Giudici (EUS) 15

Die Vernichtung der Ernte

15 1 Einige Zeit danach, zur Zeit der Weizenernte, besuchte Simson seine Frau. Er brachte ein Ziegenböckchen mit und sagte (zu ihrem Vater): Ich will zu meiner Frau in die Kammer. Aber ihr Vater ließ ihn nicht hinein,2 sondern sagte: Ich dachte, du magst sie sicher nicht mehr. Darum habe ich sie deinem Freund gegeben. Aber ist nicht ihre jüngere Schwester noch schöner als sie? Die kannst du an ihrer Stelle haben.3 Simson antwortete ihm: Diesmal bin ich frei von Schuld, wenn ich den Philistern etwas Böses antue.4 Simson ging weg und fing dreihundert Füchse. Dann nahm er Fackeln, band je zwei Füchse an den Schwänzen zusammen und befestigte eine Fackel in der Mitte zwischen zwei Schwänzen.5 Er zündete die Fackeln an und ließ die Füchse in die Getreidefelder der Philister laufen. So verbrannte er die Garben und das noch stehende Korn, ebenso die Weingärten und die Ölbäume.
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Als die Philister fragten: Wer hat das getan?, antwortete man: Simson, der Schwiegersohn des Timniters, weil dieser ihm seine Frau weggenommen und seinem Freund gegeben hat. Da zogen die Philister hinauf und verbrannten die Frau samt dem Haus ihres Vaters.7 Darauf sagte ihnen Simson: Wenn ihr es so macht, dann werde ich nicht mehr aufhören, bis ich an euch Rache genommen habe.8 Und er schlug ihnen mit gewaltigen Schlägen die Knochen entzwei. Dann ging er weg und hauste in der Felsenhöhle von Etam.

Simsons Sieg bei Lehi

9 Die Philister zogen nach Juda herauf, schlugen dort ihr Lager auf und besetzten die Gegend von Lehi.10 Die Männer von Juda fragten sie: Warum seid ihr gegen uns gezogen? Sie antworteten: Wir sind heraufgekommen, um Simson gefangenzunehmen und es mit ihm so zu machen, wie er es mit uns gemacht hat.11 Da zogen dreitausend Männer aus Juda zur Felsenhöhle von Etam hinab und sagten zu Simson: Weißt du nicht, daß die Philister unsere Herren sind? Was hast du uns da angetan? Er antwortete ihnen: Wie sie es mit mir gemacht haben, so habe ich es mit ihnen gemacht.12 Sie erwiderten ihm: Wir sind herabgekommen, um dich zu fesseln und in die Gewalt der Philister zu geben. Simson sagte zu ihnen: Schwört mir, daß ihr selber nicht über mich herfallen werdet.13 Sie antworteten ihm: Nein, wir wollen dich nur fesseln und in ihre Gewalt geben, aber töten wollen wir dich nicht. Sie fesselten ihn also mit zwei neuen Stricken und führten ihn aus der Felsenhöhle weg.14 Als er nach Lehi hinaufkam und die Philister ihm mit Triumphgeschrei entgegenliefen, kam der Geist des Herrn über ihn. Die Stricke an seinen Armen wurden wie Fäden, die vom Feuer versengt werden, und die Fesseln fielen von seinen Händen.15 Er fand den noch blutigen Kinnbacken eines Esels, ergriff ihn mit der Hand und erschlug damit tausend Männer.
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Damals sagte Simson: Mit dem Kinnbacken eines Esels habe ich sie gründlich verprügelt; mit einem Eselskinnbacken habe ich tausend Männer erschlagen.
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Als er das gesagt hatte, warf er den Kinnbacken weg; daher nannte man den Ort Ramat Lehi (Kinnbackenhöhe).
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Weil er großen Durst hatte, rief er zum Herrn und sagte: Du hast deinem Knecht diesen großen Sieg verliehen; jetzt aber soll ich vor Durst sterben und den Unbeschnittenen in die Hände fallen.19 Da spaltete Gott die Höhle von Lehi, und es kam Wasser daraus hervor, so daß Simson trinken konnte. Seine Lebensgeister kehrten zurück, und er lebte wieder auf. Deshalb nennt man die Quelle bei Lehi bis zum heutigen Tag "Quelle des Rufers".20 Simson war zur Zeit der Philister zwanzig Jahre lang Richter in Israel.


Simson in Gaza

16 1 Als Simson (eines Tages) nach Gaza kam, sah er dort eine Dirne und ging zu ihr.2 Als man den Leuten von Gaza berichtete: Simson ist hier!, suchten sie überall (nach ihm) und lauerten ihm [die ganze Nacht] am Stadttor auf. Die ganze Nacht über verhielten sie sich still und sagten: Wir warten bis zum Morgengrauen, dann bringen wir ihn um.3 Simson aber schlief bis gegen Mitternacht. Dann stand er auf, packte die Flügel des Stadttors mit den beiden Pfosten und riß sie zusammen mit dem Riegel heraus. Er lud alles auf seine Schultern und trug es auf den Gipfel des Berges, der Hebron gegenüberliegt.
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Danach verliebte sich Simson in eine Frau im Tal Sorek; sie hieß Delila.

