Predigten 1978-2005 453

453 Artemide Zatti, salesianischer Koadjutor, verließ mit seiner Familie die Diözese Reggio Emilia auf der Suche nach einem besseren Leben in Argentinien, jenem Land, von dem Don Bosco geträumt hatte. Dort entdeckte er seine salesianische Berufung, die in einem selbstlosen, sachkundigen und liebevollen Dienst an den Kranken zum Ausdruck kam. Die fast 50 Jahre, die er in Viedma verbrachte, sind die Geschichte eines vorbildlichen Ordensmanns, der seine gemeinschaftlichen Pflichten pünktlich erfüllte und sich völlig dem Dienst an den Bedürftigen widmete. Sein Beispiel helfe uns dabei, stets in der Gegenwart des Herrn zu leben, und sporne uns dazu an, Ihn in allen notleidenden Brüdern und Schwestern aufzunehmen.

Schwester María Romero Meneses, Maria-Hilf-Schwester, vermochte das Antlitz Christi widerzuspiegeln, der sich beim Brechen des Brotes offenbart. In Nicaragua geboren, erhielt sie ihre Ausbildung zum religiösen Leben in El Salvador und verbrachte den größten Teil ihres Lebens in Costa Rica. Die geliebten Völker dieser Länder Mittelamerikas, die jetzt in der Freude über ihre Seligsprechung vereint sind, können in der neuen Seligen, die ihnen so tiefe Liebe entgegenbrachte, zahlreiche Beispiele und Lehren zur Erneuerung und Festigung ihres in diesen Gegenden so tief verwurzelten christlichen Lebens finden.

Mit leidenschaftlicher Liebe zu Gott und grenzenlosem Vertrauen in die Hilfe der Jungfrau Maria war Schwester María Romero eine beispielhafte Ordensfrau, Beschützerin und Mutter der Armen, denen sie immer unterschiedslos den Vorzug gab. Die Erinnerung an sie sei ein Segen für alle, und die von ihr gegründeten Werke, unter denen die »Casa de la Virgen« in San José hervorzuheben ist, mögen den ursprünglichen Idealen immer treu bleiben!

5. »Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloß?« (
Lc 24,32). Dieses erstaunliche Bekenntnis der Jünger, die auf dem Weg nach Emmaus waren, ist das gleiche, das bei der Berufung von Mutter Maria del Tránsito de Jesús Sacramentado Cabanillas abgelegt wurde, der Gründerin des Dritten Ordens der Franziskanermissonarinnen und der ersten Argentinierin, die zur Ehre der Altäre erhoben wird.

Der Ruf, der in ihrem Herzen brannte, veranlaßte María del Tránsito dazu, die Verbindung mit Christus im kontemplativen Leben zu suchen. Sie blieb nicht untätig, als sie wegen Krankheit die Klöster verlassen mußte, in denen sie lebte, sondern sie machte vertrauensvoll weiter in Hingabe an den Willen Gottes, den sie unaufhörlich zu erkennen suchte. Das franziskanische Ideal erwies sich damals als der wahre Weg, den Gott für sie vorgesehen hatte, und mit der Hilfe weiser geistlicher Führer begann sie ein Leben in Armut, Demut, Geduld und Liebe, indem sie eine neue religiöse Familie ins Leben rief.

6. »Du zeigst mir, Herr, den Pfad zum Leben« (Antwortpsalm). Machen wir uns diese Anrufung des Antwortpsalms zu eigen, die wir vorhin gesungen haben. Es ist wichtig für uns, daß der auferstandene Erlöser uns den Weg zeigt, daß er uns auf diesem Weg begleitet und uns zur vollen Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater führt.

Zeig uns den Pfad zum Leben! Nur Du, Herr, kannst uns den wahren Pfad zum Leben weisen, den einzigen, der uns zum Ziel führt, wie es bei den Seligen geschehen ist, die heute in der himmlischen Herrlichkeit erstrahlen.



PASTORALBESUCH DER DIÖZESE ISCHIA

PREDIGT DES HEILIGEN VATERS PAPST JOHANNES PAUL II.

Sonntag, 5. Mai 2002


1. »Meine Lieben, haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig! Seid stets bereit, jedem Rede und Anwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt« (1P 3,15).

Mit diesen Worten des Apostels Petrus möchte ich euch, liebe Brüder und Schwestern von Ischia, grüßen. Danke für eure herzliche Aufnahme!

Zunächst grüße ich euren lieben Oberhirten, den Hochwürdigsten Herrn Filippo Strofaldi, und danke ihm für den Willkommensgruß, den er in euer aller Namen an mich gerichtet hat. Zudem begrüße ich den Kardinal von Neapel, die Bischöfe von Kampanien und die weiteren hier anwesenden Würdenträger, die Priester, Ordensleute und die verschiedenen Mitglieder der Diözesanfamilie.

