Mulieris dignitatem DE 20

Die Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen


20 In der Lehre Christi wird die Mutterschaft mit der Jungfräulichkeit verbunden, aber auch von ihr unterschieden. Der hierfür grundlegende Satz bleibt jener, den Jesus im Gespräch über die Unauflöslichkeit der Ehe gesprochen hat. Nachdem die Jünger seine Antwort an die Pharisäer gehört hatten, sagten sie zu Christus: »Wenn das die Stellung des Mannes in der Ehe ist, dann ist es nicht gut zu heiraten« (Mt 19,10). Unabhängig vom Sinn, den die Worte »es ist nicht gut« im damaligen Verständnis der Jünger hatten, nimmt Christus ihre falsche Auffassung zum Anlaß, um sie über den Wert der Ehelosigkeit zu belehren: Er unterscheidet die Ehelosigkeit infolge natürlicher Mängel, auch wenn diese vom Menschen verursacht sind, von der »Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen«. Er sagt: »Und manche haben sich selbst zur Ehe unfähig gemacht - um des Himmelreiches willen« (Mt 19,12). Es handelt sich also um eine freiwillige Ehelosigkeit, die um des Himmelreiches willen, im Hinblick auf die eschatologische Berufung des Menschen zur Gemeinschaft mit Gott, gewählt wird. Und er fügt hinzu: »Wer das erfassen kann, der erfasse es«, wobei diese Worte wieder aufnehmen, was er zu Beginn seines Gesprächs über die Ehelosigkeit gesagt hatte (vgl. Mt Mt 19,11). Deswegen ist die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen nicht nur Frucht einer freien Entscheidung von seiten des Menschen, sondern auch einer besonderenGnade von seiten Gottes, der eine bestimmte Person zu einem Leben in Ehelosigkeit beruft. Wenn diese ein besonderes Zeichen des Reiches Gottes ist, das kommen soll, so dient sie zugleich dazu, auch schon während des Erdenlebens alle Kräfte der Seele und des Leibes aussschließlich für das endgültige Reich Gottes einzusetzen.

Die Worte Jesu sind die Antwort auf eine Frage der Jünger. Sie sind direkt an die Fragesteller gerichtet: in diesem Fall an Männer. Nichtsdestoweniger gilt die Antwort Christi an sich für Männer wie für Frauen. In diesem Zusammenhang weist sie auf das evangelische Ideal der Jungfräulichkeit hin, ein Ideal, das im Vergleich zur alttestamentlichen Tradition etwas völlig »Neues« darstellt. Diese Tradition hing gewiß auch irgendwie mit der Erwartung Israels und besonders der israelitischen Frau zusammen, daß der Messias komme und daß er als »Sohn der Frau« kommen solle. Das Ideal der Ehelosigkeit und der Jungfräulichkeit um einer größeren Gottnähe willen war zwar gewissen jüdischen Kreisen nicht völlig fremd, vor allem in der Zeit unmittelbar vor dem Kommen Jesu. Doch ist die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, also die Jungfräulichkeit, eine unbestreitbare Neuheit, die unmittelbar mit der Menschwerdung Gottes zusammenhängt.

Vom Augenblick des Kommens Christi an soll sich die Erwartung des Gottesvolkes auf das ewige Reich richten, das kommt und in das er selbst »das neue Israel« einführen soll. Für eine derartige Wende und einen solchen Wertewandel ist tatsächlich ein neues Glaubensbewußtsein unerläßlich. Christus unterstreicht das zweimal: »Wer das erfassen kann, der erfasse es« - »Das können nur die erfassen, denen es gegeben ist« (Mt 19,11 Mt 19,12). Maria ist die erste Person, in der sich diesesneue Bewußtsein offenbart hat; denn sie fragt den Engel: »Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?« (Lc 1,34). Obwohl sie »mit einem Mann namens Josef verlobt ist« (vgl. Lk Lc 1,27), hält sie entschlossen an ihrer Jungfräulichkeit fest, und die Mutterschaft, die sich in ihr erfüllt, kommt ausschließlich aus der »Kraft des Höchsten« und ist Frucht der Herabkunft des Heiligen Geistes auf sie (vgl. Lk Lc 1,35). Diese göttliche Mutterschaft ist also die völlig unerwartete Antwort auf die menschliche Erwartung der Frau in Israel: Sie widerfährt Maria als Gnadengabe Gottes selbst. Diese Gabe ist zum Anfang und Urbild einer neuen Erwartung aller Menschen im Rahmen des ewigen Bundes, im Rahmen der neuen und endgültigen Verheißung Gottes geworden: Sie istZeichen eschatologischer Hoffnung.

