Familiaris consortio DE 53

Ein ekklesialer Dienst


53 Der Verkündigungsdienst der christlichen Eltern hat seine eigene Prägung und ist unersetzlich; er nimmt die Eigenschaften an, welche das Familienleben als solches kennzeichnen sollen: Liebe, Einfachheit, Lebensnähe und tägliches Zeugnis (Vgl. ebd., 36: a.a.O., 1308).

Die Familie muß die Kinder so für das Leben formen, daß jedes entsprechend der von Gott empfangenen Berufung seine Aufgabe ganz erfüllen kann. Eine Familie, die offen ist für die transzendenten Werte, die den Brüdern in Freude dient, die hochherzig und treu ihre Aufgaben erfüllt und sich ihrer täglichen Teilnahme am österlichen Geheimnis des Kreuzes Christi bewußt ist, eine solche Familie wird zum ersten und besten Seminar für die Berufung zu einem dem Reiche Gottes geweihten Leben.

Der Dienst der Eltern als Verkünder und Katecheten muß das Leben ihrer Kinder auch in den Jahren der Pubertät und der Jugend begleiten, wenn diese den christlichen Glauben, den sie in den ersten Jahren ihres Lebens empfangen haben, oft kritisieren oder sogar zurückweisen. Wie sich in der Kirche das Werk der Verkündigung nie getrennt vom Leiden des Apostels vollzieht, so müssen in der christlichen Familie die Eltern mit Mut und großer Gelassenheit des Herzens den Schwierigkeiten begegnen, auf die ihr Verkündigungsdienst manchmal bei den eigenen Kindern stößt.

Man muß sich also immer bewußt bleiben, daß der Dienst der christlichen Gatten und Eltern am Evangelium von seinem Wesen her ein kirchliches Tun ist, eingebettet in den Zusammenhang der ganzen Kirche als einer das Evangelium hörenden und verkündenden Gemeinschaft. Die Verwurzelung und Begründung in der einen Sendung der Kirche und die Hinordnung auf die Erbauung des einen Leibes Christi (Vgl.
1Co 12,4-6 Ep 4,12 f. ) macht es notwendig, daß der Verkündigungs- und Unterweisungsdienst der Hauskirche mit allen anderen entsprechenden Diensten in der kirchlichen Gemeinschaft der Pfarrei und des Bistums verantwortungsbewußt abgestimmt wird.

Das Evangelium allen Geschöpfen verkünden


54 Universalität ohne Grenzen ist der Horizont einer von missionarischem Eifer beseelten Verkündigung; ist sie doch die Antwort auf den ausdrücklichen und eindeutigen Befehl Christi: "Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen" (Mc 16,15).

Auch der Glaube und der Verkündigungsauftrag der christlichen Familie sind von diesem "katholischen" Missionsgeist geprägt. Das Sakrament der Ehe, das den Tauf- und Firmungsauftrag zur Verteidigung und Verkündigung des Glaubens wiederaufgreift (Vgl. Lumen gentium LG 11), macht die christlichen Gatten und Eltern zu Zeugen Christi "bis an die Grenzen der Erde" (Ac 1,8), zu wahren "Missionaren" der Liebe und des Lebens.

Eine gewisse Form missionarischen Wirkens kann bereits im Inneren der Familie stattfinden. Das geschieht, wenn eines ihrer Mitglieder keinen Glauben hat oder nicht konsequent aus ihm lebt. Dann müssen die anderen Familienmitglieder ihm ein gelebtes Glaubenszeugnis bieten, das ihm neue Kraft gibt und dabei hilft, auf dem Weg zur vollen Bejahung Christi, unseres Heils, voranzukommen (Vgl. 1P 3,1 f.).

Schon im eigenen Leben vom Missionsgeist beseelt, ist die Hauskirche berufen, ein leuchtendes Zeichen der Gegenwart Christi und seiner Liebe auch für die "Fernstehenden" zu sein, für die Familien, die noch nicht glauben, und für jene christlichen Familien, deren Leben dem einst empfangenen Glauben nicht mehr entspricht; sie ist berufen, "durch Beispiel und Zeugnis ... jene, die die Wahrheit suchen, zu erleuchten" (Lumen gentium LG 35 vgl. Apostolicam actuositatem AA 11).

Wie schon im frühen Christentum das Beispiel des missionarischen Ehepaares Aquila und Priszilla aufleuchtet (Vgl. Apg Ac 18,2 Apg Ac 18,18 Apg Ac 18,26 Rm 16,3 f. ), so bezeugt die Kirche heute ihre ungebrochene Frische und Blüte durch christliche Ehepaare und Familien, die wenigstens für eine bestimmte Zeit in die Mission gehen, um das Evangelium zu verkünden, indem sie dem Menschen mit der Liebe Jesu Christi dienen.