454 Einen ehrerbietigen Gruß richte ich an die italienischen Regierungsvertreter und an die Vertreter der Gemeinde, der Provinz Neapel und der Region Kampanien. Ich grüße auch die anderen politischen und militärischen Autoritäten, die unser Treffen mit ihrer Anwesenheit beehren wollten. Überdies danke ich allen, die bei der Vorbereitung meines Besuches hochherzig mitgeholfen haben.

Ich umarme euch alle, liebe Bewohner dieser Insel, mit einem besonderen Zuspruch für die Alten, die Kranken, die Kinder, die Familien sowie diejenigen, die aus verschiedenen Gründen heute nicht bei uns sein konnten.

2. Erlaubt mir, liebe Brüder und Schwestern, daß ich im Rahmen dieser festlichen Eucharistiefeier an eure liebe Gemeinde drei wichtige Worte richte, die den soeben vorgetragenen Lesungen entnommen sind.

Das erste lautet: »Höre!« Wir finden es in dem lebendigen Bericht der Apostelgeschichte, wo erzählt wird, daß »die Menge einmütig auf die Worte des Philippus achtete; sie hörten zu und sahen die Wunder, die er tat« (
Ac 8,6). Das Hören auf den Zeugen Jesu, der voller Liebe und Begeisterung von ihm spricht, ruft als unmittelbare Frucht die Freude hervor. Der Apostel Lukas berichtet: »So herrschte große Freude in jener Stadt« (Ac 8,8).

Liebe Christengemeinde von Ischia, wenn auch du diese Freude erfahren willst, höre immer das Wort Gottes! So wirst du unter dem Wirken des Heiligen Geistes voranschreiten und deine Sendung zur Vollendung führen. Du wirst das Evangelium der Freude und des Friedens verbreiten, wobei du mit deinem Bischof und seinen ersten Mitarbeitern, den Priestern, verbunden bist.

Ebenso wie es mit den Gemeinden von Samarien geschehen ist, von denen die Erste Lesung berichtet, wird auch auf dich die reiche Ausgießung des Tröster-Geistes herabkommen, der – so betont das II. Vatikanische Konzil – »das Herz bewegen und Gott zuwenden, die Augen des Verstandes öffnen und es jedem leicht machen muß, der Wahrheit zuzustimmen und zu glauben« (Dei Verbum DV 5).

3. Liebe Schwestern und Brüder, noch ein zweites Wort möchte ich an euch richten: »Nimm auf!« Eure herrliche Insel, die das Ziel so vieler Besucher und Touristen ist, weiß, wie wichtig die Aufnahme ist. Deshalb kann Ischia ein bevorzugtes Laboratorium dieser bezeichnenden Aufnahme werden, die die Jünger Christi ihrer Berufung entsprechend allen anbieten sollen, wo immer sie herkommen und welcher Kultur sie auch angehören. Nur wer Christus das Herz geöffnet hat, ist imstande, eine Aufnahme anzubieten, die nie förmlich und oberflächlich, sondern »bescheiden« und »ehrfürchtig« ist (vgl. 1P 3,15).

Der von guten Werken begleitete Glaube wirkt »ansteckend« und »ausstrahlend«, denn er macht die Liebe Gottes deutlich und vermittelt sie. Strebt danach, euch diesen Lebensstil anzueignen, wenn ihr die Worte des Apostels Petrus hört, die soeben in der Zweiten Lesung vorgetragen wurden (vgl. 1P 3,15). Er ruft die Gläubigen auf, stets bereit zu sein, jedem zu antworten, »der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt«. Und er fügt hinzu: »Es ist besser, für gute Taten zu leiden, wenn es Gottes Wille ist, als für böse« (1P 3,17).

4. Wieviel menschliche Weisheit und wieviel geistlicher Reichtum liegt in diesen einfachen, aber grundlegenden asketischen und pastoralen Ratschlägen! Sie führen uns zum dritten Wort, das ich euch anvertrauen möchte: »Liebe!« Das Hören und die Aufnahme öffnen das Herz für die Liebe. Der soeben vorgetragene Abschnitt aus dem Johannesevangelium hilft uns, diese geheimnisvolle Wirklichkeit besser zu verstehen. Er zeigt uns, daß die Liebe die Vollendung der Berufung der Person gemäß dem Plan Gottes ist. Diese Liebe ist das große Geschenk Jesu, das uns wirklich und vollständig zu Menschen macht. »Wer meine Gebote hat und sie hält« – sagt der Herr –, »der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren« (Jn 14,21).

Wenn man sich geliebt fühlt, ist man leichter geneigt zu lieben. Wenn man die Liebe Gottes erfährt, ist man bereiter, dem zu folgen, der seinen Jüngern »seine Liebe bis zur Vollendung« erwies (Jn 13,1), das heißt bis zur vollkommenen Selbsthingabe.

