont wird und daher das Außen-vor-bleiben-Müssen all dessen, was mit Kirche, Christentum, Glaube zu tun hat - ist das, denke ich, ein besonders wichtiger Vorgang, der sichtbar macht, daß es doch die Verknotungen gibt, aus denen dieses Gebilde, das wir Theologie nennen (das ja auch mit Kirche und Glaube im Christentum grundlegend zu tun hat) nicht herauszutrennen ist, und insofern dann doch das In-Sein und Mit-Sein des christlichen Fragens, Denkens und Antwortens in diesem Gebilde unserer europäischen Wirklichkeiten - so laikal sie in einer Hinsicht sind und auch sein müssen - deutlich wird.

Ich sage, es ist einerseits ein Erscheinen dessen, daß gerade Theologie weiterhin irgendwie Universität mitkonstituiert, aber es ist andererseits natürlich auch ein ungeheurer Anspruch an die Theologie, dieser Erwartung zu genügen, ihr gerecht zu werden und den Dienst zu tun, den man ihr zutraut und den man von ihr erwartet. Ich freue mich, daß das inzwischen auch sehr konkret - viel mehr noch als damals - in Kooptationen sichtbar wird, daß das inneruniversitäre Gespräch sie doch wirklich Universität sein läßt und in ein gemeinsames Fragen und auch Antworten hineinbindet. Aber ich meine, es ist eben auch ein Anlaß nachzudenken, wie weit wir imstande sind - nicht nur in Tübingen, sondern auch anderswo - diesem Anspruch zu genügen. Denn die Universität und die Gesellschaft, die Menschheit braucht Fragen, aber sie braucht auch Antworten. Und ich glaube, daß da für die Theologie - nicht nur für die Theologie - eine gewisse Dialektik zwischen der strengen Wissenschaftlichkeit und der sie immer wieder auch durchbrechenden, über sie hinausreichenden größeren Frage nach der Wahrheit sichtbar wird.

Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen. Ein Exeget, ein Ausleger der Heiligen Schrift, muß sie als ein historisches Werk »secundum artem«, also in der strengen Wissenschaftlichkeit, die wir kennen, auslegen nach all den historischen Komponenten, die das verlangt, nach all der Methodik, die das braucht. Aber das allein reicht doch nicht aus, damit er Theologe ist. Würde er nur das tun, dann würde Theologie oder jedenfalls Bibelauslegung etwas Gleichartiges sein wie Ägyptologie oder Assyriologie oder sonstige Spezialisierungen. Damit er Theologe ist und den Dienst für die Universität, und - ich wage zu sagen - für die Menschheit tut, den man von ihm erwartet, muß er darüber hinaus doch fragen: Ist das eigentlich wahr, was da gesagt wird? Und wenn es wahr ist, geht es uns an? Und wie geht es uns an? Und wie können wir erkennen, daß es wahr ist und daß es uns angeht? In diesem Sinne, glaube ich, ist die Theologie immer über die Wissenschaftlichkeit hinaus und doch in der Wissenschaftlichkeit gefragt und angerufen. Die Universität, die Menschheit braucht Fragen. Wo nicht mehr gefragt wird, und bis zu den Fragen hin, die auf den Grund gehen, die über alle Spezialisierungen hinausreichen, da erhalten wir auch keine Antworten mehr. Nur wenn wir fragen und mit unseren Fragen radikal sind, so radikal, wie es die Theologie sein muß, über alle Spezialisierungen hinweg, können wir hoffen, Antworten auf diese grundlegenden Fragen zu erhalten, die uns alle angehen. Wir müssen zuallererst fragen. Wer nicht fragt, erhält keine Antwort. Aber zur Theologie, würde ich hinzufügen, gehört neben dem Mut des Fragens auch die Demut, auf die Antworten zu hören, die uns der christliche Glaube gibt; die Demut, in diesen Antworten die Vernunft dieser Antworten zu vernehmen, und sie dadurch auch wieder als Antworten unserer Zeit und uns selber zugänglich machen zu können und so nicht nur Universität zu konstituieren, sondern den Menschen zu helfen, zu leben. Zu diesem Auftrag wünsche ich Ihnen Gottes Segen.

AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DES PÄPSTLICHEN RATES FÜR DIE PASTORAL IM KRANKENDIENST

Donnerstag, 22. März 2007

Herr Kardinal,

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ANSPRACHE 2007 Januar 2007 43