Ezequiel (EUS) 1



DAS BUCH EZECHIEL (EUB)




Die Berufung Ezechiels zum Propheten: 1,1 - 3,27

Ort und Zeit der Berufung

1 1 Am fünften Tag des vierten Monats im dreißigsten Jahr, als ich unter den Verschleppten am Fluß Kebar lebte, öffnete sich der Himmel, und ich sah eine Erscheinung Gottes.2 Am fünften Tag des Monats - es war im fünften Jahr nach der Verschleppung des Königs Jojachin -3 erging das Wort des Herrn an Ezechiel, den Sohn Busis, den Priester, im Land der Chaldäer, am Fluß Kebar. Dort kam die Hand des Herrn über ihn.

Die Erscheinung Gottes

4 Ich sah: Ein Sturmwind kam von Norden, eine große Wolke mit flackerndem Feuer, umgeben von einem hellen Schein. Aus dem Feuer strahlte es wie glänzendes Gold.5 Mitten darin erschien etwas wie vier Lebewesen. Und das war ihre Gestalt: Sie sahen aus wie Menschen.6 Jedes der Lebewesen hatte vier Gesichter und vier Flügel.7 Ihre Beine waren gerade und ihre Füße wie die Füße eines Stieres; sie glänzten wie glatte und blinkende Bronze.8 Unter den Flügeln an ihren vier Seiten hatten sie Menschenhände. [Auch Gesichter und Flügel hatten die vier.]9 Ihre Flügel berührten einander. Die Lebewesen änderten beim Gehen ihre Richtung nicht: Jedes ging in die Richtung, in die eines seiner Gesichter wies.10 Und ihre Gesichter sahen so aus: Ein Menschengesicht (blickte bei allen vier nach vorn), ein Löwengesicht bei allen vier nach rechts, ein Stiergesicht bei allen vier nach links und ein Adlergesicht bei allen vier (nach hinten).11 Ihre Flügel waren nach oben ausgespannt. Mit zwei Flügeln berührten sie einander, und mit zwei bedeckten sie ihren Leib.12 Jedes Lebewesen ging in die Richtung, in die eines seiner Gesichter wies. Sie gingen, wohin der Geist sie trieb, und änderten beim Gehen ihre Richtung nicht.13 Zwischen den Lebewesen war etwas zu sehen wie glühende Kohlen, etwas wie Fackeln, die zwischen den Lebewesen hin- und herzuckten. Das Feuer gab einen hellen Schein, und aus dem Feuer zuckten Blitze.14 Die Lebewesen liefen vor und zurück, und es sah aus wie Blitze.
15
Ich schaute auf die Lebewesen: Neben jedem der vier sah ich ein Rad auf dem Boden.16 Die Räder sahen aus, als seien sie aus Chrysolith gemacht. Alle vier Räder hatten die gleiche Gestalt. Sie waren so gemacht, daß es aussah, als laufe ein Rad mitten im andern.17 Sie konnten nach allen vier Seiten laufen und änderten beim Laufen ihre Richtung nicht.18 Ihre Felgen waren so hoch, daß ich erschrak; sie waren voll Augen, ringsum bei allen vier Rädern.19 Gingen die Lebewesen, dann liefen die Räder an ihrer Seite mit. Hoben sich die Lebewesen vom Boden, dann hoben sich auch die Räder.20 Sie liefen, wohin der Geist sie trieb. Die Räder hoben sich zugleich mit ihnen; denn der Geist der Lebewesen war in den Rädern.21 Gingen die Lebewesen, dann liefen auch die Räder; blieben jene stehen, dann standen auch sie still. Hoben sich jene vom Boden, dann hoben sich die Räder zugleich mit ihnen; denn der Geist der Lebewesen war in den Rädern.22 Über den Köpfen der Lebewesen war etwas wie eine gehämmerte Platte befestigt, furchtbar anzusehen, wie ein strahlender Kristall, oben über ihren Köpfen.23 Unter der Platte waren ihre Flügel ausgespannt, einer zum andern hin. Mit zwei Flügeln bedeckte jedes Lebewesen seinen Leib.24 Ich hörte das Rauschen ihrer Flügel; es war wie das Rauschen gewaltiger Wassermassen, wie die Stimme des Allmächtigen. Wenn sie gingen, glich das tosende Rauschen dem Lärm eines Heerlagers. Wenn sie standen, ließen sie ihre Flügel herabhängen.25 Ein Rauschen war auch oberhalb der Platte, die über ihren Köpfen war. Wenn sie standen, ließen sie ihre Flügel herabhängen.
26
Oberhalb der Platte über ihren Köpfen war etwas, das wie Saphir aussah und einem Thron glich. Auf dem, was einem Thron glich, saß eine Gestalt, die wie ein Mensch aussah.27 Oberhalb von dem, was wie seine Hüften aussah, sah ich etwas wie glänzendes Gold in einem Feuerkranz. Unterhalb von dem, was wie seine Hüften aussah, sah ich etwas wie Feuer und ringsum einen hellen Schein.28 Wie der Anblick des Regenbogens, der sich an einem Regentag in den Wolken zeigt, so war der helle Schein ringsum. So etwa sah die Herrlichkeit des Herrn aus. Als ich diese Erscheinung sah, fiel ich nieder auf mein Gesicht. Und ich hörte, wie jemand redete.


