Benedikt XVI Predigten 248

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BESUCH IN DER BOTSCHAFT DER REPUBLIK ITALIEN BEIM HL. STUHL

BEGEGNUNG MIT DEN BOTSCHAFTSANGEHÖRIGEN


Kapelle des Palazzo Borromeo
Samstag, 13. Dezember 2008




Herr Untersekretär im Präsidium des Ministerrates,
liebe Freunde!

Die erste Begegnung im Rahmen meines kurzen Besuchs in der Botschaft Italiens findet in dieser schönen Kapelle statt, die gerade erst restauriert worden ist. Es ist mir eine Freude, gerade hier mit euch zusammenzutreffen, die ihr die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft dieser Botschaft bildet. Zusammen mit euren Angehörigen begrüße ich euch ganz herzlich. Einen besonderen Gruß richte ich an den Herrn Untersekretär im Präsidium des Ministerrates, der mir den Gruß des Ministerpräsidenten bestellt, mich herzlich willkommen geheißen und sich zum Übermittler eurer Empfindungen gemacht hat. Er hat erwähnt, daß diese Kapelle, die vor einigen Tagen vom Herrn Kardinalstaatssekretär gesegnet wurde, einem Heiligen gewidmet ist, dessen Name unlösbar mit diesem Palast verbunden ist: dem hl. Karl Borromäus. Er erhielt zusammen mit seinem Bruder Federico diesen Wohnsitz von seinem Onkel, Papst Pius IV., als Geschenk. Nachdem er als junger Mann zum Kardinal ernannt worden war, wurde er zum engen Mitarbeiter des Papstes in der Leitung der Universalkirche. Nach dem Tod des älteren Bruders setzte bei dem jungen Neffen des Papstes ein geistlicher Reifungsprozeß ein, bei dem er zu einer tiefen Umkehr gelangte, die von einer entschlossenen Entscheidung für ein evangeliumsgemäßes Leben gekennzeichnet war. Nach seiner Ernennung zum Bischof widmete er alle seine Sorge der Erzdiözese Mailand. Aus seiner Biographie geht klar hervor, mit welchem Eifer er sein Bischofsamt erfüllte: Er förderte die Reform der Kirche gemäß dem Geist des Konzils von Trient, dessen Weisungen er in vorbildlicher Weise umsetzte, und bewies eine ständige Nähe zur Bevölkerung, besonders während der Jahre der Pest, weshalb er wegen seiner hochherzigen Hingabe »Engel der Pestkranken « genannt wurde. Der menschliche und geistliche Weg des hl. Karl Borromäus zeigt, daß die göttliche Gnade das Herz des Menschen zu verwandeln und ihn zu einer Liebe für die Brüder bis zur Selbstaufopferung zu befähigen vermag.

Liebe Brüder und Schwestern, jeden und jede von euch, die ihr zusammen mit euren Angehörigen hier anwesend seid, vertraue ich dem Schutz des hl. Karl an, auf daß auch ihr die Sendung, die Gott euch zum Dienst am Nächsten aufträgt, entsprechend euren verschiedenen Aufgaben erfüllen könnt. Ich nehme schließlich die Gelegenheit wahr, euch eine frohe und gesegnete Weihnacht zu wünschen, während ich euch alle von Herzen segne.
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BESUCH IN DER BOTSCHAFT DER REPUBLIK ITALIEN BEIM HL. STUHL

BEGEGNUNG MIT DEN AUTORITÄTEN UND DIPLOMATEN


Empfangssaal
Samstag, 13. Dezember 2008



Herr Außenminister,
Herr Untersekretär im Präsidium des Ministerrates,
Herr Botschafter beim Heiligen Stuhl,
verehrte Vertreter des Diplomatischen Korps beim Heiligen Stuhl,
verehrte Autoritäten,
meine Damen und Herren!

Es ist mir eine besondere Freude, heute die an mich ergangene liebenswürdige Einladung zum Besuch dieses historischen Gebäudes, Sitz der Botschaft Italiens beim Heiligen Stuhl, annehmen zu können. Ich begrüße alle sehr herzlich, angefangen beim Herrn Außenminister, dem ich für die ehrerbietigen Worte danke, die er soeben an mich gerichtet hat. Ich begrüße die weiteren Minister, die anwesenden Autoritäten und ganz besonders Botschafter Antonio Zanardi Landi. Herzlichen Dank für den freundlichen, von einem wohltuenden musikalischen Intermezzo begleiteten Empfang.

Wie schon erwähnt wurde, haben drei meiner Vorgänger diesen historischen Palast besucht: Die Diener Gottes Pius XII. am 2. Juni 1951, Paul VI. am 2. Oktober 1964 und Johannes Paul II. am 2. März 1986. Bei dem heutigen feierlichen und zugleich familiären Anlaß, kommen mir auch die jüngsten Begegnungen mit dem Präsidenten der Republik wieder in den Sinn: jene vom 24. April dieses Jahres anläßlich des Konzerts, das mir von ihm zum Jahrestag meines feierlichen Amtsantritts auf dem Stuhl Petri zum Geschenk gemacht wurde; dann die Begegnung am 4. Oktober im Quirinal und jene am vergangenen Mittwoch in der Aula Paul VI. im Vatikan anläßlich des Konzerts zum 60. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte, worauf Sie, Herr Außenminister, Bezug genommen haben. Während ich an den Präsidenten meinen ehrerbietigen und dankbaren Gruß sende, möchte ich das aufgreifen, was ich während des Besuchs im Quirinal gesagt habe, nämlich »daß der italienische Staat und der Apostolische Stuhl in der Stadt Rom friedlich zusammenleben und erfolgreich zusammenarbeiten« (O.R. dt Dt 31 dt Dt 10 dt Dt 2008, Dt 10).

