Predigten 1978-2005 353


JOHANNES PAUL II.

TE DEUM

6. Januar 2001

Hochfest der Erscheinung des Herrn

Liebe Brüder und Schwestern!


1. Mit dem feierlichen Gesang des Te Deum werden wir gleich unseren Dank zu Gott erheben für das unschätzbare Geschenk, das das Heilige Jahr für die Kirche und die Menschheit bedeutete.

In unseren Dank stimmen die Diözesen der ganzen Welt mit ein, die dieses Jubiläum intensiv und in beständiger Gemeinschaft mit der Kirche von Rom gefeiert haben. Nicht vergessen werden darf die herzliche Teilnahme von Christen anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften wie auch die Anteilnahme der Anhänger anderer Religionen an der Freude der Christen über dieses außergewöhnliche Ereignis.

2. Es ist mir ein Bedürfnis, in diesem Augenblick meine tief empfundene Anerkennung zum Ausdruck zu bringen gegenüber den Institutionen und den Verantwortlichen der italienischen Regierung, der Region Latium, der Provinz und Gemeinde Rom, die ihren Einsatz für ein gutes Gelingen des Jubiläums erbracht haben.

Mein Dank gilt dem Zentralkomitee des Großen Jubiläums und all jenen, die in seinen verschiedenen Kommissionen und Abteilungen mitgearbeitet haben. Ich danke allen, die für die Feier der heiligen Liturgie und der Gebetszeiten Sorge getragen haben, sowie denjenigen, die den Pilgern den wertvollen Dienst des Zuhörens und der Beichte leisteten.

Ein herzlicher Dank geht an die Ordnungskräfte, die Mitarbeiter der Empfangs-, Informations- und Sanitätsdienste; an die »Römische Agentur für das Jubiläum« und die ungefähr 70 000 »volontari« [Freiwilligen] jeden Alters und jeder Herkunft, die im Laufe des Jubiläumsjahres unablässig aufeinanderfolgten; den Familien, die in ihren Häusern Pilger aufgenommen haben, insbesondere Jugendliche. Es sind wirklich sehr viele, die ihren Beitrag geleistet haben: Niemand soll sich von meinem herzlichen, tiefempfundenen Dank ausgenommen fühlen.

354 Überdies möchte ich all jenen danken, die in geistlicher Weise zum Gelingen des Jubiläums beigetragen haben: Ich denke an die Klausurschwestern und -mönche wie auch an die vielen Personen, besonders die Alten und Kranken, die unablässig gebetet und ihr Leid für das Jubiläum aufgeopfert haben. In besonderer Weise möchte ich den Kranken danken, die sich monatlich in der Basilika Santa Maria Maggiore getroffen haben, sowie all jenen, die aus allen Teilen Italiens hier zusammengekommen sind.

Allen möchte ich von Herzen meinen Dank aussprechen!

Am Ende seiner kurzen Ansprache begrüßte Papst Johannes Paul II. die Gläubigen in verschiedenen Sprachen. An die Pilger, die aus dem deutschsprachigen Raum kamen, wandte er sich mit folgenden Worten:

Herzlich grüße ich die Pilger aus den Ländern deutscher Sprache. Heute hat sich die Heilige Pforte geschlossen. Doch der Zugang zum lebendigen Christus bleibt immer offen. So ist der Schluß des Großen Jubiläums zugleich ein wichtiger Anfang: Christus wünscht sich einen neuen Aufbruch. Dazu begleite euch Gottes treuer Segen.



FEST DER TAUFE DES HERRN


7. Januar 2001


Liebe Brüder und Schwestern!

1. Das heutige Fest, das die Weihnachtszeit abschließt, bietet uns die Gelegenheit, uns in geistiger Weise als Pilger an das Jordanufer zu begeben, um an einem geheimnisvollen Ereignis teilzunehmen: an der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer. Wir haben den Bericht aus dem Evangelium gehört: »Zusammen mit dem ganzen Volk ließ auch Jesus sich taufen. Und während er betete, öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: ›Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden‹« (Lc 3,21 –22).

Jesus offenbart sich also als der »Christus«, der eingeborene Sohn, dem das besondere Wohlgefallen des Vaters zuteil wird. Auf diese Weise beginnt er sein öffentliches Leben. Diese »Offenbarung« des Herrn folgt jener in der Heiligen Nacht, die geprägt ist durch die Bescheidenheit der Krippe, und der gestrigen Begegnung mit den Magiern, die im Kind den von den antiken Schriften angekündigten König verehren.

2. Auch dieses Jahr habe ich die Freude, aus einem so bedeutenden Anlaß einigen Neugeborenen das Sakrament der Taufe zu spenden. Ich grüße die Eltern, die Paten und Patinnen sowie alle Angehörigen, die sie hierherbegleitet haben.