Simson und Delila

5 Die Fürsten der Philister kamen zu ihr und sagten zu ihr: Versuch, ihn zu betören und herauszufinden, wodurch er so große Kraft besitzt und wie wir ihn überwältigen und fesseln können, um ihn zu bezwingen. Jeder von uns gibt dir dann elfhundert Silberstücke.
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Darauf sagte Delila zu Simson: Sag mir doch, wodurch du so große Kraft besitzt und wie man dich fesseln kann, um dich niederzuzwingen.7 Simson sagte zu ihr: Wenn man mich mit sieben frischen Sehnen fesselt, die noch nicht getrocknet sind, dann werde ich schwach und bin wie jeder andere Mensch.8 Die Fürsten der Philister brachten ihr also sieben frische Sehnen, die noch nicht getrocknet waren, und sie fesselte ihn damit,9 während einige Männer bei ihr in der Kammer auf der Lauer lagen. Dann rief sie ihm zu: Simson, die Philister kommen! Er aber zerriß die Sehnen, wie ein Zwirnfaden reißt, wenn er dem Feuer zu nahe gekommen ist. Doch das Geheimnis seiner Kraft wurde nicht bekannt.
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Darauf sagte Delila zu Simson: Du hast mich getäuscht und mir etwas vorgelogen. Sag mir doch endlich, womit man dich fesseln kann.11 Er erwiderte ihr: Wenn man mich mit neuen Stricken fesselt, mit denen noch keine Arbeit getan worden ist, werde ich schwach und bin wie jeder andere Mensch.12 Delila nahm also neue Stricke und band ihn damit. Dann rief sie ihm zu: Simson, die Philister kommen!, während wieder einige Männer in der Kammer auf der Lauer lagen. Er aber riß die Stricke von seinen Armen wie Fäden.
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Darauf sagte Delila zu Simson: Bis jetzt hast du mich getäuscht und mir etwas vorgelogen. Sag mir doch, womit man dich fesseln kann. Er erwiderte ihr: Wenn du die sieben Locken auf meinem Kopf mit den Kettfäden des Webstuhls verknotest und mit dem Pflock festmachst, werde ich schwach und bin wie jeder andere Mensch.14 Nun wiegte sie ihn in den Schlaf und verknotete die sieben Locken auf seinem Kopf mit den Kettfäden und machte sie mit dem Pflock fest. Dann rief sie ihm zu: Simson, die Philister kommen! Er fuhr aus dem Schlaf hoch und riß den Webepflock mit den Kettfäden heraus.
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Darauf sagte sie zu ihm: Wie kannst du sagen: Ich liebe dich!, wenn mir dein Herz nicht gehört? Jetzt hast du mich dreimal belogen und mir nicht gesagt, wodurch du so große Kraft besitzt.16 Als sie ihm mit ihrem Gerede jeden Tag zusetzte und ihn (immer mehr) bedrängte, wurde er es zum Sterben leid;17 er offenbarte ihr alles und sagte zu ihr: Ein Schermesser ist mir noch nicht an die Haare gekommen; denn ich bin von Geburt an Gott als Nasiräer geweiht. Würden mir die Haare geschoren, dann würde meine Kraft mich verlassen; ich würde schwach und wäre wie jeder andere Mensch.
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Nun merkte Delila, daß er ihr alles offenbart hatte. Sie schickte jemand zu den Philisterfürsten, um sie zu rufen und ihnen sagen zu lassen: Kommt her! Diesmal hat er mir alles offenbart. Die Philisterfürsten kamen zu ihr herauf und brachten das Geld mit.19 Delila ließ Simson auf ihren Knien einschlafen, [rief einen Mann] und schnitt dann die sieben Locken auf seinem Kopf ab. So begann sie ihn zu schwächen, und seine Kraft wich von ihm.20 Dann rief sie: Simson, die Philister kommen! Er erwachte aus seinem Schlaf und dachte: Ich werde auch diesmal wie bisher entkommen und die Fesseln abschütteln. Denn er wußte nicht, daß der Herr ihn verlassen hatte.21 Da packten ihn die Philister und stachen ihm die Augen aus. Sie führten ihn nach Gaza hinab und fesselten ihn mit Bronzeketten, und er mußte im Gefängnis die Mühle drehen.
22
Doch sein Haar, das man abgeschnitten hatte, fing wieder an zu wachsen.

Gefangenschaft und Tod Simsons

23 Die Fürsten der Philister versammelten sich, um ihrem Gott Dagon ein großes Opfer darzubringen und ein Freudenfest zu feiern. Sie sagten: Unser Gott hat unseren Feind Simson in unsere Gewalt gegeben.24 Als das Volk Simson sah, priesen sie ihren Gott und sagten: Unser Gott hat unseren Feind in unsere Gewalt gegeben, ihn, der unser Land verwüstet hat, der so viele von uns erschlagen hat.25 Als sie guter Dinge waren, sagten sie: Ruft Simson her, wir wollen unseren Spaß mit ihm treiben. Und sie ließen Simson aus dem Gefängnis holen, damit er ihr Spaßmacher sei. Sie stellten ihn zwischen die Säulen.26 Simson aber sagte zu dem Jungen, der ihn an der Hand führte: Laß mich los, ich will die Säulen betasten, von denen das Haus getragen wird, und mich daranlehnen.27 Das Haus war voll von Männern und Frauen; alle Fürsten der Philister waren da, und auf dem Flachdach saßen etwa dreitausend Männer und Frauen. Sie alle wollten Simson als Spaßmacher sehen.
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Simson aber rief zum Herrn und sagte: Herr und Gott, denk doch an mich, und gib mir nur noch dieses eine Mal die Kraft, mein Gott, damit ich an den Philistern Rache nehmen kann, wenigstens für eines von meinen beiden Augen.
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Dann packte Simson die beiden Mittelsäulen, von denen das Haus getragen wurde, und stemmte sich gegen sie, gegen die eine mit der rechten Hand und gegen die andere mit der linken.30 Er sagte: So mag ich denn zusammen mit den Philistern sterben. Er streckte sich mit aller Kraft, und das Haus stürzte über den Fürsten und über allen Leuten, die darin waren, zusammen. So war die Zahl derer, die er bei seinem Tod tötete, größer als die, die er während seines Lebens getötet hatte.31 Seine Brüder und die ganze Familie seines Vaters kamen herab; sie holten ihn, brachten ihn heim und begruben ihn zwischen Zora und Eschtaol im Grab seines Vaters Manoach. Simson war zwanzig Jahre lang Richter in Israel.


