ECCLESIA IN AMERICA
von Papst Johannes Paul II.
22. Januar 1999
Vorwort
„Ecclesia in America“ —
unter diesem Leitwort übergab Papst Johannes Paul II. am 22. Januar 1999 in der
Kathedrale der Virgen de Guadalupe in Mexico das Abschlußdokument der Amerika-Synode,
die vom 16. November bis 12. Dezember 1997 in Rom stattgefunden hat. Das
Dokument enthält die vom Papst akzeptierten und von ihm erweiterten Ergebnisse
der ersten gemeinsamen Synode der amerikanischen Bischöfe.
Die Synode, an deren
Beratungen ich teilnehmen konnte, hat die Einheit Amerikas und die Bedeutung
der Ortskirchen als Instrumente der Einheit nachdrücklich herausgestellt. Der
Text der Exhortation verbindet die Vision eines künftigen Amerikas mit einer
gerechten Gesellschaft auf der einen, mit dem Konzept einer neuen
Evangelisierung des gesamten Kontinents auf der anderen Seite. Die Perspektive
einer „Globalisierung der Solidarität“ am Beispiel Amerikas ist für den Leser
am Beginn des 3. Jahrtausends hochaktuell und für die Weltkirche von richtungsweisender
Bedeutung.
Ich empfehle die Lektüre vor
allem den vielen Eine-Welt-Gruppen, deren Arbeit sich am Gedanken der
weltweiten Solidarität orientiert. Der Text kann als eine geistige Grundlegung
für die partnerschaftliche Arbeit in Gruppen und Gemeinden, wie auch für die
ortskirchliche Solidarität dienen.
Das Dokument ist in der
Analyse, Bewertung und Folgerung wie auch in seinem partnerschaftlichen Geist
im besten Sinne eine Fortsetzung und Fortschreibung der Synode selbst. Der Text
nimmt eine Brückenfunktion für ganz Amerika wahr, indem er die Perspektive der
innerkirchlichen Partnerschaft darstellt.
Für ADVENIAT bedeutet
„Ecclesia in America“ eine Orientierung für die zukünftige Arbeit. Der Text
gibt die Linien vor, nach denen ADVENIAT der kirchlichen Entwicklung und
Einheit in Amerika dienen kann.
Essen, im Juli 1999
Weihbischof Franz Grave
Vorsitzender der
Bischöflichen Kommission ADVENIAT
An die
verehrten Mitbrüder im
Bischofsamt,
den Klerus, die Ordensleute,
die Gläubigen der katholischen
Kirche
über die Begegnung mit dem
lebendigen Jesus Christus,
dem Weg zur Umkehr,
Gemeinschaft und Solidarität in Amerika.
Einführung
1. Die Kirche in Amerika ist
voller Freude über den Glauben, den sie empfangen hat, und dankt Christus für
dieses übergroße Geschenk. Sie hat erst vor kurzem den fünfhundertsten
Jahrestag des Beginns der Verkündigung des Evangeliums in ihrem Land gefeiert.
Diese Gedächtnisfeier war den Katholiken Amerikas eine Hilfe, um sich wieder
mehr des Wunsches Christi bewußt zu werden, den Bewohnern der sog. Neuen Welt
zu begegnen; er möchte sie in seine Kirche eingliedern und so in der Geschichte
des Kontinents gegenwärtig sein. Die Evangelisierung Amerikas ist nicht nur ein
Geschenk des Herrn, sondern auch eine Verpflichtung. Es ist all denen, die
überall auf dem Kontinent das Evangelium verkündet haben, zu verdanken, daß der
Kirche und dem Geist unzählige Söhne und Töchter zugewachsen sind (1). In ihren
Herzen klingen nach wie vor die Worte des Apostels Paulus wider: „Wenn ich
nämlich das Evangelium verkünde, kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn ein
Zwang liegt auf mir Weh mir wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ (1 Kor
9,16). Dieser Zwang gründet auf dem Gebot des auferstandenen Herrn, das er den
Aposteln vor seiner Himmelfahrt gegeben hat: „Geht hinaus in die ganze Welt,
und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“ (Mk 16,15).
Dieses Gebot richtet sich an
die ganze Kirche, und an die Kirche in Amerika ergeht in diesem besonderen
Augenblick ihrer Geschichte der Ruf, es anzunehmen und mit liebevoller
Großzügigkeit ihrem grundlegenden Auftrag, das Evangelium zu verkünden, gerecht
zu werden. Das unterstrich in Bogotá auch mein Vorgänger, Paul VI., der erste
Papst, der Amerika besuchte, als er sagte: „Es ist unsere Aufgabe, die wir
Deine [Jesu Christi] Stellvertreter und die Verwalter Deiner göttlichen
Geheimnisse sind (vgl. 1 Kor 4,1; 1 Petr 4,10), die Schätze Deines Wortes,
Deiner Gnade und des Beispiels, das Du gegeben hast, als Du bei den. Menschen
warst, zu verbreiten.“(2) Die Pflicht, das Evangelium zu verkünden, ist für
einen Jünger Christi ein dringendes Anliegen der Nächstenliebe: „Denn die Liebe
Christi drängt uns“ (2 Kor 5, 14), sagt der Apostel Paulus, und er erinnert
daran, was der Sohn Gottes durch sein Opfer der Erlösung für uns getan hat:
„Einer ist für alle gestorben [...], damit die Lebenden nicht mehr für sich
leben, sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde“ (2 Kor
5,14-15).
Das Gedenken gewisser
Ereignisse, die in besonderer Weise an die Liebe Christi zu uns erinnern, ruft
in uns außer dem Gefühl der Dankbarkeit auch den Drang hervor, „die Wundertaten
Gottes zu verkünden“ das heißt: zu evangelisieren. Also bieten die Erinnerung
an die erst vor wenigen Jahren erfolgte Fünfhundertjahrfeier der Ankunft des
Evangeliums in Amerika — das heißt, des Augenblicks, da Christus Amerika zum
Glauben berufen hat — und das bevorstehende Jubiläum, bei dem die Kirche die
2000 Jahre seit der Menschwerdung des Gottessohnes feiert, einen bevorzugten
Anlaß, unser Herz ganz spontan und stärker als zuvor mit Dankbarkeit dem Herrn
gegenüber zu erfüllen. Die Kirche, die sich in Amerika auf der Pilgerschaft
befindet, ist sich der Größe dieser erhaltenen Gaben. bewußt, und es ist ihr
Wunsch, die ganze Gesellschaft und jeden einzelnen Menschen in Amerika am
Reichtum des Glaubens und der Gemeinschaft mit Christus teilhaben zu lassen.
Die Idee zur Einberufung
einer Synode
2. Genau am fünfhundertsten
Jahrestag der Evangelisierung Amerikas, nämlich am 12. Oktober 1992, hatte ich
bei der Ansprache anläßlich der Eröffnung der 4. Generalversammlung des
lateinamerikanischen Episkopats in Santo Domingo aus dem Wunsch heraus, neue
Horizonte zu erschließen und der Evangelisierung einen neuen Impuls zu geben,
den Vorschlag gemacht, eine Synode einzuberufen, „um die Zusammenarbeit
zwischen den verschiedenen Teilkirchen zu intensivieren, um gemeinsam im Rahmen
der Neuevangelisierung und als Ausdruck der bischöflichen Gemeinschaft die
Probleme der Gerechtigkeit und der Solidarität unter allen Nationen
Amerikas“(3) gemeinsam anzugehen. Die amerikanischen Bischöfe hatten diesen
Vorschlag positiv aufgenommen, was es mir erlaubte, im Apostolischen Schreiben
Tertio millennio adveniente die Absicht anzukündigen, eine Synode „über die Problematik
der Neuevangelisierung in zwei nach Ursprung und Geschichte voneinander so
verschiedenen Teilen ein und desselben Kontinents und über die Themenbereiche
Gerechtigkeit und internationale Wirtschaftsbeziehungen unter
Berücksichtigung des enormen
Unterschiedes zwischen dem Norden und dem Süden“(4) einzuberufen. So begann man
damals mit den eigentlichen Vorbereitungsarbeiten für die Sonderversammlung der
Bischofssynode für Amerika, die schließlich vom 16. November bis 12. Dezember
1997 im Vatikan abgehalten wurde.
Das Thema der Synode
3. Anknüpfend an die
ursprüngliche Idee und nach Anhörung der Vorschläge des vorsynodalen Rates der
das Denken so vieler Hirten des Gottesvolkes auf dem amerikanischen Kontinent
ausdruckt kündigte ich das Thema der Sonderversammlung der Synode für Amerika
folgendermaßen an: „Begegnung mit dem lebendigen Jesus Christus, dem Weg zur
Umkehr, Gemeinschaft und Solidarität in Amerika.“ Das so formulierte Thema
bringt deutlich die zentrale Stellung der Person des auferstandenen Jesus
Christus zum Ausdruck, der im Leben der Kirche gegenwärtig ist und zur Umkehr,
zur Gemeinschaft und zur Solidarität einlädt. Der Ausgangspunkt dieses
Programmes für die Evangelisierung ist selbstverständlich die Begegnung mit dem
Herrn, und der Heilige Geist, das Geschenk Christi im Ostergeheimnis, führt uns
zum pastoralen Ziel, das die Kirche in Amerika im dritten christlichen
Jahrtausend erreichen muß.
Die Synode als Erfahrung von
Begegnung
4. Die Synode wurde ohne
Zweifel als eine Begegnung mit dem Herrn erlebt. Besonders gerne denke ich an
die beiden feierlichen Konzelebrationen in der Peterskirche zu Beginn und zum
Abschluß der Synodenarbeit zurück, bei denen ich selbst Hauptzelebrant war. Die
Begegnung mit dem auferstandenen Herrn, der wahrhaft, wirklich und wesenhaft in
der Eucharistie anwesend ist, stellte das geistige Klima her, welches es
gestattete, daß sich alle Bischöfe während der Synodensitzungen nicht nur
gegenseitig als Brüder, sondern auch als Mitglieder des Bischofskollegiums betrachteten,
die unter der Leitung des Nachfolgers Petri den Spuren des guten Hirten folgen
wollten, indem sie sich in den Dienst der Kirche stellten, die sich in allen
Teilen des Kontinents auf der Pilgerschaft befindet. Auffallend für alle war
die Freude der Synodenteilnehmer, die in dieser Synode eine außerordentliche
Gelegenheit sahen, dem Herrn, dem Stellvertreter Christi, und so vielen
Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien, die aus allen Teilen des
Kontinents gekommen waren, zu begegnen.
Ohne Zweifel haben einige
Faktoren im Vorfeld zwar nicht auf unmittelbare, aber doch auf wirksame Weise
zu dieser brüderlichen Atmosphäre auf der Synode beigetragen. In erster Linie
sind hier die Gemeinschaftserfahrungen hervorzuheben, die man zuvor auf den
Generalversammlungen des lateinamerikanischen Episkopates in Rio de Janeiro
(1955), Medellín (1968), Puebla (1979) und Santo Domingo (1992) gemacht hatte.
Dort hatten die Hirten der lateinamerikanischen Kirche gemeinsam als Brüder
jeweils die dringendsten Seelsorgefragen in diesem Teil des Kontinents
erörtert. Hinzu kamen die in regelmäßigen Abstanden erfolgten
interamerikanischen Bischofsversammlungen auf denen die Teilnehmer die
Möglichkeit hatten sich dem Horizont des gesamten Kontinents zu öffnen in dem
sie über die gemeinsamen Probleme und Herausforderungen sprachen die sich der
Kirche in den Ländern Amerikas stellen.
Beitrag zur Einheit des
Kontinents
5. Als ich in Santo Domingo
zum erstenmal vorschlug eine Sonderversammlung der Synode abzuhalten hob ich
hervor. Die Kirche steht bereits an den Toren des dritten christlichen
Jahrtausends und sie lebt in einer Zeit da viele ideologische Fronten und
Barrieren gefallen sind So empfindet sie es als unausweichliche Pflicht alle
Volker die diesen großen Kontinent bilden, geistig noch stärker zu einen und
zugleich von der ihr eigenen religiösen Sendung her einen Geist der Solidarität
unter allen anzuregen.“(5) Die Gemeinsamkeiten der amerikanischen Völker, unter
denen besonders dieselbe christliche Identität hervorsticht, sowie ein echtes
Streben nach Stärkung der Bande der Solidarität und der Gemeinschaft zwischen
den verschiedenen Ausdrucksformen des reichen kulturellen Erbes des Kontinents,
stellen den entscheidenden Grund dar, weshalb ich wollte, daß die Sonderversammlung
der Bischofssynode bei ihren Erörterungen Amerika als eine einzige Wirklichkeit
sieht. Es wurde dabei bewußt Amerika in der Einzahl genannt, um nicht nur die
bereits in gewisser Hinsicht bestehende Einheit zum Ausdruck zu bringen,
sondern auch das engere Band, nach dem die Völker des Kontinents streben und
das die Kirche im Rahmen ihrer eigenen Sendung, die Gemeinschaft aller im Herrn
zu fördern, unterstützen möchte.
Im Kontext der neuen
Evangelisierung
6. Im Hinblick auf das Große
Jubiläum des Jahres 2000 wollte ich, daß für jeden einzelnen Kontinent jeweils
eine Sonderversammlung der Bischofssynode abgehalten würde. Nachdem dies
bereits für Afrika (1994), Amerika (1997), Asien (1998) und erst kürzlich auch
für Ozeanien (1998) geschehen ist, wird dieses Jahr mit Gottes Hilfe eine
Sonderversammlung für Europa einberufen werden. Auf diese Weise wird eine
allgemeine und ordentliche Versammlung während des Jubeljahres ermöglicht
werden, die das wertvolle durch die jeweiligen Sonderversammlungen der einzelnen
Kontinente gesammelte Material zusammenfaßt und daraus ihre Schlußfolgerungen
zieht. Das wird aufgrund der Tatsache geschehen können, daß auf all diesen
Synoden eine ähnliche Problematik vorlag und gemeinsame Interessenbereiche
bestanden. In diesem Sinne hatte ich mit Bezug auf all diese Synodensitzungen —
wie schon zuvor auf folgendes hingewiesen Das Grundthema ist die
Evangelisierung ja die Neuevangelisierung für das von dem [...] Apostolischen
Schreiben Evangelii nuntiandi Pauls VI die Grundlagen gelegt wurden.“(6) Daher
deutete ich sowohl in meiner ersten Ankündigung, eine Sonderversammlung der
Bischofssynode abzuhalten als auch später nachdem alle Bischöfe Amerikas diese
Idee zu der ihrigen gemacht hatten bei der offiziellen Verkündigung an daß ihre
Überlegungen sich „im Rahmen der neuen Evangelisierung“(7) bewegen müssen und
die dabei entstehenden Probleme anzugehen sind (8). Dieses Anliegen war
insofern eindeutig als ich selbst das erste Programm einer Neuevangelisierung
auf amerikanischem Boden formuliert hatte. Als sich dann die Kirche in ganz
Amerika auf die Fünfhundertjahrfeier der ersten Evangelisierung des Kontinents
vorbereitete, sagte ich in Portau-Prince (Haiti) vor dem lateinamerikanischen
Bischofsrat (CELAM): „Das Gedenken des halben Jahrtausends Evangelisierung wird
seine volle Bedeutung dann erhalten, wenn ihr als Bischöfe, zusammen mit euren
Priestern und Gläubigen, daraus eine Aufgabe macht; eine Aufgabe nicht der
Re-Evangelisierung, sondern der Neu-Evangelisierung. Neu in ihrem Eifer, in
ihren Methoden und in ihrer Ausdrucksweise.“(9) Später lud ich die ganze Kirche
ein, diese Aufforderung in die Tat umzusetzen, auch wenn man bei dem
Evangelisierungsprogramm, wenn es sich auf die heute in der ganzen Welt
bestehende große Verschiedenheit erstrecken soll, nach zwei sich deutlich
voneinander unterscheidenden Situationen differenzieren muß: es geht hier
einerseits um die Länder, die in starkem Maße von der Säkularisierung betroffen
sind und andererseits um die, in denen bis heute die traditionelle christliche
Volksfrömmigkeit und -religiosität lebendig erhalten sind.“(10) Es handelt sich
dabei ohne Zweifel um zwei Situationen, die in den verschiedenen Ländern oder
man sollte vielleicht besser sagen, in verschiedenen konkreten Bereichen innerhalb
der Länder des amerikanischen Kontinents unterschiedlich stark ausgeprägt sind.
Mit der Gegenwart und der
Hilfe des Herrn
7. Der
Evangelisierungsauftrag, den der auferstandene Herr seiner Kirche hinterlassen
hat, wird von der auf seiner Verheißung gründenden Gewißheit begleitet, daß Er
weiterhin unter uns lebt und wirkt: „Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis
zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Diese geheimnisvolle Gegenwart Christi in seiner
Kirche ist die Erfolgsgarantie für die Verwirklichung der ihr anvertrauten
Mission. Gleichzeitig ermöglicht diese Gegenwart aber auch uns die Begegnung
mit Ihm, als dem Sohn, der vom Vater gesandt wurde, als dem Herrn des Lebens,
der uns seinen Geist mitteilt. Eine neue Begegnung mit Jesus Christus wird allen
Gliedern der Kirche in Amerika bewußt machen, daß sie berufen sind, die Mission
des Erlösers in ihren Ländern fortzusetzen.
Die persönliche Begegnung
mit dem Herrn wird, wenn sie echt ist, auch eine kirchliche Erneuerung mit sich
bringen. Die Teilkirchen des Kontinents werden als sich nahestehende
Schwesterkirchen die Bande der Zusammenarbeit und Solidarität mehren, um so das
Erlösungswerk Christi in der Geschichte Amerikas fortzusetzen und noch
lebendiger werden zu lassen. Die Teilkirchen und jedes einzelne ihrer Glieder
werden in einer Haltung der Offenheit für die Einheit, welche die Frucht wahrer
Gemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn ist, durch ihre eigenen geistlichen
Erfahrungen entdecken, daß „die Begegnung mit dem lebendigen Jesus Christus“
der „Weg zur Umkehr, Gemeinschaft und Solidarität“ ist. Und in dem Maß, in dem
dieses Ziel erreicht wird, wird man sich der Neuevangelisierung Amerikas immer
stärker widmen können.
Kapitel I
Die Begegnung mit dem
lebendigen Jesus Christus
„Wir haben den Messias
gefunden“ (Joh 1, 41)
Die Begegnungen mit dem
Herrn im Neuen Testament
8. Die Evangelien berichten
von zahlreichen Begegnungen Jesu mit Menschen seiner Zeit. All diesen
Ereignissen ist eine verwandelnde Kraft gemeinsam, die von den Begegnungen mit
Jesus ausgeht. Sie „leiten einen wahren Prozeß der Bekehrung, der Gemeinschaft
und der Solidarität ein“(11). Zu den bedeutendsten Begegnungen gehört die der
Samariterin (vgl. Joh 4,5-42). Jesus ruft sie, um seinen Durst zu stillen und
zwar nicht nur den Durst des Leibes, denn in Wirklichkeit dürstete ihn, „der zu
trinken begehrte, [...] nach dem Glauben der Frau“(12). Als der Herr sagte:
„Gib mir zu trinken“ (Joh 4,7) und zur Samariterin vom lebendigen Wasser
sprach, da drängte sich ihr die Frage auf, die fast einem Gebet glich und deren
Tragweite das überstieg, was sie in dem Augenblick zu verstehen im Stande war:
„Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe“ (Joh 4,15).
Wenn auch die Samariterin „noch nicht verstand“(13), bat sie doch in Wirklichkeit
um das lebendige Wasser, von dem ihr göttlicher Gesprächspartner gesprochen
hatte. Als ihr Jesus enthüllte, daß er der Messias sei (vgl. Joh 4,26), fühlte
sie sich bewogen, ihren Mitbürgern zu verkünden, daß sie den Messias entdeckt
habe (vgl. Joh 4,28-30). So war es auch, als Jesus mit Zachäus zusammentraf
(vgl. Lk 19,1-10): die wertvollste Frucht dieser Begegnung war die Bekehrung.
Dieser war sich seines unrechten Handelns bewußt und entschied, reichlich ja
sogar „das Vierfache“ denen zurückzugeben, die er betrogen hatte. Außerdem nahm
er materiellen Dingen gegenüber eine uneigennützige Haltung ein, während er den
Notleidenden in Nächstenliebe begegnete, so daß er sogar die Hälfte seines
Vermögens den Armen geben wollte.
Besondere Erwähnung verdienen
die Begegnungen mit dem auferstandenen Christus im Neuen Testament. Durch die
Begegnung mit dem Auferstandenen überwindet Maria von Magdala ihre Mutlosigkeit
und Traurigkeit über den Tod des Meisters (vgl. Joh 20,11-18). In seiner neuen
österlichen Dimension schickt Jesus sie, um den Jüngern zu verkünden, daß er
auferstanden ist (vgl. Joh 20,17). Aus diesem Grund hat man Maria von Magdala
„die Apostelin der Apostel genannt“(14). Auch die Jünger von Emmaus kehrten,
nachdem sie dem auferstandenen Herrn begegnet waren und ihn erkannt hatten,
nach Jerusalem zurück, um den Aposteln und übrigen Jüngern zu erzählen, was sie
erlebt hatten (vgl. Lk 24,13-35). Jesus „legte ihnen dar, ausgehend von Mose
und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht“
(Lk 24,27). Erst später sollten die beiden Jünger erkennen, daß ihnen das Herz
in der Brust brannte, als er unterwegs mit ihnen redete und ihnen den Sinn der
Schrift erschloß (vgl. Lk 24,32). Zweifelsohne spielt der hl. Lukas in dieser Begegnungsepisode
deutlich auf die Einsetzung der Eucharistie an, insbesondere im entscheidenden
Augenblick, als die Jünger Jesus erkennen; d. h. er spielt auf die
Vorgehensweise Jesu während des letzten Abendmahls an (vgl. Lk 24,30). Beim
Bericht darüber, was die Jünger von Emmaus den Elfen erzählen, benutzt der
Evangelist einen Ausdruck, der in der Urkirche eine präzise eucharistische
Bedeutung hatte: „[...] und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach“
(Lk 24,35).
Unter den Berichten über die
Begegnungen mit dem auferstandenen Herrn hat zweifelsohne die Bekehrung des
Saulus, des zukünftigen Paulus und Apostels der Völker, der sich auf dem Weg
nach Damaskus befand, in der Geschichte des Christentums entscheidenden Einfluß
ausgeübt, denn bei dieser Begegnung fand sein radikaler Existenzwandel statt;
dort wurde aus dem Verfolger ein Apostel (vgl. Apg 9,3-30; 22,6-11; 26,12-18).
Paulus selbst spricht von dieser außerordentlichen Erfahrung wie von einer
Offenbarung des Gottessohnes, „damit ich ihn unter den Heiden verkündige“ (Gal
1,16).
Die Einladung des Herrn
achtet jedoch stets die Freiheit derer, die er ruft. Es gibt Fälle, in denen
der Mensch sich der Lebensveränderung versperrt, zu der Er ihn einlädt.
Zahlreich sind die Fälle der Zeitgenossen Jesu, die ihn sahen und ihn hörten,
sich aber dennoch für sein Wort nicht öffneten. Das Johannesevangelium
bezeichnet die Sünde als die Ursache, die den Menschen daran hindert, sich dem
Licht zu öffnen, welches Christus ist: „Das Licht kam in die Welt, und die Menschen
liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse“ (Joh
3,19). Die Evangelientexte zeigen, daß der Hang zum Reichtum ein Hindernis
darstellt, den Ruf zur großzügigen und vollen Nachfolge Jesu wahrzunehmen.
Diesbezüglich ist der Fall des jungen Reichen typisch (vgl. Mt 19,16-22; Mk
10,17-22; Lk 18,18-23).
Persönliche Begegnungen und
Begegnungen in Gemeinschaft
9. Einige Begegnungen mit
Jesus, von denen in den Evangelien berichtet wird, sind eindeutig persönlicher
Art, wie z. B. die Berufungen zur Nachfolge (vgl. Mt 4,19; 9,9; Mk 10,21; Lk
9,59). Jesus geht dort mit seinen Gesprächspartnern so um, als stünde er ihnen
sehr nahe: „Rabbi — das heißt übersetzt: Meister — wo wohnst du? [...] Kommt
und seht!“ (Joh 1,38-39). Andere Begegnungen hingegen sind eher
gemeinschaftlicher Natur, wie etwa die Begegnungen mit den Aposteln. Diese sind
von grundlegender Wichtigkeit für die Konstitution der Kirche, denn tatsächlich
sind es ja die Apostel, die Jesus aus einer größeren Jüngergruppe auserwählte
(vgl. Mk 3,13-19; Lk 6,12-16), sie in ganz besonderer Weise unterwies und einen
viel persönlicheren Umgang mit ihnen pflegte. Zur Menge spricht Jesus in
Gleichnissen, die er nur den Zwölfen erklärt: „Euch ist es gegeben, die
Geheimnisse des Himmelreichs zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben“ (Mt
13,11). Die Apostel sind berufen, Verkünder der frohen Botschaft zu sein und
eine besondere Mission zu entfalten, d. h., sie sollen die Kirche mit der Gnade
der Sakramente errichten. Zu diesem Zweck werden sie mit der notwendigen
Amtsgewalt ausgestattet: er verleiht ihnen die Macht, die Sünden zu verzeihen,
indem er sich auf dieselbe Vollmacht im Himmel und auf Erden beruft, die ihm
der Vater verliehen hat (vgl. Mt 28,18). Sie werden die ersten sein, die die
Gabe des Heiligen Geistes empfangen (vgl. Apg 2,1-4); und diese Gabe werden
dann später auch alle empfangen, die durch die Sakramente der christlichen
Initiation in die Kirche aufgenommen werden (vgl. Apg 2,38).
Die Begegnung mit Christus
in der Zeit der Kirche
10. Die Kirche ist der Ort,
wo die Menschen die Liebe des Vaters entdecken können, denn wer Jesus gesehen
hat, der hat auch den Vater gesehen (vgl. Joh 14,9). Nach seiner Himmelfahrt
handelt Jesus durch das machtvolle Walten des Parakleten, des Beistands (vgl.
Joh 16,7), der die Gläubigen dadurch verwandelt, daß er ihnen das neue Leben
gibt. Auf diese Weise werden sie befähigt, mit derselben Liebe Gottes zu
lieben, die „ausgegossen [ist] in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der
uns gegeben ist“ (Röm 5,5). Zudem bereitet die göttliche Gnade die Christen
darauf vor, die Welt zu verändern, indem sie eine neue Zivilisation begründen,
die mein Vorgänger Paul VI. zu Recht „Zivilisation der Liebe“ genannt hat (15).
„Das Wort Gottes hat in allem, außer in der Sünde, die menschliche Natur
angenommen (vgl. Hebr 4,12-15). Es tut den Plan des Vaters kund, der
menschlichen Person zu offenbaren, wie sie zur Fülle ihrer eigenen Berufung
gelangt [...]. So versöhnt Jesus nicht nur den Menschen mit Gott, sondern auch
mit sich selbst, da er ihm seine eigene Natur offenbart“(16). Mit diesen Worten
haben die Synodenväter im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils erneut
bekräftigt, daß Jesus der Weg ist, der zur vollen Selbstverwirklichung führt,
deren höchste Form die endgültige und ewige Begegnung mit Gott ist. „Ich bin
der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch
mich“ (Joh 14,6). Gott hat uns „im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt
seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern
sei“ (Röm 8,29). Also ist Jesus Christus die endgültige Antwort auf die Frage
nach dem Sinn des Lebens und auf die grundlegenden offenen Fragen, die auch
heutzutage so viele Menschen des amerikanischen Kontinents beschäftigen.
Durch Maria begegnen wir
Jesus
11. Als Jesus geboren wurde,
kamen die Weisen aus dem Orient nach Betlehem und „sahen das Kind und Maria,
seine Mutter“ (Mt 2,11). Als der Sohn Gottes zu Beginn seines öffentlichen
Wirkens auf der Hochzeit von Kana sein erstes Zeichen wirkte, so daß seine
Jünger an ihn glaubten (vgl. Joh 2,11), da war es Maria, die vermittelte und
die Diener mit folgenden Worten auf ihren Sohn verwies: „Was er euch sagt, das
tut“ (Joh 2,5). Diesbezüglich habe ich bei einer anderen Gelegenheit
geschrieben: „Die Mutter Christi zeigt sich vor den Menschen als Sprecherin für
den Willen des Sohnes, als Wegweiserin zu jenen Voraussetzungen, die erfüllt
sein müssen, damit sich die erlösende Macht des Messias offenbaren kann“(17).
Daher ist Maria ein sicherer Weg, um Christus zu begegnen. Die der Mutter des
Herrn entgegengebrachte Frömmigkeit hilft — wenn sie echt ist — stets, das
eigene Leben nach dem Geist und den Werten des Evangeliums auszurichten.
Es ist daher nur
folgerichtig, wenn der Stellenwert Marias hervorgehoben wird, den sie
hinsichtlich der Begegnung der Kirche Amerikas mit dem Herrn einnimmt. In der
Tat ist ja die allheilige Jungfrau „in besonderer Weise mit dem Entstehen der
Kirche in der Geschichte der [...] Völker Amerikas verbunden, die durch Maria
dem Herrn begegneten“(18).
