Allgemeines Direktorium für die Katechese 261

Vereinigungen, Bewegungen und Gruppen von Gläubigen


261 Die verschiedenen »Vereinigungen, Bewegungen und Gruppen von Gläubigen«, (309) die sich in der Teilkirche entfalten, haben als Ziel, die Jünger Christi bei der Erfüllung ihrer Sendung als Laien in der Welt und in der Kirche zu unterstützen. In solchen Vereinigungen widmen sich die Christen »Werken der Frömmigkeit, dem direkten Apostolat, der Liebestätigkeit, der Hilfe für Notleidende und der christlichen Präsenz innerhalb der irdischen Wirklichkeit«. (310)

Um diese grundlegenden Elemente des christlichen Lebens intensiv zu pflegen, wird in allen diesen Vereinigungen und Bewegungen auf die eine oder andere Weise eine nötige Ausbildung vermittelt. »Sie können den jeweiligen Methoden entsprechend ihren Mitgliedern eine Erziehung und Bildung anbieten, die in ihrer eigenen apostolischen Erfahrung verankert ist. Ferner ist ihnen die Chance gegeben, die Erziehung und Bildung, die ihre Mitglieder von anderen Menschen und Gemeinschaften empfangen, zu integrieren, zu konkretisieren und spezifisch anzuwenden«. (311)

Die Katechese ist bei der Ausbildung jedes Laien immer ein grundlegendes Element. Deshalb räumen diese Vereinigungen und Bewegungen für gewöhnlich »der ernsthaften religiösen Bildung ihrer Mitglieder einen wichtigen Platz ein«. (312) Die Katechese ist ja nicht eine Alternative zu der von ihnen erteilten christlichen Schulung, sondern eine wesentliche Dimension von ihr.


262 Wenn die Katechese innerhalb dieser Vereinigungen und Bewegungen vor sich geht, sind einige Aspekte zu beachten. Insbesondere die folgenden:

a) Man muß die der Katechese »eigene Natur« (313) respektieren und ihren ganzen Inhaltsreichtum darlegen »mit den dreifachen Dimensionen von Wort, Gedächtnis und Zeugnis« (Lehre, Feier und Lebensengagement). (314) Welches auch immer der »Ort« sein mag, wo sie erteilt wird, ist die Katechese vor allem eine organische Grundausbildung im Glauben. Sie muß deshalb »das gründliche Studium der christlichen Lehre« (315) einschließen und eine seriöse religiöse Ausbildung darstellen, die sich für alle Bereiche des christlichen Lebens offenhält«. (316)

b) Das ist kein Hindernis dafür, daß die eigene Zielsetzung der Vereinigungen und Bewegungen — mit ihren je eigenen Charismen — mit bestimmten Akzenten eine Katechese hervorbringen kann, die jedoch stets ihrem Eigencharakter treu bleiben muß. Die Erziehung durch das Vorlegen der

eigenen Spiritualität einer Vereinigung oder Bewegung — die stets auch von großem Reichtum für die Kirche ist — wird dann in einem auf die christliche Grundausbildung, die zu jedem Christen gehört, folgenden Abschnitt stattfinden. Zuerst muß zu dem erzogen werden, was allen Gliedern der Kirche gemeinsam ist, und erst dann zu dem, was besonderen oder unterschiedlichken Charakter hat.

c) Desgleichen ist zu sagen, daß die Bewegungen und Vereinigungen, was die Katechese betrifft, nicht eine normale Alternative zur Pfarrei darstellen, denn diese ist eine Erziehungsgemeinschaft im eigentlichen Sinn. (317)

Die kirchlichen Basisgemeinden


263 Die kirchlichen Basisgemeinden haben in den letzten Jahrzehnten weite Verbreitung gefunden. (318) Es handelt sich um Gruppen von Christen, die »aus dem Bedürfnis heraus entstehen, das Leben der Kirche noch intensiver zu leben, oder aus dem Wunsch und dem Suchen nach einer persönlicheren Atmosphäre, welche die großen Gemeinden nur schwer bieten können...«. (319)

Die kirchlichen Basisgemeinden sind »Zeichen für die Lebendigkeit der Kirche«. (320) Die Jünger Christi kommen in ihnen zusammen, um aufmerksam das Wort Gottes zu hören, nach mehr geschwisterlichen Beziehungen zu suchen, um in ihrem Leben die christlichen Geheimnisse zu feiern und sich für die Veränderung der Gesellschaft zu engagieren. Zusammen mit diesen eigentlich christlichen Dimensionen treten auch wichtige menschliche Werte zutage: Feundschaft und persönliche Anerkennung, Geist der Mitverantwortung, Kreativität, Antwort auf die Berufung, Interesse für die Probleme der Welt und der Kirche. Daraus kann sich eine bereichernde Gemeinschaftserfahrung ergeben, »ein wahrer Ausdruck der Gemeinschaft und Mittel, um eine noch tiefere Gemeinschaft zu bilden«. (321)

