Tertio millenio adveniente DE 16

III


DIE VORBEREITUNG DES GROSSEN JUBELJAHRES



17 Jedes Jubiläum in der Geschichte der Kirche ist von der göttlichen Vorsehung vorbereitet.Das gilt auch für das Große Jubiläum des Jahres 2000. In dieser Überzeugung blicken wir heute sowohl mit einem Gefühl der Dankbarkeit wie der Verantwortung auf das, was in der Geschichte der Menschheit seit der Geburt Christi geschehen ist, und vor allem auf die Ereignisse zwischen dem Jahr tausend und dem Jahr zweitausend. Aber ganz besonders wenden wir uns mit dem Blick des Glaubens unserem Jahrhundert zu und suchen darin das, was nicht nur von der Geschichte des Menschen Zeugnis gibt, sondern auch vom göttlichen Eingreifen in die menschlichen Geschicke.


18 Aus dieser Sicht kann man sagen, daß das II. Vatikanische Konzil ein Ereignis der Vorsehung darstellt, durch das die Kirche die unmittelbare re Vorbereitung auf das Jubiläum des Jahres zweitausend in Gang gesetzt hat. Denn es handelt sich um ein Konzil, das zwar den früheren Konzilien ähnlich und doch sehr andersartig ist; ein Konzil, das sich auf das Geheimnis Christi und seiner Kirche konzentriert und zugleich offen ist für die Welt. Diese Öffnung war die evangelische Antwort auf die moderne Evolution der Welt mit den umwälzenden Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, das von einem Ersten und einem Zweiten Weltkrieg, von der Erfahrung der Konzentrationslager und von entsetzlichen Gemetzeln gepeinigt worden ist. Das Geschehene zeigt mehr denn je, daß die Welt der Läuterung, der Umkehr bedarf.

Man begegnet oft der Meinung, das II. Vatikanische Konzil bezeichne eine neue Epoche im Leben der Kirche. Das ist wahr, aber zugleich ist kaum zu übersehen, daß die Konzilsversammlung viel aus den Erfahrungen und Überlegungen der vorhergehenden Periode geschöpft hat, besonders aus dem gedanklichen Erbe Pius’ XII. In der Geschichte der Kirche sind „das Alte“ und „das Neue“ stets tief miteinander verflochten. Das „Neue“ erwächst aus dem „Alten“, das „Alte“ findet im „Neuen“ einen vollkommeneren Ausdruck. Das traf auch für das II. Vatikanische Konzil und für das Wirken der mit der Konzilsversammlung verbundenen Päpste zu, angefangen von Johannes XXIII., über Paul VI. und Johannes Paul I., bis hin zum gegenwärtigen Papst.

Was von ihnen während und nach dem Konzil vollbracht wurde, das Lehramt ebenso wie das Handeln eines jeden von ihnen, hat sicher einen gewichtigen Beitrag zur Vorbereitung jenes neuen Frühlings christlichen Lebens geleistet, der von dem Großen Jubeljahr offenbar gemacht werden muß, wenn die Christen fügsam sein sollen gegenüber dem Wirken des Heiligen Geistes.


19 Das Konzil hat, auch wenn es nicht die strengen Töne Johannes des Täufers anschlug, als er am Jordanufer zu Buße und Umkehr aufrief (vgl. Lk Lc 3,1-17), an sich etwas von dem alten Propheten zum Ausdruck gebracht, wenn es mit neuer Kraft die heutigen Menschen auf Christus, „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Jn 1,29), den Erlöser des Menschen, den Herrn der Geschichte, hinwies. In der Konzilsversammlung hat sich die Kirche, um ihrem Meister ganz treu zu bleiben, die Frage nach ihrer Identität gestellt und dabei die Tiefe ihres Geheimnisses als Leib und Braut Christi wiederentdeckt. Während sie gehorsam auf das Wort Gottes hörte, hat sie die allgemeine Berufung zur Heiligkeit neu festgestellt; hat sie die Reform der Liturgie, „Quelle und Höhepunkt“ ihres Lebens, vorbereitet; hat sie der Erneuerung vieler Aspekte ihres Lebens auf gesamtkirchlicher Ebene und in den Ortskirchen Auftrieb gegeben; hat sie sich für die Förderung der verschiedenen christlichen Berufe eingesetzt, von der Berufung der Laien bis zu jener der Ordensleute, vom Amt der Diakone bis zu jenem der Priester und Bischöfe; hat sie im besonderen die bischöfliche Kollegialität als bevorzugten Ausdruck des von den Bischöfen in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri ausgeführten pastoralen Dienstes wiederentdeckt. Auf Grund dieser tiefgreifenden Erneuerung hat sich das Konzil den Christen der anderen Konfessionen, den Anhängern anderer Religionen, ja allen Menschen unserer Zeit geöffnet. Bei keinem anderen Konzil hat man mit derartiger Klarheit von der Einheit der Christen, vom Dialog mit den nichtchristlichen Religionen, von der spezifischen Bedeutung des Alten Bundes und Israels, von der Würde des persönlichen Gewissens, vom Prinzip der religiösen Freiheit, von den verschiedenen kulturellen Traditionen, innerhalb welcher die Kirche ihrem Missionsauftrag nachkommt, und von den sozialen Kommunikationsmitteln gesprochen.


