Generalaudienz 2000 40


Juli 2000


Mittwoch, 5. Juli 2000

Der Mensch - von Gott »gesucht« und auf der »Suche« nach Gott

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Liebe Schwestern und Brüder!

1. Im Römerbrief greift der Apostel Paulus nicht ohne Staunen eine Prophezeiung aus dem Buch Jesaja (vgl. 65,1) wieder auf, in der Gott durch den Propheten spricht: »Ich ließ mich finden von denen, die nicht nach mir suchten; ich offenbarte mich denen, die nicht nach mir fragten« (
Rm 10,20). Nachdem wir also in den vorangegangenen Katechesen die Herrlichkeit der Dreifaltigkeit, die sich in Kosmos und Geschichte offenbart, betrachtet haben, möchten wir nun einen Gang durch unser Inneres beginnen, entlang der geheimnisvollen Wege, auf denen Gott dem Menschen entgegenkommt, um ihm an seinem Leben und seiner Herrlichkeit Anteil zu geben. Gott liebt das nach seinem Abbild geschaffene Geschöpf, und wie der sorgende Hirte im Gleichnis, das wir gerade gehört haben (vgl. Lc 15,4-7), wird er nicht müde, es zu suchen - auch wenn es sich dem göttlichen Licht gegenüber gleichgültig oder sogar von ihm belästigt zeigt, ähnlich wie das Schaf, das sich von der Herde getrennt hat und sich in unerreichbaren und gefahrvollen Orten verlaufen hat.

2. Gott geht dem Menschen nach, und der Mensch spürt bereits seine Gegenwart, er wird schon jetzt von dem Licht hinter seinem Rücken angestrahlt, er wird schon jetzt von der Stimme angesprochen, die ihn von weitem ruft. Und deshalb macht er sich selbst daran, den Gott zu suchen, der ihn sucht: Der Gesuchte macht sich auf die Suche; der Geliebte beginnt zu lieben. Heute beginnen wir damit, diese beeindruckende Verflechtung zwischen der Initiative Gottes und der Antwort des Menschen aufzuzeichnen, und wir entdecken darin eine wesentliche Komponente der religiösen Erfahrung. Der Widerhall dieser Erfahrung ist in Wirklichkeit auch in manchen Stimmen hörbar, die dem Christentum fernstehen; das ist ein Zeichen für den Wunsch der ganzen Menschheit, Gott kennenzulernen und Objekt seines Wohlwollens zu sein. Sogar ein Feind des Volkes Israel in biblischer Zeit, der babylonische König Nebukadnezzar, der 587-586 v. Chr. die heilige Stadt Jerusalem zerstörte, wandte sich mit folgenden Worten an die Gottheit: »Was wäre der König, den du liebst und den du beim Namen gerufen hast, ohne dich, Herr? Wie könnte er in deinen Augen gut sein? Du leitest seinen Namen und führst ihn auf den rechten Weg! [. . .] Mach, daß durch deine Gnade, o Herr, an denen du allen so reichlich Anteil gibst, sich deine erhabene Majestät erbarme, und laß die Furcht vor deiner Göttlichkeit in meinem Herzen wohnen. Schenke mir das, was für dich gut ist, denn du hast mein Leben geformt!« (vgl. G. Pettinato, Babilonia, Mailand 1994, S. 182).

3. Auch unsere muslimischen Brüder bezeugen einen ähnlichen Glauben, wenn sie öfter im Lauf des Tages die Anrufung wiederholen, mit der der Koran beginnt und die sich auf den Weg bezieht, auf den Gott, »der Herr der Welten, der Sanftmütige, der Barmherzige« die Menschen führt, über denen er seine Gnade ausschüttet.

Es ist insbesondere die große biblische Tradition, die den Gläubigen dazu veranlaßt, sich oft an den Herrn zu wenden, um von ihm das Licht und die Kraft zu erhalten, die nötig sind, um Gutes zu tun. Der Psalmist betet im Psalm 119 so: »Herr, weise mir den Weg deiner Gesetze! Ich will ihn einhalten bis ans Ende. Gib mir Einsicht, damit ich deiner Weisung folge und mich an sie halte aus ganzem Herzen. Führe mich auf den Pfad deiner Gebote! Ich habe an ihm Gefallen […] Wende meine Augen ab von eitlen Dingen; durch dein Wort belebe mich!« (V. 33.35-37).

4. In der universalen religiösen Erfahrung, insbesondere in der von der Bibel vermittelten, finden wir also das Bewußtsein um den Primat Gottes, der sich auf die Suche nach dem Menschen macht, um ihn zum Horizont seines Lichtes und seines Geheimnisses zu leiten. Am Anfang steht das Wort, das die Stille des Nichts zerreißt, die »Gnade« Gottes (Lc 2,14), der das Geschöpf nie sich selbst überläßt.

