Jeremiah (EUS) 1



DAS BUCH JEREMIA (EUB)




Die Gerichtsworte über Jerusalem und Juda: 1,1 - 25,14

Überschrift

1 1 Die Worte Jeremias, des Sohnes Hilkijas, aus der Priesterschaft zu Anatot im Land Benjamin.2 An ihn erging das Wort des Herrn zur Zeit des Königs Joschija von Juda, des Sohnes Amons, im dreizehnten Jahr seiner Regierung,3 ebenso zur Zeit des Königs Jojakim von Juda, des Sohnes Joschijas, bis das elfte Jahr des Königs Zidkija von Juda, des Sohnes Joschijas, zu Ende ging, als im fünften Monat Jerusalem in die Verbannung ziehen mußte.

Die Berufung Jeremias zum Propheten

4 Das Wort des Herrn erging an mich:5 Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt, zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt.6 Da sagte ich: Ach, mein Gott und Herr, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung.7 Aber der Herr erwiderte mir: Sag nicht: Ich bin noch so jung. Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen, und was ich dir auftrage, das sollst du verkünden.8 Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir um dich zu retten - Spruch des Herrn.9 Dann streckte der Herr seine Hand aus, berührte meinen Mund und sagte zu mir: Hiermit lege ich meine Worte in deinen Mund.10 Sieh her! Am heutigen Tag setze ich dich über Völker und Reiche; du sollst ausreißen und niederreißen, vernichten und einreißen, aufbauen und einpflanzen.

Zwei Visionen

11 Das Wort des Herrn erging an mich: Was siehst du, Jeremia? Ich antwortete: Einen Mandelzweig sehe ich.12 Da sprach der Herr zu mir: Du hast richtig gesehen; denn ich wache über mein Wort und führe es aus.13 Abermals erging an mich das Wort des Herrn: Was siehst du? Ich antwortete: Einen dampfenden Kessel sehe ich; sein Rand neigt sich von Norden her.14 Da sprach der Herr zu mir: Von Norden her ergießt sich das Unheil über alle Bewohner des Landes.15 Ja, ich rufe alle Stämme der Nordreiche - Spruch des Herrn -, damit sie kommen und ihre Richterstühle an den Toreingängen Jerusalems aufstellen, gegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Städte von Juda.16 Dann werde ich mein Urteil über sie sprechen und sie strafen für alles Böse, das sie getan haben, weil sie mich verlassen, anderen Göttern geopfert und das Werk ihrer eigenen Hände angebetet haben.17 Du aber gürte dich, tritt vor sie hin, und verkünde ihnen alles, was ich dir auftrage. Erschrick nicht vor ihnen, sonst setze ich dich vor ihren Augen in Schrecken.18 Ich selbst mache dich heute zur befestigten Stadt, zur eisernen Säule und zur ehernen Mauer gegen das ganze Land, gegen die Könige, Beamten und Priester von Juda und gegen die Bürger des Landes.19 Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten - Spruch des Herrn.


