Predigten 1978-2005 247

ASCHERMITTWOCHSLITURGIE IN DER BASILIKA SANTA SABINA AUF DEM AVENTIN


Mittwoch, 8. März 2000




1. »Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz,
248 und gib mir einen neuen, beständigen Geist!
Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht,
und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!« (
Ps 50,12-131[51],12–13).

So betet am heutigen Aschermittwoch der Psalmist, der König David: König, groß und mächtig in Israel, zugleich aber schwach und ein Sünder. Zu Beginn der vierzig Tage, die uns auf Ostern vorbereiten, legt die Kirche seine Worte allen auf die Lippen, die an der besinnlichen Liturgie des Aschermittwochs teilnehmen.

»Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz, […] und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!« Wir werden diesen Ruf in unserem Herzen vernehmen, wenn wir uns nun gleich dem Altar des Herrn nähern, um uns nach altehrwürdiger Tradition die Asche aufs Haupt legen zu lassen. Es ist eine an geistlichen Bezügen reiche Geste, ein wichtiges Zeichen der Umkehr und inneren Erneuerung. Es ist ein einfacher liturgischer Ritus, wenn man ihn für sich betrachtet, aber ein umso tieferer, was den Buß-Inhalt angeht, der darin zum Ausdruck kommt: Die Kirche bringt damit dem gläubigen und sündigen Menschen seine Schwäche gegenüber dem Bösen und vor allem seine völlige Abhängigkeit von der unendlichen Erhabenheit Gottes in Erinnerung.

Die Liturgie sieht vor, daß der Zelebrant beim Auflegen der Asche aufs Haupt der Gläubigen die Worte spricht: »Bedenke, Mensch, daß du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst« oder »Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium«.

2. »Bedenke, Mensch, daß du […] zum Staub zurückkehren wirst.«

Das Erdendasein ist von seinem Beginn an in die Perspektive des Todes gestellt. Unser Leib ist sterblich, er ist von der unausweichlichen Perspektive des Todes gezeichnet. Mit diesem Ziel vor Augen leben wir: Jeder Tag, der vergeht, bringt uns ihm näher in unaufhaltbarem Voranschreiten. Und der Tod hat etwas von Vernichtung an sich. Mit dem Tod, so scheint es, hat für uns alles ein Ende. Und siehe, gerade angesichts einer so niederschmetternden Aussicht erhebt der Mensch im Bewußtsein seiner Schuld einen Schrei der Hoffnung zum Himmel: Gott, »erschaffe mir ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist! Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!«

Auch heute ruft der Glaubende, der sich vom Bösen und vom Tod bedroht fühlt, so zu Gott, weiß er doch, daß ihm ein Schicksal ewigen Lebens bestimmt ist. Er weiß, daß er nicht nur Leib ist, zum Tode verurteilt aufgrund der Sünde, sondern daß er auch eine unsterbliche Seele besitzt. Deshalb wendet er sich an Gott, Vater, der die Macht hat, aus dem Nichts zu schaffen; an Gott, eingeborenen Sohn, der Mensch geworden ist unseres Heiles wegen, der für uns gestorben ist und jetzt als Auferstandener in Herrlichkeit lebt; an Gott, unsterblichen Geist, der ins Dasein ruft und das Leben zurückgibt.

»Erschaffe mir ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist! Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!« Die ganze Kirche macht sich dieses Gebet des Psalmisten zu eigen. Es sind prophetische Worte, die unseren Geist tief durchdringen an diesem besonderen Tag, dem ersten unseres Weges durch die Fastenzeit, der uns darauf vorbereitet, das Ostern des Großen Jubiläums des Jahres 2000 zu feiern.

3. »Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium.« Diese Aufforderung, der wir am Beginn des Wirkens Jesu als Prediger begegnen, führt uns in die Fastenzeit ein, eine Zeit, die wir in besonderer Weise der Umkehr und Erneuerung, dem Gebet, dem Fasten und den Werken der Nächstenliebe widmen sollen. Der Erfahrung des auserwählten Volkes gedenkend, machen wir uns in gewisser Weise auf denselben Weg, den Israel durch die Wüste ins Gelobte Land gezogen ist. Auch wir werden ans Ziel gelangen; nach diesen Wochen der Buße werden wir die Freude des Osterfestes erfahren. Unsere Augen werden, durch Gebet und Buße gereinigt, mit größerer Klarheit das Antlitz des lebendigen Gottes betrachten können, dem der Mensch auf den Pfaden des Erdendaseins entgegenpilgert.