Eine solche Liebe hat die Menschheit heute vielleicht mehr denn je nötig, denn nur die Liebe ist glaubwürdig. Der unerschütterliche Glaube an diese Liebe inspiriert die Jünger Jesu aller Zeiten zu Gedanken des Friedens, indem sie Horizonte der Vergebung und der Eintracht öffnet. Gewiß, das ist nach der weltlichen Logik unmöglich, aber alles ist dem möglich, der sich von der Gnade des Heiligen Geistes verwandeln läßt, die durch die Taufe in unsere Herzen ausgegossen ist (vgl. Rm 5,5).

455 5. Geliebte Kirche von Ischia: Sei dem Wort Gottes gegenüber fügsam und gehorsam, dann wirst du ein Laboratorium des Friedens und der wahren Liebe sein. Du wirst eine immer aufnahmebereitere Kirche sein, in der sich alle zu Hause fühlen. Diejenigen, die dich besuchen kommen, werden im Leib gekräftigt, aber noch mehr im Geist gestärkt heimkehren.

Sei unter der erleuchteten und klugen Führung deines Oberhirten eine Gemeinde, die zu »hören« versteht, ein Land, das bereit ist, »aufzunehmen«, eine Familie, die sich bemüht, alle in Christus zu »lieben«.

Ich vertraue dich der Jungfrau Maria an, der Mutter der Schönen Liebe, damit sie dir helfe, deine Identität als Kirche Christi, als Kirche der Liebe, erstrahlen zu lassen.

Vorbild und Hilfe seien dir die heiligen Schutzpatrone, in denen die göttliche Liebe in sichtbarer und glaubwürdiger Weise Gestalt angenommen hat.

Du Kirche von Ischia! Das Wehen des Geistes Christi treibt dich unendlichen Horizonten der Heiligkeit entgegen. Hab keine Angst, sondern fahr zuversichtlich hinaus! Schreite zuversichtlich voran. Immer! Gelobt sei Jesus Christus!



HEILIGSPRECHUNG VON 5 DIENERN GOTTES

Pfingsten

Sonntag, 19. Mai 2002



1. »Wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden« (Ac 2,11).

So ruft am Pfingsttag die Pilgermenge »aus allen Völkern unter dem Himmel« (V. 5), als sie die Apostel predigen hört.

Das gleiche Staunen erfüllt auch uns, wenn wir auf die großen Wundertaten schauen, die Gott im Dasein der fünf neuen Heiligen, die gerade am Pfingstfest zur Ehre der Altäre erhoben werden, gewirkt hat: Alonso de Orozco, Priester aus dem Augustinerorden; Ignazio da Santhià, Priester aus dem Kapuzinerorden; Umile da Bisignano, Ordensmann der Minderbrüder; Paulina do Coração Agonizante de Jesus, Jungfrau und Gründerin der »Irmãzinhas da Imaculada Conceisão« [Kleine Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis]; Benedetta Cambiagio Frassinello, Ordensfrau und Gründerin des »Istituto delle Suore Benedettine della Provvidenza« [Institut der Benediktinerinnen von der Göttlichen Vorsehung].

Sie sind durch die Straßen der Welt gezogen und haben Christus mit ihren Worten und ihrem Leben verkündet und bezeugt. Deshalb sind sie zum beredten Zeichen des immerwährenden Pfingstfests der Kirche geworden.

456 2. »Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben« (Jn 20, 22–23). Mit diesen Worten überträgt der Auferstandene den Aposteln die Gabe des Geistes und dadurch die göttliche Vollmacht der Sündenvergebung. Den Auftrag, Sünden zu vergeben und die Menschen auf den Wegen der Vollkommenheit im Geiste des Evangeliums zu begleiten, hat der Kapuzinerpriester Ignazio da Santhià auf einzigartige Weise gelebt. Aus Liebe zu Christus und um sich besser der Vollkommenheit des Evangeliums anzunähern, folgte er dem Beispiel des hl. Franz von Assisi.

Ignazio da Santhià war Vater, Beichtvater, Berater und Lehrer vieler Menschen – Priester, Ordensleute und Laien –, die seinerzeit in Piemont seine weise und erleuchtete geistliche Führung in Anspruch nahmen. Auch heute noch erinnert er alle an die Werte der Armut, Bescheidenheit und Wahrhaftigkeit des Lebens.

3. »Friede sei mit euch!« (Jn 20,19 Jn 20,21), sagte Jesus, als er den Jüngern im Abendmahlssaal erschien. Der Friede ist das erste Geschenk des Auferstandenen an die Apostel. Zum beständigen Überbringer des Friedens Christi, der auch dem sozialen Frieden zugrunde liegt, machte sich Umile da Bisignano, ein würdiger Sohn des edlen Kalabrien. Mit Ignazio da Santhià teilte er seine Verpflichtung zur Heiligkeit in der geistlichen Tradition des hl. Franz von Assisi und gab seinerseits ein außergewöhnliches Zeugnis der Nächstenliebe gegenüber seinen Brüdern.