In Kürze werden diese Kinder zu lebendigen Gliedern der Kirche. Sie werden gesalbt mit dem Katechumenenöl, dem Zeichen der sanften Kraft Christi, die ihnen zum Kampf gegen das Böse geschenkt wird. Über sie wird das Weihwasser gegossen, das wirksame Zeichen der inneren Reinigung durch die Gabe des Heiligen Geistes. Dann werden sie mit dem Chrisam gesalbt als Hinweis darauf, daß sie so nach dem Abbild Jesu, des vom Vater Gesalbten, geweiht werden. Die an der Osterkerze entzündete Kerze ist Symbol für das Licht des Glaubens, das die Eltern, Paten und Patinnen mit der lebendigmachenden Gnade des Geistes ständig bewahren und nähren sollen.

Daher wende ich mich an euch, liebe Eltern, Paten und Patinnen. Euch wird heute die Freude zuteil, diesen Kindern das schönste und wertvollste Geschenk zu machen: das neue Leben in Christus, dem Erlöser der gesamten Menschheit.

355 Von euch, Väter und Mütter, die ihr schon mit dem Herrn zusammengearbeitet habt, um diese Kleinen zur Welt zu bringen, fordert Er eine weitere Mitwirkung. Er fordert von euch, die Wirkungen seines heilbringenden Wortes durch euren Einsatz in der Erziehung dieser neuen Christen zu fördern. Seid immer bereit, diesen Auftrag treu zu erfüllen.

Auch von euch, liebe Paten und Patinnen, erwartet Gott eine besondere Zusammenarbeit: Sie findet ihren Ausdruck in der Unterstützung, die ihr den Eltern in der Erziehung dieser Kinder nach den Lehren des Evangeliums gebt.

3. Die christliche Taufe, die durch das Sakrament der Firmung bekräftigt wird, macht alle Gläubigen – einen jeden gemäß den wesenseigenen Bedingungen seiner spezifischen Berufung – für die großartige Sendung der Kirche mitverantwortlich. Jeder muß sich in seinem Bereich, mit seiner eigenen Identität und in Gemeinschaft mit den anderen und der Kirche mit dem einzigen Erlöser des Menschengeschlechts solidarisch fühlen.

Dies läßt uns an all das denken, was wir vor kurzem im Heiligen Jahr erlebt haben. In dessen Verlauf ist die Lebendigkeit der Kirche vor den Augen aller Menschen zutage getreten. Dem Christen bleibt als Erbe dieses einzigartigen Ereignisses die Aufgabe, den eigenen Glauben im gewohnten Kontext des Alltagslebens zu bekräftigen.

Der allerseligsten Jungfrau empfehlen wir diese kleinen Geschöpfe, die ihre ersten Schritte im Leben tun. Bitten wir sie vor allem, uns dabei zu helfen, unseren Weg im Einklang mit der Taufe zu gehen, die wir vor Jahren erhalten haben. Bitten wir sie auch darum, daß diese Kleinen, mit dem weißen Gewand als Zeichen ihrer neuen Würde als Kinder Gottes bekleidet, ihr ganzes Leben lang wahre Christen und mutige Zeugen des Evangeliums seien.

So sei es!



ABSCHLUß DER GEBETSWOCHE FÜR DIE EINHEIT DER CHRISTEN

Donnerstag, 25. Januar 2001

Basilika St. Paul vor den Mauern



1. »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben« (Jn 14,6). Diese Worte aus dem Johannesevangelium haben die Gebetswoche für die Einheit der Christen, die heute zu Ende geht, hell gemacht. Wie eine Art Programm strahlen sie in das neue Jahrtausend hinein, in das wir eingetreten sind.

Gern grüße ich mit Hochachtung und Herzlichkeit die Delegierten der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die meiner Einladung gefolgt und heute hier anwesend sind, um an dieser ökumenischen Wortgottesfeier teilzunehmen. Damit wollen wir die Tage festlich beschließen, die einem noch intensiveren Gebet für die große Sache gewidmet waren, die uns allen am Herzen liegt.

Über die Mitglieder der hier zusammengekommenen Delegationen möchte ich die Verantwortlichen und Gläubigen der jeweiligen Konfessionen erreichen und ihnen den brüderlichen Friedensgruß übermitteln.

356 2. »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.« Wie das Herz der Jünger Jesu, so bleibt auch das Herz des Menschen oft verunsichert angesichts der unvorhersehbaren Ereignisse der Existenz (vgl. Jn 14,1). Viele, besonders junge Menschen, fragen sich, welchen Weg sie einschlagen sollen. In dem Gewitter von Worten, das täglich über sie einbricht, fragen sie: Was ist Wahrheit? Was ist die richtige Richtung? Wie kann man durch das Leben die Macht des Todes bezwingen?

