Hosea (EUS) 1



DAS BUCH HOSEA (EUB)




Überschrift: 1,1

1 1 Das Wort des Herrn, das an Hosea, den Sohn Beeris, in der Zeit erging, als Usija, Jotam, Ahas und Hiskija Könige von Juda waren und als Jerobeam, der Sohn des Joasch, König von Israel war.

Die Ehe Hoseas: 1,2 - 3,5

Die symbolische Botschaft Gottes

2 So begann der Herr durch Hosea zu reden: Der Herr sagte zu Hosea: Geh, nimm dir eine Kultdirne zur Frau, und (zeuge) Dirnenkinder! Denn das Land hat den Herrn verlassen und ist zur Dirne geworden.
3
Da ging Hosea und nahm Gomer, die Tochter Diblajims, zur Frau; sie wurde schwanger und gebar ihm einen Sohn.4 Der Herr sagte zu Hosea: Gib ihm den Namen Jesreel! Denn es dauert nicht mehr lange, dann werde ich das Haus Jehu für die Blutschuld von Jesreel bestrafen und dem Königtum in Israel ein Ende machen.5 An jenem Tag werde ich den Bogen Israels in der Ebene Jesreel zerbrechen.
6
Als Gomer wieder schwanger wurde und eine Tochter gebar, sagte der Herr zu Hosea: Gib ihr den Namen Lo-Ruhama (Kein Erbarmen)! Denn von jetzt an habe ich kein Erbarmen mehr mit dem Haus Israel, nein, ich entziehe es ihnen.7 Mit dem Haus Juda jedoch will ich Erbarmen haben und ihnen Hilfe bringen; ich helfe ihnen als der Herr, ihr Gott, aber nicht mit Bogen, Schwert und Krieg, nicht mit Rossen und Reitern.
8
Als Gomer Lo-Ruhama entwöhnt hatte, wurde sie wieder schwanger und gebar einen Sohn.9 Da sagte der Herr: Gib ihm den Namen Lo-Ammi (Nicht mein Volk)! Denn ihr seid nicht mein Volk, und ich bin nicht der "Ich-bin-da" für euch.



2 1 Einst werden die Söhne Israels so zahlreich sein wie der Sand am Meer, der nicht zu messen und nicht zu zählen ist. Und statt daß man zu ihnen sagt: Ihr seid "nicht mein Volk", wird man zu ihnen sagen: Die Söhne des lebendigen Gottes (seid ihr).
2
Die Söhne Judas und die Söhne Israels werden sich zusammenschließen; sie werden sich ein gemeinsames Oberhaupt geben und die Macht im Land wiedergewinnen. Wahrhaftig, ein großer Tag wird der Tag von Jesreel sein.
3
Nennt eure Brüder: Ammi (Mein Volk), und eure Schwestern: Ruhama (Erbarmen).

Der Prozess gegen das treulose Israel

4 Verklagt eure Mutter, verklagt sie! Denn sie ist nicht meine Frau, und ich bin nicht ihr Mann. Sie soll von ihrem Gesicht das Dirnenzeichen entfernen und von ihren Brüsten die Male des Ehebruchs.
5
Sonst ziehe ich sie nackt aus und stelle sie hin wie am Tag ihrer Geburt; ich mache sie der Wüste gleich, wie verdorrtes Land mache ich sie und lasse sie verdursten.
6
Auch mit ihren Kindern habe ich kein Erbarmen; denn es sind Dirnenkinder.
7
Ja, ihre Mutter war eine Dirne, die Frau, die sie gebar, trieb schändliche Dinge. Sie sagte: Ich will meinen Liebhabern folgen; sie geben mir Brot und Wasser, Wolle und Leinen, Öl und Getränke.
8
Darum versperre ich ihr den Weg mit Dornengestrüpp und verbaue ihn mit einer Mauer, so daß sie ihren Pfad nicht mehr findet.
9
Dann rennt sie ihren Liebhabern nach, holt sie aber nicht ein. Sie sucht nach ihnen, findet sie aber nicht. Dann wird sie sagen: Ich kehre um und gehe wieder zu meinem ersten Mann; denn damals ging es mir besser als jetzt.
10
Aber sie hat nicht erkannt, daß ich es war, der ihr das Korn und den Wein und das Öl gab, der sie mit Silber überhäufte und mit Gold, aus dem man dann Baalsbilder machte.
11
Darum hole ich mir mein Korn zurück, wenn es Zeit dafür ist, und auch meinen Wein, wenn es Zeit ist; ich nehme ihr meine Wolle und mein Leinen, die ihre Blöße verhüllen sollten.
12
Dann entblöße ich ihre Scham vor den Augen ihrer Liebhaber. Niemand kann sie meiner Gewalt entreißen.
13
Ich mache all ihren Freuden ein Ende, ihren Feiern und Neumondfesten, ihren Sabbaten und den anderen festlichen Tagen.
14
Ich verwüste ihre Reben und Feigenbäume, von denen sie sagte: Das ist mein Lohn, den mir meine Liebhaber gaben. Ich mache ihre Weingärten zur Wildnis; die wilden Tiere fressen sie kahl.
15
Ich bestrafe sie für all die Feste, an denen sie den Baalen Rauchopfer dargebracht hat; sie hat ihre Ringe und ihren Schmuck angelegt und ist ihren Liebhabern gefolgt, mich aber hat sie vergessen - Spruch des Herrn.
16
Darum will ich selbst sie verlocken. Ich will sie in die Wüste hinausführen und sie umwerben.
17
Dann gebe ich ihr dort ihre Weinberge wieder, und das Achor-Tal mache ich für sie zum Tor der Hoffnung. Sie wird mir dorthin bereitwillig folgen wie in den Tagen ihrer Jugend, wie damals, als sie aus Ägypten heraufzog.