Natürlich hebt dieser vollkommene Neubeginn nicht die Notwendigkeit des menschlichen Handelns auf, er beseitigt keineswegs die Verpflichtung zu einer Reaktion seitens des Menschen, der aufgefordert ist, sich von Gott erreichen zu lassen und ihm die Tür seines Lebens zu öffnen; er hat aber auch die Möglichkeit, sich diesen Einladungen zu widersetzen. Wunderschön ist in diesem Zusammenhang der Satz, den das Buch der Offenbarung Christus in den Mund legt: »Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir« (Ap 3,20). Wenn Christus nicht durch die Straßen der Welt ginge, würden wir in unserem engen Horizont allein bleiben. Man muß ihm aber die Tür öffnen, um ihn in einer Gemeinschaft des Lebens und der Liebe an unserem Tisch zu haben.

5. Der Weg der Begegnung zwischen Gott und Mensch erfolgt unter dem Vorzeichen der Liebe. Einerseits kommt uns die trinitarische göttliche Liebe zuvor, sie umgibt uns und eröffnet uns ständig den Weg, der zum Vaterhaus führt. Dort wartet der Vater auf uns, um uns zu umarmen wie in dem Gleichnis aus dem Evangelium vom »verlorenen Sohn« oder besser vom »barmherzigen Vater« (vgl. Lc 15,11-32). Andererseits wird von uns Bruderliebe verlangt, als Antwort auf die Liebe Gottes: »Liebe Brüder - so ermahnt uns Johannes in seinem ersten Brief - wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben […] Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm« (1Jn 4,11 1Jn 4,16). Aus dem Zusammenschluß zwischen göttlicher Liebe und menschlicher Liebe sprießt Heil, Leben und ewige Freude.

Im Heiligen Jahr habt Ihr Euch zu einer Wallfahrt entschlossen. Wer sich als Pilger versteht, will sagen: Ich bin auf der Suche nach Gott. Der Mensch ist ein Gottsucher.

Doch haben wir eigentlich schon darüber nachgedacht, daß auch das umgekehrte Verhältnis gilt: Gott ist auf der Suche nach dem Menschen. Mehr noch: Bevor der Mensch überhaupt die Spur Gottes aufnehmen kann, ist Gott dabei, den Menschen zu suchen. Gott und Mensch verbindet eine gemeinsame Liebesgeschichte.

Im Wechselspiel von Suchen und Finden zeigt sich die Liebe zwischen Gott und Mensch. Gott gibt dem suchenden Menschen Winke und Zeichen, aber er drängt sich nicht auf. Zärtlich und einladend wirbt der Herr um den Menschen: "Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir" (Ap 3,20).
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So grüße ich die Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache, besonders die Gengenbacher Franziskanerinnen, die ihr 40-jähriges Ordensjubiläum begehen. Haltet euch offen, wenn der Herr an die Türen Eurer Herzen klopft. Gern erteile ich Euch, Euren Lieben daheim und allen, die mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbunden sind, den Apostolischen Segen.




Mittwoch, 26. Juli 2000

Erwartung und Staunen des Menschen vor dem Mysterium

42 Liebe Schwestern und Brüder!

1. »Reiß doch den Himmel auf und komm herab!« Diese kraftvolle Anrufung des Jesajas (63,19) ist eine gelungene Zusammenfassung der Gotteserwartung, die zunächst in der biblischen Geschichte des Volkes Israel, aber auch im Herzen jedes Menschen zu finden ist: Sie ist nicht ins Leere gegangen. Gott-Vater hat die Schwelle seiner Transzendenz überschritten: Durch seinen Sohn Jesus Christus hat er sich auf die Straßen des Menschen begeben, und sein Geist des Lebens und der Liebe ist in das Herz seiner Geschöpfe eingedrungen. Er läßt uns nicht weit von seinen Wegen abirren und läßt es nicht zu, daß unser Herz sich für immer verhärtet (vgl.
Is 63,17). In Christus kommt Gott uns nahe, vor allem wenn unser »Antlitz traurig« ist; dann beginnt unser Herz - wie bei den Emmaus-Jüngern - durch die Wärme seines Wortes in unserer Brust zu brennen (vgl. Lc 24,17 Lc 24,32). Das Vorübergehen Gottes ist jedoch geheimnisvoll und erfordert klare Augen, um erkannt zu werden, und zum Zuhören bereite Ohren.