Das sind Grundfragen, in denen sich ausdrückt, daß in vielen Menschen eine Sehnsucht nach der geistlichen Dimension des Daseins wieder erwacht ist. Auf diese Fragen hat Jesus schon geantwortet, als er feststellte: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.« Die Aufgabe der Christen besteht darin, mit der Kraft ihres Zeugnisses diese entscheidende Botschaft heute neu vorzulegen. Nur so wird die Menschheit unserer Tage entdecken können, daß Christus Gottes Kraft und Weisheit ist (vgl. 1Co 1,24), daß nur in Ihm die Erfüllung aller menschlichen Sehnsüchte liegt (vgl. Gaudium et spes GS 45).

3. Die ökumenische Bewegung des 20. Jahrhunderts hatte das große Verdienst, dieses Zeugnis mit Klarheit neu zu bestätigen. Nach Jahrhunderten von Trennung, Unverständnis, Gleichgültigkeit und – leider auch – Gegensätzen ist in den Christen das Bewußtsein wieder erwacht, daß der Glaube an Christus sie verbindet und eine Kraft hat, die das, was sie trennt, zu überwinden vermag (vgl. Enzyklika Ut unum sint UUS 20). Durch die Gnade des Heiligen Geistes hat sich die katholische Kirche mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil unumkehrbar dazu verpflichtet, den Weg der Suche nach der Ökumene einzuschlagen (vgl. ebd., 3).

Die Unterschiede, die nach wie vor zwischen uns bestehen, dürfen und können nicht gering geachtet werden. Im Hinblick auf die Wahrheit sucht echtes ökumenisches Bemühen keine Kompromisse und macht keine Konzessionen – im gleichzeitigen Wissen darum, daß die Spaltungen unter den Christen im Gegensatz zum Willen Christi stehen. Man weiß, daß sie ein Ärgernis sind, das die Stimme des Evangelium schwächt. Das ökumenische Bemühen geht nicht dahin, die Spaltungen zu ignorieren, sondern zu überwinden.

Gleichzeitig läßt uns das Wissen darum, was zur vollen Gemeinschaft noch fehlt, das umso höher schätzen, was wir schon gemeinsam haben. Denn trotz der Mißverständnisse und vielen Probleme, die noch verhindern, daß wir uns voll eins fühlen dürfen, gibt es auch außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche bedeutende Elemente der Heiligung und Wahrheit der einen Kirche Christi, die auf die volle Einheit hindrängen (vgl. Lumen gentium LG 8,15 Unitatis redintegratio UR 3). Außerhalb der katholischen Kirche besteht in der Tat kein kirchliches Vakuum (vgl. Ut unum sint UUS 13). Ja, es gibt viele Früchte des Geistes, wie etwa die Heiligkeit und das Zeugnis für Christus, das mitunter bis zum Vergießen des eigenen Blutes ging; sie geben uns Anlaß zu Bewunderung und Dankbarkeit (vgl. Unitatis redintegratio UR 4 Ut unum sint, 12,15).

Die Dialoge, die sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil entwickelten, haben das gemeinsame Erbe und die gemeinsame Aufgabe der Christen auf neue Weise bewußt gemacht und zu sehr beachtlichen Ergebnissen geführt. Sicher haben wir das Ziel noch nicht erreicht, aber wir haben wichtige Schritte nach vorn gemacht. Wir waren Fremde und nicht selten Gegner; nun sind wir Nächste und Freunde geworden. Wir Christen haben neu entdeckt, daß wir Brüder und Schwestern sind. Wir wissen, daß unsere Taufe uns in den einen Leib Christi, in eine noch nicht vollständige, aber doch wirkliche Gemeinschaft einbindet (vgl. Ut unum sint, 41f.). Wir haben allen Grund, den Herrn zu loben und ihm Dank zu sagen.

4. Mit zutiefst dankbarem Herzen lasse ich das Jubiläumsjahr in der Erinnerung noch einmal vorüberziehen. Was den ökumenischen Einsatz angeht, hat es wahrhaft prophetische und ergreifende Zeichen gesetzt (vgl. Novo millennio ineunte NM 12).

In leuchtender Erinnerung bleibt die Begegnung in dieser Basilika am 18. Januar 2000, als zum ersten Mal eine Heilige Pforte im Beisein von Delegierten der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften aus der ganzen Welt geöffnet wurde. Der Herr hat mir sogar noch mehr gewährt: Mit dem Vertreter meines Bruders im Osten, des Patriarchen Bartholomäus, und mit dem Primas der Anglikanischen Gemeinschaft an der Seite konnte ich die Schwelle jener Pforte überschreiten, die Symbol für Christus ist. Für ein kurzes Wegstück – es war allzu kurz! – sind wir miteinander gegangen, doch wie ermutigend war dieser kurze Weg, Zeichen der Vorsehung Gottes auf dem Weg, der noch vor uns liegt! Zusammen mit den Vertretern zahlreicher Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften haben wir uns am 7. Mai vor dem Kolosseum erneut zusammengefunden, um der Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts zu gedenken: Wir haben diese Feier erlebt als Lebenssamen für die Zukunft (vgl. Novo millennio ineunte NM 7,41).