In allen Teilen des
Kontinents war die Präsenz der Gottesmutter durch das Wirken der Missionare
seit den Tagen der ersten Evangelisierung sehr intensiv. Bei der Verkündigung
„des Evangeliums stellten sie die Jungfrau Maria als dessen höchste Erfüllung
dar. Seit den Ursprüngen ihrer Erscheinung und Anrufung in Guadalupe stellte
Maria das große Zeichen, das mütterliche Antlitz voller Erbarmen für die Nähe
des Vaters und des Sohnes dar, mit denen zusammen sie uns einlädt, in die
Gemeinschaft einzutreten“(19).
Die Marienerscheinung, die
der Indio Juan Diego im Jahr 1531 auf dem Hügel von Tepeyac hatte, war für die
Evangelisierung von entscheidender Bedeutung (20). Dieser Einfluß geht über die
Grenzen Mexikos hinaus und erreicht den ganzen Kontinent. Amerika war im Lauf
der Geschichte der Schmelztiegel der Völker und ist es auch heute noch. Man hat
„in dem Mestizengesicht der Jungfrau von Tepeyac“, in U. Lb. Frau von Guadalupe
„ein bedeutsames Beispiel einer vollkommen inkulturierten Evangelisierung“(21)
erkannt. Daher wird U. Lb. Frau von Guadalupe nicht nur in Zentral- und
Südamerika, sondern auch im Norden des Kontinents als Königin ganz Amerikas
verehrt (22).
Im Lauf der Zeit sind sich
sowohl Hirten als auch Gläubige immer mehr der Rolle bewußt geworden, die Maria
bei der Evangelisierung des Kontinents eingenommen hatte. Bei dem für die
Sonderversammlung der Bischofssynode für Amerika verfaßten Gebet wird die
Gottesmutter von Guadalupe als „Patronin ganz Amerikas und Stern der ersten und
der neuen Evangelisierung“ angerufen. In diesem Sinne nehme ich gerne den
Vorschlag der Synodenväter auf, den 12. Dezember auf dem ganzen Kontinent als
das Fest U. Lb. Frau von Guadalupe, der Mutter Amerikas und Verkünderin des
Evangeliums einzurichten (23), und ich hoffe fest, daß sie, deren Fürsprache
die ersten Jünger ihre Stärkung im Glauben verdankten (vgl. Joh 2,11), die
Kirche auf diesem Kontinent durch ihre mütterliche Fürsprache leitet, auf daß
sie wie schon in der Urkirche die Herabkunft des Heiligen Geistes erwirkt (vgl.
Apg 1,14). So wird die Neuevangelisierung eine wunderbare Blüte des
christlichen Lebens hervorbringen.
Stätten der Begegnung mit
Christus
12. Mit der Hilfe Marias
mochte die Kirche in Amerika die Menschen dieses Kontinents zur Begegnung mit
Christus führen, denn diese ist der Ausgangspunkt für eine echte Umkehr und
erneuerte Gemeinschaft und Solidarität Diese Begegnung wird auf wirksame Weise
dazu beitragen den Glauben vieler Katholiken zu festigen, denn sie wird
bewirken, daß er zu einem überzeugten, lebendigen und zu Taten drängenden
Glauben heranreift.
Damit die Suche nach
Christus, die es auch in der Kirche gibt, sich nicht auf irgend etwas
Abstraktes beschränkt, ist es notwendig, konkrete Orte und Augenblicke
aufzuzeigen wo man ihm innerhalb der Kirche begegnen kann. Die Erörterungen der
Synodenväter waren diesbezüglich sehr reich an Vorschlägen und Beobachtungen.
In erster Linie hoben sie
„die im Licht der Tradition, der Kirchenväter und des kirchlichen Lehramtes
gelesene und durch Meditation und Gebet vertiefte Heilige Schrift“ hervor (24).
Man hat auch empfohlen, die Evangelienkenntnisse zu fördern, denn in ihnen wird
in leicht zugänglichen Worten die Art und Weise verkündet, wie Jesus unter den
Menschen gelebt hat. Eine echte Frucht der Lekture dieser heiligen Texte ist
die Bekehrung der Herzen, wenn man mit derselben Aufmerksamkeit zuhört, mit der
die Menge Jesus am Fuß des Berges der Seligpreisungen oder am Ufer des Sees
Genesareth zuhörte, als er vom Boot aus predigte.
Ein weiterer Ort der
Begegnung mit Jesus ist die heilige Liturgie (25). Dem Zweiten Vatikanischen
Konzil verdanken wir eine äußerst reiche Darlegung der zahlreichen Weisen der
Gegenwart Christi in der Liturgie. Diese ist so wichtig, daß sie zum Gegenstand
ständiger Predigttätigkeit werden muß: Christus ist im Priester gegenwärtig,
der die Messe zelebriert und so auf dem Altar dasselbe und einzige Kreuzesopfer
erneuert; er ist gegenwärtig in den Sakramenten, in denen seine wirkungsvolle
Kraft am Werk ist. Wenn sein Wort verkündet wird, ist er es selbst, der zu uns
spricht. Außerdem ist er kraft seiner Verheißung in der Gemeinschaft
gegenwärtig: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin
ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Aber „vor allem ist er unter den
eucharistischen Gestalten“ gegenwärtig (26). Mein Vorgänger Paul VI. hielt es
für notwendig, die Einzigartigkeit der Realpräsenz Christi in der Eucharistie
zu erklären: sie „wird ‚wirklich‘ genannt, nicht im ausschließlichen Sinne, als
ob die anderen nicht ‚wirkliche‘ wären, sondern hervorhebend, weil Sie
substanziell ist“(27). Unter den Gestalten von Brot und Wein ist „der ganze und
vollständige Christus in seiner physischen ‚Realität‘ auch körperlich gegenwärtig“(28).
Auch im Bericht über die
Erscheinung des Auferstandenen bei den Jüngern in Emmaus werden die Schrift und
die Eucharistie als Orte der Begegnung mit Christus nahegelegt. Außerdem heißt
es im Evangelientext über das Jüngste Gericht (vgl. Mt 25,3 1-46), daß wir
aufgrund unserer Liebe zu den Notleidenden gerichtet werden, in denen der Herr
Jesus auf geheimnisvolle Weise gegenwärtig ist. Dieser Text deutet an, daß wir
auch einen dritten Ort der Begegnung mit Christus nicht vernachlässigen dürfen:
„die Personen, insbesondere die Armen, mit denen sich Christus
identifiziert“(29). Papst Paul VI. erinnerte bei der Schließung des Zweiten
Vatikanischen Konzils daran, daß wir „im Angesicht eines jeden Menschen,
besonders wenn es durch Tränen und Leiden transparent wurde, das Antlitz
Christi (vgl. Mt 25,40), des Menschensohnes, erkennen können und müssen“(30).
Kapitel II
Die Begegnung mit Jesus
Christus im heutigen Amerika
„Wem viel gegeben wurde, von
dem wird viel zurückgefordert werden“ (Lk 12,48)
Die Situation der Menschen
in Amerika und ihre Begegnung mit dem Herrn
13. In den Evangelien wird
von Begegnungen mit Christus in ganz verschiedenen Situationen berichtet.
Manchmal handelt es sich um Situationen, in denen Menschen gesündigt haben,
Situationen, welche die Notwendigkeit zur Umkehr und zur Vergebung seitens des
Herrn aufzeigen. Bei anderen Gelegenheiten kommen die positiven Haltungen der
Wahrheitssuche und echten Vertrauens zu Jesus zum Vorschein, die dazu führen,
daß eine wahre Freundschaft zu ihm entsteht und die den Wunsch wachrufen,
seinem Beispiel zu folgen. Auch nicht zu vergessen sind die Gaben, durch welche
der Herr einige Menschen auf eine spätere Begegnung vorbereitet. So hat zum
Beispiel Gott Maria mit Gnaden erfüllt (vgl. Lk 1,28) und sie von Anfang an
darauf vorbereitet, damit in ihr die wichtigste Begegnung zwischen dem
Göttlichen und der menschlichen Natur stattfinde, nämlich das unaussprechliche
Geheimnis der Menschwerdung.
Da die Sunde und die
sozialen Tugenden keine abstrakte Große darstellen sondern das Ergebnis
menschlichen Handelns sind (31) muß man sich vergegenwärtigen daß Amerika
heutzutage eine komplexe Realität darstellt Es ist die Frucht der Tendenzen und
Vorgehensweisen jener Menschen die dort leben und in dieser konkreten und
reellen Situation müssen die Menschen Jesus begegnen.
Christliche Identität
Amerikas
14. Das größte Geschenk, das
Amerika vom Herrn erhalten hat, ist der Glaube. Dieser hat dessen christliche
Identität mit der Zeit immer mehr geformt. Vor nunmehr über fünfhundert Jahren
begann man, den Namen Christi auf diesem Kontinent zu verkünden. Die Frucht der
Evangelisierung, welche die Auswanderungsbewegungen aus Europa begleitet hatte,
ist nun das religiöse Antlitz Amerikas, geprägt von den moralischen Werten, die
man im gewissen Sinne als kulturelles Erbe aller Amerikaner, ja sogar derer
betrachten kann, die sich nicht mit ihnen identifizieren. Daran ändert auch die
Tatsache nichts, daß man diese Werte nicht immer konsequent gelebt und man sie
sogar gelegentlich in Frage gestellt hat. Selbstverständlich darf man die
christliche Identität Amerikas nicht als ein Synonym katholischer Identität
betrachten. Die Existenz anderer christlicher Konfessionen, die je nach Gegend
bald mehr, bald weniger vertreten sind, läßt die Ökumene als besonders dringend
erscheinen, um so die Einheit aller, die an Christus glauben, zu suchen (32).
Früchte der Heiligkeit
15. Ausdruck und beste
Frucht der christlichen Identität Amerikas sind seine Heiligen. In ihnen ist
die Begegnung mit dem lebendigen Christus „so tief und anspruchsvoll [...], daß
sie zum Feuer wird, welches sie gänzlich aufzehrt und sie drangt sein Reich zu
errichten und darauf hinzuwirken, daß er und sein neuer Bund Sinn und Seele
[...] im Leben eines jeden Einzelnen sowie der ganzen Gemeinschaft seien“(33).
Amerika hat seit Beginn seiner Evangelisierung die Fruchte der Heiligkeit
blühen sehen. Das gilt für die hl. Rosa von Lima (1586—1617), „der ersten Blume
der Heiligkeit in der Neuen Welt“(34). Sie wurde 1670 von Papst Clemens X. zur
Hauptpatronin Amerikas erklärt. Nach ihr wuchs der amerikanische
Heiligenkalender bis zu seinem heutigen Umfang an (35). Die Selig- und
Heiligsprechungen, durch die so viele Söhne und Töchter dieses Kontinents zur
Ehre der Altäre erhoben wurden, sind heroische Beispiele christlicher
Lebensführung innerhalb verschiedener Lebensumstände und Lebens bereiche. Durch
ihre Selig und Heiligsprechung anerkennt die Kirche in ihnen mächtige
Fürsprecher die mit Jesus Christus dem Hohepriester in Ewigkeit und Mittler
zwischen Gott und den Menschen vereint sind Die Seligen und Heiligen Amerikas
begleiten in brüderlicher Fürsorge die Männer und Frauen ihres Landes, die in
Freud und Leid der endgültigen Begegnung mit dem Herrn entgegen gehen (36).
Damit die Gläubigen ihrem Beispiel immer öfter folgen und sie noch häufiger und
wirkungsvoller anrufen, betrachte ich den Vorschlag der Synodenväter als
durchaus angebracht, eine „Sammlung von Kurzbiographien amerikanischer Seliger
und Heiliger vorzubereiten. Dies könnte in Amerika die Antwort auf die
universale Berufung zur Heiligkeit erhellen und anregen“(37). Unter ihren
Heiligen „kennt die Geschichte der Evangelisierung Amerikas zahlreiche Märtyrer
und Märtyrerinnen, Bischöfe und Priester, Ordensleute und Laien [...]‘ die mit
ihrem Blut den Boden dieser Nationen tränkten. Sie regen uns wie eine Wolke von
Zeugen (vgl. Hebr 12,1) an, heute die Neuevangelisierung ohne Furcht und mit
Eifer auf uns zu nehmen.“(38). Die Beispiele ihrer Hingabe an das Evangelium
dürfen nicht nur nicht in Vergessenheit geraten, sondern sie müssen unter den
Gläubigen dieses Kontinents noch stärker bekannt gemacht und verbreitet werden.
Diesbezüglich schrieb ich im Apostolischen Schreiben Tertio millenio
adveniente: Es „muß von den Ortskirchen alles unternommen werden, um durch das
Anlegen der notwendigen Dokumentation nicht die Erinnerung zu verlieren an
diejenigen, die das Martyrium erlitten haben“(39).
Die Volksfrömmigkeit
16. Ein besonderes Merkmal
Amerikas ist das Vorhandensein einer Volksfrömmigkeit die tief in den
verschiedenen Völkern verwurzelt ist Sie ist auf allen Gesellschaftsebenen zu
finden, und sie ist von besonderer Bedeutung als Ort der Begegnung mit Christus
für alle die Gott aufrichtig und im Geiste der Armut und Demut des Herzens
suchen (vgl. Mt 11,25). Die Ausdrucksweisen dieser Frömmigkeit sind zahlreich
Die Wallfahrten zu den Heiligtümern wo Christus Maria oder die Heiligen verehrt
werden, das Gebet für die Seelen im Fegefeuer, der Gebrauch von Sakramentalien
(Wasser, Öl, Kerzen ...). Diese und viele andere Ausdrucksformen der
Volksfrömmigkeit bieten den Gläubigen die Gelegenheit den lebendigen Christus
zu finden“(40). Die Synodenväter haben die Dringlichkeit unterstrichen in
diesen Ausdrucksformen der Volksfrömmigkeit die wahren geistigen Werte zu
entdecken, um sie durch die genuine katholische Glaubenslehre zu bereichern so
daß diese Frömmigkeit zu aufrichtiger Umkehr und konkreter Erfahrung der
Nächstenliebe führt (41). Die Volksfrömmigkeit tragt wenn sie in rechter Weise
ausgerichtet wird auch dazu bei, daß in den Gläubigen das Bewußtsein ihrer
Zugehörigkeit zur Kirche wächst, indem sie nämlich ihren Eifer stärkt und ihnen
auf diese Weise eine gültige Antwort auf die aktuellen Herausforderungen der
Verweltlichung bietet (42).
Da in Amerika die
Volksfrömmigkeit ein Ausdruck der Inkulturation des katholischen Glaubens ist
und viele ihrer Ausdrucksweisen autochthone religiöse Formen aufgegriffen
haben, sollte man die Möglichkeit hervorheben, aus ihnen in weiser Vorsicht eine
gültige Anleitung zur besseren Inkulturation des Evangeliums zu gewinnen (43).
Dies ist besonders unter der indianischen Bevölkerung wichtig, damit „die
Samenkörner des Wortes“ innerhalb ihrer Kulturen zur Fülle in Christus gelangen
(44). Dasselbe gilt für die Amerikaner afrikanischer Herkunft: die Kirche
„anerkennt, daß sie die Pflicht hat, auf diese Amerikaner von ihrer je eigenen
Kultur her zuzugehen und ernsthaft den geistigen und menschlichen Reichtum
dieser Kultur zu berücksichtigen, welche die Art und Weise prägt, ihren Kult zu
begehen, ihren Sinn für Fröhlichkeit und Solidarität sowie ihre Sprache und
Traditionen hervorzuheben“(45).
Orientalisch-katholische
Präsenz in Amerika
17. Die bis in unsere
heutige Zeit andauernde Einwanderung in Amerika ist seit Beginn der
Evangelisierung so etwas wie eine Konstante in seiner Geschichte geworden.
Innerhalb dieses komplexen Phänomens muß man hervorheben daß bestimmte Regionen
Amerikas in der letzten Zeit zahl reiche Mitglieder orientalisch katholischer Kirchen
aufgenommen haben die aus verschiedenen Gründen ihre Ursprungsländer verlassen
haben Eine erste Einwanderungswelle erfolgte vor allem aus der Westukraine
Später hat sich diese Auswanderungsbewegung auch auf die Länder des Mittleren
Ostens ausgeweitet So entstand die pastorale Notwendigkeit eine katholisch
orientalische Hierarchie für diese Einwanderer und ihre Nachkommen zu errichten
Die auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil erlassenen Normen an die die
Synodenväter erinnerten anerkennen die katholischen Ostkirchen haben das volle
Recht und die Pflicht sich jeweils nach ihren eigenen Grundsätzen zu richten da
sie beauftragt sind von einer altehrwürdigen lehrmäßigen liturgischen und
monastischen Tradition Zeugnis abzulegen Andererseits müssen besagte Kirchen
ihre eigenen Disziplinen bewahren weil diese den Gewohnheiten ihrer Gläubigen
besser entsprechen und der Sorge um das Seelenheil angemessener erscheinen
(46). Wenn die universale ekklesiale Gemeinschaft der Synergia [des
Zusammenwirkens] zwischen den Teilkirchen des Ostens und Westens bedarf um mit
beiden Lungen atmen zu können muß man sich in der Hoffnung dies eines Tages
einmal gänzlich durch die vollkommene Einheit zwischen der katholischen Kirche
und den getrennten Ostkirchen (47) tun zu können darüber freuen daß in der
jüngsten Zeit neben den seit Anbeginn dort ansässigen Kirchen lateinischer
Tradition auch die Ostkirchen einen Platz eingenommen haben denn so kommt die
Katholizität der Kirche des Herrn noch besser zum Ausdruck (48).
Die Kirche im Bereich der
Erziehung und des Sozialwesens
18. Unter den Faktoren, die
den Einfluß der Kirche bei der christlichen Erziehung in Amerika begünstigen,
ist ihre starke Präsenz im Bildungswesen hervorzuheben. Das gilt ganz besonders
für den wissenschaftlichen Bereich. Die zahlreichen über den Kontinent
verteilten katholischen Universitäten stellen ein Charakteristikum des
kirchlichen Lebens in Amerika dar. Auf gleiche Weise bietet der Unterricht in
den zahlreichen katholischen Grundschulen und höheren Lehranstalten die
Möglichkeit zur Evangelisierung im großen Rahmen, wobei dieser stets vom
entschiedenen Willen begleitet werden muß, eine wirklich christliche Erziehung
zu ermöglichen (49).
Ein weiterer wichtiger
Bereich, in dem die Kirche in ganz Amerika präsent ist, ist die Caritas und das
Sozialwesen. Die vielfältigen Initiativen zur Betreuung von alten, kranken und
hilfsbedürftigen Menschen in Altenheimen, Krankenhäusern, ambulanten
Krankenstationen, kostenlosen Essensausgaben und anderen Sozialeinrichtungen sind
ein greifbares Zeugnis der besonderen Liebe zu den Armen, welches die Kirche in
Amerika aus Liebe zu ihrem Herrn ablegt in dem Bewußtsein, daß „Jesus sich mit
ihnen identifiziert hat (vgl. Mt 25,31-46)“(50). Bei dieser Aufgabe die keine
Grenzen kennt verstand es die Kirche ein Bewußtsein für konkrete Solidarität
zwischen den verschiedenen Gemeinschaften des Kontinents sowie auf weltweiter
Ebene zu schaffen. Auf diese Weise manifestierte sie ihre Brüderlichkeit,
welche die Christen überall und immer auszeichnen muß.
Der Dienst an den Armen muß,
um dem Evangelium zu entsprechen und um eine evangelisierende Dimension
anzunehmen, ein treues Abbild des Handelns Jesu sein, der kam, damit er „den
Armen eine gute Nachricht bringe“ (Lk 4,18). Wenn das in diesem Geist
geschieht, wird dieser Dienst zu einer Bekundung der unendlichen Liebe Gottes
zu allen Menschen. So wird auf vielsagende Weise die Hoffnung auf das Heil
weitergegeben, das Christus in die Welt gebracht hat und das besonders dann
aufleuchtet, wenn es den von der Gesellschaft Verlassenen und Ausgestoßenen
gebracht wird.
Diese ständige Fürsorge für
die Armen und Mittellosen kommt in der Soziallehre der Kirche zum Ausdruck, die
nicht müde wird, die christliche Gemeinschaft einzuladen, sich für die Überwindung
jeglicher Form von Ausbeutung und Unterdrückung einzusetzen. Denn es geht ja
wirklich nicht nur darum, die schlimmsten und dringlichsten Nöte durch
individuelle und sporadische Aktivitäten zu lindern, sondern auch darum, die
Wurzel des Übels zu benennen, indem man solche Eingriffe vorschlägt, die den
sozialen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen eine gerechtere und
solidarischere Gestalt verleihen.
Wachsende Beachtung der
Menschenrechte
19. Im Hinblick auf die
Zivilgesellschaft ist unter den positiven Aspekten im heutigen Amerika zu
nennen, daß sich auf dem ganzen Kontinent immer mehr demokratische Systeme
etablieren und es immer weniger Diktaturen gibt, eine Tendenz, die unmittelbare
moralische Auswirkungen hat. Die Kirche verfolgt diese Entwicklung mit Freude,
in dem Maße, in dem dies immer mehr einer erkennbaren Beachtung der
Menschenrechte eines jeden Einzelnen zu Gute kommt. Hierzu zählen auch
Strafgefangene und Verurteilte, bei denen eine Anwendung von Inhaftierungs- und
Verhörmethoden, welche die Menschenrechte verletzen und hierbei denke ich
konkret an die Folter — unrechtmäßig ist. In der Tat „ist der Rechtsstaat die
notwendige Bedingung zur Schaffung einer echten Demokratie“(51).
Andererseits bringt für die
Bürger, besonders für die Führungsschicht, die Existenz eines Rechtsstaates die
Überzeugung mit sich, daß die Freiheit nicht von der Wahrheit zu trennen ist
(52). In der Tat werfen die ernsthaften Probleme, welche die Würde der
menschlichen Person, Familie, Ehe und Erziehung, Wirtschaft und
Arbeitsbedingungen, Lebensqualität und das Leben selbst bedrohen, die Frage
nach dem Recht auf (53). Die Synodenväter haben daher unterstrichen, daß „die
grundlegenden Rechte der menschlichen Person in deren eigene Natur
eingeschrieben sind. Sie sind gott- gewollt und erfordern daher Befolgung und
universale Akzeptanz. Keine menschliche Autorität darf sie unter Berufung auf
die Mehrheit oder auf politischen Konsens mit dem Vorwand übertreten, daß man
so dem Pluralismus und der Demokratie Achtung zollt. Daher muß sich die Kirche
für die Ausbildung und Begleitung der Laien einsetzen, die in den
gesetzgebenden Organen, in der Regierung und in der Rechtsverwaltung tätig
sind, so daß die Gesetze stets die moralischen Prinzipien und Werte zum
Ausdruck bringen, die mit einer gesunden Anthropologie konform gehen und das
Allgemeinwohl voranstellen“(54).
Das Phänomen der
Globalisierung
20. Ein Merkmal der heutigen
Welt ist die Tendenz zur Globalisierung, einem Phänomen, das, wenn es auch
nicht ein ausschließlich amerikanisches ist, doch eher in Amerika zu finden ist
und dort größere Auswirkungen hat. Es handelt sich dabei um einen Prozeß, der
sich aufgrund der größeren weltweiten Kommunikationsmöglichkeiten immer mehr
durchsetzt und praktisch zur Überwindung der Entfernung führt, was in den
verschiedensten Bereichen deutliche Auswirkungen hat.
Vom ethischen Standpunkt aus
kann dies sowohl positiv als auch negativ gewertet werden. Tatsache ist, daß
wir es mit einer wirtschaftlichen Globalisierung zu tun haben, die z. B. mit
der Förderung der Leistungsfähigkeit und Produktionssteigerungen verschiedene
positive Folgen mit sich bringt, und die mit der Entwicklung der
Wirtschaftsbeziehungen zwischen den verschiedenen Ländern den Prozeß der
Einheit unter den Völkern verstärkt sowie den Dienst an der Menschheitsfamilie
verbessern kann. Doch wenn sich die Globalisierung lediglich nach den
Marktgesetzen richtet, die zum Vorteil der Mächtigen angewandt werden, wird sie
negative Konsequenzen haben, wie z. B. die, daß der Wirtschaft ein absoluter
Wert beigemessen wird. Weitere negative Folgen sind die Arbeitslosigkeit, die
Verringerung und Verschlechterung der öffentlichen Daseinsvorsorge, die
Zerstörung der Umwelt und der Natur, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich
und der ungerechte Wettbewerb, der die armen Länder in eine immer gravierendere
Situation der Minderwertigkeit stürzt (55). Obschon die Kirche die positiven
Werte anerkennt, welche die Globalisierung mit sich bringt, schaut sie doch
auch beunruhigt auf die sich daraus ergebenden negativen Aspekte.
Und was soll man erst über
die kulturelle Globalisierung sagen, die von den übermächtigen Massenmedien
herrührt? Diese diktieren überall neue Wertmaßstäbe die oftmals willkürlich und
im Grunde materialistisch sind. Angesichts dieser neuen Wertmaßstäbe ist es
sehr schwierig, eine lebendige Treue zu den Werten des Evangeliums aufrecht zu
erhalten.
Die zunehmende Landflucht
21. Das Phänomen der
Landflucht nimmt auch in Amerika immer mehr zu. Seit einigen Jahrzehnten erlebt
der Kontinent eine kontinuierliche Abwanderung vom Land in die Stadt. Es
handelt sich dabei um ein ziemlich komplexes Phänomen, das bereits mein
Vorgänger Paul VI. beschrieben hat (56). Es gibt verschiedene Gründe für dieses
Phänomen, doch sticht dabei hauptsächlich die Armut und die Unterentwicklung
der ländlichen Gegenden hervor, wo häufig öffentliche Einrichtungen,
Verkehrsmöglichkeiten und Einrichtungen des Bildungs- und Gesundheitswesens
fehlen. Außerdem übt die Stadt durch ihr Unterhaltungsangebot und den Wohlstand
ein Bild, das häufig von den Medien vermittelt wird — eine besondere
Anziehungskraft auf die einfachen ländlichen Bevölkerungsschichten aus.
Die häufig ausbleibende
Planung bei diesem Prozeß ist der Grund vieler Übel. Die Synodenväter hoben
hervor, „daß in gewissen Fällen einige Stadtbereiche regelrechte Inseln sind,
wo sich Gewalt und Jugendkriminalität häufen und sich eine Atmosphäre der
Verzweiflung breit macht“(57). Das Phänomen der Landflucht stellt auch eine
große Herausforderung an die Seelsorge der Kirche dar, die sich mit der
kulturellen Entwurzelung, mit dem Verlust vertrauter Bräuche und der Abkehr von
den eigenen religiösen Traditionen auseinanderzusetzen hat. All das führt nicht
selten zu einem Scheitern des Glaubens, der nämlich so seiner Äußerungsformen
beraubt wurde, die ihm als dessen Stütze dienten.
Es ist also eine drängende
Herausforderung für die Kirche, die städtische Kultur zu evangelisieren. Sie
ist heutzutage aufgerufen, durch Katechese, Liturgie und die eigenen seelsorglichen
Strukturen die Städte systematisch und flächendeckend zu evangelisieren, wie
sie es auch jahrhundertelang verstanden hat, die ländliche Kultur zu
evangelisieren (58).
Die Last der
Auslandsschulden
22. Die Synodenväter haben
ihrer Sorge über die Auslandsschulden Ausdruck verliehen, die viele Länder in
Amerika belasten. Das kommt einer Solidaritätsbekundung mit diesen Ländern
gleich. Sie lenken zu Recht die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung auf die
Komplexität dieses Themas und anerkennen, „daß diese Schulden häufig das
Ergebnis von Korruption und schlechter Verwaltung sind“(59). Es entspricht
nicht dem Geist synodaler Reflexion, durch diese Erkenntnis die gesamte
Verantwortung eines Phänomens auf einen einzigen Pol konzentrieren zu wollen,
welches von seinem Ursprung her und auch, was seine Lösung anbelangt, äußerst
komplex ist (60).
In der Tat zählen zu den
vielseitigen Gründen, die zu einer so hohen Auslandsverschuldung geführt haben,
nicht nur die hohen Zinsen, die Folge einer spekulativen Finanzpolitik, sondern
auch die Verantwortungslosigkeit einiger Regierungspolitiker, die bei der
Aufnahme der Schulden nicht genügend über die reellen Möglichkeiten der
Rückzahlung nachgedacht haben. Erschwerend kommt noch hinzu, daß aus
internationalen Geldanleihen stammende ungeheure Summen manchmal zur
persönlichen Bereicherung einiger Personen dienten, anstatt zur Förderung der
für die Entwicklung des Landes notwendigen Veränderungen. Es wäre aber
ungerecht, daß diese unverantwortlichen Entscheidungen auf denen lasten, die
sie nicht getroffen haben. Der Ernst der Situation wird noch verständlicher,
wenn man in Betracht zieht, daß „schon allein die Abzahlung der Zinsen die
Wirtschaft der armen Länder stark belastet, und den Staaten dadurch das für die
soziale Entwicklung, für das Bildungs- und Gesundheitswesen und das für die
Schaffung von Arbeitsplätzen notwendige Geld fehlt“(61).
Die Korruption
23. Die Korruption hat
häufig die belastenden Auslandsschulden mit verursacht und ist ein
schwerwiegendes Problem, das sorgfältig erörtert werden muß. Die Korruption
„betrifft uneingeschränkt alle, die an der Machtausübung in der Öffentlichkeit
und im privaten Bereich beteiligt sind sowie alle, die mit Führungspositionen
betraut wurden“. Es handelt sich dabei um eine Situation, die „das Ausbleiben
von Strafverfolgungsmaßnahmen, das Eintreten unrechtmäßiger Bereicherung sowie
den Vertrauensschwund gegenüber politischen Einrichtungen begünstigt, was
besonders im Rechtswesen und bei öffentlichen, nicht immer eindeutigen und für
alle gleichen und effizienten Investitionen zu Tage tritt“(62).
