Redemptoris missio 33

Die Mission ad gentes behält ihren Wert

33 Die Unterschiede in der Tätigkeit im Rahmen der einen Mission der Kirche ergeben sich nicht aus Gründen, die in der Sache selbst, also in der Sendung liegen, sondern aus den unterschiedlichen Umständen, in denen die Mission sich entfaltet.51 Wenn man die heutige Welt unter dem Gesichtspunkt der Evangelisierung betrachtet, kann man drei Situationen unterscheiden.

Zunächst jene Situation, an die sich die Missionstätigkeit der Kirche wendet: an Völker, Menschengruppen, soziokulturelle Zusammenhänge, in denen Christus und sein Evangelium nicht bekannt sind oder in denen es an genügend reifen christlichen Gemeinden fehlt, um den Glauben in ihrer eigenen Umgebung Fuß fassen zu lassen und anderen Menschengruppen verkündigen zu können. Das ist die eigentliche Mission ad gentes.52

Sodann gibt es christliche Gemeinden, die angemessene und solide kirchliche Strukturen besitzen, die eifrig sind im Glauben und im Leben, die mit ihrem Zeugnis vom Evangelium in ihre Umgebung ausstrahlen und die Verantwortung für die Weltmission spüren. In ihnen entfaltet sich die Seelsorgstätigkeit der Kirche.

Schließlich gibt es eine Situation dazwischen, vor allem in Ländern mit alter christlicher Tradition, aber manchmal auch in jüngeren Kirchen, wo ganze Gruppen von Getauften den lebendigen Sinn des Glaubens verloren haben oder sich gar nicht mehr als Mitglieder der Kirche erkennen, da sie sich in ihrem Leben von Christus und vom Evangelium entfernt haben. In diesem Fall braucht es eine »neue Evangelisierung« oder eine »Wieder-Evangelisierung«.
34 Die spezifische Missionstätigkeit oder die Mission ad gentes wendet sich an »die Völker und die Gruppen, die noch nicht an Christus glauben«, an »jene, die fern von Christus sind«, bei denen die Kirche »noch nicht Wurzeln geschlagen hat«53 und deren Kultur noch nicht vom Evangelium beeinflußt ist.54 Sie unterscheidet sich von den anderen kirchlichen Tätigkeiten, weil sie sich an Gruppen und Umfelder wendet, die aufgrund des Fehlens oder des Ungenügens der evangelischen Verkündigung und der kirchlichen Präsenz nicht christlich sind. Sie hat den Charakter eines Werkes der Verkündigung Christi und seines Evangeliums, des Aufbaus der Ortskirche, der Verbreitung der Werte des Reiches Gottes. Die Besonderheit dieser Mission ad gentes ergibt sich aus der Tatsache, daß sie sich an »Nicht Christen« wendet. Es ist deshalb zu vermeiden, daß diese »ausgesprochen missionarische Aufgabe, die Jesus seiner Kirche anvertraut hat und täglich neu anvertraut«,55 innerhalb der umfassenden Sendung des ganzen Volkes Gottes zu einer abgewerteten Wirklichkeit und folglich vernachlässigt oder vergessen wird.

Andererseits sind die Grenzen zwischen der Seelsorge der Gläubigen, der Neu-Evangelisierung und der ausgesprochen missionarischen Tätigkeit nicht eindeutig bestimmbar und es ist undenkbar, zwischen ihnen Barrieren oder scharfe Trennungen zu machen. Doch darf die Kraft nicht verlorengehen für die Verkündigung und Gründung von neuen Kirchen unter Völkern oder Menschengruppen, wo es sie noch nicht gibt. Denn die erste Aufgabe der Kirche ist ihre Sendung zu allen Völkern und bis an die Grenzen der Erde. Ohne die Mission ad gentes wäre die missionarische Dimension der Kirche selbst ihres ursprünglichen Sinnes und ihrer gezielten Umsetzung beraubt.

Ebenfalls zu beachten ist eine reale und wachsende gegenseitige Abhängigkeit zwischen den verschiedenen Sendungsaufträgen der Kirche: jede von ihnen hat Einfluß auf die andere, regt sie an und hilft ihr. Die missionarische Dynamik schafft einen Austausch zwischen den Kirchen und ist auf die Außenwelt ausgerichtet, mit positiven Einflüssen in jeder Hinsicht. Die Kirchen mit alter christlicher Tradition zum Beispiel, die sich mit der spannenden Aufgabe der Neuevangelisierung befassen, begreifen besser, daß sie gegenüber den Nicht-Christen in anderen Ländern und Kontinenten nicht missionarisch wirken können, wenn sie sich nicht ernsthaft um die Nicht-Christen im eigenen Haus kümmern: die Missionsbereitschaft nach innen ist ein glaubwürdiges Zeichen und Anreiz für jene nach außen und umgekehrt.