Nachträge: 17,1 - 21,25

Das Heiligtum Michas

17 1 Im Gebirge Efraim lebte ein Mann namens Micha.2 Er sagte zu seiner Mutter: Die elfhundert Silberstücke, die dir jemand weggenommen hat und deretwegen du den Fluch ausgestoßen und ihn sogar vor meinen Ohren wiederholt hast, dieses Geld befindet sich bei mir; ich selber habe es genommen. Seine Mutter sagte: Sei gesegnet vom Herrn, mein Sohn.3 Er gab die elfhundert Silberstücke seiner Mutter zurück. Seine Mutter aber sagte: Ich weihe mein Silber dem Herrn, damit es wieder meinem Sohn zugute kommt. Man soll ein mit Metall überzogenes Gottesbild machen. Fürs erste aber will ich es dir wiedergeben.4 Doch der Sohn gab das Silber seiner Mutter zurück. Seine Mutter nahm zweihundert Silberstücke und gab sie einem Goldschmied. Der machte ein mit Metall überzogenes Gottesbild daraus, das dann im Haus Michas aufgestellt wurde.5 So hatte Micha ein Gotteshaus. Er machte nun ein Efod und Terafim und stellte einen seiner Söhne dazu an, ihm als Priester zu dienen.6 In jenen Tagen gab es in Israel noch keinen König; jeder tat, was ihm gefiel.
7
In Betlehem in Juda lebte (damals) ein junger Mann [aus der Sippe Juda]. Er war Levit und lebte dort als Fremder.8 Dieser Mann zog aus der Stadt, aus Betlehem in Juda, fort, um sich irgendwo als Fremder niederzulassen, wo immer es sei. Auf seiner Wanderung kam er auch ins Gebirge Efraim zum Haus Michas.9 Micha fragte ihn: Woher kommst du? Er antwortete ihm: Ich bin ein Levit aus Betlehem in Juda und bin unterwegs, um mich irgendwo als Fremder niederzulassen, wo immer es sei.10 Micha sagte zu ihm: Bleib bei mir, und sei mir Vater und Priester! Ich werde dir jährlich zehn Silberstücke geben, dazu die nötigen Kleider und deinen Lebensunterhalt. [Da ging der Levit.]11 Der Levit willigte ein, bei ihm zu bleiben, und der junge Mann wurde für Micha wie einer seiner Söhne.12 Micha stellte also den jungen Leviten als Priester an, und er blieb bei ihm im Haus.13 Und Micha sagte: Nun weiß ich, daß der Herr mir Gutes erweisen wird; denn ich habe einen Leviten als Priester.


Die Kundschafter aus Dan

18 1 Damals gab es noch keinen König in Israel. Der Stamm der Daniter war zu jener Zeit dabei, sich einen Erbbesitz zu suchen, um sich niederzulassen; denn es war ihm inmitten der Stämme Israels bis zu jener Zeit noch kein Erbbesitz zugefallen.2 Daher schickten die Daniter von ihrer Sippe fünf kampferprobte Männer aus Zora und Eschtaol aus, um das Land zu durchstreifen und zu erkunden. Sie sagten zu ihnen: Geht, erkundet das Land! Die Männer kamen ins Gebirge Efraim zum Haus Michas und übernachteten dort.3 Als sie beim Haus Michas waren, fiel ihnen die Mundart des jungen Leviten auf. Sie gingen zu ihm hin und fragten ihn: Wer hat dich hierher gebracht? Was willst du hier, und was tust du hier?4 Er antwortete ihnen: Das und das hat Micha mit mir gemacht; er hat mich angestellt, und so wurde ich sein Priester.5 Sie sagten zu ihm: Befrag doch Gott für uns, damit wir erfahren, ob die Reise, die wir machen, Erfolg haben wird.6 Der Priester erwiderte ihnen: Zieht in Frieden weiter! Der Weg, den ihr gehen wollt, liegt vor den Augen des Herrn.
7
Die fünf Männer zogen weiter und kamen nach Lajisch. Sie sahen, daß das Volk dort ungestört nach Art der Sidonier lebte, ruhig und sicher. Es gab niemand, der Schaden anrichtete im Land, keinen Eroberer und keine Unterdrückung. Sie waren weit entfernt von den Sidoniern und hatten auch mit den Aramäern nichts zu tun.8 Als die Männer zu ihren Brüdern nach Zora und Eschtaol kamen, sagten ihre Brüder zu ihnen: Wie ist es euch ergangen?9 Sie antworteten: Auf, laßt uns gegen jene Leute (in den Kampf) ziehen. Denn wir haben gesehen, daß das Land sehr schön ist. Warum wollt ihr zögern? Seid nicht so träge! Macht euch auf den Weg dorthin, und nehmt das Land in Besitz!10 Ihr findet ein sorgloses Volk vor, wenn ihr hinkommt. Das Land ist nach allen Seiten hin weiträumig. Wahrhaftig, Gott hat es in eure Gewalt gegeben. Es ist ein Ort, wo es an nichts fehlt, was es auf Erden gibt.

