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DER STÄNDIGE DIAKON:
IDENTITÄT, FUNKTION UND PERSPEKTIVEN
Ausgearbeitet und gehalten von
Msgr. Roberto O. González Nieves, O.F.M.,
Metropolitanerzbischof von San Juan de Puerto Rico
19. Februar 2000
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Der
Ständige Diakon: Identität, Funktion und Perspektiven
Begrüßung:
Pax et bonum.
Liebe
Brüder im Diakonat, "lasset uns einander lieben, damit wir eines Herzens
unseren Glauben an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist bekennen, die
wesenseine und unzerteilte Dreifaltigkeit" (Friedensgruß aus der
Byzantinischen Liturgie).
Der
Friede sei mit euch.
"Ich
freute mich, als man mir sagte: "Zum Haus des Herrn wollen wir
pilgern." (Ps 122 [121],1).
Wir
sind hier her gepilgert, um das Große Jubiläum des Jahres 2000 zu feiern. Es
sind also 2000 Jahre seit der Menschwerdung des Gottessohnes vergangen. Er ist
die Pforte, die sich zum dritten Jahrtausend hin öffnet. Die Pforte, durch
welche die Kirche hindurch geht, auf das zukünftige Reich zu: Heute ist der Tag
des Heils. "Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; lasset uns jubeln
und fröhlich sein in ihm" (Ps 118 [117],24).
Das
Jubiläum ist das "Jahr der Gnade", in dem unser Herz gereinigt und
erneuert wird. Ihr Diakone, laßt uns alle hinzutreten! Wir wollen uns in den
Wassern reinigen, die im Übermaß aus dem Tempel hervor strömen. Möge der Herr
unser Antlitz erleuchten, auf daß wir mit Jubel verkünden, daß Jesus der
Christus ist, ja, daß er der Herr ist. Lasset uns ihn bitten, daß er uns den
Heiligen Geist eingieße, auf daß wir, wenn wir diesen heiligen Ort verlassen,
das Evangelium verkünden. Christus gestern! Christus heute! Christus in
Ewigkeit! Seine Liebe währet ewig! Es lebe Christus!
Er,
der uns persönlich zum Amt des Diakons berufen hat, er lädt uns heute ein, an
der Erneuerung der Zeit und der Geschichte teilzunehmen: dies ist die Zeit der
Versöhnung, und dies ist auch die Geschichte des Heils. Die alles heilende
Liebe muß unter uns den ersten Rang einnehmen. Von diesem Geist beseelt, wollen
wir nun zum eigentlichen Thema übergehen. Daher fragen wir uns: Woher kommen
wir? Wer sind wir? Und wohin gehen wir?
Theologischer
Rahmen
Woher
kommen wir? Mir scheint, um die Besonderheit des Diakonenamtes in der Kirche
besser zu verstehen, wäre es vielleicht angebracht, zuerst kurz einige Punkte
hinsichtlich des Mysteriums der Sakramentalität des apostolischen Amtes
noch einmal zu erörtern, da wir ja den Diakonat innerhalb dieses Mysteriums
vorfinden. Mit anderen Worten: meine Erörterung hinsichtlich des Themas Der
Ständige Diakon: seine Identität, Funktion und Perspektiven gründen in der apostolischen
Natur des Diakonates. Das Amt des Diakons ist, wenn auch wesentlich
verschieden vom Priester- und Bischofsamt, zusammen mit diesen beiden ein
Ausdruck der Apostolizität der Kirche.
Der
Ständige Diakon: Identität
Der
Laienstand und der Diakonat
Wer
sind wir? In der Konstitution Lumen gentium des Zweiten Vatikanischen
Konzils heißt es unter Nummer 33: "Die im Volk Gottes versammelten und dem
einen Leibe Christi unter dem einen Haupt eingefügten Laien sind, wer auch
immer sie sein mögen, berufen, als lebendige Glieder alle ihre Kräfte, die sie
durch das Geschenk des Schöpfers und die Gnade des Erlösers empfangen haben,
zum Wachstum und zur ständigen Heiligung der Kirche beizutragen" (Lumen
gentium, 33). In den letzten Jahrzehnten hat der Laienstand innerhalb der
Kirche einen großen Aufschwung erfahren. Nach den Definitionen hinsichtlich des
Papsttums im Ersten Vatikanischen Konzil und hinsichtlich des Bischofsamtes im
Zweiten Vatikanischen Konzil erfolgte gerade im letztgenannten Konzil der Ruf
an den Laienstand nicht nur als ein Objekt theologischer Spekulation und
Teilhaber an der apostolischen Hierarchie der Kirche (SS Pius XI.), sondern als
Glied der Kirche, dem die Mission zur Evangelisierung in der Welt obliegt. Am
Ende des ersten Jahrtausends war der Diakonat im Westen bereits abhanden
gekommen und existierte vielerorts nur mehr als ein Durchgangsstadium zum
Priesteramt. Das Zweite Vatikanische Konzil ermahnt, wie wir sehen, die
Gläubigen, zum Wachstum der Kirche beizutragen.
Heutzutage
verwalten auf der ganzen Welt verteilt Laien beider Geschlechter als
außerordentliche Helfer die Kommunionausteilung innerhalb und außerhalb der
Kirchen; sie tragen die Lesungen vom Ambo vor, singen und übernehmen
Leitungsfunktionen im musikalischen Bereich, tragen die Fürbitten des
universalen Bittgebetes der Kirche vor und übernehmen allerlei Aufgaben während
der Liturgie. Ja, es gibt sogar Laien und Ordensleute, die als diözesane
Kanzler fungieren, die Pfarreien verwalten und denen karitative Ämter innerhalb
der Diözese übertragen wurden. In manchen Missionsgebieten gibt es Ordensleute,
die in feierlicher Form Taufen vornehmen und andere Laien und Ordensleute, die
als offizielle Zeugen bei der Spendung des Ehesakramentes fungieren. Mit einem
Wort: dies und vieles mehr weist darauf hin, daß die Stunde gekommen ist, in
der die Laien noch mehr an der Neuevangelisierung teilhaben.
Die
Wiederbelebung des Diakonates im Westen
Die
pastoralen Bedürfnisse der Kirche haben den Papst und die Bischöfe bewegt,
immer mehr auf die Laien und Ordensleute als außerordentliche Helfer in ihrer
Eigenschaft des Lehrens und des Heiligens zu zählen. Aber genau in diesem Punkt
stellt das Zweite Vatikanische Konzil in einem sehr interessanten Augenblick
und ohne diesen Laienhelfern das Verdienst abzusprechen den Diakonat als ein
ständig ausgeübtes Amt in der Kirche wieder her. Nun kommt aber die Frage auf:
Warum soll der Diakonat überhaupt wieder belebt werden, wenn all das, was ein
Diakon macht, ebenfalls ein Laie machen kann? Der englische Franziskaner
Wilhelm von Ockham hat den berühmten und allseits bekannten Ausspruch getan,
den man die "Messerklinge von Ockham" nennt (Quodlibeta Nr.
5.9.1, art. 2, ca. 1324), in dem er zur Besonnenheit und zur Verwerfung der
Extravaganz aufruft. Es heißt dort auf Latein: "entia non sunt
multiplicanda sine necessitate"; mit anderen Worten: Wozu kompliziert,
wenn es auch einfach geht? Aus diesem Blickwinkel scheint die Wiederbelebung
des Diakonates in der lateinischen Kirche eine wahre Verdoppelung jener Ämter
zu sein, die bereits in Funktion sind und gute Resultate zeitigen.
Die
Scholastiker sagen uns, daß "dem Werden das Sein vorausgeht". Niemand
vollbringt das, was er nicht kann und gibt nichts, was er nicht hat. In diesem
Sinne scheint es, daß das "Sein" des Laienstandes an sich potentiell
die Möglichkeit in sich birgt, all das eben Erwähnte (und vieles mehr) zu vollziehen.
Daher fragen wir uns: Was fügt die Diakonatsweihe dem Laien hinzu? Weshalb
sollte man eine Weihe erteilen, die dem Laien ein unauslöschliches
sakramentales Merkmal einprägt für ein Amt, das offensichtlich weder der Weihe
noch dieses Merkmals bedarf? Diese Argumentationsweise befolgt die Logik der
Geschäftswelt, welche vom Pragmatismus bestimmt ist.