20 Eine enorme Fülle von Inhalten und ein neuer, bis dahin nicht gekannter Ton bei der Vorlage dieser Inhalte auf dem Konzil stellen gleichsam eine Ankündigung neuer Zeiten dar. Die Konzilsväter haben in der Sprache des Evangeliums, in der Sprache der Bergpredigt und der Seligpreisungen, gesprochen. In der Konzilsbotschaft wird Gott in seiner absoluten Herrschaft über alle Dinge, aber auch als Garant der authentischen Eigenständigkeit der irdischen Wirklichkeit dargestellt.

Die beste Vorbereitung auf die Jahreswende zweitausend wird nämlich nur in dem erneuerten Einsatz für eine möglichst getreue Anwendung der Lehre des II. Vatikanums auf das Leben jedes einzelnen und der ganzen Kirche Ausdruck finden können. Mit dem Konzil ist gleichsam die unmittelbare Vorbereitung auf das Große Jubeljahr 2000 im weitesten Sinne des Wortes eröffnet worden. Wenn wir nach einer Entsprechung in der Liturgie suchen, könnten wir sagen, die jährliche Liturgie des Advent ist die Zeit, die dem Geist des Konzils am nächsten kommt. Der Advent bereitet uns auf die Begegnung mit dem vor, der war, der ist und der ständig kommt (vgl.
Ap 4,8).


21 Zum Weg der Vorbereitung auf die Begegnung des Jahres 2000 gehört die Reihe von Synoden, die nach dem II. Vatikanischen Konzil ihren Anfang nahm: Generalsynoden und Kontinental-, Regional-, National- und Diözesansynoden. Das Grundthema ist dieEvangelisierung, ja die Neuevangelisierung, für das von dem 1975 nach der Dritten Generalversammlung der Bischofssynode veröffentlichten Apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi Pauls VI. die Grundlagen gelegt wurden. Diese Synoden gehören schon an und für sich zur Neuevangelisierung: sie entstehen aus der konziliaren Auffassung der Kirche, sie öffnen der Teilnahme der Laien, deren spezifische Verantwortung in der Kirche sie festlegen, einen breiten Raum, sie sind Ausdruck der Kraft, die Christus dem ganzen Volk Gottes geschenkt hat, als er es an seiner messianischen Sendung, also an seiner Sendung als Prophet, Priester und König, beteiligte. Sehr ausdrucksvoll sind diesbezüglich die Aussagen des zweiten Kapitels der dogmatischen Konstitution Lumen gentium. Die Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr 2000 erfolgt auf universaler und lokaler Ebene, in der ganzen Kirche, die von einem neuen Bewußtsein des von Christus empfangenen Heilsauftrags beseelt wird. Besonders deutlich offenbart sich dieses Bewußtsein in den nachsynodalen Apostolischen Schreiben, die der Sendung der Laien, der Priesterausbildung, der Katechese, der Familie, der Bedeutung von Buße und Versöhnung im Leben der Kirche und der Menschheit und demnächst dem gottgeweihten Leben gewidmet sind.


22 Besondere Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Hinblick auf das Große Jubeljahr 2000 obliegen dem Amt des Bischofs von Rom. Alle Päpste des nunmehr zu Ende gehenden Jahrhunderts haben ihr Tun in irgendeiner Weise unter diese Perspektive gestellt. Mit seinem Programm, alles in Christus zu erneuern, versuchte der hl. Pius X. den tragischen Entwicklungen zuvorzukommen, wie sie die internationale Situation am Beginn des Jahrhunderts zustande kommen ließ. Die Kirche war sich bewußt, daß sie angesichts der Tatsache, daß sich in der heutigen Welt Tendenzen durchsetzen, die gegen den Frieden und die Gerechtigkeit gerichtet sind, entschlossen handeln mußte, um derart fundamentale Güter zu fördern und zu verteidigen. Die Päpste der dem Konzil vorausgehenden Jahrzehnte engagierten sich mit großem Einsatz in diesem Sinne, ein jeder aus seinem je besonderen Blickwinkel: Benedikt XV. sah sich der Tragödie des Ersten Weltkriegs gegenüber, Pius XI. mußte es mit den Bedrohungen durch die totalitären bzw. die menschliche Freiheit mißachtenden Systemen in Deutschland, Rußland, Italien, Spanien und noch vorher in Mexiko aufnehmen. Pius XII. trat gegen das schwerwiegendste, von der totalen Verachtung der menschlichen Würde verkörperte Unrecht auf, wie es sich während des Zweiten Weltkriegs ereignete. Er bot auch hervorragende Orientierungen für das Entstehen einer neuen Weltordnung nach dem Zusammenbruch der vorhergehenden politischen Systeme.