Der neue Bund

18 An jenem Tag - Spruch des Herrn - wirst du zu mir sagen: Mein Mann!, und nicht mehr: Mein Baal!
19
Ich lasse die Namen der Baale aus ihrem Mund verschwinden, so daß niemand mehr ihre Namen anruft.
20
Ich schließe für Israel an jenem Tag einen Bund mit den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels und mit allem, was auf dem Erdboden kriecht. Ich zerbreche Bogen und Schwert, es gibt keinen Krieg mehr im Land, ich lasse sie Ruhe und Sicherheit finden.
21
Ich traue dich mir an auf ewig; ich traue dich mir an um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen,
22
ich traue dich mir an um den Brautpreis meiner Treue: Dann wirst du den Herrn erkennen.
23
An jenem Tag - Spruch des Herrn - will ich erhören: Ich will den Himmel erhören, und der Himmel wird die Erde erhören,24 und die Erde erhört das Korn, den Wein und das Öl, und diese erhören Jesreel.25 Ich säe sie aus in meinem Land. Ich habe Erbarmen mit Lo-Ruhama (Kein Erbarmen), und zu Lo-Ammi (Nicht mein Volk) sage ich: Du bist mein Volk!, und er wird sagen: (Du bist) mein Gott!



3 1 Der Herr sagte zu mir: Geh noch einmal hin und liebe die Frau, die einen Liebhaber hat und Ehebruch treibt. (Liebe sie) so, wie der Herr die Söhne Israels liebt, obwohl sie sich anderen Göttern zuwenden und Opferkuchen aus Rosinen lieben.2 Da kaufte ich sie für fünfzehn Silberstücke und anderthalb Hómer Gerste.3 Ich sagte zu ihr: Du bleibst jetzt viele Tage bei mir, ohne als Dirne einem Mann zu gehören. Und so mache auch ich es mit dir.
4
Denn viele Tage bleiben Israels Söhne ohne König und Fürst, ohne Opfer und Steinmal, ohne Efod und ohne Terafim.5 Danach werden die Söhne Israels umkehren und den Herrn, ihren Gott, suchen und ihren König David. Zitternd werden sie zum Herrn kommen und seine Güte suchen am Ende der Tage.


Schuld und Rettung: 4,1 - 14,9

Das Gericht über die Priester

4 1 Hört das Wort des Herrn, ihr Söhne Israels! Denn der Herr erhebt Klage gegen die Bewohner des Landes: Es gibt keine Treue und keine Liebe und keine Gotteserkenntnis im Land.
2
Nein, Fluch und Betrug, Mord, Diebstahl und Ehebruch machen sich breit, Bluttat reiht sich an Bluttat.
3
Darum soll das Land verdorren, jeder, der darin wohnt, soll verwelken, samt den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels; auch die Fische im Meer sollen zugrundegehen.
4
Doch nicht irgendeiner wird verklagt, nicht irgendwer wird gerügt, sondern dich, Priester, klage ich an.
5
Am hellichten Tag kommst du zu Fall, und ebenso wie du stürzt in der Nacht der Prophet. Auch deine Mutter lasse ich umkommen.
6
Mein Volk kommt um, weil ihm die Erkenntnis fehlt. Weil du die Erkenntnis verworfen hast, darum verwerfe auch ich dich als meinen Priester. Du hast die Weisung deines Gottes vergessen; deshalb vergesse auch ich deine Söhne.
7
Je mehr sie wurden, um so mehr sündigten sie gegen mich. Ihre Ehre tauschen sie ein gegen Schande.
8
Sie nähren sich von der Sünde meines Volkes und sind gierig nach seinen ruchlosen Opfern.
9
Darum wird es dem Priester ergehen wie dem Volk: Ich bestrafe ihn für sein Verhalten, seine Taten vergelte ich ihm.
10
Sie werden zwar essen, doch sie werden nicht satt, sie treiben Unzucht, aber sie vermehren sich nicht. Ja, sie haben den Herrn verlassen und sich an Unzucht gehalten.