Es
handelt sich um ein Amt
Der
Herr sagt: "Die Söhne dieser Welt sind schlauer als die Söhne des
Lichts" (Lc 16,8). Er lobt aber die Vorsicht der Geschäftsleute, nicht ihre
Methoden. Jedoch hier handelt es sich um ein Mysterium und nicht um ein
Geschäft. Es handelt sich um ein Mysterium und um ein Sakrament. Daher scheint
es, daß das, was der Diakon macht, nicht mit dem identisch ist mit dem, was der
Laie macht, natürlich nicht innerhalb der Gnadenordnung.
Diakonat,
Priesteramt und Laienstand
Heute
finden wir den Diakonat nicht als einen Ersatz für das Priesteramt und auch
nicht als eine Bedrohung des Laienstandes vor, sondern es handelt sich beim
Diakon um einen Herold im Sinne des Wortes "ajvggeloò", nämlich als einer, der eine Botschaft überbringt. Ein anderer
Gabriel, der die frohe Kunde vom Heil bringt! "Der Heilige Geist wird über
dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten" (Lk 1,35).
Die Handauflegung macht aus dem Diakon einen geweihten Diener, der, ohne
Priester zu sein, kein Laie mehr ist, sondern ein Kleriker, und der, ohne Laie
zu sein, jedoch kein Priester ist. Aber er ist geweiht und ist auch kein
Bischof. Der Diakon hat am apostolischen Amt der Kirche teil, welches in
der Begegnung mit dem Herrn besteht. Durch die Diakonatsweihe tritt man in den
Klerikerstand ein (vgl. CIC, Kanon 266).
Als
der Engel Gabriel Maria die Botschaft brachte, antwortete die Muttergottes:
"Wie mag das geschehen?". Dies sagte sie nicht, weil sie nicht
glaubte, sondern weil sie nicht verstand. Als der Engel ihr antwortete, erging
er sich nicht in langen Erklärungen, und hielt auch keinen Vortrag. Auch Maria
reagierte, ohne auf einen Vortrag zu warten, sie sagte lediglich: "Ich bin
die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du gesagt hast" (Lk 1,35).
Als die Konzilsväter den Diakonat im Westen wieder herstellten, waren sie vom
Glauben beseelt, daß die Kirche dieses durch ein – wie wir soeben gesehen haben
– unauslöschliches Merkmal bezeichneten apostolischen Amtes bedarf, welches
zwischen Laienstand und Priesteramt einzuordnen ist und gleichsam ein Arm ist,
der dem Bischof fehlte. Doch ist der Diakonat keine Armprothese und kein
künstlich angefügtes Gliedmaß, sondern ein lebendiger apostolischer Arm, durch
dessen Venen das Blut Christi, des Dieners, ja, des Dieners der Magd Gottes,
fließt.
Auf
das Konzilsdekret antwortet der Diakon: "Hier bin ich, sende mich!" (Jes
6,8). Er antwortet, weil er glaubt, daß sich das erfüllt, was das Konzil
bestimmt hat. Wenn nun auch eine definitive Theologie des Diakonates fehlt, so
fehlt dennoch nicht der Glaube an seine geoffenbarte Realität. Der Diakonat
setzt die Mission mit Christus durch die wunderbare Begegnung zwischen Gott und
dem Menschen im Sakrament fort.
Wie
wir gesehen haben, geht die Einsetzung des Diakonates auf das Neue Testament
zurück. Wir alle kennen den ersten Märtyrer und Protodiakon Stephanus. Der hl.
Lukas berichtet uns in der Apostelgeschichte, daß man "sieben Männern, die
in gutem Ruf standen und vom Heiligen Geist und mit Weisheit erfüllt
waren" die Hände auflegte, damit sie den Bedürfnissen der Witwen
griechischer Zunge nachkamen. Auch sie waren griechischer Zunge und befreiten
die Apostel von jenen weltlichen Sorgen, damit diese sich mehr dem Gebet und
der Verkündigung widmen konnten (vgl. Apg 6,3).
Das
Wort Diakon kommt vom griechischen diakonæa, das in zwei Formen ungefähr hundert mal im Neuen Testamen vorkommt und
mal Amt/Amtsträger, mal Dienst/Diener bedeutet (vgl. John
Collins, Diakonia, Oxford University Press, 1990, Seite 3).
In den
ersten Jahren der Kirche sehen wir, wie der Diakonat allmählich entsteht. Der
hl. Paulus erwähnt in seinem um das Jahr 57 verfaßten Brief an die Philipper
die Diakone als einen Stand der Kirche (vgl. Phil 1,11). Auch spricht er
eingehend über die Diakone in seinem ersten Brief an Timotheus (1 Tim 3,8-10,
12-13)..
Eine
einzigartige sakramentale Hilfe
Wie
bereits der hl. Stephanus, der Protomärtyrer, welcher vor dem Sanhedrin
predigte, und der hl. Philippus, der den äthiopischen Eunuchen bekehrte, so
widmeten sich auch alle anderen Diakone von Anfang nicht nur dem liturgischen
Dienst. Der geweihte Stand konsekriert den Diakon für das Amt der Begegnung mit
Christus, dem Diener, innerhalb eines gewissen Rahmens. "Der Diakon
empfängt das Weihesakrament, um als minister bei der Heiligung der
christlichen Gemeinde in hierarchischer Gemeinschaft mit dem Bischof und den
Priestern zu dienen. In der Hierarchie dem Bischof und dem Priester
untergeordnet leistet der Diakon sakramentale Hilfe, die dem Weihesakrament von
seinem Wesen her auf organische und unverwechselbare Weise entspricht. Es ist
daher eindeutig, daß seine Diakonie am Altar, da sie ihren Ursprung vom
Weihesakrament erhält, sich wesentlich von jeglichem liturgischen Amt, das die
Hirten den nicht geweihten Gläubigen übertragen können, unterscheidet. Das
liturgische Amt des Diakons unterscheidet sich aber auch vom eigentlichen
priesterlichen Weiheamt" (Directorium, Nr. 28; vgl. Lumen
gentium, Nr. 29). Der Diakon ist kein Priester, seine Aufgabe ist es, zu
dienen.
Der
hl. Ignatios von Antiochien schreibt (ungefähr im Jahre 105 nach Christus):
"Ihr seid Diakone der Mysterien Jesu Christi […] und nicht Helfer bei
Speis und Trank, sondern Diener der Kirche Gottes" (Ad Trall. III,1).
Der
Diakonat: Funktionen
Das
Diakonenamt ist ein dreifaches. Der Diakon wird zum Dienst des Wortes, der
Liturgie und der Nächstenliebe geweiht. Es ist ein dreifaches Amt, weil bei
seiner Ausübung der Diakon als Person diese drei Aufgaben übernimmt, welche in
sich konzentrisch sind. Damit möchte ich sagen, daß sie sich um Christus als
Diener bewegen, wobei Christus ihr Zentrum und Mittelpunkt ist, nach dem sie
ihren Kompaß ausrichten. Das Zentrum bestimmt die Umgebung, und so bestimmt
auch Christus als Diener das dreifache Amt des Diakons.
DIENST
DES WORTES
Das
Bischofsamt und der Diakonat
Das
Zweite Vatikanische Konzil hat bei der Abhandlung des Bischofsamtes als der
obersten Stufe der heiligen Weihen (und zwar nicht nur als seine Fülle) den
Bischof als Mittelpunkt des Lebens der Ortskirche definiert. Die Priester und
Diakone sind gleichsam seine beiden Arme, wobei ein jeder eine unterschiedliche
Funktion ausübt.
Während
des Weihegebetes bei der Bischofsweihe halten zwei Diakone das geöffnete
Evangelienbuch über dem Haupt des Weihekandidaten. Ist dieses zu Ende, nimmt
der Hauptzelebrant des Weiheritus, nachdem er das Haupt des neuen Bischofs mit
dem heiligen Öl gesalbt hat, das Evangelienbuch und überreicht es dem neuen Bischof
mit den Worten: "Empfange das Evangelium und verkünde das Wort Gottes mit
der Absicht, in aller Geduld zu lehren" (Weihegebet, während der
Bischofsweihe, Spanien).