Die Sendung Ezechiels

2 1 Er sagte zu mir: Stell dich auf deine Füße, Menschensohn; ich will mit dir reden.2 Als er das zu mir sagte, kam der Geist in mich und stellte mich auf die Füße. Und ich hörte den, der mit mir redete.
3
Er sagte zu mir: Menschensohn, ich sende dich zu den abtrünnigen Söhnen Israels, die sich gegen mich aufgelehnt haben. Sie und ihre Väter sind immer wieder von mir abgefallen, bis zum heutigen Tag.4 Es sind Söhne mit trotzigem Gesicht und hartem Herzen. Zu ihnen sende ich dich. Du sollst zu ihnen sagen: So spricht Gott, der Herr.5 Ob sie dann hören oder nicht - denn sie sind ein widerspenstiges Volk -, sie werden erkennen müssen, daß mitten unter ihnen ein Prophet war.
6
Du aber, Menschensohn, fürchte dich nicht vor ihnen, hab keine Angst vor ihren Worten! Wenn dich auch Dornen umgeben und du auf Skorpionen sitzt, hab keine Angst vor ihren Worten, und erschrick nicht vor ihrem Blick; denn sie sind ein widerspenstiges Volk.7 Du sollst ihnen meine Worte sagen, ob sie hören oder nicht, denn sie sind widerspenstig.8 Du aber, Menschensohn, höre, was ich zu dir sage. Sei nicht widerspenstig wie dieses widerspenstige Volk! Öffne deinen Mund, und iß, was ich dir gebe.
9
Und ich sah: Eine Hand war ausgestreckt zu mir; sie hielt eine Buchrolle.10 Er rollte sie vor mir auf. Sie war innen und außen beschrieben, und auf ihr waren Klagen, Seufzer und Weherufe geschrieben.



3 1 Er sagte zu mir: Menschensohn, iß, was du vor dir hast. Iß diese Rolle! Dann geh, und rede zum Haus Israel!2 Ich öffnete meinen Mund, und er ließ mich die Rolle essen.
3
Er sagte zu mir: Menschensohn, gib deinem Bauch zu essen, fülle dein Inneres mit dieser Rolle, die ich dir gebe. Ich aß sie, und sie wurde in meinem Mund süß wie Honig.
4
Er sagte zu mir: Geh zum Haus Israel, Menschensohn, und sprich mit meinen Worten zu ihnen!5 Nicht zu einem Volk mit fremder Sprache und unverständlicher Rede wirst du gesandt, sondern zum Haus Israel,6 auch nicht zu vielen Völkern mit fremder Sprache und unverständlicher Rede, deren Worte du nicht verstehst. Würde ich dich zu ihnen senden, sie würden auf dich hören.7 Doch das Haus Israel will nicht auf dich hören, es fehlt ihnen der Wille, auf mich zu hören; denn jeder vom Haus Israel hat eine harte Stirn und ein trotziges Herz.8 Ich aber mache dein Gesicht ebenso hart wie ihr Gesicht und deine Stirn ebenso hart wie ihre Stirn.9 Wie Diamant und härter als Kieselstein mache ich deine Stirn. Fürchte sie nicht, erschrick nicht vor ihrem Blick; denn sie sind ein widerspenstiges Volk.
10
Er sagte zu mir: Menschensohn, nimm alle meine Worte, die ich dir sage, mit deinem Herzen auf, und höre mit deinen Ohren!11 Geh zu den Verschleppten, zu den Söhnen deines Volkes, und ob sie hören oder nicht, sprich zu ihnen, und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr.
12
Da hob mich der Geist empor, und ich hörte hinter mir ein Geräusch, ein gewaltiges Dröhnen, als sich die Herrlichkeit des Herrn von ihrem Ort erhob,13 das Geräusch von den Flügeln der Lebewesen, die einander berührten, und das Geräusch der Räder neben ihnen, ein lautes, gewaltiges Dröhnen.14 Der Geist, der mich emporgehoben hatte, trug mich fort. Ich ging dahin, mit bitterem und grollendem Herzen, und die Hand des Herrn lag schwer auf mir.15 So kam ich zu den Verschleppten, [die am Fluß Kebar wohnten,] die in Tel-Abib wohnten, und ich saß dort sieben Tage lang verstört mitten unter ihnen.

Ezechiel als Wächter Israels

16 Am Ende der sieben Tage erging das Wort des Herrn an mich:17 Menschensohn, ich gebe dich dem Haus Israel als Wächter. Wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst, mußt du sie vor mir warnen.18 Wenn ich zu einem, der sich schuldig gemacht hat, sage: Du mußt sterben!, und wenn du ihn nicht warnst und nicht redest, um den Schuldigen von seinem schuldhaften Weg abzubringen, damit er am Leben bleibt, dann wird der Schuldige seiner Sünde wegen sterben; von dir aber fordere ich Rechenschaft für sein Blut.19 Wenn du aber den Schuldigen warnst und er sich von seiner Schuld und seinem schuldhaften Weg nicht abwendet, dann wird er seiner Sünde wegen sterben; du aber hast dein Leben gerettet.20 Und wenn ein Gerechter sein rechtschaffenes Leben aufgibt und Unrecht tut, werde ich ihn zu Fall bringen, und er wird sterben, weil du ihn nicht gewarnt hast. Seiner Sünde wegen wird er sterben, und an seine gerechten Taten von einst wird man nicht mehr denken. Von dir aber fordere ich Rechenschaft für sein Blut.21 Wenn du aber den Gerechten davor warnst zu sündigen, und er sündigt nicht, dann wird er am Leben bleiben, weil er gewarnt wurde, und du hast dein Leben gerettet.

