Generalaudienz 1997 25


Mittwoch, 3. Dezember 1997


Liebe Schwestern und Brüder!

"Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt" (Jn 1,14). Mit diesen einfachen und klaren Worten drückt der Evangelist Johannes die Menschwerdung aus. Gleich am Anfang seines Evangeliums lesen wir: "Am Anfang war das Wort" (Jn 1,1). In einer Perspektive, die die Ewigkeit mit dem Zeitlichen verbindet, wird auf geheimnisvolle Weise der Weg angedeutet, den der Erlöser in der Geschichte gehen wird.

Christus ist besonders in der Geschichte des auserwählten Volkes gegenwärtig. Diese Geschichte ist durch ein intensives Warten auf den Messias, den Inbegriff des Königs, gekennzeichnet, in dem sich alle Versprechen erfüllen.

26 In seinem irdischen Leben können wir in Jesus sehen, daß er bewußt die Menschengestalt angenommen hat. In seiner Person erfüllen sich also die Versprechen des Alten Testamentes.
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Mit diesen Gedanken heiße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher herzlich willkommen. Mein besonderer Gruß gilt dem Männergesangverein Eintracht aus Ingenheim und der Pilgergruppe aus Lonsee. Euch allen und Euren Lieben daheim sowie den mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbundenen Gläubigen erteile ich gerne den Apostolischen Segen.



Mittwoch, 10. Dezember 1997


Liebe Schwestern und Brüder!

Das Große Jubiläum des Jahres 2000 lädt uns ein, uns an das Ereignis zu erinnern, das die christliche Zeitrechnung eingeleitet hat: die Geburt Jesu. In einfachen und zugleich bewegenden Worten erzählt der Evangelist Lukas: Maria "gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war" (Lc 2,7).

Christi Geburt macht die Menschwerdung Gottes sichtbar. Seit das Wort Fleisch geworden ist, hat auch die Zeit Anteil an der Ewigkeit. In das Dunkel der Erde scheint das Licht der Welt. Deshalb ist auch das bevorstehende Jahr 2000 nicht nur die Tür in ein neues Jahrtausend, sondern das Tor der Ewigkeit, das sich in Christus durch die Zeiten aufgetan hat.

Dies hat auch Bedeutung für unser persönliches Leben. Oft haben wir keine hohe Meinung von der Zeit. Sie scheint den Menschen mit seiner Zerbrechlichkeit und Vorläufigkeit zu konfrontieren. Seit jedoch die Ewigkeit in die Zeit eingegangen ist, erhält gerade die Zeit, die uns geschenkt wird, einen besonderen Wert. Denn unser Weg durch die Zeit ist keine Reise in das Nichts, sondern der Eingang in die Ewigkeit. Deshalb ist die wirkliche Gefahr nicht das Verfließen der Zeit, sondern ihre sinnlose Verschwendung.
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Diese Gedanken führen mich zur Aktion "Licht ins Dunkel", die auch heuer in Österreich stattfinden wird. Das Dunkel der Welt hat viele Gesichter: Armut, Krankheit, Behinderung, Krieg und Gewalt. Für unzählige Menschen in Not hat die Aktion, die in diesem Jahr ihr 25jähriges Bestehen feiern kann, "Licht ins Dunkel" gebracht. Durch den Lichtblick, der Menschen in Not geschenkt wurde, können sie erahnen, daß Jesus Christus, das wahre Licht der Welt, auch in dunklen Stunden nahe ist. Allen gilt mein Wunsch: Christus hat die Finsternis hell gemacht. Gesegnete Weihnachten!

Ebenso herzlich grüße ich die Pilger und Besucher aus den deutsch-sprachigen Ländern, besonders die Schönstatt-Pilgergruppe aus verschiedenen Diözesen. Ihnen allen sowie den über Radio Vatikan und das Fernsehen mit uns verbundenen Gläubigen erteile ich von Herzen den Apostolischen Segen.



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Mittwoch, 17. Dezember 1997


Liebe Schwestern und Brüder!

Das gesamte irdische Leben Jesu ist ein außergewöhnliches Ereignis, da durch das Geheimnis seiner Menschwerdung die Ewigkeit in die Zeit eingedrungen ist. Die Spanne seines Lebens auf Erden stellt eine einzigartige Zeit dar, nämlich die Zeit der Fülle der Offenbarung, in die der ewige Gott durch sein menschgewordenes Wort hineinspricht.

Diese Zeit wird für immer der bindende Bezugspunkt bleiben: Es ist die Zeit des Evangeliums. Alle Christen kommen darin überein, diese Zeit als Anfang ihres eigenen Glaubens anzuerkennen, da Jesus Christus durch sein Kommen das Leben aller Menschen verwandelt hat. Die Zeitgenossen Jesu hatten natürlich ein großes Privileg, doch die meisten von ihnen sind sich dessen nicht bewußt geworden. Wir selbst haben zwar nicht mehr den Vorzug, Jesus leiblich sehen und hören zu können. Aber durch die Gnade des Glaubens sind wir befähigt, in das Geheimnis Jesu Christi und seines Reiches einzudringen. Die Zeit des Evangeliums führt uns zur tiefen Erkenntnis der Person Jesu Christi. Sie hilft uns, in seinem irdischen Dasein einen Besuch Gottes unter den Menschen zu sehen. Dennoch haben nicht alle Menschen das Wort Gottes aufgenommen. Deshalb wurde das irdische Leben Jesu in seiner erlösenden Selbsthingabe besiegelt.
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Indem ich Euch, liebe deutschsprachige Pilger und Besucher, herzlich willkommen heiße, wünsche ich Euch eine gute Vorbereitung auf das Fest der Geburt des Erlösers. Euch allen und Euren Lieben daheim sowie den mit uns über das Fernsehen und Radio Vatikan verbundenen Gläubigen erteile ich gerne den Apostolischen Segen.











Generalaudienz 1997 25