Diesbezüglich mochte ich
daran erinnern was ich in der Botschaft zum Weltfriedenstag 1998 geschrieben
habe daß nämlich die Plage der Korruption angezeigt und von der Obrigkeit mutig
und unter der hochherzigen Mithilfe aller Bürger die von einem ausgeprägten
moralischen Gewissen gestutzt sind (63) bekämpft werden muß Hinzu kommen müssen
adäquate Kontrollmechanismen und mehr Transparenz bei wirtschaftlichen und
finanziellen Transaktionen welche in vielen Fallen eine Ausbreitung der
Korruption verhindern deren schädliche Folgen ja hauptsächlich die ärmsten und
hilflosen Menschen treffen. Es sind außerdem immer die Armen die zuerst unter
dem verspäteten Eingreifen der Unwirksamkeit dem Fehlen einer geeigneten
Verteidigung und den mangelhaften Strukturen leiden wenn das Rechtswesen
korrupt ist.
Drogenhandel und
Drogenkonsum
24. Drogenhandel und -konsum
stellen eine ernsthafte Bedrohung für die sozialen Strukturen in den Ländern
Amerikas dar. Dies „trägt zu Verbrechen und Gewalt, zur Zerstörung des
Familienlebens sowie zur physischen und emotionalen Zerstörung vieler Menschen
und Gemeinschaften bei, vor allem bei den Jugendlichen. Dies zerfrißt die
ethische Dimension der Arbeit und trägt zur Erhöhung der Zahl der
Strafgefangenen bei; mit einem Wort: es trägt zur Degradierung der als Abbild
Gottes geschaffenen Person bei“(64). Dieser unheilvolle Handel führt auch „zur
Zerstörung von Regierungen, da er die wirtschaftliche Sicherheit und Stabilität
der Länder zersetzt“(65). Wir haben es hier mit einer der drängendsten
Herausforderungen zu tun, mit der sich viele Länder der Erde
auseinanderzusetzen haben. Es ist dies eine Herausforderung, die die in letzter
Zeit erzielten Errungenschaften zum Fortschritt der Menschheit belastet. Für
einige Länder Amerikas sind Produktion, Handel und Konsum von Drogen Faktoren,
die ihr internationales Ansehen kompromittieren, indem sie ihre Glaubwürdigkeit
vermindern und die erwünschte Zusammenarbeit mit anderen Ländern erschweren,
die gerade in unseren Tagen für eine harmonische Entwicklung eines jeden Volkes
so notwendig ist.
Die Sorge um die Umwelt
25. „Gott sah, daß es gut
war“ (Gen 1,25). Diese Worte, die wir im ersten Kapitel des Buches Genesis
lesen, zeigen den Sinn des göttlichen Schöpfungswerks auf. Der Schöpfer
vertraut dem Menschen, der Krönung der gesamten Schöpfung, die Sorge um die
Erde an (vgl. Gen 2,15). Daraus ergeben sich für jeden ganz konkrete
Verpflichtungen bezüglich der Umwelt, deren Erfüllung voraussetzt, daß man sich
einer ethischen und spirituellen Perspektive nicht versperrt, denn nur so
können egoistische Lebensauffassungen und „Lebensweisen überwunden werden, die
zur Erschöpfung der natürlichen Rohstoffe führen“(66).
Selbst in diesem heute so
aktuellen Bereich ist die Mitwirkung der Gläubigen sehr wichtig. Es bedarf
einer Zusammenarbeit aller Menschen guten Willens mit den gesetzgebenden
Instanzen und der Regierung, um einen wirksamen Umweltschutz zu erzielen, denn
diese Umwelt wird als ein Geschenk Gottes betrachtet. Wie viel Mißbrauch wird
auch in vielen Gegenden Amerikas betrieben, und wie viel Schaden wird auch dort
der Umwelt zugefügt! Man denke nur an die unkontrollierte Freisetzung von
Giftstoffen oder an das dramatische Phänomen der Waldbrände, die manchmal sogar
durch Brandstiftung und aus egoistischem Interesse entstehen. Diese
Zerstörungen können nicht wenige Bereiche des amerikanischen Kontinents in
totale Wüsten verwandeln, was unvermeidlich zu Hunger und Not führen würde. Das
Problem stellt sich besonders intensiv in den Amazonaswäldern, einer immensen
Fläche, die verschiedene Länder wie Brasilien, Guyana, Surinam, Venezuela,
Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien umfaßt (67). Durch seine biologische
Vielfalt ist er einer der am meisten geschätzten natürlichen Lebensräume auf
der Welt, da er für das ökologische Gleichgewicht des ganzen Planeten
lebensnotwendig ist.
Kapitel III
Der Weg der Umkehr
„Also kehrt um, und tut Buße“ (Apg 3,19)
Die Dringlichkeit des Rufes
zur Umkehr
26. „Die Zeit ist erfüllt,
das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15).
Mit diesen Worten begann Jesus sein Wirken in Galiläa. Sie sollen bei
Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten und Gläubigen in ganz Amerika immerzu
Gehör finden. Sowohl die Feier des fünfhundertsten Jahrestags des Beginns der
Evangelisierung Amerikas als auch die Gedenkfeier der zweitausendsten
Wiederkehr der Geburt Christi — das Große Jubiläum, das wir bald begehen werden
— sind eine Aufforderung, die eigene christliche Berufung zu vertiefen. Die
Größe des Ereignisses der Menschwerdung und die Dankbarkeit für das Geschenk
der ersten Verkündigung des Evangeliums in Amerika laden uns ein, Christus
bereitwillig und durch entschiedenere persönliche Umkehr zu antworten.
Gleichzeitig werden wir dadurch angespornt, immer treuer und großherziger das
Evangelium zu befolgen. Die Aufforderung Christi zur Umkehr erklingt auch in
den Worten des Apostels Paulus: „Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf.
Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden“ (Röm
13,11). Die Begegnung mit dem lebendigen Christus drängt also zur Umkehr.
Wenn im Neuen Testament von
Umkehr gesprochen wird, wird das Wort „metánoia“ gebraucht, was soviel wie
„seine Mentalität ändern“, „umdenken“ bedeutet. Dabei geht es aber nicht nur um
eine veränderte Denkweise auf intellektuellem Niveau, sondern um eine
Überprüfung des eigenen Verhaltens im Lichte evangelischer Kriterien. Der hl.
Paulus spricht diesbezüglich vom „Glauben [...], der in der Liebe wirksam ist“
(Gal 5,6). Deshalb wird echte Umkehr durch die als Gebet praktizierte Lektüre
der Heiligen Schrift und den Empfang der Sakramente der Versöhnung und der
Eucharistie vorbereitet und in die Tat umgesetzt. Die Umkehr führt zur
brüderlichen Gemeinschaft, da sie zu verstehen hilft, daß Christus das Haupt
der Kirche ist, die ihrerseits den mystischen Leib darstellt. Die Umkehr drängt
zur Solidarität, da sie uns ins Bewußtsein ruft, daß wir das, was wir den anderen,
insbesondere den Bedürftigen tun, Christus tun. Die Umkehr fördert daher eine
neue Lebensweise, bei der es keine Trennung zwischen dem Glauben und den Werken
gibt, die wir als tägliche Antwort auf den alles umfassenden Ruf zur Heiligkeit
vollbringen. Um ernsthaft von Umkehr sprechen zu können, ist es unerläßlich,
die Trennung zwischen Glauben und Leben zu überwinden, denn wenn eine solche
Trennung besteht, existiert auch das Christentum nur als bloßer Name. Um ein
wahrer Jünger des Herrn zu sein, muß ein Gläubiger Zeuge seines eigenen
Glaubens sein, denn „der Zeuge legt nicht nur durch seine Worte, sondern durch
sein Leben Zeugnis ab.“(68) Wir müssen uns daher Jesu Worte vergegenwärtigen:
„Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen,
sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt“ (Mt 7,21). Sich
dem Willen des Vaters zu öffnen, setzt totale Bereitschaft voraus, eine
Bereitschaft, die nicht einmal die Hingabe des eigenen Lebens ausschließt: „das
größte Zeugnis aber ist das Martyrium“.(69)
Soziale Dimension der Umkehr
27. Die Umkehr ist aber
nicht vollkommen, wenn das Bewußtsein für die Anforderungen an ein christliches
Leben fehlt, und man sich nicht bemüht, sie zu erfüllen. Diesbezüglich haben
die Synodenväter hervorgehoben, daß „sowohl das persönliche als auch das
kollektive Engagement für eine intensivere Umkehr und für die Beziehungen
zwischen den verschiedenen kirchlichen Bereichen, Institutionen und
Gruppierungen leider sehr mangelhaft ausfällt“.(70) „Denn wer seinen Bruder
nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht“ (1 Joh
4,20).
Die Bruderliebe beinhaltet
die Sorge um die Bedürfnisse des Nächsten. „Wenn jemand Vermögen hat und sein
Herz vor dem Bruder verschließt, den er in Not sieht, wie kann die Gottesliebe
in ihm bleiben?“ (1 Joh 3,17). Daher bedeutet für die amerikanischen Christen
die Umkehr zum Evangelium, „erneut alle Bereiche und Dimensionen des eigenen
Lebens, besonders aber all das zu überprüfen, was das Sozialwesen ausmacht und
zur Erlangung des Allgemeinwohls beiträgt“.(71) Es ist indes besonders wichtig,
„zu erreichen, daß die Gesellschaft sich immer mehr der Würde der ganzen Person
bewußt wird und es folglich fertigbringt, daß die menschliche Gemeinschaft
immer sensibler für ihre Pflicht wird, am politischen Leben nach den Maßstäben
des Evangeliums teilzunehmen“(72) Dennoch wird man sich vergegenwärtigen
müssen, daß die Aktivität im politischen Umfeld zur Berufung und zum
Tätigkeitsbereich der Laien gehört.(73)
Diesbezüglich ist es
selbstverständlich von äußerster Wichtigkeit und dies gilt besonders für eine
pluralistische Gesellschaft — sich einen korrekten Begriff von den Beziehungen
zwischen Staat und Kirche zu bilden und eindeutig zwischen jenen Handlungen zu
unterscheiden, welche die Gläubigen einzeln oder in Gemeinschaft, jedoch in
Eigenregie als Bürger und in Übereinstimmung mit ihrem christlichen Gewissen
ausüben, und jenen Handlungen, die sie im Namen der Kirche und in Gemeinschaft
mit ihren Hirten ausführen. „Die Kirche, die in keiner Weise hinsichtlich ihrer
Aufgabe und Zuständigkeit mit der politischen Gemeinschaft verwechselt werden
darf noch auch an irgendein politisches System gebunden ist, ist zugleich
Zeichen und Schutz der Transzendenz der menschlichen Person.“(74)
Ständige Umkehr
28. Die Umkehr ist auf
dieser Erde ein niemals völlig erreichtes Ziel, und sie stellt für die zur
Nachfolge Christi berufenen Menschen eine Aufgabe dar, die das ganze Leben
umfaßt. Andererseits wissen wir unseren Vorsatz zur Umkehr während unseres
Erdenlebens ständig durch die Versuchung bedroht. „Niemand kann zwei Herren
dienen“ (Mt 6,24), daher besteht das Umdenken („metánoia“) in dem Bemühen, die
Werte des Evangeliums zu übernehmen, die zu den dominierenden Strömungen der Welt
im Gegensatz stehen. Es ist also notwendig, „die Begegnung mit dem lebendigen
Jesus Christus“ ständig zu erneuern. Er ist der Weg, der „uns zur permanenten
Umkehr führt“,(75) wie die Synodenväter hervorgehoben haben.
Der universale Ruf zur
Umkehr nimmt besondere Nuancen für die Kirche in Amerika an, die sich auch für
die Erneuerung ihres Glaubens einsetzt. Die Synodenväter haben diese konkrete
und anspruchsvolle Aufgabe folgendermaßen formuliert: „Diese Umkehr verlangt
besonders von uns Bischöfen eine echte Identifizierung mit der persönlichen
Lebensweise Jesu Christi, die uns zur Einfachheit, zur Armut und zur Gottesnähe
führt, die uns nicht immer auf den eigenen Vorteil bedacht sein läßt. So werden
wir wie er, ohne auf menschliche Mittel zu bauen, aus der Kraft des Heiligen
Geistes und des Wortes die ganze Wirksamkeit des Evangeliums schöpfen und in
erster Linie für all jene ein offenes Herz behalten, die fern und
ausgeschlossen sind.“(76) Um Hirten nach Gottes Herzen zu sein (vgl. Jer 3,15),
ist es unerläßlich, eine Lebensweise anzunehmen, die uns dem ähnlich werden
läßt, der von sich selbst gesagt hat: „Ich bin der gute Hirt“ (Joh 10,11).
Darauf spielt auch der hl. Paulus an, wenn er schreibt: „Nehmt mich zum
Vorbild, wie ich Christus zum Vorbild nehme“ (1 Kor 11,1).
Vom Heiligen Geist zu einer
neuen Lebensweise angeleitet
29. Der Vorschlag zu einer
neuen Lebensweise gilt nicht nur für die Hirten, sondern vielmehr für alle in
Amerika lebende Christen. Von allen wird erwartet, daß sie eine echte christliche
Spiritualität annehmen und vertiefen. „In der Tat versteht man unter dem
Begriff Spiritualität die Art und Weise der Lebensführung, wie sie von uns
Christen verlangt wird. Spiritualität bedeutet »leben in Christus« und »leben
im Geiste«. Sie wird im Glauben angenommen, findet in der Liebe ihren Ausdruck,
wird durch die Hoffnung belebt und im täglichen Leben der kirchlichen
Gemeinschaft umgesetzt.“(77) In diesem Sinne versteht man unter Spiritualität
welche das Ziel ist, zu der die Umkehr führt nicht nur „einen Teil des Lebens,
sondern das ganze Leben unter der Leitung des Heiligen Geistes“.(78) Von all
den Ausdrucksformen der Spiritualität, die der Christ sich zu eigen machen
soll, überwiegt das Gebet. Es „führt dazu, daß man allmählich einen kontemplativen
Blick für die Realität bekommt, was einem gestattet, Gott immer und in allem zu
erkennen, ihn in allen Menschen zu suchen und zu finden und seinen Willen in
allem, was geschieht, zu suchen“.(79)
Jeder Christ ist sowohl zum
persönlichen als auch zum liturgischen Gebet verpflichtet. „Jesus Christus, das
Evangelium des Vaters, macht uns darauf aufmerksam, daß wir ohne ihn nichts
vermögen (vgl. Joh 15,5). Er selbst hat sich in den entscheidenden Augenblicken
seines Lebens bevor er handelte, an einen einsamen Ort zurückgezogen, um sich
ganz dem Gebet und der Betrachtung hinzugeben, und er verlangte von den
Aposteln, dasselbe zu tun“.(80) Auch seinen Jüngern rief er ohne Ausnahme in
Erinnerung: „Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür
zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist“ (Mt 6,6). Eine solche,
durch das Gebet geprägte, intensive Lebensweise muß den Fähigkeiten und
Bedingungen eines jeden Christen angepaßt sein, so daß er stets in den
verschiedenen Lebenssituationen „zur Quelle der Begegnung mit Jesus Christus
zurückkehren kann, um mit dem einen Geist getränkt zu werden (1 Kor 12,1
3)“(81). In diesem Sinne ist die kontemplative Dimension kein Privileg einiger
weniger in der Kirche; im Gegenteil: in den Pfarreien, Gemeinschaften und
Bewegungen soll eine offene und an der Betrachtung der fundamentalen
Glaubenswahrheiten ausgerichtete Spiritualität gefördert werden. Gemeint sind
hier die Glaubensgeheimnisse der Dreifaltigkeit, der Menschwerdung des Wortes,
der Erlösung der Menschen und weitere große Heilswerke Gottes.(82)
Die Männer und Frauen, die
sich ausschließlich der Betrachtung hingeben, haben in der amerikanischen
Kirche eine fundamentale Sendung. Sie sind — so drückt es das Zweite
Vatikanische Konzil aus — „eine Zier der Kirche und verströmen himmlische
Gnaden“.(83) Daher müssen die Klöster, die weit und breit auf dem ganzen
Kontinent verstreut sind, „den Hirten ganz besonders am Herzen liegen, deren
tiefste Überzeugung es sei, daß die Seelen, die sich ganz dem kontemplativen
Leben hingeben, durch Gebet, Buße und Betrachtung — denn dafür weihen sie ihr
Leben — reiche Gnaden erwirken. Die in kontemplativen Klöstern lebenden
Ordensleute müssen sich darüber bewußt sein, daß sie in die Mission der Kirche
in dieser Welt integriert sind und daß sie durch ihr eigenes Lebenszeugnis zum
Seelenheil der Gläubigen beitragen; denn so suchen diese in ihrem täglichen
Leben nach dem Antlitz Gottes“.(84)
Christliche Spiritualität
wird vor allem durch einen häufigen Sakramentenempfang genährt, da die
Sakramente die Wurzel und unversiegbare Quelle der Gnade Gottes sind. Ihrer
bedürfen die Gläubigen, um sich auf ihrer irdischen Pilgerschaft zu laben Eine
solche Lebensweise muß auch durch die Werte der Volksfrömmigkeit geprägt sein,
die durch die sakramentale Praxis bereichert werden und so weit davon entfernt
sind zu bloßer Routine zu erstarren Jedoch steht die Spiritualität der sozialen
Dimension des christlichen Engagements nicht entgegen im Gegenteil die
Gläubigen werden sich durch ihr Gebetsleben mehr der Anforderungen des
Evangeliums und der Verpflichtung ihren Brüdern und Schwestern gegenüber
bewußt, denn durch das Gebet erlangen sie die unerläßliche Gnadenkraft, um im
Guten auszuharren. Damit der Christ zu geistiger Reife gelangt, soll er auf den
Rat und die geistige Leitung der geweihten Diener oder anderer, in diesem
Bereich erfahrener Personen, hören. Dies ist eine Praxis, die seit alters in
der Kirche ausgeübt wird. Die Synodenväter hielten es für notwendig, den
Priestern diesen so wichtigen Dienst ans Herz zu legen.(85)
Universale Berufung zur
Heiligkeit
30. „Seid heilig, denn ich,
der Herr, euer Gott, bin heilig“ (Lev 19,2). Die Sonderversammlung der
Bischofssynode für Amerika wollte alle Christen mit Nachdruck an die große Bedeutung
der Lehre über die universale Berufung zur Heiligkeit in der Kirche
erinnern.(86) Es handelt sich dabei um eines der zentralen Anliegen der
dogmatischen Konstitution über die Kirche des Zweiten Vatikanischen
Konzils.(87) Die Heiligkeit ist das Ziel der Umkehr, denn diese „existiert
nicht um ihrer selbst willen, sondern sie führt zu Gott, der heilig ist. Heilig
zu sein heißt, Gott nachzuahmen und seinen Namen durch die Werke, die wir in
unserem Leben vollbringen, zu verherrlichen (vgl. Mt 5, 16)“.(88) Auf dem Weg
zur Heiligkeit ist Jesus Christus unser Bezugspunkt und das nachzuahmende
Vorbild: Er ist „der Heilige Gottes und wurde als dieser erkannt (vgl. Mk
1,24). Er selbst lehrt uns, daß das Herz der Heiligkeit die Liebe ist, die es
sogar fertigbringt, daß man sein Leben für die anderen hingibt (vgl. Joh
15,13). Die Heiligkeit Gottes nachzuahmen, so wie sie in Christus, seinem Sohn,
offenbar wurde, bedeutet daher nichts anderes als seine Liebe auf die
Geschichte auszuweiten, besonders im Hinblick auf die Armen, Kranken und
Bedürftigen (vgl. Lk 10,25 ff)“.(89)
Jesus — der einzige Weg zur
Heiligkeit
31. Ich bin der Weg und die
Wahrheit und das Leben (Joh 14 6) Mit diesen Worten stellt sich Jesus als den
einzigen Weg dar der zur Heiligkeit fuhrt Jedoch gelangt man hauptsächlich
durch das Wort Gottes das die Kirche durch ihren Predigtdienst verkündet zur
konkreten Kenntnis der Wegstrecke Daher muß die Kirche in Amerika großen Wert
auf die von allen Gläubigen zu praktizierende betende Betrachtung der Heiligen
Schrift legen.(90) Diese Lektüre der Bibel begleitet durch das Gebet ist in der
kirchlichen Tradition als Lectio divina bekannt Es ist dies eine Praxis die bei
allen Christen gefordert werden soll. Für die Priester muß sie ein
grundlegendes Element bei der Predigtvorbereitung besonders der Sonntagspredigt
bilden.(91)
Buße und Versöhnung
32. Die Umkehr („metánoia“),
zu der jedermann berufen ist, führt dazu, daß man jene neue Mentalität, die das
Evangelium vorgibt, annimmt und sich zu eigen macht. Das heißt aber, die Denk-
und Handlungsweise der Welt aufgeben, die oftmals das Dasein beeinflußt. Die
Heilige Schrift erinnert daran, daß der alte Mensch sterben und der neue Mensch
geboren werden muß, mit anderen Worten: daß alles menschliche Sein erneuert werden
muß, und zwar „nach dem Bild seines Schöpfers [...], um ihn zu erkennen“ (Kol
3,10). Auf diesem Weg der Umkehr und Suche nach Heiligkeit „soll auch die
Askese gefördert werden, die immer schon zur Praxis der Kirche gehörte und
ihren Höhepunkt im Sakrament der Vergebung erreicht, wenn dies mit der
richtigen dazugehörigen Einstellung gespendet und empfangen wird“.(92) Nur wer
sich mit Gott versöhnt, ist auch Protagonist einer echten Versöhnung mit seinen
Brüdern und Schwestern.
Die derzeitige Krise des Bußsakramentes,
von der auch die amerikanische Kirche nicht ausgenommen ist und die seit Beginn
meines Pontifikates auch immer Gegenstand meiner Besorgnis war (93), kann nur
durch eine ständige und geduldige Seelsorge überwunden werden.
Diesbezüglich fordern die
Synodenväter zu Recht, „daß die Priester zur Spendung des Bußsakramentes die
nötige Zeit aufwenden, und daß sie die Gläubigen beharrlich und nachdrücklich
zum Empfang dieses Sakramentes einladen, ohne daß sie selbst dabei die eigene,
häufige Beichte vernachlässigen“.(94) Die Bischöfe und Priester erfahren dabei
auf geheimnisvolle Weise die persönliche Begegnung mit Christus, der durch das
Bußsakrament Vergebung schenkt. Sie sind privilegierte Zeugen seiner
barmherzigen Liebe.
Zur katholischen Kirche gehören
Menschen „aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen“ (Offb 7,9), und
sie ist berufen, „in einer Welt die von ideologischen ethnischen
wirtschaftlichen und kulturellen Trennungen gezeichnet ist ein lebendiges
Zeichen der Einheit der Menschenfamilie zu sein“.(95) Es gibt in Amerika sowohl
im Hinblick auf die komplexe Realität einer jeden Nation und die Vielfalt
ethnischer Gruppen als auch im Hinblick auf die Merkmale die den ganzen
Kontinent auszeichnen viele Unterschiede die nicht ignoriert werden dürfen
sondern die man in Betracht zu ziehen hat Dank einer wirkungsvollen
Integrierungsarbeit bei allen zum Volk Gottes gehörigen Menschen sowie bei den
Teilkirchen in den verschiedenen Ländern können die Unter schiede von heute
auch zu einer Quelle gegenseitiger Bereicherung werden. Die Synodenväter sagen
zu Recht daß es äußerst wichtig sei daß die Kirche in ganz Amerika ein
lebendiges Zeichen einer versöhnten Gemeinschaft und einen permanenten Aufruf
zur Solidarität darstellt. Sie soll ein immerwährendes Zeugnis in unseren
verschiedenen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Systemen bilden“(96).
Es ist dies ein bedeutender Beitrag den die Gläubigen zur Einheit des
amerikanischen Kontinents leisten können.
Kapitel IV
Weg zur Gemeinschaft
„ Wie du, Vater, in mir bist
und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein“ (Joh 17,21)
Die Kirche — das Sakrament
der Gemeinschaft
33. „Angesichts einer
geteilten und nach Einheit verlangenden Welt ist es notwendig, freudig und fest
im Glauben zu verkünden, daß Gott Gemeinschaft ist; er ist Vater, Sohn und
Heiliger Geist; er ist die Einheit in der Verschiedenheit; er beruft alle
Menschen zur Teilhabe an dieser dreifaltigen Gemeinschaft. Es ist notwendig, zu
verkünden, daß diese Gemeinschaft das großartige Projekt Gottes, des Vaters,
ist, und daß der menschgewordene Jesus Christus der Mittelpunkt dieser
Gemeinschaft ist und der Heilige Geist ständig wirkt, um Gemeinschaft zu
schaffen oder sie wieder herzustellen, falls sie zerstört worden ist. Es ist auch
notwendig, zu verkünden, daß die Kirche Zeichen und Werkzeug der von Gott
gewollten Gemeinschaft ist, die in der Zeit begonnen hat und zur Vollendung
geführt wird, wenn das Reich erfüllt sein wird“(97). Die Kirche ist Zeichen
dieser Gemeinschaft, weil ihre Glieder wie Rebzweige am Leben Christi, dem
wahren Leben, teilhaben (vgl. Joh 15,5). Tatsächlich treten wir ja auch durch
die Gemeinschaft mit Christus, dem Haupt des mystischen Leibes, in lebendige
Gemeinschaft mit allen Gläubigen.
Diese in der Kirche existierende
und ihrer Natur nach wesentliche Gemeinschaft (98) muß durch konkrete Zeichen
sichtbar werden. „Solche Zeichen können sein: das gemeinsame Gebet für andere,
verstärkte Beziehungen zwischen den Bischofskonferenzen, die Verbindung unter
den Bischöfen, brüderliche Beziehungen zwischen den Diözesen und den Pfarreien
und die gegenseitige Kommunikation zwischen den Pastoralagenten für besondere
missionarische Aufgaben“(99). Kirchliche Gemeinschaft heißt auch, das
Glaubensgut in seiner Reinheit und in seinem vollen Umfang zu bewahren, was
auch für die Einheit der Bischöfe unter der Autorität des Nachfolgers Petri
gilt. In diesem Zusammenhang haben die Synodenväter hervorgehoben, daß „die
Stärkung des petrinischen Amtes grundlegend für die Bewahrung der kirchlichen
Einheit ist“, und daß „die volle Ausübung des Primates Petri grundlegend für
die Identität und Vitalität der Kirche in Amerika ist“(100). Es entspricht dem
Auftrag des Herrn, daß Petrus und seine Nachfolger die Brüder im Glauben
stärken (vgl. Lk 22,32) und die ganze Herde Christi weiden sollen (vgl. Joh
21,15-17). So ist der Nachfolger des Apostelfürsten berufen, der Fels zu sein,
auf dem die Kirche erbaut ist, und das daraus hervorgegangene Amt des
Verwalters der Schlüssel des Himmelreiches auszuüben (vgl. Mt 16,18-19). Der
Stellvertreter Christi ist also „dauerhaftes Prinzip dieser [...] Einheit und
ein sichtbares Fundament“ der Kirche (101).
Christliche Initiation und
Gemeinschaft
34. Die Gemeinschaft wird in
der Kirche durch die christlichen Initiationssakramente der Taufe, der Firmung
und der Eucharistie erlangt. Die Taufe ist „das Tor zum geistlichen Leben [...]
Durch sie werden wir nämlich zu Gliedern Christi und dem Leib der Kirche
zugehörig“(102). Beim Empfang der Firmung werden die Getauften „vollkommener
der Kirche verbunden und mit einer besonderen Kraft des Heiligen Geistes
ausgestattet. So sind sie in strengerer Weise verpflichtet, den Glauben als
wahre Zeugen Christi in Wort und Tat zugleich zu verbreiten und zu
verteidigen“(103). Der Prozeß der christlichen Initiation wird vervollständigt
und erfährt seinen Höhepunkt im Empfang der Eucharistie, wodurch der Getaufte
vollkommen in den Leib Christi eingegliedert wird (104).
„Diese Sakramente sind eine
ausgezeichnete Gelegenheit für eine gute Evangelisierung und Katechese, wenn
die Vorbereitung durch gläubige und kompetente Lehrer stattfindet“(105). Wenn
auch in den verschiedenen amerikanischen Diözesen große Fortschritte bei der
Vorbereitung auf die Sakramente christlicher Initiation erzielt wurden,
beklagten die Synodenväter doch, daß es immer noch „sehr viele Menschen gibt,
die diese Sakramente ohne hinreichende Unterweisung empfangen“(106). Im Falle
der Kindertaufe sollte man sich auf jeden Fall bemühen die Eltern und Paten zu
unterweisen.
Die Eucharistie —
Mittelpunkt der Gemeinschaft mit Gott und den Brüdern und Schwestern
35. Die Realität der
Eucharistie erschöpft sich nicht in der Tatsache, das Sakrament zu sein, mit
dem die christliche Initiation ihren Höhepunkt erfährt. Während die
unwiederholbaren Sakramente der Taufe und Firmung (107) die Funktion erfüllen,
in das Leben der Kirche einzuführen, ist die Eucharistie weiterhin der
lebendige und ständige Mittelpunkt, worum sich die ganze kirchliche
Gemeinschaft versammelt (108). Die verschiedenen Aspekte dieses Sakraments
zeigen seinen unerschöpflichen Reichtum auf. Es ist gleichzeitig
Sakrament-Opfer, Sakrament-Gemeinschaft und Sakrament-Gegenwart (109).
