Die katholische Lehre über das Amtspriestertum
vor, während und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil
Don Mauro Gagliardi
Ateneo
Pontificio Regina Apostolorum, Rom
0. Einleitung
Der folgende Text enthält einen kurzen Abriß über die katholische Lehre vom
Amtspriestertum, im Besonderen auf der Stufe des Presbyterats. In Anbetracht des
begrenzten Umfangs einer solchen Einführung, die sehr komplexe Themen berührt,
werden wir uns auf grundlegende Hinweise und Zusammenfassungen beschränken, wobei
wir auf zahlreiche Bezugnahmen und Verweise verzichten, die in einer Vollständigkeit
anstrebenden Abhandlung nötig oder zumindest nützlich wären.
1. Das Weihepriestertum im Lehramt der Kirche bis
zum II. Vatikanum
Schon seit den Schriften des hl. Clemens von Rom und des hl. Ignatius von
Antiochien findet man in der nachapostolischen Kirche Hinweise auf die Existenz
und Verbreitung des dreistufigen Weiheamtes: Episkopat, Presbyterat und
Diakonat[1].
Hier interessiert uns überwiegend der Presbyterat, den wir auch Sacerdotium oder
Priesteramt nennen werden, indem wir einige der wichtigsten lehramtlichen
Dokumente zitieren, unter Weglassung der Verweise auf die Kirchenväter und die
Kirchenlehrer.
Gegen die Waldenser, die leugneten, daß für die gültige Zelebration der
Eucharistie der Amtspriester nötig ist, schritt das 4. Laterankonzil (1215) ein
und stellte in unmißverständlicher Form fest: «Dieses Sakrament kann
ausnahmslos nur der regulär ordinierte Priester zelebrieren» (DS[2]
802).
Umfangreicher ist die Lehre des Konzils von Florenz des Jahres 1439. In der
Bulle über die Vereinigung mit der
armenischen Kirche Exsultate Deo wird
eine zusammenfassende Lehre über die sieben Sakramente dargelegt, in der es heißt:
«Durch das Sakrament der Priesterweihe wird die Kirche geistlich geleitet und ausgebreitet
» (DS 1311). Zusammen mit der Taufe und der Firmung gehört die Priesterweihe zu
den Sakramenten, «die der Seele ein unauslöschliches Prägemal (Charakter indelebilis)
einprägen, ein geistiges Zeichen, das sie von den anderen unterscheidet» (DS 1313). Der Priester ist
Diener verschiedener Sakramente: Taufe (DS 1315), Eucharistie (DS 1321), Bußsakrament
(DS 1323), letzte Ölung (DS 1325), und in bestimmten Fällen kann er auch die
Firmung spenden (DS 1318). In der Zelebration der Eucharistie, «konsekriert der Priester, indem er in der Person Christi
spricht [in persona Christi]» (DS
1321).
Das Konzil von Florenz gibt auch
die ‚Materie‛ des Sakraments der Priesterweihe an, die in der porrectio instrumentorum – das heißt in
der Übergabe der jeder Weihestufe eigenen Geräte besteht –; und die ‚Form‛,
die in der von der Kirche festgesetzten Weiheformel besteht (DS 1326). Die
Formel lautet: «Empfange die Vollmacht, das Opfer in der Kirche darzubringen,
für die Lebenden und die Toten, im Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes» (ebenda.), woraus
hervorgeht, daß das Wesen des Weihepriestertums in der Darbringung des
eucharistischen Opfers in der Kirche und im Namen der Dreifaltigkeit besteht[3].
Das dritte Konzil, das sich systematisch mit dem sechsten Sakrament
beschäftigt hat, ist das Konzil von Trient (1545-1563), dessen Lehraussage über
das Priestertum besser verstanden wird, wenn man die lutherische Lehre über die
Eucharistie und über die heilige Weihe kennt, die wir hier allerdings nicht ausführen
können. Der Kanon 9 des Decretum de
sacramentis (des Dekrets über die Sakramente), aus dem Jahr 1547, exkommuniziert
denjenigen, der behauptet, daß durch das Weihesakrament in der Seele kein
Prägemal, «das heißt (k)ein geistiges und unauslöschliches Zeichen» eingeprägt
wird (DS 1609). Kanon 10 exkommuniziert denjenigen, der behauptet, daß «alle
Christen die Vollmacht haben, das Wort [Gottes] zu verkünden und alle Sakramente
zu spenden» (DS 1610). Kanon 11 bekräftigt und verurteilt die gegenteilige
Behauptung, daß die Diener die Sakramente gültig spenden, wenn sie zumindest
die Absicht haben, das zu tun, was die Kirche tut, wenn sie diese feiert (DS
1611). Kanon 12 lehrt und droht demjenigen die Exkommunikation an, der bei der
Behauptung des Gegenteils beharrt, daß der Diener die Sakramente auch dann gültig
spendet, wenn er sich im Zustand der Todsünde befindet. (DS 1612).
Das Dekret über die Doctrina de
sacramento paenitentiae, die Lehre vom Sakrament der Buße, aus dem Jahr
1551, bekräftigt, daß allein die Bischöfe und die Priester Diener des
Sakraments der Buße sind, da allein ihnen und nicht allen Gläubigen die Schlüsselgewalt
(die Vollmacht des Lösens und Behaltens) übertragen worden ist, und daß diese die
(kirchliche) Handlung der Vergebung der Sünden auch dann gültig vollziehen,
wenn sie selbst sich im Zustand der Todsünde befinden, (und zwar deswegen) weil
sie Diener Christi sind. (DS 1684; 1710). Im Bußsakrament spricht der Priester,
indem er die Sünden als vergeben erklärt, ein Urteil in der Form eines
richterlichen Aktes aus, das heißt, er handelt als Richter (DS 1685; 1709). Das
Dekret über die Doctrina de sacramento
extremae unctionis (die Lehre von der letzten Ölung), lehrt, daß die Diener
des Sakraments der letzten Ölung die Presbyter der Kirche sind, ein Ausdruck,
unter dem man gemäß Joh 5,14 die Bischöfe beziehungsweise die von ihnen
geweihten Priester verstehen muß. (DS 1697; 1719)[4].
Sehr wichtig für unser Thema ist auch das Dekret über die Doctrina et canones de Ss. Missae sacrificio
(über die Lehre und die Kanones über das Opfer der hl. Messe), aus dem Jahr
1562. In diesem wird das Weihepriestertum in eindeutige Beziehung zu dem
einzigen Priester Jesus Christus gesetzt. Dort heißt es nämlich, daß der Herr
Jesus Christus die Eucharistie eingesetzt hat, «da sein Priestertum nicht mit
dem Tod ausgelöscht werden durfte» und daher hat Er – «der ewige Priester nach
der Ordnung Melchisedechs» – die Apostel zu «Priestern des neuen Bundes» eingesetzt
«und ihnen und ihren Nachfolgern im Priesterstand» aufgetragen, «das sichtbare,
unblutige Opfer», das heißt die Eucharistie, darzubringen, mit dem das blutige
Opfer am Kreuz, durch das wir gerettet worden sind, zeichenhaft dargestellt
wird. Das Konzil präzisiert, daß der Augenblick der Einsetzung des Priestertums
der Apostel der des Aussprechens der Worte: «Tut dies zu meinem Gedächtnis » ist.
(DS 1740; 1752). Die Priester werden also als Opferpriester Christi im
eucharistischen Sakrament betrachtet: Christus «hat das neue Pascha – sich
selbst – eingesetzt, das durch seine Priester unter sichtbaren Zeichen von der
Kirche aufgeopfert werden mußte.» (DS 1741).
In der XXIII. Session, am 15. Juli 1563, beschäftigte sich das Tridentinum
direkt mit der heiligen Weihe, und verfaßte das Dekret über die Doctrina et canones de sacramento Ordinis
(Lehre und Gesetze (Kanones) vom Sakrament der Weihe. Der Text beginnt mit der
Bekräftigung der untrennbaren Verbindung von Priestertum und Opfer auch
außerhalb der christlichen Heilsökonomie (DS 1764). Da unser Herr Jesus Christus
in der Eucharistie ein neues Opfer gestiftet hat, hat er damals auch ein neues
Priestertum eingesetzt. (DS 1764; 1771). Das Konzil unterscheidet verschiedene Grade
zwischen höheren und niederen Weihen (DS 1765; 1772). Die Priesterweihe ist
sicher eines der von Christus eingesetzten sieben Sakramente der Kirche und das
Konzil bekräftigt, daß durch dieses Sakrament eine besondere Gnade verliehen
wird (DS 1766; 1773-1774). Da das Sakrament das Prägemal aufdrückt, ist es,
wenn einmal das Priestertum verliehen ist, nicht mehr möglich Laie zu werden
(DS 1767; 1774). Aus dem sakramentalen Charakter der Weihe leitet das Konzil
die Tatsache ab, daß nicht alle Christen Priester des Neuen Bundes sind, in dem
Sinn, daß nicht alle dieselbe geistige Vollmacht besitzen. (DS 1767). Stattdessen
gibt es in der Kirche eine Hierarchie, die aus Bischöfen, Priestern und Amtsträgern
zusammengesetzt ist, (DS 1776), in der die Bischöfe einen höheren Rang haben
als die Priester (DS 1777).
Der Catechismus ad Parochos
(Katechismus an die Pfarrer) aus
dem Jahr 1566 unterstreicht, die tridentinischen Lehren aufgreifend, den sakral-repräsentativen
und den kultisch-priesterlichen Aspekt des katholischen Priestertums. Die Priester
(Bischöfe und Presbyter) «sind gleichsam Deuter und Botschafter Gottes, in
dessen Namen sie den Menschen das göttliche Gesetz und die Gebote und Lehren
für das Leben mitteilen. Sie repräsentieren dessen Person auf Erden. Es ist
klar, daß man sich kein hervorragenderes Amt ausdenken kann als das ihre und
daß sie mit Recht nicht nur Engel sondern sogar Götter genannt werden; denn sie
vertreten unter uns die Wirksamkeit und das Handeln des unsterblichen Gottes »
(§ 273)[5].
In diesem ersten Zitat bemerken wir den sakralen Charakter der „Stellvertretung”
Christi, der dem geweihten Priester eigen ist. Der kultisch-priesterliche
Aspekt kommt im selben § 273 zum Ausdruck: «Obwohl die Priester immer eine
höchste Würde bekleidet haben, übertreffen die des Neuen Bundes alle anderen an
Würde. Die ihnen verliehene Vollmacht, den Leib und das Blut des Herrn zu
konsekrieren und aufzuopfern, und die Vollmacht, die Sünden zu vergeben, überschreiten,
kann man sagen, die Reichweite des menschlichen Verstandes. Es gibt auf der
Erde nichts Vergleichbares.».
Indem wir in unseren Ausführungen chronologisch und in großen Zügen fortfahren,
kommen wir direkt zu dem apostolischen Schreiben Apostolicae Curae, erlassen am 13. September 1896 von Papst Leo
XIII. Es befaßt sich mit den anglikanischen Ordinationen und erklärt sie für
ungültig.[6]
Der Grund, weswegen der Papst diese Weihen für ungültig erklärt, besteht in der
Unzulänglichkeit in der ‚Form’. Wenn als ‘Materie’ dieses Sakraments die
Handauflegung gilt, so besteht die ‘Form’ des Sakraments in der Weiheformel, die
bei den Anglikanern lautet: «Empfange den Heiligen Geist». Für Papst Leo, bezeichnen
diese Worte « keineswegs präzise die Weihe zum Priestertum beziehungsweise die
durch sie verliehene Gnade und Vollmacht, die im Besonderen die Vollmacht ist, im
Opfer der heiligen Messe (DS 3316) “den wahren Leib und das wahre Blut des
Herrn zu konsekrieren und aufzuopfern [Zitat aus dem Konzilstext von Trient: DS
1771]» Der Papst weiß von der Tatsache, daß die Anglikaner die Formel später korrigiert
haben, indem sie hinzufügten: «für die kirchliche Amtshandlung und die Aufgabe des
Priesters [beziehungsweise des Bischofs]», Zeichen dafür, daß sie sich selbst der
Unzulänglichkeit der früheren Formulierung bewußt waren. Aber diese Hinzufügung,
sagt Leo XIII., «ist, auch wenn sie geeignet wäre der ‘Form’ die rechtmäßige
Bedeutung zu geben, zu spät eingeführt worden», das heißt, als die Hierarchie bei
den Anglikanern bereits ausgelöscht war» und daher «die Weihevollmacht nunmehr
nichtig war» (ebenda).
Die Formel des anglikanischen Ordinale
war auf inadäquate Weise verfaßt worden, da die Reformatoren es auf solche Art verfaßt
haben, daß „sich in ihm nicht nur keine klare Erwähnung des Opfers, der
Konsekration und der Vollmacht des Priesters, das Opfer zu konsekrieren findet,
sondern es wurden im Gegenteil sogar [...] absichtlich alle Spuren davon
eliminiert und zerstört» (DS 3317a)[7].
