Kongregation für den Klerus

Zweiter Adventssonntag

Lesejahr A

„Kehrt um, denn das Reich Gottes ist nahe“ (Mt 3,1). Mehr denn je ertönt in unserer Zeit der erschütternde Aufruf desjenigen, der noch im Schosse seiner Mutter zum Vorläufer erwählt worden war. Er, der für das Volk Israel die krummen Wege und das abwegige Leben wieder zurecht rücken sollte, ist Johannes der Täufer, die leuchtende Gestalt, den die Väter der Kirche als „den letzten der Propheten“ bezeichnen.

Der johanneische Ruf des zweiten Adventssonntags findet kräftigen Widerhall in unseren Herzen und lässt unsere Seele, die aufgerufen ist, die Tür dem kommenden Herrn weit zu öffnen, erbeben. Wir sind zur Busse aufgerufen, um „würdige Früchte der Umkehr“ (Mt 3,8) hervorzubringen. Sonst kann es auch uns so ergehen: „Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen“ (Mt 3,10). Dies verlangt eine wahre und echte Veränderung des Lebens. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es der Hoffnung, dass der Herr, der „der Gott der Beharrlichkeit und des Trostes ist“, uns „die Gesinnung, die Jesus Christus entspricht“ (Röm 15,5), gewährt. Wie er uns angenommen hat, so sind auch wir aufgerufen, uns gegenseitig „zur Ehre Gottes“ anzunehmen. Diese sprosst wie ein Trieb aus dem Baumstumpf Jesse hervor, und tut sich mit seinem „Geist der Weisheit und der Klugheit, seinem Geist des Rates und der Stärke, seinem Geist der Kenntnis und der Furcht des Herrn“ (Jes 11,1-2) kund. Dieser Geist wird nicht mehr wie in vergangener Zeit vorübergehend sein. Er wird vielmehr dauerhaft auf Dem sein, den der Herr senden wird: „Der Geist des Herrn ruht auf mir und daher hat er mich gesandt. […] Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“ (Lk 4,18-21).

Der heilige Hieronymus schreibt in den Lesungen der II Nokturne: „Dieser tadellose Zweig, der aus dem Baumstumpf Jesse hervor sprießt, ist die Jungfrau Maria. Die Blüte ist der Retter selbst, der im Canticum sagt: Ich bin die Blume der Felder und die Lilie der Täler“. Er beschreibt genau die Schönheit dieser Blüte, die der Herr für uns wachsen lassen wird, so dass der heilige Bernhard in seiner Homilie über den Advent beteuert: „Der Sohn der Jungfrau ist die Blume, eine Blume weiß und purpurrot, unter tausenden erwählt, eine Blume, deren Anblick die Engel erfreut und deren Duft den Toten das Leben wieder gibt; eine Blume des Feldes, wie er sagt, nicht des Gartens; denn die Blume des Feldes blüht von selbst und ohne Zutun des Menschen, ohne die Pflege des Gärtners. In dieser Weise hat der Schoss der Jungfrau Maria wie ein immer grünes Feld jene göttliche Blume hervorgebracht, deren Schönheit nicht vergeht und deren Glanz sich nicht verdunkelt […] O himmlischer Trieb, Du wertvollster und heiligster von allen! O wahrer Baum des Lebens, der Du allein würdig bist, die Frucht der Erlösung hervorzubringen!“.

Wie der hl. Augustinus zu sagen pflegte, muss man in dieser Zeit den Herrn um das Geschenk der Bekehrung bitten: „Was ist also zu sagen? Hing es vielleicht von Dir ab, o Mensch, wenn Du nach Deiner Hinwendung zu Gott seine Barmherzigkeit verdient hast, während jene, die sich abgewendet haben, nicht die Barmherzigkeit erlangt haben und auf Gottes Zorn gestoßen sind? Wie hättest Du Dich hinwenden können, wenn Du nicht gerufen worden wärest? War es nicht etwa der, der Dich gerufen hat, als Du noch sein Feind warst, um Dir die Gnade der Einsicht zu gewähren? Schreibe also nicht Dir das Verdienst Deiner Bekehrung zu: Denn wenn Gott Dich nicht gerufen hätte, als Du vor ihm flohst, hättest Du nicht umkehren können“[1].

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jes 11,1-10: http://www.clerus.org/bibliaclerusonline/de/9abulmk.htm

Rm 15,4-9:

Mt 3,1-12: http://www.clerus.org/bibliaclerusonline/de/9abusdc.htm



[1] S. Agostino, Auslegung der Psalmen, 84,8-9.