Die Eucharistie ist der
bevorzugte Ort der Begegnung mit dem lebendigen Christus. Deshalb müssen sich
die Hirten des Gottesvolkes in Amerika durch Predigt und Katechese bemühen,
„der Feier der sonntäglichen Eucharistie neue Kraft zu verleihen, denn sie ist
Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens, Unterpfand ihrer Gemeinschaft im
Leib Christi und Aufforderung zur Solidarität als Ausdruck des Gebotes des
Herrn: ‘Liebt einander, wie ich euch geliebt habe‘ (Joh 13,34)“(110). So legen
auch die Synodenväter nahe, daß ein solches Bemühen verschiedene grundlegende
Dimensionen berücksichtigen muß. Vor allem sollten sich die Gläubigen darüber
bewußt werden, daß die Eucharistie ein unermeßliches Geschenk ist und sie daher
alles tun sollten, aktiv und würdig daran teilzunehmen, zumindest aber an Sonn-
und Feiertagen. Gleichzeitig müssen aber auch „alle Anstrengungen der Priester
unterstützt werden, um diese Teilnahme zu erleichtern und sie in entlegenen
Gemeinschaften zu ermöglichen“.(111) Man wird die Gläubigen auch daran erinnern
müssen, daß „die volle, bewußte und aktive Teilnahme an der Eucharistie, wenn
auch vom Wesen her verschieden vom Dienst des geweihten Priesters, eine
Ausübung des gemeinsamen, in der Taufe empfangenen Priestertums ist“(112).
Die Notwendigkeit daß die
Gläubigen an der Eucharistie teilnehmen und die Schwierigkeiten, die vom
Priestermangel herrühren, bringen die Dringlichkeit ans Licht,
Priesterberufungen zu fördern“(113). Auch ist es notwendig, der ganzen Kirche
in Amerika die „Verbindung“, die zwischen der Eucharistie und der Nächstenliebe
besteht“(114), in Erinnerung zu rufen. Diese Verbindung brachte die Urkirche
dadurch zum Ausdruck daß sie das eucharistische Mahl mit dem „Agape“-Mahl
vereinte“(115). Die Teilnahme an der Eucharistie muß zu einer intensiveren
caritativen Tätigkeit als Frucht der in diesem Sakrament empfangenen Gnade
führen.
Die Bischöfe — Förderer der
Gemeinschaft
36. Die Gemeinschaft in der
Kirche muß, besonders weil sie ein Zeichen des Lebens ist, ständig wachsen.
Folglich müssen sich die Bischöfe, indem sie sich daran erinnern daß sie als
einzelne ihr Hirtenamt über den ihnen anvertrauten Anteil des Gottesvolkes“
ausüben“(116), berufen fühlen, die Gemeinschaft in ihren eigenen Diözesen zu
fördern, damit die Bemühungen um die Neuevangelisierung in Amerika noch mehr
Erfolg haben. Die Bemühungen seitens der Gemeinschaft werden durch die vom
Zweiten Vatikanischen Konzil vorgesehenen Organisationen zur Unterstützung der
Arbeit der Diözesanbischöfe erleichtert. Diese wurden nach dem Konzil noch
detaillierter durch das Kirchenrecht definiert“(117). „Es obliegt dem Bischof,
in Zusammenarbeit mit den Priestern, Diakonen, Ordensleuten und Laien [...]
einen gemeinsamen Seelsorgeplan aufzustellen, der organisch aufgebaut ist und
an dem alle teilnehmen können. Er soll alle Glieder der Kirche erreichen und an
ihr missionarisches Gewissen appellieren“(118).
Jeder Ordinarius muß bei
seinen Priestern und Gläubigen das Bewußtsein fördern, daß die Diözese der
sichtbare Ausdruck kirchlicher Gemeinschaft ist, die sich am Tisch des Wortes
und der Eucharistie um den Bischof versammelt. Dieser seinerseits ist unter dem
Römischen Pontifex als dem Haupt mit dem Bischofskollegium verbunden. In ihrer
Eigenschaft als Teilkirche hat die Diözese die Aufgabe, die Begegnung aller
Glieder des Gottesvolkes mit Christus einzuleiten und zu fördern“(119), und
zwar unter Achtung und Förderung der Pluralität und Verschiedenheit, die ja die
Einheit nicht behindern, sondern ihr den Charakter einer Gemeinschaft verleihen
(120). Eine vertiefte Kenntnis über das Wesen der Teilkirchen wird natürlich
auch den Geist der Teilnahme und gemeinsamen Verantwortung im Leben der
diözesanen Organisationen fördern (121).
Intensivere Gemeinschaft
unter den Teilkirchen
37. Die Sonderversammlung
der Synode für Amerika, die erste in der Geschichte, welche die Bischöfe des
gesamten Kontinents versammelt hatte, wurde von allen als eine besondere Gnade
des Herrn für die amerikanische Kirche erfahren. Diese Versammlung stärkte die
„communio“, die zwischen den kirchlichen Gemeinschaften des Kontinents bestehen
sollte, und zeigte auf, wie notwendig es ist, daß sie auch weiterhin wächst.
Die Erfahrungen bischöflicher Gemeinschaft die sich besonders nach der durch
das Zweite Vatikanische Konzil eingeleiteten Konsolidierung und Verbreitung der
Bischofskonferenzen häuften, müssen als Begegnungen mit dem lebendigen Christus
verstanden werden, der mitten unter den in seinem Namen versammelten Brüdern
ist (vgl. Mt 18,20).
Die Erfahrung der
Bischofssynode zeugte auch vom Reichtum einer Gemeinschaft, die sich über die
Grenzen der Bischofskonferenzen hinaus erstreckt. Auch wenn bereits
Dialogformen bestehen, die solche Grenzen überwinden, schlagen die Synodenväter
vor, die bereits durch die Bischofskonferenzen der verschiedenen amerikanischen
Staaten geförderten interamerikanischen Zusammenkünfte als Ausdruck effektiver
Solidarität und Ort der Begegnung und des Studiums der gemeinsamen
Herausforderungen für die Evangelisierung Amerikas zu verstärken (122). Ebenso
wird es wohl angebracht sein, ganz klar den Charakter solcher Begegnungen zu
definieren, so daß sie immer mehr zum Ausdruck der Gemeinschaft aller Hirten
werden. Außer diesen weit angelegten Versammlungen kann es, soweit es die
Umstände erfordern, auch nützlich sein, spezifische Kommissionen zur Vertiefung
der gemeinsamen, ganz Amerika betreffenden Themen zu bilden. Bereiche, in denen
es besonders notwendig scheint, „der Zusammenarbeit einen Impuls zu verleihen,
sind der Austausch in der Seelsorge, die Zusammenarbeit in der Mission, die
Erziehung, die Auswanderung und die Ökumene“(123).
Die Bischöfe, die die
Pflicht haben, die Gemeinschaft unter den einzelnen Teilkirchen voranzutreiben,
werden die Gläubigen dazu anhalten, die gemeinschaftliche Dimension noch
intensiver zu leben und „die Verantwortung zu übernehmen, die Verbindung zu den
Ortskirchen in anderen Teilen Amerikas weiter zu entwickeln und zwar im Bereich
der Erziehung, der gegenseitigen Verständigung, der brüderlichen Einheit
zwischen Pfarreien und Diözesen, der Zusammenarbeit und Entwicklung gemeinsamer
Strategien in besonders wichtigen Angelegenheiten, vor allem, wenn es die Armen
betrifft“(124).
Brüderliche Gemeinschaft mit
den katholischen Ostkirchen
38. Das erst in den letzten
Jahren aufgetretene Phänomen der Eingliederung und Entfaltung katholischer
Ostkirchen in Amerika, die mit einer eigenen Hierarchie ausgestattet sind, hat
die besondere Aufmerksamkeit einiger Synodenväter auf sich gelenkt. Der
aufrichtige Wunsch, diese Glaubensbrüder herzlich und in wirksamer Weise im
Glauben und in der hierarchischen Gemeinschaft unter dem Nachfolger Petri zu
umarmen, hat in der Synode dazu geführt, konkrete Vorschläge brüderlicher Hilfe
seitens der lateinischen Teilkirchen gegenüber den sich in Amerika befindlichen
katholischen Ostkirchen zu machen. In diesem Sinne wurde zum Beispiel
vorgeschlagen, daß Priester des lateinischen Ritus, vor allem, wenn sie
orientalischer Herkunft sind, im liturgischen Bereich solchen ostkirchlichen
Gemeinschaften ihre Zusammenarbeit anbieten können, die nicht über eine
ausreichende Anzahl von Priestern verfügen. Ebenso können die orientalischen
Gläubigen, wenn es angebracht erscheint, die Kirchengebäude des lateinischen
Ritus benutzen.
Hinsichtlich dieses
Gemeinschaftsgeistes wären verschiedene Vorschläge der Synodenväter zu
erwähnen: zum Beispiel, daß dort, wo es notwendig ist, innerhalb der nationalen
Bischofskonferenzen und internationalen Organisationen bischöflicher
Zusammenarbeit je eine gemischte Kommission bestehen soll, deren Aufgabe es
ist, die gemeinsamen seelsorglichen Probleme zu untersuchen, oder daß zur
Katechese und theologischen Ausbildung der Laien und Seminaristen der
lateinischen Kirche auch die Kenntnis der lebendigen Tradition des christlichen
Ostens gehören und daß die Bischöfe der katholischen Ostkirchen an den Bischofskonferenzen
der lateinischen Kirche in den jeweiligen Ländern teilnehmen sollen (125).
Zweifelsohne wird diese brüderliche Zusammenarbeit, außer daß sie für die in
jüngster Vergangenheit in Amerika eingegliederten Ostkirchen eine wertvolle
Hilfe darstellt, es den lateinischen Teilkirchen erlauben, sich durch das
geistige Erbe der Traditionen des christlichen Ostens zu bereichern.
Der Priester — Zeichen der
Einheit
39. „Als Glied einer
Teilkirche muß jeder Priester ein Zeichen der Gemeinschaft mit dem Bischof
sein, insofern er dessen unmittelbarer Mitarbeiter und mit seinen Brüdern im
Priesteramt vereint ist. Er übt sein Amt mit seelsorglicher Liebe hauptsächlich
in der Gemeinde aus, die ihm anvertraut wurde, und er führt sie zur Begegnung
mit Christus, dem guten Hirten. Seine Berufung erfordert es, daß er ein Zeichen
der Einheit ist. Deshalb muß er jegliche Teilnahme an Parteipolitik meiden,
welche die Gemeinde trennen würde“(126). Die Synodenväter wünschen, daß „eine
Seelsorge entwickelt wird, die dem Diözesanklerus zugute kommt, wodurch dieser
in seiner Spiritualität, in seiner Mission und in seiner Identität gefestigt
wird, in deren Mittelpunkt die Nachfolge Christi, des ewigen Hohepriesters
steht, der immer versuchte, den Willen des Vaters zu erfüllen. Er ist das
Beispiel großzügiger Hingabe, schlichter Lebensführung und des Dienstes bis hin
zum Tod. Der Priester muß sich bewußt sein, daß er durch den Empfang des
Weihesakraments zum Spender der Gnade wird, die er durch die Sakramente an
seine Brüder und Schwestern weitergibt. Er selbst soll sich durch die Ausübung
seines Amtes heiligen“(127).
Der Tätigkeitsbereich der
Priester ist außerordentlich groß. Es ist daher angebracht, „daß sie das zum
Mittelpunkt ihrer Tätigkeit machen, was für ihr Amt wesentlich ist, nämlich daß
sie Christus, dem Haupt und Hirten und Quelle seelsorglicher Liebe gleich
werden, indem sie sich zusammen mit Christus jeden Tag in der Eucharistie
selbst hingeben, um so den Gläubigen zur persönlichen und gemeinschaftlichen
Begegnung mit dem lebendigen Jesus Christus zu verhelfen“(128). Als Zeugen und
Jünger des barmherzigen Christus sind die Priester berufen, Werkzeug der
Vergebung und der Versöhnung zu sein. Deshalb sollen sie sich großzügig in den
Dienst der Gläubigen stellen, so, wie es das Evangelium will.
Die Priester müssen außerdem
als Hirten des amerikanischen Gottesvolkes auf die Herausforderungen der
heutigen Welt achten und für die Nöte und Hoffnungen ihrer Menschen offen sein,
indem sie an deren Leben teilnehmen und vor allem eine Haltung der Solidarität
mit den Armen einnehmen. Auch sollen sie versuchen, die Charismen und
Fähigkeiten der Gläubigen zu erkennen, die zur Belebung der Gemeinde beitragen
könnten. So sollen sie diese anhören und mit ihnen reden, um so ihre Teilnahme
und Mitverantwortung anzuregen. Das wird zu einer besseren Aufgabenverteilung
führen, die ihnen ermöglicht, „sich der Aufgabe zu widmen, die enger mit der
Begegnung und Verkündigung Jesu Christi verbunden ist, so daß sie besser die
Anwesenheit Jesu, der sein Volk versammelt, inmitten der Gemeinde
darstellen“(129).
Das Vorhandensein
unterschiedlicher Begabungen und Charismen muß auch dazu führen, jene Priester
aufzuwerten, die für geeignet gehalten werden, ein besonderes Amt auszuüben.
Außerdem sind alle Priester gebeten, ihren Brüdern im Priesteramt Hilfe zu
leisten und sich selbst vertrauensvoll an diese zu wenden, falls es notwendig
sein sollte.
Angesichts der wunderbaren
Tatsache, daß so viele Priester in Amerika sich mit Gottes Gnade bemühen, eine
so große Aufgabe zu bewältigen, ist es mir, wie auch den Synodenvätern, ein
Bedürfnis, „die unerschöpfliche Hingabe der Priester als Hirten, Verkünder des
Evangeliums und als jene, die die kirchliche Gemeinschaft zur Aktivität
anregen, Anerkennung und Lob auszusprechen, ihnen zu danken und alle Priester
Amerikas zu ermutigen, weiterhin ihr Leben in den Dienst des Evangeliums zu
stellen“(130).
Förderung der
Berufungspastoral
40. Die unersetzliche Rolle
des Priesters in der Gemeinde muß allen Kindern der Kirche in Amerika die
Bedeutung der Berufungspastoral ins Bewußtsein rufen. Der amerikanische
Kontinent zählt auf eine zahlenmäßig starke Jugend, die reich an menschlichen
und religiösen Werten ist. Deshalb muß den Lebensbereichen, in denen die
Berufungen zum Priestertum und zum Ordensleben entstehen, besondere Beachtung
geschenkt werden. Die christlichen Familien sollen eingeladen werden, ihren
Kindern zu helfen, wenn sie den Ruf vernehmen, diesen Weg zu gehen (131). In
der Tat sind die Berufungen „ein Geschenk Gottes“ und „entstehen innerhalb der
Glaubensgemeinschaften, besonders aber in den Familien und Pfarreien und in den
katholischen Schulen und anderen kirchlichen Organisationen. Den Bischöfen und
Priestern obliegt die besondere Verantwortung, solche Berufungen durch
persönliche Einladung und hauptsächlich durch das eigene zielgerichtete, frohe,
enthusiastische und heiligmäßige Lebenszeugnis zu fördern. Die Verantwortung,
Priesterberufungen hervorzubringen, obliegt dem ganzen Gottesvolk und erfährt
seine höchste Erfüllung im ständigen und demütigen Gebet um Berufungen“(132).
In den Seminaren, als den
Orten der Aufnahme und Ausbildung der zum Priestertum Berufenen, müssen die
zukünftigen Diener der Kirche vorbereitet werden, damit sie „in einer soliden
Spiritualität der Gemeinschaft mit Christus, dem Hirten, einer Spiritualität
der Hellhörigkeit für das Wirken des Heiligen Geistes leben, wodurch sie
besonders zur Unterscheidung der Erwartungen des Gottesvolkes und der
verschiedenen Charismen sowie zur gemeinsamen Arbeit befähigt werden“(133).
Deshalb muß in den Seminaren „besonders auf die spirituelle Unterweisung Wert
gelegt werden, so daß die Kandidaten sich durch ständige Umkehr, durch ihr
Gebetsleben und durch den Empfang der Sakramente der Eucharistie und der Buße
auf die Begegnung mit dem Herrn vorbereiten und sich für eine großzügige
seelsorgliche Hingabe stärken“(134). Die für die Ausbildung Verantwortlichen
müssen dafür sorgen, daß die Seminaristen begleitet und zur Reife angeleitet
werden, die sie befähigt, den priesterlichen Zölibat anzunehmen und mit ihren
zum Priesteramt berufenen Brüdern in Gemeinschaft zu leben. Es muß auch ihre
Fähigkeit gefördert werden, die sie umgebende Wirklichkeit kritisch zu
beobachten um Werte von Gegenwerten unterscheiden zu können, denn dies ist
unerläßlich, um einen konstruktiven Dialog mit der Welt von heute einzugehen.
Besondere Aufmerksamkeit
soll den Berufungen unter der einheimischen Bevölkerung geschenkt werden, und
es wäre gut, ihnen eine Ausbildung zukommen zu lassen, die sie nicht ihrer
eigenen Kultur entfremdet. Diese Priesteramtskandidaten dürfen während ihrer
theologischen und spirituellen Ausbildung die Wurzeln ihrer eigenen Kultur
nicht verlieren (135).
Die Synodenväter wollten all
denen danken und sie segnen, die sich in ihrem Leben der Ausbildung der
zukünftigen Priester in den Seminaren widmen. Deshalb haben die Synodenväter
die Bischöfe eingeladen, für diese Aufgabe ihre geeignetsten Priester
abzustellen, nachdem sie ihnen eine besondere Ausbildung haben zukommen lassen,
die sie zu einer solch anspruchsvollen Aufgabe befähigt (136).
Erneuerung der Pfarreien
41. Die Pfarrei ist ein
bevorzugter Ort, an dem die Gläubigen Kirche ganz konkret erfahren können
(137). Heute haben die Pfarreien in Amerika wie auch in anderen Teilen der Welt
manchmal Schwierigkeiten, ihre Aufgabe zu erfüllen. Die Pfarrei muß sich
ständig erneuern und dabei vom grundlegenden Prinzip ausgehen, daß „die Pfarrei
weiterhin in erster Linie eine eucharistische Gemeinschaft sein muß“(138). Dieses
Prinzip beinhaltet auch, daß „die Pfarreien berufen sind, aufnahmefreundlich
und solidarisch zu sein. Sie sollen ein Ort christlicher Initiation, ein Ort
der Erziehung und der Feier des Glaubens sowie offen für die verschiedenen
Charismen, Dienste und Ämter sein; sie sollen gemeinschaftlich und
verantwortungsbewußt organisiert sein; die bereits existierenden
Apostolatsbewegungen sollen sie in ihre Strukturen integrieren; sie sollen die
kulturellen Unterschiede der Einwohner beachten und offen sein für pastorale
und pfarrübergreifende Projekte sowie für die sie umgebende Wirklichkeit“(139).
Besondere Aufmerksamkeit
verdienen wegen ihrer besonderen Problematik die Pfarreien in den städtischen
Ballungszentren, wo die Schwierigkeiten so groß sind, daß die normalen
Seelsorgestrukturen nicht mehr ausreichen, und wo die Möglichkeiten, im
Apostolat tätig zu sein, beträchtlich reduziert sind. Trotz allem bewahrt die
Pfarrei als Institution ihre Bedeutung und muß erhalten bleiben. Um dieses Ziel
zu erreichen, „muß man weiter nach Mitteln suchen, durch welche die Pfarreien
und ihre pastoralen Strukturen in den städtischen Ballungszentren
wirkungsvoller zum Einsatz kommen“(140). Ein Schlüssel für die Erneuerung der
Pfarreien, die besonders in den Großstädten sehr wichtig ist, könnte vielleicht
darin bestehen, die Pfarrei als Gemeinschaft der Gemeinschaften und Bewegungen
zu sehen (141). Es scheint daher angebracht, solche Gemeinschaften und
kirchliche Gruppen zu bilden, die echte menschliche Beziehungen fördern. Dadurch
wird ein intensiveres gemeinschaftliches Leben ermöglicht werden, wobei
Gemeinschaft nicht nur „ad intra“ [nach innen], sondern auch mit der
Pfarrgemeinde, zu der solche Gruppen gehören, sowie mit der Diözese und der
ganzen Kirche gepflegt wird. In diesem gemeinschaftlichen Kontext wird es auch
einfacher sein, das Wort Gottes zu hören, um in seinem Lichte über die
verschiedenen menschlichen Probleme nachzudenken und um verantwortungsvolle
Lösungsmöglichkeiten heranreifen zu lassen, die von der universalen Liebe
Christi inspiriert sind (142). Wird die Institution der Pfarrei auf solche
Weise erneuert, dann „kann daraus auch eine große Hoffnung erwachsen; denn sie
kann die in Gemeinschaft lebenden Menschen formen, sie kann eine Hilfe für das
Familienleben sein, sie kann dazu beitragen, die Anonymität zu überwinden, sie
kann die Menschen aufnehmen und ihnen helfen, sie in das Leben ihrer Nachbarn
und in die Gesellschaft einzugliedern“(143). Auf diese Weise können heutzutage
alle Pfarreien, besonders aber die Pfarreien in den Großstädten, eine
persönlichere Evangelisierung ausüben und zugleich mit anderen sozialen,
erzieherischen und gemeinschaftlichen Einrichtungen ihre positiven Beziehungen
ausbauen (144).
Außerdem „setzt diese Art
von erneuerter Pfarrei einen Hirten voraus, der in erster Linie den lebendigen
Christus persönlich erfahren hat, der einen missionarischen Geist und ein
väterliches Herz hat, der die Spiritualität in der Gemeinde zu beleben weiß und
fähig ist, das Evangelium so zu verkünden, daß die Teilnahme an der
Evangelisierung dadurch gefördert wird. Eine so erneuerte Pfarrei ist auf die
Mitarbeit der Laien angewiesen, sie braucht Menschen, welche die Seelsorge
wieder mit Lebendigkeit erfüllen, und einen Hirten, der imstande ist, mit
anderen zusammenzuarbeiten. Die Pfarreien in Amerika müssen sich durch ihren
missionarischen Impuls auszeichnen, wodurch ihre Seelsorge auch die erreicht,
die sich [von der Kirche] entfernt haben“ (145).
Die ständigen Diakone
42. Aus ernsthaften
pastoralen und theologischen Gründen hat das Zweite Vatikanische Konzil
bestimmt, das Diakonat als permanente Weihestufe in der lateinischen
Kirchenhierarchie wiedereinzuführen. Es wurde den Bischofskonferenzen selbst
überlassen, mit Zustimmung des Papstes einzuschätzen, ob und wo ständige
Diakone zum Einsatz kommen (146). Die hierbei gemachten Erfahrungen sind nicht
nur in den verschiedenen Landesteilen Amerikas, sondern auch in den
verschiedenen Diözesen ein und derselben Region unterschiedlich. „Einige
Diözesen haben nicht wenige Diakone ausgebildet und geweiht und sind voll und
ganz zufrieden mit deren Eingliederung und deren Amt“(147). Man beobachtet dort
mit Freuden, wie die Diakone, „mit sakramentaler Gnade gestärkt [...] dem Volke
Gottes in der Diakonie, der Liturgie des Wortes und der Liebestätigkeit in
Gemeinschaft mit dem Bischof und seinem Presbyterium“ dienen (148). Andere
Diözesen sind diesen Weg nicht gegangen, in anderen Teilen Amerikas wiederum
gab es Schwierigkeiten bei der Integration der ständigen Diakone in die
hierarchische Struktur.
Der Papst stellt es den
Teilkirchen frei, das ständige Diakonat wieder einzuführen oder nicht. Da es
sich um einen ständigen Grad [innerhalb der Weihehierarchie] handelt, erfordert
dessen Wiedereinführung selbstverständlich, daß die Kandidaten sorgfältig
ausgewählt, angemessen ausgebildet und einer sorgsamen Aufmerksamkeit
unterliegen. Auch bedarf es einer gewissenhaften Begleitung nicht nur dieser
geweihten Diener, sondern auch — im Falle von verheirateten Diakonen — deren Familien,
Ehefrauen und Kinder (149).
Das geweihte Leben
43. Die Geschichte der
Evangelisierung Amerikas ist ein beredtes Zeugnis ungeheurer missionarischer
Bemühungen seitens zahlreicher Ordensleute, die von Anfang an das Evangelium
verkündet, die Rechte der einheimischen Bevölkerung verteidigt und aus
heroischer Liebe zu Christus heraus sich in den Dienst am Gottesvolk auf diesem
Kontinent gestellt haben (150). Der Beitrag der Ordensleute zur Verkündigung
des Evangeliums in Amerika ist weiterhin von großer Bedeutung. Dieser Beitrag
ist je nach Charisma der verschiedenen Gruppen verschieden: „die Institute des
kontemplativen Lebens geben Zeugnis von der Absolutheit Gottes, die
apostolischen und missionarischen Institute vergegenwärtigen Christus in den
verschiedensten Lebensbereichen der Menschen, die Säkularinstitute helfen, die
Spannungen zwischen einer wirklichen Öffnung gegenüber den Werten der modernen
Welt und einer tiefen Hingabe des Herzens an Gott zu überwinden. Auch entstehen
neue Institute und Formen des geweihten Lebens, die eine Ausrichtung nach dem
Evangelium verlangen“(151).
„Auch die Zukunft der
Neuevangelisierung [...] ist ohne einen erneuerten Beitrag der Frauen,
insbesondere der Frauen des geweihten Lebens, undenkbar“(152). Deshalb sollte
ihre Teilnahme in verschiedenen kirchlichen Bereichen dringend gefordert werden
dazu gehören auch jene Bereiche in denen Entscheidungen getroffen werden,
besonders aber Entscheidungen in Angelegenheiten, die sie persönlich betreffen
(153).
„Auch heutzutage ist ein
Leben der Totalhingabe an Gott eine vielsagende Verkündigung dessen, daß Gott
genügt, um das Leben jedweder Person auszufüllen.“(154) Diese Weihe an den
Herrn muß zu einem großzügigen Einsatz für die Verbreitung des Gottesreiches
weiterentwickelt werden Deshalb soll an der Schwelle zum Dritten Jahrtausend
dafür gesorgt werden, „daß das geweihte Leben mehr geschätzt und von den
Bischöfen, Priestern und christlichen Gemeinschaften gefördert wird, und daß
die Ordensleute im Bewußtsein ihrer Freude und der Verantwortung ihrer Berufung
sich voll und ganz in die Teilkirchen integrieren, zu denen sie gehören, und
die Gemeinschaft und gegenseitige Zusammenarbeit fördern“(155).
Die Laien und die Erneuerung
der Kirche
44. „Die Lehre des Zweiten
Vatikanischen Konzils über die Einheit der Kirche als das in der Einheit des
Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes versammelte Volk Gottes
unterstreicht, daß der Würde aller Getauften die Nachahmung und Nachfolge
Christi, die gegenseitige Gemeinschaft und der Missionsauftrag gemeinsam
entspricht“(156). Deshalb sollen sich auch die Laien ihrer Würde als Getaufte
bewußt sein. Die Hirten ihrerseits sollen das Zeugnis und die aktive
Verkündigung des Evangeliums seitens der Laien“ hochschätzen, „die als Glieder
des Gottesvolkes in einer Spiritualität der Gemeinschaft ihre Brüder zur
Begegnung mit dem lebendigen Christus führen. Die kirchliche Erneuerung in
Amerika wird ohne die aktive Teilnahme der Laien nicht möglich sein. Daher
kommt ihnen zum großen Teil die Verantwortung für die Zukunft der Kirche
zu.(157)
Es gibt zwei Bereiche in
denen die Berufung der Laien verwirklicht wird der erste Bereich, der am
ehesten ihrem Laienstand entspricht, umfasst die weltlichen Dinge die zu regeln
die Laien nach Gottes Willen berufen sind (158). In der Tat „wird das
Evangelium durch die besondere Art dieses Wirkungsbereiches in die Strukturen
dieser Welt hineingetragen, und durch ihr allseits heiligmäßiges Wirken weihen
sie diese Welt Gott“(159). Durch die Laien „verwirklicht sich die Präsenz und
Mission der Kirche in der Welt auf besondere Weise in der Verschiedenheit der
Charismen und Ämter, die es im Laienstand gibt. Die Weltzugewandtheit ist das
eigentliche Charakteristikum der Laien und ihrer Spiritualität, die sie in
Familie und Gesellschaft, am Arbeitsplatz, in Kultur und Politik tätig werden
läßt. Zur Evangelisierung dieser Lebensbereiche sind die Laien berufen. Auf
einem Kontinent, wo der Wetteifer und der Hang zur Aggression, die Unmäßigkeit
im Konsum und die Korruption zur Tagesordnung gehören, sind die Laien berufen,
zutiefst Werte des Evangeliums, wie Barmherzigkeit, Vergebung, Aufrichtigkeit,
Transparenz des Herzens und Geduld unter schwierigen Bedingungen zu verkörpern.
Von den Laien wird eine große kreative Kraft bezüglich ihres Wirkens und ihrer
Werke erwartet —als Ausdruck eines Lebens, das im Einklang mit dem Evangelium
steht“(160).