Um authentisch zu sein, muß »jede Gemeinde... in Einheit mit der Teil- und Gesamtkirche leben, in aufrichtiger Gemeinschaft mit den Hirten und dem Lehramt; dabei bemüht sie sich, missionarisch zu wirken und jede ideologische Abschließung oder Instrumentalisierung zu vermeiden«.(322)


264 In den kirchlichen Basisgemeinden kann sich eine sehr fruchtbare Katechese entfalten:

– Die geschwisterliche Atmosphäre, in der man lebt, ist ein passendes Milieu für eine integrale katechetische Tätigkeit, falls sie das Wesen und den Eigencharakter der Katechese zu respektieren weiß.

– Umgekehrt dient die Katechese dazu, das Gemeinschaftsleben zu vertiefen, denn sie sichert die Grundlagen des christlichen Lebens der Gläubigen. Ohne sie werden die kirchlichen Basisgemeinden kaum stabil sein.

– Die kleine Gemeinde ist schließlich ein passendes Ziel für die Aufnahme derjenigen, die einen katechetischen Lehrgang durchlaufen haben.


IV. KAPITEL

Die Organisation der katechetischen Pastoral

in der Teilkirche

Organisation und Ausübung der Verantwortlichkeiten

Der diözesane katechetische Dienst


265 Die Organisation der katechetischen Pastoral hat den Bischof und die Diözese zum Bezugspunkt. Das diözesane katechetische Amt (Officium Catechisticum) ist »das Instrument, durch das der Bischof, als Haupt der Gemeinschaft und Hüter der Lehre, die gesamte Tätigkeit der Katechese in der Diözese lenkt und leitet«. (323)


266 Die Hauptaufgaben des diözesanen katechetischen Amtes sind:

a) Zu analysieren, wie es mit der Glaubenserziehung in der Diözese steht. (324) In dieser Analyse sollten u.a. die realen Bedürfnisse der Diözese in bezug auf die katechetische Praxis festgestellt werden.

b) Ein Aktionsprogramm auszuarbeiten, (325) das klare Ziele angibt, Anleitungen vorlegt und auf konkrete Tätigkeiten hinweist.

c) Die Katecheten zu fördern und auszubilden. Dazu sollen die Zentren errichtet werden, die man als die zweckmäßigsten erachtet. (326)

d) Die für die katechetische Arbeit nötigen Hilfsmittel zu erstellen oder die Pfarreien und Katecheten wenigstens darauf hinzuweisen: Katechismen, Direktorien, Programme für die verschiedenen Altersstufen, Leitfäden für die Katecheten, Material für die Glaubensschüler, audiovisuelle Medien... (327)

e) Die diözesanen katechetischen Einrichtungen im eigentlichen Sinn (Taufkatechumenat, Pfarrkatechese, Gruppe von Verantwortlichen für die Katechese) anzuregen und zu fördern, »die gewissermaßen die Grundzellen der katechetischen Arbeit sind«. (328)

f) Vor allem für die Verbesserung der personalen und materiellen Mittel sowohl auf diözesaner wie auf Pfarrei- und Dekanatsebene zu sorgen. (329)


267 Zur Erfüllung dieser Aufgaben muß das katechetische Amt »eine Gruppe von Personen umfassen, die mit besonderer Zuständigkeit ausgerüstet sein sollen. Der Umfang und die Vielfältigkeit der Fragen, die zu behandeln sind, erfordern, daß die Verantwortlichkeiten auf mehrere wirklich sachverständige Personen zu verteilen sind«. (330) Zweckentsprechend sollte dieses Diözesanamt für gewöhnlich aus Priestern, Ordensleuten und Laien bestehen.