Allein die einzigartige Aufmerksamkeit, die diesem diplomatischen Sitz von den Päpsten erwiesen worden ist, würde genügen, um auf die Anerkennung der wichtigen Rolle hinzuweisen, die die Botschaft Italiens in den intensiven und besonderen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Italien sowie auch in den Beziehungen gegenseitiger Zusammenarbeit zwischen der Kirche und dem Staat in Italien gespielt hat und spielt. Wir werden sicher Gelegenheit haben, im Februar kommenden Jahres anläßlich des 80-Jahr-Jubiläums der Unterzeichnung der Lateranverträge und des 25. Jahrestages des Abkommens über die Konkordatsänderung diese wichtige zweifache Dimension diplomatischer, sozialer und religiöser Bande herauszustellen. Auf diesen Jahrestag wurde bereits Bezug genommen, um zu Recht die fruchtbare Beziehung zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl hervorzuheben. Dieses Einverständnis ist um so wichtiger und bedeutsamer in der heutigen Weltlage, in der das Andauern von Konflikten und Spannungen zwischen den Völkern eine Zusammenarbeit all derer, die dieselben Ideale von Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden teilen, immer notwendiger macht. Indem ich das aufgreife, was Sie, Herr Außenminister, gesagt haben, kann ich nicht umhin, mit dem Gefühl lebhafter Dankbarkeit auf die Zusammenarbeit hinzuweisen, die tagtäglich zwischen der Botschaft Italiens und meinem Staatssekretariat stattfindet. In diesem Zusammenhang grüße ich herzlich die Missionschefs, die in diesen Jahren im Palazzo Borromeo aufeinanderfolgten und die heute freundlicherweise bei uns sein wollten.

Dieser kurze Besuch kommt mir gelegen, um zu unterstreichen, daß sich die Kirche sehr wohl bewußt ist, daß »zur Grundgestalt des Christentums die Unterscheidung zwischen dem, was des Kaisers und dem, was Gottes ist (vgl. Mt Mt 22,21), das heißt die Unterscheidung von Staat und Kirche gehört« (Enzyklika Deus caritas Est 28). Diese Unterscheidung und diese Autonomie anerkennt und respektiert die Kirche nicht nur, sondern sie freut sich auch darüber, ist es doch ein großer Fortschritt der Humanität und eine Grundvoraussetzung für ihre eigene Freiheit und die Erfüllung ihrer universalen Heilssendung unter allen Völkern. Gleichzeitig hält es die Kirche jedoch für ihre Aufgabe, entsprechend den Weisungen ihrer Soziallehre und ausgehend von dem, »was allen Menschen wesensgemäß ist« (ebd.), in der Gesellschaft die moralischen und spirituellen Kräfte zu wecken, indem sie dazu beiträgt, den Willen für die echten Ansprüche des Guten zu öffnen. Wenn daher die Kirche an den Wert erinnert, den einige ethische Grundprinzipien nicht nur für das private, sondern auch und vor allem für das öffentliche Leben haben, so trägt sie de facto dazu bei, die Würde der Person und das Gemeinwohl der Gesellschaft zu gewährleisten und zu fördern, und in diesem Sinn verwirklicht sich die gewünschte richtige Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche.

Es sei mir nun gestattet, mit Dankbarkeit auch den wertvollen Beitrag zu erwähnen, den sowohl diese diplomatische Vertretung als auch die italienischen Autoritäten im allgemeinen großzügig leisten, damit der Heilige Stuhl seine universale Sendung frei erfüllen und somit auch diplomatische Beziehungen mit so vielen Ländern der Welt unterhalten kann. In diesem Zusammenhang grüße und danke ich dem Dekan und den Vertretern des beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomatischen Korps, die an dieser Begegnung teilnehmen. Ich bin sicher, daß sie diese Anerkennung für die wertvollen Dienste teilen, die Italien für ihre delikate und anspruchsvolle Mission leistet. Ein Friedenswunsch, der alle Länder umfängt

Meine Damen und Herren, es ist wirklich vielsagend, daß die diplomatische Vertretung Italiens beim Heiligen Stuhl seit 1929 ihren Sitz dort hat, wo der hl. Karl Borromäus als junger Mann wohnte. Er war damals Mitarbeiter des Papstes in der Römischen Kurie und leitete die Geschäfte, die man normalerweise als die Diplomatie des Heiligen Stuhls bezeichnet. Alle, die hier tätig sind, können daher in diesem Heiligen einen ständigen Beschützer und zugleich ein Vorbild finden, an dem sie sich bei der Erfüllung ihrer täglichen Aufgaben inspirieren können. Seiner Fürsprache vertraue ich alle an, die sich heute hier eingefunden haben, und wünsche einem jeden von Herzen alles Gute. Während das Geburtsfest des Herrn bevorsteht, gilt dieser Wunsch den italienischen Autoritäten, angefangen beim Präsidenten der Republik, und dem ganzen geschätzten Volk dieser geliebten Halbinsel. Mein Friedenswunsch umfängt dann alle Länder der Erde, ob sie offiziell beim Heiligen Stuhl vertreten sind oder nicht. Es ist ein Wunsch für Licht und echten menschlichen Fortschritt, für Wohlergehen und Eintracht, Wirklichkeiten, die wir mit zuversichtlicher Hoffnung anstreben können, da es Gaben sind, die Jesus in die Welt gebracht hat, als er in Betlehem geboren wurde. Die Jungfrau Maria, die wir vor einigen Tagen als Unbefleckte Empfängnis verehrt haben, erwirke diese Gaben und jedes andere ersehnte wahre Gut für Italien und die ganze Welt von ihrem Sohn, dem Friedensfürst, dessen Segen ich von Herzen auf euch alle und auf eure Lieben herabrufe.



AN HERRN ISAAC CHIKWEKWERE LAMBA,

NEUER BOTSCHAFTER VON MALAWI

BEIM HL. STUHL Donnerstag, 18. Dezember 2008

Exzellenz!