Amerika braucht Laien, die
leitende Verantwortung innerhalb der Gesellschaft übernehmen können. Dringend
müssen Männer und Frauen ausgebildet werden, die gemäß ihrer eigenen Berufung
im öffentlichen Leben handlungsfähig sind und es auf das Allgemeinwohl hin
orientieren. Wenn sie sich in der Politik betätigen, wobei hier Politik im
eigentlichsten und edelsten Sinn als Verwaltung des Gemeinwohls verstanden
wird, kann dies für die Laien auch ein Weg zur Heiligung sein. Deshalb ist es
notwendig, daß sie sowohl in den Grundsätzen und Werten der kirchlichen
Soziallehre unterwiesen werden, als auch grundlegende Kenntnisse über die
Theologie des Laien erlangen. Die vertiefte Kenntnis ethischer Grundsätze und
christlicher Moralwerte wird es ihnen ermöglichen, dieselben in ihren
Lebensbereichen zu fördern und sie auch angesichts der sogenannten „Neutralität
des Staates“ zu verkünden (161).
Es gibt noch einen zweiten
Bereich, in dem viele Laien berufen sind tätig zu sein, und den man als
„innerkirchlich“ bezeichnen könnte. Viele Laien in Amerika verspüren den
berechtigten Wunsch, mit ihren Talenten und Charismen zum Aufbau der
kirchlichen Gemeinschaft beizutragen und zwar „als Verkünder des Wortes im
Namen der Kirche, als Katecheten, als jene, die Kranke und Inhaftierte
besuchen, als Gruppenleiter usw.“(162). Die Synodenväter haben den Wunsch
geäußert, die Kirche möge einige dieser Aufgabenbereiche als Laienämter
anerkennen, die in den Sakramenten der Taufe und Firmung begründet sind, wobei
jedoch der spezifische Charakter des Weihesakramentes unangetastet bleibt. Es
handelt sich dabei um ein sehr umfangreiches und komplexes Thema, zu dessen
Studium ich bereits vor einiger Zeit eine Sonderkommission eingerichtet habe
(163) und worüber die verschiedenen Behörden des Heiligen Stuhls nach und nach
einige Richtlinien erlassen haben (164). Man muß die nützliche Zusammenarbeit
gut ausgebildeter Laien — Männer und Frauen — in den verschiedenen
Tätigkeitsbereichen innerhalb der Kirche fördern, wobei selbstverständlich eine
Verwechslung mit den Weiheämtern und den Tätigkeitsbereichen, die diesen Ämtern
vorbehalten sind, vermieden werden muß, so daß klar zwischen dem gemeinsamen
Priestertum der Gläubigen und dem Amtspriestertum unterschieden wird.
Diesbezüglich haben die
Synodenväter vorgeschlagen, daß die den Laien anvertrauten Aufgabenbereiche
„wohl zu unterscheiden sind von jenen, die Stufen zum Weihepriesteramt darstellen“(165)
und die den Priesteramtskandidaten noch vor ihrer Priesterweihe übertragen
werden. Ebenso hat man angemerkt, daß diese Laienaufgaben „nur an Personen —
Männer und Frauen — übertragen werden dürfen, die sich die dafür vorgesehene
Ausbildung entsprechend bestimmter Kriterien, wie eine gewisse Beständigkeit,
wirkliche Bereitschaft hinsichtlich bestimmter Personengruppen und die
Verpflichtung, seinem eigenen Hirten dafür auch Rechenschaft abzulegen,
angeeignet haben“(166). Wenn auch das innerkirchliche Apostolat der Laien
angeregt werden muß, soll jedenfalls dafür gesorgt werden, daß dieses Apostolat
mit dem eigentlichen Tätigkeitsbereich der Laien zusammenfällt, in dem diese
auch nicht durch die Priester ersetzt werden können: nämlich im Bereich der
zeitlichen Dinge.
Die Würde der Frau
45. Die Berufung der Frau
verdient besondere Beachtung Bereits bei an derer Gelegenheit war es mir ein
Anliegen, meine Wertschätzung für den spezifischen Beitrag der Frau zum
Fortschritt der Menschheit und meine Anerkennung ihrer berechtigten
Bestrebungen voll und ganz am kirchlichen kulturellen sozialen und
wirtschaftlichen Leben teilzunehmen zum Ausdruck zu bringen (167) Ohne diesen
Beitrag wurde ein Reichtum verloren gehen den nur der Genius der Frau (168) zum
kirchlichen Leben und zur Gesellschaft selbst beitragen kann Dies nicht
anzuerkennen wäre eine historische Ungerechtigkeit besonders in Amerika wenn
man den Beitrag der Frauen zur materiellen und kulturellen Entwicklung des
Kontinents und zur Weitergabe und Bewahrung des Glaubens in Betracht zieht In
der Tat war ihre Rolle vor allem im geweihten Leben in der Erziehung und in der
Gesundheitspflege entscheidend (169).
In verschiedenen Gegenden
des amerikanischen Kontinents ist die Frau leider immer noch Objekt von
Diskriminierung. Daher kann man sagen, daß das Gesicht der Armen in Amerika
auch das Gesicht vieler Frauen ist. In diesem Sinne haben die Synodenväter von
einem „weiblichen Aspekt der Armut“ gesprochen (170). Die Kirche fühlt sich
verpflichtet, auf der Menschenwürde zu bestehen, die allen Menschen gemeinsam
ist. Sie „bezeichnet die Diskriminierung, den sexuellen Mißbrauch und die
männliche Vorherrschaft als im Widerspruch zum göttlichen Heilsplan
stehend“(171). Insbesondere beklagt sie die mitunter aufgrund von Programmen
vorgenommene Sterilisation von Frauen, vor allem von armen und ausgestoßenen
Frauen, als verabscheuungswürdig. Diese wird oft auf trügerische Weise
praktiziert, ohne daß die Betroffenen davon wissen. Das ist um so schlimmer,
als man dafür auch noch um internationale wirtschaftliche Hilfe nachsucht.
Die Kirche auf diesem
Kontinent fühlt sich verpflichtet, sich intensiver um die Frauen zu kümmern und
sie zu verteidigen, „so daß die amerikanische Gesellschaft dem in der Ehe
gründenden Familienleben mehr Hilfe zukommen läßt, die Mutterschaft mehr in
Schutz nimmt und die Würde aller Frauen mehr achtet“(172). Man muß den
amerikanischen Frauen helfen, aktiv und verantwortungsvoll am Leben und der
Sendung der Kirche teilzunehmen (173). Auch müssen die Kenntnisse und die
Zusammenarbeit der Frauen in leitenden Aufgaben der amerikanischen Gesellschaft
anerkannt werden.
Die Herausforderungen für
die christliche Familie
46. Gott, der Schöpfer hat
den ersten Mann und die erste Frau nach seinem Abbild geschaffen und ihnen den
Auftrag gegeben Seid fruchtbar und vermehrt euch (Gen 1,28) wodurch er die
Familie gründete In diesem Heiligtum entsteht das Leben und dort wird es auch
als Gottesgeschenk angenommen Wird das Wort Gottes innerhalb der Familie häufig
gelesen so verwandelt es die Familie nach und nach zur Hauskirche und es macht
sie reich an Menschlichkeit und christlichen Tugenden Dort entspringt auch die
Quelle der Berufungen. Das familiare Gebetsleben vor einem Bild der
Muttergottes wird bewirken daß die Familie wie die Junger Jesu immer um die
Mutter vereint bleibt (vgl. Apg 1 14)(174). Fast überall in Amerika wird die
Institution Familie durch viele Gefahren bedroht was für die Christen
gleichzeitig eine Herausforderung darstellt. Zu erwähnen sind hier unter
anderem die steigende Scheidungsrate die Verbreitung der Abtreibung, des
Kindermords und eine gegen die natürliche Empfängnis gerichtete Mentalität.
Angesichts dieser Situation muß unterstrichen werden, „daß die Grundlage
menschlichen Lebens die eheliche Beziehung zwischen Mann und Frau ist die unter
Christen ein Sakrament darstellt“(175).
Daher muß dringend eine
umfassende Katechese über das christliche Ideal der ehelichen Gemeinschaft und
des Familienlebens betrieben werden, zu der auch die Spiritualität der
Vaterschaft und der Mutterschaft gehört. Die Seelsorge muß der Rolle des Mannes
als Gatte und Vater und der mit der Ehefrau zu teilenden Verantwortung für Ehe,
Familie und Kindererziehung mehr Aufmerksamkeit schenken Eine ernsthafte Unterweisung
der Jugendlichen über die Ehe darf nicht unterlassen werden wobei die
katholische Lehre über dieses Sakrament unter theologischem, spirituellem und
anthropologischem Aspekt mit aller Klarheit dargestellt werden muß. Auf einem
Kontinent, der sich durch eine beachtenswerte demographische Entwicklung
auszeichnet, wie es in Amerika der Fall ist, müssen die der Familie geltenden
seelsorglichen Initiativen ständig zunehmen.
Damit die Familie wirklich
eine „Hauskirche“(176) ist, ist sie berufen, die Umgebung zu bilden, in der die
Eltern den Glauben weitergeben, und sie „sollen [...] durch Wort und Beispiel
für ihre Kinder die ersten Glaubensboten sein“(177). Auch darf in der Familie
das Gebet nicht fehlen, in dem sich sowohl die Eheleute untereinander als auch
mit ihren Kindern vereinen. Diesbezüglich sollen gemeinsame Zeiten des
geistlichen Lebens gefördert werden, wie die Teilnahme an der Eucharistie an
Feiertagen, der Empfang des Sakraments der Versöhnung das tägliche Gebet
innerhalb der Familie und konkrete Werke der Nächstenliebe. Auf diese Weise
wird auch die eheliche Treue und die Familieneinheit gefestigt. In einem
familiären Ambiente das solche Wesenszuge tragt wird es für die Kinder nicht
schwierig sein ihre Berufung für den Dienst in der Gemeinschaft und in der
Kirche zu entdecken und besonders durch das Beispiel ihrer Eltern zu erfahren,
daß das Familienleben ein Weg ist, die universale Berufung zur Heiligkeit zu
verwirklichen (178).
Die Jugendlichen — Hoffnung
für die Zukunft
47. Die Jugendlichen stellen
eine große Kraft innerhalb der Gesellschaft und bei der Verkündigung des
Evangeliums dar. „Sie bilden in vielen Ländern Amerikas einen sehr großen Teil
der Bevölkerung, und in ihrer Begegnung mit dem lebendigen Christus liegen ihre
Hoffnungen und Erwartungen einer größeren Gemeinschaft und Solidarität für
Kirche und Gesellschaft in Amerika begründet“(179). Die Bemühungen der
Teilkirchen auf dem Kontinent bei der katechetischen Hinführung der
Heranwachsenden zum Sakrament der Firmung sowie bei anderen Formen der
Begleitung, die ihnen geboten werden, damit sie in ihrer Begegnung mit Christus
und in ihrer Kenntnis des Evangeliums wachsen, sind evident. Der
Ausbildungsprozeß bei den Jugendlichen soll beständig und dynamisch sein er
soll so geartet sein daß dadurch den Jugendlichen geholfen wird ihren Platz in
Kirche und Gesellschaft zu finden. Daher soll die Jugendseelsorge eine
bevorzugte Stellung bei der Fürsorge der Hirten und der Gemeinschaften
einnehmen.
Es gibt wirklich viele
Jugendliche in Amerika, die den wahren Sinn ihres Lebens suchen und ein
Verlangen nach Gott verspüren, doch oft mangelt es an den geeigneten
Bedingungen, ihre Fähigkeiten zu verwirklichen und ihre Ziele zu erreichen
Leider fuhren fehlende Arbeitsmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven zum Teil
dazu, daß sie zu Randgruppen werden und zur Gewalt greifen. Die dabei
entstehende Frustration führt häufig dazu, daß sie von der Suche nach Gott
ablassen. Angesichts dieser sehr komplexen Situation „verpflichtet sich die
Kirche, ihre pastorale und missionarische Option für die Jugendlichen
aufrechtzuerhalten damit sie heute dem lebendigen Christus begegnen
können“(180). Die kirchliche Seelsorge erreicht viele dieser Heranwachsenden
und Jugendlichen durch die Lebendigkeit der christlichen Familien, durch
Katechese, Institutionen im Bereich den katholischen Erziehung und das
Gemeinschaftsleben den Pfarreien. Doch gibt es viele Jugendliche, besonders
unten denen, die unter Anmut in ihnen verschiedenen Ausdrucksformen leiden, die
außerhalb des kirchlichen Tätigkeitsbereiches bleiben. Daher sollen die jungen,
mit einem reifen missionarischen Bewußtsein ausgestatteten Christen die Apostel
für ihre Altensgenossen sein. Es bedarf einer Seelsorge, die die Jugendlichen
in ihrer eigenen Umgebung, wie Schulen, Universitäten, Arbeitsplatz oder
ländliche Gegenden, erreicht, und die denen Sensibilität ein besonderes
Augenmerk schenkt. In Pfarreien und Diözesen wäre es auch angebracht, eine
Jugendseelsonge zu entwickeln, welche die Entwicklungen den Jugendwelt in
Betracht zieht, den Dialog mit ihnen sucht und die günstigen Gelegenheiten zu
Begegnungen im größeren Rahmen nicht verpaßt, eine Jugendseelsonge, die
Initiativen vor Ort unterstützt und dabei aus all dem Nutzen zieht, was bereits
auf interdiözesaner und internationaler Ebene verwirklicht wurde.
Was soll man angesichts den
Jugendlichen unternehmen, die ein für Heranwachsende typisches Verhalten von
Unbeständigkeit aufweisen und Schwierigkeiten signalisieren, wenn es darum
geht, ernsthafte und dauerhafte Verpflichtungen einzugehen? Bei einem solchen
Mangel an Reife sollte man die Jugendlichen einladen, mutig zu sein, wobei man
ihnen helfen muß, den Wert einer für das ganze Leben eingegangenen
Verpflichtung zu schätzen, wie es beim Priestertum, beim geweihten Leben und
bei der christlichen Ehe der Fall ist (181).
Begleitung des Kindes bei
seiner Begegnung mit Christus
48. Die Kinder sind ein
Geschenk und Zeichen der Gegenwart Gottes. „Man muß das Kind von der Taufe bis
zu seiner Erstkommunion bei seiner Begegnung mit Christus begleiten, denn es
gehört zur lebendigen Glaubens-, Hoffnungs- und Liebesgemeinschaft“(182). Die
Kirche anerkennt die Bemühungen der Eltern, Lehnen und deren, die im
pastoralen, sozialen und gesundheitlichen Dienst tätig sind, sowie all jenen,
die mit denselben Haltung im Dienst der Familie und der Kinder wirken, wie sie
Jesus Christus einnahm: „Laßt die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht
daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 19,14).
Mit Recht beklagen und verurteilen
die Synodenväter die schmerzvollen Lebensbedingungen so vieler Kinder in ganz
Amerika, die ihrer Würde und Unschuld und oft auch ihres Lebens beraubt wenden.
„Diese Lebensbedingungen schließen Gewalt, Armut, Obdachlosigkeit, Mangel an
gesundheitlicher Fürsorge und Erziehung, durch Drogen und Alkohol bedingte
Schäden und andere Zustände den Verlassenheit und des Mißbrauchs mit ein“(183).
Diesbezüglich erwähnte man auf den Synode ganz besonders die Problematik des
sexuellen Mißbrauchs den Kinder und den Kindenprostitution. Auch die Eltern
erließen einen dringenden Aufruf „an alle, die in der Gesellschaft
Machtpositionen einnehmen, damit sie in ersten Linie all das tun, was in ihren
Macht steht, um das Leid den Kinder in Amerika zu lindern (184).
Elemente der Gemeinschaft
mit anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften
49. Die Bemühungen um
Gemeinschaft zwischen den katholischen Kirche und anderen Kirche und
kirchlichen Gemeinschaften haben ihre Wurzeln in der Taufe, die von ihnen allen
gespendet wird (185). Diese Bemühungen wenden durch Gebet, Dialog und
gemeinsame Aktionen genährt. Die Synodenväter wollten ihnen besonderen Willen
„zur Zusammenarbeit im bereits begonnenen Dialog mit den orthodoxen Kirche zum
Ausdruck bringen, mit den wir sehr vieles im Glauben, in den Sakramenten und in
den Frömmigkeit gemeinsam haben“(186). Seitens den Synode gibt es vielerlei
konkrete Vorschlage hinsichtlich der Gesamtheit den nicht katholischen
christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. In ersten Linie wird
vorgeschlagen, „daß die katholischen Hinten und Gläubigen die Begegnung mit
Christen verschiedenen Konfessionen innerhalb der Zusammenarbeit im Namen des
Evangeliums fördern, um so auf den Schrei den Armen zu reagieren durch den
Einsatz für Gerechtigkeit, durch das gemeinsame Gebet für die Einheit, durch
die Teilnahme an gemeinsamen Wortgottesdiensten und durch den erlebten Glauben
an den lebendigen Christus“(187). Gefördert wenden müssen auch, soweit dies
angebracht und nutzbringend ist, die sich aus den verschiedenen Kirchen und
kirchlichen Gemeinschaften zusammensetzenden Versammlungen von Experten um den
ökumenischen Dialog zu erleichtern Die Ökumene muß Gegenstand der Reflexion und
des Erfahrungsaustausches zwischen den verschiedenen katholischen Bischofskonferenzen
des Kontinents sein.
Wenn auch das Zweite
Vatikanische Konzil sich auf alle Getauften und Christgläubigen „als Brüder im
Herrn“(188) beruft, so muß man doch klar jene christlichen Gemeinschaften, mit
denen es möglich ist, Beziehungen einzugehen und die durch den ökumenischen
Geist inspiriert sind, von den Sekten, Kultgemeinschaften und anderen
pseudoreligiösen Bewegungen unterscheiden.
Kirchliche Beziehungen zu
den jüdischen Gemeinschaften
50. In den amerikanischen
Gesellschaft existieren auch jüdische Gemeinschaften mit denen die katholische
Kirche in den letzten Jahren immer stärker zusammenarbeitet (189). Innerhalb
der Heilsgeschichte ist unsere besondere Beziehung zum jüdischen Volk evident
Aus diesem Volk ging Jesus hervor, und er setzte den Anfang seinen Kirche
innerhalb des jüdischen Volkes Ein Großteil der Heiligen Schrift die wir
Christen als das Wort Gottes lesen stellt ein gemeinsames geistiges Erbe dar
das wir mit den Juden gemeinsam haben (190). Daher muß ihnen gegenüber jede
negative Haltung vermieden wenden denn um die Welt zu segnen ist es notwendig
daß zuvor Juden und Christen für einander ein Segen sind“(191).
Nichtchristliche Religionen
51. Die katholische Kirche
lehnt nichts von alledem ab was bei diesen Religionen wahr und heilig
ist“(192). Daher wollen die Katholiken hinsichtlich der anderen Religionen die
Elemente der Wahrheit unterstreichen wo auch immer diese zu finden sind
Gleichzeitig aber bezeugen sie die Neuheit der Offenbarung Christi, die in
ihnen Integrität von der Kirche bewahrt wird (193). Bei einer solch
konsequenten Einstellung lehnen die Katholiken jegliche Diskriminierung und
Verfolgung von Menschen wegen Rasse Hautfarbe Lebensumständen oder Religion als
dem Geist Christi entgegengesetzt ab Unterschiedliche Religionszugehörigkeit
darf niemals der Grund für Gewalt und Krieg sein. Im Gegenteil, Menschen
verschiedener Glaubensrichtungen sollen sich eben weil sie sich zu ihren
Religion bekennen veranlaßt fühlen, für Frieden und Gerechtigkeit zu arbeiten.
Moslems Christen und Juden
nennen Abraham ihren Vater Diese Tatsache muß in Amerika die Garantie dafür
sein daß die drei Gemeinschaften harmonisch zusammenleben und gemeinsam für das
Allgemeinwohl arbeiten. Auch soll die Kirche in Amerika sich bemühen, den gegenseitigen
Respekt zu mehren und die guten Beziehungen zu den einheimischen amerikanischen
Religionen zu verbessern“(194). Dieselbe Haltung muß den Hindus, Buddhisten und
anderen Religionen gegenüber eingenommen wenden, die sich durch die jüngsten
Einwanderungen aus orientalischen Ländern auf amerikanischem Boden angesiedelt
haben.
Kapitel V
Weg zur Solidarität
„Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Junger seid:
wenn ihr einander liebt“ (Joh 13,35)
Die Solidarität Frucht der
Gemeinschaft
52. Amen ich sage euch Was
ihr für einen meiner geringsten Bruder getan habt das habt ihr mir getan (Mt
25,40; vgl. 25,45) Das Bewußt sein der Gemeinschaft mit Jesus Christus und den
Brüdern und Schwestern das wiederum Frucht der Umkehr ist fuhrt dazu daß wir dem
Nächsten in all seinen materiellen und geistigen Noten und Bedürfnissen dienen,
damit in allen Menschen das Antlitz Christi aufleuchte. Deshalb ist die
Solidarität Frucht den Gemeinschaft die auf dem Geheimnis des einen Gottes in
drei Personen und auf dem Geheimnis des Sohnes Gottes gründet der für alle
Mensch geworden und gestorben ist Sie kommt in der Liebe der Christen zum
Ausdruck die das Wohl den Mitmenschen besonders aber deren suchen die dessen am
meisten bedürfen“(195).
Von daher erwachst auch für die
amerikanischen Teilkirchen die Pflicht zur gegenseitigen Solidarität und die
Pflicht die geistigen Gaben und materiellen Guten zu teilen mit denen Gott sie
gesegnet hat. So hat Gott auch die Bereitschaft der Menschen begünstigt dort
zum Einsatz zu gelangen wo es am notwendigsten ist Ausgehend vom Evangelium
soll eine Kultur der Solidarität gestärkt werden die zu geeigneten Initiativen
fuhrt um den Armen und Ausgegrenzten zu helfen insbesondere den Flüchtlingen
die sich gezwungen sehen Volk und Land zu verlassen um den Gewalt zu entfliehen
Die Kirche in Amerika muß auch die internationalen Organisationen des Kontinent
dazu anhalten eine Wirtschaftsordnung zu etablieren in der nicht nur das
Kriterium der Bereicherung vorherrscht sondern auch das des Strebens nach
nationalem und internationalem Gemeinwohl in der eine gerechte Güterverteilung
existiert und die ganzheitliche Forderung der Volker im Vordergrund steht
(196).
Die Lehre der Kirche —
Ausdruck der Anforderungen für die Umkehr
53. Während Relativismus und
Subjektivismus sich in besorgniserregender Weise im Bereich der Morallehre
ausbreiten, ist die Kirche in Amerika berufen, mit neuer Kraft zu verkünden,
daß die Umkehr an die Zugehörigkeit zur Person Jesu Christi mit all den
dazugehörigen und durch das Lehramt der Kirche dargelegten theologischen und
moralischen Implikationen gebunden ist Man muß diesbezüglich die Rolle
anerkennen, „die die Theologen, Katecheten und Religionslehrer in Treue zum
Lehramt durch ihre Darlegung den kirchlichen Lehre spielen; sie arbeiten dabei
gemeinsam und direkt an der rechten Gewissensbildung der Gläubigen mit“(197).
Wenn wir daran glauben, daß Jesus die Wahrheit ist (vgl. Joh 14,6), dann haben
wir auch den innigen Wunsch, seine Zeugen zu sein um so unseren Brüdern und Schwestern
die volle Wahrheit nahe zubringen die im Gottessohn liegt der um des Heiles des
Menschengeschlechtes willen Mensch geworden gestorben und auferstanden ist „Auf
diese Weise können wir in dieser Welt lebendige Leuchten des Glaubens den
Hoffnung und der Liebe sein“(198).
Die Soziallehre der Kirche
54. Angesichts der in
Amerika bestehenden großen sozialen Probleme verschiedensten Art weiß der
Katholik daß er in der kirchlichen Sozial lehne die Antwort findet von den
ausgehend man konkrete Losungsmöglichkeiten suchen kann Diese Lehre zu
verbreiten stellt also eine wahre seelsorgliche Priorität dar Deshalb ist es
wichtig daß in Amerika die für die Evangelisierung Zuständigen — also die
Bischöfe Priester Lehrer Seelsorger etc. — diesen Schatz den kirchlichen
Soziallehne annehmen sich durch ihn erleuchten lassen und dadurch fähig werden
die heutige Realität genau zu analysieren und Wege zu finden um aktiv zu
werden. Diesbezüglich muß man die Ausbildung tatkräftiger Laien fordern die im
Namen des Glaubens an Christus die Verwandlung der irdischen Realität in
Angriff nehmen Außerdem ist es angebracht das Studium diesen Lehre in allen
Bereichen der amerikanischen Teilkirchen zu fordern und zu unterstützen Ganz
besonders gilt dies für den Bereich der Universitäten damit sie einen noch
höheren Bekanntheitsgrad erreicht und in der amerikanischen Gesellschaft zur
Anwendung gelangt.
Um dieses Ziel zu erreichen,
wird es von Nutzen sein, ein Kompendium bzw. eine autorisierte Zusammenfassung
der katholischen Soziallehre zu veröffentlichen, was einer Art „Katechismus“
gleichkäme, der die Beziehung zwischen diesen Lehre und der Neuevangelisierung
darlegt. Der Teil, den den Katechismus den Katholischen Kirche dieser Materie
im Hinblick auf das siebente Gebot des Dekalogs widmet, könnte einen
Ausgangspunkt für diesen „Katechismus den katholischen Soziallehre“ darstellen.
Natürlich würde sich dieses
Werk, wie auch zuvor der Katechismus den Katholischen Kirche, darauf
beschränken, lediglich die allgemeinen Prinzipien zu formulieren und es
späteren Ausarbeitungen überlassen, jene Problembereiche zu behandeln, die sich
aus den verschiedenen Situationen von Ort ergeben (200).
In den kirchlichen
Soziallehre nimmt das Recht auf eine würdige Arbeit einen besonderen
Stellenwert ein. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit, in vielen
amerikanischen Ländern und angesichts den harten Bedingungen, denen nicht
wenige Arbeiter in Industrie und Landwirtschaft ausgesetzt sind, „ist es
notwendig, die Arbeit als eine Dimension der Selbstverwirklichung und den Würde
den menschlichen Person zu bewerten. Es ist die ethische Verantwortung einen
organisierten Gesellschaft, eine Arbeitskultur zu fördern und zu
unterstützen“(201).
Globalisierung der
Solidarität
55. Das komplexe Phänomen
den Globalisierung ist, wie ich zuvor erwähnt hatte, eines den Charakteristika
der heutigen Welt, das besonders in Amerika zutage tritt. Innerhalb dieser
vielschichtigen Realität hat der wirtschaftliche Aspekt eine ganz besondere
Bedeutung. Die Kirche bietet durch ihre Soziallehne einen wertvollen Beitrag
zur Problematik, welche durch die derzeitige wirtschaftliche Globalisierung
entsteht. Ihre moralische Sichtweise in diesen Angelegenheit „stützt sich auf
die drei grundlegenden Ecksteine der Menschenwürde, der Solidarität und des
Subsidiaritätsprinzips“(202) Die wirtschaftliche Globalisierung muß im Lichte
den Grundsätze sozialen Gerechtigkeit analysiert werden, wobei die vorrangige
Option für die Armen zu achten ist da sie befähigt wenden sollen sich in einer
globalisierten Wirtschaft und angesichts der Ansprüche des internationalen
Gemeinwohls zu schützen. In Wirklichkeit „ist die kirchliche Soziallehre die
moralische Vision, die versucht, die Regierungen, die Institutionen und
Privatorganisationen zu unterstützen, damit sie an einer Zukunft arbeiten, die
mit der Würde einer jeden Person im Einklang steht. Aus diesen Sichtweise
können die Fragen hinsichtlich der Auslandsverschuldung den Länder, den
internen politischen Korruption und der Diskriminierung innerhalb des eigenen
Landes und auf internationaler Ebene bewertet werden“(203).
Die Kirche in Amerika ist
nicht nun dazu berufen, einen höheren Grad an Integration innerhalb den Länder
zu fördern und so dazu beizutragen, eine wahre Kultur globalisierten
Solidarität zu schaffen (204), sondern sich auch mit legitimen Mitteln für die
Verringerung den negativen Auswirkungen der Globalisierung einzusetzen, wie zum
Beispiel die Herrschaft der Stärkeren über die Schwächeren, besonders im
wirtschaftlichen Bereich, oder den Werteverlust der einheimischen Kulturen
zugunsten einer falsch verstandenen Vereinheitlichung.
Zum Himmel schreiende
soziale Sunden
56. Im Lichte der
kirchlichen Soziallehre nimmt man auch deutlicher die Schwere der „sozialen
Sünden zur Kenntnis, die zum Himmel schreien, weil sie Gewalt erzeugen und den
Frieden und die Harmonie zwischen den Gemeinschaften innerhalb eines Staates
und zwischen den verschiedenen Ländern und Teilen des Kontinents
zerstören“(205). Zu diesen Sünden sind auch „der Drogenhandel, die Geldwäsche,
die Korruption in sämtlichen Bereichen, die Schrecken der Gewalt, die
Aufrüstung, die Rassendiskriminierung, die Ungleichheit innerhalb der sozialen
Schichten und die vernunftlose Zerstörung der Natur zu zählen“(206). Diese
Sünden zeigen eine tiefe Krise auf, die wir dem verloren gegangenen Sinn für
Gott und dem Abhandenkommen moralischer Grundsätze zu verdanken haben, welche
eigentlich das Leben eines jeden Menschen bestimmen sollten. Ohne irgend einen
moralischen Bezugspunkt verfällt der Mensch einem uneingeschränkten Drang nach
Reichtum und Macht, welcher jegliche am Evangelium orientierte Sichtweise der
sozialen Wirklichkeit verdunkelt: Nicht selten führt dies dazu, daß einige
öffentliche Instanzen die soziale Situation vernachlässigen. In vielen
amerikanischen Ländern herrscht immer mehr ein als „Neoliberalismus“ bekanntes
System, das den Menschen lediglich unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet
und Gewinn und Marktgesetze als absolute Maßstäbe setzt, was zu Lasten der
Menschenwürde und der Achtung der Person und der Völker geht. Dieses besagte
System verwandelt sich mitunter in eine ideologische Rechtfertigung von
Einstellungen und Handlungsweisen im sozialen und politischen Bereich, welche
die Schwächsten an den Rand drängen. In der Tat nimmt die Armut immer mehr zu.