In unserer Gesellschaft, in der allzu oft die Spuren Gottes zu verschwinden scheinen, war Fra ’Umile eine freudige und ermutigende Einladung zu Sanftmut, Güte, Einfachheit und zu einer gesunden Loslösung von den vergänglichen Gütern der Welt. [Nach den Worten auf italienisch sagte der Papst auf spanisch:]

4. »Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt« (1Co 12,7). So geschah es auch im Leben des hl. Alonso de Orozco aus dem Augustinerorden. In Oropesa in der Nähe von Toledo geboren, führte ihn der religiöse Gehorsam dazu, viele Orte in Spanien zu besuchen, und er beschloß sein Erdenleben in Madrid. Seine seelsorgerische Hingabe im Dienst an den Ärmsten in den Krankenhäusern und Gefängnissen macht ihn zu einem Vorbild für alle Menschen, die – vom Geist angetrieben und gemäß dem obersten Gebot Jesu – ihre gesamte Existenz auf die Liebe zu Gott und zum Nächsten gründen. [Auf portugiesisch fuhr der Papst fort:]

5. Das Wirken des Heiligen Geistes offenbart sich in besonderer Weise auch im Leben und in der Sendung von Mutter Paulina, indem es sie dazu anspornte, zusammen mit einer Gruppe junger Freundinnen ein »Aufnahmezentrum« zu errichten. Es wurde schon kurze Zeit später von der Bevölkerung »Kleines Krankenhaus vom hl. Virgilius« genannt und war für die materielle und spirituelle Betreuung kranker und verlassener Menschen bestimmt. Als Antwort auf die Pläne der Vorsehung entstand so die erste religiöse Gemeinschaft Südbrasiliens, die »Kongregation der Kleinen Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis« genannt wurde. In diesem Krankenhaus war das »Für-die-anderen-Dasein« die vorrangige Lebensaufgabe von Mutter Paulina. Im Dienst an den Armen und Kranken wurde sie zum Zeichen des Heiligen Geistes, »höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not« (Pfingstsequenz). [Auf italienisch sagte der Papst:]

6. »Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.« Diese Worte aus der Sequenz sind eine schöne Zusammenfassung des gesamten Daseins von Benedetta Cambiagio Frassinello und erklären ihren außerordentlichen spirituellen Reichtum.

Von der Gnade Gottes geleitet, bemühte sich die neue Heilige, den Willen Gottes treu und konsequent zu erfüllen. Mit uneingeschränktem Vertrauen auf die Güte des Herrn überließ sie sich seiner »liebevollen Vorsehung«, und sie war tief davon überzeugt, wie sie oft zu sagen pflegte, daß man alles »aus Liebe und um Gott gefällig zu sein tun muß«. Dies ist das wertvolle Erbe, das die hl. Benedetta Cambiagio Frassinello ihren geistigen Töchtern hinterläßt und das heute der gesamten christlichen Gemeinschaft vorgestellt wird.

7. »Komm, heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe« (Gesang zum Evangelium). Machen wir uns diese Anrufung aus der heutigen Liturgie zu eigen. Der Heilige Geist hat die Apostel, die sich zuvor aus Furcht im Abendmahlssaal eingeschlossen hatten, radikal in leidenschaftliche Boten des Evangeliums verwandelt. Der Geist unterstützt die Kirche auch weiterhin durch die Jahrhunderte hindurch in ihrer Evangelisierungssendung und weckt zu allen Zeiten mutige Zeugen des Glaubens.

Mit den Aposteln empfing auch die Jungfrau Maria die Gabe des Geistes (vgl. Ac 1,14). Zusammen mit ihr und in Gemeinschaft mit den neuen Heiligen erflehen wir unsererseits das Wunder eines neuen Pfingsten für die Kirche. Wir bitten, daß die Fülle der Gaben des Heiligen Geistes auf die Menschheit unserer Zeit herabkommen möge.

Komm, Heiliger Geist, entzünde die Herzen deiner Gläubigen! Hilf auch uns, das Feuer deiner Liebe in der Welt zu verbreiten. Amen!



PASTORALREISE VON PAPST JOHANNES PAUL II.

NACH ASERBAIDSCHAN UND BULGARIEN

EUCHARISTIEFEIER

PREDIGT DES HEILIGEN VATERS

457
Sportpalast in Baku (Aserbaidschan)

Donnerstag, 23. Mai 2002



1. »Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre« (1P 2,7).