Der Zug der Daniter nach Lajisch

11 Darauf brachen von dort, also von Zora und Eschtaol aus, sechshundert mit Waffen ausgerüstete Männer aus der Sippe der Daniter auf.12 Sie zogen hinauf und schlugen bei Kirjat-Jearim in Juda ihr Lager auf; deshalb nennt man diesen Ort bis auf den heutigen Tag "Lager Dans"; es liegt hinter Kirjat-Jearim.13 Von dort zogen sie hinüber ins Gebirge Efraim und kamen zum Haus Michas.
14
Da sagten die fünf Männer, die unterwegs gewesen waren, um das Land [Lajisch] zu erkunden, zu ihren Brüdern: Wißt ihr auch, daß es in diesen Häusern ein Efod und Terafim sowie ein mit Metall überzogenes Gottesbild gibt? Überlegt also, was ihr tun wollt.15 Da bogen sie (von ihrem Weg) ab und gingen zum Haus des jungen Leviten [zum Haus Michas] und begrüßten ihn.16 Die sechshundert mit Waffen ausgerüsteten Daniter blieben am Hoftor stehen,17 während die fünf Männer, die unterwegs gewesen waren, um das Land zu erkunden, hineingingen. Sie nahmen das Gottesbild mit dem Metallüberzug sowie das Efod und die Terafim, während der Priester am Eingang des Tores bei den sechshundert mit Waffen ausgerüsteten Männern stand.18 Als die Leute in das Haus Michas eindrangen und das Gottesbild mit dem Metallüberzug, das Efod und die Terafim nahmen, fragte sie der Priester: Was macht ihr da?19 Sie antworteten ihm: Schweig! Halt den Mund! Geh mit uns, und werde uns Vater und Priester! Was ist besser - wenn du Priester im Haus eines einzigen Mannes bist oder wenn du Priester für einen Stamm und eine Sippe in Israel bist?20 Das erschien dem Priester gut. Er nahm das Efod, die Terafim und das Gottesbild und begab sich damit unter die Leute.
21
Dann brachen sie auf und zogen weiter. Die Kinder, das Vieh und die Habe führten sie an der Spitze des Zuges mit sich.22 Als sie schon weit vom Haus Michas weg waren, rief Micha die Männer in den Häusern, die in der Nähe lagen, zusammen, und sie verfolgten die Daniter.23 Sie riefen hinter den Danitern her, diese aber wandten sich um und sagten zu Micha: Was ist los? Warum habt ihr euch zusammengetan?24 Er antwortete: Ihr habt meinen Gott, den ich mir gemacht hatte, und auch den Priester weggenommen und seid davongezogen. Was habe ich jetzt noch? Wie könnt ihr da zu mir sagen: Was ist los?25 Die Daniter entgegneten ihm: Laß dein Geschwätz, sonst fallen unsere erbitterten Leute über euch her, und du bist selbst schuld, wenn du zusammen mit deiner Familie das Leben verlierst.26 Dann zogen die Daniter auf ihrem Weg weiter. Micha aber sah ein, daß sie stärker waren als er, kehrte um und ging nach Hause zurück.
27
Sie aber nahmen das Bild, das Micha angefertigt hatte, samt dem Priester, den er hatte, und überfielen Lajisch, ein ruhiges und friedliches Volk. Sie erschlugen die Leute mit scharfem Schwert und steckten die Stadt in Brand.28 Niemand konnte zu Hilfe kommen; denn die Stadt lag weit entfernt von Sidon und hatte auch mit den Aramäern nichts zu tun; sie lag im Tal von Bet-Rehob. Die Daniter bauten die Stadt wieder auf und wohnten in ihr.29 Sie nannten sie Dan, nach dem Namen ihres Stammvaters Dan, der einst dem Israel geboren worden war. Doch früher hatte die Stadt den Namen Lajisch.30 Die Daniter stellten das Gottesbild bei sich auf, und Jonatan, der Sohn Gerschoms, des Sohnes des Mose, und seine Nachkommen dienten dem Stamm der Daniter als Priester bis zu dem Tag, an dem die Bewohner des Landes in die Gefangenschaft geführt wurden.31 Sie hatten also das Gottesbild, das Micha gemacht hatte, bei sich aufgestellt, und (es stand dort) die ganze Zeit über, solange es das Gotteshaus in Schilo gab.