Auf der Grundlage des Evangeliums kam es zu einer Entwicklung und zugleich Vertiefung des Sinngehaltes der Jungfräulichkeit als Berufung auch für die Frau, in der ihre Würde nach dem Vorbild der Jungfrau aus Nazaret ihre Bestätigung findet. Das Evangelium legt das Ideal von der Weihe der Person vor, worunter ihre ausschließliche Hingabe an Gott kraft der evangelischen Räte, vor allem der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams, zu verstehen ist. Ihre vollkommenste Verkörperung ist Jesus Christus selber. Wer ihm auf radikale Weise nachfolgen will, entscheidet sich für ein Leben nach diesen Räten. Sie unterscheiden sich von den Geboten und weisen dem Christen den Weg evangelischer Radikalität. Seit den Anfängen des Christentums schlagen Männer und Frauen diesen Weg ein, da sich nun das evangelische Ideal an den Menschen, ohne Unterschied des Geschlechts, wendet.

In diesem weiteren Zusammenhang muß die Jungfräulichkeit als ein Weg auch für die Fraugesehen werden, ein Weg, auf dem sie anders als in der Ehe ihre Persönlichkeit als Frau verwirklicht. Um diesen Weg zu verstehen, müssen wir noch einmal auf die Grundidee der christlichen Anthropologie zurückkommen. In der freiwillig gewählten Jungfräulichkeit bestätigt sich die Frau als Person, das heißt als jenes vom Schöpfer von Anfang an um seiner selbst willen gewollte Wesen,(41) und gleichzeitig realisiert sie den personalen Wert ihres Frauseins, indem sie zur »aufrichtigen Hingabe« an Gott wird, der sich in Christus offenbart hat, zu einer Hingabe an Christus, den Erlöser des Menschen und Bräutigam der Seelen: zu einer »bräutlichen« Hingabe also. Ohne Bezug auf die bräutliche Liebe läßt sich die Jungfräulichkeit, die Weihe der Frau in der Jungfräulichkeit, nicht richtig begreifen: Denn in einer solchen Liebe wird die Person zur Hingabe an den anderen.(42) Im übrigen ist auch die Weihe des Mannes im priesterlichen Zölibat oder im Ordensstand ähnlich zu verstehen.

Die natürliche bräutliche Veranlagung der fraulichen Persönlichkeit findet in der so verstandenen Jungfräulichkeit eine Antwort. Die Frau, vom »Anfang« an dazu berufen, geliebt zu werden und zu lieben, findet in der Berufung zur Jungfräulichkeit vor allem Christus als den, der als Erlöser durch seine Hingabe »den Menschen seine Liebe bis zur Vollendung erwies« (vgl. Jn 13,1), und sie erwidert dieses Geschenk mit einer »aufrichtigen Hingabe« ihres ganzen Lebens. Sie schenkt sich also dem göttlichen Bräutigam, und diese ihre persönliche Hingabe strebt nach Vereinigung, die einen wesentlich geistlichen Charakter hat: Durch das Wirken des Heiligen Geistes wird sie»ein Geist« mit Christus, dem Bräutigam (vgl. 1Co 6,17).

In diesem evangelischen Ideal der Jungfräulichkeit verwirklichen sich auf besondere Weise die Würde und die Berufung der Frau. In der so verstandenen Ehelosigkeit zeigt sich der sogenannte Radikalismus des Evangeliums: Verlaßt alles und folgt Christus nach (vgl. Mt 19,27). Das alles läßt sich nicht mit dem einfachen Ledigsein oder Unverheiratetbleiben vergleichen; denn die Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen beschränkt sich nicht auf das bloße »Nein«, sondern enthält ein tiefes »Ja« im bräutlichen Sinne: die vollkommene und ungeteilte Hingabe aus Liebe.

(41) Cf. CONC. OECUM. VAT. II, Const. past. sur l’Église dans le monde de ce tempsGaudium et spes, GS 24.
(42) Cf. Allocutions des mercredis 7 et 21 avril 1982 : Insegnamenti V, 1 (1982) 1126-1131 et 1175-1179.