Ja, euch, liebe Brüder und Schwestern der katholischen Gemeinde in Baku, und euch allen, die ihr aus den katholischen Gemeinschaften der Nachbarländer stammt, »euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre«! Ich grüße auch die Christen der orthodoxen Kirche, die sich mit uns zu dieser feierlichen Stunde des Gebets zusammen mit ihrem Bischof Alexander versammelt haben. Auch an sie richte ich den Gruß des Apostel Petrus an die ersten Christen: »Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre!«

Die universale Kirche erweist all jenen die Ehre, die den aus ihrer Taufe erwachsenen Verpflichtungen treu geblieben sind. Ich wende mich hier besonders an die einheimischen Bewohner dieses Landes, die das Drama der marxistischen Verfolgung durchlebt haben, als sie die Konsequenzen ihrer treuen Zugehörigkeit zu Christus auf sich nahmen. Ihr, liebe Brüder und Schwestern, habt erlebt, daß eure Religion als bloßer Aberglaube belächelt wurde, als Versuch, dem verantwortungsbewußten Engagement in der Geschichte zu entgehen. Aus diesem Grund wurdet ihr als Bürger zweiter Klasse betrachtet und in vielfacher Weise gedemütigt und ausgegrenzt.

2. »Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre!« Ehre euren Großvätern und Großmüttern, den Vätern und Müttern, die in euch das Samenkorn des Glaubens gepflegt und es mit dem Gebet benetzt haben, so daß es wachsen und Frucht bringen konnte. Dir, heilige orthodoxe Kirche, gilt diese Ehre, das möchte ich nochmals betonen. Du hast den katholischen Gläubigen, die ohne Schafstall und ohne Hirten waren, deine Pforten geöffnet. Der Herr vergelte dir deine Großherzigkeit. Mein herzlicher Gruß gilt den katholischen Gläubigen, die aus den Nachbarländern hierhergekommen sind, um heute die Freude ihrer Brüder und Schwestern in Aserbaidschan zu teilen.

Einen besonderen Gruß richte ich an den Obern der »missio sui iuris« und an die salesianische Gemeinschaft, die mit ihm die pastorale Sorge für die Katholiken trägt. Liebe Brüder und Schwestern, ihr seid der lebendige Beweis dafür, daß der Glaube an Gott Wunder wirkt. Wenn auch nur wenigen und verschiedenen, weit verstreuten Volksgruppen angehörend, wurdet ihr vom Guten Hirten zusammengehalten.

3. »Ich bin der gute Hirt. Ich kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich«, sagt der Herr im Evangelium , das wir soeben gehört haben. Ja, Herr Jesus, du kanntest deine Schafe, auch als sie verfolgt wurden und gezwungen waren, unterzutauchen. Du kanntest sie und standest ihnen bei, um sie zu unterstützen, als sie, von der harten physischen und moralischen Isolation entmutigt, versucht waren, auseinanderzugehen.

Deine Schafe haben ihrerseits nie aufgehört, dich zu kennen und dich anzuerkennen, den Trost deiner Gegenwart zu spüren, dir trotz des schweren Weges zu folgen. Welch wunderbarer Austausch! Du hattest für sie dein Leben hingegeben, und sie gaben ihr Leben für dich, indem sie darum baten, daß ihr Glaube nicht wanke. Und wie du dir dein Leben wiedergenommen hast, so hat die zur Freiheit zurückgekehrte Gemeinschaft der Überlebenden die Freude wiederentdeckt, sich zu versammeln und ihren Glauben in deinem Haus zu feiern. Daher steigt erneut das Lob- und Dankgebet wie Weihrauch zum Himmel empor.

4. Liebe Brüder und Schwestern, geliebte Söhne und Töchter der katholischen Kirche, heute ist der Papst bei euch. Er kennt eure Leiden, und in den Jahren der Pilgerschaft durch die Wüste der Verfolgung hat er euch alle in seinem Herzen getragen. Heute ist er hier, um an eurer Freude über die wiedergewonnene Freiheit teilzuhaben und euch auf dem Weg beizustehen, dessen letztes Ziel das verheißene Land des Himmels ist, wo der Herr des Lebens jede Träne trocknen wird: »Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen« (Ap 21,4).

Von dieser Gewißheit getragen, fühlt ihr, daß jetzt die Zeit der Freude, die Zeit der Hoffnung ist. Zeichen und Ausdruck hierfür ist der erste Stein der zukünftigen Pfarrkirche, den ich am Ende der heiligen Messe segnen werde. Von Herzen danke ich dem Herrn Präsidenten der Republik für die großherzige Bereitstellung des Grundstücks, auf dem das neue Gotteshaus errichtet wird. Der Papst überbringt euch den Gruß und die Hochschätzung der ganzen katholischen Kirche. Heute sind die Augen aller auf dich, »kleine Herde« (Lc 12,33), gerichtet. Fürchte dich nicht! Öffne dein Herz, und hoffe auf den Herrn. Du erlebst bereits die Auferstehung, du nimmst gleichsam die endgültige Begegnung mit dem verherrlichten Christus vorweg.

