Benedikt XVI Predigten 122

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APOSTOLISCHE REISE

VON PAPST BENEDIKT XVI.

NACH BRASILIEN ANLÄSSLICH DER V. GENERALKONFERENZ

DES EPISKOPATS VON LATEINAMERIKA UND DER KARIBIK

ABSCHIEDSZEREMONIE

Internationaler Flugahfen São Paulo/Guarulhos
Sonntag, 13. Mai 2007

Herr Vizepräsident!


Im Augenblick meines Abschieds von diesem gesegneten Land Brasilien erheben sich in meiner Seele Lob und Dank zum Allerhöchsten, der es mir gewährt hat, hier intensive und unvergeßliche Stunden zu erleben. Der Blick war dabei auf die »Senhora Aparecida« gerichtet, die von ihrem Heiligtum aus über die Eröffnung der V. Generalversammlung des lateinamerikanischen und karibischen Episkopats gewacht hat.

In meiner Erinnerung werden stets die Begeisterung und die tiefe Frömmigkeit eingeprägt bleiben, die dieses Volk des »Landes des Heiligen Kreuzes« zum Ausdruck gebracht hat. Zusammen mit der großen Schar der Pilger, die aus dem gesamten Kontinent der Hoffnung gekommen sind, hat es seinen Glauben an Christus und seine Liebe zum Nachfolger Petri von Herzen zu bezeugen gewußt. Ich bitte Gott, daß er sowohl den Verantwortungsträgern im religiösen als auch denen im zivilen Bereich helfen möge, die Initiativen mit Entschiedenheit voranzutreiben, die alle für das Gemeinwohl der großen lateinamerikanischen Familie erwarten.

Mein letzter dankerfüllter Gruß ergeht an den Herrn Präsidenten der Republik, an die Regierung dieser Nation, an den Bundesstaat São Paulo sowie an die übrigen brasilianischen Obrigkeiten, die mir in diesen Tagen so viele freundliche Gesten entgegengebracht haben.

Ich bin auch den konsularischen Vertretungen dankbar, deren umsichtige Arbeit die Teilnahme ihrer jeweiligen Nation an diesen Tagen der Reflexion, des Gebets und des Einsatzes für das gemeinsame Wohl derer, die sich zu diesem großen Ereignis eingefunden hatten, sehr erleichtert hat.

Einen besonderen Gruß brüderlicher Wertschätzung richte ich in tiefer Dankbarkeit an die Herren Kardinäle, an meine Mitbrüder im Bischofsamt, an die Priester und Diakone, Ordensmänner und Ordensfrauen und an die Organisatoren der Konferenz. Alle haben dazu beigetragen, diese Tage wunderschön zu machen; sie haben diejenigen, die an ihnen teilgenommen haben, mit Freude und Hoffnung – gaudium et spes! – gegenüber der christlichen Familie und ihrer Sendung innerhalb der Gesellschaft erfüllt.

Seid gewiß, daß ich alle in meinem Herzen trage, aus dem der Segen kommt, den ich euch erteile und in den ich alle Völker Lateinamerikas und der Welt einschließe.

Vielen Dank!



AN DIE BISCHÖFE VON MALI

ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES Apostolischer Palast in Castelgandolfo

Freitag, 18. Mai 2007




Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

Mit Freude empfange ich euch, die Hirten der Kirche in Mali, anläßlich eures »Ad-limina«-Besuchs. Für euch und für das Leben eurer Diözesangemeinschaften ist dies ein wichtiger Augenblick, der die Gemeinschaft eurer Ortskirchen mit dem Nachfolger Petri und mit der Universalkirche zum Ausdruck bringt und euch helfen wird, in der missionarischen Dynamik zu verharren. Eure Ortskirchen sollen wissen, daß sie einen Platz im Herzen und im Gebet des Papstes haben! Ich danke dem Vorsitzenden eurer Bischofskonferenz, Bischof Jean Gabriel Diarra, für seine freundlichen Worte, die er in eurem Namen gesprochen hat, sowie für seine Darlegung der Realität der Kirche in eurem Land. Ich freue mich festzustellen, daß die katholische Gemeinschaft von Mali sich bei den Obrigkeiten und beim Volk großer Wertschätzung erfreut, und ich möchte die Priester, Ordensmänner, Ordensfrauen, die Katecheten und alle Laien eurer Diözesen recht herzlich grüßen. Ich ermutige sie, mit Großherzigkeit das Evangelium Christi zu leben, das sie von ihren Vätern im Glauben empfangen haben. Mein Gruß gilt darüber hinaus allen Einwohnern von Mali, und ich bitte Gott, jede einzelne Familie zu segnen und allen ein Leben in Frieden und Brüderlichkeit zu gewähren.

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt, wenn ihr eure innere Einheit und die Quelle eurer Kraft in der pastoralen Liebe sucht, der Seele eures Apostolats, und in der Zuneigung, die ihr der euch anvertrauten Herde entgegenbringt, dann wird euer Dienst seine volle Entfaltung und neue Wirkungskraft finden. Seid Hirten, die mit Begeisterung das Gottesvolk führen, als Männer des Glaubens, mit Vertrauen und Mut, und die es verstehen, allen Menschen nahe zu sein, um Hoffnung in ihnen zu wecken, selbst in den schwierigsten Situationen. Denn »nach dem Bilde Jesu Christi und auf seinen Spuren geht auch der Bischof hinaus, um ihn der Welt zu verkündigen als den Retter des Menschen, jedes Menschen. Als Missionar des Evangeliums handelt er im Namen der Kirche, die in der Tugend der Menschlichkeit erfahren und den Menschen unserer Zeit nahe ist« (Pastores gregis, 66).

Von aufrichtiger Liebe und besonderer Fürsorge geleitet, seid ihr für jeden eurer Priester ein Vater, ein Bruder und ein Freund. Sie arbeiten großherzig an eurer apostolischen Sendung mit und leben oft in menschlich und geistlich schwierigen Situationen. Der Diözesanklerus ist heute aufgerufen, bei der Evangelisierung größeren Raum einzunehmen, in brüderlicher und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Missionaren, deren mutigem Wirken ich meine Anerkennung ausspreche. Dabei müssen die Priester ihre priesterliche Identität leben, indem sie sich ganz dem Herrn hingeben, im selbstlosen Dienst an ihren Brüdern, ohne sich entmutigen zu lassen durch die Schwierigkeiten, denen sie gegenüberstehen. In einer immer innigeren Gemeinschaft mit dem, der sie berufen hat, werden sie, trotz vielfacher täglicher Beschäftigungen, inneren Halt finden für ihr Leben und Kraft für ihre Aufgabe im Dienst an den ihnen anvertrauten Männern und Frauen. Das Gebetsleben und das sakramentale Leben sind für die Priester eine echte pastorale Priorität, die ihnen helfen wird, auf den Ruf zur Heiligkeit, den sie vom Herrn empfangen haben, mit Entschiedenheit zu antworten und ihrer Sendung zu entsprechen, die Gläubigen auf denselben Weg zu führen. Sie sollen nie vergessen, was ich in der Enzyklika Deus Caritas est geschrieben habe: »Wer betet, vertut nicht seine Zeit, selbst wenn die Situation alle Anzeichen der Dringlichkeit besitzt und einzig zum Handeln zu treiben scheint« (Nr. 36). Damit die Priester wirksam an der Evangelisierung arbeiten und zum geistlichen Wachstum der christlichen Gemeinschaft beitragen können, muß ihrer Ausbildung größte Sorgfalt zuteil werden. Sie darf sich nämlich nicht auf die Weitergabe abstrakter Kenntnisse beschränken, sondern muß die Kandidaten auf das Priesteramt vorbereiten und daher wirklich an die Realität der Sendung und des priesterlichen Lebens gebunden sein. Die menschliche Ausbildung ist Grundlage für die priesterliche Ausbildung. Besondere Aufmerksamkeit gegenüber ihrer affektiven Reife wird es ihnen ermöglichen, auf das Leben im Zölibat und in der Keuschheit, einem kostbaren Geschenk Gottes, in Freiheit zu antworten und ihr Leben lang ein festgefügtes Bewußtsein davon zu besitzen.

Während die Kirche auf eurem Kontinent sich vorbereitet, die zehnte Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika abzuhalten, ist der Einsatz der Gläubigen im Dienst der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens dringend geboten. Die Laien müssen sich daher ihre Sendung innerhalb der einen Sendung der Kirche und die damit verbundenen geistlichen Anforderungen für ihr eigenes Leben erneut zu Bewußtsein bringen. Wenn sie sich mit Entschlossenheit um den Aufbau einer gerechten, solidarischen und brüderlichen Gesellschaft bemühen, dann werden sie echte Boten der »guten Nachricht« Jesu sein und zum Kommen des Reiches Gottes beitragen, indem sie die Welt heiligen und den Geist des Evangeliums in sie hineintragen. Damit diese Teilnahme an der Umwandlung der Gesellschaft Früchte tragen kann, ist es unerläßlich, kompetente Laien für den Dienst am Gemeinwohl auszubilden. Diese Ausbildung, zu der als wesentliches Element die Kenntnis der Soziallehre der Kirche gehört, muß ihrem Einsatz im zivilen Leben Rechnung tragen, damit sie sich den täglichen Aufgaben im Bereich der Politik, der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Kultur stellen können. So können sie zeigen, daß Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit im öffentlichen Leben dem Vertrauen von seiten aller Menschen und einer gesunden Handhabung aller Angelegenheiten den Weg ebnet.