249 »Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!« – Ja, genau so betet dieser nicht für den Tod, sondern für das Leben geschaffene Mensch. Wenn auch seiner Schwächen bewußt, so geht er seinen Weg, gestützt von der Gewißheit eines göttlichen Geschicks.

Der allmächtige Gott möge die Bitten der Kirche erhören, die in der heutigen Liturgie des Aschermittwochs mit besonderem Zutrauen ihr Herz zum Himmel erhebt. Der barmherzige Herr gewähre uns allen, daß wir das Herz für das Geschenk seiner Gnade aufschließen, damit wir mit neuer Reife am Pascha-Mysterium Christi, unseres einzigen Erlösers, teilnehmen können.

HEILIGE MESSE AM TAG DER VERGEBUNG

IM HEILIGEN JAHR 2000

Sonntag, 12. März 2000

1.»Wir bitten an Christi Statt: Laßt euch mit Gott versöhnen! Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden« ().

Das sind Worte des hl. Paulus. Die Kirche bringt sie sich jedes Jahr zu Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch erneut zum Bewußtsein. In der Fastenzeit will sich die Kirche in besonderer Weise mit Christus vereinigen. Christus übernahm, im Innersten getrieben vom Heiligen Geist, seine Sendung als Messias und begab sich in die Wüste, wo er vierzig Tage und vierzig Nächte lang fastete (vgl. ).

Am Ende dieses Fastens wird er vom Satan in Versuchung geführt, wie der Evangelist Markus in der heutigen Liturgie knapp anmerkt (vgl. Mc 1,13).Matthäus und Lukas behandeln diesen Kampf Christi in der Wüste und seinen endgültigen Sieg über den Versucher hingegen ausführlicher: »Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen« (Mt 4,10).

Wer so spricht, ist der, »der keine Sünde kannte« (2Co 5,21), Jesus, »der Heilige Gottes« (Mc 1,24).

2. »Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden« (2Co 5,21). Eben haben wir in der Zweiten Lesung diese erstaunliche Aussage des Apostels vernommen. Was bedeuten diese Worte? Sie scheinen ein Paradoxon und sind es auch tatsächlich. Wie konnte Gott, der die Heiligkeit selbst ist, seinen eingeborenen Sohn, von ihm in die Welt gesandt, »zur Sünde machen«? Und doch lesen wir genau das in der Schriftstelle aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther. Wir stehen vor einem Mysterium: einem auf erste Sicht erschütternden, doch mit klaren Lettern in die göttliche Offenbarung geschriebenen Mysterium.

Schon im Alten Testament spricht das Buch Jesaja mit inspirierter Vorausschau im vierten Lied vom Gottesknecht davon: »Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen« (Is 53,6).

Christus, der Heilige, der doch ganz ohne Sünde ist, willigt ein, unsere Sünden auf sich zu nehmen. Er willigt ein, um uns zu erlösen. Er willigt ein, die Last unserer Sünden tragen, um die Sendung zu erfüllen, die er vom Vater empfangen hat, der – wie der Evangelist Johannes schreibt – »die Welt so sehr geliebt [hat], daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, […] das ewige Leben hat« (Jn 3,16).

3. Vor Christus, der aus Liebe die Schuld unserer bösen Taten auf sich geladen hat, sind wir alle zu einer gründlichen Gewissenserforschung eingeladen. Ein charakteristisches Element des Großen Jubiläums besteht in dem, was ich als »Reinigung des Gedächtnisses« (Incarnationis mysterium, 11) bezeichnet habe. Als Nachfolger Petri habe ich gefordert, daß »die Kirche, gestärkt durch die Heiligkeit, die sie von ihrem Herrn empfängt, in diesem Jahr der Barmherzigkeit vor Gott niederkniet und von ihm Vergebung für die Sünden ihrer Kinder aus Vergangenheit und Gegenwart erfleht« (ebd.). Der heutige Erste Fastensonntag schien mir die geeignete Gelegenheit dafür zu sein, daß die Kirche, geistig um den Nachfolger Petri versammelt, das göttliche Vergeben für die Verfehlungen aller Gläubigen erfleht: Wir vergeben und bitten um Vergebung!