Die Armen sind die Opfer bestimmter politischer Richtungen und oftmals
ungerechter Strukturen (207).
Die beste Antwort durch das
Evangelium auf diese dramatische Situation ist die Förderung der Solidarität
und des Friedens, die die Gerechtigkeit effektiv verwirklichen. Deshalb soll
auch jenen Zuspruch und Hilfe zukommen, die als beispielhaft in der Verwaltung
der öffentlichen Gelder und der Gerechtigkeit gelten. Ebenso soll der
Demokratisierungsprozeß unterstützt werden, der in Amerika im Gange ist (208),
da in einer Demokratie die Kontrollmöglichkeiten zur Vermeidung von Mißbrauch
größer sind.
„Der Rechtsstaat ist die
notwendige Bedingung zur Errichtung einer wahren Demokratie“(209). Damit diese
sich entwickeln kann, bedarf es einer präzisen Unterweisung der Bürger sowie
einer Förderung der öffentlichen Ordnung und des Friedens innerhalb des
gesellschaftlichen Zusammenlebens. Es gibt wirklich „keine echte und stabile
Demokratie ohne soziale Gerechtigkeit. Daher ist es notwendig, daß die Kirche
der Gewissensbildung mehr Aufmerksamkeit schenkt, Sozialarbeiter für das
öffentliche Leben auf allen Ebenen ausbildet, die ethische Erziehung, die
Befolgung des Gesetzes und der Menschenrechte fordert und sich noch mehr um die
ethische Unterweisung der Politiker bemüht“(210).
Das Fundament der
Menschenrechte
57. Man sollte daran
erinnern daß das Fundament auf dem alle Menschenrechte basieren die Wurde der
Person ist In der Tat ist das größte göttliche Werk nämlich der Mensch Abbild
und Ebenbild Gottes Jesus nahm unsere Natur an nicht jedoch die Sunde er
forderte und verteidigte die Wurde einer jeden menschlichen Person ohne
Ausnahme und er starb für die Freiheit aller Das Evangelium zeigt uns wie Jesus
Christus die zentrale Stellung der menschlichen Person innerhalb der Ordnung
der Natur (vgl. Lk 12,22-29) der Gesellschaft und der Religion sogar im
Hinblick auf das Gesetz (vgl. Mt 2,27) hervorhebt indem er den Mann und auch
die Frau (vgl. Joh 8,11) und die Kinder (vgl. Mt 19,13-15) verteidigt die
seinerzeit einen zweitrangigen Platz in der Gesellschaft einnahmen Aus dieser
Menschenwürde insofern der Mensch als Kind Gottes betrachtet wird gehen die
Menschenrechte und auch des Menschen Pflichten hervor (211). Aus diesem Grunde
ist jeglicher Angriff auf die Menschenwürde auch gleichzeitig ein Angriff auf
Gott selbst dessen Abbild der Mensch ist (212). Diese Wurde ist allen Menschen
ohne Ausnahme gemein da alle nach dem Abbild Gottes geschaffen wurden (vgl. Gen
1,26) Die Antwort Jesu auf die Frage Und wer ist mein Nächster?“ (Lk 10,29)
erfordert von jedem eine Haltung der Achtung der Wurde des anderen sowie eine
Haltung der Fürsorge für ihn auch wenn es sich um einen Fremden oder um einen
Feind handelt (vgl. Lk 10,30-37). In ganz Amerika hat das Bewußtsein für die
Achtung der Menschenrechte in letzter Zeit ständig zugenommen, aber dennoch
bleibt vieles zu tun übrig, zieht man die Verletzung der Personenrechte und
gesellschaftlicher Gruppen in Betracht die es immer noch auf diesem Kontinent
gibt.
Vorrangige Liebe zu den
Armen und gesellschaftlichen Randgruppen
58. „Die Kirche in Amerika
muß in ihre seelsorglichen Initiativen die Solidarität der Gesamtkirche
gegenüber den Armen und Randgruppen jeglicher Art mit einbeziehen. Zu ihrer
Haltung müssen Fürsorge, Förderung, Befreiung und brüderliche Akzeptanz
gehören. Die Kirche erhebt den Anspruch, daß es absolut keine
gesellschaftlichen Randgruppen geben darf“(213). Die Erinnerung an die dunklen
Kapitel der Geschichte Amerikas hinsichtlich der Sklaverei und anderer Arten
von gesellschaftlicher Diskriminierung muß den aufrichtigen Wunsch nach Umkehr
hervorrufen, die zur Versöhnung und Gemeinschaft führt.
Die Sorge um die am meisten
Bedürftigen geht aus der vorrangigen Liebe zu den Armen hervor. Es geht dabei
um eine Liebe, die nicht exklusiv ist und die daher nicht als ein Zeichen von
Partikularismus oder von Sektierertum (214) gewertet werden kann Indem der
Christ die Armen liebt ahmt er den Herrn nach der sich in seinem irdischen
Leben in Mitleid den Nöten der Bedürftigen — sowohl in geistiger als auch in
materieller Hinsicht — widmete.
Die Aktivität der Kirche
zugunsten der Armen in allen Teilen des Kontinents ist wichtig dennoch muß man
sich weiterhin darum bemühen daß diese Art von Seelsorge immer mehr zum Weg der
Begegnung mit Christus wird der obwohl er reich ist für uns arm wurde um uns
durch seine Armut zu bereichern (vgl. 2 Kor 8 9) All das was in diesem Bereich
bereits geschieht muß noch intensiviert und erweitert werden und man soll
versuchen die größtmögliche Anzahl von Armen dadurch zu erreichen Die Heilige
Schrift erinnert uns daran daß Gott das Rufen der Armen er hört (vgl. Ps 34 7)
und die Kirche muß auf dieses Rufen der am meisten Bedürftigen achten Indem sie
auf deren Stimme hört muß die Kirche mit den Armen leben und an ihrem Leid
teilnehmen. [...] Schließlich muß sie durch ihre Lebensweise Zeugnis dafür
ablegen, daß sie selbst sich durch ihre Prioritäten und in Wort und Tat in
Gemeinschaft und Solidarität mit ihnen befindet“(215).
Die Auslandsverschuldung
59. Die
Auslandsverschuldung, die viele Völker des amerikanischen Kontinents zu
ersticken scheint, ist ein sehr umfangreiches Problem.
Wenn hier auch nicht auf die
zahlreichen Aspekte eingegangen werden kann, so darf die Kirche in ihrer Seelsorge
dieses Problem doch nicht ignorieren, da es das Leben so vieler Menschen
betrifft. Daher haben auch etliche Bischofskonferenzen in Amerika im Bewußtsein
der Tragweite dieses Problems diesbezüglich Studientagungen organisiert und
Dokumente bezüglich einer effektiven Lösung desselben veröffentlicht (216).
Auch ich habe meine Sorge über diese in vielen Fällen unhaltbare Situation
schon des öfteren zum Ausdruck gebracht. Im Hinblick auf das bevorstehende
Große Jubiläum des Jahres 2000 und in Erinnerung an den sozialen Sinn, den
diese Jubeljahre im Alten Testament hatten, schrieb ich: „So werden sich im
Geist des Buches Leviticus (25,8-28) die Christen zur Stimme aller Armen der
Welt machen müssen, indem sie das Jubeljahr als eine passende Zeit hinstellen,
um unter anderem an eine Überprüfung, wenn nicht überhaupt an einen erheblichen
Erlaß der internationalen Schulden zu denken, die auf dem Geschick vieler
Nationen lasten“(217).
So wiederhole ich meinen
Wunsch, den sich auch die Synodenväter zu eigen gemacht haben, daß der
Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden zusammen mit anderen zuständigen
Organisationen, wie zum Beispiel die Abteilung für die Beziehungen zu den
Staaten innerhalb des Staatssekretariats, „durch Nachforschung und Dialog
zusammen mit Vertretern der Ersten Welt und Verantwortlichen der Weltbank und
des internationalen Währungsfonds nach Lösungswegen zur Behebung des Problems
der Auslandsverschuldung und nach Normen zur Verhinderung einer solchen
Situation im Falle von zukünftigen Auslandskrediten sucht (218). Es wäre auch
angebracht daß auf möglichst breiter Ebene Wirtschafts und Währungsexperten von
internationalem Ruf eine kritische Analyse der Weltwirtschaftsordnung in ihren
positiven und negativen Aspekten erstellen, so daß die aktuelle Ordnung
korrigiert wird, und man ein System und leistungsfähige Mechanismen zur
Förderung einer ganzheitlichen und solidarischen Entwicklung der Menschen und
Völker vorlegt“(219).
Bekämpfung der Korruption
60. Auch in Amerika ist das
Phänomen der Korruption weit verbreitet. Die Kirche kann aber auf wirksame
Weise dazu beitragen, dieses Übel der bürgerlichen Gesellschaft durch eine
„größere Präsenz qualifizierter Laien“ auszumerzen, „die durch ihre familiäre,
schulische und kirchliche Herkunft Werte wie Wahrheit, Aufrichtigkeit, Fleiß
und Dienst für das Allgemeinwohl fördern“(220). Um dieses Ziel zu erreichen und
auch um alle Menschen guten Willens zu erleuchten, die den durch Korruption
entstandenen Übeln ein Ende bereiten wollen, muß jener Teil des Katechismus der
Katholischen Kirche möglichst überall gelehrt und verbreitet werden, der sich
auf dieses Thema bezieht. Auf diese Weise fördert man auch gleichzeitig bei den
Katholiken aller Nationen die Kenntnis der durch die Bischofskonferenzen
anderer Nationen diesbezüglich veröffentlichten Dokumente (221). Die Christen,
die so unterwiesen sind, werden auch in bedeutender Weise zur Losung dieses
Problems beitragen indem sie sich nämlich bemühen werden die Soziallehre der
Kirche in all den Aspekten die ihr Leben und das jener Menschen betreffen die
ihr Einfluß erreichen könnte, in die Tat umzusetzen.
Das Drogenproblem
61. Hinsichtlich des
schwerwiegenden Problems des Drogenhandels kann die Kirche in Amerika effektiv
mit den Verantwortlichen der Nationen mit den Leitern von Privatunternehmen mit
den nichtstaatlichen Organisationen und mit den internationalen Instanzen
zusammenarbeiten um Projekte zu entwickeln die diesen Handel eliminieren
welcher die Integrität der Volker in Amerika bedroht (222). Diese Zusammenarbeit
muß sich auf die gesetzgebenden Organe ausweiten und, indem sie die Initiativen
zur Verhinderung von „Geldwäsche“ unterstützen sollen sie die Kontrolle über
die Guter derer fordern die an diesem Handel beteiligt sind Auch sollen sie
darüber wachen daß die Produktion und der Handel mit chemischen Substanzen zur
Bearbeitung von Drogen nach legalen Normen abläuft. Die Dringlichkeit und
Schwere dieses Problems drangen zum Aufruf an die verschiedenen Bereiche und
Gruppen der zivilen Bevölkerung den Drogenhandel gemeinsam zu bekämpfen (223).
Was speziell die Bischöfe anbelangt so ist es nach Auffassung der Synodenväter
not wendig daß sie selbst als Hirten des Gottesvolkes mutig und mit allen
Kräften Hedonismus Materialismus und solche Lebensweisen verwerfen die den
Griff zur Droge erleichtern (224).
Auch sollte man sich vor
Augen halten daß in gleicher Weise den verarmten Bauern geholfen werden muß
damit sie nicht in Versuchung kommen durch den Anbau von Pflanzen zur
Drogengewinnung zu leichtem Geld zu kommen. Diesbezüglich können die
internationalen Organisationen den Regierungen der jeweiligen Länder wertvolle
Zusammenarbeit anbieten, indem sie in verschiedener Hinsicht
landwirtschaftliche Alternativproduktionen fordern Auch müssen solche Leute
ermutigt werden die sich bemühen, andere vom Drogenkonsum abzubringen, und sich
in pastoraler Fürsorge um drogenabhängige Opfer kümmern. Es ist von
grundlegender Bedeutung, den jungen Generationen den wahren „Sinn des Lebens“
zu bieten, denn diese verfallen aufgrund dieses Sinnverlustes letzten Endes
häufig dieser perversen Rauschgiftspirale. Auch die Mühe um Wiederherstellung
und um soziale Rehabilitation kann eine wahre und wirkliche Aufgabe der
Evangelisierung sein (225).
Die Aufrüstung
62. Ein Faktor der in
gravierender Weise die Entwicklung nicht weniger Länder in Amerika lahmt ist
die Aufrüstung Aus den verschiedenen amerikanischen Teilkirchen muß sich eine
prophetische Stimme erheben die sowohl die Aufrüstung als auch den skandalösen
Handel mit Kriegs waffen anprangert Dieser verschlingt ungeheure Geldsummen die
eigentlich für die Bekämpfung der Armut und zur Forderung der Entwicklung
eingesetzt werden mußten (226) Andererseits ist die Anhäufung von Waffen ein
Faktor der Instabilität und eine Bedrohung des Friedens (227). Deshalb ist die
Kirche wachsam angesichts des Risikos von bewaffneten Konflikten vor allem wenn
sie sich unter Bruderländer ereignen Sie hat als Zeichen der Versöhnung und des
Friedens dafür zu sorgen daß alle möglichen Mittel aufgewendet werden um Wege
der Vermittlung und Entscheidung zu finden und um zu Gunsten des Friedens und
der Brüderlichkeit unter den Völkern zu wirken (228).
Eine Kultur des Todes und
eine von den Mächtigen beherrschte Gesellschaft
63. Heute scheint sich in
Amerika und auch in anderen Teilen der Welt ein Gesellschaftsmodell
herauszukristallisieren in welchem die Mächtigen dominieren und die Schwachen
an den Rand gedrängt ja sogar eliminiert werden An dieser Stelle denke ich
besonders an die ungeborenen Kinder die wehrlose Opfer der Abtreibung sind und
ich denke an die alten und unheilbar kranken Menschen, die mitunter zum Objekt
der Euthanasie gemacht werden auch denke ich an viele andere Menschen die durch
Konsumhaltung und Materialismus an den Rand gedrängt werden. Ich kann auch die
Augen nicht vor der unnötigen Anwendung der Todesstrafe verschließen. Wenn
andere „unblutige Mittel hinreichen, um das Leben der Menschen gegen Angreifer
zu verteidigen [...] und die Sicherheit der Menschen zu schützen,“ wenn man die
heutigen Möglichkeiten des Staates, das Verbrechen effektiv zurückzudrängen, in
Betracht zieht, indem er den Täter außer Gefecht setzt, ohne ihm dadurch
endgültig die Möglichkeit zur Reue zu nehmen, sind die Fälle, in denen es
absolut notwendig wäre, den Übeltäter zu eliminieren, „sehr selten oder
praktisch überhaupt nicht mehr gegeben “(229). Solche und ähnliche
Gesellschaftsmodelle zeichnen sich durch die Kultur des Todes aus und stehen
daher im Gegensatz zur Botschaft des Evangeliums. Angesichts dieser trostlosen
Wirklichkeit versucht die kirchliche Gemeinschaft immer mehr, sich für eine
Kultur des Lebens einzusetzen.
Daher haben die
Synodenväter, indem sie die jüngsten Dokumente des kirchlichen Lehramtes
übernommen haben mit aller Deutlichkeit den totalen Einsatz für das menschliche
Leben und dessen bedingungslose Achtung von der Empfängnis bis zum Augenblick
des natürlichen Todes hervorgehoben und sie bringen ihre Verwerfung solcher
Übel wie Abtreibung und Euthanasie zum Ausdruck Um diese Lehren des göttlichen
und natürlichen Gesetzes zu erhalten ist es von wesentlicher Bedeutung die
Kenntnis der kirchlichen Soziallehre zu fordern und sich dafür einzusetzen daß
solche Werte wie Leben und Familie auch durch das staatliche Sozialwesen und
die staatliche Gesetzgebung anerkannt und verteidigt wer den (230). Außer der
Verteidigung des Lebens muß man auch durch die vielen seelsorglichen
Einrichtungen eine aktive Forderung der Adoptionen intensivieren und ständige
Fürsorgestellen für solche Frauen einrichten die aufgrund ihrer Schwangerschaft
sowohl vor als auch nach der Geburt des Kindes Probleme haben. Die Seelsorge
muß auch in ganz besonderer Weise auf jene Frauen ausgerichtet sein, die eine
Abtreibung erlitten oder aktiv durchführen haben lassen (231). Ich danke Gott
und spreche den Glaubensbrüdern und -schwestern in Amerika meine Hochachtung
aus, die vereint mit anderen Christen und Menschen guten Willens sich dafür
einsetzen, das Leben mit legalen Mitteln zu verteidigen und die Ungeborenen,
die unheilbar Kranken und die Behinderten zu schützen. Ihr Einsatz ist auch
deshalb höchst lobenswert, wenn man die Gleichgültigkeit so vieler Menschen,
die Fallen der Euthanasie und die Anschläge auf das Leben und die Menschenwürde
bedenkt, die täglich überall begangen werden (232).
Dieselbe Fürsorge muß auch
für die oftmals vernachlässigten und verlassenen alten Menschen aufgebracht
werden. Sie sind als Personen zu achten, und es ist wichtig, für sie
Initiativen zur Annahme und Pflege zu ergreifen, wodurch auch gleichzeitig ihre
Rechte gefördert und, soweit das möglich ist, ihr körperliches und geistiges
Wohlbefinden sichergestellt werden soll. Die alten Menschen müssen vor
Situationen und vor Ausübung von Druck geschützt werden, die sie zum Selbstmord
treiben könnten. In besonderer Weise müssen sie gegen die Versuchung des
Selbstmordes durch Sterbehilfe und gegen die Euthanasie unterstützt werden.
Zusammen mit den Hirten des
Gottesvolkes in Amerika richte ich einen Aufruf „an die im
medizinisch-gesundheitlichen Bereich tätigen Katholiken und an alle, die einen
öffentlichen Dienst verrichten sowie an alle, die im Schuldienst tätig sind,
daß sie alles in ihrer Macht stehende tun, um das Leben zu verteidigen, das am
meisten gefährdet ist. Hierbei sollen sie nach ihrem in rechter Weise gemäß der
katholischen Lehre gebildeten Gewissen handeln. Die Bischöfe und Priester
tragen in diesem Sinne die besondere Verantwortung, unermüdlich Zeugnis
abzulegen für das Evangelium vom Leben, und sie sollen die Gläubigen ermahnen,
daß sie in Treue zu diesem Evangelium handeln“(233). Gleichzeitig sollte die
Kirche in Amerika aber auch durch geeignete Interventionen die gesetzgebenden
Institutionen aufklären, wenn sie Entscheidungen treffen, und sie sollten die
Katholiken und anderen Menschen guten Willens ermutigen, Organisationen zur
Förderung von guten Gesetzesprojekten zu schaffen, denn so werden jene Projekte
verhindert, die Familie und Leben — zwei unzertrennbare Wirklichkeiten —
bedrohen. Heutzutage muß ganz besonderes Augenmerk auf alles gelegt werden, was
mit der Embryonenforschung zu tun hat, damit in keiner Hinsicht die
Menschenwürde verletzt wird.
Einheimische
Bevölkerungsgruppen und Amerikaner afrikanischer Herkunft
64. Wenn die Kirche in
Amerika, die dem Evangelium Christi treu ist, den Weg der Solidarität zu gehen
wünscht, muß sie auch in ganz besonderer Weise jene ethnischen
Bevölkerungsgruppen in Betracht ziehen, die heutzutage immer noch Objekt
ungerechter Diskriminierung sind. In der Tat ist jeglicher Versuch, die
einheimischen Bevölkerungsgruppen zu Randgruppen zu machen, in der Wurzel zu
ersticken. Das beinhaltet aber auch in erster Linie, daß man ihr Land und die
mit ihnen abgeschlossenen Verträge zu respektieren hat. Ebenso muß man sich
ihrer legitimen sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Bedürfnisse
annehmen. Wie könnte man etwa die Notwendigkeit der Versöhnung zwischen den
einheimischen Bevölkerungsgruppen und der Gesellschaft der jeweiligen Länder,
in denen sie jetzt leben, einfach vergessen?
An dieser Stelle möchte ich
daran erinnern, daß die Amerikaner afrikanischer Herkunft auch heute noch in
einigen Gegenden unter ethnischen Vorurteilen zu leiden haben. Dies stellt ein
wichtiges Hindernis für die Begegnung mit Christus dar. Weil aber alle
Menschen, gleich welcher Farbe und Rasse, von Gott und nach seinem Abbild
geschaffen sind, sollte man konkrete Programme fördern, bei denen das
gemeinsame Gebet nicht fehlen darf, Programme, die Völkerverständigung und
Völkerversöhnung fördern, indem sie Brücken der christlichen Nächstenliebe, des
Friedens und der Gerechtigkeit zwischen allen Menschen schlagen (234). Um diese
Ziele zu erreichen, ist es unerläßlich, kompetente Seelsorger auszubilden, die
im Stande sind, die bereits legitim in Katechese und Liturgie „inkulturierten“
Methoden anzuwenden. Auch wird man eine genügende Anzahl an Seelsorgern
gewinnen, die ihre Aktivität innerhalb der einheimischen Bevölkerungsgruppen
entfalten, indem man die Priester- und Ordensberufungen unter ihnen fördert
(235).
Die Problematik der Einwanderer
65. Der amerikanische
Kontinent hat in seiner Geschichte etliche Einwanderungsbewegungen erlebt, die
eine große Anzahl von Männern und Frauen in die verschiedenen Landesteile
gebracht haben mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Dieses Phänomen setzt
sich auch heute noch fort und betrifft ganz konkret zahlreiche Personen und
Familien, die aus den lateinamerikanischen Ländern des Kontinents kommen, sich
in nördlichen Regionen niedergelassen haben und in einigen Fallen dort einen
beträchtlichen Bevölkerungsanteil bilden Sehr oft bringen sie ein kulturelles
und religiöses Erbe mit, das sehr reich an bedeutenden christlichen Elementen
ist Die Kirche ist sich der aus dieser Situation entstandenen Probleme bewußt
und bemüht sich eine echte Seelsorge für diese Einwanderer zu entfalten um so
ihre Ansiedlung in den jeweiligen Gebieten zu fordern und gleichzeitig die
Aufnahmebereitschaft seitens der dort bereits ansässigen Völkergruppen
anzuregen in der Überzeugung daß das jeweilige Sich Öffnen dem anderen gegenüber
eine Bereicherung für alle sein wird.
Die kirchlichen
Gemeinschaften sollten in diesem Phänomen einen besonderen Ruf sehen, die
Brüderlichkeit im Geiste des Evangeliums als einen Wert zu leben, und sie
sollten es gleichzeitig als eine Einladung betrachten, der eigenen Religiösität
einen neuen Impuls zu verleihen, so daß auch die eigene
Evangelisierungstätigkeit noch bewußter und entschiedener vonstatten geht. In
diesem Sinne meinen die Synodenväter, daß „die Kirche in Amerika die wachsame
Anwältin sein muß, die gegen alle ungerechten Beschränkungen das natürliche
Recht einer jeden Person schützt, sich frei innerhalb des eigenen Landes und
von einem Land zum anderen zu bewegen. Man muß auf die Rechte der Einwanderer
und ihrer Familien ebenso achten wie darauf, daß ihre Menschenwürde gewahrt
bleibt, was auch im Falle der illegalen Einwanderung gilt“(236).
Hinsichtlich der Einwanderer
bedarf es eines Geistes der Gastfreundschaft und Aufnahmebereitschaft, wodurch
sie ermutigt werden, sich in das kirchliche Leben zu integrieren, ohne dabei
ihre eigene Freiheit und ihre besondere kulturelle Identität aufgeben zu
müssen. Hierfür ist es sehr wichtig daß die Herkunftsdiözesen mit den Diözesen
zusammenarbeiten in denen sich die Einwanderer niedergelassen haben. Auch
diesbezüglich ist innerhalb der durch Gesetzgebung vorgesehenen und in der
kirchlichen Praxis üblichen spezifischen pastoralen Strukturen vorzugehen
(237). Auf diese Weise wird eine möglichst adäquate und umfassende Seelsorge
sichergestellt. Die ständige Sorge für eine wirksame Evangelisierung der
Menschen, die erst vor kurzer Zeit eingereist sind und Christus noch nicht
kennen, muß für die Kirche stets ein Impuls sein (238).
Kapitel VI
Die Sendung der Kirche in
Amerika heute die Neuevangelisierung
„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh
20,21)
Von Christus gesandt
66. Der auferstandene
Christus hat vor seiner Himmelfahrt die Apostel ausgesandt, um das Evangelium
der ganzen Welt zu verkünden (vgl. Mk 16,15), und er hat ihnen die nötige
Vollmacht verliehen, diese Mission zu vollbringen. Es ist bedeutend, daß Jesus,
bevor er den Aposteln den letzten Missionsauftrag übergab, sich auf die vom
Vater erhaltene Allmacht bezog (vgl. Mt 28,18). In der Tat gab Christus seine
vom Vater empfangene Mission an die Apostel weiter (vgl. Joh 20,21) und machte
sie so zu Teilhabern an seiner Macht. Und „weil die Laien Glieder der Kirche
sind, haben auch sie die Berufung und Sendung, das Evangelium zu verkünden.
Aufgrund der christlichen Initiationssakramente und der Gaben des Heiligen
Geistes sind sie dazu berufen und verpflichtet“(239). Und die Laien wurden ja
auch tatsächlich „des priesterlichen, prophetischen und königlichen Amtes
Christi auf ihre Weise teilhaftig“ gemacht (240). „Aufgrund ihrer Teilhabe am
prophetischen Amt Christi werden die Laien“ folglich „ganz in diese Aufgabe der
Kirche einbezogen“(241), und deshalb müssen sie sich berufen und gesandt
fühlen, die Frohbotschaft des Reiches zu verkünden. Die Worte Jesu: „Geht auch
ihr in meinen Weinberg!“ (Mt 20,4)(242), darf man nicht so auffassen, als wären
sie nur an die Apostel gerichtet worden, sondern sie gelten für alle, die wahre
Jünger des Herrn sein wollen.
Der wesentliche Auftrag, mit
dem Jesus seine Jünger aussendet, ist die Verkündigung des Evangeliums, mit
anderen Worten, die Evangelisierung (vgl. Mk 16,15-18). „Evangelisieren ist in
der Tat die Gnade und eigentliche Berufung der Kirche, ihre tiefste
Identität“(243). Wie ich bereits bei anderen Gelegenheiten zum Ausdruck
gebracht habe, bewirken die Einzigartigkeit und Neuheit der Situation, in der
sich Kirche und Welt an der Schwelle zum Dritten Jahrtausend befinden, und die
daraus resultierenden Anforderungen, daß die Mission, das Evangelium zu
verkünden, heutzutage ein neues Programm erfordert, das sich in seiner
Gesamtheit als „Neuevangelisierung“ definieren läßt (244). Als oberster Hirte
der Kirche ist eš mir ein dringendes Anliegen, alle Glieder des Gottesvolkes —
insbesondere jene, die auf dem amerikanischen Kontinent leben, wo ich zum
erstenmal zu neuem Engagement und zur Neuevangelisierung, „neu in ihrem Eifer,
in ihren Methoden und in ihrer Ausdrucksweise“(245) aufrief —einzuladen, dieses
Projekt zu übernehmen und dabei zusammenzuarbeiten. Bei der Annahme dieser
Mission müssen alle bedenken daß der lebendige Kern der Neuevangelisierung die
klare und unmißverständliche Verkündigung der Person Jesu Christi sein muß, das
heißt, es geht dabei um die Verkündigung seines Namens, seiner Lehre, seines
Lebens, seiner Verheißungen und des Reiches, das Er für uns durch sein
Ostermysterium erobert hat (246).
Jesus Christus —
Frohbotschaft und erster Verkünder des Evangeliums
67. Jesus Christus ist die
„Frohbotschaft“ des Heils, das den Menschen von gestern, heute und für alle
Zeiten zuteil geworden ist; doch er ist auch gleichzeitig der erste und höchste
Verkünder seines Evangeliums (247). Die Kirche muß den Mittelpunkt ihrer
Seelsorge und ihrer Evangelisierung im gekreuzigten und auferstandenen Jesus
Christus sehen. „All das, was im kirchlichen Bereich an Projekten erstellt
wird, [hat] von Christus und seinem Evangelium auszugehen“(248). Deshalb „soll
die Kirche in Amerika immer mehr von Christus, dem menschlichen Antlitz Gottes
und dem göttlichen Antlitz des Menschen sprechen. Es ist dies die Botschaft,
die die Menschen wirklich aufrüttelt, den Geist wachruft und verwandelt oder,
um es mit anderen Worten zu sagen: bekehrt. Christus muß freudig und kraftvoll,
jedoch in erster Linie durch das Zeugnis des eigenen Lebens verkündet
werden“(249). Jeder Christ kann in dem Maße seine Mission auf wirksame Weise
vollbringen, in dem er das Leben des menschgewordenen Gottessohnes als
vollkommenes Modell zur Evangelisierung annimmt. Aus dieser Sichtweise sind die
Armen selbstverständlich als erste Adressaten der Evangelisierung zu betrachten
und zwar nach dem Vorbild Jesu, der von sich selbst sagte: „Der Geist des Herrn
[...] hat mich gesalbt.
