„Der Herr schenke dir Frieden!“

Angelus am Neujahrstag 1982

 

1. „Ihm gehört die Zeit und die Ewigkeit. / Ihm die Herrlichkeit und die Macht / von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Karsamstagsliturgie).

Ich begrüße mit euch, liebe Brüder und Schwestern, das neue Jahr und rühme vor allem Gott, den Einzigen und Ewigen, der die Grenzen aller Zeiten überschreitet. Er allein ist die Wahrheit und die Liebe. Er ist die Allmacht und das Erbarmen. Er allein ist der Heilige.

Er ist der, der ist.

Er ist Vater, Sohn und Heiliger Geist in der absoluten Einheit der Gottheit. Ich begrüße also mit euch das neue Jahr im Namen unseres Herrn Jesus Christus: Es gibt keinen anderen Namen, in dem wir gerettet werden.

Im Namen Jesu Christi umarme ich dieses Jahr, damit es eine Zeit des Heils für die Kirche und die Welt sei. Im Namen Christi sage ich zu diesem  Jahr:

„Der Herr segne dich und behüte dich. / Der Herr lasse sein Gesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. / Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden“ (Num 6, 24—26).

 

Das sind Worte aus der heutigen Liturgie.

 

2. Diese am ersten Tag des neuen Jahres verkündeten Worte richten sich an jeden Menschen, an alle Menschen, an die Nationen und Staaten, an die ganze Menschheitsfamilie: „Der Herr schenke dir Frieden!“ Diese Worte wiederholt heute die Kirche aus der Tiefe des Geheimnisses der Menschwerdung: des Geheimnisses der Geburt Gottes in einem menschlichen Leib.

Diese Worte verbindet die Kirche heute mit der Gottesmutterschaft Mariens: Sie schreibt sie sozusagen in das Herz der Mutter ein. Durch das Herz der Mutter verkünde ich diese Worte zum neuen Jahr im Gedenken an alle Menschen und Völker über den Erdkreis hin:

Siehe die Mutter des Friedens! Mutter Gottes und der Menschen! Mutter der Nationen und der Völker: „Alle Geschlechter preisen mich selig“ (Lk 1, 48).

 

3. In besonderer Weise verkünde ich diese Segensworte der heutigen Liturgie mit dem Gedanken an mein Vaterland, an die Nation, deren Sohn ich bin: Der Herr schenke dir Frieden!

Und in besonderer Weise vertraue ich diese Worte dem Herzen der Mutter an. Seit 600 Jahren ist diese Mutter auf polnischer Erde durch ihr

Bild in Jasna Góra gegenwärtig. Das Jahr 1982 ist das Jahr des großen Jubiläums. Vor der Mutter von Jasna Góra wiederhole ich im Gedenken an mein Vaterland: Der Herr schenke dir Frieden!

Während ich allen Menschen danke, die in diesen Tagen für Polen gebetet haben, bitte ich sie, im Gebet fortzufahren. Es geht um ein wichtiges Problem für die Geschichte des Menschen.

Das Gebet werde zur Kraft für meine Landsleute wie sooft im Lauf der Jahrhunderte. Möge das Erbe der Freiheit und des Friedens, das Werk von Generationen, nicht verschleudert werden! Möge das Erbe der letzten schwierigen Monate und Jahre nicht verschenkt werden!

An der Schwelle des neuen Jahres vertraue ich dieses Erbe dem Herzen der Mutter von Jasna Góra an. Ich tue das an dem Tag, an dem die Kirche das Fest der Gottesmutterschaft Mariens feiert.