250 Dieser Aufruf hat in der kirchlichen Gemeinschaft eine tiefe und fruchtbringende Reflexion ausgelöst, die in den vergangenen Tagen zur Veröffentlichung eines Dokuments der Internationalen Theologenkommission geführt hat mit dem Titel Erinnern und Versöhnen. Die Kirche und die Verfehlungen in ihrer Vergangenheit. Ich danke allen, die an der Ausarbeitung dieses Textes mitgewirkt haben. Er ist für das richtige Verständnis und das Umsetzen der echten Vergebungsbitte sehr nützlich. Diese beruht auf der objektiven Verantwortung, die die Christen als Glieder des mystischen Leibes miteinander tragen und die die Gläubigen von heute dazu drängt, zusammen mit den eigenen Verfehlungen die der Christen von gestern im Licht einer sorgfältigen historischen und theologischen Klärung anzuerkennen. Denn »wegen jenes Bandes, das uns im mystischen Leib miteinander vereint, tragen wir alle die Last der Irrtümer und der Schuld derer, die uns vorausgegangen sind, auch wenn wir keine persönliche Verantwortung dafür haben, und nicht den Richterspruch Gottes, der allein die Herzen kennt, ersetzen wollen« (IM 11). Die Verirrungen der Vergangenheit anzuerkennen dient dazu, unser Gewissen wachzurütteln angesichts der Kompromisse der Gegenwart und jedem den Weg der Versöhnung zu erschließen.

4. Wir vergeben und bitten um Vergebung! Während wir Gott loben, der in seiner barmherzigen Liebe einen wunderbaren Reichtum an Heiligkeit, missionarischem Eifer, vollkommener Hingabe an Christus und den Nächsten in der Kirche hervorgerufen hat, können wir nicht umhin, die Untreue gegenüber dem Evangelium anzuerkennen, deren sich einige unserer Brüder besonders während des zweiten Jahrtausends schuldig gemacht haben. Wir bitten um Vergebung für die Spaltungen, die unter den Christen entstanden sind, für den Gebrauch der Gewalt, zu dem einige von ihnen im Dienst an der Wahrheit geschritten sind, und für die bisweilen eingenommenen Haltungen des Mißtrauens und der Feindseligkeit gegenüber den Anhängern anderer Religionen.

Wir bekennen umso mehr unsere Verantwortung als Christen für die Übel von heute. Gegenüber Atheismus, religiöser Gleichgültigkeit, Säkularismus, ethischem Relativismus, Verletzungen des Rechtes auf Leben, Teilnahmslosigkeit angesichts der Armut in vielen Ländern müssen wir uns fragen, was unsere Verantwortung ist.

Für den Anteil, den jeder von uns mit seinem Verhalten an diesen Bösartigkeiten hat und damit beiträgt, das Antlitz der Kirche zu entstellen, bitten wir demütig um Vergebung.

Während wir unsere Schuld bekennen, vergeben wir zugleich die Verfehlungen, die andere uns gegenüber begangen haben. Im Lauf der Geschichte haben die Christen unzählige Male Belästigungen, Gewalttaten und Verfolgungen ihres Glaubens wegen erlitten. So, wie die Opfer solcher Übergriffe verziehen haben, so verzeihen auch wir. Die Kirche von heute wie zu allen Zeiten fühlt sich in die Pflicht genommen, die Erinnerung an diese traurigen Vorfälle von jedem Gefühl der Bitterkeit und Rache zu reinigen. Das Jubiläum wird so für alle zu einer günstigen Gelegenheit für eine tiefe Umkehr zum Evangelium. Aus der Annahme der Vergebung Gottes entspringt das Bemühen um die Vergebung der Brüder und die Versöhnung untereinander.

5. Doch was drückt für uns der Begriff »Versöhnung« aus? Um dessen genauen Sinn und Wert zu erfassen, muß man sich zuerst die Möglichkeit der Spaltung, der Trennung zu Bewußtsein bringen. Ja, der Mensch ist das einzige Geschöpf auf Erden, das eine Gemeinschaftsbeziehung mit seinem Schöpfer eingehen kann, aber auch das einzige, das sich von ihm trennen kann. Leider entfernt er sich in der Tat sehr oft von Gott.

Glücklicherweise gehen viele, nachdem sie wie der verlorene Sohn, von dem das Lukasevangelium spricht (vgl. Lc 15,13), das väterliche Haus verlassen und den empfangenen Erbteil vergeudet haben, in sich. Und auf dem Boden des Abgrundes angelangt, wird ihnen bewußt, was sie verloren haben (vgl. ). So machen sie sich dann auf den Weg der Umkehr: »Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich […] gegen dich versündigt« (Lc 15,18).

