Predigten 1978-2005 54


PASTORALBESUCH IN DER SCHWEIZ

WEIHE DES NEUEN ALTARES IN DER BASILIKA


Heiligtum von Einsiedeln - Freitag, 15. Juni 1984




Liebe Brüder und Schwestern!

55 1. Unter dem Kreuze Jesu stand seine Mutter (Jn 19,25). Als Pilger zu Unserer Lieben Frau von Einsiedeln haben wir uns heute in ihrem Heiligtum versammelt, um in Gebetsgemeinschaft mit ihr an diesem ehrwürdigen Ort das eucharistische Opfer Christi zu feiern. Ihre Gnadenkapelle steht an der historischen Stätte, wo der Benediktiner und Einsiedler Meinrad (gest. 861) vor über tausend Jahren durch sein heiliges Leben und Sterben die Fackel des Glaubens und der Gottesverehrung im sogenannten ”Finstern Wald“ entzündet hat. Die Söhne des hl. Benedikt haben diese durch ihr treues Gebet und Lebenszeugnis die Jahrhunderte hindurch brennend erhalten und an die nachfolgenden Generationen bis auf den heutigen Tag weitergereicht. An diesem Ort des Gebetes, der dem göttlichen Erlöser geweiht war, hat auch seine Mutter als Unsere Liebe Frau von Einsiedeln inmitten des Schweizer Volkes eine bleibende Stätte und den Ort ihrer besonderen Verehrung gefunden.

So grüßen wir heute Maria in diesem Heiligtum als die Mutter unseres Erlösers, der sie am Kreuz auch uns zur Mutter gegeben hat (Lc 1,48-49). Wir reihen uns geistig ein in die endlose Schar der Pilger, die von Generation zu Generation in dieses Gotteshaus gekommen sind, um sie selig zu preisen, weil der Mächtige Großes an ihr getan hat. In diesem großen Chor von Betern wollen wir zugleich mit Maria der Mutter Jesu, ”einmütig im Gebet“ verharren (Ac 1,14) und zusammen mit ihr die Großtaten Gottes preisen, der ”sich erbarmt von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten“ (Lc 1,50). Wir sind hierhergekommen, um nach der Tradition des Volkes Gottes, das in diesem Land lebt, zusammen mit der demütigen Magd des Herr die heiligste Dreifaltigkeit anzubeten: Vater, Sohn und Heiliger Geist; um das Werk der Erlösung zu betrachten und zu verehren, das sich hier seit so vielen Generationen mit ihrem mütterlichen Beistand vollzieht. Wir tun dies in unserer eucharistischen Versammlung um diesen Altar, der Christus versinnbildet und der dafür heute seine besondere kirchliche Weihe erhalten soll.

Herzlich grüße ich alle, die sich mit uns zu dieser Eucharistiefeier versammelt haben oder sich im Geiste mit unserem Gottesdienst vereinigen. Ich grüße die Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt, die Ordensleute, alle Pilgerinnen und Pilger sowie die Vertreter der staatlichen Behörden. Einen ganz besonderen Gruß richte ich an die anwesenden behinderten Brüder und Schwestern, die durch ihre Gebrechen und Prüfungen in einer besonderen Weise mit dem Leiden unseres Herr verbunden sind.

2. Bei der heutigen Feier der Eucharistie weihen wir den neuen Altar dieser Basilika. Die Weihe bereitet den Altar dazu vor, daß auf ihm das eucharistische Opfer dargebracht werden kann: das Opfer, in dem unter den Gestalten von Brot und Wein auf sakramentale Weise das Kreuzesopfer Christi erneuert wird. Dieses Sakrament ist das Sakrament unserer Einheit mit Gott im Tod und in der Auferstehung seines Sohnes.

In diesem Sakrament treten wir vor den heiligen Gott, ja begegnen wir der Heiligkeit Gottes selbst auf unmittelbare Weise - durch Jesus Christus: ”durch ihn, mit ihm und in ihm“. Wie heilig muß dann der Ort selber sein, auf dem dieses Sakrament gefeiert wird!

Wenn wir am Beginn des eucharistischen Hochgebetes das dreimalige ”Heilig, heilig, heilig . . .“ singen, so erklingt in diesem Gesang gleichsam ein ”fortwährendes Echo“ jener Vision des Jesaja, an die uns die Schriftlesung in der heutigen Laudes erinnert hat: ”Ich sah den Herrn . . . Serafim standen über ihm. Jeder hatte sechs Flügel . . . Sie riefen einander zu: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere"“ (Is 6,1-3).

Zugleich steigt durch die Eucharistie, in der sich das Geheimnis von Kreuz und Auferstehung Christi erneuert, diese Heiligkeit Gottes zu uns herab. Sie tritt im geopferten Gotteslamm leibhaftig in unsere Mitte und nähert sich unseren Herzen. In gewissem Sinn berührt sie - wie bei Jesaja - mit einem glühenden Stein vom Altar auch unsere Lippen.