458 5. Dir, Kirche, die du in Aserbaidschan lebst, möchte ich heute das als Auftrag hinterlassen, um was wir heute im Tagesgebet der Eucharistiefeier gebeten haben. Fühle dich als »ein Volk, das aus allen Nationen der Erde in der Einheit des einen Geistes zusammengeführt wird«.

Eure Gemeinschaft, liebe Brüder und Schwestern, bringt diese Universalität symbolisch zum Ausdruck, denn sie setzt sich aus Personen verschiedener Herkunft zusammen, manche mit einer stabilen Vergangenheit und einer festen Perspektive, andere auf der Durchreise in andere Länder. Alle bilden ein einziges von dem einen Geist belebtes Volk. Wo Eucharistie gefeiert wird, dort ist die »eine, heilige, katholische und apostolische« Kirche gegenwärtig.

Mir scheint in diesem Augenblick, daß Berninis Kolonnaden, jene ausgestreckten Arme, die vom Petersdom aus die Welt umfassen, bis zu uns gelangen, um dich, kleine katholische Gemeinde in Aserbaidschan, an die Brust Christi und seiner Kirche zu drücken. In dieser Umarmung schlägt das Herz der ganzen Kirche vor Bewegung und Liebe zu dir. Mit ihm und in ihm schlägt das Herz des Papstes, der bis hierhergekommen ist, um dir zu sagen, daß er dich liebt und daß er dich nie vergessen hat.

6. Bleibe deiner Sendung treu! Du warst es in der Zeit der Prüfung, als du unter Tränen gingst und den Samen zur Aussaat trugst. Sei es jetzt in der Freude, während du die Garben einbringen willst (vgl.
Ps 226,6). Deine Sendung ist es, den Glauben zu bewahren und ihn durch ein Leben, das Prophetie ist, zu bezeugen, damit die Welt glaubt. Wenn sie auf dich, auf die Brüder und Schwestern dieses Landes, schauen, können sie sehen, wie sehr du glaubst, wie sehr du hoffst, wie sehr du liebst. Das wird deine Art und Weise sein, die Gegenwart des Auferstandenen zu bezeugen. Dein Zeugnis, das nicht auf viele Mittel zählen kann, möge sich mit der Kraft der Gnade Christi durchsetzen, des unsichtbaren Sauerteigs, der fähig ist, den ganzen Teig zu durchsäuern.

Teile die Freuden und Hoffnungen der Menschheit, die neben dir und mit dir lebt: Du bist Teil davon und sollst mit ihr hoffen und arbeiten für ein Morgen, das für alle besser sein wird. Habe Mut zur Neuheit, wenn auch mit Vorsicht. Auch hier in diesem Land bedarf es der Neuheit! Nicht der Neuheit, die nur Unsicherheit und Schwierigkeiten mit sich bringt, nein! Einer Neuheit, die allen, insbesondere den jungen Menschen, die Lust zu leben und für eine gerechtere und solidarischere Welt zu kämpfen wiedergibt.

7. Schau auf diese jungen Menschen hier! Sie sind der Gefahr ausgesetzt, der Illusion motivationsloser Trägheit und oberflächlichen, unehrlichen Reichtums zu verfallen. Aber sie sind auch imstande, sich für ein Ideal zu begeistern und heroische Opfer auf sich zu nehmen, um die Gerechtigkeit triumphieren zu lassen und die Festigung der Freiheit und des Friedens zu fördern. Es ist notwendig, sie zu lehren, vor dem Wagnis keine Angst zu haben. Es ist notwendig, ihnen die leuchtenden Perspektiven des Glaubens und der Freundschaft mit Christus zu erschließen. Es gibt keinen Mut im Guten, der nicht in Christus, dem ewig jungen, Verständnis fände!

Du, Kirche, die du in Aserbaidschan betest, hoffst und liebst, der Papst ruft auf dich den Segen des Herrn herab. Bringe ihn deinen Armen, deinen Kranken und deinen Leidenden. Bringe ihn allen als ergreifende Gnade und Liebe. Vergiß nie, daß du berufen bist, Sauerteig und Seele zu sein, denn der Herr ist mit dir unterwegs, er geht vor dir her.

Amen!



APOSTOLISCHE REISE DES HEILIGEN VATERS JOHANNES PAUL II.

NACH ASERBAIDSCHAN UND BULGARIEN

EUCHARISTIEFEIER MIT SELIGSPRECHUNGEN

PREDIGT DES HEILIGEN VATERS

Plovdiv, Hauptplatz

Sonntag, 26. Mai 2002



1. »Dir sei Lob und Herrlichkeit in Ewigkeit

459 So haben wir soeben im Antwortpsalm gesungen. Liebe Brüder und Schwestern, heute, am Tag des Herrn, haben wir uns versammelt, um die Größe und Heiligkeit unseres Gottes zu feiern und den Glauben der Kirche zu bekennen.