Im Missionsanliegen der Kirche leisten die christlichen Familien einen besonderen Beitrag, indem sie unter ihren Söhnen und Töchtern missionarische Berufungen födern (Vgl. II. Vat. Konzil, Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad gentes AGD 39), und überhaupt durch eine Erziehung, in der sie "ihre Kinder ... von klein auf dazu befähigen, daß sie die Liebe Gottes gegen alle Menschen immer mehr erkennen" (Apostolicam actuositatem AA 30).

2) Die christliche Familie, eine Gemeinschaft im Gespräch mit Gott

Die Familie, Hausheiligtum der Kirche


55 Die Verkündigung des Evangeliums und seine Annahme im Glauben erreichen ihre Fülle in der sakramentalen Feier. Die glaubende und verkündigende Gemeinschaft der Kirche ist auch priesterliches Volk; sie hat teil an der Würde und Vollmacht Christi, des Hohenpriesters des neuen und ewigen Bundes (Vgl. Lumen gentium LG 10).

Auch die christliche Familie gehört zur Kirche, zum priesterlichen Volk. Durch das Ehesakrament, in dem sie gründet und aus dem sie ihre Kraft schöpft, wird sie dauernd von Jesus, dem Herrn, belebt und zum Dialog mit Gott berufen und verpflichtet, zum Dialog durch das sakramentale Leben, durch den Einsatz der eigenen Existenz und durch das Gebet.

Das ist die priesterliche Aufgabe, welche die christliche Familie in tiefster Verbundenheit mit der ganzen Kirche durch den Alltag ehelichen und familiären Lebens verwirklichen kann und muß; so ist sie berufen, sich selbst sowie die kirchliche Gemeinschaft und die Welt zu heiligen.

Die Eheschließung, Sakrament gegenseitiger Heiligung und Akt der Gottesverehrung


56 Ureigenste Quelle und Hilfe zur Heiligung ist für die Gatten und die christlichen Familien das Sakrament der Ehe. In ihm wird die heiligmachende Gnade der Taufe aufgegriffen und bekommt sie eine neue, eigene Prägung. Kraft des Geheimnisses von Christi Tod und Auferstehung, in das die christliche Ehe die Getauften in neuer Weise einwurzelt, wird die eheliche Liebe geläutert und geheiligt: "Diese Liebe hat der Herr durch eine besondere Gabe seiner Gnade und Liebe geheiligt, vollendet und erhöht" (Gaudium et Spes GS 49).

Die Gabe Jesu Christi erschöpft sich nicht in der Feier des Ehesakramentes, sondern begleitet die Gatten durch ihr ganzes Leben. Ausdrücklich weist das II. Vatikanische Konzil daraufhin, wenn es sagt, daß Jesus Christus "fernerhin bei ihnen bleibt, damit die Gatten sich in gegenseitiger Hingabe und ständiger Treue lieben, so wie er selbst die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat ... So werden die christlichen Gatten in den Pflichten und der Würde ihres Standes durch ein eigenes Sakrament gestärkt und gleichsam geweiht. In der Kraft dieses Sakramentes erfüllen sie ihre Aufgabe in Ehe und Familie. Im Geist Christi, durch den ihr ganzes Leben von Glaube, Hoffnung und Liebe durchdrungen wird, gelangen sie mehr und mehr zu ihrer eigenen Vervollkommnung, zur gegenseitigen Heiligung und so gemeinsam zur Verherrlichung Gottes" (Gaudium et Spes GS 48).

Die allgemeine Berufung zur Heiligkeit gilt auch den christlichen Gatten und Eltern. Sie bekommt für sie eine eigene Prägung durch das empfangene Sakrament und verwirklicht sich im besonderen Rahmen ehelichen und familiären Lebens (Vgl. Lumen gentium LG 41). Hieraus ergeben sich die Gnade und die Verpflichtung zu einer echten und tiefen Spiritualität der Ehe und Familie mit den Themen von Schöpfung, Bund, Kreuz, Auferstehung und Zeichen, die von der Bischofssynode mehrmals berührt wurden.

Wie alle Sakramente, die "hingeordnet sind auf die Heiligung der Menschen, auf den Aufbau des Leibes Christi und schließlich auf die Gott geschuldete Verehrung" (Sacrosantum Concilium, 59), ist die christliche Eheschließung in sich selbst ein liturgischer Akt der Gottesverherrlichung in Jesus Christus und in der Kirche. Durch die Feier der Trauung bekennen die christlichen Gatten ihre Dankbarkeit gegen Gott für das ihnen zuteil gewordene hohe Geschenk, daß sie in ihrem Ehe- und Familienleben die Liebe Gottes selbst nachvollziehen dürfen, die Liebe Gottes zu den Menschen und die Liebe Christi zu seiner Braut, der Kirche.