Der
Heilige Geist, dessen Zeichen das heilige Öl ist, ist auch die Lebenskraft,
welche die Dynamik des Wortes des Evangeliums bestimmt, das der neue Bischof
verkünden wird, denn so, wie der Vater sich der Welt im Sohn offenbart, so tut
es auch die Kraft des göttlichen Lebens, welche der Heilige Geist ist. Der neue
Bischof, den Christus mit seinem Namen gerufen hat, tritt, erfüllt vom Heiligen
Geist wie einst die heiligen Apostel am Pfingsttag, in die Spuren Christi und
zieht aus, um die Frohbotschaft einer vom Tod gezeichneten Welt zu verkünden,
die auf das lebensspendende Wort wartet.
Nach dem
Weiheritus der Diakonatsweihe ist der erste Aspekt des Diakonenamtes der Dienst
des Wortes. Nachdem der Bischof auf die Weihekandidaten den "Heiligen
Geist" herabgerufen hat, fährt er mit dem Gebet fort: "auf daß sie
gestärkt durch deine Gnade der sieben Gaben in Treue ihr Amt ausüben" (Weihegebet
während der Diakonatsweihe, Spanien). Wenn sie dann mit der Stola und der
Dalmatik bekleidet sind, empfangen sie, einer nach dem anderen aus der Hand des
Bischofs das Evangelium mit den Worten: "Empfange das Evangelium Christi,
von dem du zum Herold eingesetzt wurdest; verwandle das, was du darin
liest, in lebendigen Glauben und das, was du zum lebendigen Glauben gemacht
hast, gib als Lehre weiter und erfülle du selbst, was du gelehrt hast" (Weiheritus,
Spanien).
Die
Parallelen in den Riten der Bischofs- und der Diakonatsweihe sind bemerkenswert
im Hinblick auf die Übergabe des Evangeliums. In beiden Riten wird der Heilige
Geist verliehen, auf daß er die Verkündigung des Evangeliums entzünde. Das ist
nicht nur ein Zufall, sondern darin beweist sich die Einheit des apostolischen
Sakramentes. Im Byzantinischen Ritus werden bei der Bischofs-, Priester- und
Diakonatsweihe dieselben (identischen) Weiheworte für alle drei Weihestufen
benutzt, wobei lediglich bei den jeweiligen Weihen die Worte
"Bischof", "Priester" oder "Diakon" eingefügt
werden. Wir hatten bereits Bezug genommen auf das Mysterium der Sakramentalität
des apostolischen Amtes, dessen Ausgangspunkt die Fortsetzung der Mission
Christi ist. Der Bischof hat als Nachfolger der Apostel die Aufgabe, das
Evangelium zu verkünden. Die Priester teilen mit dem Bischof diese Aufgabe.
Aber den Diakonen, die ja nicht die Priesterweihe empfangen, wird in ihrer
Weihe zu Dienern des Dieners Christus die Aufgabe übertragen, das Evangelium zu
predigen und in der gottesdienstlichen Versammlung zu verkünden. Ja, mehr noch,
der Diakon muß es in lebendigen Glauben verwandeln, es als Lehre weitergeben
und es erfüllen.
So,
wie das Bischofsamt die Fülle der Priestertums darstellt, stellt es auch die
Fülle des Diakonates dar. An bestimmten Tagen trägt der Bischof während der
Liturgie unter dem Meßgewand die Dalmatik und während des Abendmahlamtes nimmt
er die Fußwaschung vor, wobei er mit der Dalmatik bekleidet ist, wie Christus,
der Diakon.
Das
Wort Gottes im Munde des Diakons
Der
Mensch, muß, um zu wachsen und sich biologisch zu entwickeln, bei der Geburt
zuallererst atmen, um weiterleben zu können. Später dann muß er lebendig sein,
wenn er denkt. Aber um seine Gedanken weiterzugeben, muß er sprechen und um zu
sprechen müssen wir leben und atmen. Wir sehen also, daß es ohne Atem nicht nur
kein Leben gibt, sondern auch keine Sprache: man kann nicht die Luft anhalten
und gleichzeitig sprechen. Entweder artikuliert sich das Wort durch den Atem
oder es wird einfach nicht ausgesprochen.
In
sakramentaler Hinsicht wird das Wort Mensch im Heiligen Geist. Wir
sagen, daß die Gottesmutter "durch die Gnade" des Heiligen Geistes
empfangen hat. Sie sprach ihr Fiat, ihr "mir geschehe nach deinem
Wort" aus. Jenes Fiat, das erfüllt vom Heiligen Geist die
neue Schöpfung ankündigt. Maria empfing sowohl im Geist und im Herzen als auch
in ihrem mütterlichen Schoß, denn der Heilige Geist ist das Leben selbst, der
heilige unsterbliche Gott, der göttliche Odem, ohne den keine Kreatur ins
Dasein gelangen kann und noch viel weniger das Wort Gottes im Geiste empfangen
und es zum Munde führen kann, um es wirkungsvoll zu verkünden. Mit den Flügeln
des Geistes breitet das Wort das Reich Gottes aus, bis es alles neu macht (vgl.
Offb 21,5).
Wenn
der weihende Bischof zur Übergabe der Weihematerie des Diakons übergeht,
erklingen, wie wir gehört haben, die Worte: "du bist zum Herold
eingesetzt", nämlich zum Herold des Evangeliums Christi. Im lateinischen
Text heißt es: Accipe Evangelium Christi, cuius praeco effectus es […].
Hierbei lenkt das Wort praeco alle Aufmerksamkeit auf sich (wir kennen
ja das Amt des Herolds); Der Diakon wird kraft der Weihe zum praeco, zum
Herold des Evangeliums. Im Spanischen wird dieses Wort mit "mensajero"
wiedergegeben, und im Englischen wird es mit "herald" übersetzt. Die
englische Übersetzung ist dabei glücklicher geraten, da durch das Wort
"herald" das offizielle Amt der Verkündigung zum Ausdruck kommt. Die
Apostel wurden von Christus ausgesandt, er ist derjenige, der aussendet und
wird durch den Herold repräsentiert: Shaliah bedeutet im Neuen
Testament, daß der Ausgesandte denjenigen "re"-präsentiert, der ihn
ausgesandt hat. Und der Diakon hat an diesem Amt Anteil.
Der
Diakon empfängt bereits ab dem Augenblick seiner Weihe vom Bischof als
Nachfolger der Apostel den Auftrag, das Evangelium zu verkünden, und dies
bringt einen tiefen Wandel in seiner Seinsweise mit sich. In der Person des
Diakons vereint sich nun das Wehen des Heiligen Geistes mit seinem leiblichen
Atem, damit das, was er predigt und lehrt, nicht nur der bloße menschliche Atem
ist. Von nun an hat die Predigt und die Lehre des Diakons die Stimme Christi zu
sein, der wahrer Mensch und wahrer Gott ist.
Die
Eigenart der Aktivität des Diakons entspricht kraft des Weihesakramentes nicht
mehr der Eigenart eines Laien, aber auch nicht der eines Priesters, deswegen
hört er aber nicht auf, dem geweihten Stand anzugehören. Er ist nun Diakon: ein
Diener im Diener Christus. Die Worte aus seinem Munde verkünden das Evangelium
und sie sind in die sakramentale Gnade eingeflößt. Sein Atem ist nicht mehr nur
der leibliche Atem, sondern er ist auch der geistige Odem, der das Antlitz der
Erde auf unterschiedliche und besondere Weise durch den Diakon erneuert (Vgl. Ps
50 [51], 12-14; Ps 104 [103], 30).
Ausbildung
Von
lediglich menschlicher Warte aus gesehen ist es, damit der Diakon das
Instrument ist, durch welches das Wort Gottes erklingt, notwendig, das er
sowohl eine spirituelle als auch eine theologische und fachspezifische
Ausbildung erhält: er muß die Kunst, in der Öffentlichkeit zu sprechen, zu
predigen und zu lehren, erlernen. Als Katechet muß er auch die Bibel kennen und
zwar nicht unbedingt als Lehrer, aber doch so, daß er nach ihr leben und ihre
Worte im Leben anwenden und im täglichen Leben der Gläubigen in die Tat
umsetzen kann. Natürlich bringt auch der Dienst des Wortes die ihm innewohnende
Verpflichtung mit sich, das Evangelium zu kennen, es zu verkünden, zu predigen,
zu leben und zu verbreiten.