Die Schandtat der Männer von Gibea

19 1 In jenen Tagen, als es noch keinen König in Israel gab, lebte im entlegensten Teil des Gebirges Efraim ein Levit als Fremder. Er hatte sich eine Frau aus Betlehem in Juda zur Nebenfrau genommen.2 Aber seine Nebenfrau wurde zornig auf ihn und verließ ihn; sie ging in das Haus ihres Vaters nach Betlehem in Juda zurück. Dort war sie nun schon vier Monate lang.3 Da machte sich ihr Mann auf den Weg und zog ihr mit seinem Knecht und zwei Eseln nach, um ihr ins Gewissen zu reden und sie zurückzuholen. Die Frau brachte ihn in das Haus ihres Vaters, und als der Vater der jungen Frau ihn sah, kam er ihm freudig entgegen.4 Da sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, ihn dringend darum bat, blieb er drei Tage bei ihm. Sie aßen und tranken, und er übernachtete dort.5 Als sie am vierten Tag frühmorgens aufgestanden waren und er sich auf den Weg machen wollte, sagte der Vater der jungen Frau zu seinem Schwiegersohn: Stärke dich erst noch mit einem Bissen Brot; dann könnt ihr gehen.6 Sie setzten sich, und die beiden aßen und tranken zusammen. Der Vater der jungen Frau aber sagte zu dem Mann: Entschließ dich doch, (noch einmal) über Nacht zu bleiben, und laß es dir gutgehen!7 Der Mann stand auf, um zu gehen; doch sein Schwiegervater nötigte ihn, so daß er dort noch einmal übernachtete.8 Als er sich dann am Morgen des fünften Tages auf den Weg machen wollte, sagte der Vater der jungen Frau: Stärke dich erst noch, und bleibt hier, bis der Tag zur Neige geht. So aßen die beiden zusammen.9 Dann stand der Mann auf, um mit seiner Nebenfrau und seinem Knecht abzureisen. Sein Schwiegervater aber, der Vater der jungen Frau, sagte zu ihm: Sieh doch, der Tag geht zu Ende, und es wird Abend. Bleibt über Nacht hier! Der Tag geht zur Neige; übernachte hier, und laß es dir gutgehen! Morgen früh könnt ihr euch dann auf den Heimweg zu deinem Zelt machen.
10
Aber der Mann wollte nicht mehr übernachten, sondern erhob sich und ging mit seinen zwei gesattelten Eseln, seiner Nebenfrau und seinem Knecht fort. Sie kamen zu einem Ort gegenüber von Jebus, das heißt Jerusalem.11 Als sie dort waren, war der Tag schon fast zu Ende gegangen. Darum sagte der Knecht zu seinem Herrn: Komm, wir wollen in der Jebusiterstadt hier einkehren und übernachten.12 Sein Herr antwortete ihm: Wir wollen nicht in einer Stadt von Fremden, die nicht zu den Israeliten gehört, einkehren, sondern nach Gibea weiterziehen.13 Und er sagte zu seinem Knecht: Laß uns lieber zu einem anderen Ort gehen; wir wollen in Gibea oder Rama übernachten.14 Sie zogen also weiter; als sie bei Gibea, das zu Benjamin gehört, waren, ging die Sonne unter.15 Sie bogen daher dort (vom Weg) ab, um nach Gibea hineinzugehen und dort zu übernachten. In der Stadt setzte er sich auf dem Marktplatz nieder; aber es fand sich niemand, der ihn in seinem Haus zum Übernachten aufnehmen wollte.
16
Schließlich kam ein alter Mann am Abend von seiner Arbeit auf dem Feld. Der Mann stammte aus dem Gebirge Efraim und lebte als Fremder in Gibea; die Einwohner des Ortes waren Benjaminiter.17 Als der alte Mann aufsah, erblickte er den Wanderer auf dem Platz der Stadt, und fragte ihn: Woher kommst du, und wohin gehst du?18 Er antwortete ihm: Wir sind auf der Durchreise von Betlehem in Juda zum entlegensten Teil des Gebirges Efraim. Von dort komme ich; ich war nach Betlehem in Juda gegangen und bin nun auf dem Weg nach Hause. Aber hier findet sich niemand, der mich in sein Haus aufnimmt,19 obwohl wir alles dabei haben, Stroh und Futter für unsere Esel und auch Brot und Wein für mich, deine Magd und den Knecht, der bei deinem Diener ist. Es fehlt also an nichts.20 Der alte Mann entgegnete: Sei mir willkommen! Was dir fehlt, das laß nur meine Sorge sein; auf dem Platz jedenfalls darfst du nicht übernachten.21 Und er führte ihn in sein Haus und schüttete den Eseln Futter vor. Sie wuschen sich die Füße und aßen und tranken.
22
Während sie sich's nun wohl sein ließen, umringten plötzlich einige Männer aus der Stadt, übles Gesindel, das Haus, schlugen an die Tür und sagten zu dem alten Mann, dem Besitzer des Hauses: Bring den Mann heraus, der in dein Haus gekommen ist; wir wollen unseren Mutwillen mit ihm treiben.23 Der Besitzer des Hauses ging zu ihnen hinaus und sagte zu ihnen: Nein, meine Brüder, so etwas Schlimmes dürft ihr nicht tun. Dieser Mann ist als Gast in mein Haus gekommen; darum dürft ihr keine solche Schandtat begehen.24 Da ist meine jungfräuliche Tochter und seine Nebenfrau. Sie will ich zu euch hinausbringen; ihr könnt sie euch gefügig machen und mit ihnen tun, was euch gefällt. Aber an diesem Mann dürft ihr keine solche Schandtat begehen.25 Doch die Männer wollten nicht auf ihn hören. Da ergriff der Levit seine Nebenfrau und brachte sie zu ihnen auf die Straße hinaus. Sie mißbrauchten sie und trieben die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen ihren Mutwillen mit ihr. Sie ließen sie erst gehen, als die Morgenröte heraufzog.
26
Als der Morgen anbrach, kam die Frau zurück; vor der Haustür des Mannes, bei dem ihr Herr wohnte, brach sie zusammen und blieb dort liegen, bis es hell wurde.27 Ihr Herr stand am Morgen auf, öffnete die Haustür und ging hinaus, um seine Reise fortzusetzen. Da lag die Frau, seine Nebenfrau, zusammengebrochen am Eingang des Hauses, die Hände auf der Schwelle.28 Er sagte zu ihr: Steh auf, wir wollen gehen! Doch sie antwortete nicht. Da legte er sie auf den Esel und machte sich auf die Heimreise.
29
Als er nach Hause gekommen war, nahm er ein Messer, ergriff seine Nebenfrau, zerschnitt sie in zwölf Stücke, Glied für Glied, und schickte sie in das ganze Gebiet Israels.30 Jeder, der das sah, sagte: So etwas ist noch nie geschehen, so etwas hat man nicht erlebt, seit die Söhne Israels aus Ägypten heraufgezogen sind, bis zum heutigen Tag. Denkt darüber nach, beratet, und sagt (was ihr dazu meint)!