Die Sünde Israels

11 Der Opferwein raubt meinem Volk den Verstand:
12
Es befragt sein Götzenbild aus Holz, von seinem Stock erwartet es Auskunft. Ja, der Geist der Unzucht führt es irre. Es hat seinen Gott verlassen und ist zur Dirne geworden.
13
Sie feiern Schlachtopfer auf den Höhen der Berge, auf den Hügeln bringen sie Rauchopfer dar, unter Eichen, Storaxbäumen und Terebinthen, deren Schatten so angenehm ist. So werden eure Töchter zu Dirnen, und eure Schwiegertöchter brechen die Ehe.
14
Aber ich strafe nicht eure Töchter dafür, daß sie zu Dirnen werden, und nicht eure Schwiegertöchter dafür, daß sie die Ehe brechen; denn sie (die Priester) selbst gehen mit den Dirnen beiseite, mit den Weihedirnen feiern sie Schlachtopfer. So kommt das unwissende Volk zu Fall.
15
Auch wenn du, Israel, zur Dirne wirst, so soll sich doch Juda nicht schuldig machen. Kommt nicht nach Gilgal, zieht nicht nach Bet-Awen hinauf! Schwört nicht: So wahr der Herr lebt!
16
Ja, Israel ist störrisch wie eine störrische Kuh. Und da sollte der Herr sie auf die Weide führen wie die Lämmer auf der weiten Flur?
17
Efraim ist im Bund mit den Götzen,
18
es sitzt da, ein Haufen von Zechern; sie treiben es mit den Dirnen, sie lieben ihre schändliche Schamlosigkeit.
19
Doch ein Sturm rafft sie mit seinen Flügeln dahin, sie gehen mit Schande zugrunde wegen ihrer Altäre.


Die Abrechnung mit den Führern und dem Volk

5 1 Hört her, ihr Priester! Gebt acht, ihr vom Haus Israel! Horcht auf, ihr aus dem Königshaus! Denn ihr seid die Hüter des Rechts. Doch ihr wurdet (für das Volk) zu einer Falle in Mizpa, zu einem Netz, das auf dem Tabor ausgespannt ist,
2
zu einer tiefen Grube in Schittim. Ich aber werde euch alle bestrafen.
3
Ich kenne Efraim gut, Israel kann sich vor mir nicht verstecken: Efraim hat es mit den Dirnen getrieben, Israel hat sich befleckt.
4
Ihre Taten verhindern, daß sie umkehren zu ihrem Gott. Denn der Geist der Unzucht steckt in ihnen, so daß sie den Herrn nicht erkennen.
5
Sein eigener Hochmut klagt Israel an, Efraim kommt zu Fall durch seine eigene Schuld; zusammen mit ihm stürzt auch Juda zu Boden.
6
Sie werden ausziehen mit ihren Schafen und Rindern, um den Herrn zu suchen, doch sie werden ihn nicht finden; er zieht sich vor ihnen zurück.
7
Sie haben dem Herrn die Treue gebrochen, sie haben Bastarde geboren. Nun frißt ein glühender Wind ihren ererbten Besitz.