Außerdem haben die Päpste im Verlauf dieses Jahrhunderts nach dem Beispiel Leos XIII. systematisch die Themen der katholischen Soziallehre wiederaufgenommen und dabei die Eigenarten und Merkmale eines gerechten Systems im Bereich der Beziehungen zwischen Arbeit und Kapital behandelt. Man denke nur an die Enzyklika Quadragesimo anno Pius’ XI., an die zahlreichen Interventionen Pius’ XII., an die Enzykliken Mater et Magistra und Pacem in terrisJohannes’ XXIII., an Populorum progressio und das Apostolische Schreiben Octogesima adveniens Pauls VI. Ich selbst bin wiederholt auf dieses Thema zurück gekommen: So habe ich die Enzyklika Laborem exercens insbesondere der Bedeutung der menschlichen Arbeit gewidmet, während ich mit Centesimus annus die Gültigkeit der Lehre von Rerum novarum, auch noch nach hundert Jahren, bestätigen wollte. Vorher hatte ich mit der Enzyklika Sollicitudo rei socialisdie kirchliche Soziallehre insgesamt vor dem Hintergrund der Konfrontation zwischen den beiden Ost-West-Blöcken und der Gefahr eines Atomkrieges in systematischer Weise wieder zur Sprache gebracht. Die beiden Elemente der Soziallehre der Kirche – der Schutz der Rechte der Person im Bereich eines gerechten Verhältnisses von Arbeit und Kapital und der Förderung des Friedens – sind sich in diesem Text begegnet und miteinander verschmolzen. Dem Anliegen des Friedens wollen außerdem die jährlichen Botschaften des Papstes zum 1. Januar dienen, die seit 1968, unter Papst Paul VI., veröffentlicht werden.


23 Der derzeitige Pontifex spricht bereits in seinem ersten Dokument ausdrücklich von demGroßen Jubiläum, wenn er dazu auffordert, die Zeit der Erwartung als „einen neuen Advent“ zu leben. (9) Auf dieses Thema ist er dann noch mehrmals zurückgekommen, wobei er in der Enzyklika Dominum et vivificantem (10) ausführlich darauf einging. In der Tat wird die Vorbereitung auf das Jahr 2000 gleichsam zu einem hermeneutischen Schlüssel dieses Pontifkats. Man will gewiß nicht einem neuen Chiliasmus frönen, wie es am Ende des ersten Jahrtausends mitunter geschah; man will jedoch eine besondere Sensibilität für alles wecken, was der Geist der Kirche und den Kirchen (vgl. Offb Ap 2,7 ff.) wie auch den einzelnen Menschen durch die Gnadengaben zum Dienst an der ganzen Gemeinschaft sagt. Man will das hervorheben, was der Geist den verschiedenen Gemeinschaften rät, von den kleinsten, wie der Familie, bis hin zu den großen, wie den Nationen und den internationalen Organisationen, wobei die Kulturen und Zivilisationen nicht übergangen werden sollen. Trotz des äußeren Anscheins wartet die Menschheit weiter auf die Offenbarung der Kinder Gottes und lebt von dieser Hoffnung wie eine Mutter, die in Geburtswehen liegt – nach dem kraftvollen Bild, das der hl. Paulus im Brief an die Römer gebraucht (vgl. Rm 8,19-22).

[9] Carta Enc. Redemptor hominis (4 de Março de 1979), RH 1: AAS 71 (1979), 258.
[10] Cf. Carta Enc. Dominum et vivificantem (18 de Maio de 1986), DEV 49ss: AAS 78 (1986), 868ss.
24 Die Pilgerreisen des Papstes sind zu einem wichtigen Element im Einsatz für die Verwirklichung des II. Vatikanischen Konzils geworden. Von Johannes XXIII. am Vorabend der Eröffnung des Konzils mit einer Zeichen setzenden Wallfahrt nach Loreto und Assisi begonnen (1962), haben sie mit Paul VI. eine beachtliche Steigerung erfahren, der sich zunächst ins Heilige Land begab (1964) und dann weitere neun große apostolische Reisen unternahm, die ihn in direkten Kontakt mit der Bevölkerung der verschiedenen Kontinente brachten.

Der derzeitige Pontifex hat dieses Programm noch stark erweitert: am Beginn stand Mexiko aus Anlaß der 1979 in Puebla abgehaltenen III. Vollversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe. Darauf folgte im selben Jahr die Pilgerreise nach Polen während der Jubiläumsfeiern zum 900. Todestag des hl. Bischofs und Märtyrers Stanislaus.