Das treulose Volk

2 1 Das Wort des Herrn erging an mich:
2
Auf! Ruf Jerusalem laut ins Ohr: So spricht der Herr: Ich denke an deine Jugendtreue, an die Liebe deiner Brautzeit, wie du mir in der Wüste gefolgt bist, im Land ohne Aussaat.
3
Heiliger Besitz war Israel dem Herrn, Erstlingsfrucht seiner Ernte. Wer davon aß, machte sich schuldig, Unheil kam über ihn - Spruch des Herrn.
4
Hört das Wort des Herrn, ihr vom Haus Jakob und all ihr Geschlechter des Hauses Israel!
5
So spricht der Herr: Was fanden eure Väter Unrechtes an mir, daß sie sich von mir entfernten, nichtigen Göttern nachliefen und so selber zunichte wurden?
6
Sie fragten nicht: Wo ist der Herr, der uns aus Ägypten heraufgeführt, der uns in der Wüste den Weg gewiesen hat, im Land der Steppen und Schluchten, im dürren und düsteren Land, im Land, das keiner durchwandert und niemand bewohnt?
7
Ich brachte euch dann in das Gartenland, um euch seine Früchte und Güter genießen zu lassen. Aber kaum seid ihr dort gewesen, da habt ihr mein Land entweiht und mir mein Eigentum zum Abscheu gemacht.
8
Die Priester fragten nicht: Wo ist der Herr? Die Hüter des Gesetzes kannten mich nicht, die Hirten des Volkes wurden mir untreu. Die Propheten traten im Dienst des Baal auf und liefen unnützen Götzen nach.
9
Darum muß ich euch weiter anklagen - Spruch des Herrn - und gegen eure Kindeskinder Klage erheben.
10
Geht doch hinüber zu den Inseln der Kittäer, und seht euch um, oder schickt nach Kedar, forscht genau nach, und seht zu, ob irgendwo etwas Ähnliches geschah.
11
Hat je ein Volk seine Götter gewechselt? Dabei sind es gar keine Götter. Mein Volk aber hat seinen Ruhm gegen unnütze Götzen vertauscht.
12
Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, erschaudert gewaltig - Spruch des Herrn.
13
Denn mein Volk hat doppeltes Unrecht verübt: Mich hat es verlassen, den Quell des lebendigen Wassers, um sich Zisternen zu graben, Zisternen mit Rissen, die das Wasser nicht halten.
14
Ist Israel denn ein Knecht oder ein im Haus geborener Sklave? Warum wurde es zur Beute,
15
über der Löwen brüllten und knurrten? Man hat sein Land zur Wüste gemacht; seine Städte sind verbrannt und menschenleer.
16
Sogar die Leute von Memfis und Tachpanhes zertrümmern dir den Schädel.
17
Geschieht das nicht deshalb, weil du den Herrn, deinen Gott, verlassen hast?
18
Was nützt es dir jetzt, nach Ägypten zu laufen, um Nilwasser zu trinken, oder nach Assur zu laufen, um Eufratwasser zu trinken?
19
Dein böses Tun straft dich, deine Abtrünnigkeit klagt dich an. So erkenne doch und sieh ein, wie schlimm und bitter es ist, den Herrn, deinen Gott, zu verlassen und keine Furcht vor mir zu haben - Spruch Gottes, des Herrn der Heere.
20
Von jeher hast du dein Joch zerbrochen, deine Stricke zerrissen und gesagt: Ich will nicht dienen. Auf jedem hohen Hügel und unter jedem üppigen Baum hast du dich als Dirne hingestreckt.
21
Ich aber hatte dich als Edelrebe gepflanzt, als gutes, edles Gewächs. Wie hast du dich gewandelt zum Wildling, zum entarteten Weinstock!
22
Selbst wenn du dich mit Lauge waschen und noch soviel Seife verwenden wolltest, deine Schuld bliebe doch ein Schmutzfleck vor meinen Augen - Spruch Gottes, des Herrn.
23
Wie kannst du sagen: Ich bin nicht unrein geworden, den Baalen bin ich nicht nachgelaufen? Schau auf dein Treiben im Tal, erkenne, was du verübt hast. Eine schnelle Kamelstute bist du, die kreuz und quer ihre Wege rennt,
24
eine wilde Eselin, die an die Wüste gewöhnt ist. In ihrer Brunst schnappt sie nach Luft. Wer vermag ihre Gier zu hemmen? Jeder, der sie begehrt, findet sie ohne Mühe zur Zeit ihrer Brunst.
25
Gib acht, daß du dir den Fuß nicht wund läufst und daß deine Kehle nicht durstig wird. Du aber sagst: Nein, laß mich! Denn ich bin verliebt in die Fremden und will ihnen nachlaufen.
26
Wie ein ertappter Dieb sich schämt, so müssen sich die Leute vom Haus Israel schämen, sie selbst, ihre Könige und Beamten, ihre Priester und Propheten.
27
Sie sagen ja zum Holz: "Du bist mein Vater", und zum Stein: "Du hast mich geboren". Sie kehren mir den Rücken zu und nicht das Gesicht; sind sie aber in Not, dann rufen sie: Erheb dich, und hilf uns!
28
Wo sind nun deine Götter, die du dir gemacht hast? Sie mögen sich erheben, falls sie dir helfen können, wenn du in Not bist. Denn so zahlreich wie deine Städte, Juda, sind auch deine Götter.
29
Warum streitet ihr gegen mich? Ihr alle seid mir untreu geworden - Spruch des Herrn.
30
Vergeblich schlug ich eure Söhne; sie ließen sich nicht erziehen. Euer Schwert fraß eure Propheten wie ein reißender Löwe.
31
Ihr nun, das gegenwärtige Geschlecht, schaut auf das Wort des Herrn! Bin ich denn für Israel eine Wüste geworden oder ein finsteres Land? Warum sagt mein Volk: Wir wollen frei umherschweifen, wir kommen nicht mehr zu dir?
32
Vergißt denn ein Mädchen seinen Schmuck, eine Braut ihre Bänder? Mein Volk aber hat mich vergessen seit ungezählten Tagen.
33
Wie gut findest du deinen Weg, wenn du Liebe suchst. Sogar an Verbrechen hast du dein Verhalten gewöhnt.
34
Selbst am Saum deiner Kleider klebt das Blut von Armen, von Unschuldigen, die du nicht etwa beim Einbruch ertappt hast.
35
Und trotzdem sagst du: Ich bin unschuldig; sein Zorn hat sich ja von mir abgewandt. - Aber ich gehe ins Gericht mit dir, weil du sagst: Ich habe mich nicht versündigt.
36
Wie kannst du nur so leicht bereit sein, deinen Weg zu wechseln! Auch von Ägypten wirst du enttäuscht, wie du von Assur enttäuscht worden bist.
37
Auch von dort wirst du wegziehen, die Hände über dem Kopf. Denn der Herr verwirft alle, denen du vertraust; du hast mit ihnen kein Glück.