Voll Freude habe ich der Initiative des ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. zugestimmt, am Vorabend des Festes der Verklärung Christi am 6. August das Millennium mit einem Tag des Gebetes und Fastens zu feiern. Innerlich bewegt, denke ich auch an die ökumenischen Begegnungen während meiner Pilgerreise nach Ägypten, zum Berg Sinai und besonders ins Heilige Land.

Außerdem erinnere ich mich voll Dankbarkeit an den Besuch der Delegation, die der ökumenische Patriarch zum Fest der hll. Petrus und Paulus zu mir gesandt hat, und an den Besuch des Obersten Patriarchen und Katholikos aller Armenier Karekin II. Auch die vielen Vertreter der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, mit denen ich in diesen letzten Monaten in Rom zusammengetroffen bin, sind mir unvergeßlich.

5. Das Jubiläum hat uns auf heilsame Weise auch die noch bestehenden schmerzlichen Trennungen merken lassen. Sie zu verschleiern oder zu ignorieren wäre nicht redlich. Doch sie dürfen weder in gegenseitige Vorwürfe münden noch zu Mutlosigkeit führen. Den Schmerz über das mangelnde Verständnis oder über die Mißverständnisse muß man durch Gebet und Buße, durch Gesten der Liebe und mit Hilfe der theologischen Forschung überwinden. Die noch offenen Fragen sind kein Hindernis für den Dialog. Vielmehr soll man sie als Einladung sehen zu einer offenen und wohlwollenden Gegenüberstellung. Die Frage steht wieder im Raum: »Quanta est nobis via?« Wir können es nicht wissen, aber uns beseelt die Hoffnung, daß uns die Gegenwart des Auferstandenen leitet und die unerschöpfliche Kraft seines Geistes, die zu immer neuen Überraschungen fähig ist (vgl. Novo millennio ineunte NM 12).

357 In dieser Sicherheit fest verankert blicken wir in das neue Jahrtausend. Es liegt vor uns wie eine unendliche Wasserfläche, in die wir unsere Netze auswerfen müssen (vgl. Lc 5,6f.). Meine Gedanken gehen besonders zu den jungen Menschen, die das neue Jahrhundert aufbauen werden und ihm einen neuen Stempel aufdrücken könnten. Unser gemeinsames Zeugnis ist ihnen gegenüber eine Verpflichtung.

6. Eine wesentliche Aufgabe ist in dieser Hinsicht die Reinigung des Gedächtnisses. Im zweiten Jahrtausend standen wir gegeneinander; wir waren gespalten, haben uns gegenseitig verurteilt und bekämpft. Wir müssen die Schatten und Wunden der Vergangenheit vergessen und uns auf die Stunde Gottes ausstrecken, die vor uns liegt (vgl. Ph 3,13).

Das Gedächtnis reinigen bedeutet auch, eine Spiritualität der Gemeinschaft nach dem Bild des dreifaltigen Gottes (koinônia)aufzubauen, die das Wesen der Kirche selbst verkörpert und deutlich macht (vgl. Novo millennio ineunte NM 42). Wir müssen die Gemeinschaft konkret leben, die unter uns – wenn auch nicht in vollkommener Weise – schon besteht. Wir lassen die Mißverständnisse hinter uns und sollen uns begegnen, uns besser kennen und lieben lernen und – wo immer es möglich ist – als Brüder und Schwestern zusammenarbeiten.

Der Dialog der Liebe wäre jedoch nicht aufrichtig ohne den Dialog der Wahrheit. Die Überwindung unserer Unterschiede schließt eine ernsthafte theologische Forschung ein. Wir können die Unterschiede nicht umgehen; wir können das Glaubensgut nicht verändern. Aber wir können uns natürlich darum mühen, die Lehre der Kirche im Licht der Heiligen Schrift und der Kirchenväter zu vertiefen und auf eine heute verständliche Weise auszulegen.

Uns ist es indes nicht möglich, »die Einheit zu machen«. Sie ist Geschenk des Herrn. So müssen wir, wie wir es während dieser Woche getan haben, darum bitten, daß uns der Geist der Einheit geschenkt werde. Die katholische Kirche betet bei jeder Eucharistiefeier: »Herr, schau nicht auf unsere Sünden, sondern auf den Glauben deiner Kirche, und schenke ihr nach deinem Willen Einheit und Frieden.« Das Gebet um die Einheit hat in jeder Eucharistie seinen Platz. Es ist die Seele der ganzen ökumenischen Bewegung (vgl. Ut unum sint UUS 21).