Gott, treffend von dem Vater im Gleichnis dargestellt, nimmt jeden verlorenen Sohn auf, der zu ihm zurückkehrt. Er nimmt ihn auf durch Christus. In ihm kann der Sünder wieder »gerecht«, Gerechtigkeit Gottes, werden. Er nimmt ihn auf, denn er hat seinen ewigen Sohn für uns zur Sünde gemacht. Ja, nur in Christus können wir Gerechtigkeit Gottes werden (vgl. 2Co 5,21).

6. »Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab.« Hier haben wir das Mysterium der Erlösung der Welt in seiner Bedeutung zusammenfassend ausgedrückt. Man muß sich des Wertes des großen Geschenks zutiefst bewußt werden, das der Vater uns in Jesus gemacht hat. Unsere Seele muß Christus im Blick haben: den Christus von Getsemani, den gegeißelten, den mit Dornen gekrönten, den das Kreuz tragenden und schließlich den gekreuzigten Christus. Christus hat die Last der Sünden aller Menschen auf sich genommen, die Last unserer Sünden, damit wir durch sein Erlösungsopfer mit Gott versöhnt würden.

Als Zeuge tritt heute Saulus von Tarsus vor uns, der zum Apostel Paulus wurde: Er hat auf der Straße nach Damaskus in einzigartiger Weise die Macht des Kreuzes erfahren. Der Auferstandene offenbarte sich ihm in seiner ganzen strahlenden Macht: »Saul, Saul, warum verfolgst du mich? […] Wer bist du, Herr? […] Ich bin Jesus, den du verfolgst« (). Paulus, der auf so starke Weise die Macht des Kreuzes Christi erfuhr, wendet sich heute an uns mit einer dringenden Bitte: »Wir [ermahnen] euch, daß ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt.« Und Paulus legt Wert darauf, daß diese Gnade uns durch Gott geschenkt wird, der heute zu uns sagt: »Zur Zeit der Gnade erhöre ich dich, am Tag der Rettung helfe ich dir« ().

Maria, Mutter der Vergebung, hilf uns, daß wir die Gnade der Vergebung annehmen, die das Jubiläum uns reichlich zur Verfügung stellt! Mach, daß die Fastenzeit dieses außergewöhnlichen Heiligen Jahres für alle Glaubenden und für jeden Menschen, der Gott sucht, Zeit der Gnade, Zeit der Versöhnung, Zeit der Rettung sei!



HEILIGJAHRFEIER DER HANDWERKER

251

Sonntag, 19. März 2000

1.Gott »hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?« (Rm 8,32).

Es ist der Apostel Paulus, der im Brief an die Römer diese Frage stellt, aus der das zentrale Thema der heutigen Liturgie klar hervorgeht: das Geheimnis der Vaterschaft Gottes. In der Lesung aus dem Evangelium ist es schließlich der ewige Vater selbst, der sich uns vorstellt, als er aus der lichten Wolke, die auf dem Berg der Verklärung Jesus und die Apostel umhüllte, seine mahnende Stimme vernehmen ließ: »Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören« (Mc 9,7). Petrus, Jakobus und Johannes ahnten – später werden sie es besser verstehen –, daß Gott zu ihnen gesprochen und sich dabei selbst und das Geheimnis seines innersten Wesens geoffenbart hat.

Nach der Auferstehung werden sie zusammen mit den anderen Aposteln die überwältigende Botschaft in die Welt tragen: In seinem menschgewordenen Sohn ist Gott als barmherziger Vater einem jeden Menschen nahegekommen. In Ihm erfährt jeder Mensch die behutsame und zugleich feste Umarmung eines Vaters.

2. Diese Botschaft richtet sich auch an euch, liebe Handwerker, die ihr aus der ganzen Welt nach Rom gekommen seid, um eure Heiligjahrfeier zu begehen. Bei der Wiederentdeckung dieser trostreichen Wirklichkeit – Gott ist Vater – unterstütze euch euer himmlischer Schutzpatron, der hl. Josef, ein Handwerker wie ihr, ein gerechter Mann und treuer Beschützer der Heiligen Familie.

Zu ihm blickt ihr auf als zu einem Beispiel an Fleiß und Rechtschaffenheit in der täglichen Arbeit. Ihn ihm sucht ihr vor allem das Vorbild für einen vor behaltlosen Glauben und beständigen Gehorsam gegenüber dem Willen des himmlischen Vaters.

An der Seite des hl. Josef begegnet ihr dem Sohn Gottes, der unter seiner Leitung das Handwerk des Zimmermanns erlernt und dieses bis zum Alter von dreißig Jahren ausübt, um damit durch sich selbst das »Evangelium der Arbeit« anzubieten.