Er hat mich gesalbt, damit
ich den Armen eine gute Nachricht bringe“ (Lk 4,18)(250).
Wie ich bereits zuvor
angedeutet habe, soll die Liebe zu den Armen vorrangig, nicht aber
ausschließlich sein. Man hat, wie die Synodenväter aufzeigen, die Seelsorge
gegenüber Menschen, die in der Gesellschaft leitende Funktionen haben,
vernachlässigt, was dazu geführt hat, daß nicht wenige von ihnen sich von der
Kirche entfernt haben (251). Der Grund dafür ist zum Teil darin zu suchen, daß
man die Seelsorge im gewissen Sinn ausschließlich auf die Armen konzentriert
hat. Die durch die Verbreitung des Säkularismus entstandenen Schäden sowohl in
politischen als auch in wirtschaftlichen, gewerkschaftlichen, militärischen,
sozialen und kulturellen Kreisen zeigen die Dringlichkeit einer Evangelisierung
dieser Kreise auf, die von den Hirten selbst mit Nachdruck geleitet werden muß.
Sie wurden von Gott berufen, für alle zu sorgen. Es ist auch notwendig, die in
leitenden Ämtern tätigen Männer und Frauen mit neuem brennendem Eifer und durch
neue Methoden zu evangelisieren, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der
Gewissensbildung durch die kirchliche Soziallehre liegen muß. Eine solche
Unterweisung wird auch angesichts so vieler Fälle von Inkonsequenz und manchmal
sogar von Korruption, die den sozio-politischen Strukturen Schaden zufügt, das
beste Gegenmittel sein. Wenn man diese Gewissensbildung der in leitenden
Positionen tätigen Menschen vernachlässigt, dann darf man sich auch nicht
wundern, wenn viele dieser Menschen nach Kriterien handeln, die nicht im
Einklang mit dem Evangelium stehen, ja, sogar diesem manchmal offen
entgegengesetzt sind. Trotz allem sollte man anerkennen, daß „viele Menschen in
leitenden Positionen“, die zwar einen klaren Kontrast zur christlichen
Mentalität bilden, „versuchen [...], eine gerechte und solidarische
Gesellschaft zu errichten“(252).
Die Begegnung mit Christus führt
zur Evangelisierung
68. Die Begegnung mit dem
Herrn erzeugt eine tiefgreifende Verwandlung bei denen, die sich ihm nicht
verschließen. Der erste Impuls, der von dieser Umwandlung ausgeht, ist, daß man
den anderen den Reichtum, den man in dieser Begegnung erfahren hat, gerne
mitteilen möchte. Es geht dabei nicht einfach nur darum zu zeigen, was man
kennengelernt hat, sondern man will, wie die Samariterin, daß auch die anderen
Jesus persönlich begegnen: „Kommt, und seht“ (Joh 4,29). Das Ergebnis wird dann
dasselbe sein, wie schon damals in den Herzen der Menschen aus Samaria, die zu
der Frau sagten: „Nicht mehr aufgrund deiner Aussage glauben wir, sondern weil
wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der
Welt“ (Joh 4,42). Zu den zentralen Aufgaben der Mission der Kirche, die von der
ständigen und geheimnisvollen Gegenwart ihres auferstandenen Herrn lebt, gehört
es, „alle Menschen zur Begegnung mit Jesus Christus zu führen“(253).
Wir sind berufen zu
verkünden, daß Christus wirklich lebt, das heißt, daß der menschgewordene
Gottessohn gestorben und auferstanden ist, daß er der einzige Retter aller
Menschen sowie des Menschen in seiner Gesamtheit ist, und daß er als Herr der
Geschichte weiterhin durch seinen Heiligen Geist in der Kirche und in der Welt
bis zum Ende der Zeiten wirkt. Die Gegenwart des Auferstandenen in der Kirche
ermöglicht auch dank des unsichtbaren Wirkens seines lebensspendenden Geistes
die Begegnung mit ihm. Diese Begegnung ereignet sich durch den in der Kirche empfangenen
und gelebten Glauben, denn die Kirche ist der mystische Leib Christi. Deshalb
hat diese Begegnung auch eine wesentliche kirchliche Dimension und führt dazu,
daß man sein Leben aufopfert. Und tatsächlich „bedeutet, dem lebendigen
Christus zu begegnen, in erster Linie dessen Liebe anzunehmen, sich für ihn zu
entscheiden, freiwillig sich zu seiner Person und zu seinem Projekt, das
Gottesreich zu verkünden und zu verwirklichen, zu bekennen“(254).
Dieser Ruf führt dazu, daß
wir Jesus suchen: „Rabbi — das heißt übersetzt: Meister —‚ wo wohnst du? Er
antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit ihm und sahen, wo er wohnte, und
blieben jenen Tag bei ihm“ (Joh 1,38-39). „Dieses ‘Bei-Ihm-Bleiben‘ beschränkt
sich nicht nur auf jenen Tag, an dem er sie eingeladen hatte, sondern es
erstreckt sich auf das ganze Leben. Ihm zu folgen heißt, so zu leben, wie er es
tat, seine Botschaft anzunehmen, seine Kriterien zu übernehmen, sein Schicksal
anzunehmen, an seinem Vorhaben, dem Plan des Vaters, teilzunehmen, nämlich alle
zur Gemeinschaft mit der Dreifaltigkeit und zur Gemeinschaft mit den Brüdern
und Schwestern in einer gerechten und solidarischen Gesellschaft
einzuladen“(255). Der brennende Wunsch, die anderen zur Begegnung mit Ihm
einzuladen, dem wir begegnet sind, steht am Anfang der Evangelisierungsmission,
die der ganzen Kirche zugrunde liegt und die ganz besonders im heutigen Amerika
an Dringlichkeit gewinnt, nachdem man dort den fünfhundertsten Jahrestag der
ersten Evangelisierung begangen hat und während wir im Begriff sind, dankbar
der 2000 Jahre seit der Ankunft des eingeborenen Gottessohnes auf dieser Welt
zu gedenken.
Bedeutung der Katechese
69 Die Neuevangelisierung an
welcher der ganze Kontinent beteiligt ist zeigt daß man den Glauben nicht als
selbstverständlich voraussetzen darf sondern daß er vielmehr in seinem ganzen
Umfang und Reichtum vorgestellt werden muß Dies ist das Hauptziel des Katechese
die aufgrund ihres Wesens eine essentielle Dimension der Neuevangelisierung
darstellt Die Katechese ist ein Prozeß der Unterweisung im Glauben in der
Hoffnung und in der Liebe wodurch der Geist gebildet und das Herz angerührt
wird Das fuhrt dazu daß man Christus in vollem Umfang annimmt. Sie führt den
Gläubigen tiefer in die Erfahrung christlicher Lebensweise ein, wozu auch die
liturgische Feier des Geheimnisses der Erlösung und der christliche Dienst am
Nächsten gehört“(256).
Im Bewußtsein der
Notwendigkeit einer vollständigen Glaubenserziehung übernahm ich den Vorschlag,
den die Synodenväter auf der außerordentlichen Versammlung der Bischofssynode
im Jahre 1985 machten, nämlich „einen Katechismus, bzw. ein Kompendium der
ganzen katholischen Glaubens- und Sittenlehre“ auszuarbeiten „sozusagen als
Bezugspunkt für die Katechismen bzw. Kompendien, die in den verschiedenen
Regionen zu erstellen sind“(257). Dieser Vorschlag wurde durch die
Veröffentlichung der „editio typica“ des Catechismus Catholicae Ecclesiae
verwirklicht (258). Außer dem offiziellen Text des Katechismus und zum besseren
Nutzen seines Inhalts hatte ich auch verfügt, daß ein Allgemeines Direktorium
zur Katechese ausgearbeitet und veröffentlicht würde (259). Den Gebrauch dieser
Hilfsmittel von universalem Wert lege ich wärmstens allen jenen ans Herz, die
sich in Amerika der Katechese widmen, und es ist wünschenswert, daß beide
Dokumente als Modell dienen bei der „Vorbereitung und Revision aller
katechetischen Programme auf pfarrlicher und diözesaner Ebene, wobei man sich
vor Augen halten sollte, daß die religiöse Situation der Jugendlichen und Erwachsenen
eine mehr kerygmatische und organische Katechese bei der Vorstellung der
Glaubensinhalte erfordert“(260).
Man muß die mutige Mission
anerkennen und unterstützen, in der so viele Katecheten in ganz Amerika
engagiert sind. Sie sind wahre Boten des Reiches: „Ihr Glaube und ihr
Lebenszeugnis sind Bestandteile der Katechese“(261), und ich möchte die
Gläubigen dazu ermutigen, kraftvoll und in Liebe zum Herrn diesen Dienst an der
Kirche zu übernehmen, bei dem sie großzügig ihre Zeit und ihre Begabungen zum
Einsatz bringen. Die Bischöfe ihrerseits sollen dafür Sorge tragen, daß den
Katecheten eine adäquate Ausbildung zukommt, damit sie diesen unerläßlichen
Dienst im Leben der Kirche auszuüben im Stande sind.
Bei der Katechese sollte man
sich immer vergegenwärtigen, — und dies gilt besonders für einen Kontinent wie
Amerika, wo die soziale Frage einen bedeutenden Aspekt darstellt — daß „die
Zunahme des Glaubensverständnisses sowie der praktische Glaubensausdruck im
Leben der Gesellschaft in engster Beziehung zueinander stehen. Die Bemühungen
um die Begegnung mit Christus sollten deshalb nicht weniger günstige
Auswirkungen bei der Forderung des Allgemeinwohls in einer auf Gerechtigkeit
basierenden Gesellschaft haben“(262).
Evangelisierung der Kultur
70. Mein Vorgänger, Paul
VI., vertrat aufgrund weiser Eingebung den Standpunkt: „Der Bruch zwischen
Evangelium und Kultur ist ohne Zweifel das Drama unserer Zeitepoche“(263).
Deshalb sagten auch die Synodenväter, daß „die Neuevangelisierung klare,
ernsthafte und geordnete Anstrengungen erfordert, um die Kultur mit dem
Evangelium zu durchwirken“(264). Als der Sohn Gottes die menschliche Natur
annahm, geschah dies innerhalb eines ganz bestimmten Volkes, auch wenn sein
Erlösertod den Menschen aller Kulturen, Rassen und Lebensumstände das Heil
gebracht hat. Das Geschenk seines Geistes und seiner Liebe ist für die Völker
aller Kulturen bestimmt, um sie untereinander zu vereinen gleich dem Vorbild
der vollkommenen Einheit des einen und dreifaltigen Gottes. Damit dies möglich
werde, bedarf es einer Inkulturation der Glaubensverkündigung, so daß das
Evangelium. jeweils in der Sprache und innerhalb der Kultur jener Menschen
verkündet wird, die es hören (265). Man sollte aber gleichzeitig nicht
vergessen, daß einzig und allein das Ostergeheimnis Christi, das die höchste
Selbstmitteilung des unendlichen Gottes innerhalb der zeitlich begrenzten
Geschichte ist, der gültige Bezugspunkt für die Menschheit bei ihrer irdischen
Pilgerschaft und auf der Suche nach wahrer Einheit und wahrem Frieden sein
kann.
Das Mestizenantlitz unserer
lieben Frau von Guadalupe war auf dem Kontinent von Anfang an ein Symbol der
Inkulturation bei der Evangelisierung, deren Stern und Führung sie war. Durch
ihre mächtige Fürsprache kann die Evangelisierung die Herzen der Menschen in
Amerika durchdringen, ihre Kulturen durchwirken und sie von innen her
verwandeln (266).
Die Zentren für Bildung und
Erziehung evangelisieren
71. Das Bildungswesen ist
ein privilegierter Bereich für die Förderung der Inkulturation des Evangeliums.
Dennoch werden die katholischen Zentren für Bildung und Erziehung und jene,
die, wenn auch nicht konfessionsgebunden, deutlich vom katholischen Geist
geprägt sind, nur dann wahre Evangelisierung leisten können, wenn sie eine
klare katholische Orientierung bewahren. Die Inhalte der Erziehungsprojekte
müssen Jesus Christus und seine Botschaft ständig einbeziehen und zwar so, wie
es die Kirche in ihrer Glaubens- und Morallehre vorlegt. Nur so können in den
diversen humanen Tätigkeitsbereichen und in der Gesellschaft authentische
christliche Leiter herangebildet werden, was besonders für den politischen und
wirtschaftlichen Bereich sowie für die Bereiche Wissenschaft, Kunst und
Philosophie gilt (267). In diesem Sinne „ist eš von wesentlicher Bedeutung, daß
die katholischen Universitäten tatsächlich, wirklich und gleichzeitig beides
seien, nämlich Universität und katholisch. [...] Die katholische Ausrichtung
ist für die Universität insofern konstitutiv, als sie eine Institution
darstellt und nicht einfach nur auf der bloßen Entscheidung individueller
Personen beruht, die in einem konkreten Zeitraum für deren Leitung zuständig
sind“(268). Deshalb muß den seelsorglichen Bemühungen in den verschiedenen
katholischen Universitäten besonderes Augenmerk im Hinblick darauf geschenkt
werden, daß die Erziehung der Studenten zum Apostolat gefördert werden soll,
damit sie selbst einmal in der Evangelisierung der Universitäten tätig sein
werden (269). Außerdem „muß auch ein Anreiz zur Zusammenarbeit zwischen den
einzelnen katholischen Universitäten in ganz Amerika geschaffen werden, der zu
deren gegenseitigen Bereicherung dient“(270). Auf diese Weise findet ein
Beitrag zur Verwirklichung der Grundsätze von Solidarität und Austausch
zwischen den Völkern des ganzen Kontinents auch auf universitärem Niveau statt.
Ähnliches ist auch
hinsichtlich der katholischen Schulen zu sagen, was ganz besonderes für die
höheren Schulen gilt: „Man muß sich ganz besonders darum bemühen, die
katholische Identität der Schulen zu stärken, deren besonderes Wesen in einem
Bildungsprojekt begründet liegt, dessen Ursprung sich in der Person Jesu
Christi befindet und dessen Wurzeln in der Lehre des Evangeliums zu suchen
sind. Die katholischen Schulen sollen nicht nur darauf ausgerichtet sein, eine
Erziehung zu gewährleisten, die vom technischen und professionellen Standpunkt
aus gesehen zwar angemessen ist, sondern man sollte sich besonders um eine
ganzheitliche Erziehung der menschlichen Person bemühen“(271). In Anbetracht
der Bedeutung der Aufgabe katholischer Erzieher schließe ich mich den
Synodenvätern an und möchte in dankbarer Anerkennung alle jene ermutigen, die
sich dem Unterricht in den katholischen Schulen widmen: die Priester und
Ordensleute sowie die engagierten Laien, „damit sie in ihrer so
bedeutungsvollen Aufgabe und Mission beharrlich bleiben“(272). Man soll dafür
Sorge tragen, daß der Einfluß dieser Bildungszentren alle Bereiche der
Gesellschaft erreicht, ohne dabei Unterschiede zu machen und
Ausschließlichkeitsansprüche zu erheben. Es ist unerläßlich, wirklich alle
Mühen aufzuwenden, damit die katholischen Schulen trotz finanzieller
Schwierigkeiten weiterhin „den Armen und den in unserer Gesellschaft an den
Rand Gedrängten eine katholische Erziehung zukommen lassen“(273). Niemals wird
es möglich sein, die Bedürftigen von ihrer Armut zu befreien, wenn man sie
nicht zuvor von jener Misere befreit, die aus dem Fehlen einer würdigen
Erziehung resultiert.
Bei dem globalen Projekt der
Neuevangelisierung nimmt der Bereich Erziehung einen bevorzugten Platz ein.
Deshalb muß die Aktivität aller katholischen Lehrer unterstützt werden, was
auch für jene gilt, die in nicht konfessionsgebundenen Schulen unterrichten. In
diesem Sinne richte ich an die Ordensleute den dringenden Aufruf, diesen für
die Neuevangelisierung so wichtigen Bereich nicht aufzugeben (274).
Als Frucht und Ausdruck der
Gemeinschaft unter allen Teilkirchen Amerikas und vor allem vor dem Hintergrund
der spirituellen Erfahrungen der Synodenversammlungen wird man sich darum bemühen,
Kongresse für katholische Erzieher auf nationaler und kontinentaler Ebene zu
fördern, was einen Versuch darstellt, die Seelsorge im Bereich Erziehung auf
allen Ebenen in geordnete Bahnen zu lenken und noch mehr zum Einsatz zu bringen
(275).
Um alle diese Ziele zu
erreichen, bedarf die Kirche in Amerika eines gewissen Freiraums im
Unterrichtsbereich, was aber nicht als Privileg, sondern kraft des Auftrags
unseres Herrn, das Evangelium zu verkünden, als Recht verstanden werden soll.
Außerdem haben die Eltern das grundlegende Vorrecht, über die Erziehung ihrer
Kinder zu entscheiden, und aus diesem Grund müssen die katholischen Eltern auch
die Möglichkeit besitzen, eine Erziehung zu wählen, die mit ihrer religiösen
Überzeugung übereinstimmt. Die Funktion des Staates in diesem Bereich ist
zweitrangig. Der Staat hat die Pflicht, „allen eine Erziehung zu garantieren
sowie die Pflicht, die Unterrichtsfreiheit zu respektieren und zu verteidigen.
Ein staatliches Monopol hierin ist als eine Form von Totalitarismus abzulehnen,
denn dies würde die grundlegenden Rechte verletzen, die staatlicherseits
eigentlich verteidigt werden müßten. Gemeint ist hier vor allem das Recht der
Eltern auf eine religiöse Erziehung ihrer Kinder, denn die Familie ist der
erste Erziehungsbereich der Person“(276).
Evangelisieren durch die
Massenmedien
72. Für die Effektivität der
Neuevangelisierung ist eine vertiefte Kenntnis der heutigen Kultur grundlegend,
in der die Massenmedien einen großen Einfluß ausüben. Daher ist es unerläßlich,
diese Medien sowohl in ihren herkömmlichen Formen als auch hinsichtlich der
neuesten Errungenschaften des technischen Fortschritts zu kennen und zu nutzen.
Diese Realität erfordert es, daß man auch Sprache, Wesen und Charakteristiken
besagter Medien kennen muß. Durch einen korrekten und sachgerechten Gebrauch
derselben läßt sich eine wahre Inkulturation des Evangeliums erzielen.
Andererseits tragen diese Medien auch dazu bei, die Kultur und Mentalität der
Menschen unserer Zeit zu formen. Aus diesem Grund muß die Seelsorge in
besonderer Weise auf alle jene ausgerichtet sein, die im Bereich Medien und
Kommunikation tätig sind (277).
Diesbezüglich wiesen die
Synodenväter auf zahlreiche konkrete Initiativen hin, die eine wirksame Präsenz
des Evangeliums in der Welt der Massenmedien zum Ziel haben, wie zum Beispiel
die Ausbildung von Seelsorgern für diesen Bereich, die Unterstützung von
qualifizierten Produktionszentren, den umsichtigen und sicheren Gebrauch von
Satelliten und neuen Technologien, die Unterweisung der Laien, damit sie als
Verbraucher kritisch seien, die Vereinigung von Kräften beim Erwerb und in der
gemeinsamen Verwaltung neuer Sender und Radio- und Fernsehnetze sowie bei der
Koordinierung der bereits existierenden Sender und Netze. Andererseits wollen
auch die katholischen Veröffentlichungen unterstützt werden, und es ist auch
notwendig, daß sie die erwünschte qualitative Entwicklung vollziehen.
Unternehmer sollen zur
finanziellen Rückendeckung qualitätsvoller, die menschlichen und christlichen
Werte fördernder Produktionen ermutigt werden (278). Ein solch weitgefächertes
Programm übersteigt natürlich bei weitem die Möglichkeiten der einzelnen
Teilkirchen auf dem amerikanischen Kontinent. Daher schlugen die Synodenväter
vor, die Aktivitäten in Sachen Medien und Kommunikation auf interamerikanischem
Niveau zu koordinieren, um so gegenseitige Kenntnis und Zusammenarbeit bei der
Verwirklichung der in diesem Bereich bereits unternommenen Schritte zu fördern
(279).
Die Herausforderung durch
die Sekten
73. Der Proselytismus, den
die Sekten und neuen religiösen Gruppierungen in vielen Teilen Amerikas
betreiben, ist ein ernsthaftes Hindernis für die Evangelisierung. Der Begriff
„Proselytismus“ ist mit einer negativen Bedeutung behaftet, wenn damit zum
Ausdruck gebracht wird, daß man auf eine Weise um Anhänger wirbt, die die
Freiheit derer nicht beachtet, an die sich eine bestimmte religiöse Propaganda
richtet (280). Die Kirche in Amerika verachtet den Proselytismus der Sekten aus
eben diesem Grund, und ihre Evangelisierungstätigkeit schließt die Anwendung
von Methoden dieser Art aus. Will man den Menschen das Evangelium Christi in
seinem ganzen Umfang nahe bringen, muß die Evangelisierung das Heiligtum des
Gewissens eines jeden Einzelnen respektieren, wo sich der entscheidende und
absolut persönliche Dialog zwischen Gnade und menschlicher Freiheit entwickelt.
Das muß man sich besonders
im Hinblick auf die christlichen Brüder und Schwestern von Kirchen und
kirchlichen Gemeinschaften vor Augen halten, die von der katholischen Kirche
getrennt und vor langer Zeit in bestimmten Gegenden Amerikas ansässig geworden
sind. Die Bande wahrer, wenn auch unvollkommener Gemeinschaft, die gemäß der
Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils (281) zwischen diesen Gemeinschaften und
der katholischen Kirche bestehen, müssen ihre Haltung und die ihrer Mitglieder
hinsichtlich dieser Gemeinschaften erleuchten (282). Aber deswegen darf diese
Haltung dennoch nicht die feste Überzeugung in Zweifel stellen, daß sich nur in
der katholischen Kirche die Fülle der von Jesus Christus gestifteten Mittel zur
Erlangung des Heils befindet (283).
Den proselytistischen
Vorstößen der Sekten und neuen religiösen Gruppierungen in Amerika darf man
nicht gleichgültig zusehen. Sie fordern der Kirche auf diesem Kontinent ein
vertieftes Studium ab, welches in jedem Land, aber auch auf internationalem
Niveau verwirklicht werden muß, um die Gründe herauszufinden, warum nicht
wenige Katholiken aus der Kirche austreten. Im Lichte der daraus resultierenden
Schlußfolgerungen wird es wohl angebracht sein, eine Revision der bisher
angewandten Seelsorgemethoden vorzunehmen, so daß jede Teilkirche der
Religiosität ihrer Gläubigen mehr persönliche Aufmerksamkeit schenkt, die
Strukturen der Gemeinschaft und der Mission konsolidiert, und sich der bei der
Evangelisierung sich bietenden Möglichkeiten bedient, die eine geläuterte
Volksfrömmigkeit hervorbringen, damit durch das Gebet und die Meditation des
Wortes Gottes der Glaube aller Katholiken an Jesus Christus lebendiger werde
(284).
Niemandem bleibt die
Dringlichkeit einer angemessenen Evangelisierungsaktion bezüglich jener
Bereiche des Volkes Gottes verborgen, die dem Proselytismus der Sekten am
meisten ausgesetzt sind, wie die Emigranten, die Menschen in den Randzonen der
Städte oder in jenen ländlichen Siedlungen, denen die organisierte Gegenwart
eines Priesters abgeht und die von daher durch eine diffuse religiöse
Unwissenheit geprägt sind, aber auch die Familien einfacherer
Bevölkerungsschichten, die unter diversen materiellen Schwierigkeiten leiden.
Auch unter diesem Gesichtspunkt zeigen sich die Basisgemeinschaften, die
Bewegungen, die familiären Gruppen und andere assoziierende Gemeinschaften, in
denen es leichter fällt, zwischenmenschliche Beziehungen zur gegenseitigen Unterstützung
zu pflegen, sowohl im spirituellen als auch im wirtschaftlichen Bereich, als
sehr nützlich.
Andererseits, so haben
einige Synodenväter hervorgehoben, muß man sich fragen, ob eine fast
ausschließlich auf die materiellen Nöte der Bedürftigen ausgerichtete Seelsorge
nicht dazu führt, daß das Verlangen nach Gott, das diese Völker haben,
mißachtet wird, indem man sie so hinsichtlich angeblich spiritueller Angebote
in einer verletzlichen Situation beläßt. Deshalb „ist es unerläßlich, daß alle
mit Christus durch die kerygmatische, erbauliche und verwandelnde Verkündigung,
ganz besonders aber durch die Predigt während der Liturgie verbunden
sind“(285). Eine Kirche, die intensiv in einer spirituellen und kontemplativen
Dimension lebt und die sich großzügig dem Liebesdienst widmet, wird auf immer
beredtere Weise glaubwürdige Zeugin Gottes vor den Menschen sein, die auf der
Suche nach einem Sinn ihres eigenen Lebens sind (286). Deswegen ist es
notwendig, daß die Gläubigen von ihrer Glaubensroutine, die sie vielleicht auch
nur dank ihres Umfeldes bewahrt haben, zu einem bewußten und persönlich
gelebten Glauben übergehen. Die Glaubenserneuerung wird stets der beste Weg
sein, um alle zur Wahrheit zu führen, die Christus ist.
Eine wirklich effektive
Antwort auf die Herausforderungen der Sekten erfordert auch eine angemessene
Koordinierung der Initiativen auf überdiözesanem Niveau mit dem Ziel, eine
Zusammenarbeit zu schaffen durch gemeinsame Projekte, die so noch fruchtbarer
sein können (287).
Die Mission „ ad gentes“
74. Jesus Christus übertrug
der Kirche die Mission, allen Völkern das Evangelium zu verkünden: „Darum geht
zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den
Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles
zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Mt 28,19-20). Das Bewußtsein, daß die
der Kirche übertragene Mission, das Evangelium zu verkünden, universal ist, muß
lebendig bleiben, wie es die Geschichte des Gottesvolkes, das in Amerika auf der
Pilgerschaft ist, immer wieder unter Beweis gestellt hat. Die Evangelisierung
wird noch dringender, wenn man an die vielen denkt, die auf diesem Kontinent
leben und noch nie den Namen Jesu gehört haben. Ist es doch der einzige Name,
der den Menschen um ihres Heiles willen gegeben wurde (vgl. Apg 4, 12). Und es
ist beklagenswert, daß dieser Name einem Großteil der Menschheit auch in vielen
Bereichen der amerikanischen Gesellschaft immer noch unbekannt ist. Man denke
dabei nur an die einheimischen Bevölkerungsgruppen, die noch nicht
christianisiert sind oder an die in Amerika existierenden nichtchristlichen
Religionen, wie Islam, Buddhismus und Hinduismus, besonders seitens der
Immigranten aus asiatischen Ländern.
Dieser Umstand macht es der
universalen Kirche, ganz besonders aber der amerikanischen Kirche, zur Pflicht,
für die Mission „ad gentes“ offen zu bleiben (288). Das Programm der
Neuevangelisierung, das auch das Ziel vieler Pastoralprojekte ist, darf sich
nicht darauf beschränken, lediglich den Glauben derer wiederzubeleben, die aus
Routine glauben, sondern es muß darin auch der Versuch enthalten sein, Christus
dort zu verkünden, wo er noch unbekannt ist.
Außerdem sind die
amerikanischen Teilkirchen auch dazu berufen, ihren Impuls der Evangelisierung
über die Grenzen des Kontinents hinaus auszuweiten. Sie dürfen den immensen
Reichtum ihres christlichen Kulturerbes nicht für sich allein behalten, sondern
sie müssen es in die ganze Welt hinaus tragen und es denen mitteilen, die es
noch nicht kennen. Es handelt sich hier um die vielen Millionen von Männern und
Frauen, die ohne Glauben sind und daher die schlimmste Form von Armut erleiden.
Angesichts dieser Armut wäre es falsch, eine Evangelisierung über die Grenzen
des Kontinents hinaus nicht zu fördern mit dem Vorwand, daß es in Amerika
selbst noch viel zu tun gibt oder in der Hoffnung, vorher noch eine Situation
zu schaffen, die im Grunde genommen utopisch ist, nämlich die volle
Verwirklichung der Kirche in Amerika.
Mit dem Wunsch, daß der
amerikanische Kontinent gemäß seiner christlichen Vitalität an der großen
Mission „ad gentes“ teilnehme, schließe ich mich den konkreten Vorschlägen der
Synodenväter an, die sie im Hinblick auf „die Unterstützung und Förderung einer
engeren Zusammenarbeit unter den Schwesterkirchen“ vorgelegt haben, nämlich
Missionare innerhalb und über die Grenzen des Kontinents hinaus zu entsenden
[Priester, Ordensleute und Laien], Missionseinrichtungen zu stärken oder
überhaupt zu schaffen, die missionarische Dimension des geweihten und
kontemplativen Lebens zu fördern und der Belebung der Mission sowie der
missionarischen Ausbildung und der Organisation der Mission einen neuen Impuls
zu verleihen“(289). Ich bin sicher, daß der seelsorgliche Eifer der Bischöfe
und der übrigen Kinder der Kirche in ganz Amerika neue konkrete Initiativen
hervorbringen wird, die sich auch auf die internationale Ebene ausweiten und
durch ihre Dynamik und Kreativität die Umsetzung dieser missionarischen
Vorhaben in die Tat mit sich bringen werden.