Durch die Tätigkeit der Ordensgemeinschaften und der engagierten Laien leistet die Kirche ebenfalls einen wertvollen Beitrag zum Leben der Gesellschaft, insbesondere durch ihre Erziehungsarbeit zugunsten der jungen Generationen, durch ihre Fürsorge für die Leidenden und ganz allgemein durch ihre karitativen Werke. Diese Werke müssen jedoch wirklich Ausdruck der liebenden Gegenwart Gottes bei den notleidenden Menschen sein. Wie ich in meiner Enzyklika Deus caritas est hervorgehoben habe, besitzt das kirchliche Liebeshandeln ein spezifisches Profil, und daher ist es wichtig, daß es »seine volle Leuchtkraft behält und nicht einfach als eine Variante im allgemeinen Wohlfahrtswesen aufgeht« (Nr. 31). Die konkrete Unterstützung dieses Handelns – im Bereich der Erziehung und der Bildung sowie im Sozial- und Gesundheitswesen, das im Dienst der ganzen Bevölkerung steht, ohne irgend jemanden auszuschließen – durch die Verantwortungsträger der Nation kann für die Entwicklung der Gesellschaft nur eine wertvolle Hilfe sein.

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt, eure Fünf-Jahres-Berichte lassen deutlich werden, daß die Ehepastoral im Leben eurer Diözesen ein spürbares Problem darstellt. Während nämlich die Zahl der christlichen Ehen noch immer relativ gering ist, ist es Aufgabe der Kirche, den Getauften und besonders den jungen Menschen unter ihnen die Schönheit und die Würde dieses Sakraments im christlichen Leben verständlich zu machen. Um der oft zum Ausdruck gebrachten Furcht vor dem endgültigen Charakter der Ehe zu begegnen, wird eine gründliche Vorbereitung unter Mitarbeit von Laien und Fachleuten es den christlichen Ehepaaren erlauben, dem Eheversprechen treu zu bleiben. Ihnen wird zu Bewußtsein kommen, daß die Treue der Eheleute und die Unauflöslichkeit ihres Bundes – dessen Vorbild die Treue ist, die Gott dem unzerstörbaren Bund gegenüber erweist, den er selbst mit dem Menschen geschlossen hat – eine Quelle des Glücks für diejenigen sind, die den Ehebund schließen. Und dieses Glück wird auch das ihrer Kinder sein, die der Abglanz der Liebe sind, die ihre Eltern einander entgegenbringen. Eine menschliche und christliche Erziehung, die ihnen von frühester Kindheit an geschenkt wird und die auf dem Vorbild der Eltern gründet, macht es den Kindern möglich, den aufkeimenden Glauben in sich aufzunehmen und ihn wachsen zu lassen. In diesem Geiste sage ich Dank für die jungen Menschen, die den Ruf hören und annehmen, Gott im Priestertum und im geweihten Leben zu dienen.

Schließlich möchte ich meine Freude darüber zum Ausdruck bringen, daß die katholischen Gläubigen von Mali freundschaftliche Beziehungen zu ihren muslimischen Landsleuten pflegen. Von grundlegender Bedeutung ist es auch, der Vertiefung dieser Beziehungen die rechte Aufmerksamkeit entgegenzubringen, um die Freundschaft und eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen zu fördern. Zu diesem Zweck ist es rechtmäßig, daß jede Gemeinschaft ihrer eigenen Identität sichtbaren Ausdruck verleihen kann, im gegenseitigen Respekt und unter Anerkennung der religiösen Unterschiede innerhalb der nationalen Gemeinschaft und in der Förderung eines friedlichen Zusammenlebens auf allen Ebenen der Gesellschaft.

Dann ist es möglich, gemeinsam auf dem Weg zu sein und sich gemeinsam einzusetzen für Gerechtigkeit, Eintracht und Frieden. Zum Schluß, liebe Mitbrüder im Bischofsamt, ermutige ich euch von Herzen für eure Sendung im Dienst des Evangeliums Christi. Die christliche Hoffnung, die euch beseelen muß, ist eine Stütze für den Glauben und ein Ansporn für die Liebe. Unsere Liebe Frau von Mali beschütze alle Familien eurer Nation! Jedem einzelnen von euch, den Priestern, Ordensmännern, Ordensfrauen, Seminaristen, Katecheten und allen Laien eurer Diözesen erteile ich von ganzem Herzen den Apostolischen Segen.

AN DIE TEILNEHMER EINER VON DER STIFTUNG

"CENTESIMUS ANNUS - PRO PONTIFICE"

VERANSTALTETEN INTERNATIONALEN KONFERENZ Clementina-Saal

Samstag, 19. Mai 2007




Herr Kardinal,
verehrte Brüder im Bischofs- und im Priesteramt,
liebe Freunde!

Es ist für mich eine echte Freude, Sie nach der Eucharistiefeier, an der Sie heute morgen in der Petersbasilika teilgenommen haben, zu diesem Besuch zu empfangen. Jedem von Ihnen gilt mein herzlicher Gruß, allen voran Herrn Kardinal Attilio Nicora, Präsident der Verwaltung der Güter des Apostolischen Stuhls, während ich ihm für die im Namen aller Anwesenden an mich gerichteten Worte danke. Sodann ergeht mein Gruß an Graf Lorenzo Rossi di Montelera, den Präsidenten Ihrer Stiftung, an die anwesenden Bischöfe und Priester, und weiter an alle Mitglieder Ihrer wohltätigen Vereinigung, ebenso an alle, die an der heutigen Begegnung nicht teilnehmen konnten, sowie an Ihre Angehörigen.

Bei Ihrem diesjährigen Treffen haben Sie über die grundlegende und für die Stiftung »Centesimus Annus – Pro Pontifice« wesentliche Aufgabe nachgedacht, nämlich die aktuellsten Aspekte der Soziallehre der Kirche unter Bezugnahme auf die in der heutigen Welt dringendsten Probleme und Herausforderungen zu vertiefen. Sie sind aber auch gekommen, um dem Papst die Früchte Ihrer Großzügigkeit zu seiner Verfügung zu übergeben, damit er den vielen Bitten um Hilfe, die ihn aus allen Teilen der Welt erreichen, nachkommen kann. Und ich versichere Ihnen: Es sind wirklich sehr viele. Dank sei Ihnen daher für Ihren Beitrag, Dank für das, was Sie tun und für den Einsatz, mit dem Sie sich den Aktivitäten Ihrer von meinem verehrten Vorgänger Johannes Paul II. gewollten Vereinigung widmen. Ich nehme die Gelegenheit wahr, Ihnen zur weiteren Betrachtung einige kurze Überlegungen zu dem umfassenden und anregenden sozialen Thema zu geben, das Sie bei Ihren Arbeiten beschäftigt hat. Denn Sie haben die Veränderungen, die in den »Schwellenländern« im Gang sind, mit ihren Auswirkungen kultureller und religiöser Art unter wirtschaftlichem und sozialem Gesichtspunkt analysiert. Ihre Aufmerksamkeit galt besonders den Nationen Asiens, die ein starkes dynamisches Wirtschaftswachstum aufweisen, was jedoch nicht immer eine tatsächliche soziale Entwicklung mit sich bringt, und den Ländern Afrikas, wo das Wirtschaftswachstum und die soziale Entwicklung leider auf viele Hindernisse und Herausforderungen stoßen.

Was diese Völker wie im übrigen die Völker überall auf der Welt benötigen, ist zweifellos ein harmonischer sozialer und wirtschaftlicher Fortschritt, der eine wirklich menschliche Dimension hat. In diesem Zusammenhang möchte ich einen einprägsamen Abschnitt aus der Enzyklika Centesimus annus des geliebten Johannes Paul II. aufgreifen, wo er sagt: »Die Entwicklung darf nicht ausschließlich ökonomisch, sondern im gesamtmenschlichen Sinn verstanden werden. Es geht nicht einfach darum, alle Völker auf das Niveau zu heben, dessen sich heute die reichsten Länder erfreuen. Es geht vielmehr darum, in solidarischer Zusammenarbeit ein menschenwürdigeres Leben aufzubauen, die Würde und Kreativität jedes einzelnen wirksam zu steigern, seine Fähigkeit, auf seine Berufung und damit auf den darin enthaltenen Anruf Gottes zu antworten« (Nr. 29).

Hier treffen wir auf eine bleibende Aussage der kirchlichen Soziallehre, die von meinen Vorgängern in den letzten Jahrzehnten immer wieder bekräftigt wurde. In dieses Jahr fällt der 40. Jahrestag der Veröffentlichung der großen Sozialenzyklika des Dieners Gottes Paul VI., Populorum progressio.In dem Text, der in den nachfolgenden Dokumenten wiederholt zitiert wird, bekräftigte dieser große Papst bereits mit Nachdruck, daß »Entwicklung nicht ausschließlich ökonomisch verstanden werden darf«. »Wahre Entwicklung muß umfassend sein, sie muß die Förderung jedes Menschen und des ganzen Menschen im Auge haben« (Nr. 14). Die Aufmerksamkeit für die wahren Bedürfnisse des Menschen, die Achtung der Würde jeder Person, das aufrichtige Bemühen um das Gemeinwohl – das sind die inspirierenden Grundsätze, die man sich bei der Planung der Entwicklung einer Nation vor Augen halten muß. Das geschieht jedoch leider nicht immer. Die heutige globalisierte Gesellschaft weist häufig paradoxe und dramatische Ungleichgewichte auf. Wenn man in der Tat das ständige Ansteigen der Wachstumsraten der Wirtschaft betrachtet, wenn man beginnt, die Probleme im Zusammenhang mit der modernen Entwicklung zu analysieren, ohne die hohe Umweltverschmutzung und den unverantwortlichen Konsum der Rohstoffe zu übersehen, dann scheint es klar zu sein, daß nur ein Globalisierungsprozeß, der die Erfordernisse der Solidarität berücksichtigt, der Menschheit eine Zukunft echten Wohlergehens und stabilen Friedens für alle garantieren kann.