Im Laufe seines irdischen Daseins wird Josef somit zum demütigen und arbeitsamen Widerschein jener göttlichen Vaterschaft, die den Aposteln auf dem Berg der Verklärung geoffenbart werden wird. Die Liturgie dieses zweiten Sonntags in der Fastenzeit lädt uns dazu ein, dieses Geheimnis mit noch größerer Aufmerksamkeit zu betrachten. Es ist der himmlische Vater selbst, der uns geradezu an der Hand nimmt, um uns in diese Betrachtung einzuführen.

Christus ist der geliebte Sohn des Vaters! Es ist vor allem dieses Wort »geliebt«, das, auf unsere Fragen antwortend, in gewissem Maße den Schleier des Geheimnisses von der göttlichen Vaterschaft hebt. Es läßt uns nämlich die ewige Liebe des Vaters zum Sohn erkennen und enthüllt uns gleichzeitig seine »Leidenschaft« für den Menschen, zu dessen Heil er nicht zögerte, seinen so sehr geliebten Sohn hinzugeben. Jeder Mensch kann nun erfahren, in Jesus, dem menschgewordenen Wort, zum Objekt der grenzenlosen Liebe des himmlischen Vaters geworden zu sein.

3. Beim Erfassen dieses Geheimnisses kann uns zudem die erste Lesung, die dem Buch Genesis entnommen ist, behilflich sein. Gott verlangt von Abraham, ihm seinen Sohn zu opfern: »Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Morija, und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar« (Gn 22,2). Schweren Herzens macht sich Abraham daran, den Befehl Gottes auszuführen. Doch als er gerade das Opfermesser auf seinen Sohn herabsenkt, gebietet der Herr ihm Einhalt und läßt ihn durch einen Engel sagen: »Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus, und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, daß du Gott fürchtest; du hast mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten« (Gn 22,12).

Durch die Ereignisse einer menschlichen Vaterschaft, die einer dramatischen Prüfung unterzogen wird, offenbart sich hier eine andere Vaterschaft, nämlich jene, die auf dem Glauben gründet. Und gerade aufgrund des außergewöhnlichen Glaubenszeugnisses, das Abraham in diesem Moment ablegt, wird ihm die Verheißung einer großen Nachkommenschaft zuteil: »Segnen sollen sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde, weil du auf meine Stimme gehört hast« (Gn 22,18). Dank seines bedingungslosen Vertrauens auf das Wort Gottes wird Abraham zum Vater aller Gläubigen.

252 4. Gott »hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben« (Rm 8,32). Abraham kündigt durch seine Bereitschaft, Isaak als Opfer darzubringen, das Opfer Christi zum Heil der Welt an. Das tatsächliche Darbringen des Opfers, das Abraham erspart blieb, wird sich mit Jesus Christus vollziehen. Er selbst setzt die Apostel darüber in Kenntnis: Als er vom Berg der Verklärung hinabstieg, befahl er ihnen, niemandem davon zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Der Evangelist fügt hinzu: »Dieses Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen« (Mc 9,10).

Die Jünger ahnten, daß Jesus der Messias ist und daß sich in ihm die Erlösung verwirklicht. Sie können jedoch nicht verstehen, warum er von Leiden und Tod spricht: Sie erfassen nicht, daß sich die Liebe Gottes hinter dem Kreuz verbergen kann. Und doch wird Gott dort, wo die Menschen lediglich den Tod sehen, seine Herrlichkeit kundtun, indem er seinen Sohn auferstehen läßt. Dort, wo die Menschen Verurteilungen aussprechen, wird Gott das Geheimnis des Heiles und der Liebe gegenüber dem Menschengeschlecht vollbringen.

Dies ist die Lektion, die jede Generation von Christen von neuem lernen muß. Jede Generation: auch die unsrige! Hierin liegt der Grund unseres Weges der Umkehr in dieser einzigartigen Zeit der Gnade. Das Große Jubiläum erleuchte das ganze Leben und die Erfahrung der Menschen. Auch die Mühe und Last der täglichen Arbeit erhalten durch den Glauben an den gestorbenen und auferstandenen Christus ein neues Licht der Hoffnung. Sie offenbaren sich als bedeutsame Bestandteile des Heilsplanes, den der himmlische Vater durch das Kreuz seines Sohnes ausführt.