2. Vor diesem Hintergrund möchten wir uns heute auf zwei Grundhaltungen konzentrieren, die in Bezug auf den Gott-Emanuel eingenommen werden wollen, denn er hat beschlossen, dem Menschen sowohl in Raum und Zeit als auch im Innersten seines Herzens zu begegnen. Die erste Haltung ist die des Wartens, das in dem vorhin gehörten Abschnitt des Markusevangeliums sehr schön dargestellt ist (vgl. Mc 13,33-37). Im griechischen Originaltext finden wir drei Imperative, die dieses Warten zum Ausdruck bringen. Der erste davon ist: »Seht euch vor«, wörtlich: »schaut, beachtet«. Das Wort »sich vorsehen« selbst bedeutet »gespannt sein« und mit ganzer Seele auf etwas hinstreben. Es ist das Gegenteil von der Zerstreutheit, die leider zu einem fast normalen Zustand geworden ist, vor allem in einer hektischen und oberflächlichen Gesellschaft wie der heutigen. Es ist schwer, sich auf ein Ziel oder einen Wert zu konzentrieren und ihn treu und konsequent zu verfolgen. Wir riskieren, auf die gleiche Art mit Gott zu verfahren, der durch die Menschwerdung zu uns gekommen ist, um der Leitstern unseres Daseins zu werden.

3. Dem Gebot des »Sich-Vorsehens« folgt das des »Wachens«, das im griechischen Original mit »schlaflos bleiben« gleichzusetzen ist. Die Versuchung, in den Schlaf zu fallen, ist groß, wenn man von dunkler Nacht umgeben ist. In der Bibel ist die Nacht das Symbol von Schuld, Untätigkeit, Ablehnung des Lichts. So versteht man die Aufforderung des Apostels Paulus: »Ihr aber, Brüder, lebt nicht im Finstern [. . .] Ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis. Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein« (1Th 5,4-6). Nur wenn wir uns von der dunklen Anziehungskraft der Finsternis und des Bösen befreien, werden wir dem Vater des Lichts begegnen, »bei dem es keine Veränderung und keine Verfinsterung gibt« (Jc 1,17).

4. Dann folgt ein dritter Imperativ, der im griechischen Text zweimal mit demselben Wort wiederholt wird: »Seid wachsam!« Es ist das Verb des Wächters, der auf der Hut sein muß, während er geduldig die nächtliche Zeit verstreichen läßt und darauf wartet, die Morgenröte am Horizont aufgehen zu sehen. Der Prophet Jesaja stellt dieses lange Warten eindrucksvoll und lebhaft dar, indem er von einem Dialog zwischen zwei Wächtern erzählt, der zum Symbol dafür wird, wie man die Zeit richtig zu nutzen hat: »Wächter, wie lange noch dauert die Nacht? Der Wächter antwortet: Es kommt der Morgen, es kommt auch die Nacht. Wenn ihr fragen wollt, kommt wieder, und fragt!« (Is 21,11-12).

Man muß sich befragen, sich bekehren und dem Herrn entgegengehen. Die drei Aufrufe Christi: »Seht euch vor, bleibt wach, seid wachsam!« sind ein eindeutiges Zusammenfassen des christlichen Wartens auf die Begegnung mit dem Herrn. Das Warten muß geduldig sein, wie uns Jakobus in seinem Brief ermahnt: »Darum, Brüder, haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn! Auch der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde, er wartet geduldig, bis im Herbst und im Frühjahr der Regen fällt. Ebenso geduldig sollt auch ihr sein. Macht euer Herz stark, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor« (Jak 5,7-8). Damit eine Ähre wachse oder eine Blume aufblühe, müssen Zeiten eingehalten werden, die man nicht erzwingen kann; zur Geburt eines menschlichen Geschöpfs sind neun Monate nötig; zum Schreiben eines Buchs oder eines wertvollen Musikstücks müssen oft Jahre geduldiger Forschung investiert werden. Das ist auch das Gesetz des Geistes. »Alles das Eilende wird schon vorüber sein«, schrieb der Dichter Rainer Maria Rilke (Die Sonette an Orpheus, 1. Teil, XXII - Sämtliche Werke, Bd. 1, hrsg. vom Rilke-Archiv). Zur Begegnung mit dem Geheimnis benötigen wir Geduld, innerliche Reinigung, Stille und Erwartung.