Das Verstummen Ezechiels

22 Dann legte sich die Hand des Herrn auf mich. Er sagte zu mir: Steh auf, und geh hinaus in die Ebene! Ich will dort mit dir reden.23 Ich stand auf und ging in die Ebene hinaus. Und siehe, dort stand die Herrlichkeit des Herrn, so wie ich sie schon am Fluß Kebar gesehen hatte, und ich fiel nieder auf mein Gesicht.24 Doch der Geist kam in mich und stellte mich wieder auf die Füße. Er redete mit mir und sagte zu mir: Geh in dein Haus, und schließ dich ein!25 Und du, Menschensohn - sie werden dich fesseln und mit Stricken binden, so daß du nicht mehr zum Volk hinausgehen kannst.26 Deine Zunge lasse ich dir am Gaumen kleben. Du wirst verstummen und nicht mehr ihr Mahner sein können; denn sie sind ein widerspenstiges Volk.27 Wenn ich aber mit dir rede, werde ich deinen Mund öffnen. Dann sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr. Wer hören will, der höre, wer nicht hören will, der lasse es; denn sie sind ein widerspenstiges Volk.


Die Drohsprüche gegen Juda und Jerusalem: 4,1 - 24,27

Symbolische Handlungen: 4,1 - 5,17

Die Belagerung Jerusalems

4 1 Du, Menschensohn, nimm dir einen Lehmziegel, leg ihn vor dich hin, und ritze eine Stadt darauf ein [nämlich Jerusalem]!2 Belagere sie; bau ihr gegenüber einen Belagerungswall; schütte einen Damm gegen sie auf; leg vor ihr ein Truppenlager an, und stell gegen sie ringsum Sturmböcke auf!3 Nimm eine Eisenplatte, und stell sie als eiserne Mauer zwischen dich und die Stadt! Richte dein Gesicht auf die Stadt: Nun ist sie belagert, und du belagerst sie. Das ist ein (warnendes) Zeichen für das Haus Israel.

Die Dauer der Verbannung

4 Du, leg dich auf deine linke Seite! Dann lege ich die Schuld des Hauses Israel auf dich. So viele Tage, wie du auf dieser Seite liegst, trägst du ihre Schuld.5 Und ich setze für dich fest: So viele Jahre, wie die Schuld des Hauses Israel dauert, so viele Tage sollst du ihre Schuld tragen: dreihundertneunzig Tage.6 Wenn du diese Zeit beendet hast, leg dich auf die andere, die rechte Seite, und trag vierzig Tage lang die Schuld des Hauses Juda: einen Tag für jedes Jahr; so setze ich es für dich fest.7 Dann sollst du dein Gesicht unbeweglich auf das belagerte Jerusalem richten und mit erhobenem Arm gegen die Stadt weissagen.8 Ich aber lege dir Stricke an, so daß du dich nicht von einer Seite auf die andere drehen kannst, solange bis du die Tage der Belagerung beendet hast.

Hungersnot und Unreinheit

9 Du, nimm dir Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Dinkel; tu sie zusammen in ein Gefäß, und mach dir Brot daraus! Solange du auf der Seite liegst, dreihundertneunzig Tage lang, sollst du davon essen.10 Das Brot, das du ißt, soll genau abgewogen sein, zwanzig Schekel am Tag; davon sollst du von Zeit zu Zeit essen.11 Auch das Wasser, das du trinkst, soll genau abgemessen sein: ein sechstel Hin; davon sollst du von Zeit zu Zeit trinken.12 Das Brot sollst du wie Gerstenbrot zubereiten und essen; auf Menschenkot sollst du es vor aller Augen backen.13 Und der Herr sprach: Ebenso werden die Israeliten unreines Brot essen bei den Völkern, zu denen ich sie verstoße.
14
Ich aber sagte: Ach, Herr und Gott, ich habe mich noch nie unrein gemacht. Seit meiner Jugend habe ich noch nie von verendeten oder zerrissenen Tieren gegessen. Niemals ist verdorbenes Fleisch in meinen Mund gekommen.15 Da sagte er zu mir: Gut, ich erlaube dir, dein Brot auf Rindermist statt auf Menschenkot zu backen.16 Dann sagte er zu mir: Menschensohn, ich entziehe Jerusalem seinen Vorrat an Brot. Sie werden ihr Brot wiegen und es mit Sorgen essen; das Wasser werden sie genau abmessen und mit Schaudern trinken;17 denn sie sollen an Brot und Wasser Mangel haben und sich entsetzen, einer wie der andere, und sollen dahinsiechen wegen ihrer Schuld.