Zur Überreichung des Beglaubigungsschreibens, durch das Sie als bevollmächtigter Botschafter der Republik Malawi beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden, heiße ich Sie herzlich willkommen. Ich bitte Sie höflichst, dem Staatspräsidenten Dr. Bingu wa Mutharika meinen Gruß zu übermitteln, verbunden mit meinem Gebet und meinen guten Wünschen, auf daß der allmächtige Gott die Nation und ihr Volk mit Wohlergehen und Frieden segnen möge.

Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Erwähnung des Beitrags, den die Kirche zur geistlichen und wirtschaftlichen Entwicklung Malawis leistet, besonders durch ihr Apostolat im Bereich der Erziehung, der karitativen Unterstützung und der Gesundheitsfürsorge. Quelle und Inspiration dieser Sendung ist der Wunsch der Kirche, von der Liebe Gottes Zeugnis zu geben (vgl. Deus caritas Est 20). Sie kennt als solche keine Grenzen der Rasse oder des Glaubens, sondern strebt danach, jedem Menschen die volle Entfaltung als Individuum und als Glied einer Gesellschaft zu ermöglichen, die von Solidarität und einer wirklichen Sorge um die Nöte anderer geprägt ist. Die kürzlich erfolgte Gründung der Katholischen Universität in Blantyre ist ein Zeichen für die Bemühungen der Kirche um die intellektuelle und menschliche Ausbildung jener jungen Menschen, die in der nächsten Generation eine tragende Rolle spielen werden und denen die Verantwortung zukommen wird, die Zukunft Ihres Landes und des Kontinents, zu dem es gehört, zu gestalten.

In der Tat hat Afrika ein zunehmendes Bewußtsein dafür, daß Einheit und Zusammenarbeit dringend notwendig sind, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen und seinem Volk eine solide und ganzheitliche Entwicklung zu gewährleisten. Das erfordert eine weise und weitblickende Politik, die kluge Verwaltung der Ressourcen und die Entschlossenheit, Korruption und Ungerechtigkeit einzudämmen und die zivile Verantwortung und brüderliche Solidarität auf allen Ebenen der Gesellschaft zu fördern (vgl. Ecclesia in Africa, 92). Insbesondere die politisch Verantwortlichen müssen sich ihrer Pflicht, das Gemeinwohl zu fördern, zutiefst bewußt und daher dem Dialog und der Bereitschaft, Einzelinteressen im Dienst einer ganzheitlichen Politik zu überwinden, fest verbunden sein.

Wie viele seiner Nachbarn hat Malawi die Schwierigkeiten und Kämpfe erfahren, die den Bemühungen um den Aufbau einer freien, modernen und demokratischen Gesellschaft entspringen. Ich hoffe, daß die wichtigen Schritte, die die Personen, die in Ihrem Land im religiösen und gesellschaftlichen Bereich Verantwortung tragen, gegenwärtig unternehmen, um breitere Kommunikationswege und eine größere Zusammenarbeit im politischen Leben der Nation zu schaffen, in einer erneuerten Entschlossenheit Frucht tragen werden, die kritischen Fragen, denen Malawi gegenwärtig gegenübersteht, gemeinsam zu lösen.

Der Kampf gegen die Armut, die Notwendigkeit, Ernährungssicherheit zu gewährleisten, und das ständige Bemühen um die Bekämpfung von Krankheiten, besonders der Geißel der Aids- Krankheit, sind Entwicklungsprioritäten, die nicht aufgeschoben werden dürfen. Zusätzlich zu ihrem notwendigen wirtschaftlichen Aspekt muß wahre Entwicklung auch zur intellektuellen, kulturellen und sittlichen Förderung von Menschen und Völkern beitragen. Die Kirche ist überzeugt, daß das Evangelium das bestätigt und adelt, was in der überlieferten Weisheit und in den Werten der Völker, denen sie begegnet, wahr und gut ist (vgl. Nostra aetate NAE 2). Aus diesem Grund ist sie darauf bedacht, ganzheitliche Entwicklungsmodelle zu fördern, und lehnt Fortschrittsmodelle ab, die diesen überlieferten Werten zuwiderlaufen. Wenn Malawi ein gesundes Wirtschaftswachstum anstrebt, müssen die Erfüllung der Grundbedürfnisse des Menschen und die Gewährleistung eines menschenwürdigen Lebensstandards, besonders für die ärmsten Bevölkerungsschichten, auch weiterhin wesentliche Prioritäten bleiben. Ebenso müssen wirtschaftlich und ethisch gesunde Entwicklungsmodelle auch eine besondere Verpflichtung einschließen, die natürliche Umwelt zu achten. Sie ist ein der ganzen Menschheit anvertrauter Schatz, der zum Wohl zukünftiger Generationen verantwortungsvoll bewahrt und geschützt werden muß (vgl. Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages 2008, 7).

Ihren Hinweis auf die religiöse Toleranz, die das Leben Ihrer Nation prägt, sowie auf die Bedeutung respektvoller und harmonischer Beziehungen zwischen den Anhängern der verschiedenen Religionen habe ich mit Anerkennung entgegengenommen. Die Religionsfreiheit, die durch Malawis Verfassung gewährleistet wird, hat die Kirche in die Lage versetzt, ohne Druck und Beeinträchtigungen ihre Botschaft zu verkündigen und ihrer erzieherischen und karitativen Arbeit nachzugehen. Sie hat es der katholischen Gemeinschaft auch erlaubt, frei am zivilen Leben teilzunehmen, zur Gewissensbildung beizutragen und die moralische Dimension der verschiedenen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen, die das Leben der Nation betreffen, hervorzuheben. Bei der Durchführung ihrer Aktivitäten sucht die Kirche in Malawi keine Privilegien für sich selbst, sondern nur die notwendige Unabhängigkeit, um ihre Sendung im Dienst Gottes und des Menschen zu verwirklichen. Da die Achtung des Gewissens und die Religionsfreiheit der Eckstein des ganzen Gebäudes der Menschenrechte sind (vgl. Ansprache an das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps, 7. Januar 2008), muß die sichere Gewährleistung dieser Rechte als Grundvoraussetzung für den Aufbau einer wirklich gerechten, freien und brüderlichen Gesellschaft betrachtet werden.