5. Wir sprachen vorhin von zwei Geisteshaltungen zur Entdeckung des Gottes, der uns entgegenkommt. Die zweite - nach dem aufmerksamen und wachsamen Warten - ist die des Staunens, der Verwunderung. Man muß die Augen öffnen, um Gott bewundern zu können, der sich verbirgt und sich doch zugleich in den Dingen zeigt und der uns in den Raum des Mysteriums einführt. Eine Kultur der Technologie und noch mehr das übertriebene Eintauchen in materielle Wirklichkeiten hindern uns oft daran, die verborgene Seite der Dinge zu erkennen. Eigentlich enthält jedes Ding und jedes Ereignis, wenn man es in der Tiefe zu deuten vermag, eine Botschaft, die letztendlich zu Gott hinführt. Die Zeichen, die uns die Gegenwart Gottes offenbaren, sind also vielfältig. Damit sie uns nicht entgehen, müssen wir rein und einfach sein wie die Kinder (vgl. Mt 18,3-4), d. h. fähig zu bewundern, zu staunen, uns verwundern und verzaubern zu lassen von den göttlichen Gesten der Liebe und Nähe zu uns Menschen. In einem gewissen Sinne kann man auf das Geflecht des Alltags das anwenden, was das II. Vatikanische Konzil über die Verwirklichung des großen Planes Gottes durch die Offenbarung seines Wortes schrieb: »Der unsichtbare Gott [redet] aus überströmender Liebe die Menschen an wie Freunde und verkehrt mit ihnen, um sie in seine Gemeinschaft einzuladen und aufzunehmen« (Dei Verbum DV 2).

Seid wachsam, damit der Hausherr Euch nicht schlafend antrifft, wenn er plötzlich kommt. Diese Worte Jesu drücken das Wesen der christlichen Existenz aus: Das ganze Leben der Gläubigen ist ein Warten auf die Wiederkunft des Herrn.

Dieses Warten ist kein passiver Zeitvertreib. Unsere menschliche Existenz ist auf diese Begegnung mit Gott am Ende der Zeit ausgerichtet. Und doch ist es nicht einfach für uns Christen, in einer oberflächlichen und hastigen Gesellschaft, treu und gelassen auf diesen Zeitpunkt hin zu leben.

Seid wachsam! Wartet auf die Wiederkunft des Herrn, damit er seine Diener nicht schlafend antrifft!
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Mit dieser Aufforderung grüße ich die zahlreichen Pilger und Besucher, die aus den Ländern deutscher Sprache nach Rom gekommen sind. Besonders begrüße ich die anwesenden Jugendlichen. Euch, Euren lieben Angehörigen daheim und allen, die mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbunden sind, erteile ich von Herzen den Apostolischen Segen.



August 2000


Mittwoch, 2. August 2000

Hören auf Wort und Geist der Offenbarung im Kosmos

43
Liebe Schwestern und Brüder!

1. »Alle seine Werke sind vortrefflich, doch sehen wir nur einen Funken und ein Spiegelbild […] Sagten wir nochmal soviel, wir kämen an kein Ende; darum sei der Rede Schluß: Er ist alles! […] ist er doch größer als alle seine Werke« (
Si 42,22 43,27-27). Diese wundervollen Worte aus dem Buch Jesus Sirach sind eine Zusammenfassung des zu allen Zeiten und unter allen Himmeln erhobenen Lobgesanges auf den Schöpfer, der sich durch die Unermeßlichkeit und Großartigkeit seiner Werke offenbart.

Wenn auch in unvollkommenen Formen, so haben doch sehr viele Stimmen in der Schöpfung die Gegenwart ihres Urhebers und Herrn erkannt. Ein König und Dichter der ägyptischen Antike wandte sich folgendermaßen an seine Sonnengottheit: »Wie zahlreich sind deine Werke! Sie sind unserem Gesicht verborgen; du, einziger Gott, außerhalb dessen niemand existiert, du hast die Erde nach deinem Willen geschaffen, als du allein warst« (Hymne an Aton, vgl. J. B. Pritchard [Hrsg.], Ancient Near Eastern Texts, Princeton 1969, S. 369-371). Einige Jahrhunderte später preist auch ein griechischer Philosoph in einem wunderschönen Loblied die Gottheit, die sich in der Natur und insbesondere im Menschen offenbart: »Wir sind von deiner Art, und wir haben das Wort als Spiegelung deines Verstands; wir sind die einzigen beseelten Geschöpfe auf der Erde, die leben und sich bewegen« (vgl. Cleantes/Aratus, Hymne an Zeus, VV. 4-5). Der Apostel Paulus wird diesen Lobpreis wieder aufnehmen und sie in seiner Rede im Areopag von Athen zitieren (vgl. Ac 17,28).