Trotz Schwierigkeiten allen Völkern

35 Die Mission ad gentes steht vor einer ungeheuren Aufgabe, die keineswegs im Schwinden ist. Im Gegenteil, sie scheint ein noch viel weiteres Blickfeld vor sich zu haben, sowohl unter der zahlenmäßigen Rücksicht der demographischen Zunahme als auch unter der sozio-kulturellen Rücksicht des Entstehens neuer Beziehungen, neuer Kontakte und sich verändernder Situationen. Der Auftrag zur Verkündigung Jesu Christi bei allen Völkern ist sehr umfangreich und im Vergleich zu den menschlichen Kräften der Kirche unverhältnismäßig groß.

Die Schwierigkeiten scheinen unüberwindbar und könnten entmutigen, wenn es sich um ein rein menschliches Unterfangen handelte. In einigen Ländern ist den Missionaren die Einreise verboten; in anderen ist nicht nur die Evangelisierung verboten, sondern auch die Konversion und sogar der christliche Kult. Noch anderswo bestehen Hindernisse kultureller Art: die Vermittlung der evangelischen Botschaft erscheint irrelevant oder unverständlich; Bekehrung wird als Verleugnung des eigenen Volkes und der eigenen Kultur angesehen.
36 Es gibt im Volk Gottes auch interne Schwierigkeiten, die noch viel schmerzlicher sind. Schon mein Vorgänger Papst Paul VI. hat an erster Stelle hingewiesen auf »das Fehlen des Eifers, was umso schlimmer ist, weil es von innen kommt; dies zeige sich in der Müdigkeit, in der Enttäuschung, in der Bequemlichkeit, in mangelndem Interesse und vor allem im Fehlen der Freude und der Hoffnung«.56 Große Hindernisse für die Missionsbereitschaft der Kirche bilden auch die früheren und gegenwärtigen Spaltungen unter den Christen,57 die Entchristlichung in christlichen Ländern, das Zurückgehen der Berufe zum Apostolat, die abstoßenden Zeugnisse von Gläubigen und christlichen Gemeinden, die in ihrem Leben nicht dem Modell Christi folgen. Eine der schwerwiegendsten Ursachen des geringen Interesses für den Missionseinsatz ist jedoch eine Denkweise der Gleichgültigkeit, die leider auch unter Christen weit verbreitet ist und die ihre Wurzeln in theologisch nicht richtigen Vorstellungen hat. Diese Denkweise ist durchdrungen von einem religiösen Relativismus, der zur Annahme führt, daß »eine Religion gleich viel gilt wie die andere«. Wir können hinzufügen - wie derselbe Papst sagte -, daß es auch »Alibis gibt, die von der Evangelisierung ablenken. Am gefährlichsten sind sicher jene, von denen man sich einbildet, sie fänden in dieser oder jener Lehre des Konzils einen Anhaltspunkt«.58

Ich lege diesbezüglich den Theologen und den Fachleuten der christlichen Presse lebhaft nahe, den eigenen Dienst für die Mission zu verstärken und den tiefen Sinn ihres wichtigen Dienstes auf dem rechten Wege des »sentire cum Ecclesia« zu entdecken.

Die inneren und äußeren Schwierigkeiten dürfen uns nicht untätig oder zu Pessimisten machen. Was hier - wie in jedem Bereich des christlichen Lebens - zählt, ist das Vertrauen, das aus dem Glauben kommt, aus der Überzeugung also, daß nicht wir die Hauptpersonen der Mission sind, sondern Jesus Christus und sein Geist. Wir sind nur Mitarbeiter; und wenn wir alles getan haben, was uns möglich ist, müssen wir sagen: »Wir sind unnütze Diener. Wir haben getan, was zu tun uns aufgetragen war« (
Lc 17,10).


Bereiche der Mission ad gentes

37 Die Mission ad gentes kennt kraft des weltumspannenden Auftrages Christi keine Grenzen. Man kann jedoch verschiedene Bereiche umreißen, in denen sie sich entfaltet, sodaß man ein reales Bild der Situation erhält.

a) Gebietsbezogene Bereiche: Die Missionstätigkeit ist normalerweise in bezug auf genau umrissene Gebiete definiert worden. Das 2. Vatikanische Konzil hat die gebietsbezogene Dimension der Mission ad gentes anerkannt;59 sie ist auch heute noch wichtig und hat den Zweck, die Verantwortung, die Zuständigkeit und die geographischen Handlungsräume abzugrenzen. Es ist zwar wahr, daß einer Weltmission eine Weltperspektive entsprechen muß: die Kirche kann in der Tat keine Grenzen und politischen Hindernisse akzeptieren, die ihre Missionspräsenz eingrenzen. Aber es ist auch wahr, daß die Missionstätigkeit ad gentes, die von der Seelsorge der Gläubigen und der Neu-Evangelisierung der Nicht Praktizierenden verschieden ist, in klar abgegrenzten Gebieten und bei bestimmten Menschengruppen ausgeübt wird.