Mit der Herabkunft des Heiligen Geistes zu Pfingsten erreicht der Zyklus jener Ereignisse seinen Höhepunkt, durch die Gott, in aufeinanderfolgenden historischen Etappen, den Menschen entgegengekommen ist und ihnen das Heil geschenkt hat. Die heutige Liturgie lädt uns in, zur höchsten Quelle dieses Geschenks, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, zur Heiligsten Dreifaltigkeit, zurückzugehen.

2. Das Alte Testament hebt die Einheit Gottes hervor. In der Ersten Lesung haben wir gehört, wie Gott vor Mose verkündet: »Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue« (
Ex 34,6). Seinerseits ermahnt Mose sein Volk: »Höre Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig« (Dt 6,4).

Das Neue Testament offenbart uns, daß der eine Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist ist, eine einzige göttliche Natur in drei völlig gleichen und real voneinander verschiedenen Personen. Jesus nennt sie ausdrücklich und beauftragt die Apostel, »auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes« (Mt 28,19) zu taufen.

Das gesamte Neue Testament ist eine unablässige und klare Verkündigung dieses Mysteriums, das die Kirche, die treue Bewahrerin des Wortes Gottes, stets verkündet, erläutert und verteidigt hat. Daher sagen wir auch heute zu dem höchsten und allmächtigen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist: »Dir sei Lob und Herrlichkeit in Ewigkeit.«

3. Mit den Worten des Apostels Paulus wünsche ich allen »die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes» (2Co 13,13). Von Herzen grüße ich vor allem euch, liebe Brüder und Schwestern, Kinder der katholischen Kirche, die ihr hier zusammen mit euren Bischöfen der Diözesen Sofia-Plovdiv und Nikopol sowie des Apostolischen Exarchats für die Gläubigen des byzantinisch-slawischen Ritus hier versammelt seid. Ich danke dem Oberhirten dieser Teilkirche, Bischof Gheorghi Jovcev, für seine an mich gerichteten Begrüßungsworte und grüße von Herzen auch meine Mitbrüder im Bischofsamt, den Apostolischen Exarchen und Präsidenten der Bischofskonferenz, Christo Proykov, und den Bischof von Nikopol, Petko Christov. Zudem grüße ich die aus den Nachbarländern angereisten Kardinäle und Bischöfe, die diese Feier mit der Kirche Bulgariens teilen wollen.

Mein besonderer Gruß gilt dem orthodoxen Metropoliten von Plovdiv, Seiner Eminenz Arsenij, der mit vorzüglichem Feingefühl an dieser heiligen Liturgiefeier hat teilnehmen wollen. Von Herzen danke ich ihm für die freundlichen Worte, die er zu Beginn dieser Feier an mich gerichtet hat. Mit ihm grüße ich im Herrn auch alle Gläubigen der orthodoxen Kirche Bulgariens, die sich uns anschließen. Ihre Anwesenheit hier ist ein willkommenes Zeugnis der Brüderlichkeit, das uns hoffnungsvoll die Freude der vollen Einheit vorauskosten läßt, wenn uns gewährt sein wird, gemeinsam das Meßopfer in Erinnerung an den Tod und die Auferstehung des Herrn zu feiern.

Achtungsvoll grüße ich auch die Anhänger des islamischen Glaubens, denn auch sie verehren, wenngleich auf andere Weise, den einen und allmächtigen Gott.

Schließlich wende ich mich an die Vertreter der staatlichen Autoritäten, die uns durch ihr Anwesenheit beehren, und danke ihnen für ihren wirksamen Beitrag zur Verwirklichung meiner Reise nach Bulgarien.

4. Der eine und dreifaltige Gott ist in seinem Volk, der Kirche, gegenwärtig. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes werden wir getauft; in diesem Namen werden uns die anderen Sakramente erteilt. Vor allem die Messe, »Mittelpunkt des gesamten christlichen Lebens«, ist geprägt vom Gedächtnis der göttlichen Personen: des Vaters, dem das Opfer dargebracht wird; des Sohnes, Priester und Opferlamm; des Heiligen Geistes, den wir anrufen, um Brot und Wein in Leib und Blut Christi zu verwandeln und die Teilnehmer zu einem einzigen Leib und Geist zu vereinen.

Das Leben des Christen ist vollkommen auf dieses Geheimnis hingeordnet. Von der treuen Antwort auf die Liebe des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes hängt das gute Gelingen unseres irdischen Weges ab.