Der
Geist der sieben Gaben, der bei der Weihe mitgeteilt wird, ist der Geist der
Weisheit und Klugheit, der Geist des Rates und der Tapferkeit, der Geist der
Wissenschaft, der Frömmigkeit und der Ehrfurcht vor Gott (vgl. Jes 11,2-4).
Der Geist wirkt auf die menschliche Natur ein. Daher ist auch die Ausbildung so
wichtig, damit nämlich die Gaben des Geistes im Diakon auf fruchtbaren Boden
fallen.
Es ist
bemerkenswert, daß viele Diakone in der Tauf- und Ehekatechese tätig sind. Doch
dort hört die Tätigkeit des Diakons nicht auf, der Diakon inkarniert das Wort
als Diener des Wortes in seinen Diensten der Liturgie und der Nächstenliebe.
Der
liturgische Dienst
Der
Diakon offenbart vor der Kirche seine diakonæa schlechthin,
wenn er sie auf sakramentale Weise in der Liturgie rekapituliert. Sein Handeln
und seine Aufgaben in der Liturgie sind wesentliche Bestandteile derselben und
nicht nur schmückendes Beiwerk. In der Liturgie hat jeder Christ das Recht und
die Pflicht, auf verschiedene Weise seine Teilnahme zu bekunden. "Bei den
liturgischen Feiern soll jeder, sei er Liturge oder Gläubiger, in der Ausübung
seiner Aufgabe nur das und all das tun, was ihm aus der Natur der Sache und
gemäß den liturgischen Regeln zukommt" (Sacrosanctum Concilium, Nr.
28). Erinnern wir uns daran, daß Kirche und Liturgie keine getrennten
Wirklichkeiten sind; die Kirche ist sowohl in lokaler als auch in universaler
Hinsicht in der Liturgie präsent, die ihr Sakrament ist. Es gibt keine Liturgie
ohne Kirche und keine Kirche ohne Liturgie. Die Universalkirche ist in der
Liturgie subsistent und man hat an der Kirche durch die Liturgie Anteil. Wenn
wir Katholiken und lebendige Glieder der Universalkirche sind, so sind wir dies
insofern wir deren volle Wirklichkeit feiern und in sie eintreten.
Es ist
sehr wichtig, daß der Diakon seinen Dienst in der Liturgie gut kennt, daß er
die Rubriken mit Intelligenz behandelt und flexibel genug ist, um sich an
verschiedene Situationen und Umstände anzupassen wie zum Beispiel an die
unterschiedliche Interpretation der Rubriken, die mitunter von Pfarrei zu
Pfarrei variieren kann. Der Diakon ist vor der Kirche verantwortlich, wenn er
in der gottesdienstlichen Versammlung anwesend ist, er muß somit in richtiger
Weise dienen, indem er all das und nur das macht, was ihm zukommt. Am Altar muß
er der Sprecher sein, der die Gebete und Nöte der Gläubigen vorträgt. Vom Altar
aus verkündet er dem Volk das Evangelium und er wendet sich an das Volk
aufgrund der seinem Amte innewohnenden Pflicht.
Dienen
ohne vorzustehen: Nachahmer Jesu, der "nicht gekommen ist, um bedient zu
werden, sondern um zu dienen" (Mk 10,45)
Einige
neigen dazu, die liturgische Funktion des Diakons mit dem Tauf- und
Ehesakrament sowie anderen Dingen zu umschreiben, die der Diakon zwar ausüben
"kann", wobei sie aber den Dienst vergessen, der den Diakonat
definiert, nämlich das Dienen, dienen ohne vorzustehen, Erleichterung
zu schaffen und nicht den Schatten der übrigen Amtsträger zu bilden. Der Diakon
soll der Versammlung, dem Zelebranten und den übrigen ministri dienen,
indem er seine Sache souverän beherrscht, ohne das andere ihn darauf aufmerksam
machen müssen.
Der
Diakon ist einer, der sowohl in der Liturgie als auch außerhalb der Liturgie
Erleichterung schafft. Während der Zeremonien "assistiert er den Priestern
und steht ihnen ständig zur Seite; am Altar hilft er dem Priester bei der
Elevation des Kelches und beim Umblättern des Messbuches; wenn kein anderer minister
anwesend ist, übernimmt er die Aufgaben der anderen je nach
Notwendigkeit" (OGMR 127). Was für die hl. Messe gilt, das gilt
auch allgemein für alle Riten der Kirche.
Daher
muß der Diakon, wenn er dem Zelebranten am Altar assistiert, sehr wohl präsent
haben, "wann" der Zelebrant "wie" und "warum" in
jedem Augenblick agiert und spricht. Der Diakon muß "der rechte Arm"
des Zelebranten sein und würdig, demütig und wirkungsvoll zum Einsatz gelangen.
Wenn er nicht mit Intelligenz bei seinem Amt verfährt, dann kann man sagen, daß
er den Fluß der Zeremonien stört oder gar unterbricht.
In der
Einführung der spanischen Ausgabe der Ordenación General del Misal Romano
España (Andrés Pardo, OSB. Consorcio de Editores, 1978) heißt es, daß
"der wahre Zeremonienmeister ein minister sein muß, dem eine
Funktion innerhalb der Zeremonie selbst obliegt, und das ist der Diakon, der
weder nur eine Dekorationsfigur noch ein bloßer Begleiter des Hauptzelebranten
sein darf" (Einführungsteil, Nr. 3, Orden General del Misal Romano
España).
Vier
Situationen
Wenn
das, was ich gerade zitiert habe, korrekt ist, muß man sich fragen, warum der
Einsatz bei der Mehrheit der Diakone innerhalb der römischen Liturgie
heutzutage so beschränkt ist. Daher ist es wohl angebracht, nun einige der
Gründe und Umstände zu erörtern, die zu einer solchen Teilnahmslosigkeit der
Diakone beigetragen haben. Wir werden dies möglichst in chronologischer
Reihenfolge darlegen.
In
erster Linie die immer lebendige Idee
In
erster Linie hat doch die lateinische Liturgie, wenn auch der Diakonat in
seiner Form als ständig ausgeübter in der Westkirche fast ein ganzes
Jahrtausend lang gänzlich verschwunden war, das Amt des Diakons in allen
Zeremonien der Kirche am Leben erhalten. Selbstverständlich hat der Diakonat
innerhalb der Liturgie nie aufgehört zu existieren. Nun gab es aber
meistenteils keine Diakone, und der Diakonendienst wurde deshalb von Priestern
übernommen, die als Diakone gekleidet waren, das heißt, sie trugen eine
Dalmatik. Die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils haben es den Priestern
untersagt, sich mit den Gewändern zu kleiden, die dem Diakonat vorbehalten
sind, jedoch wurde die Möglichkeit beibehalten, daß in Abwesenheit eines
Diakons die Priester die Funktionen des Diakons übernehmen können, wobei sie
jedoch mit den Gewändern bekleidet sein müssen, die dem Priesterstand vorbehalten
sind, dies gilt besonders dann, wenn ein Bischof zelebriert.
"Die
Priester, die an bischöflichen Gottesdiensten teilnehmen, sollen lediglich das
tun, was ihrem Stande als Priester eigen ist; wenn kein Diakon anwesend ist,
können einige ministri diesen ersetzen, wobei sie jedoch niemals die dem
Diakon vorbehaltenen Gewänder tragen sollen" (Caeremoniale Episcoporum,
erneuert gemäß den Dekreten des Zweiten Vatikanischen Konzils und
promulgiert durch die Autorität seiner Heiligkeit, Papst Johannes Paul II.,
Bischöflicher Rat Lateinamerikas, 1991, Nrr. 21,22).