Die Vernichtung

5 1 Du, Menschensohn, nimm ein scharfes Schwert! Benutz es als Schermesser, und schneide dir damit das Haar und den Bart ab! Dann nimm eine Waage, und wiege die Haare!2 Ein Drittel verbrenne mitten in der Stadt, wenn die Tage ihrer Belagerung zu Ende sind. Ein anderes Drittel zerhau mit dem Schwert in der Umgebung der Stadt! Das letzte Drittel streu in den Wind! Ich will hinter ihnen das Schwert zücken.3 Einige wenige davon nimm, und binde sie in einen Zipfel deines Mantels!4 Aber auch von diesen nimm noch ein paar Haare, wirf sie ins Feuer, und verbrenn sie! Von dort wird sich das Feuer ausdehnen auf das ganze Haus Israel.

Die Deutung der symbolischen Handlungen

5 So spricht Gott, der Herr: Das ist Jerusalem. Ich habe es mitten unter die Völker und die Länder ringsum gesetzt.6 Aber es war böse und widersetzte sich meinen Rechtsvorschriften mehr als die Völker und meinen Gesetzen mehr als die Länder ringsum; meine Rechtsvorschriften haben sie verachtet und nicht nach meinen Gesetzen gelebt.7 Darum - so spricht Gott, der Herr: Weil ihr noch aufsässiger gewesen seid als die Völker rings um euch, weil ihr nicht nach meinen Gesetzen gelebt und meine Rechtsvorschriften nicht befolgt habt, ja, weil ihr nicht einmal nach den Bräuchen der Völker ringsum gehandelt habt,8 darum - so spricht Gott, der Herr: Nun gehe ich gegen dich (Jerusalem) vor. Vor den Augen der Völker werde ich mitten in dir Gericht halten.9 Wegen all deiner Greueltaten werde ich mit dir tun, was ich noch nie getan habe und auch nie wieder tun werde.10 Dann werden mitten in dir (Jerusalem) Väter ihre Kinder essen und Kinder ihre Väter. Ich werde ein Strafgericht über dich abhalten und werde die Menschen, die in dir noch übrig sind, in alle Winde zerstreuen.11 So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -, weil du mein Heiligtum mit all deinen Götzen und Greueltaten unrein gemacht hast, will ich dich kahlscheren. Mein Auge wird kein Mitleid zeigen, und ich werde keine Schonung üben.12 Ein Drittel deiner Einwohner wird an der Pest sterben und durch den Hunger in der Stadt zugrunde gehen. Ein anderes Drittel wird vor deinen Mauern durch das Schwert umkommen. Das letzte Drittel werde ich in alle Winde zerstreuen, und ich werde hinter ihnen das Schwert zücken.
13
So tobt sich mein Zorn aus, und ich stille meinen Grimm an ihnen und verschaffe mir Genugtuung. Wenn ich meinen Zorn an ihnen auslasse, dann erkennen sie, daß ich, der Herr, mit leidenschaftlichem Eifer gesprochen habe.14 Vor den Augen aller, die vorübergehen, mache ich dich zum Trümmerhaufen, zum Gespött für die Völker ringsum.15 Zum Gespött und zum Hohn, zur Warnung und zum Schreckbild wirst du für die Völker ringsum, wenn ich an dir voll Zorn, Grimm und Groll mein Strafgericht vollziehe. Ich, der Herr, habe gesprochen.16 Ich schieße die quälenden, vernichtenden Pfeile des Hungers gegen euch ab; ich schicke sie ab, um euch zu vernichten. Um euren Hunger zu vergrößern, entziehe ich euch euren Vorrat an Brot.17 Hungersnot und wilde Tiere schicke ich gegen dich, damit sie dir deine Kinder rauben. Pest und Blutvergießen sollen über dich kommen. Ich bringe das Schwert über dich. Ich, der Herr, habe gesprochen.


Gerichtsworte: 6,1 - 7,27

Die Zerstörung der Kultstätten

6 1 Das Wort des Herrn erging an mich:
2
Menschensohn, richte dein Gesicht auf die Berge Israels; sprich als Prophet zu ihnen,
3
und sag: Ihr Berge Israels, hört das Wort Gottes, des Herrn! So spricht Gott, der Herr, zu den Bergen und Hügeln, zu den Schluchten und Tälern: Ich selbst werde das Schwert über euch bringen und eure Kulthöhen zerstören.
4
Eure Opferaltäre werden vernichtet und eure Räuchertische zerbrochen. Eure Erschlagenen werfe ich vor eure Götzen hin.
5
Die Leichen der Israeliten lege ich ihren Götzen zu Füßen. Eure Gebeine verstreue ich rings um eure Altäre.
6
Überall, wo ihr wohnt, werden die Städte verwüstet, und die Kulthöhen veröden; denn eure Altäre sollen verwüstet und öde sein, eure Götzen zerbrochen und verschwunden, eure Räuchertische zerschlagen, eure Machwerke vernichtet.
7
Mitten unter euch liegen die Erschlagenen. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.
8
Wenn ihr in alle Länder vertrieben seid, lasse ich einen Rest von euch übrig. Bei den Völkern werden einige von euch sein, die dem Schwert entronnen sind.
9
Doch die von euch, die davongekommen sind, werden bei den Völkern, zu denen sie verschleppt wurden, an mich denken; denn ich zerbreche ihr Herz, das mir untreu geworden ist, und zermalme ihre Augen, die treulos nach den Götzen schielten. Dann werden sie vor sich selbst Abscheu empfinden wegen der bösen Greueltaten, die sie begangen haben,
10
und sie werden erkennen, daß ich der Herr bin und nicht umsonst gedroht habe, dieses Unheil über sie zu bringen.
11
So spricht Gott, der Herr: Schlag die Hände zusammen, stampf mit dem Fuß auf den Boden, und schrei: Weh über all die bösen Greueltaten des Hauses Israel! Ihretwegen werden sie durch Schwert, Hunger und Pest umkommen.
12
Wer in der Ferne ist, wird an der Pest sterben; wer nahe ist, wird unter dem Schwert fallen. Wer übrig und verschont geblieben ist, wird vor Hunger sterben. So lasse ich meinen Grimm an ihnen aus.
13
Wenn die Erschlagenen mitten unter ihren Götzenbildern liegen, rings um ihre Altäre, auf allen Hügeln, auf allen Bergeshöhen, unter jedem üppigen Baum und jeder schattigen Eiche, an den Stellen, wo sie all ihren Götzen den beruhigenden Duft ihrer Opfer spendeten, dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.
14
Ich strecke meine Hand gegen sie aus und mache ihr Land zur öden Wüste, von der Steppe bis nach Ribla, überall, wo sie wohnen. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.