Die weiteren Etappen dieses Pilgerweges sind bekannt. Die Pilgerreisen haben dadurch systematischen Charakter angenommen, daß sie die Teilkirchen in allen Kontinenten erreichen, wobei sorgfältig auf die Entwicklung der ökumenischen Beziehungen zu den Christen der verschiedenen Konfessionen geachtet wird. Unter diesem letztgenannten Gesichtspunkt kommt den Besuchen in der Türkei (1979), in Deutschland (1980), in England, Wales und Schottland (1982), in der Schweiz (1984), in den skandinavischen Ländern (1989) und zuletzt in den baltischen Ländern (1993) eine besondere Bedeutung zu.

Augenblicklich gehört zu den innig ersehnten Reisezielen, außer Sarajewo in Bosnien-Herzegowina, der Nahe Osten: der Libanon, Jerusalem und das Heilige Land. Es wäre von großer Bedeutung, wenn es anläßlich des Jahres 2000 möglich wäre, alle jene Orte zu besuchen, die sich auf dem Weg des Gottesvolkes des Alten Bundes befinden, angefangen von den Stätten Abrahams und Moses, über Ägypten und den Berg Sinai bis nach Damaskus, der Stadt, die Zeugin der Bekehrung des hl. Paulus war.


25 Bei der Vorbereitung auf das Jahr 2000 kommt den einzelnen Kirchen, die mit ihren Jubiläen bedeutsame Abschnitte in der Heilsgeschichte der verschiedenen Völker feiern, eine eigene Rolle zu. Ereignisse von höchster Bedeutsamkeit waren unter diesen lokalen oder regionalen Jubiläendie Tausendjahrfeier der Taufe der Rus’ im Jahr 1988 (11) sowie die Erinnerung an den Beginn der Evangelisierung des amerikanischen Kontinents vor fünfhundert Jahren: 1492. Neben Ereignissen von so weitreichender Ausstrahlung, wenn auch nicht weltweiter Bedeutung, muß an andere, nicht weniger bedeutsame erinnert werden: zum Beispiel das tausendjährige Jubiläum der Christianisierung Polens 1966 und der Christianisierung Ungarns 1968; das 600-jährige Jubiläum der Christianisierung Litauens 1987; es jähren sich darüber hinaus bald der 1500. Jahrestag der Taufe des Frankenkönigs Chlodwig (496) und der 1400. Ja hrestag der Ankunft des hl. Augustinus in Canterbury (597), mit der die Evangelisierung der angelsächsischen Welt ihren Anfang nahm.

Was Asien betrifft, so wird das Jubeljahr die Gedanken wieder auf den Apostel Thomas lenken, der der Überlieferung nach schon zu Beginn des christlichen Zeitalters die evangelische Botschaft nach Indien gebracht hat, wo dann erst um das Jahr 1500 die Missionare aus Portugal eintreffen sollten. In dieses Jahr fällt das siebenhundertjährige Jubiläum der Evangelisierung Chinas (1294), und wir bereiten uns darauf vor, der Ausbreitung der Missionsarbeit auf den Philippinen mit der Errichtung des Metropolitansitzes Manila (1595) sowie der ersten Märtyrer in Japan vor vierhundert Jahren (1597) zu gedenken.

In Afrika, wo die erste Verkündigung gleich falls in die apostolische Zeit zurückreicht, begehen zusammen mit dem 1650-Jahr-Jubiläum der Bischofsweihe des ersten Bischofs der Äthiopier, des hl. Frumentius (397), und mit dem 500-jährigen Jubiläum des Beginns der Evangelisierung Angolas im alten Königreich Kongo (1591) Nationen wie Kamerun, die Elfenbeinküste, die Zentralafrikanische Republik, Burundi, Burkina-Faso die jeweiligen Jahrhundertfeiern der Ankunft der ersten Missionare in ihren Gebieten. Andere afrikanische Nationen haben das vor kurzem gefeiert.

Wie könnte man sodann die Ostkirchen verschweigen, deren alte Patriarchate sich aus nächster Nähe auf das apostolische Erbe berufen und deren ehrwürdige theologische, liturgische und spirituelle Traditionen einen enormen Reichtum darstellen, der das gemeinsame Gut der gesamten Christenheit ist? Die vielfältigen Jubiläen dieser Kirchen und der Gemeinschaften, die in ihnen den Ursprung ihrer Apostolizität erkennen, rufen die Erinnerung an den Weg Christi durch die Jahrhunderte wach und münden ebenfalls ein in das Große Jubeljahr am Ende des zweiten Jahrtausends.