Dadurch daß die recht verstandene Bezugnahme auf das Opfer und auf die
priesterliche Vollmacht eliminiert wurde, haben die Formeln «Empfange den
Heiligen Geist» und «für die Amtshandlung und die Aufgabe des Priesters (beziehungsweise
des Bischofs]» keinen Bestand (DS 3317b). Denn der Fehler in der Form ist mit dem
Fehler in der Intention verbunden, die ebenfalls für die Gültigkeit nötig ist
(DS 3318)[8].
Von großer Bedeutung ist auch die Apostolische Konstitution Sacramentum Ordinis, erlassen am 30.
November 1947 vom Obersten Pontifex Pius XII.. Die Konstitution befaßt sich mit
dem Weihesakrament, und zwar: mit dem Diakonat, dem Presbyterat und dem
Episkopat, die daher als Stufen des Sakraments zu verstehen sind. Nicht
eingeschlossen ist indessen der Stand des Subdiakons, des Akolyten, des
Lektors, des Exorzisten und des Ostiarius (unterste Stufe der niederen Weihen,
1973 abgeschafft). Besonders befaßt sich Pius XII. mit den wesentlichen Riten,
mit denen die Diakone, Presbyter und Bischöfe in der Kirche geweiht werden. Zu
Beginn bekräftigt der Text, daß das Sakrament der Priesterweihe, «durch das die
geistige Vollmacht übertragen und die Gnade verliehen wird, auf gebührende
Weise die kirchlichen Ämter zu übernehmen, in der ganzen Kirche ein und
dasselbe ist.» (DS 3857). Sodann definiert Papst Pacelli die ‘Materie’ und die
‚Form’ dieses Sakraments (in seinen drei Stufen), Die Handauflegung nennt er
als die ‚Materie’, (nicht die porrectio
instrumentorum, die Übergabe der Geräte) und als ‚Form’ die Worte, die sie (die
Form) bezeichnen. (DS 3858-3859). Andererseits, schreibt er, «die römische
Kirche hat stets die nach dem griechischen Ritus gespendeten Weihen für gültig
erklärt, auch ohne die Übergabe der Geräte» (DS 3858). Die letztere ist, streng
genommen, deswegen nicht für die Gültigkeit der Weihe notwendig. Sehr bedeutungsvoll
ist die Passage, in der genau angegeben wird, daß die ‚Form’ des Sakraments in
den Worten besteht «die die Anwendung dieser Materie [die Handauflegung], erklären,
mit denen die sakramentalen Wirkungen unmißverständlich bezeichnet werden: die Weihevollmacht
und die Gnade des Heiligen Geistes» (DS 3859), klar unterschieden nach den
verschiedenen Stufen des Sakraments. Danach werden in Abschnitt 5 der
Konstitution ‚Form’ und ‚Materie’ Stufe für Stufe genau erklärt (DS 3860)[9].
Während wir hier andere Lehraussagen übergehen müssen[10],
ist es schließlich unsere Pflicht, in diesem Priesterjahr, das zum 150.
Jahrestag des Todes des hl. Johannes Maria Vianney ausgerufen wurde, die am 1.
August 1959 aus Anlaß des hundertsten Jahrestages des Todes des Pfarrers von Ars
erlassene Enzyklika des Seligen Johannes des XXIII., Sacerdotii Nostri primordia, zu erwähnen. In der Enzyklika befaßt sich
der Papst weniger mit der Lehre über das Priestertum als vielmehr vor allem mit
dem geistlichen und seelsorglichen Leben der Priester, indem er auf diese Weise,
die überwiegend pastorale Dimension des II. Vatikanischen Konzils vorbereitete[11].
Wenn wir die Elemente systematisch zusammenfassen, die aus dieser ganz
kurzen Übersicht hervorgehen, können wir sagen, daß Jesus Christus der einzige
Priester des Neuen Bundes ist, dessen Priestertum darin besteht, daß er sich
für uns dem Vater aufopfert. Christus hat jedoch das Amtspriestertum in der
Kirche eingesetzt, das nur diejenigen Getauften innehaben, die das Weihesakrament
auf der Stufe des Presbyterats beziehungsweise des Episkopats empfangen haben. Das
Presbyterat ist eine der zwei Stufen des Weihesakraments, welches das Priestertum
verleiht; die andere Stufe ist der Episkopat. Die Priester sind also Amtspriester,
weil sie am Opferpriestertum Jesu Christi teilhaben, wenn auch auf einer
niedereren Stufe als die Bischöfe. Dies erkennt man zum Beispiel an der
Tatsache, daß beide, der Bischof und der Priester, einen großen Teil der
Sakramente spenden, was weder für die Diakone (die zum Dienen und nicht zum
Opfern geweiht sind) geschweige denn für die Laien gilt, die durch die Taufe nur
das allgemeine Priestertum der Gläubigen innehaben.
Das Priesteramt empfängt man ausschließlich durch die gültige Spendung des
Weihesakraments. Das Magisterium lehrt in aller Deutlichkeit, daß in der Kirche
nicht alle im Sinne des amtlichen bzw. hierarchischen Priestertums Priester
sind. Amtspriester sind nur die Getauften, die das Weihesakrament empfangen
haben, und nur diese können bestimmte kirchliche Amtshandlungen ausüben. Denn
das Weihesakrament überträgt, um die Terminologie Pius XII. zu verwenden, eine
besondere «Vollmacht» und eine besondere
«Gnade», die nicht mit der Taufe empfangen werden. Sie gehören in den Bereich
der Vollmacht des Amtspriesters: die Leitung der Kirche, die Vollmacht, die
Sakramente zu spenden, die maßgebliche Lehre und Verkündigung des Wortes Gottes.
In den Bereich der Gnade gehört vor allem das sakramentale Prägemal, das in die
Seele des Priesters als ein unzerstörbares Zeichen, das heißt für immer,
eingeprägt wird, sowie die sogenannte «Standesgnade», die der Priester
benötigt, um sein Amt ausüben und sich in ihm heiligen zu können.
Die Kirche lehrt, daß das Priestertum sich wesentlich in Beziehung zum Opfer versteht und daß das
Priestertum des Neuen Bundes vom Herrn in Beziehung zu seinem Kreuzesopfer
eingesetzt worden ist, das auf unblutige Weise in der Feier der Eucharistie
erneuert wird. Das Wesen des geweihten Priestertums besteht in erster Linie
darin, das göttliche Opfer, Jesus Christus, auf dem Altar zur Heiligung der
Gläubigen und zur Rettung der Welt darzubringen. Man kann sagen, daß die Mitte
der priesterlichen Aufgabe für den Hohenpriester Jesus Christus und für die
Priester, die an dessen Priestertum teilhaben, dasselbe ist, nämlich die Darbringung
des Opfers: wenn es auch wahr ist, daß Christus auf die Erde gekommen ist, um
die Ankunft des Reiches Gottes zu verkündigen, so zeigen die Evangelien doch, daß
der Herr während seines irdischen Lebens ganz auf jene «Stunde» ausgerichtet
ist, für die er gekommen ist, und die Offenbarung selbst wird erst vollendet sein
– sagt Jesus – nachdem sein
persönliches Opfer vollbracht sein wird. Der letzte Sinn des Opfers besteht
nicht in der Verkündigung des göttlichen Wortes, auch wenn diese äußerst
wichtig ist und zusammen mit der Leitung der Kirche ein Amt darstellt, das zum
Weihedienst gehört. Die Kirche lehrt, daß die Priester - besonders, wenn sie die
Heilige Messe feiern - in persona Christi
handeln. Sie sind Diener Christi
und deshalb handeln sie nicht aus sich selbst, sondern als Seine Werkzeuge. Daraus
folgt, daß der Mangel an persönlicher Heiligkeit des Priesters die Sakramente
nicht entwertet.
2. Die Lehre des II. Vatikanischen Konzils
Das Il. Vatikanum behandelt das Thema des Priestertums in verschiedenen
Dokumenten, besonders jedoch widmet es sich ihm in Lumen Gentium (= LG) 28 und in dem Dekret Presbyterorum Ordinis (= PO). Der Text von LG 28 wurde mehr als ein
Jahr vor dem von PO veröffentlicht. Er ist, obwohl er viel kürzer ist, wichtiger,
weil er sich innerhalb einer der vier Konzilskonstitutionen befindet, welche
die bedeutsamsten des II. Vatikanums sind. Aus diesem Grund beginnen wir unsere kurze Analyse mit LG 28,
um dann zu PO überzugehen.
2.1 Die Lehre über
die Priester von LG 28
Der Text von LG 28[12]
erinnert zu Beginn an die Einsetzung des Priesteramtes als Werk Christi und an
dessen Weitergabe durch die Apostel an die Bischöfe, ihre Nachfolger. Diese
Letzteren haben „die Aufgabe ihres Amtes ihrerseits in mehrfacher Abstufung verschiedenen
Trägern in der Kirche rechtmäßig weitergegeben. So wird das aus göttlicher
Einsetzung kommende kirchliche Dienstamt in verschiedenen Ordnungen ausgeübt von
jenen, die schon seit alters Bischöfe, Priester und Diakone heißen.»[13].
Dann werden die Priester behandelt und der Text lehrt: «Die Priester haben
zwar nicht die höchste Stufe des Pontifikats und hängen in der Ausübung ihrer
Gewalt von den Bischöfen ab; dennoch sind sie mit ihnen durch die priesterliche
Würde verbunden und kraft des Weihesakraments nach dem Bilde Christi, des
höchsten und ewigen Priesters, zur Verkündigung der Frohbotschaft, zum
Hirtendienst an den Gläubigen und zur Feier des Gottesdienstes geweiht und so
wirkliche Priester des Neuen Bundes.“ „Presbyteri, quamvis pontificatus apicem
non habeant et in exercenda sua potestate ab Episcopis pendeant, cum eis tamen
sacerdotali honore coniuncti sunt et vi sacramenti Ordinis, ad imaginem
Christi, summi atque aeterni Sacerdotis, ad Evangelium praedicandum fidelesque
pascendos et ad divinum cultum celebrandum consecrantur, ut veri sacerdotes
Novi Testamenti» (AAS 57 [1965], S. 34). In diesem Text sind zwei
Hauptlehraussagen enthalten: a) die Priester haben nicht die höchste Stufe
der priesterlichen Weihe – die den Bischöfen verliehen ist – dennoch sind sie
wahre Priester des Neuen Bundes nach dem Bilde Christi, des höchsten und ewigen
Priesters; b) ihre Aufgaben entsprechen den tria munera, den drei Aufgaben der Bischöfe, die sie offenbar mit
geringerer Autorität und geistlicher Vollmacht ausüben: Predigt, Leitung, Heiligung
(munus docendi, das Amt des Lehrens, munus regendi, das Amt des Leitens, munus sanctificandi, das Amt des Heiligens).
Hier ist zu bemerken, daß eine verbreitete italienische Übersetzung der
Konzilsdokumente, das Enchiridion
Vaticanum, sich nicht an den Wortlaut des ersten Teils des Textes gehalten
hat. Die korrekte Übersetzung lautet: «Die Priester haben zwar nicht die
höchste Stufe des Pontifikats (lateinisch: pontificatus) und hängen in der
Ausübung ihrer Gewalt von den Bischöfen ab; dennoch sind sie mit ihnen durch
die priesterliche Würde verbunden. Anstatt dessen hat das Enchiridion Vaticanum statt Pontifikat „Priestertum“ übersetzt und
statt „durch die priesterliche Würde“ „in der priesterlichen Würde“.[14].
Diese Version gibt also das lateinische pontificatus
mit «sacerdozio» wieder. Nun können die zwei Begriffe, was ihre Bedeutung
anbelangt, auf der theologischen Ebene benachbart sein[15],
da das priesterliche Amt darin besteht, Mittler zwischen Gott und dem Volk zu
sein[16],
wobei sich das Amt – wie wir gesehen haben –konkret auf verschiedene Weise entfaltet,
besonders aber in der Feier der Eucharistie; das Amt des Pontifex besteht aber
darin, Gott die Gebete der Kirche vorzutragen[17].
Es ist evident, daß es sich um Aspekte derselben kirchlichen Handlung handelt. Dennoch
zieht es die theologische und liturgische Tradition auf der theologischen Ebene
vor, nur den Bischof «Pontifex» zu nennen[18]: dies zeigt sich zum Beispiel daran, daß das Liber pontificalis der Band ist, der die
Gebete und Rubriken für die Zelebration des Bischofs enthält, während für den
Priester das Liber ritualis[19]
vorgesehen ist. Aber es stimmt auch, daß diese liturgischen Bücher die
Unterscheidung zwischen dem betreffen, was dem Bischof obliegt und was die
Aufgabe des Priesters ist, ausgenommen die Messe und das Officium pontificis.
Daher sieht die Zelebration der Messe, Höhepunkt der Ausübung
des priesterlichen Dienstes, ein Buch vor, das von jedem Priester ohne
Unterschied, Bischof wie Priester, verwendet wird: das Buch, das durch eine langsame Entwicklung hindurch
schließlich den Namen Missale bekommen
hat. Von da her ist es zu erklären, daß sich die liturgische Tradition und die
Möglichkeit, das Priesteramt theologisch auf der Stufe des Presbyterats auch als Ausübung des Pontifikats
zu verstehen, vereinbar sind. Natürlich besteht ein Rangunterschied zwischen
den Priestern, die Bischöfe sind und den Priestern, die Presbyter sind (vgl. den
bereits zitierten DS 1777) Und deshalb bezieht sich die Kirche, wenn sie vom
Pontifikat spricht, auf den Episkopat und nicht auf den Presbyterat[20].