Einige
Jahrzehnte sind vergangen, seitdem die alte Form der feierlichen Messe mit
Diakon und Subdiakon nicht mehr praktiziert wird, bis zur Wiederherstellung des
Diakonenstandes. Und es scheint, daß dieses zeitliche Intervall ausreichend
war, damit die kirchliche Gemeinschaft wohl gänzlich die alte Form des
"levitierten Hochamtes" in Vergessenheit geraten ließ, bei dem der
Diakonendienst auf so intensive Weise vertreten war. Als dann plötzlich die
Diakone wieder zum Vorschein kamen, war ihre Funktion innerhalb der Liturgie
vielen unbekannt geworden oder man hatte sie größtenteils auf ein Minimum
reduziert. Das also, was in einem Jahrtausend nicht passiert war, das passierte
nun innerhalb von zehn Jahren. Und natürlich waren auch die Rubriken der
erneuerten Riten sehr karg in diesem Punkt. Erst durch die Veröffentlichung des
neuen Caeremoniale Episcoporum von 1991 wurden viele dunkle Punkte
geklärt, die mitunter sogar bei der Erneuerung der liturgischen Riten des
Rituale Romanum schlecht interpretiert worden waren. Deshalb müssen wir auch
das Caeremoniale Episcoporum konsultieren.
Zweitens:
ein durch andere Wege kanalisiertes Amt
Zweitens
hat man in der nachkonziliaren Reform formell die Teilnahme der Laien an vielen
liturgischen Funktionen festgesetzt (vgl. Directorium Nr. 41), die
bereits auf die so genannte "Messe in Dialogform", die unter dem
Pontifikat von Papst Johannes XXIII. entstand (in der das Volk auf lateinisch
all das antwortete, was eigentlich vorher dem Akolythen zugekommen war, der das
Ordinarium auf lateinisch zusammen mit dem Zelebranten rezitierte) sowie auf
die "Gemeinschaftsmesse" (in der das Volk Gemeindelieder sang, die
inhaltlich dem Ordinarium der Messe entsprachen) zurückgehen. All das war durch
die liturgische Bewegung in Gang gebracht worden. So hat man zum Beispiel die
Fürbitten der Gläubigen wieder eingeführt. Da aber nun kein Diakon mehr
vorhanden war und auch kein Priester in Dalmatik, der dessen Funktion übernahm,
wurden diese Fürbitten einem Laien übertragen. Diese Praxis ist heute allgemein
verbreitet, obwohl eigentlich der dazu vorgesehene minister in erster
Linie der Diakon ist, und so setzen es auch die Rubriken (C. E. 25) und
die Tradition der Ost- und Westkirche fest.
Das,
was mit der Bittektenie geschah, das geschah auch mit vielen anderen
Funktionen, die in Wirklichkeit dem Diakon vorbehalten sind. Zum Beispiel wäre
es seine Aufgabe, die Verlautbarungen an das Volk zu richten (Caeremoniale
Episcoporum, Nr. 26) oder dem Zelebranten beim Umblättern des Meßbuches und
bei der Kelchelevation zu helfen (Caeremoniale Episcoporum, Nr. 25).
Drittens:
seit wann überhaupt ein Diakon?
Drittens
sind die Auswirkungen von dem, was ich zuvor gesagt habe, daß der Diakonat in
einer Welt wieder hergestellt wird, die gar keine Kenntnis mehr von ihm
besitzt. Ja, mehr noch: kommt ein Diakon in eine Pfarrei, die zuvor noch nie
einen solchen liturgischen Dienst kennengelernt hat, scheint der neue
Amtsträger vielen ihre Dienste regelrecht "wegzunehmen" oder sie
derer gar zu "berauben". Gemeint sind hier zum Beispiel der Zelebrant
selbst, diejenigen, die sich an der "Gestaltung" beteiligen oder der
Thurifer, die Akolythen, die außerordentlichen Kommunionhelfer und viele andere,
um hier nur die Meßfeier zu erwähnen. Man kann dann mitunter sagen hören:
"das hat bisher immer ein Lektor getan; warum macht das jetzt ein
Diakon?".
Es ist
an dieser Stelle zu erwähnen, daß früher der Zelebrant beim feierlichen Hochamt
mit leiser Stimme Introitus, Kyrie, Gloria, Lesung, Graduale, Allelujah,
Evangelium, Credo, Offertorium, Sanctus, Agnus Dei und die Communio rezitierte,
um nur einige Teile der Messe zu nennen. Dies tat er, während Chor und Volk auf
Latein die ihnen jeweils zukommenden Teile sangen und der Subdiakon die Lesung
vortrug. Das Evangelium las zuerst der Zelebrant mit leiser Stimme und der
Diakon (ein mit der Dalmatik des Diakons bekleideter Priester) verkündete
daraufhin dasselbe Evangelium noch einmal in feierlicher Form. Ma ging sogar so
weit, daß man dachte, die Handlungen des Zelebranten sei die einzig notwendigen
und die Funktionen der ministri und des Volkes seien so zu sagen
überflüssig. Wichtig war lediglich, daß der Priester alles betete und alle
Funktionen ausübte. Aufgrund dieses Zustandes hat die Konstitution über die
heilige Liturgie ein uraltes Prinzip wieder aufgenommen, das offensichtlich in
Vergessenheit geraten war. Es heißt dort: "Bei den liturgischen Feiern
soll jeder, sei er Liturge oder Gläubiger, in der Ausübung seiner Aufgabe nur
das und all das tun, was ihm aus der Natur der Sache und gemäß den liturgischen
Regeln zukommt" (Sacrosanctum Concilium, Nr. 28).
Der
Diakon muß also, wenn er den ihm zukommenden Platz in der erneuerten Liturgie
einnimmt sein vollständiges Amt und nur dieses Amt ausüben. Um dieser Aufgabe
nachzukommen, muß der Diakon allerdings sein Amt sehr gut kennen. Es nützt
nichts, zu reklamieren, wenn man nicht weiß was man reklamiert. Natürlich ist
das, was für den Diakon verbindlich ist, auch für den Zelebranten und die
anderen Liturgen verbindlich. Dennoch gibt es einige Zelebranten, welche die
liturgische Präsenz des Diakons immer noch nicht zu verstehen scheinen, der
einen Dienst ausübt, ohne der Liturgie vorzustehen. Leider kann man immer noch
den Ausdruck "glorifizierter Ministrant" hören.
Viertens:
das verwunderliche Überleben des Zeremonienmeisters
Viertens
hat in der Praxis ein minister die nachkonziliare Erneuerung des Zweiten
Vatikanums überlebt, der in keiner einzigen Rubrik, Instruktion und Anleitung
der aktuellen Riten erscheint: es ist dies der Zeremonienmeister. Heutzutage
nimmt der Zeremoniär oftmals einen solchen Rang ein, daß er durch sein Amt dazu
neigt, die anderen Liturgen zu hemmen und zwar ganz besonders den Diakon.
Das
Caeremoniale Episcoporum schlägt vor, daß ein Zeremonienmeister dann notwendig
sein kann, wenn es gilt, zu koordinieren, zu organisieren, zu unterweisen und
die Zeremonien als Vorbereitung auf dieselben anzuleiten. Aber es heißt dort
eindeutig in Nr. 35, daß der Zeremoniär "all das zusammen mit den
Kantoren, mit der Altarassistenz, mit den Liturgen und mit den Zelebranten
koordinieren soll, was diese auszuführen oder vorzutragen haben. Während der
Zelebration selbst soll er mit größter Diskretion vorgehen; er soll nichts
überflüssiges sagen und soll auch nicht den Platz der Diakone und der
Altarassistenz an der Seite des Zelebranten einnehmen".
Bemerkenswerterweise erwähnt das Caeremoniale den Zeremoniär in den Nrr. 34-37,
während es ihn in dann in all den 1210 Nummern nicht mehr erwähnt.
Bemerkungen
eines Bischofs
Ich
kann Ihnen als Bischof ganz ehrlich sagen, daß es für einen Bischof wirklich
sehr praktisch ist, einen Zeremoniär zu haben, der genau weiß, "wann"
und "warum" der Bischof sowohl während des Zeremoniells in der
Kathedrale als auch, wenn er andere Kirchen besucht, in Aktion tritt. So jemand
erleichtert alles und flößt jene Zuversicht ein, daß all das, was die Person
und das Amt des Bischofs betrifft, seine Richtigkeit besitzt. Dennoch glaube
ich, daß nicht nur ein Diakon (so deutet es das Caeremoniale Episcoporum in Nr.