Die Ankündigung des Gerichts

7 1 Das Wort des Herrn erging an mich:
2
Du, Menschensohn, sag: So spricht Gott, der Herr, zum Land Israel: Das Ende kommt, das Ende kommt über die vier Ecken der Erde.
3
Jetzt ist das Ende für dich da; ich lasse meinen Zorn gegen dich los, ich spreche dir das Urteil, das dein Verhalten verdient, und strafe dich für alle deine Greueltaten.
4
Mein Auge zeigt kein Mitleid, und ich übe keine Schonung, sondern dein Verhalten lasse ich auf dich zurückfallen, und deine Greueltaten sollen sich in deiner Mitte auswirken. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.
5
So spricht Gott, der Herr: Schon kommt Unglück auf Unglück.
6
Das Ende kommt. Es kommt das Ende. Das Ende nähert sich dir. Siehe, es kommt.
7
Jetzt ist die Reihe an dir, Bewohner des Landes. Die Zeit ist da, der Tag ist nahe: Tumult, kein Jauchzen mehr auf den Bergen!
8
Bald gieße ich meinen Zorn über dich aus. Ich stille meinen Zorn an dir, ich spreche dir das Urteil, das dein Verhalten verdient, und lasse alle deine Greueltaten auf dich zurückfallen.
9
Mein Auge zeigt kein Mitleid, und ich übe keine Schonung, nach deinem Verhalten vergelte ich dir. Deine Greueltaten sollen sich in deiner Mitte auswirken. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin und daß ich zuschlage.
10
Der Tag ist da. Die Reihe ist an dir; es hat schon begonnen. Der Rechtsbruch gedeiht, die Anmaßung wächst.
11
Die Gewalttat erhebt sich und wird zum Zepter der Bösen. Nichts bleibt von ihnen, nichts von ihrem Reichtum, nichts von ihrer Pracht und Herrlichkeit.
12
Die Zeit kommt; der Tag ist nahe. Der Käufer soll sich nicht freuen, der Verkäufer nicht traurig sein; denn glühender Zorn trifft das ganze Volk.
13
Der Verkäufer wird das Verkaufte nicht wiedererlangen, auch wenn sie am Leben bleiben; denn glühender Zorn trifft das ganze Volk. Er erlangt es nicht wieder. Und weil alle schuldig sind, wird keiner sein Leben festhalten können.
14
Blast nur die Trompete, und bietet alles auf - es zieht doch keiner in den Kampf; denn mein glühender Zorn trifft das ganze Volk.
15
Draußen das Schwert, drinnen die Pest und der Hunger. Wer auf dem Feld ist, der stirbt durch das Schwert. Wer in der Stadt ist, den fressen Hunger und Pest.
16
Wer entrinnt und verschont wird, haust im Gebirge wie die Tauben in den Felsen; jeder stöhnt wegen seiner Schuld.
17
Alle Hände sinken kraftlos herunter, und an allen Knien läuft das Wasser herab.
18
Sie legen Trauergewänder an, und Schauder erfaßt sie. Alle Gesichter sind voll Scham, und alle Köpfe sind kahlgeschoren.
19
Sie werfen ihr Silber auf die Straße, und ihr Gold ekelt sie an. Ihr Silber und Gold kann sie nicht retten am Tag des Zornes des Herrn. Sie werden damit ihre Gier nicht sättigen und ihren Bauch nicht füllen; denn all das war für sie der Anlaß, in Sünde zu fallen.
20
Ihren kostbaren Schmuck haben sie in ihrer Anmaßung genommen und daraus ihre abscheulichen Bilder, ihre Götzen gemacht. Deshalb verekle ich ihnen ihren Schmuck.
21
Ich gebe ihn den Fremden zur Beute, die Bösen der Erde sollen ihn rauben und entweihen.
22
Ich wende mein Angesicht von ihnen ab, und man wird meinen kostbaren Besitz entweihen. Räuber werden kommen und ihn entweihen.
23
Sie werden ein Blutbad anrichten; denn das Land ist voll von Todesurteilen, und die Stadt ist voll von Gewalttat.
24
Ich führe die schlimmsten Völker herbei, damit sie die Häuser besetzen. Ich mache dem Hochmut der Mächtigen ein Ende, ihre Heiligtümer werden entweiht.
25
Dann bekommen sie Angst und suchen Frieden; doch es wird keinen geben.
26
Unglück kommt über Unglück, und eine Schreckensnachricht folgt der andern. Sie verlangen vom Propheten Visionen. Doch der Priester gibt keinen Bescheid, die Ältesten wissen keinen Rat.
27
Der König ist voll Trauer, der Fürst in Entsetzen gehüllt, den Bürgern des Landes erlahmen die Hände. Ich will sie behandeln, wie es ihr Verhalten verdient, und will ihnen das Urteil sprechen, das ihren Urteilen entspricht. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.