Wenn man also die Stelle von LG 28, so übersetzt, wie es das Enchiridion Vaticanum tut, geht eine
wichtige Unterscheidung verloren. Wenn die Konzilsväter bekräftigen, daß die Priester
nicht die höchste Stufe des Pontifikats (apex
pontificatus) besitzen, wollen sie die Priester von den Bischöfen
unterscheiden und nicht das Priestertum der
einen vom Priestertum der anderen. Im Gegenteil, während der Text Priester und
Bischöfe von einander unterscheidet, wenn es um den pontificatus geht, stellt er sie, was das sacerdotium[21] angeht, gleich. Was unter sacerdotium zu verstehen ist, sagt der
Text gleich danach, indem er an das Weihesakrament erinnert, das von den Presbytern
empfangen wurde und das sie dazu befähigt, die tria munera der ihnen eigenen Weihestufe «nach dem Bild Christi des
Höchsten und Ewigen Priesters zu erfüllen». Hier zitiert LG 28 den Hebräerbrief
5,1-10; 7,24; 9,11-28. Es handelt sich um klassische Stellen, die wir hier
nicht im Einzelnen untersuchen können. Sie charakterisieren das Wesen des Priestertums
Christi auf der Grundlage der Kategorie des Opfers und der Fortdauer. Treu der
ununterbrochenen Tradition, sowohl der lehramtlichen als auch der theologischen,
versteht LG 28 das munus sacerdotale (die
Aufgabe des Priesters) vor allem als Amtshandlung, Gott das heilige Opfer
darzubringen: das tut in erster Linie Christus mit seinem vollkommenen und
endgültigen Opfer, durch das der neue, ewige Bund gestiftet wird, und das tun
die geweihten Priester – wie das Konzil sagt – nach seinem Bild.
Im folgenden nimmt LG 28 von neuem die Lehre von den tria munera auf, und unter diesen erkennt es ausdrücklich die Erhabenheit
der Zelebration am Altar an: «am meisten üben sie (die Priester) ihr heiliges
Amt (munus) in der eucharistischen Feier oder der Versammlung aus, wobei sie in
der Person Christi handeln [in persona
Christi] und sein Mysterium verkünden, die Gebete der Gläubigen mit dem
Opfer ihres Hauptes vereinigen und das einzige Opfer des Neuen Bundes, das
Opfer Christi nämlich, der sich ein für allemal dem Vater als unbefleckte Gabe
dargebracht hat, im Meßopfer bis zur Wiederkunft des Herrn vergegenwärtigen und
zuwenden» (AAS 57 [1965], p. 34). Es folgt die Aufzählung der anderen
Amtshandlungen: das Amt der Versöhnung (und der Wiederaufrichtung), die Nöte
und Bitten der Gläubigen tragen sie zu Gott dem Vater hin, sie sammeln die
Gemeinde und führen sie zu Gott, inmitten der Herde beten sie den Vater im
Geist und in der Wahrheit an und schließlich die lehramtliche Unterweisung,
wobei Wort und Beispiel miteinander übereinstimmen sollen. (ibid.).
Die Konstitution LG geht sodann dazu über, die Zusammenarbeit der Priester
mit den Bischöfen zu behandeln und bekräftigt, daß die Priester «mit ihrem
Bischof ein einziges Presbyterium bilden» (AAS 57 [1965], p. 35). Wo auch immer
die Priester tätig sind, machen sie den Bischof gewissermaßen gegenwärtig. Es
ist bedeutungsvoll, daß LG an dieser Stelle die notwendige Verbundenheit
zwischen Priestern und Bischof anerkennt, aber auch die wirkliche persönliche
Verantwortung der Presbyter in der Sorge für die Kirche: «Unter der Autorität
des Bischofs heiligen und leiten sie den ihnen
anvertrauten Anteil der Herde des Herrn, machen die Gesamtkirche an ihrem
Ort sichtbar und leisten einen wirksamen Beitrag zur Erbauung des gesamten
Leibes Christi» (ebenda; Kursivdruck vom Verfasser). Außerdem wird hervorgehoben, daß die Priester das
Presbyterium «zusammen mit ihrem
Bischof» bilden. Der weitere Text kehrt zu der Autorität des Bischofs zurück, dem
die Priester ehrfürchtig gehorchen sollen, während er selbst die Priester als
Söhne und Freunde ansehen soll. LG bekräftigt, daß «auf Grund ihrer Weihe und
ihres Dienstamtes, alle Priester, Diözesan- wie Ordenspriester dem Kollegium
der Bischöfe zugeordnet sind [coaptantur] » (ebenda). Diese Stellen zeigen, wenn
man sie zusammen betrachtet, daß das Zweite Vatikanum eindeutig die höhere
Autorität der Bischöfe gegenüber den Presbytern lehrt, aber daß es auch sieht, daß
ihre Dienste eng miteinander verbunden sind[22].
Das einigende Element ist die Weihe und das Priestertum.
Die heilige Ordination, zusammen mit der Sendung, stellt auch den
Angelpunkt zu einer anderen wichtigen Bekräftigung der Konstitution über die
Kirche dar: «Kraft der Gemeinsamkeit der heiligen Weihe und Sendung sind die
Priester alle einander in ganz enger Brüderlichkeit verbunden. » (ebenda): es
ist das Thema der priesterlichen Brüderlichkeit, die ontologisch auf das Weihesakrament
und außerdem hinsichtlich der Funktion auf die gemeinsame Sendung gegründet ist.
PO wird die hier in kurzen Worten vorgestellte Lehre aufnehmen und ausführlich
behandeln. Nach verschiedenen konkreten Angaben schließt der Abschnitt 28 mit
einem Bezug auf die Situation der heutigen Welt. «Weil die Menschheit heute
mehr und mehr zur Einheit im bürgerlichen, wirtschaftlichen und sozialen
Bereich zusammenwächst, sollen die Priester um so mehr in vereinter Sorge und
Arbeit unter Leitung der Bischöfe und des Papstes jede Art von Spaltung
beseitigen, damit die ganze Menschheit der Einheit der Familie Gottes zugeführt
werde.» (AAS 57 [1965], SS. 35-36).
2.2 Das Konzilsdekret
über Dienst und Leben der Priester
Das Dekret Presbyterorum Ordinis, erlassen am 7. Dezember 1965, reiht sich
bewußt ganz in die ununterbrochene Tradition des Lehramts und der Theologie der
katholischen Kirche ein[23].
Die Zielsetzung des Dokuments wird im 1. Abschnitt (am Ende) angegeben: der
Text wird veröffentlicht, «um das Amt der Priester in seelsorglich und
menschlich vielfach so tiefgreifend veränderten Verhältnissen wirksamer zu
unterstützen und ihrem Leben besser Sorge zu tragen» (AAS 58 [1966], p. 991). Es
wird daher das gesamte Dekret sofort mit den Feststellungen am Ende von LG 28
verknüpft, welches das Heute unterstrich:
die heutigen Verhältnisse der Gesellschaft, welche die Kirche dazu drängen,
mehr als die theologische Lehre über das Weihepriestertum, die konkreten organisatorischen
und praktischen Entscheidungen, die das Leben der Priester berühren, von neuem
zu bedenken, in einer Weise, die sie in die Lage versetzt, ihren Dienst für die
Ewigkeit in den veränderten
Verhältnissen der heutigen Welt angemessen zu erfüllen[24].
Auch hier zeigt sich also der überwiegend pastorale Charakter, den sich das
Zweite Vatikanum geben wollte, und den jeder Interpret des Konzils beachten muß,
wenn er seinem Geist und seinen Texten treu sein will.
Natürlich legt PO, um sich vor allem den konkreten Aspekten zu widmen, in
geraffter Form auch die Lehre über das Priestertum dar, die in vollkommener
Kontinuität mit der 2000jährigen Tradition der Kirche steht, und von dieser
Lehre ausgehend, hebt es einige Aspekte hervor, die eine solide Basis dafür
bilden können, jenen priesterlichen Lebensstil zu verwirklichen, den das Zweite
Vatikanum als möglichen Lösungsversuch für die derzeitige Situation in der
schwierigen Zeit, in der wir leben, zeigen
wollte. Angesichts der Grenzen dieser Studie können wir keine detaillierte
Analyse von PO liefern und müssen uns darauf beschränken, die Hauptthemen aufzuzeigen,
die sich auf die Lehre über das katholische Priestertum beziehen.
Der Priester wird als Diener Christi und der Brüder gesehen[25].
Das Priestertum wird also christozentrisch und ekklesiologisch verstanden. Es
wird als Teilhabe am Dienst Christi definiert (Abschnitte 1 und 13). Mindestens
dreimal nimmt das Dekret aus der theologischen und lehramtlichen Tradition den
terminus technicus beziehungsweise die Lehre des in persona Christi auf (Abschnitte 2; 12; 13)[26].
Auch was das Wesen des Weihepriestertums angeht, reiht es sich in die Tradition
ein, indem sie es in die heilige Weihevollmacht, das Opfer darzubringen und die
Sünden nachzulassen unterteilt (Abschnitt 2). Diese Wahrheit wird von PO im Einklang
mit der Ekklesiologie von LG dargestellt, und zwar indem auch die Bedeutung des
allgemeinen Priestertums hervorgehoben und daran erinnert wird, daß die den Amtspriestern
verliehene exklusive Vollmacht im Dienst der Kirche steht, das heißt, der Vereinigung,
der Kommunio der Gläubigen in einem einzigen Leib. Diese Darstellung der Lehre,
nach der später die «Ekklesiologie der Kommunio» ihren Namen gefunden hat[27],
ist eine Bekräftigung der immer schon geltenden Lehre, auf eine neue Weise formuliert,
die für die gegenwärtigen Zeiten geeigneter schien. Hier finden wir also Kontinuität
und Neuheit beisammen. Was aber das Thema des Wesens des christlichen
Amtspriestertums als Amt der Darbringung des eucharistischen Opfers anbelangt, so
wird diese Lehre nochmals in Abschnitt 14 wiederholt, stets mit einem Hinweis
und mit der Erwähnung einer Kategorie, die später sehr populär werden sollte, der
Kategorie der «Hirtenliebe»[28].
In PO 14 heißt es: «Die Hirtenliebe erwächst am stärksten aus dem eucharistischen
Opfer. Dieses bildet daher Mitte und Wurzel des ganzen priesterlichen Lebens, so
daß der Priester in seinem Herzen wiederholen muß, was auf dem Opferaltar geschieht»
(AAS 58 [1966], p. 1013).
Das Dekret nimmt auch die Lehre von dem deutlichen Unterschied zwischen dem
allgemeinen und dem Amtspriestertum wieder auf, das man durch das Sakrament der
heiligen Weihe empfängt: «Das Priestertum der Amtspriester setzt zwar die
christlichen Grundsakramente (die Sakramente der Initiation) voraus, wird
jedoch durch ein eigenes Sakrament übertragen. Dieses zeichnet die Priester
durch die Salbung des Heiligen Geistes mit einem besonderen Prägemal und macht
sie auf diese Weise dem Priester Christus gleichförmig, so daß sie in der
Person des Hauptes Christus handeln können» (PO 2: AAS 58 [1966], p. 992). Aus
diesem Grund besitzen die Amtspriester eine besondere priesterliche Autorität, welche
die nicht geweihten Gläubigen nicht besitzen (Abschnitte 2; 6; 9). Das bedeutet
aber nicht, daß sie dazu befugt wären, sich inmitten ihres Volkes wie Despoten
aufzuführen. Vielmehr zählt das Dekret unter den verschiedenen, den Priester auszeichnenden
Tugenden die Liebenswürdigkeit (Abschnitt 3) und echte Menschlichkeit (Abschnitt
6) auf, was nicht heißen soll, daß Charakterfestigkeit und unbestechlicher
Gerechtigkeitssinn weniger wichtig sind (Abschnitt 3), noch daß man sich nach
den Vorlieben der Menschen richten sollte (Abschnitt 6)[29].
Aus der erwähnten Lehre über den wesentlichen Unterschied zwischen dem
allgemeinen Priestertum der Gläubigen und dem Amt der Priester ergeben sich
verschiedene Konsequenzen. Es mögen hier jedoch fünf Hauptkonsequenzen genannt
werden:
1) An erster Stelle bekräftigt das Konzil die Erhabenheit,
Notwendigkeit und Unvergänglichkeit des Amtspriestertums (Abschnitt 11).
2) An zweiter Stelle gelten die Amtspriester als Inhaber der
Befugnisse, beziehungsweise der Dienste, die sich von dem ihnen eigenen status (Stand) ableiten und die sie in
enge Beziehung zu den Bischöfen setzen, das heißt zu den drei Ämtern, den tria munera[30].