Die Schuld der Bruderstämme

8 Blast in Gibea das Widderhorn, in Rama die Trompete! Schlagt Lärm in Bet-Awen, schreckt Benjamin auf!
9
Efraim wird zu einer schauerlichen Wüste, wenn der Tag der Züchtigung kommt. Ich mache bei Israels Stämmen bekannt, was fest beschlossen ist.
10
Die Führer Judas handeln wie Menschen, die Grenzsteine versetzen. Ich gieße meinen Groll wie Wasser über sie aus.
11
Efraim wird unterdrückt, das Recht wird zertreten. Denn sie waren darauf aus, dem "Unflat" zu folgen.
12
Ich aber bin wie Eiter für Efraim, wie Fäulnis für das Haus Juda.
13
Als Efraim seine Krankheit sah und Juda sein Geschwür, da ging Efraim nach Assur, und (Juda) schickte zum Großkönig. Aber der kann euch nicht heilen, er befreit euch nicht von eurem Geschwür.
14
Denn ich bin für Efraim wie ein Löwe, wie ein junger Löwe für das Haus Juda. Ich, ja, ich reiße (die Beute), dann gehe ich davon; ich schleppe sie weg, und keiner kann sie mir entreißen.
15
Ich gehe weg, ich kehre an meinen Ort zurück, (und warte,) bis sie mich schuldbewußt suchen, bis sie in ihrer Not wieder Ausschau halten nach mir.



6 1 Kommt, wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat (Wunden) gerissen, er wird uns auch heilen; er hat verwundet, er wird auch verbinden.
2
Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, am dritten Tag richtet er uns wieder auf, und wir leben vor seinem Angesicht.
3
Laßt uns streben nach Erkenntnis, nach der Erkenntnis des Herrn. Er kommt so sicher wie das Morgenrot; er kommt zu uns wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.
4
Was soll ich tun mit dir, Efraim? Was soll ich tun mit dir, Juda? Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht.
5
Darum schlage ich drein durch die Propheten, ich töte sie durch die Worte meines Mundes. Dann leuchtet mein Recht auf wie das Licht.
6
Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer.

Das treulose Gottesvolk

7 Sie haben bei Adam den Bund übertreten; dort haben sie mir die Treue gebrochen.
8
Gilead ist eine Stadt voller Übeltäter, mit Blut befleckt.
9
Die Rotte der Priester liegt auf der Lauer wie eine Bande von Räubern, sie morden auf dem Weg, der nach Sichem führt, ja, sie treiben schändliche Dinge.
10
In Bet-El habe ich gräßliche Dinge gesehen; dort treibt es Efraim mit den Dirnen, dort befleckt sich Israel.
11
Auch dir, Juda, steht die Ernte bevor. Wenn ich das Geschick meines Volkes wende,



7 1 wenn ich Israel heile, dann wird die Schuld Efraims sichtbar und die Bosheit Samarias. Denn was sie tun, ist Betrug: Der Dieb bricht in die Häuser ein, auf der Straße plündern die Banden.
2
Sie bedenken nicht, daß ich all ihr böses Tun im Gedächtnis behalte. Jetzt werden sie umringt von ihren Taten, die mir vor Augen stehen.

Die Königsmacher und Königsmörder

3 In ihrer Schlechtigkeit erheitern sie den König, in ihrer Falschheit seine Fürsten.
4
Sie alle sind Ehebrecher. Sie sind wie ein angeheizter Backofen, dessen Feuer der Bäcker nicht mehr schürt, wenn er den Teig knetet und ihn aufgehen läßt.
5
Am "Tag unseres Königs" machen sie die Fürsten schwach mit der Glut des Weins, dessen Kraft die Wortführer umwirft.
6
Ja, hinterhältig nähern sie sich, mit einem Herzen, das wie ein Backofen glüht: Die ganze Nacht über schläft ihr Zorn, am Morgen aber entbrennt er wie ein loderndes Feuer.
7
Sie alle glühen wie ein Backofen; sie fressen ihre Regenten. Alle ihre Könige stürzen; doch zu mir ruft keiner von ihnen.

Die verfehlte Politik

8 Efraim läßt sich unter die Völker verrühren, Efraim ist ein Brot, das man beim Backen nicht wendet.
9
Fremde zehren an seiner Kraft, ohne daß er es merkt. Auch werden seine Haare grau, ohne daß er es merkt.
10
Sein eigener Hochmut klagt Israel an; doch es kehrt nicht um zum Herrn, seinem Gott, und sucht ihn trotz alledem nicht.
11
Efraim ist wie eine Taube, leicht zu betören, ohne Verstand. Sie rufen Ägypten zu Hilfe und laufen nach Assur.
12
Während sie laufen, werfe ich mein Netz über sie, ich hole sie herunter wie die Vögel des Himmels; sobald ihr Schwarm sich hören läßt, fange ich sie.
13
Weh ihnen, weil sie mir weggelaufen sind. Verderben über sie, weil sie mir abtrünnig wurden. Und da sollte ich sie loskaufen, ich, über den sie nur Lügen verbreiten?
14
Wenn sie zu mir schreien, kommt es nicht aus dem Herzen; sie liegen nur da und heulen. Sie ritzen sich wund, um Korn und Wein zu erflehen; sie widersetzen sich mir.
15
Ich bin es, der ihre Arme geübt und gestärkt hat, aber gegen mich planen sie Böses.
16
Sie wenden sich dem "Nichtsnutz" zu, sie sind wie ein Bogen, der versagt. Ihre Fürsten kommen um durch das Schwert wegen ihrer frechen Zunge. Deshalb wird man in Ägypten über sie spotten.