Man darf sich nicht täuschen lassen von der starken Zunahme der jungen Kirchen in letzter Zeit. In den diesen Kirchen anvertrauten Gebieten, besonders in Asien, aber auch in Afrika, in Lateinamerika und in Ozeanien gibt es ausgedehnte, nicht evangelisierte Zonen. In einer Reihe von Nationen sind ganze Völker und Kulturen von großer Bedeutung noch nicht von der Glaubensverkündigung und von der Ortskirche erfaßt.60 Auch in traditionell christlichen Ländern gibt es Gegenden, Menschengruppen und nicht evangelisierte Bereiche, die der speziellen Leitung der Mission ad gentes anvertraut sind. Es ist also auch in diesen Ländern nicht nur eine Neu-Evangelisierung, sondern in einigen Fällen eine erstmalige Evangelisierung geboten.61

Die einzelnen Situationen sind jedoch nicht gleichgeartet. Auch wenn man dazu steht, daß die Aussagen bezüglich der missionarischen Verantwortung der Kirche nicht glaubwürdig sind, wenn sie nicht vom ernsthaften Einsatz einer Neu-Evangelisierung in den Ländern mit christlicher Tradition begleitet sind, wird man die Situation eines Volkes, das Christus nie kennengelernt hat, nicht gleichsetzen können mit jener eines anderen Volkes, das ihn kennengelernt, angenommen und dann abgelehnt hat und das dennoch in einer Kultur mit zum großen Teil evangelischen Prinzipien und Werten weiterlebt. Es sind dies in bezug auf den Glauben zwei grundverschiedene Ausgangsbedingungen.

Deshalb gilt das geographische Kriterium weiterhin als eine Richtlinie zur Absteckung der Grenzen, nach der sich - auch wenn nicht sehr genau und immer vorläufig - die Missionstätigkeit richten muß. Es gibt Länder und geographische sowie kulturelle Räume, in denen einheimische christliche Gemeinden fehlen; anderswo sind diese Gemeinden so klein, daß sie kein eindeutiges Zeichen der Präsenz des Christentums sein können; oder es fehlt ihnen an Dynamik, in ihrer Umgebung das Evangelium zu künden, oder sie gehören Volksminderheiten an, die nicht in die vorherrschende nationale Kultur eingebettet sind. Vor allem auf dem asiatischen Kontinent, auf den sich das Hauptaugenmerk der Mission ad gentes richten sollte, bilden die Christen nur eine kleine Minderheit, auch wenn man dort manchmal nennenswerte Konversions-Bewegungen und beispielhafte Formen christlicher Präsenz feststellen kann.

b) Neue Soziale Welten und Phänomene: Die raschen und tiefgreifenden Umwälzungen, die heute die Welt, besonders die südliche Hälfte, charakterisieren, haben einen starken Einfluß auf das Bild der Mission: wo zuerst menschlich und sozial stabile Verhältnisse herrschten, ist heute alles in Bewegung geraten. Man denke zum Beispiel an die Verstädterung und an das massive Anwachsen der Städte, vor allem dort, wo der Bevölkerungsdruck am stärksten ist. Derzeit lebt in vielen Staaten schon mehr als die Hälfte der Bevölkerung in einigen wenigen Großstädten, in denen sich die Probleme des Menschen oft verschlimmern, gerade wegen der Anonymität, in die die Massen sich eingetaucht fühlen.

In der Neuzeit erfolgte die Missionstätigkeit überwiegend in verlassenen Gebieten, fernab von zivilisierten Zentren und in Gebieten, die aufgrund der Kommunikationsschwierigkeiten, der Sprache und des Klimas unzugänglich waren. Heutzutage verändert sich das Bild der Mission ad gentes zusehends: zu den bevorzugten Orten müßten die Großstädte werden, in denen neue Gewohnheiten und Lebensstile, neue Formen der Kultur und der Kommunikation entstehen, die ihrerseits wieder die Bevölkerung beeinflussen. Es stimmt, daß »die Wahl für die Geringsten« dazu führen muß, diejenigen Menschengruppen am wenigsten zu vernachlässigen, die am meisten am Rande stehen und isoliert sind. Es stimmt aber auch, daß man Einzelnen und kleinen Gruppen nicht das Evangelium verkünden kann, wann man diejenigen Zentren vernachläßigt, in denen sozusagen eine neue Menschheit mit neuen Entwicklungsmodellen heranwächst. Die Zukunft der jungen Nationen nimmt ihren Ausgang in den Städten.