Der Bundesbruch als Ehebruch

3 1 Wenn ein Mann seine Frau entläßt und wenn sie von ihm weggeht und die Frau eines andern wird, wendet er sich dann ihr wieder zu? Würde das Land nicht völlig entweiht? Du aber hast mit vielen Freunden gebuhlt, und da solltest du zu mir zurückkehren dürfen? - Spruch des Herrn.
2
Blick hin und schau zu den Höhen hinauf! Wo hast du dich nicht schänden lassen? An allen Wegen hast du auf sie gewartet wie ein Araber in der Wüste. Mit deiner Unzucht und Verkommenheit hast du das Land entweiht.
3
Da blieb der Regen aus, und auch der Frühjahrsregen kam nicht. Doch du hattest die freche Stirn einer Dirne und wolltest dich nicht schämen.
4
Gewiß, von da an hast du mir zugerufen: Mein Vater, der Freund meiner Jugend bist du.
5
Wird er denn ewig zürnen oder immerfort nachtragen? Ja, so sagtest du und tatest Böses, so viel du konntest.
6
Der Herr sprach zu mir zur Zeit des Königs Joschija: Hast du gesehen, was Israel, die Abtrünnige, getan hat? Sie begab sich auf jeden hohen Berg und unter jeden üppigen Baum und trieb dort Unzucht.7 Ich dachte: Nachdem sie dies alles getan hat, wird sie schließlich zu mir zurückkehren; aber sie kehrte nicht zurück. Das sah ihre Schwester Juda, die Treulose.8 Auch sah sie, daß ich Israel, die Abtrünnige, wegen ihres Ehebruchs entließ und ihr die Scheidungsurkunde gab. Aber das schreckte ihre Schwester Juda, die Treulose, nicht ab; sie ging hin und trieb ebenfalls Unzucht.9 Durch ihre leichtfertige Unzucht hat sie das Land entweiht und mit Stein und Holz Ehebruch getrieben.10 Bei all dem ist auch ihre Schwester Juda, die Treulose, nicht mit ganzem Herzen zu mir zurückgekehrt, sondern nur zum Schein - Spruch des Herrn.
11
Auch sagte der Herr zu mir: Israel, die Abtrünnige, trifft weniger Schuld als Juda, die Treulose.
12
Geh hin, ruf diese Worte gegen Norden, und sprich: Kehr zurück, Israel, du Abtrünnige - Spruch des Herrn! Ich schaue dich nicht mehr zornig an; denn ich bin gütig - Spruch des Herrn -, ich trage nicht ewig nach.

Die bessere Zukunft

13 Doch erkenne deine Schuld: Dem Herrn, deinem Gott, hast du die Treue gebrochen, überallhin bist du zu den fremden Göttern gelaufen [unter jeden üppigen Baum], auf meine Stimme aber hast du nicht gehört - Spruch des Herrn.
14
Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne - Spruch des Herrn; denn ich bin euer Gebieter. Ich hole euch, einen aus jeder Stadt und zwei aus jeder Sippe, und bringe euch nach Zion.
15
Ich gebe euch Hirten nach meinem Herzen; mit Einsicht und Klugheit werden sie euch weiden.
16
In jenen Tagen, wenn ihr euch im Land vermehrt und fruchtbar seid - Spruch des Herrn -, wird man nicht mehr rufen: Die Bundeslade des Herrn! Sie wird niemand in den Sinn kommen; man denkt nicht mehr an sie, vermißt sie nicht und stellt auch keine neue her.
17
In jener Zeit wird man Jerusalem "Thron des Herrn" nennen; dort, beim Namen des Herrn in Jerusalem, werden sich alle Völker versammeln, und sie werden nicht mehr dem Trieb ihres bösen Herzens folgen.
18
In jenen Tagen wird das Haus Juda zum Haus Israel gehen, und sie werden vereint aus dem Nordland in das Land kommen, das ich euren Vätern zum Erbe gegeben habe.

Die Umkehr durch Buße

19 Ich hatte gedacht: Ja, ich will dich unter die Söhne aufnehmen und dir ein liebliches Land geben, das herrlichste Erbteil unter den Völkern. Ich dachte, du würdest mich Vater nennen und dich nicht abwenden von mir.
20
Doch wie eine Frau ihres Freundes wegen treulos wird, so seid auch ihr mir treulos geworden, ihr vom Haus Israel - Spruch des Herrn.
21
Horch, man hört auf den Höhen das Weinen und Flehen der Söhne Israels, weil sie krumme Wege gegangen sind und den Herrn, ihren Gott, vergessen haben.
22
Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne, ich will eure Abtrünnigkeit heilen. "Da sind wir, wir kommen zu dir; denn du bist der Herr, unser Gott!
23
Fürwahr, Trug sind die Höhen, der Lärm auf den Bergen. Fürwahr, beim Herrn, unserm Gott, ist Israels Rettung.
24
Doch der Baal fraß seit unsrer Jugend alles, was unsere Väter erwarben, ihre Schafe und Rinder, ihre Söhne und Töchter.
25
Wir betten uns in unsere Schmach, und unsere Schande bedeckt uns. Denn wir haben gesündigt gegen den Herrn, unsern Gott, wir selbst und unsere Väter, von Jugend an bis auf den heutigen Tag. Wir haben nicht gehört auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes."



4 1 Wenn du umkehren willst, Israel - Spruch des Herrn -, darfst du zu mir zurückkehren; wenn du deine Greuel entfernst, brauchst du vor mir nicht zu fliehen.
2
Schwörst du aufrichtig: So wahr der Herr lebt!, nach Recht und Gerechtigkeit, dann werden sich Völker mit ihm segnen und seiner sich rühmen.
3
Denn so spricht der Herr zu den Leuten von Juda und zu Jerusalem: Nehmt Neuland unter den Pflug, und sät nicht in die Dornen!
4
Beschneidet euch für den Herrn, und entfernt die Vorhaut eures Herzens, ihr Leute von Juda und ihr Einwohner Jerusalems! Sonst bricht mein Zorn wie Feuer los wegen eurer bösen Taten; er brennt, und niemand kann löschen.