Visionen: 8,1 - 11,25

Die Entrückung des Propheten nach Jerusalem

8 1 Am fünften Tag des sechsten Monats im sechsten Jahr saß ich in meinem Haus, und die Ältesten von Juda saßen vor mir. Da legte sich die Hand Gottes, des Herrn, auf mich.
2
Und ich sah eine Gestalt, die wie ein Mann aussah. Unterhalb von dem, was wie seine Hüften aussah, war Feuer, und oberhalb von seinen Hüften schien etwas zu leuchten, wie glänzendes Gold.3 Er streckte etwas aus, das wie eine Hand aussah, und packte mich an meinen Haaren. Und der Geist hob mich empor zwischen Erde und Himmel und brachte mich in einer göttlichen Vision nach Jerusalem, an den Eingang des inneren Nordtors, dorthin, wo das Bild steht, das die Eifersucht (des Herrn) erregt.4 Dort sah ich die Herrlichkeit des Gottes Israels, wie in der Vision, die ich in der Ebene gesehen hatte.

Die Entweihung des Tempels

5 Er sagte zu mir: Menschensohn, richte deinen Blick nach Norden! Ich blickte nach Norden; da sah ich nördlich des Tores, beim Eingang, den Altar mit jenem Bild, das die Eifersucht (des Herrn) erregt.6 Er sagte zu mir: Menschensohn, siehst du, was man hier treibt? Es sind große Greueltaten, die das Haus Israel hier begeht; sie bleiben meinem Heiligtum fern. Aber du wirst noch größere Greueltaten sehen.
7
Dann brachte er mich zum Eingang des Vorhofs. Ich sah: Ein Loch war in der Wand.8 Er sagte zu mir: Menschensohn, durchbrich die Wand! Ich durchbrach die Wand - da war ein Eingang.9 Er sagte zu mir: Geh hinein, sieh dir die schlimmen Greueltaten an, die man dort begeht.10 Ich ging hinein und sah: viele Bilder von abscheulichen kleinen und großen Tieren und allen Götzen des Hauses Israel; sie waren ringsum in die Wand eingeritzt.11 Siebzig Männer von den Ältesten des Hauses Israel, darunter auch Jaasanja, der Sohn Schafans, standen davor. Jeder hatte seine Räucherpfanne in der Hand, und der Duft der Weihrauchwolken stieg empor.12 Er sagte zu mir: Hast du gesehen, Menschensohn, was die Ältesten des Hauses Israel im Finstern treiben, jeder in der Kammer seines Götterbildes? Sie denken: Der Herr sieht uns nicht; der Herr hat das Land verlassen.13 Er sagte zu mir: Du wirst sehen, daß sie noch größere Greueltaten begehen.
14
Dann brachte er mich zum Nordtor am Haus des Herrn. Dort saßen Frauen, die Tammus beweinten.15 Er sagte zu mir: Hast du es gesehen, Menschensohn? Aber du wirst noch größere Greueltaten sehen.
16
Dann brachte er mich zum Innenhof des Hauses des Herrn. Am Eingang zum Tempel des Herrn, zwischen Vorhalle und Altar, standen etwa fünfundzwanzig Männer, mit dem Rücken zum Tempel des Herrn, mit dem Gesicht nach Osten. Sie beteten, nach Osten gewandt, die Sonne an.17 Er sagte zu mir: Hast du es gesehen, Menschensohn? Waren dem Haus Juda die Greueltaten, die es hier beging, immer noch nicht genug? Mußten sie auch noch das Land mit ihrer Gewalttätigkeit anfüllen, mußten sie mich immer wieder beleidigen und sich den Zweig an die Nase halten?18 Darum werde auch ich voll Zorn handeln. Mein Auge wird kein Mitleid zeigen, und ich werde keine Schonung üben. Auch wenn sie mir laut in die Ohren schreien, werde ich sie nicht hören.