Unsere Begegnung mit dem heiligen Gott fordert stets auch unsere persönliche Reinigung und Heiligung. Gott selbst schenkt sie uns als Frucht der Erlösung, die die nie versiegende Quelle des Heiles für uns Menschen ist. Wie Jesaja dürfen wir von ihm die trostvollen Worte hören: ”. . . deine Sünde ist gesühnt“ (ebd. 6, 7). Gott vermittelt uns seine heiligmachende Gnade vor allem durch die Sakramente der Kirche, aber auch durch unser Gebet und durch jede gute Tat, die wir aus Liebe zu ihm und zu unseren Mitmenschen verrichten. Das geistliche Leben des Christen formt sich und wächst durch eine ständige Reinigung. Je mehr die Dunkelheit der Sünde in uns schwindet, um so mehr können wir vom Lichte Christi erfaßt werden. Wir werden dadurch zugleich fähig, uns mit ihm in seiner Heilssendung für die Welt zu vereinen.

3. Unser ganzes Leben muß reinigende Vorbereitung auf unsere Begegnung mit dem heiligen Geist sein: einmal in der Ewigkeit, aber auch schon jetzt in der Eucharistie. Das Evangelium der heutigen Liturgie ermahnt uns ausdrücklich: ”Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar liegen, geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe“ (Mt 5,23-24). Unsere Teilnahme an der Eucharistie, die eine Quelle unserer Versöhnung mit Gott ist, soll zugleich auch Quelle unserer Versöhnung mit den Menschen sein.

Unser konkreter Alltag konfrontiert uns immer wieder unerbittlich mit Konflikten und Spannungen, mit Haß und Feindschaft: im eigenen Herzen, in der Familie, in der Pfarrgemeinde, am Arbeitsplatz und zwischen den Völkern. Je mehr die Menschen sich nach Verständigung und brüderlicher Eintracht untereinander sehnen, um so unerreichbarer scheinen diese für sie zu werden. Um so eindringlicher ist sich deshalb die Kirche heute dessen bewußt, daß ihr von Gott ”das Wort der Versöhnung zur Verkündigung anvertraut“ worden ist (2Co 5,19). Gott, der von uns Versöhnung fordert, bevor wir unsere Opfergabe zum Altar bringen, ist zugleich selber bereit, uns durch Christus und die Kirche zu dieser Versöhnung zu befähigen. Denn er hat ”in Christus die Welt mit sich versöhnt“ (ebd.) und uns in der Kirche das kostbare Sakrament der Versöhnung geschenkt. Wahre Versöhnung unter entzweiten und verfeindeten Menschen ist nur möglich, wenn sie sich gleichzeitig mit Gott versöhnen lassen. Echte Bruderliebe gründet in der Liebe zu Gott, der gemeinsame Vater aller ist.

Versöhnen wir uns also, liebe Brüder und Schwestern, die wir nun unsere Opfergabe zum Altar bringen wollen, in solch aufrichtiger Gottes- und Nächstenliebe mit allen, die etwas gegen uns haben. Versöhnen wir uns innerhalb unserer kirchlichen Gemeinschaft als Brüder und Schwestern in Christus! Nehmen wir Rücksicht aufeinander: der im Glauben Gebildete und Fortgeschrittene auf das Empfinden und die Frömmigkeit der einfachen Gläubigen; der stark Traditionsverbundene auf jene, die sich im Geist des II. Vatikanischen Konzils um eine authentische Erneuerung des religiösen und kirchlichen Lebens bemühen. Anstatt andere zu verwirren oder zu verletzen, müssen wir vielmehr auf Ausgleich und Verständigung bedacht sein, damit wir im gegenseitigen Ertragen, in Geduld und Liebe gemeinsam das Reich Gottes in unserer Mitte auferbauen, das ein Reich der Versöhnung und des Friedens ist. Nur so wird unsere tägliche Opfergabe auf unseren Altären bei Gott gnädige Annahme finden. Der Altar versinnbildet Christus, der - wie der Apostel sagt - ”unser Friede“ ist (Ep 2,14). Darum wird es gleich, auch im Weihegebet heißen: ”Dieser Altar sei ein Ort des vertrauten Umgangs mit dir und eine Stätte des Friedens“ (Oratio in altaris consecratione). Das Wesen des eucharistischen Opfers selbst, das ein Opfer der Versöhnung ist, und die uns darin begegnende Heiligkeit Gottes verlangen von uns diese vorbereitende Reinigung durch unsere Versöhnung mit den Mitmenschen.