Diese Funktionen gelten auch als Aufgabe der Priester, auch wenn sie nicht mit
solcher Vollständigkeit ausgeübt werden, wie sie nur den Bischöfen zukommt. Wir
haben bereits darauf hingewiesen, daß das wichtigste unter den munera das munus sanctificandi, (das Amt zu heiligen), ist, in besonderer
Weise die Zelebration der heiligen Messe, welche die tiefste Wurzel des
Priestertums der Amtspriester darstellt. PO spricht vom sakramentalen Dienst der
Priester an verschiedenen Stellen und besonders in den Abschnitten 2; 5; und 13.
In Abschnitt 13 wird noch einmal bekräftigt, daß die Priester ihr wichtigstes
Amt, munus, im Mysterium des eucharistischen
Opfers ausüben» (AAS 58 [1966], p. 1011). Großer Raum wird in dem Dekret auch
dem wichtigen munus docendi gegeben,
dem Amt zu lehren, auf seinen verschiedenen Ebenen. Es ist bekannt, daß die
Amtspriester dieses munus, Amt, nicht
in seiner Fülle innehaben: sie besitzen nicht die – den Bischöfen vorbehaltene
– Autorität, die Lehre festzulegen. Das munus
docendi, des Priesters, besitzt jedoch, auch wenn es nicht mit der potestas determinandi (der Vollmacht,
die Lehre festzulegen) versehen ist – immer in der Einheit mit und der Unterwerfung
unter das vom Papst geleitete Bischofskollegium – die potestas praedicandi (die Vollmacht der Verkündigung). Die Amtspriester haben Vollmacht, die Lehre
der Kirche in den regulären Formen der Homiletik, der Katechese, der
Instruktion und aller anderen bekannten Formen der kirchlichen Praxis zu verkünden.
PO widmet dem Dienst am Wort Gottes besonders die Abschnitte 2; 4; und 13. Das
Dekret bestimmt genauer, daß die Verkündigung des Evangeliums Christi sowohl mit
Worten, indem man sich an die gesunde Lehre hält, als auch mit dem Zeugnis des
Lebens ausgeübt wird. Für das munus
regendi (Leitungsamt) schließlich möge man besonders im Abschnitt 6 nachlesen.
3) Aus diesen Elementen entwickeln die Väter des Konzils auch
die Lehre über den Zweck des Priestertums, welche die dritte Konsequenz aus der
deutlichen Bekräftigung seiner Sakramentalität ist. Wenn man das Dekret
analysiert, treten besonders zwei Zwecke hervor. Die Presbyter sind vor allem
geweiht zur Ehre Gottes, des Vaters, in Christus (Abschnitt 2) und, um
Christus, dem Meister, Priester und König zu dienen (Abschnitt 1). An zweiter
Stelle sind sie dazu erwählt, die Kirche zu erbauen, das heißt, sie zu sammeln
und zum Vater zu bringen durch Christus im Heiligen Geist (Abschnitte 1; 6; 8).
Deswegen ist das Priestertum auf die Heiligung der Menschen ausgerichtet (Abschnitt
2), die ohne Umkehr nicht möglich ist (Abschnitte 4; 5; 6). In ihrem Bemühen,
diese (die Umkehr) zu fördern, werden sich die Priester als Diener jenes
Evangeliums erweisen, das seit seinen Anfängen vom Herrn selbst verkündet
wurde, als er zur Umkehr rief, das heißt zur Änderung des Lebens hinsichtlich
der ungeordneten Gewohnheiten (vgl. Markus 1,15).
4) Eine vierte Konsequenz, die sich aus der
Unterstreichung des sakramentalen Charakters des Priestertums ergibt, besteht
in der von PO vorgestellten Lehre über die sakramentale Bruderschaft der
Amtspriester, die gerade auf das Sakrament gegründet ist, das sie empfangen
haben. In Abschnitt 8 heißt es: «Die Priester, die durch die Weihe in den
Priesterstand eingegliedert wurden, sind in inniger [intima] sakramentaler Bruderschaft miteinander verbunden; besonders
in der Diözese, zu deren Dienst sie unter ihrem Bischof zugewiesen werden,
bilden sie das eine Presbyterium» (AAS 58 [1966], p. 1003). Diese Bruderschaft ist
«innig», weil sie auf die sakramentale Weihe gegründet ist, aber sie zeigt sich
dann auch auf funktionaler Ebene in der Zusammenarbeit und der gegenseitigen
Hilfsbereitschaft unter den Priestern, besonders unter den Priestern, die das
Presbyterium einer Ortskirche bilden. Diese priesterliche Gemeinschaft
beschränkt sich nicht auf den diözesanen Bereich: die Priester sind in der
sakramentalen Bruderschaft auf ontologische Weise vereint und nicht nur
hinsichtlich der Jurisdiktion. Das Konzil erinnert deshalb daran, daß «die Geistesgabe,
die den Priestern in ihrer Weihe verliehen wurde, sie nicht für irgend eine
begrenzte und eingeschränkte Sendung rüstet, sondern für eine alles umfassende,
universale Heilssendung [...]; denn jeder priesterliche Dienst hat teil an
derselben weltweiten Sendung, die Christus den Aposteln aufgetragen hat» (PO
10: AAS 58 [1966], p. 1008). Diese Lehre ist sehr wichtig und ordnet sich in
das vorher Gesagte ein: der Priester (besonders der Diözesanpriester) lebt und
wirkt verwurzelt in einer Teilkirche – die jedoch getrennt von der Universalkirche
keinen Sinn hätte – und verbunden mit seinem Bischof und mit seinem Presbyterium;
aber dies impliziert durchaus nicht eine enge oder gar auf einen ganz
bestimmten Ort beschränkte Sicht des Priesteramtes. PO lehrt im Gegenteil zu
wiederholtem Mal, daß die Priester sich einen universalen Blick bewahren müssen
(siehe im Einzelnen die Abschnitte 6; 10; 14; 17).
Das Dekret berührt von neuem das Thema der sakramentalen und operativen, das
heißt der sich in ihrem Wirken zeigenden Bruderschaft in den Abschnitten 12; 15
und 22. Dieses Thema ist von großer Bedeutung und wurde nach dem Konzil ausführlich
untersucht. Es beeinflußt sicher auch das, was PO über die Beziehung zwischen
den Priestern und den Bischöfen (Abschnitte 5; 7; 12; 15); zwischen den Priestern
und der Kirche (Abschnitte 3; 9; 14); und zwischen den Priestern und der Welt (Abschnitte
3; 9; 17) sagt: lauter sehr interessante Aspekte, die hier allerdings nicht angemessen
untersucht werden können.
5) Eine fünfte und letzte Konsequenz, die sich aus der Betonung
des sakramentalen Charakters des Priestertums ergibt, betrifft das spirituelle
Leben der Amtspriester, das auf die Vervollkommnung ihrer Heiligkeit ausgerichtet
sein soll. Die Hinweise sind zahlreich, aber der wichtigste Abschnitt ist der Abschnitt
Nr. 12. Hier heißt es, daß die Priester zwar schon kraft der Taufgnade die
Verpflichtung haben, nach Heiligkeit zu streben, ebenso wie alle anderen
Gläubigen. «Als Priester sind sie jedoch aus einem besonderen Grund zum Streben
nach dieser Vollkommenheit verpflichtet: denn im Empfang des Weihesakraments
Gott auf neue Weise geweiht, sind sie lebendige Werkzeuge Christi des ewigen
Priesters geworden, damit sie sein wunderbares Werk, das mit Kraft von oben die
ganze menschliche Gesellschaft erneuert hat, durch die Zeiten fortzuführen
vermögen.» (AAS 58 [1966], pp. 1009-1010). Es handelt sich um eine Anwendung
des Ausspruchs aus dem Evangelium: «Wem viel gegeben ist, von dem wird viel
verlangt» (Lukas 12,48). Andererseits erinnert das Konzil daran, daß zu dem
Geschenk, das dem Presbyter (in Christus) gemacht worden ist, auch die Gnade
seines Priesterstands gehört, «kraft deren er durch den Dienst an der ihm
anvertrauten Gemeinde und am ganzen Volk Gottes besser der Vollkommenheit dessen
nachstreben kann, an dessen Stelle er steht [Christus [partes sustinet]» (AAS 58 [1966], p. 1010).
Es wird also von neuem die Lehre von der größeren Erhabenheit des
Priesterstandes bekräftigt, die PO bereits aus der lehramtlichen und
theologischen Tradition wieder aufgenommen hatte: eine Vortrefflichkeit, die
sich leider de facto nicht in allen
einzelnen Fällen bewahrheitet, sondern die an sich besteht, weil sie auf den
Unterschied «des Wesens und nicht nur des Grades » gegründet ist,[31]
der zwischen dem allgemeinen Priestertum der Gläubigen und dem Amtspriestertum
besteht. In Abschnitt 12 von PO wird präzisiert, daß die Diener ihre Berufung
nicht nur erfüllen, indem sie die Herde weiden, das heißt in der Ausübung des munus pastorale, des Hirtenamtes,
sondern auch, indem sie die persönliche Heiligkeit pflegen. Es heißt darin, daß
die Priester «in sich die Werke des Fleisches abtöten und sich ganz dem Dienst
an den Menschen hingeben; so können sie in der Kraft der Heiligkeit, mit der
sie in Christus beschenkt sind, zur Mannesvollkommenheit heranreifen» (ebenda).
Für die Heiligkeit des Priesters genügt also die Ausübung der Hirtenliebe nicht;
zu ihr muß die Gleichgestaltung mit Christus hinzukommen, die ständige Umkehr
zu Ihm, die auch mit der Abtötung der Werke des Fleisches in sich selbst einhergeht.
Dieses Streben nach Heiligkeit ist von großer Bedeutung: «Auch wenn die Gnade
Gottes auch durch unwürdige Diener das Heilswerk ausführen kann, so will Gott
doch seine Heilswunder für gewöhnlich lieber durch diejenigen kundtun, die sich
dem Antrieb und der Führung des Heiligen Geistes mehr geöffnet haben und darum
wegen ihrer innigen Verbundenheit mit Christus und wegen eines heiligmäßigen
Lebens mit dem Apostel sprechen können: ‚Nicht mehr ich lebe, sondern Christus
lebt in mir’ (Gal. 2,20)”» (ebenda).
Diese Selbstverleugnung der Priester – bei der in ihnen nicht in erster
Linie ihr eigenes Ich handelt, sondern das Ich Christi, dessen Person sie in
sich selbst tragen – verwirklicht sich in der Haltung, die sie dazu führt, im
priesterlichen Leben nicht nach dem eigenen Belieben oder nach den eigenen
Neigungen zu handeln oder, schlimmer noch, zum eigenen Nutzen, sondern, indem
sie so handeln, daß sie durch ihr Amt immer mehr Christus und die Kirche erscheinen
und handeln lassen. Diesen Aspekten widmet das Dekret verschiedene Hinweise,
besonders zu empfehlen sind die Abschnitte 4; 6; 9; 13 und 15.
Wir müssen hier auf die Behandlung vieler anderer Aspekte verzichten, besonders
auf die vielen praktischen Hinweise, die sich in PO befinden. Wir machen aber
zum Abschluß darauf aufmerksam, daß das Dekret sich in nichts von der
traditionellen kirchlichen Lehre über das Priestertum distanziert, daß es sie
im Gegenteil mit Überzeugung und ausführlich wieder aufnimmt; dies sind Merkmale
einer tiefen Kontinuität. Es findet sich in ihm allerdings auch ein Wesensmerkmal
der Neuheit, angewendet auf die Seelsorge, das heißt in Beziehung zu den
konkreten Erfordernissen der Priester unserer Zeit. Treu dem Kirchenmodell des
Konzils, das später, «Ekklesiologie der Comunio» genannt wurde, unterstreicht PO
besonders den Gemeinschaftsaspekt des priesterlichen Lebens. Dies erkennt man
bereits an den ersten zwei Worten, die auch den Titel des Dekrets bilden: Presbyterorum
Ordinis. Es handelt sich hier nicht nur um den Priester für sich betrachtet,
sondern um den Priester innerhalb des Ordo Presbyterorum, des Priesterordens und,
wenn er zum weltlichen Klerus gehört, innerhalb eines Diözesanpresbyteriums. Das
erkennt man auch an der Tatsache, daß die Begriffe «Presbyter» und «Sacerdos,
Priester» nur selten im Singular erscheinen, während sich das Dekret im
allgemeinen auf die «Presbyter» und «die Priester» im Plural bezieht, um den Charakter
des Leibes der Gesamtheit der Presbyter zu unterstreichen[32].
Wie wir zeigen konnten, ist die Bruderschaft der Sacerdotes, der Priester und
die Einheit im Gremium der Presbyter innig,
das heißt, sie gründet sich in erster Linie auf die Sakramentalität des Priestertums
und nicht nur auf eine äußere Motivation, das heißt auf funktionale Aspekte. Das
Konzilsdekret bringt also dieses interessante Element der Neuheit innerhalb der
Kontinuität, hinzu, indem es die traditionelle Lehre über den Priester in eine pastorale Sichtweise von den Priestern einfügt.