Die Beratung in Mizpa

20 1 Alle Israeliten von Dan bis Beerscheba und auch die Bewohner von Gilead kamen herbei, und die Gemeinde versammelte sich einmütig beim Herrn in Mizpa.2 Die Häupter des ganzen Volkes, alle Stämme Israels, traten zu einer Versammlung des Volkes Gottes zusammen, vierhunderttausend Mann zu Fuß, mit Schwertern bewaffnet.
3
Die Benjaminiter erfuhren, daß die Israeliten nach Mizpa hinaufgezogen waren. Die Israeliten sagten: Berichtet, wie dieses Verbrechen geschehen ist.4 Der Levit, der Mann der ermordeten Frau, antwortete: Ich bin mit meiner Nebenfrau nach Gibea, das in Benjamin liegt, gekommen, um zu übernachten.5 Da rotteten sich die Bürger von Gibea gegen mich zusammen und umringten nachts in feindlicher Absicht das Haus. Sie wollten mich umbringen, und meine Nebenfrau vergewaltigten sie, so daß sie gestorben ist.6 Da nahm ich den Leichnam meiner Nebenfrau, schnitt ihn in Stücke und schickte sie in alle Gebiete des Erbbesitzes der Israeliten; denn sie hatten mitten in Israel ein schändliches Verbrechen begangen.7 Nun seid ihr alle hier, ihr Israeliten; also besprecht euch miteinander, und beratet hier (was zu tun ist)!
8
Da erhob sich das ganze Volk wie ein Mann und sagte: Keiner von uns darf in sein Zelt gehen, und keiner von uns darf in sein Haus zurückkehren.9 Wir wollen folgendes mit Gibea machen: Wir wollen gegen die Stadt (in den Kampf) ziehen.10 Und zwar wählen wir aus allen Stämmen Israels jeweils zehn Männer von hundert und hundert von tausend und tausend von zehntausend durch das Los aus. Sie sollen Verpflegung für die Leute holen, die gekommen sind, um mit Gibea in Benjamin zu machen, was es nach der Schandtat verdient, die es mitten in Israel begangen hat.

Der Aufmarsch vor Gibea

11 So versammelten sich alle Israeliten, geschlossen wie ein Mann, bei der Stadt.
12
Und die Stämme Israels schickten Boten durch das ganze Gebiet des Stammes Benjamin und ließen sagen: Was ist das für eine üble Tat, die bei euch geschehen ist?13 Gebt uns also das üble Gesindel von Gibea heraus, wir wollen es töten und wollen das Böse in Israel austilgen. Doch die Benjaminiter wollten nicht auf die Stimme ihrer Brüder, der Israeliten, hören.
14
Sie kamen vielmehr aus ihren Städten bei Gibea zusammen, um gegen die Israeliten in den Kampf zu ziehen.15 Als man an jenem Tag die Benjaminiter aus den Städten musterte, zählte man sechsundzwanzigtausend mit Schwertern bewaffnete Männer, ohne die Einwohner von Gibea. [Siebenhundert auserlesene Männer wurden gemustert.]16 Unter diesen Männern befanden sich siebenhundert besonders auserlesene Männer; sie waren alle Linkshänder und konnten einen Stein haargenau schleudern, ohne je das Ziel zu verfehlen.
17
Auch die Männer Israels ließen sich mustern. Es waren ohne die Benjaminiter vierhunderttausend mit dem Schwert bewaffnete Männer, alles tüchtige Krieger.18 Sie brachen auf, zogen nach Bet-El hinauf und befragten Gott. Die Israeliten sagten: Wer von uns soll zuerst gegen die Benjaminiter in den Kampf ziehen? Der Herr antwortete: Zuerst Juda.