Die Zerstörung der Stadt

9 1 Und er schrie mir laut in die Ohren: Das Strafgericht über die Stadt ist nahe. Jeder soll sein Werkzeug zum Zertrümmern in die Hand nehmen.
2
Da kamen sechs Männer vom oberen Tor, das im Norden liegt. Jeder hatte sein Werkzeug zum Zertrümmern in der Hand. Unter ihnen war auch ein Mann, der ein leinenes Gewand anhatte; an seinem Gürtel hing Schreibzeug. Sie kamen herein und stellten sich neben den Altar aus Bronze.3 Die Herrlichkeit des Gottes Israels schwebte von den Kerubim, über denen sie war, hinüber zur Schwelle des Tempels. Er rief den Mann, der das leinene Gewand anhatte und an dessen Gürtel das Schreibzeug hing.4 Der Herr sagte zu ihm: Geh mitten durch die Stadt Jerusalem und schreib ein T auf die Stirn aller Männer, die über die in der Stadt begangenen Greueltaten seufzen und stöhnen.5 Und ich hörte, wie er zu den anderen sagte: Geht hinter ihm her durch die Stadt, und schlagt zu! Euer Auge soll kein Mitleid zeigen, gewährt keine Schonung!6 Alt und jung, Mädchen, Kinder und Frauen sollt ihr erschlagen und umbringen. Doch von denen, die das T auf der Stirn haben, dürft ihr keinen anrühren. Beginnt in meinem Heiligtum! Da begannen sie bei den Ältesten, die vor dem Tempel standen.
7
Er sagte zu ihnen: Macht den Tempel unrein, füllt seine Höfe mit Erschlagenen! Dann geht hinaus, und schlagt in der Stadt zu!8 Sie schlugen zu, und ich allein blieb übrig; da fiel ich nieder auf mein Gesicht und schrie: Ach, Herr und Gott, willst du deinen ganzen Zorn über Jerusalem ausschütten und auch noch den letzten Rest Israels vernichten?9 Er sagte zu mir: Die Schuld des Hauses Israel und des Hauses Juda ist groß, ja übergroß. Das Land ist voll Blutschuld, die Stadt ist voll Unrecht. Sie sagen: Der Herr sieht es nicht; der Herr hat das Land verlassen.10 Darum zeigt mein Auge kein Mitleid, und ich übe keine Schonung. Ihr Verhalten lasse ich auf sie selbst zurückfallen.
11
Und der Mann, der das leinene Gewand anhatte und an dessen Gürtel das Schreibzeug hing, (kam und) berichtete: Ich habe getan, was du mir befohlen hast.



10 1 Ich sah: Oberhalb der gehämmerten Platte über den Köpfen der Kerubim war etwas, das wie Saphir aussah und einem Thron glich.2 Er sagte zu dem Mann, der das leinene Gewand anhatte: Geh zwischen die Räder unter den Kerubim, nimm zwei Hände voll von den glühenden Kohlen, die zwischen den Kerubim sind, und streu sie über die Stadt! Da ging der Mann vor meinen Augen
3
zu den Kerubim. Sie standen rechts vom Tempel, als der Mann zu ihnen ging, und die Wolke erfüllte den Innenhof.4 Die Herrlichkeit des Herrn schwebte von den Kerubim hinüber zur Schwelle des Tempels. Der Tempel wurde von der Wolke erfüllt, und der Vorhof war voll vom Glanz der Herrlichkeit des Herrn.5 Das Rauschen der Flügel der Kerubim war bis zum Vorhof zu hören; es war wie die Stimme des allmächtigen Gottes, wenn er spricht.
6
Als er dem Mann, der das leinene Gewand anhatte, befahl: Nimm von dem Feuer, das zwischen den Rädern und zwischen den Kerubim ist!, ging der Mann und stellte sich neben das Rad.7 Und ein Kerub streckte seine Hand aus, nahm von dem Feuer, das zwischen den Kerubim war, und legte es in die Hände des Mannes, der das leinene Gewand anhatte. Der Mann nahm das Feuer und ging hinaus.

Der Thronwagen Gottes

8 Unter den Flügeln der Kerubim wurde etwas sichtbar, das wie eine Menschenhand aussah.
9
Und ich sah neben den Kerubim vier Räder, ein Rad neben jedem Kerub. Die Räder waren wie glitzernder Chrysolith.10 Alle vier sahen gleich aus, und es schien so, als laufe ein Rad mitten im andern.11 Sie konnten nach allen vier Seiten laufen und änderten beim Laufen ihre Richtung nicht; denn der Richtung, die das vordere Rad einschlug, folgten die anderen. Sie änderten beim Laufen ihre Richtung nicht.12 Ihr ganzer Leib, ihr Rücken, ihre Hände und Flügel und auch die Räder waren bei allen vier ringsum voll Augen.13 Die Räder wurden, wie ich deutlich hörte, "Wirbel" genannt.14 Jedes Lebewesen hatte vier Gesichter. Das erste war ein Kerubgesicht, das zweite ein Menschengesicht, das dritte ein Löwengesicht und das vierte ein Adlergesicht.15 Die Kerubim konnten emporschweben. Es waren die Lebewesen, die ich am Fluß Kebar gesehen hatte.16 Wenn die Kerubim gingen, dann liefen die Räder an ihrer Seite mit. Auch wenn die Kerubim ihre Flügel bewegten, um sich von der Erde zu erheben, lösten sich die Räder nicht von ihrer Seite.17 Blieben die Kerubim stehen, dann standen auch die Räder still. Hoben sich die Kerubim empor, dann hoben sich die Räder mit ihnen; denn der Geist der Lebewesen war in den Rädern.

