Päpstlicher Rat für die Sozialen Kommunikationsmittel

 

Nachsynodals

Apostolisches Schreiben

Ecclesia in Africa

von Papst Johannes Paul II.

an die Bischöfe, Priester, Diakone, Ordensleute und alle gläubigen Laien über die Kirche in Africa und ihren Evangelisierungsauftrag im Hinblick auf das Jahr 2000

(Auszug, S.57; 83-85;138-141)

 

Vordringen der Massenmedien

 

52. Schließlich hat sich die Sonderversammlung mit den Sozialen Kommunikationsmitteln beschäftigt, einem Problem von enormer Bedeutung, da es sich zugleich um Werkzeuge im Dienst der Evangelisierung und um Mittel zur Verbreitung einer neuen Kultur handelt, die evangelisiert werden muß.65 So wurden die Synodenväter mit der traurigen Tatsache konfrontiert, daß "die Entwicklungsländer, anstatt sich zu selbständigen Nationen zu entwickeln, die sich um ihren eigenen Weg zur gerechten Teilhabe an den für alle bestimmten Gütern und Dienstleistungen bemühen, zu Rädern eines Mechanismus, zu Teilen einer gewaltigen Maschinerie werden. Das geschieht oft auch auf dem Gebiet der Sozialen Kommunikationsmittel: Weil diese meistens von Zentren im Norden der Welt aus geleitet werden, berücksichtigen sie nicht immer in gebührender Weise die eigenen vorrangigen Anliegen und Probleme dieser Länder, noch achten sie deren kulturelle Eigenart, sondern drängen ihnen nicht selten ein entstelltes Bild vom Leben und vom Menschen auf und entsprechen so nicht den Anforderungen einer echten Entwicklung"66

 

Soziale Kommunikationsmittel

 

71. "Seit jeher ist Gott charakterisiert durch seinen Willen sich mitzuteilen. Er tut dies auf verschiedenste Weise. Allen beseelten oder unbeseelten Geschöpfen schenkt er das Leben. Besonders zum Menschen knüpft er bevorzugte Beziehungen. 'Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn' (I Hebr 1, 1-2)".134 Das Wort Gottes ist seiner Natur nach Wort, Dialog und Kommunikation. Er ist gekommen, um einerseits die Kommunikation und die Beziehungen zwischen Gott und den Menschen und andererseits die der Menschen untereinander wiederherzustellen.

Die Massenmedien haben die Aufmerksamkeit der Synode unter zwei wichtigen und sich ergänzenden Aspekten auf sich gezogen: als aufkommendes neues Kulturphänomen und als eine Gesamtheit von Mitteln im Dienst an der Kommunikation. Sie stellen von Anfang an eine neue Kultur dar, die ihre eigene Sprache und vor allem eigene spezifische Werte und Unwerte hat. Daher müssen sie, wie alle Kulturen, evangelisiert werden.135

In unseren Tagen stellen die Massenmedien in der Tat nicht nur eine Welt, sondern eine Kultur und Zivilisation dar. Und auch in diese Welt wird die Kirche gesandt, um ihr die Frohe Botschaft vom Heil zu bringen. Die Boten des Evangeliums müssen also eintreten und sich von dieser neuen Zivilisation und Kultur durchdringen lassen, doch zu dem Zweck, sich ihrer auf passende Weise zu bedienen. "Der erste Areopag der neuen Zeit ist die Welt der Kommunikation, die die Menschheit immer mehr eint und, wie man zu sagen pflegt, zu einem 'Weltdorf' macht. Die Massenmedien spielen eine derartig wichtige Rolle, daß sie für viele zum Hauptinstrument der Information und Bildung, der Führung und Beratung für individuelles, familiäres und soziales Verhalten geworden sind".136

Die Ausbildung zum Gebrauch der Massenmedien ist daher eine Notwendigkeit; das gilt nicht nur für den, der das Evangelium verkündet und der unter anderem über den Kommunikationsstil verfügen muß, sondern auch für den Leser, den Rundfunkhörer und das Fernsehpublikum, die auf Grund einer Schulung zum Verständnis der jeweiligen Kommunikationsart imstande sein sollen, deren Beiträge kritisch zu beurteilen.

In Afrika, wo die mündliche Weitergabe eines der Wesensmerkmale der Kultur darstellt, kommt einer solchen Ausbildung eine grundlegende Bedeutung zu. Eben dieser Kommunikationstyp muß die Hirten, besonders die Bischöfe und die Priester, daran erinnern, daß die Kirche gesandt ist, zu sprechen, durch Wort und Zeichen das Evangelium zu verkünden. Sie kann also nicht schweigen auf die Gefahr hin, ihren Auftrag nicht zu erfüllen; es sei denn, daß unter bestimmten Umständen gerade das Schweigen eine Form des Sprechens und Zeugnisgebens wäre. Wir müssen also immer, bei jeder Gelegenheit das Wort verkünden, ob man es hören will oder nicht (vgl. 2 Tim 4, 2), um aufzubauen in Liebe und Wahrheit.

 

 

II. Die Frohbotschaft bekannt machen

 

Christus folgen, dem Verkünder im wahrsten Sinne des Wortes

 

122. Zum Thema Soziale Kommunikation im Bereich der Evangelisierung Afrikas hatte die Synode viel zu sagen, wobei sie klar die gegenwärtigen Verhältnisse vor Augen hatte. Der theologische Ausgangspunkt ist Christus, der Verkünder im wahrsten Sinne des Wortes, der denen, die an ihn glauben, die Wahrheit, das Leben und die Liebe mitteilt, die er mit dem himmlischen Vater und dem Heiligen Geist innehat. Deshalb "ist sich die Kirche der Pflicht bewußt, die Soziale Kommunikation ad intra und ad extra zu fördern. Durch eine verbesserte Informationsverbreitung unter ihren Mitgliedern trachtet sie die Kommunikation innerhalb der Kirche zu fördern".238 Das soll ihr von Nutzen dabei sein, wenn sie der Welt die Frohe Botschaft von der in Jesus Christus geoffenbarten Liebe Gottes mitteilt.