Schluß
75. „Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt
28,20). Im Vertrauen auf diese Verheißung des Herrn ist die auf dem
amerikanischen Kontinent pilgernde Kirche bereit, die Herausforderungen der
heutigen Welt sowie jene, die in Zukunft auf sie zukommen können, anzunehmen.
Die frohe Botschaft von der Auferstehung wird im Evangelium von der
Aufforderung begleitet, sich nicht zu fürchten (vgl. Mt 28,5.10). Die Kirche in
Amerika will in der Hoffnung leben, wie es auch die Synodenväter zum Ausdruck
brachten: „Im festen Vertrauen auf den Herrn der Geschichte bereitet sich die
Kirche vor, die Schwelle des dritten Jahrtausends ohne Vorurteile und Kleinmut,
ohne Egoismus, ohne Angst und Zweifel zu überschreiten. Sie tut dies in der
Überzeugung, daß ihr Dienst, den sie als ein Zeugnis der Treue zu Gott und zu
den Menschen des Kontinents leisten muß, von grundlegender Wichtigkeit
ist.“(290) Außerdem fühlt sich die Kirche in Amerika ganz besonders gedrängt,
im Glauben zu leben und so dankbar der Liebe Jesu zu entsprechen, der
„fleischgewordener Ausdruck der barmherzigen Liebe Gottes ist (vgl. Joh 3,1
6)“.(291) Die Eröffnungsfeier des dritten christlichen Jahrtausends kann dem
Gottesvolk in Amerika eine günstige Gelegenheit bieten, „seine Dankbarkeit für
das große Geschenk des Glaubens zu erneuern“,(292) das es vor fünfhundert
Jahren erhalten hat. Das Jahr 1492 war, abgesehen von den historischen und
politischen Aspekten, das große Gnadenjahr, in dem Amerika den Glauben erhielt.
Dieser Glaube verkündet das höchste Gut der Menschwerdung des Gottessohnes, was
sich vor 2000 Jahren ereignete, ein Gedenken, das wir feierlich während des
bevorstehenden großen Jubiläums begehen werden.
Dieses doppelte Gefühl von
Hoffnung und Dankbarkeit muß die ganze Seelsorgearbeit der Kirche auf dem
Kontinent begleiten, und sie muß die verschiedenen Initiativen der Diözesen,
Pfarreien, Ordensgemeinschaften, kirchlichen Bewegungen mit dem Geist des
Jubiläums durchdringen, was ebenso für die auf regionaler und kontinentaler
Ebene organisierten Aktivitäten gilt.(293)
Gebet zu Jesus Christus für
die Familien Amerikas
76. Daher lade ich alle
Katholiken Amerikas ein, sich aktiv an den Initiativen zur Evangelisierung zu
beteiligen, die der Heilige Geist überall auf diesem riesigen Kontinent, voller
Möglichkeiten und Hoffnungen für die Zukunft, anregt. Ganz besonders lade ich
die katholischen Familien ein, „Hauskirche“ zu sein,(294) wo man den
christlichen Glauben lebt und ihn wie einen Schatz an die neuen Generationen
weitergibt und wo man gemeinsam betet. Wenn die katholischen Familien in sich
selbst das Ideal verwirklichen, zu dem sie durch Gottes Willen berufen sind,
werden sie zur wahren Lichtquelle der Evangelisierung.
Am Ende dieses Apostolischen
Schreibens, in dem ich die Vorlagen der Synodenväter aufgegriffen habe, gehe
ich auch gerne auf ihren Vorschlag ein, für die Familien in Amerika ein Gebet
zu verfassen.(295) Jeden einzelnen sowie die Gemeinschaften und kirchlichen
Gruppen, wo zwei oder drei sich im Namen des Herrn versammeln, lade ich ein,
durch das Gebet das geistige Band der Einheit unter allen amerikanischen
Katholiken zu stärken. Alle sollen in das Bittgebet des Nachfolgers Petri
einstimmen und Jesus Christus, „den Weg zur Umkehr, Gemeinschaft und
Solidarität in Amerika“, anrufen:
Herr Jesus Christus, wir
danken Dir dafür,
daß das Evangelium der Liebe
des Vaters,
mit dem Du gekommen bist, um
die Welt zu retten,
weithin in Amerika verkündet
worden ist
als ein Geschenk des
Heiligen Geistes,
das uns lebendiger Grund zur
Freude ist.
Wir danken Dir für Dein
Leben, das Du uns gegeben hast,
da Du uns bis zum Ende
geliebt hast.
Es macht uns zu Kindern
Gottes und zu Brüdern untereinander.
Mehre in uns den Glauben und
die Liebe zu Dir, Herr,
der Du in so vielen
Tabernakeln auf diesem Kontinent gegenwärtig bist.
Gib, daß wir für die neuen
Generationen Amerikas
treue Zeugen Deiner
Auferstehung sind,
auf daß sie Dich
kennenlernen, Dir nachfolgen
und in Dir Frieden und
Freude finden.
Nur so können sie sich als
Brüder
aller auf dem Erdkreis
verstreuten Kinder Gottes fühlen.
Durch Deine Menschwerdung
wolltest Du
ein Mitglied der
Menschenfamilie werden,
lehre Du die Familien jene
Tugenden, die aufstrahlten
im Hause von Nazareth.
Gib, daß sie eins bleiben,
wie Du und der Vater eins
sind;
gib, daß sie lebendige
Zeugen der Liebe,
der Gerechtigkeit und der
Solidarität sind;
gib, daß in ihnen Achtung,
Verzeihen
und gegenseitige Hilfe
gelehrt werden,
auf daß die Welt glaube;
gib daß sie eine Quelle der
Berufungen zum Priestertum,
zum gottgeweihten Leben
und zu all den anderen
Formen
intensiven christlichen
Einsatzes sind.
Beschütze Deine Kirche und
den Nachfolger Petri,
dem Du guter Hirt das Amt
übertragen hast,
Deine ganze Herde zu weiden.
Gib, daß Deine Kirche in
Amerika blühe
und ihre Früchte der
Heiligkeit vervielfache.
Lehre uns, Maria, Deine
Mutter zu lieben,
wie Du sie geliebt hast.
Gib uns die Kraft, mutig
Dein Wort zu verkünden,
wenn wir die
Neuevangelisierung unternehmen,
damit die Hoffnung in der
Welt gestärkt werde.
U. lb. Frau von Guadalupe,
Mutter Amerikas,
bitte für uns!
Gegeben in Mexiko-Stadt, am
22. Januar 1999, im einundzwanzigsten Jahr meines Pontifikates.
JOHANNES PAUL II.
Anmerkungen
(1) Diesbezüglich ist die antike Inschrift in der Taufkapelle von
St. Johannes im Lateran bezeichnend: „Virgineo foetu Genitrix Ecclesia natos,
quos spirante Deo concipit, amne parit“(E. Diehl, Inscriptiones latinae
christianae veteres, Anm. 1513, I. I: Berolini 1925, S. 289).
(2) Paul VI., Predigt bei der Diakonats- und Priesterweihe in
Bogotá, 22. August 1968, in: AAS 60, (1968) 614—615.
(3) Johannes Paul II., Eröffnungsansprache der 4.
Generalversammlung des Lateinamerikanischen Episkopates, 12. Oktober 1992,17,
in: AAS 85 (1993) 820.
(4) Johannes Paul II Apostolisches Schreiben Tertio millennio
adveniente, 10. November 1994, 38, in: AAS 87 (1995) 30.
(5) Johannes Paul II., Eröffnungsansprache der 4.
Generalversammlung des Lateinamerikanischen Episkopates, 12. Oktober 1992, 17,
in: AAS 85 (1993) 820—821.
(6) Johannes Paul II., Eröffnungsansprache der 4.
Generalversammlung des Lateinamerikanischen Episkopates, 12. Oktober 1992, 17,
in: AAS 85 (1993) 820—821.
(7) Johannes Paul II Eröffnungsansprache der 4. Generalversammlung
des Lateinamerikanischen Episkopates, 12. Oktober 1992, 17, in: AAS 85 (1993)
820.
(8) Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Tertio
millennio adveniente, 10. November 1994, 38, in: AAS 87 (1995) 30.
(9) Ansprache an die Versammlung des Lateinamerikanischen
Bischofsrates (CELAM),
9. März 1983,
III, in: AAS 75 (1983) 778.
(10) Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Christifideles laici 30. De zember 1988, 34, in: AAS 81(1989) 454.
(11) Propositio, 3.
(12) Augustinus, Tract. In Joh., 15, 11: CCL 36, 154
(13) Ebd., 15, 17, l.c., 156.
(14) „Salvator [...] ascensionis suae eam (Mariam Magdalenam) ad
apostolos instituit apostolam.“ Rabanus Maurus, De vita beatae Mariae
Magdalenae, 27; PL 112,1574. Vgl. Petrus Damianus, Sermo 56, PL 144,820; Hugo
de Cluny Commonitorium, PL 159,952; Thomas von Aquin, In Joh. Evang.
Expositione, 20,3.
(15) Paul VI., Ansprache zur Beendigung des Heiligen Jahres, 25.
Dezember 1975, in: AAS
68
(1976), 145.
(16) Propositio 9. vgl. Zweites Vatikanisches Konzil
Pastoralkonstitution Gaudium et spes Über die Kirche in der Welt von heute, 22
(17) Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris Mater, 25. März 1987,
21, in: AAS 79 (1987),
369.
(18) Propositio, 5.
(19) III. Generalversammlung des Lateinamerikanischen Episkopats,
Botschaft an die Völker Lateinamerikas Puebla Februar 1979, 282. Für die USA
vgl. Conferencia Episcopal Behold Your Mother Woman of Faith, Washington 1973,
53—55.
(20) Vgl. Propositio, 6.
(21) Johannes Paul II., Eröffnungsansprache der 4. Generalversammlung
des Lateinamerikanischen Episkopats, Santo Domingo, 12. Oktober 1992, 24, in
AAS 85 (1993) 826.
(22) Vgl. Conferencia Episcopal de los Estados Unidos, Behold Your
Mother Woman of Faith, Washington 1973, 37.
(23) Vgl. Propositio, 6.
(24) Ebd., 4.
(25) Vgl. ebd.
(26) Zweites Vatikanisches Konzil, Konstitution Sacrosanctum
Concilium, Über die heilige Liturgie, 7.
(27) Paul VI., Enzyklika Mysterium fidei, 3. September 1965, in: AAS
57 (1965), 764.
(28) Ebd., 1. c. 766.
(29) Propositio, 4.
(30) Paul VI., Ansprache während der letzten öffentlichen Session des
Zweiten Vatikanischen Konzils, 7. Dezember 1965, in: AAS 58 (1966), 58.
(31) Vgl. Johannes Paul II, Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Reconciliatio et paenitentia (2. Dezember 1984), 16, in: AAS 58 (1966) 58.
(32) Vgl. Propositio, 61.
(33) Ebd., 29.
(34) Vgl. Klemens X., Bulle Sacrosancti apostolatus cura (11. August
1670), § 3: Bullarium Romanum, 26/VIl, 42.
(35) U. a. sind an dieser Stelle zu nennen: die Märtyrer Jean de
Brébeuf und seine sieben Begleiter, der hl. Roque González; die hl. Elisabeth
Ann Seton, die hl. Marguerite Bourgeoys, der hl. Pedro Claver, der hl. Juan del
Castillo, die hl. Rose Philippine Duchesne, die hl. Marguerite d‘Youville, der
hl. Francisco Febres Cordero, die hl. Teresa Fernández Solar de los Andes, der
hl. Juan Macías, der hl. Toribio de Mogrovejo, der hl. Ezequiel Moreno Díaz,
der hl. Johann Nepomuk Neumann, die hl. Maria Anna de Jesús Paredes Flores, der
hl. Martín de Porres, der hl. Alfonso Rodríguez, der hl. Francisco Solano, die
hl. Francesca Saveria Cabrini, der sel. José de Anchieta, der sel. Pedro de San
José Betancur, der sel. Juan Diego, die sel. Katherine Drexel, die sel. María
Encarnación Rosal, der sel. Rafael Guízar Valencia, die sel. Dina Bélanger, der
sel. Alberto Hurtado Cruchaga, der sel. Elías del Socorro Nieves, die sel.
María Francisca de Jesús Rubatto, die sel. Mercedes de Jesús Molina, die sel.
Narcisa de Jesús Martillo Morán, der sel. Miguel Augustín Pro, die sel. María
de San José Alvarado Cardozo, der sel. Junípero Serra, die sel. Kateri Tekawitha,
die sel. Laura Vicuña, der sel. Antonio de Sant‘ Anna Galvao sowie viele andere
Selige, die von den Völkern Amerikas mit Glauben und Ehrfurcht angerufen werden
(vgl. Instrumentum laboris, 17).
(36) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution
Lumen gentium, Über die Kirche, 50.
(37) Propositio, 31.
(38) Ebd., 30.
(39) Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben, Tertio millenio
adveniente (10. November 1994), 37, in: AAS 87 (1995) 29; vgl. Propositio, 31.
(40) Propositio, 21.
(41) Vgl. ebd.
(42) Vgl. ebd.
(43) Vgl. ebd.
(44) Vgl. ebd., 18.
(45) Ebd., 19.
(46) Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Orientalium Ecclesiarum,
Über die katholischen Ostkirchen, 5; vgl. Codex Canonum Ecclesiarum
Orientalium, Canon 28; Propositio, 60.
(47) Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris Mater (25. März
1987), 34; AAS 79 (1987) 406; Bischofssynode, Sonderversammlung für Europa, Ut
testes simus Christi qui nos liberavit (13. Dezember 1991), III, 7; Ench. Vat.
13, 647—652.
(48) Vgl. Propositio, 60.
(49) Vgl. ebd., 23 und 24.
(50) Ebd., 73.
(51) Ebd., 72; vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Centesimus annus (1.
Mai 1991), 46, in: AAS
83 (1991) 850.
(52) Vgl. Bischofssynode, Sonderversammlung für Europa, Ut testes
simus Christi qui nos liberavit (13. Dezember 1991), III, 7: Ench. Vat. 13,
647—652.
(53) Propositio, 72.
(54) Ebd.
(55) Vgl. ebd., 74.
(56) Vgl. Paul VI. ‚ Apostolisches Schreiben Octogesima adveniens
(14. Mai 1971) 8—9; in:
AAS 63
(1971) 406—408.
(57) Propositio, 35.
(58) Vgl. ebd.
(59) Ebd., 75.
(60) Vgl. Päpstliche Kommission für Gerechtigkeit und Frieden, Im
Dienste der menschlichen Gemeinschaft: eine ethische Betrachtung der
Auslandsschulden (27. Dezember 1986), in: Ench. Vat. 10, 1045—1 128.
(61) Propositio, 75.
(62) Ebd., 37.
(63) Johannes Paul II., Botschaft zum Weltfriedenstag 1998, 5, in:
AAS 90 (1998) 152.
(64) Propositio, 38.
(65) Ebd; 38.
(66) Ebd., 36.
(67) Vgl. ebd.
(68) Bischofssynode, Zweite außerordentliche Generalversammlung,
Ecclesia sub Verbo Dei mysteria Christi celebrans pro salute mundi (7. Dezember
1985), II, B, a 2, in: Ench. Vat. 9, 1795.
(69) Propositio, 30.
(70) Ebd., 34.
(71) Ebd.
(72) Ebd.
(73) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution
Lumen gentium, Über die Kirche, 31.
(74) Zweites Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution Gaudium et
spes, Über die Kirche in der Welt von heute, 76; vgl. Johannes Paul II.,
Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici (30. Dezember 1988),
42, in: AAS 81(1989) 472—474.
(75) Propositio, 26.
(76) Ebd.
(77) Ebd., 28.
(78) Ebd.
(79) Ebd.
(80) Ebd., 27.
(81) Ebd.
(82) Vgl. ebd.
(83) Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Perfectae caritatis, Über
die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens, 7; vgl. Johannes Paul II.,
Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita consecrata (25. März 1996), 8, in:
AAS 88 (1996) 382.
(84) Propositio, 27.
(85) Vgl. ebd., 28.
(86) Vgl. ebd., 29.
(87) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution
Lumen gentium, Über die Kirche, 5; vgl. Bischofssynode, Zweite außerordentliche
Generalversammlung, Ecclesia sub Verbo Dei mysteria Christi celebrans pro
salute mundi (7. Dezember 1985), II, A, 4—5, in: Ench. Vat. 9, 1791—1793.
(88) Propositio, 29.
(89) Ebd.
(90) Ebd., 32.
(91) Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Dies Domini (31.
Mai 1998), 40, in: AAS 90 (1998) 738.
(92) Propositio, 29.
(93) Vgl. Johannes Paul II. Enzyklika Redemptor hominis (4. März
1979), 20, in: AAS 71 (1979) 309—316.
(94) Propositio, 34.
(95) Ebd.
(96) Ebd.
(97) Ebd., 40; vgl. Zweites Vatikanisches Konzil; Dogmatische
Konstitution Lumen gentium, Über die Kirche, 2.
(98) Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre, Brief Communis notio an
die Bischöfe der katholischen Kirche über einige Aspekte der Kirche als
Gemeinschaft (28. Mai 1992), 3—6, in: AAS 85 81993) 839—841.
(99) Propositio, 40.
(100) Ebd.
(101) Erstes Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Pastor
aeternus, Über die Kirche Christi, Prolog: DS 3051.
(102) Konzil von Florenz, Unionsbulle Exsultate Deo (22. November 1439),
in: DS 1314.
(103) Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen
gentium, Über die Kirche, 11.
(104) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Presbyterorum ordinis,
Über Dienst und Leben der Priester, 5.
(105) Propositio, 41.
(106) Ebd.
(107) Vgl. Konzil von Trient, VII. Session, Dekret über die Sakramente
im Allgemeinen, Kan. 9; DS 1609.
(108) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution Lumen gentium, Über die Kirche, 26.
(109) Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Redemptor hominis (4. März
1979), 20, in: AAS 71, (1979) 309—3 16.
(110) Propositio, 42; vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben
Dies Domini, (31. Mai
1998),
69, in: AAS 90 (1998) 755—756.
(111) Propositio, 41.
(112) Ebd., 42; Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Konstitution Sacrosanctum
Concilium, Über die heilige Liturgie, 14; Dogmatische Konstitution Lumen
gentium, Über die Kirche, 10.
(113) Vgl. Propositio, 42.
(114) Ebd., 41.
(115) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Apostolicam
actuositatem, Über das Laiena
Apostolat, 8.
(116) Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen
gentium, Über die Kirche, 23.
(117) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Christus Dominus, Über
die Hirtenaufgabe der Bischöfe, 27; Dekret Presbyterorum ordinis, Über Dienst
und Leben der Priester, 7; Paul VI., Motu proprio Ecclesiae sanctae (6. August
1966), 1, 15—17, in: AAS 58 (1966) 766—767; CIC cc. 495, 502 und 511; Codex
Canonum Ecclesiarum Orientalium, Canones 264, 271 und 272.
(118) Propositio, 43.
(119) Vgl. ebd., 45.
(120) Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre, Schreiben Communis notio,
Über einige Aspekte der Kirche als Gemeinschaft (28. Mai 1992), 15—16, in: AAS
85 (1993) 847—848.
(121) Vgl. ebd.
(122) Vgl. Propositio, 44.
(123) Ebd.
(124) Ebd.
(125) Vgl. ebd., 60.
(126) Ebd., 49.
(127) Ebd.
(128) Ebd.; vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Presbyterorum
ordinis, Über Dienst und Leben der Priester, 14.
(129) Propositio, 49.
(130) Ebd.
(131) Vgl. ebd., 51.
(132) Ebd., 48.
(133) Ebd., 51.
(134) Ebd., 52.
(135) Vgl. ebd.
(136) Vgl. ebd.
(137) Vgl. ebd., 46.
(138) Ebd.
(139) Ebd.
(140) Ebd., 35.
(141) Vgl. IV. Generalversammlung des Lateinamerikanischen Episkopates,
Santo Domingo, Oktober 1992, Neue Evangelisierung, Förderung des Menschen,
Christliche Kultur, 58.
(142) Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember
1990), 51, in: AAS 83 (1991), 298—299.
(143) Propositio, 35.
(144) Vgl. ebd., 46.
(145) Ebd.
(146) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen
gentium, Über die Kirche, 29; Paul VI., motu proprio Sacrum diaconatus ordinem
(18. Juni 1967), 1, 1, in: AAS 59 (1967) 599.
(147) Propositio, 50.
(148) Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen
gentium, Über die Kirche, 29.
(149) Vgl. Propositio, 50; Kongregation für das Katholische
Bildungswesen und Kongregation für den Klerus, Instruktion Ratio fundamentalis
institutionis diaconorum permanentium und Directorium pro ministerio et vita
diaconorum permanentium (22. Februar1998), in: AAS 90 (1998) 843—926.
(150) Vgl. Propositio, 53.
(151) Ebd.; vgl. III. Generalversammlung des Lateinamerikanischen
Episkopates, Botschaft an die Völker Lateinamerikas, Puebla 1979, 775.
(152) Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita
consecrata (25. März 1996), 57, in: AAS 88 (1996) 429—430.
(153) Vgl. ebd., 58; 1. c.., 430.
(154) Propositio, 53.
(155) Ebd.
(156) Ebd., 54.
(157) Ebd.
(158) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen
gentium, Über die Kirche, 31.
(159) Propositio, 55; vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische
Konstitution Lumen gentium, Über die Kirche, 34.
(160) Propositio, 55.
(161) Vgl. ebd.
(162) Vgl. ebd., 56.
(163) Vgl. Johannes Paul II Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Christifideles laici (30.Dezember 1988), 23, in: AAS 81(1989) 429—433.
(164) Vgl. Kongregation für den Klerus u. a. ‚ Instruktion Ecclesiae de
mysterio (15. August 1997), in AAS 89 (1997) 852—877.
(165) Propositio, 56.
(166) Ebd.
(167) Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Mulieris
dignitatem (15. August 1988), in: AAS 80 (1988) 1653—1729, und Brief an die
Frauen (29. Juni 1995), in: AAS 87 (1995) 803—812; Propositio, 12.
(168) Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Mulieris
dignitatem (15. August 1988) 31, in:
AAS 80 (1988) 1728.
(169) Propositio, 11.
(170) Ebd.
(171) Ebd.
(172) Ebd.
(173) Vgl. Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Christifideles laici (30. Dezember 1988), 49, in: AAS 81(1989) 486—489.
(174) Propositio, 12.
(175) Ebd.
(176) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen
gentium, Über die Kirche, 11.
(177) Ebd.
(178) Vgl. Propositio, 12.
(179) Ebd., 14.
(180) Ebd.
(181) Ebd.
(182) Ebd., 15.
(183) Ebd.
(184) Ebd.
(185) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Unitatis redintegratio, Über
den Ökumenismus, 3.
(186) Propositio, 61.
(187) Ebd.
(188) Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Unitatis redintegratio, Über
den Ökumenismus, 3. (189) Vgl.
Propositio, 62.
(190) Vgl. Bischofssynode Sonderversammlung für Europa, Erklärung Ut
testes simus Christi qui nos liberavit (13. Dezember 1991), III, 8, in: Ench.
Vat. 13, 653—655.
(191) Propositio, 61.
(192) Zweites Vatikanisches Konzil, Erklärung Nostra aetate, Über das
Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen, 2.
(193) Vgl. Propositio, 63.
(194) Ebd.
(195) Ebd., 67.
(196) Vgl. ebd.
(197) Ebd., 68.
(198) Ebd.
(199) Ebd., 69.
(200) Vgl. Bischofssynode, Zweite außerordentliche Generalversammlung,
Ecclesia sub verbo Dei mysteria Christi celebrans pro salute mundi (7. Dezember
1985), II, B, a, 4, in: Ench. Vat. 9, 1797; vgl. Johannes Paul II. Apostolische
Konstitution Fidei depositum (11. Oktober 1992), in: AAS 86 (1994) 117; vgl.
Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 24.
(201) Propositio, 8.
(202) Ebd., 74.
(203) Ebd.
(204) Vgl. ebd., 67.
(205) Ebd., 70.
(206) Ebd.
(207) Vgl. ebd., 73.
(208) Vgl. ebd., 70.
(209) Ebd., 72.
(210) Ebd.
(211) Ebd.
(212) 3. Generalversammlung des Lateinamerikanischen Episkopates,
Botschaft an die Völker Lateinamerikas, Puebla 1979, Nr. 306.
(213) Propositio, 73.
(214) Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre, Instruktion Libertatis
consciencia (22. März 1986), 68 in: AAS 79 (1987) 583—584.
(215) Propositio, 73.
(216) Vgl. ebd., 75.
(217) Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Tertio millennio
adveniente (10. November 1994), 51, in: AAS 87 (1995) 36.
(218) Propositio, 75.
(219) Ebd.
(220) Ebd., 37.
(221) Vgl. ebd.; Über die Veröffentlichung dieser Dokumente, vgl.
Johannes Paul II., Motu proprio Apostolos suos (21. Mai 1998), IV, in: AAS 90
(1998) 657.
(222) Vgl. Propositio, 38.
(223) Vgl. ebd.
(224) Vgl. ebd.
(225) Vgl. ebd.
(226) Vgl. Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden, Der
internationale Waffenhandel. Eine ethische Reflexion (1. Mai 1994), in: Ench.
Vat. 14, 1071—1154.
(227) Vgl. Propositio, 76.
(228) Ebd.
(229) Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2267, dort wird Johannes
Paul II. zitiert: Enzyklika Evangelium vitae (25 März 1995), 56, in: AAS 87
(1995) 463—464.
(230) Vgl. Propositio, 13.
(231) Vgl. ebd.
(232) Vgl. ebd.
(233) Ebd.
(234) Vgl. ebd., 19.
(235) Vgl. ebd., 18.
(236) Ebd. 20.
(237) Vgl. Kongregation für die Bischöfe, Instruktion Nemo est (22.
August 1969), 16, in: AAS 61(1969) 621—622; CIC, cc. 294 und 518; Codex Canonum
Ecclesiarum Orientalium, c. 280 § 1.
(238) Vgl. ebd.
(239) Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Christifideles laici (30. Dezember 1988), 33, in: AAS 81(1989) 453.
(240) Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen
gentium, Über die Kirche, 31.
(241) Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Christifideles laici (30. Dezember 1988), 34, in: AAS 81(1989) 455.
(242) Vgl. ebd., 2, 394—397.
(243) Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember
1975), 14, in: AAS
68 (1976)
13.
(244) Vgl. Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Christifideles laici (30. Dezember 1988),34 in AAS 81(1989) 455.
(245) Johannes Paul II., Ansprache an die Lateinamerikanische
Bischofskonferenz (9. März 1983), III, in: AAS 75 (1983) 778.
(246) Vgl. Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8.
Dezember 1975), 22, in: AAS 68 (1976) 20.
(247) Vgl. ebd.,9—10.
(248) Johannes Paul II., Botschaft an den Lateinamerikanische
Bischofsrat (14. September 1997), 6, in: L‘Osservatore Romano, Spanische
Wochenausgabe, 3. Oktober 1997, S. 20.
(249) Propositio, 8.
(250) Vgl. ebd., 57.
(251) Vgl. ebd., 16.
(252) Ebd.
(253) Ebd., 2.
(254) Ebd.
(255) Ebd.
(256) Ebd., 10.
(257) Bischofssynode, Zweite außerordentliche Generalversammlung,
Endbericht Ecclesia sub Verbo Dei mysteria Christi celebrans pro salute mundi
(7. Dezember 1985), II, B, a, 4, in: Ench. Vat. 9, 1797.
(258) Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Laetamur magnopere
(15. August 1997), in: AAS 89 (1997) 8 19—821.
(259) Kongregation für den Klerus, Allgemeines Direktorium zur Katechese
(15. August 1997), Libreria Editrice Vaticana, 1997.
(260) Propositio, 10.
(261) Ebd.
(262) Ebd.
(263) Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember
1975), 20, in: AAS 68 (1976) 19.
(264) Propositio, 17.
(265) Vgl. ebd.
(266) Vgl. ebd.
(267) Vgl. ebd., 22.
(268) Ebd., 23.
(269) Vgl. ebd.
(270) Ebd.
(271) Ebd., 24.
(272) Ebd.
(273) Ebd.
(274) Vgl. ebd., 22.
(275) Vgl. ebd.
(276) Ebd.
(277) Vgl. ebd., 25.
(278) Vgl. ebd.
(279) Vgl. ebd.
(280) Vgl. Instrumentum laboris, 45.
(281) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Unitatis redintegratio,
Über den Ökumenismus, 3.
(282) Vgl. Propositio, 64.
(283) Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Unitatis redintegratio,
Über den Ökumenismus, 3.
(284) Vgl. Propositio, 64.
(285) Ebd.
(286) Vgl. IV. Generalversammlung des Lateinamerikanischen Episkopates,
Santo Domingo, Oktober 1992, Neue Evangelisierung, Förderung des Menschen,
christliche Kultur, 58.
(287) Vgl. Propositio, 65.
(288) Vgl. ebd., 66.
(289) Ebd.
(290) Vgl. Propositio,58.
(291) Ebd.
(292) Ebd.
(293) Vgl. ebd.
(294) Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen
gentium, Über die Kirche, 11.
(295) Vgl. Propositio, 12.