Die Katechese ist im Leben einer Teilkirche eine so grundlegende Tätigkeit, daß »keine Diözese ein eigenes katechetisches Amt entbehren kann«. (331)

Dienste interdiözesaner Zusammenarbeit


268 Diese Zusammenarbeit ist in unserer Zeit außerordentlich fruchtbar. Nicht nur wegen der geographischen Nähe, sondern auch um der kulturellen Homogenität willen ist eine gemeinsame katechetische Arbeit anzuraten. »Es ist vorteilhaft, wenn die verschiedenen Diözesen ihr eigenes Tun mit dem anderer Diözesen verbinden und zum gemeinsamen Nutzen ihre Erfahrungen und Unternehmungen, ihre Fachkenntnisse und Hilfsmittel einbringen, damit die besser ausgerüsteten Diözesen den anderen helfen und ein gemeinsames Aktionsprogramm mit regionalem Charakter aufgestellt werden kann«. (332)

Der Dienst der Bischofskonferenz


269 »Bei der Bischofskonferenz kann ein katechetisches Amt eingerichtet werden, dessen vornehmliche Aufgabe es ist, den einzelnen Diözesen in Fragen der Katechese Hilfe zu leisten«. (333)

Diese vom Codex des kanonischen Rechtes vorgesehene Möglichkeit ist bei den meisten Bischofskonferenzen bereits Realität. Das katechetische Amt oder das nationale Katechesezentrum der Bischofskonferenz hat eine doppelte Funktion:(334)

– Es dient den katechetischen Bedürfnissen, die alle Diözesen des Territoriums betreffen. Es kümmert sich um Publikationen von nationaler Tragweite, um nationale Katechese-Kongresse, um Beziehungen zu den Massenmedien und ganz allgemein um alle die Arbeiten und Aufgaben, die über die Möglichkeiten einer Diözese oder Region hinausgehen.

– Es dient den Diözesen und den Regionen, um die katechetischen Informationen und Vorhaben zu verbreiten, um das katechetische Wirken zu koordinieren und jenen Diözesen, die katechetisch weniger gut ausgerüstet sind, zu helfen.

Wenn der betreffende Episkopat es für angebracht hält, liegt auch die Koordination seiner eigenen Tätigkeit mit der anderer nationaler Ämter des Episkopats und anderer katechetischer Institutionen in der Zuständigkeit des katechetischen Amtes oder nationalen Zentrums; dasselbe gilt für die Zusammenarbeit mit dem katechetischen Wirken auf internationaler Ebene. All das muß immer als Hilfsorgan für die Bischöfe der Bischofskonferenz gesehen werden.

Der Dienst des Heiligen Stuhls


270 »Der Auftrag Christi, aller Kreatur das Evangelium zu predigen, gilt mit und unter Petrus zuerst und unmittelbar ihnen (den Bischöfen)«. (335) Der Dienst des Nachfolgers Petri — bei diesem kollegialen Auftrag Jesu zur Verkündigung und Weitergabe des Evangeliums — übernimmt eine fundamentale Aufgabe. Dieser Dienst ist ja »nicht nur ein globaler Dienst, der jede Kirche von außen erreicht, sondern er gehört schon von innen her zum Wesen jeder Teilkirche«. (336)

Das Petrusamt in der Katechese wird vor allem durch seine Lehrunterweisungen ausgeübt. Was die Katechese betrifft, handelt der Papst auf unmittelbare und besondere Weise durch die Kongregation für den Klerus, die »dem Papst bei der Ausübung seines obersten Hirtenamtes« zur Seite steht. (337)


271 »Aufgrund ihrer Aufgabe

– sorgt sie für die Förderung der religiösen Bildung der Gläubigen jedes Alters und Standes;

– erläßt sie die zweckmäßigen Richtlinien, damit die katechetische Unterweisung angemessen erteilt wird;

– achtet sie darauf, daß die katechetische Ausbildung richtig erfolgt;

– gewährt sie für die Katechismen und für die anderen Schriften zur katechetischen Unterweisung mit der Zustimmung der Kongregation für die Glaubenslehre die vorgeschriebene Approbation des Heiligen Stuhls; (338)

– steht sie den katechetischen Ämtern bei und verfolgt die internationalen Initiativen zur religösen Ausbildung, koordiniert deren Tätigkeiten und bietet ihnen, wenn nötig, Hilfe an«. (339)

Die koordinierte Abstimmung der Katechese

Wichtigkeit einer planmäßigen Abstimmung der Katechese


272 Die koordinierte Abstimmung der Katechese ist innerhalb einer Teilkirche eine wichtige Aufgabe. Sie kann wahrgenommen werden:

– innerhalb der Katechese selbst, zwischen ihren verschiedenen Formen, die sich an unterschiedliche Altersstufen und soziale Umfelder richten;

– in bezug auf die Verbindungen der Katechese mit anderen Formen des Dienstes am Wort und anderen evangelisierenden Aktionen.