Der Auszug des Herrn aus dem Tempel

18 Da verließ die Herrlichkeit des Herrn die Schwelle des Tempels und nahm wieder ihren Platz über den Kerubim ein.19 Die Kerubim bewegten ihre Flügel und hoben sich vor meinen Augen vom Boden empor. Sie gingen hinaus, und die Räder liefen an ihrer Seite mit. Vor dem östlichen Tor am Haus des Herrn blieben sie stehen. Und die Herrlichkeit des Gottes Israels schwebte über ihnen.20 Es waren die Lebewesen, die ich unter dem Thron des Gottes Israels am Fluß Kebar gesehen hatte, und ich erkannte, daß es Kerubim waren.21 Jedes dieser Lebewesen hatte vier Gesichter und vier Flügel. Unter ihren Flügeln hatten sie etwas, das wie Menschenhände aussah.22 Ihre Gesichter glichen den Gesichtern, die ich am Fluß Kebar gesehen hatte. Jedes Lebewesen ging in die Richtung, in die eines seiner Gesichter wies.


Das Strafgericht über die führenden Männer Jerusalems

11 1 Da hob mich der Geist empor und brachte mich zum Osttor am Haus des Herrn, das nach Osten schaut. Vor dem Tor standen fünfundzwanzig Männer. Unter ihnen sah ich Jaasanja, den Sohn Asurs, und Pelatja, den Sohn Benajas, führende Männer im Volk.
2
Er sagte zu mir: Menschensohn, das sind die Männer, die in der Stadt Unheil ersinnen und böse Pläne fassen.
3
Sie sagen: In nächster Zeit braucht man keine Häuser zu bauen. Die Stadt ist der Topf, und wir sind das Fleisch.
4
Darum tritt als Prophet gegen sie auf, Menschensohn, tritt als Prophet auf!
5
Da überfiel mich der Geist des Herrn, und er sagte zu mir: Sag: So spricht der Herr: Das habt ihr gesagt, ihr vom Haus Israel. Ich weiß sehr gut, was ihr im Sinn hattet.
6
Ihr habt viele in dieser Stadt erschlagen, die Straßen der Stadt sind voll von Erschlagenen.
7
Darum - so spricht Gott, der Herr: Das Fleisch, das sind die Erschlagenen, die ihr mitten in der Stadt getötet habt. Der Topf, das ist die Stadt. Euch aber werde ich aus ihr vertreiben.
8
Das Schwert fürchtet ihr; darum werde ich das Schwert über euch bringen - Spruch Gottes, des Herrn.
9
Ich vertreibe euch aus der Stadt, ich liefere euch den Fremden aus und halte ein Strafgericht über euch ab.
10
Unter dem Schwert werdet ihr fallen. An Israels Grenze halte ich Gericht über euch. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.
11
Die Stadt wird für euch nicht der Topf sein und ihr nicht das Fleisch darin. An Israels Grenze halte ich Gericht über euch.
12
Daran werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, dessen Gesetze ihr nicht gehalten und dessen Rechtsvorschriften ihr nicht befolgt habt. Stattdessen habt ihr nach den Bräuchen der Völker ringsum gehandelt.
13
Während ich diese prophetischen Worte sprach, starb Pelatja, der Sohn Benajas. Da fiel ich nieder auf mein Gesicht, schrie laut auf und rief: Ach, Herr und Gott, willst du auch noch den Rest Israels ausrotten?

Die Erneuerung Israels

14 Das Wort des Herrn erging an mich:
15
Menschensohn, die Einwohner Jerusalems sagen von deinen Brüdern, deinen Verwandten und dem ganzen Haus Israel: Sie sind fern vom Herrn; das Land ist uns zum Besitz gegeben.
16
Darum sag: So spricht Gott, der Herr: Auch wenn ich sie weit weg unter die Völker geführt und in alle Länder zerstreut habe, so bin ich doch in den Ländern, wohin sie gekommen sind, beinahe zum Heiligtum für sie geworden.
17
Darum sag: So spricht Gott, der Herr: Ich führe euch aus allen Völkern zusammen, sammle euch aus den Ländern, in die ihr zerstreut seid, und gebe euch das Land Israel.
18
Und sie werden dorthin kommen und alle ihre abscheulichen Götzen aus dem Land entfernen.
19
Ich schenke ihnen ein anderes Herz und schenke ihnen einen neuen Geist. Ich nehme das Herz von Stein aus ihrer Brust und gebe ihnen ein Herz von Fleisch,
20
damit sie nach meinen Gesetzen leben und auf meine Rechtsvorschriften achten und sie erfüllen. Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein.
21
Die aber, deren Herz an ihren Götzen und an ihren Greueltaten hängt - Spruch Gottes, des Herrn: Ihr Verhalten lasse ich auf sie selbst zurückfallen.
22
Dann hoben die Kerubim ihre Flügel. Die Räder bewegten sich zugleich mit den Kerubim, und die Herrlichkeit des Gottes Israels war über ihnen.
23
Die Herrlichkeit des Herrn stieg aus der Mitte der Stadt empor; auf dem Berg im Osten der Stadt blieb sie stehen.
24
Der Geist hob mich empor und brachte mich in dieser göttlichen Vision nach Chaldäa zur Gemeinde der Verschleppten. Dann hob sich das, was ich in der Vision gesehen hatte, empor und verschwand vor meinen Augen.
25
Und ich erzählte den Verschleppten alles, was der Herr mich hatte sehen lassen.


Weitere symbolische Handlungen: 12,1-20

Die Verschleppung


Ezequiel (EUS) 1