Exzellenz, während Sie sich anschicken, Ihre Mission im Dienst Malawis und seines Volkes aufzunehmen, entbiete ich Ihnen meine guten Wünsche, verbunden mit meinem Gebet, und versichere Ihnen, daß die verschiedenen Ämter des Heiligen Stuhls stets bereit sind, Ihnen bei der Erfüllung Ihres hohen Amtes zur Seite zu stehen. Ich bin zuversichtlich, daß Ihre Mission dazu dienen wird, die guten Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Malawi weiter zu festigen. Auf Sie und Ihre Familie sowie auf alle Ihre Mitbürger rufe ich von Herzen den Segen des allmächtigen Gottes herab, der Freude und Frieden schenken möge.



AN FRAU PEROLS ULLA BIRGITTA GUDMUNDSON,

NEUE BOTSCHAFTERIN SCHWEDENS BEIM HL. STUHL Donnerstag, 18. Dezember 2008

Exzellenz!


Es ist mir eine Freude, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, mit dem Sie zur außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafterin des Königreichs Schweden beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die guten Wünsche, die Sie mir von König Carl XVI. Gustaf überbracht haben. Bitte übermitteln Sie Seiner Majestät meine herzlichen Grüße und versichern Sie ihn meines beständigen Gebets für Ihre gesamte Nation.

Der Heilige Stuhl schätzt die diplomatischen Beziehungen zu Schweden, die nun mehr als ein Vierteljahrhundert bestehen. Seitdem kürzlich die Residenz des Apostolischen Nuntius der Nordischen Länder nach Stockholm verlegt wurde, haben sich die Beziehungen zwischen Schweden und dem Heiligen Stuhl weiter entwickelt.

Zudem ist die katholische Bevölkerung Ihres Landes in den letzten Jahren beträchtlich gewachsen, nicht zuletzt wegen der großen Zahl der Flüchtlinge aus der ganzen Welt, die so großherzig aufgenommen worden sind. Besondere Wertschätzung verdient die Tatsache, daß Tausenden von aus dem Irak geflohenen Christen die Einreise erlaubt wurde. Wie Sie wissen, bereitet mir die Notlage der Christen im Nahen Osten große Sorgen, und während ich jeden Tag für eine Verbesserung der Bedingungen in ihrer Heimat bete, die ihnen erlauben möge, dort zu bleiben, bin ich zugleich anerkennend dankbar für die Aufnahme derer, die zur Flucht gezwungen sind. Die Möglichkeit, Gottesdienst in Übereinstimmung mit ihren eigenen Traditionen zu feiern, war ein wichtiges Element dafür, daß sie sich zu Hause fühlen können, und Ihre Regierung hat Klugheit bewiesen, indem sie die Schlüsselrolle erkannt hat, die in dieser Hinsicht die verschiedenen Kirchen spielen, zu denen sie gehören.

Offenheit für die Immigration bringt unweigerlich die Herausforderung mit sich, harmonische Beziehungen zwischen den verschiedenen Teilen der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Ihre Regierung hat umsichtige Anstrengungen unternommen, um die Integration zu fördern, und die katholische Gemeinschaft möchte ihren eigenen Beitrag leisten durch die Festigung des sozialen Zusammenhalts und das Angebot einer Erziehung in den Tugenden. Im Bereich des Einsatzes für die Würde der menschlichen Person und die Verteidigung der Menschenrechte und der individuellen Freiheit gibt es große Gemeinsamkeiten zwischen der Kirche und den schwedischen Autoritäten, wie Ihre Exzellenz bemerkt haben. Es wird wichtig sein, in den kommenden Jahren weiter darauf aufzubauen.

Die Balance zu halten zwischen den konkurrierenden Freiheiten ist eine der schwierigsten moralischen Herausforderungen, vor denen der moderne Staat steht. Einige der auftretenden Dilemmata betreffen den Heiligen Stuhl in besonderer Weise. Zum Beispiel muß jede liberale Gesellschaft sorgfältig abwägen, in welchem Maß der Rede- und Ausdrucksfreiheit erlaubt werden kann, religiöse Gefühle zu ignorieren. Die Frage ist von besonderer Wichtigkeit, wenn die harmonische Integration verschiedener religiöser Gruppen eine Priorität ist. Für gewöhnlich beruft man sich auf das Recht auf Schutz vor Diskriminierung in Situationen, in denen das Recht religiöser Gruppen in Frage gestellt wird, ihre tiefen Überzeugungen zu äußern und in die Praxis umzusetzen, zum Beispiel was die grundlegende Bedeutung der Institution Ehe – verstanden als lebenslange Gemeinschaft eines Mannes und einer Frau, die für die Weitergabe des Lebens offen ist – für die Gesellschaft angeht. Und auch dem Recht auf Leben selbst wird im Fall der Ungeborenen oft der bedingungslose Rechtsschutz verweigert, den es verdient.

Der in diesem Jahr begangene 60. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte mahnt uns, zu bedenken, inwieweit unsere Gesellschaft die legitimen Rechte aller ihrer Mitglieder garantiert, insbesondere der schwächsten und verwundbarsten. Der Heilige Stuhl möchte mit allen Beteiligten an der anhaltenden Debatte teilnehmen, die sich auf diese Fragen in der Welt von heute bezieht.