36 an) als Zeremoniär fungieren kann, sondern daß der Bischof auch durchaus
eine bestimmte Anzahl von Diakonen dazu erwählen kann, seine
"Angehörigen" zu sein, die stets den Diakonendienst als "Assistenten"
versehen (früher wurden diese Diakone "Ehrendiakone" genannt) und dem
Bischof zur Rechten und zur Linken dienen. Diese Diakone kümmern sich als
"Assistenten" um die Person des Bischofs (Nr. 26). Wenn der Bischof
eine Kirche besucht, nimmt er seine "Assistenten" mit, die genau
wissen, was sie zu tun haben, was zum Beispiel Mitra, Hirtenstab, Meßbuch,
Weihrauch, Weihwasser usw. anbelangt, während jene Diakone (oder jener Diakon),
der normalerweise als "Ministrant" fungiert, diejenigen sind, denen
all das obliegt, was in jeder Meßfeier stattfindet, wie zum Beispiel die
Verkündigung des Evangeliums und der Dienst am Altar hinsichtlich des Kelches
und des Meßbuches. Auch sind es die "Ministranten", die sich zum Ambo
begeben und die Fürbitten der Gläubigen beten oder Verlautbarungen vortragen
(Nrr. 25 und 26). Wie ich bereits vorhin sagte, gibt es auch unter den Diakonen
verschiedene Charismen: einige eignen sich eher zum
"Assistentendienst" an der Seite des Bischofs, andere wiederum sind
eher als "Ministranten" für jene Funktionen geeignet, die sie am
besten kennen, weil es die Funktionen sind, die für gewöhnlich während der
Meßfeier ausgeübt werden.
Wir
müssen zum Herrn beten, daß er sozusagen einen Waffenstillstand gewähren möge,
das heißt: den sprichwörtlichen Frieden Gottes, in dem sich die
Zeremonienmeister und Diakone eine Umarmung des Friedens, der Eintracht, der
Liebe und der gegenseitigen Achtung gewähren.
Es
gibt aber auch noch andere Gründe und Umstände, die dazu beitragen, daß sich
der Diakon in seiner Amtsausübung eingeschränkt sieht und zu einer passiven
Gestalt innerhalb der Liturgie degradiert wird. Es ist notwendig, daß dem Volk
und den übrigen Klerikern – und dazu gehören auch einige Diakone – eine
Katechese hinsichtlich der Identität und der Aufgaben des Diakons erteilt wird.
In den Köpfen vieler Leute findet ein direkter Übergang vom Laienstand zum
Priesterstand statt, man spricht sehr viel von kirchlichen Laiendiensten. Wo
aber bleiben da die Diakone? Man sollte bei den Fürbitten der Gläubigen auch
vielmehr die Bitte "um Berufung zum Priestertum, zum Diakonat, und
zum geweihten Leben" vernehmen können. Denn auch der Diakon ist von Gott
"berufen".
Die
Nächstenliebe, Reduktionismus und Realität
Zuerst
und vor allem sei an dieser Stelle eine notwendige Klärung angebracht: Es gibt
Leute, die in einen gewissen Reduktionismus verfallen und dabei den Diakonat
auf den Dienst der Nächstenliebe reduzieren, wobei sie unter diesem Dienst aber
lediglich eine soziale Tätigkeit verstehen. Das ist eine Gefahr, der wir uns
bewußt sein müssen, um nicht einem sehr eingeschränkten Begriff vom Diakonat zu
verfallen. Es gibt natürlich Diakone, die ein besonderes Charisma für den
Dienst der Nächstenliebe haben, aber deshalb darf man den Diakonat doch nicht
auf eine bloße soziale Tätigkeit reduzieren. Auch gibt es Diakone, die eigens
für diesen Sozialdienst ausgebildet wurden, ja, man hat ihnen sogar
eingetrichtert, daß alles andere zweit- und drittrangig ist, und man ist sogar
soweit gegangen, zu behaupten, daß der Diakon überhaupt keinen Altardienst zu
verrichten braucht. Der Diakonat kann und darf nicht auf einen Sozialdienst
reduziert werden.
Die
andere Seite der Münze
Wenn
von der Nächstenliebe die Rede ist, kommt uns sogleich die Liebe an sich in den
Sinn. "Gott ist Liebe" (1 Joh 4,16). Es ist ein befriedigendes
Gefühl zu wissen, daß der Diakon ein Diener der Liebe ist, da ja die Liebe der
Mittelpunkt des christlichen Lebens überhaupt ist: ubi caritas est vera,
Deus ibi est, was bedeutet: "wo wahre Liebe waltet, da ist Gott
zugegen". Außer dem Dienst des Wortes und dem liturgischen Dienst obliegt
dem Diakon auch die Verantwortung des "Liebesdienstes". Vor allem auf
diesen Dienst bezog sich die von den Aposteln vorgenommene Wahl der
"ersten Diakone", unter denen sich auch der hl. Stephanus befand. Aus
der in der Apostelgeschichte 6 berichteten Situation geht hervor, daß der
Diakon zu diesem Dienst berufen ist: nämlich zur Administration der
Nächstenliebe, zur Sorge um die Notleidenden, welche seit jeher zu den Aufgaben
des Diakons gehörten, solange dieses Amt im Westen existierte. Der hl.
Laurentius, der Erzdiakon von Rom ist der Märtyrer der Nächstenliebe und Patron
der Diakone, die sich in besonderer Weise diesem Dienst der Liebe zu den Armen
widmen, die der Heilige als den größten Schatz der Kirche betrachtete.
Die
Kirche wird stets einen vorrangigen Platz für die Armen und Notleidenden in
ihrem Herzen haben. Die diakonæa der Nächstenliebe obliegt übrigens der
Verantwortung der ganzen Kirche. Dennoch beweist die Tatsache, daß in der
Person des Diakons dieser Dienst in sakramentaler Weise an die Verkündigung des
Wortes und an die Feier der Liturgie gebunden ist, daß die Nächstenliebe, zu
der wir alle als Christen berufen sind, ihren Ursprung in Christus, im
Mysterium der Menschwerdung, des Todes und der Auferstehung hat. Dieses Amt,
das der Bischof dem Diakon in besonderer Weise überträgt, entspricht dem Recht
und der Pflicht des Diakons (Vgl. Dekret Apostolicam actuositatem, Nr. 8). Es ist dies ein Schatz, von dem der Diakonat nicht
zu trennen ist, ein Schatz, der durch die Apostel eingesetzt wurde. Auch wenn
die moderne Gesellschaft die Armut total übergeht, wird es doch immer einen
Platz für die Nächstenliebe geben, und dort ist auch der Diakonat anzusiedeln.
Man
sagt, daß die Nächstenliebe zu Hause ihren Anfang nimmt. Und so soll auch der
Diakon ein Beispiel geben und durch sein Heim und seine Familie eine Hauskirche
errichten. Er soll Beispiel geben durch sein tägliches Leben. Auch soll seine
Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat stattfinden. Er soll Beispiel
geben durch sein an Liebe so reiches liturgisches Amt. Er soll sich durch
persönliches und inniges Gebet nähren.
Die
Begegnung mit Gott, der die Liebe ist, führt auch zur Begegnung der Liebe mit
dem Nächsten. Deshalb muß der Diakon die Nöte des gläubigen Volkes kennen, um
sie in das Fürbittgebet während der Liturgie der Eucharistie, des
Stundengebetes und in das persönliche Gebet einzuschließen. In diese Gebete
soll er auch die Nöte seiner Brüder im Diakonat und des übrigen Klerus
einschließen. Er soll die Bedürfnisse des Nächsten bei der Hierarchie vortragen
und sich bewußt sein, daß es sich dabei um materielle, geistige und kulturelle
Bedürfnisse handelt, um Bedürfnisse hinsichtlich der Frömmigkeit und der Traditionen
des Volkes, mit einem Wort: um menschliche Bedürfnisse.