Die Abstimmung der Katechese ist nicht nur eine strategische Angelegenheit, um die Evangelisierungsarbeit wirkungsvoller zu machen, sondern sie besitzt eine theologische Grunddimension. Das evangelisierende Wirken muß gut abgestimmt sein, denn es strebt die Glaubenseinheit an, die das gesamte Wirken der Kirche trägt.

279. In diesem Abschnitt ist vorgesehen:

– die innere Abstimmung der Katechese, damit die Teilkirche den Dienst einer einheitlichen und kohärenten Katechese anbietet;

– die Verbindung zwischen dem missionarischen Wirken und der katechumenalen Tätigkeit — die sich gegenseitig ergänzen — im Zusammenhang mit der Mission ad gentes (340) oder einer »Neu- oder Wieder-Evangelisierung«; (341)

– die Notwendigkeit einer gut koordinierten Erziehungspastoral angesichts der Vielfalt von Erziehern, die sich an die gleichen Adressaten, vor allem an Kinder und Jugendliche, wenden.

Das II. Vatikanische Konzil selbst empfahl lebhaft die koordinierte Abstimmung der gesamten Seelsorgstätigkeit, damit die Einheit der Teilkirche immer strahlender zutage trete. (342)

Ein gegliederter und kohärenter Diözesanplan für die Katechese


274 Der Diözesanplan für Katechese ist das globale katechetische Angebot einer Teilkirche, die auf gegliederte, kohärente und koordinierte Weise die verschiedenen katechetischen Prozesse integriert, die von der Diözese den Adressaten der verschiedenen Lebensalter angeboten werden. (343)

In diesem Sinn soll jede Teilkirche, vor allem im Blick auf die christliche Initiation, wenigstens einen zweifachen Dienst anbieten:

a) Einen einheitlichen und zusammenhängenden Lehrgang der christlichen Initiation fürKleinkinder, Kinder, Heranwachsende und Jugendliche, in Hinordnung auf den Empfang der Initiationssakramente und in wechselseitiger Beziehung mit der Erziehungspastoral, in der die Katechese eine zentrale Stellung einnimmt.

b) Einen Lehrgang der Erwachsenenkatechese, der den Christen angeboten wird, die das Verlangen haben, durch die Verwirklichung oder Vervollständigung der mit der Taufe begonnenen Initiation ihrem Glauben ein festes Fundament zu geben.

In nicht wenigen Nationen steht man heute vor der Notwendigkeit eines katechetischen Lehrgangs für ältere Menschen, der jenen Christen angeboten wird, die zur dritten, abschließenden Phase des menschlichen Lebens gelangt sind und, vielleicht zum ersten Mal, wünschen, ihrem Glauben feste Grundlagen zu geben.


275 Diese verschiedenen katechetischen Prozesse, jeder mit möglichen sozio-kulturellen Varianten, sollen nicht getrennt organisiert werden, als ob es sich um »beziehungslos gegeneinander abgeschlossene Bereiche« (344) handelte. Das katechetische Angebot der Teilkirche muß gut aufeinander abgestimmt sein. In bezug auf diese verschiedenen Katecheseformen muß man »sich... dafür einsetzen, daß sie sich vollkommen ergänzen«.(345)

Wie schon früher ausgeführt, ist das organisatorische Prinzip, das den verschiedenen von einer Teilkirche angebotenen katechetischen Prozessen Zusammenhalt gibt, die Beachtung der Erwachsenenkatechese. Sie ist die tragende Achse, um die herum die Katechese der ersten Altersstufen und des dritten Alters kreist und sich inspiriert. (346)

Der Umstand, daß verschiedene katechetische Lehrgänge in einem einzigen diözesanen Katecheseplan angeboten werden, besagt nicht, daß derselbe Adressat einen nach dem andern durchlaufen müsse. Wenn ein junger Mensch mit einem gut fundierten Glauben an die Schwelle des Erwachsenenalters kommt, benötigt er nicht eine katechumenale Katechese für Erwachsene, sondern andere, festere Nahrung, die ihm in seinem dauernden Reifen im Glauben eine Hilfe ist. In der gleichen Situation befinden sich diejenigen, die mit einem gut verwurzelten Glauben das dritte Lebensalter erreichen.

Zusammen mit diesem absolut unerläßlichen Angebot von Initiationslehrgängen muß die Teilkirche auch differenzierte Weiterbildungskatechesen für erwachsene Christen anbieten.