7. Das soeben begonnene neue Jahr eignet sich besonders gut dazu, um gemeinsam zu bezeugen, daß Christus »der Weg, die Wahrheit und das Leben« ist. Wir werden dazu Gelegenheit haben; schon zeichnen sich vielversprechende Anregungen ab. So werden im Jahr 2001 alle Christen die Auferstehung des Herrn an einem einzigen Datum feiern. Das sollte uns dazu ermutigen, einen Konsens für ein gemeinsames Datum dieses Festes zu finden. Der Sieg Christi über Haß und Tod hat auch die Initiative des Ökumenischen Rates der Kirchen angeregt, die nächsten zehn Jahre der Überwindung der Gewalt zu widmen.

Groß ist meine Erwartung im Hinblick auf meine bevorstehenden Reisen nach Syrien und in die Ukraine. Ich wünsche mir, daß sie zur Versöhnung und zum Frieden unter den Christen beitragen mögen. Noch einmal will ich zum Pilger werden, unterwegs auf den Straßen der Welt, um Zeugnis abzulegen für Christus, der »Weg, Wahrheit und Leben« ist.

Eure Anwesenheit bei dieser Feier, liebe Delegierten der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, ermutigt mich in diesem Bemühen, das ich als wesentlichen Bestandtteil meines Dienstes sehe. Gehen wir gemeinsam mit neuem Schwung den Weg, der zur vollen Einheit führt! Christus geht mit uns.

Ihm sei die Ehre in alle Ewigkeit. Amen.



FEST DER DARSTELLUNG DES HERRN

Freitag, 2. Februar 2001

V. ,,Tag des geweihten Lebens"


358 1. »Komm, Herr, in deinen heiligen Tempel« (vgl. Antwortpsalm).

Mit diesem Bittruf, den wir im Antwortpsalm gesungen haben, bringt die Kirche am heutigen Tag, an dem sie der Darstellung Jesu im Tempel von Jerusalem gedenkt, ihren Wunsch zum Ausdruck, Jesus auch in der Gegenwart ihrer Geschichte aufnehmen zu können. Die Darstellung des Herrn ist ein eindrucksvolles liturgisches Fest, das seit ältester Zeit vierzig Tage nach Weihnachten gefeiert wird, gemäß den Vorschriften, die das jüdische Gesetz für die Geburt jedes Erstgeborenen festlegte (vgl.
Ex 13,2). Wie aus dem Bericht des Evangeliums hervorgeht, hielten sich Maria und Josef treu an diese Vorschrift.

Christliche Traditionen des Ostens und Westens haben sich miteinander verbunden und bereichern die Liturgie dieses Festes mit einer besonderen Prozession: Das Licht der Kerzen ist Symbol für Christus, das wahre Licht, das gekommen ist, um sein Volk und alle Völker zu erleuchten. Auf diese Weise steht der heutige Gedenktag mit der Geburt und der Erscheinung des Herrn in enger Verbindung. Doch gleichzeitig bildet er eine Art Brücke zum Osterfest, da er die Weissagung des greisen Simeon in Erinnerung ruft, der bei jener Gelegenheit das dramatische Schicksal des Messias und seiner Mutter voraussagte.

Der Evangelist berichtet sehr detailliert von dieser Begebenheit: Zwei greise alte Menschen, Simeon und Anna, die voller Glaube und erfüllt vom Heiligen Geist waren, empfingen Jesus im Heiligtum von Jerusalem. Sie verkörpern den »Rest Israels«, der wachsam und bereitwillig darauf wartet, dem Herrn entgegenzugehen, so wie es bereits die Hirten bei seiner Geburt in Betlehem getan hatten.

2. Im Tagesgebet der heutigen Liturgie baten wir darum, daß auch wir, »im Geiste vollkommen erneuert«, dem Herrn dargebracht werden gemäß dem Vorbild Jesu, des Erstgeborenen von vielen Brüdern. In besonderer Weise seid ihr, Ordensmänner, Ordensfrauen und geweihte Laien, dazu berufen, an diesem Geheimnis des Erlösers teilzuhaben. Es ist ein Geheimnis der Selbsthingabe, bei dem Herrlichkeit und Kreuz untrennbar miteinander verschmelzen, entsprechend dem österlichen Charakter, der der christlichen Existenz eigen ist. Es ist ein Geheimnis des Lichtes und des Leidens: ein marianisches Geheimnis, bei dem der Mutter – gebenedeit mit ihrem Sohn – das Martyrium der Seele vorhergesagt wird.

Wir könnten sagen, daß heute in der ganzen Kirche ein einzigartiges »Offertorium« gefeiert wird, bei dem die geweihten Männer und Frauen ihre Selbsthingabe in geistlicher Weise erneuern. Hierdurch helfen sie den kirchlichen Gemeinschaften, in ihrer Dimension des Sich-Schenkens zu wachsen, durch die sie in ihrem Innersten errichtet, aufgebaut und auf den Straßen der Welt vorangetrieben werden.

Mein herzlicher Gruß richtet sich an euch, liebe Brüder und Schwestern, die ihr den zahlreichen Familien des geweihten Lebens angehört; durch eure Gegenwart wird die Basilika Sankt Peter mit freudiger Stimmung erfüllt. In besonderer Weise grüße ich Kardinal Eduardo Martínez Somalo, den Präfekten der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, der der heutigen Eucharistiefeier vorsteht.