In diesem Licht besehen, erscheint uns die ganze christliche Geschichte wie ein einziger Strom, dem viele Nebenflüsse ihre Wasser zuführen. Das Jahr 2000 lädt uns ein, mit aufgefrischter Treue und in vertiefter Gemeinsamkeit an den Ufern dieses großen Stromes zusammenzukommen: des großen Stromes der Offenbarung, des Christentums und der Kirche, der seit dem Ereignis, das sich vor zweitausend Jahren in Nazaret und dann in Betlehem zugetragen hat, durch die Geschichte der Menschheit fließt. Es ist wirklich der „Strom“, der, wie es der Psalm ausdrückt, mit seinen „ Wassern die Gottesstadt erquickt“ (
Ps 46,5).

[11] Cf. Carta Ap. Euntes in mundum (25 de Janeiro de 1988): AAS 80 (1988), 935-956.


26 In der Perspektive der Vorbereitung auf das Jahr 2000 liegen auch die Heiligen Jahre, die im letzten Viertel dieses Jahrhunderts gefeiert wurden. Noch frisch in Erinnerung ist das Heilige Jahr, das Papst Paul VI. 1975 ausrief; auf derselben Linie wurde dann 1983 als Jahr der Erlösungbegangen. Ein vielleicht noch größeres Echo hat das Marianische Jahr 1987/88 gefunden, das in den einzelnen Ortskirchen, besonders in den Marienheiligtümern der ganzen Welt, höchst erwünscht war und mit tiefer Anteilnahme gefeiert wurde. Die Enzyklika Redemptoris Mater, die damals veröffentlicht wurde, hat die Konzilslehre über die Gegenwart der Gottesmutter im Geheimnis Christi und der Kirche hervorgehoben: Gottes Sohn ist vor zweitausend Jahren durch den Heiligen Geist Mensch geworden und von der unbefleckten Jungfrau Maria geboren worden.Das Marianische Jahr war gleichsam eine Vorwegnahme des Jubeljahres, enthielt es doch vieles von dem, was seinen vollen Ausdruck im Jahr 2000 wird finden müssen.


27 Es fiele einem schwer, nicht hervorzuheben, daß das Marianische Jahr den Ereignissen des Jahres 1989 unmittelbar vorausgegangen ist. Es sind Geschehnisse, die uns wegen ihres Umfanges und besonders wegen ihres raschen Ablaufes in Erstaunen versetzen müssen. Die achtziger Jahre hatten sich in Nachahmung des „kalten Krieges“ mit einer wachsenden Gefahr beladen; das Jahr 1989 hat eine friedliche Lösung mit sich gebracht, die gleichsam die Gestalt einer „organischen“ Entwicklung hatte. In ihrem Licht fühlt man sich veranlaßt, der EnzyklikaRerum novarum eine geradezu prophetische Bedeutung zuzuerkennen: Was Papst Leo XIII. dort über den Kommunismus schreibt, findet in diesen Ereignissen einen genauen Beweis, wie ich in der Enzyklika Centesimus annus (12) betont habe. Im übrigen konnte man feststellen, daß in dem Strom der Ereignisse die unsichtbare Hand der Vorsehung mit mütterlicher Sorge am Werke war: „Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen . . .?“ (Is 49,15).

Nach 1989 sind jedoch neue Gefahren und neue Bedrohungen aufgetaucht. In den Ländern des ehemaligen Ostblocks ist nach dem Zusammenbruch des Kommunismus die ernsthafte Gefahr der Nationalismen zutage getreten, wie leider die Vorgänge auf dem Balkan und in anderen, benachbarten Gebieten zeigen. Das zwingt die europäischen Nationen zu einer ernsthaftenGewissensprüfung, in Anerkennung von Schuld und Irrtümern, die im Laufe der Geschichte auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet gegenüber Nationen begangen worden sind, deren Rechte von den imperialistischen Systemen des vorigen wie des jetzigen Jahrhunderts systematisch verletzt worden sind.

[12] Cf. Carta Enc. Centesimus annus (1 de Maio de 1991), CA 12: AAS 83 (1991), 807-809.


28 Gegenwärtig erleben wir gleichsam in ähnlicher Sichtweise wie das Marianische Jahr das Jahr der Familie, dessen Inhalt sich eng mit dem Geheimnis der Inkarnation und mit der eigentlichen Geschichte des Menschen verbindet. Man darf daher die Hoffnung hegen, daß das in Nazaret eingeleitete Jahr der Familie, analog dem Marianischen Jahr, zu einem weiteren, bedeutsamen Abschnitt der Vorbereitung auf das Große Jubeljahr wird.