5. Durch dieses Bewußtsein gestärkt, könnt ihr, liebe Handwerker, jenen Werten, die seit jeher eure Aktivitäten bestimmen, wieder neue Kraft und Gestalt verleihen: dem Qualitätsbewußtsein und Unternehmungsgeist, der Förderung künstlerischer Fähigkeiten, der Freiheit und Zusammenarbeit, dem richtigen Verhältnis von Technologie und Umwelt, der Verwurzelung in der Familie und den guten nachbarschaftlichen Beziehungen. Die Kultur des Handwerks hat es in der Vergangenheit vermocht, großartige Gelegenheiten zur Begegnung zwischen den Völkern zu schaffen, und verlieh den nachfolgenden Zeiten eine wundervolle Synthese von Kultur und Glauben.

Das Geheimnis des Lebens in Nazaret, dessen treuer Hüter und weiser Zeuge der hl. Josef war – der Schutzpatron der Kirche und auch euer Schutzheiliger –, ist ein Bild für jene wunderbare Synthese zwischen Glaubensleben und menschlicher Arbeit, zwischen persönlichem Wachstum und solidarischem Engagement.

Liebe Handwerker, ihr seid heute zusammengekommen, um eure Heiligjahrfeier zu begehen. Möge das Licht des Evangeliums immer stärker eure täglichen Erfahrungen im Arbeitsleben erhellen. Das Große Jubiläum bietet euch die Gelegenheit, Jesus, Josef und Maria zu begegnen, indem ihr in ihr Haus und in die bescheidene Werkstatt von Nazaret eintretet. In der einzigartigen Schule der Heiligen Familie erlernt man die wesentlichen Dinge des Lebens, und man wird die Bedeutung der Nachfolge Christi tiefer erfassen. Nazaret lehrt uns, die scheinbare Spannung zwischen dem tätigen und dem beschaulichen Leben zu überwinden. Es lädt uns dazu ein, in der Liebe zur göttlichen Wahrheit, die vom Menschsein Christi ausstrahlte, zu wachsen und mutig jenen Dienst des Schutzes Christi, der in jedem Menschen gegenwärtig ist, auszuführen (vgl. Redemptoris custos, 27).

6. Überschreiten wir also in einer Art geistlicher Wallfahrt die Schwelle des Hauses von Nazaret, dieser armseligen Unterkunft. Zu meiner großen Freude werde ich es, so Gott will, in der nächsten Woche im Rahmen meiner Jubiläumspilgerfahrt ins Heilige Land besuchen. Halten wir inne, um Maria zu betrachten, Zeugin dafür, daß die vom Herrn »Abraham und seinen Nachkommen auf ewig« () gegebene Verheißung Wirklichkeit wurde.

Möge sie gemeinsam mit ihrem keuschen Gatten Josef euch, liebe Handwerker, dabei helfen, beständig auf Gott zu hören, indem ihr Gebet und Arbeit miteinander verbindet. Sie mögen euch in dem Vorhaben einer erneuerten christlichen Treue, welches ihr euch für das Große Jubiläum gesetzt habt, unterstützen und dazu beitragen, daß sich durch eure Hände gewissermaßen das Werk der Schöpfung und der Vorsehung Gottes fortsetze.

Die Heilige Familie, diese Stätte des gegenseitigen Verständnisses und der Liebe, möge euch dabei helfen, zu Gesten der Solidarität, des Friedens und der Versöhnung imstande zu sein. So werdet ihr zu Verkündern der unendlichen Liebe Gott-Vaters, der reich ist an Barmherzigkeit und Güte gegenüber allen. Amen.



JUBILÄUMSPILGERREISE

VON PAPST JOHANNES PAUL II.

INS HEILIGE LAND (20.-26. MÄRZ 2000)

Palästinensische Autonomiegebiete - Betlehem

Mittwoch, 22. März 2000



253 »Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt […] man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, […] Fürst des Friedens« (Is 9,5).

Herr Präsident, ich danke Ihnen für Ihre Anwesenheit und die der anderen Persönlichkeiten der zivilen Behörden.

Eure Seligkeit, liebe Kardinäle, liebe Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt,
liebe Brüder und Schwestern!

1. Die Worte des Propheten Jesaja kündigten das Kommen des Retters in die Welt an. Und hier in Betlehem hat sich die große Verheißung erfüllt. Seit zweitausend Jahren sprechen Generationen und Generationen von Christen den Namen Betlehem mit tiefer Ergriffenheit und freudigem Dank aus. Wie die Hirten und die Weisen sind auch wir gekommen, um das Kind zu finden, das, »in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt« (Lc 2,12). Wie so viele Pilger vor uns fallen wir staunend und anbetend in die Knie vor dem unaussprechlichen Geheimnis, das hier geschehen ist.