Geistige Mutterschaft


21 Die Jungfräulichkeit im Sinne des Evangeliums schließt den Verzicht auf die Ehe und damit auf die leibliche Mutterschaft ein. Doch der Verzicht auf diese Art der Mutterschaft, die sogar ein großes Opfer für das Herz der Frau mit sich bringen kann, macht bereit für die Erfahrung einer Mutterschaft anderer Art: der Mutterschaft »nach dem Geist« (vgl. Rm 8,4). Die Jungfräulichkeit nimmt der Frau in der Tat nicht ihre besonderen Eigenschaften. Geistige Mutterschaft kennt vielfältige Formen. Im Leben der gottgeweihten Frauen, die zum Beispiel nach dem Charisma und den Regeln der verschiedenen Gemeinschaften apostolischen Charakters leben, wird sie sich als Sorge für die Menschen, besonders für die am meisten Bedürftigen äußern: Kranke, Behinderte, Ausgesetzte, Waisen, alte Menschen, Kinder, Jugendliche, Gefangene und, allgemein, Existenzen am Rand der Gesellschaft. Eine Ordensfrau findet auf diese Weise in allen und in jedem einzelnen den Bräutigam, den einen mit immer anderem Angesicht, wie er selbst gesagt hat: »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25,40). Die bräutliche Liebe enthält eine besondere Bereitschaft, sich all jener anzunehmen, die in ihrem Umkreis leben. In der Ehe besteht diese Bereitschaft, obwohl offen für alle, insbesondere in der Liebe der Eltern zu ihren Kindern. In der Jungfräulichkeit ist diese Bereitschaft offen für alle Menschen, die von der Liebe des Bräutigams Christus umfangen sind.

Im Blick auf Christus, den Erlöser aller und jedes einzelnen, ist die bräutliche Liebe, deren mütterliche Veranlagung sich im Herzen der Frau - der jungfräulichen Braut - verbirgt, ebenfalls bereit, sich für alle und jeden einzelnen zu öffnen. Das findet in den Ordensgemeinschaften apostolischen Lebens seine Bestätigung und ebenso, wenn auch anders, in den Gemeinschaften beschaulichen Lebens oder den Klausurorden. Es gibt zudem noch weitere Formen der Berufung zur Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen, wie zum Beispiel die Säkularinstitute oder die Gemeinschaften von gottgeweihten Menschen, die innerhalb von Bewegungen, Gruppen und Vereinigungen entstehen und in denen dieselbe Wahrheit über die geistige Mutterschaft der in Jungfräulichkeit lebenden Personen eine vielgestaltige Bestätigung findet. Es handelt sich aber nicht nur um gemeinschaftliche, sondern auch um private Formen. Schließlich ist die Jungfräulichkeit als Berufung der Frau immer die Berufung einer Person, einer konkreten und unwiederholbaren Person. Zutiefst persönlich ist darum auch die geistige Mutterschaft, die in dieser Berufung spürbar wird.

Auf dieser Grundlage kommt es denn auch zu einer besonderen Annäherung zwischen der Jungfräulichkeit der unverheirateten Frau und der Mutterschaft der verheirateten Frau. Eine solche Annäherung geht nicht nur von der Mutterschaft zur Jungfräulichkeit, wie soeben herausgestellt wurde; sie verläuft auch von der Jungfräulichkeit zur Ehe, verstanden als Form der Berufung der Frau, in welcher diese Mutter der aus ihrem Schoß geborenen Kinder wird. Ausgangspunkt für diese zweite Analogie ist die Bedeutung der Vermählung. In der Tat ist die Frau »vermählt« entweder durch das Ehesakrament oder geistlich durch die Vermählung mit Christus. Im einen wie im anderen Fall zeigt die Vermählung die »aufrichtige Hingabe« der Person der Braut gegenüber dem Bräutigam an. Auf diese Weise, so kann man sagen, ist das Profil der Ehe geistig in der Jungfräulichkeit wiederzufinden. Und wenn es sich um die leibliche Mutterschaft handelt, muß dann nicht vielleicht auch sie zugleich eine geistige Mutterschaft sein, um der Gesamtwahrheit über den Menschen, der eine Einheit aus Leib und Geist darstellt, zu entsprechen? Es gibt also viele Gründe, um in diesen beiden verschiedenen Wegen - zwei verschiedenen Lebensberufungen der Frau - eine tiefe Komplementarität und geradezu eine tiefe Einheit im innersten Wesen der Person zu entdecken.

»Meine Kinder, für die ich von neuem Geburtswehen erleide\b\i«


22 Das Evangelium offenbart eben diese Möglichkeit der menschlichen Person und macht sie begreiflich. Das Evangelium hilft jeder Frau und jedem Mann, sie zu leben und sich so zu verwirklichen. Hinsichtlich der Gaben des Heiligen Geistes und »der großen Taten Gottes« (vgl. Ac 2,11) besteht in der Tat vollständige Gleichheit. Nicht nur das. Gerade im Hinblick auf »Gottes große Taten« empfindet der Apostel - als Mann - das Bedürfnis, das, was wesenhaft zum fraulichen Sein gehört, zur Hilfe zu nehmen, um die Wahrheit über seinen apostolischen Dienst auszudrücken. Genau das tut Paulus von Tarsus, als er sich an dieGalater mit den Worten wendet: »Meine Kinder, für die ich von neuem Geburtswehen erleide« (Ga 4,19). Im erstenKorintherbrief (vgl. 1Co 7,38) verkündet der Apostel den Vorrang der Jungfräulichkeit gegenüber der Ehe, eine ständige Lehre der Kirche im Geist der im Matthäusevangelium (Mt 19,10-12) wiedergegebenen Worte Christi, ohne jedoch die Bedeutung der leiblichen und geistigen Mutterschaft zu verdunkeln. Um die grundlegende Sendung der Kirche zu veranschaulichen, findet er sogar keinen treffenderen Vergleich als den Bezug auf die Mutterschaft.