2. Das Hören des Wortes, das der Schöpfer den Werken seiner Hände anvertraut hat, wird auch vom muslimischen Gläubigen gefordert: »O ihr Menschen, dienet eurem Herrn, der euch und die Früheren erschaffen; vielleicht fürchtet ihr ihn. Der euch die Erde zu einem Bett gemacht und den Himmel darüber erbaut, und vom Himmel Wasser hernieder sandte und durch dieses Früchte hervorbrachte zu eurer Nahrung« (Koran, 2. Sure, VV. 21-22, Übers. von M. Henning). Die jüdische Tradition, auf dem fruchtbaren Boden der Bibel gewachsen, wird die persönliche Gegenwart Gottes in jedem Winkel der Schöpfung entdecken: »Wo ich gehe - du! Wo ich stehe - du! Nur du, wieder du, immer du! […] Himmel - du, Erde - du, oben - du, unten - du! Wohin ich mich wende, an jedem Ende, nur du, wieder du, immer du!« (M. Buber, Die Erzählungen der Chassidim, Manesse Verlag, 1949, S. 342).

3. Die biblische Offenbarung ist in diese breite Erfahrung des religiösen Sinnes und Betens der Menschheit eingeschlossen und prägt ihr das göttliche Siegel ein. Dadurch, daß sie uns das Geheimnis der Dreifaltigkeit mitteilt, hilft sie uns, in der Schöpfung selbst nicht nur die Spur des Vaters, Ursprung jedes Geschöpfs, zu erkennen, sondern auch die des Sohnes und des Geistes. Der Blick des Christen ist nämlich auf die gesamte Dreifaltigkeit gerichtet, wenn er mit dem Psalmisten die Himmel betrachtet: »Durch das Wort des Herrn« - d. h. durch sein Ewiges Wort - »wurden die Himmel geschaffen, ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes« - d. h. durch seinen Heiligen Geist (Ps 33,6). »Die Himmel rühmen [also] die Herrlichkeit Gottes, vom Werk seiner Hände kündet das Firmament. Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der andern kund, ohne Worte und ohne Reden, unhörbar bleibt ihre Stimme. Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde« (Ps 19,2-5).

Das Hören unserer Seele muß frei von Lärm sein, um diese göttliche Stimme, die im Universum erklingt, hören zu können. Neben der eigentlichen, in der Heiligen Schrift enthaltenen Offenbarung tut sich Gott auch im Strahlen der Sonne und im Anbruch der Nacht kund. Auch die Natur ist in einem gewissen Sinne »das Buch Gottes«.

44 4. Wir können uns fragen, wie man in der christlichen Erfahrung die Betrachtung der Dreifaltigkeit durch die Schöpfung entwickeln könnte, und zwar indem man darin nicht nur allgemein eine Widerspiegelung des einen Gottes, sondern auch die Spur der einzelnen göttlichen Personen erkennt. Wenn es nämlich zutrifft, daß »der Vater und der Sohn und der Heilige Geist nicht drei Ursprünge der Schöpfung, sondern ein Ursprung« sind (Konzil von Florenz [1442], DS 1331), so trifft es doch auch zu, daß »jede göttliche Person das gemeinsame Werk gemäß ihrer persönlichen Besonderheit« wirkt (CEC 258).

Wenn wir also voller Bewunderung das Universum in seiner Größe und Schönheit betrachten, müssen wir die ganze Dreifaltigkeit loben; ganz besonders wenden sich unsere Gedanken jedoch dem Vater zu; aus ihm geht alles hervor, und er ist Quelle und Fülle des Geschöpfs selbst. Wenn wir dann über die Ordnung nachdenken, die den Kosmos trägt, und die Weisheit bewundern, mit der der Vater ihn geschaffen und mit Gesetzen, die seine Existenz ordnen, ausgestattet hat, kehren wir unmittelbar zum ewigen Sohn zurück, den uns die Heilige Schrift als Wort (vgl. Jn 1,1-3) und göttliche Weisheit (vgl. 1Co 1,24 1Co 1,30) darstellt. In dem herrlichen Loblied, das die Weisheit im Buch der Sprichwörter anstimmt und das zu Beginn unseres Treffens vorgelesen wurde, erscheint sie als diejenige, die »in frühester Zeit […] beim Ursprung der Erde« gebildet wurde (Pr 8,23). Die Weisheit ist im Augenblick der Schöpfung gewissermaßen als eine Art »Architekt « anwesend und bereit, ihre Freuden unter die Menschen zu bringen (vgl. Spr Pr 8,30 Spr Pr 8,31). In dieser Hinsicht hat die christliche Überlieferung darin das Antlitz Christi gesehen, »das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung […] alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand« (Col 1,15-17; vgl. Jn 1,3).