56 4. Die Versöhnung mit den Brüdern und Schwestern öffnet uns den Weg zur Eucharistie, zum Opfer, dem Sakrament unserer Einheit mit Gott in Jesus Christus. Als in seinem Namen Getaufte und mit der Gabe des Heiligen Geistes Gefirmte und Gesalbte wurden wir zu einer ”heiligen Priesterschaft“. Zusammen mit Christus feiern wir in der Eucharistie seine liebende Hingabe an den Vater und werden in innigster Vereinigung mit ihm durch den Empfang seines geopferten Leibes und Blutes selber im Heiligen Geist Altar und eine Gott wohlgefällige Opfergabe. Dadurch ist die Eucharistie zugleich Höhepunkt im geistlichen Leben des Christen und Quelle für seine Spiritualität. Der hl. Gregor der Große fragt deshalb: ”Was ist der Altar Gottes, wenn nicht das Herz derer, die ein gutes (christliches) Leben führen?“ (S. Gregorii Magni, Homilia in Ezechielem, II, 10, 19). Und der Apostel schreibt: ”Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst“ (Rm 12,1). Unser ganzes Leben, unser Denken und Tun soll ein Akt gläubiger Gottesverehrung werden und mit Christus als wohlgefällige Gabe auf dem Altar zum Lobpreis des Vaters aufgeopfert werden.

Die Eucharistie, das Opfer Jesu Christi, das auf sakramentale Weise auf den Altären der Kirche - heute auf diesem neugeweihten Altar - Gott dargebracht wird, bildet von Anfang an den Mittelpunkt der christlichen Gemeinschaft und die tiefste Quelle des geistlichen Lebens eines jeden Christen. Wie wir soeben aus der Apostelgeschichte gehört haben, formten sich die ersten Christen zu einer Gemeinschaft, indem sie inmütig im Tempel verharrten und in Freude und Einfalt des Herzens miteinander Mahl hielten. Sie verharrten ”in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten“ (Ac 2,42). In dieser Weise lebt die Kirche seit dem Beginn ihrer Geschichte. Die Eucharistie ist der Mittelpunkt der christlichen Gemeinschaft, weil Christus in ihr der Kirche alle Gnadenschätze seines erlösenden Kreuzesopfers erschließt und die Gläubigen für ihre christliche Bewährung im Leben des Alltags mit seinem eigenen Fleisch und Blut nährt.

Diese innere Verbundenheit der Gläubigen mit Christus ist zugleich die Quelle der Einheit und brüderlichen Solidarität in der christlichen Gemeinde. Die besondere Beziehung zu Gott durch die Teilnahme am Opfer Christi erzeugt und fördert Gemeinschaft und Brüderlichkeit unter den Menschen. Die vertikale und horizontale Dimension der christlichen Berufung treffen sich im Zeichen des Kreuzes und finden darin ihre innere Einheit. Wie uns die Apostelgeschichte ebenfalls berichtet, hielten die ersten Christen nicht nur Gemeinschaft in der Feier der Eucharistie, sondern verkauften auch ”Hab und Gut und gaben davon allen, jedem so viel, wie er nötig hatte“ (ebd. 2, 45).

Das Geheimnis der Eucharistie ist ein Geheimnis der Liebe, das uns selber in Pflicht nimmt. Die Gemeinschaft im Brechen des eucharistischen Brotes macht uns um so empfänglicher für die Not, den Hunger und die Leiden unserer Mitmenschen. Wenn wir von dem Brot essen, durch das Christus uns Leben schenkt von seinem göttlicher Leben, müssen auch wir bereit sein, unser Leben mit dem Mitbruder zu teilen. Wenn wir uns aus dieser Quelle der Liebe nahren, sind auch wir aufgerufen, nicht nur etwas zu geben, sondern uns selbst im Dienst am Nächsten hinzugeben. Die frühe christliche Gemeinde hat uns dies beispielhaft vorgelebt. Deshalb konnten die Heiden von diesen Christen voller Bewunderung sagen: ”Seht, wie sie einander liebe!“ (Tertullianus: PL 1, 471).

Bei der Altarweihe wird uns das festliche Anzünden der Lichter am Altar an Christus erinnern, ”das Licht zur Erleuchtung der Heiden“ (Lc 2,32). Christus, der in der brüderlichen Liebe einer Gemeinde gegenwärtig ist, ist ein Licht, das über den Bereich der Kirche hinausstrahlt. Es hat eine missionarische Kraft. Darum heißt es von der ersten Christengemeinde: ”Der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten“ (Ac 2,47). Feiert deshalb, liebe Brüder und Schwestern, die heilige Eucharistie stets so, daß das Licht Christi von dort in euer Leben im Alltag und in die Welt hinausstrahlt. Feiert die ”Missa“ so, daß sie zur ”Missio“ führt: zur christlichen Sendung bei den Menschen.