Wenn man von der Zukunft spricht, darf man die Jugend nicht vergessen, die in zahlreichen Ländern mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmacht. Wie erreicht die Botschaft Christi die nichtchristliche Jugend, die die Zukunft ganzer Kontinente bildet? Die herkömmlichen Mittel der Pastoral reichen offensichtlich nicht mehr aus. Es braucht Vereine und Institutionen, Gruppen und Jugendhäuser, kulturelle und soziale Initiativen für die Jugend. Das ist das Betätigungsfeld, auf dem sich die modernen kirchlichen Bewegungen in breitem Ausmaße entfalten können.

Zu den großen Veränderungen der Gegenwart gehören die Aus- und Einwanderer, durch die ein neues Phänomen entsteht: zahlreiche Nichtchristen kommen in Länder mit alter christlicher Tradition; es ergibt sich die Gelegenheit zu neuen Kontakten und kulturellem Austausch; die Kirche sieht sich zu ihrer Aufnahme, zu Dialog, zu Hilfe, mit einem Wort, zu Brüderlichkeit herausgefordert. Unter den Einwanderern nehmen die Flüchtlinge einen ganz eigenen Platz ein und verdienen volle Aufmerksamkeit. Es sind inzwischen viele Millionen auf der ganzen Welt und es werden immer mehr. Sie sind geflüchtet vor politischer Unterdrückung und unmenschlichem Elend, vor Hungersnot und Trockenheit in katastrophalen Ausmaßen. Die Kirche muß sie im Umfeld ihrer apostolischen Sorge aufnehmen.

Schließlich muß an die oft unerträglichen Situationen der Armut erinnert werden, die es in vielen Ländern gibt und die oft am Ursprung des Massenauszugs stehen. Die Gemeinschaft der Gläubigen in Christus weiß sich von diesen unmenschlichen Situationen herausgefordert. Die Verkündigung Christi und des Reiches Gottes muß für diese Völker zu einem menschlichen Instrument der Erlösung werden.

c) Kulturbereiche oder moderne Areopage: Nachdem Paulus an zahlreichen Orten gepredigt hat, kam er nach Athen und begab sich auf den Areopag; dort verkündet er das Evangelium in einer Sprache, die für diese Umgebung geeignet und verständlich war (vgl.
Ac 17,22-31). Der Areopag stellte damals das Kulturzentrum des gebildeten Volkes von Athen dar; er kann heute als Symbol für neue Bereiche aufgefaßt werden, denen das Evangelium zu verkünden ist.

Ein solcher erster Areopag der neuen Zeit ist die Welt der Kommunikation, die die Menschheit immer mehr eint und - wie man zu sagen pflegt - zu einem »Weltdorf« macht. Die Mittel der sozialen Kommunikation spielen eine derartig wichtige Rolle, daß sie für viele zum Hauptinstrument der Information und Bildung, der Führung und Beratung für individuelles, familiäres und soziales Verhalten geworden sind. Vor allem die neuen Generationen wachsen in einer davon geprägten Welt auf. Vielleicht ist dieser Areopag etwas vernachlässigt worden. Man bevorzugt im allgemeinen andere Hilfsmittel für die Verkündigung des Evangeliums und für die Bildung, während die Massenmedien der Initiative einzelner oder kleiner Gruppen überlassen werden und in der pastoralen Planung erst an untergeordneter Stelle Eingang finden. Die Einbeziehung der Massenmedien hat jedenfalls nicht nur den Zweck, die Botschaft des Evangeliums vielen zugänglich zu machen. Es handelt sich um eine weitaus tiefere Angelegenheit, da die Evangelisierung der modernen Kultur selbst zum großen Teil von ihrem Einfluß abhängt. Es genügt also nicht, sie nur zur Verbreitung der christlichen Botschaft und der Lehre der Kirche zu benutzen; sondern die Botschaft selbst muß in diese, von der modernen Kommunikation geschaffene »neue Kultur« integriert werden. Es ist ein komplexes Problem, da diese Kultur noch vor ihren Inhalten aus der Tatsache selbst entsteht, daß es neue Arten der Mitteilung in Verbindung mit einer neuen Sprache, mit neuen Techniken und mit neuen psychologischen Haltungen gibt. Mein Vorgänger Papst Paul VI. sagte, daß »der Bruch zwischen Evangelium und Kultur ohne Zweifel das Drama unserer Zeit ist«.62 Das weite Feld der heutigen Kommunikation bestätigt dieses Urteil voll und ganz.

Es gibt noch viele andere Areopage der modernen Welt, an denen sich die Missionstätigkeit der Kirche orientieren muß. Da ist zum Beispiel der Einsatz für den Frieden, die Entwicklung und Befreiung der Völker; da sind die Menschen und Völkerrechte, vor allem jene der Minderheiten; da sind die Förderung der Frau und des Kindes. Der Schutz der Schöpfung ist ebenfalls ein Bereich, der im Lichte des Evangeliums zu erhellen ist.