Der Krieg im Land

5 Meldet es in Juda, verkündet es in Jerusalem, stoßt überall im Land in die Trompete, ruft aus voller Kehle und sagt: Sammelt euch! Hinein in die befestigten Städte!
6
Stellt Wegzeichen auf: Nach Zion! Flüchtet, bleibt nicht stehen! Denn Unheil bringe ich von Norden und großes Verderben.
7
Der Löwe hat sich aus dem Dickicht erhoben, der Völkerwürger ist aufgebrochen; er hat sein Land verlassen, um dein Land zur Wüste zu machen. Deine Städte werden zerstört und entvölkert.
8
Darum legt Trauerkleider an, klagt und heult: Nein, der glühende Zorn des Herrn hat sich nicht von uns abgewandt.
9
An jenem Tag wird es geschehen - Spruch des Herrn: Vergehen wird der Mut des Königs und der Mut der Machthaber. Die Priester werden starr sein vor Schrecken, die Propheten werden sich entsetzen.
10
Sie sagen: Ach, Gebieter und Herr, wahrhaftig, schwer hast du getäuscht dieses Volk und Jerusalem. Du sagtest: Heil werdet ihr finden!, und nun geht uns das Schwert an die Kehle.
11
In jener Zeit wird man von diesem Volk und von Jerusalem sagen: Ein Glutwind von den Höhen in der Wüste ist losgebrochen gegen die Tochter meines Volkes; kein Wind zum Worfeln und Reinigen;
12
ein Wind, der viel heftiger ist, kommt auf meinen Befehl. Jetzt spreche ich selbst das Urteil über sie.
13
Seht, wie Wettergewölk zieht er herauf, seine Wagen gleichen dem Sturm, seine Rosse sind schneller als Adler. Weh uns, wir sind verloren!
14
Wasche dein Herz vom Bösen rein, Jerusalem, damit du gerettet wirst. Wie lange noch wohnen in dir deine frevelhaften Gedanken?
15
Horcht nur, man meldet aus Dan, aus Efraims Bergland kündet man Unheil:
16
Berichtet: Die Völker sind da! Gebt Kunde an Jerusalem: Belagerer kommen aus fernem Land, sie erheben gegen Judas Städte ihr Kriegsgeschrei.
17
Wie Feldwächter haben sie Juda umstellt; denn mir hat es getrotzt - Spruch des Herrn.
18
Dein Verhalten und Tun haben dir das eingebracht. Deine bösen Taten sind schuld, daß es so bitter steht, daß es dich bis ins Herz trifft.
19
O mein Leib, mein Leib! Ich winde mich vor Schmerz. O meines Herzens Wände! Mein Herz tobt in mir; ich kann nicht schweigen. Denn ich höre Trompetenschall und Kriegslärm;
20
"Schlag auf Schlag" schreit man, das ganze Land wird verwüstet. Plötzlich sind meine Zelte vernichtet, im Nu sind meine Zeltdecken dahin.
21
Wie lange noch muß ich die Kriegsfahne sehen, Trompetenschall hören?
22
Ach, töricht ist mein Volk; mich kennen sie nicht. Sie sind unverständige Kinder, ja, sie sind ohne Einsicht. Sie wissen, wie man Böses tut, aber Gutes zu tun verstehen sie nicht.
23
Ich schaute die Erde an: Sie war wüst und wirr. Ich schaute zum Himmel: Er war ohne sein Licht.
24
Ich schaute die Berge an: Sie wankten, und alle Hügel bebten.
25
Ich schaute hin: Kein Mensch war da, auch alle Vögel des Himmels waren verschwunden.
26
Ich schaute hin: Das Gartenland war Wüste, und all seine Städte waren zerstört, zerstört durch den Herrn, durch seinen glühenden Zorn.
27
Ja, so spricht der Herr: Das ganze Land soll zur Öde werden; doch völlig vernichten will ich es nicht.
28
Mag darüber die Erde vertrocknen und der Himmel droben sich verfinstern: Fürwahr, ich habe gesprochen, und es reut mich nicht; ich habe meinen Plan gefaßt und nehme ihn nicht zurück.
29
Vor dem Lärm der Pferde und Bogenschützen fliehen alle Bewohner des Landes; sie kriechen in Höhlen, verstecken sich im Dickicht und klettern die Felsen hinauf. Verlassen steht jede Stadt, niemand wohnt mehr darin.
30
Du aber, was tust du? Wie kannst du in Purpur dich kleiden, mit Goldschmuck dich zieren, dir mit Schminke die Augen weiten? Umsonst machst du dich schön. Die Liebhaber verschmähen dich; sie trachten dir nach dem Leben.
31
Ja, ich höre Geschrei wie von einer Frau in Wehen, Stöhnen wie von einer Erstgebärenden, das Schreien der Tochter Zion, die nach Atem ringt und die Hände ausstreckt: Weh mir, unter Mörderhand endet mein Leben!