5. Christus selbst verweist uns vom Kreuz herab auf seine Mutter: Seht da, eure Mutter! Die Mutter der göttlichen Gnade, Gerade sie ist ja der göttlichen Kraft der Erlösung durch Christus besonders nahe. Sie ist uns als Mutter unseres Erlösers auch nahe bei dieser Eucharistiefeier, in der wir den neuen Altar in ihrem Heiligtum von Einsiedeln weihen. Sie lehrt uns, wie wir aus unseren Begegnungen mit Christus in der Eucharistie immer wieder neue Kraft und Orientierung für unser geistliches Leben schöpfen können: ”Was er euch sagt, das tut!“ (Jn 2,5). Sie lehrt es uns selbst durch das Beispiel ihres eigenen Lebens. Als Jungfrau von Nazaret wie als Mutter des gekreuzigten und auferstandenen Herrn, an Pfingsten im Gebet mit den Jüngern vereint, lebt sie die innerste Bereitschaft des Herzens für das Kommen des Gottesreiches. Sie, der dieses ehrwürdige Heiligtum eures schönen Schweizer Landes geweiht ist, soll euch darin Vorbild und Lehrerin sein. Sie hat die Geheimnisse Gottes ”in ihrem Herzen überdacht“ (Lc 2,19 Lc 2,51). Als demütige Magd des Herrn ließ sie sich von Gottes Heilsplan und -wirken völlig in Dienst nehmen. Sie hat ihr ”Fiat“, ihr vorbehaltloses Ja zu Gott gesagt.

Laßt uns also, liebe Brüder und Schwestern, an diesem neugeweihten Altar zusammen mit Maria unter das Kreuz ihres Sohnes treten und in unserer Eucharistiefeier mit ihr die Großtaten Gottes preisen. Sie hilft uns, die alles überragende Heiligkeit Gottes zu erkennen. Sie führt uns zu unserer Versöhnung mit Gott in Christus. Sie lehrt uns die brüderliche Einheit untereinander und unsere Verantwortung für die Verkündigung des Evangeliums. Sie lehrt uns glauben, hoffen und lieben und so unser Leben ganz aus dem Geiste Christi zu gestalten. Laßt uns diese heilige Eucharistie so feiern, daß auch in unseren Herzen jene Worte erklingen und Wirklichkeit werden, die Maria bei der Verkündigung in Nazaret gesprochen hat: ”Ich bin die Magd des Herrn: mir geschehe, wie du gesagt hast“ (ebd.1, 38). Amen.



PASTORALBESUCH IN DER SCHWEIZ

MESSE FÜR DIE KATHOLIKEN DER DEUTSCH-SPRACHIGEN

UND DER RÄTEROMANISCHEN SCHWEIZ


Luzern - Samstag, 16. Juni 1984




Liebe Brüder und Schwestern!

Es ist unser Herr und Erlöser Jesus Christus, der uns heute in so großer Zahl hier zusammenführt, um in festlicher Gemeinschaft mit ihm Gott zu preisen, seine befreiende Botschaft zu hören und dann mit neuer Zuversicht an den Ort unseres Lebens und Wirkens zurückzukehren. Jedem einzelnen von euch möchte ich versichern, daß ich mich herzlich freue, mit euch zusammen das heilige Meßopfer hier zu feiern. Die eindrucksvolle Landschaft von Luzern, dieses alte politische und kulturelle Zentrum der Innerschweiz, das fast 300 Jahre lang Sitz eines Nuntius des Bischofs von Rom gewesen ist, bietet dabei unserer heutigen Begegnung einen würdigen Rahmen.

1. Die Botschaft des Evangeliums führt uns heute nach Nazaret. Wir sind Zeugen, wie Christus zum erstenmal öffentlich erklärt, daß sich an ihm die messianische Weissagung des Jesaja erfüllt. Wir erleben, wie er sich am Tag des Sabbat inmitten seiner Landsleute erhebt und die bekannten Worte aus dem Buch Jesaja vorliest:

57 ”Der Geist des Herrn ruht auf mir: / denn der Herr hat mich gesalbt. / Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; / damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde / und den Blinden das Augenlicht; / damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe“ (Lc 4,18-19).

Als dann ”die Augen aller in der Synagoge auf ihn gerichtet waren“ (ebd. 4, 20), sagte Jesus: ”Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“. An ihm selbst hat es sich erfüllt (ebd. 4, 21): Das ganze weitere Wirken Jesu von Nazaret, von diesem Augenblick bis zu seinem Tod am Kreuz und zur Auferstehung, wird dies bestätigen.

Der Heilige Geist, der auf ihm ruhte, sollte jedoch nicht auf ihn allein beschränkt bleiben. Am Pfingsttag hat Christus ihn als Frucht seines erlösenden Leidens an die Apostel und seiner ersten Jünger weitergeschenkt, und er schenkt ihn ständig weiter, um die Kirche und die Menschen immer mehr ”in die ganze Wahrheit einzuführen“ (Jn 16,13). Auf diese Weise setzt sich die messianische Zeit Jesu Christi fort, die in Nazaret begonnen hat, als er, den man für den Sohn des Zimmermanns hielt, die Worte des Propheten Jesaja auf sich bezog.

Diese damalige Begebenheit von Nazaret wiederholt sich an vielen Orten der Erde, inmitten der verschiedenen Völker. Immer wieder tritt Christus vor die Menschen und sagt ihnen dieselben Worte: ”Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt . . .“. Heute sagte er diese Worte zu uns, hier, auf Schweizer Boden. In dieser Eucharistiefeier wird er uns als der gesalbte und Gesandte des Herrn selber gegenwärtig und wird für uns durch seine Frohe Botschaft und seine eucharistische Speise zur Quelle der Hoffnung.