Und wie sich aus dem Sakrament für die Gatten die Gabe und die Aufgabe ergeben, täglich die empfangene Heiligung zu leben, so kommt aus diesem Sakrament auch die Gnade und die Verpflichtung, ihr ganzes Leben in ein geistliches Opfer (Vgl. 1P 2,5 Lumen gentium LG 34) ohne Unterlaß umzuwandeln. Auch für die christlichen Gatten und Eltern gelten besonders auf Grund der irdischen und zeitlichen Wirklichkeiten, die ihr Leben prägten, die Worte des Konzils: "So weihen auch die Laien die Welt an Gott, wenn sie im Geist der Anbetung allenthalben heiligmäßig wirken" (Lumen gentium LG 34).

Ehe und Eucharistie


57 Die Heiligung als Auftrag der christlichen Familie hat ihre erste Wurzel in der Taufe und ihren höchsten Ausdruck in der Eucharistie, mit der die christliche Ehe tief verbunden ist. Das II. Vatikanische Konzil hat die besondere Beziehung zwischen Eucharistie und Ehe betont, wenn es verlangt: "Die Trauung möge in der Regel innerhalb der Messe ... gefeiert werden" (Sacrosantum Concilium, 78). Diese Beziehung muß unbedingt neu entdeckt und vertieft werden, sollen die Gnade und die Verantwortung von christlicher Ehe und Familie intensiver begriffen und gelebt werden.

Die Eucharistie ist die Quelle der christlichen Ehe. Das eucharistische Opfer macht ja den Liebesbund Christi mit der Kirche gegenwärtig, der mit seinem Blut am Kreuz besiegelt wurde (Vgl. Joh
Jn 19,34). In diesem Opfer des neuen und ewigen Bundes finden die christlichen Eheleute die Quelle, aus der ihr Ehebund Ursprung, innere Formung und dauernde Belebung empfängt. Als Vergegenwärtigung des Liebesopfers Christi durch die Kirche ist die Eucharistie eine Quelle der Liebe. Diese in der Eucharistie geschenkte Liebe ist das lebendige Fundament der Gemeinschaft und Sendung der christlichen Familie. Das eucharistische Brot macht aus den verschiedenen Gliedern der Familiengemeinschaft einen einzigen Leib, in dem die umfassendere Einheit der Kirche sichtbar und gegenwärtig wird; die Teilnahme am "hingegebenen" Leib und am "vergossenen" Blut wird unerschöpfliche Quelle der missionarischen und apostolischen Dynamik der christlichen Familie.

Das Sakrament der Umkehr und Versöhnung


58 Zum Heiligungsauftrag der christlichen Familie gehört wesenhaft und immer das Eingehen auf den Bekehrungsruf des Evangeliums an alle Christen, die ja der "Neuheit" der Taufe, die sie zu "Heiligen" macht, nicht immer treu bleiben. Auch die christliche Familie entspricht nicht immer dem Gesetz der Gnade und Heiligkeit, unter dem sie durch die Taufe steht und unter das sie im Sakrament der Ehe neu gestellt wurde.

Reue und gegenseitige Vergebung im Schoß der christlichen Familie, die in deren täglichem Leben einen so breiten Raum einnehmen, finden ihren besonderen sakramentalen Vollzug in der Beichte. So schrieb Paul VI. in der Enzyklika Humanae vitae von den Eheleuten: "Und wenn sie sich wieder in Sünde verstricken sollten, so seien sie nicht entmutigt, sondern mögen in Demut und Beharrlichkeit ihre Zuflucht zur Barmherzigkeit Gottes nehmen, die sich ihnen im Bußsakrament öffnet" (Nr. 25: AAS 60 (1968) 499).

Die Feier dieses Sakramentes bekommt für das Familienleben eine besondere Bedeutung. Die Gatten und alle Glieder der Familie entdecken im Licht des Glaubens, daß die Sünde nicht nur dem Bund mit Gott widerspricht, sondern auch dem Bund der Gatten und der Familiengemeinschaft; sie finden zur Begegnung mit Gott, "der voll Erbarmen ist" (
Ep 2,4) und der in seiner Liebe, die stärker ist als die Sünde (Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Dives in misericordia DM 13, AAS 72 (1980) 1218 f.), die Gemeinschaft der Ehe und der Familie wiederherstellt und vertieft.

Das Familiengebet


59 Die Kirche betet für die christliche Familie und erzieht sie zu einem Leben hochherziger Übereinstimmung mit der priesterlichen Gabe und Aufgabe aus der Hand des Hohenpriesters Jesus Christus. Das allgemeine Priestertum aus der Taufe wird in der sakramentalen Ehe für die Gatten und die Familie zum Fundament einer priesterlichen Berufung und Sendung, durch die sich ihr tägliches Leben in ein "Gott wohlgefälliges geistiges Opfer durch Jesus Christus" verwandelt (1P 2,5). Das geschieht nicht nur durch die Feier der Eucharistie und der anderen Sakramente, nicht nur durch die Selbsthingabe zur Ehre Gottes, sondern auch durch das Gebetsleben, durch das betende Gespräch mit dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist.