Das katechetische Wirken im Rahmen der Neu-Evangelisierung


276 Mit der Definition der Katchese als eines Elementes des gesamten Evangelisierungsprozesses stellt sich notwendigerweise das Problem der Abstimmung zwischen der katechetischen Tätigkeit und der missionarischen Tätigkeit, die ihr vorausgeht, und der pastoralen Tätigkeit, die auf sie folgt. Es sind ja Elemente, welche »die Katechese entweder vorbereiten oder aus ihr folgen«. (347)

In diesem Sinn ist die Verbindung zwischen der missionarischen Verkündigung, die den Glauben zu wecken sucht, und der Initiationskatechese, die die Grundlagen zu legen versucht, in der Evangelsierung von entscheidender Wichtigkeit.

In gewisser Weise tritt dieser Zusammenhang in der Situation der Mission ad gentes deutlicher in Erscheinung. (348) Die durch die Erstverkündigung bekehrten Erwachsenen treten in den Katechumenat ein, wo sie im Glauben unterwiesen werden.

In der Situation, die eine »Neu-Evangelisierung« (349) erfordert, wird die Abstimmung komplexer, da man manchmal meint, man könne Jugendlichen und Erwachsenen, die zuerst eine Zeit der Verkündigung und der Erneuerung ihrer Bindung an Christus benötigen, eine gewöhnliche Katechese erteilen. Ähnliche Probleme stellen sich in bezug auf die Katechese der Kinder und die Bildung ihrer Eltern. (350) Dann wieder bietet man Erwachsenen, die einer echten Initiationskatechese bedürfen, Formen ständiger Katechese an.


277 Die heutige Situation der Evangelisierung erfordert, daß beide Tätigkeiten, die missionarische Verkündigung und die Initiationskatechese, in der Teilkirche durch einen einheitlichen missonarischen und katechumenalen Evangelisierungsplan in koordinierter Form konzipiert und angeboten werden. Die Katechese muß heute vor allem als die Konsequenz einer wirksamen missionarischen Verkündigung gesehen werden. Der Hinweis im Dekret Ad gentes — das den Katechumenat in den Rahmen des missionarischen Wirkens der Kirche stellt — ist ein sehr gültiges Bezugskriterium für die Katechese. (351)

Die Katechese in der Erziehungspastoral


278 Die Erziehungspastoral in der Teilkirche muß die notwendige Abstimmung zwischen den verschiedenen »Orten« vornehmen, in denen sich die Glaubeserziehung abspielt. Es ist höchst wichtig, »daß alle diese katechetischen Bemühungen wirklich ein und demselben Glaubensbekenntnis gelten, derselben Zugehörigkeit zur Kirche, einem sozialen Engagement, das im selben Geist des Evangeliums gelebt wird«. (352)

Die erzieherische Abstimmung erfolgt grundsätzlich in bezug auf die Kinder, die Heranwachsenden und die jungen Menschen. Es ist richtig, daß die Teilkirche die verschiedenen Sektoren und Bereiche, die im Dienst der christlichen Jugenderziehung stehen, in einen einzigen Plan der Erziehungspastoral integriert. Alle diese Orte ergänzen und vervollständigen sich gegenseitig, während keiner von ihnen, für sich allein genommen, die Ganzheit der christlichen Erziehung zustande bringen kann.

Da es die gleiche, einmalige Person des Kindes und des Jugendlichen ist, die diese verschiedenen Erziehungstätigkeiten empfängt, ist es wichtig, daß die verschiedenen Einflüsse die gleiche Grundinspiration haben. Jeder Widerspruch zwischen diesen Handlungen ist schädlich, da jede von ihnen ihre eigene Besonderheit und Bedeutung hat.

In diesem Sinn ist es für eine Teilkirche höchst wichtig, einen Plan für die christliche Initiation vorzusehen, der die verschiedenen Erziehungsaufgaben integriert und den Erfordernissen der Neu-Evangelisierung Rechnung trägt.

Einige besondere Aufgaben des katechetischen Dienstes

Analyse der Situation und der Erfordernisse


279 Bei der Organisation der katechetischen Tätigkeit muß die Teilkirche die Analyse der Situation zum Ausgangspunkt nehmen. »Der Gegenstand dieser Untersuchung ist vielgestaltig; er umfaßt die Prüfung der pastoralen Arbeit und die Analyse der religiösen Situation, wie auch der soziologischen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnisse, soweit diese Gegebenheiten des gesamten Lebens auf den Fortschritt der Glaubensverkündigung Einfluß haben können«. (353) Es geht darum, sich in bezug auf die Katechese und ihre Erfordernisse die Wirklichkeit bewußt zu machen.