Auf internationaler Ebene leistet Schweden viele wichtige Beiträge zur Erhaltung des Friedens und zum Kampf gegen die Armut. Der Heilige Stuhl, der immer bemüht ist, humanitäre und friedenserhaltende Initiativen in den Krisengebieten dieser Welt zu unterstützen, begrüßt die von Ihrem Land geleisteten Beiträge zur Konfliktlösung, zum Beispiel in Afrika, dem Balkan, dem Nahen Osten und Afghanistan. Es ist angebracht, dem Werk der vielen Frauen und Männer Ihres Landes Anerkennung zu zollen – unter ihnen Graf Folke Bernadotte, Dag Hammarskjöld und zahllose andere –, die ihr Leben den Friedensmissionen in der ganzen Welt gewidmet haben. Unter den wohlhabenderen Ländern zeichnet sich Schweden in besonderer Weise durch seine Hilfe für Entwicklungsprojekte zugunsten ärmerer Nationen aus. Die aktive Rolle Schwedens bei der Förderung des Wohls der Menschheit findet ihren sprechenden Ausdruck in den zahlreichen Auszeichnungen, die das Land Frauen und Männern für herausragende Leistungen in den Künsten, den Wissenschaften und der Friedensarbeit verleiht. In Anerkennung all dieser wertvollen Aktivitäten möchte ich an die Dankbarkeit des Heiligen Stuhls erinnern aufgrund der Tatsache, daß die Schwedische Regierung im Jahr 2004 den Per-Anger-Preis an Erzbischof Gennaro Verolino verliehen hat, der für seinen Einsatz für die Menschenrechte in der Zeit ausgezeichnet wurde, als er im Zweiten Weltkrieg in der Nuntiatur in Budapest stationiert war.

Exzellenz,

mit meinen besten Wünschen für den Erfolg Ihrer Mission möchte ich Ihnen zugleich versichern, daß die verschiedenen Dikasterien der Römischen Kurie bereit sind, Ihnen in der Erfüllung Ihrer Pflichten Hilfe und Unterstützung zu gewähren. Auf Ihre Exzellenz, Ihre Familie und das ganze Volk des Königreichs Schweden rufe ich von Herzen Gottes reichen Segen herab.

AN HERRN CHRISTIAN SHEKA KARGBO,

NEUER BOTSCHAFTER VON SIERRA LEONE

BEIM HL. STUHL Donnerstag, 18. Dezember 2008


Exzellenz!

Ich freue mich, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Sierra Leone beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die freundlichen Grüße und guten Wünsche, die Sie im Namen Seiner Exzellenz Dr. Ernest Bai Koroma, des Präsidenten der Republik, zum Ausdruck gebracht haben. Bitte übermitteln Sie ihm meinen Dank und meine persönlichen guten Wünsche bei der Regierung des Landes in seiner Eigenschaft als Staatsoberhaupt. Ich möchte Sie auch höflichst bitten, den Regierungsmitgliedern, den zivilen Obrigkeiten und all Ihren Mitbürgern meinen Gruß und meine guten Wünsche zu überbringen.

Herr Botschafter,

die Rückkehr Ihres Landes zu Frieden und Stabilität nach vielen Jahren des Konflikts ist ein großes Zeichen der Hoffnung für Afrika und für die Welt. In der Tat haben die letzten Wahlen den Wunsch des Volkes nach dauerhaftem Frieden und einer gefestigten Demokratie deutlich gemacht. Der reibungslose Übergang von einer Regierung zur anderen wirft ein positives Licht auf die politischen Vertreter und ihren Wunsch, ihrer Wählerschaft zu dienen. Es ist erbaulich zu sehen, daß diese Ereignisse nach so vielen Jahren der Gewalt und der Zerstörung ein neues Kapitel in der Geschichte Ihrer Nation eingeleitet haben. Gemeinsam mit anderen hoffe ich und bete ich darum, daß die Nation auf dem Weg des Aufbaus immer stärkerer demokratischer Einrichtungen, der Förderung der Gerechtigkeit und der Stärkung des Gemeinwohls vorangehen wird.

Diese schwierige Sendung des Aufbaus der Nation, in die Ihr Volk eingebunden ist, wird noch erschwert durch die Tatsache, daß sie vor dem Hintergrund eines unruhigen internationalen Wirtschaftsklimas stattfinden muß. Gleichzeitig hebt Ihre Regierung zu Recht die Priorität der Wiederbelebung von Landwirtschaft und Industrie hervor, den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechend und unter gebührender Achtung der Umwelt und des Wohlergehens zukünftiger Generationen. Diese Art nachhaltiger Entwicklung, die eine gute Verwaltung der Ressourcen des Landes fördert, kann in der heutigen globalisierten Wirtschaft nur durch eine gezielte Zusammenarbeit zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor sowie durch den offenen Dialog mit anderen Ländern und internationalen Einrichtungen erreicht werden. Wenn die jungen Menschen Ihres Landes, die ihren Beitrag zum Fortschritt der Nation leisten möchten, eine entsprechende Ausbildung bekommen und Voraussetzungen geschaffen werden, die ihnen größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt geben, dann wird die gesamte Nation daraus Nutzen ziehen. Ich habe keinen Zweifel, daß diese Initiativen, wenn sie im gegenwärtigen Klima sozialer Stabilität unternommen werden, einen Ansporn für jene darstellen werden, die an der wirtschaftlichen Entwicklung Ihrer Nation teilhaben möchten. Die katholische Kirche ihrerseits ist zuversichtlich, daß die Dienste, die sie im Bereich der Gesundheitsfürsorge, der sozialen Programme sowie von Erziehung und Bildung anbietet, sich auch weiterhin im Kampf gegen Krankheit, Armut und Unterentwicklung immer positiver auswirken werden. In der Tat betrachtet sie ihre Sendung als eine Aufgabe, die eng mit der Förderung ganzheitlicher menschlicher Entwicklung verbunden ist (vgl. Ecclesia in Africa, 68).

Herr Botschafter,

Ihre Regierung hat der schwierigen Aufgabe, das moralische Gefüge der Gesellschaft zu heilen, Priorität verliehen und ist überzeugt, daß die Ausrottung korrupter Handlungsweisen in der Politik eine entscheidende Rolle in diesem Prozeß spielt. Die Erfahrung hat gezeigt, daß Nationen nur dann einen konstanten Fortschritt machen können, wenn die Mehrheit ihrer Bürger gut ernährt, gut ausgebildet und respektvoll gegenüber anderen ist. Die Kirche wird auch weiterhin zur Förderung einer sittsamen Atmosphäre der Hoffnung für die Zukunft beitragen. Sie freut sich wirklich, zu dieser wichtigen Aufgabe beizutragen, besonders im Bereich der Erziehung und Bildung, wo neue Generationen junger Menschen zu aktiven und verantwortlichen Gliedern der Gesellschaft herangebildet werden. Diese Sendung ist um so erfolgreicher und erfüllender für alle Beteiligten, wenn die Erziehungseinrichtungen, die von religiösen Werten und Grundsätzen geprägt sind, einen ausreichenden und annehmbaren Grad institutioneller Autonomie und Initiative besitzen.