Liebe Freunde, ich weiß, daß Sie, die Sie als Experten und gläubige Laien aktiv in der Welt engagiert sind, dazu beitragen wollen, diese Probleme im Licht der Soziallehre der Kirche zu lösen. Es ist auch Ihr Ziel, die Kultur der Solidarität und eine Wirtschaftsentwicklung zu fördern, die die realen Erwartungen der Menschen und Völker berücksichtigt. Während ich Sie dazu ermuntere, in Ihrem Engagement fortzufahren, möchte ich unterstreichen, daß nur aus der geordneten Verflechtung der drei unverzichtbaren Gesichtspunkte der Entwicklung – des ökonomischen, sozialen und humanen – eine freie und solidarische Gesellschaft entstehen kann. Ich mache mir in diesem Zusammenhang gern zu eigen, was Papst Montini in seiner bereits zitierten Enzyklika Populorum progressio mit leidenschaftlicher Klarheit ausgesprochen hat: »Die Entwicklungshilfe braucht immer mehr Techniker. Noch nötiger freilich hat sie weise Menschen mit tiefen Gedanken, die nach einem neuen Humanismus Ausschau halten, der den Menschen von heute sich selbst finden läßt, im Ja zu den hohen Werten der Liebe, der Freundschaft, des Gebets und der Betrachtung« (Nr. 20). Das ist Ihre Mission; das ist die Aufgabe, die Ihnen der Herr zum Dienst an der Kirche und der Gesellschaft aufträgt, und ich weiß, daß Sie sie mit Eifer und Großzügigkeit erfüllen. In diesem Zusammenhang habe ich mit Freude erfahren, daß Ihre Stiftung ihre Präsenz in verschiedenen Ländern Europas und Amerikas ausweitet. Darüber freue ich mich wirklich! Auf Sie und Ihre Initiativen sowie auf Ihre Familien rufe ich den Segen Gottes in Fülle herab.
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AUFFÜHRUNG DES ORATORIUMS "RESURREXI"

Mittwoch, 23. Mai 2007
Meine Herren Kardinäle,

verehrte Brüder im Bischofs- und Priesteramt,
sehr geehrte Damen und Herren!

Wenige Tage nach Abschluß der Osterzeit – am nächsten Sonntag werden wir das Hochfest Pfingsten feiern – haben wir an diesem Abend eine weitere Gelegenheit gehabt, innezuhalten und über das wundervolle Ereignis der Auferstehung Christi nachzudenken. Diese Möglichkeit wurde uns geboten durch die Aufführung des ausdrucksvollen Oratoriums, das die Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz mir und meinen Mitarbeitern zum Geschenk machen wollte – zu meinem 80. Geburtstag und als Krönung des »Ad-limina«-Besuchs der italienischen Bischöfe, der im Laufe dieses Pastoraljahrs in einer Atmosphäre tiefer kirchlicher Gemeinschaft stattgefunden hat. Danke, liebe und verehrte italienische Brüder im Bischofsamt, für dieses willkommene Geschenk. Wir haben gemeinsam zugehört, wie verschiedene Personen und Szenen aus dem Evangelium zu neuem Leben erweckt worden sind, die uns zum zentralen Geheimnis unseres Glaubens zurückführen: der Auferstehung des Herrn. Wir haben eine Aufführung genießen können, in der Konzert und Dichtung vereint sind unter dem Vorzeichen einer harmonischen Verflechtung von künstlerischer Ausdruckskraft und spiritueller Symbolik, von Melodie und Anregungen zur Meditation.

Am Ende dieses schönen Konzertes möchte ich allen, die zu seiner Verwirklichung beigetragen, es vorbereitet und ausgeführt haben, meinen Dank aussprechen. Zunächst gilt mein Dank Erzbischof Angelo Bagnasco, der seit einigen Monaten als Präsident die Leitung der Italienischen Bischofskonferenz übernommen hat. Ich begrüße ihn herzlich und danke ihm für die freundlichen Worte, die er zu Beginn unserer Begegnung an mich gerichtet hat. Ich versichere ihn meines Wohlwollens, verbunden mit dem beständigen Gebet für seinen hohen Auftrag, den er im Dienst an der Kirche Italiens auszuführen berufen ist. Mein Gruß gilt den Herren Kardinälen, den Bischöfen und Priestern, den anwesenden Autoritäten und allen, die bei diesem musikalischen Abend nicht fehlen wollten. Mit aufrichtiger Dankbarkeit grüße ich den Chor mit seinem Dirigenten Marco Faelli und das Orchester der Arena von Verona unter der Leitung von Julian Kovatchev. Ich danke dem Kinderchor »ALIVE« und seinem Dirigenten Paolo Facincani sowie dem Kinderchor »Benjamin Britten« unter der Leitung von Marco Tonini. Jedem von euch, liebe Künstler und Musiker, gilt mein herzlicher Dank für die wundervolle Aufführung dieses geistlichen Oratoriums, dessen Musik von Alberto Colla stammt und dessen poetischer Text von Roberto Mussapi verfaßt wurde: ihnen gilt meine aufrichtige und dankbare Wertschätzung.

Zu Beginn sagte ich, daß dieser musikalische Abend uns Gelegenheit gegeben hat, über das zentrale Ereignis unseres Glaubens nachzudenken: die Auferstehung Christi. Der Titel »Resurrexi« – »Ich bin erstanden«, der das lateinische Incipit des Eröffnungsverses der Messe vom Ostersonntag wiedergibt, klingt in der Tat wie eine Selbstbezeichnung Jesu, der sich in der Liturgie in seiner Identität als Auferstandener zu erkennen gibt. Das Oratorium läßt in uns die Gefühle des Staunens und der Freude wieder aufleben, die diejenigen empfunden haben, die die ersten Augenzeugen der Auferstehung waren. Die Autoren dieses Melodramas haben uns durch fünf »Bilder«, die mit Musik und Poesie harmonisch ineinander verflochten sind, geholfen, über den von einem strahlenden Licht erfüllten Morgen des dritten Tages nachzudenken, der den Jüngern das Herz geöffnet und ihnen ermöglicht hat, die dramatischen Ereignisse des Todes und der Auferstehung des göttlichen Meisters in ihrer vollen Bedeutung zu verstehen, und ebenso die vorangegangenen Gesten und Lehren seines Lebens.

Ostern ist das Herz des Christentums. Für jeden Gläubigen und jede kirchliche Gemeinschaft ist die Begegnung mit dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus von großer Bedeutung. Ohne diese persönliche und gemeinschaftliche Erfahrung, ohne eine enge Freundschaft mit Jesus bleibt der Glaube oberflächlich und steril. Es ist mein aufrichtiger Wunsch, daß auch dieses Oratorium, das wir mit andächtiger Aufmerksamkeit und Teilnahme angehört haben, uns helfen möge, in unserem Glauben zu reifen. Im Pascha Christi ist das neue Leben der auferstandenen Welt vorweggenommen: Wenn wir davon fest überzeugt sind, wird folglich unser Zeugnis für das Evangelium bewußter und unser apostolischer Einsatz eifriger sein. Diese Gabe erlange uns der Heilige Geist, der an Pfingsten in Fülle auf die entstehende Kirche herabkam. Während ich auch im Namen der Anwesenden den Initiatoren des Abends, wie auch den qualifizierten Dirigenten, Orchestermusikern und Sängern erneut meinen herzlichen Dank ausspreche, erteile ich mit diesen Gedanken allen von Herzen einen besonderen Apostolischen Segen.

AN EINE DELEGATION AUS BULGARIEN AM GEDENKTAG

DER HLL. CYRILL UND METHODIUS Donnerstag, 24. Mai 2007



Herr Parlamentspräsident,
sehr geehrte Mitglieder der Regierung,
verehrte Brüder aus der
orthodoxen Kirche und der katholischen Kirche!

Es ist mir eine Freude, einen jeden von Ihnen am Gedenktag der hll. Cyrill und Methodius herzlich willkommen zu heißen. Dies ist eine sehr günstige Gelegenheit, um meine Wertschätzung und Nähe dem bulgarischen Volk zu bekunden, das auch heute durch die Entsendung dieser Delegation Zeugnis geben wollte von seinen christlichen Wurzeln. Ich sehe darin auch ein Zeichen für den Wunsch, die eigenen europäischen Traditionen zu bekräftigen, die tief von den Werten des Evangeliums durchdrungen sind. Bezogen auf den Augenblick seiner Entstehung beginnt die Geschichte Bulgariens sicher vor der christlichen Verkündigung. Aber zweifellos hat die Nation im Evangelium eine Quelle von Werten gefunden, die imstande waren, die Kultur, Identität und den charakteristischen Geist des Volkes zu bestärken. Auf diese Weise hat die Lehrtätigkeit der Brüder aus Thessalonike dazu beigetragen, die geistliche Physiognomie des bulgarischen Volkes zu formen und ihm mit Recht die Einfügung in die kulturelle Tradition des europäischen Kontinents zu ermöglichen.