5 1 Zieht durch Jerusalems Straßen, schaut genau hin, und forscht nach, sucht auf seinen Plätzen, ob ihr einen findet, ob einer da ist, der Recht übt und auf Treue bedacht ist: Dann will ich der Stadt verzeihen - Spruch des Herrn.
2
Doch selbst wenn sie sagen: "So wahr der Herr lebt", schwören sie gewiß einen Meineid.
3
Herr, sind deine Augen nicht auf Treue gerichtet? Du hast sie geschlagen, aber es tut ihnen nicht weh; du hast sie beinahe vernichtet, aber sie wollen sich nicht erziehen lassen. Ihre Stirn ist härter als Stein, sie weigern sich umzukehren.
4
Ich aber dachte: Nur die geringen Leute, nur sie handeln töricht, weil sie den Weg des Herrn nicht kennen, das Recht ihres Gottes.
5
Ich will doch lieber zu den Großen gehen und zu ihnen reden; denn sie kennen den Weg des Herrn, das Recht ihres Gottes. Doch auch sie haben das Joch zerbrochen, die Stricke zerrissen.
6
Darum schlägt sie der Löwe des Waldes, der Steppenwolf überwältigt sie. Vor ihren Städten lauert der Panther, alle, die herauskommen, werden zerfleischt. Denn zahlreich sind ihre Verbrechen, schwer wiegt ihre Abtrünnigkeit.
7
Weshalb sollte ich dir vergeben? Deine Söhne haben mich verlassen und bei Nichtgöttern geschworen. Ich machte sie satt, doch sie trieben Ehebruch und waren zu Gast im Dirnenhaus.
8
Hengste sind sie geworden, feist und geil, jeder wiehert nach der Frau seines Nächsten.
9
Sollte ich das nicht bestrafen - Spruch des Herrn - und an einem solchen Volk keine Rache nehmen?
10
Steigt auf ihre Rebenhänge, und verwüstet sie! Doch völlig vernichten sollt ihr sie nicht. Reißt ihre Reben weg; denn sie gehören nicht dem Herrn.
11
Sie sind mir ja gänzlich untreu geworden, das Haus Israel und das Haus Juda - Spruch des Herrn.
12
Sie haben den Herrn verleugnet und gesagt: Er ist ein Nichts! Kein Unheil kommt über uns, weder Schwert noch Hunger werden wir spüren.
13
Doch diese Propheten werden zunichte; das Gotteswort ist nicht bei ihnen. [So wird es ihnen ergehen.]
14
Darum - so spricht der Herr, der Gott der Heere: Weil man solche Reden führt, seht, darum mache ich meine Worte in deinem Mund zu Feuersglut und dieses Volk da zum Brennholz, das von ihr verzehrt wird.
15
Seht, ich lasse über euch herfallen, Haus Israel, ein Volk aus der Ferne - Spruch des Herrn. Ein unüberwindliches Volk ist es, ein uraltes Volk, ein Volk, dessen Sprache du nicht kennst und dessen Rede du nicht verstehst.
16
Sein Köcher ist wie ein offenes Grab, sie alle sind Helden.
17
Es frißt deine Ernte und dein Brot, es frißt deine Söhne und Töchter, es frißt deine Schafe und Rinder, es frißt deinen Weinstock und Feigenbaum, es zerschlägt mit dem Schwert deine befestigten Städte, auf die du vertraust.
18
Doch auch in jenen Tagen - Spruch des Herrn - will ich euch nicht völlig vernichten.
19
Wenn man dann fragt: Weshalb hat der Herr, unser Gott, uns das alles angetan?, so sag zu ihnen: Wie ihr mich verlassen und fremden Göttern in eurem Land gedient habt, so müßt ihr Fremden dienen in einem Land, das euch nicht gehört.
20
Verkündet dies im Haus Jakob, und ruft es in Juda aus:
21
Hör das, du törichtes Volk ohne Verstand: Augen haben sie und sehen nicht; Ohren haben sie und hören nicht.
22
Fürchtet ihr mich denn nicht - Spruch des Herrn -, zittert ihr nicht vor meinem Angesicht? Ich bin es, der dem Meer die Düne als Grenze gesetzt hat, als ewige Schranke, die es nicht überschreiten darf. Mag es auch toben, es richtet nichts aus; mögen seine Wogen auch tosen, sie können die Schranke nicht überschreiten.
23
Dieses Volk aber hat ein störrisches, trotziges Herz. Sie wichen vom Weg ab und gingen davon.
24
Sie sagten nicht bei sich selbst: Laßt uns den Herrn fürchten, unseren Gott, der Regen spendet im Herbst und im Frühjahr zur rechten Zeit, der uns die feste Ordnung der Erntewochen bewahrt.
25
Eure Frevel haben diese Ordnung gestört, eure Sünden haben euch den Regen vorenthalten.
26
Ja, Frevler gibt es in meinem Volk; sie lauern, gebückt wie Vogelsteller, Fallen stellen sie auf, Menschen wollen sie fangen.
27
Wie ein Korb mit Vögeln gefüllt ist, so sind ihre Häuser voll Betrug; dadurch sind sie mächtig und reich geworden,
28
fett und feist. Auch sündigen sie durch ruchloses Tun. Das Recht pflegen sie nicht, das Recht der Waisen, die Erfolg erwarten, und die Sache der Armen entscheiden sie nicht.
29
Sollte ich das nicht bestrafen - Spruch des Herrn - und an einem solchen Volk keine Rache nehmen?
30
Wüstes, Gräßliches geschieht im Land:
31
Die Propheten weissagen Lüge, und die Priester richten ihre Lehre nach ihnen aus; mein Volk aber liebt es so. Doch was werdet ihr tun, wenn es damit zu Ende geht?