5. Im Licht des christlichen Glaubens läßt die Schöpfung besonders an den Heiligen Geist denken in der Dynamik, die die Beziehungen zwischen den Dingen innerhalb des Makro- und des Mikrokosmos kennzeichnet und die sich vor allem dort zeigt, wo das Leben entsteht und sich entwickelt. Durch diese Erfahrung wurde auch in den Kulturen, die dem Christentum fernliegen die Gegenwart Gottes als Geist anerkannt, der die Welt beseelt. Berühmt ist in diesem Zusammenhang der Ausdruck Vergils: »spiritus intus alit«, »der Geist nährt von innen« (Aeneis, VI, 726).

Der Christ weiß sehr wohl, daß eine solche Charakterisierung des Geistes unannehmbar wäre, wenn sie sich auf eine Art »Anima Mundi« - im pantheistischen Sinn verstanden - beziehen würde. Wenn man aber diesen Fehler ausschließt, bleibt es wahr, daß jede Form von Leben, Beseelen und Liebe letztendlich auf jenen Geist verweist, von dem das Buch Genesis sagt, daß er zu Beginn der Erschaffung der Welt »über dem Wasser schwebte« (Gn 1,2), und in dem die Christen einen Hinweis auf die Dritte Person der Heiligsten Dreifaltigkeit erkennen. Denn »dieser biblische Begriff der Schöpfung enthält nicht nur den Ruf ins Dasein des Kosmos als solchem, das heißt das Geschenk der Existenz, sondern auch die Gegenwart des Geistes Gottes in der Schöpfung, das heißt den Anfang der heilbringenden Selbstmitteilung Gottes an die Dinge, die er erschafft. Das gilt vor allem für den Menschen, der nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen worden ist« (Dominum et vivificantem DEV 12).

Angesichts der Entfaltung der Offenbarung im Kosmos verkünden wir das Werk Gottes mit den Worten des Psalmisten: »Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde« (Ps 104,30).

Größe und Schönheit der geschaffenen Werke lassen auf den Schöpfer schließen. Die alten Religionen und auch die Philosophie widmeten sich der Betrachtung der Natur und des Menschen mit seinen besonderen Fähigkeiten. Dabei erkannten sie in der Schöpfung das Wirken und die Gegenwart ihres Urhebers.

Erst in der biblischen Offenbarung vollendet sich diese religiöse Erfahrung des Menschen: Die Mitteilung des Geheimnisses der göttlichen Dreifaltigkeit führt uns zur vollen Erkenntnis des jeweiligen Wirkens von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist an den Menschen und seiner Umwelt.

Der Mensch ist befähigt, auf die göttliche Stimme im Widerhall des Universums zu lauschen. Daher ist die Natur wie ein aufgeschlagenes 'Buch Gottes'.
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Liebe Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache! Nützt die Zeit Eurer Ferien, um den dreifaltigen Gott in seinen Werken neu zu entdecken. Dabei wünsche ich Euch schöne und erholsame Tage. Gerne erteile ich Euch und allen, die mit uns über Radio Vatikan oder das Fernsehen verbunden sind, den Apostolischen Segen.


Mittwoch, 9. August 2000

45

Die entscheidende Begegnung mit Christus als dem fleischgewordenen Wort

Liebe Schwestern und Brüder!

1. In unseren früheren Betrachtungen sind wir der Menschheit bei ihrer Begegnung mit Gott gefolgt, der sie erschaffen und der sich auf seinen Straßen auf die Suche nach ihr gemacht hat. Heute werden wir über die höchste Begegnung zwischen Gott und Mensch meditieren, über jene Begegnung nämlich, die sich in Jesus Christus, dem göttlichen Wort, das Fleisch wird und unter uns wohnt (vgl. Jn 1,14), realisiert. Die endgültige Offenbarung Gottes - so bemerkte der hl. Bischof Irenäus von Lyon im 2. Jahrhundert - vollzog sich, als »das Wort Gottes Mensch geworden ist, indem es sich dem Menschen und den Menschen sich assimilierte, damit der Mensch durch seine Ähnlichkeit mit dem Sohne kostbar werde [vor dem Vater] (Adversus haereses V, 16,2; Bibliothek der Kirchenväter, Bd. 4, Kempten/ München 1912, S. 195). Diese innige Vereinigung zwischen Göttlichem und Menschlichem, die der hl. Bernhard mit dem »Kuß« aus dem Hohenlied vergleicht (vgl. Sermones super Cantica canticorum II), weitet sich in der Person Christi auf die von ihm angesprochenen Menschen aus. Diese Begegnung in Liebe weist verschiedene Dimensionen auf, die wir nun zu erläutern versuchen.