Nach der betrüblichen und harten kommunistischen Herrschaft ist Bulgarien heute auf eine volle Integration mit den anderen europäischen Nationen ausgerichtet. Gerade im Rückgriff auf die Lehren von Cyrill und Methodius wird diese edle Nation die bisher erreichten Ziele festigen können, indem sie aus der Quelle der wertvollen menschlichen und geistlichen Werte schöpft, die ihr Leben und ihre Entwicklung beseelt hat. Es ist mein tiefer Wunsch, daß die in der bulgarischen Gesellschaft vorhandenen kulturellen und geistlichen Grundlagen nicht nur auf dem Territorium der Republik weiterhin gepflegt werden, sondern daß sie durch ihren wertvollen Beitrag auch in den Zusammenschlüssen verteidigt und vorgeschlagen werden können, in denen sie mittlerweile eine angesehene und zentrale Rolle spielt. Insbesondere wünsche ich, daß Bulgarien und sein Volk jene christlichen Werte bewahrt und fördert, die sich von den Lehren der hll. Cyrill und Methodius herleiten und heute mehr denn je aktuell und notwendig sind. Bei diesem Anlaß möchte ich daran erinnern, daß die Gedanken und Sorgen des bulgarischen Volkes mir immer gegenwärtig sind und ich dafür mein Gebet und meine geistliche Nähe zusichere.

Mit diesen Gedanken erneure ich den Ausdruck meiner Wertschätzung mit der Beteuerung, daß der Heilige Stuhl den Weg dieser Nation mit freundschaftlicher Aufmerksamkeit verfolgen wird. Ihnen, Herr Präsident, und den ehrenwerten Mitgliedern der Delegation gilt erneut mein mit Segen und Gebet verbundener Gruß, mit dem ich alle Einwohner der geliebten bulgarischen Republik erreichen möchte.

AN EINE DELEGATION AUS DER EHEMALIGEN

JUGOSLAWISCHEN REPUBLIK MAZEDONIEN

AM GEDENKTAG DER HLL. CYRILL UND METHODIUS Donnerstag, 24. Mai 2007



Herr Parlamentspräsident,
sehr geehrte Mitglieder der Regierung,
verehrte Brüder aus der
orthodoxen Kirche und der katholischen Kirche!

In lebendiger Erinnerung bewahre ich die jüngste Begegnung, bei der Seine Exzellenz der Herr Ministerpräsident mir den herzlichen Gruß des obersten Vertreters Ihres Landes übermittelt hat. Mit Freude denke ich auch an den daraus entstandenen Briefwechsel, der Zeugnis gibt von den freundschaftlichen und guten Beziehungen zwischen dem Apostolischen Stuhl und jener Republik, die hier von Ihnen so würdig vertreten wird. Diese Zusammenarbeit umfaßt sowohl zivile als auch religiöse Aspekte, und es ist unser tiefer Wunsch, daß diese Bande immer mehr gefestigt werden können.

Auch die heutige Begegnung, die traditionsgemäß aus Anlaß des Gedenktags der hll. Cyrill und Methodius stattfindet, fügt sich in diesen Rahmen gegenseitiger Wertschätzung und Freundschaft ein. Diese beiden großen Apostel des Evangeliums, Lehrermeister des Glaubens für die slawischen Völker, werden als Fürsprecher und Schutzpatrone aller Katholiken Europas angerufen, die das uns von ihnen überlieferte geistliche Erbe unverfälscht bewahren und gemeinsam eine Zukunft des Fortschritts und des Friedens für alle aufbauen wollen.

Ich entbiete Ihnen meinen herzlichen Willkommensgruß und mache mir den von Ihnen zum Ausdruck gebrachten Wunsch zu eigen, daß nicht nur das Ihnen hinterlassene geistliche Erbe allen zugute komme, sondern daß auch die Ihnen aufgrund ihrer Tradition und Kultur nahestehenden übrigen europäischen Völker Ihrer besonderen Identität die gebührende und von Ihnen erwartete Beachtung schenken. Die heiligen Mitpatrone Europas, auf die Sie sich mit gutem Recht berufen, haben einen menschlichen und geistlichen Weg vorgezeichnet, der Ihr Land zu einem Ort der Begegnung zwischen verschiedenen kulturellen und religiösen Wirklichkeiten macht. Der friedliche Ausgleich zwischen den Bestrebungen der dort lebenden Völker stellt für den europäischen Kontinent ein Beispiel aktiven und fruchtbaren Austausches dar, auf das der Heilige Stuhl voll Anerkennung blickt.

Mein von Herzen kommender Wunsch ist, daß Sie stets in Treue das Erbe Ihrer beiden Schutzpatrone bewahren können, so daß Ihre Stimme sowohl im zivilen als auch im religiösen Bereich gehört und ihr angemessen Beachtung geschenkt werde. Während ich Gott um Wohlergehen und Frieden für Ihr Vaterland bitte, ist es mir eine Freude, einem jeden von Ihnen bei diesem feierlichen Anlaß den Ausdruck des freundschaftlichen Wohlwollens des Apostolischen Stuhls zu bekunden. Diese meine herzlichen Empfindungen verbinde ich mit der Zusicherung meiner persönlichen Wertschätzung und Freundschaft. Von neuem spreche ich Ihnen meine aufrichtigen guten Wünsche aus, die begleitet sind von meinem Gebet, das ich zu Gott erhebe für die hier Anwesenden, für die Obrigkeiten und für das mazedonische Volk.
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AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG

DER ITALIENISCHEN BISCHOFSKONFERENZ Synodenaula

Donnerstag, 24. Mai 2007

Liebe italienische Mitbrüder im Bischofsamt!


Aus Anlaß eurer 57. Generalversammlung haben wir heute noch einmal die glückliche Gelegenheit, einander zu begegnen und einen Augenblick tiefer Gemeinschaft zu erleben. Ich begrüße euren neuen Vorsitzenden, Erzbischof Angelo Bagnasco, und danke ihm von Herzen für die freundlichen Worte, die er in eurem Namen an mich gerichtet hat. Kardinal Camillo Ruini, der viele Jahre lang eurer Bischofskonferenz als Vorsitzender gedient hat, bringe ich erneut meine Dankbarkeit zum Ausdruck. Ich begrüße die drei stellvertretenden Vorsitzenden und den Generalsekretär. Ich begrüße jeden von euch sehr herzlich und erlebe dabei wieder die Freundschaft und die Gemeinschaft, die ich euch aus Anlaß eures »Ad-limina«-Besuches persönlich zeigen konnte. Diese Begegnung mit allen Hirten der Kirche in Italien ist für mich eine wunderbare Erinnerung. Ich habe auf diese Weise sozusagen die »äußere«, vor allem aber die »geistliche« Geographie des schönen Italiens kennengelernt. Ich konnte wirklich ins Innerste des Lebens der Kirche eintreten, wo noch immer ein großer Reichtum vorhanden ist und der Glaube viel Lebenskraft besitzt. Es fehlt dort in unserer schwierigen Zeit nicht an Problemen, aber man sieht auch, daß die Kraft des Glaubens tief in den Seelen wirkt. Auch dort, wo der Glaube ausgelöscht zu sein scheint, bleibt eine kleine Flamme erhalten; und wir können sie neu entfachen.

Ich möchte vor allem über den »Ad-limina«-Besuch sprechen, den ihr in den vergangenen Monaten durchgeführt habt, denn er ließ mich großen Trost und Freude erfahren, und er hat mir außerdem Gelegenheit gegeben, euch und eure Diözesen besser kennenzulernen und die Freuden und Sorgen, von denen der Hirtendienst begleitet ist, mit euch zu teilen. Diese Begegnungen mit euch haben mich insgesamt vor allem in der Gewißheit bestätigt, daß in Italien der Glaube lebendig und tief verwurzelt ist und daß die Kirche eine Wirklichkeit des Volkes ist, die den Menschen und den Familien sehr nahesteht. Zweifellos gibt es unterschiedliche Situationen in diesem Land, das so reich ist an Geschichte, auch an religiöser Geschichte, und das gekennzeichnet ist durch viele verschiedene Traditionen und unterschiedliche Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie Einkommensverhältnisse. Der katholische Glaube und die Anwesenheit der Kirche sind jedoch auch weiterhin der große einigende Faktor dieser geliebten Nation und ein wertvoller Quell sittlicher Kraft für ihre Zukunft.

Natürlich lassen uns diese trostreichen positiven Tatsachen nicht an den bereits vorhandenen Schwierigkeiten und den Gefahren, die im Laufe der Zeit und der Generationen zunehmen können, vorbeisehen oder sie unterbewerten. In den von der öffentlichen Debatte vorgebrachten und durch das Kommunikationssystem verstärkten Bildern, aber auch – wenn auch in anderem Ausmaß – im Leben und im Verhalten der Menschen, nehmen wir tagtäglich die Last einer vom moralischen Relativismus geprägten Kultur wahr, die arm ist an Gewißheiten und reich dagegen an Forderungen, die nicht selten unberechtigt sind. Wir nehmen auch die Notwendigkeit wahr, die christliche Unterweisung durch eine gehaltvollere Katechese zu stärken, wobei uns das Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche einen großen Dienst erweisen kann. Notwendig ist auch das ständige Bemühen, Gott immer mehr in den Mittelpunkt unserer Gemeinschaften zu stellen, indem wir dem Gebet und der persönlichen Freundschaft mit Jesus und daher dem Ruf zur Heiligkeit den Vorrang geben. Insbesondere muß große Sorge getragen werden für die Berufungen zum Priestertum und zum geweihten Leben, ebenso wie für die ständige Weiterbildung und für die Bedingungen, unter denen die Priester leben und wirken: denn besonders in einigen Regionen stellt die zu geringe Zahl junger Priester bereits jetzt ein ernstes Problem für die Pastoralarbeit dar. Bitten wir zusammen mit der ganzen christlichen Gemeinschaft den Herrn vertrauensvoll, inständig und demütig um das Geschenk neuer und heiliger Arbeiter für seine Ernte (vgl. Mt 9,37–38). Wir wissen, daß der Herr uns manchmal warten läßt, aber wir wissen auch, daß derjenige, der anklopft, dies nicht vergebens tut. Bitten wir daher auch weiterhin den Herrn mit Vertrauen und mit Geduld, uns neue heilige »Arbeiter« zu schenken.