Zwischen diesen beiden Aspekten besteht kein Gegensatz. Die Pastorallehre über die Priester kann ohne die
theologische über den Priester nicht
bestehen, und diese letztere findet in der anderen fruchtbare Anwendungsmöglichkeiten
und praktische Konsequenzen für das Leben und die Sendung der Priester (welches
der Gegenstand des Dekrets ist), Konsequenzen, die gewissenhaft aus dem
Konzilstext entnommen worden sind.
3. Nachkonziliare theologische Tendenzen
In den Siebzigerjahren erlebte das Priestertum eine Krise von einem Ausmaß,
das es möglicherweise noch nie gegeben hat, seit die Kirche besteht. Aus der
Tatsache, daß dies kurz nach dem Abschluß des Zweiten Vatikanums eintrat, ist
sicherlich zu folgern, daß sie post hoc,
(danach), eingetreten ist, aber es ist gleichzeitig auch nicht sicher, daß man
auch das propter hoc, (deswegen), behaupten kann. Ein zeitliches
Aufeinanderfolgen deutet nicht immer auf eine kausale Beziehung hin, und die
Tatsache, daß man nach dem letzten Konzil eine diffuse «Identitätskrise des
Priestertums»[33] erlebte, bedeutet nicht,
daß die einzige plausible Erklärung darin besteht, daß diese Krise wegen des Zweiten Vatikanischen Konzils
ausgebrochen sei. Es ist im Gegenteil nötig, anzuerkennen, daß sie außer aus kulturellen
und gesellschaftlichen Gründen auch aus dem Grund aufgetreten ist, daß man sich
sehr schnell vom Konzilstext losgelöst hat, um andere Auffassungen über das
Priestertum zu entwickeln. Die Identitätskrise des Priesters – die auf
verschiedene Weisen bis heute andauert – hat bei den Theologen und Seelsorgern viele
Forderungen aufkommen lassen und in den Publikationen über das Weiheamt eine
Abweichung zur Folge gehabt: die Literatur über das Priestertum hat sich
zwischen dem Ende der Siebzigerjahre und den Achtzigerjahren nicht mehr an den
Konzilstexten orientiert, höchstens in
obliquo, als Pflichtübung, sondern am Thema der Ämter im Neuen Testament und
an der Forschung über die Existenzberechtigung des Weiheamtes in der Kirche[34].
In großen Umrissen betrachtet, gruppierten sich die theologischen
Forschungen über das Priestertum um zwei Richtungen herum, die christologische
und die ekklesiologische[35].
Die Studien der ersten Reihe (der christologischen) haben sich entlang zweier
Hauptlinien entwickelt, von denen die eine den kultischen Charakter des
Weiheamtes besonders betont, indem sie es vor allem als sacerdozio, Priestertum, versteht, und eine andere, die überwiegend
die Kategorie der Repräsentanz, der Stellvertretung,
entwickelt, in einer Überlegung, die vom missionarischen und pastoralen
Charakters des Priestertums ausgeht. Wenn wir uns an die Analyse von LG und PO,
die wir auf der Grundlage der 2000jährigen Tradition der Kirche vorgenommen
haben, halten, erscheint das erste Modell das angemessenere zu sein, auch wenn wir
bei ihm einige Fehler vermeiden müssen, in die man verfallen kann, wenn man es
falsch anwendet. In dem «sakral-priesterlichen» Modell wird das Priestertum auf
der Grundlage des Priestertums verstanden, das Christus gestiftet und zuerst
den Aposteln übertragen hat und dann, von ihnen aus, ihren Nachfolgern. Grundlegend
bei dieser Sicht ist der Text des Hebräerbriefs, dessen Wert in Bezug auf die
Theologie des christlichen Priestertums in unserer Zeit oft bestritten worden
ist, der jedoch – wie wir gesehen haben – von der lehramtlichen und
theologischen Tradition eindeutig bestätigt worden ist. Es ist klar, daß in
dieser Sicht die Identität des katholischen Priesters in Beziehung zu Christus
verstanden wird: Der Priester ist alter
Christus, ein zweiter Christus, weil er – wie es in PO heißt – in sich die
Person Christi trägt[36].
Die Grenze dieses theologischen Ansatzes, auf die verschiedene neuere Gelehrte
aufmerksam gemacht haben, besteht in der Tatsache, daß einige Vertreter dieser
theologischen Formulierung das munus sanctificandi
als das «Sein» des Priesters und die munera
docendi et regendi nur als das«Tun» verstehen und damit die Einheit der tria munera aufs Spiel setzen. Diese
letztere Anwendung des sakralen beziehungsweise priesterlichen Modells der
Theologie des Priestertums stimmt nicht vollkommen mit den Texten des Zweiten Vatikanums
vom Priestertum überein, die vom hervorragenden, alles überragenden (apikalen)
Charakter des munus sanctificandi sprechen,
es aber nicht gänzlich von den anderen zwei munera
trennen.
Deshalb haben es andere Theologen vorgezogen, um innerhalb der Richtung der
christologischen Interpretation zu bleiben, die Theologie des katholischen
Priestertums über das Modell der Stellvertretung (das missionarisch-pastorale
Modell), zu entwickeln, das – wie wir gesehen haben – bereits im Tridentinischen Katechismus[37]angewendet wurde. Unter diesen Autoren, ragt der Name Joseph
Ratzinger[38]
hervor. Er übernahm die Kategorie der «Sendung Christi» als Ausgangspunkt für
seine Theologie des Amtspriestertums. Der Amtspriester wird vor allem als Gesandter verstanden. Die Sendung
begründet das Wesen des Weiheamtes, und diese Sendung wird immer gemäß der
christologischen Position verstanden: es ist Christus, der Gesandte des
göttlichen Vaters, der im Diener gegenwärtig ist (stellvertretende Verkörperung)
und durch ihn seine Sendung fortsetzt. Auf diese Weise vermeidet man auch die
Alternative zwischen ontologischen und funktionalen Aspekten des katholischen Priestertums.
Und Ratzinger hat diese Interpretationslinie auch als Papst bei der Generalaudienz
am Mittwoch nach der feierlichen Eröffnung des Priesterjahres mit aller
Betonung neu vorgelegt. Der Papst erwähnte auch ausdrücklich seine Studien, die
er als privater Theologe auf diesem Gebiet gemacht hat, indem er sagte:
«In einer Welt, in der die
allgemeine Vorstellung vom Leben das Heilige immer weniger einbezieht, an
dessen Stelle die „Funktionalität” zur einzigen entscheidenden Kategorie wird, könnte
die katholische Auffassung vom Priestertum Gefahr laufen, ihre natürliche, selbstverständliche
Geltung zu verlieren -- bisweilen auch im Inneren des kirchlichen Bewußtseins selbst.
Nicht selten stehen einander sowohl in der Theologie, als auch in der konkreten
pastoralen Praxis und der Priesterausbildung zwei verschiedene, manchmal sogar entgegengesetzte
Auffassungen vom Priestertum gegenüber. Dazu habe ich vor nunmehr einigen
Jahren erklärt, „daß es auf der einen Seite eine sozio-funktionale Auffassung
gibt, die das Wesen des Priestertums mit dem Begriff ‚Dienst’ beschreibt: dem Dienst
an der Gemeinschaft in der Erfüllung einer Aufgabe… Auf der anderen Seite steht
die sakramental-ontologische Auffassung, die natürlich den Dienstcharakter des
Priestertums nicht leugnet, diesen jedoch im Sein des Dieners verankert sieht
und daran festhält, daß dieses Sein von einem Geschenk bestimmt ist, das vom
Herrn durch die Vermittlung der Kirche verliehen worden ist, und dessen Name
Sakrament lautet” (J. Ratzinger, «Ministero
e vita del Sacerdote», in Elementi di Teologia fondamentale. Saggio
su fede e ministero, Brescia 2005, S. 165). „Auch die terminologische Verschiebung
vom Wort „Priestertum” zu den Ausdrücken „Dienst, Amt, Aufgabe”, ist ein
Zeichen für diese unterschiedliche Auffassung. Mit ersterer, der ontologisch-sakramentalen,
ist im Wortpaar „Priestertum-Opfer“ der Vorrang der „Eucharistie“ verbunden, während
der zweiten der Primat des „Wortes und des Dienstes“ der Verkündigung entsprechen
würde.
Beim genauen Hinsehen, handelt es
sich nicht um zwei einander entgegengesetzte Auffassungen, und die Spannung,
die dennoch zwischen ihnen besteht, muß von innen gelöst werden [es folgt ein
Zitat aus PO 2 ...].
Wir fragen uns also: „Was
bedeutet es gerade für die Priester, das Evangelium zu verkünden? Worin besteht
der sogenannte Primat der Verkündigung?” Jesus nennt die Verkündigung des
Reiches Gottes das wahre Ziel seines Kommens in die Welt, und seine Verkündigung
ist nicht nur ein „Reden“. Sie schließt gleichzeitig auch sein Handeln ein: die
Zeichen und die Wunder, die er vollbringt, zeigen an, daß das Reich als wirkliche
Gegenwart in die Welt kommt, die letztlich seine Person, er selbst ist. In diesem
Sinne muß man daran erinnern, daß auch im Primat der Verkündigung Wort und Zeichen
untrennbar miteinander verbunden sind. Die christliche Verkündigung verkündigt
keine „Worte”, sondern „das Wort“, und die Botschaft und die Person Christi, die
ontologisch offen für die Beziehung mit dem Vater und seinem Willen gehorsam
ist, gehen ineinander über. Ein authentischer Dienst am Wort erfordert also von
Seiten des Priesters, daß er nach einer vertieften Selbstverleugnung strebt, bis
er mit dem Apostel sagen kann: „nicht mehr ich lebe sondern Christus lebt in
mir”. Der Priester darf sich nicht als „Herr” des Wortes betrachten sondern als
dessen Diener. Er ist nicht das Wort, sondern er ist, wie Johannes der Täufer
verkündete, dessen Geburt wir gerade heute feiern, die „Stimme” des Wortes: „Stimme
eines Rufenden in der Wüste: bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Straßen “
(Mark. 1,3).
Nun, „Stimme” des Wortes zu sein,
stellt für den Priester keinen rein funktionalen Aspekt dar. Im Gegenteil, es
setzt ein wesentliches, substantielles „Sich-verlieren” in Christus voraus, indem
er mit seinem ganzen Ich an Seinem Geheimnis des Todes und der Auferstehung
teilhat: mit seinem Verstand, seiner Freiheit, seinem Willen und der Darbringung
seiner selbst, als lebendiges Opfer (vgl. Röm. 12,1-2). Nur durch die Teilhabe am Opfer Christi, an
seiner Kenosis, (Entäußerung), wird die Verkündigung authentisch! Und
dies ist der Weg, dem er zusammen mit Christus folgen muß, um gemeinsam mit Ihm
zum Vater sagen zu können: „nicht, was ich will, sondern, was du willst“, soll
geschehen (Mark. 14,36). Die
Verkündigung verlangt also immer die Selbsthingabe; diese ist die Bedingung
dafür, daß die Verkündigung authentisch und wirkkräftig ist.
Als alter Christus ist der
Priester zutiefst mit dem Wort des Vaters vereint, das durch die Menschwerdung
die Knechtsgestalt angenommen hat, Sklave geworden ist (vgl. Phil 2,5-11). Der
Priester ist Diener Christi in dem Sinne, daß sein Dasein, das Christus ontologisch
gleichförmig wird, einen von seinem Wesen her relationalen Charakter annimmt: er
steht in Christus, durch Christus und mit Christus im
Dienst der Menschen. Gerade, weil er Christus gehört, steht der Priester
radikal im Dienst der Menschen: er ist der Diener ihres Heils, ihres Glücks,
ihrer echten Befreiung, und in dieser allmählichen Annahme des Willens Christi
wächst er im Gebet, wächst er, indem er „Herz an Herz” mit Ihm lebt. Das also
ist die unverzichtbare Bedingung jeder Verkündigung, die die Teilhabe am
sakramentalen Opfer der Eucharistie und einen lernbereiten Gehorsam gegenüber
der Kirche verlangt.»[39].
Wie aus dem langen Zitat hervorgeht, entnimmt der Papst seinen
theologischen Studien den Ansatz einer Theologie des Priestertums, die einerseits
der christozentrischen Richtung folgt aber gleichzeitig auf der Grundlage des missionarisch-pastoralen
Modells der Stellvertretung formuliert ist. Dabei hebt der Heilige Vater jedoch
nach wie vor hervor, was unverzichtbar bleibt: der sakrale Charakter des
Priestertums. So zitiert Benedikt XVI. unter anderem den Ausdruck alter Christus, der typisch für das
sakral-kultische Modell ist und daher keine Zweifel an der vom Pontifex
vorgelegten Lehre zuläßt. Zusammenfassend kann man sagen: Der Papst hat an die
Untrennbarkeit des Wortpaars Identität-Sendung erinnert. Das Priestertum muß,
was die priesterliche Identität betrifft, ontologisch vom Empfang des
Weihesakraments her verstanden werden. Eine ähnliche Identität wird auf die
Mission bezogen und ist von dieser untrennbar[40].