2. Es ist eine Begegnung, die sich im Alltäglichen in Zeit und Raum vollzieht. In diesem Zusammenhang ist der soeben verlesene Abschnitt aus dem Johannesevangelium aufschlußreich (vgl. Jn 1,35-42). Darin finden wir einen genauen zeitlichen Hinweis mit Angabe eines Tages und einer Stunde, eines Ortes und eines Hauses, in dem Jesus lebte. Da gibt es einfache Menschen, die sogar in ihrem Namen von jener Begegnung verändert werden. Wenn Christus den Lebensweg eines Menschen durchkreuzt, so bedeutet dies, daß dessen Entwicklung und dessen Pläne gründlich verändert werden. Als die Fischer aus Galiläa mit Jesus am Ufer des Sees zusammentrafen und seinen Aufruf hörten, »zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach« (Lc 5,11). Es ist eine radikale Wende, die kein Zögern zuläßt und auf einen Weg schickt, der zwar voller Schwierigkeiten, aber auch sehr befreiend ist: »Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach« (Mt 16,24).

3. Wenn Christus den Lebensweg einer Person kreuzt, beunruhigt er ihr Gewissen; er liest in ihrem Herzen wie bei der Samariterin, der er alles sagt, was sie getan hat (vgl. Jn 4,29). Vor allem aber weckt er Reue und Liebe wie bei Zachäus, der die Hälfte seines Vermögens den Armen schenkt und das Vierfache der von ihm zu Unrecht eingetriebenen Beträge zurückgibt (vgl. Lc 19,8). So geschieht es auch mit der reuigen Sünderin, der alle ihre Sünden vergeben werden, »weil sie so viel Liebe gezeigt hat« (Lc 7,47), und mit der Ehebrecherin, die nicht verurteilt, sondern ermahnt wird, ein neues Dasein fern von der Sünde zu führen (vgl. Jn 8,11). Die Begegnung mit Jesus kommt einer Neuerschaffung gleich: Daraus entsteht das neue Geschöpf, zu einer wahren Gottesverehrung fähig, die darin besteht, den Vater »im Geist und in der Wahrheit« anzubeten (Jn 4,23-24).

4. Christus auf dem eigenen Lebensweg zu begegnen bedeutet oft, körperliche Genesung zu finden. Seinen Jüngern gab Jesus den Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden, zu bekehren und die Sünden zu vergeben (vgl. Lc 24,47), aber auch die Kranken zu heilen, von allem Bösen zu befreien, zu trösten und zu stützen. Deshalb riefen die Zwölf »die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie« (Mc 6,12-13). Christus ist gekommen, um den ganzen Menschen zu suchen, ihm zu begegnen und ihn zu heilen. Als Bedingung für die Rettung fordert Jesus den Glauben, mit dem man sich vollkommen Gott, der in ihm wirkt, hingibt. Der Frau, die an Blutungen litt und als letzte Hoffnung den Saum seines Gewandes berührte, erklärt Jesus deshalb: »Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein« (Mc 5,34).

5. Das Kommen Christi zu uns hat den Zweck, uns zum Vater zu führen, denn »niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht« (Jn 1,18). Diese historische Offenbarung, von Jesus durch seine Gesten und Worte vollbracht, erreicht uns in der Tiefe durch das innerliche Wirken des Vaters (vgl. Mt 16,17 Jn 6,44-45) und durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes (vgl. Jn 14,26 Jn 16,13). Deshalb gießt ihn der auferstandene Jesus als Ursprung für die Vergebung der Sünden (vgl. Jn 20,22-23) und als Quelle göttlicher Liebe in uns aus (vgl. Rm 5,5). So kommt eine trinitarische Gemeinschaft zustande, die schon während des Erdendaseins beginnt und deren Ziel die vollkommene Anschauung ist, wenn »wir ihm ähnlich sein werden […]; denn wir werden ihn sehen, wie er ist« (1Jn 3,2).

6. Jetzt geht Christus weiter neben uns durch die Straßen der Geschichte - gemäß seinem Versprechen: »Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28,20). Er ist gegenwärtig durch sein Wort, »ein Wort, das ruft, das einlädt, das persönlich verpflichtet, so wie es den Aposteln erging. Wenn ein Mensch vom Wort erreicht wird, entsteht der Gehorsam, das heißt das Hören, das das Leben verändert. Der Mönch nährt sich jeden Tag vom Brot des Wortes. Ohne dieses Brot ist er wie tot und hat nichts mehr, was er den Brüdern mitteilen könnte, denn das Wort ist Christus« (Orientale lumen, 10).