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt, kurz vor Beginn des »Ad-limina«-Besuchs waren diese Themen Gegenstand des Kongresses der katholischen Kirche in Italien, die sich in Verona versammelt hatte. In meinem Herzen bewahre ich eine große und dankbare Erinnerung an den Tag, den ich bei dieser Gelegenheit mit euch verbracht habe, und ich freue mich über die Ergebnisse, die während des Kongresses herangereift sind. Im Wesentlichen geht es jetzt darum, den Weg fortzusetzen, um das »große Ja« Gottes in Jesus Christus zum Menschen und zu seinem Leben, zur menschlichen Liebe, zu unserer Freiheit und zu unserer Intelligenz immer wirklicher und konkreter zu machen: Dieses »Ja« faßt den Sinn des Kongresses selbst zusammen. Von dieser Tatsache auszugehen und sie für alle Menschen spürbar zu machen – daß also das Christentum ein großes »Ja« ist, ein »Ja«, das von Gott selbst kommt und das in der Menschwerdung des Sohnes konkret geworden ist – scheint mir sehr wichtig zu sein. Nur wenn wir unser christliches Dasein in dieses »Ja« hineinstellen, wenn wir tief in die Freude dieses »Ja« eindringen, können wir das christliche Leben in allen Bereichen unseres Daseins verwirklichen, auch in den Bereichen, in denen es schwer ist, heute als Christen zu leben.

Ich freue mich daher, daß ihr in dieser Versammlung das pastorale Schreiben approbiert habt, das die Ergebnisse der Arbeiten des Kongresses wieder aufgreift und sie noch einmal hervorhebt. Es ist sehr wichtig, daß die Hoffnung auf den auferstandenen Jesus, der Geist der Gemeinschaft und der Wille zum missionarischen Zeugnis, die die Vorbereitungen und dann die Feier des Kongresses beseelt und gestützt haben, auch weiterhin das Leben und den vielfältigen Einsatz der Kirche in Italien nähren.

Das Hauptthema eurer Versammlung schließt seinerseits eng an die Ziele des Kongresses von Verona an. Thema eurer Reflexion ist nämlich »Jesus Christus, der einzige Retter der Welt: die Kirche in Mission, ›ad gentes‹ und unter uns«. Im Hinblick auf eine Evangelisierung, die zwar untergliedert, letztendlich aber natürlich einheitlich ist, weil es immer darum geht, Jesus Christus selbst zu verkündigen und zu bezeugen, betrifft eure Reflexion also sowohl die Völker, die sich zum ersten Mal dem Glauben gegenüber öffnen, als auch die Angehörigen jener Völker, die heute nach Italien kommen, um hier zu leben und zu arbeiten, sowie unsere Landsleute, die sich manchmal vom Glauben entfernt haben und dem Druck jener Säkularisierungstendenzen unterworfen sind, die die Gesellschaft und die Kultur in diesem Land und in ganz Europa beherrschen möchten. Auf alle und auf jeden einzelnen muß die Sendung der Kirche und unsere Hirtensorge ausgerichtet sein: Es scheint mir angebracht, dies besonders in diesem Jahr, zum 50. Jahrestag der Enzyklika Fidei donum von Pius XII., in Erinnerung zu rufen.

Ich freue mich, daß ihr die Grundwahrheit, daß Jesus Christus der einzige Retter der Welt ist, zum Fundament des missionarischen Einsatzes gemacht habt: Die Gewißheit über diese Wahrheit war nämlich von Anfang an der entscheidende Antrieb der christlichen Mission. Auch heute müssen wir, wie die Erklärung Dominus Iesus noch einmal betont hat, uns vollkommen bewußt sein, daß dem Mysterium Jesu Christi, des wahren Gottes und wahren Menschen, der in der Kirche lebt und gegenwärtig ist, die Einzigkeit und Heilsuniversalität der christlichen Offenbarung entspringt – und daher die unverzichtbare Aufgabe, unermüdlich und ohne zu resignieren allen Menschen Jesus Christus zu verkündigen, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (Jn 14,6). Wenn wir die Situation der heutigen Welt betrachten, dann scheint mir, daß man – bereits auf rein menschlicher Ebene, würde ich sagen, fast ohne die Notwendigkeit, sich auf den Glauben zu berufen – verstehen kann, daß der Gott, der ein menschliches Antlitz angenommen hat, der Gott, der Mensch geworden ist, der den Namen Jesus Christus trägt und der für uns gelitten hat, daß dieser Gott für alle Menschen notwendig ist, daß er die einzige Antwort ist auf alle Herausforderungen dieser Zeit.

Die Wertschätzung und Achtung der anderen Religionen und Kulturen mit den Samen der Wahrheit und des Guten, die in ihnen enthalten sind und eine Vorbereitung auf das Evangelium darstellen, sind heute, in einer Welt, die immer mehr zusammenwächst, besonders notwendig. Das Bewußtsein der Originalität, der Fülle und der Einzigkeit der Offenbarung des wahren Gottes, die uns in Christus endgültig geschenkt wurde, darf jedoch nicht nachlassen, und auch die missionarische Berufung der Kirche darf nicht weniger oder schwächer werden. Das vom Relativismus geprägte kulturelle Klima, das uns umgibt, macht es immer wichtiger und dringlicher, die Gewißheit, daß Christus, der Gott mit dem menschlichen Antlitz, unser wahrer und einziger Retter ist, im ganzen Leib der Kirche tief zu verankern und sie zur Reife zu bringen. Das Buch »Jesus von Nazareth« – ein sehr persönliches Buch, das nicht der Papst, sondern Joseph Ratzinger verfaßt hat – ist mit dieser Absicht geschrieben: daß wir, mit dem Herzen und mit dem Verstand, wieder sehen können, daß Christus wirklich derjenige ist, auf den das Herz des Menschen wartet.

Liebe Mitbrüder, als Bischöfe Italiens tragt ihr eine konkrete Verantwortung nicht nur gegenüber den euch anvertrauten Kirchen, sondern gegenüber der ganzen Nation. Mit vollem und tiefem Respekt vor der Trennung von Kirche und Politik – von dem, was dem Kaiser gehört und dem, was Gott gehört (vgl. Mt Mt 22,21) – müssen wir nämlich für das Sorge tragen, was gut ist für den Menschen, das Geschöpf und Abbild Gottes: also konkret gesprochen für das Gemeinwohl Italiens. Von dieser Aufmerksamkeit gegenüber dem Gemeinwohl habt ihr deutlich Zeugnis gegeben durch das durch den Ständigen Bischofsrat approbierte Schreiben zu der auf der Ehe gegründeten Familie und zu den Gesetzesinitiativen bezüglich der De-facto-Partnerschaften. Dabei habt ihr in völliger Übereinstimmung mit der ständigen Lehre des Apostolischen Stuhls gehandelt.

Die Kundgebung für die Familie, die erst kürzlich auf Initiative der katholischen Laien stattgefunden hat, an der sich aber auch viele Nichtkatholiken beteiligt haben, war in diesem Zusammenhang ein großes und außerordentliches Fest des Volkes – eine Bestätigung, daß die Familie im Herzen und im Leben der Italiener tief verwurzelt ist. Dieses Ereignis hat mit Sicherheit dazu beigetragen, allen die Bedeutung und jene Rolle der Familie in der Gesellschaft vor Augen zu führen, die besonders heute Verständnis und Anerkennung erfordert, dies angesichts einer der Täuschung unterlegenen Kultur, daß sie die Menschen glücklicher macht, wenn sie einseitig auf der Freiheit des einzelnen beharrt. Daher ist jede Initiative des Staates zugunsten der Familie als solcher zu schätzen und zu ermutigen.

Dieselbe Aufmerksamkeit gegenüber den wahren Nöten der Menschen findet ihren Ausdruck im täglichen Dienst an den vielen – alten und neuen, sichtbaren oder versteckten – Formen der Armut. Diesem Dienst widmen sich viele kirchliche Realitäten, angefangen bei euren Diözesen, bei den Pfarreien, bei der »Caritas« und bei vielen anderen Organisationen des Volontariats. Liebe Mitbrüder im Bischofsamt, fördert und beseelt beharrlich diesen Dienst, damit in ihm stets die wahre Liebe Christi aufleuchtet und alle Menschen konkret erfahren können, daß es keine Trennung gibt zwischen der Kirche als Hüterin des Sittengesetzes, das Gott in das Herz des Menschen eingeschrieben hat, und der Kirche, die die Gläubigen einlädt, barmherzige Samariter zu werden und in jedem leidtragenden Menschen den Nächsten zu erkennen.

Zum Schluß möchte ich an das Ereignis erinnern, das uns Anfang September wieder gemeinsam nach Loreto führen wird, zu jener Pilgerfahrt und Begegnung, die den Namen »Agorà dei giovani italiani« (Agorà der Jugend Italiens) trägt. Sie will die Jugendlichen tiefer in den Weg der Kirche nach dem Kongreß von Verona hineinnehmen und sie auf den »Weltjugendtag« vorbereiten, der nächstes Jahr in Sydney stattfinden wird. Wir wissen gut, daß die christliche Unterweisung der jungen Generationen die vielleicht schwerste, aber eine äußerst wichtige Aufgabe ist, vor der die Kirche steht. Wir werden daher gemeinsam mit unseren Jugendlichen nach Loreto gehen, auf daß die Jungfrau Maria ihnen helfen möge, sich immer mehr in Jesus Christus zu verlieben, ihren Platz innerhalb der Kirche einzunehmen, die sie als zuverlässige Gemeinschaft erkennen, und den Brüdern die freudige Gewißheit zu vermitteln, von Gott geliebt zu sein.