Einen Anklang an dieselbe Analogie - und dieselbe Wahrheit - finden wir in der Dogmatischen Konstitution über die Kirche. Maria ist dort das »Bild« der Kirche.(43) »Im Geheimnis der Kirche, die ja auch selbst mit Recht Mutter und Jungfrau genannt wird, ist (...) Maria vorangegangen, da sie in hervorragender und einzigartiger Weise das Urbild sowohl der Jungfrau wie der Mutter darstellt (...) Sie gebar (aber) einen Sohn, den Gott gesetzt hat zum Erstgeborenen unter vielen Brüdern (Rm 8,29), den Gläubigen nämlich, bei deren Geburt und Erziehung sie in mütterlicher Liebe mitwirkt«.(44) »Nun aber wird die Kirche, indem sie Marias geheimnisvolle Heiligkeit betrachtet, ihre Liebe nachahmt und den Willen des Vaters treu erfüllt, durch die gläubige Annahme des Wortes Gottes auch selbst Mutter: Durch Predigt und Taufe nämlich gebiert sie die vom Heiligen Geist empfangenen und aus Gott geborenen Kinder zu neuem und unsterblichem Leben«.(45) Es handelt sich hier, was die Söhne und Töchter des Menschengeschlechts betrifft, um eine geistige Mutterschaft. Eine solche Mutterschaft wird - wie schon gesagt - der Frau auch in der Jungfräulichkeit zuteil. Auch die Kirche »ist Jungfrau, da sie das Treuewort, das sie dem Bräutigam gegeben hat, unversehrt und rein bewahrt.(46) In Maria findet dies seine vollkommenste Erfüllung. Die Kirche »bewahrt (also) in Nachahmung der Mutter ihres Herrn in der Kraft des Heiligen Geistes jungfräulich einen unversehrten Glauben, eine feste Hoffnung und eine aufrichtige Liebe«.(47)

Das Konzil hat bekräftigt, daß sich das Geheimnis der Kirche, ihre Wirklichkeit, ihre wesentliche Lebenskraft, ohne den Bezug auf die Gottesmutter unmöglich begreifen läßt. Indirekt finden wir hier den Bezug zum biblischen Urbild der »Frau«, wie es sich bereits in der Beschreibung des »Anfangs« (vgl. Gn 3,15) und dann im ganzen Verlauf von der Schöpfung über die Sünde bis zur Erlösung klar abzeichnet. Auf diese Weise wird die tiefe Verbundenheit zwischen dem, was menschlich ist, und dem, was den göttlichen Heilsplan in der Geschichte des Menschen darstellt, bestätigt. Die Bibel überzeugt uns davon, daß es ohne eine entsprechende Berufung auf das »frauliche« Element keine zutreffende Hermeneutik des Menschen und seines Menschseins geben kann. Ähnliches gilt auch für Gottes Heilsplan: Wenn wir ihn für die ganze Geschichte des Menschen voll begreifen wollen, dürfen wir das Geheimnis der »Frau« - Jungfrau, Mutter, Braut - nicht aus dem Blickfeld unseres Glaubens ausschließen.

(43) Cf. CONC. OECUM. VAT. II, Const. dogm. sur l’Eglise Lumen gentium, LG 63: S. AMBROISE, in Lc II, 7: S. Ch. 45,74; De instit. Virg. XIV, 87-89 : PL 16, 326-327; S. CYRILLE D’ALEXANDRIE, Hom. 4 : PG 77, 996; S. ISIDORE DE SÉVILLE, Allegoriae 139 :PL 83, 117.
(44) CONC. OECUM. VAT. II, Const. dogm. sur l’Eglise Lumen gentium, LG 63.
(45) Ibid., LG 64.
(46) Ibid., LG 64.
(47) Ibid., LG 64. Sur le rapport entre Marie et l’Église, qui revient sans cesse dans la réflexion des Pères de l’Église et de toute la Tradition chrétienne, cf. Encycl. Redemptoris Mater, RMA 42-44 et notes 117 -127 : l. c., p. 418-422. Cf. aussi CLÉMENT D’ALEXANDRIE, Le Pédagogue, I, 6 :S. Ch. 70, 186-187; S. AMBROISE, in Lc II, 7 : S. Ch. 45-74; S. AUGUSTIN, Sermon 192, 2 :PL 38, 1012; Sermon 195, 2 : PL 38, 1018; Sermon 25, 8 : PL 46, 938 : S. LÉON LE GRAND,Sermon 25, 5 : PL 54, 211 ; Sermon 26, 2 : PL 54, 213; S. BÈDE LE VÉNÉRABLE, in Lc l, 2 :PL 92, 330. « L’une et l’autre sont mères, écrit ISAAC DE L’ÉTOILE, disciple de S. Bernard; l’une et l’autre, vierges. L’une et l’autre ont conçu du Saint-Esprit. (...) L’une a engendré (...) une tête pour le corps; l’autre a fait naître (...) un corps pour la tête. L’une et l’autre sont mères du Christ, mais aucune des deux ne l’enfante tout entier sans l’autre. Aussi c’est à juste titre que (...) ce qui est dit en général de la vierge mère qu’est l’Église s’applique en particulier à la Vierge Marie; et ce qui est dit de la vierge mère qu’est Marie, en particulier, se comprend en général de la vierge mère qu’est l’Église. Et lorsqu’un texte parle de l’une ou de l’autre, il peut s’appliquer presque sans distinction et indifféremment à l’une et à l’autre. » (Sermon 51, 7-8 : S. Ch. 339, 202-205.)