Das Familiengebet hat seine besonderen Merkmale. Es ist ein gemeinsames Beten von Mann und Frau, von Eltern und Kindern. Die Gemeinschaft im Gebet ist zugleich Frucht und Forderung aus jener Gemeinschaft, die durch die Sakramente der Taufe und der Ehe geschenkt wird. Auf die Glieder der christlichen Familie kann man besonders jene Worte anwenden, mit denen Christus seine Gegenwart zusichert: "Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen" (Mt 18,19 f.).

Der besondere Inhalt dieses Gebetes ist das Familienleben selbst, das in all seinen verschiedenen Situationen als Anruf Gottes verstanden und als kindliche Antwort auf diesen Anruf vollzogen wird: Freude und Leid, Hoffnung und Enttäuschung, Geburten, Geburtstage und Hochzeitstage, Abschiede, Getrenntsein und Wiedersehen, wichtige und einschneidende Entscheidungen, Todesfälle im Kreis der Lieben und ähnliches mehr - all das sind Marksteine der Begegnung der Liebe Gottes mit der Geschichte der Familie, wie sie auch Anlaß zur Danksagung sein sollen, des Bittens, der vertrauensvollen Überantwortung der Familie an den gemeinsamen Vater im Himmel. Die Würde und die Verantwortung der christlichen Familie als Hauskirche können nur mit der beständigen Hilfe Gottes gelebt werden; wer sie in Demut und Vertrauen erbittet, dem wird sie auch zuteil.

Die Gebetserziehung


60 Kraft ihrer Würde und Sendung haben die christlichen Eltern die besondere Aufgabe, ihre Kinder zum Gebet zu erziehen, sie hinzuführen zu einer fortschreitenden Entdeckung des Geheimnisses Gottes und zu einem persönlichen Gespräch mit ihm: "Besonders aber sollen in der christlichen Familie, die mit der Gnade und dem Auftrag des Ehesakramentes ausgestattet ist, die Kinder schon von den frühesten Jahren an angeleitet werden, gemäß dem in der Taufe empfangenen Glauben Gott zu erkennen und zu verehren und den Nächsten zu lieben" (Gravissimum educationis GE 3 vgl. Catechesi tradendae CTR 36, AAS 71 (1979) 1308).

Unersetzliches Grundelement der Gebetserziehung sind das praktische Beispiel und lebendige Zeugnis der Eltern. Nur wenn Vater und Mutter mit den Kindern zusammen beten und so ihr königliches Priestertum ausüben, erreichen sie die Herzensmitte ihrer Kinder und hinterlassen dort Spuren, die von den Ereignissen des späteren Lebens nicht ausgelöscht werden können. Hören wir noch einmal den Aufruf Pauls VI. an die Eltern: "Mütter, lehrt ihr euren Kindern die christlichen Gebete? Bereitet ihr sie in Einklang mit den Priestern auf die Sakramente der Kindheit und Jugend vor, auf Beichte, Kommunion und Firmung? Macht ihr es ihnen zur Gewohnheit, in Krankheit an das Leiden Christi zu denken, Maria und die Heiligen um ihre Hilfe zu bitten? Betet ihr zu Hause den Rosenkranz? Und ihr Väter, könnt ihr mit euren Kindern beten, mit der ganzen Hausgemeinschaft, wenigstens von Zeit zu Zeit? Euer Beispiel durch Geradheit im Denken und Tun, das von gelegentlichem gemeinsamen Beten unterstützt wird, ist Unterricht aus dem Leben, ist Gottesdienst von hohem Wert; so bringt ihr Frieden in euer Heim: ‚Friede diesem Hause!‘ Merkt es euch: So baut ihr Kirche!" (Ansprache bei einer Generalaudienz (11.8.1976): Insegnamenti di Paolo VI, XIV (1976) 640).

Liturgisches und privates Gebet


61 Zwischen dem Gebet der Kirche und dem der einzelnen Gläubigen besteht ein tiefer und lebendiger Zusammenhang, wie das II. Vatikanische Konzil deutlich betont (Vgl. Sacrosantum Concilium, 12). Ein wichtiges Ziel des Gebetes der Hauskirche ist es, für die Kinder die natürliche Hinführung zum liturgischen Gebet der ganzen Kirche zu sein, indem sie auf dieses Gebet vorbereitet und es auch hineinträgt in den Bereich des persönlichen, familiären und sozialen Lebens. Daher die Notwendigkeit eines wachsenden inneren Mitvollzugs aller Glieder der christlichen Familie bei der Eucharistie, vor allem an Sonn- und Feiertagen, und der Feier der anderen Sakramente, besonders der christlichen Initiation ihrer Kinder. Die Weisungen des Konzils haben der christlichen Familie eine neue Möglichkeit eröffnet: Sie wird unter den Gruppen aufgezählt, denen die gemeinsame Feier des Stundengebetes empfohlen ist (Vgl. Allgemeine Einführung in das Stundengebet, 27). Die christliche Familie wird sich ferner bemühen, auch zu Hause und in einer für ihre Mitglieder geeigneten Weise die Zeiten und Feste des Kirchenjahres zu feiern.