3. Wir begehen dieses Fest noch mit tiefen Empfindungen im Herzen über die vor kurzem zu Ende gegangene Zeit des Jubiläums, die wir erleben durften. Wir haben den Weg wiederaufgenommen, indem wir uns von jenen Worten leiten ließen, die Christus an Simon Petrus richtete: »Duc in altum – Fahr hinaus …«(Lc 5,4). Die Kirche erwartet auch euren Beitrag, liebe geweihte Brüder und Schwestern, um diesen neuen Wegabschnitt beschreiten zu können gemäß den Orientierungslinien, die ich im Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte aufgezeigt habe: das Antlitz Christi betrachten, bei Ihm neu anfangen, für seine Liebe Zeugnis geben. Ihr seid dazu gerufen, diesen Beitrag Tag für Tag zu erbringen insbesondere durch die Treue gegenüber eurer Berufung als Personen, die sich Christus vollkommen geweiht haben.

Eure Hauptaufgabe soll daher in der Betrachtung bestehen. Jede Realität des geweihten Lebens entsteht durch die unablässige Betrachtung des Antlitzes Christi und wird durch sie tagtäglich erneuert. Die Kirche selbst schöpft ihre Tatkraft aus der täglichen Gegenüberstellung mit der unermeßlichen Schönheit des Antlitzes Christi, ihres Bräutigams.

Wenn jeder Christ ein Gläubiger ist, der das Angesicht Gottes in Jesus Christus betrachtet, so seid ihr dies in besonderer Weise. Es ist daher notwendig, daß ihr unermüdlich über der Meditation der Heiligen Schrift verweilt, und vor allem der heiligen Evangelien, damit sie die Wesenszüge des menschgewordenen Wortes in euch einprägen.

4. Neu anfangen bei Christus, dem Mittelpunkt eines jeden persönlichen und gemeinschaftlichen Vorhabens: hierin besteht eure Aufgabe! Meine Lieben, sucht die Begegnung mit ihm, und betrachtet ihn besonders in der täglichen Feier und Anbetung der Eucharistie als Quelle und Gipfel der Existenz und allen apostolischen Wirkens.

359 Und schreitet mit Christus voran: Dies ist der Weg der Vollkommenheit im Geiste des Evangeliums und der Heiligkeit, zu der jeder Getaufte berufen ist. Gerade die Heiligkeit ist einer der wesentlichen Punkte – ja, geradezu der erste – jenes Programmes, das ich für den Beginn des neuen Jahrtausends entworfen habe (vgl. Novo millennio ineunte NM 30 –31).

Wir haben soeben die Worte des greisen Simeon an Christus gehört: »Dieser ist dazu bestimmt, daß in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden« (Lc 2,34). Ebenso wie er, und in dem Maße, wie wir ihm gleichförmig werden, wird auch die geweihte Person zum »Zeichen des Widerspruchs«; sie wird für die anderen zu einem heilsamen Ansporn, der Stellung beziehen läßt gegenüber Jesus, der – durch die ergreifende Vermittlung des »Zeugen« – nicht eine bloße historische Persönlichkeit oder ein abstraktes Ideal bleibt, sondern sich als lebendige Person zeigt, der wir bedingungslos angehören sollen.

Erscheint euch dies nicht ein unerläßlicher Dienst, den die Kirche in dieser durch tiefe soziale und kulturelle Veränderungen gekennzeichneten Zeit von euch erwartet? Nur wenn ihr beharrlich und treu Christus nachfolgt, werdet ihr zu glaubwürdigen Zeugen seiner Liebe.

5. »…ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel« (Lc 2,32). Das geweihte Leben ist dazu gerufen, das Licht Christi in einzigartiger Weise widerzuspiegeln. Wenn ich euch betrachte, liebe Brüder und Schwestern, denke ich an die Schar von Männern und Frauen aller Völker, Sprachen und Kulturen, die sich Christus mit den Gelübden der Armut, Jungfräulichkeit und des Gehorsams geweiht haben. Diese Gedanken erfüllen mich mit Zuversicht, da ihr eine Art »Sauerteig« der Hoffnung für die Menschheit seid. Ihr seid »Salz« und »Licht« für die Männer und Frauen unserer Zeit, die in eurem Zeugnis das Reich Gottes und den Lebensstil der »Seligpreisungen« des Evangeliums verwirklicht sehen.

Nehmt – ebenso wie Simeon und Anna – Jesus aus den Armen seiner allerseligsten Mutter entgegen, und, erfüllt von Freude über das Geschenk der Berufung, tragt ihn zu allen Menschen. In Christus ist Heil und Hoffnung für jeden Menschen! Verkündigt ihn durch euer Dasein, das ganz dem Reich Gottes und dem Heil der Welt gewidmet ist. Verkündigt ihn mit jener bedingungslosen Treue, die, auch in jüngster Zeit, einige eurer Mitbrüder und -schwestern in verschiedenen Teilen der Welt mit dem Martyrium bezahlt haben.