Liebe Bischöfe Italiens, bei der Ausübung unseres Amtes begegnen wir heute wie zu allen Zeiten nicht wenigen Schwierigkeiten, aber auch dem noch viel größeren Trost des Herrn, der auch durch die Bezeugung der Zuneigung unseres Volkes vermittelt wird. Danken wir Gott für all das, und setzen wir unseren Weg fort, gestärkt durch die Gemeinschaft, die uns vereint und die wir heute wieder erfahren haben. In diesem Geiste versichere ich euch, eure Kirchen und Italien eines Gebetsgedenkens und erteile euch und allen euren Gläubigen von Herzen den Apostolischen Segen.



AN DIE BISCHÖFE AUS MOSAMBIK

ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES Samstag, 26. Mai 2007

Herr Kardinal,

liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

Im Geist begleitet von eurem christlichen Volk, seid ihr nach Rom gekommen, um einer alten Tradition folgend die Gräber der heiligen Apostel Petrus und Paulus zu verehren. Heute wollt ihr durch eure Anwesenheit hier in kollegialer Weise die Einheit des Glaubens und die Übereinstimmung in den Absichten zwischen euren Teilkirchen und der Kirche in Rom, die »den Vorsitz in der Liebe hat« (hl. Ignatius von Antiochien, Epistula ad Romanos), sowie auch die Einheit zwischen euch und dem Nachfolger Petri dadurch bezeugen, daß ihr seine Sorge für alle Kirchen teilt (vgl. 2Co 11,28). Ich weiß, daß ihr euer Amt in Verbundenheit mit dem Papst ausübt: Das habt ihr mir wiederholt mitgeteilt und soeben neuerlich bekräftigt durch die herzlichen Worte von Monsignore Tomé Makhweliha, Erzbischof von Nampula und Vorsitzender der Bischofskonferenz, der sich zum Sprachrohr der Gefühle und Sorgen gemacht hat, die ihr in diesem Augenblick eures »Ad limina«-Besuches empfindet. Ich umarme und empfange euch daher mit großer Freude und Wertschätzung in diesem Haus und nutze die Gelegenheit, mit euch und durch euch einen herzlichen Gruß an das ganze Volk Gottes in Mosambik zu senden: die Priester, die Ordensmänner und Ordensfrauen, die Seminaristen, die Katecheten und Animatoren, die christlichen Familien und alle gläubigen Laien, denn sie alle sind in der Vielfalt ihrer Charismen gerufen, vom Herrn Jesus Christus Zeugnis zu geben.

Liebe Bischöfe, denjenigen von euch, die vor langer Zeit die Fülle des Priestertums empfangen haben, wünsche ich, daß sie in der pastoralen Sorge für alle, die ihnen anvertraut sind, unermüdlich fortfahren können; jenen, die erst vor kürzerer Zeit zu Bischöfen geweiht wurden, bringe ich meine lebhafte Liebe und die Hoffnung gegenüber Gott zum Ausdruck, daß ihre jugendlichen Kräfte der laufenden Arbeit der Evangelisierung und christlichen Bildung einen neuen Impuls geben mögen. Gleichzeitig versichere ich jeden von euch meiner Gebete, damit der Geist des Herrn durch euer Vorbild und euer Amt ein neues Pfingsten geschehen lasse und in eurer geliebten Nation »das Antlitz der Erde erneuere«.

Ja, ich bitte den Heiligen Geist, die Ausübung eures Hirtenamtes mit der Fülle seines Lichts und seiner Kraft zu begleiten. Wie euch am Tag der Bischofsweihe gesagt wurde, seid ihr verantwortlich für die Verkündigung des Wortes Gottes in der ganzen euch anvertrauten Region; ihr seid verantwortlich für die Feier der Liturgie, für die Gebetserziehung und für die Vorbereitung auf die Sakramente, damit sie in würdiger Weise dem christlichen Volk gespendet werden; ihr seid auch verantwortlich für die organische Einheit der Diözese, für ihre Hilfswerke, Bildungs- und Apostolatseinrichtungen. Dazu seid ihr mit der Autorität von Hirten ausgestattet worden; dennoch nimmt diese Autorität die Gestalt des Dieners an, der sein Leben, seine Zeit, seine Kräfte und sein Herz für seine Schafe einsetzt, und sie wird gestärkt durch das Beispiel, das ihr ihnen gebt, um sie zur Heiligkeit des Lebens zu führen, indem ihr zu »Vorbildern für die Herde« werdet (1P 5,3).

Dieser Hirtendienst erfordert natürlich eure Anwesenheit in allen in der Diözese verstreuten Gemeinden, die so beständig wie möglich sein muß, sowie eine väterliche Aufmerksamkeit für ihre menschlichen und religiösen Lebensbedingungen. Insbesondere die Priester müssen besucht bzw. empfangen, angehört, angeleitet und ermutigt werden. Ihr habt zusammen mit ihnen eine enorme Aufgabe zu bewältigen, natürlich in Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist, der in den Herzen wirkt: die Erstevangelisierung von mehr als der Hälfte der Bevölkerung von Mosambik. Wir wissen, daß es zahlreiche und komplexe Hindernisse gibt, daß die Annahme und das Wachsen nicht von uns abhängen, sondern von der Freiheit der Menschen und von der Gnade. Versucht dennoch, zumindest dafür zu sorgen, daß unter euren Prioritäten die missionarische Verkündigung die erste Stelle einnimmt, und laßt alle, denen die Gnade zuteil wird, Christen zu sein, wissen, daß sie zu deren Verwirklichung beitragen sollen. Ein von der Vorsehung bestimmtes Instrument für einen neuen missionarischen Impuls sind die kirchlichen Bewegungen und die neuen Gemeinschaften; nehmt sie auf und fördert sie in euren Diözesen, da sich der Heilige Geist ihrer bedient, um den Glauben in den Herzen neu zu wecken und zu vertiefen und die Freude des Glaubens an Jesus Christus zu verkünden.

Es ist in der Tat wichtig, daß ihr den Glauben mit allen euch zur Verfügung stehenden Mitteln vertieft: Jugend- und Erwachsenenkatechese, Liturgie, zusammen mit der nötigen Inkulturation. Ohne diese gründliche Bildung blieben der Glaube und die religiöse Praxis oberflächlich und schwach, die alten Sitten und Gebräuche könnten nicht mit christlichem Geist durchdrungen werden, die Seelen würden sich von allen möglichen Lehren erschüttern lassen, Sekten würden die Gläubigen anlocken und zum Abfall von der Kirche verleiten, der respektvolle Dialog mit den anderen Religionen würde durch Bedrohungen und Gefahren blockiert. Vor allem aber könnten die Getauften den heute in der Konsumgesellschaft verbreiteten Erscheinungsformen, wie religiöse Gleichgültigkeit, Materialismus und Neuheidentum, nicht standhalten.

Umgekehrt wird ein tiefer und engagierter Glaube das Verhalten der Menschen in ihrem gesellschaftlichen und beruflichen Leben und infolgedessen das Gewebe der Gesellschaft erneuern. Die Christen leisten auf diese Weise ihren Beitrag dazu, die Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, den Lebensstandard der bedürftigen Menschen und Gruppen zu erhöhen, um zu rechten Sitten, zu Toleranz, Vergebung und Versöhnung zu erziehen. Es handelt sich um ein sehr wichtiges ethisches Werk, das dem Wohl des Landes dient; es ist eure Aufgabe als Bischöfe, es zu inspirieren und zu fördern, wobei ihr immer eure Freiheit, die die Freiheit der Kirche bei ihrer prophetischen Sendung ist, bewahrt und an der klaren Unterscheidung zwischen der pastoralen Sendung und dem Auftrag, den politische Programme und Mächte vertreten, festhaltet.

Das gesamte Werk, über das ich zu euch gesprochen habe, hängt von der Anzahl und Qualität eurer apostolischen Mitarbeiter ab: den Priestern, Ordensmännern und Ordensfrauen, Katecheten und Animatoren von Bewegungen und Gemeinschaften. Was die Priester betrifft, so erinnere ich gern an ihr erstes Treffen zur ständigen Fortbildung im Juli 2001, eine Initiative, die euch Gelegenheit gab, sie zu einer Revision ihres Lebens bezüglich ihrer apostolischen Tätigkeit und ihrer geistlichen Erneuerung anzuspornen. Ich ermuntere euch dazu, diese ständige Weiterbildung im Hinblick auf eine theologische und pastorale Fortbildung des Klerus sowie auch hinsichtlich eines regelmäßigen geistlichen Lebens zu fördern. Es geht um ihren apostolischen Dynamismus im Dienst an der Evangelisierung, um ihre Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit den Problemen und um die Heiligkeit ihres Amtes.

Ebenso wichtig und entscheidend ist es, die künftigen Priester gut vorzubereiten. Ich weiß, daß euch die Verbesserung der theologischen und spirituellen Ausbildung in den Priesterseminaren am Herzen liegt; es ist ein häufiges Thema der Arbeiten eurer Bischofskonferenz und der Konferenz der Ordensoberen und -oberinnen, die zur Zusammenarbeit mit euch bereit sind. Angesichts der Bedeutung dessen, was auf dem Spiel steht, fordere ich euch auf, für diese Ausbildung eure besten Priester einzusetzen, darüber zu wachen, daß die Spirituale der Priesterseminare ordentlich vorbereitet sind. Der gravierende Priestermangel zeigt, wie notwendig es ist, in die Pastoral für Priester- und Ordensberufungen zu investieren und ihnen auf diözesaner und nationaler Ebene neuen Auftrieb und Koordinierung zu verleihen. Das verlangt ein Nachdenken aller Glieder der Kirche über die Rolle des Priesters, vor allem in den sogenannten »Kleinen Christlichen Gemeinden«.