2. Die christliche Hoffnung schenkt uns Kraft und Zuversicht, unseren Weg durch eine Welt zu gehen, die viele mit Angst und Schrecken erfüllt und deren Werte sich aufzulösen scheinen; durch eine Welt, in der der Mensch sich immer weniger geborgen fühlt, in der die internationalen Konflikte zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd sich noch verschärfen und die Verelendung eines großen Teils der Menschheit durch Hunger und Armut weiter fortschreitet. Die ungeheuren technischen Errungenschaften und deren möglicher Mißbrauch sowie die konventionelle und atomare Rüstung drohen das Überleben der Menschheit selber in Frage zu stellen. Diese weltweite Gefährdung des Menschen ist eine Herausforderung für alle Nationen, für die Verantwortlichen der Völker und jeden einzelnen von uns. Sind wir uns dessen genügend bewußt? Auch hier in Europa - auch bei euch in der Schweiz?

Ich bin zu euch in ein Land gekommen, das in gewisser Hinsicht einzigartig ist: Vor mehr als 170 Jahren war euer Land zum letztenmal in einen auswärtigen Krieg verwickelt; vor bald 140 Jahren litt euer Land zum letztenmal unter einem Bruderkrieg; vor bald 70 Jahren erschütterte zum letztenmal ein Generalstreik euren Staat. Ich bin in einem Land, das durch den Fleiß seiner Bürger und durch glückliche Umstände seiner Geschichte zu einem Hort des Friedens und Wohlstands geworden ist. Die Schweiz erscheint somit als ein einzigartiges, gesegnetes, glückliches Land.

Aber ist sie wirklich ein solch glückliches Land, eine Insel der Geborgenheit inmitten der bedrohlichen Weltbrandung? Gibt es nicht auch bei euch in der Schweiz den Zerfall von Werten, den Verfall ethischer Normen, die Angst vor der Zukunft, das Gefühl der Sinnlosigkeit, den Verlust der Geborgenheit, die Furcht, daß sich Fortschritt und Reichtum nicht mehr beherrschen lassen? Steht nicht auch hinter all diesen Erscheinungen ein wachsendes Maß an Hoffnungslosigkeit?

Die Neutralität eures Landes bewahrt euch nicht davor, daß auch ihr in die weltweiten geistigen und politischen Auseinandersetzungen unserer Tage hineingezogen werdet. Auch ihr seid in die Entscheidung und vor große Aufgaben gestellt. Was ist zum Beispiel zu tun, um die langsame innere Aushöhlung der sittlichen Grundwerte im gesellschaftlichen Zusammenleben aufzuhalten; um den einzelnen und den Familien wieder Mut zum Leben und Vertrauen in die Zukunft zu geben? Oder daß der Wohlstand eures Landes zu einem immer wirksameren Friedensdienst für die internationale Völkergemeinschaft beiträgt? Seid ihr euch der Werte bewußt, die unbedingt eure Aufmerksamkeit und besondere Pflege verdienen wie Treue, Zuverlässigkeit, Familiensinn, Achtung vor dem Leben von der Empfängnis bis zum Tod, Solidarität der Bürger, verantwortungsbewußter Umgang mit Natur und Lebensraum?

Durch die Offenbarung Gottes und das eigene Gewissen hat der Mensch viele hohe Ideale für ein menschenwürdiges und erfülltes Dasein kennen und schätzen gelernt. Zu ihrer ständigen konsequenten Verwirklichung aber scheinen ihm immer mehr die Kräfte zu fehlen. Unzählige Probleme hat der moderne Mensch zu lösen vermocht, immer neue türmen sich zu seinem Schrecken vor ihm auf: Er beginnt zu zweifeln am stetigen Fortschritt seiner Werke, und sein anfänglicher grenzenloser Optimismus schlägt um in lähmende Angst.

In dieser uns alle bedrängenden Lage kommt uns der christliche Glaube in einer besonderen Weise zu Hilfe. Er schenkt uns den erforderlichen Mut, unseren Weg im Vertrauen auf Gott, der auch der Herr unserer Geschichte ist, hoffnungsvoll und besonnen weiterzugehen.

3. Die Worte des Apostels Paulus, vor über 1900 Jahren an die Christen in Rom geschrieben und uns soeben als Lesung vorgetragen, haben auch heute noch ihre Gültigkeit: ”Wir wissen, daß die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, daß wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden“ (Rm 8,22-23).

58 Wie sehr ist es wahr, daß der Mensch ”seufzt“ : der vielerorts geschundene, gejagte, verängstigte Mensch; der Mensch, der sein Bestes gibt und doch nur Stückwerk schafft und sich - selbst bei bestem Willen - oft gegen harte Widerstände voranquälen muß! Wie sehr hören wir alle dieses Seufzen: aus dem eigenen Herzen wie auch von Menschen an unserer Seite, ja sogar von der ”gesamten Schöpfung“, von der mißhandelten, ausgebeuteten Natur, von den nach Luft und Lebensraum ringenden Pflanzen und Tieren!