Christus ist außerdem gegenwärtig in der Eucharistie, Quelle der Liebe, der Einheit und des Heils. In unseren Kirchen erklingen immer aufs neue die Worte, die er eines Tages in der Synagoge der kleinen Stadt Kafarnaum am See Tiberias sagte. Es sind Worte der Hoffnung und des Lebens: »Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag […]. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm« (Jn 6,54 Jn 6,56).

Der Mensch auf der Suche nach Gott stellt immer wieder die Frage: Wo kann ich Gott finden?

Heute möchte ich den Gipfel der Gottesbegegnung beleuchten. Es geht dabei nicht um einen Ort, sondern um eine Person mit Namen und Gesicht: Jesus Christus, das fleischgewordene Wort Gottes.

46 Die Evangelien erzählen uns, daß die Begegnung mit Jesus Christus Folgen hat. Die einen ändern ihre Lebenspläne: Aus Fischern am See werden Menschenfischer. Andere werden in ihrem Inneren zutiefst getroffen: Sie erkennen ihre Schuld und setzen, wie neugeboren, einen Neuanfang. Wieder andere dürfen erfahren, daß das Heil ganzheitlich ist: Sie werden geheilt an Leib und Seele.

Auch heute können wir Jesus begegnen. Er spricht zu uns in seinem Wort und schenkt sich uns im Brot des Lebens. So ist die Eucharistie zu Recht der Höhepunkt der Christusbegegnung. Gott und Mensch begegnen sich, Himmel und Erde "küssen sich" (vgl. Bernhard von Clairvaux).
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Liebe Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum! Ich grüße Euch herzlich in der Ewigen Stadt. Aus meinem eigenen Leben, angefangen als Priesterstudent in Rom bis hin zu meinem Dienst als Nachfolger Petri, weiß ich, daß auch Rom ein Ort der Christusbegegnung sein kann. Ich wünsche Euch diese Gnade im Heiligen Jahr und erteile Euch von Herzen den Apostolischen Segen.


Mittwoch, 23. August 2000



Liebe Schwestern und Brüder!

1. Rom hat letzte Woche ein unvergeßliches Ereignis erlebt: den Weltjugendtag, der in allen Beteiligten einen starken und tiefen Eindruck hinterlassen hat. Es war eine Wallfahrt im Zeichen der Freude, des Gebets und des Nachdenkens.

Die erste Empfindung, die spontan unseren Herzen entspringt, ist die des aufrichtigen Danks an den Herrn für dieses wahrhaft große Geschenk nicht nur für unsere Stadt und für die Kirche in Italien, sondern für die ganze Welt. Ich danke hiermit allen, die auf unterschiedliche Weise bei der Organisation und konkreten Durchführung dieses Treffens mitgearbeitet haben, das friedlich und geordnet abgelaufen ist. Gegenüber allen, angefangen beim Päpstlichen Rat für die Laien bis hin zum Zentralkomitee für das Jubiläumsjahr, der Italienischen Bischofskonferenz, der Diözese Rom, den zivilen und administrativen Autoritäten, den Polizeikräften, den Sanitätsdiensten, der Universität Tor Vergata und den verschiedenen Freiwilligenorganisationen, möchte ich erneut meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen.

2. Gerne gehe ich in Gedanken zu diesem wahrhaft außergewöhnlichen Treffen zurück, das alle Erwartungen, ja ich möchte fast sagen jede menschliche Hoffnung bei weitem übertraf. Ich habe den starken Wunsch, diesen Jugendlichen nochmals meine Freude darüber auszusprechen, daß ich sie am Abend des Fests der Aufnahme Mariens in den Himmel auf dem Platz vor dem Lateran und auf dem Petersplatz begrüßen konnte.

Die tiefe Ergriffenheit, mit der ich am Samstagabend an der Gebetsvigil in Tor Vergata teilnahm und am nächsten Tag den feierlichen Schlußgottesdienst zelebrierte, ist in mir geblieben.

Als ich das Areal im Hubschrauber überflog, bot sich von oben ein einzigartiger und beeindruckender Anblick: ein riesiger Teppich von fröhlichen Menschen, die sich über ihr Zusammensein freuten. Ich werde den Enthusiasmus dieser Jugendlichen niemals vergessen. Am liebsten hätte ich sie alle umarmt und jedem einzelnen von ihnen die Zuneigung zum Ausdruck gebracht, die mich mit den Jugendlichen unserer Zeit verbindet: Der Herr hat ihnen eine große Sendung im Dienst an der Zivilisation der Liebe anvertraut.


Generalaudienz 2000 40