Ein solches Bewußtwerden im Hinblick auf das Ordensleben würde Vertiefung und größere Verbreitung verdienen. Wie ist es möglich, daß Kandidaten für den Ordensberuf und das christliche Volk die Institute des geweihten Lebens mehr wegen der Hilfe, die diese für das Apostolat und die menschliche Förderung leisten, bewundern als wegen des wirklichen Wertes und der unvergleichlichen Schönheit einer Ganzhingabe an Gott in der Nachfolge Christi, an den sich die geweihte Person als ihren göttlichen Bräutigam bindet? Diese letzte Sicht ist so heilsam für die ganze Kirche, die darin einen ganz besonderen Ruf zur Heiligkeit durch die gelebte Erfahrung der Seligpreisungen finden würde. Auch hier darf die Bedeutung einer sorgfältigen, der besonderen Spiritualität jeder Ordensfamilie entsprechenden Grundausbildung für die Anwärter auf das geweihte Leben nicht vernachlässigt werden. Ich zweifle nicht daran, daß die Koordinierungsorgane der Ordensmänner und Ordensfrauen mit euch zusammenarbeiten müssen, um diesem Erfordernis nachzukommen.

Wie in vielen afrikanischen Ländern spielen auch in Mosambik die Katecheten eine entscheidende Rolle sowohl bei der Ausbildung der Katechumenen wie bei der geistlichen Belebung vieler Gemeinden, die ohne einen ständigen Priester sind. Groß und lobenswert ist ihre hochherzige und selbstlose Hingabe, aber sie brauchen unbedingt eine sorgfältige Ausbildung und besondere Hilfe, um ihre Verantwortung als Zeugen des Glaubens angesichts der kulturellen Entwicklung ihrer Brüder und Schwestern wahrnehmen und diese durch das Vorbild eines heiligmäßigen Lebens leiten zu können.

Die Zukunft wird größtenteils davon abhängen, auf welche Weise die Jugendlichen – die in eurem Land die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen – Glaubensüberzeugungen erwerben können und sie in einem Umfeld leben, das ihnen nicht mehr die sittliche Orientierungen und Unterstützung der Institutionen wie früher bietet, und wie sie sich vertrauensvoll in die Kirchengemeinden integrieren. Das ist ein großer Bereich, zu dem die Welt der Kinder, der Heranwachsenden und vor allem der Studenten hinzukommt, die allen möglichen Strömungen und zunehmenden Fragen ausgesetzt sind. Ich ermutige euch besonders in euren Anstrengungen, allen jungen Christen die Möglichkeit zu geben, daß sie einen festen Religionsunterricht für ein ihnen angemessenes christliches Wirken erhalten.

Die Evangelisierung des christlichen Lebens und das Entdecken geistlicher Berufungen hängen von der Bildung wahrhaft christlicher Familien ab, die das Vorbild, die Erfordernisse und die Gnade der christlichen Ehe annehmen. Ich weiß, daß es wegen der Schranken mancher alter Bräuche und auch wegen der Instabilität der Familien, die von einer sogenannten modernen, von Versinnlichung und Individualismus geprägten Gesellschaft auf eine harte Probe gestellt werden, nicht an Schwierigkeiten fehlt. Die Krise wird sich nur durch eine dynamische Familienpastoral und solide Grundlagen mit Unterstützung der auf diözesaner und nationaler Ebene koordinierten Familienverbände mildern lassen.

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt, es gibt noch andere Bereiche, wo eure pastorale Sorge gefordert ist: die Hilfe für die Armen, Kranken und Ausgegrenzten; das Verhalten gegenüber dem Eindringen von Sekten; die Entwicklung der sozialen Kommunikationsmittel usw. Doch die von mir angesprochenen Punkte stellen bereits eine Last dar, die harte Anstrengungen erfordert, wenn wir an die begrenzten apostolischen Kräfte denken, über die ihr verfügt, selbst wenn an die Priester und Ordensleute anderer Länder appelliert wird, die sich – so hoffe ich – großzügig zeigen werden. Ich bin sicher, daß alle diese Herausforderungen bewältigt werden können dank des Glaubens und der Entschlossenheit, die euch beseelen, dank des Heiligen Geistes, der seine Hilfe denen nicht verweigert, die ihn anflehen und den Willen Gottes suchen.

Dieser Wille besteht zuallererst in der affektiven und effektiven Einheit in eurer Bischofskonferenz. Wie ihr wißt, hat Jesus, der Herr, beim Letzten Abendmahl für die Einheit der Apostel gebetet, damit sie seine Einheit mit dem Vater nachahmten (vgl. Joh Jn 17,21). Bewahrt und erhöht in dem festen Band, das euch mit dem Nachfolger Petri verbindet, die Einheit und das kollegiale Wirken unter euch. Vereint eure Erfahrungen, deutet in einträchtiger Weise die Zeichen der Zeit bezüglich der Bedürfnisse eures Volkes und laßt euch dabei immer von einem Geist der Treue zur Kirche leiten. Diese Einheit unter euch Hirten wird das Zentrum und die Wurzel der vollkommenen kirchlichen Gemeinschaft sein, die alle in Christus umfaßt: Bischöfe, Priester, Ordensmänner, Ordensfrauen und gläubige Laien. Darüber wache vor allem mit mütterlicher Liebe die Jungfrau Maria, der ich euch anvertraue, wenn ich euch meinen Apostolischen Segen erteile, den ich auf eure Mitarbeiter und auf die ganze Kirche in Mosambik ausweite, die Gott zum Sauerteig und zum Licht im Herzen eurer geliebten Nation gemacht hat.

AN DIE MITGLIEDER DES ALLGEMEINEN ITALIENISCHEN VERBANDES DER INDUSTRIEUNTERNEHMER "CONFINDUSTRIA" Clementina-Saal

Samstag, 26. Mai 2007




Liebe Freunde!

Danke für Ihren Besuch, über den ich mich besonders freue. Ich begrüße jeden von Ihnen sehr herzlich. Zunächst begrüße ich Ihren Vorsitzenden, Dr. Matteo Colannino, und danke ihm für die freundlichen Worte, die er in Ihrem Namen an mich gerichtet hat. Ich grüße auch die Verantwortungsträger des »Movimento Giovani Imprenditori« auf nationaler, regionaler und provinzialer Ebene sowie alle Mitglieder eurer Vereinigung, die sich dadurch auszeichnet, daß sie eine Bewegung von Personen ist und nicht nur eine Organisation von Unternehmen. Dadurch soll die Verantwortung des Unternehmers betont werden, der dazu berufen ist, einen besonderen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft zu leisten. Der soziale Wohlstand, den Italien heute genießt, wäre in der Tat ohne den Beitrag der Unternehmer und der Manager in diesem Ausmaß nicht denkbar. Wie das Kompendium der Soziallehre der Kirche in Erinnerung ruft, sind ihre Rollen »vom sozialen Standpunkt aus von zentraler Bedeutung, weil sie mitten in jenem Netz von technischen, kommerziellen, finanziellen und kulturellen Verbindungen angesiedelt sind, die die moderne Unternehmenswirklichkeit kennzeichnen« (Nr. 344).

In dieser Begegnung möchte ich kurz einige Gedanken zu Ihrer Rolle im Wirtschaftsleben ausführen. Als Ausgangspunkt greife ich einen bekannten und oft zitierten Text des Zweiten Vatikanischen Konzils auf, in dem es heißt: »In den wirtschaftlichen Unternehmen stehen Personen miteinander in Verbund, d.h. freie, selbstverantwortliche, nach Gottes Bild geschaffene Menschen. Darum sollte man unter Bedachtnahme auf die besonderen Funktionen der Einzelnen, sei es der Eigentümer, der Arbeitgeber, der leitenden oder der ausführenden Kräfte, und unbeschadet der erforderlichen einheitlichen Werkleitung die aktive Beteiligung aller an der Unternehmensgestaltung voranbringen« (Gaudium et spes GS 68). Jedes Unternehmen muß in erster Linie als ein Zusammenschluß von Personen betrachtet werden, die in ihren Rechten und in ihrer Würde geachtet werden müssen. Daher freue ich mich zu erfahren, daß Ihre Bewegung sich im Laufe dieser Jahre bemüht hat, die Zentralität der Person im Bereich der Wirtschaft mit Nachdruck zu unterstreichen. Bedeutsam war in diesem Zusammenhang Ihr erster Nationalkongreß im Jahre 2006, der unter dem Thema stand: »Die Wirtschaft des Menschen«. In der Tat ist es unerläßlich, daß jede wirtschaftliche Tätigkeit letztendlich auf das Gemeinwohl und die Erfüllung der rechtmäßigen Erwartungen des Menschen ausgerichtet ist. Mit anderen Worten, das menschliche Leben und seine Werte müssen stets der Anfang und das Ziel der Wirtschaft sein.