VII.


DIE KIRCHE - BRAUT CHRISTI


Das »tiefe Geheimnis\b\i«


23 Von grundlegender Bedeutung sind hierbei die Worte aus demEpheserbrief: »Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos. Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Keiner hat je seinen eigenen Leib gehaßt, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche. Denn wir sind Glieder seines Leibes. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein.Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche« (Ep 5,25 Ep 5,32).

In diesem Brief spricht der Verfasser die Wahrheit über die Kirche als Braut Christi aus und weist außerdem darauf hin, daß diese Wahrheit in der biblischen Wirklichkeit von der Erschaffung des Menschen als Mann und Frau ihre Wurzel hat. Nach dem Bild und Gleichnis Gottes als »Einheit von zweien« erschaffen, sind beide zu einer bräutlichen Liebe berufen. Man kann, wenn man dem Schöpfungsbericht in Gen Gn 2,18-25 folgt, auch sagen, daß diese grundlegende Berufung zugleich mit der Erschaffung der Frau offenbar und vom Schöpfer der Institution der Ehe eingeschrieben wird, die nach Gn 2,24 von Anfang an den Charakter einer Personengemeinschaft (communio personarum) besitzt. Wenn auch nicht direkt, weist die Darstellung des »Anfangs« (vgl. Gn 1,27 und Gn 2,24) darauf hin, daß das ganze »Ethos« der gegenseitigen Beziehungen zwischen Mann und Frau der personalen Wahrheit ihres Seins entsprechen muß.

Dies alles wurde bereits früher behandelt. Der Text des Briefes an die Epheser bekräftigt noch einmal die oben dargelegte Wahrheit und vergleicht dabei den bräutlichen Charakter der Liebe zwischen Mann und Frau mit dem Geheimnis Christi und der Kirche. Christus ist der Bräutigam der Kirche, die Kirche ist die Braut Christi. Diese Analogie ist nicht ohne Vorläufer: Sie überträgt, was bereits im Alten Testament, besonders bei den Propheten Hosea, Jeremia, Ezechiel und Jesaja(48) enthalten war, auf das Neue Testament. Die entsprechenden Abschnitte verdienten eine eigene Darlegung. Wenigstens einen Text wollen wir hier anführen. So spricht Gott durch den Propheten zu seinem auserwählten Volk: »Fürchte dich nicht, du wirst nicht beschämt; verzage nicht, du wirst nicht enttäuscht. Daß man deine jugendliche Schönheit verachtet hat, wirst du vergessen, an die Schande deiner Witwenschaft wirst du nicht mehr denken. Denn dein Schöpfer ist dein Gemahl. "Herr der Heere" wird er genannt. Der heilige Gott Israels ist dein Befreier. "Gott der ganzen Erde" wird er genannt (...) Kann man denn die Frau verstoßen, die man in der Jugend geliebt hat?, spricht dein Herr. Nur eine kleine Weile habe ich dich verlassen, doch voller Erbarmen hole ich dich zurück. Einen Augenblick nur verbarg ich vor dir mein Gesicht in grollendem Zorn; aber in meiner ewigen Gnade habe ich Erbarmen mit dir, spricht der Herr, dein Befreier (...) Auch wenn die Berge von ihrem Platz weichen und die Hügel zu wanken beginnen - meine Gnade wird nie von dir weichen und der Bund meines Friedens nicht wanken, spricht der Herr, der Erbarmen hat mit dir« (Is 54,4-8 Is 54,10).