8 1 Stoß ins Horn! Denn wie ein Geier kommt das Unheil über das Haus des Herrn, weil sie meinen Bund nicht halten und mein Gesetz mißachten.
2
Sie schreien zwar zu mir: Mein Gott! Wir, Israel, kennen dich doch.
3
Aber Israel hat das Gute verworfen. Darum soll der Feind es verfolgen.
4
Sie setzen Könige ein, aber gegen meinen Willen; sie wählen Fürsten, doch ich erkenne sie nicht an. Sie machen sich Götzen aus ihrem Silber und Gold - wohl damit es vernichtet wird.
5
Samaria, dein Kalb ist verworfen. Mein Zorn ist entbrannt gegen sie; wie lange noch sind sie unfähig, sich zu läutern?
6
Denn wer sind Israel und das Kalb? Ein Handwerker hat das Kalb gemacht, und es ist kein Gott. Ja, zersplittert soll es am Boden liegen, das Kalb von Samaria.
7
Denn sie säen Wind, und sie ernten Sturm. Halme ohne Ähren bringen kein Mehl. Und wenn sie es bringen, verschlingen es Fremde.
8
Israel ist schon verschlungen. Jetzt gilt es im Kreis der Völker als wertloses Zeug.
9
Denn Israel ist nach Assur gelaufen. Ein Wildesel bleibt für sich allein; Efraim aber macht Liebesgeschenke.
10
Auch wenn sie sich unter den Völkern preisgeben, treibe ich sie jetzt zusammen; schon bald sollen sie sich krümmen unter der Last des Königs der Fürsten.
11
Efraim hat viele Altäre gebaut, um sich zu entsündigen, doch die Altäre sind ihm zur Sünde geworden.
12
Ich kann ihnen noch so viele Gesetze aufschreiben, sie gelten ihnen so wenig wie die eines Fremden.
13
Schlachtopfer lieben sie, sie opfern Fleisch und essen davon; der Herr aber hat kein Gefallen an ihnen. Jetzt denkt er an ihre Schuld und straft sie für ihre Sünden: Sie müssen zurück nach Ägypten.
14
Israel hat seinen Schöpfer vergessen und große Paläste gebaut, Juda hat viele Festungen errichtet. Doch ich sende Feuer in seine Städte; es soll seine Paläste verzehren.



9 1 Israel, freue dich nicht, jauchze nicht wie die Völker! Denn eine Dirne bist du, du hast deinen Gott verlassen; auf allen Dreschtennen liebst du Dirnenlohn.
2
Tenne und Kelter werden ihnen die Freundschaft entziehen, und der Wein wird sie verleugnen.
3
Im Land des Herrn dürfen sie nicht mehr wohnen; Efraim muß zurück nach Ägypten, und in Assur müssen sie unreine Speisen essen.
4
Sie können dem Herrn kein Weinopfer mehr spenden, ihre Schlachtopfer werden von ihm nicht angenommen. Ihr Brot wird Trauerbrot sein, alle, die davon essen, werden unrein. Ja, ihr Brot reicht nur für den eigenen Hunger, nichts davon kommt in das Haus des Herrn.
5
Was wollt ihr dann tun für den Feiertag, für den Festtag des Herrn?
6
Ja, sie müssen fort, denn ihr Land ist verwüstet; Ägypten sammelt sie ein, Memfis begräbt sie. So kostbar ihr Silber auch ist, das Unkraut wird es von ihnen erben, in ihren Zelten wachsen die Dornen.

Die Verfolgung des Propheten

7 Die Tage der Abrechnung sind gekommen, gekommen sind die Tage der Vergeltung; Israel wird es erleben. Der Prophet ist ein Narr, der Geistesmann ist verrückt. So große Anfeindung zeigt, wie groß deine Schuld ist.
8
Efraim, das Volk meines Gottes, lauert dem Propheten auf: Fangnetze bedrohen ihn auf all seinen Wegen; auf Feindschaft stößt er sogar im Haus seines Gottes.
9
Sie haben ihm eine tiefe Grube gegraben wie in den Tagen von Gibea. Doch der Herr denkt an ihre Schuld, er wird sie strafen für ihre Sünden.