Die Ablehnung eines der beiden Aspekte führt zu verkürzten Auffassungen vom Weihepriestertum.
Papst Benedikt bekräftigte diese Lehre bei der Generalaudienz am 1. Juli:
«Tatsächlich kann jeder Priester,
gerade wenn er das Begriffspaar Identität-Sendung bedenkt, die Notwendigkeit dieser
allmählichen Identifizierung mit Christus besser erkennen, einer
Identifizierung, die ihm die Treue und die Fruchtbarkeit des Zeugnisses für das
Evangelium gewährleistet. Der Titel des Priesterjahres selbst - Treue Christi,
Treue des Priesters - macht deutlich, daß das Geschenk der göttlichen Gnade
jeder möglichen menschlichen Antwort und pastoralen Verwirklichung vorausgeht,
und so sind im Leben des Priesters missionarische Verkündigung und Gottesdienst
nie trennbar, so wie ontologisch-sakramentale Identität und Sendung zur
Evangelisierung nie getrennt werden dürfen. Im übrigen ist das Ziel der Sendung
eines jeden Priesters, so könnten wir sagen, „kultisch“: daß alle Menschen sich
Gott als lebendiges, heiliges und ihm wohlgefälliges Opfer darbringen können
(vgl. Röm. 12,1)“. [41].
Die ausgewogene Sicht, in der Benedikt sich bemüht, alle Aspekte zu
berücksichtigen, läßt umgekehrt die Voreingenommenheit und Einseitigkeit in Literatur
u. Vorlesungen, die in den letzten Jahrzehnten häufig in der anderen Interpretationsrichtung,
der ekklesiologischen, produziert wurden, deutlich hervortreten. Oft mußten
sich in den Siebzigerjahren die Priesteramtskandidaten beziehungsweise die
Priester bei den allmonatlichen Einkehrtagen für den Klerus, immer wieder
anhören, daß der Priester nicht so sehr Repräsentant Christi sei, (wie es das
Zweite Vatikanische Konzil lehrt), sondern daß er Vertreter der Gemeinde sein
solle, in seiner Eigenschaft als ihr Vorsteher aber auch als ihr Sprecher gegenüber
der Öffentlichkeit. Auf diese Weise näherte man sich hier der protestantischen
Auffassung des Amtes, wesentliche Aspekte der theologisch-lehramtliche
katholischen Tradition jedoch verlor man aus den Augen, auch auf der Ebene der
konkreten Ausübung des Amtes, indem man den Priester konsequent der Gemeinde unterstellte,
deren Dolmetscher er eher sein sollte als deren Leiter und der er Rechenschaft
schuldete.
Nicht selten haben sich dann einige theologische Ansätze die systematische
Desakralisierung, ja sogar «Entpriesterlichung» des priesterlichen Dienstes zum
Ziel gesetzt. Das Priesteramt wurde überwiegend, wenn nicht sogar ausschließlich,
von seiner Funktion her interpretiert und nicht ontologisch verstanden. Unter
den Gelehrten, die diese Linie vertraten und natürlich auch untereinander recht
unterschiedliche Auffassungen vortrugen, ragen die Namen Karl Rahner[42],
Edward Schillebeeckx[43],
Hans Küng[44],
Leonardo Boff[45]
und andere heraus. Es ist hier (aus Platzgründen) unmöglich, ihre Vorschläge
auch nur rein schematisch zu behandeln. Wir können nur ganz allgemein sagen,
daß eine in der Hauptsache funktionale Sicht vom Priestertum weder mit den Texten
des Zweiten Vatikanums, noch mit der zweitausendjährigen lehramtlichen und theologischen
Tradition, aus der dieses schöpft und deren aktuellste konziliare Stellungnahme
es darstellt, nicht übereinstimmt. Wir zitieren noch einmal Benedikt den XVI:
«Da sie mit ihrer „Weihe“ eine so
außerordentliche Gnadengabe empfangen haben, werden die Priester zu ständigen
Zeugen ihrer Begegnung mit Christus. Gerade von diesem inneren Bewußtsein her können
sie ihre „Sendung“ durch die Verkündigung des Wortes und die Spendung der
Sakramente gut erfüllen. Nach dem II. Vatikanischen Konzil ist da und dort der
Eindruck entstanden, daß es in der Sendung der Priester in unserer Zeit etwas
Dringlicheres gäbe. Manche dachten, daß man vor allem eine andere Gesellschaft
aufbauen müßte. Der Abschnitt aus dem Evangelium, den wir zu Beginn gehört
haben, ruft dagegen die beiden wesentlichen Elemente des priesterlichen
Dienstes in Erinnerung. Jesus sendet, damals wie heute, die Apostel aus, das
Evangelium zu verkünden und gibt ihnen die Vollmacht, die bösen Geister
auszutreiben. „Verkündigung“ und „Vollmacht”, das heißt, „Wort” und „Sakrament“
sind also die beiden grundlegenden Säulen des priesterlichen Dienstes, die weit
über den sonstigen vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten dieses Amtes stehen.“ [46].
4. Konkrete Entwicklungen in der Pastoral und der
Priesterausbildung
Auch für diesen letzten Abschnitt gilt wie für alle vorhergehenden, daß er keinen
Anspruch auf eine geschlossene, vollständige Erörterung stellt und auch nicht
stellen könnte. Wir liefern nur einige wenige Hinweise zu einem sehr wichtigen
Thema, das die gebotenen Überlegungen zu passenden Gelegenheiten verdient.
Das seelsorgliche Handeln der Priester und die Ausbildung der
Priesteramtskandidaten sind eng mit der Auffassung verbunden, die man von der
Identität und der Rolle des geweihten Priesters hat. Die lehramtliche Linie,
die in das große Konzil von Trient mündete, hat ein klares Bild vom Priester
geprägt und einen unermeßlichen Einfluß auf die Seelsorge und die Priesterausbildung
ausgeübt. Der Priester wird dort vor allem als der Seelenhirte verstanden, als die
Autorität, die über einen Teil der Herde Christi eingesetzt ist und bei deren
Heiligung mitwirkt, als lebendiges Werkzeug des Herrn, vor allem durch die
Feier und Spendung der Sakramente, besonders der Eucharistie und des
Bußsakraments aber auch durch die anderen ihm übertragenen munera (Ämter und Aufgaben)[47].
Die Seminarausbildung – man erinnere sich, daß es gerade das Tridentinische
Konzil war, das den Impuls zu dieser Institution gab – strebte grundsätzlich
danach, die Priester darauf vorzubereiten, sich der Seelsorge zu widmen und unterstrich
mit Recht und oft die hohe Würde des Priesters, der vom Herrn erwählt wurde, im
Schoß der Kirche, in deren Namen und im Gehorsam zu ihrer Hierarchie, eine Aufgabe
von außergewöhnlichem Wert und besonderer Würde auszuüben. Der Kirchenvater,
auf den sich das Tridentinum hier bezogen hat, ist der hl. Johannes Chrysostomus,
der wunderbare Texte über die Würde und Größe des Priesters geschrieben hat.
Die Grenze dieses (tridentinischen) Ansatzes besteht in der Gefahr des
Klerikalismus und einer mangelnden Hervorhebung des katholischen Laienstandes. Eine
weitere Gefahr besteht darin, daß man die Gestalt des Priesters verabsolutiert
und vergißt, daß dieser (der Priester) dazu berufen ist, nicht nur «gegenüber» der
Kirche sondern auch «in» ihr seine Aufgabe zu erfüllen[48].
Drittens konnte man nicht immer deutlich das Band der priesterlichen Bruderschaft
erkennen, die sich auf die Zugehörigkeit zum Weihestand der Presbyter gründet. Schließlich,
stimmt es zwar, daß sich gemäß dieser Sicht die Verbindung zwischen dem
Episkopat und dem Presbyterat auf das ihnen gemeinsame Priestertum gründet, das
heißt auf die Vollmacht, die Eucharistie zu feiern (consacrare=weihen) und
andere Sakramente zu spenden (munus
sanctificandi), daß aber die Verbindung zwischen den Bischöfen und den
Priestern, was die anderen zwei munera angeht,
weniger deutlich ist. Das Zweite Vatikanische Konzil wollte deshalb, wie wir
gesehen haben, die traditionelle Lehre über das Priestertum innerhalb einer Sicht
neu bekräftigen, die diesen Gefahren und auch den veränderten historischen
Gegebenheiten Rechnung tragen würde. Hierbei handelt es sich um keine lehrmäßige
Korrektur oder Änderung sondern um eine neue Präsentation der stets geltenden
Lehre und ihre konsequente, überzeugende Anwendung auf die Seelsorge. Wenn
diese Lehre angenommen und angewendet wurde, hat sie deutlich sichtbare Früchte
für das priesterliche Leben und die auf dieses Leben vorbereitende Ausbildung
gebracht.
Wie bereits gesagt, ist jedoch oft ein andersartiges Modell an ihre Stelle
getreten. Es wurde rasch der Text des Konzils verlassen und ein in der
Hauptsache, wenn nicht gar ausschließlich, funktionales Konzept des Priestertums
entworfen. Das Wort «sacerdozio» selbst wurde häufig aus dem Wortschatz
gestrichen: man sprach nur noch von den «presbiteri» und nicht mehr von den «sacerdoti».
In vielen Seminarien wurde gelehrt, daß man auf keinen Fall sagen dürfe «diventare sacerdoti, Priester werden», sondern
man müsse sagen «essere ordinati presbiteri, zu Priestern geweiht werden». Der
erste Ausdruck wurde abgelehnt, weil er zu ontologisch klingt: „presbiterato” sei
eher ein Dienst an der Gemeinde, der durch den Ritus der Ordination übertragen
werde, aber kein übernatürliches Geschenk, das mit dem sakramentalen Prägemal unzerstörbar
in die Seele des Geweihten eingeprägt wird. In der Ausbildung in vielen
Noviziaten und Seminaren wurden Profile von Bischöfen und Priestern vorgestellt
-- so als gäbe es keine anderen -- , die im gesellschaftlichen Leben ganz aufgegangen
sind, dagegen viel weniger oder überhaupt keine Priestergestalten – etwa auch heilige
und zur Heiligkeit führende, – die sich vor allem dem sakramentalen Amt der
Eucharistie und des Bußsakraments gewidmet haben, oder die Meister des Wortes
Gottes waren oder der Kunst des Gebets und der christlichen Askese. Priestergestalten
wie die eines hl. Alfons Maria de’ Liguori, eines hl. Pietro Giuliano Eymard, eines hl. Jean Marie Vianney, eines
hl. Pater Pio
von Pietrelcina oder eines hl. Leopoldo Mandic kamen – und kommen auch jetzt
häufig – im Unterrichtsplan des Ausbildungsprogramms vieler Häuser für die
Ausbildung zum Priestertum nicht vor, und wenn sie vorkamen, dann hob man bei
ihnen besonders ihre aktive Seite und die Werke der Nächstenliebe hervor – die
sicher von enormer Bedeutung sind – und sprach weniger von der Praxis der
Unterweisung in der gesunden Lehre, dem Gebetsleben, der Sorge für die Seelen
und der Liturgie. Im Gegenteil geschah es häufig, daß man nicht nur dem
funktionalen Aspekt des Priestertums den Vorrang vor dem ontologischen gab, sondern
auch, daß die priesterliche Sendung eher als ein „auf die Welt Zugehen”
verstanden wurde, als daß man sich derer annahm, die bereits glaubten, und die
dabei unterstützt werden sollten, nach der christlichen Vollkommenheit zu
streben. Außerdem wurde in der Ausbildung die Einheit zwischen dem allgemeinen
Priestertum und dem Amtspriestertum betont und der Unterschied zwischen beiden,
von dem das Konzil definiert, daß er «dem Wesen nach und nicht bloß dem Grade
nach» besteht (LG 10), verwischt. Während also das II. Vatikanische Konzil die
Linie einer Erneuerung des priesterlichen Lebens und damit auch indirekt die
Erneuerung der auf dieses Leben vorbereitenden Ausbildung -- siehe hierzu das
Dekret Optatam Totius – vorgeschrieben
hat, haben sich in der Tat in der postkonziliaren Zeit andere Theologien und
damit auch andere Ausrichtungen in der Ausbildung durchgesetzt, die der Kirche
so viele junge Priester zugeführt haben, die in ihrer großmütigen
Einsatzbereitschaft unvermutet frustriert beziehungsweise in ihrer Tätigkeit
desorientiert dastanden, da ihnen keine klare Vorstellung von ihrer
priesterlichen Identität und damit auch ihrer Sendung vermittelt worden war.
Auch in diesem Fall kann daher das lateinische Sprichwort post hoc ergo propter hoc (danach, also deswegen) auf die beschriebene
Situation nicht angewendet werden. Die schwierige Situation, die «Identitätskrise
des Priesters» der postkonziliaren Zeit, hat ihre Wurzeln nicht in den Texten
des II. Vatikanums, sondern in deren Überlagerung durch eine Hermeneutik, (eine
Interpretation), der Diskontinuität, die sich von der großen Tradition der
Kirche und von der fruchtbaren Relektüre (dem Nocheinmal- Durcharbeiten der
traditionellen Lehre), welche die Konzilstexte unternommen haben, trennen
wollten, um eine andere an deren Stelle zu setzen. Es muß daher daran erinnert
werden, daß „das II. Vatikanische Konzil, indem es die traditionelle Lehre vom
Amtspriestertum in die Perspektive der Sendung
einreihte, damit nicht die Perspektive
des Kults und der Weihe (Wandlung in der Messe) abgelehnt
hat, sondern daß es sie noch dynamischer und kirchlicher gemacht hat.»[49].