Konkreter:

– Bei der »Prüfung des pastoralen Handelns« muß man sich klar bewußt sein, wie es um die Katechese steht: ihre tatsächliche Stellung im Evangelisierungsprozeß; das Gleichgewicht und die Verbindung zwischen den verschiedenen katechetischen Sektoren (Kinder, Heranwachsende, junge Menschen, Erwachsene...); die Abstimmung der Katechese auf die christliche Erziehung in der Familie, auf die Erziehung in der Schule, auf den Religionsunterricht in der Schule und auf die anderen Formen der Glaubenserziehung; ihre innere Qualität; die dargebotenen Inhalte und die verwendete Methode; die wesentlichen Eigenschaften der Katecheten und ihre Ausbildung.

– Die »Analyse der religiösen Situation« erforscht vor allem drei eng miteinander zusammenhängende Ebenen: den Sinn für das Heilige, d.h. jene menschlichen Erfahrungen, die wegen ihrer Tiefe geeignet sind, für das Mysterium zu öffnen; den religiösen Sinn, d.h. die konkreten Weisen einer bestimmten Bevölkerung, Gott zu erfassen und zu ihm Verbindung aufzunehmen; und die Glaubenssituationen mit den verschiedenen Typen von Gläubigen. Und im Zusammenhang mit diesen Ebenen die moralische Situation,in der man lebt, mit den hervortretenden Werten und am meisten verbreiteten Schattenseiten und Unwerten.

– Die »sozio-kulturelle Analyse«, von der in den Ausführungen über die Humanwissenschaften in der Ausbildung der Katecheten die Rede war, (354) ist ebenfalls notwendig. Die Katechumenen und die Glaubensschüler müssen auf eine christliche Präsenz in der Gesellschaft vorbereitet werden.


280 Die Situationsanalyse soll auf allen diesen Ebenen »jene, die im Dienst am Wort stehen, überzeugen, daß die menschliche Situation in bezug auf die pastorale Arbeit doppeldeutig ist. Deshalb müssen die Diener des Evangeliums die Möglichkeiten entdecken, die ihrer Tätigkeit in einer neuen und anderen Situation eröffnet werden... Immer ist ein Umgestaltungsprozeß möglich, der zum Glauben führen kann«.(355)

Diese Situationsanalyse ist ein erstes Arbeitsinstrument informativen Charakters, das der katechetische Dienst Seelsorgern und Katecheten anbietet.

Aktionsprogramm und katechetische Anleitungen


281 Nach aufmerksamer Prüfung der Situation muß man zur Formulierung einesAktionsprogramms schreiten. Dieses bestimmt die Ziele und Mittel der katechetischen Pastoral und die sie regelnden Normen in tiefer Beziehung zu den örtlichen Bedürfnissen und zudem in voller Harmonie mit den Zielsetzungen und Normen der Gesamtkirche.

Das Aktionsprogramm oder der Aktionsplan muß operativ sein, da es sich vornimmt, die diözesane oder interdiözesane katechetische Aktion zu lenken. Seiner Natur entsprechend wird es für gewöhnlich für eine bestimmte Zeitperiode konzipiert, an deren Ende es mit neuen Akzenten, neuen Zielen und neuen Mitteln erneuert wird.

Wie die Erfahrung zeigt, ist das Aktionsprogramm für die Katechese von großem Nutzen, denn durch die Bestimmung einiger gemeinsamer Ziele treibt es dazu an, die Kräfte miteinander zu vereinen und in einer Gesamtperspektive zu arbeiten. Deshalb muß es in erster Linie realistisch, einfach, knapp und klar sein.


282 Zusammen mit dem — vor allem auf die konkreten Maßnahmen — zentrierten Aktionsprogramm erarbeiten verschiedene Episkopate auf nationaler Ebene Arbeitswerkzeuge von mehr reflektierendem und orientierendem Charakter, welche die Richtlinien für eine geeignete und angemessene Katechese liefern. Sie haben verschiedene Bezeichnungen: Katechetisches Direktorium, Katechetische Anleitungen, Basisdokument, Bezugstext usw. Vor allem für die Verantwortlichen und die Katecheten bestimmt, klären sie den Begriff Katechese: ihr Wesen, ihre Zielsetzung, Aufgaben, Inhalte, Adressaten, Methode. Diese Direktorien oder Texte mit allgemeinen Anleitungen, die von den Bischofskonferenzen festgelegt oder unter ihrer Autorität verfaßt wurden, müssen dem für die Katechismen vorgesehenen Vorgang der Ausarbeitung und Approbation folgen. Sie müssen also vor ihrer Promulgation dem Heiligen Stuhl zur Approbation unterbreitet werden. (356)

Diese katechetischen Richtlinien oder Anleitungen sind gewöhnlich ein Element, das die Katechese der Ortskirchen stark inspiriert, und ihre Ausarbeitung ist empfehlenswert und angebracht, da sie unter anderem einen wichtigen Bezugspunkt für die Ausbildung der Katecheten darstellen. Diese Typologie der Hilfsmittel hängt eng und direkt mit der bischöflichen Verantwortung zusammen.