Unter diesem Gesichtspunkt habe ich ein Schreiben an die Familien gerichtet, in dem ich das Wesen der kirchlichen Lehre über die Familie neu vorlegen wollte, indem ich es sozusagen in jedes Haus und jede Fam ilie hineintrage. Auf dem II. Vatikanischen Konzil hat die Kirche die Aufwertung der Würde der Ehe und der Familie als eine ihrer Aufgaben erkannt. (13) Zur Verwirklichung des Konzils in dieser Hinsicht soll das Jahr der Familie beitragen. Es ist daher notwendig, daß die Vorbereitung auf das Große Jubeljahr in gewisser Weise über jede Familie läuft. Trifft es etwa nicht zu, daß der Sohn Gottes durch eine Familie, die Familie von Nazaret, in die Geschichte des Menschen eintreten wollte?


[13] Cf. Conc. Ecum. Vat. II, Const. past. sobre a Igreja no mundo contemporâneo Gaudium et spes,
GS 47-52.

IV.


DIE UNMITTELBARE VORBEREITUNG



29 Vor dem Hintergrund dieses weiten Panoramas erhebt sich die Frage: Kann man für dieunmittelbare Vorbereitung des Großen Jubeljahres hypothetisch ein spezifisches Programm von Initiativen annehmen? Tatsächlich weist das oben Gesagte bereits einige Elemente eines solchen Programmes auf.

Eine eingehendere Voraussicht von „ad-hoc“-Initiativen muß, um nicht künstlich und in den einzelnen Kirchen mit ihren so unterschiedlichen Lebensbedingungen schwer anwendbar zu sein, aus einer breit angelegten Konsultation erwachsen. Im Bewußtsein dieser Tatsache habe ich im Hinblick darauf die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen und insbesondere die Kardinäle zu Rate gezogen.

Dankbar bin ich den verehrten Mitgliedern des Kardinalskollegiums, die anläßlich ihrer Versammlung zum Außerordentlichen Konsistorium am 13. und 14. Juni 1994 diesbezüglich zahlreiche Vorschläge ausgearbeitet und nützliche Orientierungen empfohlen haben. Desgleichen danke ich den Brüdern im Bischofsamt, die es verschiedentlich nicht versäumt haben, mir wertvolle Ratschläge zukommen zu lassen, die ich bei der Abfassung dieses Apostolischen Schreibens sehr wohl vor Augen hatte.


30 Ein erster Hinweis, der sich aus der Konsultation klar ergeben hat, bezieht sich auf die Zeiten der Vorbereitung. Bis zum Jahr 2000 fehlen nur mehr wenige Jahre: Es schien angebracht, diese Periode in zwei Phasen zu gliedern, wobei man die eigentliche Vorbereitungsphase den letzten drei Jahren vorbehält. Man ist nämlich der Meinung, daß eine längere Periode schließlich zu einer Anhäufung extremer Inhalte führen und damit die geistliche Spannung dämpfen würde.

Man hat es daher für zweckmäßig gehalten, sich dem historischen Datum mit einer ersten Phaseder Sensibilisierung der Gläubigen über allgemeinere Themenbereiche zu nähern, um dann die direkte und unmittelbare Vorbereitung auf eine zweite, eben jene dreijährige Phase zu konzentrieren, die ganz auf die Feier des Geheimnisses Christi, des Erlösers, ausgerichtet sein soll.

a) Erste Phase


31 Die erste Phase wird also vor-vorbereitenden Charakter haben: Sie soll dazu dienen, im christlichen Volk das Bewußtsein für den Wert und die Bedeutung wiederzubeleben, die das Jubeljahr 2000 in der menschlichen Geschichte hat. Während es mit der Erinnerung an die Geburt Christi einhergeht, ist es innerlich von einer christologischen Prägung gekennzeichnet.

Entsprechend der Gliederung des christlichen Glaubens in Wort und Sakrament scheint es wichtig, auch bei diesem einzigartigen Jubiläum die Struktur der Erinnerung mit jener der Feierdadurch zu verbinden, daß man sich nicht darauf beschränkt, des Ereignisses nur begriffsmäßig zu gedenken, sondern durch die sakramentale Aktualisierung auf seinen Heilswert hinweist. Das Jubiläumsgedenken soll in den heutigen Christen den Glauben an Gott, der sich in Christus geoffenbart hat, festigen, ihre auf die Erwartung des ewigen Lebens ausgerichtete Hoffnungstärken, ihre im Dienst an den Brüdern tätig engagierte Liebe wiederbeleben.

Im Laufe der ersten Phase (von 1994 bis 1996) wird es der Heilige Stuhl, auch dank der Schaffung eines eigenen Komitees, nicht versäumen, einige Denk- und Handlungslinien auf universaler Ebene zu empfehlen, während von ähnlichen Kommissionen in den Ortskirchen ein entsprechendes Engagement der Sensibilisierung, wenn auch engmaschiger, entfaltet werden soll. Es geht gewissermaßen darum, das weiterzuführen, was in der zurückliegenden Vorbereitung verwirklicht worden ist, und gleichzeitig die kennzeichnendsten Aspekte des Jubiläumsereignisses zu vertiefen.