Zusammenfassend, können wir, wenn wir noch einmal die terminologische Anmerkung
von Pastores dabo vobis 16 aufgreifen,
die Risiken des früheren Modells zusammenfassen als Gefahr, nur ein Priestertum
«gegenüber» der Kirche zu leben, während dieses jüngere Modell die Gefahr enthält,
das Priestertum nur «in» und nicht auch der Kirche «gegenüber» zu sehen. In den
radikaleren praktischen Umsetzungen geht dann auch noch die entscheidende
Beziehung zur Ekklesiologie verloren, und das Priesteramt wird ausschließlich als
ein Dienst «für die Welt» verstanden, als ein nicht-religiöses Tun gegenüber
der Welt und für das Wohl der Gesellschaft: hier haben wir die völlige Säkularisierung
des katholischen Priestertums, in der es keine priesterliche Identität mehr
gibt. Es ist klar, daß innerhalb einer solchen Sichtweise viele traditionelle
Elemente des katholischen Priestertums – hier sei nur die Zölibatsverpflichtung[50]
und die Verpflichtung zum Tragen des priesterlichen Gewands genannt – keine
Grundlage mehr haben, um überzeugen zu können und daher heftig angefochten
werden. Aber auch das spirituelle Leben selbst, das Streben nach Heiligkeit
durch ein Leben der Gnade, der Kontemplation und Askese – die vom Konzil dringend
empfohlen werden – fügen sich nicht leicht in einen solchen Rahmen. In einem
Priesteramt, das in säkularem Sinn verstanden wird, braucht man all diese Dinge
nicht, die im Gegenteil als Verschwendung kostbarer Zeit interpretiert werden
können, die für soziale Aktivitäten besser aufgewendet wäre, oder sie könnten
als Flucht vor den Problemen des „wirklichen Lebens” gelten.
In diesem Sinn zeigt die Ansprache, die der Heilige Vater Benedikt XVI. aus
Anlaß des Priesterjahres gehalten hat, noch einmal den Annäherungsversuch einer
Hermeneutik der Kontinuität auf, die in der Lektüre der Konzilstexte und in ihrer
praktischen Durchführung verwirklicht wird. Besonders der bezeichnende Hinweis auf
den Pfarrer von Ars erweist sich als äußerst bedeutungsvoll. Lassen Sie mich
nun als Schluß einige Auszüge aus den jüngsten Einlassungen des Papstes
wiedergeben, die ich passagenweise hervorheben möchte. In der Ansprache, in der
Benedikt XVI. die Ausrufung des Priesterjahrs mitteilte, bekräftigte er:
«Durch die Handauflegung des
Bischofs und das Weihegebet der Kirche werden die Kandidaten neue Menschen, sie
werden „Priester”. In diesem Licht wird deutlich sichtbar, wie die tria
munera, die drei Ämter, zuerst ein Geschenk sind und dann erst ein Amt, zuerst
eine Teilhabe an einem Leben und erst deshalb eine Vollmacht. Gewiß hat
die große Tradition der Kirche zu Recht die sakramentale Wirkkraft von der konkreten
Situation des einzelnen Priesters losgelöst, und so wurde der Schutz der legitimen
Erwartungen der Gläubigen angemessen
gewährleistet. Aber diese richtige lehramtliche Präzisierung hebt keineswegs das
nötige, ja unverzichtbare, Streben nach
sittlicher Vollkommenheit auf, das in
jedem wirklich priesterlichen Herzen wohnen muß».
In dieser Ansprache erklärte der Oberste Pontifex sodann, daß er sich zu der
Ausrufung des Priesterjahres gerade deswegen entschieden habe, «um das Streben der Priester nach geistlicher
Vollkommenheit zu unterstützen, von der vor allem die Wirkungskraft ihres
Dienstes abhängt». Und dann fügte er hinzu:
«Die Sendung hat ihre Wurzeln auf
spezielle Weise in einer guten Ausbildung,
die sich in der Verbundenheit mit der ununterbrochenen kirchliche Tradition,
ohne Zäsur oder Versuchung zur Diskontinuität entwickelt hat. In diesem Sinn ist
es wichtig in den Priestern, vor allem in den jüngeren Generationen, eine
korrekte Rezeption der Texte des ökumenischen 2. Vatikanischen Konzils zu fördern,
interpretiert im Licht des ganzen Lehrguts der Kirche. Dringend nötig erscheint
auch die Wiedergewinnung jenes Gewissens, das die Priester dazu drängt, da zu
sein, als Priester identifizierbar und erkennbar, sei es an ihrem Urteil über
den Glauben, sei es an ihren persönlichen Tugenden oder sei es auch an ihrer
Kleidung, in den Bereichen der Kultur und der Nächstenliebe, die seit je her den
Kern der Sendung der Kirche bildet und ihr am Herzen liegt.»[51].
In dem Brief an die Priester aus Anlaß der Ausrufung des ihnen geweihten
Jahres mahnte der Heilige Vater vor allem angesichts der Skandale, die Priester
manchmal erregen:
«Was in solchen Fällen der Kirche
am meisten nützen kann, ist nicht so sehr die verbissene Aufdeckung der
Schwächen ihrer Diener als vielmehr ein
erneuertes frohes Bewußtsein der Größe des Geschenks Gottes, das sich in den
strahlenden Gestalten großherziger Hirten, von Liebe zu Gott und zu den
Seelen glühender Ordensleute, erleuchteter und geduldiger geistlicher Führer verwirklicht
hat».
Sodann führte der Papst als Modell des Priesterlebens den hl. Pfarrer von
Ars an:
«Was wir als erstes (von ihm) lernen
müssen, ist seine totale Identifikation
mit seinem Priesterdienst. In Jesus gehen Person und Sendung ineinander
über: sein ganzes Heilswerk war und ist Ausdruck seines „Sohnseins,“ das, von
Ewigkeit her, dem göttlichen Vater in der Haltung liebender Unterwerfung unter
seinen Willen gegenüber steht. In demütiger aber wahrer Ähnlichkeit, soll auch
der Priester diese Identifikation sehnlich wünschen. Es handelt sich gewiß
nicht darum zu vergessen, daß die wesentliche Wirksamkeit des Priesterdienstes nicht
von der Heiligkeit des Dieners abhängt; aber man darf auch nicht die außerordentliche Fruchtbarkeit außer Acht
lassen, die von der Begegnung mit der objektiven Heiligkeit des Dienstes und
der subjektiven des Dieners hervorgebracht wird.»
Dann zitiert Benedikt XVI. einige Aussprüche des hl. Johannes Maria Vianney,
die sich auf die zentrale Bedeutung der Messe für das Leben des Priesters bezieht:
„Alle guten Werke zusammen wiegen
nicht das Opfer der Messe auf, weil jene Werke von Menschen stammen, während
die Heilige Messe das Werk Gottes ist.” http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/letters/2009/documents/hf_ben-xvi_let_20090616_anno-sacerdotale
it.html-ftn17
Der Papst sagte: Er war überzeugt, daß aller Feuereifer des
Lebens eines Priesters von der Messe abhängt: „Die Ursache für die Erschlaffung
des Priesters liegt darin, daß er nicht auf die Messe Acht gibt! Mein Gott, wie
muß man einen Priester beweinen, der zelebriert, als würde er etwas ganz
gewöhnliches tun!”
http://www.vatican.va/holyfather/benedict-xvi/ letters/
2009/ documents/hf_ben-xvi_let_20090616_anno-sacerdotale-it.html -ftn18 Und er hatte es sich zur
Gewohnheit gemacht, beim Zelebrieren immer auch das Opfer des eigenen Lebens
darzubringen: „Wie gut tut ein Priester daran, wenn er sich jeden Morgen Gott
im Opfer darbringt!”. Diese persönliche Identifikation mit dem Kreuzesopfer führte
ihn – mit einer einzigen inneren Bewegung – vom Altar zum Beichtstuhl».
Im Hinblick auf das asketische Leben des Priesters
erwähnt der Pontifex:
«er, (der Pfarrer von Ars), strebte danach,
durch, strenge Askese ganz der eigenen Berufung und Sendung anzuhängen: „Das
große Unglück für uns Priester – beklagte der Heilige – besteht darin, daß die
Seele abstumpft” http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/letters/2009/documents/hf_ben-xvi_let_20090616_anno-sacerdotale-it.html
- ftn30;
und er verstand darunter ein gefährliches
sich Gewöhnen des Hirten an den Zustand der Sünde beziehungsweise der Lauheit,
in dem viele seiner Schäflein lebten. Mit Nachtwachen und Fasten zügelte er
seinen Körper, um zu vermeiden, daß dieser seiner priesterlichen Seele
Widerstand leisten würde. Und er schreckte nicht davor zurück, sich selbst
abzutöten, zum Wohl der ihm anvertrauten Seelen und um zur Sühnung der vielen
im Beichtstuhl gehörten Sünden beizutragen».
Dann erwähnte der Papst weitere Aspekte, unter anderem
den der Gemeinschaft der Priester mit den Bischöfen:
«Ich möchte außerdem, an Hand des
Apostolischen Schreibens Pastores dabo vobis von Papst Johannes Paul dem
II., hinzufügen, daß das geweihte Amt eine
radikale ‚Gemeinschaftsform’ hat und nur als Gemeinschaftswerk der
Priester mit ihrem Bischof erfüllt werden kann.
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/letters/2009/documents/hf_ben-xvi_let_20090616_anno-sacerdotale-it.html
- ftn48 Es ist nötig, daß diese Gemeinschaft unter den Priestern
und mit ihrem Bischof, die sich auf das Weihesakrament gründet und in der gemeinsamen
eucharistischen Feier zum Ausdruck kommt, in verschiedene konkrete Formen einer
effektiven und affektiven priesterlichen Brüderlichkeit
umgesetzt wird. http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/letters/2009/documents/hf_ben-xvi_let_20090616_anno-sacerdotale_it.html
-_ftn49
Nur so werden es die Priester verstehen,
das Geschenk des Zölibats in seiner Fülle zu leben und fähig sein, die
christlichen Gemeinden zum Blühen zu bringen, in denen sich die Wunder der ersten
Verkündigung des Evangeliums wiederholen mögen.»[52].
Schließlich noch ein Ausschnitt aus der Homilie, die der Papst in der
Vesper zum Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu gehalten hat:
«Wie könnten wir uns, ohne daß unser Herz angerührt würde, daran erinnern,
daß direkt aus diesem Heiligsten Herzen das Geschenk unseres priesterlichen
Dienstes hervorgegangen ist? Wie könnten wir vergessen, daß wir Priester dazu
geweiht sind, demütig und mit Vollmacht dem allgemeinen Priestertum der
Gläubigen zu dienen? Unsere Sendung ist
für die Kirche und die Welt unverzichtbar; sie fordert vollkommene Treue zu
Christus und unablässige Einheit mit Ihm; dieses Bleiben in seiner Liebe
(der Liebe Jesu), verlangt, daß wir beständig nach der Heiligkeit streben, wie es
der hl. Johannes Maria Vianney getan hat»[53].
[1] Eine vollständige Dokumentation der Patristik der ersten drei christlichen Jahrhunderte, zusammen mit einer wichtigen Einführung von immerhin 200 Seiten, findet man in: E. Cattaneo, I ministeri nella Chiesa antica. Testi patristici dei primi tre secoli, Paoline, Milano 1997.
[2] Die Abkürzung DS bezieht sich
bekannertweise auf: H. Denzinger – A. Schönmetzer (ed.), Enchiridion Symbolorum, Definitionum et Declarationum de rebus fidei et
morum (P. Hünermann, ed.), EDB, Bologna 1995.
[3] Dieser letztere Teil der Lehre des Konzils
von Florenz, der der Materie und der Form des Sakramentes gewidmet ist, muss
vor dem Hintergrund der Konstitution Sacramentum
Ordinis von Pius XII. betrachtet werden, auf den wir bald wieder
zurückkommen werden.
[4] Il Tridentino non insegna che la parola presbiteri vada interpretata in questo modo in ogni passo biblico. L’insegnamento riguarda solo l’uso del termine in Joh 5,14.
[5] Hier in der Ausgabe von T.S. Centi (ed.), Cathechismo Tridentino, Cantagalli, Siena 1981.
[6] Offizieller Text in Acta Sanctae Sedis 29 (1896-1897), SS.
193-203.
[7] Si noti che l’Ordinale anglicano del 1552 aveva eliminato la consegna del calice e della patena agli ordinandi presbiteri e l’aveva sostituita con la consegna della Bibbia, segno evidente di un’errata comprensione dell’essenza del sacerdozio del Nuovo Testamento.