Es sei weiters an den überaus weitläufigen Areopag der Kultur, der wissenschaftlichen Forschung und an die internationalen Beziehungen erinnert, die alle einen Dialog begünstigen und zu neuen Projekten zugunsten des Lebens führen. Man muß sich aufmerksam und engagiert in diesen modernen Instanzen einbringen. Die Menschen fühlen sich wie Seeleute auf der stürmischen See des Lebens, aufgerufen zu immer größerer Einheit und Solidarität. Lösungen für die existenziellen Probleme können nur unter Mitwirkung aller studiert, diskutiert und experimentiert werden.

Dazu erweisen sich internationale Organismen und Zusammenkünfte in vielen Sektoren des menschlichen Lebens, von der Kultur bis zur Politik, von der Wirtschaft bis zur Forschung als immer wichtiger. Die Christen, die in dieser internationalen Dimension leben und arbeiten, sollen sich ihre Pflicht, das Evangelium zu bezeugen, vor Augen halten.
38 Unsere Zeit hat zugleich etwas Dramatisches und Faszinierendes an sich. Während die Menschen einerseits dem materiellen Erfolg nachzulaufen und sich immer mehr im konsumistischen Materialismus einzutauchen scheinen, zeigt sich auf der anderen Seite die ängstliche Suche nach Sinn, das Bedürfnis nach Innerlichkeit, die Sehnsucht nach dem Erlernen neuer Formen der Konzentration und des Gebetes. Nicht nur in den religiös geprägten Kulturen, sondern auch in den säkularisierten Gesellschaften wird die geistliche Dimension des Lebens als Heilmittel gegen Entmenschlichung gesucht. Dieses sogenannte Phänomen der »Rückkehr zur Religion« ist nicht ohne Zweideutigkeit, enthält aber auch eine Einladung. Die Kirche besitzt ein unschätzbares geistliches Gut, das sie der Menschheit anbieten kann: es ist Christus, der sich als »der Weg, die Wahrheit und das Leben« bezeichnet (Jn 14,16). Es ist der christliche Weg der Begegnung mit Gott, mit dem Gebet, mit der Askese, mit der Entdeckung des Lebenssinnes. Auch das ist auf dem Areopag zu verkündigen.

Treue zu Christus und Förderung der Freiheit des Menschen

39 Alle Formen der Missionstätigkeit sind gekennzeichnet vom Bewußtsein, die Freiheit des Menschen zu fördern, indem ihm Jesus Christus verkündigt wird. Die Kirche muß Christus treu sein, dessen Leib sie ist und dessen Sendung sie fortsetzt. Sie »folge demselben Weg, der von Christus gegangen wurde, dem Weg der Armut, des Gehorsams, des Dienstes und seines Opfers bis zum Tod, aus dem er dann auferstand und als Sieger hervorging«.63 Die Kirche hat also die Pflicht, alles daranzusetzen, um ihre Sendung in der Welt zu entfalten und alle Völker zu erreichen; und sie hat auch das Recht, das ihr zur Verwirklichung seines Planes von Gott gegeben wurde. Die religiöse Freiheit, manchmal noch begrenzt oder vergewaltigt, ist Voraussetzung und Garantie für alle Freiheiten, die das Gemeinwohl der Menschen und der Völker sichern. Es bleibt zu hoffen, daß die wahre religiöse Freiheit allen und überall gewährt wird. Die Kirche setzt sich für dieses Ziel in verschiedenen Ländern ein, vor allem in Ländern mit katholischer Mehrheit, wo sie einen größeren Einfluß hat. Es handelt sich dabei jedoch nicht um ein Problem der Mehrheits- oder Minderheitsreligion, sondern vielmehr um ein unverrückbares Recht jedes Menschen.

Andererseits wendet sich die Kirche an den Menschen im vollen Respekt vor seiner Freiheit.64 Die Mission bezwingt die Freiheit nicht, sondern begünstigt sie. Die Kirche schlägt vor, sie drängt nichts auf: Sie respektiert die Menschen und Kulturen, sie macht Halt vor dem Heiligtum des Gewissens. Vor denen, die sich unter den verschiedensten Vorwänden der Missionstätigkeit widersetzen, wiederholt die Kirche: Öffnet Christus die Türen!

Ich wende mich an alle Teilkirchen, an die jungen und an die alten. Die Welt findet immer mehr zusammen, der Geist des Evangeliums muß zur Überwindung von kulturellen und nationalistischen Barrieren führen und jedes Sich-Verschließen zu vermeiden suchen. Schon Papst Benedikt XV. ermahnte die Missionare seiner Zeit, sie würden »ihre eigene Würde verlieren, wenn sie mehr an ihre irdische Heimat als an jene des Himmels dächten«.65

Dieselbe Aufforderung gilt heute für alle Ortskirchen: Öffnet den Missionaren die Türen, denn »jede Ortskirche, die sich bewußt von der Weltkirche trennen wollte, würde ihre Rückbindung an den Plan Gottes verlieren und in ihrer kirchlichen Dimension verarmen«.66