Und doch hört Paulus in dieser Weltklage ein Seufzen, das auf ”Geburtswehen“ hinweist: Es bereitet sich darin etwas Positives vor; hier soll etwas geboren werden; hier wartet alles mit Schmerzen auf einen endgültigen Durchbruch. Das Seufzen ist von Hoffnung beseelt. Der Apostel sagt noch deutlicher: ”Wir warten darauf, daß wir mit der Erlösung des Leibes als Söhne (und Töchter) offenbar werden“. Er spricht also von einer Wirklichkeit, die bereits in uns zugegen ist, aber noch ”offenbar“ werden muß, sich noch ganz durchsetzen muß. Diese Wirklichkeit nennt er die ”Erstlingsgabe des Geistes“. Dies ist der Geist Jesu Christi, unseres Erlösers, der als der auferstandene und erhöhte Herr von Gott aus mit dem Licht und der Lebensglut seines Geistes die Schöpfung überall dort bewegt und durchpulst, wo ihm Glaubensbereitschaft und Liebe entgegengebracht werden. Jeder Gläubige, jede Gemeinde Christi trägt bereits den Geist Christi in sich, allerdings vorerst nur als ”Erstlingsgabe“, wie der Apostel sagt, als Anfang, als Anstoß zur Vertiefung und Entfaltung, als Samenkorn und Sauerteig. Die mühsame Zeit des Wachsens läßt uns seufzen; das bereits wirksame innere Leben mit Gott erweckt in uns zugleich starke Hoffnung und tiefe Freude. Mit Paulus bekennen wir uns so zu einem christlichen Realismus: ”Wir sind gerettet, doch in der Hoffnung“ (
Rm 8,24).

4. Ein jeder von uns ist in dieses schmerzvolle Ringen um die Geburt einer menschenwürdigeren, einer christlicheren Welt in uns und um uns hineingestellt. Wir müssen uns vor allem ehrlich eingestehen, daß es Sünde und Schuld in unserem Leben gibt. Viele Ängste und Nöte unserer Zeit haben ihre Ursachen in der Schuld der Menschen. Gerade als Christen sind wir zu ständiger Umkehr und zu einem tiefen Glauben aufgerufen, damit unser Zeugnis für Christus, den Erlöser des Menschen, leuchtend und überzeugend wird. Wir müssen uns darum bemühen, daß der Geist Christi, den wir schon als ”Erstlingsgabe“ besitzen, in unserem Denken und Handeln immer mehr zum Durchbruch kommt.

Werdet ”offen für Christi Geist“ : Dazu ermahnt euch das Motto, unter das ihr meinen Pastoralbesuch in der Schweiz gestellt habt. Offen für Christi Geist, der uns den Erlöser und sein Wort immer tiefer zu verstehen lehrt. Offen für Christi Geist, damit wir als Söhne und Töchter Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes Zeugnis geben für das wahre Heil der Welt. Offen für Christi Geist, der ein Geist der Hoffnung ist. Wer die Zukunft nur dunkel sieht, wer behauptet, der Mensch und die Welt hätten keinen Sinn mehr, der hat Gott vergessen. Gott verläßt die Welt nicht, seine Pläne mit ihr scheitern nicht. Gott hat die Welt ”so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Jn 3,16). Wir als Kirche sind das pilgernde Gottesvolk, dessen Weg Jesus Christus, ist, dessen Ziel Gott selbst ist in seiner Herrlichkeit.

Die christliche Hoffnung nimmt freilich nicht alles Dunkel weg, läßt nicht Leiden und Nöte, Sorgen und Ängste verschwinden. Im Gegenteil, Gott selber ist es, der unsere Leiden und Nöte ernst nimmt. Vor dem hellen Osterfest steht der dunkle Karfreitag, steht das Kreuz Christi. Ebenso bleibt auch unsere Hoffnung stets vom Kreuz gezeichnet; vom Kreuz jedoch, das die Verheißung und den Sieg der Auferstehung bereits in sich trägt. Der glaubende und hoffende Mensch weiß sich auch in allen Widerwärtigkeiten und Prüfungen umfangen vom unendlichen, liebenden Gott.

5. Wem ein solcher hoffnungsvoller Glaube geschenkt ist, der ist auch hellsichtig für das vielfältige Wirken des Geistes Christi in unseren Tagen und an unzähligen bekannten wie unbekannten Orten in der Welt. ”Der Geist des Herrn ruht auf mir; . . . der Herr hat mich gesalbt; er hat mich gesandt“ (Lc 4,18), so hat Jesus damals in Nazaret gerufen. In allen, die ihm nachfolgen, die sein Lebensprogramm zu dem ihrigen machen, setzt er duch seinen Geist diese Sendung fort. Auch auf uns ruht der Geist des Herrn; er hat uns gesalbt in den heiligen Sakramenten der Taufe und Firmung und so Christus, dem Gesalbten, ähnlich gemacht. Auch uns will der Gottesgeist treiben und stärken, damit wir - gerade heute - das Heil und die Hoffnung in unsere Welt hineintragen.