Am ersten Weihnachtsfest meines Dienstes als Nachfolger des Apostels Petrus erwähnte ich öffentlich den von mir gehegten, großen Wunsch, den Beginn meines Pontifikats in Betlehem, in der Geburtsgrotte zu feiern (vgl. Predigt in der Christmette, 24. Dezember 1978, Nr. 3). Das war damals nicht möglich; und es ist bis jetzt nicht möglich gewesen. Aber heute, wie kann ich es da unterlassen, den Gott allen Erbarmens, dessen Wege geheimnisvoll sind und dessen Liebe kein Ende kennt, dafür zu preisen, daß er mich in diesem Jahr des Großen Jubiläums an die Stätte der Geburt des Erlösers geführt hat? Betlehem ist der Höhepunkt meiner Jubiläumspilgerreise. Der Weg, den ich unternommen habe, führt mich an diesen Ort und zu dem Geheimnis, das er verkündet – dem Weihnachtsgeheimnis.

Ich danke Patriarch Michel Sabbah für seine liebenswürdigen Begrüßungsworte, und ich umarme von Herzen alle Mitglieder der Versammlung der Katholischen Ordinarien des Heiligen Landes. Bedeutsam an dem Ort, an dem sich die Geburt des Gottessohnes im Fleisch vollzog, ist die Anwesenheit vieler Gemeinschaften der katholischen Ostkirchen, die das reiche Mosaik unserer Katholizität bilden. Mit Zuneigung im Herrn grüße ich die Vertreter der orthodoxen Kirchen und aller kirchlichen Gemeinschaften, die im Heiligen Land anwesend sind.

Dankbar bin ich den offiziellen Vertretern der palästinensischen Behörden, die an unserer Feier teilnehmen und sich unserem Gebet für das Wohl des palästinensischen Volkes anschließen.

2. »Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr« ().

Die von dem Engel verkündete Freude ist keine Angelegenheit der Vergangenheit. Sie ist Freude von heute – dem ewigen Heute des Heils Gottes, das alle Zeiten umfaßt: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Am Anbruch des neuen Jahrtausends sind wir alle aufgerufen, deutlicher zu erkennen, daß die Zeit einen Sinn hat, weil hier die Ewigkeit in die Geschichte eingetreten ist und für immer bei uns bleibt. Die Worte von Beda Venerabilis bringen diesen Gedanken klar zum Ausdruck: »Heute noch, und jeden Tag bis zum Ende der Zeiten, wird der Herr fortwährend in Nazaret empfangen und in Betlehem geboren« (vgl. In Ev. S. Lucae, 2; PL 92, 330). Weil jeder Tag Weihnachten in Betlehem ist, ist jeder Tag Weihnachten in den Herzen der Christen. Und jeden Tag sind wir gerufen, die Botschaft von Betlehem der Welt zu verkünden – die gute Nachricht von »einer großen Freude«: Das ewige Wort, »Gott von Gott, Licht vom Licht«, ist Fleisch geworden und hat unter uns Wohnung genommen (vgl. Jn 1,14).

Das neugeborene Kind, wehrlos und völlig angewiesen auf die Sorge Marias und Josefs, deren Liebe es anvertraut ist, ist der ganze Reichtum der Welt. Es ist unser alles!

254 In diesem Kind – dem Sohn, der uns geschenkt ist – finden wir Ruhe für unsere Seelen und das wahre Brot, das nie zu Ende geht – das eucharistische Brot, das schon im Namen dieser Stadt angedeutet ist: Betlehem, Haus des Brotes. Gott ist verborgen in dem Kind; die Gottheit ist verborgen in dem Brot des Lebens. »Adoro te devote latens Deitas! Quae sub his figuris vere latitas! – In Demut bet’ ich dich, verborgne Gottheit, an, die du den Schleier hier des Brotes umgetan!«

3. Das große Geheimnis der Selbst-Entäußerung Gottes, das Werk unserer Erlösung, das sich in der Schwachheit entfaltet: Das ist keine leichtverständliche Wahrheit. Der Retter wurde in der Nacht geboren – in der Dunkelheit, in der Stille und Armut der Grotte von Betlehem. »Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf«, verkündet der Prophet Jesaja (
Is 9,1). Das ist ein Ort, der »das Joch« und »den Stock« der Unterdrückung gekannt hat. Wie oft war der Schrei von Unschuldigen in diesen Straßen zu hören? Selbst die große Kirche, die über der Geburtsstätte des Retters errichtet wurde, steht wie eine Festung da, vom Unbill der Zeiten mitgenommen. Die Krippe Jesu steht immer im Schatten des Kreuzes. Die Stille und Armut der Geburt in Betlehem sind eins mit der Dunkelheit und Pein des Todes auf Golgota. Die Krippe und das Kreuz sind dasselbe Geheimnis der erlösenden Liebe; der Leib, den Maria in die Futterkrippe legte, ist derselbe Leib, der am Kreuz hingegeben wurde.