32 Das Jubeljahr ist immer eine Zeit besonderer Gnade, „ein vom Herrn gesegneter Tag“: als solcher ist – wie schon hervorgehoben – sein Charakter von Freude geprägt. Das Jubeljahr 2000 soll ein großes Lob- und Dankgebet vor allem für das Geschenk der Menschwerdung des Gottessohnes und der von ihm vollbrachten Erlösung sein. Im Jubeljahr sollen die Christen mit neuem gläubigem Erstaunen auftreten angesichts der Liebe des Vaters, der seinen Sohn hingegeben hat, „damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Jn 3,16). Außerdem sollen sie mit tiefer innerer Beteiligung ihren Dank für das Geschenk der Kirche darbringen, die von Christus als „das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“, (14) gegründet worden ist. Ihr Dank soll sich schließlich auf die Früchte der Heiligkeit ausweiten, welche im Leben der vielen Männer und Frauen herangereift sind, die in jeder Generation und in jeder Geschichtsepoche das Geschenk der Erlösung vorbehaltlos anzunehmen vermochten.

Doch die Freude jedes Jubeljahres ist in besonderer Weise eine Freude über den Nachlaß der Schuld, die Freude der Umkehr. Es erscheint daher angebracht, abermals das Thema derBischofssynode von 1984, nämlich Buße und Versöhnung, (15) in den Vordergrund zu stellen. Jene Synode war ein äußerst bedeutsames Ereignis in der Geschichte der nachkonziliaren Kirche. Sie griff die stets aktuelle Frage der Umkehr („metanoia“) wieder auf, die die Vorbedingung für die Versöhnung sowohl der einzelnen wie der Gemeinschaft mit Gott ist.

[14] Conc.. Ecum. Vat. II, Const. dogm. sobre a Igreja Lumen gentium, LG 1.
[15] Cf. Exort. Ap. Reconciliatio et paenitentia (2 de Dezembro de 1984): AAS 77 (1985), 185-275.
33 Zu Recht nimmt sich daher die Kirche, während sich das zweite christliche Jahrtausend seinem Ende zuneigt, mit stärkerer Bewußtheit der Schuld ihrer Söhne und Töchter an, eingedenk aller jener Vorkommnisse im Laufe der Geschichte, wo diese sich vom Geist Christi und seines Evangeliums dadurch entfernt haben, daß sie der Welt statt eines an den Werten des Glaubens inspirierten Lebenszeugnisses den Anblick von Denk- und Handlungsweisen boten, die geradezuFormen eines Gegenzeugnisses und Skandals darstellten.

Obwohl die Kirche durch ihr Einverleibtsein in Christus heilig ist, wird sie nicht müde, Buße zu tun: sie anerkennt immer, vor Gott und vor den Menschen, die Sünder als ihre Söhne. In diesem Zusammenhang heißt es in Lumen gentium: „Die Kirche umfaßt die Sünde in ihrem eigenen Schoße. Sie ist zugleich heilig und der Reinigung bedürftig, sie geht immerfort den Weg der Buße und Erneuerung“. (16)

Die Heilige Pforte des Jubeljahres 2000 wird in symbolischer Hinsicht größer sein müssen als die vorhergehenden, weil die Menschheit, wenn sie an jenem Ziel angekommen ist, nicht nur ein Jahrhundert, sondern ein Jahrtausend hinter sich gelassen hat. Es ist gut, daß die Kirche diesen Weg im klaren Bewußtsein dessen einschlägt, was sie im Lauf der letzten zehn Jahrhunderte erlebt hat. Sie kann nicht die Schwelle des neuen Jahrtausends überschreiten, ohne ihre Kinder dazu anzuhalten, sich durch Reue von Irrungen, Treulosigkeiten, Inkonsequenzen und Verspätungen zu reinigen. Das Eingestehen des Versagens von gestern ist ein Akt der Aufrichtigkeit und des Mutes, der uns dadurch unseren Glauben zu stärken hilft, daß er uns aufmerksam und bereit macht, uns mit den Versuchungen und Schwierigkeiten von heute auseinanderzusetzen.

[16] N.
LG 8.
34 Zu den Sünden, die einen größeren Einsatz an Buße und Umkehr verlangen, müssen sicher jene gezählt werden, die die von Gott für sein Volk gewollte Einheit beeinträchtigt haben. Mehr noch als im ersten Jahrtausend hat die kirchliche Gemeinschaft im Verlauf des nun zu Ende gehenden Jahrtausends „oft nicht ohne Schuld der Menschen auf beiden Seiten“ (17) schmerzliche Trennungen erlebt, die offenkundig dem Willen Christi widersprechen und der Welt ein Ärgernis sind.(18) Diese Sünden der Vergangenheit lassen ihre Last leider noch immer spüren und bestehen als dieselben Versuchungen auch in der Gegenwart weiter. Dafür gilt es, Wiedergutmachung zu leisten, indem Christus inständig um Vergebung angerufen wird.