Zur häuslichen Vorbereitung und Fortsetzung der in der Kirche gefeierten Gottesdienste greift die christliche Familie zum Privatgebet mit seiner reichen Vielfalt von Formen. Diese bezeugt den außerordentlichen Reichtum, in dem der Heilige Geist das christliche Beten beseelt, und kommt zugleich den verschiedenen Bedürfnissen und Lebenssituationen des Menschen entgegen, der sich an den Herrn wenden will. Außer dem Morgen- und Abendgebet sind auch nach den Hinweisen der Synodenväter ausdrücklich zu empfehlen: das Lesen und Betrachten des Wortes Gottes in der Heiligen Schrift, die Vorbereitung auf den Sakramentenempfang, die Herz-Jesu-Verehrung mit der entsprechenden Weihe, die verschiedenen Formen der Muttergottesverehrung, das Tischgebet, die Pflege des religiösen Brauchtums.

In voller Achtung der Freiheit der Kinder Gottes hat die Kirche ihren Gläubigen einige Gebetsübungen mit besonderer Sorgfalt und Eindringlichkeit vorgestellt und tut es weiterhin. Erwähnt sei das Rosenkranzgebet: "Nun möchten wir, wie es schon unsere Vorgänger getan haben, sehr eindringlich das Gebet des Rosenkranzes in den Familien empfehlen ... Ohne Zweifel muß der Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria als eines der hervorragendsten und wirksamsten Gemeinschaftsgebete angesehen werden, zu dem die christliche Familie eingeladen ist. Wir stellen uns gerne vor und wünschen lebhaft, daß, wenn die Familie zum Gebet beisammen ist, häufig und mit Vorliebe der Rosenkranz Verwendung finde" (Paul VI., Apostolisches Schreiben Marialis cultus, 52.54: AAS 66 (1974) 160 f.). Die echte Marienverehrung, die sich dadurch ausweist, daß sie die geistlichen Haltungen der Gottesmutter ernstnimmt und hochherzig nachlebt, ist ein vorzügliches Mittel zur Stärkung der Einheit der Familie in der Liebe und zur Entfaltung ehelicher und familiärer Spiritualität. Maria, die Mutter Christi und der Kirche, ist ja auch in besonderer Weise die Mutter der christlichen Familien, die Mutter der Hauskirchen.

Gebet und Leben


62 Man darf nie vergessen, daß das Gebet wesenhafter Bestandteil eines ganz und aus der Mitte gelebten Christseins ist, ja zu unserem Menschsein gehört; es ist "der erste Ausdruck der inneren Wahrheit des Menschen, die erste Bedingung der echten Freiheit des Geistes" (Johannes Paul II.,Ansprache beim Heiligtum der Mentorella (29.10.1978): Insegnamenti di Giovanni Paolo II, I (1978) 78 f.).

Das Gebet ist daher keineswegs ein Ausweichen vor den täglichen Anforderungen, sondern vielmehr der stärkste Antrieb für die Übernahme und volle Verwirklichung der Verantwortung, die der christlichen Familie als erster und grundlegender Zelle der menschlichen Gemeinschaft zukommt. So entspricht die wirksame Teilnahme an Leben und Sendung der Kirche in der Welt der jeweiligen Treue und Tiefe des Gebetes, mit dem sich die christliche Familie dem fruchtbaren Weinstock, Christus, dem Herrn, verbindet (Vgl. Apostolicam actuositatem
AA 4).

Aus der lebendigen Verbindung mit Christus durch Liturgie, Hingabe und Gebet kommt auch die Fruchtbarkeit der Familie in ihrem besonderen Dienst an der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft, der von sich aus gewiß zu einer Umgestaltung der Welt führt (Vgl. Johannes Paul II.,Ansprache an die Bischöfe der XII. Pastoralregion der Vereinigten Staaten von Amerika(21.9.1978): AAS 70 (1978) 767.).

3) Die christliche Familie, Gemeinschaft im Dienst am Menschen

Das neue Gebot der Liebe


63 Die Kirche, das prophetisch-priesterlich-königliche Volk, hat die Sendung, alle Menschen dahin zu führen, das Wort Gottes im Glauben anzunehmen, es in den Sakramenten und im Gebet zu feiern und zu bekennen und schließlich im praktischen Leben nach dem neuen Gebot und Geschenk der Liebe zu verkünden.

Das christliche Leben findet sein Gesetz nicht in einem geschriebenen Gesetzbuch, sondern im personalen Wirken des Heiligen Geistes, der den Christen beseelt und führt, also im "Gesetz des Geistes und des Lebens in Christus Jesus" (
Rm 8,2). "Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist" (Rm 5,5).