 

Herkömmliche Formen der Kommunikation

 

123. Die herkömmlichen Formen der Sozialen Kommunikation dürfen auf keinen Fall unterschätzt werden. Sie erweisen sich in zahlreichen Bereichen der afrikanischen Welt noch immer als sehr nützlich und wirksam. Außerdem sind sie "nicht so kostspielig und leichter zugänglich".239 Sie erfassen die Gesänge und die Musik, die Mimik und das Theater, die Sprichwörter und die Erzählungen. Als Träger der Volksweisheit und des Volksgeistes stellen sie eine wertvolle Quelle von Inhalten und Inspiration für die modernen Medien dar.

 

Evangelisierung der Welt der Kommunikationsmittel

 

124. Die modernen Massenmedien stellen nicht nur Kommunikationsmittel dar; sie sind auch eine Welt, die es zu evangelisieren gilt. Was die von ihnen übermittelten Botschaften betrifft, muß man sich vergewissern, daß dabei das Gute, das Wahre und das Schöne dargestellt werden. Indem ich mich der Sorge der Synodenväter anschließe, äußere ich meine Besorgnis hinsichtlich des moralischen Gehalts sehr vieler Programme, die die Kommunikationsmittel auf dem afrikanischen Kontinent verbreiten; insbesondere warne ich vor Pornographie und Gewalt, mit denen man die armen Nationen zu überfluten trachtet. Andererseits hat die Synode zu Recht "das sehr negative Bild" beklagt, "das die Massenmedien vom Afrikaner bieten, und fordert, daß dies sofort abgestellt werde".240

Jeder Christ soll sich darum kümmern, daß die Sozialen Kommunikationsmittel Träger der Evangelisierung sind. Doch der auf diesem Gebiet beruflich tätige Christ hat hier eine besondere Rolle zu übernehmen. Seine Pflicht ist es nämlich, darauf hinzuwirken, daß die christlichen Grundsätze die praktische Berufsausübung, den technischen und administrativen Sektor eingeschlossen, beeinflussen. Um ihm zu ermöglichen, diese Rolle in geeigneter Weise wahrzunehmen, muß ihm eine gesunde menschliche, religiöse und geistliche Bildung geboten werden.

 

Anwendung der Sozialen Kommunikationsmittel

 

125. Die Kirche unserer Tage kann über eine Vielfalt von Sozialen Kommunikationsmitteln verfügen, sowohl herkömmlicher wie moderner Art. Ihre Pflicht ist es, den besten Gebrauch davon zu machen, um die Botschaft vom Heil zu verbreiten. Was die Kirche in Afrika betrifft, wird der Zugang zu diesen Medien durch zahlreiche Hindernisse, nicht zuletzt ihre hohen Kosten, erschwert. An vielen Orten bestehen zudem Regierungsverordnungen, die diesbezüglich eine ungebührliche Kontrolle auferlegen. Es gilt, jede Anstrengung zur Beseitigung solcher Hindernisse zu unternehmen: die Kommunikationsmittel, ob privat oder öffentlich, müssen ausnahmslos im Dienst der Menschen stehen. Ich lade daher die Teilkirchen Afrikas ein, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um dieses Ziel zu erreichen.241

 

 

Zusammenarbeit und Koordinierung der Massenmedien

 

126. Die Kommunikationsmittel, vor allem in ihren modernsten Formen, üben einen alle Grenzen überschreitenden Einfluß aus; in diesem Bereich ist daher eine strenge Koordinierung notwendig, die eine wirksamere Zusammenarbeit auf allen Ebenen erlaubt: auf diözesaner, nationaler, kontinentaler und Weltebene. In Afrika bedarf die Kirche dringend der Solidarität der Schwesterkirchen der reicheren und in technologischer Hinsicht fortschrittlicheren Länder. In Afrika selbst sollten einige bereits eingerichtete Programme für kontinentale Zusammenarbeit, wie das "Pan-afrikanische bischöfliche Komitee für Soziale Kommunikationsmittel", ermutigt und wiederbelebt werden. Und wie die Synode nahelegte, wird es eine engere Zusammenarbeit auf anderen Gebieten geben müssen, wie die berufliche Ausbildung, die Produktionsstrukturen von Rundfunk und Fernsehen und die Stationen, deren Sendebereich den ganzen Kontinent umfaßt.242

 

Fußnoten

 

65 Vgl. Botschaft der Synode (6. Mai 1994), 45-48: L'Osservatore Romano, 8. Mai 1994, S. 5.

66 Johannes Paul II., Enzyklika Sollicitudo rei socialis (30. Dezember 1987), 22: AAS. 80 (1988), 539.

134 Bischofssynode, Sonderversarnínlung für Afrika, Instrumentum laboris, 127.

135 Vgl. Botschaft der Synode, (6.Mai 1994), 45-46: L'Osservatore Romano, 8. Mai 1994, S. 5.

136 Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990), 37, c: AAS. 83 (1991), 285.

238 Propositso 57.

239 Ebd.

240 Propositio 61.

241 Vgl. Proposito 58

242 Vgl. Propositio 60.