Die Niederlage der Israeliten

19 Die Israeliten brachen am Morgen auf und bezogen ihr Lager gegenüber Gibea.20 Dann rückten die Israeliten zum Kampf gegen die Benjaminiter aus und stellten sich ihnen gegenüber vor Gibea zum Kampf auf.21 Die Benjaminiter rückten von Gibea aus und streckten an diesem Tag zweiundzwanzigtausend Israeliten zu Boden.22 Doch die Männer Israels faßten wieder Mut und stellten sich noch einmal zum Kampf auf, am gleichen Ort, wo sie sich am ersten Tag aufgestellt hatten.23 Die Israeliten waren nämlich (inzwischen nach Bet-El) hinaufgezogen, hatten bis zum Abend vor dem Herrn geweint und ihn gefragt: Sollen wir noch einmal zum Kampf gegen unseren Bruder Benjamin antreten? Der Herr hatte geantwortet: Zieht hinauf gegen ihn!24 Als nun die Israeliten am zweiten Tag gegen die Benjaminiter vorrückten,25 zogen ihnen die Benjaminiter wiederum von Gibea aus entgegen und streckten noch einmal achtzehntausend Männer aus Israel zu Boden, die alle mit Schwertern bewaffnet waren.
26
Darauf zogen alle Israeliten, das ganze Volk, hinauf nach Bet-El. Dort saßen sie klagend vor dem Herrn; sie fasteten an jenem Tag bis zum Abend und brachten dem Herrn Brandopfer und Heilsopfer dar.27 Dann befragten die Israeliten wieder den Herrn. In Bet-El stand nämlich in jenen Tagen die Bundeslade Gottes,28 und Pinhas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Aarons, tat in jenen Tagen Dienst vor dem Angesicht des Herrn. Die Israeliten sagten: Sollen wir noch einmal ausrücken zum Kampf mit unserem Bruder Benjamin, oder sollen wir es aufgeben? Der Herr antwortete: Zieht hinauf! Denn morgen gebe ich ihn in eure Gewalt.

Die Vernichtung der Benjaminiter

29 Darauf legten die Israeliten rings um Gibea Leute in den Hinterhalt.30 Am dritten Tag zogen die Israeliten wieder gegen die Benjaminiter hinauf und stellten sich wie die beiden vorigen Male bei Gibea auf.31 Die Benjaminiter aber rückten gegen die Israeliten aus und ließen sich von der Stadt weglocken; sie begannen, wie die beiden vorigen Male, auf freiem Feld einzelne Israeliten zu erschlagen, und zwar an den Straßen, von denen die eine nach Bet-El, die andere nach Gibeon hinaufführt, im ganzen etwa dreißig Mann.32 Die Benjaminiter dachten: Sie werden von uns geschlagen wie beim erstenmal. Die Israeliten aber sagten: Wir wollen fliehen und sie von der Stadt weg zu den Straßen hinlocken.33 Alle Israeliten zogen sich also von ihrem Platz zurück und stellten sich bei Baal-Tamar wieder auf. Die Israeliten aber, die westlich von Gibea im Hinterhalt lagen, brachen aus ihrer Stellung hervor.34 Darauf rückten zehntausend ausgewählte Männer aus ganz Israel gegenüber Gibea heran. Es gab einen schweren Kampf; die Benjaminiter erkannten nicht, daß das Unheil sie ereilte.35 Der Herr schlug die Benjaminiter vor den Augen Israels, und die Israeliten machten an jenem Tag fünfundzwanzigtausendundeinhundert Mann aus Benjamin nieder, alles mit Schwertern bewaffnete Krieger.36 Die Benjaminiter sahen, daß sie geschlagen waren. Die Israeliten gaben Benjamin weiteres Gelände preis; denn sie vertrauten auf den Hinterhalt, den sie bei Gibea gelegt hatten.37 Die Leute im Hinterhalt stürmten nun schnell auf Gibea los. Sie kamen aus dem Hinterhalt hervor und erschlugen alles in der Stadt mit scharfem Schwert.
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Die Israeliten hatten mit den Männern im Hinterhalt verabredet, daß sie eine Rauchwolke aus der Stadt aufsteigen lassen sollten.39 Als nun die Israeliten im Kampf kehrtmachten und Benjamin anfing, etwa dreißig Israeliten zu erschlagen, weil sie sagten: Sicher wird Israel von uns völlig geschlagen wie beim ersten Kampf!,40 da begann aus der Stadt eine hohe Rauchsäule aufzusteigen. Als die Benjaminiter sich umwandten, sahen sie, daß die Stadt wie ein Ganzopfer zum Himmel emporflammte.41 Als dann die Israeliten wieder kehrt machten, gerieten die Benjaminiter in Verwirrung; denn sie erkannten, daß das Unglück sie ereilt hatte.42 Sie zogen sich vor den Israeliten in Richtung auf die Wüste zurück, konnten aber dem Kampf nicht entrinnen. Denn nun kamen auch die Männer (Israels) aus der Stadt, nahmen die Benjaminiter in die Zange und vernichteten sie.43 Sie umzingelten die Benjaminiter und verfolgten sie von Noha [zertraten sie] bis in die Gegend östlich von Gibea.44 Achtzehntausend Mann aus Benjamin fielen, alles kampferprobte Männer.45 Die übrigen wandten sich um und flohen auf die Wüste zu, nach Sela-Rimmon. Die Israeliten hielten Nachlese und vernichteten auf den Straßen noch einmal fünftausend Mann. Bei der Verfolgung, die sich bis nach Gidom hinzog, erschlugen sie nochmals zweitausend von ihnen.46 Die Gesamtzahl der Gefallenen aus Benjamin betrug an diesem Tag fünfundzwanzigtausend, lauter mit dem Schwert bewaffnete Krieger.
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Nur sechshundert Mann konnten sich absetzen und in die Wüste nach Sela-Rimmon fliehen; sie blieben vier Monate in Sela-Rimmon.
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Die Israeliten aber kehrten zu den Benjaminitern zurück und erschlugen alles, was zu finden war, mit scharfem Schwert, die Stadt samt Menschen und Vieh. Ebenso steckten sie alle Städte, die sie finden konnten, in Brand.