Er
soll vor allem bei den Priestern Nächstenliebe walten lassen. Er soll
moralischen und geistigen Halt geben, genau so, wie es der Bischof tut. Und
dies soll er auch dann tun, wenn er von den anderen Klerikern nicht den
Rückhalt bekommt, den er braucht. Er soll sich daran erinnern, daß auf ihn die
Worte des Meisters zutreffen: "Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
bedient zu werden, sondern um zu dienen" (Mk 10,45). Die
Großzügigkeit zwischen ihm und dem Bischof und den Priestern muß auf
Gegenseitigkeit beruhen, sie muß grenzenlos sein, wie es auch die Großzügigkeit
des Diakons Jesus Christus ist.
Meine
Brüder im Bischofsamt bitte ich, daß sie sich dafür einsetzen, den Diakonen den
Zugang zu Einrichtungen zu erleichtern, die ihre von der Liebe geprägte
Anwesenheit verlangen. Dabei denke ich an Einrichtungen wie Krankenhäuser und
Gefängnisse, zu denen viele Regierungen den Zugang fast unmöglich machen.
Der
Diakon soll sich über öffentliche und private Einrichtungen sowie über
religiöse Orden informieren, wo verschiedene menschliche Nöte der Hilfe
bedürfen. Auf diese Weise kann der Diakon den besagten Einrichtungen über
solche Fälle berichten oder sogar mit ihnen zusammenarbeiten.
Er
soll Vereinigungen oder Laiengruppen besonders für die Jugendlichen ins Leben
rufen, damit sie, von der Liebe Christi entzündet, die Bedürftigen besuchen,
ihnen helfen und für die Armen arbeiten.
Und
schließlich ist der Diakon auch einer, der Gerechtigkeit übt und sich für den
Frieden einsetzt, da er kraft seines Amtes der Nächstenliebe dafür
verantwortlich ist, das Reich Gottes und dessen Gerechtigkeit zu fördern und
stets zu suchen. Der Diakon wurde geweiht und konsekriert, um Sakrament zu
sein, das heißt, ein lebendiges und wirksames Zeichen des Amtes oder Dienstes
Christi in seiner Kirche. Er soll stets daran denken, daß er das sichtbare
Zeichen Christi, des Dieners in dieser Welt ist.
Es
fällt bei einem raschen Blick in die früheren Zeremonienbücher auf, daß damals
die Zeremonienmeister allgegenwärtig waren. Generell waren immer zwei, in
einigen Fällen sogar drei Zeremonienmeister üblich. Sie haben sämtliche
Zeremonien erleichtert, und daher ist auch ihre Existenz bis auf den heutigen
Tag verständlich. Aber ihr Auftreten war so selbstverständlich, daß es den
Zelebranten und die übrigen Liturgen zu einem hohen Grad einzuschränken schien,
ja, daß diese sogar in gewisser Weise unfähig zu sein schienen. Heutzutage
werden die Zeremoniäre in den erneuerten Riten nicht mehr erwähnt, weil man
davon ausgeht, daß jeder Liturge sein Amt so gut kennt, daß er es auch
ausüben kann, ohne daß ein anderer ihn so zu sagen an der Hand führen muß, wie
das früher üblich war.
Die
bevorzugte Hinwendung zu den Armen
Aufgrund
dieser Haltung angesichts der Nöte der Opfer von Ungerechtigkeit versucht die
Kirche Zeugnis abzulegen von der Solidarität, und dies sind die Früchte
der Begegnung mit Jesus. Dabei besteht sie darauf, daß diese Solidarität nicht
irgend etwas zum Glaubensleben "Hinzugefügtes" ist, sondern daß sie
im Bereich der Geschichte der Umkehr und Gemeinschaft die Konsequenz jener
Begegnung ist. Das heißt im Klartext: die Diakonie der Nächstenliebe ist
nicht von der Diakonie des Wortes und der Liturgie zu trennen, da sie wie
diese den selben Ursprung im Ostergeheimnis hat.
Nach
meinem Dafürhalten ist der Diakon als Liturge am Altar die privilegierte
Vergegenwärtigung dieser Beziehung zwischen der Eucharistie (Umkehr und
Gemeinschaft) und dem Kampf für soziale Gerechtigkeit.
Jahrhunderte
lang waren die Diakone Verwalter der weltlichen Güter der christlichen
Gemeinschaften, und sie kümmerten sich um die Werke der Nächstenliebe. Der
Patron der Diakone, der hl. Stephanus, ist dafür ein Beispiel. Nun möchte ich
Sie daran erinnern, daß zwar der hl. Stephan ein erhabenes Beispiel der diakonæa ist, daß aber der für die Verwaltung des Geldes und die Nächstenliebe unter
den Aposteln des Herrn Zuständige Judas Iskarioth war... Daher muß das höchste
Beispiel für einen Diakon Christus und nur Christus sein: Christus ist der
Diener des Vaters, er ist der Erlöser der Menschheit. Der Diakon muß sich also
bei seiner "Verwaltung" sehr wohl bewußt sein, wer sein Vorbild ist
und wer diejenigen sind, denen er zu dienen hat: Christus ist das Haupt und die
Kirche sein Leib. Nicht mehr der Diakon, sondern Christus soll es sein, der in
ihm lebt und in ihm handelt, denn "für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung,
Liebe, diese drei: doch am größten unter ihnen ist die Liebe" (1 Kor 13,13)
Dreifaches
Amt: Schlußfolgerung
Nachdem
wir die aufgaben des dreifachen Amtes des Diakonates einzeln untersucht haben,
bleibt nur noch zu klären und erneut einzuschärfen, daß es besondere Charismen
gibt und daß einige Diakone sich mehr in dem einem Charisma wiederfinden als in
dem anderen, das entspricht durchaus der menschlichen Natur. Deswegen darf man
aber nicht meinen, die Kirche müsse also einige Diakone nur für den Predigtdienst,
andere nur für den liturgischen Dienst und wieder andere nur für
den Wohltätigkeitsdienst weihen. Diese Dienste schließen sich nicht
gegenseitig aus. Es handelt sich dabei vielmehr um drei konzentrische Dienste,
und der Diakon muß sich darum bemühen, sie alle drei im Einklang mit seiner
Berufung und in richtiger Abwägung, vor allem aber in persona Christi, des
Dieners auszuüben.
IV.
Perspektiven: (im Hinblick auf die Zukunft) UNIGENITUS FILIUS IPSE ENARRAVIT:
der eingeborene Sohn selbst hat Kunde gebracht (vgl. Joh 1,17).
Bisher
haben wir versucht, das zu untersuchen, was die Identität des Ständigen Diakons
ausmacht. Auch haben wir einige dem Diakon zukommende Funktionen aufgezählt.
Diese Dienste wurden aus der Perspektive des Wortes, aus der Perspektive der
Liturgie und der Perspektive der Nächstenliebe dargestellt, und wir haben die
Funktionen in all ihren Aspekten entziffert.
Nun
werden wir uns einigen Perspektiven zuwenden, die meiner Meinung nach unsere
heilige Mutter Kirche dem Diakonat vorbehält. Es war nach einer fast
tausendjährigen Abwesenheit des ständigen Diakonates innerhalb der Westkirche
zu erwarten, daß sein Wiederaufleben nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil von
vielen nicht verstanden und nicht von allen akzeptiert würde.
Wir
sind hier her gekommen, um den "alten Menschen" hinter uns zu lassen.
Hier an den heiligen Gräbern der Apostel Petrus und Paulus kommen wir zusammen,
um erneut in die Ursprungstiefe unserer Identität hinabzusteigen. Verlassen wir
nun unsere Vergangenheit, um unser Dasein neu zu organisieren. Wir wollen in
unserem Amt, sei es das des Bischofs, des Priester oder des Diakons,
wiedergeboren werden.
Hier
im mütterlichen Schoß unserer Kirche, die das Amt des Diakons zur Welt bringt,
hat der Diakonat an der Sakramentalität des apostolischen Amtes Anteil. Deshalb
können wir heute versuchen, die Möglichkeiten des Diakonates für die Zukunft zu
entdecken. Wir haben bereits die Erfahrungen der Vergangenheit und die Probleme
der Gegenwart gesehen. Welche Möglichkeiten gibt es aber nun für die Zukunft?
Auf was deutet die persönliche Begegnung mit Christus als den menschgewordenen
Diener hin, wenn wir ihm heute begegnen?
