Kongregation für den Klerus

Erster Adventssonntag

Lesejahr A

Mit dem Ersten Adventssonntag beginnt für uns Katholiken das neue liturgische Jahr. Durch das neue liturgische Jahr will die Kirche nicht nur den Beginn einer bestimmten zeitlichen Periode anzeigen, sondern den Anfang eines neuen Engagements im Glauben all jener, die Christus nachfolgen. Diese Zeit, die so tief, reich und intensiv im Gebet nicht zuletzt durch den Weg der Umkehr ist, will uns neuen Schwung geben, um die Botschaft dessen aufzunehmen, der für uns Mensch geworden ist. In der Tat spornt uns die ganze Liturgie des Advents an, wirklich aufzuwachen in unserem christlichen Leben und wachsam zu sein, um Christus zu erwarten, der kommt: „Wache auf! Erinnere dich daran, dass Gott kommt! Nicht gestern, nicht morgen, sondern heute, jetzt! Der einzige und wahre Gott, ‚der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs‘, ist kein Gott, der im Himmel weilt, ohne sich für uns und unsere Geschichte zu interessieren, sondern er ist der Gott-der-kommt“[1].

Die Zeit des Advents ist also eine Zeit wachsamer Erwartung, die uns darauf vorbereitet, das Geheimnis des fleischgewordenen Wortes aufzunehmen, das durch den jungfräulichen Schoss Marias geboren wird. Doch bereitet uns diese Zeit nicht nur grundlegend darauf vor, dieses großartige Ereignis anzunehmen, sondern ganz in unserem Leben Fleisch werden zu lassen. Wir dürfen sagen, dass das wahre Licht durch den unbefleckten Schoss Marias in die Welt eintritt, aber nicht in ihm bleibt. Vielmehr verlässt es diesen in der Absicht, in unser düsteres und von der Sünde verdunkeltes Leben einzutreten, um es mit dem Licht seiner Gnade zu erleuchten, damit wir selbst Licht werden können. Daher durchleben wir diese Zeit der Erwartung nicht nur um eine historische Erinnerung zu feiern; vielmehr durchleben wir sie, damit diese Erinnerung neu vergegenwärtigt und präsent wird in unserem Leben im Dienst für die anderen. Den Herrn, der kommt, erwarten, bedeutet also warten, wachen, damit das Wort der Liebe in uns eintritt und sich jeden Tag in unserem Leben verwirklicht.

Auch der Selige John Henry Newman rief in einer adventlichen Homilie ins Gedächtnis: „Der Advent ist eine Zeit der Erwartung, er ist eine Zeit der Freude, weil jede Ankunft Christi ein Geschenk der Gnade und der Rettung ist. Er ist aber auch eine Zeit des Engagements, spornt er uns doch an, die Gegenwart als Zeit der Verantwortung und der Wachsamkeit zu leben, der ‚Wachsamkeit‘ im Sinne einer Notwendigkeit – Dringlichkeit! – lebendiger und aktiver Erwartung“. Damit dies geschieht, muss man aufstehen, wie der Völkerapostel in der heutigen Lesung an die Römer mahnt: „Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden“ (Röm 13,11).

Man muss sich aufmachen und hinaufsteigen auf den Berg des Herrn, um sich erleuchten zu lassen von seinem Wort des Friedens und sich den Weg, der zu bewältigen ist, zeigen zu lassen (vgl. Jes 2,1-5); man muss außerdem das Verhalten ändern, die Werke der Finsternis lassen und die „Waffen des Lichts“ anlegen, um so allein nach den Werken Gottes zu streben und die Werke des Fleisches zu meiden (vgl. Röm 13,12-14). Durch das Erzählen des Gleichnisses umreißt Jesus den Lebensstil des Christen, der nicht zerstreut und gleichgültig sein darf, sondern aufpassen muss, um auch das kleinste Zeichen der Ankunft des Herrn wahrzunehmen, weil wir die Stunde, in der Er kommen wird, nicht kennen (vgl. Mt 24,37-44).



[1] Benedikt XVI, Erste Vesper des Ersten Adventsonntags, Petersdom, 2. Dezember 2006.