[8] Per l’analisi approfondita di questa Lettera Apostolica, cf. G. Rambaldi, Ordinazioni anglicane e sacramento dell'ordine nella chiesa. Aspetti storici e teologici a cento anni dalla bolla Apostolicae curae di Leone XIII, PUG, Roma 1995.
[9] Per un commento della Costituzione, che risolve anche l’apparente contrasto con i decreti del Concilio di Firenze, cf. G. Ferraro, Il sacerdozio ministeriale. Dottrina cattolica sul sacramento dell’ordine, Grafite, Napoli 1999, pp. 148-155.
[10] Ricordiamo ad esempio le Encicliche che tre Papi del XX secolo hanno pubblicato in occasione del proprio cinquantesimo di sacerdozio: la Haerent Animo di san Pio X (4 agosto 1908), l’Ad catholici sacerdotii di Pio XI (20 dicembre 1935) e la Menti Nostrae di Pio XII (23 settembre 1950).
[11] Il testo ufficiale dell’Enciclica è in AAS 51 (1959), pp. 545-579. Il Pontefice precisa lo scopo della Lettera dicendo di non voler tratteggiare tutti gli aspetti della vita sacerdotale, ma solo alcuni di essi, quelli cioè che in ogni epoca, ma particolarmente nel nostro tempo, risultano di importanza (cf. p. 549). I temi trattati sono distribuiti in tre sezioni, dedicate all’ascesi sacerdotale; alla preghiera e al culto eucaristico; allo zelo pastorale.
[12] Per una storia della redazione di questo paragrafo, che riproduce anche numerosi «modi» dei Padri conciliari, cf. A. Favale (ed.), I sacerdoti nello spirito del Vaticano II, LDC, Leumann (TO) 1969, pp. 17-43.
[13] Concilio Vaticano II, Lumen Gentium, n. 28: Acta Apostolicae Sedis (= AAS) 57 (1965), pp. 33-34. Sul tema si può vedere: K.J. Becker, «La differenza tra vescovo e sacerdote nel Decreto sul sacramento dell’Ordine del Concilio di Trento e nella Costituzione sulla Chiesa del Concilio Vaticano II», in Infallibile? Rahner, Congar, Sartori, Ratzinger, Schnackenburg e altri specialisti contro H. Küng, Paoline, Roma 1971, pp. 291-350; G. Ghirlanda, «Episcopato e presbiterato nella Lumen Gentium», Communio 59 (1981), pp. 53-70.
[14] Enchiridion Vaticanum, 1: Documenti del Concilio Vaticano II (1962-1965), EDB, Bologna 199716, p. 539, n. 354.
[15] L’ho sostenuto io stesso nel mio recente volume: La liturgia fonte di vita. Prospettive teologiche, Fede e Cultura, Verona 2009.
[16] «Proprium officium sacerdotis est esse mediatorem inter Deum et populum»: Tommaso d’Aquino, Summa Theologiae, III, 22, 1: qui nell’ediz. bilingue La Somma Teologica (Domenicani italiani, ed.), 35 voll., ESD, Bologna 1984. L’opera di mediazione si svolge soprattutto nell’offerta del santo sacrificio: «In sacrificio offerendo potissime sacerdotis consistit officium»: ibid., 4 s.c.
[17] «Officium pontificis est preces ad Deum fundere»: Tommaso d’Aquino, Scriptum super Sententiis, III, 17, 1, 3, 1 s.c. 2: qui nell’ediz. bilingue Tommaso d’Aquino, Commento alle Sentenze di Pietro Lombardo e testo integrale di Pietro Lombardo, ESD, Bologna 2000, V, p. 898.
[18] Ad esempio, il Catechismo Tridentino afferma che i vescovi «sono chiamati anche pontefici, secondo l’uso dei pagani, che chiamavano così i capi dei sacerdoti» (§ 285).
[19] Per maggiori dettagli, cf. C. Folsom, «I libri liturgici romani», in Pontificio Istituto Liturgico Sant’Anselmo (ed.), Scientia liturgica. Manuale di liturgia, I: Introduzione alla liturgia, Piemme, Casale Monferrato (AL) 20033, pp. 322-330.
[20] San Tommaso d’Aquino riserva in genere il titolo di pontefici ai soli vescovi, tuttavia egli interpreta il sacerdozio che da Cristo è trasmesso a vescovi e presbiteri citando il brano di Eb 5,1 nella versione latina, in cui ricorre proprio la parola pontifex: «Omnis [!] pontifex...»: cf. Summa Theologiae, II-II, 86, 2; III, 22, 1.
[21] Questo non è affatto in contrasto con la dottrina della sacramentalità dell’episcopato, insegnata in LG 21, per la quale: «con la consacrazione episcopale viene conferita la pienezza del sacramento dell’Ordine, quella cioè che l’uso liturgico della Chiesa e la voce dei santi Padri chiama il sommo sacerdozio, la totalità del sacro ministero» (AAS 57 [1965], p. 25).
[22] Naturalmente si potrebbero citare altri brani, come il già menzionato LG 21, che esordisce affermando: «In episcopis igitur, quibus presbyteri assistunt, ...».
[23] Per la storia della redazione del Decreto, cf. A. Favale (ed.), I sacerdoti nello spirito del Vaticano II, pp. 44-123; R. Wasselynck, Les prêtres. Élaboration du décret ‘Presbyterorum Ordinis’ de Vatican II, Desclée, Paris 1968.
[24] «Se è vero che l’evoluzione della società comporta necessariamente una certa evoluzione delle condizioni di vita e del comportamento sacerdotale, il prete rimane fondamentalmente il “prete di sempre”. Non sono le modifiche del mondo circostante che possono condurre ad una modifica della natura del sacerdozio»: J. Galot, Teologia del sacerdozio, LEF, Firenze 1981, p. 3.
[25] Circa il servizio a Cristo, cf. i nn. 1; 9; 12; 13; 14; 15. Per quanto riguarda il servizio ai fratelli, cf. i nn. 6; 9; 12; 15.
[26] Si possono consultare: B.D. Marliangeas, Clés pour une théologie du ministère. In persona Christi, in persona Ecclesiae, Beauchesne, Paris 1978; L. Loppa, “In persona Christi” – “Nomine Ecclesiae”. Linee per una teologia del ministero nel Concilio Ecumenico Vaticano II e nel magistero post-conciliare (1962-1985), PUL, Roma 1985.
[27] Per un’adeguata comprensione dell’ecclesiologia di comunione del Vaticano II, è necessario conoscere la Lettera della Congregazione per la Dottrina della Fede, Communionis notio, del 28 maggio 1992, pubblicata in AAS 85 (1993), pp. 838-850.
[28] Cf. ad esempio: P. Rabitti, Il prete: l’uomo della carità pastorale. Note sulla spiritualità del prete diocesano, EDB, Bologna 1980.
[29] Per le altre virtù necessarie al presbitero, si vedano i nn. 3; 6; 7; 12; 13; 14; 15; 16; 17; 18; 19.
[30] La nota 27 del n. 4 afferma: «Dei presbiteri, in quanto sono cooperatori dei vescovi, si possono dire le stesse cose che si dicono dei vescovi» (AAS 58 [1966], p. 995).
[31] LG 10: AAS 57 (1965), p. 14. Cf. L. Bogliolo, «L’essenziale diversità tra sacerdozio gerarchico e sacerdozio comune», Divinitas 22 (1978), pp. 220-228.
[32] In PO si trova 111 volte il termine presbiteri al plurale e solo 7 volte al singolare.
[33] Cf. A. Favale –G. Gozzelino, Il ministero presbiterale. Fenomenologia e diagnosi di una crisi, LDC, Leumann (TO) 1972
[34] Cf. E. Castellucci, Il ministero ordinato, Queriniana, Brescia 2002, p. 249.
[35] Tra le rassegne più recenti, si può vedere: C. Scordato, «Teologia del presbiterato: orientamenti teologici postconciliari», in P. Sorci (ed.), Il presbitero nella Chiesa dopo il Vaticano II, Il Pozzo di Giacobbe, Trapani 2005, pp. 145-196.
[36] Cf. G. Rambaldi, «‘Alter Christus’, ‘in persona Christi’, ‘personam Christi gerere’. Note sull’uso di tali e simili espressioni nel Magistero da Pio XI al Vaticano II e il loro riferimento al carattere», in J. Esquerda Bifet – V. de Sousa Alves (ed.), El carisma permanente del sacerdocio ministerial, Aldecoa, Burgos 1973, pp. 211-264.
[37] Aggiungiamo qui un altro testo a quelli citati precedentemente: «Questa potestà [sacerdotale] è duplice: di ordine e di giurisdizione. La prima si riferisce al Corpo reale di nostro Signore Gesù Cristo nella santa Eucaristia. La seconda riguarda esclusivamente il Corpo mistico di Gesù Cristo, equivalendo alla facoltà di governare e guidare il popolo cristiano verso l’eterna beatitudine del cielo. La potestà dell’Ordine però non si esaurisce nella facoltà di consacrare l’Eucaristia: ma vale a preparare e abilitare gli animi degli uomini a riceverla; e include tutto ciò che comunque si riferisce al sacramento eucaristico» (§ 274).
[38] Cf. i diversi contributi in J. Ratzinger, Elementi di Teologia fondamentale. Saggi sulla fede e sul ministero, Queriniana, Brescia 2005; Id., «Natura del sacerdozio», in La Chiesa. Una comunità sempre in cammino, Paoline, Milano 1991, pp. 75-93.
[39] Benedetto XVI, Udienza generale di mercoledì 24 giugno 2009 (corsivo nostro). Sul tema del «perdersi in Cristo», cf. anche Benedetto XVI, Omelia nella Santa Messa del Crisma del Giovedì Santo, 9 aprile 2009.
[40] So hat sich bereits Johannes Paul II. in seinem am 25. März 1992 veröffentlichten postsynodalen apostolischen Schreiben Pastores dabo vobis (vollständiger Text in AAS 84 [1992], Abschnitt 16, Seiten. 657-804) ausgedrückt: «Die grundlegende Beziehung für den Priester ist die zu Jesus Christus, dem Haupt und Hirten: denn er hat in spezifischer und wirkmächtiger Weise Anteil erhalten an der „Weihe/Salbung“ [= Priestertum] und an der “Sendung” [= Stellvertretung ] Christi. […………....] Die Beziehung des Priesters zu Jesus Christus und , in Ihm, zur seiner Kirche , liegt in der Existenz (dem Sein) des Priesters selbst, auf Grund seiner sakramentalen Weihe bzw. Salbung, und in seinem Tun, das heißt in seiner Sendung bzw. in seinem Dienst/Amt» (Abschnitt. 16: AAS 84 [1992], pp. 681-682).
[41] Benedetto XVI, Udienza generale di mercoledì 1° luglio 2009 (corsivo nostro).
[42] Cf. K. Rahner, «L’aggancio teologico per la determinazione dell’essenza del sacerdozio ecclesiastico», in Nuovi Saggi, Paoline, Roma 1973, IV, pp. 443-452; Id., «Considerazioni teologiche sulla figura del sacerdote di oggi e di domani», ibid., pp. 453-480; Id., «Sull’autocomprensione del sacerdozio ministeriale», ibid., 1975, V, pp. 567-591.
[43] Cf. E. Schillebeeckx, Il ministero nella Chiesa. Servizio di presidenza nella comunità di Gesù Cristo, Queriniana, Brescia 1981; Id., Per una Chiesa dal volto umano. Identità cristiana dei ministeri nella Chiesa, ibid., 1986.
[44] Cf. H. Küng, Preti: perché? Un aiuto, Dehoniane, Bologna 1971.
[45] Cf. L. Boff, «Una strutturazione: il carisma come principio di organizzazione», in Chiesa. Carisma e potere. Saggio di ecclesiologia militante, Borla, Roma 1984, pp. 254-271.
[46] Benedetto XVI, Udienza generale di mercoledì 1° luglio 2009 (corsivo nostro).
[47] Secondo Jean Galot, la categoria di «pastore» è quella che rappresenta il miglior «principio di unità per comprendere ed esprimere l’insieme delle funzioni del sacerdote»: Teologia del sacerdozio, p. 142.
[48] Queste espressioni provengono dal n. 16 dell’Esortazione Pastores dabo vobis di Giovanni Paolo II (AAS 84 [1992], p. 681).
[49] E. Castellucci, Il ministero ordinato, p. 237.
[50] Resta sempre molto utile il saggio del cardinale A.M. Stickler, Il celibato ecclesiastico. La sua storia e i suoi fondamenti teologici, LEV, Città del Vaticano 1994.
[51] Benedetto XVI, Discorso ai partecipanti alla plenaria della Congregazione per il Clero, 16 marzo 2009 (corsivo nostro).
[52] Benedetto XVI, Lettera per l’indizione dell’Anno Sacerdotale in occasione del 150° anniversario del “dies natalis” di Giovanni Maria Vianney, 16 giugno 2009 (corsivo nostro).
[53] Benedetto XVI, Omelia nella celebrazione dei Vespri della solennità del Sacratissimo Cuore di Gesù, 19 giugno 2009 (corsivo nostro).