Seid allen Menschen, denen ihr begegnet, Licht und Trost. Seid wie brennende Kerzen von der Liebe Christi entflammt. Verzehrt euch für ihn, indem ihr überall das Evangelium seiner Liebe verbreitet. Durch euer Zeugnis werden auch die Augen so vieler Männer und Frauen unserer Zeit das Heil sehen, das »Gott vor allen Völkern bereitet hat, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel«.

Amen.



PASTORALBESUCH IN DER RÖMISCHEN PFARREI

ST. ALFONSO MARIA DE' LIGUORI

Sonntag, 4. Februar 2001



1. »Duc in altum! – Fahr hinaus auf den See!« (Lc 5,4). Diese Aufforderung Jesu an den Apostel Petrus steht heute, am fünften Sonntag im Jahreskreis, im Mittelpunkt der Liturgie.

Auf diese Worte habe ich auch in meinem Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte zurückgegriffen, das ich während der Abschlußfeier des Heiligen Jahres unterzeichnet habe. Nachdem ich die grundlegenden Elemente, welche die Ereignisse des Jubiläums prägten, noch einmal vor unserem geistigen Auge habe vorüberziehen lassen, zeigte ich die Richtlinien für das Leben der Kirche und ihre Sendung der Evangelisierung auf.

»Meister … wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen« (Lc 5,5). Mit diesen Worten antwortet Simon Petrus auf die Aufforderung Christi. Er verbirgt seine Enttäuschung über die Erfolglosigkeit der Arbeit einer ganzen Nacht nicht, folgt aber dennoch den Worten des Meisters und vertraut ihm – entgegen seiner Überzeugung als Fischer, der seinen Beruf gut kennt. Wir wissen, wie es weitergeht. Als Petrus die überreich mit Fischen gefüllten Netze sieht, wird ihm der Abgrund bewußt, der ihn, den »Sünder«, von demjenigen trennt, den er nun als seinen Herrn anerkennt. Er fühlt sich innerlich verwandelt, und auf die Aufforderung des Meisters hin läßt er die Netze zurück und folgt ihm nach. Der Fischer aus Galiläa wird damit zum Apostel Christi, zum Fels, auf den Christus seine Kirche baut.

360 2. Mit großer Freude besuche ich heute, zum ersten Mal nach dem außergewöhnlichen Gnadenereignis des Großen Jubiläums, eine römische Pfarrei. Eure Kirche befindet sich nicht weit von dem Ort, der »Saxa Rubra« genannt wird, an dem der Überlieferung nach im Jahre 312 auf geheimnisvolle Weise das Kreuz erschien. »In hoc signo vinces« [In diesem Zeichen wirst du siegen]: Diese euch allen bekannten Worte haben einen ideellen Bezug zu denen, die wir heute gehört haben: »Duc in altum –Fahr hinaus auf den See.« Das Vertrauen in Christus bringt uns dazu, gemeinsam mit ihm den Weg des Leidens und des Todes zu beschreiten. Doch das, was von uns Menschen als Niederlage betrachtet werden könnte, wird unter dem bedeutungsvollen Zeichen des Mysteriums des Kreuzes zur Garantie des sicheren und endgültigen Sieges.

Diese Betrachtungen erinnern mich an Don Eulogio Carballido Diaz, den unermüdlichen und beliebten Seelsorger, der diese Gemeinde fünfundzwanzig Jahre lang betreut hat. Jedes Jahr unternahm er mit vielen von euch eine Wallfahrt nach »Saxa Rubra«, um das Bildnis der Unbefleckten Jungfrau und Gottesmutter zu verehren, das ich selbst zu meiner großen Freude krönen durfte. Der Herr, der ihn vor einem Jahr unerwartet zu sich gerufen hat, gewähre ihm den himmlischen Lohn, der seinen guten und treuen Dienern zugedacht ist.

3. Mit großer Zuneigung grüße ich euch alle, liebe Brüder und Schwestern der Pfarrei »Sant’ Alfonso Maria de’ Liguori«! Ein besonderer Gruß gilt dem Kardinalvikar, dem Weihbischof von Rom-Nord, eurem Pfarrer, Stefano Alberici, den mitarbeitenden Priestern und den Vertretern der Kinder und Jugendlichen, denen ich für die Willkommensworte zu Beginn dieser Meßfeier herzlich danken möchte. Meine Gedanken gehen auch an die beiden in dieser Pfarrei wirkenden Ordensgemeinschaften: an die Franziskanerschwestern von Susa und die Kleinen Töchter der hll. Herzen Jesu und Mariens.