Das gilt auch für die christliche Ehe und Familie: Ihr Lenker und Maßstab ist der Heilige Geist, in die Herzen ausgegossen durch die sakramentale Eheschließung. In Fortführung der Taufe im Wasser und im Heiligen Geist verkündet die Trauung auch ihrerseits das Gebot der Liebe aus dem Evangelium und prägt es mit der Gabe des Heiligen Geistes dem Herzen der christlichen Eheleute noch tiefer ein: Ihre geläuterte und erlöste Liebe ist einerseits Frucht des Heiligen Geistes, der in den Herzen der Gläubigen am Werk ist, und ist andererseits das Urgebot des sittlichen Lebens, zu dem sie in verantwortlicher Freiheit aufgerufen sind.

So wird die christliche Familie vom neuen Gesetz des Geistes beseelt und geführt und ist berufen, in engster Verbindung mit dem königlichen Volk der Kirche ihren Dienst der Liebe gegenüber Gott und den Brüdern zu leben. Wie Christus sein Königtum ausübt, indem er sich zum Diener der Menschen macht (Vgl. Mk Mc 10,45), so findet der Christ den wahren Sinn seiner Teilnahme am Königtum seines Herrn im inneren und äußeren Mitvollzug von Christi Diensthaltung gegenüber den Menschen: "Diese Gewalt teilte er seinen Jüngern mit, damit auch sie in königlicher Freiheit stehen und durch Selbstverleugnung und ein heiliges Leben das Reich der Sünde in sich selbst besiegen (vgl. Röm Rm 6,12), aber auch Christus in den anderen dienen und so ihre Brüder in Demut und Geduld zu dem König hinführen, dem zu dienen herrschen bedeutet. Der Herr will ja sein Reich auch durch die gläubigen Laien ausbreiten, das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. In diesem Reich wird auch die Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes (vgl. Röm Rm 8,21)" (Lumen gentium LG 36).

In jedem Bruder das Bild Gottes entdecken


64 Beseelt und getragen vom neuen Gebot der Liebe ist die christliche Familie aufnahmebereit, ehrfurchtsvoll und hilfreich gegenüber jedem Menschen, den sie immer in seiner Würde als Person und als Kind Gottes sieht.

Das muß sich vor allem innerhalb von Ehe und Familie selbst verwirklichen und zu ihren Gunsten - im täglichen Bemühen, echte personale Gemeinschaft zu fördern, getragen und genährt von der inneren Verbundenheit in der Liebe. Das muß sich dann ausweiten auf die größere Gemeinschaft der Kirche, in welcher die christliche Familie beheimatet ist; dank der Liebe der Familie kann und muß die Kirche eine mehr häusliche familiäre Dimension bekommen und sich einen menschlicheren und mehr geschwisterlichen Stil des Zueinander und Miteinander aneignen.

Die Liebe geht sodann über die eigenen Glaubensbrüder hinaus; denn "jeder Mensch ist mein Bruder". In jedem, besonders im Armen, Schwachen, Leidenden und ungerecht Behandelten weiß die Liebe das Antlitz Christi zu entdecken, den Bruder, der Liebe und Hilfe braucht.

Soll die Familie den Dienst am Menschen im Geist des Evangeliums leben, muß sie mit Nachdruck verwirklichen, was das II. Vatikanische Konzil schreibt: "Damit die Übung dieser Liebe über jeden Verdacht erhaben sei und als solche auch in Erscheinung trete, muß man im Nächsten das Bild Gottes sehen, nach dem er geschaffen ist, und Christus, den Herrn, dem in Wahrheit all das dargebracht wird, was einem Bedürftigen gegeben wird" (Apostolicam actuositatem
AA 8).

Die christliche Familie, welche in der Liebe Kirche auferbaut, steht zugleich im Dienst am Menschen und an der Welt und trägt wirklich zu jener ganzheitlichen menschlichen Entfaltung bei, deren Inhalt in der Botschaft der Synode an die Familien folgendermaßen zusammengefaßt ist: "Eine weitere Aufgabe der Familie ist die Heranbildung von liebesfähigen Menschen und die Ausübung der Liebe in allen zwischenmenschlichen Beziehungen. So darf sie sich nicht in sich selbst verschließen, sondern muß offen bleiben für die Gesellschaft und sich vom Sinn für Gerechtigkeit und für die Sorge um den Mitmenschen sowie von der Verpflichtung der eigenen Verantwortung für die Gesamtgesellschaft leiten lassen" (Botschaft der VI. Bischofssynode an die christlichen Familien der heutigen Welt (24.10.1980), 12.).