Die Verwerfung Efraims

10 Wie man Trauben findet in der Wüste, so fand ich Israel; wie die erste Frucht am jungen Feigenbaum, so sah ich eure Väter. Sie aber kamen nach Baal-Pegor und weihten sich dem schändlichen Gott; sie wurden so abscheulich wie der, den sie liebten.
11
Efraim - wie ein Vogelschwarm fliegt seine Macht davon: keine Geburt mehr, keine Schwangerschaft, keine Empfängnis.
12
Selbst wenn sie ihre Kinder großziehen, mache ich sie kinderlos und verlassen. Ja, weh auch ihnen selbst, wenn ich mich abwende von ihnen.
13
Ich sehe, wie Efraim seine Kinder zur Beute der Jäger macht, wie Efraim seine Söhne dem Schlächter zuführt.
14
Gib ihnen, Herr, was du ihnen geben willst: Gib den Müttern einen unfruchtbaren Schoß und vertrocknete Brüste!
15
Ihre ganze Bosheit hat sich in Gilgal enthüllt, dort habe ich sie hassen gelernt. Ihrer bösen Taten wegen vertreibe ich sie aus meinem Haus. Nie mehr werde ich sie lieben. Aufrührer sind alle ihre Führer.
16
Efraim ist zerschlagen, seine Wurzeln sind verdorrt, sie bringen keine Frucht mehr hervor. Auch wenn sie gebären, töte ich die geliebte Frucht ihres Schoßes.
17
Mein Gott wird sie verstoßen, weil sie nicht auf ihn hörten; unstet müssen sie umherirren unter den Völkern.



10 1 Israel war ein üppiger Weinstock, der seine Frucht brachte. Je fruchtbarer er war, desto mehr opferte man auf den Altären. Je schöner sein Land wurde, um so schöner schmückten sie die Steinmale.
2
Ihr Herz ist geteilt, jetzt müssen sie büßen. Der Herr selbst zerschlägt ihre Altäre und zerstört ihre Steinmale.
3
Dann werden sie sagen: Wir haben keinen König mehr; denn wir haben den Herrn nicht gefürchtet. Aber auch ein König - was könnte er für uns tun?
4
Sprüche machen, Meineide schwören, Bündnisse schließen; und die Rechtsprechung wuchert wie in den Ackerfurchen das giftige Unkraut.
5
Um das Kalb von Bet-Awen müssen die Einwohner von Samaria zittern. Sein Volk wird darum trauern. Mögen auch seine Priester jubeln über seine Pracht, wahrhaftig, sie wird ihm genommen.
6
Das Kalb selbst wird nach Assur geschafft als Geschenk für den Großkönig. Efraim erntet Schmach, Israel geht an seinen eigenen Beschlüssen zugrunde.
7
Samaria wird vernichtet, sein König gleicht einem abgebrochenen Zweig auf dem Wasser.
8
Verwüstet werden die unheilvollen Kulthöhen, diese Sünde Israels. Dornen und Disteln überwuchern ihre Altäre. Dann wird man zu den Bergen sagen: Deckt uns zu!, und zu den Hügeln: Fallt auf uns!
9
Seit den Tagen von Gibea dauert Israels Sünde, sie sind seither nicht anders geworden. Wird nicht wie in Gibea der Krieg über sie kommen wegen ihrer Verbrechen?
10
Ich komme, um sie zu züchtigen. Ich werde Völker versammeln gegen sie, sie gefangennehmen wegen ihrer doppelten Schuld.
11
Efraim war ein gelehriges Rind, willig zum Dreschen. Als ich vorbeiging und seinen kräftigen Nacken sah, spannte ich Efraim ein, um zu pflügen; Jakob sollte mir eggen:
12
Sät als eure Saat Gerechtigkeit aus, so werdet ihr ernten, wie es der (göttlichen) Liebe entspricht. Nehmt Neuland unter den Pflug! Es ist Zeit, den Herrn zu suchen; dann wird er kommen und euch mit Heil überschütten.
13
Ihr aber habt Schlechtigkeit eingepflügt; darum habt ihr Verbrechen geerntet und die Frucht der Lüge gegessen. Du hast auf deine Macht vertraut und auf die Menge deiner Krieger;
14
darum erhebt sich Kriegslärm gegen dein Volk, und alle deine Festungen werden zerstört, wie Schalman im Krieg Bet-Arbeel zerstörte, am Tag der Schlacht, an dem man die Mutter niederstreckte über ihren Kindern.
15
Das bringt euch Bet-El ein wegen eurer grenzenlosen Bosheit. Beim Morgengrauen wird der König von Israel völlig vernichtet.