Exzellenz,

es ist ein Segen, daß es in Sierra Leone keine ethnischen oder religiösen Konflikte gibt. Die Verschiedenheit der Sprachen und Gebräuche stellt einen Reichtum dar, der hoch geschätzt werden muß. Darüber hinaus lehrt die Religion ihren Anhängern, andere als Brüder und Schwestern zu betrachten, die in der großen Menschheitsfamilie gemeinsam dazu berufen sind, in Frieden und Zusammenarbeit ein Zuhause für alle aufzubauen. Die katholische Kirche in Sierra Leone wird auch weiterhin die verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen zu gegenseitigem Verständnis und Wohlwollen ermutigen, indem sie sich Vorurteilen entgegenstellt und die Zusammenarbeit unterstützt (vgl. Ecclesia in Africa, 109). Ihr Einsatz im interreligiösen Dialog macht sie zuversichtlich, daß das Vorbild einer engen, respektvollen Beziehung der Religionsführer untereinander die Gläubigen dazu bringen wird, das gegenseitige Verständnis und die friedliche Zusammenarbeit immer mehr auszubauen.

Herr Botschafter,

dies sind einige der Reflexionen, die sich aus der gegenwärtigen Lage in Sierra Leone ergeben. Ich wünsche Ihnen allen Erfolg bei Ihrer Mission, und ich lade Sie ein, sich die bereitwillige Mitarbeit der Ämter der Römischen Kurie zunutze zu machen. Möge der allmächtige Gott Ihnen, Exzellenz, Ihrer Familie und der Nation, die Sie vertreten, reichen und dauerhaften Segen, Wohlergehen und Frieden gewähren!

AN FRAU ELÍN FLYGENRING,

NEUE BOTSCHAFTERIN VON ISLAND BEIM HL. STUHL Donnerstag, 18. Dezember 2008


Exzellenz!

Es ist mir eine Freude, Sie im Vatikan willkommen zu heißen, während Sie Ihr Beglaubigungsschreiben vorlegen, durch das Sie als außerordentliche und bevollmächtigte Botschafterin der Republik Island beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die verbindlichen Grüße und die wohlwollenden Empfindungen, die Sie zum Ausdruck gebracht haben. Ich möchte Sie freundlich bitten, Seiner Exzellenz, Präsident Ólafur Ragnar Grímsson, den zivilen Obrigkeiten und der ganzen isländischen Bevölkerung meine guten Wünsche zu übermitteln.

Ihre heutige Anwesenheit hier, Frau Botschafterin, ist ein weiterer Meilenstein auf dem gemeinsamen Weg der Verständigung und der Zusammenarbeit zwischen Island und dem Heiligen Stuhl, den wir seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 1976 gegangen sind. Der Besuch, den mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II. Ihrem Land im Jahr 1989 abgestattet hat, war ein beredter Ausdruck dafür, wie eng diese Beziehung ist. Der herzliche Empfang, der ihm bereitet wurde, und die warmen Worte und Gesten waren in gewissem Sinn eine symbolische Erneuerung der gegenseitigen Wertschätzung sowie des Wunsches, weiterhin respektvoll zusammenzuarbeiten. Island und der Heilige Stuhl haben auf der internationalen Ebene viele gemeinsame Interessensbereiche, unter denen ich das Gesundheitswesen und die Umwelt, die Gewissens- und Religionsfreiheit, die Förderung des Friedens und des Dialogs sowie die Suche nach einer gerechteren und faireren internationalen Ordnung erwähnen möchte.

Ich bin zuversichtlich, daß die Verantwortung, die Sie nun übernehmen, die Förderung dieser und anderer gemeinsamer Werte weiter stärken wird. Die Mission Ihrer Exzellenz kann sich auch von dem besonderen Ereignis im Leben und für die Identität Ihrer Nation anregen lassen, bei dem das Volk von Island vor mehr als tausend Jahren in seinem nationalen Parlament beschlossen hatte, das Christentum anzunehmen. Die Christen in Ihrem Land können mit Dankbarkeit auf diesen Moment zurückblicken und sich der Wahrheiten, Grundsätze und Werte entsinnen, die in den Institutionen, Gesetzen und Bräuchen Ihres Landes bewahrt sind, die weiterhin die Bevölkerung fördern und erziehen. Mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II. hat durch die Erhebung des hl. Thorlak zum Schutzpatron Islands zu Recht die prägende Gegenwart des Glaubens in Ihrem Land herausgestellt. Ich persönlich hatte die Gelegenheit, dieses Erbe zu würdigen, als Seine Exzellenz, Premierminister Geir H. Haarde, so freundlich war, mir bei seinem Besuch im Vatikan ein Exemplar der neuen Übersetzung der Bibel ins Isländische zu überreichen.

Inständig hoffe ich, daß sich die Menschen Islands – einzeln und als Nation – weiterhin von dieser reichen Tradition anregen lassen. Ich bete, daß sie sie erleuchten möge, wenn sie im eigenen Land wie im Ausland die Menschenrechte schützen und fördern und damit zur Achtung aller Religionen und zur legitimen Ausübung der Religionsfreiheit ermutigen.