Unter diesem Gesichtspunkt erhält der Profit seinen rechten Stellenwert als wichtigster Indikator für eine positive Entwicklung des Unternehmens. Die Soziallehre der Kirche erkennt seine Bedeutung an und hebt zugleich die Notwendigkeit hervor, die Würde der Menschen zu schützen, die in verschiedenen Positionen in den Unternehmen tätig sind. Auch in Krisenzeiten kann das Kriterium, das die unternehmerischen Entscheidungen bestimmt, nicht nur die Förderung des Gewinnanstiegs sein. Hierzu sagt das bereits zitierte Kompendium: »Die Unternehmer und Manager dürfen nicht ausschließlich das objektive Ziel des Unternehmens, die Kriterien der wirtschaftlichen Effizienz und die Forderungen der Pflege des ›Kapitals‹ im Sinne der Gesamtheit der Produktionsmittel im Auge haben: Zu ihren klar definierten Pflichten gehört auch der konkrete Respekt vor der Menschenwürde der in ihrem Unternehmen tätigen Arbeiter«. Weiter heißt es: »Letztere stellen ›das kostbarste Vermögen des Unternehmens‹ und den entscheidenden Produktionsfaktor dar. In den großen strategischen und finanziellen Entscheidungen über Ankauf oder Verkauf, die Verkleinerung oder das Schließen von Niederlassungen sowie in der Fusionspolitik kann man sich nicht ausschließlich auf finanzielle oder kommerzielle Kriterien beschränken« (Nr. 344). Es ist notwendig, daß die Arbeit wieder zu dem Bereich wird, in dem der Mensch die ihm innewohnenden Möglichkeiten verwirklichen kann, indem er seine persönlichen Fähigkeiten und seine Begabung nutzbringend anwendet. Und es hängt in großem Maße von Ihnen, den Unternehmern, ab, möglichst günstige Bedingungen zu schaffen, damit das geschieht. Es ist wahr, daß all dies nicht einfach ist, da die Arbeitswelt von einer starken und fortdauernden Krise gezeichnet ist, aber ich bin mir sicher, daß Sie keine Mühen scheuen werden, um Beschäftigung und Arbeit sicherzustellen, besonders für die jungen Menschen. Um vertrauensvoll ihre Zukunft aufzubauen, müssen sie nämlich auf ein gesichertes Einkommen für sich und für ihre Familie zählen können.

Außer zur Zentralität des Menschen in der Wirtschaft haben Sie im Laufe dieser Jahre auch zu anderen Themen von großer Aktualität Überlegungen angestellt, wie zum Beispiel zum Thema der Familie im italienischen Unternehmen. Ich hatte mehrmals Gelegenheit, die Bedeutung der auf der Ehe gründenden Familie als tragendes Element des Lebens und der Entwicklung einer Gesellschaft hervorzuheben. Zugunsten der Familie zu arbeiten bedeutet, dazu beizutragen, das soziale Gefüge zu erneuern und die Grundlagen für eine echte wirtschaftliche Entwicklung sicherzustellen. Ein anderes wichtiges Thema, das Sie herausgehoben haben, ist das komplexe Phänomen der Globalisierung. Einerseits nährt dieses Phänomen die Hoffnung, daß durch die Umverteilung der Produktion auf Weltebene die Teilhabe an der Entwicklung und an der Verbreitung des Wohlstands allgemeiner wird. Andererseits jedoch kommen verschiedene Gefahren zum Vorschein, die mit den neuen Dimensionen der kommerziellen und finanziellen Beziehungen verbunden sind, die sich in Richtung einer immer größer werdenden Kluft zwischen dem wirtschaftlichen Reichtum einiger weniger und dem Anwachsen der Armut vieler Menschen bewegen. Es ist geboten, wie mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II. mit Nachdruck sagte, »eine Globalisierung in Solidarität, eine Globalisierung ohne Ausgrenzung zu sichern« (Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages 1998, 3).

Liebe Freunde, der Herr erhelle Ihren Geist und stärke Ihren Willen, damit Sie Ihre Sendung erfüllen können als wertvollen Dienst an der Gesellschaft. Mit diesen Empfindungen sichere ich jedem von Ihnen und für Ihre Arbeit ein besonderes Gebetsgedenken zu und segne Sie von Herzen, Ihre Familien und alle, die Ihnen nahestehen.

AN DEN NEUEN GROSSERZBISCHOF DER

SYRO-MALANKARISCHEN KIRCHE (INDIEN) Kapelle "Redemptoris Mater"

Montag, 28. Mai 2007




Eure Seligkeit,
liebe Gläubige, liebe Brüder und Schwestern, die Sie an der syro-malankarischen Synode teilnehmen!

Ich freue mich, Sie zu Ihrem ersten Besuch in Rom seit Ihrer Wahl zum Großerzbischof der geliebten katholischen syro-malankarischen Kirche zu empfangen. Ich bin Eurer Seligkeit sehr dankbar für Ihre herzlichen und ehrerbietigen Grußworte und danke Ihnen aufrichtig für Ihren sehnlichen Wunsch, »Petrus zu sehen« (vgl. Gal Ga 1,18). Gemeinsam wollen wir Gott danken für diese von der Vorsehung bestimmte Gelegenheit, jene Bande der Gemeinschaft mit dem Römischen Stuhl zu bekräftigen, auf die eure Kirche mit Recht stolz ist.

Ich denke zurück an die herausragenden Bischöfe, die der Heilige Geist gerufen hat, Ihr Volk die Einheit mit dem Nachfolger Petri wiederentdecken zu lassen. Ich denke im besonderen an Mar Ivannios, der sich im Jahr 1930 feierlich zum katholischen Glauben bekannte und hochherzig einen segensreichen kirchlichen Weg einschlug. Das ermöglichte meinem Vorgänger, dem Diener Gottes Johannes Paul II., im Februar 2005 die syro-malankarische Kirche in den Rang eines Großerzbistums zu erheben. Der ehrwürdige Cyril Mar Baselios, Metropolit sui juris von Trivandrum der syro-malankarischen Kirche, wurde so euer erster Großerzbischof. In dieser Eigenschaft reiste er nach Rom, um die malankarische Gemeinschaft zu vertreten, als die Kirche und die Welt von dem geliebten Papst Abschied nahm, der in das Haus des Vaters gerufen worden war. Schon bald danach sollte ihm Mar Baselios selbst dorthin folgen. Heute spüren wir die Nähe dieser unvergeßlichen Hirten, während die syro-malankarische Kirche voller Vertrauen in Gottes Gnade ihre edle Sendung fortsetzt.

Das wertvolle Erbe eurer kirchlichen Tradition wurde durch den von den Vätern der syro-malankarischen Synode vollzogenen kirchenrechtlichen Wahlakt in Ihre Hände, Seligkeit, gelegt. Möge der Herr Ihnen die Fülle geistlicher Gaben gewähren, auf daß dieses Erbe nach dem Willen des Herrn reiche Frucht trage.

Als Nachfolger des Petrus habe ich mit Freude die Entscheidung der Synode bestätigt. Jetzt zählt die Universalkirche zusammen mit allen, die zu eurer kirchlichen Tradition gehören, auf Eure Seligkeit, um zu gewährleisten, daß die malankarische Gemeinschaft weiter auf dem zweifachen Pfad vorangehen kann. Einerseits werdet ihr durch die Treue zum Apostolischen Stuhl stets an dem universalen Atem der einen Kirche Christi voll teilhaben; andererseits wird es eure Treue zu den östlichen Wesensmerkmalen eurer Tradition der Gesamtkirche ermöglichen, Vorteile aus dem zu ziehen, was in seiner vielfältigen Weisheit »der Geist den Gemeinden sagt« (vgl. Offb Ap 2,7 et passim)

Seligkeit, in Ihrer Eigenschaft als Oberhaupt und Hirt der syro-malankarischen Kirche wurden Sie mit der Sendung betraut, das christliche Zeugnis und kirchliche Leben der Gläubigen jener edlen Kirche auf dem großen indischen Subkontinent und in den anderen Regionen, wo syro-malankarische Katholiken leben, zu leiten und zu unterstützen. Gleichzeitig suchen Sie auf die wichtigsten Herausforderungen einzugehen, die sich zu Beginn dieses dritten christlichen Jahrtausends stellen. Jetzt ist eine Zeit der Neuevangelisierung, eine Zeit des ständig erneuerten und überzeugten Dialogs mit allen euren Brüdern und Schwestern, die unseren christlichen Glauben teilen, eine Zeit der respektvollen und fruchtbaren Begegnung zwischen Religionen und Kulturen zum Wohl aller, besonders der Ärmsten der Armen. Unsere Verpflichtung zur Evangelisierung muß ständig erneuert werden, während wir uns um den Aufbau von Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität für die ganze Menschheitsfamilie bemühen. Mögen Sie immer Kraft schöpfen vom Herrn und von der kollegialen Unterstützung Ihrer bischöflichen Brüder, den Mitgliedern der Synode. Bitte, versichern Sie sie meiner Gebete und übermitteln Sie ihnen meine besonderen Grüße aus dem glücklichen Anlaß des 75. Jahrestages der Einsetzung der syro-malankarischen Hierarchie.

Wir befinden uns noch in der Atmosphäre von Pfingsten und haben den Wunsch, mit der heiligen Gottesmutter und den Aposteln im Obergemach in Jerusalem zu verweilen, gehorsam gegenüber dem Wirken des Geistes. Der seligen Jungfrau vertraue ich meine Gebete für Eure Seligkeit und für die ganze syro-malankarische Kirche an, während ich darum bitte, daß die Gabe des Geistes Sie weiter nähre und stärke, wenn Sie Zeugnis geben vom Evangelium Christi. Mit diesen Empfindungen erteile ich Ihnen, ehrwürdiger Bruder, und allen Söhnen und Töchtern der syro-malankarischen Kirche gern meinen Apostolischen Segen.

Danke, Gott segne euch!
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Benedikt XVI Predigten 122