11 1 Als Israel jung war, gewann ich ihn lieb, ich rief meinen Sohn aus Ägypten.
2
Je mehr ich sie rief, desto mehr liefen sie von mir weg. Sie opferten den Baalen und brachten den Götterbildern Rauchopfer dar.
3
Ich war es, der Efraim gehen lehrte, ich nahm ihn auf meine Arme. Sie aber haben nicht erkannt, daß ich sie heilen wollte.
4
Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe. Ich war da für sie wie die (Eltern), die den Säugling an ihre Wangen heben. Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen.
5
Doch er muß wieder zurück nach Ägypten, Assur wird sein König sein; denn sie haben sich geweigert umzukehren.
6
Das Schwert wird in seinen Städten wüten; es wird seinen Schwätzern den Garaus machen und sie wegen ihrer Pläne vernichten.
7
Mein Volk verharrt in der Treulosigkeit; sie rufen zu Baal, doch er hilft ihnen nicht auf.
8
Wie könnte ich dich preisgeben, Efraim, wie dich aufgeben, Israel? Wie könnte ich dich preisgeben wie Adma, dich behandeln wie Zebojim? Mein Herz wendet sich gegen mich, mein Mitleid lodert auf.
9
Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken und Efraim nicht noch einmal vernichten. Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte. Darum komme ich nicht in der Hitze des Zorns.
10
Sie werden hinter Jahwe herziehen. Er brüllt wie ein Löwe, ja, er brüllt, daß die Söhne vom Westmeer zitternd herbeikommen.
11
Wie Vögel kommen sie zitternd herbei aus Ägypten, wie Tauben aus dem Land Assur. Ich lasse sie heimkehren in ihre Häuser - Spruch des Herrn.


Das unzuverlässige Volk

12 1 Mit Lügen umzingelt mich Efraim, mit Betrug das Haus Israel. [Aber Juda hält auch in der Fremde zu Gott und bleibt dem Hochheiligen treu.]2 Efraim weidet den Wind, immer läuft es dem Ostwind nach. Es häuft Lüge auf Lüge, Gewalt auf Gewalt. Es schließt mit Assur ein Bündnis und liefert Öl nach Ägypten.
3
Darum geht der Herr mit Israel ins Gericht, er straft Jakob für sein Verhalten und zahlt ihm heim, wie es seine Taten verdienen.4 Schon im Mutterleib hinterging er seinen Bruder, und als er ein Mann war, rang er mit Gott.5 [Er wurde Herr über den Engel und siegte.] Weinend flehte er ihn um Gnade an. Er fand ihn in Bet-El, und dort sprach er mit ihm.6 Der Herr, der Gott der Heere, dessen Name Jahwe ist, (sagte:)7 Du wirst mit Hilfe deines Gottes heimkehren; bewahre die Liebe und das Recht, und hoffe immer auf deinen Gott!
8
Doch dieser Händler hat eine falsche Waage in der Hand, er liebt den Betrug.9 Efraim sagt: Ich bin reich geworden und habe mir ein Vermögen erworben. Nichts, was ich erwarb, gilt mir als Unrecht und Sünde.
10
Aber ich, der Herr, dein Gott seit der Zeit in Ägypten, ich lasse dich wieder in Zelten wohnen wie in den Tagen der (ersten) Begegnung.11 Ich rede zu den Propheten, ich lasse sie viele Visionen sehen, und durch die Propheten sende ich Vernichtung.
12
Schon in Gilead beging man Verbrechen, und auch jetzt handeln sie völlig verkehrt. Sie opfern in Gilgal den Stieren; darum werden auch ihre Altäre den Steinhaufen gleichen, die man neben den Äckern aufhäuft.13 Jakob floh in die Gegend von Aram; wegen eines Weibes wurde Israel zum Knecht, wegen eines Weibes hütete er Schafe.14 Aber durch einen Propheten führte der Herr Israel aus Ägypten heraus, und durch einen Propheten wurde es behütet.15 Efraim hat Gott bitter gekränkt, darum wird sein Herr ihn die Blutschuld büßen lassen und ihm die Beschimpfung heimzahlen.