Diese
Begegnung offenbart uns, daß es sich um ein Amt handelt, welches so alt wie die
Kirche selbst ist. Auch weist sie uns darauf hin, daß wir nach einem
tausendjährigen Winterschlaf einen Prozeß der Auferstehung durchmachen. Wäre es
daher nicht angebracht, das wieder "zurückzugewinnen" oder zu
"erheischen", was andere Jahrhunderte lang an unserer Stelle getan
haben? Nein, das ist keine gute Idee. Heute machen andere das, was die Diakone
früher machten, denn das apostolische Amt bemühte sich, seine Lücke zu füllen.
Doch es geht hier auch nicht darum, neue Bereiche für das "neue" Amt
des Diakons zu erfinden oder zu entwerfen, sonder es geht vielmehr um eine
allgemeine Umkehr: wie müssen uns versöhnen, um uns gemeinsam zu bemühen.
Arbeit gibt es mehr als genug und sie kann unter allen, die berufen sind,
aufgeteilt werden: die einen kamen zur ersten, andere zur letzten Stunde (vgl. Mt
20,1). Wir verstehen alle, daß Gottes Gedanken nicht unsere Gedanken sind.
Jetzt ruft er, jetzt, in dieser Stunde der Gnade ruft er uns, früher oder
später, zu welcher Stunde auch immer. Von ihm stammt alles; von uns ist nichts.
Die Stunde ist gekommen, umzukehren, nicht sich durchzusetzen.
Unser
dreifaches Amt ist immer noch dasselbe: es geht jetzt nur darum, es zu
entfalten und nicht darum, ein anderes neues oder verschiedenes Amt zu suchen.
Und daher:
Soll
der Diakon Diener des Wortes sein, sowohl in der Liturgie als auch in den
Massenmedien. Er soll Katechet in den Pfarreien, Gefängnissen und im
öffentlichen Leben sein.
Der
Diakon soll Diener der Liturgie in ihrer ganzen Dimension sein, und zwar in den
Bereichen, denen er vorsteht, aber auch in jenen, denen er nicht vorsteht. Er
soll seinen Dienst entfalten, ohne dabei einen Vorsitz einzunehmen, dies gehört
zu seinem Wesen.
Er
soll die Zelebration allen erleichtern, um so die Gemeinschaft mit Christus und
seiner Kirche auszubreiten. Sein liturgisches Amt soll zur Schönheit und
Flüssigkeit der Zeremonien beitragen, denn dort ereignet sich in bester Weise
die Begegnung zwischen Gott und der Menschheit. Er soll diese Begegnung nach
Kräften im liturgischen Glanz der Schönheit, der Heiligkeit und der Wahrheit
fördern.
Seine
Nächstenliebe soll aufrichtige Liebe sein; denn es ist die Nächstenliebe, die
er in der Verkündigung des Evangeliums und in seinem liturgischen Amt ausübt.
Die Nächstenliebe ist es, die sich zu den Notleidenden ergießt und die er auch
dann noch ausübt, wenn dies in aller Heimlichkeit zu sein hat, dann, wenn
wirklich nur noch Gott versteht. Denn im Armen, der keine öffentliche
Persönlichkeit besitzt, leidet Christus persönlich. In der Stille unseres
Nichts tritt das Wort hervor: es ist Christus, der einen jeden einzelnen von
uns mit Namen anspricht und zu uns sagt: "folge mir nach".
Das
Weihegebet beim Ritus der Diakonatsweihe beginnt mit folgenden Worten:
"Erhöre uns, allmächtiger Gott, der du die Verantwortung erteilst, die
Ämter vergibst und einem jeden von uns den ihm zukommenden Dienst zuweist; du,
der du in dir selbst unveränderlich bist, erneuerst und ordnest alles und in
deiner ewigen Vorsehung siehst du alles voraus und gewährst jeden Augenblick
das, was angemessen ist durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn, der
dein Wort ist und deine Weisheit und deine Kraft". Und nun sage ich Ihnen
hier in diesem historischen Augenblick des Jubiläums, daß Gott, unser Vater und
Schöpfer, der weise ist in seinem Walten, euch zu Diakonen berufen hat, damit
ihr am Ende des alten und zu Beginn des neuen Jahrtausends die Pioniere und Fahnenträger
dieses Klerikerstandes seid. Die Augen der Kirche sind auf euch gerichtet, und
wenn die Vorsehung in eurem Amt mit euch ist, dann wird das Amt des ständigen
Diakons von der Kirche reich gesegnet werden. Am heutigen Tage wurde euch
aufgetragen, den Dienst des Diakons in der Kirche auszuüben, die sich
anschickt, Gott in der Neuevangelisierung zu offenbaren. Deshalb liegt auch zum
Teil in Ihren Händen der Heilsplan Gottes. Sie sind die Diakone des neuen
Jahrtausends, die Diakone der Neuevangelisierung.
Sie
sind den Laien sehr nahe, wenn man bedenkt, daß eine große Anzahl von Ihnen in
Gesellschaften, Firmen, Fabriken und leitenden Agenturen arbeiten, daß einige
als Betriebsräte oder im katholischen oder weltlichen Bildungswesen tätig sind
oder ein eigenes Unternehmen bzw. ein Familienunternehmen leiten, dann kann man
sagen, daß Sie dadurch auf besondere Weise den Laien nahestehen. Aus diesem
Grund hofft die Kirche, daß sie jene Tugenden pflegen, welche die Apostel in
den ersten sieben Diakonen suchten und fanden. Hoffen wir, daß Sie Männer von
gutem Ruf sind, die sich dem Dienst an jenen widmen, die am meisten Not leiden,
die ihre Familie gut führen, damit sie so zum Licht der Erde und zum Salz der
Welt werden und die Mission fortsetzen, Christus in die ganze Welt
hinauszutragen.
Sie
sind dazu berufen, ihre Identität als Diakone zu kennen, zu schützen und
aufzuwerten. Die Kirche drängt Sie, daß Sie Sich durch die Integrität ihres
Amtes unterscheiden. Dieses Amt muß sich durch ein gesundes Gleichgewicht zwischen
dem Dienst des Wortes, der Liturgie und der Nächstenliebe auszeichnen.
In
dieser Zeit, in der die durch einen unmäßigen Konsumismus bedingte
Materialisierung der Gesellschaft und der Werteverlust in vielen Bereichen ein
Wachstum der Kultur des Todes begünstigt hat, macht Sie Ihre Berufung zum
Diakonat zum unschätzbaren Arm des Bischofs. Heutzutage ist Ihr Dienst als
Diakon zusammen mit dem priesterlichen Dienst äußerst notwendig für den
Umkehrprozeß, den wir so dringend brauchen.
Da
viele von Ihnen das Ehesakrament empfangen haben und Gott einige von Ihnen mit
dem Geschenk der Kinder gesegnet hat, verlangt ihr Diakonenamt von Ihnen, ein
lebendiges Zeugnis davon abzulegen, was eine echt christliche Familie mitten
unter uns darstellt. Sie müssen Sich mit noch größerem Eifer dafür einsetzen,
Ihre Familie in eine Hauskirche zu verwandeln und gute Ehemänner zu sein, wie
auch Christus ein guter Bräutigam der Kirche ist. Sie müssen zuallererst in
Ihrer Familie den Dienst des Wortes, der Liturgie und der Nächstenliebe
ausüben.
Das
Dokument Ad gentes divinitus des Zweiten Vatikanischen Konzils spricht
in Nr. 16 von der Notwendigkeit, daß der Diakon im Namen des Pfarrers oder des
Bischofs dazu abbestellt wird, weit entlegene christliche Gemeinschaften zu
leiten. Diese Notwendigkeit sieht auch die Möglichkeit vor, – ob nun aus
Gründen der Entfernung oder des Priestermangels – daß der Bischof von Ihnen
verlangen kann, daß Sie ihm als beauftragter minister bei der
Administration dieser Pfarrgemeinde assistieren, indem Sie Ihr Amt ausüben, die
Mission Christi zu fördern.
"Wer redet, der rede mit den Worten, die Gott ihm gibt; wer dient, der diene aus der Kraft, die Gott verleiht. So wird in allem Gott verherrlicht durch Jesus Christus. Sein ist die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen" (1 Petr 4,11).