Ganz besonders begrüße ich euch, liebe Pfarrmitglieder von Sant’ Alfonso, die ihr in so großer Zahl erschienen seid, um diese Sonntagsmesse zu feiern, sowie alle Bewohner dieses Stadtteils, in dem in den letzten Jahren neben landwirtschaftlichen Betrieben und den nach der schrecklichen Überschwemmung von 1965 neuerrichteten Häusern neue, moderne Wohnviertel entstanden.

4. »Duc in altum! – Fahr hinaus auf den See!« Liebe Brüder und Schwestern dieser Pfarrei, was bedeutet für euch zu Beginn des neuen Jahrtausends »auf den See hinauszufahren«? Die ersten Bewohner dieser Randgebiete der Stadt Rom waren Einwanderer aus Mittel- und Süditalien, die einen einfachen und aufrichtigen Glauben und eine tief verwurzelte religiöse Tradition mitbrachten. So konnte unter der Leitung eines eifrigen Pfarrers eine hinsichtlich ihres Glaubens an Christus und ihrer Solidarität gegenüber den sozial Schwachen aktive und wache Gemeinschaft entstehen.

Gewiß gab und gibt es auch hier, wie überall, Schwierigkeiten und Prüfungen. Doch könnt ihr mit dem hl. Paulus sagen, daß die Gnade Gottes an euch nicht ohne Wirkung geblieben ist (vgl.
1Co 15,10). Der Same des Guten, der in den vergangenen Jahren ausgestreut wurde, bringt nun reiche Frucht. Mit den am 1. Oktober letzten Jahres eingeweihten neuen Gebäuden verfügt eure Pfarrei über eine angemessene Struktur, um die Einwohner dieses Stadtviertels aufzunehmen und auszubilden, wobei den Kindern und Jugendlichen ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden muß.

Während ich also all das Gute betrachte, das aus eurer Mitte schon hervorgegangen ist, rufe ich euch zu: »Fahrt hinaus …«! Werdet, als Einzelpersonen, aber auch als Gemeinschaft Missionare der Liebe des Herrn. Nehmt euch eines jeden Mannes und jeder Frau an, die in diesem Gebiet leben und arbeiten, und folgt dem Beispiel eures himmlischen Schutzpatrons, des hl. Alfons, dessen stete Sorge der Evangelisierung galt.

5. Um unseren Blick noch mehr zu weiten, müssen wir uns fragen: Was bedeutet »auf den See hinausfahren« für die Gemeinschaft unserer Diözese? Bedeutet dies nicht, daß wir von Christus ausgehen müssen, um allen die Botschaft des Heils zu bringen?

Hierzu möchte ich noch anmerken, daß die Diözese mit großem Einsatz ein Treffen vorbereitet, das im kommenden Juni stattfinden soll. Es soll nach meinem Wunsch eine wichtige Begegnung sein, bei der auf der Grundlage der bei der Stadtmission gemachten Erfahrungen die grundlegenden Richtlinien für eine ständige »Mobilisierung« im Dienste des Evangeliums ausgearbeitet werden sollen.

Dieser wichtige Augenblick des Nachdenkens und des Meinungsaustausches wird zweifellos einen dauerhaften missionarischen Einfluß auf die Diözesanseelsorge ausüben. Überdies wird er zu einer größeren Aufgeschlossenheit gegenüber der Gegenwart beitragen, in der die Möglichkeit und Pflicht besteht, überall dort, wo wir leben, arbeiten und wirken, konsequent Christ zu sein.

6. »Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht – nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir« (1Co 15,10). Diese Worte des Apostels Paulus, die wir in der zweiten Lesung gehört haben, vermitteln uns das richtige Verständnis vom Wert unserer Bemühungen: Die Verwirklichung all dessen, was wir uns vorgenommen haben, hängt sicherlich auch von unserem guten Willen ab; vor allem hängt sie jedoch von der Gnade Gottes ab. Der pastorale Weg, den eure Pfarrei, aber auch die Diözese und die ganzen Kirche gehen muß, soll deshalb vor allem ein Weg zur Heiligkeit sein, der in einer immer tieferen Beziehung zu Demjenigen wurzelt, der dreimal heilig ist (vgl. Is 6,3).

361 Auf diesem Weg des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe begleitet uns die allerseligste Jungfrau, die strahlende Morgenröte und sichere Führerin auf unseren Wegen durch die Welt und Zeit. Eifern wir ihr nach in der Kontemplation, und bewahren wir das Geheimnis Christi in unseren Herzen (vgl. Lc 2,51). Folgen wir ihr gemeinsam mit den Aposteln und der ganzen kirchlichen Gemeinschaft im unablässigen und einmütigen Gebet nach (Ac 1,14). Nehmen wir ihre Aufforderung an, Vertrauen in ihren Sohn zu haben: »Was er euch sagt, das tut« (Jn 2,5).

Und Du, Maria, Stern des neuen Jahrtausends, bitte für uns! Amen.



Predigten 1978-2005 353