13 1 Wenn Efraim redete, zitterten alle. Er war in Israel mächtig. Dann aber machte er sich schuldig durch Baal, und er verfiel dem Tod.2 Nun sündigen sie weiter und machen sich aus ihrem Silber gegossene Bilder, kunstfertig stellen sie Götzen her - alles nur ein Machwerk von Schmieden. Ihnen, so sagen sie, müßt ihr opfern. Menschen küssen Kälber.3 Darum sollen sie werden wie die Wolken am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht, wie die Spreu, die aus der Tenne stiebt, und wie Rauch, der aus der Luke zieht.
4
Ich aber, ich bin der Herr, dein Gott, seit der Zeit in Ägypten; du sollst keinen anderen Gott kennen als mich. Es gibt keinen Retter außer mir.5 Ich habe dich in der Wüste auf die Weide geführt, im Land der glühenden Hitze.6 Als sie ihre Weide hatten, wurden sie satt. Als sie satt waren, wurde ihr Herz überheblich, darum vergaßen sie mich.7 Deshalb wurde ich für sie zu einem Löwen, wie ein Panther lauere ich am Weg.8 Ich falle sie an wie eine Bärin, der man die Jungen geraubt hat, und zerreiße ihnen die Brust und das Herz. Die Hunde fressen sie dann, und die wilden Tiere zerfleischen sie.
9
Ich vernichte dich, Israel. Wer kommt dir zu Hilfe?10 Wo ist denn dein König, der dich retten könnte, dich und all deine Städte? Wo sind deine Regenten, von denen du sagtest: Gib mir einen König und Fürsten!11 In meinem Zorn gab ich dir einen König, in meinem Groll nahm ich ihn weg.
12
Efraims Schuld wird gebündelt verwahrt, seine Sünden werden gespeichert.13 Es kommen die Wehen für seine Geburt; aber er ist ein törichtes Kind; denn wenn die Zeit da ist, kommt er nicht heraus aus dem Mutterschoß.14 Aus der Gewalt der Unterwelt sollte ich sie befreien? Vom Tod sollte ich sie erlösen? Tod, wo sind deine Seuchen? Unterwelt, wo ist dein Stachel? Meine Augen kennen kein Mitleid.15 Auch wenn Efraim im Kreis seiner Brüder prächtig gedeiht, es kommt ein Ostwind, ein Sturm des Herrn; er steigt aus der Wüste auf und läßt Efraims Brunnen versiegen und seine Quellen vertrocknen. Er plündert die Schatzkammern aus und raubt den ganzen kostbaren Besitz.



14 1 Samaria verfällt seiner Strafe, weil es sich empört hat gegen seinen Gott. Seine Bewohner fallen unter dem Schwert, ihre Kinder werden zerschmettert, die schwangeren Frauen werden aufgeschlitzt.

Die Umkehr als Bedingung für die Rettung

2 Kehr um, Israel, zum Herrn, deinem Gott! Denn du bist zu Fall gekommen durch deine Schuld.3 Kehrt um zum Herrn, nehmt Worte (der Reue) mit euch, und sagt zu ihm: Nimm alle Schuld von uns, und laß uns Gutes erfahren! Wir danken es dir mit der Frucht unserer Lippen.4 Assur kann uns nicht retten. Wir wollen nicht mehr auf Pferden reiten, und zum Machwerk unserer Hände sagen wir nie mehr: Unser Gott. Denn nur bei dir findet der Verwaiste Erbarmen.5 Ich will ihre Untreue heilen und sie aus lauter Großmut wieder lieben. Denn mein Zorn hat sich von Israel abgewandt.6 Ich werde für Israel da sein wie der Tau, damit es aufblüht wie eine Lilie und Wurzeln schlägt wie der Libanon.7 Seine Zweige sollen sich ausbreiten, seine Pracht soll der Pracht des Ölbaums gleichen und sein Duft dem Duft des Libanon.8 Sie werden wieder in meinem Schatten wohnen; sie bauen Getreide an und gedeihen wie die Reben, deren Wein so berühmt ist wie der Wein vom Libanon.9 Was hat Efraim noch mit den Götzen zu tun? Ich, ja, ich erhöre ihn, ich schaue nach ihm. Ich bin wie der grünende Wacholder, an mir findest du reiche Frucht.

Nachwort: 14,10

10 Wer weise ist, begreife dies alles, wer klug ist, erkenne es. Ja, die Wege des Herrn sind gerade; die Gerechten gehen auf ihnen, die Treulosen aber kommen auf ihnen zu Fall.



Hosea (EUS) 1