Wenn der Mensch - Mann und Frau - als Abbild und Gleichnis Gottes erschaffen wurde, kann Gott durch den Mund des Propheten von sich selbst sprechen, indem er sich der ihrem Wesen nach menschlichen Sprache bedient: In dem zitierten Text des Jesaja ist die Art, wie die Liebe Gottes ausgedrückt wird, »menschlich«; aber die Liebe selbst ist göttlich. Als Liebe Gottes hat sie einen in göttlicher Weise bräutlichen Charakter, auch wenn sie mit der Analogie der Liebe des Mannes zur Frau ausgedrückt wird. Diese Frau und Braut ist Israel als das von Gott erwählte Volk, und diese Erwählung hat ihre Quelle ausschließlich in der spontanen Liebe Gottes. Eben durch diese Liebe läßt sich der oft als Ehe dargestellte Bund erklären, den Gott immer wieder neu mit seinem auserwählten Volk schließt. Dieser Bund ist von Gottes Seite her eine bleibende »Verpflichtung«: Gott bleibt seiner bräutlichen Liebe treu, auch wenn sich seine Braut wiederholt als untreu erwiesen hat.

Dieses Bild von der bräutlichen Liebe zusammen mit der Gestalt des göttlichen Bräutigams - ein sehr klares Bild in den prophetischen Texten - findet im Epheserbrief (Ep 5,23-32) seine Bestätigung und Krönung.Christus wurde von Johannes dem Täufer als Bräutigam begrüßt (vgl. Joh Jn 3,27-29); ja, Christus selbst wendet diesen aus den Propheten genommenen Vergleich auf sich an (vgl. Mk Mc 2,19-20). Der Apostel Paulus, der das Erbe des Alten Testaments in sich trägt, schreibt an dieKorinther: »Denn ich liebe euch mit der Eifersucht Gottes; ich habe euch einem einzigen Mann verlobt, um euch als reine Jungfrau zu Christus zu führen« (2Co 11,2). Die vollständigste Formulierung der Wahrheit über die Liebe Christi, des Erlösers, nach der Analogie einer bräutlichen Liebe findet sich jedoch im Epheserbrief: »Christus hat die Welt geliebt und sich für sie hingegeben« (Ep 5,25); damit wird voll bestätigt, daß die Kirche die Braut Christi ist: »Der heilige Gott Israels ist dein Befreier« (Is 54,5). Im Text des Paulus zielt die Analogie der bräutlichen Beziehung gleichzeitig in zwei Richtungen, die zusammen das »tiefe Geheimnis« (sacramentum magnum) bilden. Der Bund der Eheleute »erklärt« den bräutlichen Charakter der Verbundenheit Christi mit der Kirche; und diese Verbundenheit als »tiefes Geheimnis« und »Sakrament« entscheidet ihrerseits über die Sakramentalität der Ehe als eines heiligen Bundes der beiden Brautleute, des Mannes und der Frau. Beim Lesen dieses reichen und vielschichtigen Textes, derals Ganzes eine große Analogie ist, müssen wir unterscheiden zwischen dem, was darin die menschliche Wirklichkeit der interpersonalen Beziehungen, und dem, was in symbolischer Sprache das tiefe göttliche »Geheimnis« ausdrückt.

(48) Cf., par exemple, Os 1,2 Os 2,16-18 Jr 2,2 Ez 16,8 Is 50,1 Is 54,5-8.

Die evangelische »Neuheit«


24 Der Text wendet sich an die Eheleute als konkrete Frauen und Männer und erinnert sie an das »Ethos« der bräutlichen Liebe, das auf die Einsetzung der Ehe durch Gott »im Anfang« zurückgeht. Der Wahrheit dieser Einsetzung entspricht die Aufforderung: »Ihr Männer, liebt eure Frauen«; liebt sie auf Grund jenes besonderen und einzigen Bandes, durch welches der Mann und die Frau in der Ehe »ein Fleisch« werden (Gn 2,24 Ep 5,31). In dieser Liebe haben wir eine grundlegende Bejahung der Frau als Person, eine Bejahung, dank derer sich die frauliche Persönlichkeit voll entfalten und vertiefen kann. Genauso handelt Christus als Bräutigam der Kirche, wenn er sie »herrlich, ohne Flecken oder Falten« sehen will (Ep 5,27). Man kann sagen, hier ist alles voll aufgenommen, was den »Stil« Christi im Umgang mit der Frau ausmacht. Der Gatte müßte sich die Elemente dieses Stils gegenüber seiner Ehefrau zu eigen machen; und ähnlich sollte es der Mann in jeder Lage der Frau gegenüber tun. So leben alle zwei, Mann und Frau, die »aufrichtige Selbsthingabe«.

