Fünfter Sonntag der Osterzeit

Lesejahr A

 

 

An diesem fünften Sonntag der Osterzeit legt uns die Kirche wie in der vergangenen Woche einen Abschnitt aus dem Evangelium des Evangelisten Johannes vor, in dem Jesus, der Herr, seinen Jüngern tiefe Wahrheiten über ihre Identität enthüllt.

            Aber die treibende Kraft, das, was dafür sorgt, dass sich das Gespräch zwischen den Gesprächspartnern des heutigen Textes entwickelt, ist nicht mehr ein allgemeiner Wunsch nach Glück; vielmehr geht es um den Kern der tieferen Erwartungen des Menschen: den Wunsch, Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen! „Phlippus sagte zu Ihm: Herr, zeige uns den Vater“ (vgl. Joh 14,8).

            Das Verhalten jener, die mit Jesus reden, könnte skandalös für uns sein: Die Bemerkung des Philippus – „das genügt uns“ – wie auch die Worte, mit denen Thomas die Frage nach dem Weg stellt, um an den Ort, an den der Herr gehen wird, zu gelangen (vgl. Joh 14,5), rücken die beiden Apostel in der Tat in ein schiefes Licht, so dass wir instinktiv auf Distanz zu ihnen gehen. Doch wie oft lassen wir es eigentlich zu, dass uns die Trägheit unseres Glaubens zu einer Schwere des Geistes verleitet, durch die unser Blick gleichsam blind wird für die Werke, die der Herr im Leben eines jeden von uns vollbringt? So kommt es, dass wir auch die bedeutsamste Einladung Jesu nicht beachten: „Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke!“ (vgl. Joh 14,11).

            Man kann es nicht leugnen: Wir sagen oft, dass wir dem Herrn nachfolgen und wir meinen es so; aber diese Nachfolge könnte lediglich theoretischer Natur sein. Ursächlich hierfür ist die Tatsache, dass wir seinem Wort in uns nicht ausreichend Raum gewähren, wir es nicht durch das Gebet erblühen lassen (vgl. Apg 6,4). Vor allem aber stellen wir uns nicht zur Verfügung, damit Christus durch uns, die wir durch die Sakramente neu geschaffen worden sind, gegenwärtig wird, „um geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen“ (1 Petr 2,5).

            Der auferstandene Herr hat uns durch seinen Sieg über den Tod ein Beispiel gegeben und die Türen des Himmels geöffnet. So zeigt er uns, der Weg zu sein, der zum Vater führt, aber auch die Wahrheit und das Leben: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9).

            Bitten wir daher den Vater, uns immer seinen Geist zu schenken, damit in uns klarer sei, dass es nur durch Christus möglich ist, den guten Plan der Vorsehung für unser Leben zu erkennen, damit wir so unsere sichere Hoffnung und unser Verhalten allein auf Ihn gründen. So werden wir leichter wahrnehmen, dass der Herr immer neben uns ist, ja sogar, dass wir wirksame Instrumente sein können, damit er der ganzen Welt offenkundig wird!

            Diese Aufgabe verdanken wir der Entscheidung Gottes: Wie wir in der zweiten Lesung gelesen haben, war für die ersten Jünger klar, bevorzugt worden zu sein: „Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm“ (vgl. 1 Petr 2,9). Wir müssen dieses Bewusstsein wieder neu erlangen, damit wir durch die Erfahrung des neuen Lebens mit dem Psalmisten singen können: „Für die Frommen, ziemt es sich Gott zu loben“ (Sal 33,1).