Die Aufmerksamkeit dem Süden und dem Orient zuwenden

40 Die Missionstätigkeit stellt auch heute noch die größte Herausforderung für die Kirche dar. Während wir uns dem Ende des zweiten Jahrtausends des Erlösungswerkes nähern, wird es immer deutlicher, daß jene Völker, zu denen noch keine erste Verkündigung von Christus gedrungen ist, die Mehrheit der Menschheit bilden. Die Bilanz der Missionstätigkeit in der Neuzeit ist sicher positiv: die Kirche ist in allen Kontinenten verwurzelt, ja die Mehrheit der Gläubigen und der Ortskirchen lebt heute nicht mehr im alten Europa, sondern in jenen Kontinenten, die von den Missionaren für den Glauben geöffnet wurden.

Es bleibt aber die Tatsache, daß die »äußersten Enden der Erde«, denen das Evangelium zu bringen ist, sich immer mehr entfernen. Die Feststellung Tertullians, wonach »das Evangelium auf der ganzen Welt und bei allen Völkern verkündet worden ist«,67 ist recht weit von ihrer konkreten Verwirklichung entfernt. Die Mission ad gentes steht noch in ihren Anfängen. Neue Völker treten in Erscheinung; auch sie haben das Recht auf die Verkündigung des Heiles. Der Bevölkerungszuwachs im Süden und im Orient, in nichtchristlichen Ländern, läßt ständig die Zahl jener Menschen anwachsen, die die Erlösung in Christus nicht kennen.

Die missionarische Aufmerksamkeit muß also auf jene geographischen Gebiete und auf jene kulturellen Umfelder gelenkt werden, die außerhalb des Einflusses des Evangeliums geblieben sind. Alle, die an Christus glauben, sollen die apostolische Verantwortung als einen integrierenden Teil ihres Glaubens spüren, anderen die Freude und das Licht zu vermitteln. Diese Verantwortung muß gewissermaßen zum Hunger und Durst werden, den Herrn bekanntzumachen, sobald sich der Blickwinkel auf die weiten Teile der nichtchristlichen Welt ausweitet.


Kapitel V

Wege der Mission


41 »Missionstätigkeit ist nichts anderes und nichts weniger als Kundgabe oder Epiphanie und Erfüllung des Planes Gottes in der Welt und ihrer Geschichte, in der Gott durch die Mission die Heilsgeschichte sichtbar vollzieht«.68 Welchen Wegen folgt nun die Kirche, um zu diesem Ergebnis zu kommen?

Mission ist eine einzige, aber komplexe Wirklichkeit, die sich in verschiedenen Formen entfaltet, unter denen einige in der gegenwärtigen Situation der Kirche und der Welt von besonderer Wichtigkeit sind.

Die erste Form der Evangelisierung ist das persönliche Zeugnis

42 Der Mensch unserer Zeit glaubt mehr den Zeugen als den Lehrern,69 mehr der Erfahrung als der Lehre, mehr dem Leben und den Taten als den Theorien. Das Zeugnis des christlichen Lebens ist die erste und unersetzbare Form der Mission. Christus, dessen Sendung wir fortsetzen, ist der »Zeuge« schlechthin (Ap 1,5 Ap 3,14) und das Modell christlichen Zeugnisses. Der Heilige Geist begleitet den Weg der Kirche und läßt sie teilnehmen am Zeugnis, das er von Christus gibt (vgl. Jn 15,26-27).

Die erste Form des Zeugnisses ist das Leben des Missionars, der christlichen Familie und der kirchlichen Gemeinschaft; diese Form läßt eine neue Verhaltensweise erkennen. Der Missionar, der trotz aller Grenzen und menschlichen Schwächen in Einfachheit nach dem Modell Christi lebt, ist ein Zeichen Gottes und der transzendenten Wirklichkeit. Dieses Zeugnis können und müssen jedoch alle in der Kirche geben, indem sie sich bemühen, den göttlichen Meister nachzuahmen;70 ein Zeugnis, das in vielen Fällen die einzig mögliche Form ist, Missionar zu sein.

Das evangelische Zeugnis, das die Welt am ehesten wahrnimmt, ist jenes der Aufmerksamkeit für die Menschen und der Liebe zu den Armen und den Kleinen, zu den Leidenden. Der Geschenkcharakter dieses Verhaltens und dieser Aktivitäten, die sich abgrundtief von dem in jedem Menschen vorhandenen Egoismus unterscheiden, führt zu gezielten Fragen nach Gott und dem Evangelium. Auch der Einsatz für den Frieden, die Gerechtigkeit, die Menschenrechte und die menschliche Entfaltung ist ein evangelisches Zeugnis, wenn er Zeichen der Aufmerksamkeit für die Menschen ist, ausgerichtet auf die Gesamtentfaltung des Menschen.71
43 Der Christ und die christliche Gemeinde sind tief verwurzelt im Leben der jeweiligen Völker; sie sind Zeugen des Evangeliums auch in der Treue zu ihrer Heimat, zu ihrem Volk, zu ihrer Landeskultur, immer jedoch in der Freiheit, die Christus gebracht hat. Das Christentum ist offen für eine weltweite Brüderlichkeit, weil alle Menschen Söhne und Töchter desselben Vaters und Geschwister in Christus sind.