Die Sorge um den Rest von Benjamin

21 1 Die Israeliten hatten in Mizpa geschworen: Keiner von uns darf seine Tochter einem Benjaminiter zur Frau geben.
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Nun kam das Volk nach Bet-El; sie saßen dort bis zum Abend vor Gott, jammerten laut und klagten sehr.3 Sie sagten: Warum, Herr, Gott Israels, mußte das in Israel geschehen, daß heute ein ganzer Stamm Israels fehlt?4 Am anderen Morgen in aller Frühe erbaute das Volk dort einen Altar und brachte Brandopfer und Heilsopfer dar.5 Und die Israeliten fragten: Wer aus allen Stämmen Israels ist nicht zu der Versammlung zum Herrn heraufgekommen? Man hatte nämlich gegen den, der nicht zum Herrn nach Mizpa hinaufziehen würde, einen feierlichen Schwur getan und gesagt: Er wird mit dem Tod bestraft.6 Nun aber hatten die Israeliten Mitleid mit ihrem Bruder Benjamin und sagten: Heute ist ein ganzer Stamm von Israel abgehauen worden.7 Wie können wir denen, die übrig geblieben sind, Frauen verschaffen? Wir haben doch beim Herrn geschworen, ihnen keine von unseren Töchtern zur Frau zu geben.8 Darum fragten sie: Ist etwa einer von den Stämmen Israels nicht zum Herrn nach Mizpa hinaufgezogen? Und tatsächlich war niemand aus Jabesch-Gilead zur Versammlung ins Heerlager gekommen.9 Denn als man die Leute musterte, zeigte es sich, daß keiner der Einwohner von Jabesch-Gilead da war.

Der Feldzug gegen Jabesch-Gilead

10 Die Gemeinde schickte deshalb zwölftausend Mann von den Kriegsleuten nach Jabesch-Gilead mit dem Befehl: Geht hin und erschlagt die Einwohner von Jabesch-Gilead mit scharfem Schwert, auch Frauen und Kinder.11 So sollt ihr es machen: Alles, was männlich ist, und alle Frauen, die schon Verkehr mit einem Mann hatten, sollt ihr dem Untergang weihen.12 Sie fanden aber unter den Einwohnern von Jabesch-Gilead vierhundert jungfräuliche Mädchen, die noch keinen Verkehr mit einem Mann hatten. Diese brachten sie ins Lager nach Schilo im Land Kanaan.
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Darauf schickte die ganze Gemeinde Boten und verhandelte mit den Benjaminitern, die in Sela-Rimmon waren, und bot ihnen Frieden an.14 So kehrten die Benjaminiter damals zurück, und die Israeliten gaben ihnen die Frauen aus Jabesch-Gilead, die sie dort am Leben gelassen hatten. Aber diese reichten für sie nicht aus.

Der Frauenraub in Schilo

15 Das Volk hatte Mitleid mit Benjamin; denn der Herr hatte eine Lücke in die Stämme Israels gerissen.
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Die Ältesten der Gemeinde sagten: Wie können wir den übrigen Männern Frauen verschaffen, da in Benjamin die Frauen ausgerottet sind?17 Und sie sagten: Der Besitz der übriggebliebenen Benjaminiter ist ja noch immer da. Kein Stamm darf in Israel ausgelöscht werden.18 Von unseren Töchtern können wir ihnen jedoch keine als Frauen geben; denn die Israeliten haben geschworen: Verflucht sei, wer den Benjaminitern eine Frau gibt.
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Sie sagten also: Da ist doch Jahr für Jahr ein Fest des Herrn in Schilo nördlich von Bet-El, östlich der Straße, die von Bet-El nach Sichem führt, südlich von Lebona.20 Und sie forderten die Benjaminiter auf: Geht hin und legt euch in den Weinbergen dort auf die Lauer!21 Wenn ihr dann seht, wie die Töchter Schilos herauskommen, um im Reigen zu tanzen, dann kommt aus den Weinbergen hervor, und jeder von euch soll sich von den Töchtern Schilos eine Frau rauben. Dann geht heim ins Land Benjamin!22 Wenn dann ihre Väter oder Brüder kommen und bei uns Klage erheben, werden wir zu ihnen sagen: Vergebt ihnen; denn wir konnten im Kampf (gegen Jabesch) nicht für jeden eine Frau gewinnen, und ihr selbst konntet sie ihnen nicht geben; sonst hättet ihr euch schuldig gemacht.23 Die Benjaminiter machten es so, und jeder nahm sich eines von den tanzenden Mädchen, die sie raubten. Dann kehrten sie in ihren Erbbesitz zurück, bauten die Städte wieder auf und wohnten darin.
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Auch die Israeliten gingen dann in Bet-El wieder auseinander, jeder zu seinem Stamm und zu seiner Sippe. Jeder zog heim in seinen Erbbesitz.
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In jenen Tagen gab es noch keinen König in Israel; jeder tat, was ihm gefiel.



Giudici (EUS) 15