Obwohl es sich bei den Katholiken in Island um eine zahlenmäßig kleine Gemeinschaft handelt, setzen sie sich im religiösen und humanen Dienst für alle ihre Brüder und Schwestern ein, sowohl für die inländischen Bürger als auch für die Immigranten. Diese Aufgabe ist dank der Beziehung, die im Laufe der Jahre zwischen der evangelisch-lutherischen Kirche Islands und der katholischen Kirche entwickelt wurde, erleichtert worden. Reife Demokratien neigen als solche dazu, die Menschen zu Toleranz und gegenseitiger Annahme, zu respektvollem Dialog und zur Zusammenarbeit für das Gemeinwohl zu erziehen. Die positiven Auswirkungen dieses gesellschaftlichen und politischen Umfelds werden bereichert, wenn Christen die Gabe der Nächstenliebe empfangen und ausüben, die durch Dialog und praktische Zusammenarbeit zum Ausdruck kommt.

Ich vertraue darauf, daß in eurem Land die Mitglieder der katholischen Kirche und alle, die nach der christlichen Einheit und dem breiteren Wohl der Gesellschaft suchen, sich weiterhin in gegenseitiger Kenntnis, in gegenseitigem Respekt und in Zusammenarbeit entwickeln werden. Während sie gemeinsam versuchen, eine immer würdigere und menschlichere Gesellschaft zu fördern, bete ich, daß sie durch das Geschenk der Liebe bereichert werden, wissend, »daß die Liebe in ihrer Reinheit und Absichtslosigkeit das beste Zeugnis für den Gott ist, dem wir glauben und der uns zur Liebe treibt« (Deus caritas ).

Im internationalen Bereich schätzt der Heilige Stuhl das Interesse, das Ihr Land daran gezeigt hat, eine stärkere Einbeziehung der internationalen Gemeinschaft für die Förderung des Friedens durch die Verteidigung der Menschenrechte und der Rechtsgrundsätze im Kampf gegen die Armut und vor allem zum Schutz der Umwelt zu begünstigen. Die Erfahrung und technische Fachkenntnis Ihres Landes in der Verwendung alternativer Energien kann für andere Völker von großem Nutzen sein und zum Wunsch der Menschheit beisteuern, Gottes Schöpfung besser zu verwalten. Ebenso möchte ich nicht versäumen, die Sorge Islands für diejenigen zu loben, die unter den Folgen von Krieg und Unterentwicklung leiden, was zur großherzigen Bereitschaft Ihrer Bevölkerung geführt hat, Flüchtlinge aufzunehmen. Zudem ist Ihr Land darum bemüht, daß der internationale Handel auf einer gerechteren Grundlage basieren soll.

In Ihrer Ansprache haben Sie, Frau Botschafterin, die Schwierigkeiten erwähnt, die Ihre Landsleute in Folge der jüngsten Finanzkrise erfahren haben. Die Menschen auf der ganzen Welt sehen die derzeitige Periode internationaler wirtschaftlicher Instabilität mit Besorgnis. Der Heilige Stuhl ist besorgt über die negativen Auswirkungen auf Länder und Einzelpersonen und verfolgt besonders aufmerksam die Vorschläge, die nationalen und internationalen Finanzinstitutionen auf eine umsichtigere und moralisch verantwortlichere Grundlage zu stellen. Ich bete, daß die politischen und wirtschaftlichen Führer sich in ihren Entscheidungen von Klugheit, Weitsicht und dem Sinn für das Allgemeinwohl leiten lassen. Ich bin zuversichtlich, daß die isländische Bevölkerung, die für ihre Ausdauer und ihren Mut bekannt ist, diese Zeit der Turbulenzen überstehen wird und daß sie sich – mit der Gnade des Herrn – durch kluge politische Entscheidungen und mit Hilfe der zahlreichen beruflich qualifizierten und kompetenten Söhne und Töchter des Landes wieder wirtschaftlicher Stabilität erfreuen können wird.

Exzellenz,

bitte sehen Sie diese Betrachtungen als Ausdruck für das aufmerksame Interesse und die Wertschätzung an, die der Heilige Stuhl Ihrem Land entgegenbringt. Ich wünsche Ihnen allen erdenklichen Erfolg bei Ihrer neuen Mission und lade Sie dazu ein, auf die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Abteilungen der Römischen Kurie zu zählen. Gerne möchte ich nochmals meine guten Wünsche für seine Exzellenz, Präsident Ólafur Ragnar Grímsson, sowie für die Regierung und die Bevölkerung Ihres Landes wiederholen. Möge der allmächtige Gott dem Land reichen und andauernden Segen für Wohlergehen, Stabilität und Frieden gewähren!

AN DEN NEUEN BOTSCHAFTER VON LUXEMBURG

BEIM HL. STUHL, PAUL DÜHR Donnerstag, 18. Dezember 2008

Herr Botschafter!

Mit Freude empfange ich Eure Exzellenz zu dieser feierlichen Amtshandlung aus Anlaß der Überreichung des Beglaubigungsschreibens, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter des Großherzogtums Luxemburg beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen, Herr Botschafter, für die freundlichen Worte, die Sie an mich gerichtet haben, und bitte Sie, Seiner Königlichen Hoheit Großherzog Henri meine herzlichen Wünsche für seine Person und die großherzogliche Familie zu übermitteln sowie auch für die Zufriedenheit und das Wohlergehen der Bevölkerung Luxemburgs. Ich bitte Gott, die Anstrengungen und Initiativen all derer, die für das Gemeinwohl Sorge tragen, zu unterstützen.

In diesen letzten Tagen des Jahres gehen auch die Feierlichkeiten zu Ende, die den 1350. Jahrestag der Geburt des hl. Willibrord, des zweiten Schutzheiligen Ihrer Nation, begleitet haben. Mitten in den größten politischen Wechselfällen war er ein unermüdlicher Missionar und insbesondere durch ihn wurde der Samen des Evangeliums in die Erde Ihres Landes gelegt, ist gewachsen, hat Frucht gebracht und dessen Geschichte tief geprägt. Auch heute nimmt die katholische Gemeinschaft aktiv am sozialen und politischen Leben Ihrer Nation teil, indem sie einen für das Wohlergehen der gesamten Bevölkerung nützlichen Beitrag zu leisten und wirksam zur Lösung der Probleme beizutragen sucht, die das Leben der Menschen belasten.