VIERTER TEIL


FAMILIENPASTORAL: ZEITEN, STRUKTUREN, AKTIV BETEILIGTE, BESONDERE SITUATIONEN


I. Zeiten für die Familienpastoral

Die Kirche begleitet die christliche Familie auf ihrem Weg


65 Wie jede lebendige Wirklichkeit ist auch die Familie darauf angelegt, zu wachsen und sich zu entwickeln. Nach der vorbereitenden Verlobungszeit und der kirchlichen Trauung beginnt das Ehepaar seinen Lebensweg, der von Tag zu Tag immer mehr zur Verwirklichung der Werte und Aufgaben der Ehe führen soll.

Im Licht des Glaubens und aus der Kraft der Hoffnung nimmt auch die christliche Familie gemeinsam mit der Kirche an der Erfahrung des irdischen Pilgerweges teil, der auf die volle Offenbarung und Verwirklichung des Reiches Gottes hinführt.

Deshalb muß einmal mehr die Dringlichkeit der pastoralen Hilfe der Kirche zur Stützung der Familie unterstrichen werden. Jede Anstrengung muß unternommen werden, damit sich die Familienpastoral durchsetzt und entfaltet; widmet sie sich doch einem wirklich vorrangigen Bereich in der Gewißheit, daß die Evangelisierung in Zukunft großenteils von der Hauskirche abhängen wird (Vgl. Johannes Paul 11., Ansprache an die III. Vollversammlung der Bischöfe von Lateinamerika (28.1.1979), IVa: AAS 71 (1979) 204).

Das pastorale Bemühen der Kirche beschränkt sich nicht nur auf die christlichen Familien in der Nähe, sondern kümmert sich, indem es den eigenen Horizont nach dem Maßstab des Herzens Jesu ausweitet, noch intensiver um alle Familien in ihrer Gesamtheit und vor allem um jene, die sich in einer schwierigen oder irregulären Lage befinden. Ihnen allen schenkt die Kirche ihr Wort der Wahrheit, der Güte, des Verstehens, der Hoffnung, der innigen Verbundenheit in ihren oft beklemmenden Schwierigkeiten; allen bietet sie ihre selbstlose Hilfe an, daß sie dem Ideal der Familie näherkommen, das der Schöpfer "von Anfang an" gewollt hat und das Christus durch seine erlösende Gnade erneuert hat.

Das pastorale Handeln der Kirche muß fortschreitend sein, auch in dem Sinne, daß sie mit der Familie geht und sie Schritt für Schritt auf den verschiedenen Etappen ihrer Entstehung und Entwicklung begleitet.

Die Vorbereitung


66 Notwendiger als je zuvor ist heute die Vorbereitung der jungen Menschen auf die Ehe und das Familienleben. In einigen Ländern sind es noch die Familien selbst, die es sich nach alter Sitte vorbehalten, den Jugendlichen durch eine fortschreitende Erziehung und Einführung die Werte des ehelichen und familiären Lebens zu vermitteln. Die inzwischen eingetretenen Veränderungen im sozialen Gefüge fast aller moderner Staaten erfordern jedoch, daß nicht nur die Familie, sondern auch die Gesellschaft und die Kirche daran mitwirken, die jungen Menschen auf die Verantwortung für ihre Zukunft richtig vorzubereiten. Viele negative Erscheinungen, die heute im Leben der Familien zu beklagen sind, haben ihre Wurzel darin, daß die Jugendlichen in den neuartigen Situationen nicht nur die rechte Wertordnung aus dem Auge verlieren, sondern auch nicht wissen, wie sie die neuen Schwierigkeiten anpacken und überwinden können, weil sie keine sicheren Verhaltensnormen mehr besitzen. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß sich die jungen Leute, die auf das Familienleben gut vorbereitet sind, im allgemeinen besser zurechtfinden als die übrigen.

Das gilt noch mehr von der christlichen Ehe, die für so viele Männer und Frauen auf ihrem Weg zur Vollkommenheit von Bedeutung ist. Darum muß die Kirche bessere und intensivere Programme zur Ehevorbereitung entwickeln und fördern, um die Schwierigkeiten möglichst zu beseitigen, mit denen so viele Ehen zu ringen haben, vor allem aber auch, um die Bildung und das Heranreifen von geglückten Ehen positiv zu unterstützen.

Die Ehevorbereitung wird gesehen und verwirklicht als ein stufenweiser, stetiger Prozeß. Sie umfaßt drei Hauptstufen: die entferntere, die nähere und die unmittelbare Vorbereitung.