Die Wirklichkeit der Erlösung wird offenkundig in der Gegenwart des Geistes: des Geistes der Wahrheit, der die Welt der Lüge überführt; des Geistes des Trostes, in dessen Kraft Christus den Armen ständig die Frohe Botschaft verkündet; denen Hoffnung geschenkt, deren Würde mißachtet wird und die keine Zukunft mehr sehen. Gottes Geist befreit den Menschen aus der Gefangenschaft der Schuld, aus der Verstrickung in selbstsüchtiges Denken und Streben. Er befreit zu einem guten und erlösenden Gebrauch der menschlichen Freiheit. Auch heute öffnet der Geist Christi den Blinden die Augen für die wahren Werte des Lebens, für Gottes Gegenwart und Wirken in der Schöpfung und im Gang der Geschichte. Er schenkt den Zerschlagenen Kraft und Zuversicht, vor allem jenen, die um ihres Glaubens willen leiden und verfolgt werden. Christus läßt durch das Wirken seines Geistes das ”Gnadenjahr des Herrn“ im Leben und in der Geschichte der Menschen fortdauern, das Gnadenjahr des Bundes und der Freundschaft mit Gott.

6. In diesem Wirken des Geistes unter den Menschen setzt sich die messianische Sendung Christi fort. Er verkündet und errichtet dadurch in der Welt das Reich Gottes, das ein Reich der Wahrheit und der Liebe, ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens ist. Zugleich nimmt sich darin ”auch der Geist unserer Schwachheit an“, wie es im Römerbrief heißt (Rm 8,26). Seine Hilfe erreicht das Leben des Menschen von innen her und schenkt ihm vor allem neue Kraft zum Beten: Wenn wir nicht wissen, worum wir in rechter Weise beten sollen, ”tritt der Geist selber für uns ein . . .“ (ebd.). Gott selbst kommt unserer Schwachheit zu Hilfe und führt durch seinen Geist zur Vollendung, was wir nur bruchstückweise und unvollkommen beginnen. Unser stammelndes Beten wird dadurch aufgenommen in die ewige Anbetung des göttlichen Geistes und wird so zum Gebet, das die Verheißung der Erhörung besitzt. Dieses Gebet in der Kraft des Geistes bringt Hoffnung in diese Welt, die voller Angst und vom Verlust der Werte bedroht ist. Es hat Macht, diese Welt zu verändern!

Am Tag der Schöpfung ist dem Menschen als Auftrag die ganze sichtbare Welt, vor allem die Erde, übertragen worden, damit er sie mit ”der Arbeit seiner Hände“ umgestalte. Heute schaut der Mensch in Angst auf die Frucht seiner Arbeit: Wohin ist er mit der Umgestaltung der sichtbaren Welt gekommen? Welche Zukunft erwartet unseren Planeten?

Besinnen wir uns angesichts dieser Ungewißheit und Gefahr wieder neu auf die Macht des Gebetes! Der Herr hat dem Menschen das Gebet aufgetragen, damit er die Welt von seinem Herzen her umforme; damit er sie verwandle im Heiligen Geist; damit er sie menschlicher mache; damit er in ihr zusammen mit Christus das Reich Gottes auferbaue. Im Gebet vor allem liegt für uns Christen unsere Stärke, in ihm liegt die Quelle unserer Hoffnung.

So erbitte ich euch als Gabe und Gnade dieses Gottesdienstes, was einst der Apostel Paulus für die Gläubigen in Rom erbeten hat: ”Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, damit ihr reich werdet an Hoffnung in der Kraft des Heiligen Geistes“. Und ich füge hinzu: damit ihr reich werdet in Gott, um anderen vom Reichtum eures Glaubens und eurer Hoffnung schenken zu können ”in der Kraft des Heiligen Geistes“. Amen.

59 7. Con grande gioia vi saluto qui a Lucerna nella vostra lingua.

La regione romancia è un Paese di antica tradizione cristiana. Questo si manifesta in molti monumenti religiosi e santuari, nella vita parrocchiale, nel canto religioso e nelle opere letterarie. Questo mi fa molto piacere e vi invito tutti ad approfondire la fede nella vita privata, nelle famiglie, nella Chiesa e nello Stato. Apritevi allo Spirito di Cristo!

Esprimo un particolare ringraziamento a tutti coloro che sono al servizio della Chiesa locale e delle missioni.

Con l’antico saluto “Allegra” imploro per voi la benedizione del Signore!



PASTORALBESUCH IN DER SCHWEIZ

HL. MESSE MIT PRIESTERWEIHE


Sion - Sonntag, 17 Juni 1984




Chers Frères et Soeurs,

1. “Sursum corda”: “Elevons notre coeur!”. Aujourd’hui le coeur de l’Eglise réagit avec une ferveur particulière à cette invitation qui introduit chaque prière eucharistique. Aujourd’hui nous répondons avec une intensité de foi toute spéciale: “Habemus ad Dominum”: “Nous le tournons vers le Seigneur!”.

