Abrüstung: „den Dialog nicht abbrechen!“

Vor dem Angelus am 1 Adventssonntag, 27 November 1983

 

1. Heute, am ersten Adventssonntag, haben wir die Antiphon des Ant­wortpsalms wiederholt: „Ich freute mich, als man mir sagte: Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.“ Wir wollen hinzufügen: „Voll Freude gehen wir mit Maria dem Herrn entgegen.“ Wie uns die Liturgiker deutlich machen und Paul VI. lehrt, ist der Advent „eine besonders geeignete Zeit für die Verehrung der Mutter des Herrn‘ (Apostol. Schreiben Marialis cultus, Nr. 4, in Wort und Weisung, 1974, S. 438) und für eine geeignete Katechese Ein Hinweis, der, wie ich hoffe, „überall bejaht und befolgt werden wird (ebd.).

Die Freude ist ein grundlegender Bestandteil der heiligen Zeit, die heute beginnt Der Advent ist eine Zeit des Wachens, des Gebets, der Einkehr, nicht nur eine Zeit glühender, freudiger Erwartung Der Grund dafür ist einleuchtend „Der Herr ist nahe“ (Phil4, 5), „der Herr ist mit dir oder in dir, wie es Maria (Lk 1, 28) und der „Tochter Zions“ (Zef 3, 14) verkündet wird.

 

2. Das erste Wort, das im Neuen Testament an Maria gerichtet wird, ist eine Aufforderung zur Freude: Freue dich! Dieser Gruß hängt mit dem Kommen des Erlösers zusammen Maria wird als erster eine Freude angekündigt, die in der Folge dem ganzen Volk verkündet werden soll Sie hat an dieser Freude in außergewöhnlicher Weise und in besonderem Maße teil.

In ihr konzentriert und vollendet sich die Freude des alten Israel und bricht unaufhaltbar die Seligkeit der messianischen Zeit an. Die Freude der Jungfrau ist insbesondere die Freude des „Restes“ Israels, der Armen, die von Gott das Heil erwarten und seine Treue erfahren Um an diesem Fest teilzunehmen, muß man den Erlöser demütig erwarten und voll Vertrauen aufnehmen „Die Gläubigen, die mit der Liturgie den Geist des Advents leben, indem sie die unaussprechliche Liebe betrachten, mit der die jungfräuliche Mutter den Sohn erwartete, werden dazu angeleitet, Maria als Vorbild anzunehmen und sich darauf vorzubereiten, dem kommenden Heiland entgegenzutreten, ‚damit er uns wachend finde im Gebet . . . und im Lobpreis“ (Marialis cultus, Nr. 4, a.a.O., 5. 438).

 

Nach dem Angelus grüßte der Papst die Pilger in den verschiedenen Sprachen. Auf deutsch sagte er:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Erster Sonntag im Advent: Das ist der Beginn unseres Weges zur Begeg­nung mit unserem Herrn und Erlöser Jesus Christus im Heiligen Weih­nachtsfest. Ein Weg in wacher Bereitschaft, in Gebet und Besinnung, in Dankbarkeit und großer Vorfreude. Laßt uns diesen Weg gemeinsam mit Maria gehen: Alle Wege, die zu Christus führen, ist sie selbst ja bereits gegangen. Sie wird auch uns helfen, ans Ziel zu gelangen.

 

Dann sagte der Papst noch in Italienisch:

 

Heute begehen die Kirchen der Länder Mittelamerikas auf Initiative ihrer Bischöfe einen Gebets- und Bußtag für den Frieden Auf diese Weise wollen sie ihre Solidarität ausdrucken mit allen Brüdern der Region, die von Leid und Schmerz betroffen sind, besonders mit den katholischen Gemeinden, die von Bedrängnis und Leid heimgesucht werden.

Die Opfer der Gewalt unter der Bevölkerung jener Region belaufen sich leider bereits auf über zehntausend, darunter auch Erzbischof Romero, zahlreiche Priester, Ordensleute und Katecheten, außerdem eine große Zahl von eingekerkerten und verschwundenen Personen und Flüchtlingen.

In jenen Völkern lebt ein tiefes Sehnen nach Versöhnung und Frieden. Initiativen des guten Willens wurden eingeleitet, um Kämpfen in und außerhalb dieser Länder ein Ende zu setzen, die volle Freiheit für die Kirche und ihre Sendung eingeschlossen.

Beten wir, daß sich diese Hoffnungen bald erfüllen mögen.

Die Aufmerksamkeit aller — und meine im besonderen — richtet sich voll Beklemmung auf die internationale Lage, die durch die Unterbrechung der Genfer Verhandlungen über die Raketenstationierung in Europa noch bedenklicher geworden ist

Ich fordere euch auf, dafür zu beten, daß der Weg des Dialogs nicht verschlossen bleibe und den Völkern, die so große Hoffnung darin gelegt haben, das Vertrauen zurückgegeben werde.

Mit tiefem Schmerz habe ich die Nachricht von dem tragischen Flugzeug­unglück aufgenommen, das heute nacht in Madrid eine kolumbianische Verkehrsmaschine betroffen und so viele Tote und Verletzte gefordert hat Wahrend ich für die Opfer bete, mochte ich den betroffenen Angehörigen meine Anteilnahme und den Verletzten meinen Trost aussprechen und übermittle allen von Herzen meinen Apostolischen Segen.