4. Wo also ist die Herrschaft des »Wunderbaren Ratgebers, Starken Gottes und Fürsten des Friedens«, von der der Prophet Jesaja spricht? Wo ist die Macht, auf die Jesus sich selbst bezieht, wenn er sagt: »Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde« (Mt 28,18)? Das Königtum Christi ist »nicht von dieser Welt« (Jn 18,36). Sein Königtum ist nicht das Spiel von Macht, Besitz und Gewinn, das unsere Menschengeschichte zu prägen scheint. Vielmehr ist es die Macht, den Bösen zu bezwingen, der endgültige Sieg über die Sünde und den Tod. Es ist die Macht, die Wunden zu heilen, die das Bild des Schöpfers in seinen Geschöpfen entstellen. Die Macht Christi besteht darin, unsere schwache Natur zu verwandeln und uns durch die Gnade des Heiligen Geistes fähig zum Frieden untereinander und zur Gemeinschaft mit Gott selbst zu machen: »Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben« (Jn 1,12). Das ist die Botschaft von Betlehem heute und allezeit. Das ist das außerordentliche Geschenk, das der Fürst des Friedens vor zweitausend Jahren in die Welt gebracht hat.

5. In diesem Frieden grüße ich alle Palästinenser, bin ich mir doch bewußt, daß dies ein besonders wichtiger Augenblick in eurer Geschichte ist. Ich bete dafür, daß die kürzlich zu Ende gegangene Pastoralsynode, an der alle katholischen Kirchen teilnahmen, euch Mut gibt und die Bande der Einheit und des Friedens unter euch stärkt. Auf diese Weise werdet ihr ein immer wirksameres Zeugnis für den Glauben ablegen, die Kirche aufbauen und dem Gemeinwohl dienen. Den Christen der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften biete ich den heiligen Kuß. Ich grüße die muslimische Gemeinschaft von Betlehem und bete für eine neue Ära des Verständnisses und der Zusammenarbeit unter allen Völkern im Heiligen Land.

Heute blicken wir auf einen Augenblick vor zweitausend Jahren zurück, doch im Geist schließen wir alle Zeiten mit ein. Wir sind an einem Ort versammelt, doch wir erfassen die ganze Erde. Wir feiern ein neugeborenes Kind, doch wir schließen alle Männer und Frauen überall mit ein. Heute rufen wir vom »Manger Square« [Krippenplatz] in jede Zeit und an jeden Ort hinaus, und wir rufen es jedem Menschen zu: »Friede sei mit euch! Fürchtet euch nicht!« Diese Worte ziehen sich durch die Seiten der Schrift. Es sind göttliche Worte, ausgesprochen von Jesus selbst nach seiner Auferstehung von den Toten: »Fürchtet euch nicht!« (Mt 28,10). Es sind die Worte, die die Kirche heute an euch richtet: Fürchtet euch nicht, eure Präsenz und euer Erbe als Christen an dem Ort zu bewahren, wo der Retter geboren wurde.

In der Grotte von Betlehem ist, um die Worte des Apostels Paulus aus der heutigen Zweiten Lesung zu gebrauchen, »die Gnade Gottes […] erschienen« (Tt 2,11). In dem Kind, das geboren ist, hat die Welt »sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig« (vgl. ), empfangen. Geblendet von dem Geheimnis des Ewigen Wortes, das Fleisch geworden ist, lassen wir alle Furcht hinter uns und werden wie die Engel, indem wir Gott lobpreisen, der der Welt solche Geschenke macht. Mit dem himmlischen Chor singen wir »ein neues Lied« (Ps 96,1):

»Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade« (Lc 2,14).

Kind von Betlehem, Sohn Marias und Sohn Gottes, Herr aller Zeiten und Fürst des Friedens, »derselbe gestern, heute und in Ewigkeit« (He 13,8): da wir in das neue Jahrtausend aufbrechen, heile alle unsere Wunden, stärke unsere Schritte, öffne unser Herz und unseren Geist für »die barmherzige Liebe unseres Gottes«, durch sie »wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe« (Lc 1,78). Amen.





Predigten 1978-2005 247