Insbesondere besteht die allen gemeinsame dringende Pflicht, die Würde des Menschen vor den Angriffen zu schützen, denen er in Situationen der Armut ausgesetzt ist, die selbst in den am weitesten entwickelten Nationen wie der Ihrigen existieren. Diese Aufmerksamkeit muß sich auf verschiedenen Ebenen auswirken: durch eine Aktivität aus der Nähe, aber auch auf nationaler Ebene, ohne die internationale Zusammenarbeit zu vergessen. Die gegenwärtige Finanzkrise, die so viel Besorgnis hervorruft, möge Ihr Land nicht vom Einsatz abhalten, den es für Solidarität und Entwicklungshilfe gewährt. Ich wünsche, daß Ihr Land ebenso bei den anderen entwickelten Ländern, mit denen es enge Beziehungen unterhält, erneut zu bekräftigen weiß, daß die reichen Länder ihre Pflichten nicht vergessen dürfen und dies in erster Linie gegenüber dem Schicksal der ärmsten Völker. Der Wohlstand, dessen sich Ihr Land glücklicherweise erfreut, verpflichtet es zur Vorbildlichkeit.

Der ökonomische Kontext lädt paradoxerweise dazu ein, den wahren Schatz des Lebens zu suchen und aufmerksam die Gleichgewichte zu beachten, die ein harmonisches soziales Leben ermöglichen. Zu all den Elementen, die dazu beitragen, gehört zweifellos die Respektierung des Sonntags. Über seine religiöse Bedeutung hinaus erinnert die Einzigartigkeit dieses Tages jeden Bürger an seine hohe Würde und daran, daß seine schwere Arbeit kein Sklavendienst ist. Dieser Tag ist allen geschenkt, damit der Mensch nicht nur auf seine Arbeits- oder Kaufkraft reduziert wird, sondern ausruhen und den höchsten Wirklichkeiten des menschlichen Lebens Zeit widmen kann: dem Familienleben, den uneigennützigen Begegnungen mit den anderen, den geistigen Aktivitäten und dem Gottesdienst. Es ist wichtig, in einem eitlen und gefährlichen Jagen nach Profit nicht dasjenige zu vergessen, was nicht nur ein sozialer Gewinn ist, sondern vor allem das Kennzeichen einer tiefen humanistischen Weisheit.

Ich möchte auch die Gelegenheit unserer Begegnung nutzen, Herr Botschafter, um meiner lebhaften Sorge in bezug auf den Gesetzestext über Euthanasie und Beihilfe zum Selbstmord Ausdruck zu verleihen, der gegenwärtig im Parlament debattiert wird. Dieser Text legitimiert konkret die Möglichkeit, dem Leben ein Ende zu setzen. Im übrigen wird er in widersprüchlicher Weise begleitet von einem anderen Projekt, das gute Gesetzesbestimmungen zur Entwicklung der Palliativpflege enthält, um die Schmerzen in der Endphase der Krankheit erträglicher zu machen und eine angemessene menschliche Begleitung des Patienten zu fördern. Die politisch Verantwortlichen, deren ernste Pflicht es ist, dem Wohl des Menschen zu dienen, wie auch die Ärzte und Familien müssen alle daran denken, daß »die willentliche Entscheidung, einen unschuldigen Menschen seines Lebens zu berauben, vom moralischen Standpunkt her immer schändlich ist und niemals … gestattet werden kann« (Evangelium vitae EV 57). In Wahrheit gehen Liebe und echtes Mitleid einen anderen Weg. Die Bitte, die in der äußersten Konfrontation mit dem Leiden und dem Tod im Herzen des Menschen aufsteigt – besonders dann, wenn er versucht ist, der Verzweiflung nachzugeben, und er so verwirrt ist, daß er nicht mehr leben möchte –, ist vor allem eine Bitte um Begleitung und ein Aufruf zu mehr Solidarität und Unterstützung in der Prüfung. Diese Bitte mag anspruchsvoll erscheinen, aber sie allein ist des Menschen würdig und führt zu neuerer und tieferer Solidarität, die letztlich die familiären und sozialen Bande bereichert und stärkt. Auf diesem Weg einer größeren Menschlichkeit sind alle Menschen guten Willens zur Zusammenarbeit aufgerufen, und die Kirche will ihrerseits entschieden all ihre Ressourcen der Aufmerksamkeit und des Dienstes einsetzen. In der Treue zu den christlichen und humanistischen Wurzeln seiner Nation und in der beständigen Sorge, das Gemeinwohl zu fördern, möge es dem luxemburgischen Volk in allen seinen Teilen immer ein Anliegen sein, die Größe und Unantastbarkeit des menschlichen Lebens zu bekräftigen!

Mit Freude grüße ich durch Ihre Vermittlung, Herr Botschafter, den Erzbischof von Luxemburg, Fernand Franck, die Priester, Diakone und alle Gläubigen, die die katholische Gemeinschaft des Großherzogtums bilden.

Wie ich bereits betont habe, weiß ich, daß ihnen die Sorge am Herzen liegt, zusammen mit allen Bürgern ein soziales Leben aufzubauen, wo jeder den Weg der persönlichen und gemeinschaftlichen Entfaltung finden kann. Gott stärke diese guten Vorsätze!

Während Sie, Exzellenz, offiziell Ihr Amt beim Heiligen Stuhl antreten, bringe ich meine besten Wünsche für ein gutes Gelingen Ihrer Mission zum Ausdruck. Seien Sie versichert, Herr Botschafter, daß Sie bei meinen Mitarbeitern immer von Herzen Aufmerksamkeit und Verständnis finden werden. Indem ich die Fürsprache der Jungfrau Maria und des hl. Willibrord anrufe, bitte ich den Herrn um seinen Segen in Fülle für Sie persönlich, für Ihre Familie und Ihre Mitarbeiter wie auch für die leitenden Persönlichkeiten und das luxemburgische Volk.
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