6 1 Flieht, ihr Leute von Benjamin, hinaus aus Jerusalem! Stoßt in Tekoa in die Trompete, und richtet über Bet-Kerem ein Zeichen auf! Denn von Norden droht Unheil und großes Verderben.
2
Die Schöne und Verwöhnte, die Tochter Zion, ich vernichte sie.
3
Hirten kommen zu ihr mit ihren Herden; sie schlagen rings um sie ihre Zelte auf, jeder weidet seinen Bereich ab.
4
Ruft gegen Zion den Heiligen Krieg aus! Auf! Greifen wir an am Mittag! - Weh uns: Schon neigt sich der Tag, die Abendschatten strecken sich.
5
Auf! Greifen wir an in der Nacht, zerstören wir ihre Paläste!
6
Denn so spricht der Herr der Heere: Fällt ihre Bäume, und werft einen Wall auf gegen Jerusalem! Das ist die Stadt, von der erwiesen ist: Alles in ihr ist Unterdrückung.
7
Wie ein Brunnen sein Wasser sprudeln läßt, so läßt sie ihre Schlechtigkeit sprudeln. Von Gewalttat und Unrecht hört man in ihr; ständig sind mir vor Augen Leid und Mißhandlung.
8
Laß dich warnen, Jerusalem, sonst trenne ich mich von dir, sonst mache ich dich zur Wüste, zum Land ohne Bewohner.
9
So spricht der Herr der Heere: Genaue Nachlese wie am Weinstock soll man halten am Rest Israels. Leg deine Hand an wie ein Winzer an die Reben!
10
Zu wem soll ich reden, und wer wird mich hören, wenn ich mahne? Ihr Ohr ist ja unbeschnitten, sie können nichts vernehmen. Das Wort des Herrn dient ihnen zum Spott; es gefällt ihnen nicht.
11
Darum bin ich erfüllt vom Zorn des Herrn, bin es müde, ihn länger zurückzuhalten. - Gieß ihn aus über das Kind auf der Straße und zugleich über die Schar der jungen Männer! Ja, alle werden gefangengenommen, Mann und Frau, Greis und Hochbetagter.
12
Ihre Häuser gehen an andere über, die Felder und auch die Frauen. Denn ich strecke meine Hand aus gegen die Bewohner des Landes - Spruch des Herrn.
13
Sie sind doch alle, vom Kleinsten bis zum Größten, nur auf Gewinn aus; vom Propheten bis zum Priester betrügen sie alle.
14
Den Schaden meines Volkes möchten sie leichthin heilen, indem sie rufen: Heil, Heil! Aber kein Heil ist da.
15
Schämen müßten sie sich, weil sie Greuel verüben. Doch sie schämen sich nicht; Scham ist ihnen unbekannt. Deshalb müssen sie fallen, wenn die anderen fallen. Sobald ich sie zur Rechenschaft ziehe, werden sie stürzen, spricht der Herr.
16
So spricht der Herr: Stellt euch an die Wege, und haltet Ausschau, fragt nach den Pfaden der Vorzeit, fragt, wo der Weg zum Guten liegt; geht auf ihm, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Sie aber sagten: Wir gehen nicht.

Jerusalems Trotz

17 Auch habe ich Wächter für euch aufgestellt: Achtet auf den Schall der Trompete! Sie aber sagten: Wir achten nicht darauf.
18
Darum hört, ihr Völker, und erkennt, was ich ihnen antun will.
19
Höre es, Erde! Schon bringe ich Unheil über dieses Volk als die Frucht seiner bösen Gesinnung. Denn auf meine Worte haben sie nicht geachtet, und meine Weisung haben sie verschmäht.
20
Was soll mir der Weihrauch aus Saba und das gute Gewürzrohr aus fernem Land? Eure Brandopfer gefallen mir nicht, eure Schlachtopfer sind mir nicht angenehm.
21
Darum - so spricht der Herr: Ich lege diesem Volk Hindernisse in den Weg, so daß sie darüber straucheln. Väter und Söhne zusammen, einer wie der andere geht zugrunde.
22
So spricht der Herr: Seht, ein Volk zieht vom Nordland heran, ein großes Volk bricht auf von den Grenzen der Erde.
23
Sie kommen mit Bogen und Sichelschwert, grausam sind sie und ohne Erbarmen. Ihr Lärm gleicht dem Brausen des Meeres, und sie reiten auf Rossen, Krieger, zum Kampf gerüstet gegen dich, Tochter Zion.
24
Kaum hörten wir diese Nachricht, da erschlafften uns die Hände, es packte uns die Angst, das Zittern wie eine Gebärende.
25
Geht nicht aufs Feld hinaus, macht euch nicht auf den Weg; denn der Feind greift zum Schwert - Grauen ringsum!
26
Tochter, mein Volk, leg das Trauerkleid an, und wälz dich im Staub! Halte Trauer wie um den einzigen Sohn, bitterste Klage: "Ach, jählings kam über uns der Verwüster."

Der Prophet als Prüfer des Volkes

27 Zum Prüfer für mein Volk habe ich dich bestellt [zum Metallprüfer]; du sollst sein Verhalten erkennen und prüfen.
28
Sie alle sind schlimme Empörer, Verleumder sind sie, Bronze und Eisen sind sie, alle zusammen Verbrecher.
29
Der Blasebalg schnaubt, doch das Blei bleibt unberührt vom Feuer. Umsonst versucht der Schmelzer zu schmelzen; die Bösen lassen sich nicht ausscheiden.
30
"Verworfenes Silber" nennt man sie; denn verworfen hat sie der Herr.