460 Die drei Priester der Kongregation der Assumptionisten, die ich heute zu meiner großen Freude in das Buch der Seligen einschreibe, waren sich dieser Wahrheit sehr wohl bewußt. Die Patres Kamen Vitchev, Pavel Djidjov und Josaphat Chichkov haben ohne Zögern ihr Leben geopfert aufgrund ihres Glauben an Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist und wegen ihrer Liebe zu Christus, dem Sohn des fleischgewordenen Gottes, dem sie sich bedingungslos im Dienst an seiner Kirche hingeschenkt haben.

Pater Josaphat Chichkov sagte: »Um heilig zu werden, sind wir nach besten Kräften bemüht, alles zu tun, was von uns erwartet wird«, und er fügte hinzu: »Das Wesentliche ist, zu Gott zu gelangen und für ihn zu leben, alles andere ist nebensächlich.« Einige Monate vor dem infamen Prozeß, bei dem die drei zusammen mit Bischof Bossilkov zum Tode verurteilt wurden, schrieb P. Kamen Vitchev – gleichsam all das voraussehend, was ihn erwartete – an seinen Provinzialoberen: »Erbitten Sie im Gebet für uns die Gnade, Christus und der Kirche im täglichen Leben treu zu bleiben, um zu gegebener Zeit seine würdigen Zeugen zu sein.« Und Pater Pavel Djidjov sagte: »Wir warten, bis wir an der Reihe sind: Gottes Wille geschehe.«

5. Wenn ich an die drei neuen Seligen denke, fühle ich mich verpflichtet, auch das Andenken der anderen Glaubensbekenner, Kinder der orthodoxen Kirche, zu ehren, die unter dem selben kommunistischen Regime den Märtyrertod starben. Dieser Tribut ihrer Treue zu Christus hat die beiden kirchlichen Gemeinschaften Bulgariens bis zum äußersten Zeugnis vereint. »Dies sollte auch einen ökumenisch beredten Zug haben. Der Ökumenismus der Heiligen, der Märtyrer, ist vielleicht am überzeugendsten. Die ›communio sanctorum‹, Gemeinschaft der Heiligen, spricht mit lauterer Stimme als die Urheber von Spaltungen« (Tertio millennio adveniente
TMA 37).

Wie könnte etwa nicht jene Gemeinschaft bereits vollkommen sein, die sich in dem verwirklicht, »was wir als den Gipfel des Gnadenlebens betrachten, den Märtyrertod« (Ut unum sint UUS 84). Und ist dies denn nicht »die intensivste Gemeinschaft, die es mit Christus geben kann, der sein Blut vergießt und durch dieses Opfer jene, die einst in der Ferne waren, in die Nähe kommen läßt « (vgl. Ep 2,13)?

6. Die mutige und konsequente Haltung der Patres Josaphat, Kamen und Pavel gegenüber Schmerz und Gefangenschaft wurde von ihren ehemaligen katholischen, orthodoxen, jüdischen und moslemischen Schülern, ihren Pfarrkindern, den Ordensbrüdern und Leidensgenossen bestätigt. Ihre Dynamik, ihre Treue zum Evangelium, ihr selbstloser Dienst an der Nation macht sie zu Vorbildern für die Christen von heute, insbesondere für die Jugend Bulgariens, die danach strebt, ihrem Leben Sinn zu verleihen und Christus im Laienstand, im geweihten und priesterlichen Leben nachzufolgen.

Möge die besondere Hingabe, mit der die neuen Seligen die Priesteramtskandidaten begleitet haben, für alle Beispiel und Anregung sein. Ich möchte die bulgarische Ortskirche bestärken, ernsthaft die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, erneut ein Seminar zu gründen, in dem sich junge Menschen durch eine solide menschliche, intellektuelle und spirituelle Ausbildung auf das priesterliche Dienstamt an Gott sowie den Brüdern und Schwestern vorbereiten können.

7. Das Geheimnis der Dreifaltigkeit offenbart uns die Liebe, die in Gott ist, die Liebe, die Gott selbst ist, die Liebe, mit der Gott alle Menschen liebt. »Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat« (Jn 3,16). Im Namen des Vaters entsandte der gekreuzigte und auferstandene Sohn seinerseits den Heiligen Geist, um im Herzen der Gläubigen den Wunsch und die Erwartung des ewigen Lebens zu nähren.

Die neuen Seligen, die sich nun der beseligenden Schau der Heiligen Dreifaltigkeit erfreuen, haben diese Erwartung aktiv gelebt. Wir vertrauen uns ihrer Fürsprache an und beten mit den Worten der byzantinischen Liturgie (Sext, Schlußgebet):

»Ewiger Gott, der du in unerreichbarem Licht lebst …
schütze uns, die wir auf dich hoffen,
erfülle uns mit deiner göttlichen, wunderbaren Gnade.
461 Dein ist die Macht, die Majestät, die Kraft und die Herrlichkeit,
Vater, Sohn und Heiliger Geist,
jetzt und immerdar von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen".



Predigten 1978-2005 453