In diesem letzten Abschnitt des Jahrtausends muß sich die Kirche tiefbetrübt und mit inständiger Bitte an den Heiligen Geist wenden und von ihm die Gnade der Einheit der Christen erflehen. Das ist ein entscheidendes Problem für das evangelische Zeugnis in der Welt. Vor allem nach dem II. Vatikanischen Konzil sind großzügig und engagiert viele ökumenische Initiativen ergriffen worden: die gesamte Aktivität der Ortskirchen und des Apostolischen Stuhls hat in diesen Jahren sozusagen einen ökumenischen Atem angenommen. Der Päpstliche Rat für die Förderung der Einheit der Christen ist zu einem der wichtigsten Zentren geworden, die den Prozeß vorantreiben, der die volle Einheit zum Ziel hat .

Wir sind uns freilich alle bewußt, daß die Erreichung dieses Zieles nicht allein Frucht menschlicher Anstrengungen sein kann, auch wenn diese unerläßlich sind. Die Einheit ist schließlich Gabe des Heiligen Geistes. Von uns wird verlangt, dieser Gabe dadurch zu entsprechen, daß wir Leichtfertigkeiten und Unterlassungen im Zeugnis für die Wahrheit nicht nachsichtig übergehen, sondern die vom Konzil und von den nachfolgenden Dokumenten des Heiligen Stuhls vorgezeichneten Richtlinien und Weisungen, die auch von vielen Christen, die nicht in der vollen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen, geschätzt werden, großzügig in die Tat umsetzen.

Hier liegt also eine der Aufgaben der Christen auf dem Weg zum Jahr 2000. Das Herannahen des Endes des zweiten Jahrtausends spornt alle zu einer Gewissensprüfung und zu passenden ökumenischen Initiativen an, so daß man im Großen Jubeljahr, wenn schon nicht in völliger Einheit, so wenigstens in der Zuversicht auftreten kann, der Überwindung der Spaltungen des zweiten Jahrtausends sehr nahe zu sein. Dazu bedarf es – das sieht jeder – einer enormen Anstrengung. Man muß den Dialog über die Lehre fortsetzen, sich aber vor allem stärker dem ökumenischen Gebet widmen. Dieses wurde nach dem Konzil sehr verstärkt, muß aber noch weiter anwachsen und immer mehr die Christen mit einbeziehen, in Übereinstimmung mit der großen Fürbitte Christi vor seiner Passion: „Alle sollen eins sein, . . . Vater“ (
Jn 17,21).

[17] Conc. Ecum. Vat. II, Decr. sobre o ecumenismo Unitatis redintegratio, UR 3.
[18] Cf. Ibid., UR 1.
35 Ein anderes schmerzliches Kapitel, auf das die Kinder der Kirche mit reuebereitem Herzen zurückkommen müssen, stellt die besonders in manchen Jahrhunderten an den Tag gelegte Nachgiebigkeit angesichts von Methoden der Intoleranz oder sogar Gewalt im Dienst an der Wahrheitdar.

Zwar kann ein korrektes historisches Urteil nicht von einer sorgfältigen Berücksichtigung der kulturellen Bedingungen der jeweiligen Epoche absehen, unter deren Einfluß viele in gutem Glauben angenommen haben mögen, daß ein glaubwürdiges Zeugnis für die Wahrheit mit dem Ersticken der Meinung des anderen oder zumindest mit seiner Ausgrenzung einhergehen müßte. Oft trafen vielfältige Gründe zusammen, die die Voraussetzungen für Intoleranz schufen, indem sie ein Klima des leidenschaftlichen Fanatismus schürten, dem sich nur große, wahrhaft freie und von Gott erfüllte Geister irgendwie zu entziehen vermochten. Doch die Berücksichtigung der mildernden Umstände entbindet die Kirche nicht von der Pflicht, zutiefst die Schwachheit so vieler ihrer Söhne zu bedauern, die das Antlitz der Kirche dadurch entstellten, daß sie sie hinderten, das Abbild ihres gekreuzigten Herrn als eines unübertrefflichen Zeugen geduldiger Liebe und demütiger Sanftmut widerzuspiegeln. Aus jenen schmerzlichen Zügen der Vergangenheit ergibt sich eine Lektion für die Zukunft, die jeden Christen veranlassen muß, sich ganz fest an das vom Konzil geltend gemachte goldene Prinzip zu halten: „Die Wahrheit erhebt nicht anders Anspruch als kraft der Wahrheit selbst, die sanft und zugleich stark den Geist durchdringt“. (19)

[19] Declar. sobre a liberdade religiosa Dignitatis humanae,
DH 1.


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