Der Verfasser des Epheserbriefes sieht keinen Widerspruch zwischen einer so formulierten Aufforderung und der Feststellung, daß »sich die Frauen ihren Männern unterordnen sollen wie dem Herrn (Christus); denn der Mann ist das Haupt der Frau« (vgl. Ep 5,22-23). Der Verfasser weiß, daß diese Auflage, die so tief in der Sitte und religiösen Tradition der Zeit verwurzelt ist, in neuer Weise verstanden und verwirklicht werden muß: als ein »gegenseitiges Sich-Unterordnen in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus« (vgl. Eph Ep 5,21). Um so mehr, da der Ehemann »Haupt« der Frau genannt wird, wie Christus Haupt der Kirche ist, und das ist er eben, um »sich für sie« hinzugeben (vgl. Eph Ep 5,25); und sich für sie hinzugeben bedeutet, sogar das eigene Leben hinzugeben. Aber während die Unterordnung in der Beziehung Christus - Kirche nur die Kirche betrifft, ist diese »Unterordnung« in der Beziehung Gatte - Gattin nicht einseitig, sondern gegenseitig. Das stellt im Verhältnis zum »Alten« ganz offensichtlich ein »Neues« dar: Es ist das »Neue« des Evangeliums. Wir begegnen mehreren Stellen, wo die apostolischen Schriften dieses »Neue« zum Ausdruck bringen, auch wenn in ihnen das »Alte«, das, was auch in der religiösen Tradition Israels, in seiner Weise des Verständnisses und der Auslegung der heiligen Texte, wie zum Beispiel von Gen 2, verwurzelt ist, durchaus noch spürbar ist.(49)

Die Briefe der Apostel sind an Personen gerichtet, die in einem Milieu leben, wo alle in gleicher Weise denken und handeln. Das »Neue«, das Christus bringt, ist eine Tatsache: Es bildet den eindeutigen Inhalt der evangelischen Botschaft und ist Frucht der Erlösung. Zugleich aber muß sich das Bewußtsein, daß es in der Ehe die gegenseitige »Unterordnung der Eheleute in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus« gibt und nicht nur die Unterordnung der Frau gegenüber dem Mann, den Weg in die Herzen und Gewissen, in das Verhalten und die Sitten bahnen. Dieser Appell hat seit damals nicht aufgehört, auf die einander folgenden Generationen einzuwirken; es ist ein Appell, den die Menschen immer wieder von neuem annehmen müssen. Der Apostel schreibt nicht nur: »In Jesus Christus gibt es nicht mehr Mann und Frau (...)«, sondern auch: »Es gibt nicht mehr Sklaven und Freie« (Ga 3,28). Und doch, wie viele Generationen hat es gebraucht, bis sich ein solcher Grundsatz in der Menschheitsgeschichte in der Abschaffung der Sklaverei verwirklicht hat! Und was soll man zu so vielen Formen sklavenhafter Abhängigkeit von Menschen und Völkern sagen, die bis heute nicht aus dem Weltgeschehen verschwunden sind?

Die Herausforderung des »Ethos« der Erlösung hingegen ist klar und endgültig. Sämtliche Gründe für die »Unterordnung« der Frau gegenüber dem Mann in der Ehe müssen im Sinne einer »gegenseitigen Unterordnung« beider »in der Ehrfurcht vor Christus« gedeutet werden. Das Maß der echten bräutlichen Liebe hat seine tiefste Quelle in Christus, dem Bräutigam der Kirche, seiner Braut.

(49) Cf Col 3,18 1P 3,1-6 Tt 2,4-5 Ep 5,22-24 1Co 11,3-16 1Co 14,33-35 1Tm 2,11-15.

Die symbolische Dimension des »tiefen Geheimnisses«


25 Im Text des Epheserbriefes begegnen wir einer zweiten Dimension jener Analogie, die als ganze der Offenbarung des »tiefen Geheimnisses« dienen soll. Es handelt sich um ihresymbolische Dimension. Wenn die Liebe Gottes zum Menschen und zum auserwählten Volk Israel von den Propheten als die Liebe des Gemahls zu seiner Frau dargestellt wird, bringt eine solche Analogie die »bräutliche« Qualität und den göttlichen und nicht menschlichen Charakter von Gottes Liebe zum Ausdruck: »Dein Schöpfer ist dein Gemahl (...). Gott der ganzen Erde wird er genannt« (Is 54,5). Dasselbe gilt auch von der bräutlichen Liebe Christi, des Erlösers: »Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab« (Jn 3,16). Es handelt sich also um die Liebe Gottes, die durch die von Christus vollbrachte Erlösung zum Ausdruck kommt. Nach dem Paulusbrief ist diese Liebe der bräutlichen Liebe menschlicher Eheleute »ähnlich«, aber natürlich nicht »gleich«. Denn die Analogie weist auf eine Ähnlichkeit hin, läßt aber zugleich der Nicht-Ähnlichkeit angemessenen Raum.