Erstellung von didaktischen Werkzeugen und Mitteln für den katechetischen Unterricht


283 Neben den Werkzeugen, die dazu da sind, die katechetische Tätigkeit als ganze auszurichten und zu progammieren (Situationsanalyse, Aktionsprogramm und katechetisches Direktorium), gibt es Arbeitsinstrumente zum unmittelbaren Gebrauch, die beim Erteilen der Katechese selber verwendet werden. Zu nennen sind an erster Stelle die Lehrtexte, (357) die den Katechumenen und den Glaubensschülern direkt in die Hand gegeben werden. Nützliche Hilfsmittel sind auch dieLeitfäden für die Katecheten und, im Fall der Kinderkatechese, für die Eltern. (358) Ebenfalls wichtig sind die audiovisuellen Mittel, die in der Katechese verwendet werden und in bezug auf die eine angebrachte Unterscheidung zu treffen ist. (359)

Das diese Arbeitsinstrumente inspirierende Kriterium soll das der doppelten Treue, der zu Gott und der zum Menschen, sein, das für das ganze Leben der Kirche ein Grundgesetz ist. Es gilt, eine vollkommene Treue zur Lehre mit einer tiefen Anpassung an den Menschen zu verbinden, indem man die Psychologie der Altersstufen und das sozio-kulturelle Umfeld, in dem der Mensch lebt, berücksichtigt.

Kurz, diese katechetischen Arbeitsinstrumente sollen:

– »sich auf das konkrete Leben der Generation beziehen, an die sie sich richten, und deren innere Unruhe, Fragen, Kämpfe und Hoffnungen genau kennen«; (360)

– sich bemühen, »eine für diese Generation verständliche Sprache zu finden«; (361)

– »wirklich darauf abzielen, denen, die sich ihrer bedienen, eine größere Kenntnis der Geheimnisse Christi zu vermitteln, um sie zu einer echten Bekehrung und zu einem Leben zu führen, das dem Willen Gottes mehr entspricht«. (362)

Die Ausarbeitung örtlicher Katechismen: unmittelbare Verantwortlichkeit des bischöflichen Dienstes


284 Das hervorragendste aller Lehrinstrumente für die Katechese sind die Katechismen. (363) Ihre Wichtigkeit ergibt sich daraus, daß die Botschaft, die sie übermitteln, von den Hirten der Kirche als authentisch und richtig anerkannt wird.

Während die katechetische Tätigkeit als ganze stets vom Bischof abhängen soll, ist die Veröffentlichung von Katechismen eine Verantwortlichkeit, die den bischöflichen Dienst sehr direkt betrifft. Die nationalen, regionalen oder diözesanen Katechismen, die unter Mitarbeit der in der Katechese tätigen Personen erstellt werden, stehen unter der letzten Verantwortung der Bischöfe, die in den Teilkirchen die Katecheten schlechthin sind.

Bei der Abfassung eines Katechismus muß man sich vor allem an folgende zwei Richtlinien halten:

a) Volle Übereinstimmung mit dem Katechismus der Katholischen Kirche, der »sicherer und authentischer Bezugstext... für die Ausarbeitung der örtlichen Katechismen« (364) ist.

b) Aufmerksame Beachtung der Normen und Richtlinien für die Darlegung der evangelischen Botschaft, die das Allgemeine Katechetische Direktorium bietet, das ebenfalls »maßgeblicher Bezugspunkt« (365) für die Katechese ist.


285 Die »vorherige Approbation durch den Heiligen Stuhl« (366) — die für die von den Bischofskonferenzen herausgegebenen Katechismen verlangt wird — ist in dem Sinn zu verstehen, daß die Katechismen Dokumente sind, durch welche die Gesamtkirche in den verschiedenen sozio-kulturellen Räumen, in die sie gesandt ist, das Evangelium verkündet und weitergibt und »die Teilkirchen hervorbringt, indem sie in ihnen in Erscheinung tritt«. (367) Die Approbation eines Katechismus ist die faktische Anerkennung, daß er ein für eine bestimmte Situation und Kultur bestimmter Text der Gesamtkirche ist.