Die Tempelrede

7 1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:
2
Stell dich an das Tor des Hauses des Herrn! Dort ruf dieses Wort aus und sprich: Hört das Wort des Herrn, ganz Juda, alle, die ihr durch diese Tore kommt, um dem Herrn zu huldigen.
3
So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Bessert euer Verhalten und euer Tun, dann will ich bei euch wohnen hier an diesem Ort.
4
Vertraut nicht auf die trügerischen Worte: Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist hier!
5
Denn nur wenn ihr euer Verhalten und euer Tun von Grund auf bessert, wenn ihr gerecht entscheidet im Rechtsstreit,
6
wenn ihr die Fremden, die Waisen und Witwen nicht unterdrückt, unschuldiges Blut an diesem Ort nicht vergießt und nicht anderen Göttern nachlauft zu eurem eigenen Schaden,
7
dann will ich bei euch wohnen hier an diesem Ort, in dem Land, das ich euren Vätern gegeben habe für ewige Zeiten.
8
Freilich, ihr vertraut auf die trügerischen Worte, die nichts nützen.
9
Wie? Stehlen, morden, die Ehe brechen, falsch schwören, dem Baal opfern und anderen Göttern nachlaufen, die ihr nicht kennt -,
10
und dabei kommt ihr und tretet vor mein Angesicht in diesem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, und sagt: Wir sind geborgen!, um dann weiter alle jene Greuel zu treiben.
11
Ist denn in euren Augen dieses Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, eine Räuberhöhle geworden? Gut, dann betrachte auch ich es so - Spruch des Herrn.
12
Geht doch zu meiner Stätte in Schilo, wo ich früher meinen Namen wohnen ließ, und schaut, was ich ihr angetan habe wegen des Bösen, das mein Volk Israel verübt hat.
13
Nun denn, ihr habt genau das gleiche getan - Spruch des Herrn. Als ich immer wieder zu euch redete, habt ihr nicht gehört; als ich euch rief, habt ihr nicht geantwortet.
14
Deshalb werde ich mit dem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist und auf das ihr euch verlaßt, und mit der Stätte, die ich euch und euren Vätern gegeben habe, so verfahren, wie ich mit Schilo verfuhr.
15
Verstoßen werde ich euch von meinem Angesicht, wie ich alle eure Brüder, alle Nachkommen Efraims, verstoßen habe.

Die Verwerfung der Abtrünnigen

16 Du aber, bete nicht für dieses Volk! Fang nicht an, für sie zu flehen und zu bitten! Dränge mich nicht! Denn ich werde dich nicht erhören.
17
Siehst du nicht, was sie in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems treiben?
18
Die Kinder sammeln Holz, die Väter zünden das Feuer an, und die Frauen kneten den Teig, um Opferkuchen für die Himmelskönigin zu backen. Anderen Göttern spendet man Trankopfer, um mir weh zu tun.
19
Aber tun sie wirklich mir weh - Spruch des Herrn -, und nicht vielmehr sich selbst, zu ihrer eigenen Schande?
20
Darum - so spricht Gott der Herr: Seht, mein Zorn und Grimm ergießt sich über diesen Ort, über Menschen und Vieh, über die Bäume des Feldes und die Früchte des Ackers; er brennt und wird nicht erlöschen.

Gehorsam, nicht Opfer

21 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Häuft nur Brandopfer auf Schlachtopfer, und eßt Opferfleisch!
22
Denn ich habe euren Vätern, als ich sie aus Ägypten herausführte, nichts gesagt und nichts befohlen, was Brandopfer und Schlachtopfer betrifft.
23
Vielmehr gab ich ihnen folgendes Gebot: Hört auf meine Stimme, dann will ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein. Geht in allem den Weg, den ich euch befehle, damit es euch gut geht.
24
Sie aber hörten nicht und neigten mir ihr Ohr nicht zu, sondern folgten den Eingebungen und Trieben ihres bösen Herzens. Sie zeigten mir den Rücken und nicht das Gesicht.
25
Von dem Tag an, als eure Väter aus Ägypten auszogen, bis auf den heutigen Tag sandte ich zu euch immer wieder alle meine Knechte, die Propheten.
26
Aber man hörte nicht auf mich und neigte mir nicht das Ohr zu, vielmehr blieben sie hartnäckig und trieben es noch schlimmer als ihre Väter.
27
Auch wenn du ihnen alle diese Worte sagst, werden sie nicht auf dich hören. Wenn du sie rufst, werden sie dir nicht antworten.
28
Sag ihnen also: Dies ist das Volk, das nicht auf die Stimme des Herrn, seines Gottes, hörte und sich nicht erziehen ließ. Die Treue ist dahin, aus ihrem Mund verschwunden.