Sie ist leicht festzustellen, wenn wir die Gestalt der »Braut« betrachten. Nach dem Epheserbriefist jene Braut die Kirche, so wie für die Propheten die Braut Israel war: Sie ist also ein kollektives Subjekt, nicht eine Einzelperson. Dieses kollektive Subjekt ist das Volk Gottes, das heißt eine aus vielen Personen, Frauen wie Männern, zusammengesetzte Gemeinschaft. »Christus hat die Kirche geliebt« gerade als Gemeinschaft, als Volk Gottes; und zugleich hat er in dieser Kirche, die im selben Abschnitt auch sein »Leib« genannt wird (vgl. Eph Ep 5,23), jede einzelne Person geliebt. Denn Christus hat alle ohne Ausnahme, jeden Mann und jede Frau, erlöst. In der Erlösung drückt sich gerade diese Liebe Gottes aus und gelangt ihr bräutlicher Charakter in der Geschichte des Menschen und der Welt zur Vollendung.

Christus ist in diese Geschichte eingetreten und bleibt in ihr als der Bräutigam, der »sich (für sie) hingegeben hat«. »Hingeben« heißt hier, auf vollkommenste und radikalste Weise »zu einer aufrichtigen Hingabe werden«: »Es gibt keine größere Liebe als diese« (Jn 15,13). In dieser Auffassung sind durch die Kirche alle Menschen - Frauen wie Männer - berufen, »Braut« Christi, des Erlösers der Welt, zu sein. So wird das »Braut-Sein« und damit das »Frauliche« zum Symbol alles »Menschlichen«, wie Paulus sagt: »Es gibt nicht mehr Mann und Frau; denn ihr alle seid "einer" in Christus Jesus« (Ga 3,28).

Vom sprachlichen Standpunkt her kann man sagen, daß die Analogie der bräutlichen Liebe nach dem Epheserbrief das, was »männlich« ist, auf das zurückführt, was »fraulich« ist, da als Glieder der Kirche auch die Männer in den Begriff der »Braut« einbezogen werden. Und das darf uns nicht wundern; spricht doch der Apostel, um seine Sendung für Christus und an der Kirche zu formulieren, von den »Kindern, für die er von neuem Geburtswehen erleidet« (vgl. Gal Ga 4,19). Im Bereich des »Menschlichen«, dessen, was den Menschen als Person ausmacht, unterscheiden sich das »Mannsein« und das »Frausein«, und zugleich ergänzen und erklären sie sich gegenseitig. Das ist auch in der großen Analogie von der »Braut« im Epheserbrief gegenwärtig. In der Kirche ist jeder einzelne Mensch - Mann und Frau - die »Braut«, weil sie die Liebe Christi, des Erlösers, als Hingabe erfährt und ihr durch die Hingabe der eigenen Person zu antworten sucht.

Christus ist der Bräutigam. Darin drückt sich die Wahrheit über die Liebe Gottes aus, der »zuerst« geliebt hat (vgl. 1Jn 4,19) und mit der von dieser bräutlichen Liebe zum Menschen bewirkten Hingabe alle menschlichen Erwartungen übertroffen hat: »Er erwies ihnen seine Liebe bis zur Vollendung« (Jn 13,1). Der Bräutigam - der mit Gott Vater wesensgleiche Sohn - ist der Sohn Marias geworden, »Menschensohn« und wahrer Mensch, ein Mann. Das Symbol des Bräutigams ist männlichen Geschlechts. In diesem männlichen Symbol ist der menschliche Charakter jener Liebe dargestellt, in der Gott seiner göttlichen Liebe zu Israel, zur Kirche, zu allen Menschen Ausdruck gegeben hat. Aus unserer Betrachtung dessen, was die Evangelien über das Verhalten Christi gegenüber den Frauen berichten, können wir schließen, daß er als Mann, als Sohn Israels, die Würde der »Töchter Abrahams« (vgl. Lk Lc 13,16), die Würde, welche die Frau am »Anfang« ebenso besessen hat wie der Mann, offenbar gemacht hat. Und zugleich hat Christus die ganze Eigenart, die die Frau vom Mann unterscheidet, den ganzen Reichtum, der ihr im Schöpfungsgeheimnis geschenkt wurde, hervorgehoben. Im Verhalten Christi gegenüber der Frau findet sich in vorbildlicher Weise verwirklicht, was der Epheserbrief mit dem Begriff »Bräutigam« ausdrückt. Gerade weil die göttliche Liebe Christi die Liebe eines Bräutigams ist, wird sie zum Vorbild und Beispiel jeder menschlichen Liebe, insbesondere aber der Liebe der Männer.


Mulieris dignitatem DE 20