SCHLUSS


286 Bei der Formulierung der vorliegenden Anleitungen und Richtlinien hat man sich keine Mühe erspart, damit jede Reflexion in den Lehren des II. Vatikanischen Konzils und der darauf folgenden wichtigsten Äußerungen des Lehramtes der Kirche ihren Ursprung und ihre Grundlage hat. Sorgfältige Beachtung wurde zudem den in der Zwischenzeit gemachten Erfahrungen kirchlichen Lebens der verschiedenen Völker geschenkt. Im Licht der Treue zum Geist Gottes wurde die notwendige Sichtung vorgenommen, stets in Ausrichtung auf die Erneuerung der Kirche und den möglichst guten Dienst der Evangelisierung.


287 Das neue Direktorium wird allen Bischöfen der Kirche, ihren Mitarbeitern und den Katecheten vorgelegt in der Hoffnung, daß es für sie in dem ihnen von der Kirche und dem Geist anvertrauten Dienst, nämlich in den Menschen, die zum Glauben gelangt sind, das Wachstum des Glaubens zu fördern, eine Ermutigung sein möge.

Die hier enthaltenen Anleitungen wollen nicht bloß das Wesen der Katechese und die Normen und Richtlinien angeben und klären, die diesen evangelisierenden Dienst der Kirche bestimmen; sie wollen mit der Kraft des Wortes und dem inneren Wirken des Geistes die Hoffnung derer stärken, die sich auf diesem besonders wichtigen Gebiet des kirchlichen Wirkens abmühen.


288 Die Wirkkraft der Katechese ist und wird immer ein Geschenk Gottes sein durch das Wirken des Geistes des Vaters und des Sohnes.

Diese totale Abhängigkeit der Katechese vom Einwirken Gottes wird vom Apostel Paulus gelehrt, wenn er die Korinther erinnert: »Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber ließ wachsen. So ist weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern nur Gott, der wachsen läßt» (
1Co 3,6-7).

Weder Katechese noch Evangelisierung sind möglich ohne das Wirken Gottes durch seinen Geist. (368) In der katechetischen Praxis können weder die fortschrittlichsten pädagogischen Techniken noch der Katechet, auch wenn er eine noch so gewinnende menschliche Persönlichkeit ist, je das stille und diskrete Wirken des Heiligen Geistes ersetzen. (369) Er ist »wahrlich die Hauptperson für die ganze kirchliche Sendung«; (370) er ist der »innere Lehrer» derer, die dem Herrn entgegenwachsen. (371) Er ist »die innere Triebkraft aller katechetischen Tätigkeit« und »wirkt in allen, die sie ausüben«. (372)


289 Darum sollen im Innersten der Spiritualität des Katecheten die Geduld und die Zuversicht wohnen, daß Gott selbst es ist, der den Samen des Gotteswortes, der auf guten Boden gesät und liebevoll gepflegt worden ist, keimen, wachsen und Frucht bringen läßt! Der Evangelist Markus ist der einzige, der das Gleichnis bringt, wo Jesus die Etappen der stufenweisen ständigen Entwicklung des ausgestreuten Samens eine nach der anderen erklärt: »Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht, es wird Tag, der Samen keimt und wächst, und der Mann weiß nicht wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da« (Mc 4,26-29).


290 Die Kirche, die die Verantwortung hat, die Glaubenden zu unterweisen, ruft den Geist des Vaters und des Sohnes an und bittet ihn, daß er die vielen Arbeiten, die vor allem für das Glaubenswachstum und die Nachfolge Jesu Christi, des Retters, vollbracht werden, Frucht bringen und innerlich an Kraft gewinnen läßt.


291 An die Jungfrau Maria, die sah, wie ihr Sohn »heranwuchs und an Weisheit und Gnade zunahm« (Lc 2,52), wenden sich alle, die in der Katechese tätig sind, auch heute im Vertrauen auf ihre Fürbitte. Sie finden in Maria das geistliche Vorbild, um die Erneuerung der heutigen Katechese in Glaube, Hoffnung und Liebe weiterzuführen und zu festigen. Auf die Fürbitte der »Jungfrau des Pfingstfestes« (373) hin entsteht in der Kirche eine neue Kraft, um neue Söhne und Töchter im Glauben hervorzubringen und sie zur Fülle in Christus zu erziehen.

Darío Castrillón Hoyos
Alterzbischof von Bucaramanga
Pro-Präfekt

Crescenzio Sepe
Titularerzbischof von Grado
Sekretär



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