Die Kirche ist aufgerufen, ihr Zeugnis von Christus zu geben, indem sie mutig und prophetisch Position ergreift gegen die Korruption der politischen und wirtschaftlichen Macht; indem sie selbst weder Ruhm noch materielle Güter sucht; indem sie ihre Güter für den Dienst an den Ärmsten verwendet und zur Einfachheit des Lebens in Christus einlädt. Die Kirche und die Missionare müssen auch ein Zeugnis der Demut geben, bezogen vor allem auf sich selbst. Diese Demut drückt sich auf persönlicher und gemeinschaftlicher Ebene aus in der Fähigkeit zur Gewissenserforschung, um in den eigenen Verhaltensweisen das auszubessern, was unevangelisch ist und das Angesicht Christi entstellt.



Die Erst-Verkündigung Christi, des Erlösers

44 Die Verkündigung hat in der Mission jederzeit Vorrang. Die Kirche darf sich dem ausdrücklichen Auftrag Christi nicht entziehen; sie darf den Menschen die »gute Nachricht«, daß sie von Gott geliebt und gerettet sind, nicht vorenthalten. »Die Evangelisierung wird - als Basis, Zentrum und zugleich Höhepunkt ihrer Dynamik - immer auch eine klare Aussage enthalten, daß in Jesus Christus ... jedem Menschen das Heil angeboten ist, als Geschenk der Gnade und Barmherzigkeit Gottes selbst«.72 Alle Formen der Missionstätigkeit haben diese Verkündigung zum Ziel; sie führt in das in der Zeit verborgene und in Christus enthüllte Geheimnis ein und enthüllt es (vgl. Ep 3,3-9 Col 1,25-29). Christus ist das Herzstück der Mission und des Lebens der Kirche, der Angelpunkt der gesamten Evangelisierung.

In der komplexen Wirklichkeit der Mission spielt die erstmalige Verkündigung eine zentrale und unersetzbare Rolle, weil sie eine Einführung ist »in das Geheimnis der Liebe Gottes, die zu einer engen persönlichen Beziehung in Christus ruft«73 und den Weg zur Bekehrung öffnet. Der Glaube erwächst aus der Verkündigung. Jede kirchliche Gemeinschaft beginnt mit und lebt aus der persönlichen Antwort jedes einzelnen Glaubenden auf diese Verkündigung.74 So wie die ganze Heilsökonomie auf Christus ausgerichtet ist, so ist die Verkündigung seines Geheimnisses das Ziel jeder Missionstätigkeit.

Die Verkündigung hat Christus, den Gekreuzigten, Gestorbenen und Auferstandenen zum Gegenstand: durch ihn ereignet sich die volle und echte Befreiung vom Bösen, von der Sünde und vom Tod; in ihm schenkt Gott das »neue Leben«, ein göttliches und ewiges Leben. Das ist die »gute Nachricht«, die den Menschen und die Geschichte der Menschheit verändert und auf deren Kenntnis alle Völker ein Recht haben. Diese Verkündigung hat im Kontext des Lebens der Menschen und der Völker, die sie erhalten, zu geschehen. Sie muß weiters aus der Haltung der Liebe und der Wertschätzung des Hörenden heraus erfolgen, in einer konkreten und den Umständen angepaßten Sprache. In ihr ist der Geist am Werk und stellt eine Gemeinschaft zwischen dem Missionar und den Hörenden her, die dadurch möglich ist, daß sowohl der eine als auch die anderen durch Christus mit dem Vater verbunden sind.75
45 Verkündigung als Geschehen in Einheit mit der ganzen kirchlichen Gemeinschaft ist niemals eine rein persönliche Angelegenheit. Der Missionar ist da und wirkt kraft eines erhaltenen Auftrages; auch wenn er allein ist, ist er durch ein unsichtbares, aber enges Band mit der Missionstätigkeit der ganzen Kirche verbunden.76 Die Hörer erkennen früher oder später hinter ihm die Gemeinde, die ihn gesandt hat und die ihn unterstützt.