Die entferntere Vorbereitung beginnt schon in der Kindheit mit einer klugen Familienerziehung, deren Ziel es ist, die Kinder dahin zu führen, sich selbst als Menschen zu entdecken, die ein reiches und vielschichtiges seelisches Leben und eine besondere Persönlichkeit mit je eigenen Stärken und Schwächen besitzen. Das ist die Zeit, in der der Sinn für jeden wahren menschlichen Wert in persönlichen wie auch in gesellschaftlichen Beziehungen geweckt wird. Und dies hat seine Bedeutung für die Formung des Charakters, für die Beherrschung und rechte Nutzung der eigenen Neigungen, für die Weise, Menschen des anderen Geschlechtes zu sehen und ihnen zu begegnen, und für ähnliche Ziele. Außerdem ist, besonders für die Christen, eine gediegene geistige und katechetische Bildung erforderlich, die es versteht, die wahre Berufung und Sendung christlicher Ehe aufzuzeigen, ohne dabei die Möglichkeit einer Ganzhingabe an Gott in der Berufung zum Priester- oder Ordensleben auszuschließen.

Auf dieser Grundlage setzt dann intensiv die nähere Vorbereitung ein, die vom geeigneten Alter an und mit Hilfe einer angemessenen Katechese wie in einem Katechumenat eine mehr ins einzelne gehende Vorbereitung auf die Sakramente umfaßt, die gleichsam deren Neuentdeckung bedeutet. Eine solche erneute Glaubensunterweisung für alle, die sich auf eine christliche Ehe vorbereiten, ist unbedingt notwendig, damit dieses Sakrament mit der rechten moralischen und geistlichen Einstellung gefeiert und gelebt wird. Die religiöse Formung der jungen Leute muß im geeigneten Augenblick und entsprechend den verschiedenen konkreten Notwendigkeiten durch eine Vorbereitung auf ein Leben zu zweit ergänzt werden, welche die Ehe als eine personale Beziehung von Mann und Frau darstellt, die ständig weiterentwickelt werden muß, und so dazu anregt, die Fragen ehelicher Sexualität und verantwortlicher Elternschaft zu vertiefen, zusammen mit den damit verbundenen Grundkenntnissen von Medizin und Biologie, welche ferner als Voraussetzung für ein gutes Familienleben richtige Methoden der Kindererziehung vermittelt und auch dazu anleitet, sich die Grundlagen für einen geregelten Unterhalt der Familie zu beschaffen wie feste Arbeit, ausreichende finanzielle Mittel, Geschick im Verwalten, Kenntnisse in der Hauswirtschaft.

Schließlich muß auch die Vorbereitung zum Familienapostolat erwähnt werden, ferner zum brüderlichen Zusammenwirken mit anderen Familien, zur aktiven Mitarbeit in Gruppen, Verbänden, Bewegungen und Initiativen, die das menschliche und christliche Wohl der Familie zum Ziel haben.

Die unmittelbare Vorbereitung auf die Feier des Ehesakramentes soll in den letzten Monaten und Wochen vor der Trauung stattfinden, um dem vom Kirchenrecht geforderten Eheexamen gleichsam einen neuen Sinn und Inhalt sowie eine neue Form zu geben. Eine solche Vorbereitung, die in jedem Falle geboten ist, erweist sich als noch dringlicher für diejenigen Verlobten, die noch Mängel und Schwierigkeiten in christlicher Lehre und Praxis aufweisen sollten.

Zu den Dingen, die auf diesem, einem Katechumenat vergleichbaren Glaubensweg vermittelt werden, muß auch eine vertiefte Erkenntnis des Geheimnisses Christi und der Kirche wie der Bedeutung von Gnade und Verantwortung einer christlichen Ehe gehören sowie die Vorbereitung darauf, aktiv und bewußt an der Feier der Trauungsliturgie teilzunehmen.

Zu dieser Ehevorbereitung in ihren verschiedenen Phasen, die wir nur in großen Linien angedeutet und beschrieben haben, sollen sich die christliche Familie und die gesamte kirchliche Gemeinschaft aufgerufen fühlen. Es ist zu wünschen, daß die Bischofskonferenzen, die ja an geeigneten Initiativen interessiert sind, um den zukünftigen Brautleuten zu helfen, sich ihrer Lebenswahl ernsthafter bewußt zu werden, und den Seelsorgern Hilfen in die Hand zu geben, um deren hinreichende innere Einstellung wahrzunehmen, dafür sorgen, daß ein Leitfaden für Familienpastoral herausgegeben wird. Darin soll vor allem das Mindestmaß an Inhalt, Dauer und Methode für Ehevorbereitungskurse festgelegt werden, wobei ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen die Ehe betreffenden Aspekten der Lehre und Pädagogik, des Rechts und der Medizin herrschen und diese so dargestellt werden sollten, daß sich die Ehekandidaten über die verstandesmäßige Durchdringung hinaus motiviert sehen, am Leben der kirchlichen Gemeinschaft aktiv teilzunehmen.

Obgleich die verpflichtende Notwendigkeit einer solchen unmittelbaren Ehevorbereitung nicht unterbewertet werden darf - und das würde sicher geschehen, wenn man allzuleicht davon befreien würde -, so muß doch diese Vorbereitung immer in solcher Weise empfohlen und durchgeführt werden, daß ihr eventuelles Fehlen kein Hindernis für die Trauung darstellt.



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