Die Gräuel des Götzendienstes

29 Schneide dein Haar ab, und wirf es weg, stimm Klage an auf den Höhen! Denn der Herr hat das Geschlecht, dem er grollt, verworfen und verstoßen.
30
Ja, die Söhne Judas taten, was mir mißfällt - Spruch des Herrn. Sie haben in dem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, ihre Scheusale aufgestellt, um es zu entweihen.
31
Auch haben sie die Kulthöhe des Tofet im Tal Ben-Hinnom gebaut, um ihre Söhne und Töchter im Feuer zu verbrennen, was ich nie befohlen habe und was mir niemals in den Sinn gekommen ist.
32
Seht, darum kommen Tage - Spruch des Herrn -, da wird man nicht mehr vom Tofet reden oder vom Tal Ben-Hinnom, sondern vom Mordtal, und im Tofet wird man Tote begraben, weil anderswo kein Platz mehr ist.
33
Ja, die Leichen dieses Volkes werden den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß dienen, und niemand wird sie verscheuchen.
34
Verstummen lasse ich in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems Jubelruf und Freudenruf, den Ruf des Bräutigams und den Ruf der Braut; denn das Land wird zur Wüste werden.



8 1 In jener Zeit - Spruch des Herrn - wird man die Gebeine der Könige von Juda, die Gebeine seiner Beamten, die Gebeine der Priester, die Gebeine der Propheten und die Gebeine der Einwohner Jerusalems aus ihren Gräbern holen.2 Man wird sie hinstreuen vor die Sonne, den Mond und das ganze Himmelsheer, denen ihre Liebe galt, denen sie dienten und nachliefen, die sie befragten und anbeteten. Sie werden weder gesammelt noch bestattet werden. Dünger auf dem Acker sollen sie sein.3 Besser als das Leben wäre der Tod auch für den Rest, für alle, die übrigbleiben von diesem bösen Geschlecht an allen Orten, überall, wohin immer ich sie verstoße - Spruch des Herrn der Heere.

Abkehr und Strafe

4 Du sollst zu ihnen sagen: So spricht der Herr: Wer hinfällt, steht der nicht wieder auf? Wer vom Weg abkommt, kehrt der nicht wieder zurück?
5
Warum wendet dieses Volk sich ab [Jerusalem] und beharrt auf der Abkehr? Warum hält es am Irrtum fest, weigert sich umzukehren?
6
Ich horche hin und höre: Schlechtes reden sie, keiner bereut sein böses Tun und sagt: Was habe ich getan? Jeder wendet sich ab und läuft weg, schnell wie ein Roß, das im Kampf dahinstürmt.
7
Selbst der Storch am Himmel kennt seine Zeiten; Turteltaube, Schwalbe und Drossel halten die Frist ihrer Rückkehr ein; mein Volk aber kennt nicht die Rechtsordnung des Herrn.
8
Wie könnt ihr sagen: Weise sind wir, und das Gesetz des Herrn ist bei uns? Ja! Aber der Lügengriffel der Schreiber hat es zur Lüge gemacht.
9
Zuschanden werden die Weisen, sie stehen bestürzt da und werden gefangen. Das Wort des Herrn haben sie verworfen, und ihre eigene Weisheit, was nützt sie ihnen?
10
Darum gebe ich ihre Frauen an Fremde, ihre Felder an Eroberer. Sind sie doch alle, vom Kleinsten bis zum Größten, nur auf Gewinn aus; vom Propheten bis zum Priester betrügen sie alle.
11
Den Schaden der Tochter, meines Volkes, möchten sie leichthin heilen, indem sie rufen: Heil, Heil! Aber kein Heil ist da.
12
Schämen müßten sie sich, weil sie Greuel verüben. Doch sie schämen sich nicht; Scham ist ihnen unbekannt. Deshalb müssen sie fallen, wenn die anderen fallen. Sobald ich sie zur Rechenschaft ziehe, werden sie stürzen, spricht der Herr.
13
Will ich bei ihnen ernten - Spruch des Herrn -, so sind keine Trauben am Weinstock, keine Feigen am Feigenbaum, und das Laub ist verwelkt. Darum habe ich für sie Verwüster bestellt.
14
Warum sitzen wir da? Sammelt euch! Hinein in die befestigten Städte! Dort werden wir umkommen; denn der Herr, unser Gott, läßt uns umkommen. Er läßt uns Giftwasser trinken, weil wir gesündigt haben gegen den Herrn.
15
[Wir hofften auf Heil, doch kommt nichts Gutes, auf die Zeit der Heilung, doch ach, nur Schrecken!]
16
Man hört von Dan her das Schnauben der Rosse, vom Wiehern seiner Hengste bebt das ganze Land. Sie kommen und fressen das Land und seinen Ertrag, die Stadt und ihre Bewohner.
17
Denn seht, ich sende giftige Schlangen unter euch, gegen die es keine Beschwörung gibt; sie werden euch beißen, [- Spruch des Herrn -] und es gibt keine Heilung.
18
Kummer steigt in mir auf, mein Herz ist krank.
19
Horch! Die Tochter, mein Volk, schreit aus einem fernen Land: Ist denn der Herr nicht in Zion, oder ist sein König nicht dort? - [Warum haben sie mich erzürnt mit ihren Götterbildern, mit den fremden Götzen?]
20
Die Ernte ist vorüber, der Herbst ist vorbei, uns aber ist nicht geholfen worden.
21
Der Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes, hat mich gebrochen, traurig bin ich, Entsetzen hat mich gepackt.
22
Gibt es denn keinen Balsam in Gilead, ist dort kein Wundarzt? Warum schließt sich denn nicht die Wunde der Tochter, meines Volkes?23 Ach, wäre mein Haupt doch Wasser, mein Auge ein Tränenquell: Tag und Nacht beweinte ich die Erschlagenen der Tochter, meines Volkes.




Jeremiah (EUS) 1