Die Verkündigung ist vom Glauben beseelt, der beim Missionar Enthusiasmus und Eifer hervorruft. Wie schon gesagt wurde, bezeichnet die Apostelgeschichte diese Haltung mit dem Wort Parresía, das heißt: mit Offenheit und Freimut sprechen. Dieser Begriff wird auch bei Paulus verwendet: »Im Vertrauen auf unseren Gott haben wir den Mut gehabt, euch trotz harter Kämpfe das Evangelium von Gott zu künden« (
1Th 2,2). »Betet ... auch für mich, daß Gott mir das rechte Wort schenkt, wenn es darauf ankommt, mit Freimut das Geheimnis des Evangeliums zu verkünden, als dessen Gesandter ich im Gefängnis bin. Bittet, daß ich in seiner Kraft freimütig zu reden vermag, wie es meine Pflicht ist« (Ep 6,18-20).

Der Missionar geht bei der Verkündigung Christi unter Nicht-Christen von der Überzeugung aus, daß sowohl bei den einzelnen als auch bei den Völkern durch das Wirken des Geistes schon eine - wenn auch unbewußte - Erwartung da ist, die Wahrheit über Gott, über den Menschen, über den Weg zur Befreiung von Sünde und Tod zu erfahren. Die Begeisterung bei der Verkündigung Christi kommt von der Überzeugung, auf diese Erwartung antworten zu können, sodaß der Missionar sich weder entmutigen läßt noch von seinem Zeugnis abgeht, auch wenn er seinen Glauben in einer feindseligen oder gleichgültigen Umgebung zu bekennen hat. Er weiß, daß der Geist des Vaters in ihm spricht (vgl. Mt 10,17-20 Lc 12,11-12) und kann mit den Aposteln wiederholen: »Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist« (Ac 5,32). Er weiß, daß er nicht eine Menschenweisheit verkündet, sondern das »Wort Gottes«, das eine ihr eigene innere und geheimnisvolle Kraft besitzt (vgl. Rm 1,16).

Den besten Beweis dafür bildet das Geschenk des Lebens, bis zur Annahme des Todes als Zeugnis des Glaubens an Jesus Christus. Seit jeher kennt die Geschichte des Christentums zahlreiche und unverzichtbare »Märtyrer« d.h. Zeugen auf dem Weg des Evangeliums. Auch in unserer Zeit gibt es sie in großer Zahl: Bischöfe, Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen, Laien und oft unbekannte heldenhafte Menschen, die ihr Leben als Zeugen des Glaubens hingeben. Sie sind an erste Stelle Verkünder und Zeugen.


Bekehrung und Taufe

46 Die Verkündigung des Wortes Gottes hat die christliche Bekehrung zum Ziel, das heißt die volle und ehrliche Zugehörigkeit zu Christus und seinem Evangelium durch den Glauben. Die Bekehrung ist ein Geschenk Gottes, ein Werk der Dreifaltigkeit: es ist der Geist, der die Herzen öffnet, damit die Menschen an den Herrn glauben und »ihn bekennen« können (vgl. 1Co 12,3). Jesus sagt zu dem, der sich ihm im Glauben nähert: »Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt« (Jn 6,44).

Die Bekehrung ist von Anfang an ein voller und radikaler Glaubensausdruck, der weder Grenzen noch Einhalt kennt und das Geschenk Gottes voll und ganz annimmt. Zugleich jedoch setzt sie mit Bestimmtheit einen dynamischen und dauerhaften Prozeß in Gang, der das ganze Leben lang dauert und der einen ständigen Übergang vom »Leben nach dem Fleisch« zu einem »Leben nach dem Geist« erfordert (vgl. Rm 8,3-13). Sie bedeutet, die Heilswirklichkeit Christi durch persönliche Entscheidung annehmen und sein Jünger werden.

Die Kirche ruft alle zu dieser Bekehrung auf, nach dem Beispiel Johannes des Täufers, der den Weg für Christus bereitete, »indem er Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden predigte« (Mc 1,4), und nach dem Beispiel Christi selbst, »der, nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, wieder nach Galiläa ging und dort das Evangelium Gottes verkündete mit den Worten: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium« (Mc 1,14-15).

Heute steht der Aufruf zur Bekehrung, den die Missionare an Nicht-Christen richten, zur Diskussion oder wird verschwiegen. Man sieht darin einen Akt des »Proselitismus«; man sagt, es genüge, den Menschen zu helfen, mehr Mensch zu werden oder der eigenen Religion treuer zu sein; man sagt, es genüge, Gemeinschaften ins Leben zu rufen, die fähig seien, für Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden und Solidarität einzutreten. Aber man vergißt dabei, daß jeder Mensch das Recht hat, von der »guten Nachricht« Gottes zu hören, der sich in Christus offenbart und schenkt; so erst kann der Mensch seine eigene Berufung voll verwirklichen. Die Größe dieses Geschehens klingt in den Worten Jesu an die Samaritanerin an: »Wenn du wüßtest, worin die Gabe Gottes besteht« und in dem unbewußten, aber brennenden Verlangen der Frau: »Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht mehr Durst habe« (Jn 4,10 Jn 4,15).

Redemptoris missio 33