Dans le cadre admirable de ces montagnes, mieux qu’ailleurs peut-être, élevons-nous comme Moïse vers le Dieu du ciel et de la terre. Contemplons dans la foi le Mystère de Dieu. C’est vers Lui-même que notre foi se tourne. Un mystère insondable. Dieu est Dieu, l’Etre au-delà de tout ce que nous pouvons concevoir, plus grand que ce qui monte au coeur de l’homme. La révélation chrétienne lève en partie le voile sur sa Vie intime, mais elle conduit notre foi au seuil d’un mystère plus profond encore: l’unité de la Trinité. Celui qui est le Dieu unique est en même temps Père, Fils et Saint-Esprit. Chacune des personnes divines est incréée, immense, éternelle, toute-puissante, Seigneur; et cependant il n’y a qu’un Dieu incréé, immense, tout-puissant, Seigneur. “Le Père n’a été fait par personne, il n’est ni créé, ni engendré; le Fils vient du Père seul, il n’est ni fait, ni créé, ni engendré; l’Esprit Saint vient du Père et du Fils, il n’est ni fait, ni créé, ni engendré, mais il procède d’eux”. Ainsi s’exprimait une très ancienne profession de foi (symbole dit de saint Athanase). Ce Dieu d’infinie Majesté qui se manifeste à Moïse et se tient dans la mystérieuse nuée, ce Dieu transcendant qui révèle son insondable vie, la tendresse de son infinité d’amour, il nous est permis de nous approcher de lui: nous l’adorons, prosternés devant lui. Le bonheur nous est donné, dans la foi, de contempler en lui la Trinité Sainte, avant la pleine vision de sa Gloire.

2. “Béni soit Dieu, le Père de notre Seigneur Jésus-Christ” (Ep 1,3). “Il a tant aimé le monde qu’il a donné son Fils unique” (Io. 3, 16). Par son Fils, non seulement il a révélé son Nom, sa Gloire, comme en une Epiphanie de Dieu qui le manifeste de façon unique, mais il a montré envers nous sa tendresse, sa miséricorde, son amour, sa fidélité, bien au-delà de ce que Moïse pouvait entrevoir: “D’avance, il nous a destinés à devenir des fils par Jésus-Christ”, “à devenir son peuple” (Ep 1,5 Ep 1,11). Notre adoration, notre chant de louange est en même temps une action de grâce pour ce “don gratuit dont il nous a comblés en son Fils bien-aimé”. Car “le premier don fait aux croyants” est l’Esprit qui poursuit l’oeuvre du Fils et “achève toute sanctification” (Prex eucharistica, IV), l’Esprit qui donne à l’Eglise l’unité du Corps, l’appelle à manifester aux hommes le salut, car par lui la présence de Dieu l’habite.

3. “Tu feras de nous un peuple qui t’appartienne” (Ex 34,9). Toute l’Eglise est le peuple du Dieu vivant. Et dans son sein, notre assemblée liturgique a sa place. C’est ici l’Eglise qui est en Suisse, particulièrement l’Eglise qui est à Sion; elle se rassemble, héritière d’une longue histoire, depuis Saint Théodule. Patron du diocèse, au pied de cette colline de Valère dominée par l’antique cathédrale dédiée à Notre-Dame, au coeur de la vallée du Rhône. Au milieu de leur rude vie de montagnards, les Valaisans ont su garder vivante leur foi catholique et leurs traditions chrétiennes, en communion avec l’Evêque de Rome, Successeur de Pierre, qui est si heureux de visiter aujourd’hui la cathédrale actuelle, mais surtout cette maison spirituelle faite de pierres vivantes (1P 2,5) qu’est l’Eglise à Sion. Et je salue avec elle l’Eglise qui se réunit autour de l’Abbaye Saint-Maurice, dans cette même vallée du Rhône, et qui est héritière de la foi professée jusqu’au martyre par saint Maurice et ses soldats de la légion thébaine. Comme saint Paul, je viens “pour vous affermir ou plutôt pour nous réconforter mutuellement par la foi qui nous est commune, à vous et à moi” (Rm 1,11-12). Ce qui nous lie, en fait, est bien plus profond et plus mystérieux qu’un rapport organique ou même un attachement affectueux: “L’Eglise universelle apparaît comme un "peuple qui tire son unité de l’unité du Père et du Fils et du Saint-Esprit"” (S. Cypriani, De Oratione Dominica, 23: PL 4, 553).

4. Dans le cadre de la liturgie eucharistique d’aujourd’hui, des fils de votre Eglise - de Sion ou d’autres diocèses ou instituts suisses - vont devenir prêtres “selon l’ordre de Melchisédech” (Ps 109,4 He 5,6 He 7,17), en recevant le sacrement de l’Ordre.


Predigten 1978-2005 54