Kongregation für den Klerus

Vierter Adventssonntag

Lesejahr A

„Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel, Gott mit uns, geben“ (Jes 7,14). Diese Aussage des Propheten Jesaja, die bekanntlich von jenen, die die Ankunft des Messias unter den Menschen verkündet, die feierlichste ist, gibt uns einen Vorgeschmack von jenem großartigen Tag, der sich uns naht, und der der Tag der Geburt Jesu sein wird. Ihn hatten alle Propheten angekündigt, in Ihm erfüllt sich die ganze Schrift und findet ihre Vollendung. Unser Gott wird Mensch werden, geboren werden, dank der großherzigen Bereitschaft der „Jungfrau“, die von Ewigkeit her auserwählt war, Mutter des Erlösers zu sein. Einerseits sehen wir den kleingläubigen Ahas, der das Angebot Gottes, ihn um ein Zeichen zu bitten, ablehnt; andererseits sehen wir Gottes Aufdringlichkeit, der ihm dieses Zeichen gewähren will, damit Er unter den Menschen wohnen und dort ganz heimisch werden kann (vgl. Jes 7,10-14).

„Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen“ (Mt 1,20). Analog und doch ganz im Gegensatz zu dem, was im Buch des Propheten Jesaja über die ungläubige Haltung des Ahas steht, sehen wir die feste Zustimmung Josefs, der, nachdem er von Mariens unerwarteter Schwangerschaft Kenntnis erlangt hatte, zunächst entschlossen war, sich entsprechend der Gesetzesvorschrift in aller Stille von ihr zu trennen, dann aber, durch den Engel des Herrn ermutigt, „tat..., was er … ihm befohlen hatte, und... seine Frau zu sich [nahm]“ (Mt 1,24). Die Schwangerschaft war zwar durch den Heiligen Geist bewirkt worden, aber das minderte Josefs Vaterschaft nicht, vielmehr wurde sie durch all das vertieft, denn „du wirst ihm den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ (Mt 1,21). Mit anderen Worten wird er dank seiner besonderen Vaterschaft, die er bereitwillig annahm, ermöglichen, dass Gott seine Zusage, inmitten seines Volkes zu wohnen, tatsächlich verwirklichen kann. So lässt uns Josefs großer Glaube erkennen, dass auch die persönlichsten Dinge im Leben durch den Glauben einen neuen Stellenwert erhalten. Darum muss, wie uns heute Paulus, der „zum Apostel Berufene“, mahnt, ein jeder von uns, um seines Bekenntnisses zu Christus willen, zum „Glaubensgehorsam gelangen“ (vgl. Röm 1,1-7).

An all dem erkennen wir die große Sendung Mariens, die in Gottes Händen zum einzigartigen Werkzeug wird, weil es ihr zu verdanken ist, dass Gott unter den Menschen erstmals Wohnung nimmt, indem nämlich sie zur ersten Wohnstätte des Wortes wird: „Du, o Maria, bist heute zum Buch geworden, in das unsere Lebensregel eingetragen ist. In dir wurde heute die Weisheit des ewigen Vaters eingeschrieben. […] O Maria, meine süße Liebe, in dir ist das Wort aufgezeichnet, das uns leben lehrt. Du bist der Tisch, an dem uns jene Lehre gereicht wird. Ich sehe, wie dieses Wort, sobald es in dich eingetragen wurde, nicht ohne das Kreuz einer heiligen Sehnsucht behaftet war. Vielmehr wurde ihm, sobald es dir überlassen war, der Wunsch, für das Heil der Menschheit, für die es Fleisch annahm, zu sterben, eingeprägt und zugestanden.“[1]

Lasst uns also vom Schlaf aufstehen, denn die Geburt des Herrn steht unmittelbar bevor; gehen wir ihm entgegen. Seine Ankunft in Herrlichkeit steht bevor: Hören wir auf ihn, lieben wir ihn und folgen wir ihm nach!



[1] Katharina von Siena, Gebet und Erhebung, Rom 1920, 118-120.